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und der Erlaubniß zum ferneren Tragen der Uniform des gedachten Regts. zur ⸗ ⸗ 6 des Feld⸗Art. Regts. Nr. 7, in Genehm. seines Abschieds⸗ gesuchs, mit Pension und seiner bisherigen Uniform zur Dis⸗ vosition gestellt. Wegener, außereiatsmäßiger Sec, Lieutenant vom Feld- Art Regt. Nr. i7, Locher, Sec. St. vom Feld- Art. Regt. Nr. 25, diesem mit Pension, Teisler, Hauptm. und Battr. Chef vom Feld⸗Art. Regt. Nr. A, mit
Unif., Kiesel, rt. ü nebst Aussicht auf Anstellung im Civildienst und der Armee⸗Unif., der Abschied bewilligt. ö
Dispos. gestellt. Frhr. v. Eyngtten, Oberst und
r. Et. vom Fuß⸗Art. Regt. Nr. 15, mit Pension
schafters Grafen Karolyi.
Aichtamtliches. Deuntsches Reich.
Preußen. Berlin, 21. März. Gestern empfingen Beide Kaiserliche Majestäten Ihre Majestäten den König und die Königin von Sachsen auf dem Bahnhofe und geleiteten Allerhöchstdieselben nach dem Königlichen Schlosse, woselbst das Souper eingenommen wurde.
Heute wurden Ihre Königlichen eite, der Großherzog und die Großherzogin von Baden, nebst Kindern, von den Kaiserlichen Eltern im Palais empfangen. — Ihre Majestät die Kaiserin⸗Königin einpfing den Besuch Sr. Kaiserlichen Hoheit des Erzherzogs Carl Ludwig von OLesterreich und Sr. Königlichen ehen des Prinzen Luitpold von Bayern. -Im Königlichen Palais findet ein größeres Diner statt und Abends erscheinen Ihre Majestäten mit den Hohen Gästen auf der Soirée des Kaiserlich Königlich österreichischungarischen Bot—
— Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz empfing gestern Vormittags den General-Feld⸗ marschall von Steinmetz und darauf mehrere Generale und höhere Offiziere behufs Abstattung persönlicher Meldungen und machte von 13 Uhr ab den hier anwesenden fremden Fürsteichkeiten Besuche. Nachmittags 5 Uhr fand bei Ihren a rr e, oheiten ein größeres Diner von 55 Gedecken statt, an welchem Ihre Kaiserlichen Majestäten, sowie die zur Zeit hier anwesenden Fürstlichen Gäste nebst Gefolge Theil nahmen. Später besuchte Se. Kaiserliche Hoheit die Vor⸗ stellung im Opernhause, begab Sich um 9J Uhr Abends zum Empfange Ihrer Majestäten des Königs und der Königin von Sachsen nach dem Anhalter Bahnhofe und erschien um 101 Uhr Abends mit Ihrer Kaiserlichen Hoheit der Kron prinzessin, Hoöͤchstwelche vorher Ihre Majestät die Königin von Sachsen im Königlichen Schlosse begrüßt hatte, auf der Soirée bei Sr. Durchlaucht dem Fürsten Anton Radziwill.
— Nachträglicher Bestimmung zufolge werden in Ab⸗ änderung der gestrigen Mittheilung Se. Majestät der Kaiser und König an Allerhöchstihrem Geburtstage um 121 Uhr die Gesandten, welche mit Ueberreichung besonderer Glückwunschschreiben Allerhöchster und Höchster Herrschaften be⸗ auftragt sind, um 1 Uhr den Bundesrath und um 1 den Gesammtvorstand des Reichstages zur Beglückwünschung empfangen. . .
— Der Bundesrat hielt gestern unter Vorsitz des Präsidenten des Reichskanzler- Amts, Staats⸗Ministers Hofmann, die 14. Plenarsitzung.
Nach Feststellung des Protokolls der vorigen Sitzung wurde Mittheilung gemacht von einem Schreiben des Präsi⸗ denten des Reichstags, betreffend die Wahl von Mitgliedern der Reichsschulden⸗Kommission.
Vorlagen, betreffend den Entwurf eines Gesetzes für Elsaß-Lothringen wegen Abänderung der Gesetzgebung hin⸗ sichtlich des Wasserrechts und den Entwurf eines Gesetzes wegen Feststellung des Landeshaushalts⸗-Etats von Elsaß— Lothringen für 1878 wurden den Ausschüssen überwiesen.
Ausschußberichte wurden erstattet über: a. die Ausrüstung der Kauffahrteischiffe mit Booten, Prüfung der Maschinisten auf Seedampfschiffen u. s. w. Es sollen bezügliche Vorschriften erlassen werden; b. den am 1. November 1876 unterzeichneten Freundschastsvertrag mit Tonga. Der Vertrag wurde genehmigt; C. die vorläufige Erstreckung des Etats fur das Vierteljahr vom 1. Jannar bis 31. März 1877 auf den Monat April 1877. Ein bezüglicher Gesetzentwurf wurde genehmigt; d. die 1 von zwei Assistentenstellen beim Hauptzollamte zu Hamburg. Die Stellen, welche bisher von Hessen besetzt waren, sollen von Preußen und Mecklenburg besetzt werden.
