1877 / 2 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 03 Jan 1877 18:00:01 GMT) scan diff

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artement Paderborn: eine der beiden Gerichts Kommissignen 3 Wiedenbrück (Kreisgericht Bielefeld). nc f Der bisher in Westerhof (Amtsgericht Osterode, Obergericht Göttingen, Departement Celle) abgehaltene Sprechtag ist nach Echte ver⸗ legt worden. = X. Die Gexichtstage in Widminnen KGreis⸗ ericht Lötzen, Departement Insterburg), in Ofen (Kreis ericht . Stargardt, Departement Marienwerder) in Alten⸗ berge (Kreisgericht Steinfurt, Departement Münster), in Fried⸗ richsdorf (Kreisgericht Bielefeld, Departement Paderborn), in Dobrau (Gerichtskommissionen in OberGlogau, Kreisgericht

Neustadt, Departement Ratibor) sind aufgehoben. X. Die Abhaltung von Gerichtstagen in Lassan (Kreisgericht Greifswald) ist angeordnet worden. XI. a. Im Departe⸗

ments des Kammergerichts und des Appellationsgerichts Magdeburg ist der Gutsbezirk Gränert abgezweigt vom Kreis⸗ gericht Brandenburg (Departement des Kammergerichts) und auf das Kreisgericht Genthin (Departement Magdeburg) über⸗ gegangen; b. im Departement Insterburg: die Ortschaften Feilenhof, Minge, Philippdautsch, Stankischken, Stepponatschen, Windenburg, Sansgalwen und Tattamischken vom Kreisgericht Heydekrug auf die Gerichtskomnission Nuß Kreisgericht Heydekrug); e. im Departement Paderborn: der Ort Friedrichs⸗ dorf und die Bauerschaft Kattenstroth von der Gerichts- kommiffion Wiedenbrück (Kreisgericht Bielefeld) auf das Kreisgericht Bielefeld, resp. die Gerichtskommission Gütersloh (Kreisgericht Bielefeld).

Am 1. April d. J. wird das Stabsquartier des 1 Bat eiklons (Riesenburg) 7. Ostpreußischen Land⸗ wehr⸗Regiments Nr. 44 von Riesenburg nach Dt. Eylau verlegt werden, und von gedachtem Zeitpunkte ab das genannte Bataillon die Bezeichnung 1. Bataillon (Dt. Eylau) 7. Ost⸗ preußischen Landwehr-Regiments Nr. 44 annehmen.

Vor einiger Zeit hat der Strafsenat des Ober-Tribu⸗ nals in einer Untersuchung wegen Widerstandes gegen einen Exekutivbeam ten prinzipiell ausgesprochen, daß der Exekutivbeamte bei der Ausführung eines Befehls, zu dessen Ertheil ung der Vorgesetzte sachlich nicht zuständig war, in der rechtmäßigen Ausübung seines Amtes handle, und demzufolge der Widerstand gegen ihn auf Grund des 8. 113 des Straf⸗ gesetzbuchs zu bestrafen sei. Von einer weiteren Ausführung dieses prinzipiellen Ausspruches in Beziehung auf seine prak— tische Berwerthung hatte das Ober⸗-Tribunal zur Zeit Abstand genommen, da der damals vorliegende J eine solche nicht erheischte. Vor Kurzem jedoch hat ein analoger Untersuchungs⸗ fall zu erneuter Erwägung des erwähnten Prinzips geführt, und zwar besonders unter Berücksichtigung der Frage, ob der Exekutivbeamte in einem Falle, in welchem er das Bewußtsein von der Unrechtmäßigkeit der vom Vorgesetzten befohlenen Handlung hat, in der rechtmäßigen Ausübung seines Amtes handelt und den gesetzlichen Beamtenschutz genießt. Diese Frage ist vom Ober⸗Tribunal in einem Erkenntniß vom 8. Dezember v. J. verneint worden.

Wenn eine unter 5§. 147 der Reichs⸗Gewerbe— ordnung fallende Strafthat zugleich eine Zuwiderhandlung eren Vorschist in Mens ih lteks Lemm, nge dir eg. stn diges den len en gn Vorschtlflen e 13 ich ta ls Aoh⸗ kurrenz unterliegendes Delikt, sondern nur als Strafzumessungs—⸗ grund gegenüber dem allein zu bestrafenden Gewerbepolizei— vergehen in Betracht, und kann daher eine anderweite aus den Steuergesetzen zu entnehmende Bestrafung nicht stattfinden, wenn wegen Ablaufs der Verjährungsfrist eine Be—⸗ strafung wegen Jewerbepolizeivergehens ausgeschlossen ist. (Erkenntniß des Ober-Tribunals vom 8. Dezember 1876.)

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Das Handbuch über den Königlich preußischen Hof und Staat für das Jahr 1877 ist soeben (im Ver⸗ lage der Königlichen Geheimen Ober⸗Hofbuchdruckerei R. v. Decker) erschienen. Dasselbe ist am 20. Dezember 1876 ab⸗ geschlossen worden.

Der General-Lieutenant Stein- von Kaminski, Commandeur der 13. Division, ist nach beendigtem Urlaub wieder abgereist.

ie zweite Post aus London vom 1. Januar

Abends ist ausgeblieben. Grund: verfehlter Anschluß in Dstende. Bayern. München, 31. Dezember. Eine Königliche

Allerhöchste Entschließung vom 24. d. bestimmt, daß die nach der Allerhöchsten Verordnung vom 7. Juni 1862, die Beför⸗ derung von Auswanderern nach überseeischen Ländern be— treffend, aufrecht zu machende Kaution des für Bayern auf— gestellten Hauptagenten für die Folge 10,000 S zu be⸗ tragen habe. Die „Allg. Itg.“ meldet: Was schon seit eini⸗ ger Zeit vermuthet wurde, läßt sich jetzt mit Bestimmtheit mittheilen, daß nämlich die bayerischen Bischöfe aus laß der diesmaligen Wahlen zum Reichstag Wahl-⸗-Hirten⸗ briefe nicht erlassen werden. ö

Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 1. Januar. Aus Anlaß der

zum größeren Theile bereits durchgeführten Ausrüstung der Feldartillerie mit dem neuen Geschützmateriale

hat der Kaiser an den General⸗Artillerie⸗Inspektor, Feldzeug⸗ meister Erzherzog Wilhelm ein Allerhöchstes Hand⸗ schreiben gerichtet, in welchem er demselben für die

enden Verdienste, welche sich der Erzherzog um e 2

jene des Heeres erworben hat, den aufrichtigsten Dank und die vollste Anerkennung ausspricht., Aus gleichem Anlasse hat Se. Majestãät in Anerkennung der besonderen, bei der Konstruktion, Erzeugung oder Beschaffung des neuen Feld⸗

Artklerie Materials erworbenen Verdienste eine Reihe von Ausj;eichnungen verliehen. Darunter erhielt der Reichs⸗ Kriegs⸗Minister Me. Graf Bylandt-⸗-Rheidt in Anerken⸗ nung seiner diesbezüglichen Leistungen auf seinem früheren Posten als Präsident des technischen und administrativen Mi⸗ litãrkomites, den Orden der eisernen Krone erster Alasse.

. Der Kai ser hat am verflossenen Freitag den Statthalter von Dalmatien, Baron Rodich, in Audienz empfangen. Tags zuvor war Baron Rodich von dem Erzherzog Albrecht empfangen worden und hatte spater langere Unterredungen mit dem Minister⸗Präsidenten Fürsten Auersperg und dem Minister des Innern, Baron Lasser.

Der Landwehr ⸗Dber⸗Kommandant Erzherzog. Rai⸗ ner liegt seit einigen Tagen an einer Rippenfellentzündung erkrankt darnie der und wurde gestern Morgens mit den Sterbesakramenten . Glücklicherweise hat sich heute das Befinden des hohen Patienten nicht unwesentlich gebessert, so daß neuerdings Hoffnung auf iedergenesung vor⸗ handen ist. .

Das gestern ausgegebene Reichsgesetzblatt. publi⸗ zirte das Finanzgeseßz pro 1877, nach welchem die Ge⸗ sammtausgaben mit 405,569, 474 Fl., die Gesammteinnahmen mit 376,637 817 Fl. elt e t sind, daher sich ein Defizit von 28,931,657 Fl. ergiebt, dessen Bedeckung durch Hinausgabe von in Gold verzinslicher Rente, eventuell durch Aufnahme einer schwebenden Schuld zu erfolgen hat. Außerdem enthielt das gestrige „Reichsgesetzblatt“ die Erklärung der österreichisch⸗ ungarischen Regierung und der französischen Regierung, be⸗ treffend die Verlängerung der Wirksamkeit des andelsver⸗ trages vom 11. Dezember 1866; den 2 zwischen Dester⸗ reich ⸗Ungarn und dem Fürstenthume Liechtenstein über die Er⸗ neuerung, beziehungsweise Fortsetzung des zwischen Oesterreich⸗ Ungarn und Liechtenstein bestehenden Zoll⸗ und Steuervereins vom 23. Dezember 1863; den Handelsvertrag zwischen Oester⸗ reich Ungarn und Großbritannien vom 5. Dezember 1876 und das Gesetz, womit die Aushebung der zur Erhaltung des stehenden Heeres (Kriegsmarine) und der Ersatzreserve erfor⸗ derlichen Ftekruten⸗Kontingente im Jahre 1877 bewilligt wird.

Wie die „Montagsrevue“ vernimmt, wird der Han⸗ dels-Minister dem Reichs rathe gleich bei dessen Wieder⸗ zusammentritte den Entwurf eines Expropriationsges etze s zur verfassungsmäßigen Behandlung vorlegen.

2. Januar. (W. T. B.) Fürst Milan von Serbien hat nach einer Mittheilung der „Presse“ ein eigenhändiges Glückwunschschreiben zum Neujahr an den Kaiser ge⸗ richtet und darin nochmals sein Bedauern und seine Entschul⸗ digung wegen der Angelegenheit mit dem Donau⸗Monitor „Maros“ ausgedrückt.

Pest, 2. Januar. (W. T. B.) Wie aus Semlin hierher gemeldet wird, haben die beiden Donau⸗Monitors „Maros“ und „Leitha“, die vor Belgrad lagen, bereits Ordre erhalten, nach Ofen zurückzukehren, um in der dortigen Werft zu überwintern.

Großbritannien und Irland. Sondon, 1. Januar. (E. C) Heute Mittag findet eine Ministersitzung statt. Am heutigen Tage geht der „Thunderer“, mit einem neuen Kessel versehen, auf eine dreitägige Probefahrt aus. Der Herzog von Marlborough wird sein Amt als Vizekönig von Irland am 16. Januar antreten. Der Einzug wird mit großer Feierlichkeit vor sich gehen. Die Pocken-Epidemie greift in London in alarmirender Weise um sich. Die für die Aufnahme von Pockenkran⸗ ken bestimmten Hospitäler reichen nicht mehr aus. Die Staats- Einnahmen während des vierten Quartals von 1876 waren 18,577,507 Pfd. Sterl., zeigten somit gegen dieselbe Zeit im Vorjahre einen Rückgang von S5 / 050 Pfd. Sterl. De Einnahmen des ganzen Jahres

2 wo e m, Eterl. und. zeigten also eine reine ex a hem 7 gon Eid s Ff . nn .

Frankreich. Paris, 31. Dezember. Heute empfing der Präsident des Conseils und Minister des Innern die Behörden und Körperschaften der Stadt Paris. Die katholische Universität in Lille wird am 18. Januar eröffnet werden. Dieselbe besitzt gegenwärtig ein Kapital von 5,265,515 Frs.

