1877 / 166 p. 7 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 18 Jul 1877 18:00:01 GMT) scan diff

(E. C.) Die Königin hat ihre Abreise Wight auf Donnerstag verschoben. Im Oberhause führte gestern Lord Oranmore aus Browne Klage über das Vorherrschen unentdeckter und unbestrafter Verbrechen in Irland und ersuchte die Re⸗ gierung um Mittheilung, ob sie irgend welche Maß⸗ regeln zum Schutze von Leben und Eigenthum daselbst vorzuschlagen gedenke. Der Lord⸗-Statthalter von Irland, Herzog von Marlborough, führte gegenüber den vessimistischen Behauptungen des Vorredners zahlreiche statistische Data an, aus denen fich ergebe, daß seit dem Jahre 1870 die Verbrechen merklich abgenommen und besonders Meineide und Drohbriefe sich zu sehr geringer Zahl vermindert haben. Die der Re— gierung zu Gebote stehenden Mittel seien völlig hinreichend, um dem Uebel entgegen zu treten, und er hoffe zuversichtlich, daß er niemals genöthigt sein werde, der Regierung die Zu— flucht zu Ausnahmemaßregeln anzurathen. Im Unter⸗ hau se 2. in Erwiderung Sir R. Anstruthers der Unter⸗ Staatssekretär des Auswärtigen, Mr. Bourke, mit, die Regie⸗ rung habe dem Khedive Vorstellungen machen lassen, das Gebiet des freundschaftlich gesinnten Häuptlings von Uganda, M Tese, in Inner⸗Afrika zu schonen. Der Admiral Egerton erwiderte auf eine Anfrage des Kapitän Pim, daß die Re⸗ gierung den Bericht des Admirals de Hornsey über sein Treffen mit dem peruvianischen Rebellenschiffe „Hugascar“ erst mit der Entscheidung der Regierung über den Vorfall vor⸗ zulegen wünsche. Später beschäftigte sich das Haus mit dem Unterrichtsbudget.

(A. A. C.) Aus der Capstadt wird unterm 26. v. M. über Madeira berichtet, daß in Transvaal fortdauernd Ruhe herrscht. Die Legislatur der Cap⸗Kolonie hat mit einer Mehrheit von sieben Stimmen ein anläßlich der zweiten Lesung der Grenzvertheidigungs⸗Bill gestelltes Mißtrauensvotum gegen das Ministerium verworfen.

Spanien. Madrid, 18. Juli. (W. T. B.) Die Re⸗ gierung wird demnächst 16,000 Mann nach Cuba senden.

Türkei. Konstantinopel, 18. Juli, (B. T. B.) Safvet Pascha ist zum Minister der öffentlichen Arbeiten ernannt worden.

(W. T. B.) Wie dem „Reuterschen Bureau“ aus Konstantinopel unterm 18. gemeldet wird, soll der Minister der Auswärtigen Angelegenheiten, Safvet Pascha, seine Entlassung genommen haben und an dessen Stelle Aarifi Pascha, der frühere Minister des Auswärtigen und Botschafter in Wien, zum Minister des Auswärtigen ernannt worden sein.

Aus Pera, 16. Juli, meldet das W. „Fremdenbl.“: Die Nachricht, daß die zweite Residenz des Reiches vom Feinde bedroht sei, hat unter der hiesigen türkischen Bevölkerung große Bestürzung hervorgerufen. Die Regierung bemüht sich jedoch, die Bevölkerung zu beruhigen, indem sie ihr eine „schnelle und energische“ Zurückdrängung des Feindes über den Balkan verspricht. Auch auf die Softas, unter denen große Unzufriedenheit über die Unthätigkeit Abdul Kerim Paschas herrscht, sucht die Regierung beschwichtigend einzu— wirken durch die Hinweisung auf eine bevorstehende entschei— dende Schlacht. Letztere verlangen jedoch mit Beharrlichkeit, daß die Fahne des Khalifats entfaltet werde. Im Palaste zu Dolma⸗Bagdsche hält man aber einen solchen Schritt für noch nicht zeitgemäß, und will damit warten, bis der Feind sich Adrianopel selbst genähert hat. j

(W. T. B.) Aus Belgrad wird der „Pol. Korr.“ be—⸗ richtet, daß bei den Ergänzungswahlen für die Skupschtina die Führer der Radikalen und der Konservativen nicht wiedergewählt worden seien, und daß die Regierung voraussichtlich fortan in der Skupschtina über die Stimmen von 168 Mitgliedern ver— fügen werde.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 16. Juli. (St. Pet. Herold. Der Kaiser hat an den Großfürsten Nikolai Nikolajewitsch den Aelteren, Oberkommandiren— den der aktiven Armee und der Truppen der Garde und des St. Petersburger Militärbezirks, General-Inspektor des In— genieurwesens und der Kavallerie, folgendes Schreiben ge⸗ richtet: „Die großen Dienste, die Sie im gegenwärtigen Kriege mit der Türkei geleistet haben, geben Ihnen ein An— recht auf Unser besonderes Wohlwollen. Ihre ausgezeich⸗ nete Anordnung, Dank welcher der Feind in 5 gerieth, welchen Punkt man zum Uebergange gewählt habe, gab den Truppen der aktiven Armee Ge— legenheit, den schwierigen Uebergang über die Donau in glaͤnzendster Weise auszuführen und den Ruhm der russi— schen Waffen in blutigen Kämpfen aufrecht zu erhalten. Zum Ausdruck Unserer Erkenntlichkeit für Ihre Mühewaltung und Anordnung, die jetzt mit vollem Erfolg gekrönt sind, haben Wir Sie Allergnädigst zum Ritter Unseres Kaiserlichen St. Georgs— Ordens 2. Klasse ernannt, dessen hierbei folgende Insignien Wir Ihnen anzulegen und vorschriftsmäßig zu tragen befehlen. Wir verbleiben Ihnen mit Unserer Kaiserlichen Huld auf immer unveränderlich gewogen. Im Hauptquartier bei der Ortschaft Dratscha, 15. Juni 1877.“ Ferner hat der Kaiser dem General-Adjutanten, General⸗Lieutenant, Chef der Ar⸗ tillerie des St. Petersburger Militärbezirks und der aktiven Armee, Fürsten Nikolai Massalskij den Alexander-Newfkij⸗ Orden mit Brillanten und den Schwertern verliehen.

