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verbände, durch welche die Höhe der zu erstattenden Verpflegungskosten abweichend von dem bestehenden Tarife eregelt wird, von den Spruchbehörden in Armensachen bei — stsetzung des Betrages der Ersatzforderung nicht zu be⸗ rücksichtigen sind.
— Nach der im Reichs ⸗Eisenbahn⸗Amt aufgestellten, in der heutigen Ersten Beilage veröffentlichten Nachweisung über die auf deutschen Eisenbahnen — excl. Bayerns — vorgekommenen Un fälle waren im Ganzen zu .
30 Entgleisungen und 10 ue e n fahrender Züge, und zwar wurden hiervon 15 Züge mit Personen⸗ beförderung — von je 7962 Zügen dieser Gattung Einer — und 25 Güterzüge resp. 2 Maschinen betroffen; ferner 32 Entgleisungen und 11 Zusammenstöße beim Rangiren und 32 son ge Betriebsereignisse (Ueberfahren von Fuhr⸗ werken auf Wegeübergängen, Defekte an Maschinen und Wagen ꝛe). . ;
In Folge dieser Unfälle wurden 12 Personen (5 Passa⸗ giere, 6 Dennnte und 1 Arbeiter) verletzt, 55 Thiere getödtet und 15 Fahrzeuge erheblich und 91 , . beschädigt.
Außer den vorstehend aufgeführten Verunglückungen von Personen kamen, größtentheils durch eigene Unvorsichtigkeit hervorgerufen, noch vor: 35 Tödtungen (14 Beamte, 7 Arbeiter und 14 fremde Personen) und 68 Verletzungen (5 Passagiere, 30 Beamte, 25 Arbeiter und 8 fremde Per⸗ sonen), sowie 11 Tödtungen und 1 Verletzung bei beabsich⸗ tigtem Selbstmorde. z
Von den überhaupt beförderten Reisenden wurde von je 1,469,030 Einer verletzt; von den im Betriebsdienste thätig gewesenen Beamten wurde von je 8754 Einer getödtet und von je 3495 Einer verletzt. . ĩ
Ein Vergleich mit demselben Monate im Vorjahre ergiebt, — unter Berücksichtigung der in beiden Zeit⸗ W ten geförderten Achsktilometer und der im Betriebe gewesenen Geleislängen — daß im Durchschnitt im März d. J. bei 15 Verwaltungen mehr und bei 11 Ver⸗ waltungen weniger und in Summa circa 19 Prozent mehr Verunglückungen vorgekommen sind, als im März vorigen
Jahres.
— Mit Bezug auf §. 30 der Disziplinar⸗Strafordnung für das Heer, vom 31. Oktober 1872, haben Se. Majestät der Kaiser und König bestimmt, daß die Befugniß der Landwehr-Bezirks-Commandeure bezw. deren Stell⸗ vertreter zur Verhängung von Disziplinarstrafen in An⸗ sehung der mit Pension zur Disposition gestellten Stabsoffiziere a gg gn, und für eine Disziplinarbestrafung der gedach⸗ ten Stabsoffiziere pur der betreffende Brigade⸗Commandeur, unbeschadet jedoch der für die höheren Vorgesetzten aus §. 15 a. a. O. sich ergebenden Rechte, zuständig ist.
— Zunächst für dieses Jahr ist die Einrichtung eines vier— wöchentlichen Information s⸗Kursus für Stabs⸗Offi— ziere der Infanterie bei der Militär⸗Schießschule zu Span— dau genehmigt worden. An dem Kursus haben je zwei Stabs⸗ offiziere pro Armee⸗Corps theilzunehmen. Der Beginn des Kursus hat zum 1. Juli 1877 zu erfolgen.
— Der General Lieutenant von Braun, Inspecteur der 1. Ingenieur⸗Inspektion, hat sich zur Inspizirung des in eu lr, Pionier⸗Bataillons Nr. 1 und des Pommerschen Pionier⸗Bataillons Nr. 2, sowie der pommerschen Festungen auf Dienstreisen begeben.
— Der bisherige Gerichts⸗-Assessor Ernst Theodor Heribert Seibertz ist zum Regierungs⸗-Assessor ernannt und wird im Kollegium der Königlichen General-Kommission zu Münster beschäftigt.
— Als Aerzte haben sich niedergelassen: Dr. Bloorren— thal in Pritzerbe, Dr. Rohdewald in Schwarza, Dr. Kriesmann in Salzkotten, Dr. Contzen in Büren, Dr. Siemens in Mar⸗ burg, Dr. Perle in Bockenheim, Dr. Kraeuter in Fulda, Dr. Ebert in Marburg, Dr. de Bra in Oberaula, Dr. Ackermann in Weyhers, Dr. Thoma in Bleialf.
Baden. Karlsruhe, 11. Juni. (W. T. B.) Wie die Badische Landeszeitung“ meldet, hat der Ober⸗Hosprediger Doll die ihm angebotene Prälatenstelle bei der evangelischen Landeskirche angenommen.
Mecklenburg. Schwerin, 10. Juni. Durch einen Zusatz zu dem Kontributionsedikt vom 18. Juni 1874 werden die gegenwärtigen Inhaber des mecklenburg⸗schwerinschen Militär⸗Verdienstkreuzes, des mecklenburg⸗strelitzschen Kreuzes für Auszeichnung im Kriege und des Eisernen Kreuzes, sowie die Veteranen mecklenburgischer Truppentheile aus den Feld⸗ zügen von 1812 —1815 von allen ediktmäßigen Steuern befreit, wenn deren Gesammtbetrag die Summe von 6 S nicht übersteigt.
Hessen. Darm stadt, 11. Juni. (W. T. B.) Bulletin über den Gesundheitszustand des Großherzogs: In dem Befinden des Großherzogs ist keine Veränderung ein⸗ getreten; der Kräftezustand ist noch gering, es treten noch zeitweise leichte Anfälle von Brustbeklemmungen ein.
— 12. Juni. (W. T. B.) Der Großherzog hat die vergangene Nacht mehr und besser geschlafen, eine Zunahme der Muskel⸗ und Nervenkräfte ist noch nicht zu konstatiren, es ö. noch immer leichte Anfälle von Beängstigung und Un— ruhe ein.
Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 7. Juni. Wie die „Weim. Ztg.“ mittheilt, hat die Großherzogliche Re⸗ , sämmtliche thüringische Regierungen zu ge⸗ meinsamen Verhandlungen über die Bildung der Landgerichte in Thüringen eingeladen.
Anhalt. Wörlitz, 10. Juni. (St. A.) Auf Befehl des
Reer findet am 15. d. M., Mittags 12 Uhr, in der Kirche zu
örlitz durch den Superintendenten Teichmüller die Konfir⸗ mation des Prinzen Eduard von Anhalt statt.
Schwarzburg⸗Rudolstadt. Rudolstadt, 8. Juni. Der Landtag des Fürstenthums ist durch den Staats Jtath von Holleben vertagt worden, nachdem das Fischereigesetz und die Gesetzentwürfe über Abänderung einiger Bestimmungen des Gewerbesteuergesetzes und der Bauordnung von dem⸗
selben angenommen und ein Landtagsausschuß geaiählt worden war.
Reuß ä. L. Greiz, 109. Juni. (. 3.) Der Landtag des Fürstenthums ist zu einer außerordentlichen Sesfion auf den 18. d. M. einberufen, und werden demselben, dem Vernehmen nach, die mit den thüringischen Staaten abgeschloffenen Ver—
träge wegen Errichtung eines gemeinschaftlichen Ober⸗Landes⸗ gerichts zu Jena und Aufhebung des Ober⸗Appellationsgerichts daselbst zur Genehmigung vorgelegt werden.
Deesterreich⸗ Ungarn. Wien, 10. Juni. Der Kaiser ist gestern, den d. M., Abends nach Ischl abgereist. — Die Quoten⸗Deputation des Remer ehm. hielt gestern wieder eine Sitzung ab, in welcher das von der un⸗ garischen Deputation abgesandte Nuntium verlesen wurde. Dasselbe gipfelt in dem Antrage, die Beitragsleistung der Länder der ungarischen Krone zu den Kosten der gemeinsamen Angelegenheiten für die nächste zehnjährige Periode mit 29, statt wie bisher mit 30 Prozent festzustellen. Motivirt wird dieser Vorschlag mit den geringen Erträgnissen der Militär⸗ grenze, für welche Ungarn im Vorhinein zwei Prozent der gemeinsamen Lasten übernommen habe, ferner mit der ver⸗ ringerten Leistungsfähigkeit Ungarns, wie sich dieselbe in den Steuereingangstabellen manifestire. Bezüglich der Restitution der Verzehrungssteuer für über die Zolllinie ausgeführte verzehrungssteuerpflichtige Waaren, erklärt sich die un⸗ garische Deputation mit dem Vorschlage der Regierung einverstanden, wonach die Belastung der im Reichsrathe ver⸗ tretenen Königreiche und Länder und der Länder der ungari— gen Krone in Absicht auf die erwähnten Steuerrestitutionen ür jeden Steuerzweig, auf den diese sich beziehen, nämlich für die Verzehrungssteuer von der Biererzeugung (mit Aus⸗ nahme des Biersteuerzuschlages in geschlossenen Städten), dann für die Verzehrungssteuer, von der Branni⸗ weinerzeugung und für die Verbrauchsausgaben von der Rübenzuckererzeugung, abgesondert in der Art durchgeführt würde, daß jeder Theil von den, während eines bestimmten Solarjahres in dem betreffenden Steuerzweige ge⸗ meinsam bestrittenen Steuerrestitutionen eben so viele Pro⸗ zente zu trage hat, als sein Antheil in dem von beiden Thei⸗ len während desselben Solarjahres in dem betreffenden Steuer⸗ zweige erzielten gesammten Brutto⸗Erträgnisse Prozente des letzteren beträgt. Auf Grund dieses Modus würde der hier⸗ aus erwachsende reine Vortheil für Ungarn jährlich etwas über eine Million Gulden betragen.
Großbritannien und Irland. London, 11. Juni. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Oberhauses erklärte der Staatssekretär für Indien, Marquis von Salis⸗ bury, auf eine Anfrage de Manley's, es sei kein Grund zu einer Besorgniß 1 der Nähe der russischen und in⸗ dischen Grenzen vorhanden. Uebrigens gebe er zu, daß es wünschenswerth sei, Kon sulate zu errichten, wo solche von großem Nutzen sein könnten.
Frankreich. Paris, 10. Juni. berichtet wird, ist Gambetta gestern Mittag dort ein⸗ getroffen, von dem Maire der Stadt, René Goblet, vielen Gemeinderäthen und Maires der Umgegend empfangen und von der Bevölkerung lebhaft begrüßt worden. Des Abends fand ihm zu Ehren ein Bankett statt.
— 11. Juni. (W. T. B.) Der Großfürst Alexis ist heute früh hier eingetroffen.
Italien. Turin, 11. Juni. (W. T. B.) Der ita⸗ lienische Botschafter, General Cialdini, ist gestern Abend
von . hier eingetroffen und kehrte heute nach Frankreich zurück.
Türkei. Konstantinopel, 19. Juni. (Tel. d. Frodbl.) Bis gestern wurde den hiesigen fremden Vertretern noch keine offizielle Mittheilung darüber geinacht, ob sich der Sultan wirklich zur Do nau-Armee begeben werde oder nicht. Uebrigens verlautet in den hiesigen diplomatischen Kreisen, daß ein Beschluß über diese projektirte Reise erst nach der er⸗ warteten Schlacht vor den Mauern von Erzer um gefaßt werden wird.
