.
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nete und welcher der Vize⸗Präsident des Stagts Min isteriums, 2 und Finanz⸗Minister Camphausen, sowie die Staats⸗ Minister Dr. Leonhardt, Dr. k, Br. Achenbach und zahlreiche Regierungskommässarien beiwohnten, erfolgte
nächst die Berathung des Berichts der Kommission für den Eier hans hal, wal über den Gesetzentwurf, betreffend die Feststellung des Staatshaushalts-Etats für das Jahr vom 1. April 1877/78.
Der Referent der Kommission Hr. Wilkens stellte den Antrag: .
1 2 Staatshaushalts-Etat für das Jahr vom 1. April 1877 bis dahin 1878 in der Fassung, in welcher derselbe aus den Be⸗ rathungen des Hauses der Abgeordneten hervorgegangen ist, anzu⸗ nehmen; 2 dem Geseßzentwurfe, betreffend die Feststellung des Staatshaushalts Etats für das Jahr vom 1. April 1877 bis dahin Iss in der Fassung, welche derselbe im Hause der Abgeordneten erhalten hat, die berfassungs mäßige Zustimmung zu ertheilen; 3) über die Petitionen des Friedrich Wilhelm Ernst, Prinzen von Hessen (Philippsthal⸗Barchfelder Linie) vom 12/22. Januar d. J. wegen der Ansprüche der Agnaten der jüngeren Linie des Kurhauses Hessen zur Tagesordnung her g en, ) die Königliche Staatsregierung aufzufordern, in der näg sten Session dem Landtage die in Aussicht gestellten Gesetzentwürfe über die Organifation der allgemeinen Landesverwaltung vorzulegen und auf eine wesentliche Verminderung der allgemeinen Verwaltungs kosten Bedacht zu nehmen; 5) die Königliche Staatsregierung zu ersuchen, ihren Einfluß bei der Reichsregierung dahin geltend zu machen, daß die Matrikularbeiträge der Einzelstaaten, soweit thunlich, durch eigene Einnahmen des Reiches aus indirekten Steuern ersetzt werden. ;
Hierzu beantragte Graf Udo zu Stolberg⸗Wernige⸗ Tode zu der Reso 3 . Nr. 5 folgenden Zusatz als einen
weiten Absatz anzunehmen; ö Die ae 3 . oder iti gung der Matri⸗ kular⸗Beiträge im preußischen Staate haushalts⸗Ctat sich eventuell ergebenden Üeeberfchüsse zu einer Erhöhung der den Provinzial, be⸗= ziehungsweife Kreis- und Kommunal ⸗Verbaͤnden gewährten Dotation zu verwenden. . ; 4 . ;
An der Generaldiskussion betheiligten sig die Herren Graf Udo zu Stolberg, Graf Brühl, Hasselbach und Baron Senfft von Pilsach. Auch der Finanz-⸗Minister Camphausen fand sich veranlaßt, in die Debatte einzugreifen. ei der Spezialberathung entspann sich nur bei den Positionen: Aus⸗
aben für das n, ö Reich, ,,, General⸗ Superintendenturen, Elementarschulen und bei dem Extra—⸗ ordinarium für die Flußregulirungen eine kurze Dis⸗ kussion, worauf unter Ablehnung des Antrages des Grafen Udo zu Stolberg die sämmtlichen Anträge der Kommission mit großer Majorität angenommen wurden. ö..
Es folgte sodann der mündliche Bericht der Kommission für den Staatshaushalts-Etat über die Uebersicht von den Staatseinnahmen und Ausgaben des Jahres 1875. Der Berichterstatter Graf von der Schulenburg-Angern empfahl Namens der Kommission: in Uebereinstimmung mit dem Beschluss e des Hauses der Abgeordneten vorbehaltlich der bei der Prüfung der Rechnung sich ergebenden Erinnerungen die nachgewiesenen Etats-Ueberschreitungen für das Jahr 1875 mit 19,424,797 ch 53 3 und die außeretatsmäßigen Ausgaben mit 54,995, 078 c 57 J, zusammen 74,419,876 66 109 3 nachträglich zu ge⸗ nehmigen. Ohne Debatte trat das Haus diesem Antrage bei. Der dritte k der Tagesordnung war der zweite Bericht der Matrikelkommission. Auf Antrag des Referenten Grafen zur Lippe wurde bei Schluß des Blattes ohne Debatte die Legitimation des Herrn Rudolf von Marschall zu Alten⸗
ottern, sowie des Herrn Constantin, Ritter von Jerin auf
Feseß als geführt anerkannt.
— Im weiteren Verlaufe der gestrigen Sitzung des Hauses der Abgeordneten sprachen zu dem Bericht der Budgetkommission Üüber den Bericht der StaatsschuldenKom⸗ mission noch der Finanz⸗Minister Camphausen und der Referent Abg. von Benda. Der Erstere erklärte:
Meine Herren! Der Bericht der Staatsschuldenkommission be⸗ schäftigt sich auch mit den Tilgungen, die stattgefunden haben mit Den neuen Krediten, die bewilligt worden . Nun ist in der Sitzung vom 13. Februar, der ich beizuwohnen nicht den Vorzug hatte, eine Aeußerung Seitens des Hrn. Abg. Lasker gefallen, von Der ich glauben möchte, daß es im allgemeinen Interesse wünschene⸗ werth wäre, sie näher zu beleuchten. Diese Aeußerung lautet wie folgt: .
„Von diesen Milliarden ist ein sebr geringer Theil überhaupt an Preußen gekommen, und dieser geringe Theil ist benutzt worden zum allergrößten Theil um Schulden abzutragen oder um Schulden zu ersparen. Ich erinnere Sie zum Beispiel daran, daß unser Kriegsschatz aufgelöst wurde und benutzt wurde um Schulden zu bezahlen. Damals wurde von einer Seite gewarnt, daß das zu viele Schuldenbezahlen vielleicht nicht gut wirken würde, aber die große Mehrheit des Hauses hat sich darüber gefreut, daß wir die glänzende Lage benutzten, als gute Hauswirthe, Am zunächst Schulden zu bezahlen. Nun ist die Staatswirthschaft zwar nicht immer identisch mit der Hauswirthschaft, und ich meine wirklich, daß wir einen Fehler gemacht haben, der Finanz-Minister in Gemeinschaft mit uns, daß wir so viele Schulden bezahlt haben; aber wir Alle sind verantwortlich dafür, und die Erklä⸗ rung liegt darin, daß wir überrascht wurden von einem Reichthum, den wir nicht auf die zutreffendste Weise zu verwenden wußten. Wir dürfen dies offen auf allen Seiten æingesteben, dürfen aber nicht die Regierung allein zum Sün⸗ Denerfer dafür machen. Ich bin zwar der Meinung, daß der Finanz ⸗Minister etwas mehr von Staatswirthschaft wissen sollte, als Jedes ordentliche Mitglied des Hauses, ich nehme aber an, daß noch viele Mitglieder unter uns sitzen, die bereit wären, das Portefeuille amzuneh men, und die zu jener Zeit auch dafür gestimmt haben, zu⸗ nãchst Staats schulden zu bezahlen.
