1877 / 203 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 30 Aug 1877 18:00:01 GMT) scan diff

noch stattfinden werde. Die polnischen Blatter melden näm⸗ lich, der Statthalter habe Instruktionen erhalten, wonach die Abhaltung der Adreßdebatte hintertrieben werden soll. ne polnischen Abgeordneten, welche Mitglieder der emein⸗ amen Delegationen sind, haben bereits über ihre künftige Haltung hinsichtlich der auswärtigen Lage berathschlagt; die polnischen Blatter sprechen sich diesbezüglich gemäßigt aus.

Krakau, 28. August. Der „Czas“ bedauert die neuen Amendements zur Adresse und warnt energisch vor den un⸗ heil vollen Folgen derselben für ganz Polen, besonders für die in Rußland lebenden Polen.

Pest, 28. August. In der heute eröffneten Quartal⸗ Kongregation des Pester Komitats wurde beschlossen, zur Be⸗ grüßung des Kaisers, welcher sich am 12. September nach Czegled zu den Kavalleriemanövern begiebt, eine vom Dbergespan geführte Deputation zu entsenden Der

oll Russchuß des Abgeordnetenhauses beginnt seine Sitzungen erst am 1. September.

Schweiz. Bern, 28. August. (N. Zürch. Ztg.) Dem Vernehmen nach hat die Kantonsregierung heute Vor⸗ mittag beschlossen, in corpore ihre Demission einzureichen. An⸗ gesichts der im nächsten Mai stattfindenden Gesammterneue—⸗ rung des Großen Rathes wird sie indessen wohl auf Wunsch des letzteren die Geschäfte bis dahin fortführen.

Niederlande. Amsterdam, 26. August. (Leipz. Ztg.) Der König wird, wie man aus dem Haag meldet, neuerer Ent⸗ schließung zufolge schon dieser Tage eine Reise ins Ausland unternehmen, und zwar nach Paris. Zur Eröffnung der Sesfion der Generalstaaten, welche den Bestimmungen der Verfassung gemäß in der zweiten Hälfte Septembers erfolgt, würde Se Majestät wieder nach dem Haag zurückkehren.

Großbritannien und Irland. London, 28. Aug: ij. (A. A. E.) In Liverposl tagte gestern die jährliche Konvention der „Home-Rule“-Konföderation von Großbritannien unter dem Vorsitze des Mr. Butt. Die Verhandlungen wurden hinter verschlossenen Thüren geführt. Die gefaßten Beschlüsse fordern die Home⸗Rule Liga im In⸗ lande auf, eine nationale Konferenz einzuberufen, um die Grundlagen, welche der Politik der Home⸗Rule⸗-Partei zur Richtschnur dienen sollen, festzustellen, und billigen das Ver⸗ halten derjenigen Mitglieder der Home⸗Rule⸗Partei im Unter⸗ hause, welche sich durch ihre Verschleppungstaktik in der ver— flossenen Session den Beinamen „Obstructi ves erworben haben.

Frankreich. Paris, 28. August. Einer Mittheilung des „Journal officiel“ zufolge, ist Bucheron, genannt Saint—⸗ Genest, Reserve⸗Lieutenant im 9. Chasseur⸗Regiment, der sich als Autor verschiedener Artikel des „Figaro“ bekannt hat, welche beleidigende Angriffe gegen seinen Vorgesetzten, den Kriegs⸗ Minifter enthalten, auf Grund des Art. 13 des Dekrets vom 15. Juli 1875 von dem Militär⸗Gouverneur von Paris mit 30tägi⸗ gem strengen Arrest bestraft worden. Eine fernere Mittheilung des amtlichen Blattes bezieht sich auf die vom Kriegs-Minister angeordnete Wiederentlassung einberufener Reservisten

der Klasse 1870 und ist im Wesentlichen geichlautend mit dem schon mitgetheilten offizibsen Communique. Der „Moniteur universel“ schreibt: Man versichert uns, daß der Bruch zwischen der Gruppe Rouher und der Gruppe Cassagnac, trotz zahlreicher Vermittelungsversuche

lung der maßgebendsten bona⸗ partistischen Persönlichkeiten, nicht nur nicht beigelegt ist, son⸗ dern fich mit jedem Tage erweitert. In verschiedenen Departements ist davon die Rede, daß jede der Gruppen ihre besonderen Kandidaten aufstellen werde, wie dies in der Eure und in der Gironde schon thatsächlich geschehen ist. Der „Francais“ meldet, die telegraphische Nachricht bestäti⸗ gend, Hr. Gambettg werde von dem Zuchtpolizeigericht von Lille verfolgt werden, und zwar namentlich unter der Anklage wegen Beschimpfung des Präsidenten der Re⸗ publik und der Minister. Zugleich sollen zwei Zei⸗ tungen vor Gericht gestellt werden; die „Republigque rangaise“ und der. irg gres du Nord“, die beiden

lätter, in denen die Rede zuerst veröffentlicht wurde. Im „Figaro“ bhespricht ein Rechtskundiger die Strafe, welche die gerichtliche Verfolgung des Hrn. Gambetta nach sich iehen könne, wenn die beiden Anklageyunkte: 1) Beschimpfung 6 Marschall⸗Präsidenten, 2) . der Minister, aufrecht erhalten werden, und gelangt zu folgendem Resultat; „Wird er des Angriffes gegen die Rechte und die Autorität des Marschall⸗Präsidenten angeklagt, so kann er mit drei Mo⸗ naten bis fünf Jahren Gefängniß und 300 bis 6090 Francs bestraft werden. Wird er swie bei dem Fall Bonnet⸗Duverdier) des Vergehens der einfachen Beleidigung schuldig befunden, fo kann er mit einem Monat bis drei Jahren Gefängniß und mit 100 bis 5000 Francs bestraft werden.“

30. August. . T. B.) Gambetta und der Gerant des Journals „République franegise“ sind zum Freitag vor den Untersuchungsrichter des Seine Tribunals geladen worden.

Italien. Rom, 26. August. Die „Gazzetta uffiziale“ veröffentlicht das Dekret des Königs, vom 12. August, be— treffend die Herstellung von Befestigungen zur Vertheidi⸗ gung Roms, die Anlegung von Magazinen und die Errich— kung der dazu dienenden Baulichkeiten. Auf Befehl des Marine⸗ Ministers sind die im Hafen von Tarent vor Anker liegenden Panzerschiffe „Roman und „Affondatore“, sowie die Aviso⸗ dampfer „Rapido“ und „Cariddi“ am 20. August dem Kom⸗ mando des Contre⸗Admiral Del Santo anvertraut worden und nach der Levante abgegangen.

