1877 / 9 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 11 Jan 1877 18:00:01 GMT) scan diff

Behauptung (resp. Vermuthung?) in einer der Const. Itg.“ . 22 ö Zahlung der versicherten Summe an die Rheder und Verfrachter

zugegangenen Berichtigung für unzutreffend erklärt.

Sessen. Darmstadt, 9. Januar. die Fürstin zur Lippe sind heute zum Besuche des Groß⸗ herzogs hier eingetroffen. Der Finanz⸗Ausschuß der Zweiten Kammer lehnte es nach dem vom Abg. Theobald erstatteten Bericht im Einverständnisse mit dem Be⸗ schlusse der Ersten Kammer ab, eine Erhöhung der Pensionen der vor dem Jahre 1872 in Ruhestand getretenen Volks⸗ Schullehrer bei der Regierung zu befürworten. So gerne der Ausschuß bereit sei, auf die Verbesserung der Lage der älteren pensionirten Schullehrer hinzuwirken, so stünden doch die bereits in Erster Kammer geltend gemachten Bedenken zu gewichtig entgegen.

Mecklenburg. Neustrelitz, 6. Jauar. (Nstr. Itg.) Die Großherzogin, welche seit etwa 14 Tagen täglich hier erwartet wurde und durch die ungewöhnliche Heftigkeit der Stürme an der englischen Küste bisher an der Ueberfahrt über das Meer verhindert worden war, ist vorgestern Nachmittag nach längerer Abwesenheit aus London in erwünschtem Wohl⸗ sein hierher zurückgekehrt.

Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 9. Januar. Die Besserung in dem Befinden des Exzherzogs Rainer schreitet in so erfreulicher Weise vor, daß die Ausgabe weiterer Bulletins eingestellt wurde. In Bezug auf die Bankfrage findet, wie dem „Prag. Abdbltt.“ berichtet wird, zwischen den beiderseitigen Regierungen neuerdings ein schriftlicher Ge⸗ dankenaustausch statt, von welchem man sich sowohl diesseits wie jenseits der Leitha einen günstigen Erfolg verspricht. Man glaubt, daß die Nationalbank mit einem neuen Vor⸗ schlage hervortreten werde, der als Grundlage für neue Ver⸗ handlungen dienen wird. Der „Presse“ zufolge dürfte die Sefsion des dalmatinischen Landtags, der bekannt— sich am 15. d. M. zusammentritt, nur kurz sein und höchstens zwei bis drei Wochen dauern. Der Einberufung des Land⸗ tages liegt, wie das genannte Blatt bemerkt, hauptsächlich der Zweck zu Grunde, die Uebelstände zu beseitigen, welche in Folge des Konfliktes zwischen dem Landesausschusse und dem bisherigen Landtagspräsidenten Ljubisa hinsichtlich der autonomen Verwaltung in Dalmatien entstanden sind.

Pest, 9. Januar. Bezüglich der A usgleichs-Ver⸗ handlungen meldet der „Pest. Lld.“, daß sich der Kaiser schon im Besitze der Aeußerung der österreichischen Regierung über das Memorandum des ungarischen Kabinetes befindet, mithin sei die Bankfrage in jenes im römischen Rechte mit dem lapidaren Satze gekennzeichnete Stadium getreten: Suh judice lis est! Dasselbe Blatt veröffentlicht eine ihm von „österreichischer Seite“ aus Wien zukommende Zuschrift, in welcher der Majorität des Abgeordnetenhauses der Gedanke nahe gelegt wird, „in einer großen Parteikonferenz jenes posi⸗ tive Votum gan) entschlossen auszusprechen, das die Ansprüche diefer Reichshälfte in der Bankfrage forinulirt und damit das Schicksal dieser wie des Ausgleichs und des Kabinets ent⸗ scheidet.“ Das Abgeordnetenhaus wird am 20. d. M. seine Sitzungen wieder aufnehmen. Den ersten Gegenstand der Verhandkunden wird der Bericht der Schlußrechnungs— Kommission über die 1874er Schlußrechnungen bilden.

Großbritannien und Irland. London, 9. Januar. (C. E.) Die Königin, welche Anstalten zur Uebersiedelung nach Ssborne treffen läßt, hat gestern Gegenbefehle erlassen, vermuthlich wegen, des anhaltenden Unwetters, und ver— bleibt Ihre Majestät einstweilen auf Schloß Windsor. Bei dem gestrigen Ministerrathe waren wieder alle Minister anwesend. Graf Beust kehrt am nächsten Donnerstag wieder hierher zurück. Die Adresse des ÜUnterhauses in Antwort auf, die Thronrede wird von Lord Galway, einem irländischen Peer und (konserv.) Vertreter von North Nottinghamshire, beantragt und von Sir John Torr, dem (konserv.) Vertreter von Liverpool, unterstützt werden.

Die „Engl. Korr.“ schreibt: Die Alabamafrage, welche durch das Schiedsgericht zu Genf erledigt wurde, erhält allem Anscheine nach ein Nachspiel:

