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Verordnung, den Verkehr mit Giften betreffend, heute im „Gesetz und Verordnungsblatt“ publizirt werden.
Mecklenburg. Schwerin, 109. Mai. Gestern ist die Verordnung „zur Ergänzung der Verordnung vom 27. Ja⸗ nuar 1851, betreffend Versammlungen und Vereine zu politischen Zwecken“, erschienen. Die 8 Verordnung wird dahin abgeändert, daß auch Reichstagswahlvereine oder mit Genehmigung des Ministeriums des Innern gebildete politische Vereine ihre Statuten und Verzeichnisse der Mitglieder und des Vorstandes einzureichen haben. Oeffentliche politische Ver⸗ sammlungen entsprechender Art sollen 24 Stunden vor dem Beginne, unter genauer Angabe des Ortes, der Zeit und des
weckes und eventuell unter Vorlegung der ministeriellen Er⸗ aubniß der Ortspolizeibehörde angemeldet werden. Oeffent⸗ liche Versamm lungen unter freiem Himmel sind untersagt, ebenso die Theilnahme Bewaffneter (mit Ausnahme der im Dienst befindlichen Polizeibeamten und Gensd'armen), weib⸗ licher Personen, von Schülern und Lehrlingen. Die Verord⸗ nung enthält ferner Bestimmungen über die Aufsicht, die Schließungsbefugniß und die Strafen. — Eine Bekannt⸗ 2 des Großherzoglichen Ministeriums des Innern er⸗ innert die Behörden daran, daß für sämmtliche Staaten des ehemaligen Deutschen Bundes der Beschluß der Deutschen Bundesversammlung vom 2. Juli 1863, nach welcher keine Vergütung der durch die Auslieferung von Deserteu— ren entstehenden Kosten gegenseitig zu gewähren ist, noch in voller Geltung besteht.
— 11. Mai. Der Großherzog und die Großherzo⸗ gin sind gestern Abend von hier zum Besuch und zur Ge— burtstagsfeier der dort weilenden Großfürstin Marie Pau— lowng nach Vetaux bei Vevey abgereist. Die Wiederabreise der Allerhöchsten Herrschaften von Vetaux wird am 23. d. Mts. erfolgen.
Sachsen⸗Coburg⸗Gotha. Gotha, 9. Mai. (Weim. Ztg.) Der Spezial-Landtag erklärte sich in seiner heu⸗ tigen Sitzung nach Antrag der Kommission gegen die regie— rungsseitig eingebrachte Gesetzesvorlage, nach welcher an Stelle der bisherigen fakultativen Fortbildungsschulen obligato— rische treten sollten.
Lübeck, 9. Mai. Gestern starb nach mehrjährigen Leiden der Rath am hiesigen Ober-Appellationsgericht für die drei Hansestädte, Dr. Ernst Wilhelm Louis Carl Zimmer⸗ mann, 65 Jahre alt.
DOesterreich⸗ Ungarn. Wien, 12. Mai. Die „Presse“ schreibt: „Die „Augsb. Allgem. Itg.“ reproducirt eine Mel⸗ dung der Berliner „Tribüne“, derzufolge Graf An drassy vor Kurzem ein Rundschreiben an die Mächte hätte ge— langen lassen, in welchem die Ziele der österreichischen Orient— politik dargelegt worden seien. Der Inhalt dieses Rund⸗ schreibens, sowie die erwähnten Ziele werden sogar punkt⸗ weise angeführt. Wir halten es nicht für nöthig, auf die Sache e . einzugehen und wollen uns somit auch die Er— örterung der einzelnen Zielpunkte ersparen, da uns von zu⸗ verlässiger Seite gemeldet wird, daß die Nachricht von dem Rundschreiben ganz und gar grundlos ist. Es ist nicht richtig, daß das Auswärtige Amt ein Schriftstück dieser oder ähnlicher Art erlassen hat und es war dies wohl auch nicht nöthig, da die wahren Ziele der österreichischen Politik erst kürzlich bei Gelegenheit der Interpellations-Beantwortung in den Parlamenten zu Wien und Pest verständlich vor aller Welt dargelegt worden sind.“
— 14. Mai. (W. T. B.) Die Regnikolar⸗Depu⸗ tation hat sich konstituirt und den Grafen Wrbna zum Obmann, den Deputirten Hopfen zu dessen Stellvertreter ge⸗ wählt. Vom Finanz⸗-Minister wurde der Deputation der Ent— wurf des Quotengesetzes vorgelegt, wie solches von der österreichischen und der ungarischen Regierung vereinbart worden ist. — Der russische Agent Wesselitzky ist hier eingetroffen.
Pest, 14. Mai. (W. T. B.) Im Unterhause erklärte der Minister⸗Präsident Tisza in Beantwortung der Interpellation Iranyi's, betreffend die Vorlage der auf die orientalische Frage bezüglichen Aktenstücke, daß dieselben seinerzeit den Delegationen vorgelegt werden würden. — Auf die Interpellation des Abg. Esatar über die Bekehrung von Katholiken in Kongreß-Polen entgegnete Tisza, es sei nicht die Aufgabe der Regierung, sich in die Angelegenheiten fremder Staaten zu mischen. Eine solche Erinnerung wäre eine Absurdität. Auf eine be⸗ zügliche Interpellation, betreffend die in Ugram bei der Anwesenheit des Erzherzogs Albrecht kürzlich vorge— kommene Demonstration erwiderte Tisza, Erzherzog Albrecht sei in Agram offiziell empfangen worden. Eine vor dem Hotel aufgestellte nicht militärische Kapelle habe mehrere Stücke gespielt, darunter auch ein Musikstück, welches von einigen Personen irrthümlicher Weise für die russische Natio— nalhymne gehalten worden sei. Die kroatische Studentenschaft habe dem Erzherzog eine Adresse überreichen wollen, welche dieser jedoch nicht entgegennahm. — Das Haus nahm sämmt— liche Antworten zur Kenntniß.