Türkei. Konstantinopel, 28. August. Wie der W. „Presse“ von hier gemeldet wird, verlautet bezüglich der im naͤchsten Monate stattfindenden Parlam entsCwahlen, daß dieselben nach dem vom Parlamente selbst aufgestellten Wahl⸗ modus vollzogen werden sollen und würde dadurch die Anzahl der Deputirten der Hauptstadt, ebenso auch des ganzen Reiches um das Vierfache vermehrt werden. Unter den Gesetzes⸗ vorlagen, welche der Minister des Innern für das Parlament vorbereitet hat, befindet sich auch eine, welche auf die Ver— einfachung der Verwaltung des Reiches Bezug hat.

29. August. (W. T. B.) Namyk Pascha wurde zum Präsidenten des Kriegsrathes ernannt, welcher mit der Leitung der militärischen Sperationen beauftragt ist. Re⸗ dif Pascha hat sich dem ,,. noch nicht .

Belgrad, 29. August. (W. T. B.) Dem „N. W. Tage⸗ blatt“ wird von hier gemeldet: Die serbische Opera⸗ tionsarmee rückt in einer Stärke von 40,009 Mann aus. Die am Topcider⸗Berge lagernden s Bataillone sollen morgen an die Grenze abrücken. Das Brückenmaterial soll bei Kla⸗ dowa und am Timok bereit gehalten werden.

Das vom Für⸗

werden kann, als Ende Mai oder Anfang

1

sten überbrachte Geld ist die letzte Nate der im vori⸗ gen Jahre in Rußland kontrahirten serbischen Anleihe.

(W. T. B) Aus Belgrad wird der „Pol. Korr. vom 29. telegraphirt: Gruic ist zum Chef des serbischen Generalstabes ernannt. Die aus dem russischen Hauptquartier hier eingetroffene Intendanz macht große Einkaufe an Ge⸗ treide und Vieh.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 25. August. (S. N) Am Schlusse des vorigen Jahres wurde von dem König ein Artillerie⸗Comits mit dem General- Feldzeug⸗ meister Freiherrn Leyonhufvud als 6 erwählt, dem der Auf zufiel, ein Gutachten ü die Einsetzung einer für Heer und Flotte gemeinschaftlichen Be⸗ hörde zur Konstruktion, Anschaffung und Prüfung von Schießwaffen anzufertigen. Dieses Comité hat jetzt sein Gutachten abgegeben und schlägt vor: 1) daß ein technisches Bureau für Heer und Flotte mit einem Ar⸗ tillerieoffizier als Ehef und 11 anderen Offizieren errichtet werde, und 2) daß der Staat entweder einen Theil der Finspongschen Kanonengießerei, welche für 12,000 Kronen jährlich zu haben ist und außerdem 40,009 Kronen an Be⸗ triebsausgaben kosten würde, pachte, oder die ganze Anlage käuflich erwerbe sdieselbe ist für 1,500,000 Kronen zu haben und auf 1,222,120 Kronen taxirt) oder aber seine eigene Kanonengießerei bei Hörle, 61 Meilen von Jönköping dazu hergebe, welche circa 1,306,009 Kronen kosten würde. Den letzigenannten Vorschlag empfiehlt das Comité besonders.

Amerika. Nach einem Telegramm der „Daily News“ aus New⸗York, vom 29. d. Mts, ist Brigham Young am Mittwoch Nachmittag in der Salzseestadt nach sechstägiger Krankheit an der Unterleibsentzündung gestorben.

Asien. Japan. Tokio, im Juli 1877. Die Operatio⸗ nen der japanischen Armee gegen die Rebellen in Kiushin nehmen neuerdings eine für die Sache der Regie⸗ rung etwas günstigere Wendung. Der General und Polizei⸗ Chef Kawadst hat von Hitoyoschi aus, welches er Anfangs Juni einnahm, die Grenzpäßse zwischen Higo und Satzuma üͤberschritten und mit der Armee⸗Abtheilung in Kagoschima die Verbindung hergestellt.

Um KFKagoschima wurde mit wechselndem Erfolge gekämpft, die Kaiserlichen hielten ihre Positionen, konnten aber nur wenig Terrain gewinnen.

Im Norden und Osten wird Kagoschima nach wie vor von den Rebellen eingeschlossen, starke Banden derselben, die sich im Rücken des General Kawadji wieder sammelten, sollen von den festen Gebirgsstellungen bei Kakute und Yoshita aus ,, zwischen Kumamoto und Kagoschima be⸗ rohen.

Es wird behauptet, Saigo beabsichtige nach der Insel Shikok überzusetzen, dort die Tosa-Samurai für sich zu ge⸗ winnen und schließlich mit diesen nach Osaka und Kioto vor⸗ zudringen. Trotz der allgemeinen Gährung und Unzufrieden⸗ heit in Tosa, die sich in zwei ziemlich geharnischten Petitionen an die Regierung ausspricht, scheint eine wirkliche Erhebung des dortigen Adels nicht zu befürchten, so lange es gelingt, die Satzumaner in Kiuschiu festzuhalten.

Wenn gegenwärtig im Großen und Ganzen Aussicht vorhan⸗ den ist, daß die Revolution auf Kiushipn beschränkt bleibt und wenn die Lage der Regierung jetzt eine günstigere genannt ö. Juni, so ist die Situation dessenungeachtet immer noch eine recht ernste.

Die Schäden und Kosten, welche der jetzt fast fünf Mo⸗ nate dauernde Bürgerkrieg mit sich bringt, müssen in ihren Folgen für das an und für sich arme Land höchst ver er lich werden. Zu den bereits verausgabten ca. 23 Millionen Kriegs— kosten kommen die verhältnißmäßig enormen Verluste an Menschenleben und Eigenthum. An eine Bestellung der Felder in Satzuma, Higo, Bungo und Hiuga und an eine Erhebung von Steuern in diesen Provinzen ist natürlich nicht zu denken. Die Reisernte in den reichen Flußthälern von Hiuga wird ebenfo spärliche Erträge liefern, wie der sonst sehr bedeutende Tabaksbau in Satzuma und Higo. Zur Zeit ziehen die Rebellen in den von ihnen occupirten Orten die fälligen Steuern ein.

In und um Kumamoto allein sollen bis zum Entsatz der Festung 16,900 Häuser in Asche gelegt sein.

