1877 / 165 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 17 Jul 1877 18:00:01 GMT) scan diff

Bedrohung Konstantinopels durch die russische Armee gegen⸗ über nicht passiv bleiben und 6 Besetzung Konstantinopels durch die Russen niemals zugeben. .

London, 16. Juli. W. T B) Im Unterhause erklärte in Beantwortung der am Donnerstag von dem Depu⸗ tirten Jenkins angekündigten Anfrage der Unterstaatsselretãr Bourke sich bereit, die Proklamation des Kaisers von Rußland an die Bulgaren dem Hause vorzulegen. Weiter theilte Bourke mit, er sei von Bukarest aus davon in Kenntniß gesetzt, daß der Fürst Tscherkaskti die bulgarische Verwaltung reorgani⸗ siren werde. Derfelbe fei in Begleitung von etwa 490 russi⸗ schen Eivilbeamten in Bulgarien eingetroffen. Indeß sei er (Bourke) nicht offiziell davon benachrichtigt worden, daß die russische Regierung die Absicht habe, die russische Sprache oder die russische Verwaltung in Bult arien einzuführen. Es sei ihm daher nicht möglich, die Ansichten der englischen Re⸗ gierung in Bezug auf diesen Gegenstaud darzulegen. Auf eine Anfrage des Deputirten Dilke erklärte Bourke, die 2

ugegangenen Informationen seien nicht genügend, um darüber i. unft geben zu können, ob die türkische Blokade der russi⸗ schen Häfen am Schwarzen Meere eine effektive sei oder nicht.

Europäischer Kriegsschauplatz.

St. Petersburg, 16. Juli. (W. T. B) Offiziell wird aus Tirnowa vom 14. d. M. gemeldet: Heute ist die telegrephische Verbindung mit Tirnowa eröffnet worden. Am 12. d. M. traf der Sberbefehlshaber, Großfürst Nikolaus in Tirnowa ein und wurde von den e, enthusiastisch empfangen. Die ,, wurde durch die russischen Truppen ohne ampf schon am 7. d. e. besetzt; die Avantgarde ist auf das rechte Ufer der Jantra vorgerückt. NUeberall entflieht die muselmännische Be⸗ völkerung schon vor der Ankunft der russischen Truppen. Bis zum 11. d. haben nur kleinere Gefechte zwischen Streif⸗ patrouillen und den in das Innere des Landes sich zurück⸗ ziehenden Tscherkessen und bewaffneten Einwohnern statt⸗ gefunden. Am 11. d. stieß das Wosnessensche Regi⸗ ment auf dem Marsche von Radani nach Zerkowintza bei dem Dorfe Tscharkoy auf einen durch 1550 Türken begleiteten Transport. Das Regiment konnte Anfangs trotz wiederholter Angriffe den hinter Wagen auf coupirtem Terrain verborgenen Feind nicht werfen, erst als Nach⸗ mittags 5 Uhr Husaren⸗Schwadronen und eine halbe Sotnie Kosaken mit 2 Geschützen als Verstärkung eintrafen, entflohen die türkischen Truppen und wurden bis zum Eintritt der Dunkelheit verfolgt. Die russischen Truppen erbeuteten 300 Wagen und machten 19 Gefangene; 59 türtische Todte wur— den auf dem Kampfplatze gefunden. Russischerseits wurden J DOberst und 5 Soldaten vermißt, 1 Offizier und 8 Solda⸗ ten fielen und 15 Soldaten wurden verwundet. Alle Leichen wurden verstümmelt gefunden. .

St. Petersburg, 16. Juli. (W. T. B.). Offizielles Telegramm aus Tirnoöwa vom 15. c: Der Vortrab der russischen Armee hat am Abend des 13. Juli 55 Uhr den Balkan ohne Schuß passirt. Am 14. Nachmittags 2 Uhr besetzte General Gurko Khankioy; 300 dort überraschte Nizams flüchteten, die Türken zogen sich gegen das Dorf Konaro zurück. Unser Verlust beträgt 1 Todten, 5 Verwundete.

St. Petersburg, 16. Juli. (W. T. B.) Offizielles Telegramm aus Turnmagurelli vom 15. . Nach einem

36 Kampfe, welcher gestern früh vier Uhr begann und is zum Einbruch der Nacht fortdauerte⸗ hat sich Nik ox aki Truppen fochten mit beispielloser Bravour ünd nahmen die

befestigten Positionen eine nach der anderen. Zwei Paschas und an 6090 Mann regulärer Truppen fielen gefangen in unsere Hände.

Simnitza, 16. Juli. (L. H. T. B.) General Gur ko

, das Georgskreuz und Großfürst Alexei einen Ehren⸗ säbel. Ein Kaiserlicher Befehl verordnet die Auszahlung von 2 Rubeln an jeden Soldaten als Extralöhnung für den glücklich vollführten Donauübergang. Bukar est, 16. Juli. (8. H. T. B.) Der Uebergang über den Balkan erfolgte auf zwei verschiedenen Punkten. Den Schipkapaß benutzten die Donschen Kosaken mit reiten⸗ den Batterien. Ein nur den Balkanbewohnern bekannter Saumpfad diente der Infanterie zum Uebergang. Eskrzagra und Jenizagra befinden sich im Besitz der russischen Truppen. Die russische Kavallerie streift auf der zur Bahnlinie Philip⸗ popel⸗Adrignopel führenden Straße.

(W. T. B.). Aus Bukarest vom 16. d. M. wird der W. „Presse? telegraphirt: Heute Nachmittag wurde in Giur gewo starker Kanonendonner, von der Rückseite Rustschuks her ö gehört. Die türkische Polenlegion ist aufgelöst worden.

Turn magurelli, 16. Juli. S. H. T. B. eute Mittag wurde der Bau einer gh ire cke ö. . polis begonnen. Kaiser Alexander wird zur Besichtigung derselben erwartet.

Konstantinopel, 16. Juli. (W. T. B.) Alle dis⸗ poniblen Truppen sind schleunigst nach Adria nopel dirigirt worden; russische Truppen, bis jetzt aber noch ohne Artillerie, haben Jeni Zagra besetzt.

Konstantinopel, 16. Juli. (W. T. B.). Die Russen halten die Bahnstation von Jeni Zagra besetzt, sie sollen den Balkan in der . des eisernen Thores passirt haben. Der Kommandant von Adrianopel, Reuf Pascha, trifft An— stalten, die Russen anzugreifen. , .

Konstantinopel, 16. Juli. (W. T. B.) Der Direktor der rumelischen Eisenbahnen ist in Adrianopel einge— troffen, um alles . rückwärts zu schaffen. Mehemed Ali . ist in Nisch , Nach hier vorliegenden Nachrichten rücken die Russen auch in der Do brudscha vor.

