1877 / 100 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 30 Apr 1877 18:00:01 GMT) scan diff

dürfen, als die Veranlassung zu denselben erst nach Beendigung

des Musterungsgeschäfts entstanden ist.

Der General⸗Feldmarschall Graf von Moltke hat sich heute früh in Begleitung des Obersten de Clger, à la suite des Generalstabes und 1. Adjutanten des Chefs des Generalstabes der Armee, nach Straßburg begeben, um Se. Majestät den Kaiser und König auf Allerhöchstdessen Reise in

Elsaß⸗Lothringen zu begleiten.

Die Assessoren von Bothmer und Müller sind dem Kaiserlichen Konsulat in Konstantinopel, der Assessor von Bary dem General-Konsulat in Alexandrien beigegeben worden. Der bei dem Kaiserlichen Konsulat in Konstantinopel

.

angestellte Assessor von Oertzern ist mit der Leitung des bis jLetzt einem Wahlkonsul anvertrauten Konsulgts in Rustschuck beauftragt worden. Mit den Geschäften in Jassy ist der Konsul Dr. Reitz beauftragt, der seit einigen Monaten das gonsulat in Galatz verwaltet hatte, und letzteres dem Dr. Arendt, bisher Vize⸗Konsul bei dem General-Konsulat in Alexandrien,

verliehen. Breslau, 27. April.

übernommen.

Bayern. München, 27. April.

die „Allg. Ztg.“ vernimmt, dem Commandeur der 2. Kavallerie— Brigade, GeneralMajor Karl von Weinrich, übertragen worden. Im Sanitätscorps haben durch gestern publizirte Königliche Entschließung mehrfache Beförderungen und Versetzungen stattgefunden. Einem gestern publizirten Erlasse des Kriegs⸗Ministeriums zufolge, hat der König unter dem 9. v. Mts. das Reglement über die Geldver⸗ pflegung der Armee im Kriege genehmigt und zugleich das Kriegs-Ministerium ermächtigt, etwa nothwendig werdende Erläuterungen und Zusätze, beziehungsweise Abänderungen nicht prinzipieller Natur, in eigener Kompetenz zu erlassen.

Württemberg. Stuttgart, 28. April. Der König— liche Oberst⸗Kammerherr und General-Adjutant, General⸗ Lieutenant Freiherr von Spitzemberg, hat sich gestern im Allerhöchsten Auftrage nach Karlsruhe begeben, um dem Großherzoge von Baden die Glückwünsche des Königs . fünfundzwanzigjährigen Regierungsjubiläum zu über— ringen.

Baden. Karlsruhe, 28. April. (Karlsr. 3.) Der Groß⸗ herzog hat heute Vormitt. 10 Uhr die Beglückwünschungen entgegengenommen von einer Deputation der Polytechnischen Schule dahier, von dem Bischof Reinkens und den Vertretern der Universitäten Heidelberg und Freiburg. Um 11 Uhr fand der Empfang der Mitglieder des am Großherzoglichen Hofe akkreditirten diplomatischen Corps, um 113 Uhr der außerordent⸗ lichen Abgesandten fremder Höfe statt. Die Vertreter der israeliti⸗ schen Konfessionsgemeinden überreichten ihre Beglückwünschungs— adresse Sr. Königlichen Hoheit um 121 Uhr. Inzwischen waren der Prinz Hermann von Sachsen-Weimar aus Stuttgart und der Fürst zur Lippe aus Detmold hier eingetroffen. Nachmittags 2 Uhr fuhren der Großherzog, die Großherzogin und der Erbgroßherzog, die Prinzessin Victoria und der Prinz Ludwig Wilhelm, sowie die Herzogin von Coburg, der Fürst zur Lippe und der Prinz Hermann von Sachsen-Weimar auf den großen Exerzierplatz und wohnten dem Wett⸗ rennen bei, welches von dem Verein der hier garnisonirenden Offiziere zu Ehren des Großherzogs veranstaltet worden war. Nach beendigtem Rennen begaben sich die Hohen Herrschaften in die Residenz zurück und verfügten sich nach halb 5 Uhr auf den hiesigen Bahnhof zum Empfang Sr. Majestät des Kaisers. Allerhöchstderselbe traf 40 Minuten nach 4 Uhr in Begleitung Sr. Kaiserlichen Hoheit des Kronprinzen und des Prinzen Ludwig von Hessen hier ein. Nach herz— licher Begrüßung geleiteten die Großherzoglichen Herrschaften die Allerhöchsten und Höchsten Gäste in das Residenzschloß. Um 53 Uhr empfing der Großherzog die Generale des XIV. Armeccorps und nahm deren Glückwünsche entgegen. Hierauf fand im Großherzoglichen Schlosse Gala⸗Diner statt,

wozu an die Mitglieder des am Großherzoglichen Hofe akkreditirten diplomatischen Corps, die außerordentlichen Ab— gesandten fremder Höfe, die Mitglieder des Staats⸗Ministeriums, die hier anwesenden Generale und andere hochgestellte Personen Einladungen ergangen waren. Um Sin Uhr Abends führte der hiesige Polytechnische Verein auf dem inneren Schloßplatz zur Vorfeier des Jubiläums einen Fackelzug aus. Der Schloß— platz war bengalisch beleuchtet und von einer Kopf an Kopf ge— drängten Menschenmenge angefüllt. Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin, der Kronprinz, der Großherzog und die Großherzogin von Baden, sowie eine große 2 e fürstlicher Gäste sahen dem Fackelzuge vom Schloßbalkon aus zu. Nach einem dreimaligen enthusiastischen Hoch auf den Kaiser und den Großherzog bewegte sich der Zug nach der Stadt zurück.

Der Großherzog hat aus Anlaß der Feier des ßjährigen Jubiläums seiner Regierung beschlossen, als eine jöhere Klasse des Ordens vom Zähringer Löwen en Orden Bertholds J. von Zähringen zu stiften. Derselbe wird über dem Großkreuz stehen; seine Inhaber wer— n den Namen Ritter des Ordens Bertholds J. von Zährin— n führen. Dem Erlaß der hiernach veränderten Ordens— tatuten darf, der „Karlsr. Ztg.“ zufolge, demnächst entgegen⸗

gesehen werden. . (W. T. B.) Heute Mittag fand bei

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29. April. gutem Wetter vor dem Großherzoglichen Schlosse eine große Parade der Garnisontruppen von Karlsruhe, Durlach und Ettlingen statt. Se. Majestät der Kaiser, der Kronprinz und der Großherzog schritten, gefolgt von der Generalität und vielen Offizieren, die Front der aufgestellten Truppen ab. Die Kaiserin, die Großherzogin und die übrigen fürst— lichen Damen wohnten der Parade zu Wagen bei.