Amerika. Washington, 15. Juli. (A. A. C.). Der General Howard berichtet, daß er am 12. d. M, mit den Indianern von Ida ho einen Zusammenstoß hatte, in welchem 2 Offiziere verwundet, 11 Soldaten getödtet und 24 verwun⸗ det wurden. Der Verlust der Indianer bestand aus 13 Todten und einer großen Anzahl von Verwundeten. Die Indianer zogen sich zurück und werden von den Truppen verfolgt. Aus Wallawalla wird unterm 13. d. M. gemeldet, daß die unter der Führung des berüchtigten Joseph stehende Indianer⸗ bande eine Gesellschaft von 31 Sync en, die in Nachen den Fluß Clearwater hinunterfuhren, überrumpelten und 30 der— selben tödteten. Nur ein einziger entkam.

18. Juli. (W. T. B. Das Kabin et hat sich gestern mit der Berathung der mexikanischen Frage beschäf— tigt. Die von dem Kommandirenden der Unionstruppen an der mexikanischen Grenze, General Ord, und von dem nordamerikanischen Gesandten eingegangenen gün⸗ stigen Berichte berechtigen zu der Annahme, daß das Räuberwesen in den Grenzdistrikten ohne jede Störung der internationalen Beziehungen unterdrückt werden wird. Das Kabinet wird deshalb gegenwärtig keine weiteren neuen Schritte thun, hofft vielmehr, daß Mexiko seinen Verpflich⸗ tungen nachkommen und so die Nothwendigkeit eines Ein⸗ rückens amerikanischer Truppen auf mexikanisches Gebiet be—

17. Juli. nach der Insel

seitigen wird. Eine Abänderung der dem General Ord von der Regierung ertheilten Instruktionen wurde gleichwohl nicht in Vorschlag gebracht.

Santiago, 27. Mai. Gestern hat hier die Bestattung des am 24. d. M. verstorbenen Kaiserlich deutschen Minister⸗ Residenten Levenhagen auf dem protestantischen Kirchhofe unter zahlreicher Betheiligung der Einwohnerschaft stattgefun⸗ den. Seitens der Behörden wer Alles geschehen, um dem Trauerakte einen möglichst feierlichen und würdigen Charakter zu verleihen. Auch wurden durch eine Abtheilung von Sol⸗ daten über dem Grabe mehrere Salven abgefeuert. Der Mi⸗ nister der Auswärtigen Angelegenheiten hielt bei der Feier folgende Rede:

Mit den Gefühlen aufrichtiger und tiefer Trauer schicke ich mich an, demjenigen, welcher bis zum gestrigen Tage der würdige Vertreter des Deutschen Kaiserreichs in Chile gewesen ist, das letzte Lebewohl zuzurufen.

Kein Schmerz, meine Herren, kann gerechter sein. Alle, welche Gelegenheit hatten, dem Herrn Levenhagen näher zu treten, Alle, welche ihn kannten und mit ihm verkehrten, haben leicht die edeln Eigenschaften dieses Mannes von klarem und her⸗ vorragendem Geiste zu erkennen und zu schätzen vermocht; wußte er doch, bei Erledigung der schwierigsten Angelegenheiten, die voll⸗ ständige Hingebung für das Wohl seines Landes und die . der Interessen desselben mit den Gefühlen des Wohlwollens und der Sympathie für unseren Freistaat zu vereinigen, welcher allerdings, wie man zugeben muß, in würdiger Weise Vergeltung übte und dem Verstorbenen jeder—⸗ zeit Achtung und Höchschätzung zu erkennen gab.

Herr Levenhagen war einer jener Männer, welche, wenn sie auf ihrem Wege auf Schwierigkeiten oder Hindernisse stoßen, lediglich darnach trachten, ehrenvolle und versöhnliche TLöfungen zu finden, welche die wirklichen Interessen Aller zu wahren suchen, ohne die Rechte oder die Ehre irgend Jemandes zu verletzen. Sein unausgesetztes Streben, als dasjenige des Vertreters einer großen Ration, war darauf gerichtet, die zwischen Chile und Deutschland bestehenden freundschaftlichen Beziehungen noch enger zu gestalten, die Bande der Vereini⸗ gung und der Freundschaft zwischen beiden Nationen noch zu befestigen. Demgemäß bildete er stets in seiner Person eine Bürgschaft des Friedens, aber nie ein Element der Entzweiung und Veruneinigung.

Klug und weise im Rathe, bescheiden und maßvoll im Handeln, hat er sein Leben bis zum letzten Augenblicke der Erfüllung der Pflicht gewidmet. Die Seele dieses edlen Mannes ist von uns geschieden, aber es bleibt uns das Bei⸗ spiel seiner Tugenden. Mit seinem Tode ist er uns nicht ganz entschwunden. Dieser Mann, welcher während seines Lebens seinen Mitmenschen so nutzbringend gewesen ist, wird dies auch noch nach seinem Ableben sein; denn sein tugendreiches und vorwurfsfreies Leben, das ihm so viele Sympathien und so hohe Werthschätzung erworben hat, wird einen dauernden Beweis dafür liefern, daß gute Handlungen ihren gerechten und wohlverdienten Lohn finden.

Möge er, der als ein braver und vortrefflicher Mann seine Lebensaufgabe erfüllt hat, in Frieden ruhen!

Afrika. (A. A. C) Der Sultan von Marokko hat eine Rundreise durch die ihm untergebenen Stämme an⸗ getreten. J

Der russisch⸗türkische Krieg.

London, 18. Juli. (W. T. B.) Das „Reutersche Bureau“ meldet aus Konstantinopel von gestern, der dortige Vertreter Englands, Layard, habe wegen der Einfahrt der englischen Flotte in die Dardanellen keinerlei offi⸗ ziellen Antrag formulirt, die Frage sei lediglich offiziös ange— regt worden.

London, 19. Juli. (W. T. B.) Der „Standard“ fordert die Regierung auf, vor dem Vorrücken der Russen nach Adrianopel zu erklären, daß Rußland an den Thoren von Konstantinopel der Macht Englands begegnen werde. Eine solche Politik würde die Gefahr eines europäischen Krieges bedeutend verringern.

Wien, 18. Juli. (W. T. B.). Die „Potit. Korresp.“ bezeichnet die umlaufenden Versionen über angebliche Bemühungen der russischen Regierung, serbische Gebietstheile in das Terrain für die kriegerischen Operationen hineinzu— ziehen, als unbegründet. Ebenso sei die von einer hiesigen Zeitung gebrachte Nachricht, daß ein höherer russicher Offizier in einer Spezialmission in Wien zu erwarten, oder bereits eingetroffen sei, ohne thatsächl ichen Anhalt.

Wien, 18. Fuli. (W. T. B.) Dem „Fremdenblatt“ zufolge soll demnächst in Tirnowa ein bulgarisches Amts⸗ blatt erscheinen.

