zeuge, Leichen und lebende Thiere umfassenden Tarife, des⸗ gleichen die Erörterung gemeinsamer Bestimmungen ö das Expeditions- und Abrechnungsverfahren vorzunehmen haben.
— Bei einer Kontravention gegen die Brannt⸗ weinsteuergesetze ist, nach einem Erkenntniß des Ober⸗ Tribunals vom 12. Juni 1877, in der Regel als Kontra⸗ venient derjenige anzusehen, welcher die Steuer zu entrichten hat und deshalb auch für die Beobachtung der im Steuer⸗ interesse gegebenen Vorschriften zu sorgen verpflichtet ist. Straflosigkeit des Brennereibesitzers tritt nur dann ein, wenn die Ordnungswidrigkeit durch einen nicht vorher zu sehenden und nicht abzuwendenden Zufall veranlaßt worden ist, sowie (nach dem Bundesgesetz vom 8. Juli 1868) wenn als der eigentlich Schuldige ein Verwalter oder Gewerbsgehülfe ausgemittelt ist, bei dessen Anstellung und Beaufsichtigung, oder ein auf den Gewerbebetrieb Einfluß übender Hausgenosse, bei dessen Be⸗ auffichtigung Seitens des Brennereitreibenden nicht fahr⸗ lässig ö Werke gegangen ist. Wird dem Letzteren eine
solche Fahrlässigkeit nachgewiesen, so haftet derselbe auch in diesen Fällen subsidiarisch für die von dem eigentlich Schul⸗ digen wegen Unvermögens nicht beizutreibenden Geldstrafen.
— Der General Lieutenant von Braun, Inspecteur der 1. Ingenieur⸗Inspektion, ist von seiner Inspizirungsreise hier⸗ her zurückgekehrt.
Mün ster, 8. Juli. Das Allerhöchste Propositionsdekret für den Provinzial⸗Landtag unterbreitet folgende Punkte zur Berathung und Erledigung: 1) Wahl von 3 Mitgliedern der Deputation für das Heimathwesen und deren Stellver⸗ treter; 2 Wahl neuer Mitglieder zu den der Provinz ange— hörigen Kommissionen für die klassifizirte Einkommensteuer; 3) Wahl von Abgeordneten und Stellvertretern betreffs der Mitwirkung und Kontrole der Stände bei den Rentenbanken; P. Wahl je eines Mitgliedes und je eines Stellvertreters der Sber⸗Ersatzkommissionen der Provinz; 5) Begutachtung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend eine Erweiterung der Ver⸗ wendungszwecke der den Provinzial⸗ und Kommunalverbänden überwiesenen Dotationsfonds, nebst Motiven; 6) gutachtliche Aeußerung über den Entwurf einer Haubergsordnung für den Kreis Siegen.
Frankfurt a. M., 16. Juli. (W. T. B.) Der Ge⸗ neral Grant ist gestern von hier nach der Schweiz abgereist und beabsichtigt zunächst nach Luzern zu gehen.
Bayern. München, 13. Juli. (W. T. B.) In der heutigen nnn der Kammer der Abgeordneten be— antwortete der Finanz⸗Minister die Interpellation von Crämer und Genossen, betreffend die Revision des Häusersteuer⸗ gesetzes dahin: daß dieselbe Seitens der Finanzverwaltun durch besondere Instruktionen nicht veranlaßt worden sei, da er jedoch keinen Anlaß finde die angeführten Beschwerdepunkte für gerechtfertig zu halten. Alle etwaigen Beschwerden seien deshalb auf den Reklamationsweg zu verweisen. Der Gesetz⸗ entwurf über die Abkürzung der Finanzperiode wurde auf Vorschlag des Finanz-Ministers zur Vorberathung an den Finanzausschuß überwiesen. — Das hiesige Appellations⸗ gericht hat in der Prozeßsache der Metropolitankirchen⸗ stiftung gegen den Marre. von München wegen Be⸗ flaggung des Frauenkirchthurms (am Tage von Sedan) dahin entschieden, daß der Magistrat zur Be⸗ flaggung civilrechtlich nicht befugt gewesen sei. Ob er nach dem öffentlichen Recht dazu ermächtigt gewesen, bleibe der Administrativentscheidung vorbehalten. Der Magistrat hat sämmtliche Prozeßkosten zu tragen.
— 14. Juli. (Allg. Ztg.) Die Kammer der Reichs räthe ist in ihrer heutigen Sitzung ohne jegliche Diskussion allen über den Militäretat von der Kammer der Abgeordneten gefaßten Be⸗ schlüssen in namentlicher Abstimmung einstimmig beigetreten. Demnächst wurden die Sitzungen von dem Staats⸗-Minister des Innern, v. Pfeufer, bis auf Weiteres vertagt.
— (W. T. B.) In der heutigen Sißin der Abgeord⸗ netenkammer erklärte auf die von dem Abgeordneten Frei— tag eingebrachte Interpellation, betreffend den Beschluß des Bundesrathes bezüglich der Niedersetzung einer Kommission zur Vorberathung des Gesetzentwurfes uͤber Einführung einer Reichs⸗-Stempel- und Erbschaftsst euer, der Minister⸗ Präsident v. Pfretzschner: die bayerische Regierung habe Bedenken er gn namentlich wegen der Uebertragung der Urkunden⸗ tempel an das Reich und hahe den Antrag im Bundesrath abge— lehnt. Derselbe sei jedoch vom Bundesrathe angenommen worden. Es sei nicht thunlich, die Instruktionen der Abgesandten Bayerns zur Kommission mitzutheilen. — Im weiteren Ver— laufe der Sitzung erledigte die Abgeordneten kammer die übrigen Kapitel des Hauptetats der Militärverwaltung für das Etatjahr 1877378. Hierauf wurde der Gesetzentwurf, be⸗ treffend den Hauptetat der Militärverwaltung auf das 1. Quartal 1877 und auf das Etatsjahr 1877785, nach dem von dem Finanzausschuß erstatteten Berichte pro visorisch an⸗ genommen.
