1877 / 60 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 10 Mar 1877 18:00:01 GMT) scan diff

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mit den Vereinigten Staaten von Amerika, nämlich: 20 für frankirte Briefe, 10 3 für Postkarten, 5 3 für Druck⸗ sachen, Waarenproben und Geschaäftspapiere.

Der Gerichtshof zur Entscheidung der Kompetenz⸗ Konflikte hat heute Vormittag 11 Uhr unter dem Vorsitz des Wirklichen Geheimen Rathes Dr. von Koenen eine Sitzung abgehalten.

Der General der Infanterie z. D. von Tresckow, la suite des 7. Thüringischen . Nr. 96 ist, nach kurzem Aufenthalt hierselbst, nach Altenburg zurück—⸗ gekehrt.

Der Roßarzt bei derm Garde⸗Train Bataillon Schmidt hierselbst ist zum kommissarischen Kreis-Thierarzt des Kreises Pr.⸗Holland ernannt worden.

Württemberg. Stuttgart. Der „Staats⸗A. f. W.“ schreibt: Der am 23. Februar 1877 dem Bundesrathe vor⸗ gelegte, seither bereits an den Reichstag gelangte, Entwurf eines allgemeinen Kasernirungsgesetzes enthält die Be⸗ stimmung, daß die vom Königreiche Sachsen seit dem 1. Ja⸗ nuar 1868 und die von Württemberg seit dem 1. Januar 1872 für Kasernements-Einrichtungen aus Landesmitteln be— strittenen Ausgaben in jährlichen Raten erstattet werden sollen, welche bis zur vollständigen Berichtigung für die Antheile beider Staaten zusammen jedesmal auf den dreißigsten Theil der zur Durchführung der allge— meinen Kasernirung der Armee in dem Jahresetat anzu⸗ setzenden Bedarfssumme zu bemessen sind. Die Aufnahme dieser Ersatzleistung in den Entwurf ist um so erfreulicher, als dem diesfälligen Wunsche der württembergischen Regie⸗ rung erst neuerdings willfahrt wurde. Der früher dem Bun⸗ desrathe vorgelegene Kasernirungsplan und Gesetzentwurf ent⸗ hält eine solche Bestimmung nicht; vielmehr war man damals auf die Bemerkung in den Erläuterungen beschränkt, daß den von einzelnen Bundesstaaten erhobenen Ansprüchen auf Ersatz der Aufwendungen, welche sie in neuerer Zeit aus Landesmitteln für Kasernenbauten gemacht haben, durch den Kasernirungs⸗ plan und die Berechnung seiner Kosten „nicht präjudizirt“ werden solle. Die Bedeutung der vorgesehenen 56 für die neuerdings im Reichstag zur Sprache gekommene Frage des württembergischen Ersparnißrechtes ist unverkennbar.

Baden. Karlsruhe, 7. März. Ueber das Besinden des in Palermo krank darniederliegenden Prinzen Wilhelm von Baden ist folgendes zweite Bulletin ausgegeben: „Das Fieber hat während der Nacht vom 5. auf den 6. März in Folge der Anwendung von Salicyl wesentlich abgenommen. Der Abend des 5. und die darauf folgende Nacht verliefen ruhig mit ziemlich gutem Schlaf. Dienstag, den 6. Vormit— tags, hielt die mäßige Temperatur an, auch alle übrigen Symptome waren günstig.“

Seffen. Darmstadt, 8. März. Wie die „Darmst. Ztg.“ mittheilt, ist der Zusammentritt der Ersten Kammer nunmehr definitiv auf Dienstag, den 13. d. M, festgesetzt. Man hofft, das sämmtliche vorliegende Material in einer Sitzung erledigen zu können.

Anhalt. Dessau, 8. März. Der Erbgroßherzog von Mecklenburg-Strelitz ist gestern Abend nach Neu⸗ Strelitz abgereist. Die Vermählung der Prinzessin Elisabeth von Anhalt mit dem Erbgroßherzoge von Mecklenburg-Strelitz wird am 17. April stattfinden.

Brenten, 8. März. (5. N) . Die Bürgerschaft empfing gestern vom Senat die Mittheilung, daß er sich ihrem Verlangen nach höherer Besteuerung des Wirth— schaftsbetriöebes nicht anschließen könne. Sie beschloß, sich vorläufig dabei zu beruhigen, aber darauf zu dringen, daß die Erlaubniß zum Wirthschaftsbetriebe vorsichtiger ertheilt werde. Ferner ging ein Vorschlag des Senats zur Erhebung einer Abgabe von dem Handels- und Gewerbebetrieb im Umherziehen ein. Es soll damit dem Ueberhandneh—⸗ men der Wanderlager entgegengewirkt werden. Mit der Be— rathung einer Reform des Polizeiwesens ist eine Depu⸗ tation beauftragt, zu der die bürgerschaftlichen Mitglieder ge⸗ wählt wurden.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 8. März. Im Zusam⸗ menhange mit der Einsührung der Üchatius⸗-Kanonen bei der Feld⸗Artillerie steht die Einführung eines neuen Gebirgs⸗ geschütze s. Mit der allerhöchsten Entschließung dom 13. Ja⸗ nuar d. J. wurde nämlich die Einführung eines Hinterlad⸗ Gebirgsgeschützes mit Rohren aus Stahlbronze und der Kaliberbezeichnung 7 Cm. an Stelle des aus dem Jahre 1863 stammenden Gebirgsgeschützes bewilligt. Die Wahl⸗ männerwahlen für die bevorstehenden Landtagswahlen in Tiro sind größtentheils beendet. Dieselben sind fast ausschließlich in klerikalem Sinne ausgefallen.