Konstantinopel, 158. Juli. (8. H. T. B.) Die Russen drangen in der Do brudscha bis zum Römerwall vor, wo eine Schlacht stündlich zu erwarten ißt Das Corps Suleiman Paschas benutzt von Albanien aus größtentheils Landwege,

Konstantinopel, 16. Juli. (W. T. T.) Der Minister der Auswärtigen Angelegenheiten hat an die Vertreter der Pforte im Auslande folgende Mittheilung gerichtet: Der hohen Pforte zuge angene Depeschen melden, daß die Russen mit einigen Bataillonen den Balkan bei Hain Boughaz überschritten haben. Daselbst befand sich nur ein einziges Bataillon Kaiserlicher Truppen, welches sich, nachdem es den Russen in einem heroischen zweistündigen Kampfe den Uebergang streitig gemacht hatte, mn, . mußte. Se. Excellenz der Marine⸗Minister,

eo uf Pascha, welcher sich gegenwärtig im Balkan befindet und welcher nicht erwartet hatte, daß die Russen an dem oben

Tageblattes“ aus Odessa:

bezeichneten Punkte den Uebergang 2 würden,

hat sich schleunigst an jene Stelle begeben, den nd ange⸗ griffen und zurückgeworfen. ; .

(W. T. B.) Der „Colnischen Zeitung“ wird aus gonstantinopel vom 16. telegraphirt, die Don auarmee soll in zwei selbständige getrennt operirende Corps, ein west⸗ bulgarisches und ein 4 zusammengezogen werden. Suleiman Pascha und Abdul Kerim Pascha sollen dieselben

kommandiren. . Schum la, 16. Juli. (S. H. T. B.) Das Hauptquartier

Abdul Kerim Paschas befindet sich augenblicklich in Oman⸗

bazar.

, Wien, 16. Juli. (W. T. B.) Nach einem Telegramm der „Polit. Korresp.“ aus St. Petersburg vom heutigen Tage befindet sich die russische Armee auf dem Marsche zum Balkan. Gestern Abend erstürmten russische Truppen das stark befestigte und von den Türken hartnäckig vertheidigte Dorf Simoyvitz bei Nikopolis und vertrieben die Türken von den Nikopolis beherrschenden Höhen. In Folge dessen zogen sich die Türken zusammen mit der Garnisen von Niko polis zurück. Nikopolis wurde heute von den Russen besetzt. Wien, 17. Juli. (W. T. B.) Telegramm des „N. W. Vier türkische Monitors haben sich in der Nähe von Sebastopol vor Anker gelegt.

London, 16. Juli. (W. T. B) Das „Reutersche Bureau“ meldet aus Konstantinopel von heute: Achtzehn russische Bataillone hahe. von Bulgaren geführt, auf dem Engpaß von Schi pka den Balkan überschritten und sind in Jeni Zagra angekommen. . .

Alexandrien, 16. Juli. (W. T. B.) Ss ist ein weiterer Transport von 3050 Mann egyptischer Truppen nach Konstantinopel abgegangen.

Aus Or sova, 15. Juli, wird dem W. „Fremdenbl. gemeldet: Die türkischen Truppenbewegungen im Süden Rustschuks lassen darauf schließen, daß es die Absicht Abdul Kerim Paschas sei, den zwischen dieser Stadt und Biela stehenden Russen eine Schlacht anzubieten und deren Centrum hier zu durchbrechen. Der Winkel, welchen Donau und Jantra hier bilden, soll für dieses Vorhaben des Serdar Ekrem rr günstig sein. Reuf Pascha wird nur jene Balkanpässe besichtigen, die westlich vom Passe Selimno⸗Jamboli, diesen mitinbegriffen, liegen, da man türkischerseits vorzüglich in dieser Gegend einen Uebergang des Feindes erwartet und daher zumeist dort Befestigungswerke angelegt hat.

Nach Ausstellungen, welche von englischer Seite

emacht wurden, beträgt die Zahl der südlich vom Balkan =. türkischen Truppen 28,000 Mann. Suleiman wird mit 45 Bataillonen von Albanien in Dedeagatch⸗Adria⸗ nopel erwartet. Das Corps von Nisch sollte vor dem Ein⸗ treffen der Russen im Paß von Gabrova Kasanlyk besetzen. Adrianopel wird durch die Einwohner befestigt; zwanzig Erdwerke sind fertig. Die Armee Osman Paschas in Widdin soll hinter den Balkan zurückgehen, mit Hinterlassung von Garnisonen zum Schutz der Straße von Nisch nach Sofia, um einer Umgehung vorzubeugen. Nach der Vereinigung mit den 15, o0 Mann Suleimans wird die türkische Süd— armee ungefähr 50,900 Mann stark sein.

Ueber das Leben des Kaisers Alexander im Felde berichtet die W. „Presse' aus Sist owa, 8. Juli:

st zam vierten Mal hier angekommen, ohne daß

Der Czar ij zn ö vorher darübek. Fiel bekannt geworden wäre. Wenn ver TQafe

. te e,, , en di? Eee en Aygrdnungen gewöhnli ip sen hz eh fen . Bie nen fe erhalt iin 53 Falle zwölf Stunden vorher den Befehl sich reisefertig zu machen. Man hat und rielleicht nicht ohne Grund die Besorgniß ge⸗ äußert, daß die Anstrengungen, denen sich der Kaiser unter⸗ zieht, wenn er der Armee felgt, seinem Gesundheite⸗ zustande schaden könnten und wollte ihn deshalb bestimmen, in Kotrotscheni seinen bleibenden Aufenthalt zu nehmen und nur ab und zu die Armer zu besichtigen. Zwar fühlt sich der Kaiser hier wohler als je, der Aufenthalt im Hauptgqartier in Simnitza hat ihm trotz des enormen Staubes und trotz der Beschwernisse, die er erleiden mußte, wenn er nun schon zum dritten Male nach Sistowa ritt, nicht nur nicht geschadet, vielmehr sieht der Kgiser frischer und kräftiger aus als zu jener Zeit, als ich ihn in Plojesti sah. Er lebt hier ganz nach, militärischer Weise. Der ganze Tag fast wird von Inspizirungen und Berathungen in Anspruch genom⸗ men. Die. Mahlzeiten sind kurz und einfach, und ge— wöhnlich zieht sich um 9 Uhr der Kaiser zur Ruhe zurück. Allein je weiter die Armee vormarschirt, desto größer werden die Strapazen Bisher hat der Kaiser aber alle geltend ge⸗ machten Gründe zurückgewiesen und will nur bei der Armee bleiben. Seine Ruhe ist gestört, wenn er nicht an allen Bewegungen derselben direkt Antheil nehmen und wenn er nicht von allen Overationen direkt unterrichtet sein kann, wenn er immer erst auf telegraphische Berichte und Couriere warten muß. Er will bei der Armee sein und sein Wille ist der maßgebende. Wahrscheinlich wird der Kaiser im Hause des Agenten der österreichischen Donau⸗Dampfschiffahrts⸗Gesellschaft wohnen, wo bisher der Divisions⸗Kommandant Dragomiroff seinen Aufenthalt genommen hatte.“ Aus Simnitza gehen der Daily News Mittheilungen über das tägliche Leben des daselbst weilenden russischen Kaisers zu. Vor einigen 237 ließ sich der Czar nach Tische alle türkischen Kriegsgefangenen vorführen. Eine Wache russischer Infanterie mit aufgesteckten Bajonneten und geöffneten Patrontaschen bildete einen Krels um die Gefangenen, welche ohne Zweifel glaubten, daß sie herausgeführt würden, um erschossen zu werden. Der Kaiser, begleitet von seinem Dragoman mischte sich unter sie, sprach leutselig mit ihnen und richtete Fragen an Diesen oder Jenen. Die Nizams antworteten ihm mit großem Freimuthe. Sie sagten ihm, daß sie seit den letzten 26 Monaten nicht einen Pfennig Sold erhalten hätten. Auf des Kaisers Frage, ob sie mit ihrer Beköstigung zu⸗ frieden seien, erwiderten sie, daß sie in ihrem ganzen Leben niemals so gut gelebt hätten, und einer der Leute fügte hinzu, er sei herzlich freh, zum Gefangenen gemacht worden zu sein, denn er sei des harten Lebens und keiaer Besoldung müde.

