1877 / 252 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 25 Oct 1877 18:00:01 GMT) scan diff

Gebäudesteuerveranlagung vollzogen, welche durch die Amtsblätter veröffentlicht werden wird. Mit der Aufnahme der Gebäudebeschreibungen gemäß dieser Anweisung soll un⸗ verzüglich vorgegangen werden, dergestalt, daß die Letzten der⸗ selben spätestens bis zum 1. April k. J. in die Hände der Katasterkontroleure gelangen. Ebenso werden diejenigen ländlichen Ortschaften, in welchen eine überwiegende Anzahl von Wohngebäuden durch Vermiethung benutzt wird, und deshalb gemäß 8. 6 des Gebäudesteuer⸗Gesetzes vom 21. Mai 1861 die Feststellung des Nutzungswerths der Ge⸗ bäude wie in den Städten (Flecken) nach Maßgabe der im Durchschnitt der Jahre 1868 bis 1877 gezahlten Miethspreise zu bewirken ist, unverzüglich festgestellt und durch das Amts⸗ blatt zur öffentlichen Kenntniß gebracht werden. Die Einleitungen wegen Aufftellung der Gebäudebeschreibungen sind einstweilen durch die bisherigen Ausführungs-Kommissarien zu treffen, so daß auch in den ausnahmsweise vorkommenden Fällen, in denen aus Anlaß des Revisionsverfahrens ein anderer Aus⸗ führungs⸗Kommissar zu bestellen ist, durch die Verhandlungen hierüber die Vorbereitungen für das Revisionsgeschäft nicht aufgehalten werden. Die JZusammenstellung der Veranlagungs⸗ grundsätze für die Gebäudesteuer unterliegt noch der ander⸗ weiten Redaktion, wird aber den Regierungen zugefertigt werden, bevor die Katasterkontroleure in die Lage kommen, die in den §§. 18 und 19 der Anweisung vorgeschriebene Begutachtung des wirthschaftlichen Reinertrags der zu den ländlichen Besitzungen gehörigen nutzbaren Grundstücke, sowie des Nutzungswerihs der Gebäude u. s. w. vorzunehmen. Eine unter 2 im 3. 7 der Anweisung für den Geltungsbereich der Grundbuch-Ordnung vorbehaltene Bestimmung über die desini⸗ tive Ordnun ? der Besitzungen in den Gebäudebeschreibungen wird nach erfolgter Kommunikation mit dem Justiz⸗-Minister getroffen werden. Wegen Anfertigung der im §. 19 der Anweisung gedachten Skizzen über die Lage der Gebäude und Hof⸗ räume u. s. w. ergeht besondere Verfügung.

Die Insertionskosten für die in die öffent⸗ lichen Anzeiger der Regierungs-Amtsblätter auf— genommenen Bekanntmachungen der Auseinander⸗ fetzungsbehörden sind nach der bisherigen Einrichtung

der Kassen dieser Blätter aus Fonds der Generalkommissionen ö. und demnächst von den betreffenden Parteien an diese

onds erstattet worden. Nachdem inzwischen in Auseinander⸗ etzungssachen, an Stelle der seither von den Parteien ge⸗ zahlten Kosten, zufolge des Gesetzes vom 24 Juni 1875 Pauschquanta getreten sind, welche bei den Fonds der General⸗ kommissionen vereinnahmt werden, erscheint es, nach einem Cirkularerlaß des Ministers des Innern vom 19. d. M., weckmäßig, fortan von der Einziehung der fraglichen In⸗ in , sähler zu den Amtsblattskassen Abstand zu nehmen, und ist demgemäß bestimmt worden, daß Bekanntmachungen der oben erwähnten Art unentgeltlich in die öffentlichen An— zeiger der Regierungs-Amtsblätter aufzunehmen sind.

Die Frage, wohin ein Beamter steue pflichtig ist, unterliegt, nach einem Erkenntniß des Gerichtshofes zur Entscheidung der KLompetenz⸗Konflikte, vom 9. Juni d. J, nicht der richterlichen Kognition. Das Gesetz vom 11. Juli 1872 verleiht den Beamten ein steuerliches Privilegium, aber nur in quantitativer, nicht in territorialer Beziehung.

Nach einem Erkenntniß des Ober-Tribunals vom 22. November 1876, finden die Vorschriften des 8. 13 Absatz und des §. 29 n. 2 des Brausteuergesetzes über die Auf⸗ bewahrung von nicht zur Bier bereitung bestimm⸗ ten Braustoffen auch dann Anwendung, wenn der Brauer mit der Steuerbehörde einen Fixationsvertrag über die Brau⸗

steuer abgeschlossen hat.

Die in der heutigen Börsen⸗-Beilage abgedruckte tabellarische Uebersicht der Wochenausweise der deutschen Zettelbanken, vom 15. Oktober, schließt mit folgenden summarischen Daten ab: Es betrug der Kassen⸗ besland 524,173, 0090 A6, d. h. der Vorwoche gegenüber mehr d, io 000 (; der Wechselbestand im Betrage von 48,282,009 46 erscheint um 23,090,000 1, die Lombardforderungen erscheinen mit S1, sis, o H um 1,7040090 M geringer als in der Vorwoche; ferner weist der Notenumlauf in Höhe von So7 977, 000 S einen Rückgang um 26,117,000 6 nach, während die täglich fälligen Verbindlichkeiten mit 145,973, 9000 46 um 5,521, 000 MS angewachsen sind; die an eine Kündigungs⸗ frist gebundenen Verbindlichkeiten zeigen mit 66,335, 000 6 eine Abnahme um 575,000 A6

Der am Montag hierher zurückgekehrte französische Botschafter Vicomte de Gontaut-Biron hat wegen einer Erkrankung in seiner Familie Berlin am Dienstag Morgen wieder verlassen. Als Geschäftsträger fungirt der erste Bot⸗ schafts Sekretär Herr Victor Tiby.

Der Contre⸗Admiral Batsch, Chef des Stabes der Kaiserlichen Admiralität, ist nach Auflösung des Uebungs⸗ geschwaders hierher zurückgekehrt.

Briefsendungen 2c. für S. M. S. „Ariadne“ sind vom 25. bis inel. 27. d. Mts. nach Plymouth und vom 28. d. Mts. ab nach Rio de Janeiro zu dirigiren.

Bayern. München, 24 Oktober. (W. T. B.) Der Erzbisch 29 Gregor von Scherr ist heute Abend um Sis, Uhr gestorben. Das Schwurgericht hat heute den Nebacteur des „Volksfreund“, Priester Knab, wegen Be— leidigung des Königs von Bayern zu viermonatlicher Festungs⸗ haft verurtheilt.