— (W. T. B.) In der heutigen Abendsitzung der Abgeordnetenkammer verlas der Minister des Innern, von Pfeufer, eine Botschaft des Königs, durch welche die Kammer vertagt wird. Die Sitzung wurde hierauf mit einem dreimaligen Hoch auf den König geschlossen.
Württemberg. Stuttgart, 14. Juli. Der Landtag ist durch Königliches Reskript vom 12. vertagt worden.
Desterreich⸗ Ungarn. Wien, 14. Juli. Der „Presse“ zufolge ist über den Einberufungstermin für die Delega—⸗ tio nen noch i entschieden. Der Absicht, die Session im September oder Oktober abzuhalten, ständen formelle Schwie⸗ rigkeiten im Wege, da die Quoten beider Reichshälften zu den gemeinsamen Auslagen in den gemeinsamen Staatsvoranschlag nicht eingestellt werden könnten, bevor nicht eine Einigung der beiden Quotendeputationen erzielt sei.
BPest, 14. Juli. Wie der „Naplo“ meldet, wird in Re⸗ gierungskreisen der Plan ventilirt, daß in der erb sesston, welche durch die Verhandlung der Ausgleichs⸗-Gesetzvorlagen in hohem Maße in Anspruch genommen werden wird, keine Spezial⸗Budgetdebatte stattfinden soll. Die Regierung würde das Budget unterbreiten, der Finanzausschuß dasselbe vorberathen und die Regierung auf Grund des Berichtes des Finanzausschusses eine allgemeine Vollmacht verlangen.
Agram, 14. Juli. ie die Agramer Zeitung“ meldet, dürfte der croatische Landtag für den 13. oder 15. Auguft at,. werden. Die Regierung habe ein xeichliches Material vorbereitet.
Großbritannien und Irland. London, 13. Juli. (E. C.) In der gespi en 26 * des Unterhauses erwiderte auf eine . ills der Unter ⸗Staats⸗ . der Kolonien, es liege hinreichender Grund für ie Annahme vor, daß der von der Regierung für die Ver⸗ waltung des Transvaal-⸗Staates verlangte Vorschuß von 100 000 Pfd. Sterl. binnen wenigen Jahren aus den Ein⸗ künften jenes Gebietes e ahlt werden könne. Aber selbst wenn dies nicht der F h sollte, erscheine die ge⸗ nannte Summe doch als eine Kleinigkeit gegenüber den Kosten eines Krieges mit den Kaffern.
Frankreich. Paris, 14. Juli. Wie die „France“ mel⸗ det, hat die Regierung an alle ereits bezeichneten o ffiziellen Kandidaten, welche in Paris weilen, die Aufforderung ergehen lassen, sich baldmöglichst in ihre Wahlbezirke zu bege⸗ ben, da sie nur noch anderthalb Monat bis zum entscheidenden Augenblick vor sich hätten.
— (Cöln. Itg.) Die Regierung hat den Arbeiter-Kon⸗ greß verboten, der dieses Jahr in Lyon tagen sollte.
— (W. T. B.) Der Appellationsgerichtshof hat das Urtheil der ersten Instanz bestätigt, durch welches der frühere Präsident des Pariser Munizipalrathes, Bonnet⸗ Du verdier, wegen einer in St. Denis gehaltenen Rede zu 15 Monaten Gefängniß verurtheilt wurde.
— 16. Juli. (W. T. B.) Der Herzog Decazes ir dem Vernehmen nach morgen Abend aus Salins hierher zurück.
Spanien. Madrid, 12. Juli. (Ag. Hav.) Der König ist, in Begleitung der Prinzessin von Asturien, sowie der Minister der Justiz, der öffentlichen Arbeiten und der Marine heute Morgen nach den Provinzen Asturien und Galicien ab⸗ gereist. — Die Session 1877 des Kongresses ist ge⸗— schlossen worden.
— 13. Juli. (Cöln. Ztg.) Der Finanz ⸗Minister Orovio * den Auftrag erhalten, die tägliche, zur Verzinsung und
ilgung der kon solidirten Schuld ausgesetzte Summe zu verdoppeln.
Griechenland. Athen, 14. Juli. (L. H. T. B.) Seitens der Regierung wurden bewaffnete Banden, welche auf türkisches Gebiet übertreten wollten, mit Waffen⸗ gewalt an ihrem Vorhaben gehindert.
Türkei. Konstantinopel, 13. Juli. (Tel. d. W. „Fremdenbl.“ Ratib Pascha, der gewesene egyptische Kriegs-Minister, wird nächstens hier erwartet. Derselbe soll dann nach seiner Rückkehr nach Kairo für den in Bulgarien abwesenden Prinzen Hassan, der bekanntlich egyptischer Kriegs⸗ Minister ist, interimistisch dessen Portefeuille leiten. — Der bulgarische Exarch, Monsignore Joseph, wird 53 des Krieges die Hauptstadt nicht verlassen und auch während dieser Zeit seine Kirche von hier aus leiten.
Belgrad, 15. Juli. (W. T. B.) Bei den gestrigen Neuwahlen zur Skupschtina wurden in den Landbezirken die z Oppositionspartei angehörigen Mitglieder wieder⸗ gewählt.
— Aus Athen, 14. Juli, meldet das „W. T. B.“: Am Donnerstag Abend wurde von etwa 40 Türken aus Ortschaften in der Nähe von Rettimo auf Kandig ein christliches Dorf angegriffen und dabei ein christlicher Einwohner verwundet. Die türkischen Behörden haben in Folge dessen mehrere Ver⸗ haftungen vorgenommen.
Schweden und Norwegen. Stockholm, 12. Juli. (H. C.) Der mit dem 10. August d. J. endende, im Jahre 1865 abgeschlossene Handels- und Schiffahrtsvertrag zwischen Schweden⸗Norwegen und Frankreich ist, laut amt— licher Bekanntmachung des diesseitigen Ministeriums des Aus— wärtigen, bis zum 31. Dezember d. J. verlängert worden.
Der russisch⸗türkische Krieg.
