1877 / 26 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 31 Jan 1877 18:00:01 GMT) scan diff

geben die Erläuterungen eine Uebersicht der wirklichen Einnahmen Wobnungsgeldzuschüsse für die Beamten, 2600 M (— 5950 A) auf

an Gewerbefteuer in den drei letzten Jahren bis incl. 1875. Dem⸗ nach betrug die Einnahme bei den stehenden Gewerben und den im Umherziehen betriebenen Gewerben zusammen: 1873 16,963 067 , 1874 I7596 450 M, 1875 17,536, 850 M oder durchschnittlich jãhr⸗ lich 17,366, 56 M Von den dauernden Ausgaben entfallen auf Besoldungen 2764, 950 6 ( 79,812 46), auf Wohnungsgeldzu⸗ schüsse für die Beamten 435,000 4 (4. 39 0090 M), auf andere per⸗ sönliche Ausgaben 564 968 A, auf sonstige Kosten der Veranlagung und Erhebung 4 391,309 , auf sächliche und vermischte Ausgaben dos 7 73 n. ö

Nach der dem Etat angefügten Spezialübersicht von den Einnahmen und Ausgaben bei der Verwaltung der direkten Steuern für das Jahr vem 1. April 187778 sind von der Gesammthevöl⸗ terung von 25,706,695 Köpfen klassensteuerpflichtig 25,134,165 Köpfe und einkommensteuerpflichtig 572530 Köpfe.

Der Etat der Verwaltung der indirekten Steuern für das Jahr vom 1. April 1877/78 schließt mit einem Ueberschuß von 24,530 323 6 (— 114,394 M gegen 1876) ab. Es werden nämlich nach demselben betragen die Einnahmen insgesammt 46,389 000 M C 179,00 A), die dauernden Ausgaben 21 554,800 0 ( 359, 800 A), die einmaligen und außerordentlichen Ausgaben 303.877 (— 66,406 A), so daß der vorerwähnte Betrag von 24.530 323 M erübrigt wird. Die Einnahmen zerfallen in die bei Erhebung der Reichssteuern zu vergütenden Erhebungs⸗ und. Verwal⸗ tungs kosten: 16031, 600 6 (4 837,470 A) und in die Einnahmen für alleinige Rechnung Preußens: 30,357, 400 4 . 658, 470 M). Unter der letzteren Rubrik rangirt u. A. die Stempelsteuer mit 21,5600 00 6, 1500 000 A), Die Erbschaftssteuer mit 4,800, 000 ( 800000 6 Von den dauernden Ausgaken werden in Anspruch genommen für die Central⸗Stempel⸗ verwaltung 72.70 M (— 13,540 „*), für die Provinzial⸗Steuer⸗ verwaltung 1, 952, 400 M (4 N98 „M), für Zoll- und Steuererhe⸗ bung und Kontrole 17,237,300 S5, 318 , für allgemeine Ausgaben 2292, 030 M. ( 448, S60 c. Das bedeutende Plus der setzten Rubrik wird dadurch verursacht, daß den Grenz- und Steuerauffehern Dienstbekleidungezuschüsse (1900 A1 für den Ferittenen und S0 S0. für den unberittenen Grenz. und Steueraufseher) gewährt werden sollen, wozu 451,060 4. erforderlich sind. Die Erläuterungen, zu den dauernden Ausgaben weifen die in Folge der Einverleibung des vormaligen Herzogthums Lauenburg in Zugang tretenden Ausgaben den einzelnen Etatstiteln entsprechend nach; die Gesammtsumme derselben beträgt 18,831 M6 Unter den einmaligen und außerordentlichen Ausgaben mögen folgende Positionen erwähnt werden: Zum Ankauf eines Dienst⸗ gebäudes für das Haupt⸗Steueramt zu Osnabrück 90,009 , um Neubau eines Haupt⸗Steueramtsgebäudes zu Hildesheim Erste Rate) 160.500 S6 (die Kosten werden im Ganzen mit ungefähr 150,000 6 angegeben).

ö a . Etat für das Gesetzsamm lungs⸗Amt in Ber⸗ lin für das Fahr vom 1. April 1877178 schließt die Summe der Einnahmen mit 172.530 4 (gegen 1876 4 300 M6, die im Wesentlichen aus dem Absatz der Gesetzsammlung herrühren; die Ausgaben sind anschlagsmäßig in Rechnung gestellt mit 164,175 46 = 17,800 M, so daß ein Ueberschuß von S365 est, während der Etat 18376 einen Zuschuß von 9745 M bedingte. Von den Ausgaben entfallen 21,3375 M6. ( 150 M) auf Besoldungen, 4200 M . auf

andere perfonliche Ausgaben, 136, 000 M 12000 Mt) auf sãchliche

Ausgaben. In Bezug auf letztere Pesition machen die Erlãute⸗ rungen zu diesem Etat bemerklich, daß in Folge des Gesetzes vom 28. August 1876, betreffend die Geschäftssprache der Behörden, Be⸗ amten und politischen Körperschaften des Staats, die Uebersetzung der Gesetze in die polnische und dänische Sprache fertfällt, wodurch etwa 595 M erspart werden; zugleich werden sich in Folge Aufhörens

der deutsch⸗ polnischen und der deutsch⸗dänischen Ausgabe der Gesetz˖ . die Ausgaben für Satz, Druck und Papier um etwa 12000 Æ ermäßigen. ; .

Der 6er des Deutschen Neichs⸗ und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeigers ö das Jahr vom 1. April 187778 veranschlagt die Einnahmen und Ausgaben auf je 345,000 M Gegen den Etat von 1876 stehen erstere mit einem Plus von 343700 M in Rechnung unter gleichzeitigem Wegfall des seitherigen Zuschusses aus der deutschen Reichs kasse und der preußischen Staatskasse. Die , sind um 19,00 M höher als für das Etatsjahr 1876 angesetzt.

ö Der gr für das Bureau des Staats Ministe riums für das Jahr 1877— 78 schließt mit 290,510 4A Ausgaben, S300 mehr als der laufende Etat. Das Gehalt des Unter⸗Staasssekretärs ist nach dem Vorgange der Reichs verwaltung um 5000 1, außerdem ist der Unterstützungs fonds für ausgeschiedene Beamte 2c. um 3300 M (auf 8700 A) erhöht worden.