Sachsen. Dresden, 24. Oktober. Die auf heute Nachmittag 4 Uhr zu einem ordentlichen Landta ge einbe— rufenen Kammern werden morgen ihre ersten vorbereitenden Sitzungen halten, in welchen in der Ersten Kammer die Wahl des Vize⸗Präsidenten und der Sekretäre, in der Zweiten Kam⸗ mer die Bildung der Abtheilungen und die Wahl des Präsi⸗ denten, der beiden Vize⸗Präsidenten und der Sekretäre statt⸗ finden wird. Zum Präsidenten der Ersten Kammer ist von dem König wiederum der Kammerherr v. Zehmen auf Stauchitz ernannt worden. Die feierliche Eröffnung des Land⸗ tags durch den König ist für Freitag Mittag 1 Uhr in Aussicht genommen und wird im Königlichen Schlosse voll⸗ zogen werden.

Waldeck. Arolsen, 20. Oktober. Das Regierungs⸗ blatt . eine Bekanntmachung, durchwelche der Landtag der Fürstenthümer Waldeck und Pyrmont auf den 31. Oktober einberufen wird.

Der Ausschuß des Abgeordnetenhauses berathung des Gesetzentwurfs, betreff der 80 ⸗Millionenschuld, desselben. wonach . Minister und der Bank, sowie auf Grund des Artikels 102 der Bankstatuten, die Hälfte des Reingewinnes der Bank zur Abschreibung der 80 Millionenschuld, und zwar mit 70 Proz. zu Gunsten der österreichischen und mit 30 Proz. zu Gunsten der . 2 verwendet werden soll.

„Fremdenblatt“ macht, lungen allseitig ; sei, sichtspunkte in die Debatte zu mischen. Hoffentlich unterbleide das auch kuͤnftig; von österreichischungarischer Seite werde

kampf auf das politische Gebiet hinüberzuspielen. Die „Neue freie Presse“ meint, nach Abbruch der Verhand⸗ lungen schienen neben einem autonomen Tarif noch zwei Wege in Kombination zu sein, entweder der Abschluß eines Vertrags mit Deutschland mit der Klausel der meistbegünstigten Nation und unter Beibehaltung des Appreturverfahrens, oder die Erneuerung des Vertrages vom Jahre 1868 für die Dauer eines Jahres.

die Provisoriumsfrage. z der Ausgleich bis Ende Dezember nicht fertig werden könne, auch wenn man din Zusammentritt der Delegationen davon abhängig mache. Wenn aber beide Parlamente ihre Finanz⸗ Minister zur Abführung der Quote für das J. Auartal 1878 im Indemnitätswege ermächtigen wollten, könnte über die praktische

Oesterreich Ungarn. Wien, 24. Oktober. (W. T. B.) zur Vor⸗ end die Regelung beschloß die Ablehnung Dagegen wurden die Anträge angenommen, im Einvernehmen der beiderseitigen Finanz-

Betreffs der deutsch-⸗-österreichi⸗ schen Handelsvertrags-Verhandlungen wird das wiederholt darauf aufmerksam ge⸗ daß während des ganzen Verlaufs der Verhand⸗

enge vermieden worden sei, politische Ge⸗

ewiß alles vermieden werden, was geeignet sein könnte, den eider bevorstehenden internationalen wirthschaftlichen Interessen⸗

Pe st, 23. Oktober. Auch der „P. Lloyd, erörtert heute Er sucht nachzuweisen, daß

Verwendung dieser Beträge durch die gemeinsamen Ministerien doch nur ein Votum der Delegationen entscheiden, ein Passus, welchen zudem auch ein Entrefilet des „Ellenör“ enthält. Der Lloyd“ meint, mindestens Eine Delegationssitzung müsse stattfinden. Ueberdies müßten der Indemnitätsertheilung Verfügungen bezüglich der gemeinsamen Zolleinnahmen voran⸗ gehen. Er bittet, die gemeinsame Regierung möge sich mit der Frage beschäftigen, der ungarischen Regierung und deren Partei aber nicht eine das Maß des Möglichen überschreitende rasche Bewältigung des Ausgleiches zumuthen. .

Die saisirten Ternitzer Schienen, bestimmt fur die Bahn Simnitza⸗-Tirnowa, sind, laut hiesigen Meldungen, wieder freigegeben worden und nach Orsowa abgegangen. Der Bau⸗Unternehmer der Bahn soll ein Ungar sein. Graf Andrassy wird, wie der „Presse“ von hier gemeldet wird, vorläufig nicht nach Wien kommen, sondern hier bleiben und mehrere höhere Beamte seines Ressorts hier empfangen, um Referate derselben entgegenzunehmen.

Schweiz. Bern, 23. Oktober. Das Militärsteuer⸗ gesetz ist mit geringer Mehrheit ebenfalls verworfen worden.

Großbritannien und Irland. London, 23. Ottober. In Christchurch (an der Mmindung des Avon in Hantshire) wird am 4. Dezember eine große konservative Kund⸗ gebung, unter dem Vorsitz des Unterhausmitgliedes Sir i Da,, Wolff, gehalten werden. Der Schatz⸗ anzler Sir Stafford Mortheote, Lord Malmesbucy, Lord Bury und Lord Henry Scott haben ihr Erscheinen zugesagt. Der 3, von Indien hat unter dem 20. Ok⸗ tober der britischen Regierung günstige telegraphische Nach⸗ richten über Regengüsse und Ernteaussichten in beinahe allen indischen Distrikten zugehen lassen. Im Bombay und Madras hat während der Woche vom 12. bis 18. Oktober die Zahl der Unterstützungsbedürftigen um 356,790 abgenommen, Ueber die an der Grenze Indiens von den räuberischen Afreedies begangenen Gewaltthaten meldet eine im Punjaub erscheinende Zeitung: „Die Afreedies griffen mit 300 Bewaff⸗ neten das Dorf Koteyrce an, tödteten vier und verwundeten fünf britische Unterthanen und führten eine beträchtliche An⸗ zahl Kinder fort. Das Dorf liegt nur 5 bis 8 englische Meilen von Kohat und dessen großer Besatzung. Zwei Tage später beraubten die Afreedies zwölf Reisende, die abenteuer⸗ lich genug waren, an die Sicherheit unserer Landstraßen über den Paß von . zu glauben. Afreedies und Jowakies sind zufammengekommen und haben auf den Koran ge⸗ schworen, mit vereinter Macht der britischen Regierung Wider⸗ stand zu leisten. Es ist die Rede von einer Expebition gegen die Stamme für Ende November, die sich eine Woche lang auf den Höhen aufhalten soll. Aber bis dahin werden sie reichlich . haben, mehr britische Dörfer anzugreifen, und sich wahr⸗ cheinlich gegen etwelchen Verlust gesichert haben. Auch die Wuzcerces werden als sehr unruhig geschildert. Wie gemeldet wird, hat der Vizekommissar für die Station Edwardesabad um wenigstens eine halbe Batterie Verstärkung ersucht.“ Canada. (A. A. C.) Aus Ottawa wird unterm 21. d. M. gemeldet: „Mr. Laurien, der neue Minister für die direkten Abgaben, machte in einer Rede vor seinen Wäh⸗ lern die Mittheilung, die canadische Regierung würde unver⸗ züglich Unterhandlungen mit den Vereinigten Staaten . den Abschluß eines Gegenseitigkeits-Vertrages eröff nen.“

