1877 / 89 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 16 Apr 1877 18:00:01 GMT) scan diff

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.

Berlin, 16. April 1877.

Nachdem am Sonnabend, den 7. April, Se. Majestät der Kaiser von Brasilien das Haupt⸗Telegraphenamt und die Rohrpostanlagen hierselbst in Augenschein genommen, sind am 3. die ohrpo steinrichtungen auch von Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzog von Mecklenburg⸗Schwerin in Begleitung Ihrer Königlichen Hoheiten der Großherzogin und der e hee n Mutter, sowie Ihrer Kaiserlichen Hoheit der Großfürstin Wladimir einer eingehenden Besichtigung unterzogen worden.

Witterungsverhältnisse im nördlichen und mitt⸗ leren Deutschland im Laufe des März 1877. Während die beiden ersten Monate dieses Jahres im Allgemeinen

nur wenig und immer nur auf kurze Zeit den Charakter eines Winter⸗

monats an sich trugen, stellte sich zu Anfang des März, des ersten

Monats im meteorologischen Frühling, ganz entschieden überall strenge

winterliche Witterung ein. Zwar dauerte dieselbe nicht viel über das

erste Monatsdritttheil mit größerer oder geringerer Stärke fort, es trat in der Mitte des Monats eine gemäßigtere Temperatur ein und den Schluß desselben bildeten einige Frühlingstage; dennoch blieb die Gesammtwärme des März in den westlichen

Gegenden ein wenig, in den östlichen mehr hinter

dem durchschnittlichen Werthe derselben zurück. Die mittlere

Temperatur des März ist an den einzelnen Orten des nördlichen und

mittlern Deutschland ein bis ein und einen halben Grad höher, als

die des Februar, letztere aber pflegt im Durchschnitt einen Grad höher zu sein, als die des Januar. In diesem Jahre waren Januar und Februar überall fast gleich warm und beide an einigen Orten nur ganz unbedeutend kälter, an den meisten aber selbst etwas wärmer, als der März. Schon zu Ende des Februars hatten sich reiche Schnee⸗ fälle und größere Kälte eingestellt und westlich der Elbe war auf den letzten Februar überall das absolute Wärmeminimum für den ganzen

Monat gef illen. Am ersten März hatte das ganze Beobachtungsgebiet

völligen Winter. Der erste Monatstag zeigte überall eine negative

mittlere Temperatur und mit Ausnahme einiger rheinischen

Stationen stieg an diesem Tage selbst im Maximo das Thermemeter

nicht über den Gefrierpunkt. An mehreren Stationen der mittleren

Provinzen, wie Berlin, Putbus, Hannover, Münster war der 1. März

der kälteste Tag des Monats, an anderen war es der 2. März. Das

absolut? Wärmeminimum des ganzen Monats fiel im Wetten fast ohne Ausnahme auf den 2. März, weiter östlich meist auf den

3. März. Das Barometer stieg überall an den ersten zwei Monats⸗

tagen, und zwar rascher und stärker in den östlichen, als in den

westlichen Provinzen. An allen Stationen westlich der Elbe und an den meisten östlich derselben erreichte es schon am 2. März, an einigen der letzteren am 3. März das Monatsmarimum. Im Osten herrschte in dieser

Zeit die polare, im Westen die äquatoriale Strömung

vor. Bald aber ließ der Luftdruck, nachdem er seinen Höhe

punkt erreicht., wieder nach, und das Barometer. sank vom 3. März, an manchen Orten schon vom Abend des 2. März an, kontinuirlich

in den darauf folgenden Tagen. Der Aequatorialstrom erlangte nun das Uebergewicht und die Kälte ließ wieder etwas nach. Eine Aus— nahme hiervon machten die östlich der Oder und die höher gelegenen Stationen. Vor Allen zeichnete sich hierin die Station Claußen bei Lyk aus. Die Pentade vom 2. bis 6. März hatte dort eine mittlere Temperatur von 11,1 Gr. (gegen 152 Gr. im mehrjährigen Durchschnitte), während dieselbe in Königsberg 5,30 Gr., in Breslau 3,35 Gr., in Berlin Oz Gr., in Hannover 0 Gr., in Münster 1,6

Gr., in Aachen 2, Gr. warm war. Am 3. März betrug in Claußen

die mittlere Tageswärme 15, Gr. und am Morgen des 4. März zeigte daselbst das Thermometer im Minimo 4, Gr. etwa in derselben Zeit, in welcher es in Königsberg auf 8, Gr., in Breslau auf 105 Gr., in Berlin auf 2,6 r in Hannover auf 10 Gr., in Münster auf 1,9 Gr., in Aachen auf 2,2 Gr. stand. Niederschläge fielen in den ersten Monatstagen fast überall nur als Schnee, wenn auch nicht gerade in bedeutender Menge. Im Westen stieg die Wärme etwa um 4 bis 6 Grade bis zum 5. März, dann trat Stillstand oder schon wieder ein Rückgang ein; im Osten nahm die Kälte langsamer ab, etwa bis zum 7. März, der 6 bis 8 Grade wärmer war, als der 2. und 3. März. Während der zweiten Pentade vom 7. bis II. März trat bei langsam steigendem Barometer überall der Polarstrom auf und es stellte sich nun eine nene

winterliche 3. ein, die in mehreren Gegenden die erste an ü

Strenge ertraf; einige Stationen hatten jetzt erst ihren

kältesten Monatstag; in Cöln und Aachen fiel das absolute Wärme⸗ 6 ; er kalten it Aachen nicht viel; nur die schlesischen Stationen und namentlich die höher 2 .

Menge der Niederschläge im März in Pariser Linien.

minium auf den 11. März. Niederschläge fielen in dieser kalten Zeit

gelegenen machten hiervon eine Ausnahme. So hatte Kirche Wang

am 5. Mär; einen Schneefall, der eine fast einen Zoll betragende

Wasserhöhe gab. Bald nach dieser zweiten Kälteperiode zu Ende des

ersten und zu Anfang des zweiten Monatsdrittheils trat ein wesent⸗ ; d ! rsten und zu Anfang des zweiten M hei . . ,, .

