23. d. Mts., . Bei der Abreise Sr. Majestãt des Kaisers Spalier vom 89 oßplatz bis zum Bahnhofe von Einwohnern. der Stadt und Umgegend, Glockengeläute und Kanonensalven. Während der ganzen Wochen werden jeden Tag Nachmittags vom Balkon des Rathhauses aus und im Stadtgarten musi⸗ kalische Aufführungen stattfinden.
Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 11. September. Das Abgeordnetenhaus versammelte sich heute wieder zur . der General⸗Debatte über die Steuerreform. um Beginne der Sitzung legte der Finanz⸗Minister den 4 einer Abänderung der §8§. 14 des Gesetzes, be⸗ kreffend die Verbrauchsabgabe von der Rübenzucker⸗Erzeugung“, vor. Diese Regierungsvorlage hat den Zweck, definitive Be⸗ stimmungen über die Zuckersteuer zu schaffen und dadurch auf indirektem Wege auch die Lösung der viel ventilirten Restitutions-Frage zu erleichtern. Nach §8. 2 der neuen Regierungsvorlage soll das Reinerträgniß aus der Rüben⸗ uckersteuer für die Betriebsperiode 1878/75 6 Millionen und i jede der folgenden Betriebsperioden um je eine halbe Million mehr als in der unmittelbar vorausgegangenen er⸗ reichen. enn in dieser Art die Reinertragsziffer von 107 Millionen erreicht ist, soll dieselbe auch für die folgenden Betriebsperioden gelten. . Lemberg, 12. September. (W. T. B.) Der päpstliche Nuntius, Msgr. Jacobini, ist heute Mittag hier eingetroffen. Pest, 11. September. Nach dem „Naplo“ findet morgen ein Ministerrath statt, der das is78er Budget fest— stellen wird. — Die gestrige Sitzung des hauptstädti⸗ 66 Verwaltungsausschusses, in welchem der be⸗ annte Erlaß des Finanz Ministers über die Steuerein⸗ treibung unter staatlicher Aegide verhandelt wurde, verlief sehr stürmisch. Der Erlaß wurde scharf angegriffen. Der Ver⸗ treter des Finanz⸗Ministeriums trat schließlich dem einstim⸗ migen Beschlusse des Ausschusses, nach welchem der Finanz⸗ Minister um Zurücknahme des Reskriptes angegangen wird, bei. Kaschau, 12. September. (W. T. B.) Der Kaiser at anläßlich des Abschlusses der Manöver ein Handschrei⸗ en an den Militär⸗Kommandanten zu Kaschau, FMS. von Ziemiecki, gerichtet. Derselbe wird darin beauftragt, allen Generälen, Stabs- und Ober⸗Offizieren, sowie den Truppen die volle zufriedenheit und Anerkennung des Kaisers für die musterhafte Ordnung, die gute Haltung und den hohen Grad der Ausbildung auszusprechen. An den Honved⸗Kommandan⸗ ten hat der Kaiser ein ähnliches Handschreiben erlassen. Agram, 11. September. In der heutigen Landtags⸗ sitzung reichte der Abg. Miskakovie folgenden von zehn Ab⸗ geordneken unterzeichneten Beschlußantrag ein: Das Haus wähle behufs Abfassung einer in Angelegenheit der Einverleibung der Grenze an die Krone zu richtenden Adresse eine drei⸗ gliedrige Kommission. Der Abg. KukuljeviFe brachte folgenden Beschlußantrag ein: Die Regierung wird angewiesen, sämmt⸗ liche auf den Grenzfonds bezüglichen Schriftstücke vorzulegen. Beide Beschlußanträge wurden als dringlich erklärt und stehen morgen auf der Tagesordnung. — Wegen im Ausschusse her⸗ vorgetretener bedeutender Differenzen hat die Regierung die Städte- und Gemeindeordnung zurückgezogen.
Schweiz. Bern, 11. September. (N. Zürch. Ztg.) Nachdem, laut Mittheilung des Großherzoglich badischen Staate⸗ Ministeriums, die Regierungen von Bayern, Oesterreich und Württemberg sich mit dem Vorschlage, betreffend die Berufung einer Konferenz zur Vorberathung des Projektes einer Tiefer⸗ legung der Hochwasser des Bodensees, einverstanden erklärt, und auch bereits ihre Beauftragten bezeichnet haben, hat der Bundesrath den Regierungen der betheiligten Kantone Schaffhausen, St. Gallen und Thurgau davon Kenntniß gegeben mit der Anfrage, ob und bejahenden Falls durch wen sie sich bei der Konferenz, bei welcher es sich ledig— lich um die Prüfung der technischen Frage und ö um Verpflichtungen in Bezug auf die Ausführung handle, vertreten lassen wollen. .
Lugano, 11. September. (N. Zürch. Ztg.) Die Mu⸗ nizipakität von Lugano hat von der Regierung die An⸗ zeige erhalten, daß wenn bis morgen Mittags 12 Uhr die ver⸗ langten 12,000 Fr. nicht gezahlt würden, man die Summe auf dem Exekutionswege bei den Bürgern der Gemeinde und den Mitgliedern des Munizipalrathes eintreiben werde.