==, Das „Fremdenbl.“ berichtet: Die Thätigkeit der beiderseitigen Regierungen gilt jetzt in erster Linie der end— giltigen Texrtirung der den beiden Tegislativen zu machenden Ausgleichsvorlagen. In Pest hat gestern ,, ein Ministerrath stattgefunden, welcher mit dieser Angelegenheit in Zusammenhang gebracht wird. Auch spricht man von einer kurzen Unterbrechung der Arbeiten des ungarischen Reichs— tages, um der Regierung Zeit und Ruhe zur Vollendung jener Aufgabe zu gönnen. Gleichzeitig tagt in Wien eine ge⸗ mischte Kommission unter Vorsitz des ge rash⸗ Schwegel be⸗ hufs Erneuerung des Lloydvertrage s. Von unga— rischer Seite wird bekanntlich im Interesse des ungarischen Handels die Eröffnung einiger neuen Linien für die Fahrten der Lloyddampfer gewünscht. Die Verhandlungen nehmen einen normalen Verlauf und dürften bald beendet sein. = 9. März. In der gestrigen hier abgehaltenen Direk⸗ tionssitzung der Nationalbank machte der Gouver— neur Ritter von Pipitz die Mittheilung, daß die Bera— thun gen über die Textirung des neuen Bankstatuts abgeschlossen sind. Das bezügliche Elaborat befindet sich bereits unter der Presse und foll zu Beginn der nächsten Woche an die Mitglieder der Bankdirektion vertheilt werden. P est, 8. März. In der gestrigen Sitzung des ungari— rischen Abgeordnetenhaufes ergriff Graf Melchior Co— nyay das Wort, um sein Vorgehen in Angelegenheit der Verahfolgung bes Darlehens an die Pes-⸗Fiumaner Schiffbaugesellschaft im Betrage von 300,000 Fl. zu recht fertigen. Bekanntlich ging von dieser Summe durch den Konkurs der genannten Gesellschaft ein Theil verloren, wes⸗ halb die Majorität der Schlußrechnungskommission die Ver—

weigerung des Absolutoriums beantragte. Graf Lonyay er⸗ klärte, daß er für Alles, was er als Finanz⸗Mi—⸗ nister gethan, die volle Verantwortung übernehme, und was speziell das angefochtene Darlehen betrifft, so sei dasselbe mit Ermächtigung des Hauses gewährt und die Schluß— rechnung darüber auch genehmigt worden. Bei der Abstim— mung wurde das Absolutorium für die bezügliche Schluß⸗ rechnung ertheilt. Polit interpellirte hierauf, ob der Justiz⸗ Minister die Einstellung der aus Anlaß der omladinisti⸗ schen Bewegung anhängig gemachten Prozesse verfügen wolle. Simonyi fragte unter Hinweis auf die gegen die ungarische Studentendeputation vorgekommenen De⸗ monstrationen in Triest und Cattaro, auf welche Art Leben und Eigenthum der in Oesterreich reisenden ungarischen Staatsangehörigen geschützt seien.

Schweiz. Bern, 7. März. Der Nationalrath hat, die Berathung des Bundesgesetzes betreffend die Milltär⸗ pficht-Ersatzsteuer fortsetzend, bis jetzt die Anträge der Kommission und des Bundesraths unwesentlich verändert an⸗ genommen. In Artikel 3, für welchen der 2 e gende Fassung beantragt hatte: „Die Steuerpflichtigen haben eine Personaltaxe von 8 Fres. zu entrichten und werden außer— dem nach ihrem Vermögen und nach ihrem Einkommen be⸗ steuert. Die Gesammtsteuer eines Pflichtigen soll den Betrag von 2000 Fres. nicht übersteigen“, wurde die erstere Summe auf 7 Fres. ermäßigt und die letztere auf 3000 Fres. erhöht. Im Ständerathe ist man noch immer bei Art. I des Bundesgesetzes, betreffend die politischen Rechte der Nie⸗ dergelassenen und Aufenthalter, welches gestern noch— mals an die Kommission zurückverwiesen wurde.

Belgien. Brüssel, 10. März. (W. T. B.) Wie das „Journal de Bruxelles“ meldet, ist gestern von den Bevoll— mächtigten Belgiens, Frankreichs und der Niederlande ein neuer Vertrag, betreffend die einheitliche Behand⸗ lung der Zuckerzblle, abgeschlossen worden.

Großbritannien und Irland. London, 8. März. (E. C.) In der gestrigen Unterhaussitzung kam Behufs zweiter Lesung das Gesetz zur Erhaltung historischer Denkmäler, welches der bekannte vielseitige Anthropologe, Naturforscher, Politiker und Bankier, Sir Fohn Lubbock, eingebracht hat, zur Berathung. Die zweite Lesung wurde nach längerer Berathung dann mit 211 gegen 163 Stimmen genehmigt und das Gesetz einem Ausschuß . Im Mansion House machte der Lordmayor bekannt, daß er im Hinblick 14 einen in den Schiffs-Annalen Großbritan⸗ niens vielleicht ohne Gleichen dastehenden Menschenverlust einen Hülfsfond eröffnen werde. Bei den jüngsten Nord— seestürmen seien 386 nach Jarmouth, Lowestoft, Grimsby, Hull und Ramsgate gehörige Fischerboote verloren gegangen, nicht weniger als 215 Menschen ertrunken und 88 Wittwen mit 164 Kindern und 15 bejahrten Verwandten gänzlich . geworden. Für das Amt eines Lordrektors der Glas⸗ gower Unipersität ist Seitens der liberalen Partei für die nächste Wahl Gladstone vorgeschlagen. In Folge dessen hat, wie der „Glasgow Herald“ vernimmt, Froude sich bereit erklärt, auf eine Erwählung zu verzichten.

(AA. E.) Sir Bartle Frere, der neue Gouverneur der Kap⸗Kolonie, verabschiedete sich gestern von der Königin in Windsor und tritt heute seine Reise nach dem Kap an.

10. . (W. T. B.) Eine aus Mallet, Kennedy und Mulholland bestehende Kommission wird sich im Auftrag der . unverzüglich nach Paris begeben, um einen neuen Handelsvertrag zwischen England und Frank— reich auszuarbeiten.

Frankreich. Paris, 8. März. (Köln. Ztg.) Heute Morgen wurde im Ministerrath über die Ernennungen im Richterstande verhandelt. Auch das Manifest des Grafen Cham hord und das Verhalten der klerikalen und legitimisti—⸗ schen Blätter dazu kam zur Sprache. Die Regierung hat

den Verkauf der Schrift über die Jesuiten und die Frei⸗

, der gallikanischen Kirche von Julien Lemer auf den Bahnhöfen verbieten lassen.

