. . 2 ;
** — 6 n, 2 2
änzung der Wege⸗Gesetzgebung, 2) der Kosten der Ver⸗ — 6 — namentlich der zu erstrebenden Freilassung kleinerer Grundbesitzer von denselben und 3) der Kosten des Uferbaues an der Weser, gestellt worden seien, deren Begrün= dung in der nächsten Sitzung erfolgen werde. Der sich hieran schließende Vortrag über den Bericht des ständischen Verwal⸗ lungsausschusfes, hinsichtlich der Ergebnisse der kommunal⸗ ständischen Verwaltung in den Jahren 1874 und 18756, gab zu einer Diskussion über die den ständischen Baubeamten zu gewahrenden Reisevergütungen und über den Betrag der von den Schuldnern der Landeskreditkasse zu zahlenden Zinsen, sowie über die Gleichstellung der Städte und Landgemeinden, bezüglich der Auf⸗ nahme ihrer Angehörigen in die Landeshospitäler Haina und Merxhausen und uber die Abhörung der Rechnung der stän⸗ dischen Schatzkasse Veranlassung. — Der Kommunal⸗Landtag genehmigte sodann den Verkauf einiger Grundbesitzungen, so⸗ wie für die Zukunft unter gewissen Voraussetzungen die generelle Ermächtigung des ständischen Verwaltung sgusschusses zur Veräußerung von Grundvermögen, sofern der Werth des— selben den Betrag von 30, 000 4 nicht übersteigt.
Bayern. Der Allg. Ztg.“ wird aus München unter dem 5. d. M. geschrieben: „Was die Dauer des bevor⸗ stehenden Landtags betrifft, so glaubt man, daß sich dieselbe nicht über zwei, höchstens drei, Wochen erstrecken werde, Innerhalb eines solchen Zeitraums wird es denn doch wohl möglich sein, das Militärbudget zu erledigen, zumal es sich hierbei nicht um die Bewilligung des Gesammtbedarfs für die Armee handelt, sondern nur um Feststellung und Geneh⸗ migung der einzelnen Etats innerhalb der im Reichsbudget für die bayerische Armee festgestellten Gesammtmittel., Nach Erledigung des Militärbudgeis würde dann nicht der Schluß, sondern eine Vertagung der Kammern bis zu dem Zeitpunkt erfolgen wo, Ende September, das Budget für die nächste Finanzperiode vorgelegt werden muß.“
Württemberg. Stuttgart, 4. Juni. Der Groß⸗ herzog von Oldenburg und der Fürst zu Waldeck und Pyrmont sind heute wieder von hier abgereist.
Sessen. Darmstadt, 6. Juni. (W. T. B) Das heute Mittag ausgegebene Bulletin über das Befinden des Großherzogs lautet: Das Befinden des , , ist seit heute Vormittag den Umständen nach recht befriedigend; die Thätigkeit des Herzens und der Puls sind kräftiger, auch ist etwas Appetit vorhanden.
— 7. Juni. (W. T. B.) Nach dem neu esten Bul⸗ letin war der Zustand des Großherzegs bis nach Mitternacht befriedigend, alsdann traten bedenkliche Schwäche mit Unruhe und stark aussetzendem Puls, sowie Brustbeklem⸗ mungen ein.
Lippe. Detmold, 6. Juni. In der am 4. Nachmit⸗ tags abgehaltenen Sitzung des Landtages kam die Verord⸗ nung (Nothgesetz,, betreffend die anderweite Regelung der Grund steuer, vom 8. April 1874, zur zweiten Lesung. Nach mehrstündiger Debatte wurde ein Antrag angenommen: Schon jetzt zu bestimmen, daß die Jahressumme der Grundsteuer von den Liegenschaften für das ganze . den Betrag von 150,000 S nur dann übersteigen darf, wenn (für den Fall einer neuen Katastrirung des Landes erst nach Vollendung derselben) steuerpflichtig werdende Grundstücke in Zugang kom⸗ men, oder wenn bei vermehrtem Staatsbedürfnisse eine ver⸗ hältnißmäßig gleiche Erhöhung der übrigen direkten Staats⸗ steuern, mit Ausnahme der Schulsteuer und Erbschaftssteuer, beschlossen wird. ᷣ
Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 5. Juni. Der Erz⸗ herzog Rainer und dessen Gemahlin die Erzherzogin Marie sind nach mehrmonatlicher Abwesenheit gestern hier eingetroffen.
— Wie das „Vaterland“ vernimmt, haben sämmtliche Mitglieder des Kaiserhauses beim Nuntius Msgr. Zacobini, theils persönlich, theils durch ihre Ober-Hof⸗ meister, theils durch besonders Schreiben an den Papst, ihre Glückwünsche zum fünfzigjährigen Bischofs⸗ jubiläum des Pap stes ausgedrückt. — Der Minister für Kultus und Unterricht hat zur Durchführung der für die nächstjährige Weltausstellung in Paris erforderlichen Vorarbeiten zu der österreichischen Unterrichtsausstellung eine Kommission niedergesetzt, welche bereits in Thätigkeit ist. — Im Abgeordnekenhause fand heute die Debatte über den Gesetzentwurf, betreffend die garantirten Eisenbahnen, statt. Die Abg. Schaup und Auspitz sprachen sich e das System des Staatsbahnbetriebs aus, während der Minister Plener das vorliegende Gesetz als einen Fort⸗ schritt bezeichnete. Die Abg. Pfeifer und Genossen interpellir— ten die Regierung über die Gründe der Auflösung des Krai— ner Landtages
— 6. Juni. (W. T. B.) Nach einer Mittheilung der „Politischen Korrespondenz“ ist das Erträgniß der öster⸗ reichischen Steuern in dem Zeitraume vom 1. Februar bis 30. April d. J. bei den direkten Steuern um 57400951. und bei den indirekten Abgaben um 2,388,000 Fl. günstiger als im gleichen Zeitraume des Vorjahres.
Prag, 6. Juni. (W. T. B.). Die Stadtvertretung von Wamberg ist wegen Ueberschreitung ihres gesetzlichen Wirkungskreises aufgelöst worden. Dem „Prager Abend⸗ blatte“ zufolge stehen weitere ähnliche Maßregeln noch bevor.