Großbritannien und Irland. London, 10. Sep⸗ tember. (E. ö. Die Bemühungen der extremen irischen Homeruler, die Verhandlungen des Unterhauses zu stören, welche bereits im Parlamente, selbst auf Seiten ihrer ge⸗ mäßigteren Parteigenossen auf ernsten Widerstand stießen haben nach längeren Verhandlungen zu einer wahrscheinli dauernden Spaltung der Homerule⸗-Partei geführt. Der bisherige Führer derselben, Mr. Butt, um welchen sich ie Gegner der sogenannten Abstruktionisten schaaren, hat an den Rev. Joseph Murphy einen Brief gerichtet, der zur Verbffentlichung bestimmt, das Band zwischen ihm und dem extremen Flügel der
omerulepartei zerschneidet. Abstruftion (wie, der neue
unstausdruck für die Geschaftsstörung der BViggar und Parnell lautet) würde uns“, sagt Mr. Butt, „die Sympathien der englischen Demokratie entfremden, die in dem Versuch, das Ansehen des Unterhauses fi untergraben, einen Angriff auf England und sie . erblicken würde. Entfremdet würde uns auch werden die große und einflußreiche Klasse unserer Landsleute, welche in der Aufgebung des konstitutio⸗ nellen Verfahrens den Triumph von Grundsätzen, die der gesellschaftlichen Ordnung feindlich sind, erblicken würde. Zusammenbrechen würde, um nie zu unseren Lebzeiten wieder⸗ delebt zu werden, die irische parlamentarische Partei und die Homerulepartei im Lande selbst, welche aufzubauen es Jahre forgenvoller Arbeit gekostet. Und nach wenigen Monaten würde eine solche Politik mit einer schimpflichen Niederlage enden, nach Scenen voll Lärm und Unordnung, aus welchen die Würde der Sache und des Landes nicht ungeschaͤdigt hervorgehen würde.“ Mr. Butt schließt mit der Versicherung, daß Ber lieber sei⸗ nen Parlamentssitz verlieren, als auch nur eine Stunde lang olch einem unziemlichen, sein Vaterland schädigenden Ver—
ahren seine Zustimmung ertheilen wolle. Dieses Auftreten
r. Butts begegnet in England allgemeiner Anerkennung, aber man fragt sich, ob er in feiner Heimath auf gleichen ils werde rechnen können. „Zweifellos ist es wahr, daß die Obstruktionspolitik den Irländern die Sym— pathie und Unterstützung des Unterhauses entziehen wird“,
sagt der „Observer“, aber was, so mögen die Obstruk⸗ tionisten mit Recht fragen, ist daran für die i. iele der irischen Nationalpartei elegen?“ Der einzige nterschied zwischen Mr. Butt und Mr. Parnell und BViggar sei der, da] die Letzteren erzwingen, der Erstere bekehren wolle. Und wenn Mr. Butt auf Zwangspolitik sich nicht einlassen will, so muß er doch irgend welche Gründe für die Möglichkeit eines Erfolges seiner eigenen ge⸗ mäßigten Politik angeben können. Glaube er denn aber wirklich, daß je ein englisches Parlament zu einem Zu⸗ geständniß der Wünsche der Homerulepartei, durch Ueber⸗ redung bewogen werden könne? Einer solchen Täuschung gebe er sich jedenfalls nicht hin. Seine Hoffnung sei diese; Er erwarte den Tag, wo die liberale und konservative Partei so gleich stark sind, daß die Homeruler den Ausschlag geben, und hoffe dann als Preis für seine Zustimmung zu einer der beiden Parteien, die Erfüllung des Homerule⸗Programmes zu erlangen. Was sei das aber anderes als Zwangspolitik, nur in anderer Form. Obgleich die Obstruktionisten ihre Iiele in gröberer Weise verfolgen, so seien die Mittel im runde dieselben. Das aber sei die schwache Seite der Stellung Mr. Butts. Der Streit zwischen ihm und den Extremen beruhe eben nicht auf einer Prinzipien, sondern nur auf einer Dpportunitätsfrage. . ö — 13. September. (W. T. B.) Nach einer Mittheilung der „Morningpost“ hat die Admiralität den Bau von 30 Torpedoschiffen angeordnet.
Frankreich. Paris, 11. September. Gestern Abend fand in Bordeaux eine Galavorstellung im Theater statt. Der Marschall Mac Mahon erschien in der Loge in Begleitung der Minister Decazes, Fourtou und Caillaux und des Präfekten von Bordeaux. Heute Morgen besuchte der Marschall das Militärspital und fuhr dann nach dem Schlosse des Hrn. Carayon⸗Latour, welcher Regierungskandidat für den vierten Wahlbezirk von Bordegux ist. Von dort kehrt er noch heute zurück, um nach Arcachon und Périgueux zu gehen. — Laut Telegramm aus Périgueux ist, der Marschall am 12. dort eingetroffen. — Der „Moniteur universel“ erfährt, daß die bongpaxrtistische Partei in einer großen 2 von Wahlkreisen Kandidaten ihrer Wahl den von der Regierung angenommenen und den Konservativen bezeichneten Kandidaten entgegenstellt. Diese Haltung der Partei überrascht den „Moniteur“ übrigens, wie er erklärt, nicht, nur fragt das Blatt, wie die Bonapartisten behaupten können, daß sie sich dem Marschall angeschlossen haben und der konservativen Partei angehören.
— 12. September. (W. T. B.) Das Urtheil des Zuchtpolizeigerichts ist Gambetta noch gestern Abend zugestellt worden, worauf dieser heute Mittag, wie bereits ge⸗ meldet, dem Gerichte anzeigte, daß er Einspruch gegen dasselbe erhebe. Die neüe Verhandlung wird am Montag statt⸗ finden. Unter den Mitgliedern der republikanischen Partei herrscht die Befürchtung, daß der Gerichtshof im Falle der Verurtheilung Gambetia's die sofortige Verhaftung desselben anordnen werde.
— Das Schreiben, welches die Vorstände der Lin⸗ ken des Senats an Frau Thiers gerichtet haben, lautet
vollständig wie folgt: Paris, 9. September 1877.
Madame! Die Vorstände der Linken des Senats ergreifen das Wort im Namen ihrer Kollegen und danken Ihnen für den Muth und den Patriotismus, die Sie in der schmerzlichen Prüfung, welche wir in diesem Augenblicke bestehen, an den Tag gelegt haben. Weit entfernt, die Beweise der nationalen Dankbarkeit, wie man zu be⸗ haupten wagte, abzulehnen, haben Sie dieselben von der großen Stadt, die Frankreich so würdig vertritt, und von jenen aus allen Gegenden herbeigeströmten Delegirten erwartet, welche dem Ver⸗ theidiger unserer Freiheiten, dem Befreier unseres Landesgebiets, Bemjenigen, der unser Land neu organisirt hat, eine letzte uldi⸗ gung darbringen wollen. Die Bevölkerung von Paris hat sich Ihrem großherzigen Gedanken beigesellt. Durch ihre andächtige Sammlung, ihre feierliche Trauer hat sie Herrn Thiers den seiner würdiagsten Triumph bereitet. Sie hat der Welt das hehre Schauspiel einer Million Menschen geboten, die dem großen Bürger, welcher die Ge⸗ walt eben so edel verlassen hatte, als er sie geübt, das Geleite gaben oder seinen vorüberziehenden Sarg grüßten. Sein Geist wird in unserer Mitte verweilen; sein Leben lehrt uns Mäßigung, Ausdauer und Bürgerpflicht; es flößt uns die Zuversicht ein, daß wir stark durch unser Recht, der Sache der Freiheit und des Gesetzes, die für uns unzertrennlich sind, zum Siege verhelfen werden. Gestatten Sie, Madame, laß unfere Bankbarkeit Sie in unserer Ehrfurcht und AÄnhänglichkeit nicht von dem Gedächtniß Desjenigen trenne für dessen Charakter Sie ein so inniges Verständniß hatten und dessen Namen Sie so würdevoll trugen . .