Italien. Rom, 5. März. (H. N.) Der Minister des Innern üherreichte in der heutigen Senatssitzung das von der Deputirtenkammer angenommene Gesetz über die par⸗ lamentarische Unvereinbarkeit, laut welchem nicht wählbar sind: 1) Beamte, die vom Staate, aus den Kultus— fonds, von den General-Oekonomaten, aus der Civilliste, vom Kapitel des St. Maurizio-Ordens und von den höheren, vom Staate subventionirten Bildungsanstalten Gehalt beziehen, mit Ausnahme der Staats-Minister, der General⸗Sekretäre, des Kanzlers des St. Maurizio⸗-Ordens, der Präsidenten und NRäthe des Staatsraths, des Generalschatzadvokaten, der Präsidenten und Räthe der Kassations- und Appellations⸗Gerichtshöfe (die aber in dem Gerichtsbezirke, in welchem sie fungiren, nicht gewählt werden dürfen), ferner mit. Ausnahme der Generale, der Ad⸗ mirgle, der höheren Offiziere der Armee und der Marine, welche in den Provinzen aber nicht gewählt werden dürfen, in denen sie Kommandos übernommen haben, mit Ausnahme der Mitglieder des Ober-Schulraths, des Ober⸗-Sanitätskollegiums, des 2Aber⸗Baurathkollegiums und des Ober⸗Bergrathkollegiums, mit Ausnahme endlich der ordentlichen Professoren der Univer— sitäten und höherer Institute, welche akademische Grade ertheilen dürfen. Nicht wählbar sind 2) diejenigen, welche nur zeitweise vom Staate bezahlte Aemter bekleiden, 3) die Direktoren, Administratoren, Repräsentanten von Gesellschaften, auch nicht diejenigen Personen, welche von solchen Gehalt oder Ver— gütung beziehen, selbst wenn diese vom Staate bezahlt werden. Nicht wählbar sind ferner die Advokaten und Prokuratoren von Gesellschaften und Unternehmungen, welche von 3. Gehalt oder Honorar beziehen, H sind nicht wählbar diejenigen Personen, welche vom Staate onzessionen und Kommissionen erhalten oder mit demselben Ar— beits verträge eingegangen sind, 3 sind nicht wähl⸗ bar; die Diplomaten, die Konsuln, Ve r fn und die Beamten, der Gesandtschaften und Konsulate, überhaupt auch alle diejenigen nicht, welche im Auslande ein vom Staate bezahltes Amt bekleiden. Laut Artikel 5 sollen nur vierzig vom Staate bezahlte Beamte in der Deputirtenkammer sitzen dürfen, welcher Zahl jedoch die Minister und deren General⸗ Sekretäre nicht zuzurechnen sind. Sind mehr als 40 Beamte zu Abgeordneten gewählt, so soll das Loos entscheiden, welche von ihnen ihr Gehalt fortbeziehen dürfen. Artikel bestimmt, daß kein Italiener einen vom Staate befoldeten Posten über⸗ nehmen darf, so lange er die Funktionen als Deputirter aus⸗ übt, ausgenommen, wenn er als solcher mit einer Mission ins

8. März. Der „Köln. Ztg.“ wird telegraphisch ge⸗ meldet: Alles j bereit für das Konsistorium vom 12. 8 M., bei welcher Gelegenheit der Papst eine Encyklica über die Lage der Kirche und das Verhalten einiger Mächte ihr gegen⸗ über verlesen wird. In diesem ersten Konsistorium werden 11 Kardinäle ernannt und 18 Bischöfe und Erzbischöfe ernannt oder versetzt werden. In dem zweiten öffentlichen Konsistorium vom 16. d. wird die Mundöffnung der neu ernannten Kardinäle, die alsdann in Rom anwesend sind, und die Verleihung der Kardinalshüte an die neuen Würdenträger erfolgen. Das kr Konsistorium vom 19. d. wird ebenfalls öffentlich sein, und zwar wird der Papst darin den seit dem Jahre 1870 ernannten Kardinälen den Kardinalshut verleihen. Dann soll die letzt⸗ verfügte Veränderung unter dem hohen kirchlichen Personal veröffentlicht werden. Der Kardinal Simeoni wird neue Weisun⸗ gen über die Regelung des allgemeinen Verhaltens der Geistlichkeit erlassen. Diese Weisungen werden einige vom Papste gewünschte Neuerungen einführen, wodurch einige Miß⸗ bräuche und veraltete Gewohnheiten, die mit den gegenwartigen Zeitumständen nicht mehr in Einklang stehen, abgeschafft wer⸗ den. Die Verhandlungen zwischen Monsignore Hassun und der Pforte gehen sehr langsam von Statten, und zwar, den im Vatikan eingetroffenen Telegrammen zufolge, deshalb, weil die Pforte diese Abmachungen nicht feierlich bestãtigen will, bevor die Ordnung in ihren Landen wieder hergestellt fei.

Griechenland. Athen, 9 März. (W. T. B.) De—⸗ ligeorgis, der vom König mit der Bildung eines neuen Kabinets beauftragt wurde, hat mit Zaimis und Trikupis darüber Verhandlungen angeknüpft. Es heißt, Deligeorgis werde verlangen, daß zunächst die Session der Deputirtenkam— mer geschlossen werde. Das Ministerverantwortlich—⸗ keits⸗Gesetz ist gestern publizirt worden.

Türkei. Konstantin opel, 9. März. (W. T. B.) In der heute stattgehabten Konferenz der montenegrinischen Delegirten mit dem türkischen Minister des Aus— wärtigen legten erstere die Gründe zur Unterstützung der 1 dar, welche sie behufs Herstellung eines dauer— haften Friedens für nothwendig erachten. Dem Ver— nehmen nach hat sich der Minister gegen die Forde⸗ rungen im Allgemeinen ausgesprochen und namentlich darauf hingewiesen, daß die öffentliche Meinung in der Türkei die Annahme der montenegrinischen Vorschläge unmöglich mache. Insbesondere habe n; türkische Minister gegen die Ab⸗ tretung von Niksik, sowie des Hafens von Spizza und über— haupt gegen jede Gebietsvergrößerung Montenegros auf der Seite nach Albanien hin erklärt. Die weiteren Besprechun— gen sind auf Sonnabend festgesetzt. EChristie hat feine auf morgen angesetzt gewesene Abreise verschoben.

