— Die Vornahme einer Pfändung Seitens eines Gerichtserekutors bedarf nach einem Erkenntniß des Sber?Tribunals vom 18. Januar 1877 einer s eziell hierauf
erichteten gerichtlichen Verfügung; fehlt eine solche, so befindet ich der Exekutor nicht in der rechtmäßigen Ausübung seines Amtes, selbst wenn die Pfändung sachlich berechtigt ist, und der Widerstand gegen den Exekutor bei der Vornahme der Pfändung ist straflos.
— Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Froß⸗ he lich mecklenburg schwerinsche Ober⸗Zolldirektor Olden⸗
urg, ist hier angekommen.
— Im Laufe dieses Jahres werden ihr 50 ⸗ jähriges Dien fl feiern der General Feldmarschall und General⸗Adjutant Freiherr von Manteuffel, Chef. des Rheinischen Dragoner⸗Regiments Nr. 5, am 1. Mai, und der General der Infanterie von Blumenthal, kommandiren⸗ der General des JV. Armee⸗Corps, am 30. Juli.
— Als Aerzte haben sich niedergelassen: Dr. Brann in Naugard, Dr. Boedekker in Stettin, Dr. Szumski in Bartschin.
— S. M. S. „Elisabeth“, welches am 24 November 1876 St. Vincent verlassen hatte, ist am 28. Dezember in Kapstadt eingetroffen und hat am 5. Januar cr. die Weiter⸗ reise nach Singapore angetreten.
— Der Kommunal-Landtag- der Kurmark hielt seine VI. Plenarversammlung am 2. 8. M. ab. In derselben elangte der Rest der I gn lachten zur Berathung und eschlußfassung. Es haben im Ganzen 48 Sachen durch Plenarberathung ihre Erledigung gefunden. Davon sind 18 durch den J, 19 durch den I., 10 durch den III. Ausschuß und 1 durch die Spezial⸗Kommission für den Uebergang des Landarmenwesens auf die Provinz vorbereitet worden. Außer⸗ dem 2. der Konvent der Ritterschaft 4 Sachen zu erledigen. eine Schlußfitzung hielt der Landtag am 5. d. M. und hat damit an der sonst üblichen Dauer der Session nahezu 1 Woche erspart,
Nach einer Uebersicht der Thätigkeit des Landtages schloß der Vorsitzende denselben mit einem Hoch auf Se. Majestät den Kaifer und König, in welches die Versammlung mit dreifachem begeistertem Ruf einstimmte. .
Für die Zeit, in welcher der Landtag nicht versammelt ist, hat derselbe seiner erwähnten Spezial⸗Kommission für die Verhandlungen mit der Provinz wegen Ausführung des 8 128 der Provinzialordnung in Bezug auf das Landarmen⸗ wesen Mandat ertheilt.
Bayern. München, 5. Februar. (Allg. Ztg.). Den nothleidenden Webern Oberfrankens ließ das Kriegs⸗ Ministerium am 31. Januar wieder eine Lieferung von 22,000 Metern Baumwolltuch übertragen. Insbesondere sind die beiden in Bayreuth garnisonirenden Regimenter angewiesen, ihren Bedarf für 1877 und 1875 unter Umgehung des Sub⸗
missionsweges bei dem Hülfscomitéè zu bestellen (vgl. die 4. S.). Baden. Karlsruhe, 5. 5 Der Großher⸗
zog und die Großherzogin haben in verflossener Nacht die Reise nach Italien angetreten.
. Stuttgart, 6. Februar. heu
(W. T. B.) Der König hat te die Ständeversammlung mit einer Thronrede eröffnet, we durch den raschen Tod des Herzogs Eugen dem Königlichen aufe auferlegten Prüfung, sodann aber auch des hocherfreu⸗ lichen Ereignisses gedacht wird, daß sich der dem Throne zunächst stehende Agngt, Prinz Wilhelm, mit der Prin⸗ zessin Marie von Waldeck verlobt habe. Das würt⸗ lembergische Volk sei gewohnt, Freud und Leid seines Für⸗ stenhauses mitzufühlen, der König sei deshalb auch heute seiner Theilnahme sicher. Das Werk einer zeit⸗ gemäßen Revision der Verfassung werde von der Regierung weitergeführt werden, die bisher erzielten Ergebnisse berech⸗ tigten zu der Hoffnung eines ferneren Gelingens. Wichtige Gesetzvorlagen in Bezug auf das Gemeindeleben und die Be⸗ zirksverwaltung würden die Prüfung der Stände in Anspruch nehmen, um in der Gemeinde- und Amtsverwaltung die Grundsätze der Selbstverwaltung weiter zu entwickeln. Die Ausführung der Reichsjustizgesetze, die dem Ziele einer deut⸗ schen Reichseinheit nahe geführt, hätten, machten mehrere andere Vorlagen nothwendig. Die der Ständeversammlung gestellten Aufgaben seien schwierig, stellten aber auch lohnende Ziele in Aussicht.
Hessen. Darmstadt, 5. Februar. In der heutigen Sitzung der Zweiten Kammer der Landstände fand die zweite Berathung über den Gesetzentwurf, die Gehalt: der Volksschullehrer betreffend, statt. Nach längerer Debatte wurde schließlich das ganze Gesetz gegen 1 Stimme angenommen.
Hamburg, 6. Februar. (H. N.) Die erste Sy node der evangelisch-⸗üutherischen Kirche im Hamburgischen Staat wirs am Donnerstag, den 8. Februar, mit einem Gottes⸗ dienste in der Michaeliskirche eröffnet werden. Zunächst tritt äußerlich nichts weiter ein, als eine Erweiterung des sog. Stadtkonvents. Derselbe bestand aus 49 Abgeordneten der 7 stadtischen Gemeindevorstände und 2 Präsidialmitgliedern aus dem Senate. Seit dem 9. Dezember 1870 hat dieser Stadtkonvent durch einen provisorischen Kirchenrath provisorisch die evangelisch⸗lutherische Landeskirche wenigstens in der Stadt
eleitet. Nun treken zu ihm hinzu 8 Abgeordnete des ersten ändlichen Kirchenkreises und 3 Abgeordnete des zweiten länd⸗ lichen Kirchenkreifes. Unter diesen 53 Mitgliedern des Ge⸗ fammt⸗Kirchenkonvents, der Synode, sind 16 Geistliche und 37 Nichtgeistliche.