Die Vollmacht des zur Prüfung der Schadenersatzansprüche und dem entsprechender Vert eilung der Gelder in Amerika niedergesetzten Ausschusses ist am Ende verflossenen Jahres abgelaufen, ohne daß der Kongreß dieselbe verlängert oder Vorkehrungen behufs Verthei—⸗ lung der noch übrigen Gelder getroffen hätte. Die Summe diefer Gelder ist nun ziemlich bedeutend. Die ursprünglich einge— zahlten 15,500,000 Doll., welche das Genfer Schiedsgericht als Ent— schädigung den Vereinigten Staaten zuerkannt hatte, waren, in 5Fprozentigen amerikanischen Staatspapieren angelegt, bis auf etwa 18,500,000 Doll. angewachsen. Der Ausschuß hatte nur über 9 Millionen verfügt, indem er alle Ansprüche der Besitzer versicherter Schiffe, welche von den betreffenden konföderirten Kapern „Alabama“ und „Florida“ genommen worden waren, ebenso wie die der entspre⸗ chenden Versicherungsgesellschaften zurückwies und nur solchen Rhedern Schadenersatz zuerkannte, die durch irgend welche Versichexung nicht gegen solche Verluste geschützt gewesen waren. Es bleibt des⸗ zalb ein Ueberschuß von 79, 00,069 Doll., über deren Verwendung der „Regierung der Vereinigten Staaten das Recht zusteht. Was soll nun damit geschehen? Der Times-⸗Koxrrespondent aus Washington schreibt vom 24. Dezember, es mache sich im ganzen Lande starke Reigung geltend, daß der Kongreß nach Befriedigung aller unmittel— baren Forderungen kein Recht habe nach sonstigen Leuten, die An— spruch auf das Geld haben könnten, um herzuspüren, dern verpflichtet sei, die Restsumme England zurückzuzahlen. Die „Times“, diese Mittheilung mit unparteiischem aber bewunderndem Interesse“ verjeichnend, sucht sich über die Rechtsfrage klar zu werden. Ausgehend von dem Grundsatze, wenn ein angenemmenes Schiedsgericht bestimmt habe, daß eine be⸗ sondere Summe zu einem besonderen Zwecke verwandt werde, so sei es unthunlich, einen anderen Gebrauch davon zu machen, folgert das leitende Blatt: Das Genfer Schiedsgericht setzte die Summe von 15,500, 005 Doll. als Schadenersatz fest, nicht für Verluste am Nationalvermögen, sondern am Privatbesitz und in der That wurde der angenommene Betrag auch überaus gering im Verhältniß zum Gesammtverlust der Nation . Der Schaden der Versicherungsgesellschaften sei aber. wie auch der Vertheilungsausschuß entschieden kein individueller und könne deshalb nicht in Betracht kommen. Wenn ihnen Entschädigung ge⸗ währt würde, wo solle dann aufgehört werden? Würden nicht mit gleichem Rechte auch mittelbar geschädigte Rheder und Kaufleute von Neuem ihre Ansprüche geltend zu machen suchen? Was aber solle geschehen, da doch die Regierung als Vertreterin der Nation, deren Gefammtverlust ausdrücklich als nicht in Betracht kommend ange⸗ sehen werde auch keinen Anspruch erheben könge? Ohne sich aus⸗ drücklich dahin zu äußern, giebt die „Times zu verstehen, daß sie die mit „bewunderndem Interesse“ vernommene Idee einer Rückzahlung an England für gerechtfertigt hält. Anders die „Pall Mall Gazette“:

lon⸗

Ansrruch der Versicherungegesellschaften als allein berechtigt an. Durch

2 * 1 . ö fseien sie rechtlich an deren Stelle getreten, denen gebühre die Rest⸗ Der Fürst und ; . ] * ;

Die indirekten Schadenansprüche von anderen Kaufleuten

summe. : Eine Entschädi⸗

und Rhedern seien gar nicht damit zu vergleichen.

gung der Versicherungsgesellschaften würde für sie keinen Präzedenz⸗

fall bilden. Wie eine neueste Depesche aus Amerika zu berichten weiß, hätte nun der Präsident Grant wiederum andere An⸗ schauungen. In einer Ünterredung mit dem Washingtoner Korrespon⸗ denten der New⸗HYorker „‚Associated Preß hätte der Präsident die Meinung ausgedrückt, daß die Vereinigten Stagten den ganzen Be⸗ trag der Zuerkennung behalten sollten, da derselbe geringer sei, als der Werth der zerstoͤrten amerikanischen Schiffe, und daß irgend ein Üeberschuß zur Wiederherstellung der durch die konföderirten Kreuzer beschädigten amerikanischen Handelsmarine verwendet wer⸗

den sollte.

Frankreich. Paris, 9. Januar. Der „Moniteur⸗ zeigt heute an, daß keine weitere Personalverände, rung unter den Präfekten zu erwarten sei, dagegen werde eine einheitliche Bewegung unter den Unterpräfek⸗ ten auf breiter Grundlage stattfinden. Die „Corr. Havas“ bringt folgende Mittheilung: „Irrthümlich be— richteten mehrere Zeitungen, der obere Handels⸗ Ackerbau und Gewerberath werde in der zweiten Hälfte des Monats Januar zusammentreten, um den Generaltarif der Zölle, welcher der Regierung als Grundlage seiner Unterhandlungen mit den fremden Mächten, betreffs Erneuerung der Handelsverträge dienen soll, zu berathen. Die Sätze dieses Generaltarifs wurden vom oberen Rath schon in seiner Session vom Monat Dezember 1876 vereinbart, und der Rath, der sich am 23. Januar wieder versammelt, wird bloß seine Verhandlung über die zeitweiligen Zulassungen fortsetzen. In seiner Session vom Monat Dezember konnte der Rath diefe Frage nur mit Bezug auf Eisen und Gußeisen erörtern, da eine gewisse Anzahl seiner Mitglieder dem Finanz⸗ ausschusse des Senates angehörte und unverzüglich das von der Deputirtenkammer angenommene Budget prüfen mußte. Die bevorstehende Berathung des oberen Handelsrathes wird sich auf die Frage der zeitweiligen Zulassungen eines der wichtigsten Zweige der französischen Industrie, die In⸗ dustrie der Gewebe, beziehen.“ Das Rundschreiben des Ju stiz-Ministers Martel, worin, derselbe die Bischöfe auffordert, am 14. Januar, wie dieses ein Artikel der Verfassung vorschreibe, öffentliche Gebete an⸗ zuordnen, um den Segen des Himmels auf, die Arbei⸗ ten der Kammer herabzurufen, hat bei den Klerikalen Anstoß erregt. Die „Köln. Ztg.“ schreibt: „Die Klerikalen sind ent⸗ rüstet, daß der Minister nur das Gesetz anrust. Der größte Theil der Monseigneurs, namentlich der Erzbischof von Be⸗ sangon und der Bischof von Coutances, rügten dieses auch ganz offen in ihren Hirtenbriefen, worin sie die Gebete an⸗ öronen, und bedauern, daß der Minister nicht gesagt, „daß Frankreich nur durch die Kirche gerettet werden könne.“ Wie die „Defense sociale“ erfährt, beträgt die Summe aus den Staatsausgaben von 1870, für welche die Sber-Rechnungskammer die nöthigen Belege vermißt, 247,959,355 Frances 74 Centimes. Der „Aigle“, das in Ajaccio erscheinende bonapartistische Blatt, wird, der „Köln. Ztg.“ zufolge, wegen Veröffentlichung einer Adresse an die Kaiserliche Familie gerichtlich ver—⸗ folgt. Eine Flugschrift, deren Verfasser nicht genannt wird, aber ein ehemaliger Offizier sein soll, r eben unter dem Titel: „Die Wahrheit über die Landwehr“ in Saint⸗Omer erschienen. Dieselbe beschäftigt sich insbesondere mit den Cadres der Landwehr, die sie ganz unzureichend nennt. In der Infanterie z. B. wären nach dem Verfasser kaum ein Drittel der Offiziersstellen besetzt und 800 Compagnien ohne Hauptmann. Nach der Berechnung des Verfassers könnte mit Fbis 5. Millionen den hervorgehobenen Mängeln abgeholfen werden.

