Vater des Betreffenden sei allerdings einmal Vikar in Hughenden (Lord B's Wohnsitz gewesen, habe die Stellung aber bereits vor 30 Jahren aufgegeben und sei niema-s mit ihm in per⸗ soͤnliche Beziehungen getreten. Den Sohn kenne er persönlich nicht einmal von Ansehen. So müsse er denn entschieden ab⸗ lehnen, die Resignation Mr. Pigotts, welche dieser sofort ein⸗ ereicht habe, an 1. Lord Granville erklärte, das Qber⸗ 1 enthalte 1j beffer jeder Besprechung der Angelegenheit, da sie allein das andere Haus angehe. Das Universitäts⸗ gesetz für Oxford und Cambridge, sowie einige andere Entwürfe wurden demnächst zum dritten Male gelesen. — Im Unterhause erwiderte der Unter ⸗Staatssekretär Bourke auf eine Anfrage Sir R. Anstruthers, durch die bri⸗ fischen Kreuzer seien wahrend des Jahres 1875 an der Küste Ostafrikas 456 und während des 3 1876 634 Sklaven in Freiheit gesetzt worden. Von den im Jahre 1875 Geretteten seien 235 von der kirchlichen Missionsgesellschaft und 154 von dem sogenannten Universitätsvereine übernom— men worden. Zwei seien nach Natal gesandt und einige auf ihr Ersuchen mit Freilassungsschreiben in das Hauptland ent⸗ lassen worden. Aehnlich sei mit denjenigen von 1876 ver⸗ fahren worden. Dr. Kirk sei zu genauen Berichten über die Zahlen aufgefordert, und seine Mittheilungen würden in Kurzem Trwartet. Der Minister des Innern, Mr. Croß, erklärte auf eine Anfrage Mr. Chadwicks, die Frage einer Anstel⸗ lung öffentlicher Ankläger sei von der früheren und der jetzigen Regierung in Betracht genommen worden. Obwohl er fühle, der Schritt könne nothwendig werden, würde die Sache sehr kostspielig sein und manche Veränderungen nach sich ziehen. Er halte sich bereit, bei Gelegenheit ein Gesetz zu beantragen. Dem Marquis of Hartington erwiderte der Schatzkanzler, die Regierung denke im Laufe dieser Session noch die Gesetze über die irische Gerichtsbarkeit, die süd⸗ afrikanische Konfoͤderation und die schottisch irischen Gefãängnisse durchzubringen, vielleicht auch noch eine Reihe anderer Ent⸗ würfe, z. B. das Bankerottirergesetz und das Fabrikgesetz. Er hoffe, die Verhandlungen würden etwa am 12. August zum Abschluß kommen. . ; .
— 22. Juli. (W. T. B.) Bei dem gestern in Green⸗ wich stattgehabten Banket des Cobden⸗-Clubs gab Leon Say der Hoffnung Ausdruck, daß das gegenwärtige französische Kabinet den Handelsvertrag mit England von frei— händlerischen Gesichtspunkten aus erneuern werde.
Frankreich. Paris. 20. Juli. (Fr. C. Neuerer Ver fügung zufolge wird der Mf ar sdari Mac Mahon seinen pröjektirten Ausflug auf Bourges beschränken und sich nicht nach Saint-Etienne begeben. — Neuerdings erscheint eine autographirte „Correspondence de l'Union conser⸗ vat ice“, die im Preßbureau des Ministeriums des Innern redigirt und täglich allen konservativen Blättern von Frank—⸗ reich unentgeltlich zugestellt wird. — Hr. Bernard d' Har⸗ court, ehemaliges Mitglied der Nationalversammlnng, hat sich in dem Landkreise Srleans als Regierungskandidat an⸗ emeldet.
3 23. Juli. (W. T. B) Die Einberufung der Reservisten der Jahresklasse 1870 zu einer 28 tägigen Uebung ist dahin geregelt worden, daß die Reservisten des VII., VIII., XII., XIII., XIV. und XVII. Armec-Corps am 20. August, diejenigen des XI. Armee⸗Corps am 25. August, diejenigen des J., II., III, I., V., VI., IX. Armee⸗Corps und der Pariser Armee am 1. September, diejenigen des XVIII. Armee⸗Corps am 5. September und diejenigen des X., XV. und XVI. Armee⸗-Corps am 19. September eingezogen werden und sonach die letzten Reservisten am 8. Oktober d. J. wieder entlassen werden würden.
Spanien. Madrid, 20. Juli. Die amtliche „Gaceta“ meldet, daß der König und die Prinzessin von Asturien den Hafen Aviles in Asturien besucht haben und von der Bevölkerung auf das Sympathischste empfangen worden sind.
Türkei. Konstantinopel, 13. Juli. Die „Pol. Korr.“ meldet: „Um die öffentliche Meinung zu beruhigen, hat die Regierung die Generale und Ober⸗Offiziere, welche in Sistowa und in Tirnowa kommandirten, sowie die Gouverneure dieser beiden Städte nach Konstantinopel beschieden, um sie vor ein Kriegsgericht zu stellen. Unter diesen Offizieren befinden sich die beiden Brigade⸗Generale Achmet Hamdi Pascha und Safvet Pascha, der Oberst und Platzkommandant von Tirnowa und der Major, welcher das Bataillon kommandirte, welchem die Ueberwachung rar,. Theiles des Donau⸗ Ufers anvertraut war, von welchem aus die Russen sich Sistowas bemächtigt haben. Reouf Pascha, welcher mit der Inspizirung der Befestigungen von Adrianopel und der Balkan ⸗Uebergänge ,, worden ist, hat einen sehr be⸗ ruhigenden Bericht an den Sultan gelangen lassen, worin er versichert, daß nichts zu einer entsprechenden Vertheidigung unterlassen worden ist. Wenn dem auch wirklich so ist, so flößt doch die Qualität der Kräfte wenig Vertrauen ein, welche bisher mit der Vertheidigung der Werke betraut sind. Zur Stunde befindet sich in Adrianopel keine andere Truppe, als Freiwillige und Landsturm. Wohl erwartet man dort die Da non Ali Saib Paschas aus Scutari; nach allen Berech⸗ nungen wird dieselbe aber kaum vor Monatsfrist eintreffen können.“
— 21. Juli. (W. T. B.) Dem Reuterschen Bureau geht von hier die Meldung zu, die Nacht „Izedin“ sei mit versiegelten Ordres in See gegangen. Es sei dort die Ansicht verbreitet, die Macht solle Midhat Pascha zurückführen. Einige in Konstantinopel ansässige vornehme Bulgaren seien angewiesen worden, das türkische Gebiet zu verlassen, andere seien verhaftet worden. ᷣ
— (W. T. B.) Die türkische Macht „Izedin“ ist mit Ordres für den türkischen Konsul in Malta eingetroffen und dann alsbald nach Kreta weiter gegangen.