Genehmigen Sie, Madame, die Versicherung unserer tiefsten Ehrfurcht. .
Für unsere Kollegen: Emanuel Arago, A. Calmon, Ad. Crsmieux, E. Ductzere, F. Herold.
Italien. Rom, 8. September. Vorgestern früh fuhr der Köndg in Begleitung des Kriegs-Ministers Generals Mezza⸗ capo und seiner Feld⸗-Adjutanten von der Eisenbahnstation Serra valle, unweit Alessandria, zu dem Manöver und wurde im Lager von dem Prinzen Humbert, dem General⸗Lieutenant Cosenz, den Militär⸗Attachées und anderen fremden Offizieren bewillkommnet. Nach dem Manöver besichtigte Se. Majestät das ganze erste Armee⸗Corps und gab seine vollkommene Zu⸗ friedenheit mit der Haltung der Truppen zu erkennen. Um 11 Uhr begab sich der König . Alessandria zurück, nahm die Huldigungen der Behörden, der Veteranen und vieler durch Rang und Stand hervorragenden Persenen entgegen und bestieg unter dem Hurrahrufe einer zahlreichen Volks- menge gegen 113 Uhr wiederum die Eisenbahn, um sich nach Turin zurückzubegeben. Der Thronfolger ist in Serravalle zurückgeblieben und wird noch mehrere Tage den Feldübungen beiwohnen. — Der Minister-Siegelbewahrer ist wieder völlig genesen und wird in den nächsten Tagen zurückerwartet.
Türkei. Konstantinopel, 12. September. (W. T. B.) Die italienischen Kriegsschiffe sind in der Besikabai eingetroffen. — Chefket Pa 9 ist in Schumla hf kommen. — Der Sultan hat Frau Thiers telegraphisch sein Beileid 1 ,
— (W. T. B. Nach einer der „Polit. Korresp.“ zuge⸗ gangenen Meldung aus Konstantinopel vom 12. ist nun⸗ mehr die offizielle Ernennung Aa rifi Paschas zum Botschafter in Paris, Effad Paschas zum Botschafter in Wien, und Turkhan Beys zum Gesandten in Rom erfolgt.
— (W. T. B.) Aus Belgrad wird derselben Kor—⸗ respondenz vom 12. gemeldet, daß der Fürst von Monte⸗ negro dem Fürsten von Serbien 3 . ch die Uebergabe von Niksic mitgetheilt habe. Fürst Milan und das ser⸗ bische Kabinet sandten darauf dem alt en Nikita ihre Glückwünsche. Gleichzeitig erhielt Fürst Nikita von dem Fürsten
Milan das Großkreuz des Takovo⸗-Ordens. Fürst Milan hat das er bei 1 und die gelen elgrad inspizirt. Nach Alexinatz und Deligrad werden fortgesetzt Geschütze und Munition gesendet.
Nußland und Polen. Warschau, 9. September. In hiesiger Stadt ist die Rinderpest ausgebrochen. Fünf erkrankte und zwei verdächtige Kühe sind getödtet worden.
Schweden und Norwegen. Stockholm, 9. Sep⸗ tember. Die Feierlichkeit zur Eröffnung der Verbindung der norwegischen Nord⸗ und Südbahn wird am Sonntag, den 13. Oktober, in Röros stattfinden. An demselben Tage Abends wird der Festzug mit dem Könige in Drontheim ankommen. Die 31 des Königs von Drontheim wird, der, Throndhjems Stiftstid.“ zufolge, am 15. Oktober erfolgen. — Die Revisoren des Reichstages werden gegen Mitte dieses Monats eine Reise nach Karlskrona antreten, um daselbst die Festungswerke zu besichtigen, und sich von da nach Malmö und Gothenburg begeben.
Dänemark. Kopenhagen, 10. September. Der Kronprinz und die Kronprinzessin sind gestern an Bord des Dampfsschiffs „Slesvig“ nach Lübeck gereist, um sich von dort nach Frankfurt a. M. und später nach dem Schlosse 26 zum Besuche des Prinzen Friedrich der Niederlande zu begeben.
Amerika. New⸗York, 10. September. (A. A. C.) Einer Depesche aus Halifax zufolge soll die Fischerei⸗ Kommission zu der einstimmigen Resolution gelangt se n, daß sie nicht befugt sei, der canadischen Regierung Schadlos⸗ haltung für die Privilegien zuzuerkennen, welche amerikanische Fischer in der Umladung von Cargos und den Einkäufen von Köder und Lebensmitteln in britischen Gewässern genießen. — In Saratoga trat am 7. d. Mts. die internationale Konferenz der Freihändler unter dem Vorsitz von Mr. Nathan Appleton zusammen. Die Herren David Dudley Field, David A. Wells, Parke, Godwin und Francis Waller betheillgten sich in hervorragender Weise an den Verl andlungen. Die ange⸗ nommenen Resolutionen befürworten die ö ipien, urgiren die Unterhandlung von Handelsverträgen mit Frank⸗ reich und Spanien sowie eines Gegenseitigkeitsvertrages mit Canada und empfehlen die Herstellung lokaler Freihandels⸗ Organisationen. Ein aus 13 Mitgliedern bestehender Aus⸗ schuß wurde unter dem Vorsitz von Mr. David A. Wells niedergesetzt, um eine nationale Freihandels⸗Konvention ein⸗ zuberufen und eine nationale Freihandels⸗Association zu bilden. — Die Demokraten in Californien haben eine Majo⸗ rität von Zweidrittel der Stimmen in der Legislatur des Staates erlangt, wodurch die Wahl eines demokratischen Bundes-Senators an Stelle des Republikaners Sargent für 1879 gesichert ist. Diese Veränderung ist insofern von . die republikanische Majorität im Senate ohne⸗
in klein ist.
Der russisch⸗türkische Krieg.
