1876 / 294 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 13 Dec 1876 18:00:01 GMT) scan diff

in 1874, und zwar: Weizen 790240090 M (1874: 55356, 000 4), Roggen 16010000 Æ (1874: 152582000 M), Gerste 7,737 000 1341: S, 13 00 ο, Hafer 11,113 50 M is?. . bs öh AM), ülsenfrüchte T 102000 Æ (1874: 8442, 900 06). Mehl 4,815 000. 1 1374: 5, 197 000 Æ). Von diesen Beträgen entfallen auf den Ver⸗ hr der Ostseehäfen 119855, 00 (1874: 96082000 AÆ), auf den der Nordseehäfen 6 M6, M00 M (1874: 5,818 000 A). Das statistische Bureau der Stadt Berlin veröffentlicht in der Beilage zum Kommunalblatt die Resultate der am 1. Dejember 1875 stattgefundenen Volkszählung, soweit dieselben den Groß- gewerbebetrieb (. h. Gewerbebetrieb mit mehr als 5 Gehül⸗ fen) in Berlin betreffen. Die hier in Betracht kommenden Grup⸗ pen von Gewerben umfassen im Großbetriebe uberhaupt 4307 Be⸗ triebe sund jwar 813 init Motoren, 3484 ohne solche und 10 im Nebenbetriebe) mit 5514 Geschäftsleitern (5415 männliche und 99 weibliche) und 108458 Arbeitern (90,080 männliche und 18378 weibliche, worunter 5014 männliche und 182 weibliche Lehrlinge mit inbegriffen a Auf die einzelnen Gruppen von Großgewerben vertheilt sich die Zahl der Betriebe, die der Geschäftsleiter und die der Arbeiter folgendermaßen: Im Betriebe. Geschäftsleiter. Arbeiter. J. Tunst⸗ 2c. Gärtnerei 7 7 13

II. Fischerei (im Großbetrieb nicht vorhanden) Bergw, Hüttenw. (Drahtfbr) 2 3 IT. Steine und Erden 87 114 T. Metall⸗Verarbeitung 439 538 VI. Masch, Werkz.,, In rument. 400 527 Chemische Industrie 38 52 VIII. Indust. d. Heiz⸗ u. Leuchtstoffe 54 73 IX. Textil⸗Industrie 245 333 X. Papier⸗ und Leder⸗Industrie 291 391 XI. Indust. für Holz⸗ u. Schnitzw. 673 78 XII. Indust. der Nahrungs⸗ und Genußmittel 293 352 XIII. Bekleidung und Reinigung 374 506 XIV. Baugewerbe 419 451 XXV. Polygraph. Gewerbe 2M XXI. Fünstlerische Betriebe 46 XVII. Handels Gen erbe 841 XVIII. Verkehrsgewerbe 100 XIX. Beherberg. und Erquickung 129 145 (A. A. C.) Während dieses Jahres hat sich die Zahl der katholischen Kirchen und Kapellen von 1253 auf 1294, und die der katholischen Priester in England und Schottland von 1893 auf 2024 vermehrt.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Wie die „Nat.⸗Ztg.“ einem Privatbriefe aus Druva ent⸗— nimmt, sind am 30. November und am J. Dezember in Dlympia von der deutschen Kommission zur Leitung der Ausgrabungen zwei Metopenstücke, das eine mit der prachtvoll erhaltenen Pallas ,. das andere mit einem herrlichen männlichen Torso gefunden worden.

Am 8. d. M. hat die Leipziger Universität das 50jäh⸗ rige Pirofessorenjubiläum des Königl. sächsischen Geh. . raths Dr, phil, Moritz Wilhelm Drobisch, Sen iors der philoso— phischen Fakultät, gefeiert. Am 8. Dezember 1826 erhielt derselbe die Ernennung zum ordentlichen Professor der Mathematik als Nach— folger des Professors Dr. Karl Brandau⸗Mollweide. Der König hat dem Jubilar den Charakter und Rang eines Geheimen Raths in der 2. Klasse der Hofrangsordnung ertheilt.

London, 11. Dezember. (Engl. Korr.) Die Herren Joachim und Brahms sind von der Universität Cambridge zu Doktoren der Musik kreirt worden.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Der Verein gegen das Moorbrennen hat, wie die „Wes. Ztg.“ mittheilt, am 9. Dezember in dem zu Osnabrück verstorbenen Oekonomie⸗Conducteur W. Peters sein sachkundigstes Mitglied verloren. Diejenigen beiden technischen Verbesserungen, welche neben den Kanälen bisher am meisten zur Einschränkung des Moorbrennens beigetragen haben, nämlich die Düngung mit Staß⸗ furter Kali und die Rimpausche Dammkultur, sind hauptsächlich durch den Verstorbenen verbreitet worden, während er zugleich als erfahrener Kulturtechniker weithin um Rath gefragt wurde, 3. B. für die holsteinischen Güter des Großherzogs von Oldenburg, für die

einzutreten, sowie den bestehenden Uebelständen und Hindernissen

Einbürgerung der deutschen Dammkultur in Holland, neuestens sogar für Rußland und für Schottland.

Gewerbe und FSandel.

Am 11. d. M. begann bierselbst im Kaisersaale der Passage ein y . deutscher Lederindustriellen, der von etwa 500 Mitgliedern beschickt war. Unter den Theilnehmern befand sich auch der Minister der landwirthschaftlichen Angelegenheiten, Dr. Frieden⸗ thal, Auf der Tagesordnung stand zunächst die Eichen schäkwald⸗ Kultur. Der Referent, Forstmeister A. Bernhardt in Neustadt E-⸗W., führte in lãngerem r, ,. aus daß die Anlage von Eichenwaldungen in größerer Ausdehnung als bisher eine dringende Nothwendigkeit sei und sich aus volkswirthschaftlichen, staatswirthschaftlichen und forst= wirthschaftlichen Gesichtspunkten empfehle. Nach einem Korreferat des Hrn. Spitta (Brandenburg), in welchem derselbe eine Reihe von Eichenwaldprodukten vorführte, die zum Theil auf sehr schlechtem Boden

ewachsen waren, empfahl Forstmeister Bernhardt die Bildung von

enossenschaftsverbänden behufs Erzielung von Eichenschälwaldungen.

