russische Mannschaft gemäß Artikel 1 und der schriftlich ein⸗ gegangenen Verpflichtung gemäß Artikel 2.
H Im Fall der Anwesenheit eines Kreuzers an Punkten, wo man den Ein- und Ausgang beohachten kann, werden die russischen Autoritäten dessen Entfernung auf eine Distance und auf eine Zeit, welche für die Ein- und Ausfahrt der Schiffe genügt, fordern; bis zur Erfüllung dieser Formalität, welche durch das internationale Seerecht nicht vorgesehen, aber nothwendig für die neuen Bedingun- gen einer Vertheidigung durch Torpedos ist, wird es keinem Schiffe erlaubt sein, weder ein⸗ noch auszugeben.
— Nach 5. 43 des Gesetzes vom 3. Januar 1849 hat der Untersuchungsrichter bei der Voruntersuchung alle in der Kriminalordnung für den Inquirenten gegebenen Vorschriften, insbesondere auch die Vorschrift wegen Zuziehung eines ver⸗ eideten Protokollführers zu beachten. In Beziehung auf diese Bestimmung hat das Ober⸗Tribunal in einem Erkenntniß vom 12. April 1877 ausgesprochen, daß die mangelnde Zu⸗ ziehung eines Protokollführers die Gültigkeit des Ver⸗
fahrens in der Hauptverhandlung an und für sich allein nicht beeinträchtigt.
— Eine Beleidigung ist nach einem Erkenntniß des Ober-Tribunals, vom 11. April 1877, nur dann straf— rechtlich als eine öffentliche zu betrachten, wenn sie in einer Art und Weise vorgenommen wurde, daß sie — unbestimmt, von welcher oder wie vielen Personen wahrgenommen werden konnte, während, wenn die Beleidigung so verübt wurde, daß sie nur für die Wahrnehmung gewisser Personen bestimmt war und (von Zufälligkeiten abgesehen) nur von diesen Personen bemerkt werden konnse, Oeffentlichkeit nicht anzunehmen ist.
— Der Chef der Admiralität, General der Infanterie, Staats Minister von Stosch, hat sich auf einige Wochen nach Oestrich im Rheingau begeben.
— Briefsendungen für S. M. S. „Medusa“ sind bis inkl. 12. d. Mts. nach Eckernförde, vom 13. bis inkl. 26. d. Mts. nach Kiel, vom 21. bis 26. d. Mts. nach Saßnitz (auf Rügen), vom 27. d. Mts. bis inkl. 2. Juni cr. nach Swinemünde, vom 3. bis inkl. 8. Juni nach Stockholm, vom 9. bis inkl. 18. Juni nach Faroe⸗Sund (Gottland), vom 19. Juni bis inkl. 30. Juni nach Swinemünde und vom J. Juli er. ab nach Kiel, diejenigen für S. M. S. „Au gusta“ bis auf Weiteres nach Sidney (Australien) zu dirigiren.
— Die Zuchtpolizeikammer des Landgerichts zu Cöln hat am Sonnabend, den 5. d. Mts., den Kommerzien⸗Rath Baare aus Bochum, wegen öffentlicher Beleidigung des Vize-Präsidenten des Staats-Ministeriums, Staats⸗ und Finanz Ministers Camphausen, zu einer Geldstrafe von 599 Nart und im Unvermögensfalle zu einer Haststrafe von 50 Tagen verurtheilt, auch dem Beleidigten das Recht zugesprochen, das Urtheil nach beschrittener Rechtskraft auf Kosten des Ver⸗ urtheilten in der „Elberfelder Zeitung“, „Westfälischen Zei— tung“, dem „Düsseldorfer Anzeiger“, und der „Düsseldorfer Zeitung“ zu publiziren.
Anhalt. Dessau, 6. April. (St. A.) Gestern Nach— mittag begleiteten der Herzog und die Herzogin in einem mit zwei russischen Pferden bespannten offenen Wagen die Frau Herzogin von Sachsen⸗-Altenburg, Höchstwelche sich nach Altenburg zurückbegeben wollte, nach dem hiesigen Bahnhofe. Nach der Verabschiedung von Ihrer Hoheit beschlossen die noch die Friedrichs⸗-Allee zu durch— fahren und den Georgengarten zu besuchen. In der Nähe desselben, unmittelbar bei der Kastellanei, scheuten die Pferde, gingen durch und fuhren mit dem Wagen gegen einen der Alleebäume. Der Wagen stürzte um, durch den Fall haben Ihre Hoheiten jedoch nur leichte Kontusionen erlitten, die nach den eingezogenen Erkundigungen durchaus nicht gravirend sein sollen. Auch der Kutscher und der Lakai
3
haben nur leichte Verletzungen davon getragen.