Europäischer Kriegsschauplatz.

Wien, 18. Juli. (W. T. B.) Telegramm der „Presse“ aus Bukarest: Die eiserne Brücke über den Pruth bei

, 9. r. geworden; in Folge hiervon sind be⸗ deutende Verkehrsstörungen eingetreten. Großfürst Niko⸗ 1 . I. 33 . n , m ,,, n. ö n , , ; neuerlich sich gegenwärtig ju halten. Die laus empfing in Tirnswa eine türkische Deputation, welche Dreiecke Rustschük-TurtulaiSchumlg etwas über 109 . Mann, in

dem Dreiecke Silistria⸗Medschidje⸗Varna gegen 50, 000 Mann, am

erklärte, sich den in der Proklamation des Kaisers von Ruß— land gestellten Forderungen fügen zu wollen.

Wien, 19. Juli. (W. T. B.) . Telegramm des „N. W. Tageblattes“ aus Kalafat. Die hiesigen rumänischen Batterien haben das Bombardement von Widdin wie⸗ 26 J Die türkischen Batterien erwidern dasselbe ebhaft.

Das W. „Fremdenbl.“ meldet telegraphisch:

Bukarest, 17. Juli. Nach Meldungen aus vollkommen verläßlicher Quelle haben bis jetzmi fünf russische Armee⸗Corps und die bulgarische Brigade unter General Skobeleff die Donau überschritten. Es sind dies die Corps Radetzky, Krödener, Schachowskoi, Hahn und Zimmermann. (Das letztere in der Dobrudscha,) Das große Hauptquartier des Kaisers dürfte nächstens zeitweise weiter vorwärts verlegt werden.

Varna, 16. Juli. Ein Theil von den zwischen Schumla

und dem bulgarischen Eingange des Passes Selimno⸗Jamboli

staffelförmig aufgestellten Truppen wurde schon in diesen Paß selbst geschoben, um denselben bis zur Kammeshöhe zu besetzen.

16 bei der Vertheidigung der Linie Küstendsche⸗Czernawoda zu führen.

Aus Galatz, 14 Juli, berichtet die „Pol. Korr.“ „Nach hier eingelangten Nachrichten sind die Russen in der

gefähr 25,000 Mann konzentrirt, zu welcher ein großer Theil

Corps, ihre Kommandanten welchen fie fich befinden oder bewegen, sondern auch die Daten,

des egyptischen Corps unter dem Befehle des Prinzen Hassan gestoßen ist. Ein Zusammenstoß wird dort täglich erwartet, ba die Vorposten schon mit einander Fühlung gewonnen haben. Die Bauarbeiten für die direkte Eisenbahn zwischen Bender und Halatz sollen in einigen Tagen in Angriff genommen werden; es sind Vorbereitungen getroffen, um mit dem Auf⸗ gebote aller Kräfte die Linie zum kontraktmäßig bestimmten Zeitpunkte zu vollenden. Galatz und Braila sind fast ganz von russischen Truppen entblößt. Es werden jedoch? neue Corps hier erwartet, das 7. und 10, welche aller Wahrscheinlichkeit nach größtentheils direkt per Bahn auf den Kriegsschauplatz beför⸗ dert werden dürften. Aus Jassy wird wenigstens gemeldet, daß dort große Truppenzüge stattfinden. Der Uebergang der rumänifchen Armee über die Donau ist wieder fraglich ge⸗ worden. Es werden zwar alle Tage Pontons, welche hier 22 baut werden, nach der kleinen Walachei expedirt, und die Re⸗ quisition von Fuhrwerken dauert fort, aber die öffentliche Meinung kann sich mit dem Gedanken an den Donauübergang noch immer nicht recht befreunden. Die Konservativen, Ge⸗ mäßigten und sogar einzelne ministerielle Blätter sprechen sich gegen jedes abenteuerliche Unternehmen aus und es wird dem Fürsten schwer werden, dieser allgemeinen Abneigung entgegen ohne sichere Bürgschaften für die Zukunft angesichts der jetzigen finanziellen Nothlage einen so folgenschweren Schritt auszuführen.“

Aus Tirnowa, 15. Juli (3. a. St.) hat der Ober⸗ Commandeur der aktiven Armee folgendes Telegramm an den Kaiser gerichtet:

Ich habe das Glück, zum Uebergang über den Balkan Seitens der Avantgarde der Truppen Eurer Majestät Glück zu wünschen. Der Uebergang vollzog sich am J. Juli 53 Uhr Abends ohne Schuß. Gestern, am 2. Juli, um 2 Uhr Nachmittags, bemäch⸗ tigte sich General Gurko Thankiois, das von 30 Mann Rijams beseßt war, die überrumpelt und in die Flucht geschlagen wurden. Der Feind entwich nach Osten auf das Dorf Konaro zu. Auf unserer Selte wurde 1 Kosak getödtet; verwundet sind: 1 Schütze 1 Fußkosak und 3 Kosaken. Vom 2. 14. Juli: Heute wurde die telegraphische Verbindung mit Tirnowa eröffnet. Ich traf am 30. Funi (12. Julih in Tirnowa ein und wurde von den Einwohnern mit Enthusiasmus empfangen. Die Jantralinie ist schon seit dem 75. Juni (7. Juli) von unseren Truppen ohne Kampf besetzt. Unsere Avantgarde ist auf das rechte Ufer vorgeschoben worden; die musel⸗ männifche Bevölkerung flüchtet fast überall, noch bevor wir die Ort⸗ schaften erreichen. Bis zum 29. Juni (11. Juli) fanden nur kleine Geplänkel der Streifwachen mit den Tscherkessen und mit den in das Innere abziehenden bewaffneten Einwohnern statt. Am 29. Juni JJ. Julih fließ das Wos nessenskissche Regiment auf seinem Marsche von Radan nach Zerkowniza mit seinen Vorposten beim Dorfe Tschalrkija auf einen feindlichen Transportzug, welcher eine Bedeckung von ca 1509 Mann hatte; das Regiment rückte näher heran, führte eine Reibe von Attacken aus, aber vermochte den Feind nicht aus dem Felde zu schlagen, da er sich hinter den Fuhren festsetzte und das Rerrain ein zerklüftetes war; erst gegen 5 Ühr Nachmittags, als General Leonoff mit 2 Escadronen Lubanscher Husaren und einer halben Sotnie Kosaken nebst zwei Geschützen zur Verstär kung herbeikam, ergriff der Feind die Flucht. Die Unseren verfolgten ihn bis zum Ein⸗ bruch der Dunkelheit. Es wurden gegen 300 Fuhren erbeutet, 10 Gefangene gemacht und 50 Mann todt auf dem Platze vorge⸗ funden. Auf unserer Seite sind vom Wosnessenskijschen Regiment Oberst Uschakoff, welcher schon vorher am Arme verwundet worden war, und 3 Untermilitärs spurlos verschwunden; getödtet sind von demselben Regimente Stabs. Rittmeister Litwinoff und 8 Unter— militärs. Die Leichname sind alle entsetzlich verstümmelt aufge⸗ funden worden. Verwundet wurden auf unserer Seite: 1 Offizier und 15 Untermilitärs.̃“ . .