Die bisherigen gesetzlichen Formen des Genossenschaftsweseng haben sich für diese Zwecke nicht recht passend erwiesen und deshalb schlage er die Form einer fest fundirten, auf Inhaber Aktien begründeten Gesesl⸗ schaft vor, die sich von eigentlicher Spekulation fern hält. Freilich gehöre dazu ein ausgiebiges Kapital, da für je 15 Hektaren Dedland ein Kapital von 11,900 M erforderlich sei, das sich erst in 15 bis 18 Jahren rentiren würde. Der Redner empfahl deshalb die Gründung von Eichen⸗Schãlwald⸗Aktiengesellschaften, deren Aufgabe die Anlage und Bewirthschaftung von Eichenschälwaldungen ist. Hr. Edm. Wagner (Suhl) begründete sodann folgende Anträge: L die Regierungen zu veranlassen, daß in den Forsten des Deutschen Reiches die Fichtennutzhol;schläge nicht mehr aus—Q— schließlich im Winter, sondern mehr zur Saftzeit im Frühjahr und Sommer gemacht werden; Y die Borke an den Fichtennutzhölzern nicht mehr mit als Hol; vermessen, sondern vom Forstfiskus geschält zum Verkauf gestellt wird. Die Versammlung beschloß, diese Fragen dem neu zu begründenden Centralverbande deutscher Lederindustriellen zu überweisen. Es folgte ein Referat des Hrn. Heinrich Hoffmeister (Heidelberg) über die Zollangelegenheit und die Handel sver⸗ träge, das mit folgendem Antrag endete: M es ist dringend nothwendig, daß der Eingangszoll den Vereinigten Staaten gegenüber um 14 S6 auf alle Ledersorten und Lederwaaren erhöht, resp. auf 20- 35 M pro Centner gehracht werde; 2) bei Abschluß von Handelsverträgen mit den europäischen Staaten ist für alle Erzeugnisse der Lederindustrie vollständige Parität zu erlangen. Korreferent Frhr. v. Rosll (Berlin) trat diesen Ausführungen im Allgemeinen bei, ebenso die Majorität , n, welche wegen vorgerückter Zeit die Abstimmung vertagte.

In der Sitzung am 12. d. M. wurden die Berathungen über die i. und Handelsverträge fortgesetzt. Nach längerer. Debatte genehmigte die Versammlung die Anträge des Hrn. Hoffmeister und beschloß. ferner auf Antrag des Frhrn. v. Rosll, auf der Basis dieser Resolution eine Petition an die Reichsregierung zu richten und eine Kommission von 7 Mitgliedern mit der Abfassung derselben zu be— trauen. Die Annahme dieser Anträge erfolgte mit 165 von 180 Stim⸗ men. Es polst sodann die Berathung uber die Begründung eines Centrglverbandes der deutschen Lederindustriellen. Die von dem Kommissions-Rath Günther hierfür vorgelegten Statuten wurden pro— visorisch genehmigt. Der Zweck des Verbandes ist nach den Statuten: für die Interessen der Lederindustrie mit allen gesetzlichen Mitteln

.

entgegenzuwirken. Der Vorstand soll neue Erscheinungen im Gebiete der Lederindustrie, der Gesetzgebung, des Handelsverkehrs verfolgen und zur Kenntniß der Mitglieder bringen, praktische Prü— fungen neuer Erfindungen veranstalten und eventuell die Anlage einer chemischtechnischen Versuchsstatition für Lederindustrie und die Gründung einer Ledexindustrie⸗Fachschule betreiben. Zum proviso⸗ rischen Vorstande wurde das Präsidium des Kongresses erwählt, und zu Organen des Verbandes die „Gerberzeitung“ und die deutsche Gerberzeitung“ bestimmt. Hieran schloß sich die am 11. d. M. ab⸗ gebrochene Debatte über die Eichenschälwald⸗Kultur, welche damit endete, daß die Versammlung beschloß, dem Ausschuß des Centralver⸗ bandes das Mandat zu übertragen, eine Petition an die Regierung zu rich- ten, baldmöglichst mit 6 und Verbesserung der Eichenschälwal⸗ dungen vorzugehen. Die Versammlung drückte ferner der Reichs⸗ . ihre Sympathie dafür aus, daß dieselbe es abgelehnt habe, die Pariser Ausstellung von 1878 zu beschicken. Nach Mittheilungen des Kommissions⸗Raths Günther wurde die projektirte Spez ialaus stel⸗ lung im Gebiete der Leder⸗ und Lederwaaren⸗Industrie mit Berüͤck⸗

sichtigung der Rohmaterialien, der Maschinen, der Geräthe und der

sonstigen. Hülfsmittel, in , mit einer Ausstellaung von

Eichen spiegelrinden uud anderen Gerbstoffen und sonstigen Surro⸗

in in den Monaten August und September 1877 in wen statt⸗ nden.

In der Generalpersammlung der Westfälischen Union, Aktien ⸗Gesellschaft für Bergbau, Eisen. und Sraßt?“

n dustrie zu Hamm vom 9g. d. M. wurde der Bericht des f⸗ ichterathes vorgelesen, der gedruckte Bericht der Direktion vorgelegt und auf desien Vorlesung verzichtet. Die Bilanz für das 8 jahr 1875176 schließt im Debet und Kredit mit einem Saldo von 17,108,580, 6 und einem Verluste von 252, 806 2. M6 ab. Die westfälischen Werke hatten einen Betriebsgewinn von 253, Ms,. un MM dagegen das Petersburger Etablissement einen Verlust von 78,3274 0 An Zinsen, nach Abzug der von den Hypotheken- und Obligations⸗ Inhabern erlassenen, wurden 151955 6 gezahlt, an zweifelhaften Waaren forderungen 7, 824,3 , für die aus dem Petersburger Pro⸗ zesse möglicherweise noch resultirenden Verluste 107, 05,4 66 und endlich noch 332,362,“ auf die sämmtlichen Werke abgeschrieben. Dabei hatte sich der Werth der Bestände um ca. 141,000 M ver⸗= mindert und erlitt das Petersburger Werk noch einen Coursverlust in Folge Sinkens der russischen Valuta von 18 330 M

Nach dem Rechnungsabschluß des Neu⸗Oeger Berg⸗ werks⸗ und 5 für das Betriebsjahr 187576 hat sich am Schluß dieser Periode die Unterbilanz, wesche ult. Juni 1875 373,283 6 betragen hatte, auf 675,448 M erhöht. Diese Erhöhung ist bewirkt durch den Verlust an der Fabrikation in Neu⸗Oege und ,, mit 182,540 M, durch den Minder⸗ werth der Vorräthe mit 74,750 * und durch außergewöhnliche Re⸗ paratur einer Feinblechstraße u. s. w. mit 44,875 S6. Bei einem Aktienkapital von 3. 500 000 M belief die schwebende Schuld sich am 309. Juni er. auf 952305 ½. Das Deleredereconto betrug 48, 556 4, Wechsel⸗ und Cassabestand 40, 079 M, Ausstände 179, 958 S½, Waa⸗ ren⸗ und Materialienvorräthe 247,997 ½ Die Immobilien und Bergwerke standen zu Buche mit 2258, 859 M, Maschinen und Triebwerk mit S882 121 , Werkgeräthe, Hütten und Bergwerks⸗ utensilien mit 313,209 4 Die Rexisionskommission, welche durch Generalversammlungs⸗ beschluß der Aktionäre der Leipziger Wechslerbank eingesetzt wurde, hat einen r, . Bericht zusammengestellt, dem als Ergebniß der Revision folgende Mittheilungen entnommen sind: Es 6 abzuschreiben: 262, 000 M wirklich eingetretene Verluste auf ußenstände, 526, 009 M für e, ,, . Verluste bei 9 zweifel⸗ haften Debitoren, 788 000 6 im Konto Korrent⸗-Verkehr, 50, 000 S. auf das Immobilien- Konto. Summa 833.000 6. Dagegen erwartet man: 200, 000 Gewinn aus dem Geschäfte der Bank und es er⸗ geben sich: 638,090 M Ausfall, zu dessen Deckung nur: 191,000 4 Reservefonds vorhanden ist, so daß: 537 000 S als Unterbilan; ver⸗ bleiben würden. Dieselbe vertheilt sich auf ein Aktienkapital von 3,150 9090 „, mithin sind von demselben ca. 170 als verloren zu betrachten und nur noch 83 vorhanden.