St. Petersburg, 15. Juli. (W. T. B.) Die Agence Russe“ ist ermächtigt, die Behauptung, von den Russen sei eine reine Willkürherrschaft in Bulgarien eingeführt, für vollständig unbegründet zu erklären. Die unter dem Vorsitz des Fürsten Tscherkaski bestehende Kom— mission bringe ohne jede Aenderung die Maßregeln zur An⸗ wendung, die von den Türken erlassen, aber ein todter Buch⸗ stabe geblieben seien. Nur zu den obersten Behörden seien die Ernennungen durch die Russen erfolgt, zu den Unter— behörden würden die Mitglieder von der Bevölkerung ge⸗ wählt; in Bezirken, wo sich eine . türkische Bevölke⸗ rung befinde, würden von der christlichen Bevölkerung Türken, die sich an den Grausamkeiten gegen die Christen nicht be— theiligt hätten, gewählt.
Europäischer Kriegsschauplatz.
St. Petersburg, 13. Juli. Der „Herold“ veröffent⸗ licht folgenden Allerhöchsten ,, an die Truppen der aktiven Armee. imnitza, 17. Juni (. St.). „Alle Anordnungen des Ober⸗Kommandirenden zur . der Truppen an den festgesetzten Punkten fa dem Beginn des Krieges mit lebhafter Theilnahme verfolgend, habe Ich Mich persönlich von der rn ter fi Ordnung über⸗ uch die bei den Bewegungen, in der Sorgfalt für die Ge⸗ sundheit der Truppen und ihre Verpflegung und sodann auch in den geschickten Anordnungen zum nun mit vollem Erfolg zuerst von den Theilen des XIV. Armee⸗Corps bei Galatz und Braila, und sodann von den Hauptstreitkräften bei Simnitza ausgeführten Uebergang über die Donau herrschte. Als Augenzeuge der aus⸗ gezeichneten Thätigkeit unserer Artillerie, der Arbeiten der un⸗ ermüdlichen und unerschrockenen Sappeure und Pontoneure, der kühnen Heldenthaten der bei der Armee stehenden Seeleute und endlich der heldenmüthigen Aktion der Truppentheile, die an den Kämpfen bei Budshak am 10. Juni und bei Sistowo am 15. Juni Theil genommen, gewährt es Mir aufrichtige Genugthuung, Sr. ere ih, Hoheit dem Ober⸗Komman⸗ direnden, Seinen nächsten Gehülfen und Meinen tapfern Truppen, die sich mit neuem Ruhm bedeckt haben, Meine herzliche und tiefe Erkenntlichkeit auszudrücken. Dieser Tages⸗ befehl ist in allen Compagnien, Escadrons, Ssotnien, Batte⸗ rien und Kommandos sowohl der aktiven Armee, wie über⸗ haupt aller Theile der Garde, der Armee und der Flotte zu verlesen⸗“ „Alexander.“
— (W. T. 2 Die „Cöln. Itg.“ meldet aus Schumla vom 14. d., die russische Avantgarde solle vor Osmanbazar angelangt sein, das mittlere uff. Corps habe die Jantra
2
, , und Radan überschritten, Kosaken schwärmten is wenige Stunden von Rasgrad.
Konstantinopel, 15. Juli. (W. T B.) Nach hier ein⸗ gegangenen Nachrichten ist bei der Eisenbahnstation Jeni Zagra, in der Nähe von Janboli, eine Abtheilung Kosaken . — Nach Bulgarien sind neuerdings Tru ppen⸗ verstärkungen abgegangen; Suleiman Pascha wird Ende
der Woche in Bulgarien eintreffen.
Wien, 15. Juli. (W. T. B.) Das „N. W. Tagebl.“ meldet aus Sisto wa, 14. d.: Die Plünderungen in den von russischen Truppen besetzten bulgarischen Ortschaften sind von den ansässigen Walachen und Zigeunern verübt worden. Der russische Ober⸗Kommandant hat eine strenge Untersuchung gegen dieselben einleiten lassen.
Wien, 16. Juli. (W. T. B.) Telegramme des „N. W. Tageblattes.,“ Aus Rasgrad: Der Bahnverkehr zwischen Rustschuk und Rasgrad ist am Freitag durch russische Avant⸗ e . die sich dem Bahnkörper bei Vetova näherten, unter⸗ rechen worden. Die Koösaken streisen bis Yelizkoi, die Türken haben eine feste Stellung bei Leilakoi bezogen. — Aus Semlin: Salih Pascha hat die serbische Drinagrenze mit 20 Bataillonen be . .
Telegramm der „Presse“ aus Sistowa vom 15. d.: Kaiser Alexander fuhr heute nach Tirnowa und wurde auf der Fahrt dahin von der bulgarischen Bevölkerung sehr enthusiastisch begrüßt. Es geht das Gerücht von der dem⸗ nächst bevorstehenden Ankunft der Kaiserin von Rußland in Bukarest. Am Freitag beschossen die Türken Oltenitza, ohne jedoch Schaden zu thun; die Russen erwiderten das Feuer nur schwach.
Wien, 16. Juli. (W. T. B.) Telegramm der „Deut⸗ schen Zeitung“ aus Simnitza von gestern: Das Hauptquar⸗ tier des Kaisers Alexander geht morgen nach Czarwica, süd⸗ östlich von Sistowa. Bei Simnitza ist eine zweite Brücke über die Donau errichtet. — Bei Radanci in der Nähe von Ga— browa soll ein ernster Zusammenstoß stattgefunden haben; etwa 15, 000 Russen sollen auf 6000 Türken, welche die Avant⸗ garde eines zur Vertheidigung der Straße von Gabrowa nach Kasanlik bestimmten Corps von 25,000 Mann bilden, gestoßen sein und die Türken zurückgeworfen haben. — Von Tirnowa werden fortwährend viele Verwundete nach Simnitza und weiter transportirt, der Nachschub russischer Truppen dauert unaufhörlich fort.