1. Januar. (K. Itg.) Heute Mittag fand im Elysse der Neujahrsempfang statt. Zuerst wurde das diplo⸗ matische Corps empfangen. An der Spitze desselben erschien der päpstliche Nuntius, der im Namen seiner Kollegen dem Präsidenten der französischen Republik die Glückwünsche zum neuen Jahre ausdrückte. Um 2 Uhr fand im Elysee Empfang der Behörden und Offiziere der Armee statt; an der Spitze der Geistlichkeit erschien der Kardinal⸗-Erzbischof von Paris. Die Gerichtsbarkeiten, der Staats⸗ und der Gemeinderath waren von Pariser Stadtgarden und Cuirassieren begleitet. Um 3 Uhr war der Empfang zu Ende. Odian Effendi ist zur Ausführung der von der Pforte ihm ertheilten finan⸗ ziellen Aufträge hier eingetroffen und reist morgen nach London. Der Minister des Innern hat der „Fr. Korr.“ zu⸗ folge, in der Deputirtenkammer ein Krediterforderniß von 156,000 Fr. behufs Vervollkommnung der telegraphischen Verbindungen zwischen Frankreich und Deutschland, namentlich auch behufs Anlegung eines besonderen Drahts zwischen den Börsengebäuden von Paris und Frankfurt ein⸗ gebracht. Die 27 Deputirten, welche das Budget ver⸗ weigert haben, sind nach der „Fr. Korr.“ die Herren Ba⸗ rodet, Louis Blanc, Bouchet, Bousquet, Boysset, Clemenceau, Codet, Daumas, Graf Douville⸗Maillefeu, Duportal, Durand, Laisant, Lackroy, Madier de Montjeau, Maigné, Marcou, Vadaud, Naguet, Ordinaire, Perrin, Raspail Vater und Sohu, Sansas, Talandier, Turigny und Viette.

Spanien. Madrid, 30. Dezember. (Köln. Ztg.) Als vor einiger Zeit der Vize⸗Gouverneur von Mahon in dem Augenblick, wo in der protestantischen Schule Gottes⸗ die nst gehalten wurde, daselbst eindrang und unter dem Vor⸗ wande, daß der Gesang die Nachbarn störe, denselben unter⸗ sagte, gaben der spanischen Regierung nahestehende Zeitungen hinterher Erklärungen ab, welche, zwischen Ableugnung und

Mißbilligung des Vorfalls in der Mitte stehend, die Hoffnun . z . ö . . 1 6 der Feldartillerie und damit auch um . .

r. daß die Oberbehörden den Wunsch hegten, die Ausbrüche gesetzwidrigen Protestantenhasses in Zukunft auf das kleinste Maß beschränkt zu sehen. Diese Annahme scheint sich indessen nicht zu bewahrheiten, wie aus verschiedenen Zwischenfällen neuern Datums zu entnehmen ist. So ward 3. B. dem englischen protestantischen Geistlichen in Cadixr, wenn derselbe im dortigen Hospital kranke englische Matrosen be⸗ juchen wollte, regelmäßig der Zutritt verweigert, das letzte Mal mit dem Bemerken, daß es dabei sein 2 habe. An betreffender Stelle verfucht man, das Auftreten des Hospitaldirektors durch die Erklarung zu begründen, daß das Sospital aus Provinzialfonds erhalten werde und deshalb die Staatsgesetze, welche einen gewissen Grad von religiöser Frei⸗ 6 versprechen (Artikel 11 der Verfassung), dort nicht zur Anwendung kommen könnten. Die Stellung der englischen Regierung zur Sache ist kaum zweifelhaft, jedoch hat bisher nichts darüber verlautet.

Portugal. Aus Lissabon wird der „Daily News“ emeldet, daß in Kurzem ein zwischen Portugal und den ger e dlinde geschlossener Auslieferungsvertrag rati⸗ fizirt werden wird.

Italien. In einem längeren Artikel: „Die Ju stizgesetze in Seutschland“ rühmt, Diritto“ die „weise Mäßigung der Mehrheit des Deutschen gieichstages/ „Deutschland genießt jetzt die ersehnte Rechtseinheit“ sagt „Diritto? „welche dazu beitragen wird, das Gefühl der Zusammengehörigkeit zu, kraͤf⸗ tigen und der Einheit den festesten Stützpunkt zu geben. Am Schlusse seiner Ausführungen stellt , Diritto“ den Deutschen Reichstag seinen Landsleuten zum Vorbild auf, indem er sagt: „Wir hoffen, daß der weise Geist der Versöhnung, der Deutsch⸗ land die Justizgesetze brachte, auch im italienischen Parlamente. bei der Berathung des Strafgesetzbuches vorwalten wird.“

Türkei. Konstantinopel, 31. Dezember. Wie dem W. „Fremdenbl.“ von hier gemeldet wird erwartet man in hiesigen wohl unterrichteten Kreisen, der Bey von Tunis. werde, ermuthigt durch die türkische Verfassung, sein begonne⸗ nes, später aber mit Rücksicht auf den Fanatismus seiner Unterthan fallengelassenes Reformwerk wieder aufnehmen, und die unterdrückte Verfassung seines Landes von Neuem herstellen.

1. Januar. (W. T. B.) CVerspätet eingetroffen. ) Nachdem die Konferenzbevollmächtigten gestern, jeder für sich, Mittheilung von den türkischen Gegenvorschlä⸗ gen erhalten hatten, traten dieselben . deren Prüfung bei dem russischen Botschafter Ignatieff zusammen und einigten sich dahin, das Konferenzprogramm auf⸗ recht zu erhalten. Hierauf fand heute die vierte Sitzung der Konferenz statt. Der Marquis von Salisbury legte die Ansichten der Bevollmäch⸗ tigten über die türkischen Vorschläge dar und im Laufe der Berathung zählten die kürkischen Delegirten dann die einzelnen Punkte auf, über welche sie nicht verhandeln zu können glaubten, insbesondere in Betreff der , . einer Lokal⸗ Gensd'armerie mit Hülfe von Ausländern, ferner in Betreff der der internationalen Kommission zu ertheilenden Befugnisse und der Vergrößerung Serbiens. Die Dele⸗ girten der europäischen Mächte richteten die Anfrage an die kürkischen Bevollmächtigten, ob ihre Erklärung einer absoluten Ablehnung gleichkomme, worauf letztere erwiderten, sie hätten nothwendig hierüber der Pforte zu referiren. Die nächste und Schlußsitzung der Konferenz wurde darauf auf nächsten Don⸗ nerstag anberaumt, um in derselben die definitive Antwort der Pforte entgegenzunehmen. Nach der Sitzung machte der Mar⸗ quis v. Salisbury dem Großvezier einen Besuch. Der eis⸗ rie Gouverneur von Kreta, Reouf Pascha ist zum

dtarine-Minister ernannt worden.

