1877 / 84 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 10 Apr 1877 18:00:01 GMT) scan diff

sei und demnach der Verkauf von Branntwein Seitens des Lagerhalters des Konsumvereins an Vereinsmitglieder, zum Genuß auf der Stelle, einer Konzession 6er bedürfe. ur weiteren Erläuterung dieses allgemeinen Rechts⸗ ** hat das Dber⸗Tribunal in einem Erkennt⸗ niß vom 15. März 1877 ausgesprochen, daß der Lagerhalter nur in dem Falle keine Konzefsion bedürfe, wenn der Brannt⸗ weinverkauf an Mitglieder zum Genuß auf der Stelle durch die Vereinsstatuten gestattet ist. Ist dagegen nach den Sta⸗ tuten der Zweck des Konsumvereins, seinen Mitgliedern für den Bedarf ihrer Haushaltungen möglichst gute und billige Lebensmittel zu liefern, so ist der Lagerhalter, welcher Brannt⸗ wein ꝛc. zum Genuß auf der Stelle verschänkt, ohne eine Schankgewerbekonzession zu besitzen, strafbar.

Der Kaiserliche Botschafter Graf zu Stolberg hat gestern Abend Wien verlassen, um seinen Sitz im Reichstage einzunehmen. Während seiner kurzen Abwesenheit von seinem Poften fungirt der Botschafts⸗Rath Graf C. von Dönhoff als interimistischer Geschäftsträger.

Der General⸗Feldmarschall Freiherr von Manteuffel, General ⸗Adjutant Sr. Majestät des Kaisers und Königs, hat sich nach seiner Besitzung Topper in der Neumark begeben.

Der Fürst Carl von Lichnows ky, Oberst à la suite der Armee, ist abgereist.

Inowrazlaw, 7. April. (Pos. Ztg.) Gegen den Gr af n Ledochowski hat das . Kreisgericht folgenden Steckbrief erlassen: „Der Kardinal Graf Mie⸗ cislaus Ledochowski, wegen Vergehens gegen §. 31 des Ge⸗ setzes vom 12. Mai 1873, Majestätsbeleidigung, Widerstandes gegen die Staatsgewalt und des Vergehens gegen die öffent⸗ liche Ordnung, zu 2 Jahren Gefängniß und einer Geldstrafe von 300 6 event. 3 Monaten Gefängniß rechtskräftig ver⸗ urtheilt, ist festzunehmen und an die nächste Gerichtsbehörde, welche um Strafvollstreckung und Benachrichtigung ersucht wird, abzuliefern.“

Wiesbaden, 7. April. Vierte Plenar-Sitz ung des Kommunal⸗Landtages. Zur Erledigung des Restes der gestrigen Tagesordnung war heute eine Plenarsitzung anbe⸗ raumt, in welcher Kommissionsberichte erstattet wurden.

Bayern. München, 7. April. Die Königin— Mutter ist, von Darmstadt zurückkehrend, gestern Nacht wie⸗

der hier eingetroffen. Der König hat genehmigt, daß der

von dem schweizerischen Bundesrath zum Konsul für den 7. schweizerischen Konfularbezirk im Reiche, umfassend das Königreich Bayern mit Ausschluß der Pfalz, ernannte Johann Carnot von Sammaun, Kanton Graubündten, mit dem Amtssitze München, in dieser Eigenschaft aner⸗ kannt werde.

Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 8. April. (Leipz. Zig.) Der heutige Geburtstag der Großherzo⸗ gin, zu deren Beglückwünschung gestern Nachmittag auch der Herzog von Altenburg hier eingetroffen war, ist am Groß⸗ herzoglichen Hofe in herkömmlicher Weise mit Galacour, Tafel und Festoper und unter allgemeiner freudiger Theilnahme der Residenzbewohner gefeiert worden.

Mecklenburg. Schwerin, 6. April. (H. N) Vor⸗ gestern starb hier der frühere mecklenburgische außerordentliche . und bevollmächtigte Minister am österreichischen Hofe, von Gamm.

Bremen, 9. April. (W. T. B.) Bei Beginn der heu⸗ tigen Börsenversammlung hielt der Präsident der Han⸗ delskammer folgende Ansprache:

„Angesichts des schweren Verlustes, mit welchem der Rück⸗ tritt des Reichskanzlers das deutsche Volk bedroht, ge⸗ denken wir mit verdoppelter Lebhaftigkeit der Dankes⸗ pflicht, welche wir dem Manne schulden, dessen über⸗ legenem Geiste, dessen unbeugsamer Energie, dessen aufopfern⸗ der Thätigkeit im Dienste seines erhabenen Monarchen und des Vaterlandes wir vor Allem die Erlösung aus ohnmäch⸗ tiger Zerrissenheit und die Vereinigung zu einem mächtigen freien Staatswesen verdanken. Obwohl tief durchdrungen von der vollen Berechtigung des Anspruchs auf Ruhe, den 15 jäh⸗ rige, beispiellos ruhmvolle und segensreiche, aber auch beispiellos verantwortungsschwere und aufreibende Arbeiten verleihen, kön⸗ nen wir doch die Hoffnung nicht 1. lassen, daß es Mittel

eben werde, dem Deutschen Reiche die unersetzliche Kraft eines ersten Staatsmannes zu erhalten und gleichwohl dem⸗ selben die nöthige Ruhe zu ermöglichen, die wir nicht minder in unserem wie in seinem Interesse wünschen müssen. Zu diesen Mitteln rechnen wir in erster Linie die vertrauensvolle und rück⸗ haltlose Unterstützung der Politik des Fürsten Bismarck durch den Reichstag. Wir halten es für ein berechtigtes Verlangen des deutschen Volkes an seine Vertreter, daß sie neben dem pflichtmäßigen Streben, die Gesetzgebung des Reiches in libe⸗ ralem Sinne zu fördern, niemals des unschätzbaren Werthes ver⸗ gessen, den das Verbleiben des großen Staatsmannes an der Spitze der Regierung für die Befestigung unserer politischen Zustände hat, und wir erachten es gegenüber den mancherlei Schwierigkeiten der augenblicklichen Lage für doppelt geboten, alle untergeord⸗ neten Gegensätze zurückzudrängen und durch die engste Füh⸗ lung und die nachdrücklichste Unterstützung dem Reichskanzler das Ausharren im Amte zu erleichtern, das kein Zweiter, so wie er, auszufüllen befähigt ist.“

Die Versammlung genehmigte diese Resolution durch ein⸗ stimmige begeisterte Akklamation.

