1877 / 125 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 31 May 1877 18:00:01 GMT) scan diff

en Ausführung und Unterhaltung der forderlichen Strand⸗ immung der betheiligten Landesnertre⸗ t und demnächst die allseitige Ratifikation t, hat die Auswechselung der Ratifikations⸗ Mts. auf dem Auswärtigen Amte statt⸗

Unterweser und we zur Erhaltung d Schutz werke die

tungen erhalten

desselben erfolgt i Urkunden am 30. d gefunden.

Durch Cirkularerlaß vom 258. März Minister des Innern damit eimerstan die Befugniß zu vorläufige Maßgabe des Gesetzes vom 1 nung vom 25. Ersatz⸗Reservisten, des Reichs ⸗Militärgesetzes trole entziehen, Terminen vor den

nsel Wangerooge e

d. J. hat sich der den erklärt, daß n Straffestsetzungen nach 4. Mai 1852 und der Verord⸗ Juni 1867 (Art. II. Lit. J.), welche sich der ihnen nach 5. 69 vom 2. Mai 1874 auferlegten Kon⸗ wie gegen Militärpflichtige, welche in den Ersatzbehörden nicht pünktlich erscheinen r. 7 der Ersatz Srdnung) nicht den Orts⸗Polizei⸗ sweise Kreis⸗Haupt⸗ ede stehenden Vor⸗ s polizeiliche

(8. 24 N behörden, sondern den Landräthen beziehun männern zusteht, da es sich bei den in um die lokal⸗ sondern um landes pol handelt und mithin dieselben Grundsätze zur Anwendung kommen, wie bei den Berg⸗, Eisenbahn⸗, i und Chaussee⸗Polizeikontraventionen in Gemäßheit der Erlasse vom 24. August 1857, vom 13. Dezember 1859 und vom Die Führung der Stammrollen sei Reichs⸗Militärgesetzes den Gemeinden oder und dem entsprechend stehe welche der 8. 23 sung der Meldung

schriften nicht Anordnungen

13. Januar 1862. durch §. 31 des gleichartigen Verbänden übertragen. die Befugniß zur Festsetzung der Strafen Nr. 10 der Ersatz⸗Ordnung für die Unter zur Stammrolle oder zur Berichtigung derselben androht, den Drts⸗Polizeibehörden zu.

In Erweiterung des Statuts vom 18. Juni 1825 resp. in Modifikation des Passus 4 der Bestimmungen vom 31. Juli des⸗ selben Jahres haben Se. Majestät der Kaiser und König enehmigt, daß den Roßärzten und Unterroßärzten des ktiven Dienststandes in gleicher Weise, wie den Unteroffizieren des fechtenden Standes, der Anspruch auf die Dienstaus⸗ zeichnung beigelegt werde, auch daß diejenigen Corps- und DOber⸗Roßärzte, welchen in ihrer früheren militärthierärztlichen Dienststellung die Auszeichnung verliehen worden ist, dieselbe rttragen dürfen. Hingegen darf eine nachträgliche Verleihung r Auszeichnung an Corps- und Ober⸗Roßärzte, sowie an nicht mehr im aktiven Dienste befindliche Roßärzte ꝛc. nicht stattfinden.

Der englische Botschafter am hiesigen Hofe, Lord Odo Russell, hat Berlin auf einige Tage verlassen und für die Dauer seiner Abwesenheit M. Mac Donnell als Geschäfts— träger vorgestellt.

Der Königlich sächsische Gesandte am hiesigen Hofe, err von Nostitz-Wallwitz, hat Berlin mit mehrwöchent⸗ lichem Urlaub verlassen.

Der General Lieutenant und Remonte⸗Inspecteur von Rauch ist von der Musterung der Remonten in der Provinz Preußen hierher zurückgekehrt.

München, 29. Mai. Allg. Zig.“ nach wird der bayerische Landtag demnächst zu einer kurzen Session einberufen werden. Ein Veteran bayerischen Justizbeamten, Präsident Dr. Joseßh v. Barth, ist im Alter von 78 Jahren heute Morgen gestorben.

Württemberg.

Bayern. Dem Vernehmen der

Appellationsgerichts⸗

Stuttgart, 26. Mai. Nach dem von der Regierung aufgestellten und von der Abge— ordnetenkammer in ihrer Sitzung vom 16. Mai genehmigten Finanzplane wird Württemberg behufs weiteren Ausbaues des Bahnnetzes je im Frühjahr und Herbst 1877 und 1878 15 Mill. Mark, also einen Gesammtbetrag von Mark durch Anlehen beschaffen. schuld betrug am 1, Januar 18977 336,554, 604 6, wovon für Eisenbahnzwecke 289,521,493 6 verwendet worden sind. Am 1. Juli 1878 wird hiernach, wenn die durch den Eisenbahnbau nöthig werdenden Anlehen in oben angegebener Weise vollends aufgenommen sind, die Staatsschuld rund 375 Mill. Mark und am 1. April 1879 390 Mill. Mark betragen, wovon auf die Eisenbahnschuld allein rund 350 Mill. Mark treffen. Der eferer r Finanzkommission heit ein Bild, von der Finanzlage des Staates, woraus zu entnehmen ist, daß seit Frühjahr 1868 so viele Eisenbahnen verabschiedet worden sind, daß der gesammte Anlehensbedarf ürn er als 267 Mill. Mark beträgt. Hiervon sind bereits in 10 verschiedenen Krediten 202 Mill. Mark effektuirt, wonach noch Kredite im Betrage von 65 Mill. Mark zu ver⸗ Von den bereits verwilligten Krediten im Betrage von 202 Mill. Mark sind 164 Mill. Mark dur Anlehen beschafft worden, es bleihen somit 38 Mill. Ma Dazu kommen noch obige 65 Mill., welche, zur Erschöpfung der ertheilten Kredite noch aufzunehmen sind. Im Ganzen ich für bereits verabschiedete Bahnen durch Anlehen noch zu beschaffen 103 Mill. Mark, wovon, wie oben ange⸗ deutet, in der laufenden Finanzperiode bis 31. März 1879 50 Mill. Mark kontrahirt werden der Verzinsung des Anlagekapita en Ertrage, der Eisenbahnen Periode 1. Juli 18,7 bis 1. April 1879 folgendes Resultat; Das Anlagekapital, berechnet sich bis 1. Apr 1879 auf insen betragen, nebst der Verzinsung r jusammen H, 260, 099 6. Der Reinertrag der Eisenbahnen wird geschätzn auf 13 Mill. Mark, somit fehlen zur vollständigen Verzinsung des Anlage⸗Kapitals der Eisenbahnen für 1877/78 2,197,750 „66 und für 1. Juli 1878 2,236,959 ½6 Summen, welche durch Steigerung der Gewerbesteuer theilweise gedeckt werden sollen. enungeachtet schließt das Budget für 1877,78 mit einem zit von etwa 33 Mill. und für 1878,79 mit einem solchen von etwa 55 Mill. Mark ab.