Telegramme der „N. Fr. Presse“. Aus Bu karest vom 14. c. Das V. russische Corps, welches vor einigen Tagen im Lager von Banesso angekommen war, marschirt sofort nach Sistowa. Die Russen haben etwa 2 Kilometer von Sistowa entfernt in der Richtung nach Turnmagurelli hin eine zweite Brücke über die Donau geschlagen. — Aus Schumla vom 14. c.: Der internationale Telegraphendienst in Rustschuk ist seit mehreren Tagen eingestellt. Die Endstation der Ei senbahn Rustschuk⸗Varna ist von Tschernawoda nach Rasgrad verlegt.
Odessa, 14. Juli. (S. H. T. B.) Russische Truppen besetzten das an der Donaumündung . Schubriany. Eine Marine⸗Abtheilung ist dorthin beordert. Türkische Schi kreuzen unausgesetzt vor dem gi gh Hafen.
ukarest, 15. Juli. (W. T B.) Heute fand in Ge⸗ genwart der Fürstin lf geh die feierliche Einweihung des roßen russischen Hospitals bei Kotroscheni statt; russi⸗ fee nt wohnten die ö. Thakowskoi als Ober ⸗Aufseherin des gesammten russischen Sanitätsdienstes, sowie Baron Jomini und der als Platzkommandant fungirende General der Feier bei.
— Aus Varna, 12. Juli, wird dem W. „Fremdenbl.“ gemeldet: Im Hauptquartier zu Schumla hält man eine Cernirung dieser Festung für unmöglich, wenn nicht durch eine eigene Donaubrücke die Verbindung zwischen dem Cer⸗ nirungs-Corps und Rumänien gesichert wird. Man glaubt daher daselbst, daß das jetzt gegen Rustschuk vorrückende feindliche Corps auch die Bestimmung habe, einen Brücken⸗ schlag zwischen dieser Stadt und Silistria zu ermöglichen. — Aus Schumla werden fortwährend Kavallerie⸗ und Infanterie⸗ Abtheilungen gegen den Balkanpaß Selimev-Jamboli vorgeschoben, um so eine feste Verbindung zwischen den Truppen in dem Passe und denen in dieser Festung herzu⸗ stellen, da der Serdar Ekrem sich hier an dieser Linie dem ferneren Vordringen des Feindes längs des östlichen Balkan widersetzen will.
— Aus Bukarest wird Wiener Blättern gemeldet: Verwundete langen täglich mit der Eisenbahn von Giurgewo hier an. Sie kommen von Simnitza. Ein amerikanischer Arzt, welcher die Spitals-Arrangements in Bukarest inspizirte, erklärte, daß sie ganz so seien, wie man es sich nur wünschen könne und drückte seine Ueberraschung aus, hier im fernen Osten alle modernen Verbesserungen zur Heilung der Kranken und Verwundeten in voller Thätigkeit zu finden. Die russi⸗ schen , sind sehr ausgedehnt und enthalten alles für den Komfort der Verwundeten Erforderliche, was vor Allem der persönlichen Thätigkeit des Kaisers zu danken ist.
— Der Spezial⸗Korrespondent des „Standard“ im Haupt⸗ quartier der russischen Donau⸗Armee hatte am 7. d. eine Unterredung mit dem Großfürsten Nikolaus. Er berichtet: „Der Großfürst erzählte mir von fürchterlichen Grausamkeiten, welche von den Türken in der Nähe dieser Marschlinie und in der Dobrudscha verübt worden. Ein Christ, dessen Hände mit Streifen seiner eigenen Haut zusammen⸗ gebunden waren und der darauf verstümmelt worden, wurde vor den Czaren gebracht und starb vor dessen Augen. Se. Majestät wendete sich zu Oberst Wellesley und bat ihn, zu berichten, was er mit eigenen Augen gesehen.“
— Unter dem Titel „Die Russen jenseit der Donau“ schreibt ein Berichterstatter des Wiener „Fremdenblattes“ aus Galatz, 8. Juli:
„Der wirkliche Vormarsch der russischen Armee in Bulgarien hat noch nicht begonnen. Diese Verzögerung ist aus mehreren Grün⸗ den sehr natürlich. Bis heute mußten die russischen Corps jenseits der Donau sich von Neuem formiten, und erst jetzt werden die tak⸗ tischen Unitäten nach den Erfordernissen der sich er twickelnden Krieg⸗ führung definitiv gebildet. Der Krieg hat de facto nun seit zehn Tagen begonnen. Den Aufmarsch durch Rumänien bis zum Donau—⸗ übergange konnte man höchstens als einen Kriegszustand bezeichnen. Der Donauübergang selbst war der Anfang der wirklichen Aktion. Daß diefe schwierige Operation mit verhältniß⸗ mäßig geringen Opfern und ohne namhaften Widerstand sich vollziehen konnte, muß man theils der numerischen Schwäche der türkischen Armee, theils der Geschicklichkeit der ruffi⸗ schen Kriegsleitung und der zähen Bravour des russischen Soldaten zuschreiben. Was man aber nur der absoluten Unthätigkeit der türkischen enn und der geringen Manövrirfähigkeit der er iscès Armee zuschreiben kann, ist, daß die Russen nach dem Uebergange in der überaus gefahrvollen Lage, in die sie während der zeifweiligen Zerstörung der Brücke gerathen waren, von den Türken nicht ange⸗
iffen worden sind. Die Letzteren waren mehrere Tage hindurch in 23 — . relativen Uebermacht, und die 1 übergesetzten 16 000 Russen konnten von , 00 gut geführten Türken angegriffen werden und hätten mit der Donau im Rücken und ohne genügende Artillerie und Kavallerie einen ungleichen Kampf annehmen muͤssen, der, kroßz aller Standhaftigkeit und Bravour, schwerlich zu ihren Gunsten ausgefallen wäre. Eine solche Gegelenheit wird sich der tärkischen Kriegsleitung in diesem Kriege sicherlich nicht mehr bieten, denn setzt kann von einer auch nur momentanen Uebermacht der Tür= ken nicht mehr die Rede sein; fünf russische Corps sind schon in Bul⸗ arien und zwei andere folgen ihnen auf dem Fuße Der gefährliche Hr ment ist für die Russen vorüber, und es ist sehr wahrscheinlich, daß wir bis zum Balkan nur von Märschen, unbedeutenden Ge⸗ 22. und Zernirungen von Festungen hören. Am Balkan selbst wird der leßte Trumpf ausgespielt werden, wenn die türkische Armee bis dahin den moralischen Halt nicht. verliert; die nächsten Wochen werden darüber entscheiden. Seit