Sachsen⸗Weinar⸗Eisenach. Weimar, 27. April. (Leipz. Ztg.) Heute und morgen findet in Saalfeld eine Konferenz von Bevollmächtigten der Regierungen von

reußen, der sächsischen Herzogthümer, sowie der Fürsten⸗ thümer Schwarzburg und Reuß statt, welche die Vereinbarung gemeinsamer Grundsätze und Vorschriften für die Ausführung des im vorigen Jahre in den genannten Staaten gleichlautend erlassenen Fischereigesetzes zum Zweck hat. Das Groß— . ist durch den Ministerialdirektor Schomburg ver— reten.

; Der Qber⸗Präsident der Provinz Schlesien, von Puttkamer, hat heute die Präsidialgeschäfte

en. Mün pril. Das Kommando der Kavallerie-Division, welche im diesjährigen Spätsommer zu größeren Uebungen zusammengezogen wird, ist, wie

Oesterreich⸗Angarn. Wien, 27. April. Das W. „Fremdenbl.“ schreibt: „Die Wahl der vom Abgeordnetenhause zu entsendenden Mitglieder in die Regnikelar⸗Depu⸗ tation soll in der Sitzung am Dienstag, den 1. Mai, erfolgen. Erfreulicherweise gewinnt im Klub der Linken die Anschauung, daß auch der Opposition eine Vertretung in der Deputation einzuräumen sei, immer mehr die Oberhand. Es liegt in der That kein plausibler Grund vor, einen Akt so ausgesprochener politischer Intoleranz zu begehen, wie er in der ganz willkür⸗ lichen Ausschließung der Opposition läge. Die Verhand— lungen mit den Vertretern Deutschlands betreffs des deut⸗ schen Zollvertrgges werden ununterbrochen fortgesetzt. Bisher wurden beiderseits blos jene Punkte bezeichnet und festgesetzt, deren Aenderung man nicht wünscht.“

Pest, 28. April. Die Interpellation, welche im Abgeordnetenhause heute Franz Chorin und Genossen (unabhängige liberale Partei) an den Minister⸗-Präsidenten stellten, lautet:

„Nachdem der zwischen Rußland und, der Türkei ausgebrochene und an der Grenze Ungarns wilthende Krieg die Lebensinteressen der österreichisch⸗ungarischen Monarchie auf das unmittelbarstr berührt; nachdem die österreichisch⸗ungarische Monarchie ohne Gefährdung ihrer wichtigsten politischen Interessen, ja ihres staatlichen . nicht dulden kann, daß Rußland zum Schaden der Türkei eine Gebietsvergrößerung erlange oder die Balkanländer unter seine direkte oder indirekte Eren gen bringe; nachdem die kommer⸗ ziellen und wirthschaftlichen Interessen der Monarchie am empfind⸗ lichsten geschädigt würden, wenn die Pulsader ihres Handelsverkehres, die untere Donau oder die Donaumündungen, in die Hände oder unier die Oberhoheit Rußlands geriethe; nachdem es in dem gegen⸗ wärtigen, für die Monarchie so kritischen Momente das Recht, ja die Pflicht der Vertretung der Nation ist, sich die eberzeugung zu verschaffen, ob die Politik der. Regierung den identischen Interessen Ungarns und DOesterreichs entspricht: fragen wir den Herrn Minister— präsidenten: 1) Betrachtet die ungarische Regierung den Pariser Vertrag für die österreichisch⸗ungarische Monarchie für bestehend und rechtsgültig und gedenkt sie ihren gesetzlich gebotenen Einfluß auf die Leitung der äußeren Angelegenheiten dahin anzuwenden, daß die Be⸗ stimmungen dieses Vertrages aufrecht gehalten werden? 2) Gedenkt die Regierung ihren Einfluß in der Richtung zur Geltung zu bringen, daß die österreichisch⸗- ungarische Monarchie mit Aufbietung des ganzen Gewichtes ihrer Macht allen Eventualitäten des Krieges gegenüber verhindere, daß Rußland auf Kosten der Türkei eine Gebietsvergrö⸗ ßerung erhalte oder die Fürstenthümer und die Länder der Balkan⸗ Halbinsel direkt oder indirekt unter seine Oberhoheit bringe?“ Michael Föld väry und Genossen (unabhängige liberale Partei) reichten einen Beschlußantrag ein, das Haus möge seinem Danke gegen den Sultan für die Rückgabe der Corvina protokollarischen Ausdruck verleihen und die Regie⸗ rung anweisen, die türkische Regierung hiervon offiziell zu verständigen. Ministerpräsident Tisza reicht einen Beschluß⸗ antrag ein auf Entsendung von zwei aus je 15 Mitgliedern bestehenden Kom missionen zur Verhandlung der Gesetzent⸗ würfe über den Bankausgleich und den Handelsvertrag.

Schweiz. Bern, 27. April. (N. Zürch. Ztg.) Der Bundeßrath hat in seiner gestrigen Sitzung die Berathung des Berichts, betreffend die Geschäftsführung im Jahre 1876 mit der Genehmigung der Abtheilung Finanz⸗ und Zoll⸗ verwaltung und der Staatsrechnung zum Abschluß gebracht. Für die Vereinigten Schweizerbahnen hat der Bundes—⸗ rath mit Einsprachefrist bis zum 19. Mai die Ausschreibung eines theilweise schon abgeschlossen fünfprozentigen An⸗ lehens von 5,000,000 Fres., mit Pfandrecht im dwten Range, für den Ausbau der zu verpfändenden Linie und für Vermehrung des Betriebsmaterials bewilligt.

Basel, 28. April. Den „Baseler IFachrichtens⸗ zufolge hat die zur Revision des Zolltarifs niedergesetzte, am 26. d. Mts. in Bern zusammengetretene Kommission des Bundesrathes ihre Arbeiten beendigt und im Prinzipe für die zu erhebenden Zölle folgende Ansätze gemacht: Für Rohstoffe 1 Proz. vom Werthe, für Hülfsfabrikate 2 Proz., für fertige Fabrikate 3 Proz., für Konfektionen 5 Proz. und für Luxusartikel 109 Proz. Bei letzteren sollen jedoch für 100 Kilog ramm nicht mehr als 100 Frs. Zoll gezahlt werden.

