1877 / 223 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 22 Sep 1877 18:00:01 GMT) scan diff

In den deutschen Münzstätten sind bis zum 15. September 1877 geprägt worden, an Goldmünzen: 1149, 462, 139 6 Doppelkronen, 361,428 250 S6 Kronen, 7,682,975 6 halbe Kronen; hiervon auf Privatrechnung: 223, 155,355 M6; an Silbermünzen: 15653095 s 5 Mark⸗ stücke, 97 288,586 S6 2Markstücke, 143,512, 165 6 1Mark⸗ stücke, 62, 116, 08 M 00 3 50 ⸗Pfennigstücke, 35, 17, 922 6 85 3 204Pfennigstücke; an Nickelmünzen: 23,502,530 M06 70 3 154 Pfennigstücke, 11,657,813 6 75 8 54Pfennig⸗ stücke; an Kupfermünzen: 6,21 3207 66 44 83 24Pfennig⸗ stäcke, 3,382, 22 6 S3 8 1Pfennigstücke. Gesammtaus⸗ prägung an Goldmünzen: L518 573,405 S; an Silber⸗ münzen: 410, 288, 4766 80 3; an Nickelmünzen: 35, 160, 344 66

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45 3; an Kupfermünzen: R, 5 gõ, 930 M6 27 3.

Zur Ausführung des Gesetzes, betreffend die Aus⸗ gabe von Reichskassenscheinen vom 30. April 1874, sind bis Ende August 1877 auf den definitiven Antheil an Reichskassenscheinen (120,000, 000 4st) 118,521,455 s6 Neichs⸗ kassenscheine und 70 (6 baar, und auf den Maximalbetrag der Vorschüsse (54,889, 981 S 72 5) 54,037, 2103 66 43 3 angewiesen worden, so daß zum Ersatz von Landespapiergeld auf den definitiven Antheil an Reichskassenscheinen noch 1478,75 S und auf die Vorschüsse S2, 39 6 29 3 rück⸗ ständig blieben. Auf die Vorschüsse waren 3, 659, 320 66 be⸗ reits zurückgezahlt. Ende August waren mithin 168,764, 965 46 in Reichskassenscheinen im Umlauf.

Durch die Allerhöchste Verordnung vom 5. d. M. ist bestimmt worden, daß mit dem 1. Oktober d. J. die Ver⸗ waltung der Angelegenheiten der evangelischen Landeskirche, soweit solche bisher von dem Minister der geistlichen 2c. Angelegenheiten und von den Regierungen geübt worden ist, nach Maßgabe des Gesetzes vom 3. Juni 18736 auf den Evangelischen Ober⸗Kirchenrath und die Könsistorien als Organe der Kirchenregierung übergeht. Demgemäß verbleibt den Regierungen, nach einem Cirkularerlaß des Ministers der geistlichen 2c. Angelegenheiten vom 19 d. M., von dem gedachten Zeitpunkt ab in Beziehung auf die Angelegenheiten der evangelischen Landeskirche nur die ihnen bisher zugestandene Wahrnehmung der staatlichen Aufsichtsrechte, wie solche durch das Gesetz vom 3. Juni 1876 näher präzifirt, und soweit deren Ausübung nicht inzwischen durch die Allerhöchste Verordnung vom 9. September 1876 anderen Behörden des Staates übertragen ist, Auf die Kon⸗ fistorien hingegen geht die Ausübung der bisher von den Re⸗ gierungen wahrgenommenen lirchenregimentlichen Befugnisse Kber. Keinerlei Veränderung indessen tritt in den Zuständig—⸗ keiten der Behörden bezüglich der Patronatsverhältnisse, und zwar sowohl, rücksichtlich des landesherrlichen als

uch rücksichtlich des Privatpatronats, sowie bezüglich der kirchlichen Angelegenheiten bei dem Militär und öffentlichen Anstalten ein. Hiernach werden mit dem gedachten Zeitpunkt, von den in dem Eirkularerlaß vom 1. Oktober 1847 als zum Ressort der Regierungen gehörig aufgeführten Ange—⸗ legenheiten (Absatz I. Nr. 1 bis inkl. 7) abgesehen, von der den Konsistorien bereits übertragenen Aussicht über die Kirchen⸗ bücher, soweit sie nicht mehr zur Beurkundung des Personen⸗ standes dienen, insbesondere nachstehende Gegenstände aus dem Geschäftskreise der Regierungen ausscheiden und auf die Kon⸗ sistorien übergehen:

I) die Sorge für die Anlegung und Unterhaltung der Kirchhöfe, unbeschadet der Bestimmung in Art. 24 Nr. 6 des Gesetzes vom 3. Juni 1876 und

) die kirchenregimentliche Aufsicht über das Vermögen der Kirchen, kirchlichen Stiftungen und Institute, und zwar sowohl derjenigen, welche landesherrlichen Patronats sind, als auch derjenigen, welche dem landesherrlichen Patronat nicht unterworfen sind, jedoch unbeschadet der Bestimmungen in Art. 23, 24 und 27 des Gesetzes vom 3. Juni 1876 und ohne Aenderung der Zuständigkeiten in den Patronatsverhält⸗ nissen sellst (Art. 22), so daß insbesondere den Regierungen die Ausübung aller die Vermögensverwaltung berührenden Vefugnisse des landesherrlichen Patronats verbleibt.

Im Einzelnen geht demgemäß in Betreff der kirchlichen Vermögensverwaltung auf die Konfistorien über (Litt. a. bis f. des Cirkularerlasses vom 1. Oktober 1847):

a. die Fürsorge für die Hinterbliebenen und Kirchenbeamten;

b. die firchenregimentliche Aufsicht über das Etats⸗Rech⸗ nungs- und Kassenwesen der gedachten Kirchen 2c.

die Ausstellung von Attesten über die Legitimation der verwaltenden Organe zur Besorgung von Rechtsangelegen⸗

eiten. Dagegen fallt die Autorisation zu Prozessen überhaupt fort. (Artikel 26);

d. die Genehmigung von Vergleichen;

e. die Genehmigung zur Vermiethung und Verpachtung von Grundstücken; ,

f. die Vertheilung der Kirchensitze;

g. die Genehmigung zu Ausleihungen und zur Aufnahme von Darlehnen, unbeschadet der Bestimmung in Art. 24 Nr. 3 zes Gesetzes vom 3. Juni v. J.;

b. der Erwerb, die Veräußerung und Verpfändung von Grundstücken, unbeschadet der Bestimmung in Art. 24 Nr. 1 des Gesetzes vom 3. Juni 1876

die Wahrung der Vorrechte und Immunitäten des kirchlichen Vermögens und der geistlichen Stellen;