— (W. T. B.) Aus Konstantiopel wird der „N. fr. Pr. telegraphirt: Der seitherige Kriegs⸗Minister Redif Pascha geht in die Verbannung, der Posten des Kriegs⸗-Mi⸗ nisters wird vor der Hand nicht besetzt. ;
— Einem Telegramm der „Polit. Korresp.“ aus Bel⸗ grad vom 21. zufolge hat die Skupschtina die Regierung zu allen durch die Verhältnisse gebotenen Schritten ermächtigt. Der Kaiser Alexander hat, wie dasselbe Organ meldet, den Fürsten von Serbien zu der von ihm beobachteten reservirten Haltung beglückwünscht. Dem Ministerpräsidenten Ristics sei ein Schreiben gleichen Sinnes von dem Fürsten Gortschakoff zugegangen. 2
Danemark. Kopenhagen, 20. Juli. Wie „Fädre⸗ landet“ meldet, wurde den Truppen im Lager bei Hald
der König hat mir heute bei seiner Abreise von Viborg Aller⸗
nädigst aufgetragen, den gesammten Truppen des Lagers 22 rer und Zufriedenheit mit der von ihm abgehaltenen Revue zu erkennen zu geben, sowie seine Anerkennung für den Diensteifer und die Pflichterfüllung, womit ein Jeder, sowohl Befehlshaber als Gemeiner, zur Erreichung des durch diese Lagersammlungen bezweckten Ziels beigetragen hat. Frederik, Kronprinz“ — Die vom Ministerium des Innern betreffs eines Nothhafens im nördlichen Kattegat niedergesetzte Kom⸗ mission hat vor einiger Zeit ihre Wirksamkeit begonnen.
Amerika. New⸗York, 22. Juli. (W. T. B) Nach hier eingegangenen Nachrichten ist Escobedo mit seiner Begleitung als Parteigänger Lerdo di Tejada's in dem Augenblicke verhaftet worden, wo er die Grenze von Rio Grande überschreiten wollte. .
Brasilien. Rio de Jan ei ro, 20. Juli. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer hat mit 70 gegen 16 Stimmen dem Finanz⸗Minister, sowie dem Kabinet in seiner Gesammt⸗ heit ein Vertrauensvotum ertheilt.
Afrika. Alexandria, 20. Juli. (W. T. B.) Der ö ist hier eingetroffen, um die Sommerresidenz zu be— iehen.
) Tunis, 21. Juli. (W. T. B) Der Premier⸗ Minister und Minister der Auswärtigen Angelegenheiten, Ge⸗ neral Khereddin, hat seine Entlassung genommen. Zum Minister der Auswärtigen Angelegenheiten ist Kas nadar, zum Premier-Minister der Marine⸗Minister, General Mu stapha Ben Ismain, ernannt worden.
Der russisch⸗türkische Krieg.
St. Petersburg, 21. Juli. (W. T. B.) Das „Jour⸗ nal de St. Petersbourg“ bemerkt, daß nan im englischen Parlamente hinsichtlich der vermeintlichen russischen Grausamkeiten doch auf das Urtheil des Generals Kemball ed en sollte, der ja die Türken neben den Russen vor ich habe.
London, 22. Juli. (W. T. B) Bei dem gestern in Greenwich unter dem Vorfitze des Marquis von Hartington stattgehabten Banket des Cobden Club sprachen sich Marquis von Hartington und Forster in ihren Reden billigend über die neutrale Haltung Englands aus. .
London, 23. Juli. (W. T. B.). Die „Morningpost“ meldet, die Regierung habe beschlossen, die Marinetruppen der Mkt. erf r- erheblich zu verstärken. Der Standard“ schreibt, die umlaufenden Gerüchte über eine von der englischen Regierung beabsichtigte Besetzung Galli⸗ polis seien sehr übertrieben. Die Regierung habe nur be— schlossen, die Garnisonen von Malta und Gibraltar unverzüglich zu verstärken. Die Truppen würden in wenigen Tagen ab⸗ ehen. Das Land werde hoffentlich diesen Schritt völlig bil⸗ igen. Die Mächte, welche auf Englands Vorgehen warteten, würden diese Maßregel als eine neue Versicherung des Ent— schlusses, von dem Vorgezeichneten um keinen Preis abzuweichen, acceptiren. Für Rußland würde dieselbe eine Warnung sein, ehrgeizige Berechnungen nicht auf die irrthümliche Idee von Englands Friedensliebe um jeden Preis zu basiren. — Der „Euphrates“ segelt am Donnerstag mit 16500 Mann nach Malta ab. „Erocodile“ und „Malabar“ folgen demnächst mit . Mann. Frauen und Kinder dürfen die Truppen nicht egleiten.
— Die „Times“ sagen über die neuesten Kriegsereig— nisse: Niemand kann bezweifeln, daß die Russen einen kühnen Plan mit der größten Thatkraft ausführen und daß alle Ehancen des Feldzuges für sie sind. Alles, was in der Krieg—⸗ führung civilisirter Völker den Sieg bringt, scheint auf ihrer Seite zu sein; sie haben Alles, was eine Armee ermuthigt und erhält, in größerem Maße, als ihre Gegner. Rußland ist im Vergleiche mit den großen Industrieländern Westeuropas ein armes Land; aber die finanziellen Hülfsquellen der russischen Regierung sind unermeßlich größer als die der Pforte, und die Stim⸗ mung des russischen Volkes is derart, daß der Kaiser es zu jedwedem Opfer aufrufen kann. Für den gegenwärtigen Krieg hat sich jeder russische Offizier vorbereitet, in allen Mi⸗ litärschulen haben die Zöglinge Pläne für den Uehergang über die Donau und den Balkan zu entwerfen gehabt; die Generale kennen die Straßen Bulgariens und die Pässe des Balkans von Jugend auf.“
Europäischer Kriegsschauplatz.