Nun, meine Herren ich bin js sehr lebhaft davon durchdrungen, daß ich niemals ein Finanz ⸗Minister gewesen bin, wie er sein sollte, Den Anspruch habe ich nie erhoben und werde ihn nicht erheben; ich æckenne auch vollstãndig die Liebenswürdigkeit des Herrn Redners an, daß er diese vermeintliche Schuld mir tragen helfen will, aber was ich befteeite, das ist, daß wir einen Fehler gemacht haben, und ich möchte davon sowohl das Haus, welches zu jener Zeit auf allen Seiten mir seinen Beistand gel istet hat, befreien als wie mich selbst, daß ich mich durch die Erxeignisse hätte überraschen Iassen und Maßregeln æingeschlagen Fätte, die nicht zu billigen wären. Bekanntlich stad ähnliche VBermürfe vielfach durch die Zeitungen gegangen; fie ꝛ sich sogar in Broschüren verirrt Natürlich habe ich niemals die geringe Notiz davon genommen. Wenn aber hier im Abgeerdnetenhause ein herrorragendes Mitglied einer Partei, die, wie ich glaube, mir wohl will, offen ausspricht, wir hätten einen Fehler begangen da muß es mir gestattet sein, schon im Interesse der fünf⸗ tigen Seschichtẽschreib nag auf den g etwas einzugehen. Meine Herren, ich habe in der Reichstags sttzung vom 25. Oftober 1871 an- gekündigt, daß wir nach Bildung eines Reichs⸗Kriegsschatzes den Bnnsch Hätten, den Freußisgen Staateschatz aufzulösen, und daß e in der Absicht der Regicrnag liege, diesen preußischen Staatsschatz von 38 Millionen Thalern zunächst daju zu verwenden, um die spro⸗ zeatige Anleihe ven 1859, von der noch 235 600 000 Thaler in Um⸗ Janf waren, zu til gen, daß wir dadnerch das Land von einer jährlichen Wegabe rοnν 1M QO Thlr. entlasten würden, also ron einem etwa
7xrezentigen Betrage des damals zu tilgenden Kapitals, dersel⸗ 63 28 2 wo 5 Absicht 2 42 war im Reichstage das Gesetz wegen Rückzahlung der K die wir gemacht haben, der auf Grund des Gesetzes vom 21. Juni 1879 aufgenomme, nen 5prozentigen Anleihei zur Berathung. Ich gehe hierauf ein, weil von warnenden Stimmen die Rede war. Bei dieser Vorlage hat einer der Herren 2 das Wort ergriffen, nämlich der Abg. Richter (Hagen) der sagte: . ö ;
ö . — Die Vorlage ist die Erfüllung einer Zusage,
die der Präfident des Bundesraths in der Frübjahrssession auf
eine von' meinem Freunde von Hoverbeck ausgegangene Anregung
egeben hat. — Wir heißen sie willkommen.
geg r
Zu der ganzen Angelegenheit bat ein anderer Redner aus dem Reichstage sich nicht gefunden. Die Sache ist nicht an eine Kom- mifsion verwiesen, sondern zur zweiten Berathung im Plenum ver- stellt. Bei der zweiten Berathung hat ebensęwenig wie Fei der drit- len irgend Jemand auch nur die leiseste Bemerkung dagegen ge⸗ macht, und ich glaube, die Beschlüsse sind auf allen Seiten und von allen Parteien damals einstimmig gutgeheißen worden. Run, meine Herren, nachdem es mir gelungen war, die Bildung
des Reichskriegsschatzes, die ja bekanntlich statt der 30 Millionen Thaler, die in Preußen fai gemacht. wurden, 140 Millionen Thaler hinterlegte, — nachdem es mir gelungen war, diese Bestimmung durchzusetzen, was nicht ohne einige Anstrengung fertig zu bringen war, indem namentlich einige Herren ausführliche Dar i . afür machten, wie wünschenswerth es doch für das
Land sein würde, die ganje Summe dem Verkehr zu übergeben, an ⸗ statt sie für den Kriegöschatz festzulegen, da kam ich nun in den Fall, der preußischen Landesvertretung den angekündigten Vorschlag wegen Tilgung der 5prozentigen Anleihe zu machen bei Vorlegung des Etars für das Jahr 1871, und zwar durch ein besonderes Gesetz, dessen Vorberashung der Budgetkommission zugewiesen wurde. Es baben wohl damals Bedenken in der Richtung stattgefunden, ob etwa ge⸗ wisse Vinkulirungen für die Staatsregierung eintreten müßten, es hat dann aber die Budzetkommission nach längerer Berathung ein stimmig den Antrag gestellt, auf den 2 einzugehen, die Tilgung gut zu heißen, und 6 ist denn danach verfahren worden. Meine Herren! Wir haben damals durch diesen Schritt die erste Grundlage zu einer gefunden Gestaltung unserer Verhältnisse gelegt, wir haben damals, ich bitte nicht zu vergessen, daß wir aus den Kon⸗ tributionsüberschüssen erst 16 Jahre später den ersten Thaler ju sehen bekommen haben, wir haben damals es erreicht, daß sofort ein Theil des Gewinnes, der aus der ganzen Umgestaltung auch in finanzieller Beziehung für Preußen hervorgehen konnte, realisirt werden durfte. Nun . ich wohl, daß nachher, indem man ja überhaupt. Anklagen zu begründen suchte, um die Schwindelperisde zu motiviren, auch wohl darauf hingewiesen worden ist, ob jene Maßregel zu jener Zeit zweckmäßig gewesen sei oder nicht. Ich alaube, daß dies noch heute unbedingt behauptet werden kann. Was einmal die Kriegsanleihe betrifft, so geschah ja dadurch, daß dem Kapitalmarkte die ihm kurz vorherj entzogenen Kapitalien, die aus patriotischer Hingebung her⸗ egebenen, alsbald zurückgegeben wurden, — was eigentlich nur eine so⸗ ortige Restitution war, wenn man auf die preußische Fi sieht, die allerdings über diesen Rahmen etwas hinausging, — so haben wir uns zu vergegenwärtigen, daß in Folge der Konsolidationsmaßregel in den Jahren 18790, 1871 und 1872 über 10 Millionen Thaler mehr getilgt worden sind, als sonst getilgt wären, und daß der Zufluß an Kapital, der ükerhaupt für den Geldmarkt durch eine Maßregel herbeigeführt wurde, im Ganzen eine ziemlich geringere war. Nun hört man wohl: Ja, es sind aber doch die Leute, feste Gläubiger des Staates, veranlaßt worden, ihr Geld anderweitig an⸗ zulegen und das mag wohl dazu beigetragen baben, . man unbe⸗ gründete Unternehmungen unterstützt