— 11. Juni. (W. T. B.) Die Journale sind auf⸗ gefordert worden, ihre Sprache Griechenland gegenüber zu mäßigen. J
— Aus Konstantinopel, 1. Juni, wird der „Pol. Korr.“ u. A. geschrieben:
WVerschiedene Comités werden ,,, gebildet, um Bei⸗ träge zu den Kriegsausgaben zu samnktln. Nachdem jedoch diese Beiträge immer spärlicher flossen, entschloß sich die Pforte, alle Reit-; und Zugpferde der Beamten und osmanischen Unterthanen bier zu requiriren. Auch diese Maßnahme gelang nur halb, indem die meisten Beamten, namentlich die armenischen, ihre Pferde ent⸗ weder von hier wegschickten oder an fremde Unterthanen zu Spottpreisen verkauften. Nicht viel landers machte es eine große Anzahl osmanischer Unterthanen, die, um ihre Thiere behalten zu können, dieselben provisorisch an aus— ländische Unterthanen überließen. Demungeachtet konnte das Seras⸗ kierat bisher an 1090 Pferde aufbringen. Die Spione Redif Paschas setzten natürlich diese Jagd nach Pferden fort und sind ganz glöck— lich, wenn sie dabei nur nicht mit einem fremdländischen Unterthan zu thun bekommen, der sein Eigenthumsrecht geltend macht. Weiter beschloß die Regierung die Abtragung der Bleidächer von den Mo— schenn. Bädern und öͤffentlichen Gebäuden, um sie zur Anfertigung von Kugeln zu verwenden. So sind schon mehrere Moscheen ihres Daches entblößt. Ebenso werden die Kandelaber, Luster und andere Gegenstände von Silber in den Moscheen zu Staatszwecken requirirt werden. Es war schon die Rede davon, die Silbergeräthe der Kirchen zu requiriren, doch ging man hiervon aus leicht begreiflichen Gründen für den Augenblick wieder ab. Ein Gleiches ist es mit der Militär⸗ dienstpflicht der Christen. Die griechischen Journale und Patriarchate gaben der Regierung zu rerstehen, daß die Christen niemals einwilli⸗ gen werden, ihre militärische Laufbahn mit einem heiligen“ Kriege k zu inauguriren, da nach der vom Sultan erlassenen Proklamation an die nach Zirkassien abgegangenen Soldaten der gegenwärtige Krieg seinen politischen Charakter verloren habe und für die Mohamedaner nur ein zum Ruhme des Islams unternom⸗ mener Krieg geworden sei.“
Rumänien. Bu karest, 11. Juni. (W. T. B.) Ueber den Gesetzentwurf, betreffend die Lusgabe von Hypothekar⸗ noten, hat der Führer der gemäßigten Rechten, Boeresco, Bericht erstattet. Es wird von demselben beantragt, den Ge⸗ en nr dahin abzuändern, daß die Hypothekarnoten nur ür . von und an den Staat, nicht aber im Privat⸗ verkehr Zwangscours haben sollen und daß dieselben binnen drei Jahren mittelst Verkaufs von Domänengütern mit zehn Prozent über den Nominalwerth aus dem Verkehr gezogen werden. Das Ministerium erklärte sich mit den San! ge⸗ rungen des Berichts einverstanden.
Schweden und Norwegen. Stockholm, 6. Juni. (H. N.). Die schwedische Regierung beabsichtigt, durch ein Gesetz die Arbeit der Kinder in den Fabriken zu ordnen, zu welchem Zwecke eine Kommission erwählt worden war. Die⸗ selbe hat jetzt ihr Gutachten abgegeben.
Wie aus Amiens
Dänemark. Kopenhagen, 8. Juni. Die heute er⸗ schienene Nummer der Ministerialtid.“ bringt eine offizielle Mittheilung über die Einsetzung einer Kommission zur Unter⸗ suchung der Frage wegen Anlegung eines Nothhafens im Kattegat — eine Sache von nicht nur dänischem, sondern internationalem Interesse. Man beabsichtigt entweder die Er⸗ weiterung des Hafens bei Frederikhavn, so daß derselbe auch als Nothhafen dienen kann, oder die Anlage eines neuen Hafens bei Hirtsholmene.
Amerika. Aus Washington wird dem Reuterschen Bureau unterm 8. d. M. telegraphirt: „Das Kabinet hielt heute eine Sitzung, in welcher beschlossen wurde, die Veruͤber des Gemetzels auf der Bergwiese“ (Mountain Meado v) anzuklagen, bis alle diejenigen, die daran Theil genommen . bestraft worden sind. Wenn die Mormonen Widerstand eisten sollten, was aber kaum erwartet wird, so werden Bundes⸗ truppen abgesandt werden, um die Entscheidungen der legalen Tribunale durchzusetzen. In derselben Sitzung wurde auch eine Depesche des Bundesgesandten in Mexiko verlesen, welche meldet, daß die mexikanische Regierung mit den Ver⸗ einigten Staaten in der Verhinderung von Viehdiebstahls—⸗ 45 in Texas kooperiren wolle.“
eru. Lima, 7. Juni. (Ag. Hav.) Der Oberst Pie⸗ rola, der sich gegen den Präsidenten der Republik, General Prado, erhoben hatte und schon in verschiedenen Treffen ge— schlagen worden war, ist gefangen genommen worden.
Asien. Japan. JYJedo, 21. April. Die japani⸗ schen Zeitungen veröffentlichen zwei interessante Schreiben, welche die Präsidenten des Staatsraths, Sanjo und Iwakura, an den japanischen Adel gerichtet haben, um dessen Mit⸗ wirkung für die Krankenpflege im Felde zu gewinnen. Dieselben lauten in deutscher Uebersetzung wie folgt:
1
Aus der „Nitchi nitchi schimbun“ vom 27. März 1877. Seitdem der Befehl zum Einschreiten gegen die Rebellen er⸗ lassen worden, haben täglich Gefechte stattgefunden, und unsere Soldaten haben gelitten durch Feuer und Schwert. Der Kaiser, voll Mitgefühl hat seine Diener und Aerzte zu den Verwundeten geschickt, hat sie mit dem Nothwendigsten ver— sorgt und erkundigt sich ängstlich nach ihrem Befinden. Die rößte Sorgfalt wird ihnen in den Hospitälern gewidmet, die * sie errichtet sind. Auch die Kaiserin und die Kaiserin⸗ Mutter haben ihrem Mitgefühl Ausdruck verliehen und Hülfe geschickt. Nicht allein werden die Verwundeten solche Güte anerkennen, sondern der Eifer der Soldaten im Felde wird dadurch noch mehr angespornt werden. Wir Saneyoshi und Taneomi haben gehört, daß als seiner Zeit ein Krieg ausbrach zwischen der Türkei und Rußland, England und Frankreich erstere unterstützten, daß der Krieg mehrere Jahre dauerte, und daß es unter den Offizieren und Soldaten viele Verwundete gab. Da besuchte die Kaiserin von Rußland in Person die Hospitäler und pflegte die Verwundeten, und in England sammelten die Damen bei den Reichen Geld für die Verwundeten und die Frauen und Töchter gingen als Krankenpflegerinnen zur Türkei. Die Verwundeten, welche nach England gebracht wurden, wurden in den Hospitälern von der Königin 8 Später im französisch-deutschen Kriege begaben sich die Kaiserinnen der beiden kämpfenden Länder in die Lager, und die Soldaten dachten, daß es eine Ehre sei, im Kampfe zu sterben und eine Schande zu fliehen und zu leben.
