1876 / 294 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 13 Dec 1876 18:00:01 GMT) scan diff

Sessen. Darmstadt, 11. Dezember. Die evan⸗ inn Landes synode hielt heute ihre 17. Sitzung. Die erathung über den Antrag des Abg. Schröder, die Ver⸗ 6 des Laien-Elements in den synodausen ertretungen betreffend, wurde fortgesetzt. ber⸗Kon⸗ sistorial Rath Linß erklärte, daß das Kirchenregiment dem An⸗ trag im Prinzip nicht feindselig gegenüberstünde, daß es aber denselben zur Zeit nicht für opportun halte. Der Antrag wurde mit 36 gegen 15 Stimmen in namentlicher Abstimmung abgelehnt und der Antrag des Ausschusses angenommen.

Mecklenburg. Malchin, 7. Dezember. (H. N.) Aus der heutigen Landtagssitzung ist ein Bericht des schwe⸗ rinschen Steuer⸗Lomite zu erwähnen, welcher meldet, daß die . Einnahmen der Landes⸗Rezepturkasse ämmtlich gegen den Etat eine Mehreinnahme aufweisen, im Ganzen etwa gegen 70,000 S Wie der Bericht weiter be⸗ merkt, sind 43 Gewerbeschulen im abgewichenen Jahr mit 30,100 MM aus dem Industriefonds unterstützt. Dasselbe Comité schlägt in einem zweiten Bericht vor, daß der Unter⸗ schied des Etatsjahres für die verschiedenen Steuern auf⸗ höre, und von jetzt an für alle Steuern das Etatsjahr vom 1. Juli bis 30. Juni berechnet werde. Damit waren Stände einverstanden, der weitere 3 des Comité, daß die Landes⸗Rezepturkasse von jetzt alle Zahlungen an andere Kassen pränumerando leiste, stieß auf Widerspruch und wurde abgelehnt, weil man die zu leistenden Zahlungen für das Etatsjahr 1877 78 noch nicht übersehen könne.

S8. Dezember. (H. N.) Die Landtagsversamm⸗ lung hat heute das Gesetz über die Ablieferung von Leichen an das anatomische Institut in Rostock abge⸗ lehnt. Ueber Leistungen an die bewaffnete Macht⸗ im Frieden halten Stände sich seit dem letzten Corps⸗ Manbver noch immer sehr beschwert und haben um Herausgabe eines V. O. Entwurfs gebeten, damit einzelne Ort⸗ schaften nicht zu stark belegt und durch Requisitionen, wie Vorspann und dergl., nicht zu ö. geschädigt würden. Stände wünschten das ganze Fuhrwesen dur Kontrakte mit ,,,, zu regeln, eine erhöhte Vergütung ür Vorspann und die Bequartierung einzelner Ortschaften nicht über das Maß der eln, ,. auch wünschen sie, daß dem Civilvorsitzenden die Dislokation bei Zusammen⸗ ziehungen und Durchmaäͤrschen größerer Truppenkörper allein übertragen werde. Ein schwerinsches Reskript vom 14. No⸗ vember verheißt eine generelle Revision der gesammten Re⸗ gister und Anweisungen an die Ortsbehörden, betreffend die Belegungsfähigkeit der einzelnen Srtschaften und Ermittelungen, wie weit sie zu Fuhren und Vorspann⸗ diensten herangezogen werden können. Stände bezeugten hierfür ihre Dankbarkeit, hielten aber ihre sämmtlichen, in diesem Reskript nicht berührten Wünsche aufrecht.

11. Dezember. (Rost. Stg.) Ein schwerinsches Reskript erklärt, die beabsichtigte Antwort der Stände ad Cap. II. annehmen zu wollen.

Lippe. Detmold, 12. Dezember. In der heutigen Landtags kit ung wurde zum Praͤsidenten der Abgeordnete Dr. von Lengerke gewählt. um Vize⸗Präsidenten wurde der Abgeordnete Dr. Cäsar, zu Ausschußdeputirten Dr. Cäsar, Rentier Bürten und Dr. von Lengerke gewählt. Landsyndikus wurde der Auditor Preuß. Die anwesenden Gewählten lei⸗ steten darauf vor dem Fürstlichen Kommissar folgenden Eid: „Ich schwöre Treue dem Fürsten, Gehorsam dem Gesetze und genaue Befolgung der Verfassung, so wie, daß ich in der Ständeversammlung nur das allgemeine Wohl, nach bester eigener, durch keinen Auftrag bestimmter Ueberzeugung be⸗ rathen will.“

Bremen, 19. Dezember. (H. N.) Unter den Vor⸗ schlägen des Senats zur Deckung des nächstjähri— gen Defizits ist auch die 8 n und Ausdehnung der Um satz steuer und die Verdoppelung der Deklarations⸗ abgabe. Die Handelskammer hat sich darüber in einer aus⸗ führlichen Beleuchtung erklärt. Sie verwirft die Erhöhung der Umsatzsteuer von auf 16 Proz. des Kaufpreises, da hierdurch Bremens Konkurrenzfähigkeit mit den . empfind⸗ lich beeinträchtigt werden könnte, und gesteht auch die Aus⸗ dehnung der Umsätze auf Geschäfte, die an Agenten ver⸗ mittelt werden, nur nothgedrungen zu. Ebenso räth sie ent⸗ schieden von der Verdoppelung der Deklarationsabgabe, da diese einer Erhöhung der Umsatzsteuer gleichstehen würde, so⸗ wie namentlich von ihrer Ausdehnung auf Speditionsgüter, ab Der Senat will für das ,. Jahr die , ,, der Deklarationsabgabe nicht aufgeben, stimmt aber im Uebrigen der Auffassung der Handelskammer zu.

Hamburg, 11. Dezember. Für das Jahr 1877 hat der Senat den Bürgermeister Dr. Peter sen zum ersten Bürgermeister und den Senator Dr. Kirchenpauer zum zweiten Bürgermeister erwählt.

Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 11. Dezember. Die „Presse“ meldet aus Triest: Das Gesammtergebniß der Sta traths- und Landtagswahlen fiel für die Ver⸗ fassungspartei ungünstig aus. Von 54 Mandaten fielen 42 der Progreßpartei und 12 den Patrioten zu. Letztere ver⸗ loren 12 Sitze.

12. Dezember. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Abgeordnetenhauses erklärte bei der Berathung des Budgets für das Unterrichts-⸗Ministerium der Kultus-⸗Minister v. Stremayr in einer n en Rede, er wolle den Kulturkampf, gern vermeiden. Bei der Universität in Insbruck bestehe keine Jesuiten⸗Fakultät, son⸗ dern eine theologische wie an anderen Hochschulen, ebense würden daselbst die Professoren wie bei ande⸗ ren Fakultäten ernannt. Er, der Minister, halte auch heute an dem im Jahre 1871 vorgelegten und bis jetzt zum größten Theile derchef ten r , mn, fest und hoffe noch im Laufe der Session bezügliche Gesetzvorlagen einzubringen. Er denke nicht an eine Germanisirung der österreichischen Slaven und bringe allen österreichischen Volks- stämmen gleiches Interesse für die Pflege ihrer Muttersprache entgegen, jedoch sei der Vortheile zu gedenken, welche den nichtdeutschen QOesterreichern aus der Kenntniß der deutschen Sprache erwachsen. Der Minister betonte schließlich nochmals seine vollkommene Unparteilichkeit jeder Nation gegenüber. * n nahm die Rede des Ministers mit lebhaftem Bei⸗ all auf.

Zur Bankfrage schreibt man dem „Fremdenbl.“

aus Pest:

ü

DObschon es , Uebereinkommen zwischen beiden Regierungen ist, die kfrage erst nach der Votirung der beider . udgets wieder in Zug zu bringen, so kann Y doch nun, auf Grundlage von Mittheilungen aus bester Quelle, bestätigen, daß meine frühere Information bezüglich der dann zu beliebenden Ausgleichsmodalitäten eine richtige war,. Nur. bezüglich der Art der Durchführung werden noch allerlei Vorschläge ventilirt, von welchen derjenige, nach welchem Regnikolar⸗Deputationen die Sache austragen mögen, die meisten Chancen der Annahme hat. Sachlich jedoch wird kein anderer Regierungsantrag den Deputationen vorgelegt werden, als der bereits bekanntgegeben Statutenentwurf, welcher jedoch im Hinblick auf die Kontingentirung, und Metalltheilungsfrage modifizirt wird. Die Kontingentirung soll dahin abgeändert werden, daß es dem dend re n, vorbehalten bleibe, mit Zustimmung der beiderseitigen Direktionen ein Virement zwischen der Pester und Wiener Bankanstalt eintreten zu lassen, welches jedoch von derjenigen Anstalt, die weniger als ihr Kontingent erhält, kündbar sein soll. Die Metalltheilung wird definitiv auf eine zu Wien vorzunehmende physische Theilung beschränkt, wonach auch die ungarische Metallquote, obschon unter ungarischer Controle und Verwaltung, dort zu verbleiben . Mit diesen Modifikationen glaubt man die Sache bei den Regnikolar⸗Deputationen durchzu⸗ setzen, in welchem Falle allerdings die größte Schwierigkeit, nämlich die Solidaritätsfräge der einzelnen Ausgleichsvorlagen, umschifft wãre.“

Pest, 12. Dezember. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Unterhauses wurde der Gesetzentwurf, betreffend den Ankauf der ungarischen Osthahn mit einer Majorität von 78 Stimmen genehmigt. Ehenso wurde der Antrag n. gerichtliche ger , der Konzessionäre, Bauunternehmer und Direktionsräthe angenommen, obwohl der Minister⸗Präsi⸗ dent Tisza gegen den 6 sprach, indem er die gerichtliche Untersuchung als wahrscheinlich erfolglos bezeichnete.

Schweiz. Bern, 19. Dezember. (Köln. Zig.) Gestern hat der Landamman Dr. Roth von Teufen, Appenzell a. Rh., dem Bundesrath die Annahme der auf ihn gefallenen Wahl zum außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister in Berlin erklärt. Der seitherige erste Sekretär der hiesigen französischen Gesandtschaft, Graf Ancelot, geht in der gleichen Stellung nach Rom. Für ihn kommt nach Bern Graf Canelaux, bisher erster Sekretär der Gesandtschaft

in Madrid.

11. Dezember. (N. Zürch. Ztg.) Der National—⸗ rath hat das Bundesgesetz, betreffend die politischen Rechte der Schweizerbürger unter Namensaufruf mit S4 gegen 20 Stimmen angenommen, und das Ueberein⸗ kommen mit Deutschland, betreffend eine Einheitstaxe für Fahrpoststücke bis 5 Kilogramm im Verkehr zwischen der Schweiz und Deutschland genehmigt. Morgen kommt der Gesetzentwurf über zivilrechtliche Verhältnisse der Schweizer⸗ bürger zur , m Der Ständerath hat die revi⸗ dirte Appenzeller g . sung ratifizirt. Bei der neuen Schwy⸗ zer Verfassung will die Kommissionsmehrheit die darin . gehaltenen Vorrechte des Bezirks Schwyz nicht genehmigen.

Großbritannien und Irland. London, 11. Dezember. Die Königin hat auf den 22. Dezember eine Versammlung aller corn Peers im Holyrood⸗House zu Edinburgh an⸗ beraumt zum Zwecke der Erwählung zweier Peers für das Oberhaus an Stelle des verstorbenen Marquis of Tweeddale und des Earl of Leven und Melville. Der „Engl. Korr.“ zufolge wird die Wahl des Mr. Samuelson zum Parlamentsvertreter für Frome, von konservativer Seite angefochten werden, da Ungehörigkeiten bei der Abstim⸗ mung vorgekommen sein sollen. Sir James Fergusson will übrigens keine Ansprüche auf den Par amentsftt machen. Am 27. Dezember soll dem Kapitän Sir George Nares das Ehrenbürgerrecht der City von London übexreicht werden.