Pest, 5. Juni. Ueber das Ergebniß der bisherigen Ver⸗ 9 der ungarischen Quoten-Deputation er⸗ ährt der „Naplo', daß die Majorität die von der Regierung empfohlenen Berechnungen zur Basis angenommen habe und daß das Projekt, die indirekten Steuern gemeinsam zu machen, gar nicht angeregt worden sei. — Der W. „Pr.“ wird von . gemeldet?, Zum Veszprimer Bischof wurde Dr. Konstantin Schuster, zum Kaschauer Dr. Sigmund Kovacs, bisher Bischof von Fünfkirchen, ernannt. — Im Marmaxroser Komitat ist das Standrecht für die Dauer eines Jahres publizirt worden. Der Graf Johann Lonyay, Bruder des gewesenen Minister⸗Präsidenten, wurde zum Obergespan dieses Komitats ernannt.“
— Ein Wiener Brief des „Hon“ „vorzüglicher Quelle“ sagt, daß der Ausgleich trotz aller entgegengesetzten Mitthei⸗ lungen in der Sommersession entschieden zu Ende berathen werde. Es sei dies ein Beschluß der beiderseitigen Ministerien, wie durch die innere und äußere Lage geboten, Eine Einigung der Quotendeputation sei mit Sicherheit zu erwarten. Was von einer Polemik Banhidy's gegen die Regierung gemeldet
theilgenommen, wurde a
wird, sei reine Erfindung; Tisza habe an den Berathungen n von Niemandem angegriffen. Das Quotenverhältniß dürfte das 2 bleiben. Minister⸗ Präsident Tisza reist wahrscheinlich Mittwoch ** nach Bien, da für Donnerstag die Berathung des Falkschen Nuntiums anberaumt ist.
Schweiz. Wie der, Bund“ vernimmt, will der Bundes⸗ rath, de, ee der Bestrebungen für Einführung eines Bank⸗ notenmonopols in den Kantonen, den eidgenössischen Räthen be⸗ reits in der nächsten Dezembersession eine neue Gesetzesvor⸗ lage über das Banknoten we sen unterbreiten. In diesem neuen Gesetze soll namentlich auch der Notengarantie durch die Kantone Rechnung getragen werden.
Großbritannien und Irland. London, 5. Juni. (. EC) Das Oberhaus trat gestern zum ersten Male nach Ablauf der Pfingstferien wieder zusammen und trennte sich nach einstündiger Sitzung, die ausschließlich heimi⸗ schen Geschäften von geringem allgemeinen Interesse gewidmet war. — Im Unt erhau se erwiderte auf eine Anfrage Er⸗ ringtons der Unter⸗Staatssekretär für Indien, Lord G. Hamil⸗ ton, daß die indische Regierung vor Kurzem sich genöthigt gesehen habe, die Ausfuhr indischer Kulis nach der französischen Kolonie Guiana zu verbieten; er habe nichts dagegen, die bezügliche Korrespondenz zur Vorlage zu bringen, glaube aber, es sei besser, damit zu warten, bis sie vollständig sei. Auf eine Anfrage Cowens erwiderte der Staatssekretär des Innern, Mr. ECroß, es sei unmög⸗ lich, eine genaue Uebersicht über die Vorrecht? zu geben, deren sich die Bewohner der Kanalinseln erfreuten. Eines ihrer bedeutendsten Vorrechte sei die Befreiung von der Heranziehung zu allgemeinen Reichssteuern. In dem Berichte des bezüglichen, um das Jahr 1847 niedergesetzten Ausschusses sei eine Menge schätzenswerthen Stoffes über diesen Gegen⸗ stand enthalten. Der Unter⸗Staatssekretär für die Kolonien, Lowther, beantwortete verschiedene Anfragen Potters bezüglich der Insel Malta und erklärte u, A., die Regierung be⸗ absichtige nichk, eine durchgreifende Umgestaltung des Unter— richtswesens der Insel vorzunehmen, es seien aber Maßregeln in Berathung, um die Erlernung der englischen Sprache zu befördern. Sir G. Bowyer kündigte an, er werde Herrn Gladstone über seine Mitwirkung an der Bildung der Birminghamer liberalen Vereinigung interpelliren. Es wurde ihm aber von dem Sprecher bemerkt, daß eine derartige Anfrage nach den Regeln des Hauses nicht statthaft sei. Das neue Mitglied für Tipperary, Mr. E. D. Gray, nahm seinen Sitz im Hause ein. Auf eine Anfrage Fawcetts er⸗ widerte Lord G. Hamilton, daß die durch die letzte Hungers⸗ noth in den Bezirken Madras und Bombay verursachten Kosten auf fünf Millionen Pfd. Sterl. geschätzt würden. Da die ganze Summe nicht auf dem indischen Geldmarkt aufge— nommen werden könne, beabsichtige die Regierung, die Zu⸗ stimmung des Parlaments zur Aufnahme der fehlenden Summe in England nachzusuchen. Das Haus ging darauf in Comiteè⸗ sitzung zur Berathung der Bill bezüglich der Universitäten Oxford und Cambridge über. Es liegen hierzu Abänderungs⸗ anträge verschiedener Mitglieder vor. Hr. Göschen beantragte, es sollten die Kommissare bevollmächtigt werden, bei der Aufstellung von Statuten für die Kollegien die Bestimmung zu treffen, daß der Besitz geistlicher Weihen oder die Erlangung derselben zur Bekleidung der Mitgliedschaft oder der Vorsteherwürde eines Kollegs nicht erforderlich sei. O. Morgan, Trevelyan, Han⸗ bury, Gladstone und Lord Hartington sprachen für den An⸗ trag, Beresord⸗Hope und der Kriegs⸗Minister Hardy dagegen, Letzterer mit dem Bemerken, daß die Bill eine Maßregel akademischer Natur und nicht darauf berechnet sei, die Mit⸗ gliedschaft der Kollegien zu berühren. Der Antrag Göschens wurde schließlich mit 147 gegen 138 Stimmen verworfen. Nach längerer Debatte über verschiedene andere Punkte wurde die Bill in Comitésitzung angenommen. Das Haus beschäf— tigte sich darauf mit verschiedenen heimischen Angelegenheiten.