Die Verluste der Kaiserlichen an Todten und Verwun⸗

deten in der Zeit von Mitte Februar bis Ende April be⸗ tragen nach amtlichen Veröffentlichungen 10,887 Mann, da⸗ von sind auf dem Schlachtfelde geiödtet 2135, in den Hospitälern verstorben 824, noch in Behandlung 5684; der Rest wird vermißt. Die erwähnten Petitionen der Tosa⸗Samurais enthalten sehr charakteristische Bemerkungen über die Lage des Landes. Eine derselben geht von der liberalen, die andere von der konservativen Samuraipartei aus. In der ersteren heißt es unter Anderem: Die Völker Asiens sind so niedergedrückt und niedrig ge⸗ sinnt, daß sie der Vernichtung ihres Reichs mit ebenso wenig Schmerz zusehen, wie der Enthauptung einer Holzpuppe. Wenn daher eines Morgens die ö von Außen ein⸗ dringen, so sind es die Männer der Regierung allein, welche Vaterlandsliebe zeigen. Und die Verantwortung hierfür trifft die Regierung. Daß aber ein Land, dessen Volk niedergedrückt nnd niedrig gesinnt ist, seine Selbständigkeit bewahre, das ist weder im Alter⸗ thum, noch auch in der Neuzeit möglich, gewesen. Aber nicht allein wird das Land seine Unabhängigkeit nicht bewahren können, auch dahin wird es schließlich kommen, daß jede Spur der gelben Race ausgewischt wird. Wenn die weiße Nace die Regierungsgewalt an sich gerissen und unter uns seßhaft geworden ist, dann wird bei dem bekannten Unterschiede zwischen ihr und uns, der Intelligenz und des Reichthums dort, der Beschränktheit und Armuth hier, es nicht ausbleiben, daß sie uns zu Frohndiensten zwingt; die Macht der Verhältnisse wird uns nach Osten und Westen 3 zerstreuen, Mann und Weih werden nicht mehr zusammen⸗ ommen und dem Wachsthum der gelben Race wird ein Ende gemacht sein. Das Land wird ein Land der Weißen. Sollte man bei diesem Gedanken nicht zittern, auch wenn man nicht friert? Müssen da nicht schleunigst Maßregeln getroffen werden?

Üeber die obenerwähnten Uebelstände, die aus der bereits zur . gewordenen Willkür der Regierung hervor⸗

egangen find, sind wir tief betrübt. Wir wollen aber keinen

enschen dafür verantwortlich machen.“

Daß das Volk sich seiner Bestimmung bewußt werde und sich selbständig und mündig fühlen lerne,

z seits mit daß so unser

Kaiserland sich mächtig entwickele und Euere Majestaät Ihre hohe Aufgabe —— durchführe, dazu bedarf es nur, daß eine Repräsentantenversammlung berufen und die Grundgesetze der Regierung geschaffen werden.

Im schroffen Gegensatz dazu steht die Adresse der konser⸗ vativen Samurais von Tosa. Dieselbe sagt:

„Wir Krieger hören, die Alten haben gesagt: der Herr⸗ scher findet seine Stütze allein in den Herzen der Menschen. Für ihn ist das Herz der Menschen, was für den Baum die e, ffir die Lampe das Oel und für den Fisch das

asser ist.

Zehn Jahre sind jetzt seit der Wiederaufrichtung der Kaiserlichen Herrschaft verflossen, und doch sind deren Fun⸗ damente noch nicht vollendet, alltäglich werden die staatlichen Einrichtungen abgeändert, allmonatlich durch andere ersetzt. Laut klopfen die Herzen des Volkes und es weiß nicht, . es seine Blicke richten soll. Das Land ist in steter Aufregung.

Schon 70 Tage währt der Krieg, die Verluste des Heeres

an Todten und Verwundeten belaufen sich auf Zehn Tausend,

und doch war es unmöglich zu siegen. Die Krieger aber und das Volk sitzen da, die Hände in den Aermeln und schauen zu, aber Keinem kommt es in den Senn zu helfen. Ja nicht allein nicht helfen wollen sie, Manche freuen sich heimlich, wenn die Rebellen gesiegt haben, und sind nicht im Mindesten bekümmert, wenn dle Kaiserliche Armee geschlagen worden ist. Bezeichnet dieser Zustand nicht eine Entfremdung der Herzen des Volkes?

Wenn jetzt nicht die Umkehr zur rechten Bahn erfolgt, die Grundlagen der Kaiserlichen Herrschaft ö. gefestigt, die Herzen des Volkes nicht wiedergewonnen werden, dann wer⸗ den das Unglück und die Verwirrung unabsehbar sein.

Wir bitten daher, Euere Majestaät wolle die schlechten Be⸗ amten aussondern, die Schmeichler entlassen, die Schnur des Regierungsnetzes straff anziehen, eine einheitliche Regierung herstellen, die Herzen des Volkes wiederzugewinnen suchen und so die Grundlagen der Kaiserherrschaft befestigen.

Euere Majestät dürfen Sich nicht dabei bescheiden, daß Sie für Sich das Gute erstreben; was soll aus dem göttlichen Geist der Vorfahren, was aus den Menschen werden? Der Eifer, von dem wir erfüllt sind, ist aufrichtig und so haben wir es gewagt, unser niedriges knechtisches Dasein zu ver— gessen und Euer Kaiserliches Ohr (mit unsern Reden) zu be— subeln. Wir bitten, Euere Majestät möge uns unsere ver— rückte Anmaßung verzeihen, unsere dumme Treue bemitleiden und unsern Vorstellungen zum Heile des Landes Gehör schenken.“ ;

Afrika. Tunis, 20. August. Der frühere tunesische Premier⸗Minister und Minister der auswärtigen Angelegen⸗ heiten, General Khéreddine, wird sich nach Erledigung einiger seinem Wunsch entgegen getretenen Schwierigkeiten zu drei⸗ monatlichem Kurgebrauch ach Vichy begeben. Der Bey von Tunis hat den bisherigen Marine-Minister Sidi Mustapha Ben Ismain zum Chef des Justiz-Ministe⸗ riums und zum Gouverneur des Distrikts Sahel, ferner den General Hameéd Zaruck zum Marine-Minister ernannt.

Der russtsch⸗türkische Krieg. Europischer Kriegsschauplatz.