Im 7. Königsberger Wahlbezirk (QOsterode, Neidenburg) ist an Stelle des verstorbenen Gerichts ⸗Rath Weißermel der Gerichts⸗ Direktor Reinberger in Neidenburg zum Mitgliede des Hauses der Abgeordneten gewählt worden.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

osen, 30. Januar. Behufs Berathung über ein Nachtrags—⸗ Stck des neuen kandfchaftlichen Kreditvereins für die Provinz Posen, durch welches die Beleihungsfähigkeit auch auf bäuerliche Grund stücke ausgedehnt werden soll, fand gestern eine gemeinsame Berathung der Direktion des neuen land— schaftlichen Kreditvereins und der, von den engeren Ausschüssen zu diesem Behufe gewählten Kommission statt. Den Berathungen wurde ein Statutenentwurf zu Grunde gelegt, welcher im Auftrage des Ministers von der Direktion des neuen landschaftlichen Kredit⸗ vereins ausgearbeitet worden war. Wie man der „Pos. Ztg.“ mel⸗ det, einigte man sich dahin, daß die Beleihungsfährgkeit von bis her

dehnt werden solle, vorausgesetzt jedoch, daß die 200 0090 Thlr., welche dem alten landschaftlichen Kreditverein Seitens des Staates vor ca. 5h Jahren überwiesen wurden, beim Eingehen dieses Vereins mit Ende d. J. auf den neuen landschaftlichen Kreditverein übergehen. Bie Engländer beabsichtigen, der . K. Itg.“ zufolge, die noch wenig aufgeschlossenen . Indiens fuͤr sich und für die dortigen Landwirthe mehr als bisher in Anspruch zu nehmen, Durch ein Netz von Kanälen hofft man in nicht allzu ferner, 36 die fruchtbaren Gegenden in den allgemeinen Verkehr hineinzuziehen, die bisher für ihren Ueberfluß keinen Absatz hatten. So kostet noch heute 3. B. in Ober⸗Mahanady das Bushel Weizen (E65 Kilo) 9 Pence

(72 Rpfg.), und hat man ausgerechnet, daß nach Ausbau des geplanten

15,060 d, auf 4000 Mυνς Tarwerth der ländlichen Grundstücke ausge⸗

Kanalnetzes sich derselbe für 2 Sh. 6 Pee. für das Busbel bis England ver⸗ frachten lasse. Es würde dies einem Preise von 10 für 100 Kilo ent⸗ sprechen, die gegenwärtig dort mit 25 6 bezahlt werden. England würde dann die 20 bis 30 Millionen Pfund Sterling, die es bisher für Getreide an Amerika, Rußland und zu einem kleinen Theile auch an BDeutschland auszahlte, an seine indischen Unterthanen gelangen lassen. Jedenfalls würde die russische Ausfuhr, wenn ihr der Weg nach England versperrt, ihren Absatz in Deutschland suchen und die Landwirthe mehr noch als bisher nöthigen, ihren Betrieb zu andern, d. h. ihre Einnahmen aus der Viehzucht zu suchen, deren Preise seit den letzten zwei Jahrzehnten sich verdoppelt und verdreifacht haben, während die Gekreidepreise in derselben Zeit stehen geblieben sind und seit zehn Jahren sogar eine weichende Richtung anzunehmen

scheinen. Gewerbe und HSandel.

Die Rechtsprechung des Reichs⸗Ober⸗Handelsgerichts hat in der kurzen Zeit seines Bestehens einen wesentlichen Einfluß auf Theorie und Praxis gewonnen und ist insbesondere ein unent⸗ behrlicher Faktor für die Tribunale der untern Instanzen und für die die Parteien vertretenden Rechtsanwälte geworden. Ein Sammelwerk, welches die oberstrichterliche Thätigkeit. des erwähnten Gerichtshofes umfaßt, entspricht daher schon an und für sich einem wirklichen Be⸗ dürfniffe. Um so mehr ist dies der Fall, als das im Verlage von Karl Heymann, Berlin 1876, erschienene Werk Rech tsgrundsätze der Entscheidungen des Reichs-Ober- Handelsgerichts von Dr. D. C. Calw und nach seinem Tode fortgeführt von Horch, dessen zweiter Theil uns vorliegt, nicht ein bloßer Ab⸗ druck und eine lose Zusammenstellung der wichtigsten Erkenntnisse bereits ergangener und fernerer ist, der Verfasser und sein Nachfolger vielmehr sich der Arbeit unterzogen haben, die in den Urtelssprüchen enthaltenen Rechtsgrund⸗ fätze, nach dem System der Gesetzbücher zu, entwigeln und in allgemeiner Fassung darzustellen. In dieser Beziehung ist es den Verfassern, welke selbst dem Tribunal angehören, gelungen, ihrer Aufgabe gerecht zu werden, eine schnelle und sichere Orientirung zu ermöglichen und eine zur Dunkelheit führende Kürze zu, vermei⸗ den, ohne deshalb die dem Werke einstimmig e,, Prägnanz zu gefährden. Der Stoff jeden Heftes ist in sieben Abschnitte, nämlich Han⸗ dels recht, Wechselrecht, Gemeines Recht, Preußisches Recht, Reichsgesetze, Strafrecht und französisches Recht, eingetheilt und zur leichteren An⸗ wendung mit einem vollständigen Gesetzregister und einem alphabe⸗ tischen Register zu allen Rechtsmaterien versehen. .

Wien, 31. Januar. (W. T. B.) Graf Genois rerlangt jetzt, der Presfe“ zufolge, für sein Lotte rieanletzen ein drei⸗ zehnjähriges Moratorium. Der Kurator will eventuell mit Roth⸗ schild und Todesco als den finanzirenden Firmen prozessiren.

Am 25. d. Mts fand in Paris die Versammlung der Banque Franco-Hollandaise“ gPhilippart) statt. Der Syndik des Falliments trug, wie die „Köln. 3. mittheilt, einen Bericht vor, dus dem hervorgeht, daß die Aktiva 15 und die Passiva 55 60 Millionen betragen und der Ruin der Bank ein voll⸗ ständiger ist.