—e Darm stadt, 29. Mai. den Ständen Gesetzentwürfe über den Austritt aus der Firche, betreffend den Austritt aus den israelitischen

eligions gemeinschaften und die Ausübung des Er⸗ Bezug auf die Religion der

Die württembergische Staats⸗

Referent der dieser Gelegen⸗

hierfür nicht weni

willigen wären.

wären sona

Die Vergleichung s mit dem muthmaß⸗ ergiebt für die Etatsz⸗

406 Mill. Mark, die 3

der neuen Anlehen, zuf

bis 31. März 1879

Die Regierung hat

ehungswesens in Kin der zugehen lassen.

burg⸗Ruüdolstadt. Rudolstadt, 29. Mai. ern einberufene außerbrdentliche Landtag ist n Staatsrath von Holleben im Auftrage des Fürsten worden. Die wichtigsten Vorlagen sind: 1

ufhebung des Jenaer Ober⸗Appellations⸗ und

er auf gest KR den St

eröffne, vertrag ü

Errichtung eines gemeinsamen Ober⸗Landesgerichts; 2) Staats- vertrag über Garantirung eines Prioritätsanlehens für die Saalbahn.

Oesterreichangarn. Wien, 29. Mai. Das Ab⸗ geordnetenhaus hat heute nach kurzer Vertagung seine Verhandlungen wieder aufgenommen.

Gestern fand wie die, Bud. Korr. meldet u nter Vorsitz des Kaisers eine mehrstündige Konferenz statt, der die Minister Horn und Szende, ferner Sektions⸗ Chef Vlasits, Staatssekretär Fejervary und mehrere Refe⸗ renten aus dem Kriegs⸗Ministerium beiwohnten. Den Gegen⸗ stand der Berathung bildeten ausschließlich die Gesetzentwürfe Über die Militär-⸗Bequatierung und über die Militärtaxen, die noch immer nicht endgültig festgestellt sind. Kriegs⸗Mi⸗ nister Bylandt langt erst morgen in Wien an. Minister Szende und B. Fejervary reisen heute nach Pest zurück.

Pest, 29. Mai. er W. „Pr.“ wird von hier ge— meldet: Von dem osmanischen Abgeordneten für Mekka, Abdullah, erhielt das ungarische Parlamentsmitglied Michael Földvary heute folgendes Telegramm aus Pera: „Viele osmanische Parlamentsmitglieder arrangirten ein Banket zu Ehren der in Pest gewesenen Deputation, an welchem Mitglieder des Staatsraths und andere hohe Beamte theilnahmen. Man verlas die aus Pest an die Deputation eingelaufenen Glückwünsche. Abdullah erhielt den Auftrag, den ungarischen Abgeordneten, den Absendern jener Glück⸗ wünsche und der ganzen ungarischen Nation den heißen Dank zu melden und die brüderlichen Gefühle auszusprechen!.

Wie dem W. „Fremdbl.“ von hier berichtet wird hat der Minister Tisza an die Obergespäne Siebenbürgens einen Erlaß gerichtet, worin er dieselben auffordert, die Be⸗ völkerung gegenüber den Vorgängen in Rumänien zu be⸗ ruhigen. Bie Regierung verfolge aufmerksam die Ereignisse im Srient, habe aber noch keine Ursache zu außerordentlichen Maßnahmen gefunden.

Großbritannien und Irland. London, 29. Mai. (A. A. C3 Der Hof kehrt, den bis jetzt getroffenen Dis⸗ pofitionen zufolge, gegen Mitte Juni von Balmoral nach Wind sor zurück. Ein dem Kolonialamt von Sir Bartle Fre re übermitteltes amtliches Telegramm aus Kimberley, vom 8. Mai, meldet in Bezug auf die Annexion von Tranz⸗ vaal: Der Kommissär Furge kam am 1. Mai in Prätoria an. Oberst Pearson befand sich zur Zeit nur drei Tage⸗ märsche von Prätorig. Kein Schein von Sppositionz Proviant überall erlangbar; die Pächter backten Brod zur Vertheilnng an die auf dem Vꝛarsche befindlichen Soldaten; transvaalsche Wagen befördern die Dngg ge die Beamten bekunden täglich ihre Bereitwilligkeit, im Ainte zu bleiben; die Bevölkerung legt im Allgemeinen große Zufriedenheit mit der Veränderung an den Tag. In Wentworth, unweit Staines, ist am 24. d. M. der Carlisten⸗General Marschall Ramon Cahrexa, Graf von Morella, im Alter von 67 Jahren verstorben.

(E. C. Der Gesandte des Emirs von Kaschgar istvon Liverpool nach London zurückgekehrt. Gestern Nachmittag kam der General Grant, beglestet von seiner Frau und seinem Sohne, in Liverpool an und wurde von dem amerikanischen Generalkonsul General Badeau daselbst empfangen. Der Mayor von Liverpool und mehrere Mitglieder der Stadtbe örde überreichten demselben eine Willkommadresse. Am nächsten Sonnabend wird der General Gast des Herzogs von Wel⸗ lington sein. Die „Daily News“ melden, daß Sir Stafford Northeote in Paris wegen des Handels- vertrages eine lange Unterredung mit dem Herzog De— eazes gehabt hat.