Bromberg. . 13,065. (13,4 Breglan. 16 ö

licher Witterungsumschlag ein. Vom 11. bis 13. März sank überall das Barorometer, an den östlichen und westlichen Stationen um 6 bis 8, an den mittleren um 10 bis 12 Linien, der leichtere Aequa⸗

torialstrom verdrängte die polare Strömung und trat in einigen

Gegenden mit ziemlicher Heftigkeit auf. Die Mischung der feuchten aquatorialen Strömung mit dem kalten Polarstrome zog

überall reichlichere Niederschläge nach sich; meistens wech ⸗— ö selten Schneefalle mit Regen. Nur im äußersten Osten Berlin

hielt die Kälte auch jetzt noch an, im Allgemeinen aber war die Temperatur in der Mitte des Monats der normalen gleich; vor herrschend blieben die südwestlichen Winde, die jedoch ab und zu auf

kurze Zeit von den nordöstlichen verdrängt wurden. Das Barometer war von dem niederen Stande, den es am 13. März eingenommen, war wieder etwas in die Höhe, bald aber von Neuem und jwar in öherem Grade herabgegangen, als es gestiegen war, so daß es get überall am 29. oder 21. März seinen niedrigsten Stand einnahm Später erhob es sich wieder, aber nicht mehr über seine mittlere obe hinaus. die Schwankungen im Luftdrucke waren zu

nde des Monats überhaupt sehr unbedeutend und betru⸗ gen während eines Tages am Barometer meistens weniger, als eine Linie. Die Wärme nahm im letzten Dritt- theile des Märjz immer mehr und mehr zu. Eine wesentliche Tem⸗ peraturerhõhung 3 im Westen mit dem 24 und 25. März und fetzte sich bis zum 29. März täglich etwa um einen Grad fort; in den mittleren Provinzen begann sie einen Tag später, erhob sich aber dann mehr sprungweise, so daß zum Beispiel in Breslau der 26. Märj 5 Gr. wärmer war, als der 25. März; an den östlichsten Stationen war erst der 27. März ein entschieden warmer Tag, denn an ihm ging zum ersten Male in diesem Monate das Thermometer in Claußen und Königsberg nicht mehr unter den Gefrierpunkt herab. Ueberall fiel das abselute Wärmemaximum auf die letzten Tage des Monats; nur im Riesengebirge hatten Lirche Wang und Schreiberhau bereits am 20. März den böchsten Thermometerstand beobachtet. Einige Sationen hatten in den letzten Märztagen Gewitter, fast alle aber häufige Regen, wenn auch nicht von bedeutender Stärke. An den östlichen Stationen nahm an den letzten zwei Tagen des Mär; die Warme schon wieder ab, während sie an den andern un⸗ verändert blieb. In Claußen und Königsberg stand des Morgens am 31. März das Thermometer ein bis zwei Grade unter dem Ge⸗ frierpunkte.

Die speziellen Angaben über den Barometer und Ther mo—⸗ meterstand, sowie über die Niedersch läge sind in den folgenden drei Tabellen enthalten:

Barometerstand auf O Grad reduzirt in Pariser Linien. Mittlerer Maximum: Minimum:

Barometer. Zęg: Stand: Wind: Tag: Stand: Wind:

stand: Königsberg 334 u 341,6 NO. 21 327,6 ĩ 3420 21 328,7

Danzig 334, 2s Bromberg 333, is 340 NNO. 21 326,3 Breslau 329, * 336,s. Sti 323, 2 Görlitz 326,20 3322s 20 32022 Torgau 33 1,4 338,33 ; 325, so Berlin 333, 2 34033 ; 20 327,90 Putbus 332.80 3400 ü 326.73 Hamburg 334,93 342.2 ? 21 329,46 Hannover 331,5 339, 0s k Osnabrück 332, 340 1 i 21 325,33 Em den 335, 343,0 SW. 21 328,960 Münster 332, 4 339. 9s . 333, 1s 340,3 . 21 325,9 328, is 335,4 21 320, aa 328,59 336, o 20 321,3 Im Allgemeinen war der Baromekerstand an den einzelnen

to R C αο ο Nάn dάnᷣtάί- R O2 t ,

März zu sein pflegt.

Mittlere Temperatur des März nebst den absoluten

Extremen nach RSaumur.

Mittlere Ab solutes

Monats⸗ Maxsᷣmum

Temperatur: Tag: Stand: Tag: Stand: Königsberg len (— o) 28 192 10 —145 Claußen . 0 O0) ; 7 245 Danzig.. 01s Los —10 2 1 9 5.38 rom berg . CQ os 1 3) 15.7 Breslau. . 1 ,o 1,9) 11, Kirche Wang —1, 1 (= 1,15) —14, ß . 12353 Landskrone O7 132 11,0 rn, 236) 7

Berlin ; 2,83) Putbus 14

Hamburg 7

Hannover. 3, 13)

Clausthal. 0)

Osnabrück. 485)

Emden 2,83)

Münster. 3, ch

õ In 4103)

3,56)

3,34)

Ab solutes

r toö be- dRXXã—O NN —— O 0 , . O

2

* eis 8

Königsberg . . 15, (13, 83) . ö 83 Claußen 18.0 (12,02 am burg. . . 26,60 (19, is)

24,80 (52,17) 25, * (19,119) 33,863 (19,23) 24,83 6

Flausthal Osnabrück. Kirche Wang . 59.35 (33,8 Emden. 85 iii Mün ster Landskrone . . 244 (1339) Gölwn. 23 n (161, Vörgn n 433 ga en, 39,14 (23,83) 17,06 ö Die in Klammern eingeschlossenen Zahlen bedeuten langjährige Mittelwerthe. A.