Plymouth, 6. Juni. (W. T. B.) Das deutsche Geschwader ist heute von hier nach dem Mittelmeer ab— gegangen.
Frankreich. Paris, 5. Juni. (C. S). Durch das schon erwähnte Rundschreiben des Ministers des Innern von Fourtou werden die Hausirer mit Zeitungen und Flugschriften unter, scharfe, Kon⸗ trole gestellt; allen Personen, welche für ihr Wohlverhal⸗ ten keine Bürgschaft geben können, wird die Erlaubniß der Colportage entzogen. Zu dem Zwecke sind die Präfekten an⸗ gewiesen, eine strenge Musterung der konzessionirten Colpor⸗ teure anzustellen. — Wie die „France“ vernimmt, wird die Re⸗ gierung am 16. Juni von der Kamm er verlangen, daß sie auf ihre Tagesordnungsetze: 1) Die Verhandlung über die vier direkten Steuern, weil die Session der Generalräthe keinen i hätte, wenn diese nicht zuvor bewilligt wären; 2) ein
esetz, welches dem KriegsMinister einen Betrag von mehr als 300 Millionen für außerordentliche Heeresausgaben (in das Liquidationskonto einzustellen) bewilligt; 3) das Budget der Ausgaben; 4) das Budget der Einnahmen. Der Budget⸗ ausschuß will nur Punkt 2 zur sofortigen Verhandlung zu⸗ lassen, die Budgetvorlagen dagegen erst nach Erledigung der bekannten Interpellation. ie „Union“ veröffentlicht das Manifest der legitimistischen Rechten, worin es heißt: „Zwei Fragen werden täglich in der Presse besprochen; die Auf⸗ löfung der Kammer, der erste Theil des vom Ministerium vorbe⸗ reiteten Planes, und der Rücktritt des Marschalls, wenn dieser Plan nicht gelingt. Die Royalisten werden bei dem Akte der Auflösung eine Verantwortlichkeit haben. Sie können das Land der bedrohlichen Prüfung allgemeiner Wahlen nur dann unterwerfen, wenn sie die Versicherung haben, nicht Mitschul⸗ dige irgend eines Abenteuers, die Bethörten irgend einer In⸗ trigue zu sein. Ihr Gewissen verpflichtet sie, sich nicht zu verpflichten, ehe sis die Zukunft Frankreichs abscheulichen Be— rechnungen entzogen und den Tag nach der Auflösung vor Ueberraschungen geschützt haben. Der Rücktritt des Marschalls wäre nur möglich, wenn die Wahlen der Koalition der Linken den Sieg geben würden. Wir wollen den Marschall vertheidigen, und deshalb, da wir am Siege seiner Feinde nicht zweifeln können, sowie seine Räthe uns daran verhindern, ihm unsere Unterstützung zu leihen, wollen wir unsere Bedingungen machen, welche die Bedingungen des Erfolges des Marschalls selbst sind. Stößt man uns zurück, so würde es besser sein, dem Ministerium eine Niederlage zu bereiten, als den Marschall einer Wahl⸗ niederlage auszusetzen. Wenn diese Hypothese, die wir be⸗ seitigen möchten, sich verwirklichen würde, so könnte das Ver⸗ weigern der Auflösung die Staatsgewalt nicht im geringsten
berühren; der Marschall würde 7 werden, ein neues
Auflösungskabinet zu bilden, und s Ministeriurm, das durch seine politischen Tendenzen allein der Initiative des Marschalls Hindernisse in den g legte, müßte verschwinden. Die Nohalisten werden vor der Erfüllung ihrer schweren Aufgabe nicht zurückweichen. — Der gegen Hrn. Hon net⸗Duverdier eingeleitete Prozeß gelangt vor der 17 Kammer des Pariser Zuchtpolizeigerichts schon am nächsten Fretag zur Verhandlung. Mit ihm sind die Herren Chambard, Algandre und Boyer, welche in der am 25. Mai in Saint Den abgehaltenen ö ᷓ sammlung das Bureau gebildet haben, de. Uebertretung des Vereinsgesetzes . — Bei Begün der heutigen Sitzung des Pariser Gemeinderathes richtete Hr. La⸗ font, welcher den Vorsitz führte, an denselbei folgende An sprache: Meine Herren! Sie wissen, in Fuge welches Er— eignisses ich die Ehre habe, der heutigen Stzung zu pröä⸗ sidiren. Ich bin es dem Gemeinderathe um den gegen— wärtigen Umständen schuldig, mich vor jedem Urtheil über die Maßregeln zu hüten, deren Gegenstand unser ehrenwerther Präsident gewesen ist. Es wird mir indeß gestcttet sein, in Ihrem Namen die Hoffnung auszusprechen, daß anser Kol⸗ lege, der uns so vlg ih entrissen worden, uns bald wieder⸗ gegeben sein wird. Wie dem auch sei, der Gemeinderath wird in der ruhigen und festen Uebung seiner Rechte und Vflichten beharren und sich niemals über die gesetzlichen Grenzen seiner Befugnisse hinausreißen lassen.“ Darauf ging man zur Tagesordnung über. — Die Tuchfabrikanten und Tuchhändler von Vienne im Departement Isere haben an den Präsidenten der Republik folgende Adresse gerichtet:
Herr Marschall! Wir unterzeichneten Kaufleute und Gewerb⸗ treibenden der Stadt Vienne nehmen uns im Vertrauen auf Ihre Lovalität und Vaterlands liebe und in der Ueberzeugung, daß Sie unsere unglückliche Lage nur zu ken nen brauchen, um sogleich auf Abhülfe zu sinnen, die Freiheit. Ihnen ehrfurchts voll. Folgendes vor⸗ zutragen: Um diese Zeit des Jahres befinden sich die Fabriken von Vienne in voller Thätigkeit; die Bestellungen sind reichlich, die Umsätze vervielfältigen sich, die Werkstätten arbeiten Tag und Nacht. Noch vor wenigen Tagen deutete Alles darauf hin, daß die Dinge ihren gewohnten Gang nehmen würden, als die Nachricht von dem Sturze des Ministeriums Jules Simon, das unser ganzes Vertrauen besaß, und von der Bildung eines neuen Kabinets anlangte, welches