36. Mai. (W. T. B.) Die amtliche „Gazette“ ver—

öffentlicht eine Königliche Kabinetsordre, durch welche das Statut des St. Michgel- und St. Georgs-Ordens dahin abgeändert wird, daß fortan Ehrenmitglieder und außerordentliche Mitglieder zulässig sein l n Zu Ehren⸗ . des Ordens können auch fremde Fürsten ernannt werden. Indien. Nach Berichten der „Times“ aus Calcutta ist in. der Lage der von der Hungersnoth heimgesuchten Distrikte wenig oder gar keine Veränderung eingetreten. In Guntor hat ein Wirbelwind mit großer Heftigkeit gewüthet, aber über den Umfang des angerichteten Schadens liegen noch keine Berichte vor. In der Stadt Madras ist sehr starker Regen gefallen, der sich aber nicht weit landeinwärts erstreckte. In Mysore hat es noch immer nicht geregnet, in Folge dessen der Nothstand gestiegen ist.

Frankreich. Paris, 29. Mai. (C. ö. Der Konseils⸗

Präsident, Justiz-Minister und Siegelbewahrer Herzog

von Broglie hat an die General⸗Prokuratoren fol⸗

3 (im Auszüge telegraphisch mitgetheilte) Rundschrei⸗ en gerichtet:

Der Präsident der Republik hat, indem er sich von seinem Ministerium trennte und eine neue politische Richtung einschlug, einen gesetzlichen Gebrauch von dem ihm verfassungsmäßig zustehen⸗ den Rechte gemacht. Seine Botschaft an die Kammern hat dem Lande Grund und Zweck dieses großen Entschlusses auseinandergesetzt. Er erklärt darin, wie Sie gesehen haben, daß er nach wie vor fest entschlossen ist, die Staatseinrichtungen zu achten und auf⸗ recht zu erhalten, welche, das Werk der Nationalversamm⸗ lung sind, aus deren Händen er, die Gewalt empfangen hat, und welche die Republik gegründet haben. Wenn er in den politischen Gang der Dinge eingegriffen hat, so geschah es, um dem Umsichgreifen der radikalen Lehren Einhalt zu thun, welche in seinen Augen unter jeder Regierungsform mit dem gesellschaftlichen Frieden und der Größe Frankreichs unverträglich ff Da also weder an den Verfassun a noch an irgend einem anderen etwas geändert ist, so habe 16 auch nichts an den . zu ändern, welche Sie über die denselben schuldige Achtung und den Geist, in dem sie zu handhaben sind, erhalten hahen. Aber Sie fühlen wohl selbst, daß, je mehr sich die politischen Leidenschaften in Ihrem Amtskreise regen und durch die zum Austrag kommenden Fragen aufgereijt werden, Sie auch desto mehr Festigkeit und Wachsamkeit in der Erfüllung aller Ihrer Pflichten entwickeln müssen. Unter den Ge⸗ setzen, deren Obhut Ihnen anvertraut ist, sind die heiligsten diejenigen, welche, auf Grundsützen beruhend, die über allen pPolitischen Ver= fassungen stehen, die Sittlichkeit, ben Glauben, das Eigenthum und die wesentlichen Grundlagen jeder civilisirten ef l de beschůtzen. Gerade diese sind täglich der Gegenstand der Angriffe einer Presse, deren grobe Schmähungen alle Grenzen übersteigen. Sie werden diese Presse durch nachdrückliche Ahndung zur Achtung vor sich . und vor ihren Lesern 2 und damit nur der öffentlichen Entritstung eine Genugthuung geben. Noch einige andere unkte verdienen in dieser Periode leidenschaftlicher Diskussionen hre ganz besondere Aufmerksamkeit. Man hat in der letzten gien mehr als einmal in mehr oder weniger verhüllter Weise sei es die Verherrlichung oder die Beschönigung, des traurigen Bürger krieges unternommen, welcher Paris im Jahre 1871 heimgesucht hat.

Einige Blätter * zu diesem Behufe sogar, den positiven Vor⸗ schriften des Gesetzes zuwider, die Mitarbesterschaft von Individuen in Anspruch genommen, welche wegen dieser gehässigen Vorgänge verurtheilt und verbannt sind. Sie Lürsen keinen Versuch Dieser Art gestatten. Es ist für die öffentliche Moral von Wich⸗ tigkeit, d der heilsame Abscheu, welchen diese unselige Zeit in dem Andenken der Bevölkerungen zurückgelassen hat, durch nichts , werde. Jede Beleidigung des Staats Qberhauptes müffen Sie mir pünktlich hinterbringen und durch Ihre Organe verfolgen lassen. Vbgleich die Initiative des Staats- Oberhauptes sich in den r Ereignissen fühlbar gemacht hat, ist seine Ver⸗ antwortlichkeik stets durch diejenige seiner Minister gedeckt, und keine Beleidigung darf bis zu ihm hinaufreichen. Die von den Parteien mehr als je beobachtete Taktik, die öffentliche Meinung durch falsche Nachrichten zu beunruhigen, muß mit nicht geringerer Wach- samkeit bekämpft werden. Niemals ist dieser ff, f mit mehr Keckheit und Erbitterung gebraucht worden als jetzt. Gerüchte aller Art werden mit systematischem Eifer auf allen öffentlichen oder geheimen Wegen in der Absicht verbreitet, das Land über die Be⸗ . der Regierung zu den fremden Mächten und über die Er haltung des Friedens, dieses unschätzbaren Gutes, welches ihr nach so viel Unglücksschlägen theurer als je ist, zu beunruhigen. Man muß diese verleumderlsche Verschwörung, die sich ein Spiel daraus macht, die Geschäfte lahm zu legen und den Aufschwung des öffent⸗ lichen Wohlstandes zu hemmen, selbst auf die Gefahr hin, das Uebel, mit dem sie dreht, durch eigenes Zuthun herbeizuführen, um jeden Preis entlarven, denn nichts wäre geeigneter, un⸗ sere guten Beziehungen zu den verbündeten Völkern zu stren, als wenn man gegen alle Wahrheit glauben macht, daß es in Frankreich eine Sekte oder eine Partei giebt, die strafbar e wäre, über Europa die Leiden eines neuen Krieges zu entfesseln.

