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.
Im Hauptquartier werden Agenten der rumänischen Bahnverwal⸗ tungen erwartet, um die letzten Details über die eventuellen russischen Militärtrangpyorte durch Rumänien zu vereinbaren. Neben den rumänischen Stationschefs sollen von Ungheni bis zur Donau (resp. Galatz⸗Giurgewo) russische Offiziere als militärische Leiter der Züge installirt werden. Auf den Haltestationen sollen Vorräthe zu jeder Stunde in genügender Menge und Wasser vorhanden sein. Die Waggons müssen mit niedrigen Bänken ausgestattet werden. Tula, 13. Dezember. (Int. Tel, Ag.) Die Rekruten⸗ Aushebung hat in den 9 nächsten Bezirken begonnen. Die
Leute erscheinen bereitwillig.
Taschken t, 13. Dezember. (Int. Tel. Ag) Am 27. No⸗ vember traf in Taschkent eine Gesandtschaft Jakub⸗Beks an den General⸗Gouverneur aus Kaschgar ein.
(H. N.)
Dänemark. Kopenhagen, 14. Dezember. Die kon servativen Blätter erklären das Finanzgesetz der Linken für unmöglich und unannehmbar. Sie fordern das Ministerium auf, festzustehen und energisch aufzutreten. „Morgenbladet“ erklärt, es sei dies das letzte Wort: Die Dpposition habe keinen Raum für einen Rückschritt, sie werde weder mit dem Ministerium verhandeln noch akkordiren.
Amerika. Aus Philadelphia wird der „Times“ am 13. Dezember gemeldet, daß das Haus der Repräsentan⸗ ten mit 167 gegen 3 Stimmen Mr. Blands Bill angenommen hat, nach welcher der Silberdollar als gesetzliches Zahlungs⸗ mittel bei allen Schulden, sowohl öffentlichen, wie privaten, anzusehen ist, ausgenommen da, wo Goldzahlung durch das Gesetz verlangt wird. — Das Haupt⸗Ausstellungs ge⸗ bäude in Philadelphia wurde am 1. Dezember von der „International Exhibition Company“ für die Summe von 250, 000 Doll. käuflich erworben.
— Aus Mexiko liegen über die dor lige Revolution nunmehr folgende nähre Nachrichten der „A. A. C.“ vor:
Ein am 24. November aus San Diego in San Francisco ein⸗ getroffenes Telegramm meldet, es sei in ersterem Orte die Nachricht eingetroffen, daß in Unter⸗Californien eine Revolution stattgefunden habe. Jose Moreno hat eine Macht um sich versammelt und in einem Pronunciamento sich als Gouverneur proklamirt. Er verhaf⸗ tete den Gouverneur. Villaguana und dessen Sekretär Rodrigues nahm das Zollamt zu Rio Jugna in Besiß, verjagte den Kollektor desselben und setzte an dessen Stelle einen gewissen Caballar ein, welcher vor einigen Monaten abgesetzt worden war. Eine Anzahl Mexikaner in Californien sind nach Unter⸗Californien gegangen, um sich mit den Rebellen unter Moreno zu vereinigen. Ein aus Guangjuata in Browngville, Texas am 27. November eingetroffener Courier bringt Nachrichten über die dortige Erhebung zu Gunsten des Gegen⸗-Präsi⸗ denten Iglesias von Mexiko, welcher in der genannten Stadt eine förmliche Regierung errichtet hat. Die dortige Bevölkerung war enthusiastisch in der Unterstützung des Präsidenten und hatte eine bedeutende Geldsumme für ihn aufgebracht. Die Diaz⸗Rebellen haben ebenfalls Iglesias als Präsidenten anerkannt. Matamoras ist noch im Besitz der An⸗ hänger von Leedo, man meint indeß, der Kommandant des Platzes werde zu Iglesias übergehen. Fünf amerikanische Bürger, welche einen Besuch in Matamoras machten, wurden von mexikanischen Offizieren insultirt und dann ins Gefängniß geworfen. Heute Mor⸗ gen wurden sie je zu 20 bis 150 Dollars Geldbuße event. zwei Mo⸗ naten Gefängniß verurtheilt. Dieser Freyel hat hier große Auf⸗ regung hervorgerufen und Hunderte bieten sich zur Befreiung der Amerikaner an. Wenn die Regierung der Ver Staaten nichts thue,
um die Wiederholung solcher Frevel zu verhindern, so stehe ein Kon⸗ flikt an der Grenze bevor. — Die Verbindung jwischen Vera⸗Cruz und der Stadt Mexiko ist seit dem 29. v. Mtg. unterbrochen. Post⸗ nachrichten von Vera⸗Fruz melden, daß die Revolutionisten in den Staat Puebla eingefallen sind.
— * Chili werden der „South Pacific Times“ zu—⸗ folge alle Anstrengungen zur Verminderung der Staats⸗ ö gemacht. Die Marine wird bedeutend reduzirt. Die Marineschule soll ebenfalls aufgelöst werden.
— Die jüngst von Pierola angezettelte Rebellion in Peru ist dem „Panama Star and Herald“ zufolge gänz⸗ lich unterdrückt worden. Pierola hatte in Ilo, einem peruanischen Hafen südlich von Callao zwischen Islay und Arice, Stellung genommen. Der peruanische General⸗Gou⸗ verneur La Cotera landete daselbst am 11. Oktober und nach einer Reihe von Manövern, die am 19. mit einem allgemei⸗ nen Treffen endigten, schlug er die Insurgenten gänzlich aufs Haupt. Pierola flüchtete nach Bolivia, von wo er, wie man erwartet, nach Chili zurückkehren dürfte. Diejenigen seiner Anhänger, die in peruanische Gefangenschaft geriethen, wur⸗ den von den Regierungstruppen gut behandelt und später amnestirt.