hat. Meine Herren! Das Geld, was damals zurückgezahlt worden ist, das kann seinen Weg theilweise auf solche Unternehmungen gerichtet haben, aber ich bitte doch zu bedenken, daß das jedoch ebensowenig ausgeschlossen gewesen wäre, wenn das Kapital nicht zurückgejablt worden wäre. Unsere Anleihen sind au porter ausgestellt, sie können jeden Tag an der Börse veräußert werden, und die Chance, das Geld anderweitig vortheilhaft anzulegen, wäre vielleicht noch größer gewesen, wenn die Maßregel nicht eingetreten wäre, indem dann ein höherer Verkaufe preis für die nach der Kündigung nur noch al Pari zurück- zuzahlende Anleihe erzielt worden wäre. Wohin sind diese Gelder geflossen? Sie sind geflossen ohne Zweifel zum großen Tbeil wenig ben zur Erleichterung der hypothekarischen Darlehen für die Grund⸗ besitzer, ft sind unzweifelhaft ebenso und der Hauptsache nach u sichern Anlagen verwendet worden, wie das seither Seitens der Be⸗ sitzer geschehen war; sie sind fernerhin benutzt worden, um ander⸗ weitige sichere Staatspapiere oder Pfandbriefe und Rentenbriefe zu beschaffen. Die Ankündigung, deren ich vorhin gedachte, erfolgte am 23. Oktober 1871; ich habe mir notirt, wie nun am 24. Oktober 1871, nachdem man sowohl die beabsichtigte Kündigung der Reichdanleihe wie die des prenßischen Staatsschatzes erfahren hatte, die verschiedenen Papiere notirt waren. Da finde ich. daß die 44 prozentige preußische Anleihe damals auf M bis 998 stand, die konsolidirte Anleihe auf 996, die Staats schuldscheine uu S5, die 34 prozentigen Pfandbriefe auf 7581 bis 799 (sie sind für die verschiedenen Provinzen verschie⸗ den notirt), die 4prozentigen Pfandbriefe variiren zwischen 87 und 51. Am 1. Juli 1872, wo diese Anleihe vollständig ausgezahlt war, sind notirt die 41 prozentigen Anleihen mit 101, die konsolidirte Anleihe sogar mit 10933, die 4prozentigen Anleihen mit 97, die 34 prozentigen Staatsschuldscheine mit 918, die 3. und 4prozen⸗ tigen Pfandbriefe überall um mehrere Prozent höher, und von den Pfandbriefen wurden in jener Zeit auch neue Beträge aufgebracht. Kann es danach zweifelhaft sein, daß die gekündigten Beträge in der Hauptsache wiederum in einer ebenso soliden Anleihe ihren Platz gefunden haben, als wie sie vorher angelegt waren? (. Meine Herren, das ist nun die erste Operation, die der vreußische Finanz Minister vollständig zu vertreten hat. Für die Operation beim Reiche hatten denn doch zuerst die Herren, denen die Reichs- . oblag, einzustehen, und dann die sämmtlichen inanz-Minister sämmtlicher Partikularstaaten, und es wird wohl verzeihlich sein, daß ich damals nicht klüger gewesen bin, als wie alle diese Herren. . . Nun, meine Herren, theilen sich die weiteren Operationen in Preußen noch in zwei Stadien, das eine Stadium fällt in das Jahr is74, da hatten wir den Wiener Krach schon ein Jahr lang hinter uns, und da waren wir in der That in der Lage, daß man durch die Kündigung der Obligation dem soliden Han— del und Verkehr eine Unterstützung lieh. Ich werde mich also hauptsächlich nur auszuweisen haben über die Operationen, die im Jahre 1873 stattgefunden haben. . Im Jahre 1873 sind nun getilgt worden zu verschiedenen Ter- minen überhaupt 40522965 Thlr. Von diesen verschiedenen Be⸗ trãgen, um die es sich dabei bandelte, wurde der erste von mir in Vorschlag gebracht bei der Vorlegung des Etats für das Jahr 1873, indem ich damals — das geschah im Oktober 1872 — empfahl, daß wir aus den Ersparnissen eine Tilgungsquote entnehmen möchten; sie sind dann aber in der Hauptsache eingeleitet worden durch einen Gesetzentwurf, den ich am V. Februar 1873 bier in diesem Hause eingebracht babe. Am 2. Februar 1873 war ich, abweichend von der Situation, in der wir ung heute befinden, in dem Falle, auf die länzenden Resultate des Jahres 1872 binweisen und dem hohen 34 rerläufig anzeigen zu können, daß dieser Ueberschuß mindestens V Millionen ** betragen würde, und nun als vorsorglicher Haushalter dafür zu sorgen habe, daß ein Theil zur Schuldentilgung verwendet würde.
wũ Ich habe damals diesen Vorschlag — bei dem Vorschlage des Jahres 1871 habe ich eine weitergehende Motivirung für überflüssig halten können — motivirt wie * gt: . . Meine Herren! E würde der Staatsregierung sehr erwünscht sein, wenn dieser Gesetzentwur? mit Beschleunigung berathen
werden möchte; ebenso kege ich die Hoffnung und den dringenden Wunsch, daß die Feststellung des Staats haushaltsetats, in der
Ermächtigung enthalten ist, mit der Tilgung von 7760 QM Thaler
vorzugehen, uns nunmehr sobald als wie irgend möglich ausgehãn⸗
digt werden möge. Es liegt im Interesse des Landes, da sich nicht Summen in den Staatskassen anhäufen, anstatt dem Ver⸗ kehr zurückgegeben zu werden. ;
* richtig! — wurde mir von der Versammlung zuge⸗
erufen. ; ]
z Wir dürfen erwarten, daß durch eine solche Operation das Kapital für folide Zwecke noch flüssiger werden wird, als wie es seither schon geschehen ist, daß für reihe e ich Darlehen, für Darlehen, die dem Grundbesitz zu Gute gehen, für solide Priori⸗ tätsobligationen ze, sich dadurch ein besserer Markt bilden wird. indem die Eigenthümer der gekündigten Obligationen voraussicht⸗ lich gerade darauf ihre Neigung richten werden, wieder ähnliche solide Papiere zu erwerben, wie es die preußischen Staat papiere waren. Vielleicht könnte der Zweifel aufgeworfen werden, ob es zweckmäßig wäre, mit diesen Tilgungen vorzugehen, während doch die Staatsregierung, wie bekannt, in dem Falle ist, für verschiedene Eisenbahnen früher oder später bedeutende Summen realisiren zu müssen ꝛe.