(W. T. B). Meldung der Agence Havas“) Die türkischen Bevollmächtigten erklärten nicht blos, gewisse Punkte nicht diskutiren zu können, die von ihnen gemachten Gegenvorschläge entfernen sich überdies auch vollständig von den Vorschlägen der Mächte, welche durchaus einig sind. General Ignatieff soll in der heutigen Sitzung erklärt . daß er über die türkischen Vorschläge nicht diskutiren

nne. Von den übrigen Delegirten soll diese Ansicht getheilt werden. Die Donnerstags⸗-Sitzung wird voraussichtlich die entscheidende sein.

Cöln, 2. ö (W. T. B.) Der „Kölnischen Zei⸗ tung“ wird aus Pera von gestern gemeldet: Die türkischen Gegenvorschläge vom Sonnabend enthalten die Durch⸗ führung des Vilayetgesetzes vom 1. Februar 1867 für das ganze Reich unter völliger Ignorirung der von der Konferenz gemachten Vorschläge und betonen, daß künftig alle Gesetze der Genehmigung durch die Abgeord⸗ netenversammlung bedürfen. Diese Ablehnung der Konferenz beschlüsse . in einer gestern bei dem Botschafter Ignatieff stattgehabten Besprechung das Zusammen⸗ halten der europäischen Delegirten bekräftigt und dazu ge⸗ führt, die Verlegung der Konferenz nach Athen oder Spitza ins Auge zu fassen.

Brüssel, 2. Januar. (W. T. B.) Der „Nord“ will wissen, datz die 6 Großmächte übereingekommen wären, ihre diplomatischen Vertreter in Konstantinopel zu gleicher Zeit abzuberufen, wenn die Pforte die Vor⸗ schläge der Mächte zurückweise. Das genannte Journal fügt hinzu, es sei Grund zu der Annahme, daß der Marquis v. Salisbury den ee mene. Midhat Pascha nicht in Zweifel darüber gelassen habe, daß diese Entschließung der Mächte unwiderruflich sei.

London, 3. Januar. (W. T. B.) Das ‚Reutersche Bureau“ meldet aus Konstantinopel von gestern: Nach der am Montag stattgehabten Konferenz begab sich der Marquis von Salisbury zu Midhat Pa scha. Der Großvezier erklärte dem Marquis, er sei bereit, seine Entlas⸗ sung zu geben, denn er könne die von der Konferenz aufge⸗ stellten, mit der Unabhängigkeit und Integrität der Türkei unverträglichen Vorschläge nicht annehmen. Nach dieser Unter⸗ redung fand eine Konseilsitzung der türkischen Minister statt, heute machte Midhat Pascha saͤmmtlichen Konferenzbevollmäch⸗ tigten einen Besuch. Graf Chaudordy, der französische Dele⸗ girte, sollte heute vom Sultan in Audienz empfangen werden. Zia Bey ist zum Generalgouverneur von Syrien ernannt worden.

Ein weiteres Telegramm des „Reuterschen Bureaus“ aus Konstantinopel von gestern meldet folgende Einzelnheiten über den Verlauf der am Montag stattgehabten Sitzung der Kon⸗ ferenz: Zunächst nahm Graf Chau dor dy zu einem eingehen⸗ den Vortrag über die Arbeiten der Konferenz das Wort. d. wurde vom Sekretär das Protokoll über die vorige Sitzung verlesen, daran schloß sich die von den Delegirten eführte Diskussion. Die türkischen Delegirten erklärten, sie eien geneigt, die Vorschläge der Konferenz anzunehmen, aus⸗ genommen die Bestimmung, daß die Amtssprache jedesmal diejenige sein solle, die von der Majorität der Bevölkerung an den betreffenden Orten ger chen werde, ferner ausge⸗ nommen die Bestimmungen über die Garantien und die Munizipalpolizei. Nachdem der Marquis v. Salisbury sich sehr entschieden gegen die Hartnäckigkeit der Pforte ausgesprochen hatte, wurde die Sitzung auf Donnerstag 26 Die europäischen Delegirten haben, wie das „Reutersche Bureau“ weiter meldet, die Absicht ausge⸗ sprochen, Konstantinopel zu verlassen. General Ignatieff habe bei dem Minister des Auswärtigen, Safvet Pascha, um die

Erlaubniß nachgesucht, ein russisches Kriegsschiff zu seiner Disposition kommen lassen zu dürfen. Die Erlaubniß sei er⸗ . worden. Von der griechischen Bevölkerung in

hilippopel sind die hier weilenden Delegirten derselben telegraphisch aufgefordert worden, gegen eine Gleichstellung der, bulgarischen und der griechischen Bevölkerung von Philippopel formellen Pro test einzulegen.

Mos kau, 2. Januar. . T. B.) Die „Moskauer eitung“ führt in einem Artikel aus, daß En gland und esterreich nicht ohne Schuld seien, wenn die Pforte zu

den geforderten Zugeständnissen sich nicht herbeilassen wolle. 2 und Oesterreich hätten durch ihr Verhalten der Pforte in die Hände gearbeitet. Beide Mächte würden indeß einer Täuschung sich aussetzen, wenn sie etwa meinen sollten, daß Rußland nur a diesen Drohungen aber nicht auch den erforderlichen thatsächlichen Nachdruck geben wolle. Zu bloßen Drohungen gegen die Türkei habe Rußland keine mobile Armee aufgestellt.