St. Petersburg, 29. August, Vormittags 11 Uhr 30 Minuten. (W. T. B.) Nach den letzten vom Schipka⸗ paß an amtlicher Stelle hier eingetroffenen Nachrichten, die bis gestern reichen, macht sich in den türkischen Angriffsbewe⸗ gungen allmählig eine unverkennbare Erschlaffung geltend; die bisherigen Sturmversuche der Türken waren vergeblich und ohne nachhaltigen Erfolg.

Konstantinopel, 29. August. (W. T 3 Suleiman Pascha setzt die Angriffe auf die russischen Be estigungen im Schipkapasse fort.

Aus Konstantinopel, 28. August, meldet die W. Presse“: Wie verlautet, hat Suleiman Pascha für den Fall, als es ihm nicht gelingen sollte, den Schipkapaß zu nehmen, den Befehl erhalten, bei Karlowo, Kasanlik und im Tundschathale befestigte Stellungen zu beziehen, um die Russen an dem Vorrücken nach Rumelien zu hindern. Prinz

assan soll ein Kommando bei Osmanbazar erhalten. Seine Truppen wird der egyptische General Raschid Pascha befehligen.

Wien, 39. August. (W. T. B.) Der „Polit. Korresp.“ wird offiziell von r umänischer Seite aus Bu karest vom gestrigen Tage gemeldet: Ein Theil der rumänischen Truppen hat die Don au bei Corabia passirt; sobald der Bau der Brücke daselbst vollständig beendigt sein wird, wird Fürst Karl mit dem Gros der Armee folgen. Die rumä⸗ nische Regierung hat keine Militärkon vention mit Rußland abgeschlossen und wird auch eine solche nicht abfchließen; vielmehr wird sie ihre Individualität unter der Führung des Fürsten bewahren, wenn gleich im Einklange mit der russischen Armee operirend. Die bei Plewna ope⸗ rirende rumänische Division hatte einen Zusammenstoß mit den Türken, wobei sie sich tapfer hielt. ö

London, 29. August. (Verspätet eingetroffen. (W. T. B.) Ein Telegramm der „Daily News“ aus Gornji Studen vom 38. d. Abends 6 Uhr meldet, daß die Türken den Angriff auf die russischen Positionen im Schipkapasse nicht erneuert haben. Die Positionen der Russen wie der Türken sind un⸗ verändert; einige türkische Batterien bedrohen etwas die Flanke der Russen. Im Thale der Tundjg werden von den Türken neue Batterien errichtet. Die russischen Truppen haben hin⸗ reichende Verstärkungen erhalten. Alles deu tet darauf

in, daß General Radetzky seine Position werde ehaupten können.

Zur Lage auf dem bulgarischen Kriegsschau⸗ ah wird der „Pol. Korr.“ aus Galatz, 25. August, ge⸗

rieben: „Der Angriff auf den stark befestigten Schipkapaß ist von mehreren tuͤrkischen Abtheilungen nach einander gemacht worden. Die Türken benützten die den Paß begrenzenden Wälder, um sich unter ihrem Schutze der russischen Stellung in Tirailleurformation zu nähern. Als sie trotzdem zurückgeworfen wurden, lösten die türkischen Sturmkolonnen in rascher Aufeinanderfolge einander ab. In dieser Weife wurde der Angriff zehn Mal erneuert, so daß man russischer⸗ seits um Verstärkungen aus Tirnowa ansuchte, die unter General Radetzky auch sogleich abgingen. Bevor jedoch noch die ruffischen Verstärkungen eintrafen, riskirten die Türken einen neuen Angriff, welcher damit endete, daß sie mit einem Verluste von 2 bis 356 Mann zurückgeworfen wurden. Der Kampf ist beider⸗ außerordentlicher Bravour und Hartnäckigkeit geführt

worden. Die Türken hatten größtentheils im Bergkriege gegen

Montenegro geũbte Truppen aus Albanien ins Feuer geschickt. Die rufsischen Kräfte bestanden aus einer Schützen Brigade, Bataillonen Infanterie, 4 Sotnien Kosaken (welche zu Fuß kämpften) und Batterien darunter 2 2 Türkische Abtheilungen suchten auf beinahe ungangbaren Pfaden die russische Stellung zu umgeben, wur⸗ den aber von den bulgarischen Freiwilligen daran gehindert., Die Hartnädigkeit des Angriffes beweint, daß die türkische Kriegsleitung auf die Eroberung des Schipkapaffes einen großen Werth legt und daß sie die Gentralstellung Suleiman Paschas wenigstens nicht ganz aufzu⸗ geben gesonnen ist. Aus den Kãmpfen am Schipkapasse ist aber ersichtlich, daß die Vereinigung Suleiman Paschas und Mehemed Alis nicht stattgefunden hat und daß nur einige Abtheilungen der Armee Su⸗ seimans mit vorgeschobenen Kavallerie⸗Abtheilungen Mehemed Alis inlun gewonnen haben. Glücke befleißigen sich die Stam⸗ uler Telegramme durch ihre Widersprüche, die Wahrheit ans Licht kommen zu lassen. ier einlaufende Nachrichten spre⸗ Hen der türkischen Schum la-⸗Armee die zu einem energischen Vorsteße nöthige Offensivfähigkeit ab. Es scheint, da dis tür— kische Kriegs leitung dessen bewußt ist und deswegen Osman Pascha und Suleiman die Aufgabe zugewiesen hat, die russische Stellung zu erschüttern. Diese sollten den Schipkapaß angreifen, von Lowtscha aus auf Selvi marschiren und die russische Stel⸗ lung am Balkan dadurch bedrohen. Die Bewegung star⸗ ker Abtheilungen der Armee Osman Paschas von Plewna nach Lowtscha und Selvi war schon vor mehreren Tagen angezeigt worden, und wenn der Angriff auf den Schipkapaß gelungen wäre, so hätte die ganze Armee Osman Paschas Plewna verlassen und sich nach Süden gewendet, um den vordringenden Truppen Suleimans die Hand zu reichen. Nachdem aber die oken bezeichnete Operation mißlungen ist, bleibt der türkischen West⸗Armee nichts Anderes übrig, als in Plewna den Angriff der Russen abzuwarten. Dveration, welche die türkische Kriegsleitung in den letzten Tagen eingeleitet hat, ist zu spät gekommen. Der türkische Angriff hat die Rufsen schon vorbereitet gefunden. Wochen Aussicht auf Erfolg gehabt, heute ist der Zeitpunkt eines den Russen gefährlichen Offenfivstoßes vorüber. Die russische Auf⸗ stellung ist in einer Weise verstärkt worden, daß sie auf allen Seiten Front machen kann und eine starke Operationsbasis für Of⸗ fensiostöße bildet. Noch einige Tage und man wird von einem Vor⸗ dringen starker russischer Kolonnen nach dem Westen und Osten Nord Bulgariens hören. Bis zum 5. September werden die russischen Streitkräfte auf bulgarifchem Boden (außer dem Armeecorps des

