einen Zustand des allgemeinen Mißbehagens einm tau cen 1 sen wir darum unser angestammtes Herrscherhaus, die 1 ; * men Heinrichs des Löwen und Ernst des Bekenners als Märty⸗ rer des Kechtes das Thränenbrot. der Verbannung essen sehen, damit der Fanatismus der Einheits schwaärmerei seine Befriedigung e, Stärkste aber, was an leidenschaftlichen Ergen geleistet worden, steht in a We blaufruf der in der Stadt Han⸗ zer erjchi ist. Es heißt dort: ; . . — noch einmal uns anfeuern, uansers Schuldigkeit zu thun bei den bevorstehenden Vahlen? Bir — 2 Stadt Hannover und Umgegend, und Ihr Ben ghner 2 alen. bergischen Wahlkreises, werden wir nicht Alles en g, 6 vor sorgen, nichts versãumen und vernachlässigen, keine ** ö 28 auf daß unser Gedanke und unser Wille in der Wah * * Kandidaten ihren Ausdruck finden Dürfen wir dulden. daß der eine oder andere Wahlkreis, dem Nationalliberalismus wieder in die schlotterigen Arme versin ke Es mag ia wohl am , . der eine oder andere der Unserigen an der Va hlurn gefehlt haben S daß es doch Niemand, Niemand thue an dem Tage desinitirer Entscheidung! Holen wir berbei die Gleichgültigen, die . e die Verjagenden! Gestalten wir unsere Siege noch umfa ssen er, noch glaͤnzender, als schon jetzt sie sind. Erfüllen wir eee e, zen mit all dem Groll von 1866, der niemals weichen darf, 31 uns nicht unser Recht geschehen. Nicht persönlich ist unser . daß es christlich wäre, ihn fahren zu lassen; er gilt den Nation enn, den Feinden unseres hannoverschen und deutschen , n mn, da ist es groß und edel, zu zürnen und un ersshnlich niema . vergessen. Gedenken wir des 14. Juni sh, da ba nm, , hes Gefammtdeutschland umfaßte und schůtzte, zerrisfen ward in Frankfurt a. M; gedenken wir des Einmar ches fremder Truppen in unser Vaterland; gedenken wir des 15. 33 da unserm Herrscher und unserm Vaterlande der Krieg . * ward. Gedenken wir ferner des beklagenswerthen, Hruder. kampfes, der theuren Todten und des Sieges bei . falza, gedenken wir der seitdem verbannten altangest zung en Königsfamilie, gedenken wir des Gesetzes Fremder . 1 * tember über unfere Existenz, gedenken wir der Verkün igung ö Annerion unseres Vaterlandes vom 6. Oktober, gedenken . gal diefer Thatsachen und des nachfo genden Kummers . — 563 müthigungen — und eilen wir dann Mann 3 . ö * Wahl urne, die anzuklagen und zu verurtheilen, we äh . . Fre jubeinde Justimmung gegeben. die Nationg . ni gi. Helden des zehnjährigen Kompromisses über alle hei igsten Gů ö Des Mannes, des Hannoveraners, des Christen. en, . der Zusicherung der heiligen Schrift: Recht muß dect lei J und vertrauen wir auf den Denker der Geschicke der Könige ur Völker. . . 2 . in diesem Sinne ohne Nachhülfe Seitens 2 . HDeorg während der letzten Zeit gesprochen und e ri en , . ist an fast allen Orten der Provinz Hannoter, welchen 9h sᷣ fi ich, würden die Presse und die Reden annehmen. wen] eh ö. 4 träge von vielen Millionen dem Fönig Georg für Agita ,, zur Disposition gestellt würden.! Sollte wirklich der innere Fri z ewinnen? = . ö ; babe,, , . hat aber noch eine zweite Seite. Als . ö 1868 die Koͤnigliche Staatsregierung im Einverstandniß mit . Häusern des Landtags dem König Georg eine so le , , ö. gewährte, da ging sie in der That von der Hoff nung 36 3 — , Ter innere Friede befestigt werden wäre, Sie , — 3 . wegs, daß formell juristisch betrachtet beim Abschluß . e, . Verzichtleistung des Königs Georg vorlag, sie. glau te a e, . Rmstande, daß der König, Georg sich auf einen Vertrag 3 ig in ; schon die Gewähr für eine loyale friedfertige Haltung desselben ; : finden und sie ward, darin durch die Regierung eines aroken aus Unden nner eine Herren, die Königliche Staatsregierung hat sich damals getäͤuscht, sie ist in einem ehrenwerthen Irrthum befangen gewesen; das kann auch der größten, der vorsichtigsten Regierung ein⸗ mal passiren. Zum zweiten Mal aber darf etwas Aehnliches nich t ge⸗ sche en. Wollte dle Regierung zum zweiten Male sich täuschen lassen über die Lovalftät des Königs Georg, so würde sie sich mit Recht den Vorwurf einer unverantwortlichen Schwäche zuziehen. Einem solchen Vorwurf wünscht sie unter allen Umständen aus dem Wege zu gehen. Die Regierung wird daher nicht die Initiative zu neuen Verhand⸗ fungen mit dem König Georg ergreifen, sie wird abwarten, zu wel chem Schritte der König Georg feinerseits sich entschließt, sie wird etwaige Anträge desselben prüfen, und sich danach weiter entscheiden. Ich darf mich resumiren: die Königliche Staatsregie⸗ rung wünscht ebenso dringend wie der hannoversche Pro⸗ vinzial⸗Landtag die Herstellung des innern Friedens. Sie wird, wenn König Georg die Hand in wirklich versöhnlichem Sinne unter hinlänglicher Garantie für seine Vertragstreue bietet, diefelbe ergreifen. So lange aber von dieser Hand des Friedens nicht das Geringste zu spüren ist, so lange die Organe der welfischen Partei und die Anhänger des Königs Georg Tag für Tag fortfahren, den Krieg zu predigen und in Hetzartikeln und aufreizenden Reden den Haß gegen Preußen zu schüren, so lange wird die Königliche Staatsregierung sich weigern, die Waffen, die ein gnädiges Geschick ihr in die Hand gegeben, an ihre Feinde auszuliefern. Da eine Besprechung der Interpellation nicht beantragt wurde, so war hiermit die Tagesordnung erledigt, und der Präsident schloß nach 3 Uhr die Sitzung.