Niederlande. Haag, 22. April. (Allg. Ztg. Wie aus Batavia gemeldet wird, trat der Statthalter In— ien s, van Lansberge, am 9. d. M., von seiner Ge— mahlin begleitet, die Reise nach Atschin an. In Singapur (Britisch-Indien) werden großartige Vorbereitungen zum Empfange desselben getroffen.

Großbritannten und Irland. London, 29. April. (W. T. B.) Die Königin wird morgen in Windsor einem Kabinetsconseil präsidiren.

Malta, 29. April. (W. T. B.) Das aus 5 Panzer⸗ schiffen bestehende britische Mittelmeergeschwader ist unter dem Oberbefehl des Admiral Hornby heute nach Korfu abgegangen.

Frankreich. Paris, 27. April. Das Rundschrei⸗ ben, welches der Minister des Innern wegen der klerika⸗ len Petitionen an die Präfekten gerichtet hat, lautet nach dem „Siecle“ wie folgt: „Wie ich erfahre, läßt man in gewissen Departements behufs Sammlung von Unterschriften gedruckte Proteste gegen einen den italienischen Kammern unterbreiteten Gesetzentwurf cirkuliren, welcher sich auf die von den Kultusbeamten in der Ausübung ihres Berufes etwa be— gangenen Mißbräuche bezieht. Der Umlauf dieser Schrift— stücke, deren Ausdruck für die öffentlichen Gewalten eines be⸗ fre undeten Nachbarstaates beleidigend ist, darf sich nicht der Vergünstigungen erfreuen, welche den gesetzlichen Gebrauch des Petitionsrechts decken, und die Regierung kann nicht dul⸗ den, daß die Staats bürger in dieser Weise öffentlich aufgereizt werden, sich in die inneren Angelegenheiten einer fremden Nation zu mischen. Ich bitte Sie demnach, Herr Präfekt, die Ihnen geeignet scheinenden Maßregeln zu ergreifen, um die Verbreitung der in Rede stehenden Schriften zu verhindern. Sie werden mir den Empfang dieser Instruktionen bescheini⸗ gen und anzeigen, welche Bestimmungen Sie auf Grund der— selben getroffen haben. Der Conseils⸗Präsident und Minister des Innern Jules Simon.“ Der „Moniteur“ meldet, daß die Minister, im Einvernehmen mit dem Conseils-Prä—⸗ sidenten Jules Simon, beschlossen haben, sich der Vertagung der Verhandlungen über einen Theil des Budgets bis zum Oktober zu widersetzen und im Nothfalle die Kabinetsfrage zu stellen; zu dem Zwecke werde Hr. Jules Simon die Vertagung der Preßdebatte beantragen.

28. April. (W. T. B.) Die von einem belgischen Blatte gebrachte Nachricht, die Bank von Frankreich habe ihre Succursalen in den östlichen Departements angewiesen, alle Metallbestände ihrer Kassen an die Hauptkasse in Paris

abzuführen und nur die für den Betrieb des öffentlichen

nements 9 das Kaiserliche Manifest gemacht hat, als einen ehr jedes Appellirens namentlich in unseren Handelsstädten großen Beifall gefunden. lle e Ergebenheitsadressen und Ovationen zu dem morgigen

ten, wird von der „Agence Havas“ als gänzlich unbe⸗ gründet bezeichnet. 9g ch e

Spanien. Madrid, 26. April. (Ag. Hav.) Der Erz⸗ herzog Rainer und Gemahlin sind nach Palis abgerei In Burgos werden dieselben einen kurzen Aufenthalt nehmen. Zum Präsidenten des Kongresses ist mit 265 gegen 5 Stimmen Hr. de Herrera erwählt worden. Die Depu⸗ tirten der konstitutionellen Partei haben sich der Abstimmung enthalten. Der Minister⸗-Präsident Cano vas del Castillo hat den im Präsidentenpalais versammelten Se⸗ natoren erklärt, daß die Regierung eine Politik der Ver⸗ söhnung befolgen werde. Er fügte hinzu: „Wenn die revo⸗ lutionären Gewalten bis zur Bedrohung unserer Institutionen gehen sollten, so wird die Regierung mit Hülfe des Senats den Thron und die Dynastie zu vertheidigen wissen.“

Bilbao, 27. April. (J. d. Deb.) Die Auflösung der biskaischen Junten, welche auf Befehl des Generals Quesada stattgefunden hat, ist durch ihre Weigerung, das Ge⸗ setz vom 21. Juli 1876 anzunehmen, welches die Fueros der bar mar rden Provinzen modifizirt, motivirt worden.

Italien. Rom, 26. April. (Ag. Hav.) Der Senat hat das parlamentarische Inkompatibilitäts Gesetz berathen und die beiden ersten Artikel genehmigt. Die Deputirten⸗ kammer hat das Forstgesetz diskutirt. Der König ist hierher zurückgekehrt. Die brasilianische Regierung hat mit Italien über einen Vertrag, betreffend die gegen⸗ seitige Anerkennung der Fabrikmarken, unterhandelt. Es treffen fortwährend Pilger-Cagrawanen hier ein.

258. April. ( W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Senats bekämpfte bei der Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Mißbräuche bei der Geistlichkeit, der Senator Pantaleoni die Vorlage und behauptete, daß dieselbe der Gewissensfreiheit widerstrebe und daß sie unwirksam und mit dem Prinzipe der Trennung der Kirche vom Staate unvereinbar sei. Der Senator Amari sprach für den Gesetzentwurf und hob hervor, daß derselbe noth⸗ wendig sei, um die Ausschreitungen der Geistlichen auf poli⸗ tischem Gebiete zu verhindern. Die Geistlichkeit habe zu viele Privilegien. Die Verwerfung der Vorlage würde ein poli⸗ tischer Fehler sein. Der Patriarch von Venedig, Kar, dinal Trevisanato, ist gestorben.