Aus der ersten Sitzung der Plenarkonferenz vom 23. v. M. hat ein Perager Bericht der „Allg. Itg.“ folgenden Zwischenfall gemeldet: Safvet Pascha eröffnete die Sitzung mit Verlesung einer Denkschrift, worin die Pforte erklärte: der Hat⸗Humayum von 1866 sei nicht zur Ausführung gekommen, das müsse sie selbst eingestehen, aber die Haupt⸗ ursache liege in der unaufhörlichen Einmengung und in den , der auswärtigen Mächte, durch welche fortwährend im Reich Unordnungen hervorgerufen wurden, und so seien die Kräfte der Pforte gelähmt worden. Angesichts des großen Ereignisses aber, in. gerade in diesem Augenblicke vor sich gehe es begann gerade die Salve von 161 Kanonen⸗ schüssen würden hoer h die Mächte nicht länger auf Bedingungen bestehen, welche die Ehre und Unabhängigkeit der Pforte schädigen. Hierauf erhob sich Marquis Salis— bury und sagte: „Quant au passé, nous savons ce que vous valez; mais quant à avenir, nous vous prions de ne pas nous empécher d'accomplir notre oeuvre de paix.“

Paris. Im „Homme Libre“ fällt Louis Blanc ein vernichtendes Urtheil über das neue ottomanische Verfassungswerk. Es heißt darin: „Warum müssen

nur gewisse lästige Erinnerungen die Freude über so viele plötzlich geweckte Hoffnungen trüben? Wenn es nur möglich wäre, den Hatti⸗-Scheriff vom 3. No⸗ vember 1839 und den Hatti⸗Humayum vom 13. Februar

1856 zu vergessen. Was enthielten nicht die eben enannten Urkunden für schöne Verheißungen; Kultus⸗ eiheit, Achtung der verschiedenen Bekenntnisse, Aner—⸗

kennung des Rechtes jeder Genossenschaft, ihre eigenen Schulen zu haben, Zulassung aller Ünterthanen des Sultans zu allen Aemtern, gemischte Gerichtshöfe für Streithändel zwischen Muselmanen und Christen, Oeffentlichkeit der Gerichts⸗ verhandlungen, Alles war darin gewährleistet. Man weiß, was daraus geworden ist. Die Versprechungen, wird man vielleicht sagen, waren eben erlogen Das möchte ich nicht be⸗ 1 dagegen ist es allerdings wahr, daß ihre Verwirk— ichung der Natur der Dinge widerstrebte. Man verwandelt ein Volk nicht, indem man seine Umwandlung auf ein Blatt Papier schreibt.

. Midhat Pascha, der den Türken eine Verfassungs⸗ charte giebt, um ihre Wiedergeburt zu bewirken, erinnert so ziemlich an Mahmud, der den Türken ihr reiches Gewand auszog, statt des Turbans den Fez aufzusetzen gab und weil er sie einigermaßen in europäische Tracht gesteckt hatte, sie auch zivilisirt zu haben wähnte. Glaubt Midhat Pascha, der für einen fähigen Kopf gilt, an einen durchschlagenden Er— folg seines Werkes? Hält er seine Verfassung ernstlich für

vereinbar mit dem Koran, der, wie ein religiöses, gleichzeitig ein bürgerliches, politisches und mili— tärisches Gesetzbuch ist? Darf er sich in der

Hoffnung wiegen, den Türken konstitutionelle Ideen beizu⸗ bringen, noch ehe sie aufgehört haben, das „kostbare Buch“ dermaßen zu verehren, daß sie es nie berühren, ohne es zu küssen und an die Stirn zu halten? Ist diefe Verfassung etwas Anderes als eine Kriegslist, ein Mittel, Schein— reformen weniger umfassenden, aber durchgreifenderen und gefürchteten Reformen entgegenzusetzen? Das könnte der Gegenstand einer Wette sein.“

Pest, 1. Januar. Berichte aus Konstantinopel wissen zu melden, daß der Großvezier die zwei Monate, für welche der Waffenstillstand ausgedehnt wurde, dazu be— nutzen werde, um das begonnene Verfassungswerk schleu⸗ nigst zu vollenden und zugleich auch das türkische Parla— ment einzuberufen. Letzteres würde daher noch vor Ab— lauf des Waffenstillstandes in voller Thätigkeit sein.

Der Vali von Bulgarien, Refaat Pascha, erhielt vom Großvezier, Mithad Pascha, folgendes Telegranim über die Proklamation der Verfassung:

Konstantinopel, 23. Dezember. Wie der Ferman des Sul⸗ tans bei dessen Thronbesteigung verkündete, ist es der Wunsch des Herrschers gewesen, die Verwaltung des Reiches unter neue Gesetze zu stellen. Zu diesem Behufe wurde eine Kommission auf der Hohen Pforte gebildet, die aus Ministern. Ulemas und anderen hervorra— genden Persönlichkeiten bestand. Nachdem diese ihre Arbeiten vollen⸗ det hatte, wurde heute, Sonnabend, in Anwesenheit der Minister, Muschire, Ulemas und einer großen Volksmenge feierlich der Ferman verlesen, welcher die Wirksamkeit der Konstikution verkündet. An dem heutigen denlwürdigen Tage ist dem System des Absolutismus und der Willkür ein Ende gemacht worden. Das parlamentarische System, welches die Religion und der gesunde Menschenverstand 2 als zulässig deklariren, ist durch 101 Kanonenschüsse begrüßt

orden.

Dag neue Grundgesetz regelt die Grundrechte des Staates und seiner Völker, bestätigt die Unantastbarkeit der Ehre, des Lebens und des Vermögens aller Ottomanen, wie es schon der Tanzimat ausge⸗ sprochen, und garantirt die persönliche Freiheit, sowie die Vereinigung und Gleichheit aller ottomanischen Völker. Da dadurch eine neue Epoche begründet wurde, herrscht überall Freude und sind dem Sultan Ovationen dargebracht worden.