Verkehrs⸗Anstalten.

Ne w⸗Yor k, 30. Januar. (W. T. B) Der Dampfer Egypt“ von der Nation al⸗Dampfschiffs⸗Eompagnie (C. Messingsche Linie) ist hier eingetroffen.

Berlin, 31. Januar 1877.

Ueber die Fertigstellung des auf dem Heumarkt in Cöln zu errichtenden Denkmals für den König Fried ich Wilhelm III., die durch den Tod der Künstler Schiexel lein und Bläser , erlitten hat, erfährt die Köln. Ztg. fol⸗ gendes Nähere: Nach dem Tode des Professors G. Bläser wurde dem Bildhauer R. Schweinitz in Berlin die Vollendung der, von Blãäser noch begonnenen ersten und die Ausführung der zweiten dangseite es Piedestals, dagegen dem Professor A. Calandrelli zu Berlin die An⸗ fertigung der Reliefs übertragen. Bis jetzt waren nun die von BVläse er mo⸗ delltrte Reiterstatue die Verder⸗ und Rückseite des Piedestals sowie die eine von Schweinitz vollendete Langseite in Lauchhammer längst gegossen und faft alle ciselirt und fertig gestellt. Jetzt hat Schweinitz auch die zweite Langseite vollendet und wird diese, nachdem Se, Majestãt der Kaiser dieselbe am 26. Januar im Atelier des Künstlers besichtigt Ind Seine volle Befriedigung darüber ausgesprochen hat, in den nächsten Tagen zur Gießerei nach, Lauchhammer gebracht. Gleichzeitig besichtigte Se. Majestät der Kaiser auch das von Professor Calan⸗ drelll begonnene und seiner Vollendung im März er. entgegensehende große Relief der einen Langseite; Professor Calandrelli gedenkt das zweite Relief auch noch im Laufe des Sommers, längstens bis zum Herbst, fertig zu stellen und abzuliefern. Gelingt in Lauchhammer wie bisher der Guß, so kann Alles bis zum 6 1878 fertig und die Aufstellung des Denkmals und dessen nthüllung sicher für den Spätsommer oder Herbst 1878 in Aussicht genommen werden.

Die Militärgesetze des Deutschen Reichs mit Gr⸗ läuferungen, herausgegeben auf, Veranlassung des Königlich preußischen Kriegs⸗Ministeriums. 3. und 1. Lieferung. Berlin, 1876 bei G. S. Mittler u. Sohn.

Die erste Lieferung der Militärgesetze erschien, in den ersten Monaten vorigen Jahres; in kurzen Fristen sind drei andere gefolgt, Fon denen die dritte Wehrpflicht und Organisation des Reichsheeres, die vierte das Quartierleistungsgesetz und das Naturalleistungs⸗ gesetz enthalten. Wie bisher wird auch in den neuen beiden Lieferungen zunächst eine Geschichte der Entstehung jedes größeren Gesetzes gegeben. Die zahlreichen Hinweise auf verwandte Gesetze resp. bezüglichen Paragraphen desselben Gesetzes, sowie die Anführung der Motive der Regierungs vorlage und Auszüge aus den stenographischen Berichten des Reichstages sind vollständig geeignet, die Stelle eines Kommentars zu vertreten.

Die 3. Lieferung enthält zunächst das Gesetz betreffend die Verpflichtung zum Kriegsdienste vom 9. November 15867 (Wehrgesetz) nebst den bezüglichen Einführungsgesetzen in Bayern und Elsaß⸗ Lothringen. Hieran schließt sich das Reichs⸗Militärgesetz vom 2. Mai 1574, welchem die Bestimmungen über die Behandlung der militär⸗ pflichtigen Civilbeamten im Falle ihrer Einberufung zum Kriegs⸗ dienfte bei einer Mobilmachung der Armee beigefügt sind, Es folgen die Armee⸗Gefetze, Landsturmgesetz, Kontrolgesetz die Gesetze über Unterstützung der bedürftigen Familien der zum Dienst einberufenen Mannschaften des Beurlaubtenstandes und der Ersatzreserve, das Staatzs⸗ angehbrigkeitsgefetz, sowie die Bestimmungen in Staatsverträgen. welche auf die Wehrpflicht von Einfluß sind, die strafgesetzlichen Bestim⸗ mungen bezüglich der Letzteren und schließlich die Kartelkonventionen über die Auslieferung der Deserteure mit Oesterreich und Dänemark. Weitaus den Haupttheil der Lieferung nehmen die Wehr⸗ und die Heerordnung ein. ; .

Die 4. Lieferung behandelt die Naturalleistungen für das Heerwesen, und zwar zunächst das Gesetz, betreffend die Quar⸗ tierleistung für die bewaffnete Macht während des. Friedensstandes, vom 25. Juni 1868 nebst der Ausführungsinstruktion, Ihm ange⸗ . sind die Einführungsgesetze dazu in Hessen, südlich des Main, in Baden, Elsaß⸗Lothringen, Württemberg und Bayern. Den Schluß der Lieferung bildet das Gesetz über die Naturalleistungen für die bewaffnete Macht im Frieden, nebst der bezüglichen Ausführungs⸗ instruktion.