Ek die Genehmigung zur Vermiethung von Wohngebäuden eines Pfarrers;

Die Ausficht über die bauliche Unterhaltung und Wie—⸗

von Geistlichen

derherstellung der Kirchen, Pfarr⸗ Kuster⸗= und anderer kirch⸗ licher Gebäude, vorbehaltlich der Bestimmung, im Artikel 23

Nr. 2 des Gesetzes vom 3. Juni 1876, sowie die Fürsorge für die Versicherung dieser Gebäude gegen Feuersgefahr;

m. die Auseinandersetzung zwischen dem neueinziehenden Pfarrer und dem abziehenden Pfarrer oder dessen Erben über die Einkünfte der Stelle;

n. das kirchliche Kollektenwesen, einschließlich der Verein⸗

nahmung und Ansammlung der Erträge, vorbehaltlich der

k des Artikels 24 Nr. 1876. Selbstverständlich hat diese Aufzählung lediglich den Zweck, die Gegenstände zu bezeichnen, welche fortan als zum Ge⸗ schaftskreis der Konsistorien orig anzusehen sind, nicht aber materiell den Umfang der Aufsichtsrechte der Konsistorien zu stimmen. In letzterer Beziehung bewendet es vielmehr bei den bestehenden Vorschriften. Was sodann die unter Nr. 6 des CGirkularerlaffes vom 1. Oktober 1847 erwähnte Ernen⸗ nung und Bestätigung der für die Verwaltung des kirchlichen Vermögens anzuftellenden weltlichen Kirchenbedienten betrifft, so hat dieser Gegenstand schon durch die Kirchengemeinde⸗

7 des Gesetzes vom 3. Juni

und Synodalordnung anderweite Regelung erfahren. Da⸗ gegen ist noch zu erwähnen, daß von den in dem Cirkular⸗ erlaß vom 1. Oktober 1847 als zum gemeinschaftlichen Ressort der Konsistorien und Regierungen gehörig bezeichneten Ange⸗ legenheiten die Einführung und Veränderung der Stolgebühren⸗ Taxen in der Provinzial Instanz gegenwärtig zum ausschließ⸗ lichen Ressort der Konsistorien gehört und nur die Genehmi⸗ gung der staatlichen Aufsichts behörde vorbehalten bleibt. (Art. 34 Nr. 4 des Gesetzes vom 3. Juni 1876.)

Nach einer Verfügung, welche der JustiʒMinister unterm 160. d. M.R, im Einverständniß mit den Ministern der Finanzen, für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten und der landwirthschaftlichen erlassen hat, steht den Feldmessern für die durch ihre Theil nahme an erich tkig en Terminen an ihrem Wohnorte aufge⸗ wendete Zeit die Versäumnißgebühr nach Maßgabe der Be⸗ stimmung im 5. 2 des Gesetzes vom 1. Juli 1875, betreffend die Gebuͤhren der Zeugen und Sachverständigen in gerichtlichen Angelegenheiten, zu, und ist dagegen die frühere Berechnungs⸗ art der Terminsgebühr (nach Diäten von 2 Thlr. 15 Sgr. fi 8 Arbeitsstunden, nach Dreißigtheilen berechnet) fallen zu assen.

Se. Hoheit der Prinz Friedrich zu Hohen⸗ zollern, bisher Oberst⸗-Lieutenant und etatsmaßiger Stabs⸗ Offizier im 1. Garde⸗Dragoner⸗Regiment, ist zum Commandeur des 2. Garde⸗Dragoner⸗Regiments ernannt worden.

Se. Durchlaucht Heinrich XVIII. Prinz Reuß, Rittmeister im Garde⸗Kürassier⸗Regiment, hat sich mit mehr⸗ wöchentlichem Urlaub nach Süddeutschland begeben.

Der Königliche Gesandte in Stuttgart, Freiherr von Magnus, ist auf seinen Posten zurückgekehrt und hat die

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Geschäfte der Königlichen Gesandtschaft wieder übernommen.

Kiel, 20. September. (Kieler Ztg.) Auf heute Nach⸗ mittag 3 Uhr war die Taufe und der Stapellauf der zweiten, auf der Norddeutschen Werst zu Gaarden für die Kai⸗ ferliche Marine erbauten Korvette C. anberaumt. Die Feier war vom schönsten Wetter begünstigt. Die Offiziere der Kaiserlichen Marine und des Holsteinischen Infanterie Regi⸗ ments Rr. S5, die fremdländischen Konsuln owie die Mit⸗ glieder des Verwaltungsraths 2c. waren zu derselben erschienen, und präcis um 3 Uhr vollzeg der Contre⸗ Admiral Werner auf Befehl Sr. Majestät des Kaisers die Taufe der Korvette, und zwar auf den Namen „Blücher“.

Bayern. München, 21. September. (W. T. B.) Der Reichskanzler Fürst Bismarck ist mit seiner Familie heute Abend 66 Uhr von Salzburg hier ein⸗ getroffen. Derselbe wurde von dem Minister von Pfretzschner, dem Polizei ⸗-Präsidenten von Feilitzsch, dem preußi⸗ schen Militär-Attachs Oberst-Lieutenant von Stülpnagel und dem preußischen Legations⸗Sekretär Grafen von Rantzau am Bahnhofe empfangen und begab sich, von denselben begleitet, nach dem gegenüberliegenden äußeren Bahnhof, wo er in dem Königssalon Aufenthalt nahm. Um 7 Uhr 5 Minuten reiste Fürst Bismarck mit seinen beiden Söhnen nach Verlin weiter. Die sehr zahlreich versammelte Menge begrüßte den Fürsten bei der Abfahrt mit einem drei⸗ fachen lebhaften Hoch.