— In der heutigen (4) Sitzung des Herrenhauses, welche der Präsident, Herzog von Ratibor, um 13 Uhr eröff— nete und welcher einige Regierungskommissarien beiwohnten, wurde zunächst der erste Gegenstand der Tagesordnung, der , Bericht der Finanzkommission über den Gesetzent⸗ wurf, betreffend die nach dem Gesetz über das Kostenwesen in Auseinandersetzungssachen vom 24. Juni 1875 zu gewährenden Tagegelder, Reisekosten und Feldzulagen wegen Erkrankung des Referenten Dr. Elwanger von der Tagesordnung abgesetzt. Demnächst wurden in einmaliger Schlußberathung und ohne Diskussion die Gesetzentwürfe, betreffend die anzufertigenden und zum Ver⸗ kauf zu stellenden Stempelsorten, betreffend die Verpflichtung zum Halten der Gesetzsammlung und des Amtsblattes im Kreise Herzogthum Lauenburg, und betreffend die Einstellung der Erhebung der Meßabgabe in Frankfurt a. D. nach den Beschlüssen des Hauses der Abgeordneten genehmigt. So⸗ dann folgte die Wahl von 3 Mitgliedern für die statistische Centralkommission. Auf Vorschlag des Grafen von Ritt⸗ berg wurden die bisherigen Mitglieder, die Herren Dr. Baum— stark, Dr. Elwanger und v. Rabe durch Akklamation, und in gleicher Weise auch Herr Sulzer zum Mitglied der Staatsschulden⸗Kommission wiedergewählt. Letzterer wurde vom Präsidenten auf Handschlag verpflichtet, und dann die Sitzung um 14 Uhr geschlossen. Nächste Sitzung Mittwoch Nachmittags 1 Uhr. Tagesordnung: Erste . über den Gesetzentwurf, betreffend die Befähigung zum hoheren Verwaltungsdienst, und mehrere andere Gesetze.
— In der heutigen (13. Sitzung des Hauses der Abgeordneten, welcher der Minister des Innern, Graf zu Eulenburg, der Minister für die geistlichen ꝛc. Angelegenheiten, Dr. Falk, und der Kriegs Minister, General der Infanterie von Kameke, mit mehreren Kommissarien beiwohnten, wurden in die statistische Centralkommission auf Vorschlag des Abg. Windthorst (Meppen) durch Acclamatiom die bisherigen Mit⸗
jeder Abgg. Dr. Miquel, Dr. Gneist und Dr. Virchow wieder⸗ 9 lt, 3 bicselbs Weise in die Staatsschuldenkommission ie Abgg. Stengel und Klotz (Berlin). Es folgte die zweite Berathung des esetzentwurfs, betr. eine ande rweite Einrichtung des Zeughauses zu Berlin. Nach einer kurzen Einleitung durch den Referenten Abg. Di n, pfennig ergriff zunächst der Abg. Dr. Brüel das Mert . 5 Kriegs Minister, General der Infanterie von Kameke, erklärte dem Vorredner gegenüber, daß die Vorlage besonders eine historische Sammlung bezwecke, und daß auch die . der ehemaligen hannoverischen Armee, welche diesem Zwee . zu dienen geeignet seien, darin aufgensmmen werden wür * Er erinnere sich augenblicklich keiner solchen, bestreite aber, daß die eventuelle Aufstellung das hannoversche Volk verletzen könnte. Der Abg. Götting vertrat dieieni ßen fünf Sechstel, der hannoverschen Bevölkerung * welche sich in nationalem Interesse aufrichtig an Preußen anschließen. Der Abg. von Benda betonte den pern sisch preußischen Charakter des Hauses, * 2 politische Argumente, welche gegen den n ö. 4 preußischen Staates gerichtet sind, ohne Einf uß ö ben müßten. Weder asthetische, noch finanzielle 2 sprächen gegen die Vorlage, welche er zur Annahme empfeh ö Außerdem sprachen noch für die Vorlage die Albag eien und von Köller, gegen dieselbe die Abgg. Windthorf (Meppen), Bachem, Frhr. von Heereman, und far eine modifizirte Fassung derselben der Abg. Berger arte, Den von dem letzten Redner geltend gemachten . 96. nischen Bedenken gegen den projektirten Kuppelbau trat der Geh. Regierüngs-Rath Hitzig entgegen, 96 er namentlich die Besorgniß als unbegründet zurü wies, daß ie Kup⸗ pel von außen sichtoar se n und das alte Bauwerk der Nehring schen Schule verschlechtern würde. Die Vorlage wurde hierauf in der von der Kommission beantragten Fassung mit. , Majorität angenommen. Beim Schluß des latte Cinch des Haus zur weiteren Berathung des Staatshaushalts⸗ Etats über.
— der vom Reich s-Eisenba hnamt aufgestellten, in der . Ersten Beilage veröffentlichten Nachweisung wurden im Monat Dezember v. J. auf den 53 err schiedenen Verwaltungen stehenden Lisenbahnen⸗— . lands exkl. Bayerns mit einer Gesammtlänge von ö. h. 9 Kilometern (wobei die 7 kleineren Bahnen ausges hlossen)
fördert: . t ö fahrplanmäßigen Zügen. 11,186 Courier⸗ und Schnell⸗ 7,257 Personen⸗, 33,B 717 gemischte und 8351. Guterzi e; an außerfahrplanmäßigen Zügen 1013 Personen- un ge⸗
is d 27, 751 Güterzüge. . mich en,, würdens Syöß, 885,941 Achskilometer bewegt,
von denen 164,503,213 Achsel tsme een die fahrplanmäßigen Züge mit Personenbeförderung entfalzen; .