London, 10, März. (W. T. B.) Das „Reutersche Bureau“ veröffentlicht eine Depesche Savfet Paschas an den türkischen . in London, Musurus Pascha vom 8. d. M. in welcher der Minister betont, daß er entschlossen sei, die versprochenen Reformen durchzuführen. Diese Reformen werden in der Note in zwei Klassen einge— theilt, einmal solche, welche unmittelbar durchgeführt werden sollen und zweitens solche, welche dem Parlamente zur Ge— nehmigung vorgelegt werden müssen. Zu der ersteren Klasse gehören: Die Bildung einer Gensd'armerie, die Kanton— eintheilung, die Zulassung der Nichtmuselmänner zu den Militäͤrschulen, das Verbot der Massenkolonisation der Tscher⸗ kessen, das Verbot des Gebrauchs irregulärer Truppen und des unerlaubten Waffentragens, der Erlaß einer Amnestie für die Aufständischen in Philippopolis, die S ag der Freiheit des Kultus, der Erlaß der rückständigen Steuern in den durch den Krieg heimgesuchten Distrikten, endlich die Anerkennung des Eigenthumsrechtes der Christen. Die wichtigsten der in Aussicht genommenen Gesetzvorlagen für das Parlament be— treffen die Presse, das Gerichtswesen, das Kommunalwesen und das Budget. Wie dem Reuterschen Bureau aus Konstan— tinopel gemeldet wird, treffen die Deputirten bereits daselbst ein. Die Eröffnung des Parlamentes wäre für die Mitte des Monats in Aussicht genommen.

Paris, 9. März. (W. T. B.) Graf Schuwaloff hatte heute eine längere Besprechung mit dem Herzog De⸗ eg zes. Bei letzterem findet morgen ein großes Diner zu Ehren des Generals Ignatieff statt. Dem „Tem ps“ zufolge würde der Reisezweck des Generals Ignatie f sich darauf beschränken, die Unterzeichnung eines Protokolls ei dern f en, in welchem alle durch die Konferenz von der Türkei geforderten Reformen aufgezählt würden und das nichts weiter enthalten würde, als eine bestätigende Wiederholung der von den Konferenzbevollmächtigten ausgesprochenen Wünsche. Dasselbe würde keinerlei Drohung gegen die Türkei enthalten und von einer Aufhebung des Vertrags von 1855 würde in keiner Beziehung die Rebe sein.

Der „Augsb. Allg. Ztg.“ sind folgende Nachrichten zu⸗ gegangen:

Belgrad, 7. März. Heute Morgens um 9 Uhr verließ die türkische Armee Alexinatz und zog nach Nisch ab. Die serbische Armee zieht um 11 Uhr ein. Der serbische und tür— kische Kommandaat tauschten Freundscha tsversicherungen aus.

Pera, 7. März. Die Porte eröffnete den Geschäfts—⸗ trägern der Mächte; gemäß einer Uebereinkunft mit Serbien werde der Wortlaut des serbisch⸗türkischen Friedensprotokolls durch die Gesandten der Pforte den Kabinetten zugehen, aber nicht den hiesigen Diplomaten. Aleko Pascha meldet aus Wien: das österreichische Kabinet gab beruhigende Erklärungen über seine militärischen Vorkehrungen an der türkischen Grenze, welche nur den Umtausch der alten Geschütze gegen die neu⸗— eingeführten betreffen.

Aus Galatz telegraphirt man der „Tim es“ unterm

6. ds.; Die Besorgnisse, die mit Bezug auf ein sofortiges und direktes Vorgehen Rußlands gehegt wurden, sind gänzlich

ohne Begründung. Die russische Arimee denkt bis jetzt noch nicht daran, den Pruth zu überschreiten. In Folge der völlig

unpraltikabeln Natur der Wege für Artillerie muß bis jetzt

jeder Versuch eines Vorrückens aufgegeben werden. In der Dobrudscha stehen gegenwärtig nur vier Bataillone Infan⸗

tere, zwei Kavallerle⸗Regimenter und eine Feldbatterie, im

Ganzen kaum 6000 Mann, die in Tultscha, Isakacha und

Ratschin einquartiert sind. Truppen und Waffen werden in⸗

deß täglich erwartet.

Ein Wiener Korrespondent der „A. A. Itg.“ schreibt

u. A.: „Savfet Pascha hat, wie es scheint, ohne besondere

Veranlassung, neuerlich Gelegenheit genommen, sich über

oösterreichische Truppenansamm lungen an der türkischen

Grenze zu erkundigen, worauf ihm selbstverständlich die Ant⸗

wort zu Theil geworden, daß alle bezüglichen Gerüchte aus

Ausland betraut wird.