Dänemark. Kopenhagen, 28. April. (W. T. B) Der König hat heute eine Deputation empfangen, welche ihm eine Ergebenheitsadresse der Bewohner Fünens überreichte. Der König sprach der Deputation seinen Dank für die dargelegte Anhänglichkeit und das bewiesene Vertrauen aus und hoh besonders hervor, daß sein sehnlichster Wunsch die volle Uebereinstimmung der Repräsentanten . Volkes mit der Regierung sei, daß er aber nicht den Forderungen eines Theiles der Repräsentanten nachkommen könne noch wolle, welche eine Abänderung der Verfassung, die aufrecht zu er⸗ halten er speziell berufen sei, anstrebe.

Amerika. Washington, 28. April. (W. T. B.) Der vormalige Gouverneur von Ohio, Hayes, hat den ihm angetragenen Pariser Gesandtenposten angenommen. Peru.. (A. A. C) Der sogenannte Olyphant⸗Kontrakt, betreffend die Einführung freier Chinesenarbeit in Peru, gemäß einem Vertrage zwischen beiden Mächten und unter Subvention von 160,000 Soles jährlich, ist theilweise , worden, jedoch vom Präsidenten noch nicht unter— zeichnet.

Afrika. Aegypten. Ein Telegramm der „Kölnischen Zeitung“ aus Rom vom 28. April meldet: Die gestern einge⸗ troffene ägyptische Post bezeichnet die Nachricht Über den Ab⸗ schluß des Friedens zwischen dem Oberst Gordon und dem König von Abessinien als verfrüht.

Australien. Melbourne, 25. April. (A. A. C.) Das Parlament von Victoria ist aufgelöst worden. Die Neuwahlen sind auf den 11. Mai anberaumt worden. Das Ministerium hat angekündigt, es werde eine Politik in der Richtung des Freihandels adoptiren. Es beabsichtigt, das vorhandene Defizit durch die Auflage einer Stempel⸗ und Grundsteuer zu decken.

Der russisch⸗türkische Krieg.

St. Petersburg, 28. April. (W. T. B.) Kaiser Alexander hat am Mittwoch Kischeneff verlassen und ist am Freitag in Moskau eingetroffen, von wo er heute die Weiterreise antritt. Hier wird der Kaiser am Sonntag erwartet. Die Stadt Moskau hat eine zweite Million Rubel für die Verwundeten bewilligt, zu gleichem Zwecke werden auch in sehr vielen anderen Städten reiche Geldbeträge aufgebracht.

(W. T. B.) Die österreichische Regie rung hat bei der Pforte Vorstellungen gegen den beabsichtigten Ein⸗

tritt türkischer Truppen in das serbische Gebiet erhoben. Die Mächte werden, wie man hier annimmt, auf das jüngste

Rundschreiben des Fürsten Gorschakoff eine Antwort nicht er⸗

theilen.

(W. T. B.)

. Die aus den verschiedenen Gouver⸗ eingehenden

Berichte schildern den Eindruck, tiefen.

Die ernste maßvolle Sprache, die sich

an populäre Leidenschaften enthält, hat

eburtsfest des Kaisers werden dieser opferbereiten gehobe⸗

nen Landesstimmung Ausdruck geben. Von dem Ober⸗Komman⸗ direnden der Südarmee sind Berichte eingegangen, welche sich sehr zufriedenstellend über die Operations- und Marschfähigkeit der Truppen äußern. Die Mächte, welche den Pariser Vertrag unterzeichnet haben, lehnten das von der Pforte . Ansinnen, auf Grund dieses Vertrages Vermitte⸗

ungsverhandlungen zu unternehmen, ab, weil die in

dem betreffenden Vertragsartikel vorgesehenen Mediationen der durch die brüske Ablehnung des Londoner Protokolls hervor⸗ gerufenen russischen Kriegserklärung bereits vorauf gegangen waren. Alle Mächte hatten eben in diesem Protokoll ausgesprochen, was sie zur Vermeidung von Feindseligkeiten für nothwendig erachteten; Rußland hatte erklärt, sich mit der Erfüllung dessen. zu begnügen, was alle Mächte forderten. Eurapas Mediation zurück, als der Krieg zu verhüten war. Die durch die Zeitungen gehenden Nachricht en über von Rußland im Auslande geschlossene oder verhandelte An⸗ leihen sind durchweg unrichtig. Rußland hat die Mit⸗

Die Türkei wies

Dienstes erforderlichen Beträge in ihren Kassen zurückzubehal⸗

tel zur Kriegführung auf die Dauer dieses Jahres bereit, ebenso ist.

vinzen und eines Fürstenthums begann,

hlung der 6 und Amortisationen durch bereite Mittel scher gestellt. Die langen Verhandlungen gewährten in dieser Richtung Zeit für Vorbereitung. Von dem Rücktritt des Finanz-Ministers ist in amtlichen Kreisen nicht die

ede, ebenso wenig von der Bildung eines Handels⸗-Ministe⸗ riums. Die Kriegszeit möchte am wenigsten für die Schaffung neuer Ministerien geeignet sein. Damit fallen auch die

men, die an Stelle des Finanz⸗Ministers und für das neue

andels-Ministerium genannt wurden. Nach nunmehriger ger nnn kehrt der Großfürst Thronfolger definitiv mit dem Kaiser hierher zurück.

29. April. (W. T. B.) Offizielles Telegramm des Ober⸗Kommandirenden der Südarmee aus Kischineff vom 28. . M.: Der Commandeur des XI. Armee⸗ Corps, General-Lieutenant Fürst Schachowskoi, besetzte gestern Galgtz. Die Truppen wurden überall auf das er; sichste von den Bewohnern empfangen. Ismail und Kilig sind von Truppen der 36. Division besetzt, welche überall mit Jubel aufgenommen wurden. Nach einem Telegramm des Kriegs-Ministers über die Operationen an der kau⸗ kasischen Grenze erreichte die Infanterie am 27. d. M. Kuerukdhara, die Kavallerie Subotin Chadjivali. Die starke Position Muchaster wurde am 26. d. M. besetzt. Drei tür⸗

fische Monitors bombardirten den Grenzposten „Nicolaus“,

wobei russischerseits ein Unteroffizier getödtet und ein Soldat verwundet wurde. Am 27, näherten sich die Monitors Poti, gingen jedoch alsbald weiter, ohne Schaden anzu⸗ richten. . 1

St. Petersburg, 27. April. Die Ag. gen. russe“ meldet: Die Pforte weist die Uebernahme der Vertretung der russischen Unterthanen durch Deutschland zurück, indem sie fordert, daß dieselben sich unter den Schutz der Türkei stellen oder das Land verlassen.