Ueber die militärische Lage im Balkan schreibt die „Pol. Corr.“:

Surch das Vordringen eines Armee⸗Corps nach Jeni⸗Zagra haben die Russen entschieden einen strategischen Erfolg davongetragen. Sie find dadurch nicht nur Herren aller Balkan-Uebergänge zwischen Sliono und Kazanlik geworden, da schon das Erscheinen überlegener feindlicher Kräfte im Rücken dieser Ueber zänge die , der⸗ selben zum Rückzuge veranlassen dürfte, sondern sie haben auch die Lucke zwischen dem linken Flügel der Türken und dem Gros ihrer Frmee erweitert, welche mit dem Ueberschreiten der Donau bei Sistowa begonnen, und bedrohen von Jeni⸗Zagra aus den Rücken diefes Gros in verhängnißvoller Weise. Die Russen haben die zweite große Vertheidigungs-Barrière der Türken durchbrochen, sie stehen auf der sogenannten „inneren Linie“ und können, insofern sie mit der bisherigen Geschicklichkeit operiren, nunmehr Abdul Kerim Pascha zwingen, sich entweder mit verkehrter Front zu schlagen oder sich in sein Festungsviereck ein⸗ schlieken zu lassen. Alle diese Vortheile, welche die Russen durch den in Rede stehenden strategischen Erfolg erlangt haben, würden sich indessen als werthlos herausstellen, wenn es den Russen nicht gelänge, sich auch taktisch ihrem Gegner überlegen zu erweisen. Das Verhältniß der Kräfte der gegen einander operirenden Armeen ist wohk zur Genüge bekannt; man kennt nicht nur die Stärke der und so ziemlich die Oertlichkeiten, in

welche die Journale von ihren Berichterstattern diesbezüglich erhal⸗

ten, dringen noch tiefer in die Details der betreffenden Heeres⸗

verhältnisse ein. Von letzteren ist allerdings Vieles mit Vorsicht aufjunehmen, einmal, weil es nicht immer der Wahrheit entspricht, weiler aber, weil, je nach den subjektiven Sympathien für einen oder den anderen der kriegführenden Theile, die Thatsachen nur allzuoft im Sinne der erwähnten Neigungen korrigirt werden. Zur eingehen⸗ den Würdigung der russischen Offensivoeperationen gegen Jeni-⸗Zagra erscheint es demnach unerläßlich, die am Balkan operirenden Krafte Türken haben in dem

linken Flügel bei Widdin, Nisch, Sofia und in den Balkanpãssen bis Kajanlik ungefähr 70.900 Mann, die aus Albanien kommenden Verstärkungen mit inbegriffen; endlich bei Adriancpel und auf dem Wege dahin 10000 Mann. Die gesammte türkische Streitmacht be⸗ trägt ungefähr 239,000 Mann, von welchen 159.000 Mann im Festungsvierecke stehen. Die Corps des linken Flügels haben von Widdin und Nisch bis Jeni⸗Zagra und Tirnowa fünfzehn starke Märsche, welche sie bei den besten Chausseen und unbelästigt vom Feinde nicht vor 20 Tagen zurücklegen können. Auf sie ig demnach zunächst nicht zu rechnen. Das Corps von Adrianopel muß diesen wichtigen Punkt und die Straße nach Konstantinopel sichern. Es verbleiben alfo nur die Truppen des Festungsviereckes, welche bis

gegen Ende dieses Monats entscheidend eingreifen könnten. Von

diesen sind für die vier Festungen und für die Donaustrecke Silistria. Rustfchuk je 10090 Mann als Befatzung erforderlich, so daß Abdul

Kerim zu Operationen im freien Felde über höchstens 109 990, oder richtiger da beiläufig 30 42 an Nichtkombattanten in Abschlag zu bringen sind über 85. 00 Mann verfügen kann. Die Russen, welche in aller Stille wieder ein Corps auf den Kriegsschauplatz ziehen,

* haben möst demfelben nunmehr 8 Armee Corps, und war ? am linken Wie verlautet, ist Prinz Hassan nicht geneigt, das Kom —⸗ Strecke zwischen Silistria und Rustschuk ist durch Abtbeilungen beider Flügel observirt und bedroht. Die Corps sind nur bezüglich der Infanterie fix, jedoch labil, da diese Waffen, dürfniß da oder dort verwendet werden.

Dobrudscha noch nicht über den Trajanswall vorgerückt. auch fur die Schüben, die technischen Trurßen und die Belagerungs—

In Medschidje haben die Türken eine Truppenanzahl von un⸗

und 6 am rechten Flügel auf dem Kriegeschauplatze stehen. Die

bezüglich der Kavallerie und auch der Artillerie namentlich die Kavallerie, je nach Be⸗ Selbstverständlich gilt dies