St. Petersburg, 22. Juli. (W. T. B.) Offizielles Telegramm aus Tirnowa vom 19. d. Der Schipkapaß ist heute genommen und durch das Orlowsche Regiment und zwei Geschütze besetzt worden. — Am 17. d. kämpfte das Orlowsche Regiment mit außerordentlicher Bravour gegen 14 Tabors; es verlor dabei 100 todte und 100 verwundete Soldaten und 2 todte und 5 verwundete Offiziere. An dem⸗ selben Tage besetzte General Gurko Kasanlyk und das Dorf Schipka. Am 19. d. nahm das Orlowsche Regiment die Offensive wieder auf. Die Türken ergriffen aber die Flucht in westlicher Richtung, ohne es zum Kampfe kommen zu lassen. Sie hinterließen 3 Fahnen, 8 Geschütze und eine beträchtliche Zahl von Waffen.
St. Petersburg, 22. Juli. (W. T. B.) Offizielles Tele⸗ gramm aus Tirnowa vom 21. d. Mts.: Am 17. d. stießen eine Schwadron Gardekosaken, vier Sotnien Infanterie und eine Abtheilung des Wladikawkaschen Regiments mit 2 Ge⸗ schützen unter dem Befehl Scherebkoffs jenseits Selvi auf einen Trupp Tscherkessen, Baschibozuks und türkischer Infanterie, welche im Ganzen etwa 1500 Mann zählten. Die Türken wurden nach einem heftigen Gefecht zurückgeschlagen. Das⸗ selbe endete mit der Besetzung der Stadt Lowatz durch die russischen Truppen. Die Türken verloren 50 Todte. Auf russischer Seite waren 3 Kosaken verwundet. .
Bu karest, 21. Juli. (W. T. B.) Die russische Avantgarde bei Jeni Zagra hat eine Verstärkung von 2 Bataillonen erhalten und mit diesen nach einem siegreichen Gefechte das türkische Lager besetzt. — Die Stellung des Großfürsten Nikolaus in Tirnowa ist durch eingetroffene Verstaͤrkungen gesichert worden. — Fünf in Nikopolis er⸗ beutete türkische Fahnen sind hierher gebracht worden.
Konstantinopel, 21. Juli. (W. T. B) Hier einge⸗ gangenen Nachrichten zufolge ist Suleiman Pascha gestern in Dede Aghatsch gelandet. 5.
— (W. T. B.) Einem Telegramm der „Cölnischen Zei⸗
tung“ aus Konstantinopel vom 21. d. zufolge hat Osman
Pascha Widd in nach Zurücklassung einer geringen Besatzung
gestern folgende Proklamation vorgelesen: „Se. Majestät
verlassen, um über Nisch nach Sofia zu marschiren.
Konstantinopel, 22. Juli. (W. T. B.) Der Ober⸗ kommandant der Donauarme, Mehemet Als Pascha, ist in Schumla eingetroffen, Suleiman Pascha hat das Kommando der von Reouf Pascha konzentrirten Balkanarmee übernommen.
Konstantinopel, 22. . (W. T. B.) Vom euro⸗ päischen Kriegsschauplatze wird der hiesigen „Agence Havas⸗ Agentur“ gemeldet: Das in der Richtung auf Phil ippopel marschirende russische Corps ist von den Türken bei Kalifer aufgehalten worden, woselbst sich ein Kampf entspann. — Mehemet Ali afcha ist nach Schumla abgereist.
Pera, 21. Jui. (W. T. B.) Der Minister der Auswärtigen Angelegenheiten hat den Vertretern der Pforte im Auslande folgende Mittheilung zugehen lassen: Der Kommandant von Widdin, Osman Pascha, meldet uns von Plevna, daß der Feind am Donnerstag nach einem heftigen siebenstündigen Gefechte geschlagen wurde und dabei große Verluste erlitt. Am folgenden Tage griffen die Russen in beträchtlicher Anzahl von Neuem in mehreren Kolonnen die Kaiserlichen Truppen an, mußten aber in Folge eines kräfti⸗ gen Gegenangriffs unserer Truppen bald in 22 Unordnung. und unter sehr bedeutenden Verlusten die Flucht ergreifen. Eine große Menge Waffen und Munition und 3 Munitions—⸗ wagen blieben in den Händen der Unsrigen.
Wien, 21. Juli. (W. T. B.) Telegramm der „Presse“ aus Konstantinopel: Die Festungen in Bulgarien und Rumelien, selbst Adrianopel, sind nichts vertheidigungs⸗ fähig. Auf den Wällen von Adrianopel fehlt es an Kanonen. Die für Adrianopel bestimmten Geschütze stehen noch auf ver— schiedenen Bahnhöfen. Die Türken arbeiten mit großer An⸗ strengung, um das Versäumte nachzuholen.
n ,, . Die „Pol. Korr.“ ver⸗ öffentlicht ein Telegramm aus Bukarest vom heutigen Tage, wonach das Corps des Großfürsten⸗Thronfolger Rustschuk belagert. Die Beschießung der Festung werde unverzüglich beginnen. Das X. russische Armee⸗Corps befindet sich auf dem Vormarsche gegen Widdin. Dem aus der TDobrudscha vorrückenden russischen Corps wird schweres Belagerungs— geschütz nachgeschickt. Die Do nau ist von Hirsova bis zur Mündung frei und wird von den Russen zum Transport von Kranken und von Munition benutzt.
— (W. T. B.) Aus Rasgrad vom 18. d. wird der „N. fr. Pr.“ gemeldet: Gestern Mittag wurde Popkioi, süd⸗ lich von hier, nach unbedeutendem Gefechte von Kosaken be⸗ setzt. Die Eisenbahn zwischen Varna und Rustschuk hat den Verkehr zwischen Varna und Tschernawoda, der letzten Station vor Rustschuk, wieder aufgenommen.