Sachsen. Dresden, 21. September. (Dr. 3) Der König und die Königin werden morgen, Sonnabend, den 22. d. Mts,, das Hoflager zu Pillnitz verlassen und sich fuͤr einige Zeit nach Wien begeben. Die Königin gedenkt, behufs der Ordnung des Nachlasses ihres hochseligen Vaterz, in dem, dem verewigten Prinzen Gustav von Wasa zugehörig gewesenen Schlosse Hacking Aufenthalt zu nehmen.

Sach sen⸗Coburg⸗Gotha. Co burg, 20. September. Der Landtagsausschuß für das Herzogthum Coburg ist zur Erledigung mehrerer Vorlagen, u. A. zur Prüfung der Staats- und Domänen⸗Kassen⸗Rechnungen, gestern hier auf mehrere Tage zusammengetreten.

Brenten, 20. September. Die Bürger schaft nahm gestern den ihr vorgelegten Gesetzentwurf wegen Besteuerung des Gewerbebetriebs im Umherziehen mit blos formellen Ab⸗ änderungen an, desgleichen einen Gesetzentwurf wegen Ein⸗ führung von Gewerbegerichten, der dem Hamburger Gesetze nachgebildet ist.

Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 20. September. Der Kaifer ist heute Morgens von Gödölls nach Wien zurück⸗ gekehrt. Der König und die Königin von Sachsen kreffen, wie die „Wien. 3.“ meldet, Sonntag, den 23. d. M., hier ein.

Heute Vormittags fand ein mehrstündiger Minister⸗ rath der diesseitigen Regierung statt. Derselbe beschäftigte sich mit dem gemeinsamen Budget, dessen Feststellung morgen in der gemeinsamen Ministerkonferenz unter Vorsitz des Kaifers erfolgen soll. Die Arbeiten in Betreff des diesseitigen Staatsvoranschlages pro 1878 sind, der „Presse“ zufolge, soweit vorgeschritten, daß die Einbringung des letztern im Reichs rathe späkestens binnen sechs Wochen möglich sein wird. In Betreff des Kriegs budgets wird im Gegensatze zu einer früheren Mittheilung aus Pest von mehreren Seiten berichtet, daß die Kriegsverwaltung für das nächste Jahr eine größere Summe, als von den Delegationen pro 1877 bewilligt wurde, beansprucht. Dieser Mehrbetrag soll sogar über das im Vorjahre ausgearbeitete Präliminare hinausgehen, aller⸗ dings nur um eine ganz geringe Ziffer. Die „Pester Korr.“ will wiffen, daß der größte Theil dieser Mehrforderungen auf die Aufbesserung der Mannschaftskost, auf die Kosten der Berittenmachung' der Hauptleute und auf einige Posten des Extraordinariums sich beziehe. Für hundert neue 15⸗Centi⸗ meter⸗Festungsgeschütze aus Stahlbronze sei eine verhältniß⸗ mäßig geringe Summe präliminirt. Natürlich kann von einem endgültigen Voranschlage nicht die Rede sein, ehe nicht die Finanz-Minister beider Reichshälften ihren Ausschlag gebenden Einfluß geübt haben. = Ueber die in Pest in Scene gesetzte Feier der „türki⸗ schen Siege“ äußert sich die „Presse“ folgendermaßen;

Die Hauptstadt Ungarns ist jener des türkischen Reiches zuvor⸗ gekommen. Pest hat seiner Freude über die Erfolge der täürkischen Waffen in einer eklatanten Manifestation früher als Konstantinopel Ausdruck gegeben. Ob die gerãuschvolle Siegesfeier, deren Schauplatz die Straßen und Plätze in Pest heute Nachts gewesen, dem End⸗ ergebniß des großen russischtärkischen Kampfes nicht etwa doch vor⸗ gegriffen habe, bleibe vorlaufig unerörtert. Dagegen muß konstatirt werden, daß die Pester Demenstration, der voraussichtlich viele ähnliche im Lande rasch auf dem Fuße folgen werden, auch ihre ernste volitische Seste hat. Wir zweifeln nicht, daß der Jubel, der sich gestern in

überlaut kund gab, spontan und aufrichti eint ist; sei

uelle vermögen wir aber doch nur in jener e en . großer erhaltniñ zu entdecken, welche Ungarn den pöttischen Hin⸗ weis auf den Globus von Ungarn. eingetragen ht. Man fa auch diesmal jenseits der Leitha einzelne Ereignisse hne 2 auf ihren Zusammenhang mit weltbewegenden Fragei ins Auge; man beurtheilt sie wieder unter dem Sinfluß erreger Gefühl von einseitigem Standpunkt, legt an sie wieder der Maßstab untergeordneter Sonderinteressen, ohne zu bedenken, daß man auf diesem Wege schließlich dahin gelangen muß, sich selbst ju isoliren, weil man übersieht, daß auch noch Ardere auf der Welt und entschlofsen sind, sich und ihre Ansprüche zur Geltung zu bringen. Diese Isolirung warf schon gestern nitten in die festlich beleuchteten Straßen von Pest ihre Schatten hinein Das Parlament, die große Majorität der Reichs gertretung, hielt fich von der Demonstration demonstrativ ferne. Die Stadt batte illuminirt, wo Alles liebt, kann der Bürgermeister allein nicht zaßen; die Dissidenten des Abgecrdnetenhauses kokettiren durch Beleu tung ihres Klubs mit der Tageslaune; die äußerste Linke stiez, treu hrem Beruf, in die Straßen herab und nahm ihren Platz im Umzug ein; jene aber, welchen das Gesetz die entscheidende Stimme in den Angelegen⸗ beiten des Landes verliehen, beobachteten eine Neutralität, die ver⸗ ständlich befagt, daß sie nicht geneigt sind, die Sache, welcher der Straßenjubel gilt, ohne weiteres als jene des Landes zu proklamiren. Entfprang nun diese Zurückhaltung der Scheu vor jener Isolirung welche Ungarn droht, wenn es verblendeter Leidenschaft das große Wort in Fragen einräumt, an die nur nüchternste Erwägung heran. zutreten berechtigt ist, dann wird das Parlament wohl auch Mittel finden, die öffentliche Meinung zu korrigiren, die sich durch ihre Er⸗ regung auf bedenkliche Abwege drängen lãßt.