Aus dem Wolffschen Telegraphen-Bureau.
Bu karest, Sonnabend, 16. Dezember, Vormittags. In der Deputirtenkammer brachte der Kriegs⸗Minister eine Vor— lage ein, nach welcher die Gemeinden verpflichtet werden, die Familien der einberufenen Soldaten der Territorial-Armee zu erhalten. Eine weitere Vorlage suspendirt das Rekrutirungs⸗ 36 vom 1. Januar 1877 an.
Kunst, Wissenschaft und Titeratur.
Aus Rom trifft die Nachricht von dem daselbst in den letzten Tagen erfolgten Tode des Architekturmalers arrer ein. Seine beiden meisterhaften Gemälde, der Bogen der ktavia auf dem alten Fischmarkt zu Rom und das Marcellusthegter daselbst fanden vielen Beifall auf der letzten Kunstausstellung. Das eine derselben wurde für die Nationalgalerie erworben; ein neues Werk, die Ruine des Minervatempels in der Nähe des alten Forums, 6 eben im Lokal des Künstlervereins in der Kommandanten straße aus.
Gewerbe und Handel.
Breslau, 15. Dezember. (W. T. B.) Die Generalversamm⸗ lung der Breslauer Dis kontohank beschloß eine Reduktion des Gesellschafts⸗-Kapitals von 19 Millionen Mark und ermächtigte den Aufsichtsrath und die persönlich haftenden Gesellschafter ferner, 36 Kapital noch weiter, jedoch nicht unter 139 Millionen herab zusetzen.
— Der Rechnungs⸗Abschluß der Breslauer Aktien⸗Bier⸗ brauerei pr. 30. September er. ergiebt, wie der ‚B. Börs. 3.“ geschrieben wird, nach Abzug der Spesen und 51,000 4 Zinsen einen . von eireag 36,000 S, wovon circa 26000 „ auf Ab⸗ schreibungen verwendet und der Rest von 10000 M auf Gewinn⸗ und Verlust⸗Konto verbucht wird, welches Konto nunmehr noch mit 43,000 M. belastet ist. Die Konto⸗Korrent⸗Schulden und Accepte haben sich am 30. September auf 110,009 „ herabgemindert, denen an Beständen, Debitoren und Kassa 165,000 4 gegenüberstehen.
— In der Generalversammlung der Union, Aktien⸗ een. für Bergbau⸗, CGisen⸗ und Stahl⸗Indu⸗ trie in Dortmund vom 13. d. M. wurden Geschäftsbericht und Bilanz einstimmig genehmigt, die ausscheidenden Mitglieder des Ver= waltungsrathes e tz außerdem drei Mitglieder neu ge⸗ wählt. — Die Generalbilanz schließt mit 74 336, 124 ½ ab. Dieser Betrag repräsentirt S3 283,228 Anlagekapital, und 1I,052, Ssö6 4 Betriebskapital als Aktiva. Die Passiva bestehen aus folgenden . Aktienkapital itt. . 15.000, Q 6.νυάν und Liti. B. 26,400 000 M,
eserve und Garantiefonds 0,130 M begeben Geige Partial⸗ Obligationen 14,400, 9900 46, Kapitalreste und Hypotheken aus dem Ankauf verschiedener Werke S, 524,186 **, Dotationen 524481 M, Betriebs⸗Kreditoren 1,201,333 und sonstige Kreditoren 8, 285, 991 4, Der Bruttogewinn belief sich auf 2,237, 651 , woron 50, 627 M Verlust bei Syabene werk abgehen, dagegen 113,304 4 Gewinn⸗ Saldo pro 1874/75 hinzukommen. Von den verbleibenden 2, 300. 328 4 kommen in Abzug: Unkosten 250,803 M6. und Interessen⸗Zahlungen 1,957,255 4, zusammen 2,208,068 AM, so d 92,260 A6 Rest ver⸗ bleiben, welche auf Garantiefonds übertragen sind.
— Der Rechnungsabschluß des öln.Müsener Berz⸗ werksvereins für das Betriebsjahr 1875.76 ergiebt eine Unter⸗ bilanz von 126,171 M; hierzu das Defizit pro 1874/75 mit 120,900 1, Sc, 526 „t Abschreibungen und Dotirung des Delkredere⸗ Kontos mit 24000 M, ergiebt einen Gesammtabgang von 354,697 4, der sich durch Zuhülfenahme des Reservefonds von 60,181 M auf 294,516 S ermaͤßigt.
Wien, 15. Dezember. (W. T. B.) Die Zeichner auf die neue Goldrentze erhalten gutem Vernehmen nach 33 bis 340so des gezeichneten Betrages.
London, 14. Dezember. (A. A. C) Zwei Petroleum⸗ quellen wurden kürzlich in der Nähe von Pyramid Lake in Nevada entdeckt, welche täglich 89 bis 90 Gallonen fast farbloses Oel liefern, während bekanntlich das Petroleum in Pennsylvanien eine sehr dunkle Farbe hat.
Verkehrs⸗Anstalten. .
Die von der Großen Berliner Pferdebahn⸗Gesell schaft gebaute Brücke am Unterbaum ist gestern polizeilich abge⸗ nommen worden und wird, wie hiesige Zeitungen berichten, demnächst dem öffentlichen Verkebr übergeben werden. Demnach ist die Ver⸗ bindung der Ringbahn vom Landsberger Ther bis zur Köpnicker⸗ Straße -Eisenbahn-Brücke ohne Unterbrechung hergestellt.
Wien, 15. Dezember. (W. T. B) Das Subeomité des Eisenbahnausschusses hat das , auf die Berathung der Regierungsvorlagen wegen Ankaufs der Braunau⸗Straß⸗ walchener Bahn und wegen des der Prag⸗Duxer Bahn zu gewährenden Vorschusses beantragt.