Der „Daily News“ zufolge hat die britische Re⸗ gierung nach einer Besprechung mit dem Gesandten der Ver⸗ einigten Staaten am hiesigen Hofe die amerikanische Auslegung des zwischen Großbritannien und den Vereinigten Staaten bestehenden Auslieferungsvertrages acceptirt, wonach ein wegen eines Vergehens ausgelieferter Gefangener, nach⸗ dem ihm wegen dieses Vergehens der Prozeß gemacht worden, in dem Lande, dem er ausgeliefert worden, wegen irgend eines andern in dem Vertrage mit aufgeführten Verbrechens aufs Veue verhaftet und vor Gericht gestellt werden darf. In ah. dieses Rücktritts der britischen Regierung von ihrem

üher eingenommenen Standpunkt ist der amerikanische ilscht Brett aufs Neue verhaftet worden, um nach der her⸗ ömmlichen Weise den Vereinigten Staaten ausgeliefert zu werden. Wieslow, ein anderer amerikanischer flüchtiger Ver⸗ brecher, der von diesem Umschlag in der englisch⸗amerikanischen n he n , fre Nachricht erhalten, hat sein Heil in der ucht gesucht.

Der „Times“ wird aus Calcutta unterm 10, ds. auf telegraphischem Wege berichtet: Der Vize⸗König hatte in Jacobabad am Freitag eine Unterredung mit dem Khan von Khelat, in . er alle die von Major Sandeman für die Pazifikation und künftige gute Regierung von Khelat vereinbarten Maßregeln ratifizirte. Die dem Khan früher ge⸗ zahlte Subsidie, die seit 1373 suspendirt gewesen, ist ihm jetzt wieder bewilligt und auf 10,900 Pfd. Sterl. per annum irh worden. Major Sandeman ist zum politischen Agenten in Khelat ernannt worden. Seine Truppeneskorte bleibt auf 1 des Khans bis auf Weiteres in Khelat. Vom In⸗ dus bis Jacobabad wird eine Zweigeisenbahn gebaut werden, die, wie man erwartet, den Verkehr auf der Industhal⸗ linie wesentlich vergrößern wird.“ ;

Canada. Die Bürger von Toronto haben einen Aus⸗ schuß gebildet, um Pläne für eine in dieser Stadt im Jahre 1879 zu veranstaltende internationale Ausstellung in Erwägung zu ziehen.

Frankreich. Paris, 12. Dezember. (W. T. B.) Der Marschall-Präsident hat im Laufe des heutigen Tages abermals mit Jules Simon wegen Lösung der Ministerkrisis konferirt, heute Abend fand eine zweite Konferenz im Palais Elysee statt.

13. Dezember. (W. T. B.)) Das „Journal officiel“ publizirt die erfolgte Bildung des neuen Ka⸗ binets, in welchem Jules Simon die Präsidentschaft und das Innere, Martel das Justiz⸗Ministerium übernommen hat, während die übrigen Minister auf ihren n, . Posten hleiben. Den „Dehats“ zufolge ist Nartel augenblicklich leidend und wird interimistisch durch einen seiner Kollegen vertreten werden.

Versailles, 11. Dezember. Die Deputirtenkam⸗ mer setzte heute die allgemeine Berathung über das Ein⸗ nahmebudget fort. Röuvier (radikal) sprach sich gegen die fortwährende Zunahme der indirekten Steuern aus und machte den Vorschlag, eine Einkommensteuer einzuführen, wie

sie in England besteht. Er halte diese Steuer für ausgezeich⸗ net, da man sie je nach den Bedürfnissen erhöhen oder ver⸗ ringern und man so neue Steuern vermeiden könne. Der FinanzMinister Leon Say erkannte an, daß die in⸗ direkten Steuern lästig sind, fragte aber, auf welche Weise man sie ersetzen solle. Er sprach sich gegen die Anträge des Vorredners und Gambetta's aus. Eine kleine Reform der Grundsteuer ließ er zu, ist aber gegen die Einkommensteuer, da die Bedingungen in Frankreich nicht die nämlichen wie in England seien. Nach einigen weiteren Bemerkungen daf Mathieu Bodet, in Finanz⸗Minister, das Wort, um si

egen den ihm ge en Vorwurf zu vertheidigen, daß er ie indirekten Steuern vermehrt habe. Er suchte darzuthun, daß er dies gethan, weil man das Gleichgewicht im Budget 8 herstellen müssen. Hierauf wurde die Vertagung der Diskussion auf morgen beschlossen.

Spanien. Madrid, 8. Dezember. (Köln. Ztg.) Vor einiger Zeit brachte ein Theil der spanischen Presse die Mit⸗ theilung, der Minister des Innern, Romero Robledo, habe in der Cortessitzung vom 8. v. Mts. auf die Anfrage des Abge⸗ ordneten Linares bezüglich der religiösen gigs erklärt, daß Seitens keiner auswärtigen Macht hinsichtlich der Vor⸗ gänge auf kirchlichem Gebiete irgend welche Bemerkung ge⸗ 2 worden sei. Eine derartige Erklärung würde der Sach⸗ lage nicht entsprochen haben, vielmehr ist es notorisch, daß die deutsche und die englische Regierung gegenüber den Vorgängen, wie z. B. dem Hirtenbrief des Bischofs von Minoreg, welcher den Katholiken jeden Verkehr mit den Andersgläubigen ver⸗ bietet, und angesichts der Wahrscheinlichkeit, daß auf . Art die in Spanien angesiedelten geschäftstrei⸗

enden Familien in ihren Interessen selbst materieller Natur geschädigt werden könnten, mit dem Ausdruck freundschaftlichen Bedauerns nicht zurückgehalten haben. Um das Mißverständniß aufzuklären, ist der deutsche Gesandte Graf Hatzfeldt beauftragt worden, die Tragweite der Aeuße⸗ rung des Hrn. Robledo festzustellen, und erhielt die Auskunft, daß derselbe nur schriftliche Reklamationen und speziell solche gegen den Artikel 11 der erh n als Staatsgesetz gerichtete im Sinne gehabt habe. Durch diese Erläuterung ist die Ein—⸗ gangs erwähnte Notiz auf ein richtiges Maß zurückgeführt, da in der That schriftliche Vorstellungen bisher nicht gemacht worden sein sollen. Auch können sich die zwischen den Ge— sandten und den spanischen Ministern stattgehabten Unter— redungen selbstverständlich nicht auf die Abänderung eines Artikels der spanischen Verfassung bezogen haben, sondern nur auf die neuerwarteten und sehr unerwünschten, der spanischen Regierung gewiß nicht vortheilhaften Auslegungen, welche der⸗ selbe in neuerer Zeit Seitens einzelner Behörden erfahren hat.