Die am Freitag eröffnete gefsügel Au sste rug der rei

Cypria“ in der Kaisergallerie hatte sich eines zahlreichen Befuchs zu erfreuen. Das Preigrichter⸗Kollegium machte sich dahin schlüssig, die von Sr. Majestät dem Kaiser zur Ver⸗ ing gestellte goldene Stagatsmedaille Hrn. Hofbuchdruckerei=

sitzer Moeser, die silberne Staatsmedaille für Tauben der Frau Buchhändler C. Schotte Berlin, sowie den Herren W. Stege⸗ mann, H. Michael in Berlin und G. H. Kunze in Charlottenburg,

die bronzenen Staatsmedaillen P. Ditt=—Wiesbaden, T. Springer Altenburst, E. Lehmann und R. Bartholomäus in Berlin zu er—⸗ theilen. Für Hühner wurden mit silbernen Staats medaillen prä⸗ miirt: Herr Kunze in Charlottenburg, Thiel —Sauernich, Graf St. Genois Baden; mit bronzenen Staatsmedgillen wurden prämiirt: Herr Spindler Berlin, R. Koppe in Friedenau, Buchhändler Fritsche Leipzig und Hoftraiteur Schneider Berlin. Für Gäͤnfe erhielt eine bronzene Staatsmedaille Falkenstein Wilmerz⸗ dorf, die große silberne Vereinsmedaille erhielten für Tauben; die Herten John Bailv und Sohn in London, J. Liebelt Köln, Brettschneider Spandau und E. Spindler in Berlin, für Hühner Stegemann Berlin, Happold Berlin, Ortlepp . Magde⸗ burg, Neumann Oberkassel, für Schmuckvögel: W. Mieth (für Kanarien): Maler Jaekel Spandau und Professor Gabanis Berlin. Außerdem wurden vertheilt für Tauben 8 bronzene Vereins⸗ medaillea und 24 Diplome, für Hühner 3 bronzene Vereinsmedaillen und 13 Diplome, für Schmuckvögel 3 bronzene Vereins medaillen und 14 Diplome.

Kohlscheid bei Aachen, 25. Januar. Mit Bezugnahme auf die der „Aach. Itg.“ entlehnte Mittheilung, daß in Kohlscheid in Folge von Arbeiter⸗Entlgssungen Exrzesse stattgefunden und zur Unterdrückung derselben Militär aus Jülich requirirt worden, wird der „Köln. Ztg.“ geschrieben, daß zwar Arbeiter⸗Entlassungen, jedoch nicht der geringste Exzeß stattgefunden, also sicherlich keine Veranlassung vorlag, Militär aus Jülich zu requiriren.

London, 30. Januar. (W. T. B.) Die amtliche „Gazette! veröffentlicht eine vom Conseil erlassene Verordnung, wonach in Folge des in Westindien und in anderen Theilen Amerikas ausgebrochenen gelben Fiebers keines der von Kuba oder aus solchen Häfen kommenden Schiffe, die zwischen dem 35. und 60. Längengrade westlich von Greenwich und zwischen dem 4 und 46. Breitengrade südlich von Greenwich liegen, Personen an das Land setzen' darf, ohne daß vorher eine Prufung des Gesundheits⸗ zustandes der Personen und die ausdrückliche Genehmigung der Be⸗ hörden zum Betreten des Landes stattgefunden hat.

Theater.

Die französische Schauspielergesellschaft hat mit ihrer letzten Novität, die am Sonntage zur Aufführung kam „Paul Forestier, Comédie von Augier nicht den Erfolg gehabt, den der Name des Verfassers, der damit im Jahre 18668 im Ihéatr- frangais vielen Beifall fand, zu verbürgen schien. Am meisten Schuld daran trugen wohl die Alexandriner, in denen das Stück geschrieben ist, und deren schleppender Schritt auf die Dauer von 4 Akten un— erträglich wird, abgesehen davon, daß der Reim den pathetischen Ae centen eines Dramas voll stürmisch leidenschaftlicher Scenen durchaus widerstrebt. Aber auch die rein konpentionelle Lösung des Konflikts, der, wie alle von dem Verfasser des „Fils de Gibayer“ und der „Isionnes pauvres. beliebten, in moralischer Beziehung sehr zweideutig ist, wirkt am, Schluß recht. unbefriedigend, so daß das Publikum sich mit einem gewissen Protest so⸗ fort nach dem Fallen des Vorhangs erhob. Den Darstellern dagegen gebührt für die Mühe, die sie auf die Vorführung dieser immerhin interessanten Novität verwandt haben, alles Lob. Besonders gilt dies von den Damen Subra (Lea de Clers) und Scriwana (Camille), owie den Herren Gerbert (Paul Forestier), Leroc (de Begubourg) und

leury (Michel Forestier). Der , würde noch mehr Bei⸗ all verdienen, wenn er sich einer deutlicheren Aussprache befleißigen wollte. Die vorhergehende einaktige reizende Cousdie „Les den Veuves“ von Föélicien Mallefille schadete übrigens der Novität nicht wenig, zumal dieselbe von den Damen Deßhayes und Scriwana und den Hrrn. Demey und Duflost prächtig gespielt wurde.

Im Residenz⸗-Theater ging am Montag zum ersten Male: „Fin Fürst des Schwinde ls“ in Scene. Das Stück ist nach Baljacz „‚Mercadet“ von Albert Lindner für die deutsche Bühne eingerichtet und eine „Charakterkomödie“ genannt, So d,. dasselbe auch vom Standpunkte der scenischen Technik gearbeitet ist und so vorzüglich es auch unter Mitwirkung des Hrn. Sonntag im Residenz⸗Theater gespielt wurde, einen befriedigen⸗ den Eindruck macht es nicht. Die meisten Personen im Stücke sind und bleiben nicht nur leichtfinnige Schwindler, sondern ausgemachte Schurken, welche ein eigentlich dramatisches Interesse nicht erwecken. Mit gründlicher Sachkenntniß führt uns der Verfasser in die Werkstatt des modernen