Bremen, 6. Mai. (H. N) Die Senats- und Bür⸗ gerschafts-Deputation, welche mit der Prüfung der Zollanfchlußfrage beauftragt ist, hat die Handelskammer, die Gewerbekammer und die Landwirthschaftskammer um Gut— achten ersucht. Die Handelskammer bereitet einen ausführ— lichen Bericht vor. Dieselbe hat sich, außer in Lübeck, auch in Stettin und Danzig, nach dem Zollabfertigungsverfahren erkundigt und umfassende statistische Erhebungen über die Be—
Höchsten Herrschaften
deutung der einzelnen Handelszweige angestellt. — Die Han-
delskammer hat auch ein Gutachten in der Schlachthaus— und Viehhof-Frage abgegeben. Sie befürwortet beide eindringlich und zwar als Kommunalunternehmen, nicht als Aktiengesellschaft. ;
Oesterreich‚( ungarn. Wien, 6. Mai. Wie die „Budapester Korrespondenz“ mittheilt, sollen die beiden Regnikolar-Deputationen im Laufe dieses Monats, wahrscheinlich am 15., in Wien zusammentreten. In Abge— ordnetenkreisen ist jedoch, der „Presse“ zufolge, hierüber noch nichts bekannt. In der von den Deputationen den Parla— menten zu unterbreitenden Vorlage werden auch die auf die Zollrestitution bezüglichen neuen Bestimmungen enthalten sein. Dieselbe Korrespondenz berichtet ferner: „Die in dem Gesetzentwurfe über das österreichisch- ungarische Zoll- und Handelsbündniß vorkommende Bestimmung, wonach dasselbe mit dem 1. Juli 1877 ins Leben treten soll, wird Seitens der ungarischen Regierung nicht aufrecht erhalten werden. Das bestehende Handelsbündniß wird bis Ende dieses Jahres auf⸗ rechterhalten, respektive der Kuündigungstermin hinausgeschoben.“
— Die „Montags⸗Rev.“ schreibt: „Auch heute enthalten mehrere Journale Meldungen über die Verwendung österreichischer Eisenbahnwaggons zu russischen Militärtransporten. Wir sind ermächtigt, alle diese Nachrichten als falsch zu bezeichnen. Vor Monaten bereits hat die Kaiserliche Regierung die gemessensten Befehle ertheilt, welche eine solche Verwendung österreichischer Waggons hint⸗ anzuhalten geeignet sind, und die strenge Ueberwachung der Durchführung dieser Befehle hat bis zu diesem Augenblicke nicht eine einzige Ueberschreitung derselben konstatiren können.“
— 7. Mai. Der projektirte Ausflug der Reichs⸗ rathsabgeordneten nach Triest behufs Besichtigung der dortigen neuen Hafenbauten unterbleibt mit Rücksicht auf den Ernst der auswärtigen Verhältnisse. Es wird blos ein Dele— girter nach Triest gesandt werden, um sich zu informiren und den Eröffnungsfeierlichkeiten beizuwohnen.
Trie st, 7. Mai. (W. T. B.) Der seitherige r un sische Ge⸗ neral⸗Kon sul Petrowitsch in Port Said ist mit seiner Familie heute auf dem Lloyd⸗Dampfer „Pollux“ hier eingetroffen.
9 6. Mai. Das Abgeordnetenhaus hat gestern die Wahl der zwei Ausschüsse für die Ausgleichs⸗ vorlagen vorgenommen. Gewählt wurden sowohl für den Bank- als für den Zollausschuß je zehn Abgeordnete der libe⸗ ralen Partei, je zwei Mitglieder der en ö liberalen Partei und je ein Abgeordneter der Rechten und der äußersten Linken. Von bekannteren Namen befinden sich darunter: Kerkapolyi, Falk, Wahrmann, Zsedenyi, Graf Szapary, Baron Ludwig Simonyi, Bujanovics und Graf Albert Apponyi.
— 7. Mai. (W. T. B.) Die ungarischen Staate⸗ einnahmen des ersten Quartals von 1877 betragen 47 Millionen Gulden, 7 Millionen mehr, als während desselben
Zeitraums des vorigen Jahres, die Staatsausgaben in der⸗
selben Zeit betragen 65 Millionen, mithin 1,390, 000 Gulden weniger als in der nämlichen Periode des Vorjahres.
— (W. T. B. Der Minister⸗Präsident Tisza wird den auf die Hemmung der Donauschiffahrt bezüglichen Theil der Somssichschen Jnterpellation und die Interpellation über die bei der Durchreise der Softas durch Temeswar vor⸗ gekommenen Unruhen am nächsten Mittwoch beantworten.
Großbritannien und Irland. London, 4. Mai. (. C) Die Königin ist mit der Königlichen Familie gestern nach Windfor zurückgekehrt. — Der englische Katholiken-Ausschuß, bestehend aus etwa. 200 Mitgliedern, ist gestern nach Rom abgereist. — Das Unterhaus hat in seiner Sitzung vom 3. die Uni⸗ versitäts bill weiter berathen. Mr. Courtney begntragte, der Universität Cambridge die Prüfung weiblicher Studenten zugleich mit männlichen zu gestatten und jene solchen Bestim— mungen, betreffs Wohnung und Disziplin zu unterwerfen, wie die Universität sie von Zeit zu Zeit anordnet. Ferner wollte er der Universität das Recht erwirken, weiblichen Stu⸗ denten der Medizin, welche gleich den männlichen die Fakul⸗ tätsprüfungen bestanden und die wissenschaftlichen Grade er⸗ warben, das Praktiziren zu gestatten. Nach einer ziemlich leb⸗ haften Debatte, während welcher die Regierung das Amendement bekämpfte, wurde dasselbe mit 239 gegen 119 Stimmen abgelehnt und die Berathung vertagt. — Amtlichen Angaben zufolge sind im nhr 1876 933 neue Staatsanstellungen mit einer Besoldung von 174,628 Pfd. Sterl. nöthig geworden; andererseits haben 61 mit 36,140 Pfd. Sterl. Gehalt ein Ende gefunden. Die rößte Vermehrung fand im Postfache statt, wo 629 Beamte mit 64,785 . Sterl. Gehalt) eintraten. — Nach dem Konsularbericht über Mozambigue ist der Sklaven⸗ handel dort in Abnahme. Im Jahre 1875 ward ein Schiff mit 90 Sklaven erbeutet, drei andere freilich entkamen. —
— 7. Mai. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Unterhauses erwiderte der Staats-Sekretär der Kolonien, Carnarvon, auf eine Anfrage, eine amtliche Meldung über die erfolgte Annektirung des Transvaallandes liege noch nicht vor; er halte es aber für wahrscheinlich, daß der britische Kommissarius Shepstone, nachdem er alle Mittel zu einem anderweiten Arrangement erschöpft, zur Vornahme der Annexion gezwungen gewesen sei.
Frankreich. Paris, 5. Mai. (Köln. Ztg.) Für die gestrige Tagesordn ung gegen die ultramontanen Umtriebe st immten die sämmtlichen Gruppen der Linken, Prinz Napoleon Jerome und 3 Konstitutionelle. Die Monarchisten und ein Theil der Bonapartisten stirlmmteß gegen die Tagesordnung; 70 De— putirte enthielten sich der Abstimmung, darunter mehrere Mitglieder des linken Centrums mit Leon Renaud und 23 Bona—⸗ partisten. —Iiie Deputirtenkam mer eröffnete heute die Spezialdebatte über das Gemeindegesetz. — Zwei Stu⸗ denten und ein Tagelöhner, welche sich an den Kundgebun— gen auf dem Platze der Sorbonne betheiligt hatten, wurden am 5. . M. zu 14 Tagen Gefängniß verurtheilt.