Dasselbe Blatt berichtet weiter;

Wie wir hören, ist an einflußreiche Kreise des Wiener Bürger⸗ t ums der von einigen Reichsraths⸗Abgeordneten unterstützte Vor⸗ schlag gerichtet worden, eine türkenfreundliche Demonstration Seitens der hiesigen Bevölkerung zu veranlassen. Die betreffende Kund⸗ gebang sollte in einer Massen⸗Petition an das Abgeord⸗ hetenbaus bestehen, in welcher die lebhaftesten Sym⸗ pathien fär die, türkische Sache mit, dem Ansucen aus gedrückt werden, die Reichs vertretung möge bei der Regierung auf eine Frieden mediation hinwirken. Um die geplante Agitation in Einer Hand zu konzentriren, erging an mehrere Mitglieder des Wiener Bürgervereins das Ansinnen, das genannte Projekt bei der Teitung dieses Vereins zu vertreten. Die maßgebenden Kreise des letzteren haben nun über den Gegenstand jede Theilnahme an der beabsichtigten Kundgebung rundweg abgelehnt.“

Pest, 20. September. Wie der „Budapest. Korr.“ aus Agram berichtet wird, ist für die nächste Woche im krogtischen Landtage eine heftige Adreßdebatte über den bekannten Adreßentwurf bezüglich der Einverleibung der Militärgrenze zu erwarten.

Schweiz. Bern, 21. September, (C. Ztg.). Da die vorgenommene Zählung des schweizerischen Pferdebestandes er⸗ geben hat, daß die für den Fall einer Mobilmachung noth⸗ wendige Zahl gesichert ist, so hat der Bundesrath den Pferde-Ausfuhrzoll von 800 Fres. wieder auf 3 Fres. herabgesetzt. ‚.

Niederlande. Amster dam, 18. September. (Mgd. Ztg.) Die neue Session der Generalstaaten ist, nachdem der Minister des Innern die Legislaturperiode 1876 77 am 15. d. M. geschlofsen, am 17., wie schon telegraphisch gemeldet, vom König in Person eröffnet worden. Die Thronrede erwähnt der Hauptstreitfrage der Parteien, des Schulgesetz es, nicht, weil das Gesetz den Kammern bereits in voriger Session zur Berathung vorgelegen, aber unerledigt geblieben ist, nach⸗ dem das Ministerium die aus den Berathungen der Kammer⸗ kommission hervorgegangene Fassung für unannehmbar erklärt hat. In konservativen Blättern wird nun der Wunsch laut, das Schulgesetz erst nach Erledigung sämmtlicher übrigen Vor⸗ lagen in Berathung zu nehmen, um den Gang der gesetz⸗ geberischen Arbeiten nicht aufzuhalten. In mehreren größeren Städten des Landes, namentlich in Arnheim, ist es anläßlich der Aufhebung der früher üblichen Kirmeß im vorigen und auch in diesem Jahre zu argen Stra ßenkrawallen . Denjenigen, welche das allgemeine Stimmrecht auch hier bei den Kammerwahlen eingeführt wissen wollen, kommen diese Krawalle sehr unerwünscht, da sie den Gegnern Veranlassung geben, auf die Gefahren einer solchen Veränderung hinzu⸗ weisen. Die trans vaalschen Delegirten, Paul Krüger und Jorissen, sind vom Haag, wo sie zu Anfang dieses Monats angekommen waren, nachdem sie in London den Protest gegen die Aufhebung der südafrikanischen Republik und gegen die Annexion dieses Staates an die Krone England eingereicht hatten, vor einigen Tagen über Groningen weiter gereist, um ihre Mission als Abgesandte der südafrikanischen Republik fortzusetzen.

Belgien. Brüssel, 21. September. (W. T. B) Der „Etoile Belge“ erfährt, daß Prinz Louis Napoleon bis jetz; in Schloß Dave bei Namur nicht angekommen sei, 6. möglicher Weise überhaupt nicht daselbst eintreffen werde.

Großbritannien und Irland. Lon don, 20. September. (A. A. C) Die neueste Post vom Kap der guten Hoffnung meldet den Ausbruch eines blutigen Kampfes zwischen den Galekos und Fingoes, zwei Kaffernstämmen, deren Territorium an den Flüssen Key und Butterworth ge⸗ legen ist. Am 27. August fand ein Gefecht statt, in welchem die Fingoes siegreich waren und ihre Gegner über die Grenze trieben.“ Da in diesem Kriege viel von der Haltung Krelis abhängt, so ergreift die Kap⸗Regierung Vorsichtsmaßregeln, um jede Nuhestörung zu unterdrücken, und ein Detachement des 898. Regiments hat Befehl erhalten, nach der Grenze abzugehen. Der Sekretär für die Angelegenheiten der Eingeborenen, ö Browne, begiebt sich ebenfalls dahin, um den Ursprung der Unruhen zu ermitteln. Der Gouverneur, Sir Bartle Frere, bereist die östlichen Distrikte, wo ihm allenthalben ein . herzlicher Willkommen bereitet wird. Am 25. August eröffnete er in Alicadale, 72 Meilen von Port Elisabeth, eine neue Sektion der Rordostbahn. Mehrere Distrikte der Kolonie leiden unter der Dürre, und es wird großer Schaden.

gemeldet.

Frankreich. Paris, 22. September. (W. T. B.) Das „Journal officiel“ veröffentlicht das Dek ret, durch welches die Wahlkollegien zur Vornahme der Deputirtenwahlen auf den 14. Oktober zusammen⸗ berufen werden, sowie das. Dekret, durch welches der Senat und die Deputirtenkammer zum 7. No⸗ vember zu einer außerordentlichen Session ein berufen wer= den. Der Maire von Versailles, Rameau, hat seine Stelle niedergelegt., und seinen desfallsigen Erctschluß mit dem Inhalte des von dem Marschall⸗Präsidenten erlassenen Mani⸗ sestes motivirt.