Aus Madrid wird der K. 3. unter dem J. Dezember ge⸗ schrieben; Die öffentliche Aufmerkfamkeit wird in diesen Tagen durch das Verschwinden der Doña Baldomera de Larra, der Schöpferin der berüchtigten Casas de imposiciones, einer Nachahmung der Dachauer Banken, im großartigsten Maßstabe in Anspruch genommen. Am Sonnabend Abend zeigte sich die . der Armen“, wie sie sich zu nennen pflegte, zum letzten Male dem Publikum der n . stadt in einer Loge der komischen Oper. Am darauf folgenden Montag blieb die Thür ihres Hauses geschlossen. Die fich an⸗ sammelnde Meuschenmenge mußte durch Polizei entfernt werden und ein Richter ließ die Thür aufbrechen, um amtlich festzustellen, daß Doñg Baldomerg mit ihrer Kasse und allen Werthobjekten das Weite gesucht. Nach der niedrigsten Schätzung bezifferten sich die Einzahlungen auf 1 Millionen Realen; davon hatte die freigebige Dame 5. Millionen für Zinsen (monatlich 30 (/m zurückbezahlt, so . immerhin noch 14 Millionen Realen, ungefähr 2.860, G00 (0

eiben.

Verkehrs⸗Anstalten.

Von der Königlichen Direktion der Ostbahn geht uns über die Verkehrs verhãltnisse auf den Bahnen Rußlands fol⸗ gende weitere Mittheilung zu: Auf der St. Petersburg Warschauer Eisenbahn wird zur Zeit für Sendungen aus Rußland keine Ver— antwortung für rechtzeitige Lieferung übernommen, dagegen findet in der Richtung von Deutschland nach Rußland prompte Beförderung der Güter auf der St. Petersburg⸗Warschauer Bahn statt.

Berlin, 13. Dezember 1876.

»Rheinfahrt“. Von den Quellen des Rheins bis zum Meere. Schilderungen von Karl Stieler, Hans Wachen husen und F. W. Hackländer. Illustrirt von R. üttner, A. und O. Achenbach, N. Baur, C. F. Deiker, Diez, G. Franz, F. Keller, L. Knaus, L. Ritter, G. Schön⸗ leber, C. Scheuren, Th. Schütz, W. Sim mler, B. Vau— tier, Th. Weber, R. Jordan, L. Wil lro ider u. A. = Stutt— gart, Verlag von A. Kröner.

Dieses Prachtwerk, das bereits in einer Besprechung seines ersten Theiles an dieser Stelle ausführlicher 666 worden ist, ist vor Kurzem zum Abschluß gelangt, Die letzten Hefte halten in jeder inc was die, ersten Lieferungen versprachen, und lassen nach einer Seite hin eine Verminderung der großen Sorgfalt verspüren, die der Verleger im Verein mit den von ihm gewonnenen Künstlern und Schriftstellern auf diese anziehende Schilderung des deutschen Lieblingsstromes, seiner reichen landschaftlichen Schönheit und seiner kulturhistorischen Bedeutung verwandte. Die letzten zwöff Hefte bringen zunächst die . des Textes von Hans Wachenhusen. Er bewährt sich dabei als kundiger und erfahrener Führer, dem man sich gern überläßt, und nicht weniger gilt das von Hackländer, dem scharfen und feinsinnigen Beobachter. Die zahlreichen, in dem rühmlichst bekannten Atelier von Adolf Clo 6 e ritten zum Theil in den Text gedruckten, zum Theil auf großen Blättern in Folioformat beigefügten Illustrationen, die dem trefflich ausgestatteten Werk i, vorzüglichsten Werth geben, reihen sich in Erfindung und Ausführung denen der ersten Lieferungen durchweg 1 an. Dabei e , Robert Püttner, dem auch hier wieder der weitaus größte Theil der künst⸗ lerischen Arbeit zugefallen ist, in seinen poetisch aufgefaßten land⸗ schaftlichen Darstellungen von Neuem durch eine erstaunkiche Viel- seitigkeit der Motive und . die mannigfachsten Stimmungen, die er mit gleichem Geschick zu beherrschen versteht. Von ihm ftammt auch eine inne Reihe der Folioblätter. Neben Püttner erscheint dann besonders häufig Theodor Weber, der namentlich von Neuß und Düsseldorf ab in den Vordergrund tritt und hier sowohl wie in den Bildern aus. Trier, aus dem Moselgebiet und aus dem Aargau durch einige seiner gelungensten Leistungen erfreut. Mit . historischen Komposttionen ist ferner A. Baur, mit treff⸗ ichen Architekturen Lorenz Ritter vertreten, dessen große Blätter diesmal durch ihre kräftige Frische besonders wirkungsvoll sind. Einige landschaftliche und Genredarstellungen von G. Franz e bei ziemlich skizzenhafter Behandlung doch durch lebendige Charakte⸗ ristik zu interessiren. Dargn reihen fich noch mehrere durch originelle nl n fesselnde landschaftliche Motive aus dem Holländischen von

. Baisch, ein von G. Franz nach einer meisterlichen Agquarelle von O. Achen hach gezeichneter Abend an der Loresei', eine Kom position aus Bacharach von C. Sch eu ren, eine große, höchst effektvolle Figur der Lorelei von F. Keller, eine humoöri tische, im Ausdruck ein wenig outrirte „Weinprobe“ von geistvolle große Blätter, die Zerstörun ,,, . Blüchers , sowie mehrere Heinen skizzenhafte Dar⸗ stellungen des berühmten W. Diez und endlich ein großes Blatt von W. Simmler, ein Gartenfest der Düsseldorfer Künstlern,

n Vautier, zwei Heidelbergs! und der

sos leichte Durchführung mit einander vereinigend, ebenso zu den er— lesensten , des Werkes zählt, wie die von demselben begabten n . errührende köstliche Anfangsvignette des Abschnitts „Nach

achen“. Das Zusammenwirken so, vieler tüchtigen künstlerischen Kräfte, wie sie r in zum Theil hervorragenden Proben ihres Talents in dem stattlichen Bande, den die Rheinfahrt“ bildet, vertreten sind, hat dafür gesorgt, daß die Erwartungen, die der Profpekt des Unter⸗ nehmens erregte, jetzt in umfassendster Weise befriedigt werden. Wie den einzeln erschienenen Lieferungen wird es daher auch dem abge⸗ schlossenen Werke, das neben seinem künstlerischen zugleich ein nationales Interesse beanspruchen darf, nicht an der be gh ichn Theil⸗ nahme fehlen, deren das dankenswerthe Unternehmen sich in hohem Maße würdig zeigt.