Frankreich. Paris, 23. Oktober. Der „Frangzais“ schreibt: Die Blätter der Linken veröffentlichen die un⸗ richtigsten Angaben über die Absichten der Regierung. Sie möchten glauben machen, daß der Marschall sich von seinen Ministern hätte trennen wollen, und daß von der Bildung eines Kabinets des linken Centrums die Rede gewesen wäre, welches am 7. November vor die Kammern treten sollte. Man muß in diesen falschen Nachrichten nur ein Manöver erblicken, welches von gewissen Männern der Linken ersonnen worden ist, um die Konservativen zu beunruhigen und ihnen die Partie abzugewinnen, welche am 4. November (General⸗ raths wahlen) gespielt werden soll. Der Herzog Deca⸗ zes ist gestern auf der Fahrt nach seinem Wahlkreise Puget⸗ Theniers in Nizza eingetroffen. Der Präfekt der See Alpen giebt dem Herzog dort heute ein Diner, zu welchem die Spitzen der Behörden und die Konsuln der Vereinigten Staaten, Deutschlands, Rußlands und Italiens geladen sind. Der Direktor der Pariser Gasgesellschaft, Hr. Vincenz Dubochet, ist heute früh im Alter von 85 Jahren ge⸗ storben. Derselbe, ein Schweizer von Geburt, gehörte zu den werkthätigsten und opferbereitesten Mitgliedern der republika⸗ nischen Partei. Hr. Gambetta hat sich gestern Abend

Gudin gegen den Bonapartisten d' Espeuilles und den Legiti⸗ misten Bonneau du Martray, mit denen derselbe in Chateau⸗ Chinon einer Stichwahl unterliegt, zu Hülfe zu kommen. Die Herzogin von Edinburgh ist heute von Berlin hier eingetroffen, um sich über inn f le zu ihrem Gemahl nach Malta zu begeben

24. Sttober. (W. T. B.) General Grant ist heute Abend hier eingetroffen.

Spanien. Madrid, 24. Oktober. (W. T. B.) Der Regierung zugegangene Nachrichten melden die Gefangen⸗

nahme Estrada's, des Präsidenten der cubanischen Re⸗

publik.

Italien. Der „Polit. Korresp.“ wird aus Rom unter dem 21. d. M. berichtet, daß anläßlich des republikanischen Wahlsieges in Frankreich in mehreren größeren Städten Italiens stark prononcirte republikanische Demonstrationen stattfanden. Bei den meisten derselben aber, besonders bei denen in Neapel und Mailand, schienen indeß die französischen Wahlresultate nur den Vorwand geliefert zu haben, um für die italienische Zukunftsrepublik zu demonstriren.

Türkei. Konstantinopel, 24. Oktober. (W. T. B.) Hier sind mehrere des Hochverraths angeklagte Bulgaren

eingebracht worden. Hobart Pascha ist hier eingetroffen.

(W. T. B.) Aus Belgrad meldet die „Polit. Korresp.“ unterm 24.: Der serbische Ministerrath hat be⸗ schlossen, die Skupschtina erst im Monat Dezember einzu— berufen. Wie derselben Korrespondenz weiter berichtet wird, sind die unter Fazly Pascha bisher an der serbischen Grenze stehenden türkischen Truppen nach der Herzego⸗ . abmarschirt, um gegen Montenegro verwendet zu werden.

Dänemark. Kopenhagen, 22. Oktober. Dem „Hamb. Corr.“ wird geschrieben: Der Budgetausschuß des Folkethings hat sich in seiner vorgestrigen Abend⸗ sitzung weder wegen der Annahme eines provisorischen Finanz⸗ gesehes noch wegen der des vorliegenden Gesetzentwurfes der tegierung einigen können. Heute soll eine weitere Sitzung abgehalten werden. Die Aussichten auf eine Verständigung sind gering.

Amerika. Washington, 22. Oktober. (Reuters Bureau.) Der Senat hat eine Resolution angenommen, dahin gehend, daß ein aus sieben Senatoren bestehender Aus⸗ schuß den Stand des Gesetzes, betreffend die Ermittelung des Resultats der Präsidentschafts⸗ und Vize⸗Präsident⸗ schaftswahlen, in Erwägung ziehen und mit einem Ausschuß des Repräsentantenhau ses, welches seinerseits eine Reso⸗ lution angenommen hat, die eine aus 11 Mitgliedern be⸗ stehende Kommission zur Erwägung desselben Gegenstandes

niedersetzt hat, konferiren soll. Die Bundeskommission hat

eine Unterredung mit dem Indianerhäuptling Sitting Bull in Fort Walsh auf britischem nordwestlichen Terri⸗ torium gehabt. Sitting Bull verwarf alle ihre Friedensvor⸗ schläge, und die Kommission trat darauf den Heimweg an.

Der russisch⸗ türkische Krieg.

Man schreibt der „Pol. Korr.“ aus Pera, 12. d.