= Ueber die mehrtägige Beschießung von Rustschuk veröffentlicht die „Pol. Korr.“ den folgenden, aus „authen— tischer Quelle“ herrührenden Bericht:

Sonntan, den 24. Juni, Nachmittags, eröffneten plötzlich die Russen aus 6 Batterien ein heftiges Geschützfeuer auf die Stadt. Die feindlichen Schüsse kamen Allen, selbst der türkischen Armee, so unerwartet, daß die Donguforts erst nach 5 Minuten das Feuer zu erwidern began⸗ nen. Mittlerweile war in der ganzen Stadt eine heilose Verwirrung ausgebrochen, die mit jedem Augenblicke, mit jeder neuen Schreckens kunde, die sich blitzschnell verbreitete, wuchs. Die ersten russischen Granaten flogen über die Stadt hinweg und fielen in die Weinberge am südlichen Hügelabhange oder in die äußersten Häuser des dortigen türkisch⸗ armenischen Viertels. Bald aber wurde die bedeutende Schußweite (34 4 Kilometer) verringert, und die Granaten schlugen in die Stadt selbst ein. Die heiden nächst Slobosia befindlichen russischen Batterien erwählten die Türken.; vorstadt am Lom⸗Thale, zwei andere Batterien vornehmlich das Centrum der Stadt und das jüdisch⸗armenische Viertel zum Objekte, während die beiden 66 Batterien das innere und äußere Bul⸗ garen Viertel ( Itsch uad Dusch⸗Warosch) beschossen. Als die Türken gewahrten, daß die Russen das Bombardement der Stadt Rustschuk

selbst im Auge hatter, so begannen sie nach rasch im telegra⸗ phischen Wege aus Konstantinopel eingebolter Erlaubniß Giur⸗ gewo und Slobosia als Revanche mörderisch zu beschießen. Dies währte ewa 14 Stunden. Die Russen, deren Feuer um diese Zeit bereits schwächer wurde, eröff neten nun aber⸗ mals mit verdoppelter Wuth hr Feuer gegen Rustschuk. Die Rufsfen schossen aus 24 bis 28 Kanonen, lauter Kruppschen 12 und 15 Cent - Geschützen, während die Türken aus ihren Donauforts, die nach und nach ins Feuer kamen, nur 10 Krupp ⸗-Kangnen, außerdem aber 24 orderlader, zusammen also 32 Geschüße ins Treffen führen. Gegen Abend um 7 Uhr, eröffneten zwei neue russische Betterien mit je 3 Geschützen, welche bisher geschwiegen hatten, ein konzuntrisches Feuer auf die in der Bucht der Lom Mündung ankernden fürkischen Kriegs ⸗Tranzport⸗ damrfer. Den drei das Feuer sofort ernidernden türkischen Fortz an der Lom⸗Mündung und oberhalb derselben gelang es jwar, nach etwa dreiviertelstündiger Kanonade die jemeitigen Batterien zum Schweigen zu bringen, doch konnten sie die Beschädigung von drei größeren Dampsschiffen, des Widdin‘, des Lom und des Nisch , von welchen eines in Grund gebohrt wurde, nicht verhindern. Auch nach anderer Richtung hatten die Türken feinen besonders günstigen Tag. Wohl gelang es ihnen, einige feindliche Geschütze, ja ganze Batterien auf kurze Zeit verstummen zu machen und den Russen durch die in ihre Verschanzungen Granaten schwere Verluste beizubringen, doch kennten die Türken trotz aller An, strengungen weder die feindlichen Schanzen genügend zerstören, noch die russischen Geschütze außer Kampf 42 Ungleich besser beschossen die hiefigen Batterien die Stadt Giurgewo Um 64 Uhr eröffneten die Forts Said Pascha“ und Salhans“, welchen sich dann auch die Bastion Paschalar“ anschloß, ein wahres Schnell- feuer auf Giurgewo und richteten aus den vielen drüben auf— steigenden Rauchsaulen zu schließen dort sehr bedeutenden Schaden an. Der Kampf entbrannte nun abermals mit erneuerter Kraft auf der ganzen Linie. Die zwei russischen Batterien, wie bereits oben bemerkt, rückten ins Feuer gegen die Lom⸗Mündung, wurden aber von den dominirenden türkischen Donauforts Meshi⸗, Kedir Baba“ und ‚Karantina“ zum Schweigen gebracht. Um 81 Uhr Abends ver⸗ stummte das . in seiner ganzen Ausdehnung längs der Donau. Die Mehrzahl der feindlichen Projektile ins in den bevölkertsten Vier⸗ teln der Stadt nieder und verursachte neben dem schweren materiellen Schaden auch verhältnißmäßig sehr bedeutende Verluste an Menschen⸗ leben. Das Centrum der Stadt, der Konak, die türkische Staate⸗ druckerei, das Gefangenhaus, die weitläufige Kaserne, wurden arg be⸗ schädigt. Ebenso. übel wurden die weitergelegenen tũrkisch⸗arme⸗ nischen und jüdischen Viertel zugerichtet. Auch das bulgarische Viertel der Stadt erlitt furchtbaren Schaden, Die Straßen waren von den Geschossen förmlich durchfurcht. Dachziegel, Holjwerk, ganze Wände und Theile von Häusern lagen nach allen Windrichtungen zerstreut umher. Die Bevölkerung, von der Beschießung überrascht, hatte keine fe,. die Flucht zu ergreifen; da bombenfeste Räume nur in beschränkter Anzahl vorhanden waren, rettete sich Alles in sehr unsichere Unterkunft bietende Keller und Magazine. Viele blieben in stumpfer Resignation vor den Häusern oder in den Gärten, ohne Schutz oder Deckung stehen. Daher erklärt sich auch die bedeutende Anzahl von Todten und Verwundeten am Nachmittage des 24. Juni. Bis jetzt sind 77 Fälle von Tod oder schwerer Verletzung unter der Civilbevölkerung konstatirt wor⸗ den. Das stärkste Kontingent lieferten die Türken, die Juden hatten 1 Todten und 7 Verwundete, die Armenier 6 Verwundete, die Bul⸗ garen 2 Todte und 4 Verwundete. Von der europäischen Kolonie sind 3 Frauen österreichischer Nationalitãt schwer verletzt worden. Die Zahl derer, welche durch herabfallende Ziegel, Steinsplitter, 6 kontufionirt worden sind, ist sehr bedeutend. Vom türkischen