Theater. Die Hauptrollen in dem im Königlichen Schauspiel⸗ hau se in dieser Woche neu einstudirt in Scene gehenden Stück: Die Erzählungen der Königin von Navarra?, befinden sich in den Händen des Frl. Keßler und der HH. Kahle und Ludwig.

. W rg he Hoheit der Prinz Alexander beehrte am Dienstag die Vorstellung des Rofenschen Lustspiels: O diese Män⸗ ner!“ im Wallnertheater, welches noch immer eine ungeschwächte 6, ausübt, mit Höchstseinem Besuch.

Im Wolters dorff⸗ Theater beginnt am Sonnabend, den 16. Hr. Geor Paradies ein Gastspiel als ‚Isaac Stern“ in der beliebten Kalischschen Posse „Einer von unsere Leut“, welche mit neuen Couplets versehen ist.

i Frl. Ernestine Wegener trifft am 15. d. M. ] wieder ier ein.

Im Nati onal⸗Theater finden heute und Sonnabend Extravorstellun en für einen wohlthätigen Zweck statt und zwar: „Gute Nacht Hänschen“ und Wilhelm Tell; für die übrigen Tage bleibt das ,. ausgestattete Zaubermärchen mit Ballett Aschenbröde auf dem Repertotr, welches bei den ersten Auf⸗ führungen, namentlich bei der kleinen Welt, jubelnden Beifall ge⸗ funden hat.

X Die erste Liebhaberin des hiesigen National⸗Theaters, Frl. Eug enie Frauenthal, ist in gleicher Eigenschaft am Stadt⸗ theater in Leipzi 19 irt worden.

Das Bel e-Alliance-⸗Thegter bringt als Weihnachts- abe Fröhliche Weihnachten“, ein Mährchen mit i. von dem egissenr dieser Bühne, Hrn. Ottomeyer, frei nach Dickens Weih⸗ nachts Roman Christmas Carol bearbeitet.

Einer Depesche der, Times vom 7. d. zufolge waren bis dahin ict aus den Ruinen des Thegters von Brooklyn 326 Leichen erg, werden, und weitere Nachsuchungen nehmen ihren Fortgang.

ie eingeleitete Untersuchung über den Ürsprung des Feuers zeigt, daß die Feuerlöschuten silien auf der Bühne . mangelhaft waren, und daß das Feuer bald hätte überwältigt werden können, wenn ge⸗ orig. orsichtsmaßregeln getroffen worden wären. Einige Zeugen

ehaupten, daß, so weit hre Kenntniß reicht, weder Wasser noch

mann. 1577. 16. 65 S.

Von Georg Büchmann. ö Berlin. 1877. Haude⸗ und Spenersche Buchhandlung (F. Weid⸗ ing).

fo Kühtmanns Buchhandlung. (131 S.)

Sprachfor Juli, September, Sktob

. ttel für schaftsrezepten, von Ch

der landwirthschaftlichen Frauenzeitung. Berlin, Verlag der Liebel⸗ schen Buchhandlung, 1877. 3 J

Vew⸗NYork 79 unerkannte und nicht reklamirte Leichen auf öffentliche Kosten beerdigt. Der Leichenzug war ein sehr langer und während des Begräbnisses ruhten fast sämmtliche Geschäfte.

Am 2. Dezember starb in München der Hof⸗Balletmeister Friedrich Horschelt, (geboren am 14. April 1795 zu Cöln früher in Wien. In den letzten Lebensjahren erblindete der cf de welchem es beschieden war, seinen zweitältesten Sohn, den durch seine Reisen und besonders seinen längeren Aufenthalt im Kaukasus be⸗ kannt gewordenen Schlachtenmaler Theobor Horschelt (53. April 183717 zu früh zu verlieren. Fr. Horschelt war seiner Zeit mit Theodor Körner, Franz Schubert, Grillparzer und Wolfgang Menzel befreundet. Sein ältester Sohn, Friedrich, widmete sich der Bildniß⸗ malerei, der int. pflegt die Kunst seines Vaters in Hamburg. Am 10. ist der Königliche Hof⸗Schauspieler Büttgen in München im 55. Lebensjahr gestorben.

Eingegangene literarische Neuigkeiten. Geschichtsbilder für Jugend und Volk. Leipzig. Verlag von F Hirt CK Sohn. 1877. Kl. 8. 1. Bdchen. Wal lenste in von Ernst. Ram dohr, Gymnasial⸗Direktor in Jever. (i659 S.) 3. Bdchen. Conradin, der letzte der Hohenstaufen von He Fe sf Tschache, Lehrer in Breslau. (685 S.) 4. Bdchen. Gu sta v Wa sa, der Befreier Schwedens, von Gotthelf Tfchache. (90 S.) 5. Doppelbdchen. Albrecht Achilles, Markgraf von Branden burg, von Dr. Wil ly Böhm, Oberlehrer in Berlin. (316 S) Der junge Patriot. Cine Sammlung kriegs⸗patrio⸗ ti scher Dich kungen für Schule und Haus. Herausgegeben von Ludwig Bund,. Düsseldorf. Verlag von Bresdenbach . Bau—

Alldeutschland. Eine Sammlung vaterländischer Kriegs- und Soldaten lie der. Dem ganzen deutschen Heere gewidmet von Ludwig Bund. Düsseldorf. Verlag von Breidenbach

& Baumann. 1876. 33 (219 S.)

Geflügelte Worte. Der Citatenschatz des deutschen Volkes.

Zehnte verbesserte und vermehrte Auf⸗

Jahrbuch des Vereins für niederdeutsche Sprach⸗— Eschung. Jahrgang 1875. Bremen, 1876. Verlag von J.

Korrespondenzblatt des Vereins für niederdeutsche

chung. n, me 1876. Nr. 1—5. (Mai, Juni,

ober.

Koch⸗ und Wirthschaftsbuch mit dreifach em Speise⸗

roße, mittlere und einfache Haushaltungen auf alle

age des Jahres nebst zuverlässigen, , ,,. Koch- und Wirt h⸗ ristiane Steinbrecher, Herausgeberin

Berlin:

Redacteur: F. Preh m. Verlag der CrFediflson æesselJ. Druck? W. El s ner.

Schlauch vorhanden waren. Man glaubt, daß alle Per onen, die si auf den Galerien befanden, umgekommen sind, e fbr Treppen *

das, Kraft und Feinheit, geistreiche Anffassung und gediegene, mühe⸗

stürzten und jeden Ausgang versperrten. Am Freitag wurden in

Drei Beilagen. (einschließlich Börsen · Beilage)

1 26m. Aichtamtliches.