Artillerie in ausgedehntestem Maße, welche Spezialwaffen in der

Regel dem Armeekommando direkt untergeordnet sind. Theilt man

mit Rücksicht auf diese durch Umstände und Verschiedenheit der Auf⸗

aben bedingte Veränderlichkeit in der Gruppirung der Kräfte den Her mut stand der russischen Armee, welche sich ohne die in Rumänien zurückbleibenden Reserve⸗Bataillone, Sanitäts- und son⸗ stigen Anstalten auf ungefähr 320.00 Mann beziffert, auf die 8 Corps, so ergeben sich per Corps circa 400). Mann, von welchen jedoch an 40 o an Nichtkombattanten in Abschlag zu bringen sind, so daß das Corps mit höchstens 25000 Kombattanten zu veran⸗ schlagen ist. Die 2 Corps am linken Flügel zählen sonach zusam⸗ nen 30 65h, die 6 Corps des rechten Flügels zusammen 150,000 Kombattanten. Von den letzteren sind B09 Mann (1 Corp) zur Deckung der rechten Flanke von Nikopolis, über Plewna und Lovca verwendet und die restlichen 125. 000 Mann (5 Corp) von jenseits Rust⸗ fchuks, d. h. von GiLurgewo bis Jeni⸗Zagra vertheilt. Diese 125,000 Mann find es, welche Abdul Kerim entscheidend schlagen muß, um sich feiner unerquicklichen Lage zu entwinden. Für seine Armee erscheint ein solches Unternehmen immerhin als ein Wagniß. Bei der Mangel⸗ haftigkeit der Tommunikationen und der Drganisation der Armee und bei der geringen Fähigkeit der türkischen Truppenführer erscheint eine rasche Konzentrirung der türkischen Kräfte und ein plötzlicher Angriff auf einen Theil der russischen Flankenstellung nicht leicht dnkbar. Wohin sich Abdul Kerim auch wenden mag, ob nach Rust⸗ schuk, Tirnowa oder Jeni⸗Zagra, so hat er stets fünf Märsche zu machen. Gelänge es ihm auch, auf irgend einem Punkte die Russen zu schlagen, er wäre kaum in der Laze, seinen Sieg zu verfolgen. Er müßte stehen bleiben, um sich Proviant und Munition nach⸗ kommen zu lassen. Würde er aber geschlagen, so dürfte er schwerlich einer Katastrophe entgehen. Indessen haben die Russen an der Donau vorlaufig nur bewiesen, daß sie ihre Operationen geschickt zu Fombiniren verstehen. Ob sie in gleich erfolgreicher Weise auch zu chlagen vermögen werden, darüber haben sie den Beweis erst zu er⸗ bringen.“ .

Die W. „Presse“ vom 17. bemerkt vom Kriegs— schauplatze in Bulgarien u. A.

Einer dreiwöchentlichen Periode des scheinbaren Stillstandes folgt seit drei Tagen ein militärisch wichtiges Ereigniß dem anderen. Am Sonntag überschritten die Russen den Balkan, Tags darauf fil ihnen Rikopokis mit zwölf Schanzen, zwei Paschas, 6000 Mann in die Hände und heute meldet das Bureau Reuter aus Schumla, daß die Russen den Trajanswall bei Medschidje und Tas fünf Meilen füdlich von Kuͤstendsche gelegene Küstenstãädt⸗ cen Mangalia besetzt haben. Wir wissen nicht, welcher Nachricht wir ob ihrer überraschenden Wirkung den ersten Rang zuerken nen sollen. Man muß sich nur die Nachrichten gegenwärtig halten, welche seit Monaten über die von enzlischen Offizieren aus, geführ ten Fort fikationen der Balkanpässe, über die Uneinnehmbarkeit des von Feldschanzen und Monitors umgebenen Nikopolis, über die Herstellung eines „verschanzten Lagers“ bei Medschidje von Konstan⸗ tinopel aus verbreitet wurden, um den Zustand zu beurtheilen, in dem sich die türkische Heeres leitung befindet Die wichtigsten Balkan⸗ pässe waren nicht befetzt, bei Nikopolis kapitulixte eine Brigade ohne jede Bedingung und die Türken verlassen die vielgerühmte Ver⸗ theidigungslinie Tschernawoda⸗Küstendsche scheinbar ohne alle Um— sftände denn das Londoner Telegramm meldet die einfache Besetzung nach vorher erfolgter Räumung durch die Türken. So uͤberlãßt Abdul Kerim Pascha den Russen eine wichtige Vertheidigungslinie nach der andern und die ktürkische Armee erwartet in der denkbar passivsten De⸗ fensive in den Festungen und zwischen denselben die von zwei Seiten vor⸗ rückenden Russen. . . . „Der mit unerwarteter Schnelligkeit ausge⸗ fuhrte Balkanübergang wird ohne Zweifel, sagt das Blatt weiter, feine moralische Wirkung ausüben und die Belebung des bulgarischen Aufftandes zur Folge haben. Aber wir glauben auch, daß diese Erpedition mehr aus politischen denn aus militärischen Gründen im Marizathale und speziell vor Adrianopel den Vormarsch wird ein⸗ tellen müfsen. Zudem kommt noch, daß das Hauptziel jeder großen strategischen Operation nicht die Okkupation, sondern der Sieg, also für die Russen die Hauptoperationslinie nicht nach Rumelien, sondern gegen die türkische Feldarmee bei Schumla gerichtet sein muß. Der rufstsche Generalstab hat sich bisher als so vorsichtig erwiesen, daß wir nicht annehmen können, er werde sekundärer Zwecke halber die Hauptarmee schwächen, deren Bestreben sein muß, bei jedem taktischen Schkage so stark als möglich aufzutreten. Ist die fürkische Armee Fördlich des Balkan enischieden geschlagen, dann ist auch die Okku— vation Rumeliens eine selbstverstaͤndliche Folge.“

(W. T. B.) Aus Cettin je wird der „Pol. Korr. unterm 18. gemeldet, daß das Hauptquartier des Fürsten Nikita nach Sliwje bei Niksie verlegt worden sei. Morgen sollten die letzten Be⸗

ürlaubten der Montenegriner bei ihren Truppentheilen ein-

treffen. Einer derselben Korrespondenz aus Sign zugegan— genen Nachricht zufolge haben bosnische In surgenten die Besatzung von Livno geschlagen und in die Citadelle zurück— geworfen, in welcher sie dieselbe belagern.

Aus dem Wolffschen Telegraphen-Bureau.

Paris, Donnerstag, 19. Juli. Wie der „Agence Havas!“ aus Konstantinopel gemeldet wird, soll Abdul Kerim Pascha abgesetzt und an seiner Stelle Osman Pascha zum Oberbefehls⸗ haber der auf dem europäischen Kriegsschauplatze operirenden türkischen Armee ernannt worden sein. Ebenso sei auch der Kriegs⸗Minister Reouf Pascha seines Postens enthoben worden.

Konstantinopel, Mittwoch, 18. Juli. In der Zu⸗ sammensetzung des Kabinets sollen noch weitere Aenderungen bevorstehen. Der Dragoman der österreichischen Botschaft ist nach Adrianopel und Janboli abgereist, um sich über den Vormarsch der Russen zu informiren. Vom asiatischen Kriegsschauplatz wird gemeldet, daß die Russen mit großen Streitkräften nach Bajazid zurückgekehrt seien. Die russischen Truppen stünden nördlich, Moukhtar Pascha östlich von Kars. Die Meldung verschiedener Blätter von einer Offensiv— bewegung Abdul Kerim Paschas zwischen Tirnowa und Si⸗ stowa hak noch keine Bestätigung gefunden; ebensowenig das Gerücht, wonach die Russen Olti besetzt haben sollten. Die Russen halten Küstendsche besetzt. Hobart Pascha wird das nach Batum entsendete Geschwader kommandiren. Der Justiʒ· Minister Hassim Pascha und der Divisions-General Safvet Pascha sind heute nach Adrianopel abgereist.

