1876 / 287 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 05 Dec 1876 18:00:01 GMT) scan diff

der ersteren beiden Beamten 5900 st mit einer jährlichen Steigerung um 300 M bis zum Maximum von oo M und ein Wohnungsgeldzuschuß von 1000 6 bewilligt. Die Beamten ollen lebenslänglich, mit Pensionsberechtigung angestellt wer⸗ m, und zwar sollen ihnen die bereits im Staats dienste zuge⸗ brachten Dienstjahre angerechnet werden. Zu einem der beiden oberen Beamten wurde der bereits provisorisch angestellte Kreisrichter a. D. Denhard mittelst Akklamation, ge⸗ wählt. Sodann wählte der Landtag als Mitglieder und Stellvertreter des Bezirksverwaltungsgerichts in Cöslin die jetzt in Funktion stchenden Herren wieder und ernannte eine nene Kommiffion behufs Wahrnehmung der der Provinzial⸗ vertretung zustehenden Mitwirkung bei der Kontrole der Rentenbank für die Provinzen Pommern und Schleswig ⸗Holstein. Zur Erhaltung und Reorganisation der Provinzial G ewerbeschule Zu Stettin bemilligte man / des erforderlichen Baarzuschusses, ungefähr 5334 6 jöihrlich. Ebenso gewährte man den Pom⸗ merschen Blindenanflalten in Stettin als Ersatz für den Ausfall der bisherigen Hauskollekte einen Zuschuß von 4610 6 für das Jahr 1877, bewilligte ferner zur Unterbringung zweier blinder Knaben eine Beihülfe von 180 S und gab dem Stifte Salem in Neu⸗Torney eine einmalige Unterstützung von 600 M Dagegen beschloß die ,, nach lange⸗ ren Verhandlungen, in Zukunft die Kosten, welche die Theil⸗ nahme der, vom Landtage gewählten Mitglieder der Ober⸗ Ersatzkommissionen an dem Ersatzgeschäfte verursacht, nicht mehr aus Provinzialmitteln zu erstatten. Ein 22 der Staatsregierung auf Gewährung von Mitteln zur Abwehr der Heuschreckenplage wurde mit großer Mehrheit abgelehnt.

Breslau, 2. Dezember. Der 25. schlesische Pro⸗ vinziallandtag erledigte in seiner gestrigen, unter dem Vorsitz des Herzogs von Ratibor abgehaltenen Sitzung eine Reihe von Vorlagen in erster Berathung durch Ueber— weisung an die Kommissionen. Bezüglich der Seetransit⸗ tarife beschloß er, den Provinzialausschuß zu, beauftragen, von Neuem wegen der Aufhebung derselben an. Ortes vorstellig zu werden. Bei der Berathung der Vorlage, be— treffend die Wahlen zu den ,, beschloß der . iallandtag, den Beschluß, nach welchem den bürgerlichen Mitgliedern der ber Er fatzkommiffionen Seitens der Provinzialverwaltung keine Entschädigung zu ge⸗ währen sei, aufrecht zu . Die Vorlage, betreffend die Wahl eines technischen Oberbeamten Landes⸗ Bauraths) wurde unter Ablehnung eines auf ge— heime Berathung desselben in erster und . esung gerichteten Antrags dem Finanzausschuß überwiesen. Von den rn nnn, des Landtages sei erwähnt, daß derselbe er⸗ Llärte, daß nicht der Provinzialausschuß, sondern allein der Provinzial⸗-Landtag befugt sei, dem Landeshauptmann die nachgesfuchte Entlassung vor Ablauf der Wahlperiode zu er⸗ theilen. ö des Oderlateral⸗Kanals beschloß der Landtag, den Provinzialausschuß zu beauftragen, die Ver⸗ . über die Vornahme der generellen Vorarbeiten

ür einen Oderkanal baldigst wiederaufzunehmen und derart zu fördern, daß die Arbeiten mit dem Beginn der guten Jahreszeit in Angriff genommen werden können.

Heute erledigte der Landtag eine Reihe von Vorlagen in zweiter Berathung. Bezüglich der im Auftrage Sr. Ma⸗ jestät des Kaisers und Königs Seitens des Kultus⸗Ministers dem . der bildenden Künste zu Breslau erfolgten Ueberweisung des Kartons zu dem an der Siegessäule zu Berlin ausgeführten Mosaikgemälde nahm der Landtag mit ehrfurchtsvollem Dank Kenntniß und ermächtigte den Vor⸗ sitzenden Herzog von Ratibor, Sr. Majestät dem Kaiser und n den Dank der Provinz persönlich zu überbringen. Zum Landes-Hauptmann der a . wurde an Stelle des durch die Uebernahme des Amtes des General⸗-Landschafts⸗ Direktors von Schlesien aus dieser Stellung ausgeschiedenen Grafen von Pückler durch Akklamation der bisherige stell⸗ vertretende Landeshauptmann Landschaftsdirektor von Uth⸗ mann gewählt. Dem Schlesischen Central⸗Gewerbeverein bewilligte der Provinzial⸗Landtag pro 1877 eine Subvention von 1000 M

e , er, 1. Dezember. Der Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten hat unterm 22. v. M. in Betreff der der geistlichen, Unterrichts und Medizinal⸗Verwaltung angehörigen Stiftungsfonds in der Provinz Hannover, welche unmit⸗ telbar von Königlichen Behörden und Beamten verwaltet wer⸗ den, allgemeine Bestimmungen erlassen. Dieselben werden im Amtsblatt veröffentlicht.

Münster, 29. November. Eine Extrabeilage des „Amts⸗ blatts“ veröffentlicht die Geschäftsanweisung für die kathobischen Kirchen vor stände und Gemeindevertretun⸗ en in der Diözese Münster, welche der Königliche r, ,. * die bischöfliche Vermögensverwaltung in der Diözese Münster, Negierungs⸗-RNath Gedike, im Einvernehmen mit den Ober⸗Präsidenten der Provinz Westfalen und der Rheinprovinz, auf Grund der 66. 42 und 44 des Gesetzes vom 26. Juni 18765 unterm 26. d. M. ertheilt hat.