Triest, 15. Dezember. (W. T. B.) Der Lloyddampfer Achille“ ist heute Nachmittag 44 Uhr mit der ostindisch⸗chinesi⸗ schen Ueberlandpost aus Alexandrien hier eingetroffen.
London, 14. Dezember. (Engl. Corr.) Im Kanal sind durch Zusammenstoß zweier Barken (. Robert Kelly von 61 — und „Huddersfield“ von Liverppol) fünfzehn Menschen ertrunken.
St. Petersburg, 13. Dezember. Das Telegraphen⸗ Departement theilt Folgendes mit: Die Beschädigungen der südlichen Telegräaphenlinien haben noch größere Di⸗ men sionen angenommen: die gestern noch unbeschädigte Linie zwi⸗ schen Warschau und Odessa ist nun gleichfalls beschädigt. Die Korre⸗ spondenz nach dem Süden kann nur über Wilna bis Kijem und über Charkow bis Krementschug, von da jedoch nur mit den Eisen⸗ bahnzügen befördert werden.
New⸗York, 15. Dezember. (W. T. B. Der Dampfer „Canada“ von, der Na tional⸗Dgmpfschiffs-Compagnie (C. Messingsche Linie) ist hier eingetroffen.
Berlin, 16. Dezember 1876. Weltausstellung in Philadelphia 1876.
Nach einer weiteren aus Philadelphia hier eingegangenen Liste, sind noch folgenden deutschen Ausstellern Prämien verliehen: Grubenbesitzer des Siegerlandes, Moritz Honigmann in Aachen, G. C. Hisgen in Naßmühle, ,. Clever in Werden, D' Andrian u. Wegelin in Mülhausen, Brückner, Lampe u. Co. in Leipzig, E. Sachse u. Co. in Leipzig, 3 W. Cramer u. Sohn in Fürth, Georg A. Beckh in Nürnberg, Geb. Jänecke u. Fr. Schneemann in Hannover, Louis Gutte in Görlitz, Theodor Müller in Berlin, Natanson u. Hurwitz in Berlin, Kollektiv-⸗Ausstel⸗ lung Idar-Obersteiner Schmuckwaaren, Heinrich Luehn in Berlin, Sophie Hesselbein in Berlin, F. Heydt in Idar, Georg Adler in Buchholz, ö u. Chemische Fabrik Helfenberg,
och u. Bein in Berlin, Central-Comité des Bayeri—⸗ schen Vereins zur Pflege im Felde verwundeter und erkrankter Krieger in Mänchen, Germania, Oelfarbendruckverein in Berlin, Ernst Be nary in Erfurt, Otto Seitz in München.
„»Deutsches Künstler-Album‘. Mit Beiträgen lebender Künstler und Dichter. Zehnter Band der neuen Folge des „Düssel⸗ dorfer Künstleralbum“; der ganzen Serie sechsundzwanzigster Jahr⸗ . Der Tert gesammelt und herausgegeben von Ern st Scheren⸗
erg. Düsseldorf 1577, Verlag von Breidenbach und Bau⸗ mann.
Bereits ein Vierteljahrhundert hindurch hat das Künstleralbum als eine stets willkommene Gabe sich einen Ehrenplatz unter den Prachtwerken des deutschen Verlages zu behaupten gewußt, und schon diese lange Dauer seines Bestehens giebt eine Garantie für die gewissenhafte, den mehr und mehr wächsenden Ansprüchen in geschickter Weise entgegenkommende Leitung des Unternehmens, dessen diesjähriger Band die vorangegangenen wiederum eher übertrifft, als hinter ihnen zurückbleibt. Der stattliche und geschmackvolle Einband birgt einen Inhalt, der in dem künstlerischen wie in dem literarischen Theil sich einer ansehnlichen Zahl dauernd werthvoller Beiträge rühmen darf. Unter den Autoren der zahlreichen, mit gefälligen Initialen gedruckten und durch eingestreute Holzschnitte illustrirten lyrischen und epischen Gedichten finden wir neben einer Reihe jüngerer Talente die bewährtesten und klangvollsten Namen fast, vollzählig vertreten. Eine dramatische Dichtung von Mosenthal, eine Skizze von Glise Polko und drei Novellen von Habicht, E. Vely und Emmy Winkler⸗-Palles ke, die den Band be⸗ schließen, werden für viele Leser eine besonders erwünschte Erweite⸗ rung des Inhalts bilden. Unter den theils in Lithographie, theils in Farbendruck hergestellten Bildern begegnen wir Kompositionen von A. und O. Achenbach, W. Camphausen. A. Bauer und A. v. Kreling, ferner einer sehr anziehenden Scene aus ‚Was ihr wollt“ von Woldemar Friedrich und werthvollen Genrebildern von Schade, Ziermann, Treuenfels und Tetzner, sowie einem zierlichen Blumenstück von Marie Remy. Das Titel⸗ blatt, sowie ein Gedentblatt an , sind von Kaspar Scheuren in der gewohnten eise dieses Künstlers ge⸗ zeichnet und Lurch eine zarte Farbengebung in ihrer Wir— kung erhöht. Dafür, daß mehrere der Buntdrucke den heut zu stellenden Anforderungen kaum genügen, entschädigt die Vortrefflich⸗ keit der von Süßnapp, A. Lüttmann und M. Ulffers herge⸗ ste lten Lithographien, von denen, namentlich die des Ersteren eine seltene Meisterschaft in dieser Technik bekunden und eine überraschende TUlarheit und Feinheit des Tons erzielen. Durch diese von bestem Erfolg gekrönte Pflege der gegenwärtig über Gebühr vernachlässigten Steinzeichnung erwirbt sich das Künstleralbum ein Verdienst, das allein schon die wärmste Empfehlung des diesmal vorliegenden Bandes rechtfertigen würde.