Großbritannien und Irland. London, 12. Mai. 8 C) Die Königin hat genehmigt, daß zur künftigen auptstadt der Fiji⸗Inseln Suva, auf der Südkuͤste der Insel Viti Levn gelegen, erwählt werde. — Gestern früh starb plötzlich an einem Herzleiden der Vertreter des ältesten unter den vorhandenen englischen und irischen Adelsgeschlech⸗ tern, Charles John Talbot, Earl of Shrewsbury, Mit⸗ glied des Geheimrathes, geboren 1839. Er vertrat Stafford im Unterhause von 1857 —1859 und South-Staffordshire von 18569 — 1855. Im Jahre 1868 ward er wieder in das Unter— haus gewählt und zwar für Stamford, erhielt jedoch in dem— selben Jahre durch den Tod seines Vaters einen Platz im Hause der Peers. Der Vater, als Earl Talbot bekannt, ward vom Oberhause in der Führung der anderen Titel, so⸗ wie in dem Amte eines „Lord High Steward of Ireland“ be⸗ stätigt. Der neue Peer ist 17 Jahre alt und hieß bis jetzt Viscount Ingestre.
— (A. A. C.) Die Panzerfregatte „Sultan“, deren Befehlshaber der Herzog von Edinburgh ist, verließ am 9. d. M. Malta und ging nach Kreta und dem Suezkanal ab.
. 14. Mai. (W. T. B. Im Unterhause bestätigte der Unter ⸗Staatssekretär Lowther die Annexion der Trans⸗ vaalschen Republik.
der höheren Verwaltung. — Der Antrag der Herren de Marcere, Leblond und Laussedat betreffs der Abaände⸗ rung des Reglements der Kammer lautet nach der „Köln. Ztg.“, wie folgt: S. J. Das Kapitel 13 des bestehenden Reglements der Kam⸗ mer wird abgeschafft und durch das Kapitel 13 des Reglements der Nationalversammlung vom 13. Februar 1871 ersetzt. S. 2. Es wer⸗ den jedoch die §§. 115, 119 und 120 des 1 Reglements folgendermaßen abgeändert: 5. 115. Es wird zur Ordnung gerufen mit Eintragung ins Protokoll jeder Deputirte, der in der nämlichen Sitzung schon einmal zur Ordnung gerufen worden. 5§. 119. Die Censur wird ausgesprochen gegen jeden Deputirten (I., 2., 3. wie im Reglement von 1871) 4, welcher an einen oder mehreren seiner Kol⸗ legen oder an ein Mitglied der Regierung Beleidigungen, Heraus⸗ forderungen oder Drohungen richtet. 5. 120. Die Cenfur, mit zeit⸗ weiliger Ausschließung aus dem Lokak der Sitzungen, wird ausge⸗ sprochen gegen jeden Deputirten, der 1) sich der einfachen Censur widersetzt, 2?) in öffentlicher Sitzung die Gewaltthätigkeit anruft oder zum Bürgerkrieg oder zur Verletzung der Verfassung anreizt, 3) sich Schmähungen gegen die Versammlung, einen Theil der Versamm⸗ lung oder den Präsidenten derselben zu Schulden kommen läßt; 4) sich der Beschimpfung des Präsidenten der Republik, des Senats oder der Regierung schuldig macht.“ — 13. Mai. (Fr. C. Der Senat hat eines seiner angesehensten, una gn Mitglieder verloren: Ernst Picard, ist heute früh im Alter von 56 Jahren nach kurzer Krankheit gestorben. Advokat am Pariser Apellhofe und Doktor der Rechte wurde er im Jahre 1858 zum ersten Male von der hauptstädtischen Opposition in den gesetzgebenden Körper gewählt und bildete dort mit Jules Favre, Ollivier, Darimon und Henon jene „Fünf“, welche zuerst der Regierung des Kaiserreichs — Zwei von ihnen gingen in der Folge zu dem Gegner über, der dritte starb während der Kriegsereignisse von 1870.71 in Lyon, seinem engeren Wir⸗ kungskreise, und nur Jules Favre und Ernst Picard gelangten mit dem 4. September an die Spitze der Geschäfte. Picard, in seinen politischen Ideen sehr gemäßigt, wurde Finanz— Minister der Regierung der Landesvertheidigung, stand dann dem Herrn Thiers vom 19. Februar bis zum 31. Mai 1871, also während der ganzen Dauer des Kommuneaufstandes, als Minister des Innern zur Seite und vertauschte endlich diesen Posten mit dem eines Gesandten in Brüssel, welches Amt er wiederum sogleich nach dem Ende der Praäͤsidentschaft des Herrn Thiers (24. Mai 1873) niederlegte. In den Senat gelangte der Verstorbene als eines der 75 von der National⸗ versammlung auf Lebenszeit gewählten Mitglieder. — In den Salons des Unterxichts-Ministers Waddington fand gestern zu Ehren des Kaisers und der Kaiserin von Brasilien eine große, von den Spitzen der Pariser Gelehrtenwelt, des diplomatischen Corps sowie der amtlichen und parlamentarischen Kreise besuchte Soirée statt, zu welcher auch der Marschall Mae Mahon und seine Gemahlin erschienen waren. Künstler der großen Oper und des Theatre francais boten der Gesellschaft eine gewählte musikalisch⸗dramatische Unterhaltung. — Mit dem ,, Tage werden zwei bonapartistische Organe, die „Nation“ und der „Ordre“, in eines verschmolzen, welches unter dem Titel: „L'Ordre et la Nation“ als Abendblatt erscheinen wird. . — Eöln. Ztg.) Die ehemalige Kaiserin Eugenie ist in Madrid angekommen. — 14. Mai. (B. T. B.) . Auf Ersuchen des Erz⸗ bischofs Dupanloup, welcher die Wünsche des größten Theils der französischen Bischöfe zum Ausdruck brachte, hat die Rechte des Senates ihre Absicht aufgegeben, die Re⸗ gierung wegen der Folgen der durch die Deputirtenkammer hinsichtlich der klerikalen Umtriebe angenommenen Tages— ordnung zu interpelliren.
Spanien. Madrid, 10. Mai. Die „Gaceta“ vom 8. d. M. veröffentlicht den Gesetzentwurf, welcher die EGffektivstärke des stehenden Heeres für das Jahr 1877,78 festsetzt. Durch den ersten Artikel wird das Heer der Halb— insel auf 190000 Mann festgesetzt. Der 2. Artikel bestimmt, daß die Stärke der Armee fur Cuba in der Zahl festgestellt werden soll, welche die Regierung zur möglichst baldigen Unter⸗ drückung des gegenwärtigen Aufstandes für nöthig hält. Die fffektivstärke der Armee für Porto⸗-Rico wird auf 4271 Mann, für die Philippinen auf 195911 Mann festgesetzt.