Meine Herren! Diese Motivirung erfolgte am 20. Februar 1873. Schon eine Zeit lang nachher, als der Abg. Dr. Lasker seine Rede über das Eisenbahnwesen gehalten hatte, schon nachher, als die Eisen⸗ bahnunterfuchungskomimission durch Allerhöchste Ordre vom 14. Fe= bruar 1873 eingesetzt war, habe ich diese Motivirung gemacht, und dieser Motivirung, meine Herren, ist im ganzen Hause Niemand ent⸗ gegengetreten und die Bewilligung ist mit, großer Majoritãt von allen Seiten ertheilt worden. von allen Seiten des Hauses, sowohl von den Konservativen als Seitens der Liberalen. Ich glaube, daß diese Motivirung sich auch thatsächlich als richtig erwiesen hat, jedenfalls ist Niemand aufgetreten, der diese Motivirung zu ihrer Zeit und da, wo es noch Zeit war, da, wo man mir hätte entgegen treten können, irgendwie bekämpft batte. ; ;
Nun, meine Herren, daß ein solches Vorgeben nicht bedingte, nun etwa nichts von den Geldern festzulegen, sich etwa in die Lage zu bringen, blos sparen zu wollen und nicht ausgeben zu wollen, da kann ich Ihnen den Nachweis führen, daß, als ich den letzten Vorschlag im Jahre 1873 Ihnen zu machen hatte, ich darauf hingewiesen habe, wie sja der Zeit, wo man Schulden tilge, auch wiederum die Zeit folgen werde, wo man Schulden mache. .
„Wird, wenn wir rüstig mit der Schuldentilgun vorgehen — habe ich in der Sitzung vom 16. Mai 1873 ausgesprochen, nicht andererseits die Möglichkeit geboten sein, wenn das Land neue Bedürfnisse zu befriedigen wünscht, daß man auch wieder einmal Schulden macht? Der Zeitpunkt wird auch kommen“. (Heiterkelt in der Versammlung.)
Meine Herren! Nun will ich ins Auge faßen, wenn meine An⸗ nabme richtig ist, daß die gekündigten Gelder hauptsäͤchlich den so⸗ liden Anleihen sich ö. ewendet haben — und ich wiederhole, ju jener Zeit waren die Rückschläge der Kreditkrisis schon im Anzuge — wenn
ie dies mit mir annehmen, so kann doch heute gar lein Zweifel darüber bestehen, e die Maßtegel finanziell in jeder Hinsicht vor⸗ tbeilhaft und ersprießlich war. Um Sie einen Blick darin thun zu lassen, wie sich das mit den Schwindelunternehmungen gestaltet hat, ist es vielleicht nicht uninteressant, wenn ich daran erinnere, daß in den Jahren 1871 und 1872 nach einer Darlegung, die Or. Dr. Engel,
der Direktor des statistischen Bureaus, in den ,
büchern gemacht hat, ein Kapital von 919018, 075. Thlrn. in den
beiden Jahren 1871 und 1873 als Stammkapital für neue Aktien- unternehmungen gezeichnet ist; daß im Jahre 1873, wo die eigent⸗ lichen preußischen Tilzungen stattaefunden haben, die Tendenz schon einen solchen Rückschlag bekommen hatte, doß trotz des schon im Vor=
aus ja natürlich eingegangenen Arrangements auf das Jahr 1873
nur noch 305 Millionen und auf das Jahr 1874 nur noch 146 Millionen
Thaler entfallen. Der preußische Staat hat nun aber für di⸗
40 Millionen Thaler, die er im Jahre 1873 dem Kapitalmarkt, und
ich wiederhole zur Anlage für sollde Geschäfte, zurückgab, drei Jahre
lang die Zinsen erspart. an würde sonst das Geld sehr wenig haben zinsbar . können. Wenn ich Ihnen angeben wollte, wie groß unsere Bestände im Jahre 1873 waren, so würden Sie glaube ich, einigermaßen verwundert sein. Diese Zinsenersparniß ist
von großer Bedeutung, sie beläuft sich für drei Jahre auf 5, 4M, 00
oder 1 800,000 Thaler, und im Jahre 1876. haben wir nahezu die⸗
selbe Summe, die wir im Jahre 1873 gekündigt haben, aus dem
Kapitalmarkt wiederum herausgenommen. Wir haben herausgenommen
6 Millionen Mark für 109 Millionen 4 prozentige Anleihen, wir haben
herausgenommen etwas über 24. Millionen Mark für die verkaufte
4 prozentige Anleihe, wir haben also nahezu dieselbe Summe aus dem
Verkehr wiederum herausgenommen. Wir haben nicht allein die
Zinsen der Zwischenzeit . sondern wir haben die 4 prozentige An⸗
leihe, die wir im Jahre 1873 gekündigt haben, in der Form
von konsolidirten Anleihen, die uns die Verpflichtung der Amor⸗ tisation nicht einmal auferlegen, zu 194 bis 105 verkauft, und es ist uns gelungen, eine 4prozentige Anleihe in einem Umfange zu be⸗ geben, wie ihn die Geschichte des preußischen Finanzwesens vorher nicht gekannt hat, und ju einem Zinsfuß, der, reduzirt auf den wahren Geldbetrag, also' auf 96 à 4 Prozent, auf 45 Projent. be⸗ läuft. Vom finanziellen Standpunkt also haben wir ein unbedingt gutes Geschäft gemacht, und vom wirthschaftlichen Standpunkt bin ich begierig, wie irgend Jemand es unternehmen wird, den Beweis zu führen, daß die Kündigung in der Hauptsache zu etwas Anderem als zu soliden Kapitalsanlagen gedient habe. Und nun, meine
erren, was die Zukunft betrifft, so sind wir ja heute genau in der⸗ elben Lage, wie zu dem anderen Zeitpunkt, wenn wir im Interesse des Landes nützliche Unternehmungen machen wollen. und dazu mit Leichtigkeit Geld beschaffen können. Es ist nur eines nötbig: daß unsere Finanzverwaltung auf ihrer soliden Basis erhalten wird, und daß die Landesvertretungen nicht blos dazu drän⸗ gen, Ausgaben zu beschließen, sondern uns auch unterstützen, Einnahmen
zu machen. . .