Wünttemberg. Stuttgart, 4. Dezember. (W. T. BV.) Bei der am Sonnabend stattgehabten militärischen Galatafel erinnerte der König in einem von ihm aus⸗ gebrachten Toast an das ruhmreiche Jahr 1870 und an dis Kämpfe bei Villiers und Champigny und schloß mit einem Hoch auf Se. Majestät den Deutschen Kaifer.

Mecklenburg. Malchin, 1. Dezember. (H. N.) Ein schwerinsches Keskript an den Landtag vom 2. d. M. führt aus, daß es nicht mehr zweckmäßig sei, eine Karte von Mecklenburg abgesondert von den die militärischen und die Verwaltungsinteressen berücksichtigenden Kartirungs⸗ arbeiten des Königlich , Generalstabs herzustellen, welcher schon im Frühjahre seine topographischen Arbeiten be⸗ ginnen werde. Die bereits seit 1867 eingezahlten Gelder soll⸗ ten deshalb den ständischen Kassen zurückgezahlt werden. Ein zweites schwerinsches Reskript fordert auf 10 Jahre je 50MM 0 tz zur Erhaltung der Flußbauwerke an der Elbe, Hayel und Stör. Die Stände genehmigten dies in der Vor⸗ aussetzung, daß aus Strelitz ein konformes Reskript eingehe.

Braunschweig. Braun schweig, 1. Dezember. . Hann. Ztg.) In Folge eines ö , . ie Ginführ img eines gemeinsamen Bußtages im Deut— , de. betrifft, hat die Landes synode beschlossen,

1s Kirchenregiment zu ersuchen, auf der hen evangelischen Kirchenkönferenz dahin zi wirken, daß, unbeschadet sonstiger, in einzelnen evangelischen Landeskirchen bereits vorhandener, mit der Feier anderer e, verbundener Buß⸗ und

lIBß⸗

Bettage ein für sich bestehen der und Bettag durch Ver⸗

legung auf einen und denselben zu vereinbarenden Tag gegen Ende des j i j

. en Kir , wenn möglich im ammten evangeli Deu

einem größeren, 2 Herzogthum einschließenden Gebiets⸗ n. eingeführt werde. Man ging bei der Fassung dieses Beschlusses von dem Gesichtspunkte aus, nur eine Direktive geben zu wollen, da die betreffende Angelegenheit in Folge von Anträgen aus Preußen, Sachsen ꝛc. bereits für die nächste Kirchenkonferenz vor bereitet wird.

*.

Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 4. Dezember. (B. T. B) Der Reichs⸗Finanz⸗Minister, egg. v. Hofmann, ist heute 4 in Begleitung des Hofraths Falk nach Pest ab⸗ gereist.

Pe st, 5. Dezember. (W. T. B.) Gestern Abend von 5 bis 7 Uhr fand wiederum ein gemeinsamer Ministerrath . an welchen sich eine Conseilsitzung unter dem Vorsitz

es Kaisers schloß. Die österreichischen Minister werden im Laufe des heutigen Tages nach Wien zurückkehren.

Schweiz. Bern, 2. Dezember. (N. Zürch. Itg.) Gestern trat die vom eidgen. Handelsdepariement einberufene Kommis⸗ sion von Sachverständigen en , um die Frage der Revi⸗ sion des schweizerisch⸗französischen Handel svertra⸗ ges und das dabei einzuschlagende Vorgehen vorzuberathen. Auf die Anfrage des Kern e. ob die Schweiz die Pgxiser Weltausstellung auch dann beschicken solle, wenn dieselbe in Folge Enthaltung anderer Länder ihre internationale Be⸗= deutung einbüßte, war man der Ansicht, daß die Schweiz trotz der sich geltend machenden Ermüdung nicht fehlen dürfe, aber eine Verschiebung auf etwa zwei 8 ehr wünschens⸗ werth wäre. Man sollte überlegen, ob nicht Schritte in dieser r, einige Aussicht auf Erfolg haben könnten. Nach dem laut Beschluß des Tessiner Staatsrathes vom 25. November das vom dortigen Großen Rathe Tags zuvor angenommene n, ne, . am 3. Dezember der Volks⸗ abstimmung vorgelegt wird und gemäß dem Bericht des eid⸗ ef ossische Kommissärs die uh? im ganzen Kanton wieder hergestellt und weitere Störung derselben nicht zu befürchten ist, hat der Bundesrath beschlossen, die am g Oktober angeordnete Piketstellung wieder aufzu⸗

eben.

4. Dezember. (Köln. Ztg.) Der Ständerath Dr. Arnold Roth von Teufen ist vom Bundesrathe zum Gesandten für Berlin gewählt worden.

Großbritannien und Irland. Lon don, 4. Dezember. . Ztg.) Die Mehrzahl der Kabinets⸗Minister ver— ieß London; Lord Beaconsfield reist heute ab. Die Stürme haben an den Küsten erheblichen Schaden ange— richtet, namentlich in Schottland. ;

Die 2 Hav.“ meldet aus Shanghai, 2. Dezember: Der britische Minister Wade ist nach Europa abgereist.

Aus Madeira, 5. Dezember, meldet W. T. B.“ Nach hier eingegangenen Nachrichten ist das englische ,, Lawrence“, das sich mit Militär in der Fahrt nach der Kapstadt befand, total gescheitert. Die an Bord befindlichen Truppen wurden gerettet, eine große Menge von Vorräthen aber ist verloren gegangen.