9. Dezember. (Ag. Hav.) Der Senat hat ohne

Debatte die 6 der direkten Eisenbahn von Madrid

nach Ciudad⸗Real genehmigt.

Eine Madrider Depesche des „Standard“ vom 10. ds. meldet: Während des Monats November wurde die schwebende Staatsschuld um 500,000 Pfd. Sterl. ver⸗ mindert. i die neueste ku banische Anleihe erwartet.

In den Cortes wird eine scharfe Opposition Die erste

gezahlt werden, obwohl noch keine diesbezügliche amtliche An⸗ zeige des Finanz-Ministers ergangen ist. König Alfonso wird der ministeriellen Presse zufolge nach Mitte Januar meh— rere Mittelmeerhäfen mit seiner Panzerflottille besuchen und die Osterwoche bei seiner Mutter in Sevilla zubringen. Ein neues Gesetz macht den Schulbesuch in Spanien obli⸗ gatorisch.

Bilbao, 9. Dezember. (Ag. Hav.) Die Junta hat sich in Permanenz erklärt, bis die Regierung ihre Absichten deutlich formulirt haben werde. Die Deputationen von Alava und Guipuzcoa sind angekommen, um an den Be⸗ rathungen Theil zu nehmen.

San Sebastian, 10. Dezember. (Ag. Hav.) General Quesada fordert von den baskisch⸗ navarresischen Provinzen die Zahlung von 18,532,900 Realen für den Unterhalt der Okkupations⸗Armee. Die Abgeordneten ver⸗ weigern dieselbe, indem sie vorgeben, daß es ihnen an Mit⸗ teln fehle. Sie haben von der Regierung verlangt, daß man die General⸗Junten sich versammeln lasse, um ein Mittel aus⸗ findig zu machen, den Forderungen der Militär⸗Autorität zu begegnen. Es herrscht lebhafte Erregung. Die Munizipali⸗ täten rathen zum Widerstande mit allen Mitteln.

Griechenland. Athen, 12. Dezember. (W. T. B.) Der König berief gestern den ehemaligen Kabinets⸗Präsiden⸗ ten Com unduros zu sich und beauftragte denselben mit der Bildung eines neuen Kabinetts. Comunduros lehnte diesen Auftrag jedoch ab und schlug vor, Zaimis die Bildung eines neuen Kabinets zu übertragen, worauf der König nicht einging.

(W. T. B.!) Comunduros hat Zaimis, Deligeorgis und Trikupis ersucht, persönlich ein Kabinet unter irgend welchem Präsidenten ihrer Wahl zu bilden.

Türkei. Konstantinopel, 12. Dezember. (W. T. B) Die erste Sitzung der Vorkon y fand gestern in der russischen Botschaft unter dem Vorsitz Ignatieffs statt. Dieselbe be⸗ schäftigte sich, gutem Vernehmen nach, in erster Linie mit den, Serbien und Montenegro betreffenden Fragen und wurde über folgende Punkte Uebereinstimmung erzielt, deren offizielle Sanltionirung für späterhin vorbehalten bleibt. Was Montenegro angeht, so war man für eine Rektifizirung der Grenzen, welche durch eine internationale, in Ragusa zusammentretende Kom⸗ mission näher festgestellt werden soll; es würde sich in dieser Beziehung darum handeln, dis Distrikte Zubchi, Baniania, . Dobniae, Charansi, Kolachine, Vaso vich, Drealovich, Kuchi,

panz und Wiksich zu Montenegro zu ziehen und zwar unter Süuzeränetãt des Sultans, welchem der Fürst von Montenegro für diese Territorien Huldigung zu leisten hätte. Bezüglich Serbiens war man für eine Räumung des . Territoriums durch

Zinsrate auf die Schuld wird, wie man annimmt, im .

die Türken und gegenseitigen Austausch der Gefangenen; der Waffenstillstand soll bis zum Friedensschluß verlängert werden; außerdem war man dafi den Thalweg der Drina als West⸗ grenze Serbiens festzustellen, womit Klein⸗Zwornik definitiv an Serbien fallen würde. Nach den somit gewonnenen ersten Resultaten dieser Vorbesprechung erscheinen die Hoffnungen auf Verständigung unter den Mächten an Aussichten gewonnen u haben. Von der hohen Pforte liegt, wie sich aus den Ver⸗ i ergiebt, keinerlei Aeußerung über diese Ansichten der

ächte vor. Gerüchtweise verlautete, daß in den Unter⸗ ann, Hg ilch g ga tüeff und Salisbury letzterer ich einer Okkupation Bulgariens durch ein neutrales Land nicht abgeneigt gezeigt hätte.