Der Verein Berliner Künstler ist in seiner General⸗ versammlung am Dienstag Abend, welche behufs der Beschlußfassung über die etwanige Beschickung der Pariser Ausstellung ein⸗ berufen war, einig geworden, dem Beispiele der deutschen Reichs—⸗ regierung zu folgen und auch für seine Mitglieder auf jede Privat⸗ betheiligung zu verzichten.
Im Tower von Lon don sind, wie die ‚A. A. C. mittheilt, gelegentlich einiger Bauarbeiten sehr interessante historische Ent⸗ deckungen gemacht worden. Der eigentliche Schauplatz dieser Ent⸗ deckungen ist die die Vorderseite des weißen Thurmes bildende Peters⸗ und Vinculakirche. Während der Aufreißung des Fußbodens der Kirche und der Untersuchung verschiedener Gewölbe stieß man auf eine lange Reihe hölzerner Särge, in welchen die hingerichteten Staatsverbrecher begraben worden waren. In der Mitte der Kapelle fand man die Leiche einer anscheinend siebzigjährigen Frau. Nicht weit von dieser Stelle wurde die Leiche eines Mannes von großer Statur entdeckt. Dicht unter dem Altar lag das Skelett einer Frau von zarten Formen.
Seillg, 13. Dezember. Die Ueberschwemmung en haben hier großen Schaden angerichtet. Die halbe Stadt stand lange Zeit hindurch unter Wasser und war zudem ohne Gaslicht. Der Eisen⸗ bahnverkehr war fast allenthalben in Süd-⸗Spanien gestört. In Badajoz ist der Verlust mehrerer Menschenleben zu beklagen.
Theater.
Die Versammlung der Delegirten der Genossen⸗ schaft deutscher Bühnenangehöriger, welche seit Dienstag, den 12. d. Mts. hierselbst unter dem Vorsitz des Königlich bayer schen Hofschauspiers Hrn. Possart im Hotel Imperial getagt hat, ist gestern geschlossen worden. Die Hauptvorlage war das von einer Kommission entworfene Pensionsstatut. Der General⸗Intendant v. HülsdœDen, welcher der ersten 2 beiwohnte, versicherte, daß er der Genossenschaft mit gutem Rath zur Seite stehen wolle und daß er der Pensionsanstalt die staatliche Genehmigung zu erwirken versuchen wolle. Nach den Mittheilungen des Verwaltungsberichts beträgt das Vermögen der Pensionsanstalt der Genossenschaft 1,148,718 6, von welchem 207,000 6 auf den Reservefonds kommen.
— Das Victoria⸗Theater bleibt von heute bis Sonnabend, den 23. Dezember geschlossen wegen Vorbereitungen zur Auffüh⸗ rung von: „Die schöne Melusinen, Volksmärchen (große Feerie) in 4 Akten und 16Bildern mit Gesang und Ballets von E. Pasqus und Carl Brandt, für das Victoria⸗Theater bearbeitet von Carl Treumann. Musik von G. Lehnhardt. Ballets von G. Carrey von der großen Oper in Paris; die Maschinen erfunden und persönlich geleitet vom Großherzoglichen Hof⸗Maschinendirektor Carl Brandt; die Dekorationen nach Angabe Carl Brandts gemalt von den Hof- malern Gebrüder Brückner und Lüttkemeyer in Coburg, Kostüme
ö idenz⸗Theater brachte gestern wieder ein neues Stück: „Hotel Godelot“ zum ersten Male zur Aufführung. Das Stück wird auf dem Zettel eine Komödie genannt und ist die Arbeit eines Konsortiums der Herren Victorien Sardou und Henri Crxisa—⸗ fulli. Die fan en verbinden mit dem Worte „Komödie“ einen weiten Begriff; wir Deutsche würden das Stück in Rede nur unter die Rubrik „Posse! len können. Das Opus ist nicht besser und liege n. viele seiner Vorgänger, die in neuerer Zeit von der
ariser doch, daß eine im Ganzen so unbedeutende Arbeit die Firma des Hrn. Sardon trägt, von dem man sonst Besseres gesehen. Hotel Godelot“ zeigt die bekannten Vorzüge französischer Bühnenschriftsteller: entschie⸗ denes Geschick im scenischen Bau, richtige Berechnung des dramatischen Effektes und einen sprachgewandten Dialog. Dem a . steht denn auch hier wieder eine unüberwindliche Neigung zum Equivoquen. Der Inhalt ist ziemlich dürftig. 3 und Mad. Godelot, ein Ehepaar, welches die Eigenthümlichkeit hat, nie einer Ansicht zu sein, besitzen eine Tochter, die der Herr Papa gern verheirathen möchte. Der geeig⸗
ühne hierher importirt wurden; befremdlich bleibt es aber
nete Mann ist in der Person eines Sohnes seines alten Jugend⸗ freundes Bertin gefunden. Der junge Bertin erscheint als Feind der Ehe, lediglich aus dem Grunde, weil er mit Damen aus guter Gesellschaft nicht umzugehen versteht, er soll daher bei einem Besuche im Hause Godelots nicht wissen, bei wem er sich befindet und seine Zukünftige am ersten Tage nicht zu Gesichte kekommen. Zu diesem Zwecke wird er in den Glauben versetzt, daß das Haus der gan Godel ot ein Hotel sei. Daher der Name des Stückes. Diese Prämisse ruft nun verschiedene recht komische Situationen hervor. Das Residenz⸗ Theater besitzt tüchtige Kräfte, welchen es gelang durch ihr mnnteres, frisches, vorzüglich zusammenstimmendes Spiel bei dem zahlreich erschie⸗ nenen Publikum lebhaften Beifall zu ernten, an dem die Novität selbst sicher nur einen geringen Antheil hat. Die Hauptrollen befinden sich in den bewährten Händen der Damen Fr. Ernst (Madame Godelot), ö. Ramm (Miette Godelot) und der Herren Keppler (Polydor
odelot), Beckmann (Qivier Bertin) und Haack (Paul Ridel). Die Uebertragung ins Deutsche ist gewandt und fließend, die Inscenirung, wie es bei diesem Theater stets der Fall, sorgfältig und ge⸗ schmackvoll.