Wien, 22. Juli. (W. T. B.) Telegramme des „N, W. Tageblattes“. Schumla, 20. d.: Gestern fand bei Kadikoi zwischen Sliwno und Jeni Zagra ein Gefecht statt. Die Russen sollen Sliwno besetzt und dann wieder geräumt haben. — Krajowa, 21. d.: Große russische Truppenmassen marschiren durch Slatina nach Widdin, um d Festung zu belagern. Die Türken verstärken deshalb die Befestigungswerke von Widdin auf der Landseite. —Bukarest, 21. d.: Seit vor⸗ gestern findet ein lebhaftes Geschützfeuer aus Kalaraschi gegen Silistria statt.
Wien, 23. Juli. (W. T. B.) Telegramm des ‚N. W. Tageblattes“ aus Rasgrad: Bei Popkoi fand am 18. d. ein Gefecht zwischen einer russischen Abtheilung und 2000 Baschibozuks statt. Letztere wurden, nachdem die Russen Ver⸗ stärkungen erhalten hatten, nach Haidarkoi zurückgeworfen. — Eschref Pascha hat einen Vorstoß gegen Obrebnik gemacht, und dasselbe besetzt. — Die Russen haben Jamboline besetzt.
London, 22. Juli. (W. T. B.) Dem „Reuterschen Bureau“ wird aus Küstendsche vom 20. d. gemeldet: Ein Kosaken-Regiment ist mit 6 Kanonen hier eingetroffen.
Lon don, 23. Juli. (W. T. B.) Meldung des „Reuter— schen Bureaus“ aus Adrianopel von gestern: Vom Corps Suleiman Paschas sind 18060 Mann nach Jamboli und Jeni Zagra abgegangen, Suleiman Pascha folgt denselben mit dem Reste seines Corps bis zum Donnerstag nach. Die Arbeiten zur Befestigung der Stadt sind beendet und die Verschanzungen armirt. 9
— Aus Galatz, 16. Juli, wird der „Pol. Korr.“ ge⸗ schrieben: —
Ueber die Bewegungen der russischen Armeen in Bulgarien wird hier Stillschweigen beobachtet. Man befindet sich am Vorabende wichtiger Kriegsereignisse. Die russischen Armeen nähern sich den beiden Seiten der türkischen Aufstellung im Festungsvierecke. Gestern sind starke russische Abtheilungen bis auf einige Kilometer vor Rust⸗ schuk vorgerückt und das Centrum der russischen Armee muß schon in wenigen Tagen den Angriff gegen die genannte Festung richten. Der linke Flügel unter General Zimmermann. rückt von Hirsowo aus gegen Raßsowa, um von dort,. Silistria mas—⸗ kirend, der töürkischen Aufstellung in die Flanke zu fallen. Dieser Vorstoß wird aber von Fachmännern als sehr riskirt ange⸗ sehen, weil General Zimmermann selbst von den am Trajanwalle massirten türkisch⸗egryptischen Streitkräften unter Prinz Hafsan in der Flanke bedroht ist, und nicht über genügende Kräfte verfüjt, um vorzurücken, und gleichzeitig einen energischen Flankenangriff abzu⸗ wehren. Bessarabien, welches bis jetzt beinahe von Truppen entblößt war, fängt wieder an, sich mit neu ankommenden Nachschüben zu füllen. Von Akkermann und Kischeneff werden stacke Truppen—⸗ durchzüge gemeldet. Es ist wahrscheinlich, daß die Kavallerie⸗ Abtheilungen und der Train doch durch Galatz pas⸗— siren. Was die Infanterie und Artillerie betrifft, sind für deren Trantportirung eine große Anzahl Waggons bereits bestellt. Heute sind die letzten rumänischen Pontons erpedirt worden. Es ist wahr⸗ scheinlich, daß dieselben für russische Zwecke in Giurgewo (oder Um⸗
egend) dienen werden. Die Vorarbeiten für die Bahn Bender 8 haben schen begonnen und gehen sehr leicht von statten, denn an Arbeitern fehlt es bei der herrschenden Geschäftslosigkeit nicht und es scheint auch, daß die Bahn in einer provisorischen Weise, ungefähr wie eine fliegende Bahn, gebaut werden wird. Natürlich bleibt die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß sie später einen stabileren Charakter annimmt.“
— (W. T. B.) Aus Cettinje wird der „Presse“ un⸗ term 23. gemeldet: Die Türken gingen gestern von der Suttorina aus gegen Granitza vor, wurden aber, noch ehe sie die Grenze überschr iten konnten, von den Montenegri⸗ nern zurückgeworfen.
— Der „Times“ ⸗Korrespondent in Cettinje macht über die letzten Gefechte in Montenegro Angaben, denen zufolge die Montenegriner im Ganzen 160990 bis 1200 Todte verloren haben. Die Schätzung des türkischen Verlustes auf 10,0900 Mann sei entschieden Üübertrieben.
9 — Aus CEettinje, 14. Juli, schreibt man der „Pol. ,
„Obwohl es hier bekannt ist, daß die Bataillone Suleiman Paschas sich in Antivari einsckiffen, um auf den bulgarischen Kriegẽ⸗ r, geworfen zu werden, so sind dennoch von Seite der monte⸗ negrinischen Heerführung alle Vorkehrungen getroffen worden, um von
einer eventuellen Rü kehr der etwa noch nicht eingeschifften Ba⸗ taillone nicht überrascht zu werden. Gestern Abends ist vom Haupt- nartier der Befehl eingetroffen, daß die der südlichen Grenze zunächst
findli 4 bis 5. Bataillone, die morgen schon nach Orja⸗Luka, eventuell nach Planinitza, hätten abgehen ien vorerst noch in ihren . verbleiben, sich jedoch jeden Augenblick marschbereit alten mögen. Daß übrigens Suleiman Pascha, abgesehen von den nöthigen Garnisonen, die Grenze nicht ganz entblößt oder wenigstens nicht die ganze waffenfähige Bevölkerung der Grenzdistrikte mit- enommen habe, wie man anfänglich anzunehmen bereit war, dies eweist schon der gestern telegraphisch mitgetheilte Kampf der Ba—⸗ taillone des Pero Pejovics an der Tara, der, obwohl erfolgreich für die Montenegriner, dennoch klar darthut, daß man türkischerseits nicht nen, sei, die Montenegriner unbehellizt operiren zu lassen. Immerhin kann Montenegro ohne erhebliche Gefahr jetzt sein Heer theilen. Die Vorsicht, mit der man die südlichen He ailkine vor⸗ läufig auf ihren Stationsplätzen beläßt erscheint strategisch ganz gerechtfertigt.