Landtags⸗ Angelegenheiten.

Uelzen, 18. Juli. (W. T. B.). Bei der heute für den 26. hannoverschen Wahlbezirk hier stattgehabten Er satzwa h zum preußi, schen Abgeordnetenhause ist Senator Plincke hier mit 1M Stimmen zum Abgeordneten gewählt worden. Der Rittmeister von der Wense erhielt 46 Stimmen.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

London, 15. Juli. (A. A. C.) Hr. Sergius Kern in St. Petersburg schreibt den ‚Chemical⸗News' aus den Obruchoff⸗Stahl⸗ werken, daß er im Juni ein neues Metall der Platina⸗Gruppe entdeckt habe, welches seinen Platz zwischen Molybdän und Ruthenium einzunehmen scheine. Der Entdecker beabsichtigt, diesem neuen Metall den Namen „Davhum nach Sir Humphry Davy beizulegen, welcher gegenwärtig deffen physische und chemische Eigenschaften prüft.

Schweden 97.

Land⸗ und Forstwirthschaft. Christiania, 15. Juli. (5. N.) Das hiesige statistische Centralbureau hat in diesen Tagen eine Sammlung der statistischen Angaben über Viehzucht⸗ und Ackerbau verhältnisse in Norwegen für das Jahr 1875, mit den entsprechenden Verhält⸗ nissen in den wichtigsten fremden Ländern verglichen, veröffentlicht. Danach wurden in

mit einer kleinen Pferdezucht begnügen. f Norwegen nur 8.4 Pferde für jedes Tausend Einwohner, in den Ver⸗

103, Oesterreich⸗Ungarn 98, Großbritannien und Irland 85, Deutsch land 82 und Frankreich 76

der Reihe, was sich aus dem ausgedehnten Gebrauche der Esel, Maulthiere und Zugochsen in diesen Ländern erklärt. Die Anzahl des Rindviehes in Norwegen, welche in 644. 4i4 Stück betrug, bezifferte sich in 18735 auf 1,16,59835 Stück. Hier nimmt Norwegen einen hohen Rang, mit 54 Stück Vieh pr.

n ö orwegen in 1875 151,903 Pferde gehalten, gegen U3,iß1 in 1835. Norwegen gehört somit zu den Ländern, welche sich Es finden sich nämlich in

Die Mittelmeerländer stehen zuletzt in

1835

oh) Einwohner, ein und wird nur von Dänemark mit 687 und den

Vereinigten Staaten mit 651 Stück übertroffen. ; kommt Schweden 482, Niederlande 395, die Schweiz 388,

Rußland 315 und Großbritannien X 300. Am niedrigsten stehen wieder die Mittelmeerlaͤnder. Die Schafe in Norwegen zãhl⸗ ten in 1835 nur 1,028, 945 Stück, 1875 aber 1,686, 806 Stück. Auch in dieser Hinsicht steht Norwegen hoch in der Reihe, mit 936 Schafen per 1660 Finwohner. Mehr hat nur Spanien mit 1345 per 1009 Einwohner, Dänemark mit 1022 und England mit 963. Rorwegen kommt Griechenland mit 818, S568, Frankreich 684, Portugal 576, Rußland 647, Deutschland 609, Desterreich⸗ Ungarn 550, Schweden 361 und Belgien 112. An Ziegen fanden sich in Norwegen 1835 184,518, 1855 war die Zahl auf 357,109 gestiegen, um darauf im nächsten Jahrzehnte mit 57.000 Stück abzunehmen. Jetzt ist sie wieder auf 323,364 St. gestiegen. Es giebt also in Nor⸗ wegen 179 Ziegen pr. 1000 Einw., in Griechenland dagegen Ils, in Spanien 275, in Portugal 233, und in der Schweiz 145. Italien hat 63 Ziegen pr. 1060 E., Deutschland 57, Frankreich 30. Desterreich⸗ Ungarn 43, Schweden 27, Großbritannien 8; in Dänemark und in den Vereinigten Staaten sind die Ziegen Seltenheiten. Die Zahl der Schweine hat seit 1855 abgenommen; jetzt betrãgt dieselbe 161,355 St. Auf Griechenland, welches nur 38 Schweine für jedes 165 EG. Fat, folgt Norwegen mit der niedrigsten Zahl, nämlich 36. Die Vereinigten Staaten haben die meisten Schweine, nämlich 67] pr. 16560 G., demnächst folgt Spanien mit 263, Dänemark 245, Oester⸗ reich⸗Ungarn 195, Portugal 194. Deutschland 174. Niedriger in der Reshe steht Frankreich 139, Rußland 137, Großbritannien 112 und

die Vereinigten Staaten

X Jahren,

Vermehrung in den letzen lich von In Allem wird die Viehzucht Norwegens

1835 auf 151,274 in 1875.

einen Werth von ca. 156,443 700 Kronen repräsentiren. Die Milch

ausbeute, welche man in 1865 zu 986 Pott per Kuh berechnete, wird

für 1875 auf 1131 Pott geschätzt.

Gewerbe und Handel. Ueber die Entwickelung der Geschäfte der Hypot hekenbanken sind in der. Stat. Korrespondenz“ kürzlich die folgenden Angaben mitge⸗ theilt worden; Am Ende des Jahres 1876 waren in Deutschland 28 Ban⸗ ken im Grundkreditgeschäfte thätig, mit dem 10 davon erst im Jahre

1872 begonnen hatten; 20 von ihnen, welche diesen Zweig des Bank⸗ geschäftes ausschließlich betrieben, hatten bis zum Schlusse des ver⸗

zangenen Jahres Pfandbriefe im Gesammtbetrage von 756, 949, Saß ausgegeben. Die Kapitalien, welche von ihnen gegen hypothekarische Sicher⸗ ftellung auf Grundstücke oder an Kemmunen ausgeliehen waren, be⸗ trugen S860, 84, 511 669 Von den übrigen 8 Grundkredit⸗Banken, die noch anderen Zweigen des Kreditverkehrs dienen, haben sieben, für die allein der Betrag der aus zegebenen Pfandbriefe mitgetheilt ist, bis zum 31. Dezember 1876: 326,716,565 emittirt und Hypo⸗ thekenferderungen im Betrage von 363, 849, 391 erworben. Im Ganzen hatten also am Schlusse des vergangenen Jahres diese 27 Institute 1.224, 690, 202 6 gegen hypothekarische Sicherstellung aus⸗ geliehen und durch die Ausgabe von Pfandbriefen ein Kapital von 1,‚os3, 666, 401 6 in ihren Händen vereinigt.