Börsenschwindels umher, und zeigt ihn an der Arbeit. Mereadet, der Titelheld, der ‚Fürst des Schwindels“, wie er an der Börse ge—⸗ nannt wird, schwindelt, nicht nur um Geld zu gewinnen, er ist Schwindler aus Liebe zur Sache, der er mit sichtlichem Behagen anhängt und der er Weib und Geld opfert. Alles in seinem Hause basirt auf Schwindel, der sich bis auf, die Dienstboten erstreckt. Nicht besser wie er, ist der größte Theil der Leute, die in seinem Hause verkehren. Da ist zunächst ein sogenannter Graf von Montallard, ein abgefeimter Lump, der , in das Haus Mexcadets als reichen Grafen einführt, um dessen, wie er glaubt, reiche Tochter zu heirathen. Ein eben so sauberer Geselle ist der würdige Freund des „Grafen“, ein gewisser Mexicaurt, der letzterem Handlangerdienste thun muß. Von gleichem Schlage sind auch die drei Gläubiger Mercadets, die von ihm mit großer Kunst⸗ fertigkeit geprellt werden. Das gute Prinzip unter der Männerwelt des Stückes wird durch einen jungen Mann, einen Herrn Minard, repräsen⸗ tirt, der die Tochter Mercadets, Julie, liebt, und sich unter falschem Namen in das Haus desselben eingeführt hat, weil sein Vater, einst Buch⸗ halter bei Mercadet, letzterem vor Jahren mit einer bedeutenden Summe durchgegangen und dadurch Mercadets geschäftlichen Ruin veranlaßt hat. Der . will die Heirath nicht zugeben, weil der junge Mann unbemittelt ist, giebt aber endlich seine Einwilligung, weil er zu der Erkenntniß gekommen, daß der zum Schwieger sohn begehrte „reiche Graf ein titelloser Habenichts ist. Mercadet wird auch nicht gebessert, als schließlich Alles über ihm zu⸗ sammenbricht, sein Name als Banguerotteur an das schwarze Brett der Börse zu stehen kommt und ihn seine Frau verlassen will; er bringt es nicht weiter, als wie zu einer matten Erklärung, daß er es ver suchen wolle, zu arbeiten. Abgesehen von der falschen dramatischen Anlage, dem Grundfehler des Stückes, besitzt dasselbe in verschiedenen effektvollen Scenen und dem stellenweise witzigen Dialoge unbestreitbare Vorzüge. Die recht beifällige Aufnahme von Seiten des Publi⸗ kums ist aber wohl lediglich dem gelungenen Spiele zuzuschreiben. Die Titelrolle des ‚Mercadet“ gab Hrn. Sonntag wiederum Veran⸗ lassung, seine hervorragenden künstlerischen Eigenschaften in das hellste Licht zu stellen; durch seine joviale, geistvolle uff a an wurde die sittliche Verkommenheit des Schwindlers möglichst gemil⸗ dert. Ihm zunächst zeichnete sich Hr. Keppler als „Graf von Mon⸗ tallard? aus, indem er den charakterlosen Rous durch vornehme äußere Haltung nenigstens etwas zu heben wußte. Die beiden Frauen⸗

estalten, Frau Mercadet und deren Tochter Julie wurden durch Fr. l Hel und Frl. Ramm in ansprechender Weise repräsentirt. Leider hat der Dichter es nicht verstanden, diese Partien so auszustatten, daß sie zu genügend hervortretender Geltung gelangen. Auch die übrigen Mitwirkenden thaten ihr Bestes, um zu dem wohlgelungenen Ensemble ihr Theil beizutragen. Die Bearbei⸗ tung durch Hrn. Lindner ist lobenswerth und erwarb demselben einen Hervorruf. Der Novität folgte Rosens einaktiges Lustspiel; „Ein Knopf“. Die unterhaltende deutsche dramatische Kleinigkeit wirkte nach dem französischen Stück wie ein erfrischender Luftzug nach dumpfer Schwüle. Hr. Sonntag lieferte mit seinem Universi⸗ tätsprofeffor Bingen ein wahres Meisterstück dramatischer Klein= malerei, und wurde von Frl. Ramm, Frl. Wisthaler und Hrn. Haack auf das Wirksamste unterstützt.

Im Belle-Allignee-Theater tritt Fr. ent g. Becker Übermorgen nach längerer Krankheit zum ersten Male wieder auf und zwar als Lieschen May in dem Volksstück, Am Rande des Abgrunds“. Daß diese Vorstellung zu ihrem Ben e⸗ fize stattfindet, dürfte ern n sein, alle ihre Freunde und Gönner zum Besuche dieser Vorstellung zu bestimmen. Auch Hr. Benemann und Fr. Wisotzky treten übermorgen in diesem Stücke zum ersten Male auf, Ersterer in der Partie des Robert Arhaus, Letztere als Frau Knetschke.

Paris, 29. Januar. Heute wurde auf dem Kirchhof Pare Lachaise im Beisein einer zahlreichen Menge das Denkmal des Komponisten Auber enthüllt.

Redacteur: F. Prehm.

Verlag der Cxpedition (Kesseh. Druck: W. Elsner.

Drei Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage).

Berlin:

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

M 2G.

——

No. 4.

V der im 4. Quartal 1876 in den freien Verkehr des deutschen Zoll

Berlin, Mittwoch, den 31. Januar

Deutsche s Reich. o rläãufige nebersicht

und des entsprechenden Quartals des Vorjahres.“)

gebiets getretenen wichtigeren Handelsartikel, verglichen mit der Einfuhr des vorhergehenden Quartals

Waarengattung

In freien Verkehr getreten

mit Angabe des Maaßstabes.

im 4. Quartallim 3. Quartal im 4. Quartal 1876. 1876. 1875.

Waarengattung mit Angabe des Maaßstabes.

In freien Verkehr getreten

im 4. Quartal lim 3. Quartal im 4. Quartal 1876. 1876. 18575.

1. Vieh. * k , 1 ö J R IHͤl. Nahrungs⸗ und Genußmittel.

ubereitetes Fleisch, Schinken, Speck, Würste 3 k 4 tt n J Tonnen k k / Brutto 1 ] ö ö Netto k

üdfrüchte

e * Rohtaback und Tabacksstengel. arnen n , 1 1 .

9 ,, ,

III. Sämereien. Lein⸗, Raps⸗ und Rübsaat.. .... J VI. Bau⸗ und Nutzholz. Bau⸗ und Nutzholz in Blöcken und Balken... Ctr.

Ctr. Brutto

Bohlen, Bretter, Latten, Faßholz.. .... Ctr.