meinem letzten Briefe haben die 2 . der Russen in Bulgarien nur den Zweck gehabt, mit dem Feinde Fühlung zu gewinnen. Von einem ernsten Pormarsche auf Tirnowa oder Rustschuk konnte noch nicht die Rede sein; derselbe hat erst gestern begonnen, und wenn die Türken über⸗ haupt in Bulgarien Stand halten wollen, kann es erst in einigen Tagen ju einer bedeutenden Aktion kommen. Fachleute glauben nicht daran, aber bei dem fortwährenden H-rumtasten, welches in der türkischen Kriegsführung bis jetzt geherrscht hat, kann man aus den Bewegungen der türkischen Streitkräfte auf nichts auch nur annähernd Sicheres schließen. Dies beweisen schon die Vor⸗ gänge in der Dobrudscha; dieser Landstrich wurde bekanntlich von den Türken von Anfang an aufgegeben, jetzt macht man Anstalten, ihn zu vertheidigen. an sammelt Truppen am Trajanswall an, man errichtet Verschanzungen an gewissen Knotenpunkten, wie zu NMedschidie und in anderen nicht mehr zu vertheidigenden Stellun⸗ gen. Alle, diese Anstalten sind aber zu spät getroffen. Die Russen dringen unaufhaltsam vor und werden bald mit dem rechten Flügel der türkischen , irn gewinnen. Ebenso unsicher und planlos ist die die türkische Kriegführung in Westbulgarien. Man entscheidet sich weder zu einer energischen Ver⸗ theidigung des Festungsvierecks, noch zu einer geordneten Rückwärts⸗ Konzentrirung am Balkan. Alle Bewegungen tragen den Stempel der Planlosigkeit. Die Jantralinie wird vertheidigt, aber mit zu schwachen Kräften; Schumla wird zu einem uneinnehmbaren ver⸗ schanzten Lager gemacht, in dem man 4 900 Mann der besten Truppen unthätig zurückhält, als wenn der Balkan nicht ohne die Einnahme i r fa zu forciren wäre. In Rasgrad wird eine Centralstellung ein- genommen, von welcher aus man nach allen Punkten des Vierecks Front machen kann; dabei wird aber vergessen, daß durch die Um- gehung des Festungsvierecks die Stellung in Rasgrad ihren ganzen Werth verloren hat. ⸗ . Ueber e . 3 ch . 3 . ent⸗ ält der „Russk. Inw.“ folgende Beschreibang: h „Die In gerader Richtung 55 Werst lange ie Tschernawoda⸗ Küstendsche oder des Trajans⸗Walles lehnt sich mit der linken Flanke an die Donau und mit der rechten an das Schwarze Meer; im Centrum liegt die Stadt Medschidie. Die Entfernung von Tultscha bis Medschidje beträgt, ebenfalls in gerader Richtung, 125 Werst. Auf der linken Flanke der Linie, fast am Donagu-Ufer, liegt das kleine Tschernawoda (türkisch Sene) an der Mündung des gleich⸗ namigen Flüßchens, das aus dem fast 14 Werst langen See Tscher⸗ nawoda (Kara⸗Su) heraus fließt. Die Höhen sind für Befestigungen recht geeignet. Auf der rechten Flanke der Linie, dicht am Ufer des Schwarzen Meeres, liegt die vorzugsweise von Türken bewohnte alte Stadt Küstendsche auf einer erhöhten Landzunge. Das im Centrum belegene Städtchen Medschidje ist vorherrschend mit Krimschen An⸗ siedlern bevölkert. Der von Engländern erbauten und ungefähr im Jahre 1862 beendeten Bahn, welche die genannten drei Städte ver⸗ dindet, maß man im Besonderen wirthschaftliche, aber auch strate⸗ gische Wichtigkeit bei; doch weder das Eine noch das An⸗ dere ist im Laufe der Zeit in, Praxis zu Tage getreten. Die Bahnlinie, 67 Werst lang, führt von Tschernawoda durch das Thal des Flüßchens und Sees gleichen Namens nördlich von diesen und läuft, nachdem sie das Städtchen Medschidje erreicht hat, das 28 Werst von Tschernawoda und 34 von Küstendsche entfernt ist, bis zu dieser Stadt durch einen Hohlweg. Zu beiden Seiten der Bahn liegen außer den bergigen Stellen zwischen den dere, Kischla und Alakapa noch andere Höhen. Nach Norden hin erhebt sich der Boden mehr bei Tschernawoda und Küstendsche, d. h. in den westlichen und östlichen Theilen; das Centrum ist ziemlich abschüssig und wird von mehreren abschüssigen Hohlwegen durchschnitten. An der Südseite der Bahn sind die Böhen bedeutender und beherrschen vorzugsweise die nördliche S ite. Auf eben dieser Südseite . sich von der Donau fast bis zum Schwarzen Meer die bekannte römische Befestigung — der Trajanswall hin. Die erste Linie, der große Trajanswall, läuft fast dicht am Ser Tschernawodg entlang, weiter nach Medschidie, e,, bei der Ortschaft Burlach die Bahn und geht, sich auf der Nordseite derselben fortsetzend, fast bis Küstendsche. Die andere Linie, der kleine Trajanzwall, zieht sich südwärts in verschiedener Entfernung von dem ersten hin. Diese berühmte Befestigung stellt halbzerstörte Wälle dar, die von Erdmassen gebildet werden, welche aus breiten Gräben genommen sind. Diese, haben, u geachtet des Alters von fast 18 Jahrhunderten, an einigen Stellen noch jetz; bis drei Faden Breite und gegen zwei Faden Tiefe. Der auptwall, aus Erde und Steinen aufgeführt, hat an manchen tellen gegen vier und mehr Faden Höhe und eine bedeutende Dicke. Obwohl viele Theile dieser gigantischen Befestigung, welche die Römer zum Schutz der nördlichen Grenzen bestimmt hatten, ge⸗ genwärtig halb zerstörte sind, bieten sie 6. noch günstige Bedingun⸗ gen zur Errichtung von Befestigungen,. u der Bahnlinie führen dom Norden her Hauptstraßen von Hirsowa nach Tschernawoda (45 Werst), von Babadag nach Medschidje (39 Werst), mit Abzweigungen nach Tschernawoda und Küstendsche. Die Hauptstraße über Medschidje läuft von da südlich nach Basardschik und Varng. Von Medschidje zieht sich eine Straße nach Tschernawoda und eine andere nach Silistria. Der Küstenweg über Rassowa, das am Donauufer 15. Werst von Tschernawoda liegt, verbindet diese Stadt mit der Festung Silistria.