Kischeneff, 29. April. (W. T. B.) Der Kaiser wohnte heute dem Gottesdienste in der Kathedrale bei und be— sichtigte alsdann die durch Kischeneff passirenden Truppen. In Betreff der Abreise des Kaisers ist bestimmt, daß derselbe am Mittwoch Kischeneff verlassen, am Freitag in Moskau ein⸗ treffen, am Sonnabend von dort wieder abreisen und am Sonntag in St. Petersburg ankommen wird.

Mos kau, 25. April. (W. T. B.) Die hiesige Kauf⸗ mannschaft hat eine Million, die . 26,900 Rubel zur Unterstützung der Verwunbeten und ihrer Familien angeboten. ö

Rybinsk, 28. April. (W. T. B.) Die hiesige Stadt⸗ duma hat beschlossen, 20 Bettstellen für die Verwundeten zu errichten und hat 19,000 Rubel zu Ausgaben für militärische Zwecke bewilligt. Eine zu Gunsten des rothen Kreuzes ver— anstaltete Privat-Subskription hat bis jetzt 4700 Rubel er— geben. Dieselbe wird noch fortgesetzt. .

Konstantinopel, 27. April. (W. T. B.) Die Pforte hat folgendes Manifest erlassen; ;

Indem Rußland dem Ottomanischen Reiche den Krieg erklärte und die Feindseligkeiten durch die Invasion unserer asiatischen Pro⸗ welches einen integrirenden Theil der Staaten des Sultans ausmacht, hat, es die politischen Verwirrungen und Schwierigkeiten, welche den Orient seit mehr denn zwei Jahren beunruhigen, zu einer sehr traurigen Lösung gebracht. Guropa, welches im Interesse der Humgnität und um seine eigene Nuhe zu sichern, mit Eifer und Beharrlichkeit daran gearbeitet hat, diefe furchtbare Erentualität zu verhindern, hat ohne Zweifel das Recht, nach den Ursachen des Mißerfolges seiner Bemühungen zu sorschen und zu entfcheiden, auf welchen der beiden Staaten die Verantwortlichkeit für den Krieg, sowie für die durch denselben veranlaßten Kalamitäten fällt. Dann aber hat die Regierung des Sultans ihrerseits die Pflicht, in dieler feierlichen Stunde sowohl hren Völkern! wie den befreundeten Mächten ein treues Bild ihrer Akte sowie der politischen Ereignisse vorzulegen, welche die gegenwär⸗ tige Situation herbeigeführt haben. Im Laufe des Jahres 1875 er— hoben fich zwei Provinzen des Reichs, welche durch auswärtige revo⸗ lutionäre Clemente bearbeitet waren, zur offenen Revolte gegen die legitime Autorität des Sultans. Unter dem verderblichen Einfluß panslavistischer, auf Insurrektion hinarbeitender Gesellschaften drohte bies Uebel noch andere Provinzen zu ergreifen und in die friedlichsten Bevölkerungen des Reichs Elend und Verwüstung zu tragen. Zwei⸗ mal verfuchten die befreundeten Mächte die Pazifikation dieser Pro⸗ vinzen herbeizuführen und zwar zunächst mittelst einer Medigtion der Konsuln, dieselbe hatte jedoch keine andere Wirkung, als die Mißachtung zu bezeugen, welche die slavischen Häupter der ganzen Verlchwörung den einstimmigen Wünschen Europas gegenüber hegten. Der zweite Versuch bestand in einem Reformprogramm, welches vom Wiener Kabinet vorgelegt war, dann aber, nachdem es die Pforte geceptirt hatte, von der Insurrektion verworfen wurde. Um nun diesen An⸗ griffen entgegenzutreten, und um zu verhüten, daß der. Bürgerkrieg sich auf andere Provinzen ausdehnte, nahm die Kaiserliche Regierung ihre Zuflucht zu einem Aufgebot sämmtlicher militärischer Kräfte der Nation. Durch diese große patriotische Anstrengung vermochte sie die Revolte zu besiegen, die Integrität des Reichs zu bewahren und Europa den unvermeidlichen Gegenschlag einer allgemeinen Ruhe⸗ störung im Orient zu ersparen. Die Türkei hat also gegen ich selkst wie gegen Europa eine ihr in Wahrheit obliegende Pflicht erfüllt, indem sie unter die Waffen trat zur Wiederherstellung der Ordnung, zur Wahrung der Ruhe Europas, zur Aufrechtzerhaltung des Frie⸗ dens. Es gäb aber eine nicht minder gebieterische Pflicht, welche der Fürsorge der Kaiserlichen Regierung auferlegt war, nämlich die Pflicht, die Fehler der Vergangenheit gut zu machen, das Land mit liberalen Institutionen auszustatten und die Staatsverwaltung nach den Prinzspien der europäischen Civilisation umzugestalten. Dieses Werk einer die Regierung und Verwaltung durchdringenden Regene⸗ ration, deren Grundlage die von Sr. Masestät octroyirte Charte ist, vollzieht sich in diesem J Der Wille des Souperäns und seiner Minister, welche voll und ganz diefer Aufgabe sich hingeben, wird umterstützt durch die Stimmung des Langes, welches glücklich und dankbar die konstitutionelle Reform begrüßt hat, und nicht min⸗ der findet jener Wille seine Unterstützung in den Anstrengungen und Arbeiten der beiden Kammern, aus welchen das Ottomanische Parlament besteht. Inzwischen hatte Europg noch nicht die Hoffnung verloren, einem Zustande ein Ende zu machen, welchen es nicht mit Unrecht als gefährlich für sich ansah. In. der Ueberzeugung, daß die Regie⸗ rung des Sultans geneigt sein würde, Europa von Neuem auf den Weg der Versöhnung zu folgen, war eine in Konstantinopel abzu⸗ haltende Konferen; in Vorschlag gebracht, welche zusammen mit der Hohen Pforte und auf vorher sestgestell ten Grundlagen definitive Be= dingungen für die Wiederherstellung des Friedens, suhfn sollte. Diese Phase der orientalischen Frage ist noch zu frisch in Aller , als daß es nöthig wäre, die nãheren Umstände aufzuführen. . genüge daran zu erinnern, daß die Großmächte, nachdem sie ö er einander und' ohne Hinzuziehung der Pforte verhandelt hat 3. dazu gelangt waren, in das Konferenzprogramm neue . . aufzunehmen, welche im Widerspruch standen zu den von Eng an vorgeschlagenen Grundlagen, welchen letzteren die Kaiserliche ö rung zugestimmt hatte. Ungeachtet ihres Widerstandes, Fragen ö innern Administration diskutiren zu lassen, gaben die Delegirten ö. Pforte aus Rücksicht auf die Wünsche Europas die befriedi endsten und umfassendsten Versicherungen, und machten, wie man wo k sagen darf, die unzweifelhaftesten Kundgebungen in allen die Verwartungs⸗ reform betreffenden Fragen. Et konnte endlich das Einvernehmen ber diesen Punkt sowohl, wie über die allgemeinen Bedingungen der