aus Männern besteht, die man nach ihrer politischen Vergangenheit als die schlimmsten Feinde der von dem Lande frei gewählten Regierungsform ansehen muß. Diese Nach- richt brachte in die Geschäfte einen plötzlichen und voll⸗ kommenen Stillstand; auch die Aeltesten von uns erinnern sich nicht einer ähnlichen Verwirrung Keine Käufer, keine Be⸗ stellungen mehr; die Industriellen, durch die Aussicht auf eine, wie sie glauben, an unberechenbaren Gefahren reiche Zukunft erschredt, setzen ihre Produktion herab, die Werkstätten schließen sich, und bald werden Tausende von Arbeitern beschäftigungs⸗ und bredlos sein. Wie man uns von allen Seiten berichtet, ist diese Lage eine allgemeine und giebt es in Frankreich keine einzige gewerbtreibende Stadt, die sich nicht in ihren wichtigsten Interessen getroffen fühlt. Fern sei es von uns, Ihnen eine Verhaltungslinie vorzeichnen zu wollen; wir kennen das ganze Vertrauen, welches man in Ihren aufgeklärten Patriotismus setzen darf. Wir wollen Ihnen vielmehr nur ins Gedächtniß rufen, was Sie übrigens besser wissen, als wir: daß Handel und Gewerbe die treibenden Kräfte des Landes sind, und daß, wer ihren Auf⸗ schwung hemmt, eine der Hauptquellen des öffentlichen Einkommens trocken legt. Wir hoffen, Herr Marschall, daß unsere gerechten Be⸗ schwerden bis zu Ihnen dringen und daß Sie in Ihrer Weisheit darauf bedacht sein werden, einem Zustande ein Ziel zu setzen, der nur die beklagenswerthesten Folgen haben kann.
— G. tg.) Der Warschall Mac Mahon ist gestern von seinem Schlosse la Foret wieder in Paris eingetroffen und führte heute den Vorsitz im Ministerrath.
Bre st, 7. Juni. (W. T. B.) Die Fregatte „Svetlana“ ist mit dem Admiral Boutakoff und die Fre⸗ gatte Petropolowski“ mit dem Großfürsten Alexis heute Nacht hier eingetroffen.
Portugal. Lissabon, 4. Juni. Das „Diario de Noticias“ meldet, daß die . der In sel St. Thomas (Guinea) ein separatistisches Komplot entdeckt und die ganze Korrespondenz darüber aufgefunden haben. Auch sind bei einem portugiesischen Händler, der sich ermordet hat, Waffen gefunden worden.
Italien. Rom, 3. Juni. Die „Italie“ bringt heute die Nachricht, daß der Räuberhauptmann Leone und zwei seiner Spießgesellen in einem Kampfe mit Königlichen Gensd'armen, Milizsoldaten und Bersaglieri erschossen worden sind. Das Blatt lobt den Minister des Innern, Nicotera, welcher alles nur Mögliche gethan, um dem Lande die ihm so nothwendige Ruhe und Sicherheit wiederzugeben, und sagt: „Er hat ein Recht darauf, von uns das ungetheilteste Lob und unsere aufrichtigsten Glückwünsche zu n,. In dieses Lob müssen der von ihm nach Palermo geschickte Präsident Malusardi, der Polizei- Kommissär Lucchesi und die braven Repräsentanten der bewaffneten Macht, welche den gefürchteten Banditen um⸗ zingelt und nach langen Mühen in seinem Versteck gefunden, eingeschlossen werden. Der Tod Leone's ist der Todesstoß für das Räuberwesen, denn seine Kühnheit, welche der Behörden spottete, war sehr geeignet, andere zu bewegen, ihm nachzu⸗ ahmen. Die Uebelthäter, welche . das Land unsicher machen, werden nun begreifen, daß auch ihr letztes Stündlein bald schlagen wird, daß es für sie keine sichere Zufluchtsstätten mehr giebt, auch keine mit den Kronen⸗Orden dekorirte Räuber⸗ hehler mehr, denen die „ruhmreiche“ Regierung der Gemäßigten noch obenein die Leitung von Gemeindeverwaltungen anver⸗ traut hatte. Es ist schade, daß die Nachricht vom Tode Leone's und von der Vernichtung seiner Bande nicht schon vorgestern, vor der Diskussion über den Etat des Ministers des Innern hier eingetroffen ist, denn die Mittheilung dieses Resultats, welches den energischen Maßnahmen desselben zu verdanken ist, hätte die bitteren Kritiken, die er über seine Verwaltung hat erdulden müssen, nicht aufkommen lassen.“ — In der gestrigen Sitzung der Deputirtenkammer verkündete der Minister Nicotera die Befreiung der Insel Sicilien von der Bande Leone's. Der Minister sprach der Bevölkerung, den Deputirten und Senatoren der Insel seinen Dank dafür aus, daß sie das Ihrige zur Erreichung dieses glücklichen Resultats beigetragen haben und erntete lebhafte Beifallsbezeugungen. Die Ver—⸗ sammlung genehmigte ohne bemerkenswerthe Zwischenfälle die Verträge zum Ausbau der sardinischen Bahnen mit 188 gegen 28 Stimmen und mit 202 gegen 10 Stimmen den Bau einer Bahn von Mailand nach Erba.
— 6. Juni. (W. T. B.). In der heutigen Sitzung der Deputirtenkammer erklärte auf eine an ihn gerichtete Anfrage in Betreff der am 3. d. M. in Turin stattgehabten Demonstration der Studirenden gegen die kleri⸗
kalen Umtriebe der Minister des In nern, Nicoterg; bei jener Demonstration seien einige Ueberschreitungen, welche
Seitens der Behörden in allzu großem Eifer begangen wur—
zu beklagen. Vier Personen seien verhastet gewesen, — e 12. = dive den Sultan davon in Kenntniß gesetzt, daß, wenn die
aber nach kurzer Zeit wieder in Freiheit gesetzt worden. Der Minister sagte sodann eine strenge Untersuchung über diese Angelegenheit 9 und versprach die Bestrafung der Schuldigen, wenn letzungen vorgekommen sein sollten.