Frankreich. Paris, 4. Dezember. Das heutige „Jour⸗ nal officiel“! zeigt die schon telegraphisch gemeldete De⸗ mission der Minister mit folgenden Worten an:

„Versailles, 3. Dezember. Der Conseils⸗Präsident hat . die Demission der Minister und die seinige in die Hände des

räsidenten der Republik gelegt. Der Präsident der Republik hat den Conseils⸗-Präsidenten und seine Kollegen gebeten, ihre Funk⸗ tionen weiter zu führen und den öffentlichen Dienst sicher zu stellen, bis zu dem Zeitpunkt, wo er uͤber ihre Demission Beschluß gefaßt haben wird.“

Ueber die Vorgänge vom 2. Dezember erfährt die „Köln. Itg.“ Folgendes: „Der Conseils⸗Präsident Du fau re reichte seine Entlassung im . am Morgen ein und begründete sie n de, daß er sowohl in der Deputirten⸗ kammer als im Senat Niederlagen erlitten habe und also auf die Mehrheit keiner der Kammern zählen könne. Hierauf er— klärten die übrigen Minister, daß sie dem parlamenta— rischen Brauche gemäß ebenfalls ihre Portefeuilles niederzu⸗ legen gezwungen seien. Der Präsident der Republik be⸗ mühte sich vergeblich, Herrn Dufaure zum Bleiben zu be⸗ stimmen, und man kam überein, daß der Marschall seine Ent⸗ . in dem Ministerrath kund geben werde, der heute um 2 Uhr stattfand. Der Minister de Marcere schlug hierauf vor, die Frage betreffs des Begräbnisses der Mit⸗ glieder der Ehrenlegion nicht in der Schwebe zu . und ihr sofort dadurch eine Lösung zu geben, daß man den betreffenden Regierungsentwurf ein 5. zurückziehe. Nach einer längeren Debatte nahm der Ministerrath mit 5 gegen 4 Stimmen den Antrag des Ministers des Innern an, und der Marschall unterzeichnete ohne weiteres Zögern das betreffende Dekret, das sofort an den Präsidenten der Deputirtenkammer gesandt wurde. Von den Ministern hatten sich für dasselbe de Marcere, Leon Say, Teisserene de Bort, Waddington und Christophle, und gegen dasselbe Du⸗ 6 Decazes, Berthaut und Fourichon ausgesprochen. Die

Tinister begaben sich nun nach der Kammer, da wg Rücktritt noch nicht offiziell war. Sofort nach seiner Ankunft in der Kam⸗ mer begab sich Hr. de Marcere in den Aus schuß für die Begräbnißfrage, die in Sitzung war, um den Vortrag des Berichts . ons über die 2 entgegenzunehmen. Der Minister erklärte, daß der Gesetzentwurf zurückgezogen ki und man beschloß, die Regierung zu interpelliren, um der Kammer eine Tagesordnung zu unterbreiten, damit diese ö Gesinnungen kund geben könne. Der Minister nahm die Interpellation an, die dann auch in der Kammer nebst der bekannten Tagesordnung vorkam. Diese Tagesordnung selbst hieß der Minister de Marcere gut, 2 vorher mit den übrigen Ministern überlegt zu * en. Er zog nun Hrn. Leon Say, den Finanz⸗Minister, zu Rath, der ihm seine Zustim⸗ mung gab. Hr. Dufaure, der davon benachrichtigt wurde, . gegen n. nichts einzuwenden., während der eres

ecazes, besonders aber der Kriegs⸗Minister General Ver⸗ thaut, die erst später Kenntniß von derselben erhielten, sich äußerst aufgebracht über das Vorgehen de Marceré's zeigten.

Die drei Gruppen der Linken hielten am 3. d. M. Berathung. Die neue politische Lage bildete den alleinigen Gegenstand derselben. Die republikanische Linke, von der 120 Mitglieder sch zusammengefunden hatten, stellte die Grund⸗ lagen für das zukünftige Auftreten auf, und beschloß, ihren

eventuell wenigstens in

Paschg,

a Gruppen mitzutheilen. n der Versammlung der „Union Wyublicaine“ (der uad ü Verein) fanden sich mehrere Mitglieder der republikanischen Linken ein, um die Beschlüsse . Fraktion mitzutheilen. Letztere wurden gut geheißen. Sie besagen, der Köln. Ztg.“ zufolge, daß die drei republikani 1 ruppen ihre Einheit vo m, aufrecht⸗ erhalten wollen, einerlei, wie das neue Kabinet zusammen⸗

esetzt sein würde, und zwar nicht darauf ausgehen, das Ka⸗ kan zu stürzen, aber solche Beschlüsse fassen wurden, die sie für gut halten, ohne sich darum zu bekümmern, ob die Mi⸗ nister zufrieden sind oder nicht.

In . Kasernen von Paris . seit längerer Zeit schöon der Typhus. Die große Kaserne am Chateau d Eau hat bereits geräumt werden an General Ladmirault hat, der „Köln. Ztg.“ zufolge, die strengsten Be⸗ fehle gegeben, für die gesundheitliche Einrichtung auch der anderen Kasernen alle Vorsichtsmaßregeln zu treffen. Der Marine⸗Minister hat seinerseits bestimmt, daß man wegen des Truppenwechsels in den Kolonien zu ber Ordonnanz von 1825 zurückkehren solle; demgemäß werden auf den Antillen die Truppenablösungen im Dezember stattfinden und in Guyana im April. Die außerparlamentarische Vereinigung der Aerzte, welche Mitglieder des Senats oder der Deputirten⸗ kammer find, hat sich in ihrer letzten Sitzung ebenfalls mit dem Gesundheitastande der Armee beschäftigt. Ihr Präsident Laussedat hat die Aufmerksamkeit der Versammlung auf den Gesetzentwurf über die Organisation des Sanitätsdienstes in den , , gelenkt. Der darüber ausgearbei⸗ tete Bericht ward von der Versammlung einstimmig genehmigt. Die Deputirtenkam mer hat am 27. November das Amendement des Deputirten der JYJonne, Guichard, ange—⸗ nommen, demgemäß eine Statistik der religiösen Con⸗ ee ene, aufgenommen werden soll, die in Frankreich estehen. Die klerikale Rechte war dagegen, doch erhielt das Amendement 343 gegen 121 Stimmen. Die „Korresp. Havas“ berichtet über folgendes „Formular“, das in Rennes und Umgegend jetzt in Umlauf sein soll. „Katholischer Kreuzzug. Miliz von Jesus Christus. Lx... Unterzeichne⸗ ter., wohnhaft in .... Pfarrei.. . Sprengel von ..., nach Kenntnißnahme der allgemeinen und besonderen Pflichten der Mitglieder des Katholischen Kreuzzuges, bittet um seine Aufnahme in die Miliz von Jesus . unter dem heu⸗ tigen Datum. den ... 187 ...“