ESElsaß⸗Lothringen. In der von der „Straßb. Ztg.“ jetzt im Wortlaut veröffentlichten Re de des Alters-Präsidenten — 6 gelegentlich der Eröffnung der dritten Session des zandesausschusses am 5. d. M. heißt es:
Ihre dritte Session wird wie die vorhergehenden Ihre ange⸗ strengteste Thätigkeit erheischen; sie wird bei Ihn n wieder die volle eg nn finden, welche die Lage der Dinge erfordert. Ihre Ar⸗
eiten, welche sich bei der Regierung einer guten Aufnahme erfreut, haben im Lande ein günstiges Resultat erzielt. Zahlreiche Blicke sind auf den Landesausschuß gerichtet, und wenn er auch von ge⸗ wissen Kritiken nicht verschont bleibt, so wird ihm doch anderseits von vielen Seiten eine wohlwollende Würdigung zu Theil. Meine Herren, ich fann mich nicht des Gedankens entwehren, daß die Um— gestaltung gewisser Partejen im Lande, die Umwandlung der öffent⸗ lichen Meinung das Werk des vom Landesausschuß guf die Bevölkerung ausgeübten Einfluffes sind; die Wahlen, vom 10. Janugr sind ein
in der zunächst der schweren,
daß die eitlen und gespannten orien, die resultatlosen, herben und kompromittirenden Protestationen sich überlebt haben, und daß die Bevölkerung ju gesunden, praktischen und ausführbaren Ideen überzugehen scheint.“
ö beglückwünsche; man darf hiernach voraussetzen,
Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 5. Februar. Die Kai⸗ serin ist heute Nachmittag von Pest in Wien ange⸗
kommen.
= 6. Februar. (W. T. B) Die zwischen den Ministern beider Reichshälften in der Bankfrage geführten Verhand⸗ lungen haben zu keinem Resultate geführt, die ungarischen Minister 2 heute nach Pest zurück. 122
— 7. Februar. B.) Die „Presse“, sowie die „Neue freie Presse“ wollen wissen, Tisza habe vor seiner Ääbreise dem Kaiser die Demission des ungarischen Ges am mt⸗Ministeriums überreicht.
Schweiz. Bern, 5. Februar. N. Zürch. Ztg.) Heute ist hier die nationalräthliche Kommission zur Vorberathung des Entwurfes zu einem Militärsteuergesetz zusammen⸗
getreten.
Lausanne, 2. Februar. (N. Zürch. Ztg. Der Große Rath hat entgegen dem Antrage der Mehrheit seiner Kom⸗ misston mit 143 gegen 39 Stimmen dem Antrage des Obersten de Gingins zugestimmt und beschlossen, dem Volke die Fragen vorzulegen, ob eine Revision der Verfassung vorzu⸗ nehmen sei und, wenn ja, ob dieselbe durch einen . 8
rath oder durch den Großen Rath durchgeführt werden solle.
Frankreich. Paris, 5. Februar. (Köln, tg.) Der Marguis von Salisbury kam heute durch Paris und reiste, ohne anzuhalten, weiter. — Die „Korresp. Havas“ meldet, der Conseils⸗Präsident Simon sei mit den Vorarbeiten zu einem Preßgesetz beschäftigt und sei daher geneigt, die Rammer in allem, was zur „Konsolidirung der Preßgesetz⸗ gebung“ führe, zu unterstützen. Der Ausschuß, der mit dieser Konsolidirung“ beauftragt ist, beschloß in seiner heutigen 5 vorlaufig der Kammer vorzuschlagen, schon jetzt die Bestimmung des Gesetzes von 1875, welche die Preßvergehen dem gig eh ere gh Überwiesen hatte, sowie die Bestimmungen der Gesetze von 1828 und 1868, welche die Suspendirungen auf gerichtlichem Wege gestatten, aufzuheben und bis zur Annahme eines neuen Vreßge fete das Gesetz von 1871, das die Preß⸗ prozesse der Jury überweist, wieder in Kraft treten zu lassen. — In Bezug auf das Urtheil des Kassationshofes in Sachen der gemischten Kommissionen äußern die bonapartisti⸗ schen Blätter, die Gesetzlichkeit der politischen Maßregeln des Kaiserreichs sei nun „unumstößlich“ festgestellt. Die republika⸗ nischen Blätter bestreiten diese Thatsache nicht, sondern werfen dem Kassationshof vor, daß er seine Pflicht vergessen habe; denn es sei seine Aufgabe, nicht die bestehende Staatsform und die öffentliche Sittlichkeit untergraben zu helfen, sondern sie zu stützen. —er Deputirtenkammer liegt ein Gesetzentwurf von Versigny, Bamberger und Genossen vor, welcher vor⸗ schlägt, für die Zuchtpolizeisachen das Verfahren der Ge⸗ schworenengerichte in Anwendung zu bringen. — Die internationale Zuckerkommission trat gestern im Han⸗ dels-Ministerium unter dem Vorsitz des Ministers Teisserene de Bort zusammen. — In einer klerikalen Versamm⸗ lung zu Toulon hielt der Deputirte Graf de Mun eine Rede, worin Er heftige Angriffe auf die republika⸗ nischen Einrichtungen und die moderne Gesellschaft machte. — Gr. Corr.) Nachdem eine größere Anzahl der Offiziere der Garnison von Lyon eine Kundgebung gegen die von der Kammer ergriffenen Yiaßregeln gegen die Garnisongeist⸗ lichen erlaͤssen, haben jetzt Offiziere der Garnison von Rodez dem Garnisongeistlichen dieser Stadt, der gesetzlich beseitigt worden, eine Besoldung von 2000 Fr. ausgesetzt, damit er sein Amt weiter verwalte. Der betreffende Geistliche erhielt bisher nur 400 Fr. —Daszweite usaren⸗Regiment, welches