Auch Sie haben die Konstitution öffentlich im Vilajet zu ver⸗ künden und werden gestatten, daß Freudenfeuer ob dieses Ereignisses angezündet werden sollen. Die etwaigen Dankadressen werden Sie per Post hierher schicken. gez. Mitha d.“

= Aus. Bulgarien wird der Pol. Korr.“ gemeldet, daß die Verkündigung der Verfassung in Rustschuk eine sehr be⸗ scheidene Wirkung gemacht habe. Durch die Verkündigung der Verfassung sind die Kriegsvorbereitungen auch nicht einen Moment gestört worden. Das „Rustschuker Amtsblatt“ ver—

öffentlicht über die Stärke der türkischen Armee Daten, die offenbar den Stempel der krassesten Uebertreibung an der Stirne tragen. Achmed Ejub Pascha hat sich nach Schumla begeben, um sich auch über den Vertheidigungs—

6 dieses verschanzten Lagers zu vergewissern. In seiner egleitung befinden sich Rifat Pascha und 6 6 Osman Pascha, von seinem Erfolge bei Saitschar her be⸗ kannt, ist zum Muschir ernannt worden.

Ru stschu k, 25. Dezember. Der W. „Presse“ wird von ihrem Korrespondenten geschrieben:

Vorgestern gingen jwei Bataillone, welche direkt von Alerinatz über den Balkan hierher marschirt waren, mittels Dampfer nach Silistria. Von jwei aus Montenegro eingetroffenen Bataill onen ging Abends eines nach Widdin und eines nach Nikopolis ab. Gestern Abends kamen wieder zwei Bataillone an, deren weitere Bestimmung noch ungewiß ist. In meinem letzten Berichte habe ich bereits den traurigen Zustand geschildert, in dem sich die wenigstens hier garnisonirenden und durchmarschirenden Truppen befinden. Sie leiden eben Mangel an Allem und Jedem. Die gestern eingetroffene Mannschaft jammert in ihren schadhaften Schuhen und zerlumpten Mänteln, daß sie tropzs Banknoten schon seit neun Monaten keinen So ld er⸗ balten habe. Die Nahrung der Soldaten besteht aus halbver⸗ schimmeltem Zwieback und kaum die Hälfte der Mannschaft findet Liegestätten in den Kasernen.

Nach alledem kann begreiflicherweise von einer Kriegsbegeisterung der Truppen nicht die Rede sein. Was darüber von hier aus berichtet wird, beruht lediglich auf Erfindung und entspringt gewiß nicht aus Mittheilungen, welche die Berichterstatterer von den armen, halb⸗ verhungerten Askers erhalten haben können. Die Kriegswuth in Rustschuk herrscht nur unter dem hiesigen Pöbel, der bisher von jeder Kriegsleistung verschont blieb. Bei anderen, einer künftigen Operation weniger ausgesetzten und mit Truppen besser bedachten Garnisonen mag die Stimmung der Mannschaft eine bessere sein, aber hinter den halbverfallenen, alten Wällen Rustschuks denkt man weder an Sieg, noch an Donau⸗Uebergang, sondern nur an die Erlösung von dem jetzigen Elend.

Gestern wurde der Hat über die bevorstehende Konstitution hier verlesen, ohne irgend welchen bemerkenswerthen Eindruck hinter⸗ lassen ju haben. Kein Mensch hier weiß, was eine Konstitution ist und die Bevölkerung fragt sich, wer eigentlich danach verlangt habe. Die Mohamedaner vermuthen wohl ein arges, von den Franken“ herrührendes Ding hinter der Verfasung, aber am Ende stellte sich bei allen Zweifeln wieder die Apathie ein und: Komme was da wolle, Allah wird doch wieder helfen“, ist die Hoffnung aller Recht— gläubigen.

Scutari, 16. Dezember. Man schreibt der „Pol. Korr.“:

„Derwisch Pascha verfügt für den immerhin möglichen Fall eines Wiederausbruches der Feindseligkeiten kaum über mehr als 12,000 Mann. Mit diesen Truppen ist Derwisch Pascha noch weniger als vor dem Waffenstillstand zu einer Offensive gegen die beute nume⸗ risch mindestens gleich starken Montenegriner befähigt. In Folge dessen wurde Podgorijza, welches unsere Stadt delt, ziemlich stark befestigt und verproviantirt.

Die Mirditen-Frage steht für die Türken in diesem Augen blicke noch immer nicht besser als vor Monatsfrist. Wenn auch die Mirditen den Werbungen der Montenegriner und den Ein⸗ flüsterungen der sslavischen Coemités bislang widerstanden und nicht offen gegen die Türken Partei ergriffen haben, so stehen sie deßhalb doch mit den Türken auch nicht entfernt auf einem leidlichen Fuße, woran zumeist das taktlose Vorgehen des türki⸗ schen Gouvernements Schuld ist. Den größten Fehler beging die Pforte, als sie im verflossenen Monate, um den Mirditen⸗Häuvtling Prenk wegen seiner Weigerung, den Türken Heeresfolge zu leisten, zu bestrafen, an seine Stelle einen jungen Tuͤrken aus Prizrend zum

Kaimakam des Mirditenlandes ernannte und diese Er⸗ nennung, dort bekanntgeben ließ. Dieser Vorgang brachte den Mirditenstamm in eine solche Bewegung, daß man

von Stunde zu Stunde den Ausbruch der offenen Revolte ge— wärtigen durfte. Dieser Moment war es, in welchem sich die Ge⸗ rüchte über eine bewaffnete Erhebung der Mirditen weiter verbreite⸗ ten, ohne daß ihnen jedoch die Bestätigung nuchgefolgt wäre. Die Gefahr eines Mirditenaufstandes brachte den Vali von Scutari zur Besinnung und er ließ es blos bei der Ernennung des mahomedani— schen Kakmalams für das Mirditenland bewenden, ohne es zu wagen, ihn in seine neue Würde und Stellung zu installiren.“