. Es . von den 122,160 fahrplanmäßigen Courier⸗ und Schnell⸗, Personen⸗ und gemischten Hu geng im Ganzen 2914 Züge oder 3, Prozent. — Von diesen Ver⸗
spätungen wurden jedoch 1244 durch das Abwarten verspãteter
. / im ei Betriebe Inschlußzüge hervorgerufen, so daß durch im eigenen Betxie ; ö. . . n,, . Rö e e . ; 6 üge entstanden. 8 ,,, ntltanden warden 517 Anschlusse
* demselben onate des Vorjahres verspäarcter au! 62 Bahnen durch im eigenen Betriebe liegende Ursachen 3474 Züge, gleich 2,5 Prozent der beförderten Züge, sonach 1360 Prozent mehrt
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— Die „Berliner Börsenzeitung“ bringt in ihrem Abend— blatt vom 3. d. Mts. eine Notiz, nach welcher sich im rhei⸗ nisch-westfälischen Bergwerksbezirk eine Opposition gegen das, wie sie hinzufügt, vom Publikum allseitig mit Befrie⸗ digung aufgenommene neue Tarifsystem namentlich aus der Besorgniß geltend macht, es könne die Abfuhr westfälischer Kohlen und Kokes nach den nordischen Seeplätzen unter der Einführung des neuen Systems leiden. Wie wir aus sicherer Quelle erfahren, ist diese Besorgniß durchaus unbe— gründet. Die gedachten Kohlentarife werden durch das neue einheitliche Tarifsystem nicht beeinflußt werden, vielmehr als Ausnahmetarife, deren Nothwendigkeit im Interesse der west⸗ fälischen Bergwerksindustrie keinem Zweifel unterliegt, neben dem neuen Tarifschema nach wie vor bestehen bleiben.
— In Beantwortung der Anfragen rücksichtlich der Dom—⸗ kapitel hat der Vertreter der Staatsregierung, Geh. Ober⸗ Regierungs⸗Rath Dr. Forch, der XVI. Etatsgruppe des Hauses der Abgeordneten folgende Erklärung abgegeben: Bezüglich des Brandenburger Domstifts glaubt die Königliche Staats— regierung bei der Auffassung beharren zu sollen, welche in den Erklärungen des Herrn Ministers des Innern vom 1. März 1875 und 7. März 1876 präzis und deutlich niedergelegt ist. Die Angelegenheit der drei sächsischen Stifter ist durch das unerwartete Mithereinziehen von Brandenburg keineswegs ge⸗ fördert worden. Aber trotz dieses Hemmnisses ist die Sache jetzt so weit, daß ein die Reorganisation der drei sächsischen Stifter behandelnder Gesetzentwurf aufgestellt ist. Dieser Entwurf, welcher dem hohen Hause ohne Zweifel, in den nächsten Tagen zugehen wird, enthält in seinen Motiven auch genaue Angaben über den zeitigen Vermögens- und Personal⸗ bestand. Einer besonderen Vorlegung von Etats wird es darum nicht bedürfen. An Stelle derselben habe ich zu den Akten der XVI. Gruppe zwei Uebersichten über das Kapital⸗ vermögen und die Jahresrevenüen der drei Stifter, welche vor den Etats den Vorzug größerer Klarheit haben, mit dem Bemerken überreicht, daß mein Herr Chef durch den im Sommer 1876 eingetretenen Sessionsschluß zu seinem leb⸗ haften Bedauern verhindert worden sei, insofern den Wünschen des Herrn Abgeordneten Dr. Eberty schon im vorigen Jahre zu entsprechen. ö
— Zu den Uebungen des Beurlaubtenstandes im Ctaksjahr 1. April 1877178 werden aus der Land⸗ wehr und der Reserve einberufen werden: a. bei der In⸗ fanterie 110300 Mann, b. bei den Jägern und Schützen 2509 Mann, e. bei der Feld⸗Artillerie 6609 Mann, d. bei der Fuß⸗Artillexie 6250 Mann, e. bei den Pionieren 3680 Mann, bei dem Eisenbahn⸗Regiment 1140 Mann, g. bei dem Train 2910 Mann. Die Dauer der Uebungen für die Landwehr und alle Trainmannschaften — die Tage des Zusammentritts und Ausein⸗ andergehens am Uebungsorte mit einbegriffen — beträgt für dies Jahr 12 Tage. Wo es im Interesse der Ausbildung für wünschenswerth erachtet wird, kann für die Reservisten, je nach Bestimmung der General-Kommandos, beziehungsweise
obersten Waffeninstanzen, diese Uebungszeit bis zu 20 Tagen
verlängert werden. Die zu diesen Uebungen gus dem Be⸗ er n ern hs lin ziehen den Of 2 und Unteroffiziere haben 12 8 33 26 am
ie die übrigen Mann n. . Be r ne. einberufen, die noch nicht mit der neuen
— n . Linie werden diejenigen In erster 1 ebildet find. Die Uebungen bei der Infanterie werden — die 1 — bei den anderen Waffen durch die obersten Waffeninstanzen geleitet. Die Uebungen der Landwehr Infanterie, sowie die der uß⸗ Artillerie finden im Allgemeinen in Compagnien, die des Trains in Compagnien, beziehungsweise Sanitats⸗Detachements statt, welche sammtlich zu diesem Zwecke besonders formirt werden. Die Uebungs⸗ orte der Garde ⸗Landwehr⸗Infanterie werden Seitens des General- Kommandos. des Garde- Corps bestimmt. Als Uebungsorte für die Provinzial⸗Landwehr⸗Infanterie werden in der Regel Garnisonorte der Infanterie gewählt. Jäger (Schützen), Pioniere und Trainmannschasten. üben in den Garnisonen der betreffenden Linientruppentheile. Die Uebungsorte für die Feld⸗ und Fußartillerie und für die Mannschaften des Eisenbahn⸗Regiments bestimmt die r. Inspektion der Artillerie, beziehungsweise der Chef des General⸗ stabes der Armee im Einverständniß mit den bezüglichen General ⸗ Kommandos. Der Zeitpunkt der Uebungen wird Seitens der General⸗Kommandos, beziehungsweise obersten zaffeninstanzen nach Vereinbarung mit den Ersteren, im All⸗ gemeinen in die Monate April, Mai und Juni d. Is, be⸗ ziehungsweise für die Schiffahrt treibenden Mannschaften in das Winterhalbjahr 1877/78 gelegt. Die Interessen der am meisten betheiligten bürgerlichen Berufskreise sind bei der Wahl des Zeitpunktes besonders zu berücksichtigen. Die Train⸗ Übungen finden nach beendeten Herbstübungen der betreffenden Armee⸗Corps statt. Die