DeutscCche s Reich.

Berlin, 13. Dezember. In der gestrigen Sitzung des Deutschen Reichstages, deren weiteren Verlaufe auch der Reichskanzler Fürst v. Bismarck beiwohnte, leitete der Bundes⸗ raths⸗ Bevollmächtigte, Handels⸗Minister Dr. Achenbach die erste Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Erhebung von Ausgleichungsabgaben (s. Nr. 292 d. Bl.), wie folgt ein:

Meine Herren! Gestatten Sie, daß ich mit einigen wenigen Worten den vorliegenden Entwurf meinestheils einleite. Als Sie im Juli 1873 das Gesetz über die Aufhebung der Abgaben und Zölle beim Eisen beschlossen, war die Regierung von vornherein der Mei⸗ nung, daß an dieser Entschließung festzuhalten sei. Die Regierung hat diese ihre Auffassung, welche sie bei den damaligen Berathungen darlegte, nicht verändert; auch heute, wo so mannigfache Strömungen eingetreten sind, auch heute, wo ganz naturgemäß die gewaltigen Interessen, welche sich geschädigt fühlen, außerordentliche Anstrengungen machen, um eine Veränderung jenes Gesetzes herbeizuführen, glaubt die Re— gierung an ihrem früheren Standpunkte festhalten zu müssen, weil sie nicht annimmt, daß bisher Thatsachen eingetreten sind, die den Beweis liefern, daß mit jener Maßregel eine solche getroffen sei, welche die vaterländische Industrie schädige.

Meine Herren! Wenn ich in der Lage bin, dies hier vor Ihnen auszusprechen, glaube ich doch mit derselben Entschiedenheit betonen zu müssen, daß dieser Standpunkt der Regierung ein nothwendiges Korrelat darin findet, daß dieselbe ihrerseits sich verpflichtet fühlt, überall da, wo die deutsche Industrie mit Recht Beschwerden über die Zolleinrichtungen anderer Länder geltend zu machen hat, inner- halh ihres der Regierung Machtkreises energisch dahin zu wirken, daß diese Beschwerden beseitigt werden. Meine Herren, würde die Regierung diesen Standpunkt nicht einnehmen, so würden in der That jene industriellen Kreise im Lande zu der berechtigten Meinung gelangen, daß ihre Interessen verletzt werden, daß sie keinen Schutz bei der Regierung und bei der Landesvertretung finden. Eine solch Meinung im Lande aufkommen zu lassen, verbietet die Pflicht sowohl dieses hohen Hauses wie die der verbündeten Regierungen.

Es ist bekannt, daß unter denjenigen Beschwerdepunkten, welche von jeher eine hervorragende Rolle gespielt haben, die Ausfuhrver, gütungen zählen, welche gewisse fremde Nationen gewähren. Es ist ferner nicht zweifelhaft, daß hier zugleich Fälle vorliegen, bei denen die Regierung in der That in der Lage ist, mit denjenigen Macht— mitteln, welche ihr bei Zustimmung des Reichstages zu Gebote stehen, der Industrie eine Erleichterung, wenn nicht gänzliche Abhülfe zu verschaffen. Unter jenen Boniflkationen spielt aber eine ganz beden⸗ tende Rolle die Ausfuhrvergütung, welche die Franzosen bei dem Eisen gewähren. Bekanntlich ist dieser Gegenstand wiederholt in diesem hohen Hause ausführlich und eingehend erörtert morden. Ich kann darauf hinweisen, wie im Jahre 1868 bereits das damalige Zollparlament mit großer Majoritaͤt beschloß, daß die verbündeten Regierungen verpflichtet seien, auf . der hier vorliegenden Uebelstände zu dringen. Seitdem ist kaum irgend eine erheblichere Zollangelegenheit sel es im Zollparlament, sei es in diesem hohen Hause, berathen worden, wo nicht dieser Gegenstand gleichzeitig ich möchte sagen, eine Art von Mittelpunkt der Diskussion gebildet hat und zwar in der Art, daß diejenigen Bestrebungen, welche auf Be— seitigung jener Mißstände gerichtet waren, eine sympathische Auf⸗ nahme innerhalb dieses hohen Hauses gefunden haben.

Ich kann, meine Herren, da der Gegenstand so oft hier erörtert worden ist, mich deshalb auf wenige Worte über das System selbst beschränken. Ich darf nur daran erinnern, daß diese Ausfuhr⸗ vergütungen, oder wie die betreffenden Bescheinigungen genannt worden sind, die titres d'acquit-a-caution in letzter Linie auf dem richtigen Gedanken beruhen, wonach man gewisse Rohprodukte oder Halbfabrikate in das Inland einführen will, damit sie dort ver⸗ arbeitet und dann wieder ausgeführt werden. Würde dieses System streng festgehalten sein, so würde etwas Aehnliches vorliegen wie das, was wir den Veredelungsverkehr nennen, den wir unsererseits pflegen und hochhalten und von dem wir wünschen, daß er auch bei ftun Handelsverträgen wiederum zur Geltung komme.

Bekanntlich aber handelt es sich hier um etwas ganz Anderes. Es wird etwas Anderes eingeführt und, etwas Anderes ausgeführt, die Identität des Gegenstandes steht in keiner Weise fest. Derjenige, welcher gewisse Eisensorten exportiren will, erhält hierüber eine Be⸗ scheinigung; diese Bescheinigung bildet ein, börsenmäßiges Papier, hat einen bestimmten Cours und kann beliebig verkauft werden, Um das an einem die Angelegenheit auf den ersten Blick klarmachenden Beispiel zu illustriren, führe ich an, daß die Franzosen beim Roheisen per Tonne, 20 Centner, einen Zoll von 20 Franes erheben. Der Cours der titres d'acquit--caution beträgt aber augenblicklich 18 oder 19 Francs. Derjenige also, der beispielsweise heute Gußwaaren ausflihrt, ist in der Lage, den titre d'nequit-a-cuntion zum Preise von 19 Franken zu veräußern. Mit anderen Worten, er erhält da⸗ mit auf den Centner eine Ausfthrvergütung von 76 Pfennigen. Er erhält sie, meine Herren, während er selbst dieses Fabrikat die Gußwagren aus inländischem Rohprodukt hergestellt hat, und seine Fabrikate in gar keinem . mit dem demnächst einzuführenden Roheisen stehen. Es wird also vergütet für einen Gegenstand, der von den betreffenden Industriellen nicht einge⸗ führt ist.