Versailles, 9. Januar. Eine große Anzahl von Mit— gliedern des linken Centrums und der Linken hat fol— genden Antrag auf den Tisch der Deputirtenkammer nieder— gelegt:

Art. 1. Das Gesetz vom 20. Mai 1874 über die Garnisons⸗ geistlichkeit wird abgeschafft. Art. 2. Ein. Verwaltungsreglement wird für die Bedürfnisfe des Gottesdienstes in den Lagern und den detachirten Forts, wo Truppen versammelt sind, Sorge tragen.

In Abgeordnetenkreisen zirkulirt ders Vorschhag, man solle den Präsidenten der Republik ersuchen, daß er eine Kongreßsitzung zur Revision des Art. 8 des Gesetzes über die Srganisation des Senats einberufe. Der Artikel ist derjenige, welcher auf die Kompetenz des Senats in Budget⸗ fragen Bezug hat. „Der Gedanke geht, bemerkt die „Köln. Ztg.“, nicht von Radikalen, sondern von Leuten aus, welche den Art. 8 etwa so auslegen, wie er bei der jüngsten Gelegen⸗ heit praktisch gebeutet worden ist. Sie sagen, man wurde jetzt in Ruhe und ohne durch konkrete Streitfragen gereizt zu sein, die formelle Kompetenzfrage erledigen und damit den jetzt nur vertagten Konflikt zu Ende bringen.“

10. Januar. (W. T. B.) Der Senat hat den his⸗ herigen Präsidenten, Herzog Audiffret-Pasguier wiedergewählt. Zu Vize-Präsidenten wurden die Sena⸗ toren Tadmirault, de Kerdrel, Duclere und Graf Rampon gewählt. Die bisherigen Sekretäre und Quästoren wurden sämmtlich wiedergewählt.

Spanien. Vitoria, 9. Januar. (Ag. Hav.) Briefe aus Pampeluna versichern, daß zwischen der Regierung und Na⸗ varra ein Vergleich zu Stande gekommen sei. Heute findet eine Versammlung statt, der der General Quesada und bie provisorischen Civil-Gouverneure der baskischen Provinzen beiwohnen werden.

Türkei. Konstantinopel, 10. Januar. (W. T. B.) Die „Turquie“ meldet, daß die Pẽsorte, nachdem die rumä⸗ nische Regierung Ein sprache gegen die Artikel 1,7 und 8 der türkischen Verfassung erhoben hatte, sich beeilte offiziell zu erklären, daß die türkische Verfassung lediglich innere An⸗ gelegenheiten betreffe und durchaus nicht gegen die durch internationale Verträge garantirten Rechte der Fürstenthümer gerichtet sei.

(W. T. B.) Der Ministe rr ath hat sich heute über die Seitens der türkischen Delegirten in der morgenden Sitzung der Konferenz abzugebende Erklärung schlüssig ge⸗ macht. Voraussichtlich wird demnach in derselben die Dis⸗ kussion fortgesetzt werden. Der englische Botschafter Lord Elliot hatte heute beim Sultan Audienz, .

Wien, 10. Januar. (W. T. B.) Der „Politischen Korrespon⸗ denz wird aus Kon stantinopel gemeldet, daß der türkische Ministerrath gegenüber dem Proteste der ru mänischen

Gegen die Beweisführung der „Times“ auftretend, erkennt sie den

Regierung gegen die Artikel , 7 und q der türkischen Ver⸗

fassung beschlossen habe, der rumänischen Regierung eine offizielle Interpretation dieser Artikel zuzustellen, welche alle ihre Bedenken über das künftige staatsrechtliche Verhältniß Rumäniens zur Türkei zu beseitigen geeignet sei. Der „Moniteur* sagt über die Haltung der türki⸗ schen Diplomatie. Die Pforte beschränke sich nicht darauf den so gerechten und gemäßigten Forderungen Europas eine Verfassung, die niemals in Wirksamkeit treten werde, ent—⸗ gegenzustellen; sie biete sogar Alles auf, um den Sinn der ihr unterbreiteten Vorschläge zu entstellen, und bemühe sich, die äußerst vorsichtig abgefaßten Reformen in Forderungen, welche ihrer politischen und geographischen Integrität zu nahe treten sollen, umzugestalten. So suche die offiziöse Presse von Kon⸗ stantinopel den türkischen Fanatismus aufzuhetzen, indem sie ihm den Glauben beibringe, die Konferenz schlage dem Sultan eine ausländische Besetzung Bulgariens und, als bleibende Institution, eine internationale Kontrols⸗-Kommission vor. Das sei, meint der „Moniteur“, vergebliche Mühe. Wenn Bul— garien besetzt werden solle, so werde es durch eine türkische nicht aber eine fremde Spezialtruppe sein. Und wenn eine internationale Kontrols Kommission eingesetzt würde, so wäre dies höchstens auf die Dauer eines Jahres. Die Pfoꝛte gebe sich zwar eine unendliche Mühe, um die öffentliche Meinung irre zu führen, allein es werde allmählich Licht und in nicht langer Zeit werde es schwierig sein, zu behaupten, daß die Mãchte bei Aufstellung ihres Programmes von den Vorschriften der Klugheit und der Mäßigung abgewichen seien.