ie find gegen diese falschen Auslegungen mit allen erforderlichen Waffen ausgerüstet. Der nicht aufgehobene Art. 15 des Dekrets vom 17. Februar 1852 ahndet die Verbreitung falscher Nachrichten mit Strafen, die sich noch härter gestalten, wenn das Vergehen in böfem Glauben begangen ist und die Störung der öffentlichen Ruhe zur Folge haben kann. Sie hahen fuͤr die Durchführung dieses Artikels zu sorgen und dürfen dabei nicht vergessen lassen, daß nicht nur die durch die Presse verhreitete falsche Rachricht dem Gesetze verfällt, sondern die Lüge auch in jeder Form, sobald fie öffentlich auftritt, bestraft werden kann. Dies sind, Herr General⸗Prokurator, die besonderen Pflichten, welche ich Ihnen unter den gegenwärtigen Verhältnissen aus Herz lege. Der französische Richterstand wird vielleicht, indem er sie mit seinem be⸗ währten Eifer erfüllt, sich von den Parteien, denen sein schützendes Walten unbequem ist, eine Verdoppelung der Angriffe zuziehen, welchen wir ihn in der allerneuesten Zeit ausgesetzt sehen. Diese Aussicht wird ihn aber sicherlich nicht zurückschrecken. Und was mich betrifft, der ich, ohne die Ehre zu haben, ihm anzugehören, durch das Vertrauen des Präsidenten der Republik an seine Spitze gestellt bin, fo wird es meine Pflicht sein, ihn zu vertheidigen und für ihn bei jeder Gelegenheit, wie er es verdient, Zeugniß abzulegen. Dieser 6 werde ich nicht untreu werden. Empfangen Sie u. s. w.

roglie.“

Das „Journal officiel“ veröffentlicht eine neue Reihe von Personalveränderungen in den Unterpräfek⸗ turen (Departements E bis JJ. Dieselben erstrecken sich auf 16 Unterpräfekten, 31 General⸗Sekretäre und 3 Präfektur⸗ räathe.

Spanien. Madrid, 29. Mai. (Ag. Hav.) Obgleich die in Madrid entdeckte Verschwörung von keiner Bedeutung ist, haben der Marschall Serrano, die angesehensten Männer und die Journale des parlamentarischen Centrums und der konstitutionelken Opposition der Regierung 1 a n m bei dem Kampfe gegen die Demagogie an⸗ geboten.

Italien. Rom, 31. Mai. (W. T. B.) Gestern gab der deutsche Botschafter, Herr von Keudell, zu Ehren des Prä⸗ sidenten von Benn igsen ein Diner. Nach demselben fand ein Empfang statt, bei welchem der Präsident der Deputirten⸗ kammer, viele Deputirte, darunter die Herren Sella, Bertani, Bonghi und Venturg und zahlreiche hervorragende Persön⸗ lichkeiten aus politischen und literarischen Kreisen, sowohl Italiener wie Ausländer erschienen.

Griechenland. Athen, 30. Mai. (W. T. B.) Komun⸗ du ros hat sich bereit erklärt, die Bildung eines neuen Kabäinets zu übernehmen und hat mit Zaimis und Tri⸗ coupis deswegen verhandelt. Letztere haben es abgelehnt, sich an der Bildung des neuen Kabinets zu betheiligen, doch hat sich Tricoupis bereit erklärt, das neue Kabinet zu unterstützen. Komunduros machte darauf einen neuen Versuch, die beiden genannten Parteiführer zum Eintritt in das Ministerium zu bewegen, derselbe blieb jedoch erfolglos.

Türkei. Aus Konstantinopel, 25. d, schreibt der Korrespondent des Standard“: Redif Pascha sei jetzt Dik⸗ tator und augenblicklich mächtiger als jemals. Unter der fremden Bevölkerung herrsche wegen des Belagerungszustandes große Besorgniß. „Ich gebe Ihnen die Versicherung, daß unsere Lage sehr gefährlich it und allgemein so angesehen wird. Gewiß ist, daß neues Unheil geschehen muß.“

Wien, 39. Mai. (W. T. B.) Der „Politischen Korre⸗ spondenz“ wird telegraphisch aus Konstantinopel vom 28. d, gemeldet: Die Pforte hat den hiesigen Vertretern der

ächte mitgetheilt, die in den letzten Tagen vorgenommenen . Verhaftungen seien erfolgt, weil ein auf Ent⸗ etzung des Sultans und der herrschenden Dynastie ge⸗ richte tes Komplot entdeckt worden sei. Diese Erklärung der Pforte, meldet die „Politische Korrespondenz“ weiter, ent⸗ spreche nicht der Wirklichkeit. Von einem Komplot sei keine Rede. Es handle sich nur um die Beseitigung der Anhänger Midhat Paschags, welche sich bei den letzten Demonstrationen durch offene Agitation für die Zurückberufung desselben miß⸗ liebig gemacht hätten.

31. Mai. (W. T. B.) Telegramme des Neuen Wiener Tageblattes“: Konstantinopel. Die Be⸗ wegung der Bevölkerung wächst; die Kam mer hat sich in Permanenz erklärt; Mouthtar Pascha ist abgesetzt und soll vor ein Kriegsgericht gestellt werden. gie gf ver⸗ lautet, die Oppositionspartei wolle Mithad Pascha, welcher bereits auf dem Wege nach Konstantinopel sei, zum Diktator ausrufen; der Sultan wolle nach Adrianopel übersiedeln.

Zur Erläuterung des Titels „Ghazi“ bemerkt ein Korrespondent der „A. A. 3.“ zu Pera, daß die übliche Ueber⸗ setzung durch „der Siegreiche“ ungenau ist; Ghazi ist derjenige, welcher einen Kampf gegen auswärtige nichtmohamedanische

feinde unternimmt, ohne Rücksicht auf den Erfolg; so führten er Vater und der Großvater des jetzigen Sultans den Titel Ghazi, obgleich letzterer, Sultan Mahmud II, in seinen Krie⸗ gen gegen Rußland (16808 bis 1812 und 1828 bis 1829) un⸗ glücklich war, und 1830 gegen Frankreich Algier verlor; da⸗ egen führte ihn der Sultan Abdul⸗-Aziz nicht, weil seine

riege gegen Montenegro und die f nns chen Kreter innere Feinde und seine Feldzüge gegen Assir und Jemen mohame⸗ danische Feinde betrafen. Die betreffende Fe tw a des Scheich ul Islam Hassan Hairullah lautet:

rage: Da der Khalif der gesammten Erd: möge Gott sein Khallfat bis ans Ende der Zeiten bestehen laffen Sultan Abdul amid in diesem Kriege, der entsprechend dem Scheri (eiligen Ge⸗ etze) vor sich geht, Truppen gegen den Feind der Nation und der Nellgion ausgerüstet und ausgesendet hat, in Uebereinstimmung mit den Worten dez Propheten „Der, welcher Streiter ohne ein andere Interesse als für Gott ausrüstet, ist Ghazi', ist es dem Scheri int⸗ sprechend, daß Se, Majestät Sultan Abdul Hamid als Ghazi von allen Kanzeln verkündigt werde! ie. Antwort: Gott allein weiß es; aber der Scheri sagt Ja! Geschrieben durch den armen Hassan Hairullah, mage Gott ihm ihen. . Die Pforte hat Oberst Baker, dem W. sFremdenbl. zu= folge, nun offiziell mit der Reorganisation des türkischen oltzeiwefens betraut. Am 16 ist der Kontrakt zwischen beiden Theilen durch den Polizei⸗Minister vollzogen worden. Hiernach wird Baker zum Chef des Gens d' armerie⸗ Corps ernannt mit dem Range nes General⸗Majors. Er verpflichtet sich gegen den Gehalt eines solchen zu dreijährige? Dienstleistung. Ungesäumt wird er jetzt ans Werk gehen und zunächst in Konstantinopel seine Reformen he= ginnen. Fur, den Sicherheitsdienst, der Hauptstadt wird Baker Pascha ein Corps von 1006 Polizeikommissären ausstellen, zur Hälfte Muselmänner, zur Hälfte Christen von denen jeder Einzelne Fee Tärkischen in Wort und Schrift so weit mächtig sein muß, um ein Verhör leiten zu können. Sie sollen in drei Klassen ze fallen und danach einen monatlichen Gehalt von 500, 10906 und, 1500 Piaster beziehen. Unter ihren direkten Befehlen wird die Gensd'ar⸗ merie stehen, welche nur auf ihre Anweisung hin vorzugehen hat. Aus Belgrad, 26. Mai, wird der „Pol. Corr.“ ge— rieben: J sch So schwierig die Lage ist., in welcher sich Serbien in Folge der großen Ereignisse auf der Balkan⸗Halbinsel und der dadurch er⸗ zeugten Strömungen in seinem Innern befindet, so sind doch Fürst und Regierung darin einig, daß die Beobachtung einer strikten Neu⸗ tralität noch am Sichersten die Interessen des Fürstenthums in die⸗ sem Momente ju wahren geeignet ist. Die maßgebenden Fak⸗ Hören des Landes sind von der Ueberzeugung durchdrungen, daß bei der gegenwärtigen militärischen und politischen Situation Serbien keine selbständige Rolle spielen könne, daß es vielmehr ein Gebot Ter Klugheit und der wehlverstandenen eigenen Interessen, sei, die Haltung des Landes den Nothwendigkeiten und den Ansprüchen der großen Kabinete zu unterordnen. Man hat sich daher hier wohl—⸗ weislich gehütet, irgend etwas zu thun, was die durch die Verhältniffe Serbien. aufgedrungene Passivität unterbrechen, Dder auch nur in einem verdächtigen Lichte erscheinen lassen könnte. Die Regierung hat bisher nicht nur keinen einzigen NMann' einberusen, sonzern sie hat auch die strengsten Anord— nungen getroffen, daß kein Bewaffneter die serbisch⸗türkische Grenze überfchreiten dürfe. Bis jetzt hat auch keine Bande sich. hier orga⸗ nisiren können. Wenn man aber trotzdem hier auf militärischem Gebiete nicht ganz müßig ist, so hat dies lediglich den Zweck, die durch den letzten Krieg entstandenen Lücken in unseren militãärischen Mitteln wieder auszufüllen. Aus diesem Grunde wird wieder in der Kanonengieße⸗ rei von Kragujewatz etwas gearbeitet, die Befestigungen an der Grenze in den früheren Stand geseßzt und die Abgänge an Munitionsvorrath ersetzt. Es wäre absurd, diesen Maßregeln den Charakter von Rüfstungen beilegen zu wollen. An Rüstungen denkt Niemand hier und liegt gar kein Anzeichen vor, daß in der nächsten Zukunft daran gedacht werden foll. Die Skupschting, welche am 2. Juni hier zu⸗ sammentreten soll, wird sich auch nicht mit militärischen, sondern rein ökonomischen Fragen beschäftigen. Eine durchgreifende Reform auf allen Gebieten der Verwal tung soll zur Erzielung großer Er— sparnisse im Ausgabenbudget durchgeführt werden. Die Steuerkraft des Landes ist vermindert, daher muß der Staat auch seine Ausgaben einschränken, . ö. ; Cettinje, 23. Mai. (W. Pr.) Das Handschreiben des Czars an Fürst Nikolaus bei Gelegenheit der unlängst an den letzteren erfolgten Absendung des Georgs⸗Ordens drit⸗ ter Moe utere, . Eure Hoheit! Mit besonderer Freude hahe ich, sowie ganz Rußland, den Erfolg der montenegrinischen Waffen stets beobachtet. Einen freudigen Widerhall fand besonders in unserem Herzen die frohe Nachricht über das Gefecht bei Wutschidol, wo Eure Hoheit an der Spitze einer kleinen Abtheilung tapferer Montenegriner, ge⸗ stärkt durch die Liebe zum Vaterlande und die Gerechtigkeit der hei⸗ ligen Sache, 16 türkische Bataillone aufs Haupt schlug und ihnen drei Kanonen und dreiundzwanzig Fahnen als Trophäen ab⸗ nahm. Indem ich der bewiesenen persönlichen Tapferkeit Eurer Hoheit meine höchste Anerkennung zolle, beför⸗ dere ich Sie zum Ritter dritter Klasse meines mllitärischen Ordens des Großmärthrers und Siegbringers Georg und ühersende Ihnen zu⸗ gleich die Insignien desselben. Ich ernenne unter Einem die tapfern monlenegrinischen Wojwoden:; den Senator Vozidar Petrowick⸗ Yöijegusch, Petar Wukotitsch, Ilia Plamenatz und Marko Milianow ir ne. zum Ritter desselben Ordens vierter Klasse. Ueberdies fell ich noch drei Orden vierter Klasse und 35 Militär. Verdienst⸗ kreuze Eurer Hoheit zur Verfügung, damit Sie die Tapfersten nach Ihrer Ueberzeugung in meinem Namen damit betheilen. Mögen Diese Orden an ihrer Heldenbrust zum Symbole meiner besonderen 6 dienen und als Maß der brüderlichen Liebe, welche Ruß= and stets für Montenegro zum Ausdrucke gelangen ließ. Ich ver⸗ bleibe Ihnen siets wohlgewogen. Kifcheneff, am 12.24. April 1877. Alexander m. p.“ Der Tag Christi Himmelfahrt wurde im Lager der Mon⸗ tenegriner nicht nur als großer Feiertag, sondern auch als Ge⸗ denstag des Gefechtes bei Grahowo⸗Polje, wo Mirko Petrowies im Jahre 1858 die Schaaren des Omer Pascha aufs Haupt schlug, gefeiert. Von den drei Georgs⸗Orden vierter Klasse, welche Kaiser Alexander dem Fürsten Nikolaus zur Verfügung stellte, bekam einen der jetzige Generalstabs Chef. der Monte⸗ negriner, Mascha Verbiza, als ehemaliger Chef der Yatagan⸗ legion im serbischen Kriege. Die übrigen zwei Orden bekamen zwei Wojwoden in der Herzegowina. Der Senator Stanko Nadonich, bekannt als Friedensdelegirter in Konstantinopel, begiebt fich ins russische Hauptquartier als Militärbevollmäch⸗ tigter.