— Für die morgen, Sonntag, den 17. um 4 Uhr stattfindende 7. Nachmittags vorstellung im Residenz⸗Theater wurde neu einstudirt Ludwig Devrient“ oder die Macht des Genies“, Lustspiel in 1 Akt von Kläger. Hierzu: Mit der Feder und zum Schluß: „Hans Taps“. Am Sonntag Abend findet die dritte Wiederholung des Lustspiels von Sardou und Erisafulli: Hotel Godelot“ statt.
— Im Stadt⸗Theater bringen die Wiener Gäste morgen wiederum eine Novität, „der Millionen⸗Schuster“, rn in Wien seiner Zeit eine lange Reihe von Wiederholungen erlebte; dem Inhalt des Stücks soll übrigens eine wahre Begebenheit zu Grunde liegen, um die sich die bunten komischen Bilder aus dem Wiener Volksleben in drastischer Weise gruppiren. In den Haupt⸗ rollen sind die Damen Nippicher, Kirchhofer, Wildau und die Herren Fürst, Rosse und Kräuser beschäftigt. ;
— Im National-Theater wird in der ersten Woche des Januars der deutsch⸗englische Tragöde Hr. Daniel Eduard Band⸗ mann ein Gastspiel beginnen, und als Hamlet, Othello, Shylock, Richard 111. und in anderen Rollen auftreten. Die englische, ameri⸗ kanische und australische Presse ist einmüthig im Lobe des Künstlers, der nach langjähriger Abwesenheit jetzt auch auf der deutschen Bühne Anerkennung zu finden hofft. — Die für den 12. d. M. geplante Aufführung des Manfred im Nationaltheater unter Mit⸗ wirkung des Hrn. Possart, wird wahrscheinlich erst im Januar statt⸗ finden können, da die scenische Einrichtung grohe Schwierigkeiten bietet. — Auch wird im Januar Frl. Fel icita v. Vestvali zum erneuerten Gastspiel an , Bühne zurückkehren und die Lady Macbeth geben. — Diesem Gastspiel folgt das der Fr. Rosa Keller⸗Frauenthal, Schwester der am Nationalthegter engagir⸗ ten Eugenje Frauenthal, welche bereits durch ihr Gastspiel im vorigen Jahre bekannt ist.
Königsberg, 12. Dezember. (Allg. Ztg. Gestern Abends wurde hier Felix Dahns neues Lustspiel: „Die Staatskunst der Fraun“ mit .. glänzendem Erfolg zum ersten Mal in einer vortrefflichen Vorstellung des von Max Stägemann neu geschaffenen Stadttheaters aufgeführt. Die Darsteller und am Schluß der Dichter wurden wiederholt und lebhaft gerufen.
Morgen Abend findet in der Singakademie die 12. Auf⸗ 6 der Königlichen Akademischen Hochschule für Mu sik unter Leitung des Direktors Prof. Joachim statt. 1 — Im Konzerthause feiert Hr. Musikdirektor Bilse heute Abend den 8 o vens durch einen Beethoven⸗ Abend, an welchem u. A. das berühmte Septett, die A-2aur⸗Sin⸗ fonie, das Violinkonzert (1. 2. und 3. Satz,, vom Konzertmeister Meyer vorgetragen, zur Aufführung kommen.
Redacteur: F Preh m. Verlag der Expedition (Kessel). Druck: W. Elsner. Drei Beilagen. . (einschließlich Börsen⸗Beilage)
Berlin:
Erste Beilage zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich
M 297 Berlin, Sonnabend, den 16. Dezember
ge . Preußischen Staats⸗ Anzeiger
1839
— — ——
ͤ Deutsches Reich.
nebersicht . 3 . ;
über die von den Rübenzucker-Fabrikanten des deutschen Zollgebiets versteuerten Rübenmengen, sowie über die Einfuhr und Ausfuhr von Zucker im Monat November 1876.
. 9. Ausfuhr nach dem Zollausk' ande mit Einfuhr vom Zollauslande. . Steuer rũckvergütung)
inirt NMeiasse aller Rafsinirter Melasse aller 33 t Art und Syrup Zucker aller Art Rohꝛucker Art und Syrup
. 2 2
Ver⸗ steuerte Rüben⸗
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VerUwaltungs⸗ Bezirke.
8 lagen
aus Verkehr Nier ü unmittelbar
befindlichen Niederlagen
Rübenzucker⸗Fabriken. Verkehr. auf Verlehr. Bartel unmittelbar
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SR in den freien unmittelbar
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Centner. 1 h 8
I. Preußen.
1) Provinz 8 reußen. reußen ] Westpreußen rovinz Brandenburg. rovinz Posouuue rovinz Poen .. rovinz Schlesien. rovinzSachsen, einschl. der Fürstlich Schwarz⸗ burgischen Unterherr⸗ haften.
7) Provinz Schleswig⸗Hol⸗ stein. ;
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6l, 020 15,230 329,573
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7, 87, Syꝰ
98, 763 1,767,321
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8) Provinz Hannover.. 9) Provinz Westfalen.. 10) Provinz Hessen⸗Nassau 11) Rheinprovinz... Summe JI.