Sanitãts⸗Detachements üben j gleicher Zeit mit den Krankenträgern des Friedensstandes. Aus den hohenzollernschen Landen üben die bezüglichen Mannschaften des Hh e nn e de. mit denen des XV. Armee⸗Corps gemeinsam. Mannschaften des Beurlaubtenstandes des Garde Corps ö. Waffen, welche nach den Königreichen Bayern, Sachsen un Württeinberg verzogen sind, werden nicht herangezogen. Die Landwehr⸗Jäger und Schützen aus den hohenzollernschen Tanden und aug den Bezirken des XIV. und XX. Armee⸗ Corps (Garde⸗ und Provinzial⸗Landwehr) üben bei dem , burgischen Jäger-Bataillon Nr. 9. Die General- Komman . können zu jedem Kavallerie⸗ Regiment 5 Unteroffiziere der Re⸗ ferve über den Etat auf die Dauer von 6 Wochen ein ehen. Offiziere behufs Darlegung ihrer Befähigung zur Weiter⸗ beförderung, beziehungsweise behufs Ableistung von Uebungen im Reserveverhältniß, sowie Offizier⸗Aspiranten aller Waffen können nach Bedarf — auch vor dem 1. April d. J— erstere auf 40 Tage, letztere auf die bestimmungsmäßige Dauer ein⸗ gezogen werden. ; ö — Se. Hoheit der Prinz Friedrich zu Hohen⸗ zollern, , . Stabsoffizier im 1. Garde Dragon er⸗ Regiment, hat sich mit kurzem Urlaub nach Dresden be⸗
geben. ö — Der Bundesraths⸗Bev ollmächtigte, Königlich sächsische Geheime Justiz-Rath Held, ist in Berlin einge—
troffen. Darmstadt, 2. Februar. Die Zweite
o HSessen. 3 . 2 fs die Gehalte Ser Votksf vier, dee Gef bent are Tais
Gesetz, welches nicht vor dem Jahre 1878 in Kraft treten kann, passirt am 5. die zweite Lesung. Sodann be⸗ harrte die Kammer gegenüber dem ablehnenden Beschlusse des andern Hauses auf ihrem früheren Votum wegen Aufhebung des den Standesherren zustehenden Patronats⸗- und Prä⸗ sentationsrechtes bei Besetzung von Pfarr- und Schul⸗ stellen, und zwar ohne Debatte. — Der von Rabenau'sche Antrag fand nach kurzer Debatte, in welcher Ministerial⸗Rath . erklärte, daß die Regierung entschieden für das nagtür— iche System eingenommen sei, aber um ein einheitliches Werk zu schaffen, einstweilen versuchsweise auch dem Dresdner System nicht entgegenstehen werde, einstimmige Annahme. Das Justiz-Ministerium hat einen Gesetzentwurf an die Stände gelangen lassen, wonach die Beleidigungsklagen mit geringen Ausnahmen den Landgerichten zur Aburthei⸗ lung überwiesen werden. Der Gesetzgebungsausschuß der Zweiten Kammer beantragte Annahme des Entwurfs mit einem Zusatze, welcher dem Ankläger und Angeklagten das direkte Fragerecht an die zu vernehmenden Zeugen und Sach⸗ verständigen gewährleistet.
— 5. Februar. Der Abg. Stephan hat in der Zwei⸗ ten Kammer den Antrag eingebracht, die Regierung um eine Vorlage zu ersuchen, welche den Art. 6 des Gesetzes über das Besteuerungsrecht der Kirchen und Religions⸗ Gemeinschaften dahin abändert, daß den religiösen Ge⸗ meinschaften anheim gegeben wird, die Normen festzustellen, nach welchen sie die Mittel zur Bestreitung ihrer religiösen Bedürfnisse aufbringen wollen.
Sachsen⸗Coburg⸗Gotha. Gotha, 5. Februar. Der dem gemeinschaftlichen Landtag vorgelegte gemein⸗ schaftliche Etat für die Finanzperiode 1877,51 schließt mit einer Einnahme von 424,190 66 und einer Ausgabe von 1,247,000 , also einem ,, ab, von welchem verfassungs⸗ mäßig Gotha sieben Zehntel, Coburg drei Zehntel zu decken hat. — Dem gemeinschaftlichen Landtag ist als neue Vorlage zugegangen: ein Gesetzentwurf zu einem ferneren Nachtragsgesetz zur Strafprozeßerdnung, im Wesent⸗ lichen dazu bestimmt, die bisherige,. Ueberbürdung unserer Schwurgerichte mit den zumeist lästig gewordenen Fällen zu erleichtern und zu dem Ende ihre Kompetenz in diejenigen Grenzen schon jetzt einzuschränken, welche ihnen demnächst durch die neuesten, der Publikation entgegengehen⸗ den Justizgesetze angewiesen werden. — Heute trat der Son⸗ derlandtag des hipsig en Herzogthums zusammen und ge—
. den Verkauf der der Domäne gehörigen Schloß— ebäude mit Zubehör zu Ichtershausen an den Staat für die
n e von 3h00 s6=— Alsdann wurde von dem Staats— Minister von Seebach die Vertagung des Sonderlandtags
ausgesprochen.
Bremen, 2. Februar. trag der Finanz-Deputation, ihr zur Deckung ,,,
Die Bürgerschaft hat den An⸗
Geldbedarfs die Ausgabe , , verzinslicher n⸗ weisungen auf die Generalkasse (sogenannter Schatz⸗ kammerscheine) zu gestatten, mit Beschränkung der Summen auf jeweils höchstens anderthalb Millionen Mark gebilligt.
Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 5. Februar. (W. T. B.) Die Session des r uff ist heute von dem
Bezirks⸗Präsidenten Ledderhose eröffnet worden. Die Eröffnungsrede desselben wurde von dem Alterspräsidenten a mit einer An sprache beantwortet, in welcher der⸗ elbe zunächst seinem lebhaften Bedauern über die Krank⸗ heit des Ober⸗Präsidenten Ausdruck gab, indem er zu⸗ gleich hinzufügte, daß, trotzdem derselbe nicht anwesend ei, man doch in dem Ausschusse den Versöhnungsprinzipien wieder begegnet sei, zu denen er sich bekenne und in welche man sich hineingelebt habe. Die Rede gedenkt sodann der Umwandlung der öffentlichen Meinung, welche sich in dem Ergebnisse der letzten Reichstagswahlen kund gegeben habe und beglückwünscht das Land zu diesem Fortschritte in der Voraussetzung, daß die früheren resultat osen herben und kompromittirenden Protestationen sich überlebt haben. — Hierauf erfolgte die Wahl des Präsidiums und des Bureaus. Wie in voriger Session wurde Schlumberger zum ersten, Baron Zorn von Bulach zum zweiten Präsidenten gewählt.