Hierauf wurden die gestern mitgetheilten Anträge der
Budgetkommission angenommen. Das Haus verhandelte
schließlich noch über den Antrag Reichensperger, betreffend die
Beschlagnahme der linksrheinischen Pfarrdotalguter. Der
Berichterstatter Abg. von Cuny begründete den An⸗
trag der Justizkommission, den . abzulehnen und
die Erwartung auszusprechen, daß die Regierung die Ent⸗ scheidung der ordentlichen Gerichte über die Frage, ob die nach dem Erlasse des Ober⸗Präsidenten der Rreinprovinz einzuziehenden Pfarrdotalgüter zu den Leistungen aus Staatsmitteln zu rechnen sind, welche nach 8. 1 des Gesetzes vom 22. April 1875 der Einstellung unterliegen, nicht durch
Einlegung des Kompetenzkonflikts hindern, und in sbesondere
den War Let fon fr nicht erheben werde, wenn der Fiskus
in petitorio in Angriff genommen werden möchte. Der Ahg.
Reichensperger hatte seinerseits einen Zusatzantrag gestellt,
welcher der Regierung eine Beschränkung in dem exekutiven
Verfahren aufzuerlegen bezweckte. Zwischen ihm und den
Vertretern der Regierung, Ministerial⸗Direktor Dr. Förster und
Geheimen Ober⸗Regierungs⸗Rath Lucanus, entspann sich ein
Diskussion über die materielle Seite der Streitfrage, au
welche sich die Kommission nicht eingelassen hat. Der Kom⸗
missionsantrag wurde demnächst angenommen. Schluß 44 Uhr.
— der heutigen (36) Sitzung des Hauses der . welcher der dannn für die landwirthschaft⸗ lichen Angelegenheiten Dr. Friedenthal und mehrere Regie⸗ rungskommissarien beiwohnten, standen zunächst Petitionen zur Berathung. Die Petition einer Anzahl von Subalternen und Unterbeamten des Kreisgerichts Bielefeld um Nachzahlung von Ortszulagen für das Jahr 1872 wunde
auf Befürwortung der Kieschke und Windthorst (Biele⸗ ö. und gegen den * gr, des 2 sr r
ars, Geheimen Ober⸗Justiz⸗ Raths Rindfleisch, dem trage der Budgetkommission gemäß, der Staats⸗ regierung zur Berücksichtigung überwiesen; ebenso auf Antrag des Referenten ber Budgetkommission, Abg. Pilet, eine Anzahl von Petitionen von Kreis- und Stadt⸗ gerichts⸗Sekretären um Gleichstellung im Rang und Gehalt mit den Sekretären bei Obergerichten. Die Petitionen der Lehrerwittwen Splittgerber zu Juliushof und Plath zu Dram⸗ burg wurden auf Antrag der Budgetkommission der Staats⸗ regierung aus Billigkeitsrücksichten zur Berücksichtigung mit der Maßgabe überwiesen, daß ein entsprechender Betrag aus einem dazu geeigneten Fonds gedeckt werde. Als Referent derselben Kommission beantragte der Abg. Dr. Virchow, die Petition der Emdener Heringsfischerei⸗Aktiengesellschaft um Gewährung eines Darlehns oder Mitbetheiligung bei der finanziellen Reform des Unternehmens, der Königlichen Staats⸗ regierung mit der Aufforderung zu überweisen, für die Auf⸗ , und Förderung des darin gedachten Unter— nehmens in geeigneter Weise Sorge tragen, erforderlichen Falls aber im nächstjährigen Etat zu diesem Zwecke Mittel bereit stelen zu wollen. Der Regierungskommissar versprach, daß die Regierung die Interessen der deutschen h fer f n! möglichst fördern werde, obwohl sie zweifelhaft sei, ob es zuträglich erscheine, einer Fr ge sschᷣ eine so bedeutende Unter⸗ stützung zu gewähren. Der Antrag der Kommission wurde angenommen. Die Petition der Civilsupernumerare Jaensch und Genossen um alternirende Anstellung der Civilsuper⸗ numerare hei den Staatseisenbahnen mit den Militäranwärtern wurde auf Antrag der Petitienskommission der Staatsregierung ur en n un, mit der Maßgabe überwiesen, aß die vor dem Erlaß vom 12. Dezember 1874 in den Staatseisenbahndienst eingetretenen Civilsupernumerare alter⸗ nirend mit den Militäranwärtern zur Anstellung gelangen. Der Regierungskommissar Geheimer Regierungs⸗Rath Rapmund . hierzu aus: daß in einzelnen Fällen das gegenwärtige erfahren Unzuträglichkeiten zur Folge haben könne, sei von der Staatsregierung bei Einf un desselben nicht verkannt worden; derartige Unzuträglichkeiten würden in— dessen stets mit der Ausführung allgemeiner Grund— sätze verbunden sein und würden bei dem von den Petenten gewünschten Verfahren in weit größerem Um⸗ . eintreten. Behufs thunlichster Beseitigung derselben abe die Staatsregierung es sich bereits angelegen sein lassen, geeignetenfalls im Wege der Versetzung Abhülfe zu schaffen.
Die Petition des Ausschusses des Verbandes deutscher n, m dr mere n, um Beseitigung der
räventivkontrole auf dem Gebiete des kJ wesens und demgemäß um Aufhebung der S5 14 und 15 und des damit in Verbindung stehenden 5. 18 des Gesetzes vom 8. . 1837 wurde der Regierung zur Berücksichtigung über— wiesen.
Die Petition der Gemeindevertretung von Groß Nenn— dorf, die Unterhaltung eines Weges betreffend, wurde der Staatsregierung zur Abhülfe in dem Sinne überwiesen, daß die bei der Unterhaltung des fraglichen Weges interessirten Gemeinden herangezogen werden. Ueber die Petition des Pfarrers Reiß zu Merzig, Regierungsbezirk Trier, wegen Ge⸗ währung seines gesperrten Staatsgehaltes ging das 8 zur Tagesordnung über. Um 14 Uhr vertagte sich das Haus bis Abends 7 Uhr.