13. Dezember. (W. T. B.) In der gestrigen Sitzun der Vorkonferenz wurde dem russischen Vertreter, Genera Wr tien der Vorsitz über tragen. Graf Mony, erster

ekretär der hiesigen französischen Botschaft, wurde zum Sekretär der Konferenz erwählt. Sobald die Vorkonferenz zu einer Feststellung der Grundlagen für die weiteren Verhand⸗ lungen gekommen sein wird, wird die Pforte aufgefordert werden, ihre Delegirten an den Verhandlungen Theil nehmen zu lassen. ö

Wien, 12. Dezember. (W. T. B.) Die 2 Korrespondenz“ meldet unter hochoffizibsem Zeichen aus Konstantinopel: Die Vorkonferenz tritt heute in ihrer ersten offiziellen Sitzung unter anscheinend viel günstigeren Bedingungen an ihre Aufgabe, als noch vor Kurzem zu erwarten war. Thatsache, ist, daß die 6 einzelnen Bevollmächtigten, insbesondere jenen Englands und Rußlands gepflogenen Vorbesprechun⸗ gen zu einer wesentlichen Annäherung der bishe⸗ rigen gegensätzlichen Anschauungen der genannten beiden Mächte führten, so, daß deren volle Verständigung im Ver— laufe der Vorkonferenz mehr als wahrscheinlich ist. Es ge⸗ winnt daher die Hoffnung neuerlich Raum, daß die Konferenz abt trotz der nicht zu leugnenden Schwierigkeiten, zu einem

em Frieden günstigen Resultate führen werde. Als ein gün⸗ stiges Symptom wird die soeben erfolgte coulante defini— tive Erledigung der Demarkationsangelegenheit angesehen. ;

Das W. „Fremdenbl.“ vom 11. schreibt: In Folge einer Vereinbarung zwischen den sämmtlichen auf der Kon⸗ ferenz vertretenen Mächten, der die . Regierungen von Serbien und Montenegro beigetreten sind, hat man sich über eine authentische Interpretation des Vaffenstillstands⸗ Instruments geeinigt, in Folge dessen der Waffen stillstand bis zum 2. Januar exklusive verlängert erscheint. Der Ümstand, daß die bezüglichen Kundgebungen durch Ge⸗ neral Ignatieff stattgefunden haben, ist dadurch zu erklären, daß derselbe der Doyen des diplomatischen Corps in der türkischen Hauptstadt ist.! „Wie uns aus Rom, geschrieben wird, cirkulirt dort das Gerücht, daß das Ministerium 9 entschlossen habe, noch . einen zweiten Bevollmächtigten zur Konferenz nach Kon⸗ stantinopel zu senden. Für diese Mission soll Ritter Nigra, der Botschafter Italiens am St. Petersburger Hofe, in Aus⸗ sicht genommen sein. Wir geben diese Meldung, wie sie uns von unserem sehr verläßlichen römischen Korrespondenten zu⸗

eht, ohne sie verbürgen zu wollen.“ „Ueber die in Kon⸗ stantinopel entdeckte Verschwörung gehen uns aus authen⸗ tischer Quelle folgende Nachrichten zu: Die Berschwörung war seit dem 5. d. M. an die Behörden verrathen, man ließ aher absichtlich noch einige Tage verstreichen, bevor man einschritt, um die Leute sicherer zu machen. An der Verschwörung sind viele ehemalige und aktive Palastbeamte und zahlreiche Ulemas betheiligt, auch der Ex⸗Großvezier Mahmud Nedin Pascha erscheint kompromittirt. Der ehemalige englische Votschafts⸗ Dragoman, der verhaftet wurde, heißt Staprides. Als Zweck der Verschwörung wird Erregung des Bürgerkrieges, um Konstantinopel in fremde Hände zu überliefern, bezeichnet.“

London, 11. Dezember. (E. C) Mr. Schuylers vollständiger Bericht über die türkischen Gräuelthaten in Bulgarien ist jetzt eingegangen. „Daily News“ veröffentlicht bereits einen Auszug daraus. Nach einer Depesche der „Daily News“ aus Konstantinopel vom 9. verläßt Admiral Drummond die Stadt am Sonnabend und die britische Flotte geht am , von der Besikabucht nach Salonichi. Alle wichtigen englischen Konsuln in der Türkei sind in Konstan⸗ tinopel angekonimen. Sie wollen statistische Mittheilungen über die muhamedanische und die . Bevölkerung machen. Nach einer anderen Depesche der „Daily News“ wurden am Tage von Lord Salisburys Ankunft auf Ver⸗ langen des Generals n tich aus einem türlischen Harem in Stambul zwei bulgarische Mädchen befreit. Igngtieff ver⸗ hinderte den Verkauf derselben. Wie es heißt, sind viele andere bulgarische Mädchen noch in den dortigen Harems ver⸗ borgen. dem „D. Telegraph“ wird aus Pera unterm 10. Dezember berichtet: Diesen Nachmittag um 13 Uhr empfing der Sultan den Lord Salisbury. Die Bitte um Audienz war Tags vorher eingesandt. Der Sultan sagte, sein

lühender Wunsch sei, daß alle seine Unterthanen, Türken, Hu / he und Bulgaren, Gleichheit genießen sollten. Auch sprach der Sultan viel von den besonderen Schwierig⸗ keiten feiner Stellung, da er so plötzlich auf den Thron ge— langt sei. .

. 13. Dezember. (W. T. B.) Unter dem Vorsitz des Herzogs von Sutherland fand gestern Behufs Bildung eines Hülfscomitès zur Lin derung der Noth in der tür⸗ kischen Armee ein vorzugsweise aus aristokratischen Kreisen besuchtes Meeting statt. Von Lord Blantyre wurden u. A. 1000 Pfd. Sterl. zur Beschaffung von Winterkleidern ge⸗

zeichnet.

Paris, 13. Dezember. (W. T. B.) Die Alliance israelite, welche nach , Meldung die Zusage des Herzogs Derazes, auf der Konferenz in Konstantinopel für die rechtliche Gleichstellung der Juden in der Türkei wir— ken zu wollen, empfangen hatte, hat in einer gestern abgehal⸗ tenen Sitzung beschlossen, an die Konferenz eine bezügliche Denkschrift zu adressiren.