— Der Papst hat dem Marschall Mac 2 das
Großkreuz des Pius⸗Ordens verliehen. — Bei dem
die polnische Pilgers r r auf die Schwierigkeiten, welché sie habe überwinden müssen,
und welche ihr von der gegenwärtigen Verfolgung bereitet worden seien. Er empfahl sodann Vorficht und hob hervor, daß die Verfolgungen nicht mit Gewalt, sondern mit dem Gebet besiegt werden könnten. Der Papst segnete darauf Polen, indem er betonte, daß auch dieses Land seine Sünden zu büßen habe und versprach zu beten, damit die Verfolgungen ⸗ Die ne
Abendpost“ nimmt Veranlassung, zu konstatiren, daß die in den letzten Tagen aufgewirbelten Friedensgeruchte
Türkei. Konstantinopel, 4. Juni. (Tel. d. W. wieder langsam verst umm k sind.
aufhörten.
Fremdenbl.) In der Kammer wurde die Einleitung einer Untersuchung wegen großer Unterschleife, die in der Kriegsverwaltung in Asien stattgefunden haben sollen verlangt.
25. Mai, daß die christlichen Delegirten neuerdings fol— gende Forderungen erhoben haben;
Land, haf die Verfafsung des osmanischen Reiches keine Geltung.
durch eine befondere Kaiserliche Srdonnanz gewährleistet werden, in welche auch jene Veränderungen und Ergänzungen desselben aufzu⸗ nehmen seien, die im vorigen . Seitens der Mehrheit der christ⸗ lichen Bewohner der Insel zum Beschlusse erhoben und der Regie⸗ rung zur Genehmigung unterbreitet worden sind,
3. Diese befondere Kaiserliche Ordonnanz bedürfe nicht der Be⸗ stätigung Seitens des in Konstantinopel tagenden osmanischen Par⸗ lamentes. . .
4 Die Revision und Modifikation des derart neuerlich bestä⸗ tigten organischen Statutes der Insel werde in Hinkunft ausschließ⸗
mehrheit erfolgen.“ .
London, 6. Juni. (W. T. B.) Nach einer Meldung des „Reuterschen Bureaus“ aus Konstantinopel hat die Kanmer die Bildung einer Kommission beschlossen, welche
über den von der Regierung geforderten Kredit Beschluß
fassen soll. — Die Kammer berieth heute den Gesetzentwurf,
betreffend die Aufnahme einer inneren Anleihe aus frei⸗
willigen Beiträgen. . Belgrad, 6. Juni. (8. 5. T. B. Die Skupschtina
wird ausnahmsweise diesmal in Kragujewatz zusammen⸗
treten.
Dänemark. Kopenhagen, 4. Juni. Die von Odense an den König eingesandte Vertrauensadresse trägt 3454 Unterschriften. Auch aus Nyborg ist jetzt eine von 1071 Wählern unterschriebene Vertrauensadresse ein⸗ gegangen.
Der russisch⸗türkische Krieg.
Wien, 6. Juni. (W. T. B.) Nach einem Telegramm der „Presse“ hat Kaiser Alexander von Rußland gestern Abend 9 Uhr 40 Min. Ja ssy passirt. Demselben Blatt wird aus St. Petersburg gemeldet, der Reichskanzler, Fü rst Gortschakoff, werde von Plojesti aus eine sechswöchentliche Urlaubsreise nach Deutschland antreten. .
Wien, 6. Juni. (W. T. B.) Wie der „Politischen Korrespondenz“ aus Galatz gemeldet wird, ist der Kgiser Alexander von Rußland mit dem Großfüuͤrsten⸗Thronfolger, dem Großfürsten Wladimir, dem Großfürsten Sergius und einem großen Gefelge, bei welchem sich der Reichskanzler Fürst Gortschakoff, Staatsfekretär von Hamburger und Baron Jomini befinden, heute Mittag in Barbsschi eingetroffen ünd hat nach einem halbstündigen Aufenthalte seine Reise nach Brail a fortgesetzt. .
Plojesti, 5. Juni. (W. T. B.) Kaiser Alerander ist heute Abend 81 Uhr hier eingetroffen und enthusiastisch empfangen worden. .
Eöln, 65. Juni. (W. T. B.) Wie der „Kölnischen Zeitung“ aus Konstantinopel vom heutigen Tage gemeldet wird, hat die Pforte ihren Vertretern im Auslande ein Rund fchreiben zugehen lassen, welches diese den Regierun⸗ gen, bei denen sie beglaubigt find, heute mittheilen sollen. In denmselben erhöbe die Pforte Einspruch gegen die Unab⸗ hängigkeitserklärung Rumäniens und betone, daß sie selbst jederzeit die Verträge, welche ihr Verhältniß zu Ru⸗ mänien regelten, gehalten und Rumäniens Rechte und Privi⸗ legien geachtet habe. Sie habe stets mit dem Fürsten Ru⸗ mäniens und der rumänischen Regierung im besten Einver⸗ nehmen gestanden. Selbst noch beim Beginn des jetzigen Krieges habe Fürst Karl erklärt, er beabsichtige nicht, das Verhältniß Rumäniens zur Pforte, bei dem sich dieses stets wohl befunden, zu ändern. Der Fürst habe sein Wort nicht gehalten, Rußland habe Rumänien zun Schritte der Los⸗ sagung getrieben. Die Pforte protestire gegen diese bei den
Mäch en auf das Entschiedenste auf Grund der bestehenden och zu bezweif ⸗ ö . . — schreibt man der „Köln. Zig.“ — daß die türkische Donau-Flottille zwischen Tultscha und Sulina festsitzt.