St. Petersburg, 13. September. (W. T. B. Die „Agence Russe“ heht hervor, daß die Worte des vom Kaiser Ire Josef auf den Kaiser Alexander ausgebrachten Trinkspruchs mit Rücksicht auf den Ort, wo dieselben ge— sprochen worden, überall als besonders bedeutsam für die zwischen den beiden Souveränen und ihren Kabineten be⸗ stehende Intimität , würden. Auch daß der Kaiser von Oesterreich den Kaiser Alexander seinen Freund und Alliirten genannt, daß der russische Militärbevollmächtigte seinen Platz an der Hostafel zur Rechten des Kgisers ange⸗ wiesen erhalten habe, und daß alle an der Hostafel Theil— . soweit sie dazu berechtigt, auf des Kaisers Befehl rüssische Uniformen und Ordenauszeichnungen getragen hätten, werde in diesem Sinne gedeutet. .
Wien, 13. September. (W. T. B). Wie das „N. W. Tageblatt“ wissen will, wäre der Flügel-Adjutant des Fürsten Milan, Oberst Plaikevies, hier eingetroffen mit dem Auftrage, Mittheilungen über die bevorstehende Aktion Serbiens und die bezüglichen Vereinbarungen mit Rußland zu machen.
Europäischer Kriegsschauplatz.
(W. T. B.) Wie der „Pol. Korr.“ aus Bua rest vom 12. berichtet wird, wurde durch die gemeinsame Aktion der russischen und der rumänischen Truppen bei Plewng bis gestern eine engere Cernirung dieses Platzes angestrebt. . rere kräftige Offensivstöße der Türken mißlangen. Die russi⸗ schen und die rumänischen Truppen zählen S0, 000 Mann mit 366 Geschützen. Osman Pascha gebietet über etwa 69,900 Mann und 220 Geschütze. Die rumänischen Truppen sollen den ersten Sturmangriff unternehmen. Die neue Brücke über die Donau bei Nikopolis ist vorgestern vollendet wor⸗ den. Die Division Imeritinsky ist unter Zurücklassung einiger Bataillone in Zowtscha nach Bogot abgerückt.
Konstantinopel, 11. September. (W. T. B.) Nach hier vorliegenden Nachrichten dauert der Artilleriekampf bei Plewna . eine offizielle Depesche über den Kampf bei Plewna ist bis jetzt nicht veröffentlicht, Im Sch ik ap asse wird ebenfalls das Geschütz- und Gewehrfeuer fortgesetzt; Suleiman Pascha führt nach der Straße von Grabowa Rekognoszirungen aus. Die russischen Truppen an der Jantrakinie konzentriren sich bei Biela. — Der britische Konful Fawcet, der den Auftrag hat, an die Bulgaren und an die Türken Unterstützungen zu vertheilen, ist in Schipka angekommen.
; Konstantinopel, 12. September. (W. T. B). Nich ier vorliegenden Nachrichten dauert die Schlacht hei k noch immer fort, Plewna ist von drei russischen Armeecorps angegriffen, Osman Pascha steht mit Arhania noch in Kommunikation. — Suleiman Pascha behauptet die Pofitionen im Schipkapasse. Abtheilungen seiner Armee, die auf der Straße von Gabrowa zu einer Nekognoszirung vorgegangen waren, haben nach einem für die Russen verlust⸗ reichen Kampfe den Hügel Buzlundscha besetzt und die dorti⸗ en Befestigungen zerstört. Die Straße zum Defils von . ist im Besitz der Türken.
Konstantinopel, 12. September. (B. T. B.) Der Gouverneur von Widdin hat die Meldung hierher gelangen lassen, daß Widdin von Kalafat aus bombardirt wird und das Feuer lebhaft erwidert. — Bei Rahowa hat ein Artilleriegefecht stattgefunden. Das Bombardement von
Rustschük hat aufgehört; die Türken konzentriren sich bei Sakis Tepe.
London, 13. September. (W. T. B) Die „Daily News“ veröffentlichen drei ausführliche Telegramme ihres Korrespondenten von Plew na, vom Sonnabend, Sonntag und Montag datirt, wonach die Kanonade ununterbrochen fortdauerte. Am Sonntag früh wurde die Redoute Grivitza von Nordosten und Süden her beschossen. General Krüdener besetzte am Sonntag Abend die Höhen von Radisowo mit der 31. Division, um den Angriff auf die erste Position der Türken vorzubereiten. Das Feuer der Russen wird allmählich des türkischen Feuers Herr.
— Ueber die Vorbereitungen zur Schlacht bei Plewna wird der „Dailn News“ aus dem russischen Haupt—⸗ quartier im Wesentlichen Jois n des gemeldet:
Das Hauptquartier des Großfürsten Nikolaus wurde am 5. von Gornji Studen nach Radenica, wenige Kilometer rück wärts von Poradim, verlegt. Der Ober⸗Befehlshaber der ganzen vor Plewna stehenden Armee, Fürst Carl von Ru—⸗ mänien, und sein Stabschef, General Zotoff, befinden sich in Poradim. Den Befehl über die rumänische Armee führt der frühere Kriegs⸗Minister. General Cernat. Ordre de Bataille: 1X. Corps (5. und 31. Division) Krüdener 18,000 Mann, JV. Corps (16. und 30. Division) Kryloff 20,990 Mann, eine Brigade der 2. Division 6000 Mann, eine Brigade der 3. Division 6000 Mann, eine Schützenbrigade 3000 Mann, 1. rumänische Division G. Angelescu 14,000 Mann, 2. rumänische Division A. Angelescu 14900 Mann, rund 809000 wann. Infanterie, 4. Kavallerie⸗Division 2000 Mann, 9. Kavallerie ⸗Division 2000 Mann, eine Brigade der 11. Division 1000 Mann, eine Brigade tscherkessischer Kosacken 1000 Mann, eine Abtheilung der Kaiserlichen Eskorte 200 Mann, 1. rumänische Division 2000 Mann, 2. rumä⸗ nische Division 20090 Mann, rund 19,000 Mann Kavallerie, zusammen 100,000 Mann, außerdem 250 25⸗Centimeter⸗Belagerungsgeschütze.