Nchst

Nach Norwegen

zur Ausgleichung

Deutschland 384, Desterreich⸗Ungarn 354. Frankreich 325, an den

Hektoliter, 1575 567005 Hektoliter, 1875 672 810 Hektoliter, 1877

F732, 165 Hektoliter. An Preßsteinen wurden gefertigt: 1874 4078, 838

Stück, ĩ875 10, 1695310 Stück, 13576 12, 139, 350 Stück 1877

12718, 890 Stück. Eine weitere Mehrleistung ist nicht zu erwarten,

da hiermit die Betriebseinrichtungen bis aufs Aeußerste ausgenutzt

sind. Die Abschreibungen betragen 39951 6, während dem Re⸗

servefonds 3176 M überwiesen werden. vertheilt werden.

Nach dem Rechnungsabschluß der Italienischen Taba ks⸗ Aktiengesellschaft für 1876 haben die Gesammteinnahmen

Als Dividende sollen 5 9/o

mi 37 ; 5 85 79 2 183,840 200 L, die Gesammtausgaben 93,961. 238 L. betragen. Es einigten Staaten aber 27, Rußland 225, Dänemark 176, Schweden 183,8 O200 L., die Gesammtaus gaben 85,5651 233 *. betragen, 36 8. . ergiebt sich hieraus ein Bruttoüberschuß von 83 3 8.3362 2.

ler von geht die an den Staat zu jahlende Summe mit ee soi ab, so daß 10394071 L. und nach Abzug der Tantiẽme des Aufsichts- raths von 206,417 L. noch 10,187,553 L. als Nettoüberschuß ver⸗ bleiben. Von letzterer Summe muß die Nutzungsquote des Staates von 50 υ mit 5593, 826 L. abgezogen werden, wonach derselbe Be⸗ trag von 5093, 825 L. als Reinerträgniß der Gesellschaft ver—⸗ bleibt. Hiervon ab an Gesellschaftsspesen 211,30) L., und an Steuern 882,061 L., im Ganzen 1093, 368 bleiben zur Verfügung 4Mo463 L., wovon 190 90 mit 400016 X. ordinären Reservefonds entfallen. Rest somit 3 600417 L.

letzterem werden weiter abgeführt 658,336 L. an die schlechterer Jahres erträgnisse bestimmte außer⸗

Von

ordentliche Reserve, die damit die Höhe von 2,30 00 L. erreicht.

Die Zäblung der Rennthiere zeigt eine nicht geringe nämlich von 82,225 Stück in

Rach einer Denkschrift, die ron der Digektion des Kur und Neumärkischen ritterschaftlichen Kreditinstituts

bei Gelegenheit der kürzlich stattgehabten Säkularfeier dieser Anstalt

veröffentlicht worden, waren am 31. Dezember 1876 im Bereiche die⸗ fes Kreditinstituts 761 Güter mit einer Pfandbrief⸗Schuld von 56 347, 140 S belastet, und zwar 529 Güter nur mit Kur⸗ und Neumärkischen Pfandbriefen im Betrage von 60, 376,40 (t, 59 Gü⸗ ser nur mit lanLschaftlichen Central-pPfandbriefen im Betrage von 5. 536,250 „S, 113 Güter mit Kur⸗ und Neumärkischen Pfandbriefen im Betrage von 166617000 46 und zugleich mit landschaftlichen Cen⸗ tral⸗Pfandbriefen im Betrage von 12,817,450 1 Bis zum 15. Juni 1877 sind überhaupt 715 Güter mit Kur- und Neumãärkischen Pfandbriefen im Betrage von 76.366, 690 6 und mit 23,968,200 46 in landschaftlichen Central⸗Pfandbriefen beliehen worden. Während feines hundertjährigen Bestehens ist das Institut nur in einem Falle genöthigt gewesen, wegen seiner Ansprüche die Subhastation eines bepfandbrieften Gutes zu veranlassen; sowohl bei dieser, wie auch bei der Subhaftation anderer beliehener Güter, die auf Antrag dritter Personen verkauft wurden, hat es aber für seine Ansprüche stets volle Befriedigung erlangt. Das betrug Ende 1875 4,191,968 . und besteht aus Berlin, Prenzlau, Frankfurt a. O. und Perleberg belegenen Häusern,

eigene Vermögen des Instituts vier, in

einem Haupt-⸗Institutsfonds von 3,056,491 , einem Amortisations⸗

Zuschußfonds von 632,00 6 und dem Reservefonds der ritterschaft⸗ sichen Dar lehns kasse von 6,77 6 Außerdem verwaltet das, In=

stitut die den bepfandbrieften Gütern zugehörigen Amortisations!

fonds, die am 31. Dezember 1876 den Betrag ven 10,507,478 M erreichten, und durch deren Vermittlung seit Einführung der Amor⸗

fisation, die im Jahre 1836 erfolgte, bis zu Ende des zweiten Semesters

1876 10, 157,317 ½ zu Pfandbriess⸗Ablösungen verwandt worden sind. Die Direktion der Ostpreußischen ländlichen Teuer⸗ Soc ie tt veröffentlicht eine fummarische Uebersicht aus der Jah res⸗ rechnung für 1876, der folgende Daten entnommen sind: Es bet ug die Soll⸗Einnahme 1,158,387 M, die Ist⸗Einnahme 1, 158,255 0 es belief fich die Soll⸗Ausgabe auf 135 415 6, die Ist⸗Ausgabe auf 1.123, 078 , so daß Bestand blieb pro 1877 35,187 9 Von der Soll⸗Einnahme waren Bestand 20455 4, laufende Verwaltungs⸗ einnahmen 742,230 M, Zinsen (3,301 4, außerordentliche Ein⸗ nahmen 27, 2388 M, eingezogene Kagpitalien 395, 00 und erstattete Vorschüsse 50 6 Von der Soll⸗Ausgabe entfallen auf Reste früherer Jahre ꝛc. 216,458 S, Vorschüsse 39 „, Brandschaden⸗Vergütungen 369 787 0, Verwaltungskosten 674446 6, Anlegung neuer Kapitalien 497,693 ; es blieben in Rest 228,337 16. 3

Stralsund, 14. Juli. Auf den in diesem Jahre im diesseitigen Verwältungsbezirk abgehaltenen Remontemärkten, wurden 139 Pferde zum Verkauf gestellt; davon sind 23 Pferde für die Summe von 15,160 0 gekauft worden. Der gezahlte höchste Preis für ein Pferd betrug 80 6, der niedrigste Preis 5590 ½ , der Durchschnitts⸗ preis 65612 223 6s ;

Posen, 18. Juli. (W. T. B.). Der Aufsichtsrath der Po⸗ sener SpritfabrikAktien⸗Gesellschaft hat in seiner heu⸗ tigen Sitzung beschlossen, von dem 110G betragenden Reingewinn eine Dividende von 56 zur Vertheilung gelangen zu lassen und dem Refervefonds 20 000 66 zuzuweisen. Der Rest des Reingewinnes soll nach Abzug der Tantiemen zu Abschreibungen verwendet werden.