Generals Zimmermann) 25000 Mann mit 100 Kanonen zãhlen,

zu denen noch die rumänische Armee mit 30,00 Mann gerechnet werden muß. Bis Mitte September werden weitere 6), 05 Mann Gardetruppen und das 1. Armeecorps auf dem Kriegsschauplatze angelangt sein. Wie man sieht, ist die Machtentfaltung groß genug, um die jetzige Defensivstellung der Armee nur als eine provisorische zu betrachten. Die wiederholten

Meldungen über eine von den Russen erfolgte Räumung der Do⸗

brudfcha sind verstummt. General Zimmermann ist mit dem läufig nur darauf, in beobachtender Stellung zu verbleiben,

entschlossen,

ganzen 14. Corps und Abtheilungen des 7. Corps südlich vom

Trajanswalle gerückt.

Insel gelegenen Walde ein Lager errichtet. Dadurch sind sie der Sulina⸗

Mündung nahe gekommen, zu deren Besetzung sie wahrscheinlich bald schrei⸗

sen werden. Was die türkische Landung in Porteczka⸗Bogazi betrifft, bat sih dieselbe auf die Ausschiffung von 660. Mann reduzirt. Der Ort eignete sich des halb zu einer Landung weil er am Eingange des Razelm⸗Sees fiegt und leichte Fahrzeuge bequem in diesen See ein⸗ laufen und die Truppen ausschiffen können, ohne der gefährlichen Brandung der Meereswogen ausgesetzt zu sein. An obengenanntem See liegt auch die Stadt Babadagh, welche aber von den Türken noch nicht besetzt worden ist. Es ist nicht recht begreiflich, was die Türken durch diese Landung bezweckten. Mit so schwachen Kräften können sie sich nicht von der Küste entfernen und viel stärkere russische Abtheilungen rücken von Tultscha in füdlicher Richtung vor, so daß ven einer Be— drohung der rufsischen Kommunikationslinie nicht die Rede sein kann. Ginen anderen Beweis, daß man die Türken nicht fürchtet, liefern die Eisenbahnarbeiten zwischen Bender t Wiewohl dieselben mit Eifer fortgesetzt werden, scheint es unmöglich, daß die Bahn zum festgesetzten Termine auch nur not h dürftig dem Verkehr werde übergeben werden können. Besonders die Arbeiten von Galatz bis Reni sind sehr schwierig, weil eine Brücke über den Pruth gebaut werden muß und die Terrassement J Boden aufgeworfen werden, welcher den Transport der Erdmassen sehr erschwert. Im Laufe der nächsten Woche soll der größte Theil der rumänischen Arm ee die Donau überschreiten. Hier werden zwei neue Brücken verfertigt. Die eine soll für den Uebergang eines Theiles der rumänischen Armee auf serbischen Boden dienen, die andere ist für die russische Armee bestimmt. So viel man erfahren kann, soll dieselbe bei Oltenitza geschlagen werden. Heute früh hat ein Theil der Garde⸗Kavalleriedivision per Bahn Barboschi passirt. Die Truppendur chzüge dauern ununterbrochen fort. Täglsch vassiren wenigftens 3069 Mann und viel Kriegs⸗ material, besonders Feldartillerie und Munition. Grenadierabthei⸗ lungen sollen in den nächsten Tagen ankommen.“

Ueber den Kampf um den Schip kapaß schreibt der „St. Petersburger Herold“ unterm 27.

„Noch ist die große Schlacht unbeendet und ibr Ende unbe⸗ rechenbar, wie immer aber auch die Entscheidung ausfallen möge, so viel ist schon jetzt klar. daß diese Schlacht inmitten der Balkan⸗ engen eine der merkwürdigsten unserer Zeit ist und daß die russische Armee hier einen neuen unverwelklichen Lorbeer ihrem reichen Siegeskranze hinzufügt. Und es ist auch durchars kein Grund zu einer Beforgniß vorhanden, daß diese Entscheidung nicht eine günstige fein sollte, denn die Verstärkungen sind nahe und jederzeit bereit, die erschöpften Kämpfer abzulösen. Damit ist auch die Be⸗ deutung dieser Schlacht für die allgemeine Stellung gekenn⸗ zeichnet; es ist nicht die positive Entscheidungsschlacht, aber die, welche die letztere einleitet und wesentlich bestimmend für die⸗ felbe sein wird. Festzuhalten aber ist, daß die Chancen in jedem 8. für die Russen günstig stehen; im Fase des Sieges ist der

ewinn sehr groß im entgegengesetzten Falle die Einbuße gering und die Hauptentscheidung durchaus nicht beeinflußt. Damit charakterisirt sich fo recht das Unternehmen Suleimans als ein verzweifeltes, aus⸗ n,, , Denn hier kann er eben nicht hoffen, die russischen

inien selbst zu durchbrechen, weil er nur die Avantgarde vor sich hat. Wenn aber Suleimans Heer in diesen wilden Angriffen sich auf⸗ reibt und zerschellt, so ist es möglich, daß die türkischen Heere über= haupt die Entscheidungsschlachk nicht mehr wagen können und daß sie bei der Aufnahme der Offensive von russischer Seite, die nur eine Frage der Zeit ist, zersprengt werden. Sollte aber eine Vereinigung desselben glücken, so finden sie erst vor sich das Hauptheer zur Hauptschlacht bereit. In diesem Sinne ist es, daß man den Entschluß der türkische: Heerführung, den Stier bei den Hörnern zu fassen, durchaus einen verzweifelten nennen darf. . . . . Nun rechnete er freilich auf günstige Diversionen von Säiten Osmans und Mehemed Ali, und in der That setzten sich die Leiden am selben Tage von Lowtscha resp. Eski⸗Djuma aus gegen Tirnowa in Bewegung, eine Operation, die seit vier Wochen zu er⸗ warten war, und gegen die das 5366 Kommando längst alle Vor⸗ bereitungen getroffen hatte; wer dieselbe also für etwas Uebe rraschen⸗ des hält, hat eben den Gang der Greignisse nicht verfolzt. Aber diese Diversionen fielen sehr matt aus, eben weil Alles zu ihrem Empfang vorbereitet war. Vor Selvi westlich und vor Kessarewo oöstlich ist schon früher und nun auch ietzt gekämtft worden, aber die heftigen Angriffe dermochten die Stellungen der Russen nicht zu erschüttern: vor Selvi fand sich Osman Pascha selbst am 9. (21.) mit großer Macht ein, und auch hier scheint parallel mit der Schlacht von Schipka der Angr eff täglich versucht zu sein;