— Dem Bundesrath ist der Gesetzentwurf, be⸗ treffend die Feststellung des Landeshaushalts⸗ Etats von Elsaß-Lothringen für das Jahr 1878 zugegangen. Der Entwurf ist dem Landesausschusse von Elsaß⸗Lothringen vorgelegt und von demselben eingehend be— rathen worden. Die vom Landesausschusse gestellten Anträge haben mit wenigen Ausnahmen n hs ü , gefunden. Der Etat umfaßt, abweichend von dem Reichshaushalts⸗Etat, das Kalenderjahr vom 1. Januar bis zum 31. Dezember 1878. Die Verlegung des Etatsjahres auf die Zeit vom 1. April is zum 51. März, durch welche dasselbe mit dem Etatsjahr des Reichs in Ucbereinstimmung kommen würde, wäre anit Wicksicht auf diese Uebereinstimmung sehr erwünscht. Sie bietet jedoch, wie eine dem Etat beigefügte Denkschrift bemerkt, wegen der Rückwirkung auf die Veranlagung der direkten Staats steuern, welche davon berührt wird, sowie wegen der Nothwendigkeit, mit dem Etatsjahr der Landes⸗ finanzverwaltung auch dasjenige der Bezirks- und Gemeinde⸗ verwaltung zu verlegen, Schwierigkeiten derart, daß die für die bezügliche Ertschließnng erforderlichen Vorarbeiten noch nicht haben zum Abschluß gebracht werden können. Voraus⸗ sichtlich wird dies bis zur Vorlegung des nächsten Etats der Fall sein. Der Etat für 1878 schließt in Ausgabe und Einnahme ab mit 39 353 315.6 gegen 41 413,454 6 78 3 im Jahre 1877, mithin 1878 weniger 2,060,142 S6 7868 5. Die fortdauern⸗ den Ausgaben sind um 1,687 491 6 höher, die einmaligen und außerordentlichen Aus gaben um 3,747,633 S 78 8 wiedriger angesetzt, als im Etat für 1877. Von dem Mehr⸗ betrage bei den fortdauernden Ausgaben entfallen 169, 957 auf Betriebs verwaltungen und 1,517,534 M½½ auf Staatsver— waltungen. Die bedeutendste Mehrausgabe bei den Betriebs⸗ verwaltungen, nämlich der Betrag von 109 000 , findet 1g bei der Kaiserlichen Tabakmanufaktur zu Straßburg. Jed wird auch diese mit Zustimmung des Landesausschusses vor⸗ geseene Mehrausgabe produktiv wirken, da sie zur Verstär⸗
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ension und seiner bisherigen
— Dem Bundes rath ist eine im Reichs⸗Eisenbahn⸗Amt aufgestellte Denkschrift nebst Nachweisung der auf den Eisen⸗ bahnen Deutschlands, ausschl. Bayerns, gegenwärtig noch vor⸗ handenen Abweichungen vom Normalprofil des lichten Rau⸗ mes, deren Beseitigung vorerst als unthunlich zu erachten ist, vorgelegt worden. ; ⸗ ;
— Die mecklenburg⸗schwerinsche Regierung hat bei dem Bundesrathe beantragt, die früheren Verhandlungen über die Fabrikatsteuer von Branntwein wieder außzuneh⸗ men und einen betreffenden Gesetzentwurf unter Berücksichti⸗ gung der von ihr hervorgehobenen Grundsätze ausarbeiten und vorlegen lassen.
— Im weiteren Verlaufe abe r , Sitzung des Reichstages wurden die sämmtlichen übrigen ö des Gesetzentwurfs über die Landesge etzgebung in Elsaß-Lothringen sowie dessen Einleitung, unter Ab— lehnung der anderen Antrãge, in der von den Abgg. Dr. Hänel und Genossen beantragten sung nach kurzen Debatten ge⸗ nehmigt. Nur zu 8. 4 wurde auf den Antrag des Abg. Frhrn. Schenk von Stauffenberg ein Zusatz beschlossen, nach welchem der Kaiserliche Erlaß vom 13. Februar 1877 in den Reichs⸗ landen noch zu Recht besteht. Darauf wurde die Etats⸗ berathung fortgesetzt. . Debatte wurden die Ausgaben des Reichskanzler⸗Amts fuͤr Elsaß⸗Lothringen genehmigt. Bei Tit. 2 der Einnahmen in dem Etat der Zölle, Verbrauchssteuern und Aversen (Zuckerrübensteuer) wies der Abg. Sombart auf die Gefahr hin, welche der deutschen Zuckerindustrie durch die Ausfuhrprämien des Auslandes bereitet werde. Darauf ver⸗ tagte sich das Haus um 4 Uhr.
— In der n en (4) Sitzung des Reichstages, welcher der Präsident des Reichskanzler⸗Amts Staats⸗Minister Hofmann und andere Bevollmächtigtezum Bundesrath beiwohnten, kündigte der Präsident an, daß vom Reichskanzler ein Gesetzent⸗ wurf eingegangen sei, betreffend die Ausdehnung des Etats des ersten Quartals 187, auf den Monat April desselben . Darauf trat das Haus in die zweite Berathung des
esetzentwurfs über den Sitz des Reichsgerichts ein. Die Abgg. Dr. Gneist, Dr. Löwe und Genossen be⸗ antragten, in 6 Vorlage statt „Leipzig“ zu setzen: „Berlin“, der Abg. Dr. Lasker: dem einzigen Paragraphen des Gesetzentwurfs einen neuen , voranzuschicken, nach welchem der 8. 8 des Einführungsgesetzes zum Gerichts⸗ verfassungsgesetz, welcher den Einzelstaaten die Befugniß der Beibehaltung eines eigenen . Landesgerichtshofes gewährt, für denjenigen Bundesstaat nicht gültig sein soll, in dessen Gebiet der Sitz des Reichsgerichts gelegt werden wird. Nachdem der Antragsteller seinen Antrag motivirt und sich für Leipzig . hatte, während der Abg. Graf Bethusy⸗Huc Berlin befürwortete, trat der Königlich bayerische Bevollmächtigte zum Bundesrath, Ministerial⸗Direktor von Riedel, dem in letzter Zeit verbreiteten Gerüchte entgegen, daß es sich hier um eine Koalition der Mittelstaaten zum Zwecke der Majori⸗ sirung Preußens im reichsfeindlichen Sinne handle. Wede⸗ habe die bayerische Regierung irgend welche offizielle oder vertrauliche , über diesen Gegenstand mit den betheiligten Staaten geführt, noch seien derselben von irgend einer mittelstaatlichen Regierung einschlägige Anerbietungen gemacht worden. in objektivo Erwägungen, welche nicht hauptsächlich litischer Natur gewesen, Li die Majorität zur Entscheidung für Leipzig geführt. Der e lin Minister Dr. Leonhardt hob hierauf hervor, daß die Natur des Rechtsmittels, über welches das Reichsgericht zu entscheiden haben werde, dem des französischen Kassationshofes völlig gleich, dieser aber nach der französischen Konstitution ein tri— bunal uni et sédentaire auprès du Corps legislatif sei. Wie aber auch immer die Entscheidung des Reichstages ausfallen möge, dieselbe werde keine Rückwirkung auf Preußens reichs— treue Gesinnung haben. Beim Schlusse des Blattes hatte der Abg. von Helldorf das Wort.