bisher in Pont⸗⸗Mousson . ist auf Befehl des Kriegs-Ministers nach dem Lager von Chalons abgegangen. — Der vom Zucht⸗ polizeigerichte verurtheilte Graf de Germiny hat jetzt als einer der Administratoren der katholischen Universität von Paris einen Nachfolger erhalten. Der Kardinal⸗ Erzbischof Guibert gab die erledigte Stelle dem Senator Depeyre, der unter dem Herzog Broglie Justiz⸗Minister war. Versailles, 5. Februar. (Fr. Korr.) Bei Beginn der heutigen Sitzung der Deputirtenkammer brachte einer der Deputirten von Lyon, Hr. Ordinaire, in Form einer Frage an den Minister des Innern die unter den Seiden webern dieser Stadt herrschende Krisis zur Sprache. Fünf igtausend Arbeiter, sagte derselbe, seinen in Folge des Rückgangs der Tarife und der theueren Preise der Rohseide, welche um 80 Prozent gestiegen sind, brodlos. Der Fabrikant habe An⸗ esichts der amerikanischen Krise und der efahr eines Krieges im Drient keine Einkäufe machen können und die Lage dieser Industrie sei dadurch eine ganz unerträgliche gewor—⸗ den. Der Minister-Präsident Jules Simon erwiderte, die Regierung sei schon von mehreren anderen Abgeordneten von Lyon privatim befragt worden, was sie Angesichts diefer fehr bedenklichen Sachlage zu thun gedächte, und sie habe auch aus eigenem Antriebe auf Abstellung des Uebels o weit dies in ihren Kräften steht, gesonnen. Sie sei sich ihrer Pflichten bewußt und werde die Leiden der Lyoner Be⸗ völkerung gewiß nicht aus den Augen verlieren. Sie ho fe, daß es ihr im Verein mit den Opfern, welche der Wohl⸗ thätigkeitssinn in Lyon schon gebracht hat und noch weiter bringen wird, gelingen werde, die Wirkungen der Krise we⸗ nigstens bedeutend zu lindern. Der Gemeinderath der Stadt habe 200, 0090 Fr. votirt und beschlossen, ein Fest und einen azar zum Besten der Nothleidenden zu veranstalten. Ferner seien Privatsubskriptionen eröffnet. Wenn alles dies nicht ge⸗ nügen sollte, werde die Regierung nöthigenfalls einen beson⸗ deren Kredit bei der Kammer na suchen, die überhaupt sicher sein möge, daß man sich an amtlicher Stelle täglich mit dem Gegenstande beschäftigen werde.
Spanien. Madrid, 5. Februar. Die amtliche „Gaceta“ veröffentlicht ein D ekret, welches den Präfekten von Madrid, Hrn. Elzuayen, wegen Meinungsverschiedenheit
mit der Regierung absetzt. ebruar. (Agz. Hav.) Die
San Sebastian, 4.
Deputationen der drei baskischen Provinzen sind, nach⸗ dem sie ihre Weigerung erklärt haben, die Junten unter den von der Regierung aufgestellten Bedingungen zu berufen,
gestern auseinander gegangen.
alien. Rom, 2. Februar. ,, hat gestern, in Begleitung des Generals Medici, im Hotel ashington dem
abgestattet. -In der gestrigen . der Deputirtenkam⸗ mer wurde ein Antrag auf feierli estattung der Gebeine der in Mailand 1863 hingerichteten Patrioten und Absendung einer Deputation zu diesem Zweck nach Mailand mit großer Majoritat genehmigt. — Heute hat die Dep utirtenkammer mit 194 gegen 72 Stimmen die Vorlage des Kriegs Ministers über die nene militärische Eintheilung Italiens ge⸗ nehmigt. Laut Artikel 1 dieses Gesetzentwurfes zerfällt Ita lien von jetzt ab, was die allgemeine militärische Eintheilung an⸗ belangt, in 10 General Kommandos, 20 Territorial Kom⸗ mandos, 88 Militärdistrikte und 20 oberste Militärdistrikts⸗ Kommandos. Ferner ist das Königreich in 6 Artillerieterritorial⸗ Kommandos von zusammen 12 Artillerieterritorial⸗ Direktionen, sodann in 5 Genieterritorial⸗Kommandos von zusammen 16 Genie⸗ territorial Direktionen, ferner in 20 Sanitäts territorial⸗Direktig⸗ nen und endlich in 20 Militärkommissariats⸗-Direktionen getheilt. — Von den Ausschüssen, welche mit der , des von Tairoli, Garibaldi und Genossen eingereichten Verschlags: „die noch lebenden Helden von Sapri mit jährlich 1990 Lires zu dotiren“, beauftragt waren, haben drei die Ab⸗ lehnung desselben und sechs die Vertagung vorgeschlagen.
— 6. Februar. (W. T. B.) Der neu ernannte ö ster⸗ reichische Botschafter am italienischen Hose, Frhr. von Haymerle, überreichte heute dem Könige seine Kreditive in Anwesenheit der Minister sowie des Militär⸗ und Civil⸗Hof⸗ staates des Königs. Der Botschafter machte sodann dem Kronprinzen und der Kronprinzessin seine Aufwartung. Der Empfang war ein sehr herzlicher und wurden von beiden Seiten Versicherungen der zwischen Oesterreich und Italien herrschenden freundschaftlichen Beziehungen ausgetauscht.
Türkei. Konstantinopel, 6. Februar. (W. T. 7) Ueber den Wechsel im Großvezirat ist weiter zu berichten!: Midhat Pascha wurde durch einen Adjutanten des Sultans in das Palais berufen, und von dort unverzüglich an Bord der Kaiferlichen Macht „Izzedin“ gebracht. Das Schiff lief sogleich in das M e aid fh, Meer aus. Man glaubt, es werde nach Syra gehen.