ö. Mai. Wie das amtliche Blatt mittheilt, ist unter dem gestrigen Datum der Contre-Admiral Du Pin de St. André zum Marine-Commandeur in Algerien ernannt worden. — Der Minister der Marine und der Kolonien hat eine Kommission eingesetzt, die mit der Revision der
2
Militärverwaltung in den Kolonien betraut ist.
— (Fr. C) Die Senatoren und Abgeordneten der großen Industrie-Departements, welche schon seit längerer Zeit zu einem außerparlamentarischen Comité zusammengetreten sind, haben gestern im Grand Hotel eine Sitzung gehalten und in derselben von verschiedenen Fabrikanten Klagen über die Krisis entgegen— genommen, welche über einige bedeutende Industriezweige hereingebrochen sei. Diesen Fachmännern zufolge wäre der Augenblick zu Unterhandlungen über einen neuen Handels— vertrag mit England inopportun, da die politische Lage der Regierung nicht die Freiheit des Urtheils lasse, welche bei der Prüfung so tief in die allge— meinen Interessen des Landes einschneidender Fragen noth⸗ wendig sei. Am besten wäre es daher, einstweilen den alten Vertrag zu verlängern. Das Comité heschloß, sich diese Aus⸗ führungen anzueignen und zur Kenntniß der Regierung zu bringen.
— 8. Mai. (W. T. B.). Der franzbsische Botschafter in Berlin, Vicomte de Gontaut-Biron, ist gestern früh hier eingetroffen und hat sich Abends nach Metz begeben, um im Namen des Präsidenten der Republik den Deutschen Kaiser zu begrüßen.
Versailles, 4. Mai. (Köln. Ztg.) Die Deputirten⸗ kammer beschäftigte sich heute mit dem Gesetze betreffs Organisatisn der Gemeinden und beschloß, die Artikel zu berathen. Hr. v. Feray sprach für Auf—⸗ hebung der sogenannten Gemeindekommissionen. Bei dieser Gelegenheit kam man auf den 4. September zu sprechen, worauf bonapartistische Deputirte diese Revolution als ein Verbrechen bezeichneten. Hr. Robert Mitchel wurde zur Ord⸗ nung gerufen. Die 19 ersten Artikel des Gesetzes wurden angenommen, ebenso die Artikel 24 bis 28. Die Artikel 20 bis 23 wurden an die Kommission zurückverwiesen und die Diskussion auf Montag verschoben.
Spanien. Madrid, 7. Mai. (W. T. B.) Durch ein Königliches Dekret werden die baskischen Provinzen voll⸗ kommen den übrigen Provinzen Spaniens gleich⸗ . Die Mitglieder des Klerus in den baskischen
rovinzen werden dem Konkordate gemäß Gehalt vom Staate beziehen. — In Biskaya sind in Folge des Dekretes um— ,. militärische Vorsichts maßregeln getroffen worden.
Italien. Rom, 7. Mai. (W. T. B.). Der Senat setzte . die Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Miß⸗ räuche der Geistlichkeit fort. Der von den Senatoren Ca⸗
dorna und Lampertico zu Art. 1 der Vorlage gestellte Antrag wurde mit 1063 gegen 93 Stimmen angenommen. Die Regierung hatte sich gegen dieses Amendement erklärt. Die übrigen Artikel der Vorlage wurden danach mit geringen Aenderungen angenommen, die ganze Vorlage indeß schließlich mit 105 gegen 92 Stimmen abgelehnt.
Griechenland. Wien, 7. Mai. (W. T. B.) Wie der „Politischen Korrespondenz“ aus Athen gemeldet wird, hat das griechische Kabinet eine Note an die Pforte gerichtet, in welcher gegen die Freilassung der Chefs mehrerer türkischer Räuberbanden, welche früher die griechischen Grenz⸗ eparchien beunruhigten, protestirt wird. — Die Listen für die Aushebung der Armeereserven sind, nach einer wei⸗ teren Mitthellung derselben Korrespondenz, in ganz Griechen⸗ land nunmehr geschlossen. Die Altersklassen vom 20. bis 30. . haben ein Kontingent von 100,000 Mann er⸗ geben.
Türkei. Die „Turquie“ sieht sich durch das türkische Preßbureau veranlaßt, ihre eigene Mittheilung, daß der Sultan den zum turanischen Verbrüderungsfest nach Pest reisenden Softas eine Gratifikation in Baarem habe zustellen lassen, zu dementiren. Diese Nachricht ist „vollständig er⸗ funden“. — 7 der Münze von Konstantinopel ist eine Sendung von hundert Kisten Filigranpapier eingetroffen, um neue Kaimes zum Austausch der jetzt in Umlauf befind⸗ lichen zu fabriziren.
— Den „Times“ wird unterm 24. April aus Pera ge⸗ schrieben: Es ist bemerkt worden, daß der Letzte, welcher gestern bei der russischen Botschaft seinen Besuch abstattete, Mohsin⸗ Khan, der persische Gesandte, war. Man versicherte, daß sich der Kriegs-Minister Redif Pascha an einen der Botschafter 6 hat, um die in Frankreich und anderen Ländern bei Proklamirung des Belagerungszustandes gebräuchlichen Förmlichkeiten zu erfahren. Redif Pascha . wie es scheint, eine Maßregel dieser Art sowohl für Konstantinopel als für das ganze Reich beabsichtigt, aber noch nicht die Zustimmung des Großveziers und der anderen Minister erhalten, welche natürlich befürchten, daß der Seraskier durch eine solche Pro⸗ klamation alle Gewalt in seinen Händen konzentriren würde. Die Botschaft, von welcher diese Information begehrt wurde, bemerkte, daß der Belagerungszustand in keinem Falle die Kapitulationen aufheben oder die Rechte und Privilegien beeinträchtigen dürfe, deren sich die eingeborenen oder schutz⸗ befohlenen Unterthanen fremder Staaten in der Türkei kraft dieser internationalen Verträge erfreuten.