— 1 gegenwärtig die philosophischen Fakultäten der preußischen Universitäten, wi, . der Akademie zu Münster, die philosophische Doktorwürde durchweg nur nach vorgängigem mündlichen Examen und auf Grund einer gedruckten Dissertation ertheilen, wird an einzelnen nicht preußischen Universitäten die Erfüllung der genannten Vor⸗ bedingungen für die Promotion zum Doctor philosophiae nicht gefordert. Es beruht hierin ein so wesentlicher Unterschied in der Bedeutung der Würde, daß der Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten die Behörden seines Ressorts durch Cirkular⸗ erlaß vom 7. d. M. angewiesen hat, den an öffentlichen oder privaten Lehranstalten angestellten oder künftig anzustellenden Lehrern ꝛ2c., welche nicht gegenwärtig bereits im rechtmäßigen Besitz der Würde eines Doctor philosophiae sind, sondern sie erst künftig erwerben sollten, im amtlichen Verkehr den Doktor⸗ titel nur dann beizulegen, wenn er ihnen von einer preußischen Universität oder von der Akademie zu Münster ertheilt ist, oder wenn der von einer nichtpreußischen Universität Promo⸗ virte nachweist, daß er auf Grund mündlichen Examens und gedruckter Dissertation die Würde erlangt habe. Wird letzterer Nachweis nicht erbracht, so ist der auswärts erworbene Doktor⸗ titel amtlich nicht zu berücksichtigen. Eine Ausnahme ist in letzterer Hinsicht nur bei Lehrern zu machen, welche aus frem⸗ dem Staats⸗ oder Schuldienst in den diesseitigen übertreten und bei diesem Uebertritt bereits den Doktortitel einer nicht preußischen philosophischen Fakultät besitzen sollten. Die von einer deutschen Fakultät aus eigener Bewegung honoris causa zur Belohnung besonderer wissenschaftlicher Verdienste erfol⸗ er r Promotionen werden durch diese Bestimmungen nicht
erührt.
— Die in der heutigen Börsenbeilage abgedruckte tabel⸗ larische Uebersicht der Wochenausweise der deut⸗ schen Zettelbanken vom 15. 8. M. schließt mit folgenden summarischen Daten ab: Es betrug der gesammte Kassen⸗ bestand 731, 334,000 M6, d. h. der Vorwoche gegenüber weniger 157, 000 M66; der Wechselbestand im Betrage von 578,278,000 MS hat sich um 16,636,000 S, die Lombardforderungen in Höhe von S5, 713,00 S4 haben sich um 2,663,909 6 ver⸗ mindert; es weist ferner der Notenunilauf mit 865,590,000 9 eine Abnahme um 3,702,000 M6 nach, wie auch die täglich fälligen Verbindlichkeiten mit 181.639, 990 M6 einen. Rückgang um 5,621, 9000 S und die an eine Kündigungsfrist gebun⸗ denen Verbindlichkeiten mit 94,187, 00 M einen solchen um 2,731, 000 M konstatiren.
Der General ⸗Feldmarschall Herwarth⸗ von Bitten⸗ feld ist von Bonn hier angekommen und im British-Hotel abgestiegen.
— Der General der Infanterie z. D. von Berger, zu⸗
kung des Fonds für den Ankauf von Rohmaterialien be—
stimmt ist.
letzt Gouverneur von Ulm, ist hier eingetroffen.
— Der General⸗Lieutenant von Voigts⸗Rhetz, à la
suite des Königs- Grenadier⸗Regiments (2. Westpreußisches) Nr. 7 und Commandeur der 20. Division ist mit Urlaub von Hannover hier eingetroffen.
— Als Aerzte haben sich niedergelassen die Herren:
Arzt Max Köhler in Ragnit, De. L. Michels in Berlin, Pr. Mußmann in Alt⸗Landsberg, Dr. Kriebel in Forst i. C, Dr. Lempke in Liebenau, Ober⸗Stabsarzt Dr. Fritze in
üllichau, Dr. Bütow in Hammerstein, Arzt Kopschina in andeck, Assistenz Arzt Dr. Strauß in Glogau und Dr. Biese⸗
meyer in Laehn.
Wiesbaden, 19. März. In der heutigen ersten Plenar⸗
sitzung des neunten Komm unal⸗Landtages des Regie⸗ rungsbezirks Wies baden wurden nach der Wahl der beiden Schriftführer zunächst die Seitens der Königlichen Staats—⸗ regierung und Seitens des ständischen Verwaltungsausschusses gemachten Vorlagen dem Kommunal⸗Landtage vorgelegt. Auf. Vorschlag des wa ; . missionen, eine Eingabekommission, eine Rechnungsprüfungs⸗ kommission, eine Wegebaukommission und eine Finanzkom— mission gewählt und unter diese die Vorlagen vertheilt werden sollen. Die Wahl der Kommissionsmitglieder soll in der morgen früh anzuberaumenden Plenarsitzung stattfinden. So⸗ dann wurde der letzte Gegenstand der Tagesordnung, die Wahl eines Mitgliedes des ständischen Verwaltungsausschusses dadurch erledigt, daß der Hof⸗Gerichts⸗Rath Schellenberg ein⸗ stimmig gewählt ward.
orsitzenden ward genehmigt, daß 4 Kom—⸗
München, 19. März.