ilitãär wurde 1 Offizier getödtet und 4 Mann verwundet. Im Ge⸗ fangenhause wurden 2 Arrestanten getödtet. Unbeschreiblich war am nächsten Tage die Panik unter deren Einfluß die ganze Stadt stand. Unter dem Einflusse des mit Bestimmtheit auftretenden Gerüchtes, Saß Ses Sri barvemkut Mentag, den 25. Juni, fortgesetzt werden soll, traf Alles Vorbereitungen zur Flucht. Was an Fuhrwerken aufju— treiben war, wurde zum Aufladen der Habseligkeiten verwendet. In langen Kolonnen zogen die Familien nach Schumla, Tscheraawoda oder in die umliegenden Dörfer. Zwei Eisenbahnzüge brachten einen Theil der Bevslkerung nach Varna, während die ärmeren Leute, ihre geringen Habseligkeiten zurücklassend, in die Weinberge entflohen. Alle Kaufläden waren verschlossen, aller Verkehr stockte, die Straßen waren gänzlich entvölkert. Trotz der angekündigten Fortsetzung des Bombardements verging doch der Tag in vollkommener Ruhe, nur das türkische Militär⸗Kommando benüßte die Pause, um etwa 6 bis 8 schwere Geschütze aus den südlichen Forts in die Donaubatterie zu bringen und die Geschütze der landeinwärts im Norden der Stadt felegenen Batterien schräg auf Giurgewo zu richten.

(W. T. B) Aus Zara wird der „Pol. Korr.“ unter dem 15. d, gemeldet, daß sch Suleiman Vascha mit seinen Truppen in Antivari nach Konstantinopel eingeschifft hat. Einer Meldung derselben Korrespondenz aus Sign in Dal— matien vom 15. d. zufolge hat am 14 ein Insurgenten⸗ Corps von 39900 Mann unter der Führung von Despotovic die jenseits Sign gelegenen Ortschaften Celebie, Kowacic, StruniFe und Radonic niedergebrannt.

. Aus Cettinje wird der „Times“ von ihrem Spezialkorrespondenten bei der montenegrinischen Armee unterm 13. ds. telegraphirt:

Der Courier den der östlichen Grenze meldet den Ab⸗ marsch von Mehmet Ali Pascha und seiner Armee in der Richtung von Simnitza. An der Grenze herrscht nun vollständige Ruhe und es ist eine Konzentrirung mehrerer Bataillene von Niksie anbefohlen worden, angeblich zur ö dieses Platzes. Suleiman Pascka hat das Gros seiner Streitkräfte in Antivari konzentrirt, die Ankunft der Dampfer erwartend, welche die Truppen dem jüngsten Gerücht zu⸗ folge nach Prevesa einschiffen sollen. Der englische Konsul in Scutari ist im Hauptquartier angekommen, um, wie verlautet, eine Waffenruhe vorzuschlagen. Es ist indeß in der Position von Monte⸗ negro nichts vorhanden, was irgend einen solchen Vorschlag noth⸗ wendig oder vortheilhaft macht, und ich werde unterrichtet, daß der Fürst sich weigern wikrd, irgend welche derartige Anträge in Erwägung zu ziehen. Die militärische Meinung unterstützt ihn in dieser Po⸗ sition, und ich kann rversichern, daß keiner der Militärchefs die Situation anders als hoffnungsvoll im Falle einer Erneuerung der Feindseligkeiten betrachtet. Die Armee ist von Begier erfüllt, sich wieder mit den Türken zu messen, indeß unter anderen Führern, als den letzten.“

Asiatischer Kriegsschauplatz.

Aus Konstantinopel, 15. Juli, wird dem W. Fremdenbl.“ gemeldet: Der neuernannte Kommandant von Kars, Mustapha Menemenli Pascha, hat von seinem Posten schon Besitz ergriffen und zugleich auch der dortigen Garnison einen Theil des ihr noch ruͤckständigen Soldes über⸗ bracht. Wie dem „Dschuwaib⸗ 2 aus Bagdad gemeldet wird, ziehen die Perser jetzt südlich von dieser Stadt, und zwar bei Mohamerah am Schat⸗el⸗Arab, Truppen zusammen.

Nach einem Telegramm des Bureau Reuter aus Kars bereiten Moukhtar Pascha und der Kommandant von Kars einen kombinirten Angriff auf das russische Centrum, dessen Hauptquartier sich in Zaim, drei Stunden nördlich von Kars, befindet, vor. Die Streitmacht des Centrums besteht aus 48 Bataillonen Infanterie, 2 Dragoner⸗Regimentern, 6 Regimentern Kosaken und 13 Feldbatterien. Mehr als 30 Bataillone haben 4000 Meter nordöstlich von Kars Stel⸗

lung genommen. Das türkische Centrum befindet sich in Verane 22 drei Stunden südlich von Kars.

Times“⸗Korrespondent im uptquartier

Mo ntht ar Pschas schrelbt Uber die am 21. Jun ne, ergu⸗

den Türken und dem russischen Corps des Generals

kas soff stattgehabten Kämpfe: Der Verlust der Türken war in Anbetracht der ins Gefecht ge⸗

brachten Truppenanzahl ein fürchterlicher Der Oherkommandant

se bst * in seinem Bericht eine Anzahl von 400 Todten an und

te . Meilen vom Schlachtfeld entlegenen Orte Kupri⸗Koi 80 bis 05h Verwundete in die Spitaler abführen gesehen einige gehend

andere auf Maulthieren oder in landesũblichen Wagen. Ohne Zweifel

sind viele, darunter die schwersten Fälle, zurückgeblieben, denn ein Arzt rersicherte mir, daß die fl der Verwundeten nicht unter 36M be⸗ tragen könne. Man mu

gefehen haben, um daran zu glauben. irgend einen Ort zu erreichen, wo kõnnten;