Oesterreich⸗ Ungarn. Prag, 7. April. Bei der heu⸗ tigen Landtags wahl in der Gruppe der Landgemein⸗ den wurden sämmtliche alteczechischen Kandidaten ge⸗ wählt. In Kolin starb gestern Abend der als rationeller Landwirth vielseitig bekannte Gutsbesitzer Horsky von Horskyfeld. !

Pest, 7. April. „Nemzeti Hirlap“ meldet, die Regierung wolle noch in der gegenwärtigen Session die Gesetzent⸗ würe über die öffentlichen Arbeitsleistungen und die Do mestikalkassen einbringen. Letztere haben viele Widersacher unter den Abgeordneten. Die Regierung wolle die Anzahl der Unzufriedenen vor den Ausgleichsdebatten nicht vergrößern und komme deshalb erst nach der Abstimmung über die Ausgleichsgesetze mit den genannten Vorlagen vor das Haus. Graf Emanuel Zichy, der wiederholt Mit⸗ glied des n, rr, ,. ferner Obersthofmeister⸗Stellver⸗ freter beim Krönungsakte war, ist gestern gestorben.

Arbeiten wieder aufnehmen. Das neue 8! esetz und die Reorganisation der Gerichte stehen an der Spitze ihrer Tages⸗ ordnung. Vor Einstellung ihrer Thätigkeit . das niederländische Oberhaus u. a. den mit dem Deutschen i abgeschlossenen Vertrag zur Anlegung von niederländis

preußischen Verbindungs kanälen, sowie die Gesetze

j Einführung der . währung in den ostindi⸗

chen Kolonien, beziehungsweise zur r, ,. Kupfer⸗ scheidemünzen im Mutterlande durch greg ünz stů cke. = Die Handelskammer in Herzog enbu sch hatte die Rotter⸗ damer Handelskammer eingeladen, sich an die Spitze der Agitation zu Gunsten der nlegung einer Kanal verbin⸗ dung zwischen der Maas und dem Rhein zu stellen. Nach laͤngeren Berathungen hat die Rotterdamer Han⸗ delskam mer aber den Beschluß gefaßt, die betreffende Ein⸗ ladung abzulehnen, da die von der Kammer vertretenen Inter⸗ 2 nur mittelbar durch den in Rede stehenden Plan berührt würden. .

Großbritannien und Irland. London, 7. April. (E. Sc) Im Unterhause wurde vorgestern die Gefängniß⸗ Bill weiter berathen und passirte die zweite Tesung. Das Budget für die innere Verwaltung wurde in Be⸗ rathung genommen, ohne zu erheblichen Auseinandersetzungen Veranlassung zu geben. .

(A. A. C3) In der gestrigen Sitzung des Unter⸗ n. unterzog Mr. Samuelson die Organisation des ommerziellen Departements des Ministeriums ür die Auswärtigen Angelegenheiten einer Kritik, in der er ausführte, daß dasselbe im Hinblick auf die bevor⸗ stehende Erneuerung fast sämmtlicher Handelsverträge mit auswärtigen Staaten, der Reform bedürfe. Der Unter⸗ Staatssekretär Bourke erklärte jedoch die bestehende Einrichtung in jeder Hinsicht für befriedigend. Die Nothwendigkeit für die Vornahme einer Veränderung sei, seinem Ermessen nach, nicht

ehörig begründet worden. Im weiteren Verlaufe der Sitzung egte der Minister des Innern die verheißene Vorlage zur Konsolidirung der Fabrikgesetze vor und knüpfte daran eine längere Auseinandersetzung.

J. April. (W. T. B.) Im Unterhause erklärte heute auf eine Anfrage Hayters der Staatssekretär des Krieges, Hardy, der Militärattachsé bei der Botschaft in Berlin, habe seine Entlassung gegeben; die , habe über die Besetzung des Postens noch nichts beschlossen. Der Unter⸗ Staatssekretaͤr der Kolonien, Lowther, erwiderte dem Parla⸗ mentsmitgliede Jenkins, Shepstone sei bei der Regierung der transvaalischen Republik über den gegenwärtigen Zu⸗ , der Republik und über die drohende Gefahr, falls sich

ie Unruhen unter den Eingeborenen wiederholen sollten, vor⸗

stellig geworden. Die großbritannische Regierun wünsche nicht, sich in die inneren Angelegenheiten der Republik zu mischen, doch seien die in Natal stationirten Truppen ange⸗ wiesen worden, im Falle des Ausbruches neuer Unruhen zum Schutze der großbritannischen Unterthanen zu interveniren.

Der „Manchester Guardian“ schreibt: Wir sind in der Lage, erklären zu können, daß der König von Dahome der britischen Regierung Anerbietungen gemacht hat und da britische Offiziere sofort an ihn abgesandt werden, um eine Bei⸗ legung des Streites zu versuchen. Der thatsächliche Stand der Angelegenheit ist, wie man uns versichert, genau in folgendem Auszuge eines Briefes aus Marseille enthalten: „Der Augen⸗ blick ist günstig. Der König von Dahomey ist bereit, der britischen Regierung Genugthuung zu geben. Caboccer Quoinaux, der den Konflikt veranlaßte, ist Gefangener in Abomey und könnte sein Versehen möglicher Weise mit seinem Haupte büßen. Der König ist willig, um Entschuldigung nach⸗ zusuchen und bittet nur um eine Verringerung der von ihm zu zahlenden Strafe. Er erklärt, außer Stande zu sein, 500 Tonnen Oel zahlen zu können, und verlangt, daß die Strafe nur den vierten . dieser Summe betrage.“

Frankreich. Paris, 8. April. Der Conseils⸗Präsident

Jules Simon hat, nach seiner heute Morgen erfolgten

ückkehr die Leitung des Ministeriums des Innern wieder übernommen.