Bayern. (Allg. Ztg.) n T.
Wintergarten der Königlichen Residenz fand heute bei
Majestät dem König Hoftag fel statt. — Der König hat heute dem Kriegs⸗Minister von Maillinger zu dessen Namenstage die Allerhöchsten Glückwünsche ausgesprochen. — Der Prinz Arnulph ist vorgestern Abend von der nach Spanien unter— nommenen Reise, welche er von hier am 31. Januar d. J. angetreten hatte, im besten Wohlsein wieder in hiesiger Stadt eingetroffen — Das Kriegs⸗Ministerium ist mit der Vor⸗ bereitung der Nachweisungen zu den ordentlichen Militär⸗ budgets seit dem Jahre 1871, sowie der Nachweisungen über die früheren außerordentlichen Kredite für die Armee, behufs Vorlage für den Landtag beschäftigt. - Nürnberg, 21. März. (W. T. B.) Ein aus Per— onen, die den verschiedensten Parteirichtungen angehören, zu⸗ ö Comité hat einen Aufruf zur festlichen Be⸗
gehung des morgigen Geburtstages des Kaisers
erlassen. . Würzburg, 20. März. (W. T. B.) Das hiesige Be⸗ zirksgericht hat den katholischen Prediger Hoerschel in Kitzingen wegen Beleidigung des bayerischen Gesammt— Ministeriums zu einem Monat und 8 Tagen Gefsängniß und den Landtagsabgeordneten Dr. Rittler wegen desselben Vergehens zu einem Monat Gefängniß verurtheilt.
Mecklenburg. Schwerin, 16. März. (H. N.) Von dem Revisions⸗Rath Balk, in dessen Händen die Einnahmen und Ausgaben des Staates zusammen laufen, ist kürzlich ein Werk über die „Mecklenburgischen Finanzverhält⸗ nisse“ erschienen. Demzufolge beläuft sich nach Ausscheidun desjenigen Theils des Domaniums, welcher durch Spezial⸗ befehl des Großherzogs, unter Verweigerung des ständischen Konsenses, für Großherzogliches Hausgut erklärt worden ist die baare Brutto⸗Einnahme aus den Domanial⸗Aemtern alf 5, Sß0, 000 M, aus den Forsten auf 1,800,000 S6, aus den Lewitzwiesen auf 159,000 46. In Summa also aus dem ganzen Domanium 7,800, 000 (G. Die Brutto⸗Ausgaben der Aemter betragen 2, 830,000 6, der Forsten 300,006 c, der Lewitzwiesen 50,000 SG Insgesammt also 4,180,900 Es bleibt mithin eine Netto⸗Einnahme von 3. 620,900 6 Die Verwaltungskosten betragen 53 Prozent der Brutto⸗Einnahme, Zu den Einnahmen aus dem Domanium kommen aber noch die baaren jährlichen Revenuen aus dem durch die Vererbpachtung der Domanialbauerhufen gewonnenen Domanial⸗Kapitalfonds mit ca. 700,000 M6 hinzu, so daß die Brutto⸗Einnahme auf S, ob, 000 M steigt.
Hessen. Darmstadt, 20. März. Der Prinz Carl ist seit dem 11. d. M. an einer heftigen Halsentzündung mit fieberhaften Erscheinungen erkrankt; am 18. trat eine Gesichts— rose hinzu. Die „Darmst. Ztg.“ veröffentlicht heute folgendes ärztliche Bülletin. Se. Großherzogliche Hoheit der Prinz Carl haben in der vergangenen Nacht theilweise geschlafen, die Ge—⸗ sichtsrose hat sich aber weiter verbreitet, die Schluckbeschwerden sind vermehrt und die Kräfte im Allgemeinen geringer gewor— den. — Der Prinz Heinxich ist vorgestern hier eingetroffen.
— 21. März. (W. T. B. Prinz Carl Wilhelm Ludwig von Hessen, Bruder des Großherzogs, geb. 23. April 1809, ist gestern Abend gestorben.
Oesterreich⸗ ungarn. Wien, 20. März. (W. T. B) Anläßlich des Geburtsfestes Sr. Majestät des Deutschen Kaisers findet übermorgen großes Din er beim Kaiser und der Kaiserin statt.
— Das Abgeordnetenhaus erledigte die Vorlage, betreffend die Nachtragskredite pro 1877 in zweiler und dritter Lesung nach den Anträgen des Ausschusses und ermächtigte den Finanz-Minister zur Deckung des Ausfalles, welcher sich nach Abzug der vorhandenen Bedeckung ergiebt, ferner zu Zwecken des Baues von k sowie zum An⸗ kauf der Braunau⸗Straßwalchener Eisenbahn 6,875, 000 Fl. Goldrente zu begeben. .
Pest, 19. März. Die dritte Session des Reichs—⸗ tages wurde heute mit einem Königlichen Reskripte er— öffnet. Das Abgeordnetenhaus wählte die bisherigen zwei Vize⸗Präsidenten wieder; ebenso wurden die Schriftführer wieder gewählt. — Bezüglich der kommenden parlgmen⸗ tarischen Campagne melden die Blätter Folgendes: Finanz Minister Szell begiebt sich wahrscheinlich schon morgen nach Wien, um in Gemeinschaft mit dem österreichischen Finanj— Minister das ueue Bankstatut, welches heute von der Direktien und dem Ausschusse der Nationalbant definitiv festgestellt werden soll, einer eingehenden Prüfung zu unterziehen. Morgen wird das Abgeordnetenhaus keine . haben, da— gegen Mittwoch Kommissionen wählen und spätestens Donnerstag die letzte Sitzung vor den Ferien abhalten. Die Ein— berufung dürfte zwischen dem 10. und 20. April erfolgen. Die ungarische Regierung möchte nämlich die Ausgleichsgesetze
leichzeilig mit der österreichischen Regierung vorlegen und . sofort die , , Ver meren, derselben, dessenungeachtet aber zuvor noch einige kleinere Agenden er—
ledigen lassen. Die Vorlage des Gesetzes wegen Wahl der
österreichischen Quotendeputation geschah im Einvernehmen mit der ungarischen Regierung, weil drüben die vorhergängige Annahme eines förmlichen Gesetzes erforderlich ist, während bei uns ein Regierungsantrag genügt. Es sollen daher alle mit der Schaffung eines Gesetzes im Reichsrathe verbundenen Formalitäten noch vor den 3 abgethan werden, damit auch diese Kommissionen nach dem Wiederzusammentritte beider Abgeordnetenhäuser zusammentreten und ihre Funktionen beginnen können.