Rom, 8. Dezember. Der „Fanfulla“ macht folgende Eröffnung: „Einige auswärtige Blätter wiederholen beharr— lich, daß die Reglerungen von Italien und Rußland voll⸗ ini über die Lösung der orientalischen Frage einverstanden

eien. Ja, man läßt durchblicken, daß in Folge langer Unter⸗ handlungen, welche vor zwei Monaten stattgefunden hätten, die Regierung des Königs vollkommen den von dem russischen Botschafter auseinandergesetzten Ideen beigepflichtet habe. Wir glauben erklären zu können, daß der Minister des Aeußern, Hr. Melegari, obwohl die Nothwendigkeit einsehend, in billiger und vernünftiger Weise den Forderungen der christ⸗ lichen Bevölkerungen im Oriente zu entsprechen, sich nie⸗ mals von jenen Reserven entfernte, welche die Stel⸗ lung des Königreichs Italien re tfertigt. Wir haben Grund, die angenommenen Versprechungen von territorialen Vergrößerungen, die Rußland Italien gemacht haben soll, für unbegründet zu halten. Die rüssische Regierung kann, gleich derjenigen jedes anderen Staates in 5 nicht verkennen, daß die italienische Politik keine. Politik abenteuerlicher Unter⸗ nehmungen oder ehrgeiziger Aspirationen, sondern friedlicher Absichten ist. Der Regierung von Petersburg ist nicht unbe⸗ kannt, daß die von dem Grafen Cavour initiirte italienische Politik im Oriente eine von der Logik, der geographischen

a und den ökonomischen Interessen angegebene Politik ist. Und alle diese Interessen könnten an dem Tage in Frage ge⸗ stellt werden, an welchem wir unter einem generösen Vor⸗ wande, den der Pforte unterworfenen Völkerschaften beizu⸗ springen, von der bisher beobachteten politischen Linie ab⸗— weichen wollten.“

Rußland und Polen. Kischinew, 8. Dezember. (Int. Tel. Ag.) Aus Anlaß des 8 wurde heute, nach erfolgter Parade, bei dem Großfürsten Nikolai Nikolajewitsch dem Aelteren, Ober⸗Kommandirenden der aktiven Armee, ein Frühstück für die Ritter des St. Georgs⸗ Ordens servirt. Der Toast auf den Kgiser wurde mit be⸗ geistertem Hurrahrufen begrüßt. Der Gesundheitszustand der Truppen ist vorzüglich. In der letzten Zeit waren die Wege sehr schlecht, doch jetzt sind neuerdings Fröste eingetreten, was alle Verbinbungen bedeutend erleichtert. ö

Die Ergebenheitsadresse des kurländischen Adels an den Kaiser lautet nach dem „St. Pet. Herold“:

„Allergnädigster Herr und Kaiser! Mächtig hat das von Ew. Kaiserlichen Majestät in Moskau gesprochene Wort in den Herzen Ihres getreuen kurländischen Adels wiedergehallt. In der vollen Überzeugung, daß Ew. Majestät für Erhaltung des Friedens alles thun werden, was die Ehre Rußlands erlaubt, sehen wir doch ruhig und mit festem Vertrauen auf die Weisheit Ew. Majestät und auf die Gerechtigkeit der Sache, die die Sache aller Christen ist, der Möglichkeit eines Krieges entgegen. Achtzig Jahre unserer Zuge—

ehörigkeit zum Reich haben ein festes, unzerreißbares Band ge— chaffen, das die Herzen des kurländischen Ades mit seinem hohen Herrscherhause und mit den Interessen aller Ihrer getreuen Unter⸗ lhanen verknüpft. Wie wir den Ruhm und die Ehre des ganzen Reiches theilen, so nehmen wir gleich unseren Vorfahren auch freudig alle Beschwerden und Opfer auf uns, welche der für uns geheiligte Wille Ew. Majestät hervorrufen wird.“ e.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 9. Dezember. Der König wird am Dienstag der Eröffnung der Stack— n , ,,, beiwohnen. Die Dampfkorvette „Gefle“ ging am 6. November von Lissa⸗ bon in See, anhaltenden Sturmes wegen traf dieselbe jedoch erst am 20. November in Madeira ein.

Christiania, 7. Dezember. (H. N.) Bei den jetzt zu Ende gebrachten Wahlen zum Storthing ist die große Zahl der ganz neuen Repräsentanten (35 von 111) bemerkens⸗ werth, welches Verhältniß hauptsächlich davon herrührt, daß viele der älteren Abgeordneten besonders unter der konser⸗ vativen Partei ihre Rechte, sich der Wiederwahl zu ent⸗ ziehen, benutzt haben. —ie Zollintraden betrugen in den I1 ersten Monaten des Jahres 16,933 900 Kronen gegen 16,669, 000 Kronen in den entsprechenden Monaten des vorigen Jahres. !

Dänemark. Kopenhagen, 9. Dezember. (H. N.) Die Königin Sophie von Schweden und Norwegen, welche bekanntlich leidend ist und die früher begonnene Kur unter Behandlung des Professors Friedreich in Heidelberg fortzusetzen gedenkt, kam hier heute Vormittag mit einem Extrazug aus Helsingsör an. Am Bahnhofe wurde die Köni—

in, welche den Wagen nicht verließ, von der dänischen Königs—⸗ en il egrüßt, worauf sie die Reise durch Seeland und . nach Fredericia fortsetzte, In Fredericia, wo die önigin zu übernachten gedenkt, ist ein badischer Salonwagen eingetroffen, welcher der hohen Patientin zu ihrer Reise nach ihrem Bestimmungsorte zur Disposition gestellt worden ist. Bei der Berathung des Gesetzes, betreffend eine Herab⸗ setzung der Steuer auf in kändifchen übenzucker im Folket hing zeigte es sich, daß auch die Opposition beschlossen atte, dasselbe als ein neutrales zu betrachten, so daß also sämmtliche Mitglieder, ohne durch Parteirücksichten gehindert zu sein, nach ihrer eigenen Ansicht von der Sache stimmen können. Die Verhandlungen werden am Montage fortgesetzt und voraussichtlich wird der Uebergang zur zweiten Berathung einstimmig beschlossen und das Gesetz schließlich auch vom Folkething in der mit Zustimmung des Finanz⸗Ministers im Landsthing veränderten Fassüng angenommen werden. Der Standpunkt des Finanz-Ministers war, daß er kein unüber— steigliches Hinderniß einem moderaten Schutz der Zucker⸗ industrie entgegen stellen wolle, sofern beide Kammern des Reichstags fänden, daß man aus Nücksicht auf die Landwirth— schaft einen solchen gewähren müsse.