stachelung der panslavistischen von Rußland bezahlten und organi⸗

Pazifikation der Vasallenprovinzen als erreicht angesehen werden. Wenn die Konferenz ohne Erreichung von Resultaten abgebrochen wurde, so lag dies an dem Widerstande der Pforte, den beiden auf die sogenannte Garantirung bezüglichen Stipulationen zuzustimmen, welche die Mächte ihr auferlegen wollten. Es ist eine schlagende und niemals selbst von den Feinden der Pforte bestrittene Wahrheit, daß diese beiden Bedingungen eine Verletzung der Unabhängigkeit der

forte, eine Verletzung der geheiligtsten Prinzipien des internationa⸗ en Rechtz und ein formeller Bruch der Stipulationen des Vertrags von 1855 waren, welche den Signatarmächten jede Einmischung in die innere Verwaltung der Türkei untersagte. Bei dieser Lage der Dinge hätte der Mißerfolg der Konferenz keine andere Folge haben durfen, als die, die Großmächte zu veranlassen, vertrauensvoll den Erfolg der moralischen Verpflichtungen, welche die Pforte ihnen gegen⸗ über eingegangen war, sowie die Resultate des neuen durch die Verfas⸗ sung geschaffenen Administrationsmodus abzuwarten. In der That hatte sich die Kaiserliche Regierung ans Werk gemacht, indem sie nicht nur die Einführung der konstitutionellen Regierungsprinzipien sich ange⸗ legen sein ließ, sondern indem sie freiwillig in Friedens verhandlungen mit Serbien und Montenegro eintrat. Dieser letztere Theil ihrer Aufgabe war im Begriff, zur Vollendung zu gelangen. Serbien wurde pazifizirt und es schien, als ob die wohlwollende Stimmung, welche die Pforte gegen Montenegro hegte, triumphiren würde über die unzufäfsigen Prätensionen dieses Fürstenthums. In der Vollendung ihrer Aufgabe konnte die Kaiserliche Regierung durch die Nothwendigkeit, auf dem Kriegsfuß zu bleiben und so die ermüdende Last eines bewaffneten Friedens zu ertragen, nich aufgehalten werden. Sie dachte damals, daran zu entwaffnen, aber ehe sie diefen durch die Umstände so gebieterisch auferlegten Beschluß ausführte, war es nothwendig, daß Europa dagegen nicht gleichgültig blieb und der Turkei seine wohlwollende Unterstützung lieh, damit die Demobilisirung der tärkischen Armee nicht auf einen Akt der Unklugheit oder unvorsichtiger Ueberstürzung hinauslief. In dem Augenblicke, in dem die Hohe Pforte sich anschickte, Europa zu einer derartigen friedlichen Verhandlung aufzufordern, glaubte das Kabinet von St. Petersburg die Initiative zu neuen Versuchen ergreifen zu follen, welche nicht auf eine Verständigung, sondern darauf hinaut⸗ siefen, einen Druck auf die Kaiserliche Regierung auszuüben. Aus diefer ganz unerwarteten, diplomatischen Campagne ging das Londoner Protokoll hervor, welches berathen und, unter. zeichnet wurde, ohne daß die Kaiserliche Regierung aufgefordert wurde, die Bestimmungen desselben zu erörtern, ohne daß diesel be irgend wie zu Ratbe gezogen wurde. Dieselben Gründe, aus denen die hobe Pforte gewisse Artikel des Konferenzprojekts zu verwerfen genöthigt war, machten es ihr zur Pflicht, auch die neuen Beschlüsse Europas abzulehnen, welche durch die von Rußland vorangeschickten besonderen Erklärungen noch unzulässiger geworden waren, Keine Regierung, welche auf ihre Ehre und Unabhängigkeit hielt, hätte ein Programm unterschreiben können, welches ihr vorgelegt wurde, indem dabei anerkannt wurde, daß ihre Weigerung gegenüber einem mächtigen Nachbar, der bereit war, seine Prätensionen durch die Waffen zu unterstützen, sie einem Angriffe aussetzen würde, Unterstützt durch die einstimmige Meinung der Vertreter der Nation, hat die Regierung des Sultans nicht gezögert, die volle Integrität ihrer Souveränetät aufrecht zu erhalten. Jene Eventualität hat sich unglücklicher Weise ver⸗ wirklicht. Nachdem Rußland vergebens versucht, das. Osmanische Reich zu schwächen und zu erniedrigen, indem es ihm die Vormund⸗ schaft des Auslandes auferlegte, verfolgt es nunmehr die Befriedi⸗ gung seiner ehrgeizigen Politik mit den Waffen. Rußland wird auf feinem Wege ein Volk finden, welches sich gewaffnet hat, um sein Land zu vertheidigen, seinen heimathlichen Heerd zu schützen, die Rechte seines Souveräns und die Unabhängigkeit seines.— Vaterlandes aufrecht zu erhalten. In dem Augenblick aber, wo dieser inhumane Kampf beginnen soll, muß die ganze Welt, gleichgültig, welches der Ausgang des Kampfes sein wird, die volle Wahrheit vernehmen. Alle Bevölkerungen des Reiches, welche sich heute um den Thron ihres gemeinsamen Oberherrn schaaren, müssen die Ursache der von ihnen bereits erduldeten Leiden, sowie der weiteren Kalamitäten kennen, denen ihr Land ausgesetzt sein wird. Endlich muß das Os⸗ manifche Reich, ob Sieg ob Niederlage ihm beschieden sein wird, von der Verantwortlichkeit für den gegenwärtigen Krieg entlastet sein. Aus diesem Grunde sieht sich die Kaiserliche Regierung verpflichtet zu versichern, daß die christliche Bevölkerung Bosniens, der Herzego⸗ wina und der bulgarischen Vilajets sich nur erhoben hat auf die An=