Niederlande. Haag, 15. März. (Allg. Itg. ) Die Zweite Kammer ist seit einigen Tagen mit der vom Justiz
Rinister vorgeschlagenen Vereinfachung der Gerichtsbezirks— eintheilung beschäftigt. Inzwischen haben die Kammer— abtheilungen seit gestern ihren Bericht über das Unter⸗ richtsgesetz fertig gestellt. Die Erste Kammer nimmt ihre Arbeiten am 19. d. M. von Neuem auf. Die von der Zweiten Kammer bereits erledigte Revision des Zolltarifs ildet einen der Hauptgegenstände, mit welchen sich das Haus zu befassen haben wird. Wie in der Zweiten Kammer, bilden auch hier die Vertreter des Freihandelssystems die Mehrheit, und es kann somit die endgültige Genehmigung des neuen Tarifs als zweifellos betrachtet werden. — Die sogenannte ägyptische Augenkrankheit hat sich sowohl bei den e,. einiger Städte als bei der Marine Amsterdams gezeigt.
Großbritannien und Irland. London, 19. März. (E. C. Eine Abgesandtschaft des Vereins für Unter⸗ drückung des Opiumhandels erschien unter Führung des Earl of Shaftesbury und unter Betheiligung einer Anzahl von Unterhausmitgliedern am Sonnabend bei den chinesischen Gesandten. Earl Shaftesbury theilte den⸗ selben mit, der Verein wünsche nicht, der chinesischen Regie— rung eine Verhaltungslinie vorzuschlagen, sonbern vielmehr von dem Gesandten zu erfahren, welche Vorschläge der briti⸗ schen Regierung gemacht werden könnten. Die Schwierigkeiten wischen der britischen Regierung und der von Canton wären
offentlich vorübergehender Art und ein beständiger Friede jwischen China und England in Aussicht. Dann etzte der Redner nach Ueberreichung einer Will— komm ⸗Adresse die Zwecke des Vereins auseinander. Nach einer Rede des Unterhausmitgliedes Stewart und des Professors Legge aus Oxford ließen die Gesandten durch ihren Dolmetscher Dr. . zunächst ihren Dank aussprechen für das an der Wohlfahrt Chinas bezeigte Interesse. Sie theilten ferner mit, die chinesische Regierung sei aufrichtig des Glaubens, daß der Opiumhandel die Lage des chinesischen Volkes ernstlich geschädigt habe, und wolle so bald wie möglich diesem Zustande ein Ende machen. Freilich sei es nicht mög⸗ lich, mit der englischen Regierung allein die Uebelstände zu bewältigen. Andere Länder hätten Handelsbeziehungen mit China und dort werde der Mohn gepflanzt und das Opium ewonnen. Die Sache werde aber von ihnen der chinesischen
egierung vorgelegt werden. — Das Wochenblatt „Spectator“ bringt einen, „das deutsche Schreckgespenst“ überschriebenen Artikel, in welchem die Verdächtigungen, welche die Politik des Deutschen Reiches in e n Blättern in der letzten Zeit erfahren hat, energisch bekämpft werden.
— 26. März. (W. T. B.) General Ignatieff begab sich heute mit sseiner Gemahlin in Begleitung des Grafen Derby und des russischen Botschafters, Grafen Schuwaloff, nach Windsor, wo der General und seine Gemahlin von der Köni⸗ gin in Audienz empfangen wurde. — In der heutigen Sitzung des Unterhauses wurde von Yorke die Ernennung einer Kom⸗ mission zur Untersuchung der Usancen bei der Londoner Börse beantragt, und der Antrag, obschon sich Northeote da— gegen aussprach, angenommen. Im Fortgange der Sitzung erwiderte der Unter⸗Staatssekretär im Departement für Indien, Lord Hamilton, dem Deputirten Duff, es sei noch kein neues Abkommen mit Afghanistan getroffen worden.
— 21. März. (W. T. B.) Der Prinz und die Prinzessin von Wales treten am nächsten Sonnabend eine Reise nach dem Mittelmeer an, der Prinz wird dabei Malta, die Prinzessin Athen besuchen.
Frankreich. Paris, 19. März. (Fr. C.). Der Ausschuß für den Laisantschen Antrag beschäftigte sich in seiner heutigen Sitzung mit der Frage des Einjäh⸗ ö Die Herren Pascal Duprat und Laisant erklärten sich für die Abschaffung dieses Instituts, Hr. Levavasseur für eine Einschränkung der Zahl der Frei⸗ willigen. Hr. von Mun meinte, daß Ungleichheiten in allen Militärgesetzen unvermeidlich wären, und daß man den Ein⸗ ö wenigstens für die jungen Leute, welche ich einer literalen Laufbahn widmeten, beibehalten sollte. Hierauf ergriff Hr. Thiers das Wort. Er hob noch einmal die Vorzüge des Gesetzes von 1832 und insbesondere des Systems der Stellvertretung hervor. Er erblickt in dem , , nur eine neüe Form dieses letzteren
ystems, daher man ihn auch im Prinzip beibehalten und nur vielleicht von einem Jahre auf zwei Jahre verlängern sollte. Zu einem Beschlusse ist der Ausschuß noch nicht gelangt. — Gestern, als am Jahrestage des Kommuneauf— standes vom 18. März 1871, waren in verschiedenen Pariser Vorstädten Bankette angesagt. Die Behörde hatte dieselben verboten. — Die äußerste Linke der Deputirtenkammer 6 auch heute beschlossen, noch vor den Osterferien der
ammer einen neuen Antrag auf vollständige Amnestie ein⸗ zubringen.