Zara, 14. Juli. (W. T. B). Mehemed Ali Pascha ist mit den unter seinem Befehle stehenden Truppen, von der montenegrinischen Ostgrenze in der Richtung auf Sienitza ab⸗ gerückt. Der Fürst von Montenegro hat die n en n. mehrerer Bataillone bei Niksie angeordnet, um diese Festung zu belagern.
Wien, 14. Juli. (W. T. B.) Nach einem Telegramm der „Polit. Korresp., aus Ragusa vom heutigen Tage hat ein türkisches Geschwader, welches aus 17 Schiffen be⸗ stand, Budua passirt mit dem Eourse nach Antivari, wo bereits 10 andere türkische Schiffe liegen. Diese Schiffe sollen be⸗ stimmt sein, die unter Suleiman Pascha stehende Diviston ein⸗
zuschiffen. Asiatischer Kriegsschauplatz.
St. Petersburg, 14. Juli. (8. H. T. B.) Bei Be⸗ sprechung der Operationen unserer Armeen in Klein⸗ asien wird vielfach versucht, dieselben als ein organisches Ganzes darzustellen und hier eine strategische Terminologie anzuwenden, die in Bezug auf. Operationen einer großen aktiven Armee am Platze ist. Eine solche Anschauung wider⸗ spricht aber den direkten Anordnungen des Ober⸗Kommandos der kaukasischen Armee, welche niemals eine solche Bedeutung einigen selbständigen Abtheilungen zugemessen hat, die gleich⸗ zeitig und von verschiedenen Seiten aus, die türkische Grenze betreten haben. Einer jeden separaten Gruppe von Truppen
war eine spezielle Benennung ertheilt. Dem Commandeur des aktiven kaukasischen (Alexandrapoler) Corps war vollstän⸗ dige Selbständigkeit gegeben; derselbe hatte keine Rücksicht auf die Operationen der Rionschen und Eriwanschen Abthei⸗ lungen zu nehmen. Es ist deshalb irrig, die Operationen des Generals Oklobshio, sei es am Kintrischi, bei Muscha⸗Estate oder bei Osurgety, wie auch die Operationen des Generals Tergukassoff auf der Bajazid⸗Erzerum⸗Straße und Bajazid⸗Igdyr - Linie als Operationen eines rechten und linken Flügels einer großen aktiven Armee, die ihre Front durch ganz Kleinasien, von Batum bis Wan, entfaltet hat, zu betrachten. Man darf nicht vergessen, daß der Fluß Arax, die Berge Agri⸗Dag und Soganlun allzu⸗ scharf die einzelnen Abtheilungen der Kaukasusarmee trennen, als daß hier von einer gegenseitigen Verbindung oder gar von einer gegenseitigen Unterstützung die Rede sein könnte. St. Petersburg, 15. Juli. (W. T. B. L Offizielles Telegramm von der Kaukasus⸗Armee: Die Truppen des Generals Alchasoff eren am 13. d. die Offensive, gingen in zwei Kolonnen von Pokweli und Kwartscheli aus auf das rechte Ufer des Ghilisgaflusses über, trieben den Feind aus seinen Verschanzungen und warfen ihn hinter Morkwa zurück. Der Verlust der russischen Truppen , — Ge⸗ neral Tergukassoff meldet, er habe bei dem Rüchug seiner Kolonne nach Bajazid die Stadt so zerstört und von dem Geruch der umherliegenden Leichen so verpestet gefunden, daß es ihm unmöglich erschienen sei, die Truppen dort zu belassen. St. Petersburg, 15. Juli. (W. T. B.) Offizielles Tele⸗ gramm von der Kaukasus⸗Armee vom 14.8. M.: Die Gar⸗ nison von Bajazid bestand am 18. Juni d. J. aus 4 Stabs⸗ offizieren, 2ñ Ober⸗Offizieren und 1587 Soldaten. Hiervon wur⸗ den während der Belagerung getödtet: 2 Stabsoffiziere, 114 Soldaten, verwundet: 7 Ober⸗Offiziere, 359 Soldaten. Alle Uebrigen sind durch die erlittenen Entbehrungen auf das Aeußerste ermattet und bedürfen längerer Pflege und Erho—⸗ lung, ihre Nahrung bestand in der letzten Zeit vor dem Ent⸗ satz aus dem Fleische gefallener Pferde. — Bei Kars hat sich nichts Neues zugetragen. . Konstantinopel, 14. Juli. (C. H. T. B.) Die kürz— lich begonnenen Befestigungsarbeiten auf der Straße Erzerum⸗ Brussa wurden wieder eingestellt. Der englische General Kem ball wird hier erwartet. Mou khtar Pascha beharrt in der Defensive. — . Konstantinopel, 15. Juli. (W. T. B.) Hier vor⸗ liegende Nachrichten besagen, Ismail Pascha und Faik Pascha träfen Vorbereitungen, um in der Richtung auf Eriwan das russische Gebiet zu betreten, die Russen führen fort, sich nördlich von Kars zu konzentriren, bei Bajazid werde von den Russen Widerstand geleistet. Konstantinopel, 15. Juli. (W. T. B.) Ein aus Irek datirtes Telegramm Ismail Paschas vom 13. c. meldet: ie große Anzahl der vor Bajazid eingetroffenen Russen griff die türkischen Truppen an; letztere mußten nach lebhaf⸗ tem Widerstande der Ueberzahl weichen und sich zurückziehen. Türkischerseits wurde nach dem Eintreffen von Verstärkungen der Kampf wieder aufgenommen und gingen darauf die Rus⸗ sen mit einem Verlust von 6900 Mann an Todten nach Ka⸗ raboulak, 3 Stunden von Bajazid, zurück. Konstantinopel, 15. Juli. (LS. H. T. B.) Das türkische Journal „Dschuwail“ meldet: Persien konzentrirt Truppen südlich von Bagdad, bei Mohamerah. — Die russische Verwaltung in den jüngst okkupirt gewesenen Theilen Kleinasiens ist überall wieder durch türkische Be— hörden ersetzt.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Ein Comits von Gelehrten Berlins erläßt einen Aufruf zur Sammlung von Beiträgen für die Aufstellung einer Büste des jüngst verstorbenen Botanikers Alexander Braun in Berlin, wo er länger als ein Vierteljahrhundert gelehrt und gewirkt hat. Hr. Werner Siemens, Mitglied der Akademie, hat sich bereit erklärt, Beiträge entgegenzunehmen, welche an seine Firma (Siemens u. Halske) zu adressiren sind. . .