Minimum: Pe Kapit⸗ vol Su 0 ist jetzt im schönen frischen Grün im Schau enster der Theenieder⸗

Der Verein für die Geschichte Berlins

hielt am Sonnabend im Bürgersaale des Rathhauses seine letzte öffentliche Sitzung für diesen Winter. Nachdem der Vgrsitzende, Geh. Hofrath Tha er, die Versammlung mit einem Danke an die 2 * für ihr treues Ausharren bei den Vereinsvorträgen eröffnet, hielt Geh. Registrator Dr. Brecht den angekündigten Vor⸗ trag Alte Bräuche des Berliner Schornsteinfeger⸗ gewer ks! und gab in der Einleitung eine historische Uebersicht über Ursprung und Entwickelung dieses Gewerbes ü haupt. Lange Zeit, länger als man glaubt, hat man dem Rauch gestattet, sich seine Wege selbst zu

und durch Thüren, Fenster, Ritzen ꝛc. abzuziehen. t 1347 wird erwähnt, daß bei einem Erdbeben in Venedig alle Schornsteine eingestürzt seien. Das ift die erste Nachricht über Schornst eine, die demnach italienische Erfindung zu sein scheinen und sich von da über den Erdkreis verbreitet haben, was allerdings nur sehr allmählich geschah, denn eine hiesige Feuerordnung von 1701 setzt fest, daß überall, wo noch keine Schorn teine seien, dergleichen eingerichtet werden sollten. Um diese Zeit, 1793, traten auch die 8 Schornsteigermeister Berlins zur Wahrung ihrer Interessen zu⸗ sammen und erhielten 1717 die Gewerkspriwilegien. Bald aber rissen allerlei Mißbräuche bei ihnen ein, abergläubige Ceremonien griffen Platz, und die Folge davon war, daß 1734 Rechte und Pflichten der Mitglieder des Gewerks; beschränkt wur⸗ den. Unter feels der b dem Großen endlich trat wieder eine größere Freiheit ein, und seit dieser Zeit datiren die im Wesent⸗ lichen noch heute üblichen Sitten und Gebräuche des Gewerks bei Aufnahme Fremder, beim Ein⸗ und Ausschreiben ꝛc. Bis zum Jahre 1851 gehörte zu den wesentlichen Funktionen der Schornstein⸗ feger das Feuerlöschwesen. Zwei anwesende Schornsteinfeger⸗ meister übernahmen es nach diesem Vortrage, in dramatischer Weise und mit ihrer großen silbernen Kanne und dem medaillengeschmückten Willkommen“ die Ceremonien vorzuführen, wie sie noch heute am Quartalstage bei ihnen üblich. Zum Schluß des Abends machte Stud. jur. Bsringujier Mittheilung über einen Streit, der zwischen dem Märkischen Museum und dem Grafen Lippe⸗Weißenfels uber einen dem ersteren zum Geschenk gemachten Stern des Schwarzen Adler⸗Ordens ausgebrochen ist, der sich auf dem Sterbemantel Friedrichs des Großen befunden haben soll.

Der zoologische Garten hat durch den Tod des großen kostbaren Seelöwen einen empfindlichen Verlust erlitten. Es scheint, daß abermals die Fütterung, welche das Publikum den Thieren an⸗ gedeihen läßt, diesen Tod eines seltenen Exemplars herbeigeführt hat. Die Aufsichtsbeamten sind an Sonntagen ganz außer Stande, der⸗ artige Fütterungsversuche zu inhibiren, und es wäre Sache des Pu⸗ blikums selbst, die Thiere gegen solche übel angebrachte Wohlthätig⸗ keit zu schützen. Im Uebrigen gedeiht die junge Aufzucht des zoolo— gischen Gartens sebr gut. Das Jaguarjunge, das jetzt 7 Wochen

alt ist, befindet sich noch im Innern des Raubthierhauses. Inte⸗ ressant ist auch das Zebukalb im Antilopenhause; das Nilpferd hat sich sehr entwickelt und hält sich jetzt längere Zeit außerhalb des

Stationen etwa um zwei Linien geringer, als er durchschnittlich im Wassers auf

Eine Theestgude aus China langte mit dem Dampfer Pekin“, Kapitän Woolcott, via Suezkanal in Southampton an, und

lage von E. Astel C Co., Breitestraße 5 hierselbst, ausgestellt. Schon

im vorigen Frühjahr versuchte diese Firma, einige Theepflanzen zu importiren, jedoch gingen diese schon unterwegs ein.

London, 14. April. (A. A. C.). Das Handelsamt hat von dem Staatssekretär für die Auswärtigen Angelegenheiten die Kopie eines Telegramms des britischen Chargs d Affaires in Konstantinopel erhalten, welches meldet, daß die Pest in Bagdad um sich greift, und daß die Quarantaine an denselben Stationen wie im vorigen Jahre hergestellt werden wird.

; Theater.

Hr. Emmerich Robert ist am Sonnabend hier eingetrof fen, um den vier letzten Proben zu Greifs Tragödie ‚Nero' im Residenz⸗-Theater beizuwohnen. Die erste Vorstellung findet definitiv am Mittwoch, den 18. d. M. statt. Die Direktion hat be⸗ schlossen, an einzelnen Zwischentagen, an welchen Hr. Robert sich eine Ruhepause, gönnen muß, bei halben Preisen alle diejenigen Stücke zu wiederholen, welche während der ver gangenen Saison den meisten Beifall fanden. Es kommen demnach zur Aufführung: „Die Fremde, Hotel Godelot“‘ Die Neuvermählten', Arria und Messalinars, Simson und Delila“, Ein Fürst des Schwindels. (Mercadet), Der lustige Rath“, „Fer— nande u. A. Die Kouponbücher haben bei dieser Her le ung nicht nur Giltigkeit, sondern es wird der betreffende Prozentsatz noch von den halben Preisen abgerechnet. Die Proben zu Kon flik te“, welche durch Unpäßlichkeit des Frl. Ramm eine Störung erlitten, werden in diesen Tagen wieder aufgenommen.

Im Thalia⸗Theater findet nunmehr morgen, Dienstag, bestimmt die erste Aufführung der Delibesschen Trenne Ko . fu sius IX. statt.

rr ᷣ—QuiuK&e?ͥ ' Ve:e̊) ax x. 32222. 22222 22 m2 -

Staats⸗Anzeiger, das Central⸗Handelsregister und das Postblatt nimmt an: die Königliche Expedition

Frenßischen Staats- Anzeigers: Berlin, 8. F. Wilhelm⸗Straße Nr. 32. *

3 . und Untersuchungs- Sachen.

des Zeutschen Reichs Anzeigers und Königlich . e. 2 Aufgebote, Vorladungen GJ

3. Terkaufe, Verpachtungen, Submissionen eté. J. Literarische Anzeigen.

4. Verloosung, Amortication, Zinszahlung S. Theater-Anzeigen. In der Börsen- n. s. V. von öffentlichen Papieren.

X 1 für den Deutschen Reichs- u. Kgl. pee Deffentlicher Anzeiger. , nehmen an: das Central n,,

5. Industrielle Etablissements, Fabriken und

Grosshandel.