der Luft gegriffen seien. Dies entspricht auch der vollen

Wahrheit. u verwundern wäre es aber nicht, wenn die öͤsterreichische Regierung, nachdem die Kämpfe in Bosnien wieder begonnen haben, auf, die Eventualität, zu einer Auf⸗ stellung an der Grenze schreiten zu müssen, Bedacht nehmen würde. Uebrigens scheinen die erwähnten Gerüchte durch Um⸗ agen entstanden zu sein, die in mehreren südoösterreichischen ae me gepflogen worden, um zu erfahren, welche Truppen⸗ zahl da oder dort im Falle des Bedarfes untergebracht werden könnte. Solche Umfragen erfolgen aber auch im tiefsten rieden mit Rücksicht auf Manöver und Uebungslager. ierdurch werden die Meldungen der „Times“ über diesen egenstand, die wir kürzlich reproduzirten, bestätigt. Die W. „Presse“ berichtet: . . Aus St. Petersburg, 6. März. Bei Batum nächst der russischen Grenze kreuzen sieben türkische Kriegs⸗ dampfer und drei Fregatten. In Poti und St. Nikolgj herrscht darüber große Aufregung, da nur wenige Wachtschiffe in den beiden Häfen liegen. Auf Anordnung des Groß⸗ Admirals Großfürsten Nikolaus werden die Vertheidigungs—⸗ maßregeln am Schwarzen und Baltischen Meere in erhöhtem rade fortgesetzt. . . 9 . , 8. März. Oberst Leschjanin hat bereits von Alexinatz und General., Horvatovics von Saitschar Besitz genommen. Das Milizsystem wird aufgehoben und ein stehendes Heer eingeführt werden. Die Ausfuhrverbote urden aufgehoben. . . ö 2 Belgrader Korrespondent der „Times“ schreibt unterm 5. März: „Die gestern mitgetheilten Details ber Vorbereitungen zum Widerstand gegen eine erwartete In⸗ vasion oder Okkupation von Bosnien und der Herzegowina sind ein entscheidender Beweis von der totalen Ignoranz; der türkfischen Beamten mit Bezug auf die militärische Kraft der Außenwelt, da der Versuch, sich einer österreichischen Okkupa— tion dieser Provinzen mit Lokal-Milizen gewaltsam zu wider— setzen, obschon als eine abstrakte Schaustellung des Patriotis⸗ mus löblich, vom militärischen Standpunkte nichts als ö sinn ist, und dieser Gedanke nur aus einer kolossalen Un— kenntniß der österreichischen Militärmacht entspringen kann. Das „Journal de St. Peters bourg kommt nachträglich auf die in einem Theile der ausländischen Presse verbreiteten phantastischen Nachrichten zu sprechen, wonach einerseits die russischen Truppen am 1. März a. St, die Grenze überschreiten, andererseits die unter dem Oberhefehl des Großfürsten Yiikolai stehenden Truppen demobilisirt werden sollten, woraus man den Schluß gezogen, daß Rußland sich' begnügen würde, den Nichterfolg der Konferenz in Konstantinopel zu registriren, und sich damit aus dem Spiel zu ziehen. Die erstere dieser Behauptungen sei bereits durch die Thatsachen dementirt. Was die zweite betrifft, so müßte man, um eine solche Politik für möglich zu halten, geradezu dem Umstande nicht Rechnung tragen, daß der Nichterfolg der Konferenz eben keine Lösung der schweben⸗ den Fragen sei, wenn man nicht leere Versprechungen für eine Ff e nehmen wollte. . Rustschuk, 8. März. Die „Köln. Ztg.“ läßt sich von ier melden: . h Die türkische Dongu⸗Flotille hat am 3. und 4. d. zum größten Theil den Hafen von Sulina an der Donaumündung verlassen, um auf den zur Vertheidigung der Donauübergänge wichtigen Punkten Stellung zu nehmen. Sie zählt gegenwärtig 17 Kriegsfahrzeuge mit zufammen 60 Kanonen, unter dem Befehle des Gegen-Admirals Hussein⸗Pascha, der seinen Sitz in Rustschuk hat. Die Schiff sind folgende: die Panzer- Korvetten Hifz⸗ ul ⸗Rahman und Lutfi⸗ Dschelil (der Anmuthige) mit je 6 schweren Geschützen und 1771 Tonnen, die beiden Panzer Kanonenboote Hezber (Eöwe) und. Seifi. (Schwert) mit je 6 Kanonen und 516 Tonnen (diese vier Schiffe, gehören eigentlich der Seeflotte an), ferner fünf Panzer⸗Monitors, nämlich Feth⸗ul⸗Wlam, Se⸗ mendria, Bengr⸗Delen (Flankenbrecher), Podgorizza nnd Skutari mit je 2 schweren Geschützen und 408 Tonnen, weiter vier kleinere ölzerne Kanonenboote, Varnd, Sulina, Akkia und Scheffket⸗Stuma, mit je 4 Kanonen und 200 Tonnen, endlich, die Kriegs⸗Transport⸗ dampfer Kiliasch, Ali und, Haireddin mit je 4 Kanonen und 44 Tonnen, Isalbat und Nazhijt mit je,2 Kanonen, ersterer mit 425, letzterer mit 500 Tonnen Gehalt. Die beiden Korvetten bleiben in Suling, eins von den zwei großen Kanonenbooten geht nach Matschin, das andere und zwei kleinere Kangnenboote nach Tultscha, ein Monitor, ein Kanynenboot und ein hölzernes Schiff nach Silistria, ein Kanonenboot kreuzt zwischen Rustschuk und Si⸗ listrig mit der Station Totrokan, zwei Monitors und ein hölzernes Schiff bleiben in Rustschuk, ein Kanonenboot kreuzt zwischen Lom und Rustschuk mit der Zwischenstation Nikopoli, ein hölzerneg Boot und ein Monitor mit je einem hölzernen Schiffe gehen nach Widdin. In der Dobrudscha werden zur Grenzbewachung Tscherkessentrupps von 50 bis 100 Mann zusammengezogen. Am Balkan⸗Uebergang zwischen Sofia und Tatar Bazardschik in der Nähe von Ichtiman sind am Ausgange des dortigen Passes zwei Schanzen aufgeworfen worden. Die Schanzen bei Vratza sind nun vollendet. Eine Kom- mission von sechs Generalstabs⸗ und Artillerie⸗Offizieren, bestehend aus einem Oberst, zwei Majoren und drei Hauptleuten, bereist die Donauprovinzen, um die festen Plätze zu besichtigen und gleichzeitig die Artillerie Mannschaften in der Handhabung der neuen Kruppschen Geschütze zu unterrichten. Sergje vo, 28. Februar. Der „Pol. Korr.“ wird gemeldet: „Es ist eine ganz eigenthümliche Erscheinung. daß in demselben Momente, in welchem der Friedensschluß mit Serbien gesichert ist, hier nur vom Kriege gesprochen und nur an Kriegsrüstungen edacht wird. Civil⸗ und Militärbeamte, Türken wie Christen, . freiwillig oder unfreiwillig, direkt oder indirekt mit den von Konstantinopel aus angeordneten Kriegsvorbereitungen be⸗ schäftigt. Am 24. 8d. M. sind, für die Beförderung von 5060) Kisten mit Munition nach Mostar eine Unzahl von enn reguirirt worden. Eine lange, fast endlos scheinende Reihe von Wagen, von Rizams eskortirt, bewegte sich auf der großen Maostarer Heerstraße, deren Regulirung auf allen Punkten jetzt von 800 Arbei⸗ tern besorgt wird. ,,,, sich eine Kavalkade von 899 Reitern in entgegengesetzter Richtung. In Alt⸗Serbien waren 16 Tabor dislozirt, von welchen 12 nach Serajevo, beziehungsweise nach Nord⸗Bosnien beordert wurden. Um die Bagage, Ge⸗ schütze, Munitton 2c dieses bedeutenden Corps hierher zu transpor— tiren, wurden nach Novibazar 800 Lastpferde mit ebenso viel Treibern abgeschickt. Im Hofe des Kongk ging es dieser Tage ebenfalls leb⸗ aft zu. Die Serajevoer Nationalgarde, welche 890 Mann erster Klasse zählt, wurde aufgefordert, ihre alten Vorderlader egen neu angekommene . umzutauschen. Der Vali Nazif ascha wohnte dieser Waffenvertheilung persönlich bei und hielt kleine Ansprachen, die sehr kriegerisch klangen. Vor Kurzem bereisten zwei Militärkommissionen das Vilajet und legten Beschlag auf. alle Getreidevorräthe. Die Regierung braucht 800, 900 Oka Peksimit, deren Bereitung gleich in Angriff, genommen werden muß. Gleich⸗ zeitig sind 30,060 Opanken im Lizitationswege bestellt worden. Die sechs Abgeordneten aus Bosnien sind nach Konstantinopel abgereist, nachdem jeder von ihnen 3009 Piaster Reisegeld und ein offtzielles Schreiben des Vali an den Großvezier mitgenommen hat. Jedes Mitglied des türkischen Parlaments erhält monatlich 1000 Piaster Diäten. Privagtnachrichten verläßlicher Natur melden, daß der Auf⸗ stand auf drei Punkten mit ziemlicher Heftigkeit wieder ausgebrochen