Verträge. dee. London, 6. Juni. (W. T. B.) In der Sitzung des Unterhauses richtete Marquis von Hartington die Aufforde⸗ rung an die Regierung, die Depesche Lord Derby's mit⸗ zutheilen, welche dieser an die russische Regierung bezüglich des Suezkanals gerichtet habe. Der Kanzler der Schatz⸗ kammer, Northeote, erklärte es für un ulässig, gegen⸗ wärtig eine andere Korrespondenz, als die gestern vorgelegte, mitzutheilen. Diese gestern vorgelegte Korresponden; habe nur den Zweck, der Generalversammlung der Aktionäre der Surzkanalgesellschaft authentische Aktenstücke zu geben, um sie vor Irrthüͤmern zu bewahren. Der Marquis von Hartington kündigte an, daß er an die Regierung , die Anfrage richten werde, ob sie, als sie Rußland ihren Entschluß mit⸗ theilte, der Ausübung der gewöhnlichen Rechte Kriegführender gegenüber Egypten entgegenzutreten, auch Maßregeln ergriffen habe, um die Pforte und Egypten zu veranlassen, die ihnen als Kriegführenden zustehenden Rechte gegen Rußland e. schränken und davon Abstand zu nehmen, den Verkehr russi⸗
scher Schiffe zu friedlichen Zwecken auf dem Kanal zu ver— hindern.
London, 6. Juni. (W. T. B.) Nach einer Meldung des Reuterschen Bureaus“ aus Konstantinopel hat der Khe⸗
Pforte angesichts der Erklärung des Grafen Derby in seiner
Depesche vom 16. Mai c. bezüglich der Schiffahrt auf dem Suezkanal sich weigern sollte, russischen Schiffen die
Durchfahrt durch den Suezkanal zu gestatten, es nöthig sein würde, türkische Kriegsschiffe nach dem Kanal zu
Empfange einer Anzahl polnischer Pilger durch den senden, um die Annäherung russischer Schiffe zu verhindern. Papst verlas der Kardinal Graf Ledochowski eine Adresse, in welcher er an die Sorge erinnerte, welche der Papst stets für Polen gehabt habe. Der Papst erwiderte darauf, daß ihm Pilgerschaft befonders angenehm sei, im Hinblick Derbi ch eine internationale Vereinbarung herbeizuführen, zurückgekom⸗
Paris, 6. Juni. (W. T. B.) In der heutigen General⸗ versammlung der Aktionäre der Sie anal Ge elf at erklärte . von Lesseps, daß er von seinem früher dem Grafen
zerby gemachten Vorschlage, hinsichtlich des Suezkanals
men sei. Die kategorische ärung Englands, die freie Durchfahrt durch den Kanal für alle seefahrenden Na⸗ tionen aufrecht erhalten zu wollen, sei einer solchen Verein⸗
barung vorzuziehen. Diese Erklärung Lesseps wurde von der
Versammlung mit großem Beifall aufgenommen. . Wien, 6. Juni. (8. H. T. B.). Die „Wiener
Europäischer Kriegsschauplatz. St. Petersburg, 6. Juni. (W. T. B. Telegramm
schrei des Großfürsten Nikolaus vom 5. d: Heute bombar—⸗ — Man schreibt der „Pol. Corr.“ aus Canea unterm 6 6 .
dirten die Türken Giurgewo, wir hatten keine Verluste.
— Der Kaifer wird Abends, 8 Uhr 25 Minuten, in Plo⸗ ; ; . jesti erwartet. 1. Für die Insel Kreta, als ein privilegirtes und autenomes j
Wien, 7. Juni. (W. T. B) Telegramme des „Neuen
1 . 8 5 2 1 21M. 8 5 * 1 2. Die Wirkfamkeit des organischen Statutes der Insel müse Wiener Tageblattes“ :. Paris, 5. d. Marschall Ma
Mahon hat 4 höhere Offiziere nach dem russischen
Hauptquartier gesandt. — Turn⸗Severin, 6. 8. Hier
sind große Getreideankäufe für das Lager der Rujsen bei Slatina gemacht worden. — BOrso wa, 6. d. Das Gros der ru mänkschen Armee hat von Kalafat bis zur Timok— mundung Stellungen bezogen. Ein Theil des neunten russischen Corps ist in Piatra und Balsch, in der kleinen Walachei, konzentrirt. — General Velinanoff ist gestern in Krajowa eingetroffen, derselbe begiebt sich im Austrage des
lid durck die Generalverfammlung der Kretenser durch Stimmen⸗˖ Oberkommandirenden nach Kalafat. — Nach Meldungen von
Augenzeugen befestigen die Russen den Rothen⸗Thurm⸗ Paß und den Tomok⸗Paß. — Bei dem vorgestrigen An⸗ griff der türkischen Monitors auf das rumänische Ufer wurde Beket ziemlich beschädigt. — Bei Florentin wird ein neues türkisches Lager errichtet.
Telegramm der „Presse“ aus Schumla. Der neu er⸗ nannte Gouverneur von Bulgarien, Kaisserli Pascha hat die Behörden beauftragt, die Steuerkassen und Staats⸗ archive sofort von Schumla nach Widdin oder Varna zu bringen. Ebendahin sollen auch die Insassen der Gefängnisse transportirt werden. Beim Heranrücken der Russen werden die Behörden ihren Amtsort verlassen und sich nach Rumelien begeben.
St. Petersburg, 5. Juni. (C. H. T. B.). Bei dem Stabe des Donschen Heeres ist eine KLommission ein⸗
gesetzt worden, welche die Maßnahmen, unter welchen das Ge⸗
biet der Donschen Kosaken zur Reichs-Landwehr herbeigezogen werden soll, ausarbeitet. — Die Odessaer Eisenbahngesellschaft erhielt den Befehl, unverzüglich zur Bildung von Sanitäts⸗ zügen zu schreiten. Es sollen mindestens 190 Waggons mit vorschriftsmäßiger Einrichtung aufgestellt werden.
Mos kau, 5. Juni. (C H. T. B.) Bei NYalta wurde ein türkisches Handelsschiff mit einer aus Kriegscontre— bande bestehenden Ladung aufgebracht.
Odessa, 5. Juni. (8. H. T. B.), Vize⸗Admixral Popow ist mit der Popowka „Nowgorod“ hier eingetroffen. Seit dem 1. Juni ist ein direkter und regelmäßiger Dampferverkehr zwischen Nikolajew, Otschakow und Chersson eingeführt. Die Blokade ist demnach fiktiv.