sirten Comités. Ebenso haben Serbien und Montenegro die Waffen gegen ihren Souverän nur auf die direkte Anstiftung Raßlands er⸗ riffen, und nur durch die Hülfe Rußlands haben sie den Kampf . können; alle Uebel endlich, welche seit zwei Jahren diesen Theil des Reichs betroffen haben, rühren her von der bald ostensiblen, bald geheimen aber stets vorhandenen Aktion Rußlands. Möge Europa jetzt einen Blick auf die Zerstörungen richten, welche die russische Politik in der Türkei hervorge⸗ rufen hat, möge es unparteilich die angeblichen Beschwerden prüfen, welche Rußland als Vorwand dienen, den allgemeinen Frieden zu stören und zwei große Staaten mit den Schrecken des Krieges zu überhäufen. Möge Guropas Verdikt dem öffentlichen Gewissen Genugthunng verschaffen. Der Angreifer der Türkei ist eben sowohl der Feind der christlichen, wie der muselmännischen Bevölkerungen. Denn er hat ihnen verursacht und verursacht ihnen noch mehr an Uebeln, als er ihnen jemals an Wohlthaten hat versprechen können. In der trügerischen Aufforderung zum Bürgerkrieg wagt jener An, greifer zu behaupten, daß er sich zum Schutz der Christen bewaffnet habe; er fagt dies in dem Akgenblick, wo die umfassendste Konstitution, die ein freies Land., nur erstreben kann, das Prinzip der Gleichheit zwischen allen Osmanen verkündet, in dem Augenblick, wo dieses Prinzip täglich eine derartige Bekräftigung findet, daß es der Hohen Pferte fortan unmöglich wäre, einen Akt der inneren Politik, sei er gut oder schlecht. zu vollziehen, welcher nicht allen Mufelmännern und a L(len Nicht⸗Muselmännern unter der Sberherrlichkeit des Sultans zu Gute kömmt oder dieselhen schädigt. Die Kaiserliche Regierung hat ja Rußland, und den ande⸗ ren europäischen Mächten gesagt: „Sehet hin und urtheilet. Auf dies aufrichtige und loyale Wort hat Rußland mit einer Kriegserklärung geantwortet, ohne vorher auf die durch Artikel 8 des Pariser Ver⸗ rrages erforderliche RMtediation Europas zurückzugreifen; ohne den Mächten Zeit und Mittel zu lassen, die friedliche Aufgabe zu voll enden, in Betreff derer die kaiserliche Regierung hiermit erklärt, ihre Pflicht gethan zu haben. Endlich. in Mißachtung aller Regeln, welche in ähnlichen Fällen von allen civilisirten Staaten beobachtet werden, hat Rußland seine Kriegserklärung dem türkischen Geschãftsträger in St. Petersburg in derselben Zeit notifizirt, wo es seine Beziehungen zur Hohen Pforte vermittelst seines eigenen Geschäftsträgers zu Kon⸗ flantinopel abbrach; aber noch in der Nacht, welche der Kriegserklärung voranging, war, es bereits in das Territorium des Reichs eingerückt. Die Geschichte wird die unerhörte, Thatsache verzeichnen, daß in diesem Jahrhundert der Aufklärung, der Civilisation, der Gerechtigkeit, eine große Macht ein benachbaries Reich mit Feuer und Schwert überzieht, weil dieses Reich meinte, daß man, sowie es selbst andern gegenüber, so auch ihm gegen⸗ über Ächtung haben solle vor internationalen Verpflichtungen, vor den ewigen Regeln des Völkerrechts, vor der Unabhängigkeit seiner inneren Verwaltung, vornehmlich aber, vor der, Ehre und. Würde seines Volkes und. Souveräns. Um diese geheiligten Prinzipien zu vertheidigen, um ein über alle Maßen gehässiges und verbrecherisches Unternehmen zurückzuweisen, marschirt. die osmanische Armee dem Angreifer entgegen. Die gesammte Nation, um ihren erhabenen Souverän geschaart, vertrauend auf den Triumph der gerechtesten Sache, ist entschlossen, alle Opfer zu , alle Leiden über sich ergehen zu lassen. Sie ist bereit, zu kämpfen und zu sterben für ihre Unab⸗ hängigkeit. Möge der Allmächtige das gute Recht schützen!

Konstantinopel, 29. April. (W. T. B.) Nach einer Depesche aus Batum vom 27. 8. hätten die Russen die

aber wiederum mit großen Verlusten zurückgeschlagen worden. Wie verlautet, soll der Sultan im Laufe der nächsten Woche nach Schumla abgehen und dürfe sich gleichzeitig dessen Bruder Reschad nach Kars begeben. Der Admiral Hobart Pascha geht demnächst nach Kreta ab. Die türkische Flotte wird die russischen Häfen blokiren. Das Defizit des jetzt vorgelegten Staatshaushalts-Etats wird auf 12 Millionen Pfd. Sterl. angegeben.

30. April. (W. T. B.) Vom Kriegs schauplatze liegen außer Berichten von Gefechten bei Batum mit der russischen Avantgarde keine weiteren Nachrichten vor. Wie verlautet, will die Pforte sich betreffs der neutralen Schiffe auf die letzten Verträge stützen und die Schiffe visitiren lassen, welche nach dem Schwarzen Meer bestimmt sind. Gestern hat in Phanar eine Feuers brunst statt⸗ gefunden, durch welche gegen 600 Holzhäuser eingeäschert wurden.

Cöln, 28. April. (W. T. B.) Ein Telegramm der „Köln. Itg.“ aus Rom meldet: Bis jetzt sind 5900 Aegypter zur türkischen Armee abgegangen. Der Kriegs⸗-Minister rüstet weitere 20, 000 Mann für die Türkei aus. Seitens der ägyptischen Regierung sind 20,000 Lire an die Pforte abge⸗ sandt worden.