ist. Bei Kljues, Varesar und Jajics sind drei Insurgenten⸗Abthei⸗ lungen aufgetaucht. Es wird behauptet, die Leitung aller drei Cetas ruhe in Einer Hand. Die Aufständischen sollen diesmal durchwegs gut bewaffnet sein. Die Regierung schickt nach diesen Punkten so viel Truppen, als sie nur immer zur Verfügung hat. Gleichzeitig verlautet, daß aus Salonichi bis zum 20. März 12 Bataillone ein⸗ treffen werden. Die Nationalgarde der Jajzer. Skopljer, Nisotzker und Fojnitzer Kreise ist schleunigst zu den Waffen einberufen worden. Es soll die Absicht bestehen, drei größere Corps zu formiren, und zwar zur Hälfte aus Regulären und zur Hälfte aus Irregulären. Jedem dieser Corps sollen zwei Batterien beigegeben werden. Diese drei Cerps sollen ausschließlich zur Bekämpfung der wiedererstehenden Infsurrektion verwendet werden.“

Rußland und Polen. St. Petersburg, 10. März. (W. T. B.). Gestern fand auf der deutschen Botschaft eine glänzende Soirée statt, auf welcher der Kaiser, der Großfürst⸗Thronfolger, der Großfürst Wladimir, mehrere Minister, zahlreiche Mitglieder des diplomatischen Corps, der Aristokratie und der deutschen Kolonie erschienen.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 6. März. (S. ) Der Staatsgusschuß hat sein Gutachten über das Marinebudget abgegeben und darin die Frage wegen Entwickelung der Flotte in derselben Richtung wie im vorigen Jahre beantwortet, während das Marine⸗Ministerium seine Anschauung über die Nothwendigkeit, auch größere Panzer⸗ schiffe oder Widderschiffe zu bauen, festhält. Es sind zwei Millionen Kronen zu Neubauten verlangt worden; der Staats⸗ Ausschuß meint, daß zur Zeit keine größeren Kriegsschiffs— bauten zu beginnen seien, als solche, wesche für die Bewilli⸗ gung eines Jahres fertig hergestellt werden können und schlägt vor, zu diesem Zwecke 1,700,000 Kronen anzuweisen. Zu Kanonen, d sltibin und Laffeten ist eine Million verlangt, aber da man sich noch nicht über ein Modell für Kanonen entschieden hat, so laßt der Ausschuß vor, die Bewilligung auf eine halbe Million herabzusetzen.

T. März. (H. N.) Heute gingen die Kammern zur Bera— thung des Marine-Etats über. Die Erste Kammer hat die von der Regierung zur Beschaffung neuer Kriegsfahrzeuge ange— setzten zwei Millionen Kronen bewilligt, jedoch mit dem vom Ausschuß gemachten Vorbehalt, daß keine größeren Fahrzeuge in Angriff genommen werden, als solche, die für einen ein⸗ jührigen Anschlag fertig gestellt werden können. Dieser Vor— behalt wurde nur mit 8 Stimmen Mehrheit angenommen, die Minorität wollte unbedingte, Bewilligung des Be— trages. Zum Ankauf neuen Artilleriematerials hatte die Regierung eine Million Kronen im Budget angesetzt, der Ausschuß hatte diese Summe um die Hälste reduzirt. Der Marine⸗-Minister plaidirte für unverkürzte Bewilligung der 1 Million, Kronen und trat die Kammer auch diesem Antrage ohne Abstimmung bei. Das andere Haus wird in diesem Punkt voraussichtlich die Ansicht des Ausschusses festhalten und deshalb wohl eine gemeinscheftliche Abstimmung über diesen Posten entscheiden. Gestern wurden in den Kammern noch mehrere Regierungsvorlagen eingebracht, darunter auch ein Vorschlag wegen Verwaltung der, Do män en; dieselben wurden heute den betreffenden Kommissionen überwiesen.

Amerika. Der Präsident Hayes hat, wie der „Times“ gemeldet wird, um das südliche Problem zu lösen, Freunde be— wogen, Chamb erlain zu empfehlen, zum Wohle des Landes seine Ansprüche auf die Gouverneurschaft von Süd-Caro⸗ li na aufzugeben. ö .

Mittelamerika. Am 15. Januar ist in S. Sal— vador der Kongreß in ordentlicher Sitzung eröffnet und die Botschaft des Präsidenten beifällig aufgenommen worden. In Nicaragug ist ein neues Projekt von einem Herrn Blanchet in Vorschlag gebracht, welches nur wenig von der von Kapitän Lull adoptirten Linie abweicht, aber nur auf 38 Mill. Doll. veranschlagt wird. Die Kaffee⸗Ernte in Costarica stellt sich als eine gute Mittelernte dar. Die finanziellen Schwierigkeiten des Eisenbahnbaues nehmen ihren bedauerlichen Fortgang. . ö

Südamerika. Kaum hat General Daza die Präsident— schaft von Bolivia durch eine Revolution an sich gexrissen, so hat sich bereits ein neuer Aufstand gegen ihn erhoben, und die Regierungstruppen bei Santa Cruz nebst ihrem Füh⸗ rer gefangen sind.

Nr. 9 des „Justiz⸗Ministerial⸗Blatt“ hat folgenden Inhalt; Allgemeine Verfügung vom 28. Februar 1877, betreffend die Vollziehung des Auslieferungsvertrages mit Belgien vom 24. De— zember 1874. (Reichs⸗Gesetzblatt von 1875. S. 73). Allgemeine Verfügung vom 28. Februar 1877, betreffend die Ermittelung der Gerichtskosteneinnahme in Civilprozessen. Allg. Verf. vom 22. Juni 1875. Justiz⸗Minist⸗ Blatt S. 157. *, Erkenntniß des Königlichen Ober⸗Tribunals vom 22. Januar 1877. Ueber die Befugniß der Notare zu Beglaubigungen.

Statistische Nachrichten.