4. Dezember. (W. T. B.) Der Marschall⸗Prä⸗ sident Mac Mahon hat, der „Agence Havas“ zufolge, den Herzog Audiffret Pasquier ersucht, die Bildung eines neuen Kabinets zu übernehmen. Derselbe habe diesen Auftrag bisher noch nicht angenommen; der Marschall⸗Präsident ö dem Herzog gegenüber bemerkt, daß er vor der definitiven

ntwort des , in der Kabinetsfrage nichts Weiteres thun werde. Die von den Journalen gebrachten ander⸗ weitigen Mittheilungen über die Zusammensetzung des neuen Kabinets werden von der „Agence Havas“ für un be— gründet erklärt. In parlamentarischen Kreisen nimmt man an, daß die Konstituirung des neuen Kabinets im Laufe des morgenden Tages erfolgen werde.

Versailles, 4. Dezember. (W. T. B) In der heu⸗ tigen Sitzung der Deputirtenkammer wurde die Berathung des Budgets zu Ende geführt; der Betrag der von der Kammer genehmigten Ausgaben stellt sich auf 2,737, 000, 000 Fres.

Spanien. Madrid, 2. Dezember. (Ag. Hav.) Der General Concha t im Senat eine Rede gehalten, in welcher er die Unnöthigkeit der Cubanischen Änleihe zu beweisen versuchte. Er kritisirte die Absendung von über⸗ mäßigen Seestreitkräften zur Bewältigung von 5000 aufstän⸗ dischen Negern, die weiter nichts seien als Deserteure und nur auf Plünderung, Brandstiftung und Mord ausgingen. Der General erkannte jedoch an, daß es schwierig sei, die Insurrektion zu unterdruͤcken wegen der Art ihrer Kriegfüh⸗ rung. Nach ö Meinung müßte man die Insurgenten in den Wäldern abzusperren und zu verhindern suchen, daß sie daraus entkommen.

Portugal. Lissabon, 2. Dezember. (Ag. König und die Königin, sowie die Minister, das diplo⸗ matische Corps und die ganze italienische Kolonie haben dem Todtenamt zum Gedächtniß der Herzogin von Aosta beigewohnt.

Griechenland. Athen, 4. Dezember. (W. T. B.) Der Könzg berief Delige orgis zu sich, um mit ihm wegen der eingetretenen Kabinetskrisis zu verhandeln. Deli⸗ eri welcher die Schwierigkeit der Bildung eines neuen

abinets den verschiedenen Parteien gegenüber einsah, schlug dem König vor, die Abstimmung über die Steuerauflage in der Deputirtenkammer noch einmal wiederholen zu lassen.

Türkei. Konstantinopel, 2. Dezember. Schon vor einiger Zeit hat sich hier unter dem Vorsitze Mithad Paschas eine neue Kommission 66 Sammlung von Be⸗ iträgen für die Bedürfnisse des Staates gebildet. Wie nun der „Bassiret“ meldet, handelt es sich dabei um nichts Anderes, als um eine 3wangs anleihe. Es sollen nämlich 150 Millionen Piaster in Coupons von 5, 10 und 20 Piaster ausgegeben und auf sämmtliche männliche Bewohner des i welche das 15. Jahr vollendet haben, repartirt werden.

Der W. „Presse“ wird telegraphisch gemeldet:

Kon stantinopel, 3. Dezember. Gleich nach dem Ein⸗ treffen Lord Salisburys wird der Tag, an dem die Kon⸗ ferenz zusammentreten soll, festgesetzt werden. Bei der Pforte laufen fortwährend Schriftstücke nicht-⸗bulgarischer Gemeinden aus Rumelien und Macedonien ein, in welchen dieselben leb⸗ It dagegen protestiren, daß eine Nation des Reiches, die

ulgaren nämlich, auf Kosten der anderen berücksichtigt werden soll. Wie nun in hiefigen diplomatischen Kreisen verlautet, wird die e e diese Schriftstücke der Konferenz zur Wür⸗ digung vorlegen. Der Generalissimus Abdul Kerim der noch immer hier weilt, ist in Folge eines immer zu hüten nicht empfangen

6 zu beauftragen, dieselben den 6 republika⸗

periodischen Fieberanfalles gezwungen, das und konnte derselbe daher vom Sultan no

werden.

Pera, 3. Dezember. Der englische Botschafter machte dem hiesigen Ministerium des Aeußern Mitthei⸗ lung über die Resultate der Besprechungen, welche Lord Salis⸗ bury auf seiner 5 mit den Kabinetten von 3 Berlin, Wien und Rom gepflogen hatte. Es ergebe sich aus k daß alle vier Kabinette sich in Betreff eines russisch⸗

türkischen Krieges freie Hand vorbehalten haben.

av.) Der .

Belgrad, 3. Dezember. Die Demarkationskom⸗ mission ist von Alexinatz hier eingetroffen und * ihre Arbeiten auch im Süden Serbiens auf Grundlage des fak⸗ tischen Besitzstnndes der beiden Armeen beendet. Es verbleibt demnach i die Türken, die Jankova⸗Klissura und die ee , chaften des Mudirliks von 3 6 durch die Serben besetzt. Die Kommission begiebt si hier an die Drina.