Belgien. Aus Brüssel wird der „Ag. Hav.“ unter dem 3. Februar gemeldet: Gestern Abend hat ein Trupp von etwa 1600 Personen, die von einem liberalen Meeting kamen, einige Straßen durchlaufen mit dem Rufe: „Nieder mit dem Ministerium!“
Großbritannien und Irland. London, 3. Februar. (Köln. Ztg) Der Herzog von Edinburgh und Ge⸗ mahlin sind von Athen nach Malta zurückgekehrt. — Aus Westafrika wird das Ableben des Gouverneurs der Gambia-Kolonie, Cooper, gemeldet. — Der eben erschienene Jahresbericht über mildthätige Vereine in London zeigt stetes Wachsthum der Wohlthätigkeit an. Nach⸗ weisbar sind den Vereinen, welche Berichte einsenden, im Jahr 1875 4,114,849 Pfd. Sterl. eingezahlt worden gegen 5,975,581 Pfd. Sterl. im Vorjahre.
Frankreich. Paris, 4. Februar. Zu der Ange⸗ legenheit des Prozesses des „Avenir de la Haute-Saone“, welche am 3. d. M. im obersten Gexichtshofe zum Aus⸗ trage kam, bringt die „Fr. Korr.“ folgende Details: Dieses Blatt hatte in einer Polemik den Satz, aufgestellt, daß Jeder, der an den gemischten Kommissionen von 1852 Theil genommen, sich eines Verbrechens schuldig gemacht habe. Der Präsident des Appellationsgerichts von Besan gon hatte die Bemerkung auf sich bezogen und die Zeitung wegen Beschimpfung belangt. Er wurde in erster Instanz abgewiesen; aber die zweite Instanz verurtheilte, nachdem der General⸗ Advokat selbst für den Kläger eifrig Partei ergriffen, das Blatt zu einer namhaften Geldstrafe und erklärte sogar in dem Er—⸗ kenntnisse, daß die Mitglieder der gemischten Kommissionen nur ihre Pflicht gethan hätten. In diesem Stande kam die Sache vor die Deputirtenkammer: die Regierung sprach sich offen von den Theorien des Appellhofes und des General-Advokaten los, und der letztere wurde bald darauf vom Amte entfernt. Der verurtheilte Direktor des republikanischen Blattes legte in⸗ zwischen die Nichtigkeitsbeschwerde ein und man war nun auf Das Verhalten des obersten Gerichtshofs sehr gespannt. Derselbe hat nun nach längeren Debatten, in welchen der General ⸗Prokurator Renouard auszuführen suchte, daß in dem fraglichen Artikel nur ein historisches Urtheil, nicht aber ein persönlicher Angriff vorgelegen hätte, die Nichtigkeits⸗ beschwerde zurückgewiesen. In den Erwägungsgründen heißt es, daß die Gesetzlichkeit der gemischten Kommis⸗ sionen nicht bestritten werden könne und es daher eine Schmähung fei, wenn man ihre Mitglieder beschul— dige, sich an, einem Verbrechen betheiligt zu haben. — Die Entscheidung des Kassationshofes, die der⸗ selbe gegeben, lautet wörtlich: „Die Bezeichnung „Verleum— dung“, mit welcher der Gerichtshof erster Instanz das Ver⸗ gehen der Zeitung von Besangzon belegt hat, ist un— richtig; dasselbe ist nicht eine Verleumdung, denn es konstatirt nur die ganz richtige Thatsache, daß Herr Willemot Mitglied einer gemischten Kommission gewesen; aber die Be⸗ zeichnung dieser Thatsache als „Verbrechen“ ist eine Ehren⸗ kränkung, denn die gemischten Kommissionen sind durch die Gesetzgebung des Kaiserreichs legalisirt, und wer an ihnen Theil nahm, hat eine Handlung begangen, deren Gesetzlichkeit sich nicht bestreiten läßt. Die vom Gerichtshof, erster Instanz verhängte Strafe wird demnach einfach bestätigt. — Die „Corr. Havas“ bemerkt dazu: „Dieser Beschluß des ersten Gerichtshofes des Landes läßt einen ernsten Konflikt zwischen der Gerichtsgewalt einerseits und der ausübenden Gewalt und der gesetzgebenden Gewalt andererseits voraussehen, denn diese beiden Gewalten protestirten im Namen der Moral gegen die Handlungen der Kommissionen, welche jetzt vom Kassations⸗ hofe rein gewaschen werden. Sowohl Hr. Dufaure, als der gegenwärtige Justiz-Minister brandmarkten im Parlament die Richter von 1852. Der erste Gerichtshof des Landes war gestern der Ansicht, die gemischten Kommissionen wären ein normales, gerechtfertigtes juristisches Tribunal, wie alle anderen Trlbunale gewesen, und die gegen dieses Tri⸗ bunal und gegen die Männer, aus denen es zu⸗ sammengefetzt war, gerichtete Kritik müsse in Zukunft als eine zu bestrafende Beschimpfung betrachtet werden.“ — Der „Köln. Ztg.“ schreibt man: „Der Beschluß des Kassatiens⸗ hofes, welcher die gemischten Kommissionen des Staatsstreiches, ohne daß eine Nöthwendigkeit zu solchem Ausspruche vor⸗ elegen hätte, rechtfertigt, hat Paris so erregt, daß man allgemein 3 was die Kammer thun wird, um dem Treiben des fran⸗ zösischen Richterstandes dadurch ein Ziel zu setzen, daß man die Ünabfetzbarkeit der Richter aufhebt. Wie die Stimmung ist, mag der Artikel des äußerst gemäßigten „Courrier de France“ zeigen, der bisher ganz für Jules Simon war. Der⸗ selbe äußert: „Der Kassationshof hat einen Beschluß gefaßt, welcher dem Justiz⸗-Minister, dem Präsidenten der Republik, der Deputirtenkammer und der öffentlichen Meinung gegen⸗ über eine Herausforderung ist. Es ist Sache der gesetzgebenden Gewalt, Maßregeln zu ergreifen, welche den Richterstand auf die Bahn zurückführen, von der er sich nicht entfernen kann, ohne daß es zum Bürgerkriege kommt. Die Restauration, eine wesentlich konservative Regierung, hat gezeigt, wie man auf⸗ treten muß; die Republik muß so handeln, wie die Restauration.“
— 5. Februar. (Köln. Ztg.) Heute fand im Theater Italien zum Besten der Societe de secours mutuels des ex- militaires eine musikalische und dramatische Matinée statt. Das Fest war eine Art bonapartistischer Kundgebung, da Napoleon III. Begründer der Gesellschaft war. Der Organi⸗ et des Festes war der Bonapartist Moreau. — Die Sub⸗ kription für die katholische Universität von Toulouse
hat bis jetzt 175,025 Frs. ergeben.