46 225. 33! 53 5
1001 50 — 17
50 626
8111
II. Bayern... III. Sach sen ... II. Württemberg. . . ö k, VII. hel kin bur . VIII. Thüring en, einschl. der Großherzoglich Sächsischen Aemter Allstedt und Oldis⸗ 1 56 1 K ö. Braun schweig .. XI. Anhalt . 32 1, 610, 362
z2 765 go did
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55 — 193 . 5 297,385 ff . 1
7 . 114 103 . . d,. 824 54 . XII. El saß⸗Lothringen — 8, 170 204 — . , , 5 , 8 s 9 35. . 535 17, Sz i, 77 12,843 29 518, 554 597 ö. . 20 O0Sb, 602 40374 4739 4.906 4,119 32020 12115 208, 195.
Hierzu in den Vormonaten Is rs S3 77. SM, 5, S53 4,664] So, 81 23,469 T6 787
. ber 1876 k Kaiserliches statistisches Amt. nahme der Korrespondenz des Kardinals Grafen Ledochowski ver⸗
Aichtamtlich es. an an ö. J e i ch. eine Herren! In Folge der Besprechung dieser Angelegenhei ö ; 4 I d bei der zweiten Lesung des Etats ir ich es mir natürlich ange⸗ Berlin, 16. Dezember. Im weiteren Ver aufe der legen sein lassen, die Requisitionen der Ober⸗Staatsanwaltschaften 6 Sitzung des eutschen Reichstages
n enau einzusehen: in beiden ist ausdrücklich hervorgehoben, daß die rachte in der Berathung des d,, , 6 von Briefen in der gegen den Kardinal Ledochowski Etats auf die Zeit vom 1. Januar bis 31. März
9 ͤ ,, th er hn n, .. . e fe ee. id .
i nd onsulate) entspri er Praxis, welche bisher ste efolgt worden ist. Ja,
. ; ah . . K desn * e . ist von Seiten der beiden Qber-Staatzanwäͤlte in beiden Fällen
Auswanderer, die durch falsche 6. elungen nach Antwer⸗ en so fürsorglich gewesen, in 1. . aue fü en , .
pen gelockt wurden, zur Sprache und verlangte die Auslieferung alb das Strafverfahren eingeleitet worden sei, eine Ausführung,
und Bestrafung des Schuldigen, eines ef ere Gurowski.
Der Bundesrakhs⸗-BVevollmächtigte Wirkliche Geheime Rath von hilipsborn erklärte, daß die Untersuchung bereits eingeleitet ei, daß aber die Reichsre ierung es nicht für ihre Pflicht alte, Leuten, welche durch keinerlei Warnungen zurückzuhalten eien und ich ihrer Reichsangehörigkeit entäußern, den ferneren
Schutz des Reiches ,, zu lassen, eine Auffassung,
welche auch Seitens des Interpellanten Zustimmung fand.
Außerdem betheiligten sich an der Debatte über diese An ele⸗
. die Abgg. Prin Radziwill (Beuthen) und Dr. Rei⸗
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n n, 2 52 535 24, 187
Ib, 030 27, 746
welcher es nach der bisherigen Gesetzgebung sowie der Praxis der Jufstiz⸗ und der Postevrwaltung gegenüber gar nicht einmal bedurfte.
Auf das Verlangen des Abg. Windthorst, den Wortlaut der Requisition mitzutheilen, entgegnete der General⸗Postmeister Dr. Stephan:
Wenn der Herr Abgeordnete für Meppen aus dem Umstande, daß 49 6 ö. Lage bi i n , n , . 6 e , zulesen, die Folgerung zieht, da Sache,
gZgedrückt hat, faul sei, so wäre das ein vollständiger Fehlschluß, 36 33 . . i nicht ,,, o . . ückli ĩ i ; r Requisition beide ensperger (Crefeld). ä Kap. 47 der fortdauernden Aus⸗ Herr h n df, , e ö an . ind, um die aben (Harineverwaltung) fragte der Abg. Zinn, ob es wahr Beschlägnahme der Briefe in der rn, strafrechtlichen Unter⸗ ei ag die Telegraphenverwaltung die Gebühren für die an, zu motiviren, Angaben, deren es gar nicht bedurfte. Diese ; etterberichte der deutschen Seewarte auf monatlich 690 ngaben erstrecken . 1 Namen und Thatsachen, und einzig und erhöht habe. Dadurch werde der Nutzen der. Wetterberichte allein Jus die em Grunde kann ich die ,,, . . feen, . für die Provinzialzeitungen illusorisch . da sie . m die n rf eine ne , ü a f ;
Ferner fragte der Redner, wie weit die vom ö i. untersuchung beziehen. M*, . n n. nister für Landwirthschaft angeregten Unter andlungen dar ⸗ E Nach dem Abg. Liebknecht na der genannte Bundes⸗
über, die Wetterberichte e. für . 6 1 rathsbevollmächtigte wie folgt das Wort: EHM. M u machen, im Reichskanzler⸗Amte gediehen seien und ob die n Meine r würde dem Herrn Vorredner nicht antworten, e ,, , hier denselben Standpunkt ein⸗ e , ö e e ert handeste, der . Wichtig ⸗ nehme. Der Bundegraths Bevollmächtigte General-Postmeister eit namentsich guch für die Pastvermaltung ⸗ st befitzt. Wenn Pr. Stephan erwiderte, daß die von der Telegraphenverwaltung Sie die Güte hahen, mich autzreden zu lassen, so werden Sie finden, r die Wetterberichte geforderten Gebühren kaum ein Fünftel daß ich meine Sätze vollständig motiwire. Der Herr Vorredner hat s Selbstkostenpreises betragen. In Betreff der zweiten damit begonnen, daß er Sgt. het ö , , e. . schwebe eine Keorrespanden; . dem ren ßischen e det ** , ,. e, . e aus⸗ inister für e, ,, . . ; . r,, , rn. hat, die vielen unrichtigen jo gerungen, die g. en hat, e, are dh i. , in ,,, ,, ö 1