(Köln. Ztg.) Morgen wird im ganzen Lande die April⸗Session der Generalräthe eröffnet. Die Vorstände der drei Linken der Deputirtenkammer at, morgen eine Versammlung ; sie werden eine Audienz

ei Hrn. Jules Simon verlangen, um ihm die Wünsche aus⸗

zudruͤcken, welche als die der Mehrheit der Deputirtenkammer zu gelten haben. Die Organe der Rechten erklären dieses Auf⸗ treten der Führer der Republikaner für unzulässig.

Italien. Rom, 9. April. (W. T. B.) In der heu⸗ tigen Sitzung der Deputirtenkamm er wurde eine Inter⸗ pellatidn an die Regierung gerichtet, betreffend das Auf⸗ treten eines Trupps von w,. Angehörigen der Inter⸗ nationalen in der Prövinz Benevent. Der Minister des Innern, Nicotera, erklärte in Beantwortung dieser Inter⸗ pellation, jener Trupp habe aus etwa 50 Individuen der un⸗ tersten Volksklasse bestanden, 8 derselben seien gefangen ge⸗ nommen worden, die öffentliche Ruhe werde weiter nicht ge⸗ stört werden.

(W. T. B.) Die Polizei verhaftete am Sonntag in Pontemolle bei Rom 18 Mitglieder der Inter⸗ nationalen, welche im Begriff waren, sich zu einem Haufen zusammen zu schließen. Der Trupp in der Provinz Benevento hat sich in zwei Haufen getheilt, der eine derselben unter Führung eines gewissen Cafiero ist in den Flecken Le⸗ tino bei Piedemonte eingedrungen, hat das Gemeindehaus besetzt und das Archiv angezündet. Der „Opinione, zufolge wäre dieser Haufen zersprengt worden, mehrere Personen, darunter der Anführer Cafiero, wären verhaftet und viele Waffen weggenommen.

Die Blätter von Palermo vom 2. d. M. konstatiren mit Genugthuung, daß wiederum eine Anzahl berüchtigter Brigan ten, auf deren Festnahme Prämien gesetzt waren, sich freiwillig den Behörden gestellt haben. Bei Ribera, un⸗ weit Rivona, hat ein ee, efecht zwischen Soldaten und Banditen stattgefunden, das zum Ja der letzteren ausfiel. Der Räuberhauptmann Camerata hat sich einem Ba⸗ taillons⸗Chef ergeben.

Türkei. Konstantin opel, 9. April. (W. T. B.) Die Geschäftsträger Rußlands, Oesterreichs und Frankreichs haben sich bei der Pforte ganz besonders für die Annahme des Protokolls Seitens der Pforte, sowie i die Entsendung eines türkischen Abgesandten nach St.

etersburg verwandt. Heute findet wiederum ein außer—

Cirkular, in sie ihre Entschließung darlegt, az ihre Vertreter im Auslande absenden. Die montenegrinischen Delegirten 3 nach wie vor auf der Abtretung der 3 von Niksic, Kueci und Kolatschin trotz der Weigerung der Pforte, diese * eständnisse zu machen.

(W. T. ) Die Mächte setzen ihre Vermitte⸗ lungsversuche bei dem Minister des Auswärtigen, Safvet Pascha, fort; es ist in Frage gekommen, ob nicht vor defini⸗ tiver Lösung der montenegrinischen Frage ein Deligirter der Pforte nach St. Petersburg zu entsenden sei.

London, 9. April. (W. T. B.) Im Unterhause machte 8e . die Mittheilung, daß er am nächsten Frei⸗ tag die Vorlegung der weiteren Korrespondenz über die tür kischen Angelegenheiten beantragen werde, ins⸗ besondere derjenigen über den russischen Protokollentwurf und über das Cirkular des Fürsten Gortschakoff. ; ; 10. April. (W. T. B.) Die „Times“ bespricht die letzten aus Konstantinopel ee mn. Nachrichten und äußert sich dabei dahin, daß wenn die Weigerung der Pforte, den Forderungen der Mächte und der Deklaration des russischen Botschafters zu entsprechen, eine Kriegserklärung Rußlands zur Folge haben sollte, diese Kriegserklärung ihr nicht gerechtfertigt erscheinen würde. Wenn die Pforte darein willige, einen Spezialbotschafter nach St. Petersburg zu sen⸗ den, so könne dies nur entweder im Bewußtsein ihrer r oder in dem Glauben geschehen, daß ein direktes Verhandeln mit dem Gegner große Vortheile bringen könne. Falls aber die Forderung Rußlands das Ehrgefühl der Türkei beleidige, ö. würden die Mächte berechtigt sein, auf Nachsicht von Seiten ußlands zu rechnen. Die „Morningpost fordert die Pforte zur Nachgiebigkeit auf, der, Stan dard“ meint, die russische Deklaration habe nur den Zweck, eine friedliche 2 unmöglich zu machen. . t. Beters burg, 7. April. Trotz aller beunruhigenden Nachrichten aus Konstantinopel hält der, Golos“ doch da⸗ für, bei der Ueberzeugung bleiben zu müssen, daß die An⸗ gelegen het mit Zugeständnissen von Seiten der Pforte endi⸗ gen würde.

98. April. (W. T. B.) Die Korrespondenz der Agence Russe“ sagt, die Antwort der Pforte auf das Protokoll werde ausweichend lauten. Die Pforte wahre sich die vollständige Unabhängigkeit in allen inneren Angelegen⸗ hesten und spreche die Geneigtheit aus, sofort einen außer⸗ ordentlichen Gesandten nach St. Petersburg zu senden, wobei jedoch von dem vorherigen Abschluß des Friedens mit Monte⸗ negro keine Rede sei, an einen solchen vielmehr Bedingungen angeknüpft würden, die deutlich das Verlangen erkennen ließen, . zu gewinnen, jeder Entscheidung auszuweichen und Ruß⸗ and die Initiative eines Bruches zuzuschieben. .