. Versaille s, 5. Februar. (W. T. B) In der heutigen Sitzung der Deputirtenkamm er machte der Deputirte Madier de Montjau die Mittheilung, daß er am nächsten Donnerstag die Regierung über die innere Politik zu in—⸗ terpelliren beabsichtige. Der Minister⸗Präsident Simon er—
klärte sich bereit, die Diskussion hierüber sofort zu eröffnen.
Leblond (gemäßigte Linke) erklärte, derartige Diskussionen
könnten nur im Lande Unruhen und Besorgnisse hervor⸗
rufen. (Beifall) Madier zog hierauf seine Interpellation zurück. — Darauf wurde be von demselben Deputirten eingebrachte Antrag, betreffend die Aufhebung des im Jahre 1852 erlassenen, auf die Suspendirung und Unter⸗ drückung der Journale bezüglichen Dekretes angenommen mit einem Zusatzartikel, nach welchem die durch das Dekret vom Jahre 1853 aufgehobenen früheren Bestimmungen über die Presse provisorisch wieder in Kraft treten sollen. Im
Laufe der Debatte erklärte der Minister⸗Präsident Simon dem
Deputirten Raoul Duval (Bonapartist) gegenüber, welcher den Minister wegen seiner jetzigen Haltung zu der Presse, die
mit seiner früheren im Widerspruch stünde, angegriffen hatte, unter verschiedenen politischen Lagen könne man auch ver⸗—
schiedene Doktrinen befolgen; um die Angriffe der bonapar—
tistischen Partei zu verhindern, sei es nothwendig, die Gesetze
wiederherzustellen, welche unter dem konstitutionellen Regime bestanden.
Spanien. vom heutigen Tage bas kischen Provinzen weiter ohne Schwierigkeiten vor sich gehe.
Türkei. Konstantin opel, 5. Februar. (W. T. B.) Amt⸗
licher Meldung zufolge ist Edhem Pascha an Stelle Mid—
hat Paschas, welcher von Konstantinopel entfernt wurde,
zum Großvezier, Kadji Bey, unter Erhebung zum Range eines Paschas, zum Präsidenten des Staatsrathes, Djev det Pascha zum Minister des Innern, welches Ministerium neu kreirt wurde, ernannt worden. Ferner sind ernannt worden: Adosides Effendi zum Musteschar des Ministeriums des Innern, Ohannes Effendi Tchamith zum Handels⸗-Minister, der bisherige Gouverneur von Adrianopel, Assim Pascha, zum Justiz-Minister und der bisherige Botschafter in Paris, Sadik Pascha, zum Gouverneur des Donauvilgjets.
— (W. T. B.) Den Vertretern der Pforte im Auslande ist Seitens des Ministers des Auswär⸗ tigen folgende Mittheilung zugegangen: „Se. Kaiserliche Majestät der Sultan hat durch einen bei der Hohen Pforte feierlich verlesenen Hat den Posten des Großveziers Sr. Hoheit
Edhem Pascha, bisherigen Präsidenten des Staatsrathes, ver⸗ liehen. Derselbe Hat enthält außer den hereits gemeldeten noch folgende Ernennungen im höheren Staatsdienste: Ali Pascha ist zum General-Gouverneur der Provinz Adrianopel, Achmed Relik Effendi zum Präsidenten der Deputirten⸗ kammer ernannt. — Der Sultan empfiehlt dem Großvezier auf das Dringendste, auf eine rasche und vollständige Entwicke— lung aller durch die Verfassung gewährleisteten Prinzipien und auf die praktische Einführung aller Reformen, welche in den Provinzen zur Anwendung gelangen sollen, hinzuwirken.“ — 6. Februar. (W. T. B.) In Verfolg der Ernennung Edhem Paschas zum Großvezier sind weiter ernannt worden: Kurschid Pascha zum Mustechar des Großvxezierates, Qhannes Sakis zum Mustechar des Ministeriums des öffentlichen Unterrichts. — Midhat Pascha hat sich gestern nach Mitilene begeben. Paxis, 5. Februar. (W. T. B) Der Marguis von Salisbury ist heute früh auf der Durchreise nach London hier eingetroffen. — Der „Moniteur“ bespricht die jüngste russische Cirkularnote und meint, diesel be scheine das von der „Times“ geäußerte Mißtrauen und die pessimistischen Anschauungen nicht zu rechtfertigen; die orien⸗ talische Frage müsse eine europäische Frage bleiben, deshalb erwüchsen aus derselben auch für Rußland keine Verantwort— lichkeit oder Pflichten, die von denen der übrigen Staaten ver— schieden seien. Schließlich bemerkt der „Moniteur“, das ECirkularschreiben des Fuͤrsten Gortschakoff habe das durch die Konferenz in Konstantinopel festgestellte Prinzip nicht verletzt. Wien, 6. Februar. (W. T. B.) Wie die „Presse er⸗ fährt, ist eine Antwort der Pforte auf das serbische Ansuchen, betreffend die Zurücknahme der Garantieforderung, bisher noch nicht erfolgt. — General Ignatieff ist gestern Nachmittag hier eingetroffen.