— Der Justiz-Minister hat in einem Spezialfalle ein Appellationsgericht neuerdings und unter Verweisung auf ein früheres Reskript vom 29. August 1868 darauf aufmerksam gemacht, daß es an einer gesetzlichen Vorschrift . eine Ver⸗
flichtung der Geistlichen in unvermögenden Unter— uchungssachen kirchliche Zeugnisse, zu deren Aus— stellung dieselben von den strafgerichtlichen Behörden ver— anlaßt werden, unentgeltlich zu ertheilen, fehlt.
— Die Ausübung der Funktionen eines zur Verhütung der Trichinenkrankheit konzessionirten Fleiß chbeschauers durch einen Unbefugten ist nach einem Erkenntniß des Ober— Tribunals vom 6. Februar 1877 als unbefugte Ausübung eines öffentlichen Amtes, nicht aber als Gewerbekontraven⸗ tion zu bestrafen.
Bayern. München, 28. Februar. Der König hat an den ehemaligen ersten Bürgermeister von München, Herrn von Steinsdorf, aus Anlaß seines achtzigsten Geburtstags ein eigenhändiges Handschreiben gerichtet. — Heute um 1 Uhr war in der Königlichen Residenz Marschalltafel. Abends 5 Uhr fand bei Sr. Majestät dem König im Saale . . Großen eine aus 42 Gedecken bestehende Hof— afel statt.
Schwarzburg⸗Sondershausen. Sondershausen, 1. März. Der Fürst hat dem Staats-Minister und Wirk⸗ lichen Geheimerath von Key ser mit Vorbehalt seines Ranges und Titels die erbetene Dienstentlassung in ehrenvoller Weise ertheilt und ihn in den Ruhestand versetzt.
Desterreich⸗ Ungarn. Pe st, 27. Februar. Das ungarische r he bringt die nachstehenden Allerhöchsten Hand— reiben: Lieber Tisza!
Indem Ich Sie mit Bezugnahme auf Meine vom 8. d. M. datirte Entschließung neuerdings zu Meinem ungarischen Minister⸗ Präsidenten ernenne, erwarte Ich Ihre Vorschläge bezüglich der Bil⸗ dung des Ministeriums.
Wien, am 25. Februar 1877.
Franz Joseph m. p. ; GColoman Tisza m. p.
Auf Vortrag Meines ungarischen Minister⸗Präsidenten ernenne Ich neuerdings zu Meinem ungarischen Minister a latere Baron Bela Wenck⸗ heim, zu Meinem Kultus⸗ und Unterrichts-Minister August Tréfort, zu Meinem Landes vertheidigungs-⸗Minister Bela Szende, zu Meinem Justiz⸗Minister Böla Per ezel, zu Meinem Finanz⸗Minister Eoloman y . zu Meinem Minister für öffentliche Arbeiten und Kommu— nikationswesen Thomas Péchy, zu Meinem Minister für Kroatien— Slavonien- Dalmatien Coloman Bede kovics, respektive bestätige Ich dieselben in ihren bisher innegehabten Stellungen, indem Ich mit der provisorischen Leitung des. Ministeriums des Innern Meinen Minister⸗Prã sidenten Coloman Tisza und mit der provisorischen Leitung des Ministeriums für Ackerbau, Gewerbe und Handel Mei⸗ nen Kultus- und Unterrichts⸗Minister August Trséfort betraue.
Meine an die Betreffenden gerichteten Handschreiben schließe Ich behufs weiterer Verfügung bei.
Wien, am 26. Februar 1877.
Franz Joseph w. p. Coloman Tisza m. p.“
— Die „Bud. Korr.“ bringt einige Andeutungen über den modus procedendi, um das Uebereinkommen der beiden Regierungen bezüglich der Bank-Angelegenheit auch formell verfekt zu machen. Vor Allem wird das Protokoll, welches über die Bankstipulationen geführt worden, in Bezug auf den Stil definitiv redigirt und sodann von den betreffen— den Ministern unterfertigt werden, ein Vorgang, der selbstver⸗ ständlich ist und auch bei solchen Anlässen stets , wird. Was sodann die Verhandlungen zwischen den beiden Regierungen und der Bank und das Substrat derselben betrifft, so läßt sich die erwähnte Korrespondenz hierüber Folgendes schreiben: „Minister Szell wird jetzt mit Finanz Minister Pretis und den Vertretern der österreichischen Nationalbank, wahrscheinlich nur durch General⸗Sekretär Lu cam repraͤsentirt, den Bankstatuten⸗Entwurf feststellen. Es sind noch 42 Para⸗ graphen des Referenten⸗Entwurfs unerledigt und namentlich ist über die Vertheilung des Gewinnstes mit Bezug auf die Achtzig⸗Millionen⸗Schuld und über die Art und Weise des re reter fel hafte — dasselbe soll vom eigentlichen Bank⸗ geschäfte gekrennt werden — noch gar keine Bestimmung fest⸗ gestellt. Die Vertreter der Nationalbank werden in diese Verhandlungen eingehen, werden aber sofort ganz entschieden und unzweideutig erklären, daß sie das Prinzip der Ernennung der Vize⸗Gouverneure unter gar keiner Bedingung acceptiren können, Die beiden Regierungen sind aber gesonnen, selbst im Falle die Nationalbank diesen Punkt verwerfen sollte, die hierauf bezügliche Gesetzuvorlage den Parlamenten dennoch zu unterbreiten.“
Schweiz. Bern, 28. Februar. (N. Zürch. Ztg.) Der schweizerische Gesandte in, Paris, 8336 ie hat der „1. Sektion der eidgenössischen Kommission zur Begutachtung der die Erneuerung des fran zösischen Handelsvertrgges betreffenden Fragen“ berichtet, er habe nunmehr offiziell Gewißheit erlangt, daß seine Schritte bei der französischen Regierung zu Gunsten der schweizerischen Industrie Erfolg gehabt haben. — Aus den bis jetzt veröff.nt⸗ lichten , ,, über die Abstimmung im Kanton Waadt vom letzten Sonntag geht hervor, uu sich 7os3 Stimmen für und 16,131 gegen die Berfassungs— revision ausgesprochen haben. .
— 1. März. (Köln. Ztg. Das Solothurner Amtsgericht
entschied den Prozeß gegen den Bischof Lachat wegen der
Erbschaft Linder zu Gunsten der Diöcesananstalt.