Die Europäer sehen derartige Handlungen als sehr ehren⸗ haft an. Auch unsere beiden Kaiserinnen handeln ähnlich in ihrem Mitgefühl mit den Verwundeten, und ein jeder sollte von demselhen Gefühl beseelt sein und angetrieben werden, seine Pflichten und Obliegenheiten zu erfüllen. Die Kuasoku stehen über den Shisoku und Heimin und haben von dem Kaiser besondere Gunst erfahren. Es ist nicht die Zeit, nur schöne Kleider zu tragen und in Verschwendung zu leben; vielmehr müssen die Kuasoku jetzt ihre Dankbarkeit für die früher empfangenen Wohl⸗ k Einige von ihnen haben schon Geld zur
estreitung der Kriegskosten beigesteuert, was sehr lobens⸗ werth ist. Sehr schön aber wäre es, wenn eine Verständi⸗ gung über das, was zu thun ist, stattfände, und wenn die Kuasoku ihre Frauen und Töchter anwiesen, ihre Pflichten gegen den Kaiser und das Volk zu erfüllen, auch wenn dieses nur in noch so geringem Maße geschehen kann. Sie können helfen, indem sie Charpie und Verbandzeug für die Verwun⸗ deten anfertigen, und dieses wäre in Uebereinstimmung mit den Wünschen der Kaiserinnen und eine geringe Dankesäußerung für die Wohlthaten, die wir genossen haben. Scharpie ist leicht herzustehen, für die Ver⸗ wundeten aber z r werthvoll. Die Tochter des Kaufmanns Takahashi in Osaka hat ihre Kleinode verkauft und den Ertrag als Beitrag zu den Kriegskosten geschenkt, und eine alte Dame aus einer Shisoku⸗Familie mit Namen Matsui aus Takasaki in Djoshu hat ihre beiden Söhne geschickt, damit sie als Po⸗ lizisten ihrem Vaterlande dienten, indem sie sagte, sie wolle gern während ihrer Abwesenheit selbst Holz hauen und Wasser schöpfen. Diese Thatsachen sind in den Zeitungen veröffent— licht, und wir empfinden Scham über unsere eigene Unthätig— keit, während wir solches lesen. Dieses haben wir als unsere geringe Ansicht niedergeschrieben und möchten erfahren, was die andere Kuasoku denken.
März 1877. (gez) Sandjo Saneyosphi. (gez. Iwakura Taneomi.
II.
ö. der Zeitung „Nitchi nitchi ssimbun“ vom 1. April
In der ersten Mittheilung, welche die Unterzeichneten an die Vereinigung der Adligen richteten, war ein Punkt un⸗ erledigt , . nämlich die DH , ob jeder Adlige nach seinen Vermögensverhältnissen Gegenstände für die Pflege der Verwundeten beitragen soll. . 2 wir nun für ungeeignet, da es dabei vorkommen ann, daß gewisse Gegenstände im Uebermaß gegeben werden, während andere ganz fehlen. Daher waäͤre es besser, wenn jede adlige Familie an Stelle von Naturalien eine gewisse Summe Geldes einschickte, welche den Mi⸗ litär⸗ und Marine⸗Hospitälern zur Verfügung gestellt und von denselben nach Beduͤrfniß zur Anschaffung der nöthigsten Ge⸗ genstände verwendet werden würde, Wenn wir jedoch die Ungleichheit der Vermögensverhältnisse bei den Adligen in Ueberlegung ziehen, so müßsen wir allerdings Abstand davon nehmen, als Regel aufzustellen, daß ein jeder Geld beitrage, und wir wollen daher auf das Beispiel europäischer Adliger
Diese Art beizutragen
hinweisen, die, wie wir hören, unter gewissen Statuten zu
etigen Vereinigungen sich zusammenthun, in denen die Ver— 6 tungen und . der einzelnen genau definirt sind, . in Kriegs wie in Friedenszeiten. r ir hätten gewünscht, der Vereinigung der Adligen eine Uebersetzung dieser Statuten vorlegen zu können, da dieses aber der Kürze der Zeit halber nicht anging, so haben wir einige Personen beauftragt, sich mit dem bsterreichischen Baron von Sieboldt, der dem Finanz⸗Ministerium attachirt ist, in Verbindung zu setzen, um ihn über diese Einrichtungen zu befragen und mit ihm zusammen einen Bericht über die Vereinigung österreichischer Adliger zur Pflege der Verwundeten und Kranken (Mariannen⸗Corps des Deutschen Ritterordens) abzufassen. Wir übersenden hiermit einen kurzen Auszug aus dem be⸗ treffenden Bericht. Da derselbe in der Eile gemacht worden ist, so mögen wohl Unrichtigkeiten darin vorkommen; in An⸗ betracht aber, daß der Auskunftgeber selbst ein österreichischer Adliger und daher ein Mitglied dieses Ordens ist, seine Mit⸗ theilungen mithin auf eigener Kenntniß beruhen, tragen wir kein Bedenken, dieselben den Adligen zur Betrachtung zu empfehlen. ; . März 1877. (gez) Sandjo Saneyoshi. (gez Iwakura Taneomi.