— Der W. „Presse“ wird von hier gemeldet: Die Pforte beabsichtigt die sozigle Stellung der Juden in Südarabien bedeutend zu verbessern, ihnen eine besondere Steuerverwaltung und eigene Gerichtshöfe zu geben und für die ganze Provinz einen Rabbiner als höchste kirchliche Autorität zu bestellen.
Nußland. St. Petersburg, 8. Mai. (W. T. B.) Der Kaiser wurde bei seiner gestern Morgen um 19 Uh erfolgten Ankunft von der Bevölkerung auf das Festlichste und Freudigste empfangen. Abends war die Stadt illuminirt.
Moskau, 6. Mai. (W. T. B.) Seitens des mili⸗ tärischen Gefolges des Kaisers wurden hier verschie— dene militärische Etablissements in Augenschein genommen. Bei der Besichtigung einer von der deutschen Firma Müller und Böhm in der Karesnj Rjad zu Moskau eingerichteten Erbswurst- und Kriegspräservenfabrik schloß sich auch der deutsche Militärbevollmächtigte, von Werder, an. Seitens der verschiedenen Comités für die Unterstützung der im Felde Verwundeten wurden die ersten Berichte erstattet. Auch gingen zahlreiche Anerbietungen ein, die freiwilligen Verwun⸗ detenpflege auf dem Kriegsschauplatze selbst zu organisiren.
Schweden und Norwegen. Stockholm, 5. Mai. (H. N.) Der König wird sich in der nächsten Woche nach Upsala begeben. Während des Sommers wird der König mehrere Wochen in Schonen Aufenthalt nehmen. Der Kron⸗ prinz beabsichtigt im Herbst eine längere Reise ins Ausland anzutreten. — Die Herzogin von Dalarne, welche im vorigen Jahre nach Neufchatel abreiste und sich dort den Winter aufgehalten hat, gedenkt in Neufchatel feste Wohnung zu nehmen und hat zu diesem Zwecke daselbst eine Villa er⸗ worben. — Der Königlich schwedisch⸗norwegische Minister am österreichischen Hofe, Graf Piper, ist zum Minister am großbritannischen Hofe ernannt worden. — Der Reichstag beschäftigte sich in seiner Sitzung vom 2. d. M. mit den An⸗ trägen wegen Aenderungen des Ausschankgesetze s. Die Erste Kammer nahm einen Vorschlag an, demzufolge aller Ausschank von Branntwein an Sonn- und Festtagen verboten sein soll. Beide Kammern bewilligten 150,900 Kr. für den Bau eines Universitätsgebäudes in Lund.
— (H. C.) Das Kanonenboot „Blenda“ soll dem⸗ nächst nachdem Mittelmeer absegeln, um die Korvette „Balder“, welche dort seit vorigem Herbst stationirt ist, abzulösen. Als Hauptstationsort wird Syra und als Zweck der Expedition die Einübung der Mannschaft angegeben. „Blenda“, die den König Oskar auf seiner letzten Reise nach Rußland begleitete, ist das größte Kanonenboot der schwedischen Marine und hat, wie das noch nicht ausgerüstete neue Kanonenboot „Disa“, eine Länge von 172 Fuß und ist mit einer 27 CEm-⸗Kanone von der Art der sogenannten panzerbrechenden Geschütze armirt.
Dänemark. Kopenhagen, 4. Mai. Unter den in neuester Zeit dem Könige zugegangenen Vertrauens— Adressen befindet sich eine solche aus dem Amte Frederiks⸗ borg, welche 6902 Unterschriften trägt, und eine andere aus Spendborg mit 593 Unterschriften.
Asien. (Turk. Ztg.) Die In surrektien der Dun⸗ ganen ist bereits fast gänzlich unterdrückt. Furchtbar haben die Insurgenten durch diesen Kampf gelitten: sie sind gänzlich verarmt, haben ihr Hab und Gut verloren und sind daher gen bthigt, zu Räubereien ihre Zuflucht zu nehmen. So mel⸗ den Nachrichten aus Ssemipalatinsk vom 9. Fehruar, daß auf der Straße von Gutschen drei Dunganen-Banden ihr Wesen treiben und große Verheerungen anrichten sollen.
Der russisch⸗türkische Krieg.
St. Petersburg, 7. Mai. (W. T. B.) Gerüchtweise ver⸗ lautet aus Alexandrapol von gestern, die Türken kon⸗ zentrirten ihre von Erzerum kommenden Truppen bei Saganlugh (wohl der auf der Handtke'schen Karte „Sagan“ genannte Ort, auf der Straße von Erzerum nach Kars, unge⸗ fähr auf der Hälfte des Weges. D. Red.) — Aus Poti von gestern wird gemeldet: Das türkische Geschwader hat sich
getheilt, ein Theil desselben ist in Sicht von Poti geblieben, ein anderer Theil ist nach Fort Nicolai abgegangen, von woher gestern eine Kanonade hörbar war. Ein englischer Dampfer verließ bei nächtlicher Weile die Rhede von Poti und entkam glücklich ins offene Meer, obschon er von den bei Poti befindlichen türkischen Monitors ver⸗ folgt wurde. — Aus Ssurgeti (Georgien) lrussische Stadt nahe der Grenze. D. Red.) vom 5. d. wird berichtet: Die
Riona⸗Abtheil ung der Kaukasusarmee bleibt auf den Gestern wurden Rekog⸗ noszirungen in der Richtung nach dem Meere zu und nach
Höhen von Muhaestate stehen. Legwa hin vorgenommen, deren Ziel die Räumung der Walder vom Feinde war. Tschurukfü (Ort an der Mündung des gleichnamigen Flusses) ist von den türkischen Truppen geräumt, wird aber von sieben türkischen Schiffen geschutzt. Ünsere Truppen wurden bei ihrer Annäherung mit Schüssen von den Schiffen empfangen. Auf den Höhen von Legwa wurde eine Verschanzung der Türken vorgefunden, letztere wurden von unseren Truppen beim ersten Angriff geworfen.