V. Kohlen. Steinkohlen, Braunkohlen und Kokß.... Ctr.

VI. Harze, Oele und Fette. 85 d to aumöl . K JJ Berlin, im Januar 1877.

M. *.

11,583

64 30ʒ 325 535 J 177 253

56, 183 217,858 56,013 19, 133, 135 342,837 495,411 54,532 236,816 28,262 250047 3B 829 3,413 4467 42, 331 366, Sõꝰ 374,664

1,1242, 744 157,540

3,279, 555 Stück 206, Sn 5, 684, 468 Stück 145,892

27, 530 014

224,029 59, 25 ö 2065, 148

22 458

gö5. 5605 4112235 249 256

11, 125 Sc. 745 272,488 70,948

Petroleum

Soda. 1 Salpeter. 63, 099 Schwefel. 244,615 50,419 12, 983 446 359, 255 575,624 66,005 77, 985 28, 188 251,511

2,9458 255 774 12723 9.747 7d 253, N77 163 55) 16060 657 2ld 7g 32074 225, 50

Rohe Baumwolle. lachs und Hanf... eiden⸗Kokons und Seiden.

Rohe Schaafwollen.

Baumwollengarne. Leinene Garne.

24,303 Wollene Garne 248 066

262,318

43,546 343,608 zh g Baumwollene Gewebe

700,009

728, 185 23, 006

88, 127 Seiden⸗ und Halbseidenwaaren

Wollene Zeug⸗ und Filzwaaren

5. 126 090 1057 827 Il g s

god hg

3, 035,436 208, 984 5, H90, 239 114,803

Häute und gelle ö Feder aller Art. Lederwaaren. .

25,695,873 24,383,318 Roh; und Brucheisen. Eisenbahnschienen.

230,545

191,177 37,197 68, 897 170, S37 179,293

a er e, i stisch es R nt

Eisen⸗ und Stahlwaaren

16 Kokosnußöl und anderes Oel in Fässern alg, Schmalz und anderes Thierfett. ..

2 . 2364 . IX. e X. Zeugwaaren.

Leinwand, Segeltuch, Zwillich und BOrillich .

XI. Häute, Leder und Lederwaaren.

XII. Eisen und Eisenwaaren, Maschinen. Geschmiedetes und gewaljtes Stabeifen Eisen⸗ und Stahlplatten, Eisen· und Stahlblech Ctr. Brutto Lokomotiven, Dampfkessel und Maschinen 6 3 .

Ctr. Brutto

218,292 338, 6549 2,543, 130

174,473 263, 05 2, O67, 243

202, 183 213,999 2,872, 491

Ctr. Brutto

154, 680 211 66 197 835

54 93

187,950 193, 710 247, 545 117,101

164,522 176, 209 223, 958

85,918

Ctr. Brutto

c Netto Brutto

M17, 316 312,057

17,497 304, 343

89. 802 11265

27 589 253 385

Ctr. Netto 116, 872 63,880

Sl, 905

109, 9098 82.382 S2, 201

11,974 12,243 73 493 77744 . 3811 3. 155 4298 1. zö5/ 16 35, 16?

Ctr. Brutto 263, 649 272, 147 Netto 34,595 3 35,313 2 . 5,947 5,8 6,008

Centner 3,472,973 2, 9330, 216 . z5, 52 965i 393 2012

25,526 36 51]

165,151 255, H55

102, 965 150, S28

3,405,200 50472 50, 309 41, 134 193, 111 150,031

Netto

) Bei den in dieser Uebersicht m , zollfreien Waaren enthält der Eingang in den freien Verkehr auch die Durchfuhr oder wenigstens einen Theil derselben. Einfuhr zum Verbrauch und

Durchfuhr können bei zollfreien Artikeln in der

egel nicht gesondert nachgewiesen werden.

Aichtamtlich es.

Preußen. Berlin, 31. Januar. Die Erklärung, welche in der gestrigen Sitzung des Hauses der Abgeord⸗ neten der Vize⸗Präsident des Staaks⸗Ministeriums, Staats⸗ und Finanz⸗Minister Camphausen, bei der Berathung über den Etgt der Forstverwaltung nach dem Abg.

rhrn. von Schorlemer-Alst rücksichtlich des Ueber⸗ andnehmens des Schwarzwilds und rücksichtlich der Sichenschälwaldungen abgab, hatte folgenden Wortlaut:

Meine Herren! Ich glaube, die Diskussion hat wohl hinläng⸗ lich erwiesen, daß die Forstverwaltung sich der Verpflichtung, den gerügten Uebelständen nach Kräften entgegenzutreten, vollständig be⸗ wußt gewesen ist und daß sie dem entsprechend auch gehandelt hat.

Was die Frage betrifft, ob im Wege der Gesetzgebung da—⸗ durch, daß neue Machtbefugnisse der Regierung verliehen werden, diesem Uebelstande entgegenzutreten sei, so wird darüber später zu befinden sein; in der gegenwärtigen Session war die Vorlage eines solchen Gesetzentwurfs ganz unthunlich und würde erfolglos gewesen sein, da ja die Berathung dieser überaus schwierigen Materie in der kurzen Zeit, die dem Landtage für die diesmalige Session vergönnt ist, nicht hingereicht haben würde. Ich glaube der Zukunft nicht allzuweit vorzugreifen, wenn ich ausspreche, daß die Verhandlungen über den Entwurf einer neuen Jagd-⸗Polizeiordnung so weit gediehen sind, daß wir hoffen dürfen, in der nächsten Session des Landtages darüber mit Vor— schlägen an die Landesvertretung herantreten zu können.

Dann möchte ich noch den Punkt wegen der Eichenschälwal⸗ dungen berühren. Auch in dieser Beziehung hat die Forstverwaltung seit langen Jahren sich bemüht, den Kulturzweig zu fördern da, wo seine Forderung von günstigem Erfolge begleitet sein kann. Die Verhandlungen in neuerer Zeit, insbesondere auch die Verhandlungen der Versammlung, deren der vorletzte Herr Redner gedacht hat, haben meine Aufmerksamkeit aufs Neue auf den Gegenstand gerichtet und ich habe vor einiger Zeit sämmtliche Regierungen des Landes beauftragt, die Frage, ob nach dieser Richtung hin nicht noch mehr geschehen könne, Lrnstlich zu prüfen und mir darüber ihre Vorschläge zu machen. Wenn also in dieser Beziehung noch mehr zu Gunsten des Landes geschehen kann, so dürfen Sie darauf bauen, daß das sicherlich ge⸗ schehen wird. 24