6 Kap. 1 Tit. 1 der , . dez e n, j Abgg. reg un fehlt en 63. aahigung, , ö.
ĩ en: „den ei anzler zu er⸗ no viel. erinnere 1 — ,,, ,, , , n , ebung kommenden Stempelsteuern oder den Ste n n . are , , n, ma, leich . erachtenden Steuern, resp die r ren enen 66 1 earn n rh 98 . ] . ö. nn . 9 hresertrage dem Reichstage bald urnlichst 3 nach den darum muß fie auch heute kommen. Er hat dann ferner dasselbe, i, , , e, ine , , ,, , ,,, Der Antragsteller erklärte m icht in der 19. Sitzung am 25. November ere rge⸗ be 9 einer Steuerbigtufston geben zu wollen, und sfellte ihn . aner Lebern hre, ein Worrf é Fr a fldent. Ich bitte,
deshalb erst in dritter Lesung, Er bezeichnete ihn als einen den Herrn Redner nicht 6 unterbrechen.) . informatorischen, der von allen Parteien und wegen seiner eneralpostmeister Hr. Stephan fortfahrend: Nicht eines, ti llzen Fassung auch von den Regierungen accep⸗ aber viele. Der stenogrgphische Bericht ist d, um es orsich . en. * d m zu beweisen, wieviel im Vorlahr bereits von dem heute Vorgebrachten tirt werden könne, ö. e , ö ae ö. erwähnt ift; das werden diejenigen Herren, die das Vergnügen ge⸗
Es folgte die Berathung des Etat der Pos und elegrazhen⸗ nießen wollen, die ebengehörte Rede in ihrer wesentlichen Substanz verwaltung. Der Bundesraths⸗Bevollmächtigte, General⸗Kost⸗ nochmals zu vernehmen, fofort bemerken, wenn sie den Bericht nach= meister Hr. Stephan, erklärte auf eine Anregung des 9. lefen Er hat sog:r das Wortspfel mit dem Ita men. des französsschen Windthorst in Betreff der Requisition des Staatsanwalts, welche General ⸗Poft⸗Direktors Vandal im vorjährigen Bericht genau ebenso die in zweiter Lesung bereits zur Sprache gekommene Beschlag⸗
angebracht wie heute; denn es heißt dort: wie in Frankreich unter
dem vorigen Regiment manipulirt wurde, wo diese saubere Praxis
unter dem Namen Vandalismus, so benannt nach dem obersten Leiter,
Herrn Ober⸗Post⸗Direktor Vandal, florirte. . Nun hat der Herr Redner seine Beweisführung, zwenn sie eine sein soll, auf angebliche Thatsachen gestützt, die er im Laufe der Jahre gesammelt hat, beziehungsweise die ihm von Andern mitge⸗ Theilt worden sind. Da, meine Herren, wäre ich in der Lage ge⸗ wesen, dem Herrn Vorredner dies Geschäft sehr wesentlich zu er⸗ leichtern; denn ich kann ihm aus den Akten der Postverwaltung solche Thatsachen, wie er hier angeführt hat, daß Briefe offen oder im verletzten Zustande, defekt angekommen sind, tagtäglich zur Ver⸗ fügung stellen. Was folgt aber daraus? Folgt daraus, daß, wenn ein Brief offen oder mit beschädigtem Siegel zugeht, daß es auf der Post geschehen ist, und vollends in der Absicht und zu den Zwecken, die der Vorredner meint? Das sind ja eben die schi fen Folgerungen, die durch die ganze Ausführung des Herrn Vor⸗ redners gehen. Mit solchen Angaben ist nicht im Geringften bewiesen,
daß die Brieferöffnungen auf der Post geschehen und vor Allem nicht, daß fie aus den Motiven geschehen sind, wie der Herr Vorredner sie
der Postverwaltung beziehungsweise der Polizeiverwaltung unterstellt. Ich erinnere an den Fall, den der Abg. Freiherr v. Schorlemer-⸗Alst im preußischen Abgeordnetenhause zur Sprache brachte, wo die Unter⸗ suchung ergeben hatte, daß rein aus Zufall durch ein Versehen eines Postbeamten in der Schnelligkeit des Betriebes ein eingeschriebener Brief an den Herrn Abgeordneten anstatt eines solchen, der ein Post⸗ mandat enthielt, in Münster geöffnet worden war. Der Beamte hat in demselben Augenblick in Gegenwart von Zeugen den Brief wieder verschlossen, und die Untersuchung, deren Akten Hrn. v. Schorlemer⸗ Alst von mir vollständig mitgetheilt worden sind, hat ergeben, daß kein Vorwnrf gegen die Fe er ne in dieser Beziehung u erheben sei. Ich erinnere ferner an den Vorfall, der mir im vorigen Jahre von einem Mitgliede des hohen Hauses aus Süddeutschland mitgetheilt wurde, an welches ein Brief aus der Pfalz eingegangen war, der eine Bemerkung enthielt, die offenbar von anderer Hand hinzugefügt war. Ich weiß nicht, ob das geehrte Mitglied jetzt im Hause ist. Die i ,. hat ergeben, daß die Vermuthung, es wäre dieser Brief auf der Post erbrochen und auf der Post jener Zusatz gemacht, in keiner Weise zutreffend war; es hatte sich vielmehr mit höchster Wahrscheinlichkeit herausgestellt, daß in der Umgebung des Absenders dieses Briefes jener Zusatz gemacht und die Zeit, bevor er auf die Post, geschickt war, vermuthlich auf dem Wege von der Wohnung des Ab⸗ senders nach dem Briefkasten, dazu benutzt worden war, Mir selbst ist es vor einiger Zeit passirt, daß ein Brief aus Bel⸗ gien — ich werde mir erlauben, ihn auf den Tisch des Hauses nieder⸗ zulegen — deffen Aufschrift den Vermerk trug: Direction generals des postes' mir geöffnet von der Redaktion der Schuhmacher-Zeitun
hierfelbst zuging mit der Bemerkung, daß man es auf der Briespost fur Direction des bottes- gelesen und daß die Redaktion der Schuh⸗ macher ⸗Zeitung den Brief geöffnet habe, weil die Redaktionen der Zeitungen im Französischen öfter als Direktion bezeichnet werden. — Sie werden doch nicht glauben, daß ich meine eigenen Briefe auf der Post öffnen laffe. Daß sind eben Dinge, wie sie alle Tage vor⸗ kommen.