J. Familien- Nachrichten.

beilage. * *

Bureau der deutschen Zeitungen zu Berlin, Mohrenstraße Nr. 45, die Annoncen⸗Expeditionen des „Inval idendank /, Rudolf Mosse, Haasenstein KX Vogler, G. L. Daube K Co., E. lotte, Büttner C Winter, sowie alle übrigen größeren Annoncen⸗Bureaus.

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. Bekanntmachung. Die Lieferung von: 172 M. Birkenwerder Berblendklinker, sowie die: ͤ Staa ker⸗ Schie ferdecker⸗

Das Domänenvorwerkt Burguffeln im Kreise Hofgeismar bei der Station Grebenstein der Ber- gisch⸗Märkischen Eisenbahn gelegen, mit einem Areal

von 313,733 Hektaren soll von IJ is 1377 7 ; ; ̃ ĩ * . 6 . . e , ,, 14) ca. 186,768 Kbm. Boden, Feldmark Wit⸗ Die Bedingungen liegen bei unserem Bureau⸗Vor⸗

ird auf J . , Fein 5 . . ; 15 ,, . 8 15) ca. 100,279 Kbm. Boden, Feldmark Wit⸗ straße 4, und in den Bau⸗Bureaus zu Goldap,

kuhnen, tichsfelde, tichsfelde,

Dom ö 33171 Königliche Ostbahn. verdungen werden. Submissions⸗Termin Domänen-⸗Verpachtung. e en r , , men n de, m,, e er, nm, mn uhr, auf der Strecke Goldap Lyck der Insterburg⸗Pros⸗ in unserem technischen Bureau, Victoriastraße Nr. 4

kauer Eisenbahn belegenen Loosen: 13) ca. 205,984 Kbm. Boden, Feldmark But⸗ schrift: „Offerten auf Ausführung von Erd⸗

hierselbst, bis zu welchem Offerten mit der Auf⸗ arbeiten Insterburg = Proskau“ einzureichen sind. steher, Eisenbahn⸗Sekretär Pasdowsky, Victoria⸗

Oletztow und Lyck aus, werden auch von diesen

stlempner⸗ l 33 Pi . 6 Väth Petersen anbergumt, Die Bewerber 16) ca. 144 133 Kbm. Boden, Feldmark Gurnen gegen Franko. Einsendung von 1 4 pro Loos ab-

Tischler⸗ Arbeiten

Eisengnß⸗ und Steinsetz⸗

in unserem Geschäftslokale, Michaelskirchplatz 17, einzusehen und versiegelte Offerten bis zum 26. d. Mts, Vorm. 11 Uhr, mit Proben von den Steinen einzureichen. Berlin, den 13. April 1877. (a Gto. 1184)

Königl. Garnison⸗Verwaltung.

aben spätestens in diesem Termine sich über den Schl osser⸗ Besitz eines disponibeln Vermögens von 120 000 0 und über ihre persönliche . durch glaub⸗ 1 ö. . * 11 dem Neubau des Exerzierhauses, der Offizier⸗ n r n ,, fes ee ech g e , Speiseanstalt, Offtzier⸗Pferdeftall u. J. w. der Ka⸗ bedingungen liegen in unserem Domänen⸗Sekretariat, serne für das Elisabeth⸗Regiment in der Köpnicker⸗ Fei dem jetzigen Pächter Herrn Borheck zu Burguffeln straße, sollen im Wege der Suhmission verdungen und beim Domäͤnen⸗Rentmeister Horchler hierselbst werden. Die Bedingungen und Kostenanschläge find zur Einsicht offen. Cassel, den 28. März 1877. stönigliche Regierung. Abtheilung für direkte Stenern, Domänen

und Mliniken,

len bis Rogowken,

bis Lengowen,

dranken,

kowen,

Oletzkow bis Lakommen,

und Forsten. bis Chelchen,

Roch. ; ca. 71,228 Kbm. Boden, Feldmark Przykop⸗

ken und Lyck

ca. 90,457 Kbm. Boden, Feldmark Daniel⸗ ca. 67, 864 Rbm. Boden, Feldmark Steinau ca. 347, 954 Kbm. Boden, Feldmark See⸗ ca. 80, d938 Kbin. Boden, ca. 130,094 Kbm. Boden, Feldmark Kl.“ ca. S5, 851 Kbm. Boden, Feldmark Babken

gegeben. Bromberg, den 12. April 1877. Königliche Direktion der Ostbahn. Bau ⸗Abth. IJ. a Cto. 121/43)

Redacteur: F. Prehm.

Verlag der Expedition (Kess y. Druck: W. Elsner. Drei Beilagen leinschließlich Börsen⸗Beilage). (328)

eldmark Ku⸗ J Berlin:

Srste Beilage

zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

M6 8.

ö. 1827.

Berlin, Montag, den 16 April

Aichtamtslich es. Deutsches Reich.

Berlin, 16. April. Im weiteren Verlaufe der Sitzung des Reichstages am 14. d. M. wurden bei den ordent— lichen Ausgaben des Marine⸗-Etats (Kap. 60, Tit. 15, zum Bau einer Korvette zum Ersatz für die Korvette „Hertha“ erste Rate) auf Antrag der Budgetkommission, Namens wel⸗ cher der Abg. Rickert referirte, von 725,000 (S6 600,000 MS abgesetzt. l = ;

Es folgte die Berathung der einmaligen Ausgaben. Zu Titel 1 (Herstellung einer Wasserleitung von Feldhausen nach Wilhelmshaven, einschließlich Terrainerwerb 2. Rate 509, 00 66) fragte der Abg. Jacobs an, weshalb der Bau dieser Wasserleitung, die en dringendes Bedürfniß sei, so langsam betrieben werde.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Staats -Minister und Chef der Kaiserlichen Admiralität von Stosch entgegnete:

Mit der Bewilligung der ersten Rate für die Wasserleitung im vorigen Jabre wurde die Marineverwaltung berichtigt, das ganze Werk anzufangen und in die Vorbereitung überzugehen. Es stellte sich dabei heraus, daß die Legung der Wasserleitung nur möglich sei, wenn von der Führung in Wegen oder gar in der Bahn abgesehen würde, und die Wasserleitung möglichst in gerader Linie durch die Ackerfelder ginge. Diese lextere Art der Legung war aber nur mög—2 lich, nachdem ein Exproepriationsgesetz von oldenkurgischer Seite er— lassen war. Dieses ist erst ver cirea 4 Wochen erfolgt, und von jetzt an ist es erst möglich, die vositiven Einleitungen zum Bau zu treffen. Die Zeit ist aber nicht ungenützt vorübergegangen, indem die sämmt⸗ lichen Vorbereitungen, Zeichnungen, Bauveranlagungen, Material— ankäufe gemacht, sogar duch schen die Akkerde fuͤr die Bauten ein⸗ geleitet sind, so daß erwartet wird, daß, sowie nur die Expropriation, womit der Beamte bereits betraut, durchgefübrt ist, auch der Bau beginnt, und nach 5 Monaten, also, wie ich rechne, bis zum Oktober, November ist die ganze Anlage vollendet.