Rumänien. Bukarest, 24. Mai. Das „Amtsblatt“ veröffentlicht heute das Gesetz bezüglich des neu gesch af⸗ fenen Ordens „Stern von Rumänien.“

Rußland und Polen. St. Petersburg, 37. Mai (Journ. d. St. Petersb) Der Botschafter in Wien, Hr. von Nowikoff, ist heute hier 36 oimmen. Der Erz⸗ bifchof von Costromg, Msgr. Plato, ist, wie die „Mos k. Ztg.“ meldet, in der Nacht vom 24 zum 25. d. M. verstorben.

Moskau, 24. Mai. (Int. Tel, Ag) Heute verschied der Prior des Swijatotroizt⸗Ssergijewschen Klosters, der Archimandrit Antonius.

Amerika. Washington, 8. Mai, Zuverlässigen Nach⸗ richten ufolge ist das Todesurtheil, welches gegen den, 1835 nach i ü tin ausgewanderten katholischen Geistlichen Blaslus Pistorius aus Saarwellingen bei Saarlouis von dem Geschworenengerichte in Norristown wegen Mordes ersten Grades n worden war, am 7. d. M. durch den . ö des Staates enn, für ungültig erklärt worden. Es ist hierdurch die öglichkeit gewährt, daß durch eine neue, von einem außerhalb der Grafschaft Norristown

belegenen Gerichte vorzunehmende Untersuchung ein günstiges Urtheil erzielt wird.

Afrika. Egypten. Kairo, 30. Mai. (W. T. B. Die

Verhandlungen in der abessinischen Angelegenheit sind beendet.

Der russisch⸗türkische Krieg.

Bukarest, 25. Mai. Der Ausbruch der Feindseligkeiten zwischen Rumänien und der Türkei hat in letzter Zeit eine Anzahl ehemaliger Offiziere der deutschen Armee hierher ge⸗ führt, welche beabsichtigen, im rumänischen Heere Kriegsdienste zu nehmen. Nach der rumänischen Verfassung ist aber nur rumänischen Staatsangehörigen der Eintritt in die hiesige Armee gestattet. Fremde Staatsangehörige haben daher keine Aussicht, ihre Wünsche erfüllt zu sehen; es sind bisher alle solche Wünsche abgeschlagen worden.

Brüsfel, 36. Mai. (W. T. B.) Der „Nord“ publi⸗ zirt eine Korrespondenz aus St. Petersburg, welche fich mit der jüngsten Reise des Grafen Schuwaloff be— schäftigt und auf die Zwecke des Krieges eingeht. In der⸗ selben heißt es: Rußland habe weder den Wunsch noch das Interesse, den von dem englischen Staatssekretär Croß im Parlamente angeregten Fragen (Wahrnehmung der besonderen englischen Interessen durch eine eventuelle Vertheidi⸗ gung Egyptens gegen russische Angriffe) irgend wie näher zu treten. Das Ziel des Krieges sei einzig und allein eine ernstliche Besserung des Loo⸗ fes der Christen und zwar unter ausgedehnteren und wirksameren Garantien, als das in den früheren diplomatischen Programmen der Fall gewesen sei. Wenn nun aber auch die Mittel gewechselt hätten, so bleibe doch der Zweck durchaus derselbe. Um denselben zu erreichen, habe Rußland nicht nur in keiner Weise nöthig, den Interessen Englands, wie sie Croß definirt habe, zu nahe zu treten, son⸗ dern es sei vielmehr selbst dabei interessirt, den Wünschen der englischen Regierung Genüge zu leisten, um das verfolgte Ziel um so rascher zu erreichen. Die von Rußland zu ertheilende Antwort werde durchaus geeignet sein, das englische Kabinet völlig zu beruhigen.

Rom, 36. Mai. (W. T. B.). In der Sitzung der Deputirtenkammer besprach bei der Berathung des Budgets fur das Ministerium des Aeußern der Deputirte Miccili die Politik der neutralen Mächte und die Eventualitäten des Krieges. Der Minister der aus⸗ wärtigen Angelegenheiten erwiderte demselben, daß eine Debatte über die erwähnte Frage inopportun sei. Das Ministerium könne nur die bereits abgegebenen Er⸗ flärungen über die freundschaftlichen Beziehungen Italiens zu allen Mächten wiederholen. In Betreff des Verhält⸗ nisses Italiens zu Frankreich bestätige er das schon früher Gesagte, indem er von der freundschaftlichen Erklärung Akt nehme, welche er von der französischen Regierung erhalten habe und welche diese anderen Kabineten gegenüber gleichfalls abgegeben habe. Sodann sprach der Minister den Wunsch aus, daß das Land in dieser Hinsicht sich vollständig beruhigen möge. Bezüglich der in Folge des Krieges zu ergreifenden Maßregeln habe sich die Regierung auf solche beschränkt, die zum Schutze der italienischen Unter⸗ thanen im Oriente nothwendig seien. Zwischen mehreren neu⸗ tralen Mächten bestehe ein Einvernehmen über eine hierauf bezügliche gegenseitige Unterstützung. Die Politik der italie⸗ nischen Regierung fichere Italien die Sympathie der Natio⸗ nalitäten im Orient. Schließlich erklärte der Minister, daß er den Prinzipien treu bleiben werde, welche bisher das Verhal⸗ ten der italienischen Regierung geleitet hätten. .