Versailles, 19. März. Der Senat nahm in heutiger Sitzung in erster Berathung den ersten Titel des Code rural, der die Klassifizirung der Vizinalwege betrifft, an. — Die Deputirtenkammer beschäftigte sich auch heute wieder mit der Eisenbahnfrage. Der Gesetzentwurf wurde stark angegriffen. Morgen wird die Berathung fortgesetzt werden. Die Kammer ertheilte dem vom Senate angenommenen Gesetze, welches den Vize⸗-Admirälen, die im letzten Kriege kom⸗ mandirten, die Aktivität auf Lebenszeit zugesteht, ihre Zu⸗ stimmung.
Italien. Rom, 17. März. (H. N.) Zur Nachfeier des Geburtstages des Königs hat der Minister der Aus⸗ wärtigen Angelegenheiten Melegari vorgestern ein diplomati⸗ sches Diner gegeben, bei welchem der deutsche Botschafter als Dekan der hiesigen Diplomaten ein Hoch auf den ö von Italien ausbrachte, das der Gastgeber mit einem Trink 1. auf die befreundeten Mächte erwiderte. Das Geburtsfest König Victor Emanuels ist auch in den größeren Städten Ober⸗Italiens, in Turin, in Mailand und Venedig, beson⸗ ders seierlich begangen worden, die Bischöfe der Diözesen haben
sogar an diesem Tage ein e. Hochamt persönlich ce⸗ lebrirt, was ihnen der Papst gestattete, denn in jenen Pro⸗ vinzen erkennt er in dem Monarchen den legitimen Herrscher an. An demselben Tage hat der König den Ministern Coppino, Nicotera, Zanardelli und Brin die Insignien des Großoffiziers des St. Maurizio⸗Ordens, den Ge⸗ neral⸗Sekretären Seißmith⸗Doda, La Cava, La Fran⸗ zesco, Branca und dem ersten Kammer⸗Präsidenten die Com⸗ thurkreuze desselben Ordens übersandt. — In der vor⸗ gestrigen Sitzung der Deputirtenkammer eröffnete der Minister⸗Präsident der Versammlung, daß er in den nächsten Tagen einen Plan zur Reform des Rechnungs⸗ wesens vorlegen und in der künftigen Woche eine Ueber⸗ sicht der Lage der Finanzen geben, auch die Bilanz für das laufende Jahr vorlegen werde. In der gestrigen Sitzung der Deputirten kammer, in welcher über ver— schiedene Petitionen verhandelt wurde, übergab der Minister des Innern dem Comthur Crispi einen Entwurf zur Reor⸗ 6 der Staatsarchive — Der Senat berieth in einer gestrigen Sitzung das vom Kriegs⸗Minister übergebene Gesetz, . die Einrichtung neuer Militär-Distrikte und verwarf mit 73 Stimmen gegen 19 den vom Central— bureau gemachten Vorschlag, die vom früheren Kriegs⸗-Minister organisirten Mobilisations⸗Compagnien beizubehalten und das gegenwärtige Projekt erst zur Ausführung zu bringen, wenn mehr finanzielle Mittel dazu disponibel seien, nachdem der gegenwärtige Ressort-Minister er— klärt hatte, daß er in der Annahme dieses Vorschlags einen Beweis des Mißtrauens erkennen würde. Die Versammlung genehmigte dann mit großer Majorität den Antrag des General⸗-Majors Sacchi, zur . Tages⸗ ordnung überzugehen, da der Kriegs -Minister schlagend be— wiesen habe, daß sein System rationeller und praktischer sei, als das bisherige. Der Vize⸗Präsident des Ober⸗Rechnungs⸗ hofes, Komthur Magliani, ist vom Minister⸗Präsidenten mit dem Entwurse zur Einrichtung des Ministeriums des Staatsschatzes betraut worden. — Das Amtsblatt der Re— gierung veröffentlicht ein mit der österreichischen Regierung abgeschlossenes Abkommen, laut welchem die anonymen konzessionirten Gesellschaften in den beiderseitigen Staaten gleiche Rechte genießen sollen. — Die Zustände in Sizilien haben ch bereits wesentlich gebessert. Eine Anzahl der reichen Maffisi hat Palermo freiwillig verlassen, weil sie fürchten, der Arm der Gerechtigkeit werde sie erreichen. In 3. Zeit hat man von größeren Raubanfällen nichts mehr gehört.
— 20. März. (W. T. B.) In dem heute abgehaltenen Konsistorium hielt der Papst eine kurze Allokution, in welcher er das in der Allokution vom 12. d. M. Gesagte bekräftigte und zugleich in nin, er werde vor der ganzen Welt dagegen protestiren, daß man ihm die Redesreiheit ent— ziehen wolle. Der Papst vollzog die Ceremonie der Mund— schließung und Mundöffnung an den Kardinälen Apuzzo, Ho— ward, Canossa, Serafini, Nina, Sbaretti und Defallouy und verlieh ihnen die Kardinals⸗Insignien. Hierauf wurden meh— rere italienische und fremdländische geistliche Würdenträger zu Bischöfen ernannt.