Bilbao, 12. Mai. (Ag. . Die Delegirten sind nach Madrid abgexreist. Sie überbringen dem König eine Bittschrift der Provinz Biscaya, welche im Interesse des Landes die Zurücknahme des Dekrets vom 5. Mai nachsucht.
Italien. Rom, 14. Mai. (W. T. B.) Die Depu⸗ tirtenkammer hat den Antrag Bertani's, die Verwaltung der Civilliste unter die Kontrole des Parlaments zu stellen, abgelehnt, dagegen den Gesetzentwurf, betreffend die Modi⸗ fikationen der Eivilliste mit 202 gegen 56 Stimmen an⸗ . — Graf Corti ist nach Konstantinopel ab⸗ gereist.
Rumänien. Bukarest, 10. Mai. Der gestrige „Mo⸗ niteur“ veröffentlicht folgendes Gesetz, kraft dessen aus Ver— anlassung des gegenwärtigen Krieges die Verjährungen und Fristen gerichtlicher Akte unter gewissen Voraus— setzungen suspendirt werden:
Art. J. Die Fristen aller Verjährungen und Peremptionen, sei es in Civil⸗ oder Handelssachen; die Fristen für Hypothekeneintragungen oder für Erneuerung derselben und für Bewirkung von Transskriptionen, sowie die Fristen für gewisse andere gerichtliche Akte, welche nach dem Ge⸗ ö. in einer bestimmten Zeit vollzogen werden müssen; in gleicher TFeise die Fristen, welche von dem Gesetze für Belangung vor irgend einer gerichtlichen Instanz festgesetzt sind, ohne Rücksicht auf die Natur des gegebenen Rechtsmittels, mag dasselbe ein ordentliches oder außerordentliches sein z endlich für die gerichtlichen Akte und Erkenntnisse jeder Art, in Civil sowohl als auch in Strafsachen, — werden für die Dauer des Krieges oder der Okkupation des Landes Seitens einer fremden Armee unter den folgenden Bedingungen und zu Gunsten der nachbe zeichneten Personen sumpendirt:
A. Für alle diejenigen, welche in einem Son einer fremden Armee im Ganzen oder nur theilweise belagerten oder besetzten Orte wohnen oder ihr Domizil haben.
b. Für diejenigen, deren gerichtliche Anträge gegen eine Person gerichtet sind, welche in einem Orte, hinsichtlich dessen die angegebe⸗ nen Bedingungen Platz greifen, wohnt oder anfässig ist. . 3 deren Anträge der Jusl l el einer gericht⸗ lichen Behörde unterliegen, welche sich in einem Orte befindet, der unter denselben ern , steht.
d. Zu Gunsten aller Militärpersonen, die sich unter den Fahnen befinden, sowie sämmtlicher Personen, welche in der Armee einen obli⸗ gatorischen Dienst thun. Es versteht sich von selbst, daß unter die Zahl der Letzteren auch die Freiwilligen gehören.
Art. II. Alle Personen, zu deren Gunsten diese Suspension ein⸗ tritt, werden — nach Aufhören der Ursache, welche die Suspension
n, ,, Paris, 12. Mai. Das „Journal officiel“ veröffentlicht einige neue Personalveränderungen in
begründet, zur Ausübung ihres Rechtes keine andere Frist haben, als
durch die bestehenden Gesetze ihnen gewährten Fristen, ihnen noch zu verbleibende 86 Diese Frist kann jedoch nicht kurzer als von einer monatlichen Dauer sein. .
Art. III. Der Zeitraum, an dem für jede gerichtliche Abthei⸗ lung der Kriegs, Okkupations⸗· und Belagerungszustand beginnt und aufhört, wird für jeden Ort Seitens der Regicrung duich ein im Amtsblatte veröffentlichtes Fürstliches Dekret festgestellt werden.
Es wird der Regierung anheimgestellt, falls die Okkupation oder Belagerung ein derartiges Dekret nothwendig machen, den Beginn des Kriegs, Okkupations⸗ oder Belagerungszustandes auf eine der Promulgation des Dekrets selbst vorhergehende Zeit festzustellen.
— Art. I7. Gegen Militärpersonen oder gegen irgend welche Per⸗ sonen, die in der Armee einen obligatorischen Dienst thun, wird, so lange dieselben unter den Waffen stehen, weder eine Ladung vor Gericht, noch ein Akt des Prozeßverfahrens oder der gerichtlichen Verfolgung, bei Strafe der Nichtigkeit, ergehen können.
Art. V. In Betreff aller anderen Personen werden die bereits eingeleiteten oder die einzuleitenden Prozesse, sei es in den an die Donaulinie grenzenden Orten, oder in solchen Orten, die im Innern des Landes liegen, sofern die Letzteren von der Regierung in Okku⸗ pations oder Belagerungszustand erklärt worden sind, nur in con⸗ tradiktorischer Weise abgeurtheilt werden können.
In gleicher Weise wird auch hinsichtlich des immobiliaren Zwangsverkaufes in den gedachten Orten verfahren werden.
Schweden und Norwegen. Stockholm, 12. Mei. (H. N.) In der gestrigen Sitzung des Reichstages begehrte die Regierung außer den ständigen Krediten einen solchen von 2 Millionen Kronen, welche event. zur Aufrechterhal⸗ tung der Neutralität verwandt werden sollen. Die Vor— lage wurde dem Staatsausschuß überwiesen, nachdem J. Rund⸗ back die Regierung um nähere Erklärung über die politischen
Verhältnisse gebeten, welche zu diesem Schritt Veranlassung gegeben haben.
Christ ignia, 16. Mai. (H. N.) Das ordinäre Armee⸗ Budget ist jetzt vom Militärcomité, welches eine Bewilligung von 6,080, 000 Kronen vorgeschlagen hat, erledigt worden. Im vorigen Jahre wurden zu ordentlichen Heeresausgaben 5,600,000 Kronen bewilligt, und die jetzt vorliegende Regie⸗ rungsproposition ging auf 6,340,000 Kronen aus. In der heutigen Sitzung des Storthings liegt das Armeebudget zur Berathung vor. — Der schwedisch⸗- norwegische General⸗ Konsul in London, Willerding, hat um seine Ent⸗ lassung gebeten.