Die Gefahr eines Krieges mit Rußland, heißt es in einer demselben Blatte zugegangenen Korrespondenz, hat die türkische Regierung bestimmt, nunmehr auch in ganz Thessalien die soge⸗ nannte Muhafeza (Nationalgarde oder Landsturm), d. i. alle bisher nicht der Armee angehörenden waffenfähigen Männer zum Waffendienste einzuberufen. Die Lokalbehörden vertheilen überall Waffen im groß⸗ artigsten Maßstabe. In drei Distrikten allein und zwar in jenen von Elasson, von Larissa und von Fersla (Pharsala) wurden unter den mohamedanischen Familien 6651 Henry⸗Martini⸗Gewehre nebst dem entsprechenden Patronenvorrathe vertheilt. Ebenso wurde in den anderen ferner gelegenen Distrikten vorgegangen. Diese Waffen wurden größten⸗ theils an die seßhaften älteren Muselmanen, welche nicht zum Aus— marsche qualifizirt sind, und gewissermaßen die sedentäre Landes⸗ bewachung bilden sollen, ausgetheilt. Die regulären Truppen in Thessalien wurden erst kürzlich wegen der Besorgnisse, die Griechen⸗ lands Haltung einzuflößen begann, durch mehrere Regimenter aus Bosnien und der Herzegowina verstärkt. Plötzlich kamen Befehle aus Konstantinopel, den größten Theil der in Thessalien garnisoni— renden regulären Truppen hierher zu dirigiren, um sie nach Konstantinopel einzuschiffen. Dieser Befehl wird be— reits ausgeführt, und Thbessalien wird bald von keiner anderen bewaffneten Macht, als von den Baschi⸗Bozuks und den an⸗ deren eben erst mit Waffen versehenen Zivil⸗Moslims besetzt sein. Dies beunruhigt die griechisch⸗christliche Bevölkerung, weil zunächst das Räuberunwesen, zu welchem die ehen erst frisch angesiedelten Tscherkessen unzweifelhaft das Meiste beitragen werden, einen neuen Aufschwung nehmen wird. Diebstähle und Mordthaten, sowie an— dere Verbrechen aller Art, sind schon jetzt auf dem flachen Lande in erschrecklicher Zunabme.

Semlin, 30. Dezember. Drei der auf dem Monitor „Maros“ verwundeten Matrosen sind bereits gestorben. Linienschiffsfähnrich Pfusterschmied wie die übrigen Ver— wundeten befinden sich auf dem Wege der Besserung.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 1. Ja⸗ nuar. (St. Pet. Herold) Nach dem Bulletin vom 30. De⸗ zember nimmt der Zustand des Großfürsten Nikolai Nikolajewitsch des Aelteren augenscheinlich eine Wendung zuin Besseren. Der „Pol. Korr.“ wird geschrieben: „Die Kund⸗ gebungen vor der Kasaner Kirche in St. Petersburg am 18. Dezember waren von einigen eifrigen Anhängern der Zeitschriften Wperod? (Vorwärts) und „Nabal“ (Sturm⸗ läuten) veranstaltet. Diese im Auslande erscheinenden Blätter, welche die Erbschaft des weiland Herzenschen Kolokol“ (Glocke) angetreten haben, werden im sozial⸗kommunistischen regierungs⸗ feindlichen Sinne redigirt und nach Rußland eingeschmuggelt. Zum Beweise, daß den Tumultuanten vor der Kasankirche, größtentheils Studenten, Studentinnen und Arbeitern, keine

politischen, sondern nur soziale und kommunistische Ideen

vorschwebten, kann die interessante Thatsache verbürgt werden, daß in der Rede, welche ein Student an die versammelte Menge richtete, vorzüglich eines Mannes gedacht wurde, der in ganz Rußland als einer der geistigen Führer er Nihilisten gilt, nämlich des Schriststellers Nikolaus Tschernyszewski. Derselbe besitzt ein großes publizistisches Talent, ist der Ver⸗ fasser einiger in nihilistischem Sinne geschriebener Romane und wurde vor einigen Jahren für das Buch „Czto Djelatj?“

Was ist zu thun?) nach Sibirien geschickt. Durch den Lärm hoffte die . . Jugend die Freilassung des Verbannten zu ertrotzen· Die bu n,, n, , , und Balabanow, welche, nach der „Köln. Ztg.“, am 25. De⸗ zember eine Audienz bei dem Kaiser hatten, haben am 27. Dezember St. Petersburg wieder verlassen. In Mos kau ist am 27. Dezember der Jaroslawsche Erzbischof Leonid verstorben.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 30. De⸗ zember. (H. N) Der Generalstab war seit geraumer Zeit mit Ausarbeitung eines „Uebergangsvorschlages“ für die Heeresorganisation beschäftigt; wie „Stockh. Dagbl.“ erfährt, ist derselbe jetzt vollendet und befindet sich im Druck. Wie in wohlunterrichteten militärischen Kreisen verlautet, bezweckt derselbe für die ersten 2 Jahre nur eine Regulirung des Intendantur- und Aushebungswesens, sowie eine erweiterte Dienstzeit der Bewehrungsmannschaften von 30 auf 62 Tage, wogegen ein Zehntel der Grundsteuern als Aequivalent eboten wird. Ferner sollen dem nächsten Reichstage Vor⸗ chläge wegen Beschaffung von Dienstpferden für die Armee in Kriegszeiten, sowie wegen Reorganisation des Armee⸗Pen⸗ sionswesens unterbreitet werden. Der Generalstab hat in diesen Tagen sein neues Dienstlokal, das vom Staate ange— kaufte Gebäude des Freimaurerordens, welches zu diesem Zwecke einer weitumfassenden Reparatur unterworfen worden, bezogen. Der eine Flügel des Gebändes steht zur Zeit un⸗ benutzt und noch in demselben Zustande, wie ihn der Orden verlassen, man beabsichtigt, denselben später zu einer Kriegs Hochschule umzubauen.