Bei Titel 8— 18 beantragte die Bud getkommission die ersten Raten für eine Panzerkorvette, 1 Panzerkanonenboot und 1 Aviso im Betrage von 1,731,900 zu streichen, und außerdem für die schon im Bau begriffenen Schiffe 2, 226, 000 6 weniger, im Ganzen also 3,957,000 M weniger zu bewilligen. Das Haus nahm den Antrag an. Die Summe von 1,000, 906,1 (Tit. 19) für einen Transportdampfer zu oceanischen Reisen wurde mit 124 gegen 192 Stimmen abgelehnt. Der Chef der Kaiserlichen Admiralität Staats⸗Minister von Stosch hatte sich über diese Position wie folgt geäußert:

Ich möchte den Antrag, wie er von dem Hrn. Jacobs erneuert ist, im Interesse der Marine nur mit ein paar Worten unterstützen. Vom militärischen Stan punkte aus ist es von der größten Wichtig keit, daß die Schiffe, die auf den Stationen sind, unausgesetzt den⸗ jenigen Aufgaben genügen können, welche die dortigen Verhältnisse an sie stellen. So lange, wie die Schiffe da sind, und je länger die Zeit dauert, daß permanent dort Schiffe sind, das heißt mit jedem neuen Jahr, wo wir da unsere Kriegeschiffe ftationirt haben, mehren sich die Ansprüche, die deutschen Interrssen mehren sich, sie werden lauter, und in Folge dessen mehren sich die Aufgaben unausgesetzt. Wenn nun die Schiffe stets zurücberufen werden müssen, stets in der Richtung nach Hause sind, um ja nicht den Tag zu versäumen, wo sie fortgehen, damit die Entlassung zu Hause rechtzeitig stattfindet, so hat das zur Folge, daß die Aufgaben, die dort gestellt werden, nicht so voll und nicht so rein gelöst werden, wie es im Interesse der deutschen Interessen wünschens« werth ist. Es ist also, wenn ich die Ablssung der Mannschaft ganz unabhängig machen kann von den Fahrten der Schiffe, auf ihren Stat enen eine Förderung der eigentlichen Aufgaben durchaus die Folge.

Wa nun der finanzielle Effekt ist, so ist es ja selbstredend, daß die Fahrt von Schiffen, die nichts bezwecken als den Transport von Leuten, billiger ist und rascher ror sich geht, als die Fahrt von Kriegs⸗ schiffen, die ausgestattet sind mit einer Menge militärischer Apparate, Geschütze, Munition, einer viel größeren Takelage, kurz die die Auf⸗ gabe haben, zu kämpfen und nicht zu fabren. Ein solches Schiff, was die Leute transportirt, kann den drei⸗ und vierfachen Transport eines Kriegsschiffes leisten. Darin liegt das billigere.

Was die Verproviantirung betrifft, so erwidere ich dem Herrn Vorredner, daß wir heute billiger verproviantiren, indem wir von hier aus Proviant und Kleider durch Privatschiffe dorthin schicken, als wenn wir dortige Kaufleute in Anspruch nehmen.

Ich möchte alsa bitten, dem Vorschlag nicht so ganz entgegenzutreten. Ist es erwünscht, daß die Sache besser motivirt wird und nach allen Seiten mit Zahlen klargelegt wird, so erlaube ich mir, anheimzu— stellen, die Sache nochmals an die Budgetkommission zurückzuweisen. Ich will eine Zusammenstellung der Zahlen und aller Verhältnisse machen, die es darthun, daß es eint positiv 6fonomische Maßtregel ist, die Ibnen vorgeschlagen wird. Die Frage ist aufgeworfen, ob schon ein bestimmtes Schiff ausgewählt ist. Das ist nicht so der Fall, daß ich sagen kann, daß, wenn heute das Geld bewilligt ist, morgen das und das Schiff gekauft wird. Wir haben uns mit den betreffenden Gesellschaften in Verbindung gesetzt und haben mebrere Schiffe im Auge, von denen, je nach den Preisverhältnissen und nach der bewilligten Summe, das eine oder das andere ausgewählt wird Die , . kann, wenn das Geld bewilligt wird, fofort ins Leben

eten.

Angenommen wurde zu Tit. 24 ein Antrag des Abg. Mosle, nach welchem die Regierung freie Hand hat, den pro— jektirten Nebelsignalapparat entweder auf die Insel Wengeroog oder auf das Außenleuchtschiff der Weser zu legen. Bei Tit. 31. (zur Herstellung und Erwerbung von Unterbeamten⸗ und Arbeiterwohnungen in Wilhelmshaven 1,000, 0900 ) wurden auf Antrag der Budgetkommission ohne Debatte 36,000 S und 5 bei Tit. 46 (für bauliche Anlagen zur Umgestaltung der Werft zu Danzig in ein Definitivum 4. Rate 680, 000 MS) 45,000 M abgesetzt. Alle übrigen Positionen des Extraordindriums im Marine⸗Etat wurden unverändert be⸗ willigt, und die durch die Aenderungen nöthig gewordene Balanzirung in Einnahme und Ausgabe hel t.

Ohne Debatte passirten die Etats des Reichstages, des Allgemeinen Pensionsfonds, der Eisenbahnver— waltung und des Bankwesens. Zum Etat des Reichs⸗ kanzler⸗Amts apitel 8 „Reichs⸗-Gesundheits⸗Amt“) be⸗ antragte der Abg. Dr. Mendel, die Reichsregierung zu er⸗ suchen, dem Reichstage in der nächsten Session in einer Denk—⸗ schrift die Aufgaben und Ziele, die das Reichs-Gesundheits⸗Amt sich gestellt, und die Wege, auf denen sie jene zu erreichen hofft, darzulegen.