Stuttgart, 15. Juli. (St. A. f. W.). Alle drei Jahre wirs eine Generalkonferenz der Bevollmächtigten zur uropäidschen Grabmessung abgehalten. Nachdem die letzte Generalkonferenz im September 1874 zu Dresden stattgefunden, tritt die nächste in den letzten Tagen des Sep'ember und den ersten Tagen des Oktober dieses Jahres in Stuttgart zusammen. Präsident ist derzeit der Bevollmächtigte Spaniens, General Ibanez in Madrid, Vize⸗Präsident der frühere Direktor des Polytechnikums in München, Direktor De. von Bauernfeind.
Gewerbe und Handel.
Auf Grund des 8. 360 Nr. 12 des Strafgesetzbuchs für das Deutsche Reich vom 26. Februar 1876 und 8. 38 der Reichs⸗Kewerbe⸗ ordnung vom 21. Juni LB69 hat, mit Ermächtigung des Ministers des Innern, das Polizei-⸗Präsidium für den Polizeibezirk von Ber⸗ lin bezüglich des Geschäftsbetriebes der Rückkaufshändler und der polijeilichen Kontrole desselben unterm 3. Juni d. J. eine er enn nrg, erlassen, nach welcher jeder Inhaber eines Rück= aufsgeschäfts, sowie Derjenige, welcher sonst irgendwie , Rückkaufsgeschäfte macht, zur ordnungsmäßigen Führung eines Ge⸗ schäftsbuches verpflichtet ist.
— Dem Geschaftsbericht des Essener Bergwerksverein König⸗Wilhelm sind n Daten entnommen: Es wurden im vorigen Jahre 3, 288, 30 Ctr. Kohlen oder 18,50 weniger als 1875 gefördert. Die Selbstkosten betrugen auf Schacht Leoin 39321 per 100 Ctr. und 29,89 S, per 100 Ctr. auf Schacht Neu -Cöln. Die Jahresbilanz schließt mit einem Gesammtoverlust von 214 605 , zu dessen Deckung der Reservefond herangezogen wird. Laufende Schulden und zu zahlende Löhne figuriren in der Bilanz mit 321,550 M, wogegen die Debitoren und Kassa 178,917 4 betragen.
Wien, 15. Juli. (W. T. B) Das „N. W. Tageblatt meldet: Die österreichische Kreditanstalt hat mit den 566 österreichischer Schienenwerke wegen der Lieferung von 390,000 Etrn. Bessemer Schienen zum Bau der Eisenbahn von Galgtz nach Bender für die Eisenbahn ⸗ Unternehmer Poliakoff und Warschafsky unterhandelt, welche, wie bereits gemeldet, diese Bahn binnen drei Monaten vollenden sollen. Die betreffenden Schienenwerke haben ö. die Lieferung eines kleineren Theils des verlangten Quantums übernommen. .
. In der Sitzung der ferbischen Skupschtina vom 6. d. Mts. wurde in Uebereinstimmung mit der Regierungsvorlage eine endgültige Regelung des bis 4. d. Mts. prolongirt gewesenen Mo⸗ ratoriums auf folgender Grundlage beschlossen: .
I) Für alle diejenigen Kreise und Bezirke, welche durch die Er⸗ eignisse des letzten Kriege; unmittelbar betroffen worden sind, ist das Moratorium bis zum 26. Oktober (J. November) 1878 verlängert worden. . ;
2) Für diejenigen Kreise und Bezirke, welche nicht in die obige ö fallen, ist das Moratorium bis 26. Oktober (J. November)
1877 verlängert. ie unter Nr. 2 angeführte Bestimmung bezieht sich indessen nur auf kurrente Schulden und Schuldverschreibungen.
PB. Heer,
3) Wechsel, welche bei Dekretirung des Moratoriums (25. Mai v. J.] fällig waren, werden, hezüglich der unter 2 angeführten Kreise und Bezirke, bis 24. August (6. September J. IJ) zahl bar sein.
4 Für diejenigen Wechsel, welche während des Moratoriums ausgestellt und fällig wurden, wird der Zahlungstermin, vom 5. Juli an gerechnet, auf 14 Tage hinausgeschoben.
5) Die Gerichte sind angewiesen, Klagen und Proteste anzuneh⸗ men, fowie Entscheidungen zu fällen; jedoch könnnen Letztere vor Ab= lauf der durch obige Bestimmungen festgesetzten Termine nicht exeku⸗ torisch zur Ausführung gebracht werden. .
6) Obige Bestimmungen beziehen sich nicht auf privilegirte For⸗ derungen, als Miethzinse, Pachtgelder, Arbeitslohn und freiwillige Beschädigungen.