Die ganze

Derselbe hätte vor zwei oder drei

Artillerie der 3. und rtilleri russischen die in obiger Ziffer nicht inbegriffen sind, . e mit diesen Truppen dessenungeachtet nicht unternehmen, die Posi⸗

Neue Operationen sind innerhalb diz Tongu⸗ BDeltaz im Gange. Die Rassen haben nämlich die durch die Kilia⸗ und Sulina⸗Arme gebilde te Insel Leti besetzt und in einem auf dieser

und Galatz.

auf einem morastigen

steben die Russen nach wie vor bei Selvi. Im Osten wird ein ge⸗ ringfügiger Verlust mit dankenswerther Offenbeit zugestanden; Ajaslar ist von den Türken am 10 erobert, am selbigen Tage ihnen wieder genommen, am II. August aber wieder von den Türken besetzt und ihnen noch nicht entrissen; ob die Position als unwesentlich auf gegeben wird, oder noch neue Angriffe dagegen zu erwarten sind, ist unbekannt; die Front der russischen Armee ist auch dieselbe geblieben und scheinen hier die beiderseitigen Hauptstreitkräfte überhaupt noch nicht im ernsten Gefecht gewesen zu sein. Was aber vollends die dreiseitige Phalanx um Tirnowa noch mehr

im Norden bereit stehen, ihm in die Flanke zu fallen; denn nicht

desselben steht, bereit, im gegebene Moment den Ausschlag zu geben.

Wie bei diefer fortgesetzt Jünstigen, festungs ähnlichen Stellung der 1c lch nichts durch di nals eine kri ö nahme des Forts Tschadschaliza am 19. d. die Linien der Be⸗ kann, ist unerfindlich, und lächerlich ist die Erfindung derjenigen

Russen dieselbe von Manchem als eine kritische betrachtet werden

ausländischen Blätter, welche die Vertheidigung von Tirnowa und Schipka nur einem falschen Ehrgeiz“ zugeschrieben; ein wenig Nach⸗

pfeiler der russischen Aufstellung sind.“

aus zwei Infanterie⸗Divisionen bestehend, e Stellung genom⸗ men haben. General Skobelew deckt mit der? i

die linke Flanke der russischen Aufstellung gegen Lowtscha. fünfte Infanterie⸗Division ist seit dem 16. d.

Corps Verbande dieselbe angehört. iuße t Plewna⸗Armee bildet die 4 rumänische Dirision, Oberst Angahelescu, Fes 2. rumänischen Armee⸗Corps, General Radowitzi. Die Effektiv⸗

stärke der somit für den Moment kanzentrirten Truppen beträgt in⸗ (lufive der rumänischen Division, selbst wenn man für alle bisher in ö Ju hte. Türken, die auf der ganzen Linie zurückgewiesen worden

der Aktion gestandenen Truppenkörper einen gleichmäßigen Prozent satz von 35 für erlittene Verluste in Abschlag bringt, unter allen ÜUmständen noch 60 000 Mann, wozu noch einige Tausend Mann und 4. Artillerie Brigade zuzuzählen wären,

General Zatow will es

sitionen Osman Paschas anzugreifen, sondern beschränkt ö. . ist aber auf alle Fälle einen eventuellen Angriff. mit Energie abzuwcisen. General Zatow hat vorläufig sein Haupt⸗ quartier in Poradim aufgeschlagen und behielt als Deckung des⸗ selben die 15. Division beim Stabe. An Diese Stellung reihen sich die übrigen Truppen an, die, in weitem Bogen nach rechts aut⸗ gedehnt, folgende Positionen besetzt halten, und zwar steht die S6. Division an der Straße gegen Bulgareni, unweit Karnatsch⸗ Bugarski, und beobachtet den uber Griwitza nach Plewaa, theilweise durch Defilss führenden Straßenzug. ; n und Zgalwitza, die vorliegende Gegend theilweise beherrschenden

Hügel und einzelne Kuppen wurden seik dem letzten hier vorgefallenen

Treffen mit fortifikatorlschen Arbeiten entsprechend in Vertheidigun szu— stand gesetzt und sind mit Artillerie chweren Kalibers armirt. Süd⸗ lich von Poradim dehnt sich die russische Stellung bis gegen Wladina hin aus, welches ebenfalls befestigt wurde und seine einzelnen Werke bis Pelisat in nördlicher Richtung ausdehnt. Poradim liegt. somit im eigentlichen Centrum der zu erwartenden Angriffslinie, so daß General Zatow von dort aus jeden Moment größere Truppenmassen nach bedröhten Punkten werfen kann, da er innerhalb der nächsten Tage noch drei russische Divisionen erwartet, die als Verstärkung der QDperationsarmee zu beiden Seiten J : Straße zwischen Poradim und Karnatsch-Bugarski Kavallerie⸗Division Skobelew gedeckt, die ihre Streifungen in der Richtung gegen TLowtscha ausdehnt und die von Plewna über Lowischa nach Selwi und Gabrowa an den Balkan⸗ Paß führende Straße beobachtet. An das Armee⸗Corps des Generals

Krylow schließt nach rechts Baron Krüdener mit dem 9. Armee⸗ Corps an und hält Trstenik, Kojulcvce und Metschka besetzt.