Italien. Rom, 18. September. Der Kronprinz Humbert ist am 15. . M. in Pavia angekommen und auf

dem Bahnhofe von den Ministern des Krieges und des Acker⸗ baues, sowie von den Spitzen der Behörden und den zahlreich herbeigeeilten Bewohnern der Stadt, deren Häuser beflaggt Und bekränzt waren, mit Enthusiasmus begrüßt worden. Nach⸗ dem Se. Königliche Hoheit die Merkwürdigkeiten Pavias be⸗ sichtigl und sich die Mitglieder des Stadtrathes hatte vorstellen lassen, besuchte derselbe die landwirtschaftliche Ausstellung, welche in seinem Namen der Ninister Majorana durch eine Rede feierlich eröffnete. Die Gemahlin des Kronprinzen ist noch immer etwas leidend und hat dem Feste nicht beiwohnen können, ebensowenig wie der Minister⸗Präsident, den dringende Geschäste in Stradella abgehalten haben. Der Letztere hat soeben eine Uebersicht der Finanzlage ver⸗ Fffentlicht, aus welcher hervorgeht, daß dieselbe sich wesentlich gegen das Vorjahr gebessert hat. In den ersten acht Mo⸗ Raten dieses Jahres haben die Einnahmen des Staats 21,829,832 Lire mehr betragen, als in demselben Zeit⸗ raum des Vorjahres. Es, haben zu diesem gün⸗ stigen Rejultate alle Zweige der Verwaltung bei⸗ getragen. Die Grundsteuer hat circa 500, 00 Lire mehr er⸗ Beben, die Steuer vom beweglichen Vermögen, über 3 Millionen mehr, die Mahlsteuer 300, 000 mehr, die Geschäftssteuer sogar 7 Millionen mehr, und dies Resultat ist erzielt worden, trotzdem im vergangenen Jahre in fast allen Provinzen, in denen Siziliens ausgenommen, die Ernte schlecht war und die orientalischen Wirren der Industrie, dem Handel und Verkehr großen Schaden thaten.

II. September. (W. T. B) In dem heutigen Kon⸗ sistorium wurde der Kardinal Pecci zum Camerlengo ernannt; außerdem wurden mehrere italienische und auslän— dische Bischöfe ernannt.

Griechenland. Athen, 21. September. (W. T. B.) Der König hat ein Schreiben an die Minister ge⸗ richtet, worin er erklärt, daß die gegenwärtigen ernsten Zeit— verhältnisse es wünschenswerth erscheinen ließen, daß das bis⸗ herige Ministerium im Amte verbleibe. Nach hier einge⸗ angenen Nachrichten aus Larissa wurde eine Anzahl Ku chibozuks, welche auf das dortige griechische Konsulat einen gewaltsamen Angriff machten, unter Anwendung von Gewalk zurückgewiesen. Von dem Konsul ist Protest erhoben

worden.

(W. T. B.) Das gesammte bisherige Kabinet wird nunmehr im Amte verbleiben, jedoch wird ein neuer Konseil⸗Präsident demnächst ernannt werden.

Türkei. (W. T. B.) Aus Belgrad meldet das N. W. Tageblatt“: Die Gerüchte von einer Ministerkrisis sind unbegründet. In Semlin ist eine große Zahl geflo— hener Israeliten aus Kasanlik eingetroffen.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 17. Sep⸗ tember. Der von der Bauernpartei (Landmannaparti) ausgearbeitete und von deren Delegirten angenommene Ent⸗ wurf eines Heeres⸗Organisationsgesetzes ist, nach „Göteb. Handels⸗ och Sjöfarts⸗Tidn.“, im Wesentlichen folgenden Inhalts: Die Kriegsmacht soll aus geworbenen und vom Staate besoldeten Stammtruppen sowie aus Wehrpflichtigen bestehen, welche letzteren anfangs 30 Tage und nach und nach, im Laufe von 15 Jahren, bis zu höchstens 90 Tagen jährlich zu Uebungen eingezogen werden. Die Stärke der Stammtruppen wird auf 30 M5 Mann festgestellt, und sollen diese ausschließ⸗ lich aus dem ersten Aufgebot, d. h. aus den ersten fechs Jahresklassen, für eine 6jährige Dienstzeit genommen werden. Die Präsenz der Stammtruppen wird für Infanterie und Trainsoldaten auf zusammen 121, für Kavalleristen auf 19, für Artilleristen und Ingenieure auf 14 Monate festgestellt. Von den 30,9000 Mann Stammtruppen sollen 10,060 den Spezialwaffen und 20, 000 der Infanterie zugetheilt werden. Wehrpflichtige werden zur Infanterie ausgehoben. Außer den Stammtruppen soll für den Dienst in der Hauptstadt die Errichtung eines Garde⸗ Infanterie ⸗Regiments in der Stärke von 800 Mann gestattet sein, welches jedoch ebenfalls aus Geworbenen bestehen soll. Der Stanimsoldat tritt nach abgeleisteter (6 jähriger) Dienstpflicht zum zweiten Wehrauf— gebot über.

Amerika. Washington, 21. September, (W. T. B.) Die Republikaner des Staates Maryland haben mehrere Resolutionen angenommen, in denen sie ihr vollstän⸗ diges Vertrauen zu der Politit des Präsidenten Hayes ausdrücken. Der Präsident hat in den Städten des Südens eine sehr warme Aufnahme Seitens aller Parteien gefunden und eine Einladung zum Besuche von Georgia angenommen,

New⸗ York, 15. September. (A. A. C.) Louis ville war gestern Abend zu Ehren des Besuches des Präs identen Hayes illuminirt. Im Distrikt Placer, Californien, Reiben die Einwohner die Ehinesen gewaltsam aus und brennen deren Quartiere nieder, weil sie beschuldigt werden, eine Familie ermordet zu haben. Die Centennial Trophãe wurde gestern den erfolgreichen amerikanischen Schützen in Gilmores Garden, in Gegenwart von Tausenden von Zuschauern, überreicht Die Republikaner von Massachusetts haben Mr. Rice zum Gouverneurs⸗Kandidaten aufgestellt und Resolutionen angenommen, welche die Politik des räsidenten Hayes, mit Einschluß derjenigen in Bezug auf die Süd⸗ staaten, billigen, und eine baldige Wiederaufnahme der Baar⸗ zahlungen wünschen. Die Demokraten in New⸗ Jerseyh haben den General Me, Clellan als Gouverneurs⸗ Ranbidaten aufgestellt. Der Präsident Hay es und seine Begleiter, darunter Mr. Wade Hampton, sind in Nash⸗ vikle angekommen. Der Prästdent wurde von der Volks⸗ menge, welche sich auf allen Stationen, die er passirte, ange⸗ sammelt hatte, sehr herzlich begrüßt.

Der russisch⸗türkische Krieg. Europäischer Kriegsschauplatz.