Der russisch⸗türkische Krieg.
Wien, 11. Juni. (W. T. B.) Der „Politischen Korre— spondenz“ wird aus St. Petersburg gemeldet, daß die Nach⸗ richt von einer demnächstigen sechswöchentlichen Urlaubs⸗ reise des Fürsten Gortschakoff unrichtig sei. — Aus Konstantinopel wird der genannten Korrespondenz berichtet, daß der türkische Gesandte in Athen eine Instruktions⸗ depesche erhalten habe, durch welche er angewiesen werde, von der griechischen Regierung Aufklärungen über die Rüstungen Griechenlands zu verlangen. Die be— treffende Note sei jedoch bisher dem griechischen Kabinet noch nicht überreicht worden. — Aus Bu karest meldet die Korre⸗ spondenz: Die Minister Bratigno und Cogalniceano sind nach Plojesti abgereist behufs zu treffender definitiver Vereinbarungen über die Theilnahme der rumä— nischen Armee an den Kriegsoperationen. 6
Wien, 12. Juni. (W. T. B.) Telegramm der „Presse“ aus Bukarest: Der Minister⸗Präsident Bratiano hatte in Plojesti eine lange Unterredung mit dem Fürsten Gortscha— koff. — Demeter Ghika wurde zu dem Kaiser Alexander berufen. Wie es heißt, würde Coagalniceano seine Ent— lassung nehmen, und an seiner Stelle Demeter Ghika das Portefeuille der Auswärtigen Angelegenheiten erhalten.
Wien, 12. Juni. (C. H. T. B.) Vor der Abreise in das Hauptquartier empfing der Kaiser von Rußland die akkreditirten Botschafter. Dem österreichischen Bot⸗ schafter gegenüber gab der Kaiser seiner Freude Ausdruck über die guten Beziehungen beider Staaten zu einander und sprach die Hoffnung aus, daß sich auch in dieser schwierigen
eit das Drei⸗Kaiserbündniß bewähren werde. Zum Botschafter Frankreichs gewendet, erklärte der Czar, daß er den Krieg unternommen habe, um einen dauernden Frieden zu schaffen, und daß er nach der ersten entscheidenden russischen Waffenthat die Hand zur Versöhnung bieten werde.
Wien, 12. Juni. (W. T. B.) Dem „Fremdenblatt“ zu⸗ folge erklärt die Pforte, sie denke nicht an die Errichtung einer , Legion. ;
London, 11. Juni. (W. T. B.) Im Unterhause er— widerte der Unterstaatssekretär des Aeußeren, Bo ur ke, dem Deputirten Jenkins, er habe keine offizielle Mittheilung darüber erhalten, daß die Blokade des Schwarzen Meeres keine effektive sei; er habe nur von privater Seite erfahren, daß einige Schiffe trotz der Blokade aus- oder ein⸗ gelaufen seien. Uebrigens werde er der Pforte keine Notifi⸗ kation darüber zugehen lassen, daß die Blokade keine effektive sei und nicht anerkannt werden könne, weil der Pforte als einer der Pariser Signatarmächte dies bekannt sei. .
London, 12. Juni. (W. T. B.) Bei dem gestrigen Festmahle der Schneidergilde hielten Graf Derby und der Marquis von Salisbury Reden, in welchen sie die Lage im Orient erörterten und peer fn; daß es für Eng⸗ land eine Nothwendigkeit sei, eine Politik des ö zu befolgen. Graf Derby insbesondere sagte, England müsse zwar stets bereit sein, seine Interessen zu vertheidigen, wenn dieselben angegriffen würden. Das größte Interesse aber von allen Interessen Englands sei der Friede. — Midhat Pascha wohnte dem Festmahle bei.
Europäischer Kriegsschauplatz.
St. Petersburg, 12. Juni. (W. T. B.) Telegramm des Großfürsten Nikolaus aus Plojesti vom 10. d.: Gestern früh und gestern Abend kanonirten die Türken von Rustschuk aus auf Kalarasch und auf die Arbeiten unserer Sappeure bei Giurgewo. Wir hatten keine Verluste. Es steht Alles gut. Die Donau beginnt . fallen.
— Aus Odessa meldet das „N. W. Tageblatt“; Die Uferbatterien sind verstärkt und die Stationsschiffe ver— mehrt worden.
Konstantinopel, 11. Juni. (W. T. B.) Meldung der „Agence Havas“. In der Nacht vom Sonnabend auf Sonntag wurden 5 . Torpedoboote gegen die vor der Sulinamündung liegenden türkischen Parzerschiffe abgelassen. Zwei derselben gingen durch das Feuer der Türken unker; die übrigen kehrten in der Richtung auf Kilig zurück, nachdem 4 in. explodirt waren, ohne die türkischen Schiffe zu beschädigen. .
? r enn , n, 11. Juni. 2 T. B.) Nach hier⸗ er gelangten Mittheilungen fand gestern zwischen Rust— chuk und Giurgewo eine Kanonade statt.
Wien, 11. Juni. 95 T. B.) Telegramm der „Deut⸗ schen Zeitung“ aus Konstantinopel vom 19. d. Ueber die bereits gemeldete Degagirung der türkischen Kriegsschiffe, welche im Kanal von Matschin eingeschlossen waren, durch Aarifi Pascha am 8. d, wird aus Hirsowa Folgendes berichtet: Die Dampfer „Kiliasch“, „Ali“ und Fꝛtul Islam lagen vier Stunden unterhalb Hirsowas und konnten wegen der vielen im Fahrwasser liegenden Torpedos nicht von der Stelle. Um die Torpedos aufzufischen, gingen zehn Taucherboote ab. Es gelang diesen, mehrere Torpedos auf⸗ zunehmen. Die Dampfer folgten vorsichtig den Booten und vereinigten sich stromabwärts mit den drei anderen Dampfern „Arcadi⸗, Semendria“ und „Akkia“ Bei Palanka wurden wiederuni Torpedos gefunden. Der Feind eröffnete dann ein starkes Feuer aus den Batterien in Gura Jalomnitza, welches die türkischen Schiffe erwiderten. Endlich gelang es den
Schiffen, ohne schwere Beschädigung die russischen Batterien zu passiren.