Die u et Stellung bildet eine Hufeisenform, deren konvexe Seite nach Osten gerichtet ist, während Plewng so ziemlich in der Mitte der Basis liegt. Die Russen umgeben das Hufeisen, lassen aber die Basis frei. Der russische Theil der Truppen steht auf dem linken Flügel, wo in der ersten Schlacht Schakoskoy stand, die Rumänen auf dem rechten Flügel, wo Krüdener stand. In der Nacht vom 6. zum 7. hate es scharf gefroren und lange hing dichter Nebel über dem Gelände. Allenthalben waren Belagerungsgeschütze in Emplacements aufgestellt außer den . Das Geschützfeuer begann gegen 65 Uhr. Einige
Festungsgeschütze nahmen Plewna zum Ziele, die meisten nähere Po itionen, namentlich die Redoute von Grivica, die nur ab und zu das Feuer erwiderte, Radisowo wird in Brand geschossen. Das Geschützfeuer dauert bis Sonnenuntergang, ohne daß den ganzen Tag über auch nur ein einziger Gewehrschuß gefallen wäre. Die Situation ist unverändert.
n einer am Sonnabend um 5 Uhr Abends abgesandten Depesche berichtet derselbe Korrespondent:
„Wohl war die Griviea⸗Redoute durch das russische Ge— schützfenuer des gestrigen Tages stark mitgenommen worden, aber nachdem die Türken sie im Laufe der Nacht ausgebessert, schaute sie wieder vollständig schmuck aus. Die Russen hatten allerdings die Nacht ebenfalls gut benutzt, nämlich ihre Schanzgräben ein gut Stück vorgeschoben, eine Batterie von Belagerungsgeschütz verhältnißmäßig nahe oberhalb Grivicas innerhalb Schußweite der furchtbaren Re⸗ doute errichtet und armirt. Mit Sonnenaufgang, begann diese Batterie, unterstützt von isolirten schweren Geschützen, ihr Spiel gegen die Redoute Die türkischen Geschütze vermoch⸗ ten den weittragenden Belagerungskanonen nicht zu antwor⸗ ten und feuerten blos gegen die Feldgeschütze des Höhenkamms. Ihr Feuer war wenig wirksam, desto wirksamer dagegen das der russischen schweren Geschütze. Mitunter schwiegen die türkischen Batterien vollständig und schon wähnte man sie aufgegeben. Ihre Unterbrechungen waren jedoch lediglich Ausbesserungen gewidmet, worauf sie so lustig als nur je wieder losdonnerten. Die Grivica Redoute ist entschieden der Schlüssel der Stellung. . . . Gegenwärtig haben die (räassischen) Truppen zwar alle ihre Positionen eingenommen, trotzdem scheint von einem Sturme heute noch keine Rede zu sein. Er wird kaum vor morgen (den 9.8. M.) Nachmittag beginnen, wenngleich eine eigzelne Redoute früher angegriffen werden dürfte. Der Kreis rus⸗ sischer Geschütze schließt sich immer enger um die türkischen Stellungen. Die Eantscheidung jedoch wird nicht von ihnen, sondern von der Tüchtigkeit der anstürmenden Infanterie abhängen. Zur Stunde ist die türkische Artillerie ungedämpft. Die russischen Verluste in den Batterien sind heute viel stärker als gestern. Der Kaiser, Fürst Karl und der Großfürst besuchten heute sowohl wie gestern das Schlachtfeld.“
. Ueber den Fall von Niksie werden der „Times“ von ihrem Korrespondenten im montenegrinischen Hauptquartier unterm 9. d. folgende Einzelheiten telegraphirt:
„Die Garnison ergab sich bedingungslos, da fernerer Widerstand unmöglich war, außer mit sehr großen Opfern. Selbst die Erhal⸗ tung der Citadelle war unter allen Umständen unmöglich. Die Bevölkerung von Niksic, entmuthigt durch die erfolgreiche Erstürmung der Anhöhen während der vorhergehenden beiden Nächte, wo⸗ durch sowohl die Stadt wie die Citadelle unter das Musketenfeuer der Belagerer gebracht wurden, weigerte sich zu kämpfen und verließ nach der Einnahme der die westliche Pertheidigungslinie beherrschenden Position die Verschanzungen, während die Vertheidigung Seitens der regulären Truppen kurz und lässig war, was schon daraus hervorgeht, daß die Montenegriner nur einen Todten und jwei Verwundete hatten und die Affaire in fünf Minuten beendigt war. Als später die übrigen Redouten bedroht wurden, räumte man sie überstürzt, und ihre Be⸗ eßung durch die Belagerer brachte die Kanoniere der Citadelle unter ein Artillerie⸗Kreuzfeuer von drei Richtungen und ein Gewehr⸗ feuer auf 300 Ellen Entfernung. Da die Geschütze alle en Carbette waren, wurde deren fortgesetztes Feuer unwirksam. Vach Empfang von Versicherungen des Wohlwollens Seitens des Fürsten wurde das Fort bedingungslos übergeben und die Garnison marschirte mit Waffen und Bagage nach Gatschk, wohin sie sich, zu begeben wünschte. Die i,. ist durch das Artilleriefeuer nicht sehr beschädigt, sie befindet sich aber dessenungegchtet in einem ruinirten Zustande, weil seit vielen Jahren keine Reparaturen vor— gengmmen worden waren und kein Material, selbst für zeit- weilige Werke, existirte. Die Schießscharten waren mit losen Steinen und alten, mit Steinen beschwerten Patronenkisten ausge⸗ füllt. Unter dem übergebenen Kriegsmaterial befand sich auch eine vollständige Batterie Zwölfpfünder, Stahl-Hinterlader und eine An⸗ zahl von schweren gezogenen Bronze⸗Kanonen, größtentheils unbrauch- bar, nebst einigen alten glattgebohrten Kanonen — im Ganzen 19 Geschütze. Ma sowohl der Garnison wie der Bevölkerung gestattet wurde, ihre Schießwaffen zu behalten, gingen k ine Gewehre an den Feind über; aber große Quantitäten von Mundvorräthen sind in den Magazinen aufgespeichert. Die ferneren Bewegungen der Armee sind ungewiß, da man über einen endgültigen Feldzugs plan noch nicht zur Entscheidung gelangt ist. Den leßten Nachrich- ten zufolge haben die albanesischen Stämme auf den Fall von Nitsie gewartet, um sich allgemein zu erheben. Es ist wahrscheinlich, daß Bewegungen in dieser Richtung den Feldzugsplan beeinflussen mögen.“
Ragusa, 12. September. (W. T. B.) Die Monte⸗ negriner griffen gestern bei Josero Hafiz Pascha an. Die Türten wurden geschlagen und verloren 606 Todte und 100 Gefangene.
Asiatischer Kriegsschauplatz.
Kon stantinopel, 12. September. (W. T. B.) Vom asiatischen Kriegsschauplatz wird gemeldet, daß eine von dem Lager Moukhtar Paschas detachirte Kavallerie⸗
Abtheilung von ca. 300 Mann e Alexandrapol vor⸗ gerückt sei, ein russisches Kavall tachement geschlagen und ihm 150 Pferde rn, , n,.