— (W. T. B Die Antwort Englands auf das russische Cirkular ist heute dem Kaiser vorgelegt worden. — Die Korrespondenz der „Agence Russe“ bemerkt, daß die Besorgnisse, welche man in England vor künftigen Verwickelungen hege, was Rußland anlange, un begrün⸗ det seien. Rußland bedrohe nirgends die englischen Inter⸗ essen. Hinsichtlich Serbiens glaubt die genannte Korrespon⸗ denz, daß dasselbe eine strikte Neutralität bewahren werde.
— 8. Mai. (W. T. B.) Das „Journal de St. Pẽéters⸗ bourg“ bemerkt bei Veröffentlichung der Antwort Lord Derby's auf das Eirkularschreiben des Fürsten Gortschakoff, russischerseits werde darauf keine Antwort erfolgen.
Flos kau, 7. Mai. (W. T. B.) Das hiesige Slaven⸗ Comité hat einen Aufruf an seine Emissäre erlassen, um in den slavischen Gebieten, welche die russischen Truppen inne haben, neues nationales Leben in geistiger, ins Spezielle kirchlicher und materieller Beziehung zu wecken. .
Konstantinopel, 7. Mai. . (W. T. B.) Der fran⸗ zösifche Militär⸗Attaché begiebt sich im Laufe dieser Woche nach Schumla, um den militärischen Operationen bei⸗ zuwohnen. — Die Kammer hat die Gesetzvorlage über Verhängung des Belagerungszustandes genehmigt; es soll derfelben demnächst eine weitere Vorlage wegen eines NMoratoriums unterbreitet werden. — Heute hat ein großer Kriegsrath unter dem Vorsitz des Kriegs⸗Ministers stattgefunden.
Bukarest, 7. Mai. (W. T. B.) In der letzten Nacht bombardirten die Türken den Hafen von Beket und schossen 5 englische und mehrere andere Schiffe in den Grund. —Baschibozuks plünderten auf dem diesseitigen Ufer der Donau mehrere Ortschaften und gingen dann mit ihrer Beute über die Donau zurück. — Der Großfürst Nikolaus wird hier erwartet.
— 7. Mai. (W. T. B.) Der Fürst nahm heute die vom Senate beschlossene Adresse entgegen, wies dabei auf die von den Türken gegen die Hafenplätze, Schiffe, offenen Städte und gegen die e bl hen Bewohner Rumäniens be⸗ gangenen Feindseligkeiten hin und fügte hinzu, gegenüber einer solchen aggressiven Haltung werde die rumänische Regierung zwar nicht die erforderliche Vorsicht, aber auch nicht die Energie verleugnen, welche beide Kammern ihr zur Pflicht ge⸗ macht hätten. Er sehe jedoch zu seinem tiefen Bedauern vor⸗ aus, daß alle Mäßigung der rumänischen Regierung nichts nützen werde. In diesem Falle werde die Regierung Gewalt mit Gewalt zurückweisen, denn dieselbe habe die Pflicht, das Land zu vertheidigen.
Wien, 7J. Mai. (W. T. B.) Nach einer Meldung der „‚Politischen Korrespondenz“ aus Bukarest befindet sich in dem von den Türken bombardirten Beket, sowie in dem ebenfalls beschossenen Oltenitza kein Mann Besatzung.
— 8. Mai. (W. T. B.) Die Türken haben, einer Meldung der „Presse“ zufolge, auf der unteren Donau ein Triester Getreideschiff, welches unter österreichischer Flagge fuhr, mit Beschlag belegt. Die Triester Seebehörde hat deshalb Reklamation erhoben.
London, 7. Mai. (W. T. B.) Im Unterhause er— widerte Schatzkanzler Northeote auf eine Anfrage Hubbards, der englische Geschäftsträger in Konstantinopel, Layard, sei wegen der bei der Bank von England in Betreff der tür ki⸗ schen Anleihe von 18654 hinterlegten Gelder neuerdings vorstellig geworden. Bei der folgenden Berathung der Gladstone'schen Resolutionen erklärte Gladstone, daß er ein Amendement Trevelans zur zweiten Re⸗ solution des Inhalts: Die Kammer ist der Ansicht, daß die Pforte durch ihr Verhalten gegen ihre Unter⸗ thanen und durch die Verweigerung von Garantien für eine bessere Verwaltung jeden Anspruch auf die materielle und moralische Unterstützung der britischen Krone verloren hat, acceptire. Auf die dritte und vierte Resolution wurde von Glabstone selbst verzichtet. Der Führer der Opposition, Hartington, äußerte sich hierauf dahin, daß seine Partei nunmehr allgemein die Resolutionen werde unterstützen können. Schatzkanzler Northéote erklärte sich mit der Be—⸗ rathung der Resolutionen auf der nunmehrigen neuen Basis einverstanden. . .
Nach einer zweistündigen Debatte, in welcher wiederholt Vertagung beantragt, aber abgelehnt wurde, nahm Glad⸗ stone das Wort, um auszuführen, daß kein Kapitel der eng⸗ lischen Geschichte so beklagenswerth sei, wie dasjenige der letzten 13 Monate. Die Antwort Lord Derby's auf das Eir—⸗ kularschreiben Fürst Gortschakoffs, die die Gefühle und An⸗ sichten des Landes nicht wiedergebe, wage es, für Rußland einen Vorwurf daraus herzuleiten, daß es sich zum Organe feierlicher Entschließungen gemacht habe, Die Türkei habe seit dem Krimkriege nichts gethan, um die Lage des Landes zu verbessern, im Gegentheil sei diese Lage viel schlechter geworden. Die Interessen Englands schwebten in großer Gefahr, man könne darüber nicht sicher sein, ob die Orientfrage nicht durch Rußland oder DOesterreich eine gesonderte Lösung erfahre. Gladstone schloß seine Rede mit einem beredten Hinweis auf die heilige Sache der unterdrückten Christen im Orient. Der Deputirte Wolff beantragte die Ablehnung der Gladstone⸗ schen Anträge, die nur darauf abzielten, der Regierung Schwierigkeiten zu bereiten. Croß trat für die Regierung ein und hob hervor, daß Rußland die Verantwortung dafür trage, daß die einheitliche Aktion Europas aufgehört, habe. Englands Bemühungen seien darauf gerichtet, den Krieg zu sokalisiren und die Neutralität zu bewahren. Wenn der Kaifer von Rußland seinem Worte treu bleibe, daß er Kon—
stantinopel nicht angreifen werde, komme ein Konflikt mit den englischen Interessen überhaupt nicht in Frage. Die Be⸗ rathung wurde hierauf auf morgen vertagt.