Rom, 9. April. (W. T. B.). Das ist heute an die Mitglieder des diplomatischen Corps vertheilt, den Vertretern Italiens im Auslande zugesendet worden und wird morgen den Parlamentsmitgliedern zugestellt werden. Das Grünbuch betrifft die orientalischen r,, ,, und umfaßt im Ganzen 519 Aktenstücke vom 17. Juli 1875 bis zum 16. Februar 1877. In dem Berichte Nigra's vom 10. Dezember 1876 über seins Unterredung mit dem Kaiser von Rußland heißt es, der Czaar habe Nigra erklärt, die Mission des Marquis von Salisbury habe einen günstigen Ein⸗ druck auf ihn gemacht; er hoffe auf das Einvernehmen der Mächte. Es handele ich nicht um den Slavismus, sondern um die Humanität. Der Kaiser habe ferner seine dem Lord ö. gegenüber in Livadia abgegebenen Erklärungen bestätigt, daß er nicht an eine Eroberung in Indien oder an Annexionen am Bosporus denke. Was er wünsche und ein Recht habe zu erlangen, sei, daß dem unerträglichen Zustande der christlichen Unter⸗ thanen der Türkei ein Ende gemacht werde und ihnen die Wohlthaten einer guten Verwaltung gegeben würden, indem man die permanente Ursache der Unruhen beseitige. Rußland sei durch seine Lage unmittelbarer interessirt, dieses Resultat zu erreichen, als ein anderer Staat, auch Europa habe ein vitales Interesse hieran, aber man dürfe nicht mit Versprechungen und leeren Worten zufrieden sein. Die Organisirung eines konstitutionellen Larlainentes im ganzen türkischen Reiche Dieses System werde nie in der Türkei Nigra habe hierauf erwidert, die Sym⸗

1. eine Illusion. unktioniren können. t pathien Italiens seien den unterdrückten Völkerschaften des

Drients zugewendet. Italien werde sich bestreben, denselben Garantien für eine gute Verwaltung zu verschaffen, aber die italienische Regierung wünsche, daß diese Ga⸗ rantien außerhalb einer bewaffneten Okkupation gefun⸗ den werden möchten, x könnte und Schwierigkeiten bieten würde, sobald es es sich darum handelte, sie zu einer bestimmten Zeit aufhören zu lassen. Kaiser Alexander habe hierauf entgegnet, er könne versichern, daß, wenn er gezwungen werde, einzurücken, er auch wissen werde, wieder hinauszugehen. Weiterhin habe der Kaiser zu verstehen gegeben, daß, wenn die Konstantinopeler Konferenz andere nicht minder wirksame Garantien finde, er dieselben in Erwägung ziehen würde, aber die Garantien müßten wirksam sein.

(W. T. B.. Das dem Parlamente vorzulegende Grünbuch enthält ferner eine Depesche des Ministers der Auswärtigen Angelegenheiten an den Gesand⸗ ten Corti vom 6. Dezember 1876, in welcher in Bezug auf Montenegro . wird, daß die italie⸗ nische Regierung praktisch den Ungarns und Rußlands adoptire, welche Montenegro als unabhängig betrachten. Die italienische Regie⸗ rung sei für eine Gebietsvergrößerung Montenegros durch die seit langer Zeit streitigen ebietẽtheile, aber ihre , über diesen Punkt sei nicht à prigri einer Abtre⸗ tung von Gebietstheilen am Meere günstig. Der Minister he⸗ hält sich in der Depesche sodann die Entschließung n. Re⸗ gierung hierüber vor, bis die anderen Mächte sich darüber ausgesprochen haben würden und führt aus, daß er dafür halte, daß eine vermittelnde Lösung aufzufinden sei, beispielsweise indem man festsetze, daß der Montenegro zu gewährende Hafen keine militärische Bedeutung erlangen dürfe. Die üb rigen in dem Grünbuch mitgetheilten Dokumente betreffen die Note des Grafen Andrassy, die Zusammenkünfte in Berlin und in Reichstadt, das Berliner Memorandum, die Aner⸗ kennung des Sultans Murad, die Bewaffnung der Baschi⸗ bozuks, den Waffenstillstand zwischen Serbien und der Türkei u. s. w. Eine Depesche des Ministers der Auswärtigen Angelegenheiten an den Gesandten Corti vom 4. November 1876 2 einen vollständigen Plan für die administx a⸗ tiven und die gerichtlichen Reformen in der Türkei.

Man meldet dem W. „Fremdenbl.“ aus Konstan⸗

Niederlande. Haag, 3. April. (Allg. Ztg.) Die ; Srste Kammer der Generalstaaten wird morgen ihre

ordentlicher türkischer Ministerrath statt. Dem Ver⸗

nehmen nach wird die Pforte morgen das bereits signalisirte

tinopel, 6. April: Hier ist nichts davon bekannt, daß Ruß⸗

welche Verwickelungen veranlassen

Standpunkt Desterreich⸗

land der P behufs Kundgebung ihrer Entschlüsse einen Term in gestellt habe. . ontenegros verlautet wieder, daß die Pforte sich in dieser Angelegenheit auf das Londoner Protokoll selbst berufe, in welchem der Wunsch nur nach einer Rektifizirung der montenegrinischen Grenze, nicht aber auch nach einer Abtretung von n ausgedrückt wird. Von hier gehen neuerdings große Sendungen von Munition nach Varna und Trapezunt ab, was man hier allgemein als Vorbereitungen für eine baldigst zu begin⸗ nende Aktion betrachtet. Die meisten militärischen Kreise sprechen sich gegen die Abtretung Nicsies an Monte⸗ negro aus, da dessen Vertheidigung dem türkischen Reiche bei S009 Mann gekostet hat; man meint daher hier, daß diese Ansicht nicht ohne Einfluß auf die Entschlüsse des Par⸗ laments sein werde.

FEin Korrespondent desselben Blattes, „der über die Vorgänge und Stimmungen in Konstantinopel gut unterrichtet zu sein pflegt“ schreibt demselben: „Ich weiß nicht, ob die Ereignisse auch mich dementiren werden, aber ich habe viel Grund, anzunehmen, daß trotz der kriegerischen Velleitäten, die in Stambul vorherrschen, man dort im Stillen entschlossen ist, einen Versuch zu machen, sich mit Rußland auseinanderzusetzen. In diesem Falle würde Reuf Pascha nach St. Petersburg geschickt werden. Er ist Tscherkesse von Geburt, aber von guter europäischer Erziehung und ange⸗ nehmen Manieren. an glaubt, daß er sich in St. Peters⸗ burg zu insinuiren verstehen werde“

Einem Telegramm der Times“ aus Pera vom 3. April zufolge hat die Pforte den Beschluß der Kommission in ha lip nh gli bestätigt und die der Zerstörung von Llissura Beschuldigten, Toassun Bey und Genossen, in Freiheit setzen lassen.