Amerika. Washington, 10. Mai. (A. A. C.) Das Kriegsdepartement hat die Entlassung von 2506 Sol⸗ daten angeordnet, wodurch die Armee der Vereinigten Staaten auf 25,000 Mann xeduzirt wird.
Philadelphig, 11. Mai. (A. A. C.) Der Präsi⸗ dent Hayes eröffnete gestern die hiesige permanente Ausstellung und wurde von dem der Feier anwohnenden Publikum lebhaft begrüßt. Man schätzte die Zahl der Anwe⸗ senden auf 50, 000. Die Mitglieder des Kabinets, der frühere Präsident Grant und Mr. Blaine begleiteten den Präsidenten.
Afrika. Egypten. Ein Telegramm der „Daily News“ aus Alexandria meldet, daß die zur Unterdrückung des Sklavenhandels ausgesendete Expedition, bestehend aus Morice Bey, Federigo Bey und Br. Lowe, zurückgekehrt sei. Die Herren haben die Häfen des Rothen Meeres, sowie die egyptischen Dampfboote inspizirt, aber keine Sklavenfahrer angetroffen.
Der russisch⸗türkische Krieg.
St. Petersburg, 14. Mai. (W. T. B.) Vom asiatischen Kriegsschauplatz liegen folgende Meldungen vor. Aus Alexandrapol vom 12. d. M.: Eine 700 Mann starke, aus Bergbewohnern bestehende Abtheilung türkischer Kavallerie ist aus Kars geflüchtet, dessen Bevölkerung ver— langt, daß die türkischen Truppen den Russen entgegenrücken. Aus Achalkalaki vom 12. d: Am 5. und 10. d. M. wur—⸗ den wiederholt Rekognoszirungen vorgenommen. Aus Ardahan vom 9. d.: Mit der aus den Befestigungen einen Ausfall machenden türkischen Infanterie fand ein kurzes Ge— plänkel statt. Die Türken zogen sich nach einigen von unserer Artillerie abgegebenen Schüssen wieder zurück, wir hatten keine Verluste. Aus Poti vom 12. d.: Der xussische Dampfer „Constantin“ ist zur Beobachtung der türkischen Schiffe aus Sebastopol hier angekommen. — (W. T. B. Das „Journal de St. Péters⸗ bourg“ wendet sich gegen die Stelle der Rede Lord Derby's in der Oberhaussitzung vom 8. d., in welcher er bezüglich der bekannten Unterredung des Lord Loftus nit dem Kaiser Alexander bemerkt hatte, daß zur Zeit, wo die Erklärung des Kaisers erfolgte, die Rüstungen Rußlands eifrig fortgesetzt worden seien. Das „Journal de St. Petersbourg“ bemerkt dem gegenüber, daß hier eine Verwechselung der Daten vorliege, welche nicht durch einen Gedächtnißfehler ver⸗ anlaßt sein könne. Sodann weist das Journal nach, daß die Erklärung des Kaisers, in der Lord Derby einen Widerspruch finden wolle, die Entwickelung desselben Gedankens sei, welcher beständig seit dem Beginn der orientalischen Krisis die Politik der Kaiserlichen Regierung bestimmt hätte. Der Bericht des Lord Lostus aus Livadia über die vom Kaiser gegebenen Versicherungen habe die Abwesenheit jedes Eroberungs— gedankens und jeder Vergrößerung konstatirt. Ebenso auch, daß Rußland nicht daran denke, sich Konstantinopel an⸗ zueignen, welches für Rußland eine Last sein würde. In der Moskauer Rede habe Kaiser Alexander den Wunsch kundgegeben, zu einer Verbesserung und zu einer Sicher⸗ stellung des Looses der Christen in der Türkei zu gelangen durch die gemeinschaftlichen Bemühungen der Mächte und durch die Uebernahme der Verpflichtung, für sich zu handeln, wenn die Bemühungen der Mächte erfolglos bleiben sollten. Wo liege hier ein Widerspruch vor? Das Journal drückt sein Er— staunen über die Art aus, in der die feierlichen Worte des Kaisers und die Handlungen seiner Regierung von dem Minister einer befreundeten Macht von der Tribüne herab erörtert würden. Die freundschaftlichen Beziehungen Englands und Rußlands gestatteten volle Offenheit, sie gestatteten aber nicht Verdächti⸗ gungen, welche weder durch Intentionen noch durch Thatsachen , n, wären. Das Journal bedauert schließlich das erfahren der englischen parlamentarischen Opposition, die
Regierung zum Sprechen zu ö. und sie dadurch zuwei⸗
len zu veranlassen, unvorsichtiger welche ersichtlich zu weit gingen. — 16. Mai. (W. T. B.). Telegramm des Ober— kommandirenden in Tiflis vom 14. d.. Am 12. d. erschien ein türkisches Geschwader vor Gudanty, beschoß den Platz und landete, wie verlautet, tausend früher ausgewan⸗
eise Aeußerungen zu thun,
die bei Promulgation des vorstehenden Gesetzes für die Wahrung der
derte Tscherkessen. Aus Suchumkale sind einige Sotnien
Kosakenmiliz über den Fluß Gumystu abgeschickt worden. Vor Suchumkale lagen am 14. c. sechs türkische Panzerschiffe.
Bu karest, 14. Mai. (W. T. B.) Heute früh 2 Uhr versuchten 6 Schiffe mit türkischen Soldaten ein Ueber⸗ schreiten der Donau in der Nähe von Giurgewo vor der Insel Mocani; die rumänischen Vorposten schlugen Alarm, worauf Verstärkungen herbeikamen und die Türken nach längerem Gewehrfeuer zum Rückzug nöthigten.
— 15. Mai. (W. T. B.) Die Deputirten kammer hat folgende Gesetzentwürfe angenommen: Den Gesetz⸗ entwurf, betreffend die Deckung der durch Requisition veran⸗ laßten Ausgaben, den nnen, betreffend die Regelung der Stellung der aktiven Offiziere, und die Vorlage, betreffend die Bewilligung eines Kredits von 47,0090 Lei zur Bestreitung der Kosten für die kriegs mäßige Ausrüstung der Offiziere.