— Aus Bukarest, 4. Juni, wird der „Pol. Korr.“ u. A. geschrieben: „Die bul garische Legion wird nun ganz an der Donau Aufstellung nehmen, was als ein Zeichen des baldigen Beginns der QOpergtionen angesehen wird. Gestern sind 3 Bataillone von Plojesti nach Braila abgegangen. In den Reihen derselben befinden sich Kaufleute, Studenten, Lehrer, Bauern, Handwerker und auch Geistliche. Russischer⸗ seits werden Vorbereitungen getroffen, um das Haupt⸗ guartier nach Bukarest zu verlegen. Der Poli⸗ zei- Chef im Hauptquartiere, General ⸗Major Bojejkow wird bereits hier erwartet, um die Installirungs⸗ arbeiten einzuleiten. Von hier aus soll das Hauptquartier erst dann vorwärts verlegt werden, wenn die Armee die Donau überschritten haben wird. Im Einverständnisse mit dem Großfürsten Nikolaus hat Fürst Karl den Antrag einer italie nischen Gesellschaft, Rumänien eine i talienische Legion zur Verfügung zu stellen, zurückgewiesen. Eine Ueber⸗ wucherung des Freiwilligenelementes, wie man es in Serbien im vorigen Jahre sah, wird in Rumänien nicht gestattet werden. Auf russische Anordnung werden hier, in Giurgewo, Oltenica und Braila große Bäckereien errichtet werden, welche täglich 250,000 Laib Brot liefern würden.“
Konstantinopel, 5. Juni. (Tel. d. W. „Fremdenbl .“) Die Pforte hat, um die Blokade der russischen Häfen
strenger handhaben zu können, nun auch einen Theil ihrer in
der Adria stationirten Kriegsschiffe nach dem Schwarzen Meere beordert. ( ö — Es ist nach allen Vorgängen kaum noch zu bezweifeln
Man konnte und wollte dieses unerhörte Ereigniß nicht glauben, allein es wird nicht offiziell widerrufen und von den Kanonenbooten ist auf der Rustschuker Strecke gar nichts mehr zu sehen. Die ganze 17 Schiffe starke Flotte ist augenschein⸗ lich nach Tultscha gegangen. (Dort befindet sich ein sogenannter Winterhafen für die Donau ⸗Kriegsschiffe ) . ;
— Die Bildung einer ungarischen Legion in Kon⸗ stantinopel ist, wie „Naplo“ aus „kompetenter Quelle. er⸗ fährt, bisher noch immer nur Projekt und wird, da der Inter⸗ nuntius Graf Zichy sich dagegen aussprach, auch schwerlich zu Stande kommen. Wenn dieselbe dennoch organisirt wird, dann wird das Kommando ungarisch sein, wie es in der ie, . englisch und in der polnischen polnisch ist. hn. Klapka steht dem Plane der ungarischen Legion gänz—⸗ ich fern.
— Wie das W. „Fremdenbl.“ meldet, bereiten, Nach⸗ richten von Novi⸗Bazar zufolge, die Christ en einen Auf⸗ stand vor, weil sie in die türkische Armee eingereiht werden.
Der Pascha von Novi⸗Bazar forderte Verstärkung seiner Gar⸗ nison aus Nisch.
— Aus Cattaro, 5. Juni, meldet die ‚Poln. Korr.“: Gestern überschritten türkische Truppen von Spuz die montenegrinische Grenze und besetzten die Anhöhen von Maljat und Visocica, ohne auf Widerstand zu stoßen. Fü rst Nikolaus, dieses Vorrücken der Türken nur als eine Demonstration ansehend, zog trotzdem einen Theil des süd⸗ lichen Arrree⸗Lorps aus Bielopavlice gegen den mit beiläufig 24,000 Mann zwischen Nevesinje und Gacko stehenden Osman Pascha, welcher den Duga⸗Paß bedroht, an sich. Trotz der Schwächung seines Corps griff der in Albanien kommandirende Pet rovic heute am frühen Morgen die am Maljat⸗Hügel stehenden Türken an, schlug sie aufs Haupt und verfolgte sie in der Richtung von Kukosevina. Viele hundert abgeschnittene Türkenköpfe be⸗ zeichnen diesen montenegrinischen Sieg.
— Aus Cattaro wird der „Pol. Korr. vom 6. d. M. gemeldet: Der gestrige Kampf zwischen den Montenegrinern und den türkischen Truppen bei Maljat endigte mit einem vollständigen Rückzuge der Türken, welche gegen 700 Mann verloren. Der Verlust der Montenegriner betrug 80 Mann. In der Umgegend von Krstac finden seit gestern Gefechte statt. Turkischerseits wird wiederholt gemeldet, daß Ali Saib Pascha, welcher mit 4009 Mann in Albanien operirt, die Montenegriner vollständig geschlagen und die Höhen von Daniloygrad besetzt habe.
Asiatischer Kriegsschauplatz.
Tiflis, 6. Juni. (L. H. T. B.) Der von den emigrirten Tscherkessen ausgehende Versuch, das ganze Land zu in⸗ surgiren, hat nur an der Küste Erfolg, da sich im ganzen Lande Milizen gebildet haben, welche selbst für die Auf⸗ rechthaltung der Ordnung wachen und, wo es nöthig thut, die Insurrektionsversuche Dämpfen. ö
Paris, 6. Juni. (W. T. B.) Von Seiten der hiesigen türkischen Botschaft wird die Nachricht, daß Kars einge⸗ schloffen und die Kavallerie Mussa Paschas vernichtet sei, für unbegründet erklärt.
Konstantinopel, 5. Janni. (Tel. d. Pr) Moukhtar Pascha steht in fortwährender telegraphischer Verbindung mit Abdul Kerim Pascha, dessen Rath er zu jedem seiner Schritte einholt. Dem Vernehmen nach hat Moukhtar mit⸗ getheilt, daß er über Erzerum hinaus nicht gehen werde und den Feind vor dieser Stadt zu erwarten gedenke.