Bukar est, 21. September. (W. T. B.) Gestern stieß die rumänische Kavallerie abermals mit Tscherkessen zusammen, schlug dieselben in die Flucht und erbeutete eine Fahne. Von sonstigen Gefechten liegt heute keinerlei Nachricht vor; in militärischen Kreisen werden wichtigere Kriegsereignisse erst in einigen Tagen als bevorstehend angesehen.

(W. T. B.) Aus uk arest wird dem „N. W.

Tagebla tt“ telegraphirt: Nach hier vorliegenden Mitthei⸗

lungen sollen bei der Armee des Großfürsten-Thron⸗ folgers bereits 3, 00 Mann Verstärkungen einge⸗ troffen sein. Die Cernirung von Plewna ist weiter vor⸗ geschritten.

Konstantinopel, 21. September. (W. T. B.). Nach hier eingegangenen Nachrichten soll bei Biela von heute früh

g Uhr bis Abends 7 Uhr gekämpft worden sein. Eine dem Seraskierat zugegangenẽ Deyesche Mehemed Ali Paschas meldet gleichfalls von einem heute stattgehabten Kampfe.

Wien, 21. September. (W. T. B Die „Polit. Korresp.“ meldet aus Bukarest von heute: Die Rumänen haben bei dem erfolglosen Angriff, den sie am 18. d. von der Griviza⸗Redoute aus auf die große türkische Central ⸗Re⸗ doute vor Plewna machten, 400 Mann an Todten und Ver⸗ wundeten gehabt. Die fürkischen Redouten und die Stadt Plewng werden unaufhörlich beschossen und erleiden sichtlich großen Schaden. Eine türkische Munitions- und Proviant⸗ kolonne, die sich auf der Straße von Sofia befand, aber in Gefahr stand, von den herumschwärmenden Ko akenpulks an⸗ gegriffen zu werden, ist nach Nisch zurückgekehrt, Sämmtliche Nizams der Besatzung von Widdin sind eiligst nach Plewna abgegangen. Am 17. d. M. fand auf der Straße nach Wid⸗ din ein Gefecht zwischen rumänischer Kavallerie und Tscher⸗ kessen statt, wobei letztere in die Flucht geschlagen wurden.

(B. T. B.) Aus Schumla, 29. d., meldet das „N. W. Tagebl.“: Seit der letzten Nacht sind die Wege durch den anhaltenden Regen fast unpassirbar geworden; die Ope⸗ rationen werden hierdurch gehindert. Das Hauptg uartier ist nach den Höhen von Vodica verlegt worden. Das Terrain 3 Bäanika-Lom ist von der vorrückenden Armee esetzt.

London, 22. Septeniber. (W. T. B) Nach einer Meldung des „Standard“ sind vier große hiesige Firmen auf⸗ gefordert worden, Offerten einzureichen auf Submissions⸗ lieferung von eisernen Baracken, welche in der Nähe J. Bukarest für 100,000 russische Soldaten errichtet werden sollen.

In einem Berichte, welcher der Augsb. „Allg. Ztg.“ über das Gefecht von Kisil⸗Tepe zugeht, heißt es: „Der zweite von Mohamed Bey, einem polnischen Renegaten, geleitete Sturm fuhrte zum Gipfel des Berges. In eine trichter⸗ förmige Vertiefung getrieben, wurde der nicht geflüchtete Rest der russischen Besatzung massakrirt. Die Wahrheit erfordert das Eingeständniß, daß kein russischer Verwundeter geschont wurde. Die Beute war reich ꝛc.“

(W. T. B.) Aus Serajewo meldet das „N. W. Tagebl.“: Das Journal „Bosna“ meldet eine Reihe von Kämpfen mit den Insurgenten im Krarengebirge, in welchen die Insurgenten geschlagen wurden; der Insurgenten⸗ führer Marco Kolaar soll gefallen sein. Viele Einwohner von Nifch sind nach der serbischen Grenze beordert worden, um dort beim Bau von Schanzen mitzuwirken. Bei Bjelina ist ein vollkommen verschanztes Lager errichtet worden; in demselben sind Belagerungsgeschütze eingetroffen. Nach Zwornik sind Verstärkungen abgegangen.

Den „Times“ wird aus Belgrad unterm 16. Sep⸗ tember telegraphirt: ;

Es wird aus Bosnien berichtet, daß viele Redifs, Mi— lizen und Zaptiehs desertirt sind und sich in die Berge zurückge⸗ zogen haben, wo sie organisirte Banden bilden und in die mohame⸗ danischen und christlichen Ortschaften herabsteigen, um Lebensmittel zu requirxiren. Gleich allen Bergbewohnern, hängen die Bosnier mit einer besonderen Liebe an ihrem Lande und man schreibt diese Deser⸗ tionen dem Umstand zu, das sie nicht gerne in fremde Provinzen ge⸗ schickt werden wollen, um dort zu kaͤmpfen, aber der wirkliche Grund ist, daß fie bis jetzt keine Bezablung erhalten haben, Zudem leiden sie Mangel an allen Lebensmitteln, so daß sie sich dieselben selbst suchen müssen.“ . ai .

Ragusa, 21. September. (W. T. B.) In Trebinje und allen türkischen Ortschaften, welche sich dem Fürsten Nikita unterworfen haben, ist der Be tage rungsz ustand proklamirt worden. Das Bombardement von Gaczko steht bevor.

(W. T. B.) Aus Cettinje vom 21. wird der W. „Presse“ gemeldet: Die Montenegriner haben nunmehr äuch die Forts Noschdren und Slostuz im Du gapasse erobert und dabei 160 Gefangene gemacht. Der Dugapaß ist nunmehr vollständig in der Montenegriner Sand.

Aus Cattaro, 20. September, schreibt der Berichterstatter der W. „Pr.“: „Man erwartet die baldige Uebergabe von Metokia, welches von den Montenegrinern eingeschlossen ist. Meto kla ist zwar viel stärker als Bilek, wird sich aber nicht halten können. Im montenegrinischen Lager ist keine russische Artillerie, blos die zwei vor Kurzem eingeschmuggelten Ka⸗ nonen waren aus Rußland, werden aber von montenegrini⸗ schen Artilleristen bedient. Außer dem russischen diplomatischen Agenten ist überhaupt kein einziger Russe oder sonst ein Frem⸗ der als Mitkämpfer im montenegrinischen Heere.“

Asiatischer Kriegsschauplatz.