Die „Turquie“ vom 31. März brachte folgendes Communiqué: „Es ist gewiß, daß der Pariser Vertrag in seinem amen Inhalt aufrecht erhalten bleibt, daß auf die Türkei keine materielle Pression ausgeübt werden wird, um ihr diese oder jene Resolution aufzuerlegen, daß die Unter⸗ zeichner des Protokolls mit Aufmerksamkeit und sozusagen Schritt für Schritt die . verfolgen werden, , die türkische Regierung zur usführung der versprochenen Reformen treffen wird. Das ist ohnehin die einzige Politik welche die Mächte befolgen könnten ange⸗ sichts bes, festen und resoluten Willens des Sultans, die Türkei umzuformen, ohne die geringste Einmischung in die inneren Angelegenheiten seines Reiches zuzulassen. Dieser Wille ist auch derjenige des ganzen türkischen Volkes, und in den beiden letzten Sitzungen des Parlaments hatte es Gelegenheit, dies durch seine Vertreter in der feierlichsten Weise zu bekräftigen. Doch damit sich das Land für immer von der fremden Einmischung befreien kann, ist es nothwen⸗ dig, daß die Kammer sich ernstlich ans Werk mache, daß sie mit größter Beschleunigung alle ihr vorgelegten Gesetzentwürfe diskutire, daß sie nicht auseinandergehe, bevor alle Gesetze und Reglements votirt sind, welche bestimmt sind, die Ausführung der von dem Sultan dem Lande octroyirten neuen Institu⸗ tionen zu verbürgen. Das ist die einzige siegreiche Antwort, welche man auf das Protokoll geben kann, welches auf dem Punkte steht, in London ohne jede Theilnahme der Türkei ,, . . .

Aus Mostar, 27. März, wird der W. „Presse“ ge⸗ schrieben: Der hiesige Bischof Prokop erhielt von dem neu⸗ ernannten Armee⸗Kommandanten Suleiman Pascha den Auf— trag, alle wehrfähigen Christen seiner Diözese zur Stel—⸗ lung aufzufordern, widrigenfalls er mit den strengsten Maßregeln gegen dieselben auftreten würde. Die Christen

ben alle Ursache, über einen solchen Befehl zu erschrecken, da fie fürchten, gegen ihre Stammesbrüder kämpfen zu müssen und im Nothfalle von den mahomedanischen Redifs massakrirt zu werden. Suleiman Pascha hatte offenbar bei der Ertheilung seines Befehls vornehmlich die Absicht, die christliche Bevölke— rung der Insurrektion zu entziehen und unschädlich zu machen. Bischof Prokop folgte selbstverständlich dem Auftrage des Pascha, allein die Ausführung scheiterte an der Bevölkerung selbst. Sie weigerte sich dem Befehle zu folgen, oder wo die Leute Zwang befürchteten, verließen sie ihre Dörfer und flohen über das Gebirge nach Dalmatien. So haben in den letzten Tagen 129 Mann mit Weib und Kindern bei Metkovies die österreichische Grenze überschritten. Aus allen Theilen unserer

rovinzen, wie aus Bosnien werden Gewaltthgten ge⸗ meldet, welche alles bisher Dagewesene überbieten. So berief in Petrovatz zu Beginn der vorigen Woche der Kaimakam und Tairbeg Kulinowitz die Familie Krezman zu sich, um sich mit ihnen nach langer Stammfehde zu versöhnen. Die ganze Familie kam, die Weiber und Kinder mitgerechnet, und nach wenigen Tagen wurde nächtlicher Weile die Familie über⸗ allen, vierzehn Männer niedergemacht, und sechs Kinder vor

n Augen ihrer Eltern massakrirt. Kulinowitz hat so bei günstiger Gelegenheit seine Rache an einem feindlichen Stamme

gekühlt, ohne eine gerichtliche en befürchten zu müssen.

Aus Agram, 7. April, wird der Pol. K. gemeldet: „Die in Kroatien, Slavonien und dem früheren Mislstärgrenz—⸗

biete weilenden Flüchtlinge aus Bosnien haben ein eute nach London abgehendes Memorandum an das englische 'karlament gerichtet, worin sie den Schutz der englischen Nation

für den Fall ihrer Rückkehr in ihre Heimath erflehen.“

Schweden und Norwegen. Stockholm, 7. April. 8 N) Der König traf heute früh mit Extrazug von Malmö ier ein und wurde am Bahnhof vom Kronprinzen, den Her⸗ zögen von Gotland und Westergötland, dem Reichsmarschall, höheren Beamten 2c. empfangen. Ueber den Gesundheits— zustand der Königin schreibt heute „Post och Inr. Tid.“— „Der Gesundheitszustand der Königin war in gewisser Bezie— 1. nicht verbessert, da die hohe Patientin in letzter Zeit an äuf ie n,, und zuweilen langwierigen Krampf⸗ anfällen litt. In den Zwischenzeiten fühlt sich die Königin wohler und von den neuralgischen Schmerzen in Kopf und Brust, welche sich früher . ach eingestellt, nicht mehr be⸗ lästigt. Appetit und Schlaf sind meistens gut. Die elektrische handlung wird demnächst wieder aufgenommen werden, und man will hoffen, daß mit Eintritt der günstigeren Jahreszeit die Kräfte der Königin wieder zunehmen und so der Wunsch derselben, nach Schweden zurückzukehren, am Ende Juni ganz in Erfüllung gehen möge.“

Ehristig nig, 3. April. (H. N.) Das Konstitutions⸗ CTomits des Storthings hat jetzt sein Gutachten über die Staagtsrathssache (Zutritt der Staatsräthe zu den . abgegeben. Die Majorität hat die Annahme des privaten Vorschlages angerathen, während eine Minorität von 2 Mitgliedern die Nichtannahme sowohl des

Vorschlages der Regierung, als des Privat . furwortele . Priwatorschlages be

Nr. 7 des Central- Blatts der Abgaben⸗ Gewerbe⸗ und andel ⸗Gesetzgebung und Verwaltung in den Königlich vpreußischen taaten bat folgenden Inhalt: Anzeige der in der Gefetzsammlun

erschienenen Gesetze und Verordnungen. I. Allgemeine Verwal⸗ tungsgegenstãnde: Bestimmungen über die Behandlung nachgemachter oder verfälschter Reichsbanknoken. Veränderungen in dem Stande und ia den Befugnissen der Zoll- und Steuerstellen. III. In- direkte Steuern: Gesetz, betreffend die Einstellung der Erhebung der Meßabgabe in Frankfurt a. d. O. Gesetz, die anzufertigenden und zum Verkauf za stellenden Stempelsorten betreffend. Bekannt⸗ machung zur Ausführung dieses Gesetzes Führung der admini⸗ strativen Natersuchung wegen Wechsel stempelkontraventionen. L. Statistik: Verzeichniß der Aemter in Elsaß- Lothringen, deren Sitz eine andere Bezeichnung erhalten hat. VI. Personalnachrichten.