Kon stantinopel, 12. September. (W. T. B.) Der⸗ wisch Pascha meldet unterm 9. d. M. ein für die Türken günstiges Gefecht bei Batum.
Landtags ⸗ Angelegenheiten.
Cassel, 11. September. Wie die hl; Morgenztg.“‘ mittheilt, hat der Vertreter Cassels im Hause der Abgeordneten und im Reichs- tage, Ober ⸗Tribunals-Rath Dr. Bähr, aus Gesundheitsrücichten sein Mandat für das erstere niedergelegt. Derselbe hat das Mandat für den Reichstag vorerst noch behalten.
Statistische Nachrichten.
Nach den Aufstellungen des Kaiserlichen statistischen Amis im,. 7. Hefte der Monatshefte zur Statistik des Deutschen Reichs für 1877 ist die Einwohnerzahl des Reichs von 41058, 97 Einw. im Jahre 1871 auf 424727, 360 Einw. in 1875 gestiegen. Dies entspricht im Durchschnitt einer jährlichen Ver⸗ mehrung um 417, 143 Einw. oder 96 auf je 1000 Einwohner. Es sind nämlich durch Ueberschuß der Geburten über die Sterbefälle ährlich 47, 084 Einw. (11537 pro Mille) hinzugetreten, während durch Wanderungen eine Verminderung um 79,941 Einw. (l, e pro Mille) stattgefunden hat. Die relativ stärkste Bevölkerungszunahme zeigen folgende Staaten: Preußen einschl. Lauenburg (19 pro Mille), Königreich Sachsen (19,27. Sachsen ⸗Cohurg⸗Gotha (il 37), Braun⸗ schweig (1136), Anhalt (1214), Reuß ä. L. (1025), Lübeck (21, *), Bremen 37, i und Hamburg (34, ih. Eine dem allgemeinen Durch⸗ schnitte sich nähernde Vermehrung hatten: Bayern (8, o pro Mille) Württemberg (,o), Baden (7, es), Hessen (9c), Sachsen⸗Meinin-= gen (856), Reuß j. L. (Han) und Schaumburg-Lippe (825. . dem Durchschnitte blieben erheblich zurück: Sachsen⸗
eimar (5,63 pro Mille), Oldenburg G13), Sachsen Altenburg (6,4), Schwarzburg⸗Rudolstadt (37), Schwarzburg⸗Son⸗ dershausen (l, o) und Lippe (2s) während eine Abnahme der Ein⸗ wohnerzahl erfahren haben: Elsaß-Lothringen um Qi, Mecklenburg- Schwerin um 1516, Mecklenburg-Strelitz um 3,“ und Waldeck um 667 pro Mille. — Den schwächsten Volkszuwachs wiesen nach der Nordosten des Deutschen Reichs, namentlich die preußischen Bezirke Gumbinnen (4,2 pro Mille), Königsberg (4, a), Marienwerder (3,4), Bromberg (230), Posen 4.04 und Köslin eh sodann ein links der Oder und bis an die Grenze der Niederlande hin im Norden Deutschlands sich erstreckendes Gebiet, zu dem u. A. die preußischen Bezirke Stralsund (130 pro Mille, Lüneburg (l, 6), Stade (443), Hildesheim (31), Minden 370) und das Herzogthum Oldenburg (os) gehören; endlich im Südwesten Deutschlands ein größeres Gebiet, welches, abgesehen von Elsas-Lothringen, aus den badischen Bezirken Offenburg (4.54), Freiburg (4,5), Lörrach (O,74), Waldshut (I, ), Constanz (254), der hessischen Provinz Aberhessen (osx. Hohenzollern (3,4), sowie dem Schwarzwaldkreise 313) und dem Jagstkreise (dsc) von Württemberg besteht. In der Gruppe des Norbostens sind hauptsächlich die Fortzüge, in den nörd⸗ lichen Bezirken links der Oder vorzugsweise die langsame natürliche Bevölkerungszunahme bei mäßig starken Wanderungen die ursächlichen Momente; in den badischen Bezirken wirken Langsamkeit der natür— lichen Zunahme und Fortzüge mäßig stark zusammen; in den würt— tembergischen Kreisen und Hohenzollern erscheinen wiederum die Fort⸗ züge als hauptsächlicher Faktor. Geographisch weniger geschlossen sind die Bezirke mit auffallend hohem Volkszuwachs. Es zählen zu denselben, soweit sie nicht oben bereits namhaft gemacht sind, folgende Bezirke: Oppeln (12,4 Zuwachs pro Mille), Potsdam (137), Erfurt (10,89), Hannover (ih, or), Leipzig (19,53. Dresden (25,57), Zwickau (18,0), Arntz berg G1, 55, Düsseldorf. (23 63), Cöln (6, o), iesbaden (17,3), Starkenburg (1476, die Rheinpfalz (10-4), Mannheim (26,05), Karlsruhe (18,4), Neckarkreis (17, is) und Oberbayern (15, u).
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Dresen, 12. September. W. T. B.) Heute Mittag ißst der General⸗Musikdirektor Dr. Julius Rietz hier gestorben.
Zürich, 10. September. (N. Zürch. Ztg. Heute Vormittag wurde unter dem Präsidium des Geheimen Raths Professor Bluntschli die Sitzung des Völkerrechtlichen Institutes im Gesellschafts— hause zum Schnecken eröffnet. Die Versammlung ist nicht sehr zahl reich, da das Stiftungsfest der Universität Upsalg mehrere Mitalieder abhielt, hier zu erscheinen. Doch sind Deutschland, England, Ruß— land, Frankreich, Oesterreich, Belgien, die Niederlande und die Schweiz vertreten. Es wurde ein interessanter Bericht über die Ar— beiten des Instituts im verflossenen Jahre von Hrn. Rolin verlesen. Zum Präsidenten für das kommende Jahr ist Hr. de Parieu ernannt worden. Unter den Gegenständen, welche diesmal auf der Tages- ordnung stehen, befindet sich die Organisation eines iatergationalen Prisengerichtes, ein Vorschlag über gemeinsame völkerrechtliche Regeln mit rg auf den Erwerb und den Verlust des Staatsbürgerrechts und mit Rücksicht auf die Auslieferung,
— Die Internationale Gesellschaft zur Erforschung und Civilisirung von Afrika entsendet, der ‚Post“ zufolge, von Brüssel aus im nächsten Monat, unter Leitung des Hauptmanns Crespel vom helgischen Generalstabe, eine Expedition nach der afrika⸗ nischen Ostküste. Die Expedition wird sich von Southampton zunächst nach Natal begeben. — Der bekannte italienische Afrikareisende Kapitän Gessi steht im Begriff, abermals eine Reise in das Herz Afrikas anzutreten; er wird auf derselben von dem Dr. Matteucei begleitet sein. Das Reiseprogramm geht dahin, sich über Chartum nach Gon— dokord zu begeben, um von hier nach Kaffa am Godscheb abzubiegen, woselbst Gessi mit dem Marchese Antinori, dem Führer der von der italienischen geographischen Gesellschaft ausgesendeten Expedition, zu⸗ sammenzutreffen gedenkt.