Die Erklärung des Finanz⸗Ministers Camphausen in

Betreff des Feldjägercorps hatte folgenden Wortlaut:

Ich bitte Sie meinerseits, möglichst einstimmig den Antrag ab⸗ zulehnen. Das Feldjägercorps hat in dem letzten großen Kriege ganz unschätzbare, ganz unersetzhare Dienste geleistet. Der Chef des Gene⸗ ralstabes hat diesen Ausspruch gethan, und Niemand, glaube ich, wird sich die Einsicht zuschreiben, es besser zu verstehen, als jener Mann. Wenn dann geäußert worden ist, es wäre ja ganz natürlich, daß das Feldjägercorps, aus jungen Leuten bestehend, die an dasselbe gerichtete Frage verneint habe, so ist dabei doch nicht ganz gewürdigt, daß natürlich die. Anfrage nicht an die jungen Leute gerichtet ist, sondern daß die Anfrage an den Chef, des Forps gerichtet ist, und daß der Sinn und die Bedeutung dieser Anfrage darin beruhte: Dürfen wir erwarten, daß sich eine hinn—⸗ reichende e. von gehörig qualifizirten jungen Leuten zu dem Feldjägerdienst! melden wird, wenn wir diesen Dienst der⸗ jenigen Beziehungen entkleiden und entheben, die er bisher zu der Forstverwaltung gehabt hat. Diese Anfrage ist von der kompetenten Beurtheilung verneint worden. Die kompetenten Beurtheiler sind der 6 daß wir uns einer großen Gefahr aus— etzen würden, ob in Zukunft si hinreichend qualifizirte junge Leute ür jenen Dienst melden würden. Meine Herren, wenn wir nun auf der einen Seite wissen, daß wir durch den vorgeschlagenen Schritt uns der Gefahr aussetzen, eine glänzend bewährte Einrichtung zu gefährden, so haben wir auf der andern Seite uns zu gewärtigen, daß die Oberförster, die aus den Feldjägern hervorgegangen sind, keineswegs hinter denjenigen zurückstehen, die in

der gewöhnlichen Civildienstkarriere zu diesem Posten gelangt sind. ahlreiche Erfahrungen können wir vorführen, wie gerade ehemalige eldjäger nachher im Forstdienst eine ebenso glänzende, als für den taat nützliche Laufbahn beschritten haben. Ich kann Sie nur dringend bitten, den von dem Herrn Grafen Matuschka gestellten Antrag ablehnen zu wollen.

Im weiteren Verlaufe der gestrigen Sitzung des Hauses der Abgeordneten gab der Etat der ö der direkten Steuern (S. unter Landtagsangelegen— . Anlaß zu Beschwerden über n r ff,

othstände und Steuer⸗Ungleichheiten“, welche die Abgg. Dr. Röckerat, Freiherr von Schorlemer⸗Alst und Berger erhoben. Der Abg. Rickert, der Regierungs⸗-Kommissar . Ober⸗ Finanz⸗Rath Rhode und der Finanz⸗Minister Camphausen führten die Beschwerden auf das richtige Maß . Der Letztere erklärte noch dem Abg. von .

Meine Herren! Bei den ausführlichen Erörterungen über die Mehreinnahme an Einkommensteuer, die in Aussicht genommen ist, habe ich zuweilen vermißt, daß der Ansatz im Etat nicht ganz die⸗ jenige Bedeutung hat, die ihm wohl beigemessen wird. Wie ist der Ansatz im Etat zu Stande gekommen? Das ist Ihnen in den Er⸗ läuterungen zu dem Etat näher dargelegt. Man hat zu Grunde gelegt die Volleinnahme, die sich aus der Veranlagung der klassi⸗ fizirten Einkommensteuer im Herbste 1875 für das Jahr 1876 , , hatte, man hat dieser Solleinnahme gegenüber gewisse herkömmliche Abzüge gemacht und dann ist man dazu übergegangen, wie auch in früheren Jahren, den so ermittelten Ertrag in den Etat einzustellen. Eine spezielle Durchführung, wie sich in dem Zeitraum vom 1. April 1877 bis zum 1. April 1878 die Verhältnisse wohl stellen möchten, hat jedoch bei dieser Art der Etatsaufstellung gar nicht stattzufinden, wie es denn allerdings auch eine problematische . ist, deren Beantwortung wohl Niemand zu unternehmen braucht.

as Verfahren, welches die Regierung bei dem Ansatz für die klassi⸗ fizirte Einkommensteuer in diesem Jahre ebenso wie in allen Vor⸗ jahren befe st hat, hat sich nun durch die Erfahrung als ein richtiges erwiesen. ir a fast unausgesetzt in die Lage gebracht worden, daß durch, die Wirklichkeit der Etatsansatz . worden ist, und es wird sich auch für das Jahr 1876 herausstellen, daß der Etat im Ansatz, der im Jahre 1876 ausgebracht war, durch die Wirklich⸗ keit überftiegen werden wird. Wir J. also unter diesen Umständen durchaus keinen Anlaß anzunehmen, daß wir genöthigt gewesen wären, von dem seit Jahren befolgten Wege für das Etatsjahr vom 1. April 1877 bis dahin 1878 abzuweichen. Ob nun bei der Veranlagung der klassifizirten Einkommensteuer, die in den nächsten Monaten erfolgen wird, sich diesmal ein ungünstigeres Resultat herausstellen wird, wage ich nicht mit Bestimmtheit vorauszusagen; für sehr wahrscheinlich halte ich es nicht, für möglich wohl. Denn es ist ganz unzweifelhaft, 9 gewisse Einkommen, die in früherer Zeit aus reichen Quellen flossen, für die nächste Zukunft in demselben ö nicht zu er⸗ warten sind und ö alfo bei einer Zahl von CFinkommensteuerpflich⸗ tigen eine gerechte Veranlagung denn die Regierung wünscht stets nur eine gerechte Veranlagung möglicherweise zurückgehen wird. Meine 4 es haben sich an die Debatte über die Einkommen steuer sehr ausführliche Erörterungen gereiht über die Klassensteuer. Da ist nun die Regierung, und da bin ich persönlich in einer ganz eigenthümlichen Lage. Sie werden sich vielleicht noch erinnern, we⸗ nigstens diejenigen Herren von Ihnen, welche auch schon den frühe⸗ ren Versammlungen angehört haben, daß die Regierung damit begonnen hat, zuerst an der alten Klassensteuer nicht zu rühren, blos den Wegfall der untersten Stufe in Vorschlag zu bringen, und zwar den sofortigen Wegfall, und sofort schon im Jahre 1872 eine Steuerermäßigung eintreten zu lassen. Diesem Vorschlage wurde von mehreren Seiten des Hauses entschieden widersprochen. Man glaubte ein gewichtiges Prinzip aufzugeben, wenn nicht mehr jeder junge Tagearbeiter zu der Klassensteuer herangezogen werden solle, und man verwarf den Vorschlag der Regierung und sprach sich dahin aus, daß man lediglich das Einkommen