Statistische Nachrichten.

Mort ali täts-⸗Statistik und Gesundheitsverhält⸗ nisse. Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesund⸗ heitsamts ind bis zu der am 31. März er. beendeten dreizehnten Jahreswoche von je 1009 Bewohnern auf den Jahresdurchschnitt be rechnet, gestorben: in Berlin ,, in Breslau 26, in Königs—⸗ berg 383, in Cöln 303, in Hannover 1835, in Magdeburg 25, in Stettin 26, in Altona 212, in Straßburg 361, in München 2953, in Augsburg öl,s, in Dresden 36. in Leipzig 235, in Stutt⸗

art 23, in Braunschweig 19, in Karlsruhe 26,0, in Hamburg

6“, in Wien 324, in Budapest 462. in Prag 544, in Basel 3c, in Paris 31,5, in Amsterdam 29, in Rotterdam 31, im Haag 34, in Kopenhagen 230, in Stockholm 13, in Christianig 17,i, in Rom 465, in Neapel 441i, in Turin 291, in Bukarest 333, in Odessa 31, in London 303, in Glasgow 302, in Liverpool NM, in Dublin 411, in Qinburgh 26, in Alexandria Aegypten] 45,6, in New⸗Hork 25,, in Philadelphia Ms, in Boston 21, in San Franzisko T3, in Calcutta 244, in Madras 1343, in Bombah 472. ;

Der Beginn der Woche, der sich durch große Lufttrockenheit und Regen mangel, bei vorherrschenden Ost⸗ und Südostwinden aus— zeichnete, machte vom 27. März an bei veränderten Windrichtungen , , bis West) unter entsprechender, anfangs steigender, dann

esonders im Osten etwas sinkender Temperatur, . Luft⸗ feuchtigkeit und häufigeren Niederschlägen Platz.

Die Gesammtsterblichkeitsverhältnißzahl in den deutschen Städten war während der Berichtswoche fast die gleiche (283) wie in der Vorwoche (28,5) (auf 1000 Bewohner und aufs Jahr gerechnet) und hat in den meisten Gruppen ein wenig zu⸗, nur im Oder— und Warthegebiet, in der Nordseeküstengegend und am Ober⸗ rhein abgenommen. Unter den Todesursachen zeigen sich fast alle Infektionskrankheiten und die Apoplexie in größerer Zahl, nur der Keuchhusten ist, sowie die Lungenphthisen und die entzündlichen Erkrankungen der Athmungsorgane wefentlich vermindert. Das ent⸗ gegengesetzte Verhalten zeigen diese Krankheiten in England, nament⸗ lich in London, wo die Krankheiten der Respirationsorgane in sehr bedeutend erhöhter, die Infektionskrankheiten jedoch in geringerer Zabl auftreten. Das Scharlachfieber zeigt sich auffallend in Bres⸗ den, die Diphtherie in Mitteldeutschland (Berlin) und am Nieder⸗ rhein, besonders in Dortmund, Elberfeld, Barmen; auch in Paris ist die. Zahl. derselben eine bedeutend höhere geworden. Typhöse Fieber zeigen sich aller Orten in Deutschland, auch einzelne Fälle von ecktyphus, jedoch außer in Ober⸗ schlesien, nicht als besondere Epidemie auftretend. In Wien ist die Epidemie als erloschen anzusehen, nachdem die Zufuhr des Wassers durch die Kaiser· Ferdinands Leitung polizeilich verhindert worden ist. Berlin und Paris zeigen nur wenige Todesfälle an Nervenfieber, da= gegen ist die Zahl der Schlagflüsse und Brechdurchfälle eine größere. Die Pockenepidemie in London weist wieder eine Zunahme auf, auch in den Städten Nordamerikas zeigen sich die Blattern häufiger. In New⸗Orleant wüthen sie sehr heftig, desgleichen lauten die Nach- richten aus British- Indien über Cholera und Pocken nicht günstig. Das gelbe Fieber tritt dagegen in Rio und Veracruz bis jetzt mit großer Milde auf.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Die hier abgehaltenen Konferenzen der Mitarbeiter an der europälschen Stgatengeschichte sind bereits ge⸗ schlofsen worden. Die. Magd. Ztg. erfährt, daß sich die Berathung hauptsächlich auf die Wahl der Verfasser der deutschen Geschichte bezogen hat und beschlossen wurde, den ersten Band, der die germanische Urzeit bis auf Karl den Großen umfassen wird, von Felix Dahn (Königsberg) rerfassen zu lassen. Den zweiten Band, der von der Auflösung des karolingischen Reiches bis zu Rudolf von Habsburg reicht, übernimmt W. von Giesebrecht (München). Der dritte Band, der die Geschichte des Deutschen Reiches bis zum Anfange der Reformation umfaßt, hat Fr. H. Wegele (Würzburg) zum Ver⸗ fasser. Für den vierten Band, die Periode der Reformation und der Religionskriege, ist August Kluckhohn (München) gewonnen. Karl Heigel (München) schreibt den fünften Band, der das Jahr⸗ hundert nach dem westfälischen Frieden behandelt. Das Zeitalter , des Großen und Marig Theresia's, das den sechsten Band bildet, übernimmt Alfred Dove (Breslau). Alfred Dove wird auch im siebenten Bande die Auflösung des Reiches und die Begründung des Deutschen Bundes behandeln, und Richard Röpell (Bres⸗ lau) umfaßt im achten Bande die Zeiten des Deutschen Bundes und die Begründung des neuen Reiches. Sämmt⸗ liche acht Bände werden 1880 fertig sein. Hierdurch er⸗ fährt die bekannte Heeren Uckertsche Sammlung, die in der deutschen Literatur seit vielen Jahrzehnten einen hervorragenden Platz einnimmt, eine werthvolle Erweiterung. Die Konferenzmit⸗ glieder waren erfreut, zu hören, daß so eben Karl Hillebrand (Florenz) von seiner Geschichte Frankreichs von 1830 bis zur Gegenwart.“ den ersten Band hat erscheinen lassen, der die Periode des Julikönig⸗ thums von 1839 bis 1837 behandelt. Hillebrand bringt mit seinem Werke, innerhalb des Rahmens der europäischen Staatengeschichte, die Arbeiten von Ernst Alex. Schmidt und von W. Wachsmuth zum Abschluß.