Erzerum, 19. September, (W. T. B. Dem Verneh⸗ men nach ist eine neue zur Verstärkung des Corps des Generals Loris⸗Meliko ff bestimmte russische Division in der Stärke von 26, 000 Mann am 15. d. in Alexandrapol eingetroffen. Bei Penek und Baxard haben in den letzten

Tagen einige unbedeutende Scharmützel stattgefunden.

Die Nr. 38 des Central-Blatts für das Deutsche Reich“, herausgegeben im Reichskanzler Amt, hat folgenden Inhalt: Allgemeine Verwaltungssachen: Verweisung pon Ausländern aus dem Reichsgebiet; Ernennung ines Auffichts⸗Kommissars in Ge⸗ mäßheit des Gesetzes, Maßregeln gegen die Reblauskrankheit be⸗ treffend. . Uebersicht üher die Ausprägung von Reichs⸗ münzen; Uebersicht über die bis Ende August d. J. eingezogenen Tandesmünzen. Zoll und Steuerwesen: Befugniß eines Steueramts; nn cberficht über Rübenzuckersteuer, sowie Jutker- Ein= und Aus⸗ fuhr im Monat August d. J. Finanzwesen: Nachmeisung der bis Ende August 1877 stattgehabten Ausführung des Gesetzes, betreffend die Ausgabe von Reichs kassenscheinen; Goldankãäufe. Seitens der Reichsbank. Marine und Schiffahrt: Ert heilung eines Flaggen⸗ attestes. Eisenbahnwesen: Eröffnung der Bahnfstrecken Plattling⸗ Ludwigsthal und Jeuekrug · Langelsheim. K onfulatwesen: Todesfall, Exequaturertheilung. Personaloeränderungen ꝛc.: Ernennung beim Gesundheitsamt.

Statistische Nachrichten.

Der Bericht des ungarischen Ministeriums für Kultus und Unterricht über das Unte rrichtswesen in Ungarn, welcher in der letzten Session dem Reichstage erstattet wurde, ist nunmehr ver⸗ öffentlicht worden. Wir , . demselben folgende Angaben: Auf dem Gebiete des Vol sschul⸗ Unterrichts wurden im Jahre 1869, als die ungarische Regierung zum ersten Male eine zu⸗ fammen fassende statistische Aufnahme der Unterrichts⸗Verhältnisse des Landes veranlaßte, 2. 301,887 schulpflichtiz E Kinder vorgefunden, von denen 13595077 oder 47,333 Projent diz Schule besuchten; im Jahre

18351 war die Zahl der Schulpflichtigen auf 2306. 187 gestiegen; von diesen befuchten 1,253,500 oder 56, Prozent die Schule.

Der vorliegende Bericht weist 2,139, 2M schulpflichtige Kinder (das heißt 15, Prozent der Gesammt Einwohner des Landes) aus, von denen 1457. 144 (das heißt 69. Prozent) die Schule thatsãchlich be⸗ sucht haben. Im Jahre 1869 bestanden I3. 646 Volksschulen, deren Zahl sich im Sahre 1871 auf 14 5530 vermehrte. Nach dem vorlie⸗ genden Berichte giebt es beute in Ungarn 135,357 Volksschulen. Im Jahre 1869 gab es in Ungarn 17763, im Jahre 1871 schon 19,297 Volkeschullehrer. Im Jahre 1874 ist die Zahl derselben auf 197610 gestiegen. Von diesen 19,619 Lehrern besaßen 15375 ein Lebrer⸗ diplom und 17754 wirkten als ordentliche Lehrer. Im Jahre 1869 bestanden 40 konfessionelle und 5 Staats seminarien; 1874 bestanden die 10 komessionellen Lebrer⸗Bildungeanstalten weiter, die Staats Seminarien aber haben sich auf 20 vermehrt. Die Schülerzahl be⸗ trug in diesen Anstalten im Jahre 1869 im Ganien 1386 und stieg im Jahre 1854 auf 2651 (i505 mämliche und 745 weibliche) Zöglinge. . Die Gymngsien und Realschulen haben sowohl an Exten⸗ sion als an Lehrkräften zugenommen; 1867 waren nämlich an den Grmnasien 868 Klassen mit 1442 Lehrern, deren Zabl 1871 auf gh, respektixe 1624 gestiegen ist und im Jahre 1874 laut den sta⸗ tiftischen Nachweifen des vorliegenden Berichtes 34 Lehrer und 26273 Schüler betrug. Ebenso haben auch die Realschulen zuge⸗ nommen; an denselben wirkten im Jahre 1867 in 73 Klañen 3 Lehrer, 1871 aber in 94 Klassen 267 Lehrer und im Jahre 1874 in LI Klassen 431 Lebrer. Die Anzahl der Schüler hat im Jahre 1857 nur 2661 betragen und war bereits im Jahre 1871 auf 5472 gestiegen. Nach dem vorliegenden Berichte erreicht: dieselbe im Jahre 1874 die Summe von 3986 Schülern.

An der P-ster Universität betrug die Zahl der Professoren

im Jahre 18657 89, die der Studirenden 2126, im Jahre 1871 141, resp. 2375, drei Jahre später aber schon 149 Professoren und im Wintersemester 2566, im Sommersemester 2351 Hörer. Seit dem Jahre 1871 ist auch in Klausenburg eine Unirersität errichtet worden. . 1 Auch das Polvtechnikum hat bedeutend zugenommen. Im Jahre 1869 zählte es 27 Professoren und 250 Studirende; schon funf Jahre später war die Zahl der Professoren auf 42, die der Hörer auf 451 gestiegen. Im Berichte pro 1874 erscheint diese technische Hochschule mit 56 Lehrkräften und 685 Hörern.

Nach einer kürzlich veröffentlichten Statistik belief sich die Zabl der im Taufe des Siudienjahres 15356 77 an. den FJitalienischen Universitäten eingeschriebenen Studenten und Hörer auf zusammen S520, die sich auf die einzelnen Univer⸗ fitãten folgendermaßen vertheilen: Neapel 2454 Turin 1234, Padua Hr74, Pavia 652, Rom 559, Bologna 511, Pisa 479, Genua 388, Palermo 333, Modeng 223, Parma 184, Catania 125, Siena 111, Messina 79, Sassari 70, Cagliari 54 und endlich Macerata 52.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Göttingen, 19. September. Der Geheime Justiz⸗Rath Dr. E. O. Hartmann, Professor der Rechte an der hiesigen Universität, ist vorgestern gestorben.