Das Gegenprogramm der Pforte den Forde— rungen der Konferenz gegenüber lautet nach dem N. W. Tabl.“: 1) Die Pforte ist bereit, anzuerkennen, daß Bulga⸗ rien eine vorwiegend christliche Provinz ist, und demgemãß erbötig, für diese Provinz das vorgeschlagene Arrangement einer christlichen Verwaltung zu acceptiren. 2 Was Bosnien und die Herzegowina betrifft, so ist es der Pforte unmöglich, von der Thatsache zu abstrahiren daß sich in diesen beiden Ländern das christliche und das muselmanische Element vollständig die Wagschale halten und sie muß es daher ablehnen, die Verpflichtung auf sich zu nehmen, sich zur Verwaltung dieser Provinzen für immer und ausschlietzlich nur christlicher Gouverneure zu bedienen, und dies um so mehr, als die Verfassung, welche schon bis jetzt die freudige und dankbare Zustimmung der Bevölkerung aller Rassen und Kulte gefunden, in ausreichender Weise vor—⸗ schreibt. daß die Beamtenstellen „den fähigsten und den ehrenhaf⸗ testen Männern“, ohne Unterschied, ob sie Muselmanen oder Christen sind, verliehen werden sollen. 3 Die Idee einer militärischen Okkupation irgend einer Pro⸗ vinz des türkischen Reiches, möge sie sich unter welcher Form immer verhüllen, wird positiv und nachdrück— lich zurückgewiesen. Die beste Garantie, die Europa für die Durchführung der Reformen geboten werden kann, sind die Rechte, welche den Christen ebenso wie den Muselmanen in der Verfassung eingeräumt wurden. 4) Eine Entwaffnung der Muselmanen erscheint überflüssig, nachdem fortan auch die Christen werden Waffen tragen dürfen, und dieses Recht von den Einen, wie den Anderen nur in den vom Gesetze vorgeschriebenen Grenzen ausgeübt wer— den wird. 5) Die Pforte nacht keine Schwierigkeiten, die Drina als Grenze zwischen Serbien und der Türkei fest⸗ zustellen. Aber im Interesse der Sicherheit des türkischen Reiches und des Wohles der serbischen Bevölkerung selbst fordert sie die Schleifung aller auf serbischem Gebiete, befindlichen Festung an. Gleichzeitig appellirt sie an den Gerechtigkeits⸗ sinn der Mächte, indem sie die Ansicht ausspricht, daß sie ein Recht hat, von einem treubrüchigen Vasallen, wie dies Fürst Milan ist, eine Kriegsentschädigung zu verlangen. 6) In Ansehung Montenegros anerkenne die Pforte die Legiti⸗ mität einer Grenzberichtigung und selbst einer Cedirung des Hafens von Spizza, doch macht die Pforte dies von der Be⸗ dingung abhängig, daß, der Fürst von Montenegro im Aus⸗ tausch für diese Begünstigungen sich als Vasallen des Sultans erkläre.

Der „Pol. Korr.“ wird aus Kon stantin opel, 5. Ja⸗ nuar geschrieben:

Allgemein war die Ansicht vorherrschend, daß die gestrige Kon⸗ ferenzsitzung die letzte sein würde und daß die Pforte die Vorschläge Europas unter Aufrechthaltung ihres eigenen Gegenprogrammes zurück⸗ zuweisen fortfahren werde. Die accreditirtesten türkischen Blätter, wie „Vakit“ und „Bafsiret“, drückten sich in dieser Beziehung, in einer Weise aus, daß über den Beschluß der Pforte kein. Zweifel mehr gestattet war. Die genannten Blätter erklärten, daß die Kon⸗ ferenz nichts Besseres zu thun hätte, als sich aufzulösen und in ihrer Hochherzigkeit stellten sie es den Delegirten der Mächte anheim, entweder heimzukehren oder, wenn sie wollten, in Konstantinopel zu bleiben. Glücklicherweise stand der gestrige Verlauf der Konferenz mit dieser Sprache der offiziösen türkischen Presse nicht im Einklange. Anstatt die ablehnende Antwort der Pforte zu wiederholen, eröffnete Savfet Pascha die gestrige Sitzung mit der Verlesung eines Motiven⸗ exposés über die Ablehnung. Dieses Schriftstüch sehr geschickt abgefaßt, hat einen gewissen Eindruck auf die Delegirten hervor⸗ gebracht und gleichzeitig den Berathungen die Bahn geöffnet, von welchen man besorgte, daß sie durch eine entscheiden de Ablebnung in brüsker Weise würden unterbrochen werden. Von diesem Momente an war von dem in der früheren Konferenzsitzung vorgebrachten türkischen Gegenprogamme nicht mehr die Rede. Die türki⸗ schen Bevollmächtigten, obne endgültig die Diskussion der vor—⸗ her von ihnen als unzulässig erklärten europäischen Vor⸗ schläge anzunehmen, gingen thatsächlich in die Berathung derselben Vorschläge ein. Es wurde dies als ein bedeutender Schritt vorwärts zu Gunsten des Pacifikationswerkes betrachtet. Die Berathung hat bis 4 Uhr Nachmittags gedauert, ohne zu einem Resultgte zu führen, und wurde die Sitzung neuerlich bis zum nächsten Montag vertagt. Die Dinge sind nicht weit gediehen; aber man ist andererseits noch nicht auf dem Punkte, um einen Abbruch der Verlandlungen befürch— ten zu müssen. Es ist möglich, daß die neue Phase, in welche das türkijche Motiven⸗-Exposs die Konferenz gebracht hat, nichts als ein geschictes Auskunftsmittel ist, um Zeit zu gewinnen, und daß die Türken schließlich doch wieder auf ihr „von possumus zurückkommen werden. Trotzdem darf man die gestrige Konferenzsitzung nicht allzu mißtrauisch beurtheilen und noch immer der Hoffnung Raum lassen, daß man durch gegenseitige Konzessionen schließlich zu einer Verständigung ge fangen werde. Abgesehen von dieser Hoffnung, bleibt die Situation immer sehr ernst und außerordentlich gespannt. Der Eifer der mohammedanischen Bewohner von Konstantinopel in Betreff der Bildung der National⸗ garde hat in den letzten Tagen etwas nachgelassen. Die Regierung hat es für ersprießlicher gehalten, vor Dekretirung der Errichtung einer Nationalmiliz in Konftantinopel das Militär⸗Konskriptionsgese bei der hauptstädtischen Bevölkerung durchzuführen. Die Hauptstad des ottomanischen Reiches genießt von Alters her gewisse Privilegien und Immunitäten, darunter auch die Befreiung ihrer Bevölkerung von der Militärkonskription. Selbst die christliche Bevöl- kerung der Hauptstadt war von der Militärsteuer (Bedel⸗ Askeric)h befrelt. Die Veröffentlichung der Verfassung hat allen diefen Privilegien der Reichsmetropole ein Ende gemacht und muß

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In Betreff der in Kon stantinopel 3 begriffenen Rationalgarde schreibt man der „Allg. Ztg. von dort:

„Um die Institution der Nationalgarde in Konstantinopel unter der Bevölkerung beliebt zu machen, hat die Regierung ein Bgtaillon der Fereits in Salonichi bestehenden Nationalgarde hierher kommen lassen, um es als Cortege bei den Feierlichkeiten des Bairamfestes, die am Mittwoch, den 27. Dezember, begonnen haben, zu ver⸗ wenden. An diesem ersten Bairamtage machte dasselbe S6 lier bei der Moschee des Sultans Ahmed, wohin sich trotz Regen- und Schneewetter, der Sultan begeben hatte, um das übliche Spfer des Abschlachtens eines Lamme zu verrichten. Diese Ceremoniè besteht darin, daß der Sultan nach beendetem Gottes⸗ dienste eine weiße Schürze anlegt, ein Messer in die Hand nimmt, es an die Kehle des gebundenen Lammes legt und somit fymbolisch das Abschlachten vornimmt, welches dann - durch bie Ulemas vollführt wird. Das obenerwähnte Salonicher Bataillon besteht aus jungen und älteren Leuten, der be⸗ sitzenden Klasse angehörend, denen es, besonders den jüngeren, eine Freude macht, in ihren kleidsamen kurzen Jacken, türkischen Sackhosen, keides grün passepoilirt, und mit Fez als Kopfbedeckung, in den Gaffen von Stambul, Galata und Pera zu paradiren,. Ihre Bewaffnung bilden Henry-Martini Hinterlader. Dasselbe will man hier einführen und, der Scheich ül⸗-Islam soll eine Aufforderung an die hiesigen Toslims gerichtet haben, ein Bataillon aus denfelben zu errichten, welches die Bekleidung und Verpflegung aus eigenen Mitteln bestreiten, die Bewaffnung von der Regierung bekommen und nur am türkischen und katholischen Sonntag (Freitag und Sonntag) exerziren soll. Laut der türki⸗ schen Zeitung Bassiret! haben sich bereits 40 Studenten, der Schulc' der Moschee Barazet (Korangelehrte, 29 Studenten der Ali⸗Paschaschule (Softagelehrte) 20 Kialibs (Schrei⸗ ber oder Beamte) des Seraskierats, 1060 Beamte der Douane (des Zoll⸗ und Mauthamtes) eingeschrieben und werden, sobald die Zahl sööh (ein Bataillon) erreicht wird, ihre Uebungen vornehmen. Die Ein⸗ schreibung geschieht im Büreau des Scheich⸗ül⸗Islamats bei Hilan Gffendi, Souschef der Correspondenz dieses Ministeriums, welches vor allen anderen gleich nach dem Grosvezierat rangirt. Es sollen auch christ⸗ liche Bewohner aller Racen der Residenz aufgenommen werden. Der Einschreib⸗Kommission präsidirt Zia Bey, Mitglieder derselben sind Mahmud Pascha vom Kriegs-Ministerium. Ex⸗Großvezier M. Ruschdi Pascha, Abedin Bey, Kommißär der Börse, und Selim Yovanki Effendi.“

—In Bulgarien herrscht, wie die Pol. Korr. berichtet immer noch dieselbe lebhafte militärische Bewegung. Bis Lor etwa acht Tagen zogen, Nachrichten aus Adrian? pel zufolge, Truppen aus Serbien und aus Nisch durch diese Stadt, um nicht nach der Donau, sondern nach Konstantinopel dirigirt zu werden. Seitdem hat die Truppenbewegung von Konstantinopel herwärts ach Adrianopel be⸗ gonnen. Ein Theil der aus der Hauptstadt einlangenden Truppen sst nach Sofia abgegangen, der andere Theil geht auf der Eisenbahn nach Jamb und von dort nach Schumla. Die Behörden von Adrianopel entwickeln bei der Bildung der Nationalmiliz eine große Thätigkeit. Der Name „Nationalmiliz. ist eine Parodie; denn in den drei Compagnien, die bisher gebildet wurden, befinden sich nur funf Griechen, zwei Bulgaren und ein Jude. Der Rest sind lauter Mohamedaner und nur Söhre von Begs oder öffentliche Bamte, welche durch ihre Stellung vom Militärdienste befreit sind. Alle anderen waffenfähigen Mohamedaner befinden sich bereits in der Armee oder werden als Reservisten demnächst zu der⸗ selben abgehen. Die Nationalgarde von Adrianopel wird demnach nicht viel heißen, ausgenommen, daß die Griechen in Folge der pro⸗ klamirten Verfassung der türkischen Regierung sich zur Verfügung stellen werden. Auf die Bulgaren, die übrigens im Sandschakate von Adrianopel nicht zahlreich sind, darf sie nicht rechnen.

Numänien. Bu ka rest, 10. Januar, (. T. B.) Wie dem „Telegraphen⸗Korrespondenz-Bureau“ in Wien von hier gemeldet wird, hat die Pforte die Berechtigung der rumanischen Regierung zu dem Proteste gegen die Artikel 1,7 und 8 der türkischen Verfassung anerkannt und sich zur Genugthuung bereit erklärt.

Rußland und Polen. St. Peters burg, 9. Ja⸗ nuar. Nach dem Bulletin über den Gesundheitszustand des Großfürsten Rikolai Nikolagjewitsch des Aeltern vom 7. Januar war der allgemeine Zustand des Erlauchten Kranken ein relativ befriedigender,