Amerika. Washington, 2. Januar. (W. T. B.) Die Staatsschuld der Vereinigten Staaten hat sich im Monat Dezember um 3,585,000 Dollars vermehrt. Im Staatsschatze befanden sich Ende Dezember 96,517, 000 Dollars in Gold und 9,484,000 Dollars in Papiergeld.

Mexico, 28. November. Die Revolution ist, trotz der Abreise des Präsidenten Lerdo und des Einrückens von Porfirio Diaz in die Landeshauptstadt, noch zu keinem Ab⸗— schluß gekommen. Denn der Gouverneur von Guanajuato, Don José Iglesias, dem sich bereits mehrere Staaten an— geschlossen haben, hat sich gegen Diaz erklärt. Die Pro⸗ gramme der beiden Nebenbuhler gehen so weit auseinander, daß eine Einigung kaum zu erwarten ist. Inzwischen hat Diaz bei den Geschäftsleuten der Stadt Mexico eine Zwangs— anleihe von mehreren Millionen Francs gemacht.

Der Dampfer „Lorne“ bringt aus Westindien die Nachricht, daß der Aufstand auf San Domingo fort— dauert und zum Sturze des Präsidenten Es pivent geführt habe. General Baiz hat die Herrschaft an sich gerissen. Am 23. November wurde ein zweiter Mordversuch gegen den Prä⸗ sidenten von Hayti, Boisrond Canal, gemacht; die auf ihn abgefeuerten Schüsse verfehlten indeß ihr Ziel.

Asien. Persien. (A. A. C) Aus Teheran wird unterm 28. Dezember gemeldet: „Das jährliche Uebungs⸗ lager in Kirwanshah an der westlichen Grenze ist wesent— lich verstärkt worden, indem sieben Regimenter und nahezu 30 Kanonen von hier dahin abgesandt worden sind.“

Aus dem Wolffschen Telegraphen-Bureau.

New⸗-⸗York, Mittwoch, 3. Januar. Die republikanische Legislatur von Louisiana hat den republikanischen Kandidaten Packard als zum Staatsgouverneur gewählt erklärt, von der demokratischen Legislatur ist der demokratische Kandidat Nichols als Gouverneur proklamirt worden.

Statistische Nachrichten.

München, 2. Januar. Bei der Königlichen Brandversiche⸗ rungskammer, welcher die Leitung der Gebäudeversicherung in den ?? Regierungsbezirken rechts des Rheines obliegt, sind im ab— gelaufenen Versicherungsjahre folgende Gebäudewerthe gegen Brand⸗ schaden versichert worden: in München allein 19,3 Mill. Mark, im übrigen Oberbarern 192, in Mittelfranken 18,z, Schwaben und Neuburg 18,, Unterfranken und Aschaffenburg 14, Oberfranken 9, z, Niederbavern 8.3, Oberpfalz und Regensburg 7,s, im Ganzen 115 Mill. Mark. Auf jeden Arbeitstag trifft sonach ein Versicherungs⸗ zugang von mehr als 370,000

London, 1. Januar. Nach dem amtlichen Ausweise zählte man während des Jahres 1876 77359 Fahnenflüchtige, etwa eben so viele wie seit einigen Jahren. Ein nicht unbedeutender Theil derselben scheut die Verschiffung nach Indien.

(A. A. G.) Nach dem soeben veröffentlichten „Catholie Directory für 1877 umfaßt der unter dem Kardinal Manning stehende römisch⸗katholische Klerus gegenwärtig 1828 Mit⸗ glieder, d. i. seit 1867 ein Zuwachs von 413. Es giebt gegenwärtig 18 Erzbischöfe und Bischöfe in England und Wales gegen 16 in 1867, nämlich einen Kardinal⸗Erzbischof und 12 Suffragan⸗

zwei Bischöfe, die in den Ruhestand versetzt sind. Die Zahl der verschiedenen öffentlichen Kirchen, Kapellen und

lischen Kirchen und Kapellen von 193 auf 239, und d hl der Priester von 193 auf 250 vermehrt. In der Diözese Westminster existiren 17 Mönch klöster und 40 Nonnenklöster. Die Zahl der ersteren hat sich seit 1867 nicht verändert, die der letzteren um 13 vermehrt. Die Insassen der Nonnenklöster widmen sich entweder dem Uaterricht der Jugend oder der Krankenpflege. Der katho⸗ lische Adel Grotzbritanniens zählt 36 Pairs und 48 Baronets. Sieben Katholiken sind Mitglieder des geheimen Staatsraths. Die römisch⸗katholischen Mitglieder des Hauses der Gemeinen

zählen 50, die alle irische Wahlflecken vertreten. Kunst, Wissenschaft und Literatur.

London, 1. Januar. Am heutigen Tage wird die Winter⸗ Ausstellung der Königlichen Akademie dem Publikum ge öffnet werden. Unter den 300 ausgestellten Bildern sind manche Schätze aus dem Buckingham- und dem Windsor⸗-Palaste. Vertreten überhaupt sind van Dyck, Poussin, del Sarto, Tintoretto, Ghir⸗ landajo, Salvator Rosa, Correggio u. a., dann Ruysdael, Teniers, Hobbema, Ostade.

Paris, 31. Dezember. Die Akademie der moralischen und politischen Wissenschaften hat in ihrer gestrigen Sitzung den Ritter von Arneth in Wien zu ihrem korrespondirenden Mitgliede ernannt.

Die Schätze von Mykenä sind, wie der „Nat.⸗Ztg.“ aus Athen geschrieben wird, vor wenigen Tagen daselbst angekommen. Sie füllen dreizehn Kisten, die einstweilen in einem unterirdischen Gemach der Nationalbank aufgestellt wurden, zu dem der Kultus⸗ Minister, wie er der Kammer mittheilte, den Schlüssel hat. Die aufgefundene Leiche (nach Hrn. Schliemann die des Agamemnon) konnte nicht nach Athen geschafft werden. Sie wurde einstweilen in einem Dorfe in der Nähe der Ausgrabungen untergebracht.