Wien, 6. Februar. (W. T. B.) Der „Politischen Korrespondenz“ zufolge hat die Pforte der serbischen Regierung die Grundlagen für die Friedensver⸗ handlungen nunmehr mitgetheilt und gleichzeitig an⸗
ezeigt, daß sie auf materielle Garantien verzichte. Die
Fer erklärt, sie beanspruche dagegen eine diplo⸗ matische Vertretung in Belgrad, sie verlange ferner die Gleichberechtigung der verschiedenen Konfessionen in Serbien. Sodann solle die serbische Regierung die Bildung bewaffneter Banden auf serbischem Gebiete unter⸗ sagen und verhindern, daß solche Banden in das türkische Gebiet eindringen. Sie solle auch die geheimen Gesellschaften verbieten und dafür sorgen, daß die serbischen Festungen in gutem Zustande bleiben. Endlich soll die türkische Flagge in ben Festungen neben der serbischen aufgezogen werden. = Die genannte Korrespondenz glaubt, daß die serbische Regie⸗ rung demnächst einen Spezialgesandten nach Konstan⸗ tinopel entsenden werde.
Paris, 6. Februar. (W. T; B.). Die hiesigen Abend⸗ blätter sehen in der jüngsten Krisis in Konstantinopel eine ungünstige Wendung der Dinge. Der „Moniteur“ 6 hervor, diese Thatsachen bewiesen, daß sich Europa hin— ichtlich der Lösung der orientalischen Angelegenheit nicht zu beeilen brauche, da, wenn die Dinge nur noch kurze Zeit so fort⸗ dauerten, sich die orientalische Frage von selbst lösen würde, Es sei nicht möglich, daß eine Regierung, welche allmonatlich ein Schauspiel solcher Anarchie und eines solchen Despotismus gebe, Chancen habe, noch lange Zeit die Rolle eines Wächters des öffentlichen Rechts zu spielen, eine Rolle, welche nur von blinden Freunden ihr im Gegensatz zu allen Interessen der Menschlichkeit und Cwwilisation auch fernerhin beigelegt werden könne. Von der Türkei allein und von dem Fortschritt des un⸗ heilbaren Uebels, an welchem sie leide, werde die Lösung kommen und das dürfte bald geschehen. —vas„Journ al des Debats !“ spricht mit lebhaftem Bedauern über den Sturz Midhat . und meint, die ärgsten Feinde der Türkei hätten der
'pforte keine größere , anrathen können. Das Jour⸗
nal richtet einen Appell an die Weisheit der europäischen Ka⸗ binete und fordert sie dringend auf, von allen bedenklichen Beschlüssen abzustehen Angesichts der Ereignisse, die allerdings beklagenswerth seien, aber an den besonderen Interessen der einzelnen Mächte ebenso wenig etwas änderten, wie an dem allgemeinen europäischen Gleichgewicht.
— Die bereits telegraphisch erwähnte Cirkulardepesche des russischen Reichskanzlers an die Botschafter Ruß⸗ lands in Berlin, Wien, Paris, London und Rom vom 19. (3135 Januar 1877 lautet in der Uebersetzung aus dem „Journal de St. Petersbourg“:
Die den Wünschen Europas durch die i fte entgegengesetzte Weigerung läßt die Orientkrisis in eine neue P ase treten.
Das Kaiferliche Kabinet hat sie von Anfang an als eine euro⸗ päische Frage betrachtet, welche nur durch einmüthiges Zusammen⸗ gehen der Großmächte gelöst werden könnte und müßte. In der That, fobald jeder exklusive und persönliche Hintergedanke von allen Kabineten verläugnet wird, würde die Schwierigkeit sich darauf be⸗ schränken, die türkische Regierung dahin zu bringen, die christlichen Ünterthanen des Sultans auf eine gerechte und humane Art zu be— herrschen, um nicht Europa fortdauernden Krisen auszusetzen, welche fein Gewissen empören und seine Ruhe stören.
Es wäre dies also eine Frage der Menschlichkeit und des allge—⸗ meinen Interesses. ; —;
Das Kaiserliche Kabinet hat sich in Folge dessen bemüht, eine Uebereinstimmung Europas herbeizuführen, um Diese Krisis zu be⸗ schwören und deren Wiederkehr vorzubeugen. Sie hat sich mit der österreichisch ungarischen, als der am unmittelbarsten interessirten Re⸗ gierung in Einvernehmen gesetzt, um den europäischen Kabineten Vorschläge zu unterbreiten. welche als Basis zu einer allgemeinen Verftändigung und einer gemeinsamen Aktion dienen könnten. Diese in der Depesche des Grafen Andrassy vom 18. (G30) Dezember 1875 niedergelegten Vorschläge hatten die Zustimmung aller Großmächte und die der Pforte erlangt. Da der Mangel einer exekutorischen Sanktion diefe Verstandigung sindessen fruchtlos gemacht hatte, so wurden die Kabinete durch das Berliner Memorandum zu einer Meinungßäußerung über das Prinzip eines eventuellen Zusammen—
ehens auf dem Wege wirksamerer Maßregeln behufs Erreichung shres gemeinschaftlichen Zieles veranlaßt.
Da jedoch die Einigung keine allgemeine und die diplomatische Aktion in Folge dessen unterbrochen war, so traten die Kabinete abermals . der durch die bulgarischen Metzeleien, die Revo⸗ sution in Konftantinopel und den Krieg mit Serbien und Monte⸗ negro erschwerten Krisis zusammen. .