Asiatischer Kriegsschauplatz. Konstantinopel, 21. Juli. (W. T. B.) Ein Tele⸗ gramm Moukhtar Paschas vom 19. d. meldet: Russische Truppen rückten aus ihrem Lager bei 6 von Kavallerie unterstützt gegen den rechten türkischen Flügel bei Kediter vor, wurden aber nach einem hartnäckigen Kampfe von den türki⸗ schen Truppen zum Rückzuge gezwungen und bis zu ihrem Lager verfolgt. Die Russen ließen 259 Todte auf dem Kampf⸗ platze zurück. Die Verluste der türkischen Truppen betrugen 35 Todte und 58 Verwundete. Das Lager Moukhtar Paschas wurde danach 15 Stunde weiter nach vorwärts ver⸗ legt. — Eine Depesche Ismail Paschas vom 18. d. berichtet über ein wenig erhebliches (zefecht an der russischen Grenze. Konstantinopel, 22. Juli. (W. T. B.) Nach einer
Meldung der hiesigen „Agence Havas“ vom kleinasiatischen Kriegsschauplatz hat Moukhtar Pascha die Höhen von Akbunar besetzt. D In einer Korrespondenz der „Wiener Abendpost“ aus St. Petersburg, 16. Juli, heißt es:
Die Mißerfolge in Afien sind der zu geringen Stärke des russischen Heeres zuzuschreiben, welches gegen einen weitaus stärkeren 2 der noch dazu durch die Flotte unterstützt war, nicht Stand halten konnte. Die vom Hauptmanne Stockfisch kommandirte Be⸗ satzung der Citadelle von Bajazid hat große Tapferkeit entwickelt. Die Truppen lebten die letzten Tage nur vom Fleische der gefallenen Pferde, fast alle waren durch die fürchterlichen Ausdünstungen der von den Kurden ermordeten Einwohner der Stadt erkrankt, so daß die Hülfe gerade zur rechten Zeit kam. Die Kurden haben sopnohl den Russen wie den Türken große Verlegenheiten bereitet. Ihnen sind die Grausamkeiten zuzuschreiben, über welche vielfach Klage geführt wird. Ohne Unterschied überfallen diese Räu berhorden, welche dort kämpfen, wo es ihr Vortheil erheischt, Mohamedaner wie Christen. In Bajazid haben sie die ganze Bevölkerung ausgerottet. Jetzt eilen zwei Divisionen Infanterie und das dritte hier , der Don⸗ Kosaken, 20 Reiter ⸗Regimenter und 10 Batterien zur asiatischen Armee. Tausende von Eisenbahnwaggons sind den nach Rostow am Don führenden Linien zur Verfügung gestellt, um die Truppen und den Train zu befördern. Nach Ankunft dieser frischen Truppen, über W000 Mann, wird die asiatische Armee die Offensive zum zweiten Male ergreifen. Inzwischen wird der Aufstand im Kaukasus mit aller Energie bekämpft. Die durch die Waffen untzrworfenen Re⸗ bellen werden mit ihren Familien in nordtussische Gouvernements zur Ansiedelung geschickt. Dort giebt man ihnen Land und alle Mittel, dasselbe zu bebauen, so daß sie, wenn sie arbeiten wollen, ihr gutes Auskommen finden.“
Nr. 13 des Archiv für Post und Telegraphie, Beiheft zum Amtsblatt der Deutschen eg we. und Telegraphenverwal⸗ tung“, hat folgenden Inhalt: J. Aktenstücke und Aufsätze: Die
griechische Post im Jahre 1876. — Ermittelung des Stromverlustes auf der unterirdischen Linie Berlin⸗Halle a. S. — Ein Besuch auf den irischen Küstenstationen der atlantischen Kabel. (Erster Artikel) — Ein kurzer Abriß der Geschichte des Leipziger Handels. — II. Kleine Mittheilungen: Die dänische Zeitschrift für Postwesen. — III. Literatur des Verkehrswesens: W. S8. Lindsay. Histor of merchant shipping and ancient commerce. — IV. Zeitschriften⸗Ueberschau.
2 Statistische Nachrichten. (Stat. Corr.) Auf preußischem Gebiete beschäftigte die In⸗
dustrie der Steine und Erden am 1. Dezember 1875 in 24,947 Be Innerhalb dieser Gewerbegruppe, der
trieben 142,685 Personen. 131 og aller industriellen Betriebsstãtten und 3.6 ( der gewerb⸗ treibenden Bevölkerung des preußischen Staats angehören, nimmt die Gewinnung von Lehm und Thon und dessen Verarbeitung zu Ziegeln und Röhren eine hervorragende Stelle ein; denn diesen Gewerben dienten 10084 Betriebe, in denen am Zählungs tage 50, 980 und im Qurchschnitte des Jahres 86713 Personen ö fanden. So gehörten den genannten Industrien 40,2 von 109 Be⸗
triehen der ganzen Gewerbegruppe und 3553 Co der darin thätigen
Personen an.