Letz⸗ teres bildet fomit den äußersten rechten Flügel der russischen Stel⸗

die Positionen bis ans rechte Widufer bei Tscherkeß⸗Mahala besetzt hält! Am linken Widufer schließt sich die 3. rumänische Division an, die zur Stunde bereits bei Corabia den projektirten Do auũbergang vollführt haben dürfte, da es sich vorerst um größere. Rekognoszirun⸗ gen handelte, um die Ueberzeugung zu gewinnen, ob die nördlich von Plewna am linken Widufer gelegenen Ort⸗ schaften nicht durch einzelne von Osman Pascha vorgeschobene Truppenabtheilungen besetzt sind. Im Momente. als die 3. rumä⸗ nische Division in die stratezische Front eingerückt ist und mit der 4. Division Fühlung genommen ; 2. rumänischen Armee⸗Corps nach Müselimkisi,

dürfte dann muthmaßlich in Nikopolis einrücken. Das 1. xumãnische Armee⸗Corps steht mit einer Division in Kalafat in Konkurrenz längs der Donau in den ursprünglichen Stellungen nnni während die 2. in den Verband des, Corps gehörige Division successivv die von den beiden Divisionen des 2. Armee⸗ Corps verlassenen Stellungen bezieht und eventuell die Donau üher= setzt, um Nikopolis zu decken, falls es in der Absicht Osman Paschas liegen sollte, mit Umgehung des äußersten rechten Flügels einen Handstreich auf die Stadt auszuführen und dadurch de. Rückzug zu gefährden. Die Truppen Os man Paschas stehen bei Bogot,

Tutfchenica⸗Griwica und Vrbica und lehnen sich mit dem rinken

Flügel bei Riben an den Widfluß. Alle eingenommenen Stellungen n nach Aussage von dort gekommener Spione fürchterlich hefestigt und in tuffischen Kreisen befürchtet man sogar, daß um Griwica herum, außerhalb der beiden die ganze Stellung beherrschenden und in Polygonform angelegten Werke, Minen gebaut wurden. Ueber wie viele Truphen Osman Pascha heute ver⸗ fügt, ist nicht bekannt; es ist aber anzunehmen, daß in Anbetracht der kommenden Ereignisse bedeutende Verstärkungen herangezogen wurden. Im ruffischen Hauptquartier der Plewna⸗Armee schließt man die Möglichkeit nicht aus, daß Osman Pascha einen Angriff unter⸗ nimmt; doch man glaubt gegenwärtig in der Lage zu sein, einem solchen wirkfam begegnen zu können. Für den entgegengesetzten Fall, d. h. wenn nach Einlangen der erwarteten Verstärkungen der Angriff von russi⸗ scher Seite erneuert werden könnte, sind folgende Dispositionen ge⸗ troffen? Sieben rufsische Infanterie Divisionen greifen die Stellungen Vrbica⸗Griwica und Griwica ⸗Tutschenica an und trachten sich auf jeden Fall in den Besitz der die Straße nach Plewng beherrschenden Werke! von Griwica zu setzen. Eine Infanterie⸗Dirisien operirt gegen Bogot und trachtet im Vereine mit der Kavallerie⸗Division Sko⸗ kekew durch eine Vorrückung gegen Krtozab, den eventuellen Rückzug der Armee O- mans zu gefährden, nöthigenfalls unmöglich zu machen. Die beiden rumänischen Divisionen werfen sich zwischen Vrbitza und Riben auf den Feind und haben die Aufgabe, den linken Flügel Osmans zu umgehen. Für den Fall. daß der Angriff von Deman zurückgeschlagen werden sollte, ist die Rückʒugslinie für sämmt⸗ siche russische und die 4. rumänische Division die Straße über Bul⸗ 6 nach Sistowa, während die 3. rumänische Division in ärzester Richtung direkt nach Nikopolis geht und allenfalls ver⸗ sprengte Truppenkörper aufzunehmen, beziehungsweise den Ort zu ver⸗

aber unerschüttert! theidigen hat.“

sichert, ist erstlich, daß der Feind, wenn er auch irgendwo durchbräche, auf den doppelten Widerstand der Schanzen um Tirnowa und den der anderen Heerhaufen stoßen würde, zweitens, daß mehrere Armee⸗Corps entfernt, was eine Steigung von I: 6,43 ergiebt. genug hervorzuheben ist. daß während die Türken fast die ganze Macht ;

im Gefecht haben, die Mehrzahl der russischen Corps noch außerhalb * . 4 ach be enfant, negrinischen Armee schreibt aus Ostrog, am 24. d. M:

avallerie⸗Division Eine zu den Truppen ge⸗ stoßen, nur habe ich bis jetzt noch nicht in Erfahrung gebracht, welchem

Y 3ußers⸗ 66 2 . —— * . Den äußersten rechten Flügel der zielles Telegramm aus Kürükdara vom 25. d. M.

Am 25. d. bei Tagesanbruch griff Moukhtar Pascha mit

der nach Plewna führenden ö aufmarschiren werden. Die äußerste linke Flanke ist, wie oben erwähnt, durch die

hat, wird das Hauptquartier des liml 10 Kilometer süd⸗ lich von Rikopolis, verlegt und das rumänische Armee⸗Hauptquartier

echelonnirt,

Die „N. Fr. Pr.“ giebt über den Schipkapaß fol⸗ gende Notizen: Die Einsattelung des Passes liegt nach Bous 1665, nach Barth 1444 und nach der österreichischen General⸗

stabskarte 1318 Meter über dem Meeresspiegel. Während nun der nördliche Aufstieg von Grabowa aus zu dem ron dort um

600 Meter höheren Sattel nach Kanitz zu Pferde 4 Stunden 30 Minuten erfordert, dauert der Abstieg zu dem sast um 700 Meter tiefer liegenden Dorfe Schipka höchstens eine Stunde. Der Fall des Terrains nach Süden ist somit mindestens vier⸗ mal so stark als derjenige nach Norden. Die Paßhöhe (1318 Meter) ist von dem Dorfe Schipka (625 M.) nur 4500 M.

Der Korrespondent der „Times“ bei der monte⸗ „Vor Niksie hat sich nichts geändert, als daß durch die Ein⸗

lagerer im Süden geschlossen worden sind. Es ist indessen

nichts geschehen, um diesen Erfolg auszubeuten; das Artillerie- 24 mußte sie abe fie 84 diese Punkte gerade die beften Er⸗ e , ene und das Kleingewehrfeuer wird nur iss z dzuges bis jetzt waren und die festes 2 gebnisse des ganzen Feldzug jetz n und di esten Grund wie gefährdet jj. . z . , 44 Truppen und einer unbekannten Anzahl irregulärer, welche i Ueber die Dis positionen der russischen Armee⸗ ah z * Corps vor Plewna wird der Augsburger „Allgemeinen Zeitung! 6 e Das er⸗Kommando der vor Plewna operirenden russischen ie w Feier eine *, n,, 65 5 4 Tre rpen fußt der nbrgherige Tommanbant des 4. russischen Armee. sollen, wie es heißt, einen gemeinsamen Angriff auf Monte⸗ 2 , Zatow, unter 5 2 9 6 , der enerale Baron Krüdener (9. Corps) und Krylow (4. Corps) je Few. 2 : e n Wojwoden Vukotic anvertraut, zu welchem man in der Armee