Außerdem beantragte der Abg. Dr. Hirsch:

den Reichskanzler zu ersuchen: dahin zu wirken, daß die durch §. 27 des Gesetzes über die eingeschriebenen Hülfskassen vom 7. April 1875 den Hülfskassen vorgeschrieberen Uebersichten über die Mit— glieder, über die Krankheits- und Sterbefälle und über die rerrech⸗

me

neten Beitrags und Unterstützungstage 2. unter Berücksichtigung der Berussarten, der Krankheitsbenennungen und Todesursachen jährlich eingefordert und b. von den böberen Verwaltungsbehörden an das Reich ⸗Gefundbeits / Amt, behufs Herstellung zuverlässiger Morbilitäts⸗ und Mortalitätstafeln, eingesandt werden.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Präsident des Reichs kanzler⸗Amts Staats-Minister Hofmann, äußerte sich hierüber wie folgt:

Meine Herren! Dem Antrage der Budgetkommission, den Etat dahin zu ändern, daß nicht speziell für ein Laboratorium“, sondern für „chemische Untersuchungen“ die hier geforderte Summe bewilligt wird, steht von Seiten der Reichsverwaltung ein Bedenken nicht entgegen. ; *

Wat den Antrag des Hrn. Abg. Hirsch betrifft, so möchte ich bitten, diesen Antrag nicht anzunehmen. Es ist ja nicht zu verken⸗ nen, daß es im Interesse der Medizinalstatistik wünschenswerth wäre, auch die von dem Hrn. Abg. Hirsch bezeichneten Punkte, näm⸗ lich die Beruftarten, die Krantheitsbenennungen und Todesursachen in die Nebersichten aufzunehmen, welche von den Hülfs⸗ kassen aufjustellen sind. Diese Frage ist reiflich von Seiten dez Reichskanzler Amtes in Verbindung mit dem preußischen Handels⸗Ministerium und später in den Bundesraths⸗ Autschüssen erwogen worden. Man ist zu der Ueberzeugung gelangt, daß die Aufnahme dieser Daten in die Statistik, welche den Hülfs⸗ kassen zugemuthet wird, die letzteren überlasten würde; daß man Ge— fahr laufen würde, ganz unbrauchbare Uebersichten zu bekommen, wenn auch die angegebenen Kategorien aufgenommen wurden. Es ist dies nicht so einfach, wie es auf den ersten Blick erscheint. Die ver⸗ schiedenen Berufsarten in den Tabellen mit aufzunehmen, macht schon einige Schwierigkeiten, weil die Unterscheidung der einzelnen Berufsarten, sobald sie in die Details eingeht, zu sehr vielen Unterabtheilungen in dem Schema der Uebersichten führen würde. Es kommt aber hierzu, daß die Krank⸗ heitsbenennungen und die Todesursachen schwer zu treffen und zu ermitteln und ebenfalls unendlich vielfach sind, so daß man auch da den noch jungen Hülfe kassen etwas zumuthen würde, was wahrscheinlich über ihre Kräfte geht. Wenn man solche statistischen Ermittelungen mit Grfolg veranstalten will, muß man zunächst be—⸗ scheiden sein, um ein Resultat zu bekommen, das jedenfalls brauch⸗ bar ist, während, wenn man von vornherein zu viel verlangt, Etwas zum Uorschein kommt, was späterhin doch nicht brauchbar ist.

Ich will übrigens dabei noch erwähnen, daß das Reichskanzler⸗ Amt Vorsorge dahin getroffen hat, daß die Uebersichten., welche von den Hülfskassen nach Maßgabe des bereits entworfenen Schemas aus- zufüllen sind, dem Reichs kanzler⸗Amt zugänglich werden, um dann so⸗ wohl von dem Kaiserlich statistischen Amt, als auch von dem Reichs— Gesundheits⸗Amt weiter verarbeitet zu werden. In dieser Beziebung ist also, was die jetzt bestehenden Einrichtungen betrifft, dem zweiten Theile des Antrages Hirsch schon entsprochen oder wird ihm binnen Kurjem entsprochen werden.

Wende ich mich nun zu dem Antrage des Hrn. Dr. Mendel, so steht an und für sich ja nichts im Wege, daß, wenn das hohe Haus Werth darauf legt, eine Denkschrift über die Aufgaben und Ziele des Reichs⸗Gesundheits ⸗Amts und über die Wege, auf denen diese Ziele erreicht werden sollen, zu erhalten, einem solchen Wunsche entsprochen werde. Indessen möchte ich doch darauf hinweisen, daß die Ziele und Aufgaben, welche die Thätigkeit des Reichs⸗Gesundheits⸗Amts zu ver⸗ folgen hat, durch die Reichsverfassung und durch die Denkschrift, welche seinerzeit dem Reichstage vorgelegt wurde, als es sich um die Begründung des Reichs⸗Gesundheits⸗Amts handelte, bereits, wenigsteng in großen Umrissen, bezeichnet sind. Das Reichs Gesundheits⸗ Amt ist begründet, um mit seinem tech⸗ nischen Beirathe der Reichsverwaltung zur Seite zu stehen bei den der Reichsgewalt übertragenen Aufgaben, welche daraus er— wachsen, daß verfassungsmäßig die Maßregeln der Medizinal- und Veterinärpolizei der Gesetzgebung und Aufsicht des Reichs unterliegen. Es ist das ein außerordentlich weiter Rahmen, in den sich ein Bild der Thätigkeit des Reichs ⸗Gesundheits⸗Amts erst nach und nach hinein⸗ tragen läßt.

Die Aufgabe, die das Reichs⸗Gesundheits-⸗Amt zunächst über⸗ nommen hat, mußte naturgemäß die sein, sich Material für seine Arbeiten und gewissermaßen das Handwerkszeug zu verschaffen, mit dem es arbeiten wollte. Es kam vor allen Dingen darauf an, genaueren Aufschluß zu erhalten über die Medizinalgeseß gebung nicht blos der einzelnen deutschen Staaten, sondern auch der außerdeutschen Ländern; es kam darauf an, sich die fortlaufende Kenntniß von dieser Gesetz— gebung zu . Es lagen ferner eine Reihe von Anträgen bei dem Reichskanzler ⸗Amt vor, welche die öffentliche Fer dn s e be⸗ trafen und die das Reichs-Gesundheits⸗Amt zu begutachten hatte. Unter Anderem trat an das Gesundheits-Amt die Aufgabe der Unter suchung gewisser Nahrunggmittel heran. Daß diese Untersuchung die Thätigkeit des Reichs⸗-Gesundbeits-⸗Amts nicht vollständig absorbiren darf, daß dieselbe nur einen kleinen Theil der Gesammtaufgabe des Gesundheits-Amts bildet, das wird bereitwillig anerkannt; aber ich möchte doch den Vorwurf zurückweisen, daß, weil in dieser einen Richtung mit chemischen Untersuchungen vorgegangen wurde, das r. ier ern des Reichs⸗Gesundheits-Amts ein planloses ge⸗ wesen sei.