Dasselbe Blatt giebt ein annäherndes Stärkeverhältniß der Armeen, gegen welche „die Pforte ihre kriegerischen Vor⸗ bereitungen zu treffen hat“, in folgender Weise an: Die sechs Corps der russischen Südarmee zählen ungefähr 200,009, die drei Corps der kaukasischen Armee 100,000 Mann. Monte⸗ negro und die Insurgenten können ein Kontigent von 25,000, Serbien 59, 000, Rumänien 120,000, Griechenland 66,006 Mann aufstellen. Nach diesen 3. zu niedrig als zu hoch ge⸗ griffenen Ziffern müßte die Pforte eine Feldarmee von 560, 900 Mann aufbringen, ungerechnet die Garnisonen, welche die Türkei im Innern des Reiches zur Verhinderung lokaler Aufstände zurücklassen müßte. Die „Presse“ zweifelt daran, ob 140,000 Mann für die Besatzungen von Konstantinopel, Adrianopel, Philippopel, Sofia, Salonichi und anderer wich⸗ tiger Städte genügen werden; demnach benöthigte die Pforte einer Armee von mindestens 700,000 Mann, die sie bei der großen n n und Einwohnerzahl des Reiches allerdings werde aufstellen können. Ob aber die Geldmittel der Türkei ausreichen werden, eine solche Armee zu bewaffnen, zu organisiren und zu erhalten, ist eine andere Frage.

Dem „Obzor“ wird aus Belgrad, 24. November, gemeldet, daß die neuorganisirten vier serbischen Corps je 15,0900 Mann betragen werden. General Konstantin Protics soll das Kommando des Corps Schumadia, General Horva⸗ tovies jenes am Timok, Alimpics an der Drina, Buchevics das Corps an der Morawa befehligen.

London, 2. Dezember. (E. C.) Am 4. findet im Rath⸗ hause von Birmingham ein öffentliches Meeting betreffs der orientalischen Frage statt. John Bright wird eine Rede halten über die Politik der Regierung, nachdem der Vorsitzende des liberalen Vereins einige einleitende Worte ge— . Folgende vom Ausschusse des Vereins angenommene Resolution wird der Versammlung vorgeschlagen werden: „Die Versammlung protestirt ö. die erhitzende Sprache in der letzten Rede des Premier⸗Ministers, als gegen eine solche, die berechnet ist, dieses Land in einen unnöthigen Krieg zu verwickeln und ist der Meinung, es sei die gebieterische Pflicht der Regierung, sich mit Rußland und andern Großmächten herzlich und ernstlich zu vereinigen, um die Unabhängigkeit derjenigen Provinzen der europäischen Türkei zu sichern, welche so lange unter der erdrückenden Herrschaft der Pforte gelitten haben.“

von

Numänien. Bu karest, 4. Dezember. (W. T. B.) Der Senat hat nunmehr nach dreitätigen Debatten be⸗ schlossen, daß die gerichtliche Verfolgung der angeklag—⸗ gi , Mien welche zugleich Senatoren sind, statt⸗

nden soll.

Dänemark. Kopenhagen, 1. Dezember. (H. N.) Das Landsthing brachte . die zweite Berathung des Gesetzent⸗ wurfs, betreffend die Steuer auf inländischen Rübenzucker, zu Ende und zwar mit Annahme des Aenderungsvorschlages, wonach durch rückwirkende Kraft des Gesetzes den Zucker fabriken die zu viel erlegte Steuer refundirt werden soll, was die Summe von 15,900 Kr. ausmacht. In der Sitzung des Folkethings theilte der Präsident Krabbe mit, es sei ihm ein Schreiben vom Conseils⸗Präsidenten zugegangen, nach welchem (wie schon telegraphisch gemeldet) durch Königliche Reso⸗ lution vom heutigen Datum die Reichstagssession auf 2 Monate, vom 2. Dezember bis zum 2. Februar verlän⸗ gert worden sei. Das gegenwärtige Ministerium hat dadurch den 5. 19 der Verfassung, wonach der Reichstag ohne des Königs Einwilligung nicht länger als 2 Monate zusammen bleiben kann, wieder zur Geltung gebracht.

Amerika. Washington, 4. Dezember. (W. T. B.) Der Kongreß ist heute zusammengetreten und hat 6 Organisation bewerkstelligt. Vom Senat und von der

epräsentantenkammer wurden Kommissionen ernannt, um über die Wahlen in Südkarolina, Florida und Louisiana eine , , n. vorzunehmen. Eine Botschaft des Präsidenten ist dem Kongreß nicht zugegangen.

New⸗Hork, 4. Dezember. (W. T. B.) In der gestrigen Versammlung der Repräsentanten von Südkaro⸗ lina konstatirte der Sprecher der demokratischen Abgeordneten, daß sich 100 Konstabler in der Versammlung befanden, um die demokratischen Abgeordneten mit Gewalt aus dem Sitzungs⸗ saale zu entfernen. Da nun ein derartiger Versuch leicht Blutvergießen zur Folge haben könne, sprach der Sprecher der Demokraten die Vertagung der von ihm als legale Kam⸗ mer bezeichneten Versammlung aus. Die republikanischen . blieben in dem Gebäude der Legislative zur Sitzung zurück.

Der „Daily News“ wird aus New⸗York vom Mittwoch telegraphirt: „Nur ein einziger zweifelhafter Staat bleibt ungezählt Louisiana. Acht Voten sind Alles, was nothwendig ist, um Mr. Hayes zu wählen. Von den in Louisiana wirklich abgegebenen Voten hat Mr. Tilden eine große Majorität, aber dieselbe wurde durch gesetzwidrige Drohungen, Einschuchterung, Mißhandlung, namenlose Exzesse, und selbst Ermordung von Negern erlangt. Die in diefer Weise für Tilden abgegebenen Voten vieler Kirchspiele werden für ungültig erklärt werden und das Elektoral⸗Votum wird für Hayes abgegeben werden. Die unruhigen Zustände in Südkarolina sind lediglich durch Lokalstreitigkeiten, welche zur Frage der Präsidentenwahl in keiner Verbindung stehen, eutstanden. In zwei Kreisen verhinderten a . Ausschrei⸗ tungen, wie die in KLouisiang vorgefallenen, die Re⸗ publikaner an der Abstimmung. Der Aufsichtsrath verweigerte den so. gewählten demokratischen Legis⸗ lgtur⸗ Mitgliedern die Certifikate, aber der höchste Gerichtshof des Staates gewährte ihnen dieselben. Der Com⸗ mandeur der das Staatsgebäude bewachenden Bundestruppen weigerte sich, die Certifikate des Gerichtshofes anzuerkennen. Sämmtliche Demokraten zogen sich mit den verworfenen Cer⸗ tifikaten zuruck und es wurden zwei Legislaturen organifirt. Es drohen weitere ernstliche Verwickelungen. andel stockt in hohem Grade. Das Syndikat berichtet, es sei un— möglich, Bonds zu fundiren, so lange die ungeregelten Zu⸗ stãnde anhalten.