Vom Kaiserlichen Zoll⸗ und Steuer⸗Rechnungs⸗Bureau ist die provisorische Abrechnung zwischen dem Deutschen Reiche, Oesterreich (wegen der dem deutschen Zollgebiete ange— schlossenen Gemeinde Jungholz) und Luxemburg üb er die ge⸗ meinschgftlichen Einnahmen an Zöllen, Rübenzucker⸗ steuer, Salzsteuer und Tabaksteuer für das Ighr 1876 aufgestellt worden. Nach derselben belief sich der Brutto-Ertrag der vorgenannten Abgabenzweige auf rund 214,001,687 S. (1875: 205,172,355 M6); hiervon gehen ab an Erhebungs⸗ und, Verwaltungs kosten, sowie an unmittelbaren Ausgaben der Reichs ⸗Haupt kasse 145762, 856 S oder Gao oo der Brutto⸗Einnahme (875: 14.3339, 984 46 oder 60 ), so daß sich der zur gemeinschaftlichen Theilung zu stellende Rein⸗Ertrag auf 199, 238,831 oder 4,1 „S auf den Kopf der Bevölkerung (1875: 190, 832,371 6 oder 4, so 6 Fro Kopf) beläuft, von welchen 197,585,285 ½ im deutschen Zollgebiete und 1,653,546. in Luxemburg aufgekommen sind, Der Antheil nach dem Ver⸗ hältniß der Bevölkerung berechnet sich für das deutsche Zollgebiet auf 198,272,404 νς, für die österreichische Gemeinde Jungholz auf 69 υ, und für Luxemburg auf 965458 S6, so daß letzteres von seinen Einnahmen an das deutsche Zollgebiet 687,119 ½ und an Desterreich 96 S6 herauszuzahlen hat. Bezüglich der einzelnen Abgabenzweige ist zu bemerken, daß die Zölle eine Brutto⸗Einnahme von 121,034,235 S (1875: 120,787,499 M) geliefert haben; hiervon ab an Erhebungs- und Verwaltungskosten 11,533,395 06 (1875: 11,794,743 6), bleiben zur Theilung 109,500, 840 It oder 2.50 6 pro Kopf (iso: 1608. 992,756 S6 oder 26s ς pro Kopf), von welchen im deutschen Zollgebiete 108, 18,5389 M, in Luxemburg 1482, 251 4. erhoben worden sind. Der Brutto- Ertrag der Rübenzucker⸗ steuer war 57, 38, 887 6 (1876: 49797455 ch), von welchem an Erhebungs⸗ c. Kosten 2,731,630 4M. (1875: 23,064,226 6) 5 in Abzug zu bringen, so daß sich also die Netto- Einnahme auf So 207, 2567 6 oder 16 ½ν pro Kopf (1375; 47,733,230 M oder 11 6 pro Kopf), stellt; hiervon sind im deutschen Zollgebiete 55, 062, 886 M und in

Luxemburg 144,371 4 zur Erhebung gekommen, Die gemein⸗ schaftliche Einnahme an Salzsteuer hat 33,766,962 (S6 (1875:

335554968 M6) betragen; hiervon ah die Verwaltungsausgaben mit 262,597 M (875: 262,726 AM), bleiben zur Theilung 33,501,365 4 oder QM 0 pro Kopf (1875: 353,292,242 1 oder 0 ς pro Kopf) und sind hiervon 33,473,795 M im deutschen Zollgebiete und 30,570 S in Luremburg erhoben worden. Die Steuer vom inländischen Tabakbau endlich ergab einen Brutto⸗Ertrag von L261, 503 6 (1875: 1032 432 M) Werden hiervon die Erhebungs⸗ 2c. Kosten mit 235, 2334 M (18735: 218,289 S6) in Abzug gebracht, so ergiebt sich ein Netto⸗Auftommen von 1026, 369 oder Oer (is pro Kepf (1875: 814,143 66 oder Och ( pro Kopf). Der Neito⸗Ertrag im deutschen Zollgebiete betrug 1,0809015 „66, wovon jedoch für Luxemburg, wesches Einnahme an Tabaksteuer nicht nachweist, 3646 SM. gezahlte Ausfuhrvergütungen in Abzug kommen. Schließlich ist zu bemerken, daß die Berechnung der Kopfantheile für 18765 die Resultate der Zählung vom 1. Dezember 1875, für 1875 dagegen die der Zählung von 1871 zu Grunde gelegt worden sind. .

Soeben erschien das III. und IV. (Doppel) Heft der Zeit⸗ schrift des Königlich preußischen statistischen Burxeaus, Jahrgang 18765o (Verlag des Königlichen statistischen Bureagus Dr. Engel! in Berlin), mit folgendem Inhalte: J. A. J Quęetelet. Eine Gedächtnis rede, gehalten in der Plenarversammlung des IX. in⸗ terngtionalen statistischen Kongresses zu Budapest am J. September 1876 von Dr. Engel. (Mit Juetelets Portrait. Die Geburten, Eheschließungen und Sterbefälle im preußischen Staate während des Jahres 1875: A. Beiträge zur Reichsstatistik. B. Beiträge zur Landesstatistik. C. Zur Erhebung der bezüglichen Nachrichten für statistisch⸗anthropologische Zwecke während des Jahres 1877. Ueber den Arbeitslohn und die Vertheilung des Ertrages gewerb⸗ licher Thätigkeit in Frankreich; von Dr. Béla Weiß. Bemer⸗ kungen zu der Denkschrift des Herrn Dr. Engel über die Statistik der Morbidität, Invalidität und Mortalität, sowie der Unfalls- und Invaliditätsversicherung der Erwerbsthätigen; von Wilhelm La⸗ zarus. Die russische Kriminalstatistik; von S. Matweyeff. Frankreichs Immobiliar⸗Staatsbesitz; nach den von der General⸗ direktion der Grundbuchführung, der Domänen und Stempelverwal⸗ tung veröffentlichten Mittheilungen. Wirkliche und Mittelpreise der wichtigsten Lebensmittel für Menschen und Thiere in den bedeu⸗ tendsten Marktstäbten der ꝓreußischen Monarchie in den Monaten Januar bis einschließlich Juli 1876: Vorbemerkungen; . PYPreise für Getreide, Hülsenfrüchte, Kartoffeln und Rauchfutter; II. Preise für Artikel des Kleinhandels; III. Zu⸗ sammenstellung von Durhhschnittspreisen für, die genannten Monate und das Erntejahr 1875/76. Zur Geschichte und Statistik der öffentlichen Sparkassen im preußischen Staate; von Dr, Engel und H. Edelmann. Die Verbreitung des Heilpersonals, der Apotheken und Heilanstalten in Preaßen nach dem Stande vom 1. April 1876, mit historischen Rückblicken und Beiträgen für die Apothekerfrage; von Dr, med. Albert Guttstadt. Methode und Resultate der Gewerbestatistik in den. Vereinigten Staaten von Amerika; von Dr. Engel. Der Preis der Arbeit im preußischen Staatsdienste im Jahre 1875; von Dr. Engel. Zur Wohnplatz⸗ Statistik in Preußen; von K. Brämer. Zum Gedächtniß L. Wo⸗ lowski's; von Dr. R. Mucke. Bücheranzeigen. Statistische Korrespondenz. . .