11. Dezember. (H. N) Das Gutachten des Fi—⸗ nanzausschusses, 173 Seiten stark, ist heute im Folke⸗ thing vertheilt worden. Dasselbe enthält eingreifende Vor—

schläge, darunter einen auf Schließung des Theaters, bis ein

Minister da sei, zu dem man Vertrauen habe.

Amerika. Die „Tim es“ bespricht die neuesten Nachrichten aus den Vereinigten Staaten und bemerkt, es sei klar, daß die Politik der Demokraten jetzt unnachgiebig, ja sogar aggressiv sei. Der Umstand sei ernstlich, denn es könne nicht geleugnet werden, daß noch immer konstitutionelle Fragen vorhanden seien, über welche ein Konflikt entstehen dürfte. Wenn Mr. Hayes thatsächlich eine nn, im Elektoral⸗Kol⸗ leglum habe, so sei es fast gewiß, daß die Demokraten ver⸗ suchen würden, diese Majorität umzustoßen, wenn der Präsident des Senats am zweiten Mittwoch im Fehruar nächsten Jahres die Stimmen zähle. Der Senats-Präsident, Mr. Ferry, werde, wie man glaubt, darauf bestehen, daß er nur allein zur Zählung der Stimmen berechtigt sei und daß die Häuser des Kongresses nur das Recht besäßen, die Zuschauer abzugeben. Das Repräsentantenhaus werde, nach der bei der letzten Wahl in Kraft gesetzten Regel handelnd, die Verwerfung der Stimmen aus Louisiana und Florida verlangen. Sollte der Präsident des Senats sich weigern, diesem Verlangen Rechnung zu tragen, was höchst wahr⸗ scheinlich sei, so werde er eine Majorität für Mr. Hayes zählen und erklären, daß derselbe zum Präsidenten gewählt worden sei. Aber das werde darauf bestehen, daß; die Stimmen, welche es beanstandet 96. nicht gezählt werden können, und daß demnach, da kein Kandidat eine Majorität der ernannten Wahlmänner besitze, die Wahl des Präsidenten dem nach Staaten abstimmenden Hause zufalle. Die Demo raten ver⸗ ügen über eine Majorität im Hause und würden Mr. Tilden ür gewählt erklären. In diesem Falle würde es zwei Prä⸗ tendenten für die Präsidentschaft eben. Was würhe der Ausgan . Nebenbuhlerschaft sein? Die „Times“ bezwei⸗ . ie Möglichkeit eines Bürgerkrieges, glaubt aber, daß die ,. e Majorität im Repräsentantenhause der Regie⸗ rung ernstliche Verlegenheiten durch Verweigerung der Sub⸗ sidien bereiten dürfte, und ohne die Sanktion des Hauses könnten weder der erf nr noch der Senat in konstitutio⸗ neller Weise einen Cent für den Staatsdienst beschaffen.

Repräsentantenhaus landen 147,8

Unter dem 10. d. M. wird der „Times“ aus Phi⸗ ladelphia telegraphirt: Es herrscht 1 eine bessere Stim⸗ mung betreffs der Präsidentenwahlfrage, die dem Glauben entspringt, daß der Streit hauptsäͤchlich auf den Kongreß beschränkt sein wird, wo die gemäßigten Manner beider Parteien Anstrengungen zur Herbeiführung eines Ver⸗ gleiches begünstigen. Me Eravy's Vorschlag, einen gemischten IUlusschuß zu ernennen, der einen Plan für die Zählung der Stimmen ausarbeiten soll, wird wahrscheinlich adoptirt werden. Die Justizausschüsse des Repräsentantenhauses werden am Montag ihre Berichte erstatten. Es macht sich allgemein der Eindruck geltend, der höchste . der Vereinigten Staaten werde ersucht werden, als Schieds⸗ richter in letzter Instanz zu fungiren. Der Wahlausschuß des Senats wird Subausschüsse nach Louisiana, Süd⸗Larolina und Florida senden, um die Wahlen vom republikanischen Standpunkte aus zu prüfen, so daß ö Partei ein Comitè in jedem Staate och wird. Das Kabinet hat beschlossen, die Regierung des Gouverneurs Chamberlain in Süd⸗Caro⸗ lina anzuerkennen. Die Demokraten von Louisiana beabsich⸗ tigen im Januar, wenn die Legislatur zusammentritt, eine Staatsregierung herzustellen. Somit wird in Louisiana wie in Süd⸗Carolina eine Demokratenregierung bestehen.“

Afrika. Aegypten. Aus Kairo wird dem Reuter⸗ schen Bureau“ unterm 7. d. M. telegraphirt: Mr. Vivian, der britische General⸗Konsul, hat dem Khedive die Anzeige er⸗ stattet, daß die englische Regierung außer Stande sei, den en gli⸗ schen General-Kontroleur zu ernennen. Man erwartet, der Khedive werde in sehr Kurzem die Ernennung selber vor⸗ nehmen. Aus Alexandria wird dem „Stan dard“ unterm 9. d. M. , . gemeldet: „Der Abgesandte des Königs von Abessynien und sein Gefolge sind, nach— dem sie die Erlaubniß erwirkt, die Koptenkirche in Kairo be⸗ suchen zu dürfen, ihren Wächtern entsprungen und suchten eine Zuflucht bei dem britischen General-Konsul. Letzterer sagte ihnen nach einer Unterredung mit dem Khedive seinen Schutz zu und ließ sie nach einem Hotel bringen, das unter die Be— wachung der Janitscharen des Konsuls gestellt wurde. Wäh⸗ rend der Nacht wurden sie indeß aufs Neue verhaftet und per Eisenbahn fortgeschickt, wohin ist unbekannt. Die Fortsetzung des Krieges ist gewiß. Der Kaiser und die Kai⸗ serin von Brasilien kamen am 7. d. M. in Port Said an, nachdem sie Jerusalem, Bethlehem, Nazareth, den Jordan⸗ fluß, den Tiberiassee und das Todte Meer besucht. Ihre Majestäten hatten sich in Jaffa am 5. d. eingeschifft. Nach einem Besuch des Suezkanals wird sich das Kaiserpaar nach Kairo und von dort nach dem nördlichen Italien begeben.