. Meine Herren! Nun hat bekanntlich dieses System, welches gegenwärtig auf einem Dekret von 1862, einem Reglement von 1868 und einem weiteren Dekret von 1879 beruht, durch das Dekret von 1870 insoweit eine Einschränkung erfahren, als nur bei Gußeisen die Nichtidentität des ein! und ausgeführten Gegenstandes ausdrülich zugelassen ist. Im Uebrigen soll die Substitution eines Gegenstan⸗ des für den anderen nicht stattfinden. Indessen, wie lauten bezüglich der andern Eisensorten die betreffenden Bestimmungen? Sie gehen dahin, daß das eingeführte Eisen bis , kontrollirt werden soll, dagegen besteht keine , darüber, ob dasselbe

daselbst verarbeitet werde, es besteht keine Bestimmung,

,, B welche hinderte, es weiter zu transportiren und auch bei diesen 56

arten jenen Mißbrauch noch heute anzuwenden. Daß derselbe that⸗ ng, stattfindet, beweisen die Ceurse der Acquits, die z. B. bezüg- lich des Puddlingroheisens in Frankreich augenblicklich bestehen, welche noch vor kurzer Zeit sich auf 17 Franken belaufen haben, auf 15 Franken aber nach neueren Mittheilungen , sind.

Wenn nun dieses eigenthümliche System Yelleicht vorher noch als nicht besonders schädlich von Diesem oder Jenem angesehen wer⸗ den mochte, so kann diese Meinung nicht mehr aufkommen, nachdem mit dem ersten Januar des nächsten Jahres unsere Zölle auf dem hier fraglichen Gebiet in Wegfall kommen. Es ist daher die Stel⸗ lung, welche wir diesem System gegenüber einzunehmen haben, eine völlig veränderte, und es ist auch bei allen früheren Ver— handlungen bereits darauf hingewiesen, wie, wenn eine solche Sachlage einträte, eine dringende Pflicht der Landes vertre⸗ tung, wie der verbündeten ,, , vorhanden sei, der⸗ artigen Mißständen energisch Aßhülfe zu verschaffen. Nun 3 ich sehr wohl, es giebt Einzelne in diesem hohen Hause und außerhalb desselben, welche sagen, daß die vorliegende Frage von den Interessenten sowohl, wie auch von den verbündeten Regierungen auferordentlich aufgebauscht werde. Es handele sich um verhältniß⸗ mäßig ganz geringe Interessen, und aus diesen Interessen werde ein

zum Deutschen Reichs⸗Anz

Erste Beilage

Berlin, Mittwoch, den 13. Dezember

Berg gemacht, während der Gegenstand in Wirllichkeit nur eine untergeordnete Bedeutung in Anspruch nehme.

Meine Herren, an sich kann ja nicht , werden, daß, wenn man die großen Zahlen der inländischen Produktion in Betracht ziebt, dasjenige, was. auf Grund der Acquits aus Frankreich speziell nach Deutschland eingeführt wird eine verhältnißmäßig unbedeutende Ziffer zu sein scheint. Wenn ʒ. B. im Jahre 1873 361,459 Centner und im Jahre 1874 342,727 Centner, gegenüber einer Gesammtausfuhr im Jahre 1873 von 2Al59, 474 Centner und im Jahre 1874 von 22023590 Centner als Ausfuhr anzunehmen sind, so erscheinen diese Zahlen an sich nicht fr beträchtlich. Aber, meine Herren, Sie haben dabei zu berück⸗ ichtigen, daß dieselben absolut keinen Maßstab geben könne für dasjenige, was demnächst eintreten wird, nachdem die Zölle völlig ge⸗ fallen sind. Es wird dann eine ganz veränderte Situation vorhan— den sein. Es ist jedenfalls die Erwartung berechtigt, daß eine wesent⸗ liche Steigerung der Ausfuhr eintreten muß, daß dem so sein werde, geht auch daraus hervor, daß z. B. die Ausfuhr mit Aeguits im Jahre 1876, d. h. in den ersten zehn Monaten, worüber wir statistische Mittheilungen haben, bereits die Zahl von zwei Millionen Centnern überschreitet. . .

Es ist sonach nicht ausgeschlossen, daß wir schon in diesem Jahre nahezu eine Summe von 3 Millionen Centner französische Ausfuhr erlangen. Die Zahlen, wie sie sich bereits jetzt ergeben, beweisen daher, daß die Sache nach jeder Richtung hin der Berücksichtigung werth ist. Aber, meine Herren, es muß außerdem dabei noch in Be⸗ tracht gezogen werden, daß, wenn selbst viel geringere Aus sfuhrziffern von mir zu konstatiren wären, das ganze System eine weit hingehende Beeinflussung auf die 3 ,. im Lande hat. Nun weiß ich sehr wohl, daß von vielen Seiten gesagt wird: Ei, das ist ja eine höchst erwünschte Sache, wenn durch das französische System eine noch weitere Herabminderung der Eisenpreise erzielt wird. Man kann ja Seitens der Konsumenten nichts besseres wünschen“, und noch heute Morgen habe ich in einer angesehenen Zeitung derartige Aeuße⸗ rungen gelesen. ö

Ich bin zwar der Meinung, daß wenn. man auch allen natürlichen Regulatoren der Preise freien Lauf lassen mag, Sie es hier mit einem rein künstlichen Mittel zu thun haben, welches auf die Preise einwirkt. Sie haben ein Mittel vor sich, welches meiner Ansicht nach schlimmer ist als der ärgste Schutzzoll. Auf der anderen Seite sodann kommt in Betracht, daß die Lage unserer deutschen Industrie, die großartige Konkurrenz, welche zwischen den einzelnen Werken im Inlande stattfindet, bereits uns Preisen zuge⸗ führt hat, die als die niedrigsten angesehen werden müssen, die wir verhältnißmäßig jemals gehabt haben. Wir haben Preise, von denen ich sagen n sie können, wenn unsere vaterlaäͤndische Industrie existenzfähig bleiben soll, nicht mehr wesentlich unterschritten werden, und es verbietet sich daher gewiß, noch einen ganz unberechtigten Einfluß des Auslandes zuzulassen, dessen letztes Ziel und dessen letzter

weck dahin geht, dassenige was mit Fug bei uns besteht und mit

rfolg bestehen kann, in seiner Existenz zu gefährden und zu schã. digen. Wenn das bezweifelt werden sollte, so will ich aus einer Auf⸗ stellung, die mir eben vorliegt, dem hohen Hause wenigstens einige Zahlen mittheilen. Ich wähle zunächst die tahlschienen, weil sie ein sehr deutliches Bild der Verhältnisse geben. Im Jahre 1873 hat bei den Stahlschienen im Bezirke des Oberbergamtsbezirkes Dort⸗ mund ein Preis pro Centner von 180 1 hestanden, im Jahre 1874 ist derselbe auf 14,40, im Jahre 1875 auf 10,6 heruntergegangen, und für das Jahr 1876 ist hier die Zahl 7,6 notirt, also von 18,0 auf 763] . , .