Riederlande. Haag, 24. Februar. L. Itg.) Der Be— stimmung des Wahlgesetzes, nach welcher alle fünf Jahre die Ein— theilung des Reichs in Wahlbezirke revidirt werden soll, um die 1 der Zweiten Kammer der Generalstaaten auf die durch das Staatsgrundgesetz vorgeschriebene Zahl (1 Abgeord⸗ neter auf je 45,0900 Einwohner) zu bringen, wurde seit dem Jahre 1869 noch nicht Genüge gethan. Es waren zwar zu wiederholten Malen Gesetzvorlagen von der gegenwärtigen k zur Regelung dieser Angelegenheit eingebracht worden; sie hatten jedoch, weil sie verschiedene Anordnungen enthielten, die den Ansichten der liberalen Fraktionen nicht ent— sprachen, keine Annahme gefunden. Der neue Wahlgesetz—⸗ entwurf, welchen das Ministerium Heemskerk jetzt der Kammer unterbreitet hat, proponirt außer der von dem Stande der Be— völkerung giach der Volkszählung vom 31. Dezember 18751: 3,809,527 Einw.) verlangten Vermehrung der Mitgliederzahl um vier (also auf 84) eine Reihe von Reformen: so eine , des Wahlcensus, um die bisherige allzu große
egünstigung des platten Landes den Städten gegenüber zu beseitigen (der Census soll in den Gemeinden, wo er jetzt 24 und 26 Gulden beträgt, auf 20, in den Gemeinden, wo er 28 beträgt, auf 24 rasen! werden, wo 32, 34 und 36, auf 28, wo 40, 44 und 46, auf 36, wo 50, auf 40, wo 66 und 70, auf 458 und wo 169 und 112, auf 64) und eine voll— ständige Umgestaltung der Eintheilung der Wahlbezirke. Nach der bisherigen Eintheilung sind einfache Wahlbezirke die Aus— nahme, größere die Regel. Nach dem neuen Entwurfe würde das umgekehrte Verhältniß eintreten; nur Amsterdam, welches echs Rotterdam, welches drei Abgeordnete zu wählen hat, das Haag und Utrecht, welche je zwei Abgeordnete zu wählen haben, würden fernerhin größere Wahlbezirke bilden.
Großbritannien und Irland. London, 28. Februar. (E. C.) Lord Begconsfield hat einen leichten Gichtanfall gehabt, befand sich aber gestern um ein bedeutendes besser. — Die „London Gazette“ macht bekannt, daß Sir Richard Temple zum Gouverneur von Bombay ernannt sei. — Das Oberhaus trat gestern nur für eine halbe Stunde zusammen und nahm während dieser Zeit die zweite Lesung einer Gesetzesvorlage zur Regulirung des öffentlichen Urkundenwesens vor. — Im Unterhause beantragte Mr. Cecil Raikes die Einsetzung eines Ausschusses zur Untersuchung der Frage, ob die Pferdeeisenbahnen in Zukunst durch Dampf getrieben werden dürften. Das Haus nahm den Antrag an. Mr. C. Lewis beantragte die Einsetzung eines Ausschusses zur Untersuchung der Einrichtung, Verwaltung und jährlichen Aus⸗ gaben der rish Society of Londons. Dieselbe ist eine aus dem Stadtarchivar, zwei Vorsitzenden und 24 auf zwei Jahre gewählten Mitgliedern bestehende Behörde zur Verwal— tung der der Stadt London in Irland bei Londonderry und Coleraine gehörigen Güter. Der Antragsteller bezeichnete ihre Einrichtung als veraltet und Fkostspielig, ward aber, nachdem die größte Zahl der übrigen Redner sich gegen den Antrag geäußert, damit abgewiesen. Dann beantragte Mr. Samuelson, unterstützt von Professor Faweett, die . eines Ausschusses zur Untersuchung des bei der Ausbildung von Elementgrlehrern angewandten Verfahrens, welches völlig unzureichend sei, wie er aus Bei⸗ spielen zu beweisen suchte. Der Unterrichts⸗Minister, Lord Sandon, , den Antrag, da er zu erheblichen Kosten Veranlassung geben würde und versicherte, daß in den Ein⸗ richtungen ein stetiger Fortschritt nachweisbar sei. Der An⸗ trag wurde mit 104 ern 46 Stimmen abgelehnt. — efern ist nach kurzer Krankheit Lord George ö rdon⸗ Lennox gestorben. von Richmond u. Gordon, geboren 1821, Lord des atzes 1852 und 1859, Sekretär der Admiralität 1866 — 68, Chef des Bail⸗Amtes 1874 — 76, Mitglied des Geheimrathes und k Vertreter der Stadt Chichester im Unterhause. (A. A. C.). Einem vom Kriegs⸗Ministerium aus⸗ gegebenen parlamentarischen Ausweise zufolge beläuft sich der in dem Armeebudget für 1877 — 8 für militärische Zwecke in den britischen Kolonien mit aufgenommene Betrag auf 1,769,957 Pfd. Sterl. gegen 1,B 765,452 Pfd. Sterl. im
Derselbe war ein Bruder des Sen;
vorhergehenden Jahre. Zur Deckung dieser militärischen Aus⸗ gabe tragen bei: das Cap 10,000 Pfd. Sterl.; Natal 3500
Pfd. Sterl. ; Mauritius 27,000 Pfd. Sterl.; Hongkon⸗ 20,000 Pfd. Sterl. Ceylon 121,009 Pfd. An d . Niederlassungen 50, iõ9 Pfd. Sterl. und Malta 5000 Pfd. Sterl., im Ganzen 236,000 Pfd. Sterl. Der Reinbetrag der mili⸗ tärischen Ausgaben in den Kolonien ist demnach auf 132,407 Pfd. Sterl. veranschlagt.