Wien, 14. Mai. (W. T. B.) Der „Politischen Kor—⸗ respondenz“ wird aus Bukarest vom heutigen Tage gemel—⸗ det: Der Oberbefehlshaber der russischen Südarmee, Groß⸗ fürst Nicolaus, trifft heute in Plojesti ein, wo er von den Ministern Bratiano und Cogalniceano empfangen werden wird. Fürst Earl reist heute ebenfalls nach Plojesti ab. Bei Plojesti kantonniren zwei vollständig ausgerüstete Briga⸗ den der bulgarischen Armee. — Die Russen errichten in Kalafat weitere Batterien. . ö.
— 15. Mai. (W. T. B.) Wie die „Presse“ meldet, sind bei Kalafat 15,600 Mann rumänischer Truppen kon⸗ zentrirt. — Aus Konstantinopel wird dem genannten Blatte berichtet, daß die Pforte die asiatischen Be⸗ duinenstämme für ihre Kaukasusarmee aufbiete.
— (W. T. B.) Meldungen hiesiger Blätter: „Tage⸗ blatt“ aus Cettinje vom 14. c.: Die Festung Krstac ist von dem Kommandanten des herzegowinischen Corps, Vucotits, eng cernirt. Die Miriditen unter der Führung Prenks haben die Türken wieder aus Oroschi vertrieben. Es hat ein blutiger Kampf stattgefunden, wobei ein ganzes Bataillon Türken aufgerieben worden sein soll. Prenk soll beabsichtigen, ein starkes Corps in die Ebene hinab zu führen. — Nene freie Presse“ aus Bukarest: Die Avantgarde eines russi⸗ schen Corps ist heute in Oltenitza eingetroffen. Die Rumänen werden sich auf das rechte Ufer der Aluta zurückziehen.
Brüssel, 14. Mai. (W. T. B.) Der „Nord“ ver⸗ öffentlicht eine Korrespondenz aus St. Petersburg, in welcher ausgeführt wird, daß Rußland bei dem gegen⸗ wärtigen Kriege lediglich einen Ha gk verfolge, die Ver⸗ besserung des Löooses der christlichen Unterthanen der Pforte. Wenn Rußland aber beim Ausgange des Kampfes umfassendere und insbesondere wirksamere Garan⸗ tien für dieselbe verlangen sollte, so dürfe Europa dabei nicht an angebliche ehrgeizige Pläne Rußlands denken, welche man ihm ohne Grund unterstelle. Rußland werde nach dem Kriege einen neuen Beweis seiner Mäßigung geben, indem es it den europäischen Mächten über die Bedingungen zu Rathe gehen werde, welche der Pforte aufzuerlegen seien, um neuen Greuelthaten vorzubeugen.
London, 14. Mai. (W. T. B.) Im Oberhause inter⸗ pellirte Rosebery die Negierun darüber, ob sie die Zeit nicht für gekommen erachte, ö und Frankreich zu der Auf⸗ hebung des Pariser Vertrages von 1856 Veranlassung zu geben. Lord Derby erklärte, der Vertrag sei nicht von der gegenwärtigen Regierung abgeschlossen worden, sondern von einem der Opposition angehörigen Ministerium. Er für seine Person würde einem derartigen Vertrage gegenwärtig nicht
ustimmen, er glaube indeß nicht, daß die Gefahr, zur Er— al des Vertrages aufgefordert zu werden, gegenwärtig eine besonders schwere sei, zumal die Lage Oesterreichs neuer⸗ lich eine solche geworden sei, daß es in den Krieg ver⸗ wickelt werden könne. In einem solchen Falle würde es für Desterreich sicher vortheilhafter sein, einen Alliirten zu be⸗ sitzen. Daß SOesterreich eine Haltung annehmen könne, die England und Frankreich Schwierigkeiten bereiten würde, glaube er nicht, dasselbe habe seine Neutralität verkündet. Den Augenblick zur Aufhebung des Vertrages halte er noch nicht für vorbereitet, man müsse für eine Re⸗ vision oder Modifikation der bestchenden Verträge und Ver⸗ einbarungen das Ende des Krieges abwarten. Der Herzog von Argyll wies die Behauptung zurück, daß Rußland Europa durch seine Kriegserklärung überrascht habe. Der Krieg und das Hinfälligwerden der Verträge von 1856 sei eine Folge des Verhaltens der Pforte. Das Verhalten der Pforte sei ein derartiges gewesen, daß es moralisch unmöglich gewesen sei, dasselbe länger zu stuͤtzen. Lord Derby er—⸗ widerte, Rußland trage für den Krieg die Verantwortung.
— (W. T. B.) Im Unterhause erklärte der Unter⸗ Staatssekretär Bourke auf eine Anfrage des Deputirten Dilke, er glaube, daß die . von Desterreich, Frank⸗ reich, Deutschland und Italien noch nicht auf das russische Eirkularschreiben geantwortet hätten. — Auf eine bezüg—⸗ liche Anfrage Harcourts erwiderte Bourke, daß die Regie⸗ rung, nachdem sie in Erfahrung gebracht, daß ein für Rech⸗ nung der Türkei in England erbautes Panzerschisf demnaͤchst der türkischen Regierung übergeben werden solle, Maß⸗ regeln getroffen habe, um eine Verletzung der „Foreign Enlistment Akt“ zu verhindern. — Auf eine Anfrage Gourleys antwortete der Kanzler der Schatzkammer, No rth⸗ Cote, da Egypten einen Theil des türkischen Reiches bilde, fo habe Rußland das Recht, die egyptischen Häfen zu blokiren, Egypten anzugreifen und für Egyyten bestimmte Kriegskontrebande mit Beschlag zu belegen. Auf eine An⸗ frage Rylands erklärte Bourke, das Gerücht, das Oester⸗ reich und England sich zu einem Proteste gegen die Unabhängigkeitserklärung Rumäniens geeinigt hätten, sei unbegründet.