M; Bis

Der „Now. Wr.“ zufolge ist der italienische Mi⸗ litäragent bei Sr. Kaiserlichen Hoheit dem Ober⸗Komman⸗ birenden der aktiven Armee in Kischinew verstorben. Am 5. d. Mts. fand die Beerdigung statt. Der Stab der Armee erwies beim Begräbniß die militärischen Honneurs, Der Stabschef folgte dem Sarge zu Fuß, nach ihm die übrigen Chargen des Stabes. Zum Kommandanten von Seba sto⸗ pol ist, der „Pol. Korr.“ zufolge, der Vize⸗ Admiral Niko⸗ noff ernannt worden. ; Ueber die Südarmee zwischen dem Dniepr und Pruth sind Versionen in der europäischen Presse verbreitet, welche ihren als trostlos erscheinen lassen. Ein Be⸗ richt der Pol. Korr.“ aus St. Petersburg vom 4 Ja⸗ nuar giebt zu, daß behaglich und beguem der Aufenthalt in den bessarabischen Ebenen weder für Offiziere noch Soldaten, ja nicht einmal gesund ist. Die genannte Korrespondenz schreibt dann weiter: „Der Krankenstand ist unzweifelhaft ein sehr bedeutender, lange aber kein fo empfindlicher wie beim Beginne früherer Feldzüge oder während einer Wintercampagne. Man ist jetzt in der Lage, mittels der Eisenbahnen die Aufnahms⸗Lazarethe evacuiren und die Kranken nach den großen, jetzt fast leer stehenden Garnisons⸗Lazarethen im In⸗ nern transportiren zu können. Eine Maffe von 200,000 Menschen, die Nichtkombattanten mit hinzugerechnet, wie sie sich gegenwärtig in jenem unwirthlichen Erdenwinkel zusammengedrängt befindet und was das Schlimmste ist müßig geht, die Erregung des ersten Augenblicks eingebüßt hat und ungeduldig ist, in Thätigkeit zu kommen, muß Zustände und Verhältnisse unter sich entstehen sehen, die allerdiags einer Parade unserer Gardetruppen auf dem hiesigen Marsfelde, und dem gleichmäßigen Kasernenleben der Mannschaften in einer Haupt⸗ stadt nicht entsprechen. Will man sich erinnern, was belgische, holländische, dänische und besonders englische Zeitungen von dem Zu— stande und dem Aussehen der doch als Muster geltenden preußischen Garden vor Paris erzählt und was diese Truppen trotz dieses Aus⸗ sehens und dieser Zustände geleistet, so wird man den richtigen Standpunkt für Beurtheilung der Uebertreibungen gewinnen, in welchen man sich wieder einmal außerhalb Rußlanzs in Be⸗ zug auf unsere Armee gefällt. Was man über mangelhafte Aus—⸗ rüstung, ungenügendes Material und unzureichende Vorräthe dem Krankenberichte hinzufügt, ist eben erfunden, um den Re zorterbrief etwas interessanter zu geftalten. Im Gegentheil haben sich gerade diese Dinge meist bewährt. Unzufriedenheit über das lange Still liegen, Unmuth über erzwungene Unthätigkeit, Klagen über troftlose Bauernquartiere sind aber nicht erfunden, sondern wiederholen sich allerdings in allen Briefen, die von der Südarmee hierher gelangen. Der russische Soldat versteht Kälte zu ertragen, der türkische, besonders der aus Kleinasien, Syrien und Aegypten stammende nicht. Die Dobrudscha ist womöglich noch unwirthlicher und menschenkeerer als Bessarabien. An Geld für die Zwecke der Armee fehlt es bei uns auch nicht; darum drängt auch ein Lieferant den andern, und die Zufuhr von Lebensmitteln in der Richtung auf Kischenew und darüber hinaus ist so regelmäßig und so reichlich, daß darüber wenigstens noch keine Klage laut geworden ist. Türken ist aber gerade die Verpflegung der wundeste Fleck, weil die Armeecommandos und die Armee⸗Verwaltungen kein Geld haben. Die im Auslande mit Absicht verbreiteten ungün⸗ stigen Schilderungen über die russische Armee werden aber zuverlässig nicht das Geringste an dem Faktum ändern, daß eine mobile, patrio— tisch und religiös erregte, kampflustige russische Armee näher am Balkan steht, als irgend eine andere europäische, und daß sie aller w nach zu rechter Zeit auch das rechte Wort sprechen wird. . Kischine w, 4. Januar. (Pol. Korr.) Wiewohl der Großfürst-Ober-Kommandant noch das Zimmer hütet, beschäftigt er fich doch schon mit militärischen Angelegenheiten. Der direkte telegraphische Verkehr zwischen dem Großfürsten und dem Kriegs-Minister Miljutin ist wieder aufgenommen. Die Zahl der Verstärkungen, welche die Süd⸗-Armee in nächster

Jeit erhalten soll, wird auf 110,000 Mann veranschlagt.

Amerika. New⸗Orleans, 10. Januar. (W. T. B.) Der Oberbefehlshaber der hier stationirten Bundestruppen hat eine Depesche des Kriegs⸗Ministers erhalten, in welcher ihm der Befehl ertheilt wird, die Volksmenge um den Staats⸗ palast, in welchem sich die republikanische Legislatur befindet, zu zerstreuen. Die Ruhe ist noch nicht gestört, da die Milizen der' demokratischen Partei die Straßen gesäubert haben, Beide Legislaturen haben Mitglieder für den Senat in Washington gewählt.

Afrika. (A. A. C.) Bis zum 3. ds. reichende Berichte aus Gibraltar melden die Ankunft der französischen Schaluppe „Cassard“, mit dem neuen französischen Gesandten an Bord, in Tangier. Derselbe landete am 30 unter Salut⸗ schüssen und wurde von den Spitzen der maurischen Behörden und den Mitgliedern des diplomatischen Corps empfangen, Aus Zanzibar melden bis zum 14. v. M. reichende Briefe:

Hler wie auf dem Festland herrscht völlige Ruhe. Der legitime Handel ist im Aufschwunge begriffen und verspricht weitere Aus deh⸗ nung. Der Sultan, in Kennkniß gesetzt von dem afrikanischen Projekt unter den Auspizien des Königs der Belgier, und dem vor zwei Monaten in Glasgow abgehaltenen Meeting zur Förderung der Handelsunternehmungen und Tivilisation auf dem afrikanischen Festlande, hat einen. Brief nach England geschrieben, worin er seine herzliche Billigung des Projekts ausdrückt und den zur Ausführung desselben ermächtig⸗ ten Agenten jeden in seiner Macht stehenden Beistand verspricht, Er säßt auch unterfuchen, welches der beste Punkt an der Küste des Fest⸗ landes seiner Territorien ist, von dem aus eine Hochstraße nach dem

Binnenseedistrikt angelegt werden könne.

Bei den

Statistische Nachrichten.