(W. T. B) In Antwerpen eingetroffene Depeschen melden, wie der Precurseur“ vom 4 Dezember mittheilt, den Ausbruch einer Revolution in Buenos-Ayres. Die Stadt sei in Belagerungszustand erklärt worden.

Asien. (A. A. C.) Der Sohn von 3 Bey, dem Herrscher von Kaschgar, ist von den Chinesen gefangen genommen worden.

Afrika. (A. A. C) Der König von Dahome ist entschlossen, jedwedem Angriffe Widerstand entgegenzusetzen. Zu diesem Behufe hat er in 4 eine große Armee zu⸗ sammengezogen, um die Engländer zu empfangen. Man laubte allgemein, die Einwohner selber, die lange wünschten, ich der grausamen Herrschaft des jetzigen Königs zu entledigen, würden bereit sein, mit den Engländern gemeinschaftliche Sache zu machen, aber sie fürchten ihren alten Herrscher viel zu sehr, um ihren Gefühlen Luft zu machen. In der Blokade von Dahomey ist keine Veränderung eingetreten.

*

Aus dem Wolffschen Telegraphen-Bureau.

London, Dienstag, 5. Dezember, Vormittags. Glad⸗ stone hat zugesagt, bei der antitürkischen National— Konferenz am 8. d. zu erscheinen, in welcher die englische Regierung ersucht werden soll, sich nicht durch Abmachungen a binden, welche die Türkei berechtigen könnten, auf Eng⸗ ands Hülfe zu rechnen.

Athen, Dienstag, 5. Dezember, Vormittags. Da De— ligeorgis die Bildung des neuen Kabinets bis jetzt nicht zu Stande bringen konnte, hat der König den bisherigen Kon⸗ seilpräsidenten Kom unduros ersucht, die Geschäfte bis zur Beseitigung der Krisis fortzu führen. Die von Deligeorgis vorgeschlagene Wiederholung der Abstimmung über die Steuerauflage wird in der heutigen Sitzung der Deputirten⸗ kammer stattfinden.

Nr. 24 des Central⸗Blatts der Abgaben⸗, Gewerbe⸗ und andels⸗Gesetzgebung und Verwaltung in den Königlich preußischen taaten hat folgenden Inhalt: J. Allgemeine Verwaltungsgegen⸗

stände: Abänderung der Formulare zu den hauptamtlichen Jahres⸗ rechnungen. Termine des Finalabschlusses für die Hauptämter und unteren Hebestellen. Remunerationen aus dem Verkaufe unbrauch⸗ barer Akten. Außercourssetzung der Zweitbaler⸗ und Eindrittel⸗ thalerstücke. Veränderungen in dem Stande und in den Befug⸗ nissen der Zoll⸗ und Steuerstellen. III. Indirekte Steuern: Ta⸗ rifirung von Feld oder Spannstühlen. Tarifirung von Fußkissen. Steuerbefrejung von Spiritus zur Anilinfarbenfahrikation. Auf⸗ stellung der Uebersichten über Produktion 2c. von Zucker. Dena—⸗ turirung von Gewerbesalz durch Petroleum, Kienöl 2c. VI. Per⸗ sonalnachrichten.

Statistische Nachrichten.

Das Kaiserliche statistische Amt veröffentlicht im Heft III. Abtheilung 2 der Vierteljahrshefte zur Statistik des Deutschen Reichs für 1876 u. A. Nachweise über Erwerb und Verlust der Reichs- und Staatsangehörigkeit im Deutschen Reiche durch Aufnahme und Naturalisation, bezw. Entlassung im Jahre 1875. Danach sind an Angehörige anderer Bundes⸗ staaten 3879 Aufnahme ⸗Urkunden ertheilt worden, und zwar 2352 an Familien und 1527 an einzelne Personen. Dieselben erstreckten sich auf im Ganzen 19,289 Personen. Die Zahl der im J. 1875 nach anderen Bundesstaaten entlassenen Personen betrug 1251. Ver⸗ gleicht man dieselbe mit der der Aufgenommenen, so ergiebt sich, daß mehr als achtmal so viel Personen aus anderen Bundesstaaten auf⸗ genommen, als nach solchen entlassen worden sind, wobei aber zu be⸗ rücksichtigen ist, daß die meisten derjenigen Personen, welche in den Verband eines anderen deutschen Staats aufgenommen wur— den, die Entlassung aus ihrem bisherigen Heimathsstaate nicht nachgesucht haben, und daher zwei Staatsverbänden angehören. Die Wiederverleihung der Reichs und Staatsangehörigkeit erfolgt an ehemalige Deutsche, welche die Staatsangehörigkeit durch zehn jährigen Aufenthalt im Auslande verloren haben. Im Jahre 1875 sind im Ganzen 1148 Urkunden hierüber 744 an Familien und 404 an einzelne Personen ertheilt worden. Die Zahl der wiedergufge⸗ nommenen Personen betrug 3735. Von denselben haben sich bisher in n 3414, in den Vereinigten Staaten von Amerika 136, in Oesterreich 28, in den Niederlanden 27, in der Schweiz und in

k je R die übrigen in geringerer Zahl in anderen außerdeutschen ändern aufgehalten, Die Wiederaufnahme erfolgte zum größten Theile in den preußischen Bezirken Königsberg (774), Danzig (371), Stettin

if (269), Gumbinnen (237), Bromberg (174), Marienwerder

358), 633 und im Großherzogthum Mecklenburg⸗Schwerin (121).