In Hassan⸗Kaleh, zwan⸗

geschüttelten Glieder zu kühlen. ist ein Feldspital von

ig englische Meilen von Erzerum,

6 Betten aufgestellt worden. Im Orte sind aber schon 0 Schwer verwundete vom letzten Gefechte vorhanden, und die beiden deut fchen Aerzte haben alle Hände voll zu thun; aber ich habe ge⸗

sehen, wie diese beiden wackeren Männer mitten unter 400 Verwun.

beten die Ehre ihres Berufes in der hochherzigsten Weise aufrecht

erbielten. Barhäuptig standen sie unter der glühenden Sonne und

erkennung würdig sind.

ihre Wunden verbunden zu

welche von Erzerum an trugen * wundungen. Es konnte natürlich nicht anders sein, da die hinter

Bruftwehren kãmpfenden Leute nur diese Körpertheile blosstellen. Ze

weiter ich aber von Erzerum kam desto mehr Leute sa5 ich, welche auch an den unteren Körpertheilen Verletzungen trugen. Die Aerzte

find mit Arbeit überhäuft und ihr Vorrath von Bandagen ist nahezu

völlig erschöpft, so daß ihnen nichts ührig bleibt, als die Wunden

aug zuwaschen und die alten steifen und blutigen Verbände wieder an⸗

zulegen.

Ueber die Aufhebung der Belagerung von

Kars gehen der „Tim es“ von dort unterm 8. d. folgende bt n 9 ; r geboren wurde, einen Gedenk stein errichten lassen.

Nachrichten zu:

Gestern rückte Monkhtar Pascha mit seiner gan en Streitmacht, 18 Feld- und 6 Berggeschüßzen, 5M Mann regulärer und 3500 Mann irregulärer Kavallerie und 30 Bataillonen Infanterie, von Kirk Bunar nach Wahiran Kaleh, acht Meilen südlich von Kars, vor, 64 nia! Se . n eri und beute Morgen zog der Commandeur en chet in Kars ein, wäh⸗ Professor der Medizin, Dr. Christian Boeck, ist verstorben. Sir Arnold Kemball begleitete ihn und inspizirte die Batterien des Karadagh Tabia, die östliche Position, wo das Bomkardement ö auf beiden

befindet Ee g' rn; ; ? 6. r . . ih befriedigende. Die Aussichten auf die Roggenernte, die inzwischen

rend seine Streitkräfte sich in Wahiran verschanzten.

gewefen war. Gestern wurde ein starkes Feuer Seiten unterhalten. Das russische Hauptquartier sich in Zaim, acht Meilen nordöstlich, aber die Batterien sind bis auf 005 Ellen östlich vorgeschoben worden.

Tagen überwältigend.

geworfen. und Kars für den Winter zu verproviantiren. mit Proviantvorräthen und Munition wohl versehen. sind niedriger als in Erzerum.“

Marine⸗Geldverpflegungs⸗ Reglements im

Materialien an Bord in Dienst gestellter Schiffe und Fahrzeuge. Tenderung der Vorschriften über Behandlung und Gebrauch des

tigungen. Nr. 14 des Central⸗Blatts der Abgaben⸗, Ge⸗ werbe⸗ und Han delsgesetzgebung und Verwaltung in den

Reiche gesetzblatte erschienen Gesetze und Verordnungen. J. Allge⸗ meine Verwaltungsgegenstände: Rechnung mäßige Behandlung der Dienstbekleidungszuschuůͤsse der Grenz und Steueraufseher. Aus⸗

führungsbestimmungen zum Umzugskosten⸗Gesetze. Veränderungen

in dem Stande und in den Befugnissen der Zoll⸗ und Steuerstellen.

1Ii1J1. Indirekte Steuern: Zulassung unverschloßener Privattransitlager für Käse in Lasben. Nachweis der Cinnahme an Stempelsteuer für Spielkarten. Entscheidung über Beschwerden gegen Schiffs⸗ vermeffungsgebühren. VI. Personalnachrichten.

Statistische Nachrichten.

Sterblichkeits⸗ und Gesundheitsverhältnisse. Ge— mäß den Veroͤffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheits⸗ amts sind bis zu der am J. Juli er. beendeten siebenundzwanzigsten Jahreswoche von je 1009 Bewohnern, auf den Jahresdurchschnitt be rechnet, gestorben: in Berlin 553, in Breslau 36, in Königs⸗ berg 2Bh,e, in Cöln 3138, in Frankfurt a. M. 193, in Cassel 16s, in Hannover 163, in Magdeburg 27, in Stettin 43,, in Altona 36M, in Straßburg 345, in München 382 in Nürnberg 324 in Augsburg 412, in Sresden 25, *, in Leipzig 24, in Stuttgart 275, in Braunschweig 243, in Karlsruhe 17, in 6 22,, in Wien 28.6, in Buda—⸗ pest 402, in Prag 31,ů, in Basel 2766, in Brässel 22,3, in Paris 23,0, in Amsterdam 272, in Rotterdam 29,3, im Haag 240, in Kopenhagen W,, in Stockholm 2891, in Christiania 217, in St Petersburg 340, in Warschau 319, in Bukarest M13, in Odessa 393, in Lissabon 303, in Athen 33,6, in Rom 29, c, in Neapel 316, in Turin 3057, in London 19, n Glazger 2ñs, in Liberrcol Wi, in Dublin is, in Edin surgh 182, in Alexandria (gypten) 413, in New-⸗Jork 200, in Phila—⸗ delphia 183, in Boston 15, , in San Franzisko 182, in Calcutta

Wr, in Bombay 58. . j In den nördlicheren Beobachtungs tationen herrschten beim Be⸗ an der Berichtswoche mehr nördliche, in den südlicheren mehr süd⸗ iche Windrichtungen vor, die um die Mitte der Woche in Nordwest⸗ und am Schlusse derselben an allen Stationen in West⸗ und Süd⸗ westwinde um ingen. Die Temperatur der Luft sank unter dem Ein fluffe der Nordwestwinde erheblich und stieg erst nach dem . der Luftströmungen, welcher namentlich in Süddeutschland von zahl⸗ reichen Gewittern und reichlichen Ni⸗derschlägen begleitet war. Der Barometer hielt sich mit geringen Schwankungen auf seiner Höhe. Die allgemeine Sterblichkeitsverhältnißzabl stieg in den deutschen Städten auf 31,35 gegen 30, der vorhergegangenen Wochen (auf 10090 Bewohner und auf Jahr berechnet). Die Zunahme der Sterb⸗ lichkeit betraf fast nur das Säuglingsalter und ketrug 49, s Co sämmtlicher Gestorbenen. Unter den Todesursachen treten die Infektionskrankheiten im Allgemeinen noch mehr in den Hinter⸗

24. Juni) habe ich auf der Straße von Eczerum und in dem

Der türkische Verlust während der Belagerung ist geringfügig gewesen; der der Russen ist unbekannt. Der letzteren Feuer war sehr präzis und an manchen An einem einzigen Tage wurden mehr als 25609 Granaten von 15 und 18 Centimetergeschützen in den Platz Der Commandeur en chef beabsichtigt sich zu verschanzen Jegenwartig ist es . Mutterkorn n Roggen nicht, der sonst heimgesucht wird. der Kälte