Auf Initiative der englischen Regierung kamen sie über die Grundlagen und Bürgschaften des . überein, die in einer nach Konstantinopel einzuberufenden Konferenz verhandelt wer⸗
sicheres Anzeichen dafür. Es ist das ein Fortschritt, für den ich
Kaiser und der Kaiserin von Brasilien einen Besuch
den sollten. In ihren Vorarbeiten gelangte diese Konferenz zu einer
hin. — Suleyman Bey, des Sultans Geheimsekretär,
Artilleriepark und mehrere Munitionsdepots zu errichten,
vollstãndigen Uebereinstimmung sowohl hinsichtlich der Friedensbedin⸗ . als auch der — 2 — Reformen. 8 theil te dies esultat der Pforte als den festen und einmüthigen Wunsch Europas mit, und 1 Seitens derselben einer hartnäckigen Ablehnung. Nach mehr als einem Jahre diplomatischer Anstrengungen, welche den Werth konstatiren, den die Großmächte auf die Pacifika= tion des Orients legen, das Recht, welches 4. haben, dieselbe im 86. auf die allgemeinen Interessen zu sichern, und den festen illen, zu diesem Ziel durch ein europäisches Einverständniß zu ge= langen, befinden sich die Kabinete somit wieder in der nämlichen Si⸗ tuation, wie beim Beginn dieser Krisis, nur noch verschlimmert durch das vergossene Blut, die überreizten Leidenschaften, die an⸗ gehäuften Ruinen und die Aussicht auf eine neuerliche Verlängerung des beklagenswerthen Zustandes der Dinge, welcher auf Europa lastet und mit vollem Recht die öffentliche Meinung und die Regierungen beschãftigt. Die Pforte 5 weder ihren früheren Vervflichtungen, noch ihren Pflichten als Mitglied des europäischen Konzerts Rech⸗ nung. noch endlich den einstimmigen Wünschen der großen Mächte. 63 davon, einen Schritt zu einer befriedigenden Lösung gethan zu aben, hat sich die Lage des Orients verschlimmert und bleibt eine beständige Drohung für die Ruhe Europas, die Gefühle der Mensch⸗ lichkeit und das Bewußtsein der christlichen Völker. Unter diesen Umständen wünscht Se. Majestät der Kaiser, ehe Er den von Ihm einzuhaltenden Gang Seiner Politik feststellt, den⸗ jenigen zu kennen, zu welchem die Kabinete sich entschließen werden, mit welchen wir uns bis heute gemeinsam bemüht haben, und mit welchen wir, soviel es möglich sein wird, gemeinsam weiter zu gehen gedenken.
Das Ziel, welches die großen Mächte ir c ist d
die Akte der Konferenz en k .
Die Weigerung der türkischen Regierung berührt Europa in seiner Würde und in seiner Ruhe. Es kommt uns darauf an, zu wissen, was die Kabinete, mit welchen wir uns bisher im Einver— ständniß befanden, zu thun gedenken, um auf diese Weigerung Ant⸗ wort zu geben und die Ausführung ihres Willens zu sichern. xiese h 16 ö . 44 . , n, indem Sie
Depesch errn Minister der Auswärti i vorlesen und ihm Abschrift bill. er. JJ
Empfangen Sie u. s. w.
Lon don, 7. Februar. (W. T. B.) Die „Times“ bespricht das Eirkulgrschreiben des Fürsten *in a t' f
meint, dasselbe enthalte nichts, was eine Drohung genannt werden könnte. Das Cirkular scheine keinen Vorwand zum Nückzuge aus der gegenwärtigen Position zu suchen, sein Zweck scheine vielmehr zu sein, zu ermitteln, wie weit die europäischen Mächte fortfahren wollten, mit Rußland zu kooperiren. Das Rundschreiben sei thatsächlich eine Fort⸗ setzung der von Ignatieff auf der Konferenz vertretenen Po⸗ litik. Die russische Regierung sei augenscheinlich entschlos⸗ sen, mit Europa im Konnex zu bleiben und sich nicht in Unrecht zu setzen. Nach der Meinung der „Times“ könne England es bei dem Geschehenen bewenden lassen, aber es könne Rußland nicht tadeln, wenn es dazu schreite, etwas auszuführen, was alle Mächte gewünscht hätten. Die „Timez“ empfiehlt, England möge vor seiner Antwort auf die russische Cirkularnote die Gestaltungen abwarten, welche der türkische Ministerwechsel mit sich führe, mittlerweile aber möge das englische Kabinet anfragen, welches Verfahren Rußland op— portun erscheine. — Graf Schuwaloff überreichte heute dem Grasen Derby das russische Cirkular.
— Das W. „Fremdenbl.“ schreibt unterm 5. Die Cir— kulardepesche des Fürsten Gortschakoff wird nicht verfehlen, überall in Europa nachhaltigsten Eindruck hervorzu— bringen, man wird mit Eifer und Fleiß jedes Wort derselben analysiren um Krieg oder Frieden herauszulesen. Wir glau⸗ ben, daß Jene, die den Krieg herbeisehnen, ihre Rechnung bei dieser Analyse nicht finden werden. Die Cirkular-Depesche, soweit man nach dem vorliegenden Auszuge urtheilen kann, ist vom Geiste der Mäßigung getragen und berechtigt in keinerlei Weise zur Auffassung, daß Rußland aus der Reihe der Mächte herauszutreten und sich die Rolle eines europäischen Exekutors zu arrogiren gedenke. Das Kabinet von St. Peters— burg hält im Gegentheil fest an der Auffassung, daß die orien⸗ talischen Angelegenheiten nach wie vor nur vom gesammten Welttheil zu behandeln und auszutragen sind. Natürlich konnte und kann aber die russische Regierung jetzt nichts Geringeres thun, als das Urtheil Europas über das zu provoziren, was nunmehr zu geschehen habe, Ein, anderer Gesichtspunkt dürfte noch ins Auge zu fassen sein; die russische Regierung würde gewiß nicht Anfangs Februar eine große diplomgtische Aktien, die ihrem Umfang nach bis zu ihrem Austrag Wochen in An⸗ spruch nehmen wird, einleiten, wenn sie beabsichtigt, Anfangs März, wo der serhisch-türkische Waffenstillstand zu Ende geht, eine militärische Aktion einzuleiten. Dieses Argument erscheint uns unwiderleglich, und wir zweifeln nicht daran, daß die allernächste Zukunft seine Stichhaltigkeit bestätigen wird,.