Ven der in Nr. 234 vom 4. Oktober und 259 vom 2. No- vember 1876 unter Literarische Neuigkeiten im Reichs⸗-Anzeiger er⸗ wähnten Schrift: Das türkische Reich von Dr. W. Kellner 8 1876. Quandt & J, ist eine französische Ueber⸗

etzung erschienen, unter dem Titel: L'empiré Ottomau par V. Kellner. Traduit de Allemand par Léon ClIagnet licencis es lettres (Lraduction abregés du Texte revisè par Auteur). Lyon 1877. H. Georg 65, Rus de Lyon.

Land⸗ und Forstwirthschaft. Paris. SFr. C.) Der von dem Minister für Handel und Ackerbau, Teisserene de Bort, eingesetzte Aus schuß zur Berathung von Mit= teln gegen die Reblgus hat sich nach einer im Laufe des Monats März gehaltenen Session darüber geeinigt, folgende Wünsche zu for⸗ muliren: 1) Bei der Pflanzung der 2 soll Sulfocarbonat angewendet werden, um die Reblaus von den Wurzeln fern zu halten und den Wuchs zu fördern. 2) In den noch nicht von der Reblaus betroffenen Gegenden sollen die Pflanzschulen und Anlagen von den NUeberwachungs⸗Comiteés einer strengen Besichtigung unterzogen wer⸗ den, um festzustellen, ob die Weinstoͤcke von der Reblaus ergriffen sind oder nicht, wobei auf die fremden Weinstöcke besonders zu achten wäre. 3) In den Departements, wo Hoffnung vorhanden ist, den

empfeblen, unter der Leitung des Ueberwachungk⸗Comités einen praktischen Unterricht der erfolgreichsten Gegenmittel gegen das Uebel zu ertheilen, damit überall, wo es auftritt, die davon betroffenen Eigenthümer sogleich ein Personal von geschulten Arbeitern und Werkmeistern zu ibrer Verfügung haben, die den Brand noch bei Zeiten ersticken können.

Gewerbe und Sandel.

In der gestrigen Generalversammlung der Continental ie ,,,, r fen wurden Geschäãfts⸗ richt und Bilanz genehmigt und die vom Aufsichtsrath beantragten Statut · Aenderungen angenommen. Die Bilanz schließt nach Tilgung der vorjährigen Unterbilanz von 27,542 M mit einem Brutto⸗Ueberschuß von 41,895 4 Die Einnahmen betrugen im

Ganzen pro 1876 499,868 M, gegen 446256 M pro 1875.

Nach dem Geschäfts bericht der Direktion der De utschen Effekten und BWechselbank in Frankfurt a. M. ist die Verwaltung in der Lage, die Vertheilung einer Dividende von 7 (1875 6*osc) vorzuschlagen. Der gesammte Bruttegewinn beträgt 1600770 6. Abzurechnen sind für Verwaltungespesen 345,531 „, Miethe 24,263 , Courtagen 112,936 4, Dubiosen 15,520 4 Der Reingewinn einschließlich des rorjährigen Saldos beträgt 1,013,980 (1875 nach Abzug der Defraudation 843,159 M6). Davon erhal⸗ ten die Aktionäre 860 000 16 Tro, die Reserve 41,398 1, der Pensionsfond 3558 9, Vorstand und andere Beamte der Bank 53,370 **, der Aufsichtsrath 35,580 MÆ, der Rest von 20, M3 4 verbleibt für 18.7.

SGrünstadt (in der Pfalz), 8. April. (Köln. Ztg.) Der hie⸗ sige Gewerbeverein hat schon im , Jahre den Beschluß gefaßt, eine Gewerbe und Industrie Austellung für den Kanton Grünstadt, verbunden mit einer Ausstellung von Rohmaterialien, landwirthschaftlichen Produkten, Obst, Wein ꝛc.ů, so wie einer Ver⸗ loosung ausgestellter Gegenstände in den Monaten August und Sep⸗ tember 1877 hier zu veranstalten. Die Angelegenheit ist nun fo weit gediehen, daß eine würdige Durchführung des Unternehmens er⸗ wartet werden kann.

Dem Bericht der Deutshen Hypothekenbank in Meiningen über das Geschäftsjahr 1876 zufolge sind auf das Aktienkapital von 8000000 Thlr. 9,62. 880 6 eingezahlt. Der Reservefonds erhielt durch die statutenmäßige Dotirung des Jahres einen Zuwachs von 67, 294 6 und erhöht sich auf 43,565 M Der Provisionsreservefonds beträgt 565,043 , sodaß die Gesammtreserve den Betrag von 1.408, 609 6 erreicht (ea. 145 c des eingezahlten Aktienkapitals oder beinahe 55 ½ des Nominalkapitals). Der Stand der ausgezahlten hypothekarischen Darlehen belief sich am 31. Dezember 1875 auf 3468 Darlehen im Betrage von 50.109.782 M6. Hierzu kamen im Jahre 1876 333 Darlehen mit 6.1 91, 700 M6, zusammen 3801 Darlehen mit 56,301,482 6. Es ver⸗ blieben am 31. Dezember 1876 3643 Darlehen mit 49. 795,811 M Der Taxwerth der gegen obigen Betrag verpfaͤndeten Objekte beläuft sich auf über 142900000 S. An Pfandbriefen waren am 31. De⸗ zember 18735 im Umlauf 46, 192.315 M, dagegen am 31. Dezember 1816 45,970, 45 S6. Der Reingewinn des Jahres 1876 beträgt S832. 742 S6 Die an die Aktionäre zu vertheilende Gesammt⸗Divi⸗ dende berechnet sich nach dem n des Verwaltungsrathes auf IHS oo für jede mit 400ͤ eingezahlte Aktie. Der Rest von 1058 A wird auf neue Rechnung vorgetragen.