„Die politische Sachlage ist noch immer unxerändert. Die hie⸗ sige Diplomatie ist vollständig unthätig. Es ist noch immer kein Anzeichen von einer Vermittelung oder etwas Aehnlichem vorhanden. Dagegen fahren die tärkischen Journale fort, diese Frage mit Vorliebe zu behandeln und immer wieder zu dem Schlusse zu gelangen, daß die Türkei jedes Vermittlungsanerbieten ablehnen und direkt mit Rußland verhandeln soll. Diese Meinung wird von allen Kreisen in Stambul getheilt, in denen übrigens zwei Strömungen wahrnehmbar sind. Die Einen, stolz auf die Erfolge der Türken, sind der Ansicht, daß die Pforte die Gelegenheit benützen und die Abschaffung der Kapitu⸗ lationen verlangen müsse; die Anderen, Gemäßigteren, möchten sich mit dem Abschlusse eines ehrenhaften Friedens zufriedengeben. Die Letzteren, die unglücklicherweise wenig zahlreich sind, wünschen vor Allem das Ende des Krieges, weil sie mit Recht fürchten, daß die Türkei nach einigen Siegen ruinirt sein wird. Die Regierung scheint indeß diese Anschauung nicht zu theilen. Sie hält dafür, daß der Krieg sich bis zum Frühjahre und noch länger ausdehnen werde und trifft demgemäß ihre Maßregeln. Zu diesen gehört die Bildung eines neuen Armee⸗Corps in Kossova, wesches aus 30⸗ bis 335,000 Mann bestehen wird und nach Bedürfniß entweder gegen Serbien oder Griechen land verwendet wer en könnte. Mittlerweile ist das Elend im Reiche im stetigen Wachsen. In den Provinzen ist die Lage eine wahrhaft schreckliche und auch hier haben die bösen Tage schon be⸗ gonnen. Verkehr und Arbeit stocken. Seit langer Zeit sahen die Beamten und Pensionisten keinen Heller von den ihnen gebührenden Bezügen, und die zahllosen Schmarotzer, die auf Staatskosten zu leben gewohnt waren, verhungern. Ein geringer Bruchtheil der Tätzteren ist mit in den Krieg gezogen, ein überwiegender Theil der⸗ selben aber vegetirt in Konstantinopel und bildet ein Element der Beunruhigung und eine stete Bedrohun der öffentlichen Ruhe. Die nächtlichen Diebstähle und Raufereien, nl die Attentate am hellen Tage wiederholen sich immer häufiger.“

Europäischer Kriegsschauplatz.

Konstantinopel, 24. Oktober. (W. T. B.) Der Gouverneur von Plewna meldet unter dem 21. d.: Die Russen haben das Bombardement wieder begonnen Ein Telegramm Reouf Paschas aus Schipka vom 23. d. meldet: Der beiderseitige Artilleriekampf dauert ununterbrochen fort, ein Munitionsdepot der Russen ist in die Luft geflogen.

Aus Sisto wa wird der „Times“ unterm 18. ds. gemeldet, daß Kontrakte für den Bau einer Reihe von Eisen⸗ bahnen in Bulgarien geschlossen worden sind. Die Ar⸗ beiten werden schon am 27. 83. beginnen. Die Hauptlinie wird von Sistowa nach Gornji Studen gebaut werden, und von da wird eine Zweigbahn nach Plewna und eine andere nach Tirnowa auslaufen. Die Dongu wird mittelst Ferrybooten nach amerikanischem Muster passirt werden.

Aus Jassy, 23. Oktober, meldet die „W. Presse“: Die Truppendurchzüge haben noch immer nicht . Bekleidungs- und Proviantvorräthe für den Winter sind bereits für 80, 0900 Mann passirt.

Asiatischer Kriegsschauplatz.

Konstantinopel, 24. Oktober. (W. T. B. . Ismail Hakki Pascha telegraphirt unter dem 18. d.: Die Russen, welche unsern Rückzug abzuschneiden versuchten, wurden von den Divisionen Safvet Paschas bei Zoraki, in der Nähe von Massunquedik, angegriffen. Der Feind wurde gezwungen, sich zurückzuziehen und die von ihm angelegten Verschanzungen zu verlassen. Moukhtar Pascha hat seine Stellung bei evin stark befestigt. Oberst Kem ball befindet 6h in

nach Nie vre begeben, um dem republikanischen Kandidaten

erum.

Konstantinopel, 24. Oktober. (B. T. B.) Nach * eingegangenen Meldungen setzen die Russen das Bom⸗

ardement auf die Befestigungswerke von Kars fort. Von letzteren wird das Feuer erwidert.

Wien, 24. Oktober. (W. T. B.) Telegramm der 6 aus Tiflis: Am 19. d. haben die Russen Pennek

esetzt.

London, 24. Oktober. (W. T. B) Dem Reuter⸗ schen Bureau“ wird aus Erzerum vom heutigen Tage ge⸗ meldet: Is mail Pascha ist am 23. d. in Zeidikan einge— troffen. Derselbe gedachte heute Dahar zu erreichen, um die Verbindung mit den Truppen Mou khtar Paschas, welche bei Zivin stehen, herzustellen. Am Soghanlü Dagh steht eine russische Truppenabtheilun

Den Ausgang der Yacht bei Kars glaubt die

Inde pendance belge“ der zu großen Zersplitterung der Armee Moukhtar Paschas zuschreiben zu sollen. „Diese zählte nur 40000 Mann und hatte eine Aufstellung von 20 englischen Meilen Länge inne, wofür kaum 200,009 Mann ausgereicht hätten. Ueberdies hatte der Vorposten⸗ und Kundschasterdienst der türkischen Reiterei immer viel zu wünschen übrig gelassen. Die Russen hatten ihrerseits namhafte Verstärkungen er⸗ halten und machten sich die Fehler des Feindes zunutze.“ Die „Times“ sagen:

Wie zu erwarten war, haben die türkischen Corps, welche die Flanken der Hauptarmee deckten, die Wirkungen der Niederlage Moukhtar Paschas sofort gefühlt. Kurd Ismail Pascha ist von Igdyr über die russische Grenze zurückgegangen, das türkische Corps vor Ardahan wird wahrscheinlich ebenfalls zurückgehen, und da der Großfürst Michael näher bei Kars steht als diese Seiten⸗ detachements, so kann man annehmen, Laß sie gar nicht erst Kars zu erreichen suchen, sondern ihren Marsch auf Erzerum richten werden, um in vorbereiteten Stellungen vor dieser Stadt sich zu vereinigen. Wenn sie indessen auch ihren Rückzug ungestört be⸗ werkstelligen, so werden sie doch selbst in Verbindung mit den Resten von Moukhtars Armee kaum stark genug sein, die Armee des Groß⸗ fürsten Michael bei der Einschließung von Kars ernstlich zu stören. Der Großfürst hat 70,000 Mann zu seiner Verfügung, Moukhtars Armee zählte vor der letzten Schlacht nicht mehr als 40 000 Kom battanten, darunter 14 Bataillone der Garnison von Kars. Die türkische Feldarmee muß in der Attion ein Drittel ihrer Stärke verloren haben, und wenn nun die Garnison von Kars wieder ergänzt worden ist, so werden wenige Bataillone den Rückzug auf Erzerum haben antreten können, um dort mit den Truppen Kurd Jsmails und denen vom Pennek den Kern einer neuen Armee zu bilden, welche im Stande wäre, die Offensive zu ergreifen und zum Entsatze der belagerten Festung vorzurücken. Es ist auch nicht sicher, daß den Türken Zeit zur ungestörten Bildung einer neuen Feldarmee gelassen wird. Der Großfürst Michael kann ganz gut 10,00 Mann vor Kars zurücklassen und mit dem anderen Theile seiner Armee gegen die Hauptstadt von Armenien vordringen. Wenn er rasch vorgeht, jo kann er sogar vor Erzerum an⸗ kommen, ehe die türkischen Abtheilungen von Eriwan und Ardahan herbeieilen, und dann er würden sich die Folgen der Niederlage Moukhtars in ihrer ganzen Schwere fühlbar machen. Für Moukhtar war es in der Schlacht von dem wesentlichsten Nachtheile, daß seine Rückzugslinie nach Kars in der Verlängerung seiner Front lag; diese wurde vom General Lazareff umgangen und im Rücken angegriffen, während der Großfürst sie von vorne angriff. So wurde ein Theil der türkischen Armee eingeschlossen und gefangen.“

Der Petersburger „Goles“ charakterisirt die jetzige Lage auf dem kleinasiatischen Kriegsschauplatz in folgender Art:

Mit der Niederwerfung der Armee Moukhtar Paschas wird die Lage der Türken in Kleinasien wirklich eine kritische. Auf dem Ge— bi te von Kars bis Erjerum befinden sich nach ausländischen Nach— richten nur unbedeutende türkische Kräfte bei Zewin, im neueingerich⸗ teten befestigten Lager, 5000 Mann, und sodann besteht die Garnison von Erzerum aus ungefähr 10000 Mann. Im Hinblick auf die geringe 3 dieser Kräfte muß Ismail Pascha seine Positionen am Paß Karawansaraisk aufgeben und nach Erzerum eilen; die bei Batum gesammelten Kräfte, nach sehr hohem An— schlag ungefähr 26,9000 Mann stark, können nicht vor zwei Wochen im Rayon von Kars eintreffen. Eine solche Vertheilung der türkischen Kräfte gewährt, wenn das Corps von Batum nach Kars oder Erzerum dirigirt wird, die Möglichkeit, unsere ganze Grenzlinie von Türken zu säubern. Die Einnahme von Kars beansprucht, falls sie nicht gleich in den ersten Tagen nach der Besiegung der Feldarmee möglich ist, eine längere oder kürzere Blo⸗ kade, was von dem Vorrath der vorhandenen Unterhaltsmittel in der Festung abhängen wird. Eine energische Verfolgung der zer sprengten Kräfte kann sogar zur vollständigen Desorganisation der Cadres der türkischen Armee fuhren; ein weiteres Vorrücken unserer Armee gegen Erzerum wird nur in dem . möglich sein, wenn Kars fällt oder wenn hierzu alle Vorbereitungen gemacht sind, die sowohl in der Einrichtung des Verpflegungsweseng als auch in der Konzentration hierzu genügender Kräfte, bestehen. An⸗ nähernd werden die Kräfte in folgender Größe erforderlich sein: zur Belagerung von Kars 30,000 Mann, auf dem Wege von Kars nach Erzerum 10000 Mann, zum Auftreten vor Erzerum nicht weniger als 20,900 Mann. Die große Anzahl von Gefangenen, die nach den offiziellen und privaten Telegrammen in unsere Hände gefallen sind, kann die weiteren Aktionen in Betreff der Verpflegung und der freien Verfügung über die aktiven Truppen sehr erschweren, da zur Abführung derselben ein besonderes Detachement erforderlich ist. Ueberhaupt sind erfolgreiche Angriffsoperationen hinter Saganlug nur in dem Fall möglich, wenn sie sogleich unternommen werden, bevor die Türken zur Besinnung gekommen sind, bevor es ihnen ge⸗ lungen ist, aus dem Innern Kleinasiens Reserven heranzuziehen, und . bevor in den Bergen Schnee erscheint, was täglich eintreten ann.“

An die Bulgaren richtet der Belgrader „Istok“ folgende Apostrophe:

„Kein Vol? der Welt hat mehr gelitten als das bulgarische. Und dennoch rührt es sich jetzt nicht, wo ihm eine große Armee zu 96 eilt. Ja, dieses Volk flüchtet sich vor den Russen zu den

ürken, deren Spione so viele Bulgaren sind. Das ist schrecklich. Man sollte glauben, daß eine Nation von 5 Millionen 300000 Streiter würde ins Feld stellen; aber was sehen wir? Kein Bulgare schlägt sich für seine Freiheit, dem Bulgaren fehlt das Herz. Es iebt keinen Mann in Bulgarien mehr. Mit Thränen in den Augen chreiben wir diese Worte nieder. Wir flehen zu Gott, er möge die Bulgaren erleuchten. Die Bulgaren müssen auch selber an ihre Rettung denken. Die Rumänen kämpfen für ihre gänzliche Unab⸗ hängigkeit. Vie Griechen werden sehr bald in Aktion treten. Die orientalische Frage hat alle Völker zur Erhebung ermuntert, sollen . Bulgaren allein fehlen? Noch ist es Zeit, daß sie sich rehabi⸗ itiren.“

Statistische Nachrichten.