— Um die Verhandlungen zwischen der Pforte und Serbien, schreibt dasselbe Blatt, hat sich ein solcher Sagenkreis gebildet und ist unter Anderm von gewisser Seite mit solchem Mangel an Kenntniß der Verhältnisse dementirt worden, daß wir uns gedrängt fühlen, nach Aufschlüssen aus Quellen, die als then fh bezeichnet werden können, die Sachlage so zu bezeichnen, wie sie ist. Die ersten Verhand⸗ lungen haben hier in Wien zwischen Hrn. Dr. Zukies und dem Aleko Pascha stattgefunden, sie waren nur allgemeiner Natur. Die förmlichen Verhandlungen wurden dann zwischen Dr. Zukics und dem Falcon Effendi entrirt. Diese Unter⸗ handlungen hatten den Zweck, eine Basis zu gewinnen, auf Grund deren es der serbischen Regierung möglich sein sollte, zum Zweck, der eigentlichen Friedensunterhandlungen einen Bevollmächtigten nach Konstantinopel zu senden. Dieser Zweck ist bis jetzt nicht erreicht worden,
— Der „Köln. Itg.“ wird aus Pera, 5. Februar, ge⸗ meldet:; Die Pforte ist bereit, Montenegro eine Gebiets⸗ vergrößerung nach der Suttorina zu bewilligen und auf Grund der von Constant Pascha im Beginn der Insurrektion vorge⸗ schlagenen , weiter zu unterhandeln, verweigert aber eine Rektifikation der Grenzen nach der inneren Seite
reiste mit dem Sonnabend -Lloyddampfer nach Wien in einer Spezialkommission Abdul Hamids an den Kaiser von Desterreich.
Wien, 5. Februar. Die „Polit. Korresp.‘ meldet aus Cettinje: Montenegro fordert zum mindesten die Ebene der Herzegowina und den bis odgorizza reichenden frucht⸗ baren Theil Albaniens. Sollte die . diese Forderung ablehnen und es bis zum 28. nicht zum Frieden kommen, dürften die Montenegriner zur Belagerung von Niesic schreiten. — Fürst Milan lehnte das Begehren idr, einen Delegirten nach Konstantinopel zu senden, ab.
Varna, 4. Februar. Der Mangel einer fortlau fenden . zwischen Konstantinopel und Schumla hat die türkische Regierung veranlaßt, hier einen großen
und es wird die Armee in Bulgarien von hier aus mit den nöthigen Geschützen und Projektilen versehen werden. — 1 23 2 — e . . 4 m Pascha, von einem n ader eskortirt, hier eintreffen, um sich ins L nach . 2 , e . — Die „A. A. C. meldet unterm 5. aus London: Dbwohl Odian Effendi am Freitag der Deputation der Bondsbesitzer⸗Liga gegenüber erklärte, daß die Gerüchte Be⸗ treffs des . in der Regelung ihrer Forderungen un⸗ enau seien, hat Se. Excellen; nunmehr einer Depesche des onstantinopeler Korrespondenten des „Standard“ zufolge die Weisung erhalten, die Bondsbesitzer in Kenntniß zu setzen, daß ihre Vorschläge nicht ohne die ing des tuͤrkischen Par⸗ laments angenommen werden können. Man glaubt, das Par⸗ lament werde dieselben ablehnen.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 7. Februar (W. T. B) Nach dem gestern ergangenen n Hhei . die bei der Demonstration vor der Kasanschen Kirche Betheiligten sind drei der Angeklagten freigesprochen, die übri⸗ h ö theils zu Zwangsarbeit, theils zur Deportation ver—
Odessa, 6. Februar. (W. T. B.) Der Großfürst Nikolai, Oberbefehlshaber der gher dee, trifft en gf mit kleinem Gefolge zu einem kürzeren Aufenthalt hier ein.
Schweden und Norwegen. Stockholm, 3. Februar (H. N). Der König trat gestern i n die 5 nach Christ ian ia an, nachdem er vorher die Mitglieder der Interims-Regierung ernannt. Es sind dies Herr Björnstjerna Minister des Auswärtigen, als Vorsitzender, ferner die Staatsräthe Lagersträle, Loven und von Otter. — Der Kronprinz ist in Upsala angekommen und am . n. vorn Erzbischof Sundberg, dem Landhöfding Graf Hamilton, dem Rektor der Universität Professor Sahlin u. A. empfangen worden. Das dem König gehörige Gebäude in Upsala, das sog. Prinzen⸗Hotel, ist vor dem Einzug des Kron— prinzen einer umfassenden Reparatur unterzogen worden. — Auf Antrag der landwirthschaftlichen Gesellschaften finden die für die Hamburger Meierei⸗Ausstellung bestimmten Güter auf den Staatsbahnen freie Beförderung. Christignig, 31. Januar. Man erwartet, daß der König am 3. Februar hier eintreffen wird. An dem— selben Tage soll dem Vernehmen nach eine Staatsraths— sitzung abgehalten werden, u. A. zur letzten Entscheidung des dem Storthinge vorzulegenden Staatsbudgets. Das Storthing tritt morgen zum ersten Male zusammen. — Der Kron prinz wird wahrscheinlich auch im Laufe der nächsten Woche in Christiania eintreffen, um auf dem jetzt zusammen tretenden Störthing, welches das erste ist, seitdem er das Alter seiner Volljährigkeit (das 18. Jahr) erreicht hat, seinen Eid auf die norwegische Verfassung abzulegen. .
Dänemark. Kopenhagen, 5. Februar. H. N In der heutigen Sitzung des Folkethings machte . * sident die Mittheilung, daß das Gutachten über das Militär⸗ Strafgesetz am Donnerstag zur 2. Berathung. kommen werde. — Die Vorschläge, betreffend die Reichsgzerichts⸗ kla . n, wurden in der heutigen Folkethingssitzung ohne Diskussion mit 52 Stimmen gegen 15 angenommen.