Nr. 1 des Marine⸗Verordnungs-⸗Blattes hat folgenden Inhalt: Geldbeschaffung in Barbadoes und in Roseau auf Dominica. Patriotische Gabe. Erläuterung des Absatz 3 des 8. 109 des Frieden. Instruktien ber die Annahme, Ausbildung und Prüfung der Zahlmeister⸗Appli⸗- kanten und Aspiranten der Kaiserlichen Marine und den Ubertritt von Marine ⸗Zahlmeistern zur Marine ⸗Intendantur. Erläuterung zum 8. 27 des Reglements über die Verwaltung der Inventarien und

grund wie in der Vorwoche, Masern und Diphtherie sind weniger

bäufig (mit Ausnahme Berlins, wo die Zahl der letzteren etwas 36 geworden ist); das Scharlachfieber tritt in Beuthen i O. sehr heftig auf, auch in Spandau. Burg. Braunschweig, Mübhlbausen i. Th. verursachte es mehr Todesfälle; Typben sind in den italieni⸗ schen Städten und in St. Petersburg frequenter, 2 Todesfälle an Fleck

typhus werden aus Posen und Königshütte gemeldet. Entzündliche 2 der Athmungs organe mehren sich in Norddeutschland. Die

ocken haben in London cinen bedeutenden, in Wien, Prag, Lissaben

einen geringeren Nachlaß der Todes fälle aufzuweisen.

Dagegen treten in den meisten Großstadten Darmlatarrhe und Brechdurchfãlle in ĩ dingen namentlich in den deutschen Städten die hohen Sterblich⸗ keitsziffern. Am heftigften wüthen sie in Berlin, wo an diesen Krankheiten in *. r Kinder (gegen 544 der vorher⸗ gegangenen) zr ingen. ö , alb verschmachtete und halb⸗ nackte Leute, welche sich mühsam schwankend umsonst bemühten, ĩ ihre Wunden verbunden werden Hunderte an der Straße bei Wasserpfützen sitzend und be⸗ müht, ihre anklebenden Verbände zu befeuchten oder ihre fieber

erheblich gesteigerter Zahl auf und be⸗

benen Kinder bedeutend,

falls, in London erlagen 96, in St Petersburg 51, in Warschau 38 Kinder diesen Epidemien. Aus Osnabrück wird 1 Todesfall an

Cholerine aus Altona 1 an Cholera, aus London 6 Todesfälle an simple Cholera, aus Neu-Drleang einer an Cholera morbus gemeldet. In Indien wird die fe der Cholerafälle kleiner. Das gelbe em

trat in der zweiten Maihälfte in Rio de Janairo milder auf; es

erlagen demselben 10 Personen, darunter 3 Matrosen. Die Stadt London bedeckt, nach dem neuesten offiziellen

Sanitãtsbericht des Registrar General für 1876, einen Flächenraum von d, r ihre . haben * ö , Von . r e 666. arkeiteten mit einer Schnelligkeit und einem Eifer, die jeder An⸗ h eilen d d a,,, n, mn e , , J Ich sah vor der Ankunft des nächsten Wagenzuges türkische Soldaten aufrecht stehen, während ibre Wun ! den untersucht wurden, ohne daß sie eine Muskel verzogen hätten, und wieder Andere, die kaum kriechen konnten, lagen auf dem Boden und warteten, bis sie die Reihe träfe, um wenigstens sehen. Sehr viele von den Leuten waren an den mn und Armen verletzt und unter zehn,

amen, trugen wenigstens neun solche Ver⸗

Einschließlich der Vorstädte zählt die Stadt 4286, 607 Einwohner. Die Zahl der Geburten betrug im Jahre 1876 155,192 und die der Todesfälle 91,171. Die Sterblichkeitsrate war 21,3 ver 1000. Kunst, Wissenschaft und Literatur. Die Nr. 19 des Beihefts zum Marine⸗Verordnungs⸗

Blatt“ hat folgenden Inhalt: Kriegscontrebande. Analyse über

die in den Dampfkesse la S. M. Schiffe Kaiser und „Deutschland“

vorgefundenen Schlammabsonderungen. Die Selbstentzundung der Steinkohle. Unterfuchungen über das Schießen auf See (Fort⸗ setzung).

In Con tanz wird in den Tagen vom 24. bis 26. Septem- ber die diesjährige (8) allgemeine Versammlung der deutschen anthropologischen Gesellschaft stattfinden.

Rom, 13. Juli. (H. N.) Die unter der Führung des General ; einige bedeutendere Privat⸗ und Kredätbanken baben den Dis⸗

Ricci, Direktors der obersten Kriegsakademie in Turin, jetzt auf einer im nissenschaftlichen Interesse unternommenen Reise befindlichen Offiziere haben kürzlich Pieve di Cadore, den Geburtsort

Tizians, besucht und an dem Hause, wo der berühmte

Stockholm, 14. Juli. In den nächsten Tagen werden zwei neue Abtheilungen des skandinavisch-ethnographischen Mu⸗ seums eröffnet werden.

Christiania, 12. Juli. Der Senior der hiesig n Unirersität,

Senior ist nunmehr der Professor der Philosophie Monrad.

Land⸗ und Forstwirthschaft. Die Ernteaussichten des Jahres 1877 sind für die Rheinprovinz und die benachbarten Landestheile, nach der Cöln.

ereits fast überall begonnen, sind die allergänstigsten; nicht we⸗ nige Landwirthe schätzen den Ausfall derselben auf 150 einer Mittelernte. r etwas mehr wie nöthig mit Vogelwicken durchwachsen. Nächst dem

Roggen verspricht auch der Weizen, wo er als Winterfrucht ange baut wird, eine volle Ernte. Pflanzen mit 25 Halmen und mit 40 Kör⸗ nern durchschnittlich in jeder Aehre kommen vor, wenn auch nur ver⸗ einzelt und unter besonderen Voraussetzungen. Brand, Rost und auch beim in feuchten Jahrgängen viel davon in Folge der Sommer

finden sich in den Weizenfeldern, Weniger befriedigend verspricht, im Mai und Trockenheit im Juni, Sor weizen zu gerathen jedoch sind auch bier Abstufungen von 50 - 80 ½ einer Mittelernte wahrzunehmen. Am meisten ver⸗

einer Wirthschaft im Kreise Cöln mit 1090 Pfd. importirte Varietät,

die sich seit dieser Zeit sehr verbreitet hat und wegen ihrer runden

vollen Körner im Handel überall als Winterweizen durchgeht, nament-

li wenn die Richtung des Marktes eine steigende ist. Die Aussicht Außerdem baut etwa nur die Hälfte der rheinischen Landwirthe überhaupt Gerste, und von dieser Hälfte wiederum nur ein Theil die von den Brauern zu einem feinen Biere Revolvers a Mf. und n, g. Personalveränderungen. Benachrich⸗ verlangte zweizeilige Sommergerste. Der andere Theil baut die sechs ⸗· zeilige Wintergerste, die von einzelnen Brauern nicht genommen

wird,

auf die Gerstenernte ist gut.