Das gesteigerte Interesse, welches neuerdings für alle sozia⸗ len Fragen zu Tage tritt, hat die Veranlassung zu einer kleinen Schrift gegeben, welche vor Kurzem unter dem Titel: ‚Die sozig— len Krankheiten Wiens, geschildert von Eduard Deutsch in Wien im Verlage des Verfassers erschienen ist. Der Vrfasser hebt aus dem sozialen Leben Wiens Erscheinungen hervor, welche durch ihre weite Verbreitung sowohl, als durch ihre Wirkungen in hohem Grade sich bemerkbar machen und daher die öffentliche Auf⸗ merksamkeit in Anspruch nehmen müssen. Nach einer

Eialeitung, in

welcher das Anwachsen der Wiens

im Vergleiche zu Berlin und

losung der Jugend, die Ueberhandnahme des Vagabundenthums, das Umsichgreifen der nahme der Geisteskranken, die Verbreitung der Trunksucht, die Ver⸗ fälschung der Nahrungsmittel, die Spieisucht, die unehelichen Ge⸗

den bezüglichen Verhältnissen der anderen Großstädte in Parallele gestellt und aus den sich ergebenen Thatsachen Schlüsse gezogen, in= wieweit die aus den erörterten Erscheinungen resultirenden Gefahren sich beseitigen oder wenigstens vermindern lasfen.

bestebt die Bevölkerung dieser Kolonie aus 33,496 naturalisirten Israeliten, 159,161 Muselmännern, zusammen 2868. 975 Personen. Zählung von 1872 ist die Bevölkerung von Algerien um 452.750 Einwohner gestiegen.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Der Ordinarius der juristischen Fakultät der Universität Breslau, Geheimer Justiz⸗Rath Dr. Huch ke, feierte am 21.

197,341 Franzosen,

nannten Universität. Lon don, 29. Ok. ober. lich verschiedene b abylonische Alterth ümer eingetroffen. Die⸗

Nähe des modernen Dorfes Ziva, am Flusse Hye in Babylon, gefun⸗

Diensten eines Antiquitätenhändlers in Bagdad arbeiten, zu ver⸗ danken. Figur aus schwarzem Basalt, welcher die früheste zweizüngige Inr⸗ schrift, die man kennt, eines Königs, der im 17. Jahrhundert vor Christi regierte, trägt. Dieser Monarch führte den Namen Ham⸗ murabi, und die Inschrift ist von großem philologischen Inte resse, da sie viele neue Worte und Phrasen liefert. Außerdem enthält die Sammlung eine große Menge Ziegel und Kegel, alle Inschriften ver⸗ schiedener Monarchen tragend.

Alexandria, 22. Oktober. Die italienischen Afrika⸗ reisenden Signor Gessi und Signor Matteucci sind nach Assaan und Chartoum abgereist.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Im Regierungsbezirk Pots dam haben sich die günstigen Ernteaussichten nur in beschränktem Maße verwirklicht. Das Wintergetreide hat im Allgemeinen der Quantität nach eine Mittel⸗ ernte, das Sommergetreide nur eine ganz dürftige Ernte, auf leichtem Boden sogar mehrfach eine totale Mißernte ergeben. Roggen und Weizen sind zwar beim Schnitt in Korn und Stroh reichhaltig und befriedigend gewesen, haben aber durch das anhaltende Regenwetter während der Erntezeit fast durchweg, zum Theil bedeutend gelitten, wie dies auch bei dem Hafer und der Gerste der Fall gewesen ist. Die Hülsenfrüchte sind meistens mißrathen, Raps und Rüben aber nur sehr mittelmäßig ausgefallen. Sehr ergiebig sind im Allgemeinen die Futtergräser gerathen. Das Wiesenheun hat fast überall einen reichlichen ersten Schnitt gegeben, nur die Oderwiesen haben in Folge der langen Ueberschwemmung einen ge⸗ ringen Ertrag abgeworfen. Auch die Grummeternte ist durchweg reichlich ausgefallen, das anhaltende Regenwetter aber hat das Ein⸗ bringen so lange verzögert, daß ein großer Theil verdorben, resp. entwerthet ist., Lupinen und Klee sind in seltener Ueppigkeit ge⸗ diehen, auch ist Weide reichlich vorhanden. Die noch im Gange he— findliche Kartoffelernte verspricht sehr ergiebig auszufallen, theilweise wird aber über Fäulniß geklagt. Die Obsternte ist in einigen Thei⸗ len des Bezirls reichlich, in anderen dagegen nur gering ausgefallen.

Im Regierungsbezirk Mer seburg hat die diesjährige Ernte im Durchschnitt einen guten Mittelertrag ergeben. Hackfrüchte und Knollengewächse sind sehr gut gerathen und haben einen reichlichen Ertrag geliefert Heu und Viehfutter ist ia reicher Menge vorhanden. Die Jbl ih ist nur theilweise zufriedenstellend, da die heftigen Stürme im August und September vielen Schaden angerichtet haben.

Gewerbe und Handel.

Stettin, 25. Oktober. (W. T. B. In dem heutigen Ter⸗ min vor dem Königlichen Kreisgericht in Sachen des Konkurses der Ritterschaftlichen Privatbank wurde die Wahl des Herrn Flemming zum einstweiligen Verwalter der Konkursmasse vom Ge— richt bestätigt. Zu Kuratoren der Konkursverwaltung wurden die Herren Keddig, Rosenow, Braun, Reimarus und Hildebrandt vor⸗ geschlagen. Die Wahl von dreien dieser Vorgeschlagenen wird am Sonnabend erfolgen. .

Aus der Liquidationsmasse der Provinzial-Wechsler⸗ bank in Breslau gelangt vom 2. November ab die dritte Rate von 100j0 mit 60 „MS an die Aktionäre zur Ausschüttung. Es sind dann insgesammt 70 o zurückgezahlt

Die Liquidatoren des Danziger Bankvereins machen bekannt, daß vom 5. November ab die dritte Abschlagszahlung auf die Aktien mit 120 oder 72 M pro Aktie zur Auszahlung kommt.

Bei der Magdeburger Allgemeinen Versicherungs⸗ Aktiengesellschaft Abtheilung für Unfallversicherung kamen im Monat September er 355 Unfälle zur An eige, 15 Un fälle. welche den Tod der Betroffenen zur Folge gehabt haben, i9 Unfälle, in Folge deren die Beschädigten noch in Lebensgefahr schweben, 39 Unfälle, welche für die Verletzten voraussichtlich lebens⸗ längliche, theils totale, theils partielle Invalidität zur Folge haben werden, 304 Unfälle mit voraussichtlich nur vorübergehender Er⸗ werbunfähigkeit. -Von den 15 Todesfällen treffen 3 auf Zucker⸗ fabriken, je 2 auf Brauereien, Holz vaarenfabriken, je einer auf einen Landwirthschaftsbetrieß. Steinbruch, eine Thonwaarenfabrik, DOelmühle, Dampfsägerei, Eisengießerei, Schneidemühle, Kunstwoll⸗ fabrik mit Spinnerei.