Das Kaiserliche statistische Amt veröffentlicht im Heft 15, Abth. 1 der Vierteljahrshefte zur Statistik des Deutschen Reichs für 1876 u. a. ebersichten über Produktion und Besteuerung des inländischen Rübenzuckers, sowie über Ein— und Ausfuhr von Zucker im deutschen Zollgebiete für die Zeit vom 1. September 1875 bis 31. Au gu st 1876. Danach sind im Kampagnejahre 1875176 332 Rübenzuckerfabriken im Betriebe gewesen, in welchen 22097 Dampfmaschinen mit zusammen 23,312 Pferdekräften vorhanden waren. Bon diesen Fabriken haben aus den zerkleinerten Rüben den Saft gewonnen; mittelst Preßverfahrens 137, mittelst Maceration 9, mittelst Ausschleuderns ), mittelst Diffussion 157. Die Gesammtmenge der verarbeiteten Rüben belief sich auf S3, 225,533 Ctr. (1874/75 auf 55, 134,902 Ctr.) und sind davon mehr als z (56,726, 135 Ctr.) von den Fabriken selbst auf eigenen oder gepachteten Ländereien angebaut, die übrigen 26 4699, 548 Ctr. aber von anderen Anbauern gekauft. worden. Die selbstgebauten Rüben wurden auf 96,723, Hektaren, durchschnittlich also auf 1 Hektar 58643 Ctr. (18747715 nur 41156 n geerntet. Der Gesammtbetrag der entrichteten Rübenzuckersteuer belief sich auf 66,586,546 und hat sich in Folge des günstigen Au sfalles der Rübenernte von 15756, welche den Fabriken cinen stärkeren Betrieb gestattete, gegen die Vorkampagne 18745 75 um 28,090, 181 erhöht. = Jus den' im Jahre 1875,76 versteuerten Runkelrüben sind im

tion des letzteren auf 7,160,964 Ftr. (1874 75 nur 5. 1258,247 Ctr). Hiernach haben sich die Betriebsresultate in folgender Weise gestaltet: aus 109) Pfund verarbeiteten Rüben wurden ge⸗ wonnen 1216 Pfund Füllmasse und aus dieser wieder So Pfd. Rohzucker aller Produkte und 32 Pfd. Melasse, zusammen also 11,2 Pfd. verkäufliche Produkte. Aus 100 Pfd. Füllmasse sind durchschnitüfich 71 21 Pfd. Rohzucker und 26 Pfd. Melasse erzielt worden. Im Ganzen waren aber zur Darstellung von 1 Ctr. Rübenzucker 11,6 Etr. Runkelrüben (187475 dagegen nur 10,3 Ctr.) erforderlich Was die Ein- und Ausfuhr von Zucker und Syrup betrifft, so gestaltete sich dieselbe im Jahre 1875 76 folgen⸗ dermaßen: Es gingen ein 290,545 Ctr. raffinirter Zucker gegen 257 015 Etr. in 1874 75, u. a. aus Desterreich 1065 (874675: 12342 Ctr), aus der Schweiz 8192 Ctr. (1374 75: 5063 Ctr.), aus Frankreich 24,751 Etr. (i874 175: 217,313 Ctr) aus Belgien 5543 Itr. (187475: 9228 Cir.) aus den Niederlanden 2460 Ctr (184 75: 16797 Ctr.), aus Bremen 728 Ctr. (1874 75: 4659 Ctr.) aus Hamburg 10743 Ctr. (1874 75: 10712 Ctr.); ferner 46052 ECtr. Sohzucker gegen 128,266 Ctr. in 18743175, u. a. aus Oesterreich 14,321 Etr. 1eär4 73: 141,320 Ctr.), aus den Niederlanden 14979 Ctr. 1874 7153: 10 527 Ctr.), aus Hamburg 11A 179 Ctr. (1874 75: 13,52) Ctr.); endlich 967563 Etr. Syrup gegen 113174 Ctr. in 18743 75, u. a. oftseewärts 22.267 Ctr. (1874575: 23,352 Ctr,), aus Bremen 646 Etr. (1874/75: 10273 Ctr.), aus Hamburg 56, 854 Ctr. (1874/75: 68,928 Ctr. ). Der von dieser Einfuhr erhobene Zollbetrag belief sich im Ganzen auf 5.672.131 gegen 7,217,593 MA in 1874, 75, hat fich also um 1545, 462 6 vermindert, weil in Folge der stärkeren einheimischen Produktion der Verbrauch aus ländischer Zucker zurückgegangen ist. Die Ausfuhr umfaßte folgende Mengen: Jegen Ausfuhrvergütung 94250 Ctr. Kandis⸗ 2c. Zucker (1874,75: 78, 03 Ctr.), 50,657 Ctr. anderer harter Zucker (1874/75: 306718 Ctr.) , 917,883 Ctr. Rohzucker (18147753 57,576 CEtr.); ohne Ausfuhrvergütung 39, 175 Ctr. (1874/75 33,061 Ctr.). Nach welchen Ländern die ausgeführten Mengen hauptsächlich bestimmt gewesen, läßt sich aus der amtlichen Uebersicht mit Genauigkeit nicht ersehen; der größere Theil derselben ging zunächst nach unsern See⸗ plätzen, von wo die weitere Versendung derselben erfolgte. Ostsee⸗ wärts gingen u. A. 117,467 Etr. (1874 75: 60,219 Ctr.), nach Bremen W, 353 Etr. (1874 75: 38, 106 Ctr), nach Hamburg 325,411 Ctr. (1874575: 49,116 Ctr.), nach Geestemünde und Altona 26,26 Ctr. (1874/75: 10,484 Ctr.). Der Betrag der Ausfuhr⸗ vergütung, welcher für den in das Ausland geführten Zucker in 1875576 gezahlt worden ist, belief sich auf 8, 888, 608 06. gegen nur 1,8415786 M in 1874175. Nach Abzug desselben von dem Betrag— der im Jahre 18745 75 erhobenen Rühenzuckersteuer und des Ein— gangszolls für Zucker und Syrup, ergiebt sich als Gesammtertrag der Abgaben vom Zuckeroerbrauch eine Summe von 63,364,069 4 oder iin Durchschnift 1,31 ε für den Kopf der Bevölkerung gegen 1 22 6 in 1874/75.

Kunst, Wissenschast und Literatur.

In St. Vith bei Aachen fanden, wie die ‚Wartbarg Nr. J berschtet, die Arbeiter des Brauereibesitzers Schenk bein A * graben eines Kellers, etwa à Fuß tief, einen bauschigen, aschgrauen frdenen Topf mit über 2000 Silbermünzen. Die meisten haben die Größe eines Einpfennig- und wenige die eines Fünfzigpfennigstückes. Die Mehrzahl ist vom Erzbischofe Arnold 11, von Trier (4 1259) und vom Grafen Heinrich II. von Luremburg (5 1274 gep tägt; dann stnden sich Stadt⸗Aachener, Sierkener und andere Lothringer Münzen, sowie einige Kupfermünzen.