Türkei. Konstantin opel, 20. März. (W. T. B.) Nach Verlesung der Kaiserlichen Thronrede bei der gestrigen Eröffnung des Parlamentes begrüßte Safvet Pascha im Auftrage des Sultans die anwesenden Mit— glieder des diplomatischen Corps, um denselben für ihr Erscheinen zu danken. Safvet Pascha schloß mit den Worten: „Sie haben die Absichten Sr. Majestät des Sultans vernommen, welcher keine bestimmteren Versicherungen über seine aufrichtigen Intentionen, das Loos der Bevölkerung zu verbessern, geben zu , .
ien, 20. März. (W. T. B.) Nach einer der „Po⸗ litischen Korrespondenz“ aus Belgrad zugegangenen Mel⸗ dung vom heutigen Tage wurde Pertew Effendi heute mit dem für den Empfang der Vertreter der auswärtigen Mächte vorgeschriebenen Ceremoniell vom Fürsten Milan an fen Pertew Effendi überreichte dem Fürsten den Kai⸗ serlichen Ferman, durch welchen die Beziehungen zwischen der Pforte und Serbien wiederhergestellt werden.
London, 20. März. (W. T. B.) Im Unterhause er⸗ klärte Courtney auf eine Anfrage des Deputirten Elcho, daß er angesichts der Unterhandlungen, welche eine neue De⸗ finirung der Haltung der Großmächte gegenüber der Türkei bezwecke, seinen in der Sitzung vom 2. d. für den 23. d. angekündigten Antrag nicht einbrin— gen werde, so lange die jetzige Ungewißheit über den Verlauf jener Unterhandlungen fortdauere. — Der Kanzler der Schatzkammer, Northcote, erklärte dem Deputirten Forster gegenüber, daß er die weitere Korrespondenz über die orientalische Frage in 14 Tagen dem Hause vorzu⸗ legen hoffe. Die von der russischen Regierung ange⸗ nommenen Amendirungen des Protokoll-Entwurfs seien von der englischen Regierung noch nicht geprüft worden. Der Unter⸗Staatssekretär des Aeußern, Boöurke, gab auf eine Anfrage Simons den Bescheid, daß die Regierung keine nähere y über die Rusweisung der Juden aus Serbien erhalten habe; die englische Regierung wie die österreichische hätten bei der rumänischen Regier ung Vorstel⸗ lungen wegen der Ausweisung der Juden erhoben.
— 21. März. (W. T. B.). Das Kabinet tritt heute zur Berathung des vorgeschlagenen internatio—⸗ nalen Protokolls zusammen. Wie es heißt, ist von Rußland vorgeschlagen worden, den auf die Ausführung der türkischen Resornien bezüglichen Paragraphen des Protokolls, in welchem von dem Aktionsmodus die Rede ist, dahin zu n, daß es heißt, die Mächte einigen sich, um auf Aus— ührung der Reformen zu bestehen.
— Der Standpunkt der Pforte, betreffs der Friedens⸗ verhandlungen zwischen der Pforte und Montenegro ist im folgenden Communiqué der „Turquie“ vom 15. d. ixirt: ir „Die von den Delegirten des Fürsten Nikita an die Pforte ge⸗ stellten Forderungen überschreiten bei Weitem das Maß einer Grenz— berichtigung, auf deren Grundlage der Abschluß des Friedens möglich wäre. Die Gebiete, welche sie erhalten wollen, haben für ihr Land viel mehr eine strategische Bedeutung, als einen wirk— lichen Nutzen. Darum kann die Kaiserliche Regierung, trotz ihres guten Willens, sich mit Montenegro zu verstän⸗ digen, nicht Positionen abtreten, welche so zu »sagen der Schlüssel zur Herzegowina und zu Albanien sind, Savfet Pascha hat die Herren. Delegirten des Fürsten Nikita 4 heute berufen, um ihnen mitzutheilen, daß es der Pforte unmöglich sei, auf ihre For— derungen einzugehen und ihnen das Maximum der Kenzessionen be
kannt zu geben, welche sie geneigt ist, ihnen zu bewilligen. Wenn die Herren Delegirten auf ihren Forderungen bebarren, so werden sie
auf sich die ganze Verantwortlichkeit für die Folgen der Wiederauf⸗ 26 * Krieges häufen, welchen zu beschwören, die Pforte Alles gethan hat.
— Ueber eine Emeute in der Militärschule von Pancaldi wird der „Pol. Korr.“ aus Kon stantinopel vom 13. März Folgendes berichtet: „Allabendlich nach dem Ge⸗ bete müssen die Frequentanten dieses Institutes vorschrifts⸗ mäßig den Sultan mit den Rufen „Padischahim⸗-Tschok⸗Hascha“ akklamiren. Am Abende des fraglichen Tages verweigerten sie diesen Ruf und brachen einstimmig in Hochrufe auf Midhat Pascha aus. Die Anstifter wurden verhaftet und ge⸗ fesselt in die Gefängnisse des Seraskierats abgeführt. Außer⸗ dem wurden zahlreiche Softas verhaftet, und lichtete gestern der Kriegsdampfer „Assyr“ mit einer großen Anzahl derselben die Anker, um sie nach der Festung St. Jean d'Acre zu bringen. Die Strenge der bezüglichen Regierungsmaßregel hat die Gemüther der Hauptstadt noch mehr aufgeregt. Die vernünftigen Türken sind über diese Verhältnisse sehr konster⸗ nirt, und alle Welt ist der Ansicht, daß man sich am Vor— abende folgenschwerer Ereignisse befinde. Im Palais ist man sehr ängstlich, die Wahrheit jedoch wird dem Sultan von sei— ner Umgebung nicht enthüllt. Vom hygienischen Standpunkte aus haben die Höflinge vielleicht nicht Unrecht, dem Sultan die Wahrheit zu verbergen, und ihn so zu schonen; die Ver— antwortlichkeit jedoch, welche sie damit übernehmen, sollte sie auf andere Gedanken bringen, um einer neuen Revolution zu begegnen, welche diesmal das Land in die größte Anarchie stürzen müßte.“