Amerika. New⸗York, 6. Februar. (W. T. B.) Der „New⸗Nork Herald“ meldet einen Zus 3 zw 9 chen amerikanischen Truppen und Indianern, wobei die letzteren große Verluste erlitten. Von den amerikanischen Soldaten wurden 4 getödtet, 6 verwundet. — In San Francisco sind bis jetzt 8 russische Kriegsschiffe an⸗ J . ö
Südamerika. (A. A. C) Der am 1. ds, in Liver⸗ pool gelandete brasilianische Postdampfer „Minho“ bringt folgende bis zum 30. Dezember reichende Nachrichten aus 3 Ayres:
Seit der Gefangennahme von Lopez Jordan sei die R
Laplatafluß nicht gestört worden. 0 G kiff dle ie lhnen die vom Kongreß angeordneten Reduktionen in Kraft treten, welche die Entlassung zahlreicher öffentlicher Beamten erheischen. Der Triegs ·Minister begab sich am 29. Dezember nach der Grenze, wo die Indianer Verlegenheiten bereiten. Einhunderttausend Ballen Wolle sind abgesetzt worden. Der Ertrag der Schafschur wird auf . . Menn gr . herrscht Ruhe. Die
eg pon Paraguay hat sämmtliche Ausfuhrzölle abgeschaff
den Eingangszoll . 66. ad 6. . n .
Aus dem Wolffschen Telegraphen-Bu reau.
Pos en, Mittwoch, 7. Februar. Die auf heute anberaumt gewesene Verhandlung des Kreisgerichts gegen den Kardinal Ledochowgki ist vertagt worden, da bisher nur zwei Behän⸗ digungsscheine aus Nom eingegangen sind, während ein sol— cher in der dritten Anklagesache noch fehlt.
London, Mittwoch, 7. Februar, Morgens. Lord Salis⸗ bury ist gestern hier wieder eingetroffen. — Der amtlichen „Gazette zufolge sind 7 neue Rinderpestfälle konstatirt. Turin, Mittwoch, 7. Februar, Vormittags. Prinz Carl von Preußen ist mit seiner Begleitung von Genf aus heute hier eingetroffen. ⸗
Konstantinopel, Dienstag, 6. Februar. Die Journ ! geben als Grund der Entfernung Midhat Paschas die Entdeckung eines von Midhat organisirten Komplottes zum Sturze des Sultans Hamid und zur Ersetzung desselben durch Murad an. Nachdem man von diesem Komplotte Kunde gehabt, kamen in der Nacht von Sonntag n Montag Mahmud Pascha, Damat Pascha, Redif Pascha und der Polizei⸗Minister im Palais des Sultans , Dieselben
schiedene Beweismittel ffür die gelegten Verschwörungsumtriebe vor und verlangten die Ver hannung desselben. Der Sultan ließ Midhat die Wahl, wegen Hochverraths vor Gericht gestellt zu wer⸗ den oder in die Verbannung zu gehen. Midhat wählte die Verbannung und wurde nach Brindisi abgeführt. Der Akt der Abführung Midhats ging mit großer Schnelligkeit vor sich. Seitens der rathgebenden Minister wird das Recht des Sul⸗ tans zur Verbannung aus Art. 113 der Verfassung herge— leitet, welcher dem Sultan die Befugniß giebt, diejenigen aus der Türkei zu verbannen, welche die Sicherheit des Staates gefährden.
Der Sultan hat einen Hat erlassen, welcher neben der Kundgebung des festen Willens zur Durchführung der Verfassung eine Anzahl spezieller Ankündigungen von projektirten Gesetzentwürfen enthält, welche der De⸗ putirtenkammer vorgelegt werden sollen. Dieselben
legten dem Sultan ver⸗ dem Großvezier zur Last
der Decentralisation, Anordnungen für die Wa verneurstell vertreter in den . in 6 2 3 Reorganisation der Finanzen wird die Absicht angekündigt europäische Finanzkräfte zu berufen. — Samich Pascha i zum Gouverneur von Creta ernannt. Odian Effendi ist nach * 4 Bukarest, Mittwoch, 7. Februar. Der „Timpul“ ⸗ det die Zusammensetzung des neuen Kabinets, welches 8 zum Präsidenten und Minister des Innern haben würde. Jonesco Unterrichts Minister, Chitzu Justiz-Minister, General — u K Minister des Aeußern, cu Finanz⸗Minister. ie amtliche Bestäti die Nachricht steht 2 1 .
Landtags ⸗ Angelegenheiten.
Ihm 1. Potsdamer Wahlbezirk (Ost. und Westpriegnitz ist an Stelle des verstorbenen Stadtgerichts⸗ dath. Erne in , , besitzer Burg in Berlin mit 184 gegen 151 Stimmen, welche Prä⸗ sident Persius zu Berlin erhielt, zum Mitgliede des Hauses der Ab⸗ geordneten gewahlt worden. ; 3 ;
Vereinswesen.