Wenn der Hr. Abg. Liebknecht sagt, daß er Aehnliches in Eng⸗ land nicht bemerkt habe, fo möchte ich zwelerlei dagegen bemerken: einmal ob er in England so lange gewesen ist, wie in Deutschland, und ob er mit derselben Beflissenheit, die er hier angewendet hat unter Aufbietung aller seiner Hülfstruppen auch dort das Materia gesammelt hat; und dann — abgesehen davon, daß die Engländer, wie bekannt, überhaupt ein viel festeres Papier verwenden, als wir — daß auch die Entfernungen in England viel kürzer sind, als bei uns auf dem Kontinent. Die . die von weit herkommen, i meistens mit den Schiffen ein, wo die Reibung lange nicht so tark ist.
Was dann den Fall Arnim betrifft, so möchte ich nur erwãh⸗ nen, daß ich seiner Zeit Anlaß genommen habe, in Folge der bereits in der vorigen Sesston ebenfalls von dem Herrn Abgeordneten ge⸗ machten Aeußerungen — und nur daher ist mir die Sache in Er- innerung — nachzuforschen, was es mit diesem Briefe für eine Be⸗ wandtniß habe: es hat sich herausgestellt, daß eine vollkommen regelrechte Beschlagnahme durch die Staatsanwaltschaft stattge funden hat, und somit der Postverwaltun einfach die Aufgabe zu⸗ fiel, die betreffende Requisition pflichtgemä auszuführen.
Nun, meine Herren, haben wir in jedem Falle, wo gegen die
ostverwaltung — und es ist das namentlich von den Organen der ö. geschehen, welcher der Herr Vorredner angehört —
eschuldigungen erhoben worden sind auf vorsätzliche Ver⸗ letzung des Briefgeheimnisses, die gerichtliche Untersuchung n und es sind in den meisten Fällen, insbesondere wenn eine Verleumdung oder Beleidigung der Post damit verbunden war, die Verurtheilungen der Schuldigen erfolgt. Wenn der 8. Abgeordnete nicht zufrieden damit zu sein scheint, daß er blos wegen eleidigung ver · . worden ist, so verspreche ich ihm, diesen Mangel hei nãchster Gelegenheit, wo er die Post in ähnlicher Weise in der Presse an⸗ greifen sollte, zu verbessern. Es wird das lediglich davon abhängen, wie der Artikel eingerichtet ist, den er verfaßt.
Die Einsetzung einer Kom mission könnte ich von dem Stand⸗ punkte der Post verwaltung nur sehr gerne chr und deshalb kann ich auch dem Herrn Abgeordneten mit der a lergrößten Ruhe antworten:; die Postverwaltung hat in dieser engen Sache ein so
utes Gewissen, daß sie aus einer solchen näheren Unter⸗ urn nur vollständig rein und intakt, hervorgehen kann, und ö. lege den größten Werth darauf, dies hier zu konstatiren, da- mit nicht gend ein Makel auf dem guten Rufe und g der reinen Ehre der Postbeamten sitzen bleibt, dami man nicht — etwa auf der nächsten allgemeinen Versammlung aller
ostverwaltungen, dem Postkongresse — mit Fingern auf die et . zeige, und sage: 6 verletze das ,,, ü und damit durch diese fortgesetzten Angriffe und unbegründeten Be⸗ schuldigungen die fine ef Journale, deren Frohlocken ich schon zu vernehmen glaube, nicht in die uff kommen, auch auf diesem Gebiete die deutschen Einrichtungen zu schmähen. .
Ich bin dem Herrn Abgeordneten ,,, ute Mei⸗ nung, die er von den Leist ungen der Post aus esprochen hat, aber ich . doch nicht umhin, mich dabei an das a te deutsche Sprüch⸗ wort zu erinnern: „Auf Einen, der dich lobt, kommen Zehn, die dich tadeln. Was das Loos der Beamten betrifft, so g aube ich, daß Niemandem in dem hohen Hause in der Brust ein wärmeres Herz fi das Wohl der Beamten der Post⸗ und Telegraphenverwal fung schlägt, als mir. . .
Es blelbt mir von sämmtlichen Bemerkungen, die der Herr Ab⸗ geordnete gemacht hat, keine zu erledigen übrig. Wenn er eine spe⸗ elle Beschwerde vorzubringen hat, so, glaube ich, . der richtige eg der, daß er diese an die betreffende Instanz tet, d. h. an die ihm zunäͤchst gelegene Ober Postdirektion, und da da die Untersuchung auf ordnungtsmäßigem Wege beantrage. Daß 6 Unterfuchung in jedem einzelnen Falle mit der 46 Grüundlichkeit eführt werde, dafür kann ich ihm Gewähr leisten und ich glaube, 6 dleser Richtung hat er auch eine Klage nicht erhoben. Ven hier aus ist es ganz unmöglich, auf Alles, was er pr,. * näher einzugehen und es im Einzelnen zu widerlegen, eben weil i die einzelnen Ängaben und angeblichen Thatsachen nicht kenne und
nicht zu prüfen in der Lage bin. ᷣ