Rach einem Berichte der Augsb. „Allg. Ztg. hat sich der Sultan an den Scherif in Mekka um Geldunter⸗ stützung gewendet, welche aus den Almosen der Mekkapilger aufgebracht werden soll. Auf, die Bitte des Padischah habe der Scherif den großen „Sebihl“, wie man die Alm osen⸗ büchfe der Kaaba nennt, öffnen lassen, und, wie wenigstens das Gerücht geht, mehr als 100 Millionen Piaster darin ge— funden. Dies sei übrigens gar nicht so unwahrscheinlich, wenn man erstens bedenkt, daß alljährlich gegen zwei⸗ bis dreihundert⸗ taufend Pilger aus allen Gegenden des Orients nach Mella ziehen, von denen jeder nach der Vorschrift des Korans ein Almofen, und wäre es auch noch so gering, geben muß, und zweitens, daß der „Sebihl“ nur einmal, und zwar zu Anfang dieses ö und dann nicht mehr geöffnet wurde. Auch soll der Scherif nach der Entrollung der Fahne des Propheten in Konstantinopel einen Aufruf an alle Maho⸗ medaͤner im Osten erlassen, um sie zum „heiligen Krieg“ zu fanatisiren. Aehnliches wird aus Marokko gemeldet, wo der große Sidi ben Sala, der sür Westafrika fast ebenso viel gilt wie der Scherif von Mekka für den Osten, auch bereits eine Art von Manifest erlassen haben soll, mit, dem bekannten Koranspruch als Motto: „Vertilgt die Ungläubigen von der Erde mit Feuer und Schwert und xastet nicht! Unter den Beamten in Konstantinopel zirkulire eine Liste, welche jeden Beamten auffordert, für die Bedürfnisse der. Armee ein Pferd oder eine Summe von 2090 Piastern beizusteuern. Endlich spreche man noch von einer weiteren Maßregel, um alles in den Häu fern befindliche Gold und Silber ein⸗ zuziehen und daraus Geld zu prägen. Bei dem tiefen Miß⸗ trauen, welches in der Masse des Volkes gegen die hochgestellten Beamten herrscht, dürfte diese Maßregel leicht zu erheblichen Unruhen . geben. Inzwischen hätten sich bereits zwei Gründercompagnien, „Syrtlan Oglu Tschailack“ und „Tschakal Oglu Soluk“, genieldet, um den letzten Rest werth⸗ vollen Metallgeldes, das im Lande zirkulirende Beschlik und Kupfergeld, einzusäckeln und dafür eine neue Münze von ganz werthlosem Metall, Argyrin, in Um lauf zu setzen.

Europäischer Kriegsschauplatz.

Bukarest, 29. Mai. (W. „Pr. ). Die Suite des Czars, welche aus 400 Mann besteht und die Flügel⸗ Adjutant Oberst Oserow kommandirt, wird in Plojesti erwartet. Vorgestern haben die letzten Armee Anstalten Kischeneff verlassen, wo sich nur mehr die roße Feldbäckerel befindet. In den Feldspitälern in Hofer ien sollen sich keine Kranken mehr befinden.

Bukarest, 29. Mai. (W. Pr.) Der Fürst ist um g Uhr hier angekommen und wurde auf dem Bahnhof von den Ministern und vielen hohen Offizieren feierlich empfangen.

Aus Bu karest wird der „Pol. Korr.“ unterm 29. d. berichtet, daß in Folge der wiederholten Unfälle auf den rumänischen fel ahnen der Generaldirektor Gillour von dem Großfürsten Nikolaus nach Plojesti berufen wor⸗

den sei. Der gesammte Betrieb der ru mänischen Eisenbahnen solle in kürzester Zeit ausschließlich in die Hände der russischen Verwaltung übergehen. Das starke Austreten der Flüsse richte überall sehr großen Schaden an.

Jassy, 25. Mai. (Tel, d. W. Pr) In Folge an— dauernden Regens sind alle Gewässer angeschwollen. Hier nehmen Truppendurchzüge aller Waffengattungen wieder zu. Gestern fand eine Probefahrt auf der Bahn⸗ strecke Jassy⸗Ungheni mit schmalem Narmalgeleise statt. An der eisernen Brücke haben sich in Folge dessen Abände⸗ rungen als nothwendig erwiesen und damit die Benutzung der Bahn verzögert. Hier werden große Vorbereitun⸗ gen zum Empfang des Ezars getroffen.

Mos kau, 30. Mai. (W. T. B.) Nach hier vorliegen⸗ den Meldungen aus Plojesti ist in Folge des außergewöhn⸗ lich heftigen Austretens der Donau über ihre Ufer der Bahn⸗ körper der Eisen bahn zwischen Barboschi und Braila dergestalt vom Wasser unterwaschen, daß der Verkehr zeit— weilig hat eingestellt werden müssen. .

Konstantinopel, 29. Mai. (Telegr. d. Fremdenbl) Auf Befehl des Serdars Ekrem wurde der Truppentrans—⸗ port nach der Dobrudscha, wo schon genügende Streit⸗ kräfte stehen, wieder eingestellt, dagegen dauert der Ar— tillerietransport dorthin noch immer fort. Von Schumla sind mehrere Generalstabs-Offiziere nach dem westlichen Balkan abgegangen, zum die Befestigungsarbeiten, die dort vorgenommen werden, zu leiten.