Cafsel, 20. September. Gegenwärtig findet die Ueber füüh⸗ rung der Gemälde der BilLdergallerie aus dem Bellevue⸗ schloß nach der neu erbauten Gallerie statt, deren Eröffnung für den 1. Oktober bevorsteht. ö

Dres den, 18. September. Vom 15. bis 17. d. M. hat hier der diesjährige Kongreß der deutschen Ornithologen getagt. Das Präsidium führte Hr. v. Homeyer, der auch in der ersten, im Zoologischen Museum abgehaltenen Sitzung einen Vortrag über die Wander⸗ und Heerstraßen der Vögel hielt. In der gestrigen Sitzung sprach insbesondere der Inspektor des Zoologischen Museums in Oldenburg über die Vogelwelt auf der Insel Wangeroog und der Sekretär des Ornithologen⸗Vereins über die Ergebnisse der er⸗ richteten Beobachtungsstationen. Zum Versammlungsort für das nächste Jahr ward Berlin gewählt.

Der Daily Telegraph“ vom 260. d. M. veröffentlicht fol⸗ gendes, am 18. September in St. Vincent aufgegebenes Telegramm des Äfrikareisenden Stanley:

San Paul de Loanda, 22. August. Expedition glücklich hier angekommen, aber Leute herunterg bracht durch rothe Ruhr, Skorbut und Geschwüre. Hoffe indeß, daß sie in Monatsfrist sich erholt haben werden. Sie an Geschwüren leiden, werden allerdings vielleicht 4 oder 5 Monate mehr gebrauchen. General⸗Gouver= neur Albuquerque bietet mir freundlichst ein Kanonenboot zur Reise nach Lissabon an und betrachtet die Mitglieder der Expedition als Gäste der Regierung. Die Burschen von Zanzibar werden bei der freundlichen Behandlung, die sie erfahren, bald die schweren An⸗ strengungen vergessen, welche sie auszuhalten hatten. Ich kann sie nicht verlassen, bis ihre glückliche Heimkehr nach Zanzibar gesichert ist: mein Gewissen würde es nicht gestatten. Ich erwarte sehnlichst Ihre Weisungen.“

Am 5. d. M. starb in Florenz Professor Filippo Parlatore, Direktor des naturhistorischen Museums (Museo Fisico) und Präsident der naturwissenschaftlichen Sektion des Insti⸗ futs für höhere Wissenschaften.

Land- und Forstwirthschaft.

Die zur Verhinderung der Weiterverbreitung des Kolorado⸗ käfers in den Feldfluren: Stadt Schildau, Dorf Probsthain und Langenreichenbach ergriffenen Maßregeln sind, wie der ‚Post* aus Sitzenrode mitgetheilt wird, in der Woche vom 19 bis j5. September fortgesetzt worden. Im Laufe der angegebenen Woche wurde, und zwar am 11. September eine erste, am 12. September eine zweite neue Fraßstelle mit fressenden Larven verschiedener Größe aufgefunden. Mit den Vernichtungsmaßregeln ist man so weit vor=

geschritten, daß es nur noch des Umpflügens, Exstixpirens und Trän⸗ lens der befallenen Grundstücke, o weit deren Desinsizirung noch nicht bewirkt ist, bedarf. Ueberall ist das Kartoff elkraut auf den be⸗ fallenen Grundstücken abgeschnitten, in die angefertigten Gruben gebracht. mit Benzol getränkt und die Gräben sind zugeworfen. Die sorg⸗= faltigst wiederholten Absuchungen, jowohl der in, dem infizirten

Distrikte liegenden als auch der umliegenden Kartoffelstücke, bis auf

Ane Entfernung von 1000 Schritten haben keine neuen Fraßstellen

auffinden lassen, so daß man fich der Hoffnung hingiebt, die Grenzen

des infizirten Distriktes festgestellt zu haben. Mit der vollständigen

Desinfizirung der noch vorhandenen, bisher noch nicht desinfizirtenm Fraßstellen wird in der nächsten Zeit vorgegangen, und zwar so schnell, als es die Herbeischaffung des Benzols irgend zuläßt. Die

bis jetzt vollständig desinftzirte Fläche in dem befallenen Distrikte der genannten Feldmarken betrãgt ungefähr 33 Hektar; auf einer gleich großen Fläche find die De in siruagdarbeiten so! weit, wie oben geschildert ist. vollendet. Die ganze von ber vollständigen Desinfizirung betroffene Fläche auf den befallenen drei Feldmarken wird nach den angestell ten Ermittelungen 7 Hektar betragen. Ueber die zu ergreifenden ferneren Maßregeln, sowie über die in nächsten Frühjahre nothwendigen Vorsichtsmaßregeln werden. alsbald die nöthigen Beschlüsse gefaßt werden; man darf wohl sagen, daß es unausgesetzter Aufmerksamkeit und staenger Kontrole gelingen muß, eine Weiterverbreitung des Insektes zu verhindern. Zunãchst dürste es sich empfehlen, fämmtliche mit Kartoffeln bepflanzte Acker⸗ stücke nach dem Einbringen der Früchte sofort umzuackern, um et⸗ waige, den Nachforschungen entgangene Puppen des Koloradokãfers. zu beunruhigen und möglichst an die Oberfläche zu bringen, wo fie mehr dem Verderben ausgesetzt sind. Für diesen Zweck müßte voie Pflugfurche eine Tiefe von mindestens 15 Centimeter haben.

Lie internationale Äüussteilung von Hapfen und Hopfenbaugeräthen unter dem Protektorate des Prinzen Audwig don Bayern wird zu Nürnberg in den Räumen der Turnhalle vom 7. bis 15. Oktober 1877 stattfinden.

Gewerbe und Sandel.

Der erste deutsche Arbeitet ton geeß soll am 21. und 22. Oltober in Gera abgehalten werden. Um ersten Tage soll die Feststellung des Programms und der Statuten, am zweiten Tage die