als Prinzip der Besteuerung anerkennen wolle. Darauf hat die Regierung anfangs schweren Herzens ich habe das zu jener Zeit nicht verheimlicht, sondern klar ausgesprochen sich dazu verstan⸗ den, den von dem Abgeordnetenhaus gewünschten Weg, daß wir das Einkommen als. Maßftab der Besteuerung hinstellen möchten, einzuschlagen. Ich sage: „schweren Herzens“ aber nicht widerwilligen Herzens“ Das genauere Eindringen in die Materie brachte auch der Regierung die Ueberzeugung bei, daß der erste, überhaupt nur provisorische Schritt nicht genügen würde, um die Verhältnisse zu ordnen, daß bei uns eine solche Eintheilung nach Klassen, wie bei den bei weitem einfacheren Zuständen des Landes, die noch bestanden, als das Gesetz von 1820 erlassen wurde, nicht mehr zutreffend sei nach den gewaltigen Umgestaltungen, die namentlich in dem industriellen Leben, und Treiben der Nation eingetreten waren. Nun, meine Herren, sobald man sich dazu bekannt, man will das Einkommen zum Maßstab der Besteuerung machen, da verstand es sich ja ganz von selbst, daß nunmehr die verschiedenen Preisverhältnisse in der Nation eine verschiedene Wirkung üben würden, in Bezug darauf, ob die Steuern sich erhöhten oder ermäßigten und in welchem Umfange sie sich ermäßigten. Gerade die Rücksicht auf die Ver— schiedenheit der Preise hat uns ja, wie der Herr Abg. Berger noch heute in Erinnerung gebracht hat, was damals keineswegs unbekannt gewesen noch auch unbeachtet geblieben ist, die hat uns bestimmt, das Spatium für die Einschätzung zu der ersten Stufe außerordent⸗ lich weit zu greifen, die hat uns bestimmt, auszusprechen: wer 140 Thaler Einkommen hat auf der einen Seite, und auf der anderen Seite, wer 219 Thaler Einkommen hat, der soll nur mit demselben Steuersatz belegt werden. Das ist für die westlichen Provinzen eine sehr große Berücksichtigung gewesen, und namentlich für die Zeit der industriellen Blüthe wird man vielleicht behaupten können, wenn man dem Kreise Bochum angehörte oder ihn verträte, wie der geehrte Hr. Abg. Berger, daß vielleicht wenige der der handarbeiten⸗

den Klasse angehörigen Haushaltungsvorstände zu finden gewesen sind, von denen man nicht sagen könnte, daß sie bis an die äußerste Grenze des Satzes reichten, und daß sie bei dem Einkommen von

219 Thlrn. nicht mehr zu zahlen hätten, als ihre Mitbürger im Osten bei einem Einkommen von 140 Thlrn. zu zahlen hatten.

Der Herr 6 Berger hat geglaubt, meine Aufmerksamkeit darauf

lenken zu sollen, daß im. Regierungsbezirk Arnsberg, speziell im

Kreise Bochum, wahrscheinlich die Klassensteuer für das Jahr

1877/78 heruntergehen werde. Ich kann dem geehrten Herrn Ab⸗

geordneten die Versicherung ertheilen, daß auch ohne diesen Hinweis ich

darauf schon vollständig gefaßt war. Mir ist nicht unbekannt, mir ist

nicht gleichgültig, mich schmerztz es tief, daß die Industrie im Kreise Bochum

gegenwärtig hart betroffen ist; was mich noch tiefer schmerzt, das

ist ein anderes, das ist, daß diejenigen Männer, die glauben, sich der

Industrie annehmen zu sollen, ihr in der Wirklichkeit einen großen Scha⸗

den zufügen. Wenn sie sich fragen: worunter leidet die Welt? wo⸗

durch ist die ganze industrielle Krisis in der Welt überhaupt ent⸗

standen? dann haben Sie es ist das ja schon oft erörtert sich

einmal zu vergegenwärtigen, wie nach den Kriegsjahren die Pro⸗

duktion einen ungeahnten Aufschwung nahm; Sie haben sich zu

vergegenwärtigen, wie einer Anfangs gesunden Entwicklung eine sehr

ungefunde Entwickung folgte, wie man den Bedarf überschätzte, wie

man die Fabrikationsanstalten für einen Konsum einrichtete, der

nicht vorhanden war, und wie in dem Bestreben, sich die vorhandenen

Arbeitskräfte dienstbar zu machen, man zu ganz rapiden Lohnsteige⸗

rungen in den Industriebezirken überging und daß diese Lohnsteige⸗ rung in den Industriebezirken nicht allein für die Arbeiter kein großes

Gluͤck war, indem sie nicht immer die so erhaltenen Löhne richtig

zu verwenden wußten, sondern daß weiter für das ganze Land die Folge

eintrat, insbesondere für die , die Folge eintrat, daß

man ihr die Arbeitskräfte entzog, daß auf der einen Seite die In⸗ dustrieprodukte wesentlich vertheuert wurden, daß auf der andern Seite

für die Landwirthschaft die Exiftenzwesentlich erschwert wurde. Vergessen

wir doch nicht, was erst vor wenigen Jahren von uns mit unternommen wurde; gerade diese Situation fuͤhrte ja dazu, daß die Regierung, um