Lund, 9. September. Vorgestern starb hier der Orientalist Dr. C. Tornberg im Alter von 70 Jahren, seit mehreren Jahr⸗ zehnten Professor der orientalischen Philologie an der hiesigen Universität.
— In der Königlichen Hofbuchhandlung von E. Sgfr. Mittler u. Sohn ist ein alphabetisches Sachregister zum Armee⸗ Verordnungsblatt erschienen. Dasselbe umfaßt die Jahrgänge von 1867 bis 1876 und erleichtert sehr wesentlich den Gebrauch des amtlichen Blattes.
Land⸗ und Forstwirthschaft. Im Regierungsbezirk Danzig wird die Ernte aller e t e, im Durchschnitt eine befriedigende werden. Die in olge des Deichbruches bei Fischerkampe inundirt, gewesenen Niede⸗ rungen im Elbinger Kreise zeigen kaum noch eine Spur von der Ueberschwemmung. Es haben auch diejenigen Ackerländer ien, die erst im Juni pollständig trocken gelegt worden sind, noch mit Sommer— getreide (Gꝛrste und Hafer) bestellt werden können. Dieselben sind bis auf einige Haferfelder bereits überall abgeerntet und haben gute EIrträge gegeben. Die Kartoffeln haben einen guten Stand. ei denjenigen Wiesen und Weideländereien, welche erst spät entwässert worden sind, ist ein füblbarer Ausfall eingetreten, da auf diesen bei Emtritt der Frühjahrsvegetation vielfach unter dem Wasser die Grasnarbe gusgefault ist. Die Grummeternte verspricht eine recht gute zu werden und wird den Ausfall am ersten Heuschnitt zum guter Theil ersetzen.
— Der deut sche Weinbaguverein wird am 26. September seine dietjährige Generalversammlung in Freiburg i. Br. abhalten, mit welcher ein vom 25. bis 28. September dauernder Weinbaukongreß verbunden sein wird. Auf dem Kongreß werden
die Maßregeln gegen die Reblaus eingehend besprochen werden.
Lon don, 19. September. (G. C) Durch die sehr ungünstige Witterung der letzten Wochen hat 2 schon ohnehin nicht sehr länzende Getreideernte Englands weiteren Schaden gelitten, nabesondere ist das Einheimsen stark verspätet worden. So nimmt man an, daß am 30. August nur die Hälfte der Frucht geschnitten r sei. Auf gutem Boden blieb der Ertrag des Weizens um 5 og, auf nassem und zu leichtem Boden um 30 0½ hinter einer Durchschnitteernte zurück. Die Grafschaften Kent und Norfolk haben noch die verhältnißmäßig beste Ernte aufzuweisen, die ge⸗ ringste , die rafschaft Esser (wegen ihres un⸗ ünstigen Bodens) und die mittleren englischen Grafschaften wegen des schlechten Wetters), nicht zu gedenken Schottlands und des nördlichen Englands, wo der Weizen theils noch auf dem 66 steht, theils der Witterung wegen nicht eingefahren werden onnte und im Felde in den Garben keimt. Was die Schwere der Weijenkörner anlangt, so sind im Durchschnitt drei Viertel leicht und von schlechter Beschaffenheit, ein Viertel sehr gut. Im Ganzen bleibt die diesjährige Weizenernte um 2009 hinter einer Durch⸗ schnittsernte zurück und liefert nur 10/a3 des Jahresbedarfs der Be völlerung. Die Gerstenernte bleibt um 1050 hinter einer Durch= schnittsernte zurück. Ihre Beschaffenheit ist durchschnittlich eine un günstige. Hafer ist mittelmäßig, Heu gut gerathen.
Gewerbe und Sandel.
Die Bilanz der Deutschen Bank für das erste Semester d. Is. weist, der B. Börs. Ztg.“ zufolge, ein Reinerträgniß von 1984,88 M auf. In der Bilanz figuriren 1.677262 4 Kassa, 36,584,374 6 Wechsel; unter den Passiven 8, 954 170 4 Depositen und 16,575,769 6. Accepte. Die jämmtlichen Reserven betragen 4413,83 M Das Gewinn- und Verlustkonto weist bei den Wechseln einen Gewinn von 839,526 n, an Provisionen einen Gewinn von S632, 013 M, bei den Filialen einen Gewinn von 433,839 4 nach. Die Handlungsunkosten betrugen im ersten Semester 209,724 60
— Die in der 16 Sitzung des Aufsichtsraths der BretE— lauer Diskontobank Friedenthal L Go. vorgelegte Bilanz pro 1. Semester d. Is. ergiebt einen Bruttogewinn von 639,729 40 Nachdem von diesem Bruttogewinn die Handlungsunkosten mit 24,817 M und diverse Debitzinsen ꝛc. mit 33,B517 M in Abzug ge⸗ bracht sind, bleibt ein Gewinn von 511,395 „ Das Aktienkapital der Bank beträgt gegenwärtig noch 15, 000,009 .
Nassau, 10. September. (Cobl. Ztg.) Im nahen Dau senau wurde vor kurzer Zeit ein Bleierzlager von nur geringer Stärke erschürft. Heute nach weiterem Vordringen fand man ein xecht starkes und vielversprechendes Bleierzlager. Ein Unternehmer für den Be⸗ trieb hat sich bereits gefunden.