da sie ju wenig Ausbeute giebt. Es gehen

Desterreich und Ungarn, während das Beispiel vie ler Güter in den Kreisen Cöln, Bergheim, Neuß zeigt, daß sie sehr häufig mehr einbringt als eine gute Roggen⸗ oder Weijenernte, und namentlich ein sehr

wie alle Sommerfrucht durch die Ungunst der Monate Mai und

Juni, denen die Win terfrüchte von vorn herein widerstandsfähiger entgegengingen, gelitten, während der später gesäete jedenfalls aus den

2

Gewitterregen im erste dieses Momats viel haben wird. Gerste sowohl als Hafer lassen in diesem Jahre wenig

20 oO verringert. volle Ernte gegeben.

wird heute vielleicht nur noch ein Viertel von der Fläche damit angebaut, die ihm vor zwanzig Jahren noch gewidmet wurde, obwohl die Preise seit der Zeit trotz Petroleum und Gasfabriken eher gestiegen als gefallen sind. Eine andere, ebenfalls etwas unsichere Frucht, der Buch⸗ weizen, verspricht in diesem Jahre eine volle Ernte. Auch die Erbsen versprechen eine volle Ernte, werden aber nech we⸗ nig angebaut. Die Kartoffeln haben bis heute einen ürpigen Stand. Die Futterrunkeln und Zuckerrüben stehen bis jetzt gleichfalls vor⸗ züglich, allein ihre Ernte hängt, was die Menge betrifft, von reich- lichem Regen im August, und in der Güte von reichlichem Sonnen⸗ schein im September ab. Die Futterfelder sowehl als die Wiesen haben fast überall einen befriedigenden ersten Schnitt geliefert, der in vielen Fällen 1500/0 einer Mittelernte erreichte. Die Aussichten auf den jweiten Schnitt waren durch die Hitze im Juni sehr in Frage gestellt, werden aber nach den Regenschauern der ersten zehn Julitage sich jedenfalls gebessert haben. .

Ueber die Ernte in Bavern erhält die Magdbg. Ztg. folgenden Bericht: Mit einer selten dagewesenen segentzreichen Fülle stellt sich dieses Jahr die Ernte des Landwirths dar. Die Winter⸗ getreide sehen vielversprechend aus und eilen bei dem herrlichen Som⸗ merwetter ihrer Reife entgegen. Die Sommergetreide, welche in den heißen Junitagen zu leiden anfingen, wurden durch ausgiebigen Regen in der füngsten Zeit erfrischt, und es müßten noch ganz ungũnstige Witterungsverhältnisse eintreten, wenn nicht wenigstens eine gute Mittelernte derselben erwartet werden dürfte. Die Obstblüihe ist gut verlaufen, und die Blüthe des Weins soll nicht nur sehr günstig ewesen sondern auch gegen gute Jahre früh erfolgt fein. Gewitter 32 hier und da großen Schaden verursacht fruchtbare Jahre sind in der Regel gewitterreich; allein so schwer der Schaden für die

in München, Stuttgart, Kö⸗ der ; anzig u. a. ist die Zahl der an Darmkatarrhen gestor⸗ ich von 108, 824 M verbleibt. verhälinißmäßig sehr hoch in Reutlingen. in San ö 164 er ** ö In den außerdeutschen Städten mehren sich die Darmkatarrhe gleich. 14M5 4 dem Reservefonds über wiesen; die restlichen 100,138 6 kommen als Diridende von J oder 2 S jür jede Aktie zur Ver⸗

theilung. Der Reservefonds schließt mit einer Mehrausgabe von

Monatsabschluß eine Maler

Das Stroh ist diesmal nicht allein lang, sondern auch

. Mrösi 3 . ** ö J —— rasident des spricht noch der galizische Sommerweizen, eine im Jahre 1858 von ;

daher alljährlich große Summen Geldes für Braugerste nach Bavern, Königlich preußischen Staaten hat folgenden Inhalt: Anzeige der im Elsaß. un e pi Jülich, 4 . 4 Ein 5223 . Sandfteinsockel, einer Granitsäule und dem bronzenen Brustbilde

geeignetes 5 Mähtel ist, das itte zu ' theilen; denn in der Lanbwirthschaft ge, wandt sein. rathen in jedem Jahre trotz allen Fleißes einige der angebauten Ge⸗ wächse schlecht, andere dagegen vorzüglich. Ueber den Hafer lauten

die Ansichten noch widersprechend. Der früh gesäete hat jedenfalls

ten Zehntel dieses Momats viel Nutzen gezogen ö 936 Wissenschaft und Industrie ' statt. Flugbrand bemerken. der sonst die Erträge nicht lelten um 5 bis Der Raps, der jetzt bereits eingescheuert und zum Theil schon gedroschen ist, hat in der Niederung fast überall eine Sein Anbau nimmt jedoch seiner Unsicherheit

wegen, namentlich in den weniger gesegneten Gegenden, sebr ab; es? n 1 weld 8 h . , ö eines geprüften Chemikers bereits in Thätigkeit getreten ist. Gestern

Betroffenen sein mag, im Ganzen können solche Vodꝗkommnisse das

Ergebniß nicht ãndern.

Lon don, 16. Juli. (W. T. B) In der heutigen Unterhaut

sitzung wurde, in Folge einer Interpellation des Dexputirten Kings⸗⸗

gote, Seitens der Regierung mitgetheilt. daß der Ausbruch der

. am Sonnabend in Bethnal⸗Green konstatirt wor⸗ n sei.

Gewerbe und Sandel.

Nach dem Geschäftsbericht der Werrabahn für das Jahr 1876 betragen die Einnahmen 3. 006, 198 M, die Ausgaben 2, 149,225

Von dem Reinertrage von S587? A sind abzusegen; 423 518 , 4E 09 Zinsen des

ioritãtsanlehens von 9,418, 20 6, 110,911 6 zur Deckung der Konvertirungskosten, 190 438 6 Zing. Pacht und Amortisation auf die Bahnstrecke Coburg⸗Lichtenfels, 22, 189 Zins der schwebenden Schuld, 2799 ½ Staatssteuer, so daß ein Ueber⸗ Aus 1875 sind vorzutragen 5389 4;

mithin waren im Ganzen 114213 4 verfügbar. Hierron sind

41,521 4 ab. Es wurde für angemessen erachtet, dem Reservefonds diejenigen 750 0M M, welche als ein auf zunehmendes Anlehen ver⸗ fügbar gestellt, jedoch bisher nur im Betrage von 300, 000 M durch Aufnahme einer schwebenden Schuld realisirt worden sind, gut zu bringen. Hiernach ergiebt sich ein rechnerischer Bestand des Reserve⸗ fonds von 708,378