Wittenberg, 22. Oktober, (Magdeb. Ztg.) Auf unserem heutigen Flachsmarkte waren etwa 30009 Kilo zur Stelle. Da bald gute Nachfrage hervortrat, so hielten Eigner auf hohe Preise. Feinster Flämingsflachs hedang 67 75 S pro 50 Kilo, während mittlere Qualität vom Fläming und gute . aus den am Süd⸗ fuße der Landhöhe liegenden Ortschaften (sogenannter Buschflachs) 36 = 566 ις holten; geringe Waare wurde mit 44-54 S bezahlt. . e nnn, betrug gegen das vorige Jahr 5— 7,50 ½ pro

ilo.

Der 6. Salinen⸗Direktor in Schönebeck a. d. Elbe, Hr. Chr. Mosler, welcher im Sommer 1876 im Auftrage des ,,. eine Reise durch den Kupferdistrikt am Oberen

ee in Nordamerika gemacht hat, veröffentlicht über seine dort ge⸗ sammelten Erfahrungen und die Resultate weiterer daran geknüpfter ingehender Studien in der Zeitschrift für das Berg⸗, Hütten⸗ und Salinenwesen im Preuß. Staat“ eine Abhandlung, welche auch im Separatabdruck erschienen ist. Dieselbe führt den Titel: Der Kupferbergbau am Oberen See in Nordamerika.“ (Ber⸗ lin, Ernst C Korn, Gropiussche Buch⸗ und Kunsthandlung). Die n rn . Kupferproduktion auf der oberen Halbinsel des Staates Michigan sichert diesem be, nicht nur das Interesse der

achmänner, sondern auch weiterer reise. Wenn die Gesammt⸗ upfergewinnung der Erde nach der Schätzung des Verfassers auf 606 - 70000 Tonnen oder l, 200,000 bis 1,400, 09090 Zollzentner jährlich anzunehmen ist, so fällt davon schon jetzt ein Viertel bis ein Drittel (1875: 17,857 Ctr.) auf Nordamerika, und etwa 38 (o auf das kleine Territorium am Südrande des Oberen Sees 5 nativ Copper District of Michigan), welches einen Theil der sogenannten oberen Halbinsel des Staates Michigan bildet. ie eine Grube, lcemet C Hecla, produzirte hier im Jahre 1875 S)00 Tonnen an verhüttetem Rohkupfer und überschritt im Jahre

1876 sogar diese Menge nicht unbeträchtlich. Auf diese Grube allein

Bevölkerung lei . London und die Ursachen davon statistisch nachgewiesen und erläutert werden, bespri bt der Verfasser in besondern Kapiteln nacheinander: Die Verwahr⸗

rostitution, die Selbstmord⸗Epidemie, die Zu⸗

burten, die Häufigkeit der Ehescheidungen und das Verbrecherthum. Alle diese mehr oder weniger allen Groß stãdten aahaitenden tie fen sozialen Schäden werden nach zuverlässigen statistischen Daten erürtert, mit

Seheimer Zutz. 1 eie . des letzten Jahrzehnts allmählich sehr gesunken sind d. M. das 50 jährige Jubiläum seiner Lehrthätigkeit an der ge⸗ erk! sehn k ,

ö ö 3 ö auf die Im Britischen Muse um sind kürj⸗

Antiquit er. 2. arbeit durch eine geographische Karte verdeutlicht. Der größte dieser Gegenstände ist der Torso einer großen a,, f, 6

*

fallen ca. 12 0 der Gesammtyroduktion der Erde, ein Uebergewicht. wie dies in der Bergwerksindustrie einzig dastehen möchte. Die Mit⸗ bewerbung Nord⸗Amerikas, die noch großer Entwicklung fähig ist. bedreht England, welches von jeher die dominirende Stellung in der Kupferproduftion und dem Kupferhandel eingenommen hat, in dieser sehr ernst, wie denn überhaupt in den letzten Jahren schon eine sehr merkliche Verschiebung in der Kupferindustrie eingetreten ist. Im laufenden Jahre ist bereits eine Lieferung von nicht weniger als W0 To. Obereisenkupfer für Frankreich abgeschlossen worden. ne, , und australische Kupfereisensorten haben, begünstigt durch leichte Wasserzufuhren über Antwerpen und Rotterdam, selbst das sehr reiche Mansfelder Raffinad im Bereich

der rheinischen und westfälischen Veredelungswerke fast verdrängt;

e. eh Berliner . 2 Messingwerk von C. Heckmann ver⸗ wen ; arbeitet fast nur noch amerikanisches Rohlupfer, und di Fe Tele⸗ Nach der kürzlich beendeten Volkszählung in Algerien 9 i fer n f e .

graphenbau⸗Anstalt von Siemens und Halske in Berlin giebt dem

aus Obereisenkupfer bereiteten Telegraphendraht den Vorzug vor Ausländern, 2.178, 77 e K Seit der letzten

allen anderen Kupferdrahtsorten. Die Kupferausfuhr von Nord⸗ Amerika ist von 1875 zu 1876 um nabe 100 gestiegen. Auch für

die Kupferpreise ist der Londoner Kupfermarkt nicht mehr allein maß⸗ gebend, die Märkte in Boston, Baltimore und New⸗Jork sind mit⸗ bestimmend Amerikas Zunahme des

geworden. Endlich macht es die Kupferproduktioꝛ erklärlich, daß ungeachtet der außerordentlichen Kupferverbrauchs die Kupferpreise während ; Unter diesen ein verdienstliches Werk, die Aufmerksamkeit auf amerikanische Kupferproduktion zu lenken. Der Ver fasser thut dies in erschöpfender Weise. In dem ersten (vorliegenden)

Verhältnissen ist es

= 12 ö Theil der Abhandlung wi inem Vorwort üb ie Bedeu⸗ selben wurden an der Stelle, wo einst das alte Zergud stand, in der ) —⸗ ag wird, nach einem Vorwort über die Beden

tung der amerikanischen Kupferindustrie, ein geognostischer Ueberblick

in über die obere Halbinsel des Staates Michigan (geologisches Alte den. Ihre Entdeckung ist den Ausgrabungen von Arabern, die in n , g e ,,, ee, wen,

Lagerungsverhältnisse der kupferführenden Gesteinzone) gereben und : ? . Sodann werden die einzelnen Kupferlagerstätten beschrieben. Im weiteren Verlauf der Arbeit wird auf den Bergwerks, den Aufbereitungs⸗ und den Schmelz⸗ betrieb in technischer und wirthschaftlicher Beziehung näher einge⸗ gangen; schließlich sollen die Arbeiter, die Handels⸗ und Konkurrenz⸗ verhältnisse besprochen werden.