St. Peters burg, 9. Januar. (St. Pet. Herold.) Der Reisende Oberst N. N. Prshewalskij ist wohlbehalten in der Nähe von Kashgar angelangt, wo ihm Seitens der Bevölkerung ein fehr gater Empfang zu Theil geworden. Von hier hat er sin um Lob Roor begeben, den er bekanntlich zum Ziel seiner For⸗ schungen erwählt. Von Hrn. Mik lucha⸗Ma klai hat die GeY⸗ graphische Gesellschaft dieser Tage einen Brief erhalten, in welchem derfelbe über seine nach Neuguinea unternommene Reise Bericht erstattet und unter Anderem namentlich des ihm von den dortigen Bewohnern zu Theil gewordenen Empfanges Erwäh— nung thut.

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Gewerbe und Handel.

Der Rechenschaftsbericht der O esterreichischen Natio⸗ nalbank enthält folgende Daten: In 1876 wurden an Erträgnissen eingenommen: durch das Eskomptegeschäft 5,319,512 Fl., durch das Darlehnsgeschäft 1713,779 Fl., durch das Hvpothekar⸗Kreditgeschäft nach Äbzug der Pfandbriefzinsen 9135364 Fl., durch Zinsen der börsemäßig angekauften Pfandbriefe 29 404 Fl., durch vas Bank⸗ anweisungengeschäfe 45,715 Fl., durch Deyisen⸗ und verschiedene an= dere Geschäfte 545,303 Fl., durch die Erträgnisse des Reservefonds S57, 950 Fl., durch Gewinn bei Verkauf von Pfandbriefen und durch Verloosung von, der Nationalbank gehörigen Pfandbriefen ze. 64, 150 Fl., zusammen 9. 75l, 161 Fl. Dagegen wurden im Jahre 1675 an Ausgaben bestritten; an Einkommensteuer. Gehühren— Pauschale für das Darlehnsgeschäft und Stempelgebühr är die Bankaktien⸗Coupons 8546 Fl. an Regieauslagen 1491,55. Fl., Banknoten⸗ Fabrikationskosten 276739. Fl., nach Abzug dieser Gesammtauslagen mit 2,753,841 FI., verbleibt als reines Jahregerträgniß 6, 997,19 Fl. Auf 150 000 Aktien der Nationalbank entfallen sonach als fünsprozentige Zinsen 450 0,000 Fl., als Superdividende 2260, 177 Fl., zusammen F.66, 177 Fl. oder 45 Fl. für jede Aktie. Aus dem. im ersten Se—⸗ mester 1875 erzielten Erträgnisse wurden im Juli 1876 bereits ver⸗ thellt 21 Fl. für jede einzelne Aktie, daher auf 150 000 Aktien 3,150, 9000 Fl. Im Januar 1877 nach der Generalversammlung kommen zur Vertheilung 24 Fl. für jede Aktie, daher 3 600.5000 Fl., zusammen 6,750,000 Fl. Dividende beträgt somit per Aktie 45 Fl. eder 75 6so (gegen 3 Fl. oder Sana 4g im Jahre 1875, 60 Fl. 56 Kr. oder 10,963 9 im Jahre 1874, 6 Fl. oder 11,160 /9 im Jahre 18733. Das Erträgniß des Jahres 1876 hat somit um 5 Fl. pro Aktie im Vergleiche mit dem Vorjahre abgenommen, während der Rückgang des Erträgnisses im Jahre 1875 im Vergleiche mit dem Vorjahre sich mit 10 Fl. 50 Kr. beziffert. ;

Paris, 10. Januar. (W. T. B. Die Generalversammlung der Aktionäre der Suezkanal⸗Geseklschaft hat fast einstimmig die Konvention mit den Scemächten Angenommen, wonach die Gesellschaft sich verpflichtet, während 30 Jahren jährlich eine Milllon für Arbeiten zur Verbesserung des Kanals zu verwenden. Die diesjährigen Ueberschüsse gestatten die Vertheilung einer Divi⸗ dende von 2.85 Fres. pr. Aktie. Im vorigen Jahre betrug die Divi⸗ dende 135 Fres. Dazu tritt der jährliche Zinssatz von 25 Fres, Die Ausgaben haben sich etwas vermindert. Der Geschãftsbericht bezeichnet die Lage der Gesellschaft als sehr zufriedenstellend.

Rom, 5. Januar. Die gestern zur Ausgabe gelangte Gazzetta Ufficiale“ veröffentlicht ein vom 21. v. M. datirtes Königliches Dekret, welches die Form und die Ausstattung, sowie die besonderen Kennzeichen der neuen Zwanzig⸗ und Hundert⸗Franes⸗ Noten der zum Konsortium konstituirten sechs Emissionsbanken festsetzt. : ö

Der Wochenbericht der New-Porker Hd Ztg.“ rom 30. Dezember äußert sich über die Geschäftslage folgendermaßen: Es unterliegt keinem Zweifel, daß viele Vorbedingungen zur. Besse⸗ rung der kommerziellen Lage vorhanden sind. Unser Handelsstand ist wärend der letzten drei Jayre durch eine harte Schule gegangen welche mindestens das Gute zur Folge hatte, dem Geschäft im Alll—= gemeinen eine weit gesundere Basis als vor der Krisis zu verleihen. lber dennoch wäre es voreilig, an eine sofortige uad durchgreifende Besserung glauben zu wollen. Gegen einen baldigen allgemeinen Auffchwung der Geschäfte spricht in erster Reihe die Ungewißheit unserer

D] Die

Ganzen 10 056,365 Ctr. Füllmasse seingekochter krystallisirbarer Saft) gewonnen und aus letzterer sodann 6.446.233 Ctr. Rohzucker aller Produkte, 57 1,ů792 Ctr. Saftmelis und 2579, 048 Ctr. Melasse er⸗

= (W. Pr.) Die Schlußverhandlung gegen die Nihilisten ist auf den 18. Februar festgesetzt.

zielt worden. Reduzirt man den Saftmelis nach dem Verhaͤltniß von 100 zu 125 auf Rohzucker, so berechnet sich die Gesammtproduk⸗

politischen Lage. Im dieswöchentlichen Geldstande machte sich starke Nachfrage geltend, da die Vorbereitungen zu den nach dem 1. Januar fällig werdenden Zins⸗ und Dividendenzahlungen die Kündigung vieler Darlehen veranlaßte. Die Abundanz an Geld, welches tem⸗

poräre Anlage sucht, war jedoch groß genug, um eine Knappheit nicht