. Dem Betriebe dieser Gewerbzweige wird sein Gebiet in erster Linie von der geologischen Beschaffenheit des Bodeng vorgezeichnet. Naturgemäß ist ihre Verbreitung zunächst von der Mächtigkeit der Lehm- und Thonlager und dann von den ökonomischen Bedingungen abhängig, unter denen der Abbau und die Verarbeitung des Roh⸗ stoff es geschieht. Unter den letzteren nehmen die jeweilige Lage der Baugewerbe, die Entfernung der Fund⸗ und Betriebt stätten von den Mittelpunkten der Bauthätigkeit und endlich die Kosten, welche die Zufuhr der fertigen Produkte nach den Haupt ⸗Bedarfsplätzen ver⸗ ursacht, die erste Stelle ein. ;
Alles was hiernach für die günstige Entwicklung, namentlich des Ziegeleigewerbes, Erforderniß ist, wird in Preußen kaum wieder
ein anderer Landestheil so glücklich bei einander vereint besitzen, als
die Regierungsbezirke Potsdam und Frankfurt, deren ausgiebige Thon⸗ und Lehmlager durch Wasserstraßen mit der Hauptstadt ver—⸗ bunden sind; namentlich in dem ersteren der beiden Bezirke hat diese Industrie sich sehr günstig entfaltet. Hier hat sie im Gegensatz zu
dem benachbarten Bezirke in größeren Betrieben sich konzentrirt, in
denen nach Verwendung eines größeren Anlagekapitals die Produktion zu einer technisch gut geregelten wurde. Zur Bestätigung des Ge— sagten diene folgende Uebersicht, welche diejenigen Regierungsbezirk aufführt, in denen die in Rede stehenden Gewerbe eine größere Ver⸗ breitung besitzen. Es gehören denselben in den Betriebe ö beschäftigte Personen ö. mi am im Jahres⸗ überhaupt Motoren Zählungstage durchschnitt. , 293 8.268 12, 386 . w 157 3, 330 . 4 133 3,532 e 78 3, 103 Magdeburg. . 493 162 2, 723 k 286 162 3,340 ang 6546 177 2.351 1 416 203 1,340 4,516 Düsse dor. 6522 87 1,927 4,519 Die Industrien, über die bisher einige Nachrichten mitgetheilt wurden, sind nicht selten mit Kalk⸗ und Cementfabriken verbunden. In der Gewerbeklasse, welche diese und verwandte Industrien zu⸗
Bezirken
4 934 6, 250 4,384 4,762 5,357 4.239
sammenfaßt, wurden 1484 Betriebe ermittelt, in denen am Zaͤh⸗
lungstage 15, 182 und im Durchschnitte des Jahres 18104 Personen thätig waren. Hiervon kamen, um die drei, für diese Gewerbe wich⸗ tigsten Bezirke zu nennen, auf die
beschãftigte Personen
Betriebe mi am im Jahres⸗ Motoren Zählungs⸗ durchschnitt
tage Potsdam... 73 12 1905 1991 . 45 9 2307
1686 , 70 27 1650 2251
Regierungsbezirke überhaupt
Die gesammte mechanische Kraft, welche in den Betrieben der beiden genannten Gewerbeklassen thätig ist, wurde auf 17,384 Pferde⸗ stärken angegeben; davon entfallen 464 auf die Wasserkraft, 13, 650 und 665 maschinen . An Arbeitsmaschinen und Betriebsvorrichtungen endlich wurden in beiden Klassen ermittelt: 61 Poch⸗ und Stampfwerke mit 171 trockenen und 6 nassen Stempeln, 215 Kollerwerke, 894 Masse⸗ mühlen, 1139 Preßmaschinen für Ziegel und Lehm, 82 Preß⸗
stationäre und 3270 auf 334 transportable Dampf⸗
maschinen für Thon und 5 für Torf. 801 Röhren⸗Preßmaschinen, 597 Koksöfen, 1342 Brennöfen für Kalk und Gyps, 479 für Cement, 6137 für ig 226 für ordinäre, 260 für feuerfeste Thonwaaren und 25 für Steingut.
Der Jahresbericht der Handelskammer zu Cöln für 1876 enthält folgende Angaben über den dortigen Schiffahrtsverkehr: In die Lagerhäuser im Freihafen wurden 1876 eingeführt 88, 614 Ctr., ausgeführt aus denselben 92,190 Ctr, und blieben am Ende des Jahres auf Lager 44.199 Ctr., gegen 47,766 Ctr, am 31. Deiember 1875. — Die Lagergebühren betrugen 17.338 6 32 . An Werft⸗ Krahnen⸗ und Wagegeldern kamen ein 68 234M 18 . Die Winter⸗ häfen brachten auf ca. 702 S Gesammtbetrag der Hafen-, Winter⸗ hãfen und Lagergebühren 6,274 M 59 , gegen 84 565 M 1 31m Jahre 1875. — Im GCölner Hafen sind beladene Schiffe angekom⸗ men zu Berg im Jahre 1875: 1225 mit 1637394 Ctrn, zu Thal 3143 mit 1569, 644 Ctrn., zusammen 4358 mit 3,198,938 Ctrn.; zu Berg im Jahre 1876: 1152 mit 1,Ü692, 901 Ctrn, zu Thal 3009 mit 1,395,540 Ctrn., zusammen 4161 mit 3, 087,641 Ctrn. Aus dem Hafen fuhren beladene Schiffe ab zu Berg im Jahre 1875: 2096 mit 392,993 Ctrn,, zu Thal 1100 mit 4963733 Ctrn, zusammen 3196 mit 889, 26 Ctrn.; zu Berg im Jahre 1876: 1657 mit 488,543 Ftrn., 952 mit 541,394 Ctrn, zusammen 2609 mit 1,29, 937 ECtrn. Gesammter Hafenverkehr 1375: 7564 Schiffe mit 3775366 Etrn. 18763 6770 Schiffe mit 3,933,904 Etrn., mithin 1876 weniger 794 Schiffe und 153860 Ctr, Ladung. Unter jenen 6770 Schiffen befanden sich 4385 Dampfschiffe mit 1 258, 815 Ctrn.; 2385 Segel⸗ schiffe mit 675,956 Ctrn. Hiervon kamen an zu Bern 626 Dampf— schiffe mit 306,151 Ctrn.; 526 Segelschiffe mit 1ů385, 850 Ctrn. Es kamen an zu Thal 1529 Dampfschiffe mit 283,918 Ctrn.; 1480 Segelschiffe mit 928950 Ctrn. Es fuhren ab zu Berg 14773 Dampf⸗ schiffe mit 360, 727 Ctrn.; 184 Segelschiffe mit 127,515 Ctrn. Es fuhren ab ju Thal F557 Dampfschiffe mit 308,054 Ctrn. ; 195 Segel⸗ schiffe mit 233,340 Ctrn. An Flößen wurden angebracht zu Thal 1875: 312,398 Ctr. — 1875: 183,6574 Ctr. ;
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
. München, 18. Juli. (Allg. Ztg.) Die geisteswissenschaftliche Sektion der philosophischen Fakultät der hiesigen Universität hat ein—⸗ hellig beschlossen, den Hofkapellmeister und Professor der Musikschule, Wüllner, zum Ehrendoktor der Philosophie zu ernennen, sewohl in Rücksicht auf seine Leistungen als Komponist und Lehrer, als wegen seiner theoretischen und historischen Arbeiten im Gebiete seiner Kunst.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Bern, 21. Juli. (N. Zärch. Ztg.) Laut einer Mittheilung der Neuenburger Regierung ist in den Weinbergen bei Co⸗— lom bier die Reblaus aufgetreten. Die betreffende Parzelle ist sofort sequestrirt worden, und es hat das eidgenössische Departement des Innern von den eben hier versammelten Erperten zwei an Ort und Stelle abgesendet.