Die meisten Arbeiten des Reichs⸗Gesundheits-Amts waren nicht geeignet und bestimmt, vor die Oeffentlichkeit zu treten, und es ist davon bis jetzt in diesem hohen Hause noch wenig die Rede gewesen, aber sie waren deshalb nicht weniger verdienstlich und ich kann nach den Erfahrungen, die wir bis jetzt mit dem Reichs⸗-Gesundheits-Amt gemacht haben, nur das bestätigen, daß mit einem eisernen Fleiß ge⸗ arbeitet wurde und daß das, was das Reichs⸗Gesundheits-Amt während der kurzen Zeit seines Bestehens überhaupt leisten konnte, von ihm geleistet worden ist. ö ;

Der Antrag des Abg. Dr. Mendel fand schließlich die Zustim⸗ mung des Hauses, derjenige des Abg. pr rf wurde abgelehnt.

An den Debatten betheiligten sich außer den bereits Senannten der Kommissar des Bundesraths Geheimer Admiralitäts-Rath Richter und die Abgg. Dr. Wehren⸗ pfennig, Stumm, Pr. dan , Schmidt (Stettin), Jacobs, Mosle, von Benda, Dr. Lucius (Erfurt), Kapell, Frhr Schenk von Stauffenberg, von Kardorff, Richter (Hagen), Dr. Mendel, Dr. Reichensperger (Crefeld) und Dr. Hirsch. Um 5 Uhr ver⸗ tagte sich das Haus.

In der Sitz ung des Reichstags am 14. d. M. nahm in der Berathung über den Etat der Post⸗ und Telegraphen⸗ verwaltung der Bevollmächtigte zum Bundesrath, General⸗ ö Dr. Stephan 6 dem Abg. Dr. Lingens, welcher

rere Briefe von Postbeamten verlesen hatte, wie folgt das Wort:

Meine Herren! Ich glaube wohl zunächst ö, u dürfen mit der Bemerkung, daß das Meiste von dem, was der geehrte Herr Vorredner hier vorgetragen hat, zu diesem Titel gar nicht geyört und mit demselben auch nicht im entferntesten e , steht.

Was seine letzte Bemerkung betrifft, daß bei den Gerichts verhandlungen in den letzten Jahren ziemlich viel Beamte der hier in Rede stehenden Verwaltungszweige auf der Anklagebank erschienen seien, so ist dies eben so wie Manches, was er früher angeführt hat,

nicht richtig. Wir lassen eine sehr genaue Statistik über alle Fälle aufstellen, bei welchen Vergehen vorkommen, die dem Strafrichter anheimfallen, und diese Statistik, die alle Jahre an die Central⸗ behörde eingeschickt wird, beweist, daß die Zunahme der Verbrechen und Vergehen keineswegs mit der Zunahme der Beamten im Ver⸗ bältniß steht, sondern daß eine Abnahme in den strafbaren Hand⸗ lungen sich bemerklich gemacht hat.

Wenn der Herr Abgeordnete demnächst gemeint hat, er wolle zur Klarstellung der Verkältnisse beitragen in Beziehung auf den Fonds unter Titel 2, so muß ich doch sagen, daß ich ungeachtet der gespannten Aufmerksamkeit, die ich seinem Vortrage pflichtschuldigst gewidmet habe, nur ju dem Resultate habe kommen können, daß er weit eher zur Unklarstellung der Sache beigetragen hat, wie das denn auch ganz den trüben Quellen entspricht, die er bier als angeb⸗ liche Beweise für seine Bebauptung angeführt hat; denn diese Quellen waren offenbar Briefe, die ibm von unzufriedenen Beamten zugegangen sind, und die Uebertreibungen, die in diesen Briefen ent⸗ halten sind, der Ton, in dem sie abgefaßt sind, charakterisiren wohl hinlänglich die Denkungsart der Verfasser. Was die ganze Maßregel des Erholungsurlaubs anbetrifft, so habe ich darauf nur eine Antwort zu geben, sie wird kurz sein, aber ich hoffe entscheidend. Wenn den Beamten diese nicht aus fal scher Humanität in dieser Be⸗ ziehung protestire ich gegen den Ausdruck „Vorspiegelung von Hu⸗ manitat! sondern aus wirklicher Besorgniß für ihr Wohl von der Postverwaltung mit großer Mühe und vielen Sorgen ausgeführte Maßregel des allgemeinen Erholungsurlaubs nicht gefällt, dann bin ich sofort bereit, sie zurückzuziehen. Ich glaube aber, daß wenn man eine allgemeine Befragung der Beamten eintreten lassen könnte und wollte, die Stimme der großen Mehrheit ganz anders lauten würde, als der Brief, den der Hr. Abgeordnete soeben vorgelesen hat.