London, 6. Februar. (W. T. B.) Die heutigen Morgenblätter besprechen bereits den Sturz Midhat Paschas und die Ernennung Edhem Paschas zum Großvezier und stimmen meist darin überein, daß dieses Ereigniß wich— tige Veränderungen in der inneren und in der auswärtigen Politik der Türkei herbeiführen werde. Der „Standard“ ist der Meinung, Rußland werde aus dem Vorgange den meisten Vortheil ziehen. Die „Times“ hofft, derselbe werde nicht zu einem neuen Ausbruch des Fanatismus führen oder die Pforte zu übereilten und verhängnißvollen Handlungen fortreißen. — Der diplomatische Schriftenwechsel über die Orientfrage wird, wie verlautet, dem Parlamente am nächsten Donnerstage vorgelegt werden.
— Die „Ag. gen. russe“ vom 3. meldet: Nach Depeschen aus Konstantinopel und Belgrad würde die Pforte sich damit begnügen, moralische Garantien von Serbien zu fordern.
— Der „Köln. Ztg.“ wird aus Konstantinopel un⸗ term 29. Januar u. A. geschrieben: Die Geldverhältnisse werden immer verwickelter, der Werth des Silbers gegen Gold sinkt täglich mehr, dem entsprechend steigen die Preise aller Lebensmittel. In den letzten Tagen sind zahlreiche Kaimes zu 1 Piaster, 20 und 10 Para (ungefähr 20, 10 und 5 Markpfennig) ausgegeben worden. Gleichzeitig hat das Finanz⸗Ministerium ein Dekret erlassen, durch welches der Gebrauch der von den Kirchen und Ephorien geprägten Kaimes zu denselben Beträgen, deren man sich bisher im kleinen Ver— kehr als Nothbehelf gern bediente, untersagt wird.
— Die Verhandlungen im türkischen Parla⸗ ment werden in türkischer Sprache stattfinden. Das Publikum wird Zutritt haben und 21 Stenographen werden von der 2 zur Wiedergabe der Reden gesucht. Der „Daily⸗ Telegraph“ vernimmt, der türkische Minister wolle versuchen, die Verhandlungen des Parlaments nach dem Verfahren des britischen einzurichten.
Rustschuk, 28. Januar. Man schreibt der „Pol. Korr.“ „Ueber dringenden Auftrag des Großveziers ist der Vali, Rifagt Pascha, nach Raigrad, Eski-⸗Djumaja, Schumla und Varna abgereist, um die Administrationsbeamten persönlich zu einem die Erhaltung der Ordnung verbürgenden Regimente anzueifern. Dieser Schritt
Ma drid, 3. Februar. Offizielle Telegramme selden, daß die Aushebung in den ;
tomen einer tiefen Gährung in mohamedanischen Krei⸗ sen, welche in den letzten Tagen in erschreckender Weise sich ver⸗ mehrt haben. Die Mohamedaner können die Konstitution, welche den Christen Rechte einräumt, nicht verwinden. Um das Illusorische der Gleichberechtigung der Christen gleichsam praktisch zu illustriren, wurden in der letzten Woche sechs Bulgaren in den Lowtscher und Widdiner Sandschaken, erschlagen, der Mißhandlungen, welche die Bulgaren zu erleiden haben, gar nicht zu gedenken. Weiter hat der Vali. den Auftrag, sich persörlich von dem Stande der in der Provinz befindlichen Vorräthe zu überzeugen. Sellte derselbe ungenügend sein, so soll zur Requisition geschritten werden. Midhat Pascha wollte die Bulgaren geschont wissen. Er dachte die Bedürfnisse des Heeres durch die Kajmies decken zu können. Da aber das Papier rasch im Werthe gefallen und der Preis der Lebensmittel enorm in die Höhe gegangen ist, wurde beschlossen, die Verpflegung des in Bulgarien konzentrirten Heeres auf dem Wege der Requisitionen zu beschaffen. Daß diese Maßregel dadurch an Härte nicht verliert, weil sie vom Vali selbst durchgeführt wird, ist klar. Die Lage der Bevölkerung ist überhaurt jetzt ein sehr ungünstige. Die Donau ⸗ Armee nimmt an Stärke tägli wund müssen die Mannschaften hauptsächlich in Privatwohnungen tergebracht werden. In Donau⸗Kadiluks sind zu 10 bis 135 S elnen Hause einquartiert und zeichnen sich ige Bescheidenheit gerade nicht aus. ĩ n jetzt von ihren allseitig harang sucht den Geist der —Opferwilligkeit zu entflammen, dabei auch der Fanatismus gesteigert.“ — Bezüglich der serbisch-türkisch lungen macht der Golos“ in einem telegraphi
daten in jedem einzelnen durch eine übermäßig werden
tung für die Zukunft gern Rußland juschieben möchte. Die rus⸗ sische Regierung — erwidert der Golos“ hierauf mit Be ungnahme auf einen Artikel des Belgrader ‚Istok— — hat Serbien niemals er⸗ muthigt, der Türkei den Krieg zu erklären. Im Gegentheile, sie hat Serbien lange Zeit von dieser gewagten, unbedachten Unterneh⸗ mung zurückgehalten. Daraus, daß die russische Gesellschaft während des Krieges die Möglichkeit hatte, den Serben mit Geld, Mannschaft und durch Organisation des Sanitätsweseus zu Hülfe zu kommen, darf noch nicht gefolgert werden, daß Rußland Serbien zu einem solchen Entschlusse ermuntert habe, wie einige serbische Politiker glauben machen wollen, denen die Verantwortlichkeit hintennach so drückend scheint, daß sie dieselbe gern auf fremde Schultern abwälzen möchten. Es kann ja gewiß sich ereignen, daß Rußland auch in der jetzigen Phase der orientalischen Frage die Interessen Serbiens nicht aus den Augen verliert. Es ist das sogar mehr als wahrscheinlich, obgleich natürlich diese Interessen für Rußlands Maßregeln nach der Konferenz nicht in erster Linie maßgebend fein können. Die eigenen russischen Interessen gehen sicherlich nicht nur den serbischen, sondern überhaupt den flavischen