. Paris, 7. April. (Er. 5 Seit einigen Tagen, meldet die „Semaine fin., befindet sich ein Bevollmächtigter des Vizekönigs von Aegypten in Paris, um mit den Gläubigern der Daira ju unterhandeln. Bekanntlich war die Zuckerernte der Dairagüter dem Hause Rothschild als Meistbietendem zugeschlagen worden. Dieses Geschäft ist aber, nachdem verschiedene Zwischenfälle seine Ausführung verzögert hatten, nun definitiv rückgängig gemacht worden.

Zum Seiden bau. In Lyon ist in diesem Jahre eine statistische Arbeit über die Erzeugung von Rohseide auf der ganzen Erde erschienen. Hr. Leo ClIugnet, Lic. ès lettr., Uni= versitätsbibliothekar zu Lyon, hat bei der Lösung einer von der geographischen Gesellschaft zu Lyon gestellten Preisaufgabe den Preis erlangt für seine Karte der Erzeugung und des Handels in und mit Coconseide“. Zu der Karte hat er unter dem Titel ‚„Géogra hie de la Soie. Etude géographique et statistique sur la production et le commerce de la soie en cocon, mémoire Couronnsé par la société de Géographie de Lyon“ erscheinen lassen. Beide Werke sind im Buch⸗ handel (Verlag von H. Georg, Lyon und Basel) zu haben.

Die behandelten Seidenbaustriche sind in Asien: Javan, China, Koreg, Mongolei, Tibet, Hinterindien, Vorderindien, Beludschistan und Afghanistan, Mittelasien und Turkestan, Persien, Transkaukasien, Asiatische Türkei; in Ozeanien; Malaisie und Australien; in Europa: europäisches Rußland, europäische Türkei, Griechenland, Oesterreich⸗ Ungarn, Deutsches Reich (Preußen, Bayern, Königreich Sachsen und Baden), Schweden, Niederlande und Belgien, England, Schweiz, Italien, Frankreich, Spanien, Portugal; in Afrika: Aegypten, Tunis, Algier, Marokkr, Kapland, Natal, Madagaskar, Bourbon; in Amerika: Vereinigte Staaten von Nord-Amerika, Mexiko, Guatemala, Antillen, Brasilien, Uruguay, Paraguay, La Plata⸗ Staaten, Chile, Ecuador, Neu⸗Granada, Venezuelg, Guyana. Den jährlichen Ertrag der Rohseide im mittleren Werthe wird in Clugnets Werke angegeben auf 1,203 440,000 Fr. Daran sind am meisten betheiligt China mit 4543 Mill,. Italien mit 227 Mill., Frankreich 1437 Mill., Indien 134 Mill, Japan 95 Mill., Europ. Türkei 35 Mill, Kleinasien 29 Mill, Persien 28 Mill. ꝛc. In Preußen und Königreich Sachsen werden etwa 2185 Kilogramm Cocons, davon 2140 in Preußen allein, erzeugt.

Verkehrs⸗Anstalten.

Die von den preußischen Privatbahnverwaltungen gewünschte Konferenz über die Tariffrage hat am 5. d. M. im Handels—⸗ Ministerium stattgefunden. Dieselbe bett wie der Berl. Act. mittheilt, lediglich einen informatorischen Charakter. Die Entscheidungen werden schriftlich erfolgen. Der „Berl. Act. berichtigt bei dieser Gelegen⸗ heit die Angaben verschiedener Blätter, daß die allgemeine Durch⸗ führung der Tarifreform zum 1. Oktober cr. bexorstehe. Die Staats⸗ eint führen den neuen Tarif bereits zum 1. Juli er ein, die Ein⸗ führung für die Privatbahnen hänge dagegen davon ab, daß dieselben zeitig genehmigungsfähige Vorschläge machen. Der durch seine Wirksamkeit für Sekundärbahnen bekannte Verzoglich sächsische Baurath F Plessner hat soeben eine neue Schrift veröffentlicht: Die Herstellung der Lokal- und Sekundärbahnen durch Zusammenwirken von Staat und Gemeinden, in welcher derselhe die in der früheren Schrift (-Noch ein Wort‘) ,,, . Vorschläge über Sekundärbahnen, den seitdem gewonnenen Erfahrungen gemäß, weiter entwickelt. Der Ver⸗ fasser erörtert zuerst die Aufgabe der Lokal- und Sekundärbahnen, ermittelt die Betriebskosten (auf 6 - 000 ds pr. Kilometer und Jahr) und giebt sodann Anhaltspunkte für die Schätzung des Ertrags der Bahnen und die zu bewilligenden Tarife. Den wichtigsten Abschnitt des Buches bildet das letzte Kapitel, welches Andeutungen enthält, wie die Baumittel zu beschaffen sind. Ueber die Verkehrsverhältnisse auf den Eisen⸗ bahnen in Rußland meldet die Königliche Direktion der Ost⸗ bahn: Die Kiew⸗Brester Eisenbahn ist für alle Stationen von Brest bis Kiew und Schmerinka frei. Gütersendungen werden zur Beför⸗ derung wieder angenommen. Plym ou th, 9. April. (W. T. 26. Postdampfer Frisia“ ist gestern M getroffen. ;

Southampton, 9. April. (W. T. B.) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd r rt ist hier angekommen.

Vew⸗Jork, 6. April. Das Postdampfschiff Neckar“ vom Norddeutschen Lloyd in Bremen, welches am 24 März

Der Hamburger orgen 31 Uhr hier ein⸗

Verheerungen durch die Reblaus auch noch auf anderem Wege, als durch Einführung fremder Reben, Einhalt zu thun, würde es sich

von Bremen und am 2. März von Southampton abgegangen war, ist heute wohlbehalten hier angekommen. .