— Von dem Treffen bei Begmahm ed, dessen Opfer 4000 tscherkessische Reiter geworden sein sollen, bringt der „Daily Telegraph“ in einer Depesche aus Erzerum vom 2. d. M. folgende nähere Beschreibung: ö
Ich habe das schrecklichste Ereigniß dieses Krieges zu melden. Vor jwei Nächten erhielten 400 Mann tscherkessischer Kavallerie unter dem Kommando von Mussa Pascha Befehl, ohne Unterstützung von Infanterie oder Artillerie nach Kars aufzubrechen. Nachdem sie ein Feträchtliches Stück Weges zurückgelegt hatten und ermüdet waren, machten sie in Begly Ahmed, einem in der Ebene gelegenen Dorfe, Halt für die Nacht. Mittlerweile schickten die Russen, welche von der vertheidigungẽ losen Lage der Tscherkessen Meldung erhalten hatten, insgeheim eine starke Abtheilung aus, um sie anzugreifen. Be hufs wirksamerer Durchfübrung dieses Planes nahmen die russischen Kavalleristen Infanteristen in den Sattel und dergestalt wurde be⸗ sagtes Dorf mitsammt den darin ruhenden Tscherkessen in nächtlichem Dunkel umstellt. Nun begann der Angriff. Sowie die Tscherkessen ihre verzweifelte Lage entdeckten, wurden die Dorfbewohner von ihren Führern des Verraths angeklagt und einige russische Spione, die unter ihnen entdeckt wurden, sofort erschossen. Der Kampf enffpann sich hierauf mit großer Wuth. Die Angegriffenen, welche von den Dispositionen der angreifenden Macht gar keine Ahnung hatten, fochten mit um so größ rem Nachtheile, da sie vollständig überrascht waren. Ob jwar ihre Zahl durch das wohlgezielte Feuer der russischen Infanterie rasch zusammenschmolz und jese Aussicht auf ein Entkommen ihnen durch die feindliche Ka⸗ vallerie abgeschnitten war, weigerten die Tscherkessen doch entschieden die Ücbergabe. Entschlossen, ihr Leben theuer zu verkaufen, sollen fie, Mann gegen Mann gelehnt, mit dem Muthe dir Verzweiflung gefochten haben. Es war umsonst. Der Kreis der einschließenden Rufen wurde immer enger und ihr Feuer immer tödtlicher. Dessen ungeachtet setzten die Ueberlebenden den ungleichen Kampf mit einem als wunderbar geschilderten Heldenmuthe fort. Ihre einzigen Waffen waren Winchestergewehre und Sabel. Sie fi len, wo sie gestanden hatten. Zuletzt drängten die Russen mit Geschrei auf die Ueberlebenden ein, es folgte ein allgemeines Niedermetzeln, Pardon wurde nicht gegeben. Nur der zwanzigste Theil ven allen 4060 Tscherkessen soll dem Blutbade entkommen sein. Mussa Pascha befindet fich unter den Vermißten. Es ist dies ein furchtbarer Verlust für die Türken, da Monkhtar Paschas Kavallerie jetzt beinahe voll⸗ ständig vernichtet ist. Er selber befindet sich in Sewin auf dem Wege nach Köprükos. Die Russen rücken in mehreren Kolonnen vor, um ihn abzuschneiden. Der Mangel an Kavallerie wird ihn hart ins Gedränge bringen. Kars ist noch nicht eingenommen, aber voll⸗ ständig eingeschlossen.“ .
Tiflis, 26. Mai. Ueber die russische Kaukasus—⸗ Armee wird der „Pol. Corr.“ von hier geschrieben
Nach der am 18. Mai erfolgten Einnahme von Ardahan trat General Adjutant Loris ⸗Melikoff, nach Zurüũcklassung einer starken Garnison in Ardahan, den Marsch gegen Rars und Erzerum an. Am 20. jetzte sich der General an der Spitze einer Kolonne von 8 Bataillonen Infanterie, 8 Setnien Kosaken und 11 Geschützen in Bewegung und schlug die Richtung gegen Kartscha ein. Eben dahin rückte General Dewell mit Bataillonen, 4 Escadronen und einigen Geschützen. In Ardahan verkliek Sberft Komaro ff mit 6 Bataillonen, 6 Secadronen und genügender Artillerie zurück. Der Vormarsch der beiden Kolonnen vollzieht sich in Folge des anhaltenden Unwetters nur langsam. Ueber kedeutende Vorkommnisse ist bis jetzt nichts gemeldet worden. Einige Beachtung verdient die Energie des Generals Scheremetjeff. Wie bekannt, flüchtete die türkische Besatzung von Ardahan nach Derschiedenen Richtungen. Mehrere türkische Bataillone schlugen den Weg nach Kars ein, und zwar über die etwa 4 deutsche Meilen nordöstlich von Kars entfernten Pässe von Bugascham. Auf die hierüber eingelangten Kundschaftermeldungen entsandte Scheremetjeff 2 Jäger⸗Bataillone, 1 Infanterie⸗Bataillon. 1 Dragoner · Regiment und?? Batterien in Eilmärschen nach den Pässen. Die Abtheilung traf richtig vor den Tuͤrken auf den Höhen von Bugascham (in und verlegte ihnen den Weg. Die Türken schickten sich an, die Päãsse zu forciren und es entspann sich ein hifi ge Gefecht, welches mit der totalen Zerfprengung der türkischen Abtheilung endigte. Die Russen erbeuteten ? Kanonen, 400 Gewehre, mehrere Munitionskarren und machten 75 Gefangene. — Während die SFreignisse nach der er⸗ wähnten Affaire auf dieser Seite des Kriegsschauplatzes vor⸗ läufig zum Stillstande gebracht zu sein scheinen, treffen von einer anderen Seite gar bedeutungö volle Nachrichten ein. General- Lieutenant Tergukassoff meldete, daß seine Bewegung aufgehalten werde. Es wurde ihm von verschiedenen Seiten gleich⸗ zeitig gemeldet, daß auf der Linie Wan⸗Hamur⸗Kara⸗Kilis ein starkes feindliches Corps im Anzuge sei. Diese kaum zu bezweifelnde That⸗ ache ließ sowohs die Operationslinie Tergukassoffs wie auch die Stadt Baja id als gefährdet erscheinen. Am 18. Mai stellte sich heraus, daß von Wan 12000 Mann irregulärer türkischer Infanterie, 5 Ba⸗