. Ich will ferner beispielsweise für Schlesien die Eisenschienen nach den Durchschnittspreisen vorführen. In Schlesien stand im Jahre 1873 der Durchschnittspreis für eiserne Schienen auf 14,sss, im Jahre 1874 auf 1227 im Jahre 1875 auf S, und im Jahre 1876 643. Aehnliche Zahlen könnte ich aus anderen wichtigen In— dustriebezirken Ihnen mittheilen. Beispielsweise aus dem Lande, daß mich ganz besonders interessirt, indem es mein eigenes . land ist, 8 ich anführen, daß im Jahre 1872 Spiegeleisen . im Jahre 1873 10430, im Jahre 1874 6,6, 1875 4533 und jetzt 1876 411. Das Spiegeleisen ist also auch unter die Hälfte des Preises, welcher vor wenigen Jahren noch in Geltung war, herabgesunken. Der Preis des Stabeisens in dem Ober⸗Bergamtsbezirke Dortmund von 1873 15,32, 1874 11,0, 1875 S,9s, 1876 7,7. : .

Sie sehen, meine Herren, in welcher ungeheuerlichen Weise die Preise sich in den letzten Jahren geändert haben. Soweit diese Ge⸗ staltung der Preise auf natürliche 9 und natürliche Ursachen zurückzuführen ist, erscheint sie berechtigt. Wir alle müssen ja an rkennen, daß namentlich im Jahre 1873, die Preise eine Höhe erreicht hatten, die geradezu eine Landes— kalamifät genannt werden konnte. Es war daher vollkommen angezeigt, daß ein wesentlicher und bedeutender Rückgang eintrat wir . aber, wie ich bestimmt annehme, am entgegengesetzten Ende angekommen. Deshalb, glaube ich, liegt der Regierung ebenso wie der Landesvertretung die Pflicht ob, diese Sache nicht sich selbst zu überlassen. Weil wir eine solche künstliche Einwirkung auf die Preisgestaltung nicht wollen, deshalb proponiren wir Ihnen unter Andern die gegenwärtige Vorlage. ; . .

Bei den aequits ö sodann ferner nicht zu unterschätzen die Be⸗ deutung, welche sie auf die Preisregulirung im Auslande haben. Wir sind mit Nothwendigkeit darauf angewiesen, bei der Produk tionsfähigkeit unserer Industrie unseren Blick auf das Ausland zu werfen. Wir müssen exportiren, wenn wir einigermaßen unsere In- dustrie im Stande halten wollen. Meine Herren! Wenn es also eine Hauptaufgabe für uns sein muß, nach außen uns neue Ein gangspforten zu eröffnen, so ist das zwar ein i das sehr schwer zu ist, indem dabei auch Andere wesentlich mitzusprechen haben. Jedenfalls aber fällt bei der Exportfrage die hier in Rede stehende Ausfuhrbonifikation wesentlich mit ins Gewicht. Ich darf daran erinnern, daß bej früheren Diskussio⸗ nen, welche in Frankreich in parlamentarischen Versammlungen oder bei Gelegenheit von Enqueten stattgefunden haben, man sich offen dahin geäußert hat, daß mit Hülfe der acquits es möglich ge— worden sei, im Auslande bedeutende Lieferungen für Schienen u. s. w. zu erlangen. Nun wird uns von anderer Seite zwar erwidert, dies fei nicht mit Hülfe der acquits geschehen, sondern nur deshalb, weil die großen k in Frankreich gie gerg die Konzessionäre der betreffenden Eisenbahn gewesen seien. Ich will zugeben, daß das

ier und da der Fall gewesen sein mag, Thatsache ist aber, daß große ö selbst ausgesprochen haben, ben g mit Hülfe der aegnits nach dem Auslande konkurriren konnten. Man wird also zu bestrei. ten nicht im Stande sein, daß mit den acqoits ein wesentlicher Druck auf die Preise im Auslande verspürt werden kann, der nach allen Seiten hin für unsere Industrie schädlich ist. Endlich weise ich dar⸗ auf hin, daß manche unferer Werke, und zwar sehr bedeutende Werke, dicht an der Grenze unseres Landes liegen. it der Aufhebung der Zölle tritt für sie, wenn sie den Ort des Werks nach Frankreich ver⸗ legen, der Vortheil ein, daß . der Grenze sie vollständige Zoll⸗

eiheit nach unferem Lande behalten und außerdem noch eine Boni- kation genießen dafür, daß sie uns mit dem Ueberschusse ihres Eisens beglücken. Wie richtig auch dieser ya,, D,. ist, geht beispiels weise daraus hervor, daß ein sehr bedeutendes Werk früher mit . der acquits eine außerordentlich beträchtliche Summe von entnern nach Oesterreich 6 hat. Seitdem die Annexion er- folgte, ist in den Jahren 18572, 73 und 74 zusammen nicht soviel

eiger und Königlich Preußischen Stauts⸗-Anzeiger.

187.

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mehr nach Oesterreich erxportirt worden, wie früher in einem einzigen Jahre. Im Jahre 1875 und 76 hat der Export völlig aufgehört. Sie sehen daher, daß die erörterte Frage in der That unsere vitalsten Interessen auch bei dem Export berührt, und ich meine sonach, daß, gerade wenn man auf dem Standpunkte steht, allen natürl chen Elementen freie Bewegung zu lassen, man mit um so größerer Energie diesen künstlichen Einwirkungen, soweit es in unseren Kräften steht, entgegentreten müsse.

Meine Herren! Nun wird der Maßregel, welche Ihnen proponirt haben, von mancher Seite ich ent⸗ nehme dies aus der Presse entgegengehalten, daß wir insoeweit bei dem System der aeguits auch zu unserem Vor⸗ theil interessirt seien, als der Ausfuhr Frankreichs auch eine Aus⸗ fuhr Deutschlands gegenüberstehe. Es ist ganz richtig, der Ausfuhr Frankreichs steht eine deutsche Einfuhr gegenüber und zwar eine Ein⸗ fuhr, welche ebenfalls mittelst des Systems der acquits stattfindet. Meine Herren! Ich bin indeß zunächst der Ansicht, daß Lieser Punkt nicht rein vom finanziellen Standpunkte zu beurtheilen ist. Selbst, wenn es wahr wäre, daß Ein⸗ und Ausfuhr als ziemlich gleiche Taktoren anzusehen seien, so würde ich doch glauben, daß das ganze

vstem gleichwohl mit aller Entschiedenheit zu bekämpfen sei, weil es nach jenen anderen Richtungen, wie ich angedeutet habe, unsere Industrie schädigt und weil es das Nationalbewußtsein geradezu auf das Tiefste verletzt. ;

Nun ist aber, meine Herren, die Einfuhr Deutschlands, die nach meinen Notizen im Jahre 1873 295,235 Centner und im Ja) e 1874. sogar 501,997 Centner betragen hat, doch auch im Uebrigen nicht vollständig demjenigen, was von Frankreich a ls⸗

eführt wird, gleichzustellen. Denn wenn man blos de Fentnerzahlen gegenüberstellte, würde man zu sehr irrthüm⸗ lichen Resultaten kommen. Daß das richt geschehen kann, geht aus den französischen Listen selbst hervor. Die Framosen taxiren beispielsweise für 1374 den Werth der gesammten Einfuhr mit acquits auf 14 Millionen Franes, dagegen den Werth der aus⸗ geführten Fabrikate auf 55 Millionen Francs, und gerade unter den⸗ jenigen Posten, welche diese bedeutende Werthdifferenz darstellen, be⸗ finden sich insbesondere auch das Roheisen einer⸗ und die Gießerei⸗ waaren andererseits. Es sind da Unterschiede von 9 Millionen und 30 Millionen Franes verzeichnet. Es kann also, selbst wenn man die Sache auf die nächste Interessenfrage beschränkt, keineswegs be⸗ hauptet werden, daß es sich um einigermaßen gleiche Faktoren handelt.