Gewerbe und Handel.
Bei der Magdeburger Allgemeinen Versicherungs⸗ Aktien⸗Gesellschaft kamen im Monat Juni 1877 442 kn fi zur Anzeige: 8 Unfälle, welche den Tod der Betroffenen zur Folge ge⸗ habt haben, 6 Unfälle, in Folge deren die Beschädigten noch in Lebensgefahr schweben, 30 Unfälle, welche für die Verletzten voraus sichtlich lebenslängliche, theils totale, theils partielle Invalidität zur Folge haben werden, und 400 Unfälle mit voraussichtlich nur vorüber⸗ gehender Erwerbsunfähigkeit.
Berlin, 23. Juli 1877.
Der 5 Adolf Mühling in Berlin hat im Jahre 1861 aus Veranlassung der damaligen glücklichen Er⸗ rettung Sr. Majestät des Kaisers und Königs bei dem Attentat auf Allerhöchstdenselben am 14. Juli des genannten Jahres im Anschlusse an den Nationaldank für Veteranen eine Spezial-Stiftung zum Besten schulpflichtiger Kinder von Unteroffizieren der Armee mit der Bestimmung errichtet, daß die Revenüen alljährlich am 14. Juli zur Verwendung gelangen. Nachdem die Revenüen dieser Stiftung der Reihe nach in den Bezirken der preußischen Armee⸗-Corps vertheilt worden sind, ist im Jahre 1877 die Summe von 2590 6 an fleißige schulpflichtige Kinder von Unteroffizieren aus dem Be— reiche des IV. Armee⸗Corps zur Vertheilung gelangt.
. Die am 21. d. M. von Stapel gelassene Korvette „Sachsen“ ist 290 lang, 58 breit, 26 5ů“ tief, und hat bei voller Ausrüstung ein Gewicht von ca. 145,009 Ctr, dabei einen Tiefgang von 19. Es ist außerdem das stärkste Panzer⸗ schiff der deutschen Marine. Die Panzerung ist in folgender Weise ausgeführt: Als innerste Haut ist eine wasserdichte 32 Mm. starke Beplattung vorhanden, worauf zuerst eine Schicht Teakholz von 2900 Mm. Stärke befestigt ist; auf dieser ist die erste Panzerplattenlage von 152 Mm. Stärke gebolzt, hierauf dann wieder eine 300 Mm. starke Teakschicht, und endlich auf letzterer eine 2564 Mm. starke Panzer⸗ platte befestigt. Das Ganze zusammen ist durch 1060 Mm. starke schmiedeeiserne Bolzen fest verbunden. Von oben ist die Kasematte geschützt durch ein 2“ starkes schmiedeeisernes Verdeck. Auf diesem Verdeck befinden sich in der Längsrichtung des Schiffes zwei gepanzerte Thürme, von denen der hintere vier 23 Cm. Geschütze und der vordere Thurm 2 Geschütze von demselben Kaliber aufnimmt. Beide Thürme sind mit 254 Mm,. starken Panzerplatten umgeben. In dem hinteren Thurme befindet sich ein etwas höherer ge— panzerter Kommandothurm, von welchem aus die Kommandos beim Gefecht ertheilt werden. Zur Sicherheit des Schiffes befindet sich im Innern vor und hinter der Kasematte unter Wasser ein 38“ starkes schmiedeeisernes Verdeck und auf diesem an den Seitenwänden des Schiffes ein ca. 1 Meter breiter und 2 Meter hoher Korkgürtel, um das Schiff im Gefechte vor dem Sinken zu schützen, falls der vordere oder hintere nicht gepanzerte Theil von Geschossen durchlöchert wird. An dem . sitzt ein sehr scharfer, ca. 3 Meter langer Sporn zum Anrennen feindlicher Schiffe. Die Bauart des Schiffes ist analog den ihn Panzerschiffen zellenartig, nur hat dieses Schiff außerdem eine eiserne Mittelwand, wodurch es in der Länge in zwei wasserdichte Abtheilungen getheilt und der Verband des . es wesentlich gesichert wird. Zur Fort⸗ bewegung dieses Koloffes dienen zwei Maschinen von je 2800
Vferdestarke, die una hang von einander zwei vierflügelige Erz
Schrauben bewegen. Zur eugung des Dampfes dienen 8
Kessel mit 32 Feuerungen.
Ihm Flora ⸗Etablissement zu Charlottenburg hat jetzt auch die große Musa Ensete, welche an der hinteren Schmalseite des Palmenhauses steht, eine kräftige Blüthe entwickelt.
Danzig, 19. Juli. Vor einigen Wochen theilte die Danziger Zeitung“ mit. daß zur Inangriffnahme der ersten Vorarbeiten für die projektirte Weichsel⸗Nogat⸗Regulirung, zur Abtragung des Mösländer Flügeldeiches, durch die hiesige Königliche Regierung Ordre ertheilt sei. Seit dem 9. d. M sind nun diese Arbeiten, wie dasselbe Blatt heute meldet, auf dem linken Weichselufer in regster Ausführung. Der durch die Abtragung des Deiches gewonnene Boden wird verwendet, um den Deich jwischen Falkenau und Alt— Mösland zu erhöhen und zu verstärken, was den vom Hochwasser und Cisgang stets bedrohten Bewohnern eine große Beruhigung ver— schafft. Es sind bereits zwei Maschinen mit vielen Förderwagen seit 8 Tagen in Betrieb; ferner wird ein Schacht mit Pferdebetrleb eingerichtet. Ein Transportdampfer bringt täglich die erforderlichen Utensilien an die Baustelle.