Verkehrs⸗Anstalten.
Bern, 13. Juli. (N. Zürch. Itg) Der Bundesrath hat die Konferenz der an der Gotthardbahn betheiligten Kantone und Bahngesellschaften auf den 27. Juli einberufen, und die Schenk und Welti zu derselben abgeordnet. — Dem 53. Monatsbericht des Bundesrathes über den Stand der Arbeiten an der Gotthardbahn zufolge, rückten im Monat April der Richtstollen um 215, Meter, die seitliche Ausweitung um 1964 M. der Sohlenschlitz um 1863 M., die Stroße um 1485 M., die Ausmauerung des Gewölbes um 163,3 M., das östliche Widerlager um 1566 M. und das westliche um 1647 M. vor. Im Mittel wurden täglich 3231 Arbeiter beschäftigt und im Marimum 3706. Das Total der ausgehobenen Gesteinsmassen be⸗ lief sich auf der Seite von Göschenen auf 3050 Kubikmeter. Wäh⸗ rend der ersten Hälfte des Monats war die vorhandene Wassermenge ungenügend und erst gegen Ende April konnten die beiden großen Kompressorengruppen in Betrieb gesetzt werden. Das Total der aus⸗ gehobenen Gesteinsmassen betrug auf der Seite von Airolo 5067 Kubikmeter.
Paris, 13. Juli. (C. Ztg.) Die Legung des neuen unterseeischen Kabels von Maxseille nach Bong (Algerien) hat gestern be⸗ gonnen. Man hofft, diese neue Linie in fünf bis sechs Tagen be⸗ nutzen zu können.
Triest, 14. Juli. (W. T. B.) . Der Lloyddampfer „Venus“ ist heute Abend 67 Uhr mit der ostindisch⸗chinesischen Ueber⸗ landpost aus Alexandrien hier eingetroffen.
New⸗Jork, 14. Juli, (W. T. B.) Der Dampfer des norddeutschen Lloyd „Weser ! ist hier eiagetroffen.
Berlin, 16. Juli 1877.
Die beiden Novitäten des National-Thegters „Didier“ und „Eine Jugendsünde“ sind mit den Wiener Gästen vom Kaiser— lichen Hofburg⸗Theater auch von dem hiesigen Publikum mit Beifall aufgenommen worden. Die meisterhafte Darstellung des Didier durch Josef Lewinsky fand laute Anerkennung; auch Hr. Hartmann verstand es mit der Figur des Brandes in Eine Jugendsünde. das Publikum derart zu fesseln, daß lebhafter Beifall seine humoristische Leistung bis zum Schluß begleitete. Morgen und Mittwoch finden Wiederholungen der interessanten Novitäten statt.
London, 14. Juli. Der Prinz von Wales hat heute feierlich in Wantage (etwa 14 engl. Meilen südwestlich von Oxford in Berkshire gelegen) ein Denkmal Alfreds des Großen enthüllt.
Madrid, 14. Juli. (W. T. B.) Gestern entgleiste bei Robledo der Eisenbahnzug, auf dem sich der König befand, ohne daß indeß Jemand zu Schaden kam. — Aus Cu ba wird ge⸗ meldet: Die telegrapische Verbindung zwischen Havanna und Puerto Principe, die durch die Aufständischen unterbrochen worden war, ist wieder hergestellt.
Bäder-⸗Statistik.
Aachen (Kurgäste und Fremde) bis 14. Juli J Augustusbad (bei Radeberg) bis 12. Juli Vadenweller s Borkum (Kurgäste und Fremde) bis 5. Juli ö Burtscheid bis 7. Juli (Kurgäste und Fremde)lgʒꝛñ( (4 Eharlottenbrunn (Kurgäste 361, Durchreis. 115) bis 6. Juli d Cudowa (Kurgäste A5, Durchreisende 46) bis 6. Juli. ebenem biz dai, 3 . . . ö J 91 (Kurgäste 4714, Durchreisende 2786) bis 13. Juli Ems, Bad Nassau ¶Wasserheilanstalt) bis 14. Juli. 1 n Görbersdorf bis 6. Juli. Heringsdorf bis 1. Jul Homburg v. d. Höhe bis 8. Juli. Inowrazlaw bis 19. Juli.. . J Jugenheim (Großherzogthum Hessen) bis 20. Juni 64 bis . ö J w Königsbrunn (Königreich Sachsen) bis 8. Juli.. R Kreuznach bis 13. Juli. Landeck bis 6. Juli .. ; Langenau big 6. Juli! Lippspringe (Arminiusquelle) bis 8. Juli!! Marienborn (bei Panschwitz in Sachsen) bis 2. Juli . 6 7 6 ; k. i Nenndorf ö Cassel) bis 11. Juli (Kurgäste und Wc —ᷣ bis 14. Juli Neuhäuser bis 1. Juli. Neubuhren bis 1. Juli Neustadt bis 30. Juni . 6 Niederbronn (Kurgäste und Durchreisende) bis 7. Juli Norderney (Badegäste und Fremde) bis 5. Juli. ö Deynhaufen (Kurgäste 2029, Durchreisende 586) bis 13. Juli d de, ,, 6. dg n J ö 1 ö 6er f ö , m 7. Juli othenfelde enburg) bis 30. Juni n, n (Cle r. gä5, Durchreisende 136) bis 6. Juli Saßnitz bis 1. Juli. / Schandau bis 11. Juli Scharbeutz Sören bis 1. Juli. . Schwarzort biz 1. Zul i r e bh (Königreich Sachsen) bis 13. Julie. n n, , ii Teplitz bis 10. Juli Kurgäste 5500, Durchreisende 12, 300) n nn, ü , mill Warmbad (bei e g r bis 13. Juli.. Weißer Hirsch mit Oberloschwitz bis 14. Juli dungen iz 18 dull Wittekind (bei Giebichenstein und Halle) bis 12. Juli ..
Wyck (auf Föhr) bis 8. Juli. Zinnowitz bis 1. Juli ...