— . T. B.) Im Unterhause wurde die De⸗ batte über die Gladstone'schen Resolutionen von Waddy wieder aufgenommen. Im, Laufe derselben griff namentlich Harcourt die Politik des Ministeriums heftig an. Hartington trat für die Resolutionen ein, die in der Fassung, die dieselben nunmehr erhalten hätten, nicht darauf berechnet seien, der Regierung Schwierigkeiten zu bereiten. Nach einigen, die Haltung der Opposition tf ert e en, Aeußerungen, hob Hartington ng—⸗ mentlich hervor, daß der Wunsch Rußlands, es, wenn möglich,
nicht zum Kriege kommen zu lassen, aus der dem Parlamente vorgelegten diplomatischen , zur Genüge hervor⸗ gehe, daß ihm das aber durch die schroff ö Haltung der Pforte unmöglich gemacht worden sei. ngland sei zu irgendwelchen Vorwürfen gegen Rußland nicht berechtigt. Er
in Europa eintreten zu müssen. Die englischen Interessen seien mit den Interessen für die Erhaltung der Unabhängigkeit und ntegrität der Türkei nicht identisch. Die Anwendung von wangsmaßregeln sei seit dem Ausbruche des Krieges unmög⸗ lich geworden. Die vom Staatssekretär des Innern, Croß, ausgesprochene Definition der englischen Interessen könne er acceptiren, aber die Sicherheit Englands finde er mehr darin, daß dasselbe seine Grenzen schütze, als darin, daß man auf die Alarmisten höre. Schatzkanzler Northeote verthei⸗ digte die Politik der Regierung, die zwar nicht ge⸗ wünscht habe, schroff gegen die Türkei aufzutreten, die aber doch kein Mittel unversucht gelassen, eine Verbesserung der türkischen Verwaltung herbeizuführen. Die von den Türken begangenen Grausamkeiten zeigten, wie tief die Uebel in der türkischen Verwaltung gingen und er fühle es lebhaft, daß es ohne Beseitigung dieser Uebel keine Hoffnung für die Türkei gebe. Aber England komme es seiner Ansicht nach zu, der Türkei einen Ausweg zur Ausführung der ihr vorgeschlagenen Ver—⸗ besserungen zu eröffnen. England beobachte in dem ein⸗ etretenen Konflikte eine strikte Neutralität, soweit nicht die , . Interessen Englands, wie beispielsweise der Weg nach Indien, in Frage kämen und er sehe nicht ein, wes⸗ halb England an einem Kampfe mit theilnehmen solle, bei dem andere Länder ganz ebenso interessirt seien. England sei die erste Macht gewesen, die ihrer Nichtübereinstimmung mit dem Verhalten Rußlands Ausdruck gegeben habe, aber die dabei von England geführte Sprache sei keine Beleidigung oder Provokation Rußlands gewesen. Er bezweifle, daß Rußland selbst dergleichen darin erblickhe. Die Regierung wünsche freie Hand, um im Interesse Englands handeln zu können. Das große Interesse Englands bestehe darin, den Frieden zu erhalten und die Wohlfahrt der ganzen Welt und es komme dabei nichts auf die Lage an, in der sich die Minister im Verfolg der Ereignisse befinden würden, dieselben würden diejenige Politik ohne Furcht und ohne Vorwurf ver⸗ folgen, die sie für England und für die ganze Welt als die beste betrachteten. — 15. Mai. (W. T. B.) Im Fortgange der gestrigen Sitzung des Un terhauses wurde die Debatte über die Re⸗ solutionen Gladstone's zu Ende geführt und die er ste derselben in namentlicher Abstimmung mit 364 gegen 223 Stimmen abgelehnt, die zweite von Gladstone selbst zurückgezogen.
— Der Wiener „Presse“ wird aus St. Petersburg, 11. Mai, gemeldet: „Der Czar hat angeordnet, daß alle wehr⸗ fähigen Prinzen des Kaiserlichen Hauses in die Süd- oder in die Kauka sus-Arm ée eintreten. Sie haben gleich anderen Offizieren der Armee den Dienst beim Stabe oder in der . zu machen und sich den Befehlen der Corps⸗Kommandanten zu fügen.“
— Das Wiener „Fremdenblatt“ veröffentlicht nachste⸗ hende Depeschen: ; .
Bralla, 12. Mai. Der Gouverneur von Tultscha, Said Pascha, hat vom General⸗-Gouæserneur folgende, von Lonstantinopel diktirte Bepesche erhalten: Sie haben sich vor dem Feind zurückzu⸗ ziehen, die Bevölkerung in Kenntniß zu setzen, daß sie sich zurück⸗ ziehe, und auf ihrem Wege von der Donau bis Küstendsche⸗ Czerna⸗ woda Alles zu verbrennen. Die Konsuln der europäischen Mächte in Tultscha haben dem Gouverneur einen Besuch abgestattet und gegen die Verwüstungsmaßregeln reklamirt. Er hat erwidert, daß er in der That den Befehl erhalten habe, die Stadt von allen osmani⸗ schen Ünterthanen räumen zu lassen, daß aber diese Maßregel die fremden Unterthanen nicht betreffe, und daß er für ihr Leben, ihre Habe und ihre Ehre „gutstehe“. Sobald die Russen angreifen, stehe er aber für nichts mehr gut. Der Gouverneur erklärte sich nicht über die Natur der Zwangsmaßregeln, die er in Ausführung bringen wird, um 2000 Personen fortzuführen. Eine vor der Stadt lie⸗ gende Panzerkorvette, die Batterie, welche sie dominirt, und die Tscherkessen, welche bereits die umliegenden Ortschaften plündern, sagen genug. Zahlreiche türkische Familien haben die Stadt ver⸗ laffen, welche sich mit bewaffneten Türken zu füllen beginnt. Allge⸗ meine Panik. . . . ..
Konstantinopel, 12. Mai. Wie verlautet, wird der Groß— vezier in einigen Tagen in geheimer Sitzung beiden Häusern des Parlaments Mittheilung über die von der Pforte wider den Fürsten don Rumaͤnien gefaßten Beschlüsse machen, und sollen dieselben erst nach der dazu ertheilten Einwilligung des Parlaments öffentlich be⸗
unt gegeben werden. . ö . 1 Mai. Die unter dem Kommando Ali Paschas, Sohn des Generals Hassan, Tschuruksuli Pascha, bei Ba⸗ tum stehenden türkischen Freiwilligen wurden Freitag von den Russen angegriffen. Nach einem beinahe neunstündigen Kampfe mußten die Ruffen von ihrem Angriffe gegen die wohlbefestigten türkischen Positionen abstehen, worauf sie mit einem Verluste von ungefähr 455 Mann das Gebiet dieser Stadt wieder räumten. Der Sultan hat dem erwähnten Kommandanten für den Sieg, den der⸗ selbe gleich im Anfange des Krieges über die Russen bei Ardahan davongetragen hat, den Medschidije⸗Orden dritter Klasse verliehen.