Ich kann nicht glauben, daß Niksic irgend⸗ Außer den 12 Bataillonen regulärer

in Jezera gesehen habe, konzentriren sich 19 türkische Ba⸗

taillone bei Gacko und 7 bei Bielek, während Ali Saib in und

bei Podgoritza 22 Bataillone versammelt hat; alle diese Truppen

negro machen, sobald sie gehörig orggnisirt sind. Der Duga⸗ Paß ist in Vertheidigungszustand gesetzt und der Obhut des

wenig Vetrauen hegt.“

Asiatischer Kriegsschauplatz. St. Petersburg, 29. August. (W. T. B.) Dffi

allen seinen Streitkräften die Positionen des Generals Loris—⸗ Melikoff an, indem er unseren linken Flügel zu umgehen Der Kampf dauerte bis 5 Uhr Nachmittags. Die waren, zogen sich mit großen Verlusten in ihre früheren Po— sitionen auf Aladscha zurück. Leider bemächtigten h die Tür⸗ ken noch in der Morgendämmerung der Anhöhe von Kisil— Tapa, welches letztere durch ein Bataillon vertheidigt wurde. Unser Verlust ist nicht gering; unter den Verwundeten befinden sich General⸗Lieutenant Tschawtschawadse, General⸗Major Koma⸗ roff und Oberst-Lieutenant Bariantinsky. Die Abtheilung des Obersten Schelkownikoff rückte auf dem Marsche von Sotschie nach Suchum, zur Vereinigung mit der Abtheilung des Generals Alchasoff, am 18. c. gegen die Gagrinschen Engpässe vor, die vom Feinde befestigt waren und von dem⸗ selben vertheidigt wurden. Die Befestigungen wurden trotz

Die zwischen letzerem Orte des Feuers, mit welchem ein Monitor die Türken unter⸗

stützte, in der Nacht erstürmt. Bei Anbruch des Tages wurde ein Theil der Schelkownikoffschen Abtheilung, der die Eng⸗ pässe noch nicht passirt hatte, durch das Feuer des Monitors aufgehalten, ein Angriff des türkischen Monitors durch den rufsischen Dampfer „Konstantin“ machte aber den Weg frei. Am A. d. M. wurde eine türkische Truppenortheilung bei Pitzund geschlagen, am 23. d. M. erfolgte ein Angriff auf die Position voön Gudaut, die durch türkische reguläre Infanterie, bei der sich Geschütze befanden, und von etwa 1000 Abchasiern vertheidigt wurde. Von der Seeseite her wirkten drei Monitors. Nach längerem Kampfe floh ein Theil der Türken auf die Schiffe, ein anderer zerstreute sich. Von unseren Truppen wurde eine große Anzahl Gewehre, sowie Munition und Proviant erbeutet, die Gegend bis Mzary wurde vom Feinde geräumt. Gudaut war von den Tuͤrken eingeäschert. Die Abtheilung des Obersten Schelkew⸗— nikoff rastete in Litny, um auszuruhen, der Verlust derselben bei allen vorgenannten Gefechten ist ein ganz unerheblicher.

; ßer en der ; Ueber das Resultat des vom Dampfer „Konstantin“ lung, an welche die rumänische 4. Division anschließt und im Bogen

gegen einen türkischen Monitor in Suchum gemachten An⸗ griffs, gegen welchen drei Minen zum Sprengen gebracht wurden, ist noch nichts Näheres bekannt.

St. Petersburg, 25. August. (W. T. B.) Die vom asiatischen Kriegsschauplatz eintreffenden Meldungen des Ober⸗Kommandirenden lassen die Situation unverändert erscheinen; bei den am Sonnabend stattgehabten Kämpfen ist auf keiner von beiden Seiten ein positiver Erfolg zu verzeichnen.

Statistische Nachrichten.

Schleswig- Holsteins Antheil an dem Handel Hamburgs betrug im vorigen Jahre, nach den Hamburger statisti⸗ chen Angaben, 469.280 S pr. See, 71.669, 640. über Altona und 72, Sog, 970 pr. Altona-Kieler Bahn. An Vieh wurde eingeführt: pr. Altona⸗Kieler Bahn für 25.6800 „, pr. Lübecker Bahn aus Holstein 12110990 1 und auf dem Landwege 358402 0 Von der schleswig-⸗holsteinischen Ostseeküste kamen 21 Seeschiffe mit 3127 Tons an (aus Flensburg 1, Ekensund 1, Kiel 8, Rennberg 4, Sonder⸗ burz 5, Iller 2; von der Nordseeküste kamen 122 Schiffe mit 3816 Tons an (davon Pahlhude 33 und Süderstapel 19. Die Gesammt⸗ einfuhr in Hamburg betrug 1704 Millionen Mark.

Das badische Ministerium veröffentlicht von Zeit zu Zeit die Ergebnisse feiner allsährlichen statistischen Erhebungen. Dem neuesten Hefte derselben, die wirthschaftlichen Verhältnisse Badens im Jahre 1875 behandelnd, entnehmen wir, daß landwirthschaft⸗ liche Tagearbeiter sür gewöhnliche, keine besondere Geschicklich⸗ keit erfordernde Arbeiten im Mittel folgende Lohnsätze erhielten:

ohne Kost. mit Kost. Männer im Sommer 223 S. 1,34 (6 Winter 164 O0 , Sommer 12 O82

Frauen

. Winter 100. O36 , K

Der an Dienstboten gezahlte jährliche Lohn betrug durchschnittlich ffr Knechte 194 S, für Mägde 120 46, und schwankt je nach den Gegenden für erstere von 100 318 4, für letztere von 50 210 4

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Straßburg, 26. August. Der ⸗Cöln. Itg.“ wird geschrieben: Das neue Anafomiegebäude, welches vor etwa drei Jahren be⸗ gonnen wurde und seinen Platz im Hofe der Bastion 4 hinter dem Bürgerbospitale erhalten hat, ist nunmehr auch im innern Ausbau fertisgestellt. Das in äußerst praktischer Weise hergerichtete Gebäude sst durch einen unterirdischen Gang mit dem Spital in Verbindung gebracht, so daß die nach der Anatomie zu schaffenden Leichname nicht erft über die Gasse transportirt zu werden brauchen. Gegenwärtig ist man mit der Herstelung der inneren Einrichtung beschaftigt und hofft, dieselbe derart beschleunigen zu können, daß das Anatomie⸗ gebäude spätestens zum J. November d. J. seiner Bestimmung wird übergeben werden können.