Einer Meldung der „Köln. Ztg.“ zufolge, habe der Kriegsrath in Konstantinopel nochmals Besetzung Serbiens empfohlen, da ein eventueller Uebergang bei Kla— dowa gefährlich wäre. -

Kairo, 30. Mai. (W. T. B.) Die Ankunft der tür⸗ kischen Panzerschiffe, welche 2000 Mann egyptische Truppen einschiffen sollen, wird am 4. Juni hier erwartet,

Aus Belgrad, 31. Mai, wird dem „Neuen W. T.“ gemeldet; Die Türken überfielen die serbische Drina⸗ Insel Adabujaklitsch, tödteten mehrere Feldarbeiter und führten andere mit sich fort. Zwei österreichische Mo⸗ nitors liegen vor Belgrad.

Aus Rustschuk, 26. Mai, wird der „Pol. Korr.“ geschrieben:

„Unser bisheriger General⸗Gouverneur Sadyk P a scha, welcher bekanntlich den Botschafterposten in Paris mit der hiesigen Stellung vertauschen mußte, hat hier nicht lange ausgehalten, Wie es scheint, haben die Kriegseventuglitäten, welchen unsere Stadt und Festung exponirt sein dürfte, wesentlich dazu beigetragen, um Sadyk Pascha zu bestimmen, in Konstantinopel auf seine Abberufung von hier zu dringen. An dessen Stelle ist Achmed Pa scha (gewesener Marine⸗ Minister zur Zeit des Konstantinopeler Ministermordes) zum General-Gouvernenr des Donau-Vilajets ernannt wor⸗ den. Mit Ausnahme mehrerer Kanonaden, welche donauabwärts sich in den letzten Tagen wiederholt haben, ist bis zur Stunde noch immer nichts Bedeutendes vorgegangen. Seit ungefähr acht Tagen kann man von hier wahrnehmen, daß der Festung gegen⸗ iber am jenfeitigen Ufer, namentlich zur Nachtzeit, emsig an Batterien gebaut wird. Man macht sich hier darauf gefaßt, mancherlei zu erleben, hält aber türkischerseits die Festung für aus— reichend stark und armirt, um den Russen genügend zu schaffen zu machen. Auf der Giurgewo gegenüber liegenden Seite befinden sich zwölf Lunetten, jede derselben mit 6 bis 12 Geschützen schwersten Kalibers armirt. Mehrere dieser Werke sind, wirkliche Redguten, namentlich die Achmed⸗Ejub⸗Tabia, Levend⸗Tabia und Fvorʒ⸗Tabia genannten. Im Ganzen sind die äußeren Werke mit 120 Feuer⸗ schlünden armirt. Die Gesammtbesatzung unseres Platzes beträgt in diesem Augenblicke 35 Bataillone mit einem Durchschnittsstande von 550 Mann per Bataillon. Außer Rustschuk ist auch Schumla nunmehr in einen formidablen Vertheidigungszustand gesetzt und auf ein halbes Jahr mit Proviant reichlich versehen. Diese mit einem dreifachen Gürtel von Werken ausgestattete Festung scheint nach allen Dispositionen Abdul Kerim Paschas bestimmt zu sein, einen wesentlichen Stützpunkt für die Armee zu bilden. Es stehen augenblicklich dort 46 Nizams-Bataillone und 12 Batterien, abge⸗ rechnet die eigentliche Festungsbesatzung. Zum Kommandanten der Festung und des im dortigen verschanzten Lager stehenden Corps wurde Aziz Pascha ernannt, welcher anfänglich zum Generalstabs⸗ Chef Abdul Kerims designirt war. In Adrianopel ist in den letzten Tagen Halet Pascha eingetroffen, welcher mit der Ausführung neuer Befestigungsarbeiten an sämmtlichen Balkanpässen beauftragt ist. Dieselben werden am sogenannten Kutschuk-Balkan beginnen und alle Pässe des Kodia⸗Balkans umfassen. „Unter Halet Pascha ist auch der bekannte Nedjib Pascha mit der Leitung dieser Befestigungsarbeiten betraut.“

Den neuesten Berichten aus Scutari zufolge so meldet der Spezial-Korrespondent der „Times“ unterm 13. ds aus Srnaluk haben in Mirditien alle kriegerischen Bewegungen aufgehört. Die Mirditen halten in den un⸗ zugänglichen Pässen Stand und räumen die zugänglichen Thäler ohne Widerstand. Die Türken, das Fruchtlose des Feldzuges einsehend, haben ihre Truppen zurückgezogen und senden sie alle nach Podgoritza, welche Stadt von Erdwerken umgeben ist, die einen Ersatz für die mangelhaften ursprüng⸗ lichen Befestigungen bieten. Die Miriditen⸗Häuptlinge befinden sich noch immer auf freiem Fuße. Es geht das Gerücht, Prenk sei nach Italien abgegangen.

Asiatischer Kriegsschauplatz.

St. Peters burg, 31. Mai. (W. T. B.) Telegramm des Sber⸗Kommandirenden der Kaukasus-Armee vom 29. d.: Jestern dirigirte General-Lieutenant Oklobjio seine Avantgarde unter dem Oberst Gurtschin auf das linke Ufer des Kintrischi, um die Höhen von Sameba auf dem linken Flügel der türkischen Positionen zu nehmen. Das Unternehmen war erfolgreich. Gleichzeitig wurde Line kleine Kolonne unter dem Fürsten Melikof den Kintrischi hinauf gesandt, um die Bevölkerung von Kabꝛsseti von den türkischen Positionen abzuschneiden. Ungeachtet der Schwierigkeiten be⸗ setzte die Kolonne eine Position, 6 Werst von Chazubani. Unser Verlust betrug bei beiden Kolonnen zusammen Todte und . darunter der Ulanen⸗-Offizier Lieutenant Nachitschewonsky. .

. 36. Mai. (S. H. T. B.). Der grusinische Adel hat ähnlich, wie in den vorhergehenden Kriegen aus seiner Mitte 2 Sotnien aufgestellt, die heute auf den Kriegs⸗ schauplatz abgehen, um als Leibgarde des Groß fürsten Michael Rikolajewitsch zu dienen. Die bei Ardahan erbeuteten türkischen Standarten wurden gestern nach Tiflis

ebracht. ; ; 3. stantinopel, 30. Mai. (W. T. B. Der Minister des Auswärtigen hat an die Vertreter der Pforte im Aus⸗ lande folgendes Telegramm gerichtet: Ardahan, dessen Einnahme' durch die Russen ich Ihnen kürzlich anzeigte, ist von den türkischen Truppen wiedergenommen worden.“