Als besondere Beilagen sind diesem Hefte beigegeben: Stand und Bewegung der Bevölkerung in den landräthlichen Kreisen bezw. QOberamts-Bezirken und selbständigen Städten des preußischen Staates im Jahre 1875. Die Geburten, Cheschließungen und Sterbefälle in Berlin während des Jahres 1876.

Wir behalten uns vor, auf einzelne der interessanten Abhand⸗ lungen noch zurückzukommen.

Kunst, Wissenschaft und Literatur. ᷣ⸗

Professor Dr. Adalbert Krüger aus Helsingfors ist un⸗ ter dem 1. d. M. zum Direkto: der Sternwarte zu Goth a er— nannt worden. 4 . .

Am 5. d. M. starb in Zürich der militärische Schriftsteller Wilhelm Meyer⸗Ott. .

—. In Turin ist der Geschichtsforscher, Sengtor Graf Baudi di Verme, der ein Werk über die longobardischen Könige rerfaßt hat und Präsident der dortigen Gesellschaft der Wissenschaf⸗ ten und Künste war, mit Tode abgegangen. ; . .

Im Verlage von J. Bacmeister in Eisengch sind zwei kleine Broschüren Kaiser⸗Geburtstagsfest, Ein Segenstag für Deutschland“, als Lehrer⸗ und Schüler⸗-Ausgabe zischienen. Der Titel, kennzeichnet bereits die Absicht des Verfasserk, M. Ueberschaer⸗Muͤhlsdorf, der in der Schüler⸗Ausgabe eine große Zahl patriotischer Gesänge und Gedichte, erstere in mehrstimmiger Komposition darbietet, so daß in dem Büchlein reicher Stoff für ein sinniges Begehen des Kaiserfestes um so mehr geboten wird,

als auch für Ordnung und Lebendigkeit der Feier Winke ertheilt werden. Die Lehrer⸗-Ausgabe unterscheidet sich von der ersteren in der Anordnung des Stoffes sowie dadurch, h, sie eine Muster⸗ Festrede enthalt, die, in einem kurzen Lebensbilde Sr, Majestät des Kaisers bestehend, für die Geburtstagsfeier der deutschen Schul— jugend besonders geeignet sein dürfte. Der LehrerAusgabe ist ein Vorwort von Dr. C. Beyer in Eisenach vorangestellt.

Land⸗ und Forstwirthschaft. ;

Im Regierungsbezirk Münster ist die Bestellung der Aecker im vergangenen Herbst in Folge der günstigen Witterung gut von Statten gegangen, und haben die jungen Saaten sich vortrefflich entwickelt. Insekten und Schneckenfraß ist bis jetzt nicht bemerkt worden. Die milde Witterung hat noch im Spätherbst eine Menge Futterkräuter hervorgebracht, welche di. Durchwinterung des Viehes wesentlich erleichtert haben. Stellenweise sind allerdings die Herbst⸗ Futterkräuter gänzlich mißrathen. Dieser Ausfall wird aber dadurch einigermaßen ausgeglichen, daß die andauernde milde Temperatur fortwährend den Weidegang des Viehes gestattet hat. .

In Braunschweig wird in diesem Jahre der Erste Kon—⸗ greß deutscher Gärtner zusammentreten. Die von der Sektion für Gartenbau des dortigen landwirthschaftlichen Centralvereins be— rufene Versammlung hat den Zweck, allgemein wichtige, die Gärtnerei im weiteren Sinne betreffende Fragen zu berathen und darüber zu beschließen. Unter denselben befinden sich folgende: Soll ein deutsches Centralörgan für Gärtnerei geschaffen werden? Ist die Errichtung von Fachschulen in größeren Städten wünschenswerth?

Gewerbe und Handel. 21

Berlin. Gestern Vormittag hat die regelmäßige monatliche Sitzung des engeren Ausschusses der Reichsbank stattgefunden, in welcher die Superdividende der Reichsbank für das verflossene Jahr auf 48 S 75 8 festgesetzt worden ist, was unter hinzu dech⸗ nung der bereits gezahlten 47 0G einer Gesammtdividende von 698 io leichkommt. ö Die Verwaltung der Hannoverschen Bank macht be⸗ kannt., daß auf Grund eines Beschlusses der Generalversammlung vom 7. d. M, die Präklusivfrist für die Einlösung der auf Thaler lautenden Noten dieser Bank bis zum 30. Juni er, verlängert wird, daß aber alle e gend nach Ablauf dieser Frist unwiderruflich verfallen und werthlos sind. .

3 Der Aufsichtsrath der Braunschweigischen Bank hat auf den Bericht der Direktion über das verflossene Geschäftsjahr, dessen Resultat einer vertheilbaren Dividende von ca. 5r'so g eich⸗ kommt, die Dividende auf 5 ο festgesetzt und für uneinbringliche Wechselforderungen Abschreibungen in Höhe von 46.000 6 beschlossen.

Aus Lübeck schreibt man den „Hamb. Nachr.“ unter dem 8. März: Seit dem Sommer vorigen Jahres ist es der we stfälischen Kohle gelungen, sowohl bei den von hier fahrenden Dampfschiffen, als auch bei den meisten hiesigen Fabrikbetrieben die englische Kohle zu verdrängen; um sie auch für den Export über hier nach den baltischen Häfen mit der englischen Kohle konkurrenzfähig zu machen, bedürfte es einerseits einer Ermäßigung der Eisenbahnfracht, anderer⸗ seits der Herstellung von Vorrichtungen zum direkten Verladen der

Kohlen aus den Eisenbahnwaggons in die Seeschiffe. Erstere ist