— Im Monat August er. wurden bei der Allgemeinen Un fall-Versicherungsbank in Leipzig 532 Unfälle, und zwar 9 Todesfälle, 9 Unfälle, welche den Betreffenden Lebensgefahr berei⸗ teten, 190 Unfälle, die ihrer Natur nach eine totale oder theilweise Invalidität der Verletzten erwarten lassen, und 504 Unfälle, aus welchen sich für die Verletzten nur eine vorübergehende Erwerbs unfähigkeit prognostiziren läßt, angemeldet. Von den 9 Todes fällen ereigneten sich 2 in Steinkohlenwerken und je 1 in einem Kalkwerke, einem Braunkohlenwerke, einer Eisensteingrube, einer Tuffsteingrube, einer Gußstahlfabrik, einer Schneidemühle und beim Eisenbahnbau. Von den 9 lebensgefährlichen Beschädigun⸗ gen entfallen 2 auf Hammerwerke und je 1 auf eine Brauerei eine Gipsmühle, eine Eisengießerei, eine Steinkohlengrube, einen Granit— steinbruch, Brückenbau und Dachdeckerei, während von den 19 In⸗ validen 3 auf Webereien und je 1 auf eine Dampfziegelei, eine Eisensteingrube, eine Dampfschneidemühle, eine Zuckerfabrik, eine Flachsgarnspinnerei, eine Waggonfahrik und Tunnelbau kommen.
— Die Verwaltung der Württembergischen Hypotheken⸗ bank schreiht für den J. Januar 1878 eine weitere Einiahlung von 0 „6 per Aktie aus. Zweck der Einzahlung ist die Vermehrung der Pfandbriefe, welche nach den Statuten bis zum zehnfachen Be⸗ trage des eingezahlten Kapitals ausgegeben werden dürfen.
Hamburg, 11. September. In der Versammlung des Gewerbevercins am 6. d. Mts., mit welcher die winterliche Thätigkeit desselben eröffnet wurde, fand der Antrag auf Veran⸗ staltung einer Lehrlingsausstellung um Ostern nächsten Jahres widerspruchslose Annahme. — Am 16. d. Mts. findet die Eröffnung des hiesigen neugegründeten Kunstgewerbemuseums (unter der ,, 6. k statt.
London, 11. September. (C. C) Die ersten diesjährigen Schiffsladungen von Korinthen sind bier eingetroffen. h 96 Beschaffenheit, die durch starke Regenfälle in den betreffenden Be⸗ zirken sehr gelitten hat, wird stark geklagt. Der Ausfall in der Gesammternte wird auf 20,0900 Tons geschätzt.
Londoen, 12. September. (W. T. B.). In der gestrigen Wollauktion zeigten alle Sorten eine steigende Tendenz.
Havre, 12. September. (W. T. 5 Die heutige Woll⸗ auktion war wenig belebt. Die Preise stellten sich gegen diejenigen der im Juli stattgehabten Auktion um 5 bis 10 Centimes niedriger. Angeboten waren 1774 Ballen, verkauft wurden 371 Ballen.
— Ein Telegramm der „Int. Tel. Ag.“ aus Nischni⸗Now⸗ gorod meldet den Schluß der dortigen Messe. Die Zahlungen wurden im Allgemeinen ordnungsmäßig geleistet, ausgenommen einige leine Forderungen. Das Ende der Messe wies animirtes Geschäft in allen Zweigen, mit Ausnahme der Luxuz⸗ und Eisenwaaren, auf.
Verkehrs⸗Anstalten.
London, 8. September. (A. A. C.) Der soeben in London ausgegebene Bericht der Postverwaltung für 1876 zeigt wiederum eine bedeutende Zunghme des gt in hn und enthält, wie gewohnlich, vielerlei in teressante Einzelheiten. Die Gesammtzaht aller im Königreich auf die Post gegebenen Briefe betrug 1,Ü918, 355, M6, 1ẽä9iũãcmehr als im Vorjahre oder 31 Briefe per Kopf der Bevölke⸗ rung. An Postkarten sind 2, g35, 700 befördert worden, um 6,5 o/o mehr als im Jahre 1875, an Bücher⸗Packeten 298,790, 80 oder 6es osg mehr, und an Zeitungen 125.065, 800. Die Zahl der einge—⸗ schriebenen Briefe n. 50h65, 116, was ungefähr 1 eingeschriebenen auf. 20, gewöhnliche Briefe autmacht. Als unbestell har wurden 5,897,724 Briefe in das Returned Fetter Offico zurückbefördert, oder einer auf 16 aufgegebene Briefe. Von diesen kamen doch nahe an is entweder an die Absender oder an die Adresse an. Mehr alg 33,100 Briefe wurden ohne irgend eine Adresse , , von diesen enthielten 132 zusammen etwa 390 Pfd. Sterl. in Münze unh Banknoten, und nahezu 5000 Pfd. Sterl. in Cheques, Wechfeln 26. EFtwa 79,00 Freimarken wurden in den verschiedenen Postämtern lose umherliegend gefunden. Ohne alle Umkleidung wurden 14,346 Gegen stände aufgegeben. Ein Brief mit Banknoten im Betrage von 100. Pfd. Sterl.,, an eine Bank adressirt, wurde offen' ver= efunden. In einer unbestellbaren Zeitung fanden sich vier
overeigns, und in einer anderen ein goldenes Medaillon vor. nter den postreglementswidrigen Sendungen sind hervor⸗ 3 Künstliche Augen und Zähne, Perrücken, Blumen,
bst und Gemiüse, Wildpret aller Art, Fische, Blutegel, Frösche, Schlangen und Eidechsen. Eine lebendige Schlange, die aus einem Postpacket entschlüpft war, wurde in Holpyhead und Kingstoöown Ma— rine⸗Postamt entdeckt, und, als sie nach Verlauf von 14 Tagen von ihrem Eigenthümer nicht reklamirt wurde, dem n Garten in Dublin übergeben. In Liverpool kam ein Packet mit einem le—⸗ benden gehörnten Frosch aus den Vereinigten Staaten an und wurde dem Adressaten behändigt. Die Zahl der im Jahre aufgegebenen Telegramme betrug mit Ausschluß der n, 23,440,439 oder 900 M0 mehr als im Wrrighre. Das Reinerträgniß der Post belief sich in 1876 auf 1,4700 6 Sterl.
Triest, 13. September. (W. T. B.) Der Loydpostda mpfer „Hungaria“ ist heute Morgen aus Konstantinopel hier eingetroffen.
Southampton, 12. September. (W. T. B. Der Dampfer des Norddeutfchen Lloyd „ Mosel“ ist eingetroffen.
New: Jork, 12. September. (W. T. B.) Der Dampfer France“ der National⸗Damfschiffs⸗ Compagnie (C.
Messingsche Linie) ist hier eingetroffen.