Konstantinopel, 11. Juni. (W. T. B) Mit den Montenegrinern finden vor Spuz und bei Podgorizza andauernde Kämpfe statt. —
Wien, 11. Juni. (W. T. B.) Aus Cattaro wird der „Pol. Korr“ telegraphirt: Eine türkische Kolonne hat Go⸗ ransko verproviantirt. — Die türkischen Streitkräfte sind bei Krist ach konzentrirt. Es werden Vorbereitungen zu einem Angriff behufs Entsetzung von Nik sic getroffen. .
Wien, 12. Juni. (W. T. B.) Aus Cettinje meldet das „N. W. Tageblatt“: Ali Saib Pascha hat Rassowa⸗ Glavitza wieder besetzt. . ͤ
— Der Belgrader Korrespondent der Times“ telegraphirt unterm 7. d.: General Protics soll, wie es heißt, in Wien Versicherungen ertheilt haben, daß Serbien die strikteste Neutralität beobachten werde, in der Hoffnung, daß Oester— reich und Rußland beim Friedensschlusse die serbischen 122 essen schützen werden. — Aus Altserbien,; hauptsãächli aus Novibazar, wird gemeldet, daß die Türken daselbst fürchterliche Ausschreitun gen verüben. Es wird be⸗ hauptet, daß sie alle kräftigen Männer nöthigen, mit einem Gespann Ochsen im Train zu dienen und sie auch nach Asien senden. Die Dörfer sind nür von Greisen, Frauen und Kin⸗ dern bewohnt. Diese Ausschreitungen provoziren den Ehr⸗ kei des serbischen Volkes, sich zu erheben und die Rajahs zu
efreien. . o, 29. Mai. (W. Pr.) Das hiesige Amtiblatt, die Bosna‘, vom 14. Diemasulewel 12940 (om 27. Mai 1877) bringt eine ganze Reihe von Berichten vom Insurxektions⸗ Scha uplatze, welche zur Evidenz darthun, daß es noch Insurgenten schaaren giebt, welche den türkischen Truppen genügend zu schaffen machen. Ein Bericht des Kommandanten von Banjaluka vom 21. Mai meldet über einen Kampf, der auf der 6 Position im Kljuter Kadiluk des Bihatscher Sandschaks zwischen Mustehafis aus Jajaz und Insurg enten stattfand. Der amtliche Bericht gesteht es, daß die Türken sich zurückziehen und diz Positien aufgeben mußten, weil der Feind in großer Ueberzabl“ erschien. Die Mustehafiz zog in Verstärkungen an sich und lieferte den Auf⸗ ständischen ein blutiges Treffen. Die Türken verloren einen Todten und zwei Verwundete, während die Rebellen 27 Mann eingebüßt haben. Daß die Türken nicht gerade gesiegt haben, beweist die fernere Meldung des „Amtsblattes .', daß die Insurgenten Vieh abgetrieben haben. In alter Manier schließt die Besna den Bericht mit folgenden Worten: „Die nothwendigen Maß⸗ regeln sind ergriffen worden, damit die Rebellen mit Gottes Hülfe zu Paaren getrieben werden können.“ Ein zweiter Bericht meldet von einem Ueberfall des Ortes Gata am 24. Mai durch Insurgenten, welche von Mile Maties kommandirt wurden, Vieh abtrieben und drei Türken verwundeten. Eine dritte Meldung über einen im Dorfe Tscharunka im Bihatscher Sandschak vorgefalle— nen Kampf entbehrt jeder Andeutung über den Verlauf dessel ben. Nur wird gesagt, daß sich Insurgenten in Wiraska und Raßnowatz gezeigt haben, was die Vermuthung aufkommen läßt, daß letztere vor⸗ gedrungen seien, da die eben genannten Orte in der Nähe von Banjaluka liegen. Endlich relationirt der Jus Bascha Asaf Effendi, daß er einen Kampf mit Aufständischen im Dorfe Schniegotin zu bestehen hatte — mit welchem Ausgange, wird abermals nicht gesagt. Die Straße Serajewo⸗Banjaluka ist dermaßen unsicher geworden, daß der Zali Et appentruppen auf derselben echelloniren ließ, was gleichfalls amtlich gemeldet wird. ö
Alexandrien, 11. Juni. (W. T. B.) Heute sind 10 egyptische Dampfer mit 6600 Mann egyptischer Hülfs⸗ truppen unter dem Befehle von Prinz Hassan von türkischen Panzerschiffen geleitet, von hier abgegangen.
Wien, 12. Juni. (8. H. T. B.) Der Sultan ge—⸗ denkt das Sber⸗Kommando über die egyptischen Hülfstruppen an den Sohn des Khedive, Prinzen Hassan, zu über⸗ tragen und denselben zum Feldmarschall des Osmanenreichs zu ernennen. . .
London, 12. Juni. (W. T. B.) Das „Reutersche Bureau“ meldet aus Pthen, die National versammlung von Candia habe, nachdem ihre Forderungen von der Pforte abgelehnt worden, beschlossen, ihre Rechte mit den Waffen zu vertheidigen. Es stehe ein allgemeiner Aufstand bevor. In Epirus seien gleichfalls einzelne auf— ständische Bewegungen ausgebrochen und gewännen an Kon— sistenz.
Asiatischer Kriegsschauplatz.