— (W. T. B.) Dem „Bureau Reuter“ wird aus Er⸗ zerum vom 5. d. gemeldet: Der rechte Flügel der Russen marschirt auf Genles und Tehildes, in der augenscheinlichen Absicht, die zweite Vertheidigungslinie der Türken bei Soghanle zu umgehen. Der linke russische Flügel forcirt die Passage von Bajazid über Surikoy. Das Cen⸗ trum der russischen Armee scheint in der Ebene von Kars das Resultat dieser Operationen abwarten zu wollen. Das Wetter bessert sich.
— „Hirsch's T. B.“ theilt folgende Telegramme mit:
St. Petersburg, 7. Mai. Es wird ein zweites Eisen⸗ bahn-Bataillon aus Hörern der Ingenieur und Eisen⸗ bahnkurse gebildet. Dasselbe wird nach dem Ueberschreiten der Donau die Eisenbahnlinie zwischen Rustschuk und Varna in die Hand nehmen.
Belgrad, 7. Mai. Die serbische Regierung er⸗ llärt jetzt offiziell ihre vollständige Neutralität und machte die bereits angeordnete Mobilmachung eines Theils der Milizen wieder rückgängig. .
Kischenew, 7. Mai. General Tschernajeff hat einen höheren Posten im Generalstabe der aktiven Armee erhalten und bereits angetreten. .
Konstantinopel, 4 Mai. Der W. „Presse“ wird von hier gemeldet: Bei dem letzten parlamentarischen Diner, wel⸗ ches der Großvezier gab, erklärte derselbe den anwesenden Deputirten, daß die zum Kriegführen nöthigen Geld⸗ mittel hinlänglich vorhanden seien und hoffe er, daß in dem bevorstehenden Kampfe auch Griechenland neatral bleiben werde.
— Dem „W. Fremdenbl.“ wird gemeldet:
Konstantinopel, 6. Mai. Ein Theil der ägypti—⸗ schen Hülfstruppen bleibt in Varna in Garnison zurück, während der andere Theil mit dem Prinzen Hassan nach dem Kriegsschauplatze an der Donau abgehen soll. Binnen Kurzem trifft dann hier auch der in Europa zum Kurgebrauche gewesene ägyptische Kriegs-Minister Ratib Pascha ein, der seine Heimreise dazu benutzen will, um mit der Pforte wegen der späteren Kompletirung dieser Hülfs— truppen Rücksprache zu pflegen.
— Die Pforte hat die bulgarischen Exarchen Msgr. Anthimos, und den Musteschar . Effendi (einen durch seine Loyalität, bekannten Bulgaren) plötzlich abgesetzt.
— Der „St. Pet. Her.“ vom 6. bringt folgende Tele— gramme:
Wien, 4. Mai. Wie das „N. W. Tageblatt“ meldet, soll Fürst Carl von Rumänien den Aberbefehl über das diesseits der Aluta konzentrirte, aus rumänischen und russischen Truppentheilen gebildete Armee-Corps übernehmen.
Eettinje, 4. Mai. Aus Rücksicht auf Oesterreich wird Fürst Nikita nur in Albanien, nicht in der Herzegowina die Offensive ergreifen.
Belgrad, 4. Mai. General Fadejew ist nach Ausfüh— . seiner Mission in Belgrad gestern nach Jassy ab—
ereist. ; Bukarest, 4. Mai, Abends. Der serbische Vertreter Magazinowitsch ist in besonderer Mission in Bukarest an— gekommen.
Belgrad, 5. Mai. Der serbische Ministerrath ver— handelte gestern über die Mobilisirungsfrage. Die Drina— grenze soll besetzt werden.
Dasselbe Blatt meldet weiter nach einer Mittheilung der Internationalen Telegraphen⸗Agentur:
Tiflis, 2. Mai. Am 16., 17. und 18. April führte unsere Kavallerie unter Tschawtschawadse eine weite Rekognoszirung südlich von Kars aus. Einzelne Abtheilungen erreichten Litschagirt, wo es ihnen gelang, die kelegraphische Verbindung in einer Ausdehnung von 10 Werft zu zerstören. Acht türkische Bataillone, welche am 16. April von Kars nach Erzerum marschirten, wurden von unserer Rei⸗ terei verfolgt. Dabei war die Bewegung der Türken einer Flucht ähnlich. Die Türken ließen die Nachzügler zurück und verloren Gepäck und Patronenkasten. Am 18. April hatte unsere Kavallerie ein zweistündiges Artilleriegefecht mit einer feindlichen Abtheilung, welche, 8 Bataillone stark, mit Feldartillerie, aus der Festung gus— rückte. Dem Feinde wurde eine Kanone demontirt. Die Einwohner verhalten sich unseren Truppen gegenüber freundschaftlich, Eine ge. Anzahl derselben äußert den Wansch, in russische Dienste zu reten.
— Der Tagesbefehl des Höchstkommandirenden im Kaukasus, Großfürst Michael, datirt Tiflis, 12. April, lautete:
Truppen der Kaukasischen Armee!
Der Herrscherwille Sr. Majestät des Kaisers ruft Euch jetzt zur Vertheidigung der Ehre und Würde unseres Vaterlandes mit den Waffen auf.
Hinter Euch — der frühere Ruhm der Kaukasischen Truppen; vor Euch — die mit dem Blut Eurer Väter und Bruder befleckten Felder und Festungen!