Gegen das Vorjahr hat die Zahl der wieder , n,, Personen um 2221 oder 147, zugenommen. Die Zahl der an Staatsfremde im Jahre 1875 e ., Naturalisationsurkunden belief sich auf 3307 (1924 an Familien und 1383 an einzelne Personen). Hierdurch sind im Ganzen 9604 Personen in den Staatsverband des Deutschen Reiches aufgenommen und gehörten von denselben nach ihrer bis⸗ herigen Staatsangehörigkeit an? den Niederlanden 5805, Ruß⸗ land 1114. Frankreich 890, een, 695, den Ver⸗ einigten Staaten von Amerika 379, Belgien 238, Luxem⸗ burg 193, der Schweiz 7353, Großbritannien und Irland 52. Die Zahl der nach außerdeutschen Ländern entlassenen Per⸗ sonen betrug 11,554 (davon nach: den Vereinigten Staaten 6411, anderen außereuropäischen Ländern 454, Frankreich 1137, Dänemark 744, der Schweiz 740, Desterreich. Ungarn 653, den Nieder⸗ landen 596, Großbritannien und Irland 313, Belgien 231, Rußland 126), so daß im 33 1875 nur 1950 . mehr entlassen, als natüralisirt worden sind, gegen 9473 im Jahre 1874 und 28,3690 Personen im Jahre 1873. Von den in Deutschland im Jahre 1875 naturalisirten Ausländern waren 5472 männlichen und 4132 weib⸗ lichen Geschlechts. Bei den ins Ausland entlassenen Staatsange⸗ hörigen war dagegen das männliche Geschlecht mit 8659, das weibliche nur mit 2891 . vertreten.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

K e werb e⸗ verein konstituirt und zunächst einen provisorischen Verwaltungsaus⸗ ar aus 19 Mitgliedern, dem das Recht der Kooptation bis zu 15 zustehen . gewählt. Das Mandat dieses w soll mit der spätestens im März 1877 einzuberufenden Generalversammlung wieder erlöschen und erst dann der statutarische Plenarausschuß von 24 Mitgliedern gewählt werden. Der württembergische Kunstge⸗ werbeverein stellt sich die Aufgabe, durch Beschaffung der Hülfsmittel, welche Kunst und Wissenschaft dem Kunstgewerbe bieten, und durch Erleichterung der . derselben, sowie durch Veredelung des Geschmacks auf die Verbollkommnung der Erzeugnisse in dieser Rich⸗ tung hinzuwirken. Diese Aufgabe verfolgt der Verein durch: 1) Förderung oder Veranstaltung von Augstellungen, 2) Förderung und Unterstützung bestehender Zeitschriften kun stgewerblichen Inhalts, 3 2 von lunstgewerblichen im Privatbesitze befindlichen

egenständen älterer Zeit an einzelne Gewerbetreibende ꝛc., 4 Preis⸗ ausschreibungen, 5) mn von Abgüßsen und Zeichnungen muster⸗ hafter Originale, 6) Verloosungen kunstgewerblicher Arbeiten von

Mitgliedern, 7) Abhaltung kunstwissenschaftlicher Vorträge und Be⸗ suche kunstgewerblicher Sammlungen und Anstalten, 8) Förderung der Benutzung der vorhandenen Fachbibliotheken durch die Gewerbetrei⸗ benden, 9 Anbahnung von Beziehungen zu anderen kunstgewerblichen Vereinen und Korporationen. Der Beitrag der Mitglieder beträgt

neben einer Aufnahmegebühr von 3 M jährlich 6 M Vereine haben

einen Jahresbeitrag von soviel 20 Reichspfennig zu zahlen, als deren Mitgliederzahl beträgt, jedenfalls nicht unter * 10. Für Zöglinge höherer Lehranstalten und Gewerbegehülfen werden Halbjahrskarten à 1M ausgegeben.

Am 29. November starb, wie schon mitgetheilt, zu Dorpat im 85. Lebensjahre der Wirkliche Geheime Rath Dr. Karl Ernst v. Bär. Auf dem väterlichen Gute Piep in Esthland, am 25. Fe⸗ bruar 1792 geboren, hatte er sich schon als Gymnasiast eifrig mit Botanik beschäftigt und von 1810 14 in Dorpat Mebizin studirt, wobei er 1312 13 Gelegenheit fand, in dem großen Militärlazareth zu Riga sich auch praktisch zu üben. Sodann wandte er sich nach Deutschland, und zwar nach Würzburg, wo er sich vorzugsweise mit vergleichender Anatomie abgab und von Nees v. Efenbeck mächtig angezogen wurde. Burdach berief ihn 1817 zu sich nach Königsberg als Prosektor. Zwei Jahre darauf wurde er an derselben Universi⸗ tät Professor der selogi⸗ übernahm 1826 an Burdachs Stelle die Anatomie, folgte 1829 einem Rufe nach St. Peters⸗ burg an die Akademie, kehrte aber schon 18309 nach Kö— nigsberg zurück, bis er einige Jahre später abermals nach St. Petersburg berufen wurde, wo er seitdem eins der thaäͤtig⸗ sten Mitglieder der russischen Akademie, seit 15362 Ehrenmitglied der⸗ selben geblieben ist. Seine Schriften zeichnen sich durch philoso— phische Tiefe aus und sind durch die geordnete und klare Sarstellung , anziehend wie allgemein verständlich. Ueber die Anfänge und die Entwickelung der organischen Körper, womit er sich mit Vorliebe beschãftigte, verdankt die Wissenschaft die wichtigsten Aufschlüsse. Seine Entwicklungsgeschichte der Thiere“ erschien 1828 —1837 in Vönigsberg; 1535 die „Geschichte der Entwicklung der Fische'. Im Sommer 1837 machte er eine Forschungsreise von Archangel nach Novaja Semlja, von 1851 —55 untersuchte er die , , im Peipussee, im Finnischen Meerbusen und im Kaspischen Meer und gab seine Beobachtungen in einem großen Werke 1859 heraus. In der letzten Zeit hat er außer verschiedenen anthropologischen Schriften eine „Selbstbiographie“ (Petersburg 1868), Reden“ und „Kleine Aufsätze vermischten Inhalts . veröffentlicht. Er war unbestritten einer der geistreichsten und vielseitigsten Naturforscher dieses Jahrhunderts.