9 ö. Berliner Hausfgauen- Verein hielt am Montag Abend seine diesjährige ordentliche Generalversammlung im Bürge
faale des Rathhaufes b 583 . kö ing im X urger⸗ j 8 hauses ab. Der von der Vorsitzenden, Frau Lina Morgenstern, erstattete Jahresbericht gedachte zunächst der Mitwir⸗ kung der 34 Bezirksdamen, deren Thätigkeit es zu danken fei daß das Centralbureau des Vereins im vorigen Jahre bei einem Be triebs kapital von 12,41 Mαν einen Umsatz von 563.515 36 12 und daß der unentgeltliche Dienstbotennachweis bedeutende Dimensionen annahm. Es erhielten im, vorigen Yhr durch den Nachweis des Vereins Stellen: 2013 Dienstboften Doe rg eiterinnen; darunter 4 Schneiderinnen. 5 Ausbesferinnen. * Maschinennäherinnen, 6 Putzmacherinnen, 8 Friseurinnen, 165 Waschfrauen, 93 Aufwärterinnen, 10 Kochfrauen. 44 Plätterinnen , , 25 Weißnãherinnen, 53 Lehrerinnen re. Die . ihungen des Vorstandes, junge Mädchen durch Unterbringung als Lehrlinge in gute Familien zu tüchtigen Hausfrauen heranzu— bilden, sind dagegen noch nicht von dem wünschenswerthen Erfolg gekrönt worden. — Auf die humanen und geselligen Veranstaltungen des Vereins übergehend, gedachte die Vorsitzende der Prämiirung der Dienstboten für längere Dienstzeit bei einer und derfelben Herrschaft, der geselligen Vergnügungen der Mitzlieder und des durch den Verein ins Leben gerufenen Unterstützungsfonds des Wehlthätigkeitsfonds sowie des Pfennigvereins, welcher qekterer arme Schulkinder mit Kleidern und Büchern unterstützt, während die beiden ersteren Fonds durch sofortige Gewährung von Naturalien und Kleidern die dringendste Noth zu lindern suchen. — Der Antrag auf Verleihung der Korporgtionsrechte an den Verein ist von den Be⸗ hörden vorläufig abgelehnt worden. — An den Jahresbericht knüpfte sich der Kassenrapport des vereideten Bücherrevisors Schmidt. Dar⸗ nach betrugen die Einnahmen des Vereins im vorigen Jahre 14134 6 86; zur Deckung der Ausgaben mußten aber noch 44560 M aus dem Reservefonds entnommen und vom Centralbureau ein Vor— schuß von 11090 , sowie an sonstigen Auslagen und Vorschüssen die Summe von 2518 M angenommen worden. Das Centralbureau selbst hatte einen Waarenumsatz von 5653,515,os 6 und ein Betriebs⸗ Unkosten⸗Konto von 35,133, 6 S6½, was ca. 63 J, oder mit Hinzu⸗ rechnung der an den Hausfrauenverein geleisteten Vorfchüffe ca. 10 *½ Unkosten des, Gesammtumsatzes ausmacht. Das Kapital⸗ vermögen des Vereins nebst Centralbureau hat sich trotzdem um S569, o3 M6 auf 2406156 (6 vermehrt. Die Bilanz pro 1876 stellt sich wie folgt; Aktiva: Wagrenlager 0 4393, 6, divers . Debitores 257,37 „, Kassenbestand 9572, M, Utensilien 2463 „60, Reservefonds Ib, Bo S6, Summa 53,488 73 M Passiva: diverse Kreditores 29, 427,
Kapitalsvermögen 24,061, 2s (ô, Summa 53, 488,73 4 Die Rech⸗ nung wurde dechargirt. Nach Neuwahl des Vorstandes hielt Hr
Dr. Tiburtius einen Vortrag über „diemedizinische Beobachtung kranker Kinder in der Familie.“ . .
. — Der Verein Berliner Industrieller hat in seiner Sitzung vom Dienstag beschlossen, sich künftighin Berliner Gewerbeverein
zu nennen.
Land- und Forstwirthschaft. Dres den, 6. Februar. (W. T. B.) Nach einer im „Dresdn Journ.“ veröffentlichten Bekanntmachung ist der A us bruch der Rinderpest in einem Gehöfte bei Dresden konstatirt. Die nöthigen Maßregeln zur Unterdrückung der Seuche und gegen die Weiterver⸗ breitung derselben sind angeordnet. ;
Gewerbe und Handel.
. Berlin. Ihre. Kaiserliche. und Königliche Hoheit die Kronprinzessin hat den hiesigen Hofbuchbinder Sr. Kaiser—⸗ lichen und Königlichen Hoheit des Kronprinzen, P. A. E. Hömßen hierselbst, auch zu Höchstihrem Hofbuchbinder ernannt. ö .
— Vom Berliner Pfandbrief⸗Justitut sind bis Ende Ja⸗ nuar d. J. 29,590 5090 ½. 43prozentige und 7638, 600 . tige, zusammen 37,229, 100 S Pfandbriefe überhaupt ausgegeben worden, wovon noch 2052300 6 4 prozentige und G54, „0 . Z prozentige, zusammen 36, 147, 00 A Pfandbriefe verzinslich sind. Es sind zugesichert, aber noch nicht abgehoben: 4,135,200 „M, in der Feststellung begriffen 7 Darlehnsgesuche auf Grundstücke, zum Feuerversicherungswerthe von 825,250 6, im Laufe des Monats Januar er. angemeldet 13 Grundstücke mit einem Feuerversiche⸗ rungswerthe von 1,321.14 . K Der Russische auf Gegenseitigkeit gegründete Boden-Kredit- Verein in St. Petersburg emittirt eine neue Serie 5'/o Pfandbriefe im Neminalbetrage von 10 Mill. Rbl. Die Subfkription findet zum Course von 80 / am 8. und 9. d. M. in Frankfurt 4. M. und Berlin statt. . — Die National-Bank of Australasia ladet zu Zeich⸗ nungen auf eine 400ge Anleihe der Regierung von Süd⸗ australien im Betrage von 500 000 Pfd. Sterl. zum Emissions—⸗ course von 96 ein. Der Ertrag der Anleihe ist für den Bau von Eisenbahnen und andere gemeinnützige Zwecke bestimmt.
Verkehrs ⸗Anstalten.
Für den Hafen von Memel ist eine neue, pom 28. De⸗ zember 1876 datirende Polizeiverordnung in Kraft getreten. Bern, 6. Februar. (W. T. B) Dem Vernehmen nach ist heute zwischen Favre, dem Unternehmer der Arbeiten für den Bau des Gotthard⸗Tunnels, und der Direktion der Gotthard⸗ Bahn ein Arrangement der Art zu Stande gekommen, daß die be⸗ gonnenen Arbeiten nicht weiter aufgehalten werden. London, 4. Februar. Die außerordentliche Generalversamm⸗ lung der Jireet United States Cable Company, in welcher über eine Ver schmelzung mit der Aug! -American Lelegraph Company beschlossen werden sollte, hat vorgestern im City Termi⸗ nus Hotel stattgefunden. Die Versammlung faßte den Beschluß, die Gesellschaft auch in Zukunft unabhängig von der Anglo-American Gompany fortbestehen zu lassen.
Southampton, 6. Februar. (W. T. B.) Der Ham⸗ burger Postdampfer „Herder“ ist aus New⸗Jork hier ange⸗
kommen. Das Post dampfschiff Rhein“
New⸗-JYPork, 6. Februar. vom Norddeutschen Lloyd in Bremen, welches am 20. Januar von Bremen und am 23. Januar von Southampton abgegangen
werden betreffen die innere Verwaltung auf Grundlage
war, ist gestern wohlbehalten hier angekommen.