Vorwärts! Mit Gott, Herrscher! J
Der Ober-Kommandirende der Kaukasischen Armee, General⸗Feldzeugmeister Michael.
— Vom Kriegsschauplatze schreibt die W. „Presse“ vom 7. :
„Die Unverläßlichkeit der offiziellen türkischen Siegesdepeschen über die Vorgänge in Armenien nimmt bereits einen geradezu er; heiternden Charakter an. Nachdem Moukhtar Paschg am 1. Mai gemeldet hatte, daß er gezwungen worden sei, sich mit einem Theile der Garnifon von Kars drei Meilen gegen Erzerum nach Jerdis (Ardost) zurückzuziehen, berichtet er am 3. Mai, daß in Folge der letzten Gefechte bei Kars die Russen ihr Lager um acht Meilen zurückverlegen mußten und jetzt bei Ardahan kampiren. Dort die Ruffen anzugreifen, habe Moukhtar Pascha. noch, nicht für gut befunden. Dem plötzlichen Siegesbewußtsein, welches in dieser Depesche niedergelegt ist, müssen wir es zu Gute halten, wenn die Berechnung der rufsischen Rückzugslinie auf acht Meilen mit allen über Armenien cirkulirenden verläßlichen Spezial⸗ karten in einem unleugbaren Widerspruche steht. Wurden die Russen bei Kars geschlagen, fo haben sie sich wahrscheinlich dahin zurück gezogen, woher sie gekommen sind — nämlich gegen Alexandrapol, wohln aber kaum etwas mehr als sieben Meilen sind. Freilich be— hauptet Moukhtar Pascha, daß die Russen gegen das von elf türki⸗ schen Bataillonen besetzte Ardahan, also in eine Art von Kreuz⸗ feuer zurückgedrängt feien, was so viel bedeutet, daß sie von ihrer naturgemäßen Rückzugslinie abgedrängt worden sind. Nach
dahan sind allerdings gute acht Meilen, aber wir Tauben nicht, daß die Russen diese Strecke auf schlech⸗ ken, beschneiten Hochgebirgsstraßen in zwei Tagen zurücklegen konnten, ohne ihren ganzen AÄrtilleriepark und Train bei Kars in den Händen“ der Türken zurückzulassen. Von solcher Beute spricht aber Moukthar Pafcha nichts, und die ganze Depesche scheint demnach eitel Humbug, gleich den Siegesdepeschen, welche Moukthar seinerzeit aus der Herzegowina nach Konstantinopel sendete. Die Folge solcher Nachrichten, welche fich auf den ersten Blick als faustdicke Unwahr⸗
für die Heimath und den großen
heiten entpuppen, ist, daß man selbst kleineren Siegen der Türken bei Batum feinen Glauben schenken kann. Nach den bisher aus Konstantinopel eingelaufenen offiziellen Telegrammen haben die Tür⸗ ken bei Batum schon fechsmal gesiegt, allerdings mit dem seltsamen Erfolge, daß die Russen trotzdem noch bei Batum stehen.“
— Wie der Korrespondent des „Daily Telegraph“ in Pera in einem Telegramm vom 3. d. meldet, sollen die Tür ken beschlossen haben, die Do brudscha zu räum en. Er fügt bei, daß die dort stehenden türkischen Truppen sich langsam zurückziehen auf eine in einem Kriegsrathe festgesetzte Vertheidigungslinie. Ferner melden die Korrespondenten der „Times“ und des „Standard“ in Bukarest übereinstimmend das Gerücht, daß die Türken Tultscha verlassen und ver⸗ brannt haben und zwar wegen der Voraussetzung, daß die Russen an dieser Stelle die Donau überschreiten und den Platz besetzen wollen. Ferner will der „Standard“ Korrespondent in Bukarest erfahren haben, Hobart Pascha habe Befehl ge⸗ geben, die Brücke von Barboschi zu zerstören, es sei aber nicht gelungen. Mit allen diesen Nachrichten in Widerspruch be⸗ hauptet dagegen der Korrespondent de „Daily News“ in Kischeneff, daß die Türken eben deshalb, weil sie den Donau⸗Uebergang der Russen unten in der Dobrudscha er⸗ warten, ihre Streitkräfte in aller Eile von Widdin herabziehen und die ganze Linie gegen die Mündung der Donau vor— schieben.
— Ueber die Vertheilung der türkischen Trup⸗ pen bringt der „R. Inw.“ nach den letzten Nachrichten fol⸗ gende Mittheilungen:
Von der Eröffnung des Krieges an standen auf dem Kriegs⸗ schauplatz an der Dongu 189 Bataillone Infanterie, 54 Escadrons Kavallerie und 108 Feldgeschütze. Von den 189 Bataillonen Infan—⸗ terie sind 103 Nizams und 86 Redifs.
In der Festung Widdin stehen von den aufgezählten Truppen 72 Bataillone, 18 Eskadrons und 102 Geschütze; in Loma — 2 Ba⸗ taillone; in Rachow — 2 Bataillone; in Nikokgol — 3; in Sistowo — 3; in Turtukai — 3; in Rustschuk — 16 Bataillone, 12 Es ca⸗ drons und 18 Geschütze; in Silistria — 22 Bataillone und 12 Ge⸗ schütze; in Tultscha — 3 Bataillone; in Issaktscha — 3; in Matschin — 2; in Mebfhidie — 2; in Tschernowody — 2; in Babadag — 2 Batalllone; außerdem in Kustendshe — 1; in Varna — 16 Bataillone und 54 Geschütze; in Schumla — 13 Bataillone, 6 Escadrons und 78 Geschütze; in Tirnowo und Razgrad — 3 Bataillone; in Sofia — 14 Bataillone, 3 Escadrons und 6 Geschütze. Redifs befinden sich fast ausschließlich in Widdin und Sofia. In der Herzezowing: 49 Bataillone Infanterie und 27 Geschätze; in Bosnien: 41 Bataillone, 6 Escadrons und 42 Geschütze; in Al⸗ banien: 33 Bakaillone und 30 Geschütze; in Epirus und Thessalien; 15 Bataillone, 7 Escadrons und 13 Geschütze; auf Kreta: 14 Bataillone mit 24 Geschützen. Im Ganzen kann man in der euro⸗ päischen Türkei ca. 348 Bataillone, 67 Escadres und 410 Geschütze rechnen. Die Kemmandirenden der Abtheilungen sind: in Tultscha — General⸗Major Ali⸗Pascha; in Silisttria — General Lieutenant Selim-Pascha; in Rustschuk — General⸗Lieutenant Tair-Pascha; in Rikopolis — General⸗Lieutenant Fesli⸗Pascha; in Widdin — General Oeman-⸗-Pascha; in Barna — Raschid⸗Pascha; in Schumla — General Achmed⸗Ejub⸗Pascha.