Frankreich. Paris, 28. Februar. Der Conseils⸗Präsident und Minister des Innern, Hr. Jules Simon, unterhandelte, der „Fr. Corr.“ zufolge, heute mit dem Pre ßausschufse der Seputirten kamm er und erklärte sich u. A. sehr nach— drücklich dafür, daß für gewisse Preßvergehen, wie er n, zu Unruhen, Beleidigung des Staatsoberhauptes oder fremder Souveräne, die Zuchtpolizeigerichte kompetent bleiben müßten; er erinnerte an einige freisprechende Verdikte der Geschworenen aus der Zeit von 1375, welche im Auslande den Übelsten Ein— druck gemacht hätten. — Am 5. März findet im Hotel du Louvre auf Anregung des Syndikats der Provinzial⸗ blätter eine allgemeine Versammlung der Direktoren und. Chefredacteure der Provinzialprefse statt, um BVeschlüsse in Betreff des neuen Preßgesetzes zu fassen. — Die klerikalen Blätter zollen den Anliegen, . der klerikal bonapartistische de Gavardie gestern im Senat ge⸗ stellt, Beifall. Der „Franzais“ greift das „Journal des Debats“ an, weil dasselbe darzukhun sucht, daß Deutsch⸗ land keineswegs auf Krieg mit Frankreich sinne. — Der gestrige Ball in der großen Oper zum Besten der nothleidenden Arbeiter von Lyon war das glänzendste Fest, welches Paris seit langen Jahren , Der Marschall Mac. Mahon erschien auf demselben, jedoch ohne seine Gemahlin, die in Folge der Krankheit ihres Bru⸗ ders, des Herzogs de Castries, weggeblieben war. Der Marschall wurde von dem Seine⸗Präfekten, dem Polizei⸗Präfekten, dem Direktor, der Oper und anderen Personen empfangen. Er machte einen Rundgang durch die Säle und zog sich nach einer Stunde wieder zurück. Die offizielle Welt und die Diplomatie war beinahe durch ihre sämmtlichen Spitzen vertreten. Das Ergebniß, welches der Ball lieferte, beträgt ungefähr 260.006 Fres. — Eine zweite große Stadt Frankreichs, Marseille, wird, wie man? der Köln. Ztg.“ schreibt, binnen Kurzem ebenso von einer Krisis heimgesucht werden, wie Lyon. Das Oel- und Seifen— e haft liegt gänzlich darnieder, und eine Deputation, die heute aus der Stadt der Rhone⸗Mündungen in Paris eingetroffen ist, soll dem Minister des Innern Jules Simon die, drohende Lage der Dinge auseinandersetzen. . Versailles, 1. ö. (W. T. B.) Der Se nat hat die Wahl eines lebenslänglichen Senators an Stelle des verstorbenen Generals Changarnier auf den 10. d. M. anberaumt. — Die Deputirtenkammer hat zur Vorbe— rathung des von Laisant (von der Linken) gestellten An—⸗ trags auf Herabsetzung der Militärdienstzeit auf 3 Jahre eine Kommission gewählt; die Kommissionsmehr— heit, zu welcher auch Thiers gehört, ist gegen den Antrag. Von der Kommission, welche den Antrag der Regierung auf gerichtliche Verfolgung Cassagnges zu berathen hat, ist die Majorität geneigt, dem Antrage stattzugeben.
Türkei. Konstantinopel, 28. Februar. Wiener
Blättern wird von hier gemeldet: Ein Rundschreiben des Großveziers an die ö der Provinzen fordert die⸗ selben auf, eifrigst Sorge dafür zu tragen, daß die Bevölke⸗ rung ihre , baldigst ablege. — Von den drei aus Amerika mit Waffen und Munition für die türkische Regie— rung erwarteten Schiffen sind zwei hier schon angekommen, während die Abfahrt des dritten von New⸗Haven telegraphisch avisirt wurde. — Um den Gläubigen ein Beispiel zu geben, hat, der Großscheriff von Mekka seinen Bruder und seinen Sohn unter die Freiwilligen aufnehmen lassen. — 1. März. (W. T. B.. Das Friedensinstrument ist heute von dem serbischen Bevollmächtigten und dem türki⸗ schen Minister der Auswärtigen Angelegenheiten unterzeich— net worden. Die Delegirten Montenegros werden ö Abend bestimmt erwartet. — Heute haben hier die Wahlen zur Deputirtenkammer stattgefunden.
Wien, 1. März. (W. T. B.) Nach einem Telegramm der „Politischen Korrespondenz“ aus Belgrad enthält das türkisch⸗serbische Frieden sinstrument nur die 3 Punkte der Wiederherstellung des status quo aute bellum, einer allge⸗ meinen Amnestie und des Rückzugs der beiderseitigen Truppen hinter die früheren Grenzlinien innerhalb 12 Tagen vom Tage der Unterzeichnung an. Irgend welcher Garantien ge⸗ schieht gar keine Erwähnung.
St. Petersburg, 1. März. (W. T. B.) Die Nachricht der „Times“ über einen unter dem Vorsitze des Kaisers stattgehabten Ministerrath, in welchem die Demobili⸗ sirung der Armee bei erfolgtem Friedensabschlusse zwischen der Türkei und Serbien beschlossen worden wäre, ist durch—⸗ weg unbegründet. Weder liegt ein solcher Beschluß vor, noch hat ein derartiger Ministerrath stattgefunden. Conseils—⸗ sitzungen, wie sie in anderen Staaten zur regulären Organi— sation gehören, sind bei uns überhaupt nicht n ., son⸗ dern könnten nur durch ausnahmsweise Berufungen statt— finden. Ein Staats-Ministerium, das reguläre Sitzungen hält, existirt bei uns nicht. Das in unserer Organisation vor⸗ handene Ministercomité ist, etwas anderes und zählt auch andere Personen, als die Minister, zu seinen Mitgliedern.
— Der „Times“ wird aus Konstantinopel geschrie⸗ ben: „Die Lage der meisten asiatischen Provinzen ist in Folge dessen, daß die gesammte muselmännische Bevölkerung der Ackerarbeit entzogen wird, um die Reihen der Armee zu füllen, eine beklagenswerthe. Wenn diese Zustände fortdauern, dürf⸗ ten sie zu einer fürchterlicheren Hungersnoth, als die von 1874 war, führen.“
— Folgender Nachtrag zum zweiten englischen Blau buch ist ausgegeben worden:
Der Earl von Derby an Sir H. Elliot Telegraphisch. Auswärtiges Amt. 29. August 1876. Ich halte es für recht, Ihnen zu Ihrer Richtschnur zu bemerken, daß der von den Creignissen in Bulgarien hier verursachte Eindruck die Sympathie mit der Türkei vollständig vernichtet hat. Dieses Ge⸗ fühl ist allgemein und so stark, daß es selbst für den Fall, als Ruß⸗ land den Krieg gegen die Pforte erklären sollte, die Regierung Ihrer Majestät praktisch unmöglich finden würde, sich einzumischen. Ein solches Ereigniß würde England in eine sehr unbefriedigende Lage versetzen. Der Friede ist deshalb dringend nothwendig. Gebrauchen Sie Diskretion bei der Sprache, die Sie führen werden, aber Sie werden verstehen, wie wichtig es ist, daß sich die türkischen Minister der Situation klar wer den, und daß Sie der Pforte nicht dringend genug eine versöhnliche Haltung ans Herz legen können.