Meine Herren, diese Gesichtspunkte haben die verbündeten Regie— rungen bestimmen müssen, die Mithülfe des hohen Reichstags in Anspruch zu nehmen, damit wir uns, so weit es geht, schützen. Meine Herren, haben wir damit etwas so absolut Neues vor Sie gebracht? Sind wir mit ganz neuen Gedanken vor Sie gekommen, die ab⸗ wichen von all demjenigen, was man in der Vergangenheit gethan oder gedacht hat? Es ist nicht ohne Interesse, sich einmal vorzu⸗ führen, wie man denn nach dieser Seite hin diese r e bei den früheren Verhandlungen zu beurtheilen pflegte. Meine Herren, im Jahre 1868 war Referent über, die aequits der jetzige Herr Ober -Bürgermeister von Cöln Dr. Becker, soviel ich weiß ein Mann, welcher auf freihändlerischem Standpunkt noch heute steht. Hr. br. Becker hat damals in seiner Rede darauf hin⸗ gewiesen, daß die Aufrechterhaltung des französischen Verfahrens Deutschland gegenüber die Reihe unserer Schutzzöllner mit Noth⸗ wendigkeit verstärken müsse und sodann hervorgehohnm: .

Fallen die aequits aber nicht, dann wird die Opposition in Deutschland gegen weitere Zollermäßigung für Eisenfabrikate wachsen, es werden nicht blos die Schutzzöllner widersprechen, son⸗ dern es werden auch alle die, welche die Gleichberechtigung unserer Industrie mit der ausländischen als eine Bedingung der freihänd⸗ lerischen Entwickelung ansehen, an dieser Opposition mehr oder weniger Theil nebmen. .

Der Abg. Twesten hatte in seinen durchaus freihändlerisch ge⸗ haltenen Ausführungen nur deshalb dem auf Beseitigung der acquits gerichteten Antrage widersprochen, weil er der Ansicht war, bei dem damaligen Zoll von 25 Sgr. mache es nicht viel aus, wenn eine Ausfuhrvergütung von 7 Sgr. gewährt werde, es bleibe alsdann immer noch ein ausreichender Schutz für die inländischen Inter⸗ essenten zurück. Andererseits aber bemerkte er Folgendes: .

Nun gehe ich keineswegs nach den unbedingten Theorien des Freihandels so weit, zu behaupten, daß wir das Ausland ruhig gewähren lassen müßten, wenn es wirkliche Kriegsmaschinen gegen uns in Bewegung setzte. Ich glaube, wir sind vollkommen berechtigt, uns dagegen zu wahren; wir brauchen nicht zu warten, bis der natürliche Lauf der Dinge und das eigene Interesse des anderen Landes es von solchen Manipulationen zurückführen möchte; sondern wenn ein System von Ausfuhrvergütungen als Kriegs⸗ maschine gebraucht wird, um unsere Industrie todt zu machen, so halte ich uns für vollkommen berechtigt, dem entgegen zu treten und uns nicht auf die reine Thegrie und auf künftige Zeiten zu vertrösten, daß die Natur der Dinge die Sache allmählich ins Gleichgewicht bringen werde. Ihh glaube, wir haben nicht ruhig zuzusehen, wenn durch solche Manipulationen ein wichtiger Er⸗ werbszweig, bei uns wenigstens, far die Gegenwart geschädigt würde und in Gefahr käme, nicht mehr existiren zu können. Dagegen einzutreten, wären wir vollkommen berechtigt. .

So ist also damals die Sache selbst von denjenigen aufgefaßt worden, welche sich als Gegner jenes Antrages bekannten. ̃

Meine Herren! Nun sagt man weiter, die Regierung intro duzire, indem sie solche Maßregeln vorschlage, den Zollkrieg. Ich weiß nicht, wie man zu einer solchen Behauptung kommen kann. Sind denn wir es, welche unnatürliche Maßregeln ergreifen? Sind denn wir es, welche Ihnen proponiren, mit künstlichen Mitteln, an⸗ dere Länder zu schädigen? Meine Herren, keineswegs! Aber wo würde denn, wenn rden, von einem Kriege die Rede sein könnte, wo würde denn diefer Krieg begonnen sein? Doch da, we man in einzelnen Ländern künstliche Mittel gebraucht, um einen Abzug für die inlän⸗ dische Ueberproduktion zu gewinnen und damit. das Ausland zu über⸗ schwemmen. Wenn die natürlichen Verhältnisse zu fremder Einfuhr führen, so werden wir das zu acceptiren haben und die Sache der ruhigen Entwickelung überlassen müssen. Hier aber, wo künstliche Mittel gebraucht werden und seit langem gebraucht worden sind, ruhi zuzusehen und abzuwarten, bis es Gott gefällt, das, glaube ich, if eine Rolle, die sich eine große Nation nicht bieten lassen darf. Sie muß ihrerseits diejenigen Wege einschlagen, welche die Schäden eines solchen Shstems abzuwehren im Stande sind. Wir befeitigen mit dem J. Januar die Eisenzölle. Wir wollen dagegen solchen

Bonifikationen und Gratifikationen gegenüber unsererseits eine Ab- gabe aufrecht erhalten, die die natürlichen Verhältnisße über die Kon= kurrenz entscheiden läßt, so daß man beiderseits mit gleichen Kräften zu streiten vermag. Also, meine Herren, von unserer Seite ist kein Krieg eröffnet. her andere Standpunkt würde in meinen Augen, ich muß das offen gestehen, geradezu das Bild des etwas ver= schollenen deutschen Michels wieder aufleben lassen, der im Auslande Alles über sich ergehen läßt, ohne seinerseits die erforderliche Gegen⸗ wehr zu ergrelfen. Man fagt, meine Herren, die Maßregeln, welche wir Ihnen proponiren, seien unkonstitutionell. Ich weiß nicht 9 be⸗ urthellen, in wieweit ein derartiger Vorwurf einen Boden in diesem! ohen

aufe findet. Ich kann aber Seiteng der verbündeten Regierungen die Ab= icht erklaren, 3 wir von der Maß regel, die wir Ihnen vor z ger, nur da Gebrauch machen wollen, wo ein wirkliches Bedürfniß dorliegt, und daß wir uns in den engsten Schranken zu halten ge—

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