Das „Dr. Journ. veröffentlicht eine Bekanntmachung des Königlich sächsischen Finanz⸗Ministeriums vom 6. Oktober, betreffend die Einziehung der Kassenscheine der vormaligen Leipzig-Dresdner Eisenbahn⸗Compagnie. Sämmtliche Scheine der Compagnie werden bis zum 31. Januar 1878 von der Finanz Haupt kasse zu Dresden, von der Lotterie-⸗Darlehnskasse zu Leipzig, sowie von sämmtlichen Haupt⸗Zoll- und Haupt⸗Steuerämtern, Bezirks⸗Steuereinnahmen und Forstrentämtern, ingleichen von der Staatseisenbahn⸗Hauptkasse und sämmtlichen Eisenbahnstationskassen sowohl zum Umtausch als in Zahlung, später nur von der Finanz⸗ Hauptkasse in Dresden zur Umwechs lung angenommen.

Bern, 23. Oktober. Wegen großer Ausbreitung der Rinder⸗ pest in Oesterreich hat der Bundesrath die Einfuhr von Vieh

von dorther verboten. (W. T. B.) Wollauktion.

. Antwerpen, 24. Oktober. 2758 B. angeboten, 2576 B. verkauft. Das Geschäft war bei besseren (W. T. B.) Die heute von der

Preisen recht belebt.

Rotterdam, 24. Oktober. niederländischen Handelsgesellschaft abgehaltene Kaffee⸗ Auktion eröffnete für die ersten drei Nummern —! Cent über die Taxe, Nummer 4 —ß zum ungefähren Taxrpreise, Nr. 7 und 8 z Cent über und Nr. 12 und 13 zum vollen Taxpreise.

Der Marquis of Hartington legte kürzlich in Chesterfield den Grundstein zu einer dem Andenken Geerge Stephen sens, des Erfinders der Lokomotive geweihten Halle die wissenschaftlichen Zwecken dienen und 13000 4 kosten soll. Das Gebäude, welches den Namen „Stephenson Memorial Hall“ führen wird, soll das Heim einer Unirersität für Techniker werden. Der Grundsteinlegungsfeier, welcher mehrere tausend Zu⸗ schauer beiwohnten, fuülgte ein Bankett, bei welchem Lord Hartington in einer Rede auf die großen Einkünfte, welche aus Eisenbahnen be⸗ zogen würden, sowie auf die dem Lande durch die Erfindung George Stephensons erwiesenen Vortheile hinwies und die Meinung aus⸗ drückte, daß Stephenson ein nationales, nicht nur ein örtliches Denk— mal verdiene.

. Verkehrs⸗Anstalten.

Bromberg, 24. Oktober. Einer Mittheilung der, Königlichen Direktion der Ostbahn zufolge ist der Güterverkehr für Frachtgut nach der Odessaer Eisenbahn via Brest noch nicht wieder er⸗ öffnet; es ist diese Verkehrsbeschränkung jetzt auch noch auf die Station Schmerinka der Kiew-Brester Eisenbahn für den Verkehr via Brest ausgedehnt worden.

München, 21. Oktober. Wie der „Allg. Ztg. mitgetheilt wird, werden nunmehr auch die Posten des Königreichs Italien von Neujahr 1878 ab die Spedition der deutschen Zeitungen in derselben Weise wie die deutschen Posten und unter Bedingungen übernehmen, durch welche sich das Abonnement auf die deutschen Zei- tungen wesentlich billiger als bisher stellen und auch der Bezug der⸗ selben ein rascherer und ö sein wird, als es bisher auf dem Buchhändlerwege möglich war.

Southampton, 24. Oktober. Das Postdampfschiff Mosel“ vom Norddeutschen Lloyd in Bremen, welches am 13. d. M. von New⸗YJork abgegangen war, ist heute wohlbehalten hier angekommen und hat nach Landung der für Southampton be— stimmten Passagiere, Post und Ladung die Reise nach Bremen fort⸗ gesetzt. Die „Mosel' überbringt 175 Passagiere und volle Ladung.

Berlin, 25. Oktober 1877.

Im Wallner⸗Theater soll in der nächsten Woche ein neues Lustspiel von Rosen: „Größenwahn? in Scene gehen. Bis dahin wird der „Hypochonder“ auf, dem Repertoire bleiben, welches Lust⸗ spiel heute wieder zur Aufführung gelangt.

Krolls Theater. Bis zur Eröffnung der Weihnachts, Ausstellung, an welcher Tag und Nacht emsig gearbeitet wird⸗ werden die Wochentagsvorstellungen zu halben Preisen stattfinden. Die Posse „Ein Schutzgeist' von J. Rosen findet durch das vor treffliche Zusammenspiel mehr und mehr Beifall beim Publikum und nicht minder der kleine Schwank „Die neue Magd', in welchem Frl. E. Stauber mehrfach Gelegenheit geboten wird, ihr vielseitiges WMalent für komische Rollen zu zeigen.

Eingegangene literarische Neuigkeiten.

Die neueren Organisationsgesetze der inneren Ver⸗ waltung für die Provinzen Preußen, Brandenburg, Pommern, Schlesien und Sachsen. Herausgegeben im Auftrage des Königlichen Ministeriums des Innern von M. v. Brauchitsch, Geh. Regie⸗ rungs- u. vortrag. Rath im Minist. d. J. 2. (Supplem.) Band, enth; die in den Organisations esetzen angeführten oder darauf be⸗ züglichen Gesetze, Ministerialer asse e., nebst Anmerkungen, sowie einem chronolog. und einem Sachregister für beide Bände. Berlin, C. Heymanns Verl. 1877.

Nachrichten für Seefghrer. Herausgegeben von dem hy= drographischen Bureau der Kaiserlichen Admiralität. 8. Jahrg. Berlin, d. 20. Okthr. 1857. Nr. 42. .

, ,. Blätter für gerichtliche Medizin und Sani tätspolizei. , von Dr. C. v. Hecker, Ob=⸗= Med. -Rath ꝛc, und Dr. C. Klinger, Ob⸗Med.⸗Rath im St.- Minist. d. J. 28. Jahrg., 6. Heft Novbr. u. Dejbr. Nürnberg, Verl. der Fr. Kornschen Buchh. 1877.

Monatsschrift des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preuß. Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde. Redakt.. Dr. &. Wit mack, Gen. Sekret. des Ver- eins 2c. 20. Jahrg. Oktbr. 1877. Berlin. In Kommission bei

Wiegandt, Hempel & Parey.