St. Petersburg, 12. Juni. (W. T. B.) Telegramm des Großfürsten Michael aus Kürükdarg vom 3. Juni: Bei Kars werden die Vorwerke des Platzes reko— gnoszirt, das Geschützfeuer des Forts thut uns fast gar keinen Schaden. ich habe heute unter dem feindlichen Feuer nördlich von der Festung persönlich eine Rekognoszi⸗ rung ausgeführt. Die Aeltesten der Kurden von Chamur und die Bewohner von Alaschkert (Toprak⸗ Kaleh) fanden sich im Lager des General Tergukassoff ein und zeigten ihre Unterwerfung an. In den von uns besetzten Provinzen ist die russische Verwaltung einge⸗ führt. Bei dem Ingour⸗-Detachement unter General Alcha— zoff steht Alles gut. Die Truppen des Generals Oklob⸗ schio sind den Fluß Atschkout aufwärts marschirt, Die Be⸗ wohner zeigten . , . an, von den, Truppen wurden Straßen, fowie Brücken über den Kintrischi y n.
n Daghestan und in der Provinz Terek herrscht Ru he. Ich habe auf dem Wege hierher Truppen besichtigt und die⸗ selben in gutem Gesundheitszustande und vortrefflicher Stim⸗ mung gefunden. .
Tiflis, 11. Juni. (L. H. T. B. Die Blokade des Schwarzen Meeres ist nicht total. Russische Schiffe ver⸗ kehren unbehindert noch zwischen Poti und anderen Häfen. — General Lomakin meldet, daß sich der Telknizerstamm (am Atietflusse) unterworfen habe und entwaffnet wor⸗ den sei.
Konstantinopel, 10. Juni. (Tel. d. W. „Fremdenbl.“ Ismail Pascha, der mit seiner Kurdenschaar eben auf dem Marsche nach Bajgzid, um bei der Cernirung dieser Stadt mitzuhelfen, begriffen war, kehrt auf höheren Befehl in be⸗ schleunigten Tagesmärschen wieder nach dem Westen zurück, um sich vor Erzerum, wo stündlich eine entscheidende Schlacht erwartet wird, mit der Armee Moukhtar Paschas zu vereinigen. — Dschemil Pascha, der mit der Inspektion der Festungswerke von Erzerum beauftragte — 57 tant des Sultans, hat letztere Stadt wieder verlassen und sich
nach Trapezunt begeben, um von hier aus für Proviant⸗ nag d nach dieser Festung zu sorgen. Ein Offizier aus 6 Gefolge hat sich zu diesem Zwecke wieder nach Siwas begeben.
. Konstantinopel, 11. Juni. (W. T. B) Moukhtar
Pascha meldet unterm 10. d. M.: Die zwischen Kars und
Erzerum befindliche russische Kolonne ist auf Kars zurück⸗ gegangen. . Konstantinopel, 11. Juni. (W. T. B.) Vom asia⸗ tischen Kriegsschauplatze liegen keine neuen Nachrichten vor; Moukhtar Pascha steht noch vor Erzerum.
Wien, 12. Juni. (W. T. B.) Das Hauptquartier der Kaukasusarmee ist nach Mazza verlegt worden.
— Ueber Athen meldet der Korrespondent der „Daily News“ in Konstantinc vel, es seien in Folge des Verlustes von Ardahan . Offiziere erschossen worden. Der Krieg in Kleinasien fällt überall gegen die Türken aus. Ein plötzlicher Zusammenfall droht augenscheinlich. Erzerum ist unversorgt Peniak geräumt mit einem Verluste von 6000 Mann, Olti erobert. Zwischen Erzerum und Trebizonde sind die Straßen von Deserteuren bedraht. Die Kruppschen Geschütze in Erzerum sind ohne Schlösser. Moukhtars Heer ist äußerst mangelhaft an Disziplin. Ueberall sind die Russen siegreich, organisiren das Land, zahlen für Alles und werden gut aufgenommen. In der türkischen Hauptstadt ist große Gedrücktheit. Bo schafts nachrichten melden, in Moukhtars Heer sei vollständige Demoralisation, in dem russischen gute Disziplin.
— Der Spezial⸗Korrespondent des „Reuterschen Bureaus“ in Erzerum telegraphirt unterm 6. d.:
„Den hier eingegangenen Nachrichten zufolge ist das türktsche Hauptquartier in Köprikiöi, wo neun Bataillone Infanterie und eine Batterie Artillerie stationirt sind. Der türkische rechte Flügel, bestehend aus 20 Bataillonen und 2 Batterien, steht in Delibaba und der linte in Gnudii und Boggaze, ungefähr sechs Stunden von Erzerum entfernt. Der linke Flügel besteht aus 16 Bataillonen und einer Batterie. Das Gros des rechten Flügels steht in Olti und seine Vor zut ist vor Noriman angelangt. Eine von dem Centrum der russischen Armee vor Kars detachirte Kelonne hat auf dem Saganlug⸗Dag Stellung genommen. Auch operirt eine russische Kolonne in der Richtung von Wan, vor der Bendi⸗Mahou⸗Brücke, eine Entfernung von 20 englichen Meilen von Wan.“
— Aus dem Hauptquartier des Alexandrapoler Corps der russischen Kaukasusarmee erhält die „Pol. Korr.“ einen weiteren amtlichen Bericht, welcher nach Weg⸗ lassung einiger unwesentlicher Stellen wie folgt lautet;
Lager bei Sa im, 8. Mai. Während der Abwesenheit des Corpskommandirenden General⸗Adjutanten Loris⸗Melikoff ließ Ge⸗ neral Lieutenant Heimann die zurückgebliebenen Truppen unter An⸗ leitung des Ingenieur⸗Obersten Bulmering weitere Befestigungen des Lagers vornehmen. General Melikoff verließ das Lager am 29. April um 3 Uhr Nachmittags und schlag auf der Karsschen Heerstraße den Weg über Chalif⸗Oglu ein. Ein starker Regen und Wind schlug den in Filmär⸗= schen ohne Gepäck und Tornister vorschreitenden Truppen ins Gesicht. Die durchdringende Kälte dauerte bis zum Einmarsch der Truppen in das 12 Werst entfernte, von Kurden bewohnte Dorf Chalif⸗Oglu an. Das Dorf wurde trotz des felsigen Weges im Sturmschritt er⸗ reicht. Chalif⸗Oglu besteht im Ganzen aus 12 Kurdenhäusern, die zur Hälfte in den Boden hineingebaut auch oben mit Erde bedeckt sind, und liegt in dem Thale zwischen den Bergen Groß⸗ und Klein⸗ Zagny. Der Corpskommandirende bestieg mit dem Corpsstabe den Berg Klein⸗Zagny, um die Position und die Umgegend zu besichtigen. Vom Feinde war auch keine Spur vorhanden. Die Truppen nahmen nach Anordnung des Stabes ihre Positionen ein. Die Artillerie be⸗ setzte die Höhen, die Infanterie stand im Bixouak im Thale, die Ka⸗ vallerie übernahm die Vorpostenlinien. Die Truppen kampirten unter freiem Himmel bei Lager feuern. Da die Truppen ohne jegliche Vor⸗ räthe aufgebrochen waren, so fehlte es am anderen Morgen an Nah⸗ rung für Mannschaft und Pferde. Die Dorfbewohner erklärten,