Das W. „Fremdenbl.“ vom 7. schreibt: Es dürfte noch einige Zeit vergehen, bis die Ne utralitäts⸗-Erklä— rung der österreichisch-ungarischen Monarchie er⸗ scheinen wird, alle über deren Inhalt in die Oeffentlichkeit ge⸗ drungenen Mittheilungen beruhen auf Kombination. Ebenso ist die Meldung, wonach das Wiener Kabinet gegen die durch den Krieg bewirkte Hemmung des Verkehrs auf der unteren Donau Protest erhoben hätte, eine tendenziöse Erfindung. Allerdings wird Sorge dafür getragen werden, die beiden kriegführenden Theile davon zu verständigen, daß der jetzige Zustand von österreichisch-ungarischer Seite nur als ein exzep⸗ kioneller angesehen werden Und daß aus demselben keinerlei Schlußfolgerungen, die für die freie Schiffahrt auf der Donau in Hinkunft präjudizirlich sein könnten, gezogen wer— den dürfen.
Nr. 4 des „Ministerial⸗Blatts für die gesammte innere Verwaltung in den Königlich preußischen Staaten“ hat soigen—⸗ den Inhalt: Cirkular, die Bestellung eines Kommissarius für die mündliche Verhandlung in Verwaltungsstreitsachen vor dem Ober⸗ Verwaltungsgericht betreffend, vom 1. März 1877. — Verfügung, die Erledigung von Konzessionssachen, deren Entscheidung durch das Kompetenzgesetz auf eine andere Behörde übertragen ist, betreffend, vom 10. Bezember 1876. — Cirkular, die Bekanntmachung der von dem Provinzial⸗Landtage beschlossenen statutarischen Anordnungen be⸗ treffend, vom 17. Januar 1877. — Verfügung, die Unzulässigkeit der Bewilligung von Tagegeldern und Reisekosten an die, zu den Funktionen als Beisitzer bei Ermittelung des Wahlergebnisses be⸗ rufenen Wähler betreffend, vom 4. April 1877. — Verfügung, die Unzulässigkeit der Erstattung von Kanzleigebühren in den bei den Regierungen bearbeiteten Enteignungssachen der Privateisen bahnen betreffend, vom 1. März 1877. — Verfügung, die Gültigkeit von Auktionsprotokollen auch ohne Unterschrift der Bieter betreffend, vom 31. März 1877. — Cirkular, die von Standesheamten auszu⸗ stellenden Bescheinigungen über das erfolgte Aufgebot Der⸗ jenigen, welche vor einem anderen Standesbeamten die Ehe schließen wollen, betreffend, vom 17. März 1877. — Firkular, die Einführung eines einheitlichen Papierformats betreffend, vom 9. März 1877. — Cirkular, Einführung des einheitlichen Papier⸗ formats auch bei den Kreis⸗ und Lokalbehörden betreffend, vom 12. März 1877. — Verfügung, die Vorladung von Eisenbahn-, Polizei⸗ oder Betriebsbeamten zu Terminen, mit Vorwissen, oder durch Vermittelung des Vorgesetzten des Vorzuladenden betreffend, vom 14. März 1877. — Verfügung, die Remunerirung von, zur Probedienstleistung bei den Civilbehörden abkommandirten Militär⸗ personen Seitens dieser Behörden betreffend, vom 31. Januar 1877. — Cirkular, die Dauer der Gewährung von Erziehungsgeldern für Söbne verstorbener Beamten betreffend, vom 16. März 1377. — Erkenntniß des Ober⸗Verwaltungsgerichts, wegen Zuständigkeit der Amtsvorsteher in Betreff der Schulunterhaltungskosten, vom 13. Januar 1877. — Eirkular, die strafrechtliche Verfolgung wegen Führung eines von einer amerikanischen Universität erkauften Doktor⸗-Titels betreffend, vom 8 März 1877. — Cirkular, Auslieferungen nach, Belgien be⸗ treffend, vom 20. Februar 1877. — Verfügung, die Zuständigkeit der Polizeibehörden bei Erlaß von Anordnungen, welche auf Unter⸗ drückung der Rinderpest Bezug haben, betreffend, vom H. Februar 1877. — Eirkular, die Umzugs kosten vergütungen für die Land⸗ Gens d'armerie betreffend, vom 4. April 1877. — Verfügung, die n,, der Klage wegen verweigerten Legitimationsscheins zum Gewer zebetrieb im Ümherziehen bei dem Bezirksverwaltungsgerichte betreffend, vom 10. März 1877. — Cirkular wegen der Bestimmungen zu 3a. —f. und 4. Abfatz Rund 3 an die Königlichen Regierungen und Landdrosteien der übrigen Provinzen, Abänderungen der Ausführungs⸗Instruk⸗ tion zur Gewerbeordnung betreffend, vom 28. März 1877. — Allgemeine Verfügung, die Stempelfreiheit der den Beamten zur Üebernahme von Vorimundschaften zu ertheilenden Genehmigungen betreffend, vom 20. Januar 1877. — Cirkular, die Ausführäng des Gesetzes wegen anzufertigen der neuer Stempelsorten betreffend, vom 10. März 1877. — Cirkular, die Festsetzung von Strafen gegen Ersatz⸗Reservisten wegen Verstöße gegen die Kontrolvorschriften be⸗ treffend, vom 29. Januar 1877.