Bukarest, 28. April. (W. T. B.) Der Minister der aus⸗ wärtigen Angelegenheiten, Cogelniceanu, machte der Deputirten⸗ kammer von einer unterm 16. d. M. zwischen Rumänien und Rußland abgeschlossenen Konvention Mittheilung. In derselben sichert der Fürst von Rumänien der russischen Armee freien Durchzug und eine den befreundeten Waffen gebührende Behandlung zu. Der Kaiser von Rußland übernimmt die Verpflichtung, die Rechte und die Integrität Rumäniens den Verträgen gemäß zu respektiren. Die auf den Durchzuß der Truppen und ihren Verkehr mit den Lokalbehörden bezüglichen Details bilden den Gegenstand einer Spezialkonvention. Der Fürst von Rumänien verpflichtet sich, die von den rumänischen Gesetzen geforderte Ratifikation der Konvention Seitens der Kammern zu beschaffen. Ein gleich— zeitig vorgelegter Bericht über die Motion zur Konvention sagt, dieselbe sei bestimmt, der Individualität Rumäniens den Pariser Verträgen gemäß Achtung zu verschaffen. Man lege Rumänien weder eine Aenderung seiner internationalen Beziehungen, noch auch eine Kooperation seiner Armee auf, welche letztere nur die Mission habe, ohne Jemanden anzugreifen, die Landesgrenze nach Möglichkeit zu vertheidigen. Der einzige Zweck der Kon— vention sei, für Rumänien zu behalten, was es besitze. Eine gleiche Konvention sei mit der Pforte nicht abgeschlossen wor⸗ den, weil dadurch der Kriegsschauplatz nich Rumänien perlegt worden wäre. Uebrigens habe auch die Pforte auf ihrer systematischen Weigerung, mehrere, seit Jahren schwebende Rumänien betreffende Fragen zu regeln, beharrt. Die De putirtenkammer hat bereits in ihrer heutigen Nachtsitzung die Diskussion der Konvention begonnen und wird die Annahme für sicher gehalten. ö

(W. T. B.) Ueber den Inhalt der Additional—⸗ artikel zu der heute den Kammern vorgelegten Kon⸗ vention mit Rußland wird noch Folgendes mitgetheilt: Der erste Additionalartikel regelt die Ausführung des Art. 3 der Konvention, wonach den Russen die Benutzung der Eisenbahn, Posten und Telegraphen, sowie der Fluß⸗ und Straßenverkehr eingeräumt wird und denselben die Hülfs⸗ quellen des Landes zur Verpflegung der. Truppen zur Ver⸗ fugung gestellt werden. Die den russischen Kommandanten beigegebenen rumänischen Kommissäre besitzen Nachweisungen über die in den betreffenden Gegenden vorhandenen Gegen⸗ stände, welche zur Befriedigung der Armeehedürfnisse erforderlich sind. Die rumänischen Behörden unterstützen die Russen bei der Errichtung der Lager, bei der Beförderung des Gepäcks, des Materials und der Munition, sowie bei den Lieferungen für die Spitäler und Ambulanzen. Bei der Beförderung guf den Eisenbahnen wird die russische Armee auf gleichen Fuße wie die rumänische behandelt. Der zweite Additionalartikel ertheilt dem Minister für die öffentlichen Arbeiten Instruktionen betreffend die Beschleunigung der russt⸗ schen Militärtransporte. Die russischen Militãrzüge gehen allen anderen Zügen, ausgenommen den Postzügen und rumänischen Militärzligen vor. Die Zahl der Personenzüge kann nach Umständen vermindert, der Güterverkehr ganz eingestellt wer⸗ den. Zur Vermeidung der Umladung wird Gleichheit der Spurweite hergestellt. Unter der Leitung des Ministers der öffentlichen Arb-iten tritt ein aus Delegirten der Eisen bahn. gesellschaften bestehendes Spezialcomité zusammen. Der Chef des russischen Militärverkehrswesens übernimmt die Leitung des Transportes der russischen Armee. Derselbe kann mit Genehmi⸗ gung des Ministers Beamte absetzen. Die Russen bauen die un⸗ vollendeten Bahnstrecken aus, wozu ihnen das erforderliche Terrain eingeräumt wird. Im dritten Additionalartikel wird festgesetz daß die russischen offiziellen Depeschen den Vorrang vor den Privatdepeschen haben sollen. Die russischen Verwundeten und Kranken werden, ausgenommen in Bukarest. und in den meist bevölkerten Städten, in russischen Spitälern be⸗ handelt. In Ermangelung solcher werden die russischen Verwundeten und Kranken gegen Entschädigung in 2u⸗ mänische Spitäler aufgenommen. Rumänien stellt den Russen erforderlichen Falles das Material zum Brückenbau und! dazu nothwendige Barken und Schiffe zur Verfügung. Die duͤrch den russischen Durchmarsch entstehenden Kosten werden innerhalb zweier Monate baar bezahlt. Die für die russische Armee bestimmten Artikel werden zollzrei eingeführt und transitiren. Die rumänischen Behörden leisten Hülfe bei der Ergreifung russischer Deserteure. Aus den Motiven ist noch hervorzuheben; Rußland bemühte sich mit den anderen Mächtèn für die Verbesserung der Lage der Christen in der Türkei. Die Haltung der tärkischen Regierung aber ließ keinerlei Reform erhoffen. Da in Folge dessen eine Inter⸗ vention nothwendig wurde und Rußland die Unverletzlichkeit Rumäniens zu respektiren wünschte, so wurde die vorliegende Konvention abgeschlossen.

(W. T. B.) Das Aufruf, und eine Adresse an richten.

29. April. (W. T. B.) Der Text der Depesche des Großveziers an den Fürsten von Rumänien vom 23. d. lautet: „Da die Vorbereitungen Rußlands den Krieg vorher sehen lassen, so ladet die Pforte Sie gemäß dem Pariser Vertrage und der Konvention vom 19. August 18658 ein, um Einvernehmen mit der Türkei Maßregein zu treffen, um die Invasion zurückzuweisen. Man erwaetet Antwort, um dem

Heneralissimus der Donauarmee, min welchem die rumänischen

YMe⸗ Ve⸗

Bulgarische Comitè erläßt einen die Russen als Befreier zu empfangen den Kaiser Alexander zu

türkifchen Stellungen von Neuem angegriffen, seien

Behörden sich verständigen werden, Instruktionen zu ertheilen.*