Ru stschuk, 12. Mai. Der nun wahrscheinlich gewordene zweite Donau⸗Uebergang der Russen, und zwar in der Gegend von Rahewo, deranlaßte die türkische Regierung, ihre Aufmerksamkeit neuerdings dem weftlichen und füdlichen Theil der Festung Schumla zuzuwenden und die Befestigungsarbeiten daselbst nun mit bedeutend vermehrten Kräften aufnehmen zu lassen. Auch werden jetzt schon Vorkehrungen getroffen, damit für den Fall einer Cer irung dieser Festung die Verbindung zwischen ihr und den übrigen drei Plätzen des Festungs⸗ Vierecks gehlrig fortbestehen soll. Die nördlichen Forts von Varna werden ebenfalls noch immer bedeutend befestigt. .
— 13. Mai. Der Generalissimus Abdul Kerim Pascha ist entschlossen, die Leitung der Vertheidigung der Linie Kustendsche⸗Czernawoda selbst in die Hand zu nehmen und dürfte derselbe daher in den 6 Tagen schon mit einem Theile seines Stabes von hier nach Silistria übersiedeln. — Der Aufmarsch der tuärkischen Truppen in der Dobrudscha wird noch Mitte dieser Woche vollendet sein und werden dieselben dann eine ununterbrochene Kette langs des Donau Ufers von Czernawoda über Hirsowa⸗Matschin bis Ifaktscha bilden. Das Kommando desselben befindet sich im Norden dieses Landstriches. .
— Aus Bukarest, 10. Mai, schreibt man der Wiener
resse / u. A.: . * e Torpedos haben bis jetzt eine Aktion der türkischen Donanflotille nicht gehindert, denn man sieht dieselbe noch immer Patrouilstren und, wie man erzählt, so ist es sogar den Türken ge⸗ lungen, etliche Torpedos aufzufischen. Sie sollen durch geschickte Taucher diese kleinen Ungethüme haben auffangen lassen. Die Russen werden aber nicht müde, neue zu legen, wovon ich mich selbst über⸗ zeugen konnte, Gefährlicher als die Torpedes werden der Flotille die schweren Strandbatterien sein, die jetzt von Jsmail herauf bis Kalafat errichtet werden. Man verspricht sich wenigstens von den Stahlgeschossen den allerkräftigsten Erfolg. Unter dem Schutze dieser Geschoffe wird der Uebergang forcirt werden. Won Ja, wer das zu sagen vermöchte. Die Russen halten selbstverständlich die se Operation so geheim, daß sie nicht einmal ihre Gedanken verrathen, geschweige durch Eh ten die Absicht erkennen lassen, und es ist bloße Kombi⸗ nation, wenn man hier erzählt, Galatz sei zum Uebergangspunkt gus— ersehen, oder Hirsowa sei die Stelle, wo der Uebergang erfolgen
müäßfe die Nesolutionen aufrecht erhalten, denn im Fall ihrer . sei England von der 6 befreit, für 5. Türkei
— Aus Bu kare st, 10. Mai, wird der „Pol. Korr.“
geschrieben:
Bis zum 15. d. M. sollen auf der Linie Turnu⸗Magurelli⸗
Giurgewo⸗Oltenitza große Massen konzentrirt sein. Von dieser Linie
sollen nur 8 Bataillone bis Turn⸗Severin hinaufgeschoben werden.
Wenn diese Informationen, wie aller Grund anzunehmen ist, richtig
sind, dann durften auf der eben bezeichneten Linie 65.000 Mann In⸗
fanterie, 8000 Pferde nebst 112 Geschützen ihre Aufstellung nehmen.
Der Sohn des Höchstkommandirenden, Großfürst Nikolaj Nikola⸗
jevits der Jüngere, befindet sich bei dieser Armee. Wie man ver⸗
nimmt, ist dem russischen Generalstabs⸗Chef genau bekannt, daß in
Rustschuk und Umgegend kaum 33,000 Mann Infanterie, 30090
Pferde und 48 Geschütze (abgesehen von der Festunzsartillerie) sich
befinden. Die ohnehin geringen Kräfte, über welche Abdul Kerim Pascha
verfügt, sind auf einem sehr weiten Rayon zersplittert. Nach Giur⸗
gewo werden große Massen Munition und Proviant seit gestern be⸗
fördert. Der hiesige Bahnhof ist für das Publikum fast gänzlich
abgesperrt, da der Raum des ohnehin nicht großen Bahnhofes für
die Umladung des Kriegsmaterials kaum ausreicht. In Oltenitza
und Giurgewo sollen auch sehr große Waffen⸗ und Munitionsdevots
errichtet werden, da man fur die Bulgaren Waffen mitführt und die⸗
selben in der nächsten Nähe von Rustschuk haben will. Letztgenannte Stadt dürfte überhaupt eine große Rolle spielen. Das russische Hauptquartier wird in der nächsten Zeit in Plojeschti etablirt wer⸗
den. Der Höchstkommandirende, Großfürst Rikolaj, hat die Absicht, eine Reihe von Privatschiffen aller Flaggen zu miethen, um auf diese Weise den Verwundetentransport auf der Donau und dem Schwarzen Meere nach den russischen Spitälern in Südrußland bewerkstell igen zu lassen. Es sollen diese Schiffe unter der Flagge des „rothen
Kreuzes“ segeln. Man hofft in russischen Militärkreisen, die Pforte werde die Neutralität solcher Schiffe respektiren. Es läßt sich nicht verkennen, daß, falls die Pforte diese Flagge anerkennt, für die Be⸗ förderung der Verwundeten der bequemste Transportweg gefunden sein wird. Die rumänische Regierung hat ihre in der Moldau be⸗ findlichen zwei Geschützparks nach der Kleinen Walachei gesendet. Auch die gesammte Munition, welche in der Moldau aufgehäuft war, ist nach der unteren Donau unweit Oltenitza abgeschickt worden. Die letzten Kalaraschi und Dorobanzen marschiren heute von Jassy ab. Die Fürstliche Regierung zieht alle Kräfte und Wehrmittel nach der Walachei, um ihrerseits in die Operationen eingreifen zu können.