Ich möchte bei dieser Gelegenheit mir doch erlauben zu bemerken, meine Herren, daß, wenn bereits gestern erwähnt worden ist, daß einzelnen der Herren Mitglieder dieses hohen Hauses eine größere Anjahl von Briefen von Beamten aus der Provinz zugegangen sind, doch das, was in diesen Briefen aufgeführt steht, nicht als Be⸗ weis für die Behauptungen anzusehen ist, die in diesen Briefen aufgestellt sind und für die Bemerkungen, die hier gemacht werden. Was will denn das sagen, wenn verschiedenen Mitgliedern des hohen Hauses einige Dutzende von Briefen zugehen selbst wenn es viele Sunderte wären was will denn das sagen bei einem Personal von mehr als 60 000 Köpfen? Es ist mir sehr wohl bekannt, daß von Seiten anderer Beamten gerade auf die Postbeamten dahin einge⸗ wirkt wird, daß sie vermöge ihrer großen Masse nur immer den Vortrab bilden mögen und Bresche legen in die Etatfestsetzungen zu ihrem Vortheil, weil dann angenommen wird, wenn die Postbeamten etwas erreicht haben, so werden die anderen Beamten ebenfalls etwas bekommen. Hierin liegt vielleicht einer Ter Erklärungsgründe, wes halb Seitens der Beamken der Post⸗ und Telegraphenverwaltung vorzugsweise der⸗ gleichen Beschwerden vorkommen, während man von anderen Verwal⸗ kungsbeamten dergleichen Klagen weniger hört. Ich sage das nicht deshalb, um einen Schatten auf die Ehre des ganzen Beamtenstandes der Post und Telegraphie fallen zu lassen; dieser Beamtenstand ist gewiß ein sehr ehrenwerther, der mit dem Gebahren Einzelner nichts gemein hat. Der Brief eines Postbeamten, den der Abg. Richter in der Rede erwähnte, die er gestern unter großem Beifall des Hauses hielt und in welcher er die Haltung der Sozialdemokratie in dieser Reamten⸗ angelegenheit einer sehr gründlichen Abfertigung unterzog, enthielt von A bis Z Unwahrheiten in Betreff des Gratifikationsfonds, soviel Worte er enthielt, sopviel Unwahrheiten. Meine Herren! Ich glaube, Sie thun diesen Schreibereien eine unverdiente Ehre an in doppelter Beziehung, einmal, daß Sie sie überhaupt lesen, und dann, daß Sie sie in diesem Hause zur Sprache bringen. Ich habe mit großer Aufmerksamkeit die parlamentarischen Verhandlungen in anderen Ländern verfolgt, aber ich habe nicht gefunden, daß dies in England und Frankreich auch die Praxis wäre; in Italien sind allerdings einige solche Fälle vorgekommen, und es scheint dies mit der Jugend des parlamentarischen Lebens dort zusammenzuhängen. Gerade der Brief, den der Hr. Abg. Dr. Lingens vorlas, bekundet, wie eine Klasse von Beamten immer gegen die andere hetzt, hier die Schalterbeamten gegen die Beamten der Ober- Postkasse und alle zusammen natürlich gegen ihren Vorsteher. Wohin soll ein solches Treiben eigentlich führen! Wir haben eine ganz ähnliche Erscheinung gehabt im Jahre 1871, und ich appellire an das Er— innerungsvermögen derjenigen Herren, die damals Mitglieder der Kommiffion waren, welcher die Reorganisationsvorschläge in Bezug auf das Postpersonal vorlagen. Da hörten die Briefe und Schreibe⸗ reien aus den Provinzen an die Herren Abgeordneten auch gar nicht auf. Die unzufriedenen Mitglieder der einen Klasse zogen immer über die andere her und wollten auf Kosten der anderen Vortheile er⸗ reichen. Es paßt also hierbei vollkommen das Wort des Dichters: Jeder dieser Ehrenmänner wird vom andern abgethan. .

Wer aft Ihnen denn aber außerdem, meine n daß diese Briefe wirklich von Beamten herrühren, die die Ehre haben, dem Post und Telegraphen⸗Beamtenstande noch anzugehören, es können ja entlassene Beamte fein. In einer Verwaltung von einem so zahl⸗ reichen Personal kommt es gewiß alle Tage vor, daß wenigstens ein Beamter entlassen wird, es giebt das allein 365 im Jahre. Alle diese entlassenen Beamten sind natürlich gewöhnlich Feinde der Ver⸗ waltung, sie gehen in die schlechte Presse, schreiben Artikel für die Zeitungen, die, wie der Herr Abg. Richter gestern sagte, sehr albern redigirt sind und einen Ton , der wie eine kleine Reichs⸗ postglocke klingt. Es giebt leider eine ganze Anzahl solcher Feder⸗ banditen unter den entlassenen Beamten. Ich habe unter Anderm neulich von einem derselben eine Postkarte bekommen, worauf die Mahnung fland: „Wenn Sie mich nicht binnen 3 Tagen anstellen, so greife ich Sie in der Presse an', und dieses olympische Donner⸗ wort schickt er mir, damit ich es auch ja recht rasch bekomme, mit der Berliner Rohrpost, die ich selber eingerichtet habe. Nicht allein mit diesen Elementen hat man zu thun den Namen von Gegnern verdienen sie gar nicht sondern und das ift das Schlimmere auch mit folchen, welche Gefuche vorbringen, die man nicht erfüllen kann. Es werden täglich derartige Wünsche ausgesprochen, die an sich unerfüllbar sind, deren Erfüllung vielleicht ganz wünschenswerth wäre, die aber mit Rücksicht auf andere dringender Bedürfnisse nicht aus⸗

eführt werden können. In der heutigen 6 wo die Autorität im rr so vielfach angegriffen wird und so vielfache unterwühlende Elemente vorhanden sind, ist es begreiflich, daß jede Ablehnung eines Gefuchs eine gewisse Mißstimmung und einen Groll erzeugt. Es er= innert mich das lebhaft an das Wort Friedrichs des Großen, der da fagte: „Wenn ich von Hundert Einen befördere, so mache ich mir neunundneunzig Feinde und einen Undankbaren. Solche Briefe, wie Sie sie hier erwähnen, habe ich kaum vier Wochen nach meinem Amtsantritt vor sieben Jahren in Masse, bekommen, die die schwersten Verunglimpfungen und Verdächtigungen gegen höhere Postbeamte in den Provinzen Und in Berlin enthielten, so wie nicht minder gegen mich selbst. Damals las ich sie noch. Es waren Angriffe und Verunglimpfungen meiner Bestrebungen, meiner Ehre, meines guten Namens, Bedrohungen meiner Gesundheit und meines Lebens. Jetzt bin ich so weit, daß ich anonyme Briefe über⸗ haupt nicht mehr lese. Ich habe mich daran gewöhnt, alle eingehen den Sachen zunächst auf ihre Unterschrift zu prüfen, und wenn eine Unterschrift nicht vorhanden ist, oder es steht vielleicht „Unus pro mujtis« darunter, oder, was auch vorgekommen ist, „Unis pro mnltus«“, in Fällen, wo das Latein ausgegangen war, aber nicht die Schmähsucht, dann wandern diese Briefe un⸗