vor. Die Belgrader Regierung muß selbständig überlegen, welche Rolle in den künftigen Ereignissen die vortheilhafteste ist. Wenn sie unter passenden Bedingungen mit der Türkei Frieden schließen kann, so wird Niemand in Rußland sie deshalb verurtheilen. Die Betheili⸗ gung Serbiens an der orientalischen Krise war so zu sagen nur eine episodische, die zwischen den beiden Akten des diplomatischen Dramas, welches mit der Konferenz endete, begann und zu Ende ging. Vielleicht beförderte diese Betheiligung die übermäßige Dauer des Zwischen⸗ aktes. — Welcher Art auch die im Orient sich vor⸗ bereitenden Ereignisse sein mögen, Serbiens Betheiligung an ihnen ist keineswegs erforderlich. Hält es die Pforte für vernünftig, ihren Sieg nicht zu mißbrauchen, so kann man in Belgrad in aller Ruhe zu der Stellung zurückkehren, die man vor den Freignissen dieses Sommers einnahm. Es würde das keinen Einfluß auf den Wunsch Rußlands haben, die Zukunft Bosniens, Bulgariens und der Herzegowina zu sichern, und, die Existenz der Gründe, auf denen dieser Wunsch ruht, nicht alteriren. Der Zweck der Kollektiveinmischung bestand hauptsächlich im Versuche, die ge⸗ nannten Provinzen gegen mohamedanische Willkür zu schützen. Die Bedingungen des Friedens mit Serbien und Montenegro waren nur ein Zusatz zum Hauptprogramme, das durch das Verschwinden dessel⸗ ben nichts verliert, sondern nur durch Vereinfachung gewinnt.“
AKußland und Polen. St. Petersburg, 4. Februar. Sr. Majestät dem Kagiser sind weitere, Ergebenheits⸗ adressen von verschiedenen Bauerngemeinden der Gouver— nements Piotrkow, Lublin, Warschau und Suwalki des Königreichs Polen überreicht worden.
— Der „Regierungs⸗A Anzeiger“ veröffentlicht Mitthei⸗ lungen über die Sanitätsverhältnisse der aktiven Armee aus Kischenew, denen wir Folgendes entnehmen:
Seit einiger Zeit bringt die ausländische Presse mit auffälliger Beharrlichkeit Nachrichten über die angeblich furchtbare Lage unserer aktiven Armee in sanitärer Hinsicht. Durch diese Mittheilungen blickt nicht selten eine gewisse Tendenz, bestimmt Sensation, sowohl unter der europäischen Gesellschaft im Allgemeinen, als in der russischen im Speziellen zu erregen. Und in der That, unsere Gesellschaft ist bezüglich des Zustandes der Armee zu sehr interessirt, um durch die von den ausländischen Zeitungen gebrachten Nach⸗ richten nicht in Verwirrung zu gerathen, daß in Kischenew die Typhus⸗Epidemie wüthe, daß die ganze Armee von Skorbut und BDissenterie zu leiden habe, daß die bessarabis en Fieber fast zwei Drittel des Truppenbestandes dahinraffe, daß selbst der Großfürst Ober⸗Kommandirende bei allen ihm zu Gebote stehen⸗ den Beguemlichkeiten den Wirkungen des schädlichen klimatischen Ein⸗ flusses nicht entgehen konnte. Das regt natürlicherweise unsere Gesell⸗ schaft auf, die gegenüber den von verschiedenen Seiten aus dem Aus⸗ lande her eindringenden, dunklen, ungleichen Nachrichten düsteren Charakters, russischerseits keine Gegenwehr und Aufklärung über das wirkliche Wesen der Sache findet und so unwillkürlich zu der Ueber⸗ zeugung gelangt, der Sanitätszustand unserer Armee sei äußerst traurig. — Unter der Einwirkung der ausländischen Nachrichten, denen man hier anfangs nicht die geringste Aufmerksamkeit zuwandte, hat die Sache endlich die Wendung genommen, die allem Anschein nach die betreffenden Organe der ausläͤndischen Presse zu bezwecken gewünscht haben, indem sie den Umstand benutzten, daß bisher keine detaillirten Nachrichten über die Armee gebracht worden waren. In nachfolgender Mittheilung werden ganz genau Nachrichten und Zahlen über den Sanitätszustand der aktiven Armee gegeben.
Es folgen nun genaue Details über die umfassenden sanitären Vorrichtungen, die Hospitäler und den Kranken⸗ bestand, aus denen wir Folgendes hervorheben:
Zum J. Januar dieses Jahres betrug der Krankenbestand der 180,560 Mann starken Armee 1889 Personen. Epidemische Krank⸗ heiten sind gar nicht vorgekommen; Thyphus fälle nicht mehr als 5 oder 6 auf ein Hospital; die beobachteten Krankheiten waren Syphilis und die lokale Augenkrankheit. Todesfälle sind in sämmtlichen Hospitälern seit ihrer Eröffnung nur J vorgekommen, darunter 3 plötzliche Todesfälle in Folge von. Apoplerxie. Auf 1600 Erkrankte kommen: Fieberkranke 90 Mann oder o, Typhuskranke 49 Mann oder 490 / Ruhrkranke 6 Mann oder /s so, Augenkranke 165 Mann oder 16, s60/, Spphiliskranke 235 Mann oder 23 500½o, mit Entzün⸗ dungen Behaftete 172 Mann oder 1L280ss; mit Katarrhen Behaftete 142 Mann ober 145009. Auf Grund dieser Zahlen ergiebt sich, daß der größte Theil der Kranken an Spphilis leidet. Dieses bei An— häufung bedeutender Truppenmassen nur. schwer zu vermeidende Uebel wird jetzt mit Hülfe entsprechender Maßregeln paralysirt.
ur Disposition des Oberst⸗Kommandirenden der Opergtions⸗ Armee stehen zwei beständige Haspitäler in Tiraspol und Bender zu 415 und 267 Plätzen, das Ortslazareth in Kischenew und die Augenstation, jede zu 200 Plätzen, ferner 30 Kriegslazarethe, jedes u 620 Plätzen, in Summa 34 Hospitäler mit 19,922 Plätzen. Da⸗
steht in unmittelbarem Zusammenhange mit den bedenklichen Symp⸗—
bon sind bisher 13 mit 3900 Plätzen eröffnet.