— In Kalafat sind — wie der „Times von ihrem Korre⸗ spondenten aus Bukarest gemeldꝛt wird — bei dem Bombardement am 9. d. die Kirche, die Schule und das Zollhaus durch die tür⸗ kischen Bomben beschädigt worden. Bei der Beschießung von Oltenitza durch türkische Monitors sind drei Einwohner getödtet und acht verwundet worden. Auch in Ibrajla ist eine Anzahl von Bewohnern durch die Beschießung getödtet worden. Die Baschi⸗ bozuks haben die Schiffe, die sie bei Oltenitza, Kalarasch, Socarichi, Dichiseni und Turna fanden, verbrannt. Eine Truppe von Baschibozuks, welche bei Carnogi über die Donau gegangen war, stieß auf eine Schaar rumänischer Bauern, welche mit Gewehren und Aexten bewaffnet waren und die Türken über den Strom zurück⸗ trieben. Zwei Türken wurden dabei getödtet und nur ein Bauer verwundet.
— Aus Alexandropol, 9. Mai, wird den russischen Blättern gemeldet: Eine 25 Mann starke Abtheilung Freiwilliger unter dem Befehl des Fürsten Nakaschidse passirte schwimmend den Fluß Kur unweit des Dorfes Ur und stürzte sich mit blanker Waffe auf die Baschibozuks, welche auseinander liefen, wobei die Unsrigen einen Ingenieur ⸗Offizier und drei Baschibozuks gefangen nahmen.“ — Bis zum 28. v. M. sind nach dem „Tifl. Westn.“ in Achalzych 19 Kriegsgefangene, darunter ein Major und zwei Ober-Offiziere, untergebracht worden. Nach dem Korrespondenten sahen die Gefangenen gar nicht niedergeschlagen aus; Seitens der Be⸗ völkerung werden dieselben sehr aufmerksam behandelt. Der Ver⸗ kehr zwischen den Gefangenen und den Einwohnern ist ein ungehinderter, und können sie sich ganz gut unter einander verstän⸗ digen, da die Ersteren als Adshorzen der grusinischen Sprache voll⸗ kommen mächtig sind. — In Osurgetü benutzten viele Haus⸗ besitzer die Anwesenheit der Truppen, um den Miethszins der Woh⸗ nungen übermäßig zu erhöhen. Um diesem Mißbrauch zu steuern, ergriff man, wie der „Kawkas“ mittheilt, folgende , , , Vor solchen Häusern, in denen die Miethe für die Wohnungen übermäßig gesteigert war, wurden Schildwachen hingestellt, welche alle Mieth⸗ lustigen mit der Erklärung, hier seien keine Wohnungen zu ver⸗ miethen, vertrieben. Dieses Mittel half, und die Hauseigenthümer sahen sich bald genöthigt, den Miethzins bedeutend berabzusetzen.
London, 11. Mai. (Engl. C.) In einem gestern aus⸗ gegebenen, 143 Seiten starken Blaubuche sind die Anwei— sungen enthalten, welche die britischen Vertreter in Konstanti⸗ nopel betreffs finanzieller und administrativer Reformen in der Türkei, sowie betreffs des Schutzes der Christen erhalten haben. Die Depeschen beziehen sich nicht unmittelbar auf die Ereignisse der jüngsten Zeit, sondern auf die Jahre 1856 bis 1875. Mißhandlung und Verfolgung christlicher Unter⸗ thanen des Sultans werden häufig zum Gegenstande der Be⸗ sprechung gemacht, die türkische Regierung wird durch Earl Russell, Lord Clarendon, Earl Granville und den jetzigen Lord Derby um Abhülfe ersucht. Im Jahre 1860 schreibt, Lord John Russell an Sir H. Bulwer, die ottomanische Regierung sei durch eine auf Gerechtigkeit gegründete zu ersetzen, oder der Sultan müsse sich darauf vorbereiten, seine Sache von seinen besten und ausdauernden Verbündeten aufgegeben zu sehen. Es war dies um die Zeit der syrischen Metzeleien.
— Die „Morning Post“, welche die Nachricht ge⸗ bracht, erklärt selbst, daß weder General Sir Lintorn Simmons noch irgend ein anderer zum Oberbefehlshaber eines abzu⸗— sendenden Heeres ernannt worden sei.
Neichstags⸗Angelegenheiten.
Der Reichskanzler hat dem Reichstage unterm 2. d. M. noch eine statistische Uebersicht der vorläufigen Hauptresul⸗ tate der letzten Wahlen zum Reichstage mit dem Bemerken überfendet, daß das Statistische Amt mit einer, größeren Arbeit über den Gegenstand beschäftigt ist, welche der Reichskanzler seiner Zeit gleichfalls dem Reichstag vorlegen werde. . ö
Rach der vorliegenden Uebersicht betrug bei den letzten entschei⸗ denden Wahlen (1877) die Zahl der wahlberechtigten Wähler im Deutschen Reich 8,945,012 oder 20,0 *½4 der ortsanwesenden Bevölke⸗ rung. Auf jeden der zu wählenden 397 Abgeordneten kamen 2526 Wahlberechtigte. Von den Wahlberechtigten wurden 5357, 6 Stim⸗ men abgegeben, d. h. 62,10/9, davon gültig 5,535,778 Stimmen, d. h. für seden Abgeordneten 13,944 .
Von den abgegebenen gültigen Stimmen fielen auf die betreffen⸗ den Abgeordneten 3, 660, 982. . .
Von den gültigen Stimmen erhielten Kandidaten der Konser⸗ vativen 535,739 (M ), der deutschen Reichspartei 426,458 (g7 60), Nationalliberale 1,594, 142 (288 */, Fortschrittlich⸗ Liberale (Gruppe Löwe) 119473 (2269, Fortschrittẽ partei 438,199 (7,9 Oso), Centrum 1,416, 803 (25, s sc), Polen 219, 159 (4 0), Sozialdemokraten 485,122 (,s 6h, Volkspartei 57,147 (1 M), Partikularisten 112496 C2 *½0), Protestpartel 106,171 (l,9 (o), unbestimmter Parteistellung 11,191 b, og, jersplittert waren 19677 Stimmen (2c).
Bie gewählten Abgeordneten erhielten von den abgegebenen Stimmen: Konservative 269,059. Deutsche Reichspartei 323,441, FRytionalliberale 1.982. 690, Fortschrittspart i (Gruppe Löwe) 19 473, Fortschrittspartei 78, S6. Centrum 1,981, 753, Polen 153,669, So⸗ zaldemokraten 11211, Volkepartei 42,414, Partikularisten 48,0,
werde.“
Protestpartei 92,419.