London, 25. November. (Engl. Korr.) Der Bildhauer Woolner hat das Modell zu einem Standbilde des Ent— deckers Cook vollendet, das auf einem 36 Fuß hohen Untersatze im Hyde Park zu Sydney aufgestellt werden soll. Die Statue wird aus Bronze gegossen werden, 13 Fuß . haben und so auf⸗ gestellt werden, daß sie von allen in den Hafen von Sydney einlau= fenden Schiffen gesehen werden kann. Woolner faßt Cook fo auf, daß er auf dem Verdeck stehend durch ein Fernglas schaut.

Gewerbe und Handel.

Berlin, den 5. Dezember. (Entwicklung des Geld- und Kapi⸗ talsmarktes im November.) Die Erhöhung der Diskontrate Seitens der Reichsbank (am 25. Oktober) auf 456 hatte wie schon im letzten Bericht ausgesprochen wurde ihren Grund vorwiegend in dem andauernd in den Oktober⸗Status zum Ausdruck gekommenen Kreditbedürfniß. Der erwartete Rückfluß von Kapitalien in die Bank kam nun zwar nicht schon in der nächsten Aufmachnng zur Erscheinung; doch hatte dies wesentlich seinen Grund in dem . Baarbedarf Es hat betragen bei der

am 23. Oktober am 31. Oktober (in Tausenden Mark)

der Börsen bei der Ultimoregulirung. Reichsbank:

der gesammte Kassenbestand 545,266 544,801 der Wechselbestand und die Lombardforderungen 510 098 519,435

der Notenumlauf. .. . 724,967 733,298

die täglichen Verbindlichkeiten 161,356 163,239 . Bei einer weiteren Schwächung der Baarvorräthe hatten also die Anlagen der Bank in Wechseln und Lombard sich um über 9 Millionen Mark vermehrt, während gleichzeitig der Notenumlauf um über 8 Millionen und andere kurze Verbindlichkeiten um fast 2 Millionen Mark anwuchsen. Inzwischen hatte sich aber am offenen Markte Geld bereits williger gezeigt. Während man am Tage nach der Diskonterhöhung (26. Oktober) noch feinste Devisen zu 400 notirte, ermäßigte sich der Privatdiskont bis zum Ultimo auf 3300 und wich auch dann noch weiter derart, daß derselbe am 7. November mit 3 oo, am 8. mit 3060 notirt wurde. In der zwei⸗ ten Hälfte des Monats trat aufs Neue eine mäßige Steigerung der Privatdiskontrate bis zu 38oo ein, die aber gerade in den Ultimo⸗ tagen rack gil gemacht wurde. Hierdurch wird bestätigt, daß der Geldstand si h dauernd flüssig erhält. Es gilt dies sowohl von der Lage speziell am deutschen, wie von dem internationalen Geldmarkte; wenn man absieht von einer weiter unten zur Besprechung gelangen— den Spannung des Geldstandes am Londoner Markt. Im Status der Reichsbank gewinnen die gekennzeichneten Bewegungen folgen— den Ausdruck:

Es betrug (in ö. Mark) am

31. 15. 27 30. Oktober: November: November: 544,801 562, 863 569, 126 65 646 451,575 429 179 53,795 47,323 49,309 733,298

. 716,543 709,205 719,925 Tägliche Verbind⸗ ü lichkeiten. . 163,239 159, 685 174,560 158,857 Demnach hatte von Ende Oktober bis Mitte November der Kassenbestand um mehr als 89 Millionen Mark zugenommen, unter gleichzeitiger Verminderung des Notenumlaufs um 195 Millionen, der taͤglich fälligen Verbindlichkeiten um 57 Millionen Mark, während die Anlagen der Bank in Wechseln um mehr als 32 Millionen und im Lombardverkehr um über 3 Millionen Mark zurück⸗ ingen. In der nächsten Woche dauerte das Anwachsen des Baar⸗ bar es 6 g, 675,000 M), die Abnahme des Notenumlaufs 9. 7, 338, 4) und der Lombardforderungen ( 3,183, 009 ) ort, während der Wechselbestand um ca. 1 Million, die täglich fälligen Verbindlichkeiten um 14 Millionen Mark vermehrt wurden. In der Ultimowoche endlich machte sich aber keineswegs das gewöhn⸗ 3 Anwachsen der Anlagen geltend, vielmehr ist ein weiteres be⸗ deutendes Anwachsen des Vagrvorraths ( 642 Millionen), ein Rück⸗ ang der Anlagen in Wechseln (— 5,5 Millionen), Zunahme der kanshs bort en ge (l, Millionen) zu konstatiren. Die Zunahme des Notenumlaufs (1037. Millionen 6) erklärt sich durch die Ab⸗ nahme der Position Tägliche Verbindlichkeiten ( 157 Millionen). Eine ähnliche Entwicklung zeigen die Wochen⸗Ausweise der Preußischen Bank während desselben Zeitraums und besonders auch in der Ultimowoche in den Vorjahren; für die beiden letzten Jahre stellt sich dieselbe folgendermaßen dar: 1875: ult. Oktober: 15. Novbr.: 30. Novbr.: (in Tausenden Mark Gesammter Kassenbestend . 461,947 470,746 479, 327 Anlagen in Wechsel und Lombard 465,490 444,314 439, 631 Notenumlauf .. IJI04, 386 685.432 684,535

1874: Kassenbestand .. 641,991 634,467 630, 762 Anlagen in Wechsel und Lombard 4755485 461,259 439,344 Notenumlau ff 33728 S843, igs S830 139 Die oben erwähnte Lage des internationalen Geldmarktes zeigt

sich ziemlich gleichmäßig in den Ausweisen der großen europäischen

November: 553,188

433,538 50,5506

Gesammter Kassen⸗ bestand.. Wechselbestand . Lombardforderungen Notenumlauf