Serajewo, 11. März. Ueber die wiederauflebende Insurrektion in Bosnien meldet die „Pol. Korr.“:
Von verschiedenen Seiten hier einlangende Berichte melden die beglaubigte Thatsache, daß Insurgentenschaaren das Sandjak von Banjaluka in mehreren Richtungen durchstreifen. Die In⸗ surgenten erheben in den türkischen Dörfern Kontributionen und in den christlichen Ortschaften werben sie allerdings nicht immer blos mit Mitteln der Ueberredung um Zuzug. Der Jus-⸗Baschi Emin Bay aus Gradisca ist telegraphisch angewiesen worden, mit einem Bataillon Redifs die keck gewordenen Insurgenten auf⸗ zusuchen und zu Paaren zu treiben. Emin⸗Aga überfiel die Insurgenten in einem ziemlich bewaldeten Orte, unweit Gradizca und brachte ihnen, wie amtliche Berichte melden, trotz ihres hartnäckigen Widerstandes eine empfindliche Niederlage bei. Mit Zurücklassung von 4 Todten und 3 schwer Verwundeten flüch— teten die Insurgenten in den nahen Wald. Es wurden ihnen über⸗ dies 3 Stück Schlachtvieh und einige Waffen abgenommen. Die Privatnachrichten über diese Affaire lauten indessen ganz verschieden von dem offiziellen Bulletin, und wäre man fast versucht, aus dem Umstande, daß der Bim⸗Baschi von Gradisca, Aziz Effendi, eine be⸗ trächtliche Truppenmacht in Bewegung setzt, um neuerlich gegen dieselben Insurgenten ins Feld zu rücken, den Schluß zu ziehen, daß die offizielle Siegeskunde stark der , ,. bedürfe. Thatsache ist, daß die In⸗ surgenten in den letzten Wochen an Terrain gewonnen baben. — Der bekannte Vezil Beg, Oberst des ersten bosnischen Redif⸗Regiments, ist zum General⸗Major befördert worden; er dürfte sein Hauptquartier in Banjaluka aufschlagen. In dieser Stadt wurden neuestens die alten Schanzen ausgebessert und neue aufgeführt. Auch Dervent, Gradisca und Berbir werden befestigt. Von hier werden Geschütze nach diesen Orten abgeschickt. Der Tuzlaner Tabor Redifs ist schleunigst feldmäßig ausgerüstet und an die Drina abgeschickt worden. Ebenso wird Bjelina in Vertheidi⸗ gungszustand gesetzt werden. Der Grund dieser Maßregel ist in der Thatsache zu suchen, daß viele bosnische Flüchtlinge in Serbien und O0 von der serbischen Regierung entlassene Freiwillige sich den bosnischen Insurgenten anzuschließen beabsichtigen.
— Wie der W. „Presse“ aus Moskau, 18. März, ge⸗ meldet wird, erhielt die türkische Flotte von Batum eine Verstärkung von vier Kriegsdampfern.
— Ein persisches Truppen corps konzentrirt sich an der Grenze von Rußland und der Türkei — theils als Expedition gegen die Turkmanen, theils um den Unordnungen an der Grenze zu steuern und die eigene Bevölkerung vor räuberischen Einfällen zu schützen. Laut Nachrichten aus Teheran hat die persische Regierung dagegen pro⸗ testirt, als bestehe im Falle eines Krieges der Türkei mit Rußland eine Uebereinkunft Persiens mit Ruß— land, vereint gegen die Türkei zu agiren.
— Der „Daily Tel.“ vom 19. schreibt: Wie wir am 17. vermutheten, ist dem Sir Henry Elliot der Wunsch ausgedrückt worden, er möge demnächst seine Amtspflichten in Konstantinopel wieder übernehmen. Wir bedauern jedoch zu vernehmen, daß Se. Excellenz, ohne seine Gesundheit ernstlich aufs Spiel zu setzen, nicht dem ihm gemachten Anerbieten Folge leisten kann. Unter diesen Umständen ist es wahrschein⸗ lich, daß weitere zeitweilige Anordnungen zur Aufrechthaltung , diplomatischen Beziehungen zu der Pforte getroffen werden.
Nußland und Polen. St. Petersburg, 18. März. (St. Pet. Herold). Die Bestattung der Leiche des am 16. d. M. verstorbenen Großfürsten Alexander Wla⸗ dimirowitsch findet morgen in der Peter-Paul⸗-Kathe⸗ drale statt. Der Großherzog von Mecklenburg⸗Schwerin, der Vater der so schmerzlich betroffenen Großfürstin Marie Pawlowna, wird morgen Abend hierselbst eintreffen.
Schweden und Norwegen. Stockholm, 17. März. (H. N.) Der König wird am 24. d. M. nach Heidelberg abreisen und der Kronprinz während der ungefähr 14tägigen Abwesenheit des Königs mit der Regentschaft be⸗ traut werden. — Der Staatsausschuß hat die zur Betheiligung an der Weltausstellung in Paris angesetzten 200,000 Kronen bewilligt.
Dänemark. Kopenhagen, 20. März (B. T. B.)
Der heute von den beiden Kammern des Folkethings ge⸗ wählte gemeinsame Ausschuß zur Berathung des Budgets ist aus 16 Mitgliedern der Rechten und aus 14 Mitgliedern der Linken zusammengesetzt. Zum Bericht⸗ erstatter desselben wurde der frühere Minister Graf Juel⸗ Vind⸗Frijs von Frijsenborg gewählt. Amerika. Washington, 20. März. (W. T. B.) Der Präsident Hayes empfing gestern mehrere demokratische und republikanische Deputatio nen aus dem Sa den und äußerte bei dieser Gelegenheit, das Kabinet werde sich unver⸗ züglich mit der Prüfung der Lage Südkarolinas und Louisianas beschäftigen; inzwischen müsse jedoch der Status quo aufrecht erhalten werden.
tungsbestellungen, vom 15. März: Angabe des Namens nnd der
Wohnung des Absendert auf den Urschriften der Telegramme.