Bückeburg, 18. Juli. (Lipp. Reg. und Anz.⸗Bl) Der gehegte Plan, in Bückeburg den Gefallenen des Krieges von 187071 ein Denkmal zu setzen, soll nunmehr aus— geführt werden. Vor einigen Tagen haben die Auf stellungsarbeiten in der Nähe des Bahnhofes begonnen. Die Einweihung wird vor— aussichtlich am 2. September stattfinden.
New -JYJork, 21. Juli. (W. T. B. Seit mehreren Tagen strikten, wie gemeldet, die Beamten und Maschinisten der Eisenbahn Baltimore⸗Ohio. Der Verkehr der Züge war völlig ein⸗ gestellt. Von Martinsburg trafen darauf Bundestruppen ein, welche die Ordnung wiederherstellten und die Führer der Strikenden ver— hafteten. Seitdem hat sich aber der Strike überall im Lande ver breitet und hat sich eine allgemeine geheime Verbindung der Eisen⸗ bahnbeamten herausgestellt. Der Eisenbahnverkehr in Pennsvlvanien und Ohio ist zur Zeit gestört. Mehrere Regimenter Miliztruppen sind zum Schutze der Eisenbahnlinien e ener n, worden. Gestern Abend griff in Baltimore eine Volksmenge von ungefähr 5000 Mann die Truppen an und verwundete mehrere Soldaten. Die Truppen gaben Feuer, wobei 10 Aufrührer getödtet und 30 verwundet wurden. Der Bahnhof und das Telegraphenbureau wurde von dem Pöbel 6 . TEK) Die G p — 22. Juli. . T. B.) Die Stadt Pitts burg (Pennsylvanien) befindet sich in den Händen einer Menge von 3000 Strikenden und ihrer Parteigenossen. Gestern Nachmittag gaben die Miliztruppen auf die Ruhestörer Feuer, wobei 20 Personen getödtet und 29 ver⸗ wundet wurden. Auch einige Soldaten fielen. Brandlegungen und die Ruhe störende Demonstrationen sind auch an anderen Orten vor⸗ ekommen. Der Verkehr der Züge der Eisenbahnen in Pennsylvanien ist noch gestört. Der Strike dürfte sich voraussichtlich auch auf die Beamten der Eisenbahn Ohio-Mississippi ausdehnen. In Balti⸗ more sind einige hundert Personen verhaftet worden. (Später.) Der gestrige Abend und die darauf folgende Nacht haben in Pittsburg zu weiteren Ausschreitungen geführt. Die Aufständi⸗ schen hatten Gewehre n , in ihre Gewalt gebracht, feuerten auf die Wagen und Werkstätten der Eisenbahn und richteten Geschütz⸗ feuer auf das Maschinenhaus, wo sich, die Miliz verschanzt hatte. Ein erster Versuch der Miliz, das Maschinenhaus zu verlassen, wurde von den Aufständischen zurückgewiesen, ein zweiter gelang. Es wurden aber 30 Personen getödtet und sehr viele verwundet, 125 Maschinen und Wagen wurden zerstört, der Bahnhof ging in Flammen auf. Der Schaden wird auf 2 Millionen Doll. angeschlagen. Der Sheriff
von Pittsburg ist getödtet, der Milizen⸗General Pearson verwundet. Die Miliz, die sich auf das rechte Ufer des Alleghanyflusses zurück— gezogen hatte, wurde von den Aufständischen verfolgt und zerstreut; es herrscht in Pittsburg die vollständigste Anarchie. Der Strike greift immer weiter um sich. Die Miliz ist in Pennsylvanien überall in Bewegung, um sich gegen den Schauplatz des Aufstandes zusam—⸗ men zu ziehen. In Baltimore werden Truppen unter General Hancock konzentrirt. . ö.
Bäder⸗Statistik.
Aachen (Kurgäste und Fremde) bis 21. Juli.. Augustusbad (bei Radeberg in Sachsen) bis 19. Juli k J Charlottenbrunn (Kurgäste 589, Durchreis. 170) bis 18. Juli . Cudowa (Kurgäste 462, Durchreisende 89) bis 18. Juli Doberan (Heilige Damm) bis 15. Juli. . D 1 Ems (Kurgäste 5317, Durchreisende 3084) bis 20. Juli Ems, Bad Nassau (Wasserheilanstalt) bis 20. Juli. M1 ni Friedrichroda und Reinhardsbrunn (Gotha) bis 17. Juli. JJ 2 Grund (Braunschweig) bis 5. Juli!. Harjburg (Braunschweig) (Kurgäste 1008, Durchreis. 2690) J Homburg v. d. H. bis 14. Juli. Kissingen bis 11. Juli. Kösen bis 15. Juli .. Kreuznach bis 29. Juli. Landeck bis 18. Juli.. d Lauterberg a, H. (Kurgäste und Fremde) bis 10. Juli. Lippspringe (Arminiusquelle) bis 13. Juli. . Nenndorf (Reg. Bez. Cassel) bis 20. Juli. ö Neufahrwasser, Westerplatte u. Weichselmünde bis 15. Juli Niederbronn bis 14. Juli. J J ö Obernigk (Schlesien) bis 15. Juli Deynhausen (Kurgäste 2325, Durchreisende 662) bis 20. Juli . w / nn,, d,, . Reinerz Kurgäste 1568, Durchreisende 267) bis 18. Juli. Rothenfelde (Oldenburg) bis 15. Juli!. Rügenwalde bis 15. Juli.... Saljjbrunn bis 18. Juli ; Schandau bis 29. Juli.. . r ö 1. w Schweizermühle (im Bielagrunde in Sachsen) bis 20. Juli ö Hf 3. . . , l Warmbad (bei Wolkenstein in Sachsen) bis 20. Juli.
e, n rb 1 J eißer Hirsch mi erloschwitz (Sachsen) bis 21. Juli. Wiesenbad (bei Annaberg in Saͤchsen) bis * K Wildungen bis 17. Juli
Wittekind (bei Giebichenstein und Halle) bis 12. Juli Zoppot (bei Danzig) bis 15. id . ö ö