(A. A. C.). Die neuesten Nachrichten aus Trans⸗ vaalien melden, daß sich die Lage der Dinge in der Re— publik noch immer nicht bessern will, während in den Dia— mantenfeldern die Stimmung zu Gunsten einer Annexion mit der Kapkolonie im Wachsen begriffen sei.

Aus dem Wolffschen Telegraphen-Bureau.

London, Mittwoch, 13. Dezember, Vormittags. Unter dem Vorsitze des Prinzen von Wales fand gestern die offizielle Versammlung 108 Berichterstattung der Mitglieder der eng— lischen Polarexpedition statt, welcher auch Dr. Petermann bei— wohnte. Aus maßgebenden Kreisen verlautet, daß die Aus— sendung einer neuen englischen Polarexpedition im Frühjahr 1877 im Sinne Petermanns ziemlich sicher in Aussicht stehe.

Landtags⸗⸗Angelegenheiten.

Im 1. Berliner Wahlbezirk ist an Stelle des Kreis⸗ gerichts⸗-Raths Klotz der Verlagsbuchhändler Franz Duncker hierselbst mit 602 Stimmen zum Mitgliede des Hauses der Abgeordneten ge⸗ wählt worden. ö

Im 2. Berliner Wahlbezirk ist an Stelle des Stadt⸗ rath Zelle, der Stadtverordnete Dr. Langerhans mit 552 gegen 249 Stimmen, welche der Stadtverordnete Kaufmann Ludw. Löwe er⸗ halten hat, zum Mitgliede des Hauses der Abgeordneten gewählt worden.

Statistische Nachrichten.

Die . von Getreide und Hülsenfrüchten aus den Seehäfen des Deutschen Zollgebiets hat sich im Jahre 1875 wesentlich günstiger als in den beiden Vorjahren ge⸗ staltet Sie belief sich im Ganzen auf 12,408487 Ctr. gegen S983, 027 Ctr. in 1874 und 8, 185,396 Ctr. in 1873. Von Fresen Mengen sind aus den Häfen der Ostsee 11810875 Ctr. oder g3n29/ (1874: 8,457,323 Ctr, oder 94, 0lo, 1873; 7,655,429 Ctr. oder 937/o) verschifft worden, während auf den Verkehr der Nordseehäfen nur 557,613 Ctr. gegen 495,704 Ctr. in 1874 und 529, tz Ctr, in 1875 entfallen. Dagegen ist die Ausfuhr von Mehl seewärts im Jahre 1875 nicht so erheblich wie in den beiden Vorjahren gewesen; sie be⸗ trug im Ganzen nur 302.844 Ctr. gegen 346,453 Ctr. in 1874 und 674,389 Ctr. in 1873. Die Einzelnen sind in den Jahren 1875 und 1874 ausgeführt worden: ö . ostseewärts nordseewärts 1875 1874 1875 1874 Ctr. Ctr. Ctr. Ctr. 7,408, 677 4,553,453 117,447 59,575 1,997,256 1,696,527 4, 106 1,437 Ger ; S807, 683 790,169 52, 056 22,996 J 797, 022 282, 9 257, 672 ülsenfrüchte .. 569,029 650,061 141,211 154,024 nfnhech Hetreiß;.. Js! ds s, gr, s Von den im Jahre 1875 (bez. 1874) seewärts ausgeführten Ge⸗ treide⸗ c. Mengen sind namentlich verschifft worden; Weizen. nach: Großbritannien 5,589, 151 Ctr. (2 976,654 Ctr.),. Bel gien Jö, 62 Etr. (813,839 Etr.), den Niederlanden 700,558 Ctr. (5109327 tr.), Dänemark 117.291 Ctr. (186045 Ctr.), Norwegen 35,050 Ctr. (15,055 Ctr), Schweden 22287 Ctr. (4660 Ctr.); Roggen nach: Rorwegen 1,108,515 Ctr. (852.631 Ctr.), Dänemark 463,693. Gtr. 306,9 736 . Schweden 198,186 Ctr. (149,945 Ctr.), den Nieder⸗ J 1 Etr. (11,ů557 Ctr.), Großbritannien 28,967 Ctr. (172,531 Ctr); Gerste nach: Großbritannien 307 304 Ctr, (616,715 Ctr., den Niederlanden 185,916 Ctr. Go, 89s Ctr.), Belgien 57,251 Ctr. (2430 Ctr.), . 50, 286 Ctr. (60,432 Ctr.), Schweden 263341 Ctr. (145372 Etr); Ha fer nach: Großbritannien L669, 828 Ctr. (688.156 Ctr.), den Niederlanden 70 601 Ctr. (94700 Ctr.), 2 kin 51,069 Ctr. (198,341 6 g Dãnemark 44681 Ctr. (3684 Ctr.); Hülsenfrüchte nach: Großbritannien 15845377 Ctr. (525.3374 Ctr.), Norwegen 61,568 Ctr. (67,806 Ctr), den Niederlanden 7,320 Ctr. (55, 107 Ctr. ). Frankreich 33 353 Etr. (39,595 Ctr.), Dänemark 25.185 Ctr. G3 174 Ctr.), Schweden 18,254 Ctr. (5499 Ctr.); Mehl nach: Schweden 114768 CEtr. 6. Ctr.), Großbritannien 83,528 Ctr. (106513 Etr-), den lederlanden 43,330 Ctr. (6h, Mh Ctr) Die im Jahre 1875 aus- geführten Mengen von Getreide z. repräsentiren nach ungefährer Schätzung einen Werth von 125,861,000 4 gegen 101,90 000

Weizen.. 8 . te w