Der Geschã tsbexicht der Do rt mund ⸗Gsronau⸗Enscheder Eisenbahn für 1876 enthält folgende Mittheilungen: Es wurden 321, 119 Tour- und 39,554 Retourbillets verausgabt und M0. 582 Per⸗ sonen befördert. Der Güterverkehr umfaßte 111, 4383 Tonnen. Die Gesammteinnahme betrug 465,933 6, und zwar 213,152 6 aus dem Personenverkehr, 222, 139 M aus dem Güterverkehr und 30 641 6 Extraordinarien. Die Totalausgabe bezifferte sich auf 425,191 . Der Ueberschuß wurde dem Reserve⸗ resp. Erneuerungsfonds über⸗

wiesen. Die Bahn, welche im Jahre 1872 konzessionirt und am

15. Oktober 1875 in ihrer ganzen Länge dem Betrieb übergeben wurde, hat ein Grundkarxital von 1300000 , getheilt in g, M O00 M Stammaktien und 0M Q Stamm-⸗Prioritätsaktien, wovon bis Schluß des Jahres 16, 889. 897 6 verwandt wurden.

Der Einlösungscours für die Silber⸗Coupons der

österreichischen Eisenbahn⸗Prieritäten an den deutschen

Zahlstellen ist bis auf Weiteres auf 1768 M pro 10 Fl. festgesetzt

(G6. M

worden.

Stockholm, 14. Juli. Die Reichsbank sowie konto auf 5 , den Lombardzinsfuß auf 65 * erhöht, da der letzte ansennliche Verschlechterung der Stellung der Ban ken zum Auslande zeigte.

Dr. Landgraf in Stuttgart giebt unter dem Titel Das geistige Eigenthum ! eine Korrespondenz für Marken-, Muster—⸗

und Patentrecht heraus, welche zunächst wöchentlich einmal als Ma⸗

nustrixt für Redaktionen und Vereine erscheint. Nr. 1 enthält einen Artikel über die Anmeldung deutscher Reichspatente in formeller Be⸗

ziehung. Verkehrs ⸗Anstalten.

Plymouth, 16. Juli. (W. T. B.) Der Hamburger Postdampfer Frisia' ist gestern Morgen 44 Uhr hier einge⸗ troffen.

Stockholm, 10. Juli. (H. N.) Das Bedürfniß größerer Lager⸗ und Loschplätze, sowie anderer Verbesserungen des hiesigen Hafens ist ron Jahr zu Jahr dringender geworden. Um diesem Bedürfnisse abzuhelfen, ist von den zuständigen Behörden ein Plan für in den Jahren 1877 bis 1882 auszufü rende Hafenarbeiten, deren Kosten auf 65 Millionen Kronen beziffert werden, entworfen worden.

Berlin, 17. Juli 1877.

Im hiesigen Aquarium sind gegenwärtig in einem beson⸗ deren Glashafen junge Seepferdchen von der Stärke eines Fadens ausgestellt, welche dort aus geschlüpft sind.

Göttingen, 13. Juli. (N. Hann. Ztg.) Am 11. Juli beging der hiesigen Ober⸗Gerichts, Ober⸗Gerichts⸗Direktor Schmidt, sein fünfzigjähriges Dienstjubiläum. Die juristische Fakultät der Georzia Angusta hat den Jubilar zum Ehrendoktor ernannt. Von dem Appellationsgerichte zu Celle, den Ober⸗Gerichten zu Celle, Verden und Göttingen, von den sämmtlichen Amtsgerichten und der Anwalts⸗ kammer des Ober⸗Gerichtsbezirks Göttingen sowie vom Magistrat und Bürgervorsteher⸗Kollegium der Stadt Göttingen wurden dem Jubilar Adressen überreicht.

Crefeld, 13. Juli. In der gestrigen Sitzung der Stadt⸗ verordneten wurde beschlosen, daß das C r'. Brig er- Den kmal auf dem Rondel in den Anlagen auf dem Ostwall errichtet werden

soll. Die Enthüllung des Denkmals soll am 2. Sextember statt⸗

finden. Dasselbe besteht, wie die ‚Cref. Ztg. mittheilt, aus einem

des Komponisten und wird mit der Vorderseite dem Bahnhof zuge⸗

Dresden, 15. Juli. Leipz. Ztg.) In Anwesenheit des Kultus⸗Ministers Dr. von Gerber, sowie des Konsistorial⸗Präsidenten Pre. Uhde fand heute auf dem Grundstück der Gartenbau⸗Besellschaft Flora (Bräckenstraße) die feierliche Eröffnung der von dem Kauf⸗ mann Heinze ins Leben gerufenen Sächsischen Austellung von für die Jugend bestimmten Erzeugnissen der Kunst,

Mannheim, 9. Juli. Das Tagbl. berichtet: Die hiesige Polijeibehõrde hat in einem Geschaftszimmer des Polizeikommifsars versuchsweise ein Laboratorium zur Untersuchung von Nahrungsmitteln einrichten lassen, welches unter dec Leitung

wurde auf dem Speisemarkt eine Anzahl von Butterproben erboben, bezüglich deren in drei Fällen die KElschung durch Schweinefett und Talg nachgewiesen werden konnte. Die derart gefälschte Butter wurde dem Vernehmen nach konfiszirt.

Den ‚Hamb. Nach r. wird aus Karlsruhe unter dem 14 d. M . Eine eigenthümliche Erscheinung, waren in einigen lächten zu Anfang dieser Woche außergewöhnlich starke Fröste in Orten des Schwarzwaldes, wie solche seit vielen Jahren im Monat Juli nicht mehr vorgekommen. Es erfroren theilweise die Kartoffeln.

Dem Vereine für die Pñz;fꝗmonter Pferderennen ist ge⸗ stattet worden, zu der mit Genehmigung des Landesdirektors der Fürstenthümer Waldeck und Prrmont bei . der dies jãhri⸗ gen Rennen in Pwrmont zu veranstaltenden Ausspielung von 2 en und anderen Gegenständen auch in den Provinzen Hessen⸗

assan und Hannover Loose zu vertreiben.

Im Friedrich⸗Wilhelmstädtischen Theater wird eine neue komische Operette vorbereitet, welche den Titel Die Por⸗ trätdame“ führt und den Wiener Komponisten Mar Wolf zum Ur— heber hat. Da die Bühnenproben bereits begonnen haben, so ist die erfte Aufführung der Novität voraussichtlich in der nächsten Woche zu erwarten. .

= In Krolls Theater sindet morgen, Mittwoch, die erste Aufführung der Oper Die weiße Dame in dieser Saison statt, in welcher Frl. Rahs die Parthie der Anna, Frl. Kalmann die Jenny und Hr. Bolls den George Brown singen wird. .