Der Geschäftsbericht der

den gefördert 732,165 Hektoliter Kohlen oder 59 355 Hektoliter mehr als im Vorjahre, Dampfpresziegel wurden gefertigt 12.718 800 Stück oder 588,446 Stück mehr. nommen wie folgt: Es wurden gefördert im Jahre 1873 74 139,061

Naumburger Braunkohlen⸗ Aktien geseklschaft enthält folgende Mittheilungen; In 1876 wur⸗

Der Betrieb hat seit dem Bestehen zuge⸗

D

Den Betrag für die Extrareserve mit 658,336 L. abgezogen, verblei⸗ ben noch 2542081 T. und hiervon ab weitere 10 mit 294 203 L. für die Gründer, erübrigt ein vertheilbarer Reingewinn von 25473573 8. Hierzu kommt der Vortrag aus dem Jahre 1875 mit 68.512 S. und die Nutzungsquote aus dem Sicilianischen Geschäft mit 305.801 L, so daß sich ein Gesammtbetrag von 3. M2186 2 ergiebt. Von dem⸗ selben erhalten die Aktionäre wie im Vorjahre 3,000 97) L. als Diridende à 30 L. pro Aktie von effektiv eingezahlten 350 L., und der Rest von 2, 186 L. wird auf neue Rechnung vorgetragen.

Verkehrs⸗Anstalten.

ß Das Postdampfschiff Bremen, welches gestern wohlbehalten Bremen fortgesetzt. zadung. Hambur 1 Uhr hier ei

am 7. Juli von New-⸗York abgegangen war, i hier angekommen und hat Abends die Reise n

Berlin, 19. Juli 1877. wird am 5. und 6. September eine größere halten werden.

ar 9

Verfälfchung der Lebensmittel in hiesiger Stadt vorhe soll, unter Anwohnung des Polizei-⸗Präsidenten versammelt. erklärte sich mit dem Vorschlage des Stadtverordneten Krll standen, daß auf dem Rathhause eine Centralstelle für die Abe

Q. Ewe ö ** 9 21 . * warr jo s o en Lebensmittel eingerichtet werde, und von dieser aus 3 * , es Vereins für

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der selber vermischte nerinagerwerthige Stoff denslelben vermis chte geringerwerthige Stoffe * 7 ? s 4528 mangelhaft abgeschieden

sprünglich mit t sind, bestimmte Grenze i

gar nicht, oder nur so er e Er 7?ę [Fer 590 ö . Men derselben die über chreitet.

1 Begriff der Verfälschung aber nicht den Nachahmungen

en als Lebensmittel 5

Gehalt eines Lebensmittels haben, kör nur als 9

betrachtet werden. Werden solche Nachahmun verkauft oder feilgeboten, so erleiden geeigneten Fe die über den „Betrug“ bestehenden gesetzlichen Bestimmungen Anwendung. Es ist weiter die Aufgabe der Konferenz, demnächst für die einzelnen Nah⸗ rungsmittel festzustellen, bei welchem Gehalt an geringerwerthigen Stoffen die schlechte Bereitung“ anfängt und aufhört, bezw. in die T3 Ff 25

‚Fälschung“ übergeht.

London, 17. Juli. (E. C.) Das kürzlich in Wantage in Berkfhire enthüllte Denkmal Alfreds s8 Großen hat der Parlaments vertreter für Berkshire, Oberst Lon d⸗Lindsar, auf eigene Kosten don dem Grafen Gleichen entwerfen lassen. Schon am 253. Oktober 1849 hatte Wantage den berühmtesten seiner Söhne am 100. Jahrestage feiner Geburk lebhaft gefeiert, und das jetzige Fest bewies, daß König Alfr ds Gedächtniß fortlebt. Die Statue, an welcher Graf Gleichen, der Neffe der Königin, in seinem Atelier in St. James Palace ge— arbeitet hat, geschichtliche Anhaltspunkte mit kühner Phantasie be⸗ lebend, ift durchaus gelungen zu nennen. Neun Fuß an Höhe steht si⸗ auf acht Fuß hoher Grundlage. Der Tönig hält, Krieger und Gesetzgeber zugleich, in einer Hand die Streitart, in der anderen eine Pergamentrolle. Er hat den Helm mit dem sächsischen Königs⸗ wahr eichen auf dem Haupte und an der Seite das Schwert.

(E. C.) Die letzten drei Tage haben eine außerordentliche Regenfülle gebracht. Manche Plätze in England klagen über Sturmfluth und Wassersnoth. In Scarborough sind die Badekarren stark beschädigt worden; in Liverpool war am Sonn- tag Abend starker Sturm, der Fluß Ribble soll um 10 Fuß ge⸗ stiegen sein. Der letzte Personenzug von Southampton nach Man⸗ chesler erlitt an demfelben Abend dadurch eine Unterbrechung, daß in Folge des auf den Schienen stehenden Wassers das Feuer ausgelöscht ward.

London, 17. Juli.

J Der Irwell und Medlock sind in beunruhigender Weise an—⸗ geschwollen.

Der Zoologische Garten hat durch Tausch eine seltene Erwerbung gemacht, bestehend in einem Paar europäischer Stein⸗ böcke. Die Thiere waren in früheren Zeiten auf den Schweizer und Tiroler Alpen ziemlich verbreitet, sind aber jetzt dem Aussterben nahe und werden in Schönbrunn gezüchtet. Von dort ist kürzlich das seltene Paar hier eingetroffen; als Gegengabe geht ein Paar der hier gezuͤchteten amerikanischen Bisons nach Schönbrunn ab.

Hr. Dr. Hermes ist, wie hiesige Zeitungen melden, am Sonntag mit dem Gorslla und dem Schimpanse des Berliner Aguariums nach London abgereist, wo in dem Roval⸗Aquarium alle Vorberei⸗ tungen zu der Ausstellung der beiden Thiere getroffen sind.

Im Na tional Theater geben heute die Räuber“ mit Hrn. Lewinsky als Franz Moor in Scene.