änzlich ohre alle Vorräthe zu sein. Eine vorgenommene Unter—⸗ — ergab jedoch, daß sie Weizen und Gerste in mit Steinen be⸗ deckten Gruben versteckt hatten. Nachdem für die. Pferde genügend vorgesorgt war, wurden auch für die Mannschaft einige Stück Horn⸗ vieh zu hohen Preisen aufgebracht. Die Kolonne zog sodann von Chalif⸗Oglu weiter gegen Wisinkeff, um die Kavallerieabtheilung, welche fich bei der Rekognoszirung von Kars zu weit vorgewagt hatte, zu unterstützen. Der Fluß Kars⸗Tschai wurde weit rechts gelassen. Nach Passtrung der Berge, von denen das 9 Werst entfernte Kars und die rings um die Stadt gelegenen Zelte der tür tischen Truppen sichtbar waren, näherte sich die Kolonne dem von Griechen und wenigen Tartaren bewohnten Dorfe Wisinkeff. Die Truppen wurden von den Griechen freudigst begrüßt; die Geistlichkeit derselben zog den Russen mit Bildern und Fahnen im vollen Ornat entgegen. General Melikoff nahm in der Hütte des Dorspriesters Quartier. An die Truppen wurden Fleischrationen vertheilt. Da es an Holz mangelte, so wurden einige Holjhütten gekauft und zur Wärmung der Truppen verbrannt. Von der Kayallerieabtheilung, woalche Kais glücklich rekognoszirt hatte, lief die Nachricht ein, daß sie eine zweistündige Artilleriekanonade mit dem Feinde zu bestehen hatte, welcher in der Stärke von 8 Bataillonen Nizams nebst Feldartillerie aus der Festung Kars ausgerückt war und unter dem Schutze der Festungs⸗ werke Position genommen hatte. Die Ehre des Tages gebuhrte der Dagestanschen irregulären Kavalleriebrigade, die, von dem General⸗ Major Komoroff kommandirt unter der unmittelbaren Führung des Oberst⸗Lieutenants Kwinitadse (2. Dagestansches Kavallerle⸗Regiment) und des Majors Fürsten Tschawtschawadse (3. Dagestansches Taval⸗ lerie⸗Regiment), dem durch einen Scheinrückzug des Twarschen Drago ner⸗Regiments getäuschten und unvorsichtig sich vorwagenden Feinde in die Flanke fielen und denselben zum Rückzuge bis unter die Festungs⸗ werke zwangen, so daß, als das von dem General Melikoff zu Hülfe gesandte Mingrelsche Grenadier⸗Regimeut auf dem Kampfplatze an⸗ langte, die Aktion unter Verlust von 1 Todten und 5 Verwundeten bereits beendet war. Mehr als 109 Nizams wurden gefangen genommen; ein seindliches 366 wurde von der Terekschen Kosakenbatterie demontirt. General Melikoff zog nach diesem Erfolge die Kavallerie nach Wisinkeff, und rückte dieselbe am Abend des 1. Mai wieder in Saim ein. In Saim wurden nun neue Vorbereitungen getroffen für die vollständige Ausrüstung desselben als Stützpunkt der Vor⸗ wärtsbewegung der aktiven Armee; es wurden Tagerhäuser und Magazine der Intendantur, Artillexie und des Ingenieurwesens er- richtet und ein Hospital, sowie ein Feldpostamt erö net. Der Corps⸗ Kommandirende ergriff Maßregeln, um die Truppen ihre. Vorwãärts⸗ bewegung nicht nur in entsprechender Sicherheit. ausführen, son⸗ dern dieselben auch nicht, wie dies in Chalif-Oglu bald ge⸗ schehen wäre, an Proviant oder Fourage Mangel leiden zu lassen. Mit den einzelnen Kolonnen wird Brod, resp, Mehl, Vieh, Wein und Fourage geführt. Angesichts der bevorstehenden Hitze wurden an die Truppen Leinwandkappen, welche auf den Nacken , werden können, vertheilt. Der sanitäre Zustand der Truppen ist ein vorzüglicher. Kranke sind nahezu gar nicht vorhanden; bisher waren uur einige Fälle leichten Fiebers zu verzeichnen. Die Witte rung bleibt günstig; es fällt nur selten i. und dies zu⸗ . nur am Abend. Die Nächte sind sehr ühl; die Tempera⸗ tur fällt oft bis 4 44. — Die Bevölkerung der okkupirten Gebiete drückt ihre Befriedigung ob der eingetretenen Veränderung in der Verwaltung aus. Die Kurden bieten zu Hunderten ihre Dienste an; zur Bildung eines Kavallerieregiments gus denselben ist Fereits geschritten worden. Nachdem bereits am 1. Mai die Fühlung mit dem chalzichschen Detachement hergestellt war, wurde am 5. Mal auch die Hühlung mit dem Sriwanschen Detachement des General ⸗Lieutenants Tergukassoff bergestellt. Die Exiwan'sche Ab⸗ theilunz bildet nun den linken Flügel des. Alexandrapoler Forps und schreitet nach Einnahme von Bajezid längs des Thales des oberen Euphrat (Murad⸗Tschai) in westlicher Rich. fung vor. Um diese Verbindung zu sichern, brach Generak l lite an der Spitze des Nishegorodschen Dragoner⸗Regiments und 6 Sotnien Kosaken aus Wisinkeff in südlicher Richtung gegen