1877 / 253 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 26 Oct 1877 18:00:01 GMT) scan diff

Vor Beginn der Berathung wurde die Nr. II. des letz⸗ teren Antrages 2 ; .

Zunächst gab der Minister für die landwirthschaftlichen An⸗ gelegenheiten Br. Friedenthal eine Erklärung ab, die wir morgen in Wortlaut mittheilen werden. Darauf ergriff das Wort der Abg. Dr. Virchow das Wort, dem beim Schlusse des Blattes der Vize⸗Präsident des Staats⸗Ministeriums, Finanz⸗Minister Camphausen antwortete.

Die diesjährige Session des Landes-Oekonomie⸗ Kollegiums wurde, wie bereits mitgetheilt, am 22. Ok⸗ tober cr, 19 Uhr, im landwirthschaftlichen Ministerium durch den Minister für die landwirthschaftlichen Angelegen⸗ heiten, Dr. Friedenthal, eröffnet. In der Begrüßung nahm der Minister Veranlassung, die Gründe auseinanderzu⸗ setzen, welche eine längere Verzögerung der Plenar⸗ sitzungen herbeigeführt haben, und welche wesentlich darin bestanden, daß die Fertigstellung bedeutender Gesetz⸗

ebungsvorlagen, welche dem Kollegium unterbreitet werden

ollten, länger, als vorauszusehen war, sich hinausschob. Das Kollegium schritt sodann zur re, der Vorlage des Ministers, betreffend den Spiritushandel nach Gewicht statt nach Maß. In fast einstimmiger Ueberzeugung von den Vorzügen dieses Verfahrens nahm das Kollegium folgende An— träge an: „Königliches Landes⸗Oekonomiekollegium wolle sich un⸗ umwunden für baldmögliche Einführung des Gewichtshandels im e, , e. aussprechen, da dieser Modus im Vergleich zum jetzt üblichen, bei mindestens gleicher Sicherheit in der Qualitäte⸗ bestimmung hinsichtlich der Bestimmung der Quantität engere Fehlergrenzen und Unabhängigkeit von der jeweiligen Tem⸗ peratur bietet Vorzüge, denen gegenüber die geltend gemachten Nachtheile: Zuwachs an Arbeit bei der Uebergabe und Un⸗ bequemlichkeit im internationalen Verkehr, entschieden zurück⸗ treten; desgleichen Se. Excellenz den Herrn Landwirthschafts⸗ Minister zu ersuchen, dahin zu wirken, daß die hierzu erforder⸗ lichen Gewichts⸗Alkoholometer und entsprechenden Reduk⸗ tionstabellen durch die Normal-Eichungskommission beschafft werden, ferner die Eichämter angewiesen werden, nicht allein hölzerne Spiritusfässer, sondern auch eiserne Trans⸗ portgefäße amtlich mit ihrem Taragewicht zu stempeln.“ In Bezug auf den Antrag des Bürgermeisters Capaun⸗-Carlowa, betreffend Abänderung des e fe r, aftsgesetzes, dahin gehend, daß die Bildung von Geschäftsantheilen der Genossen⸗ schafter überhaupt nicht erforderlich sei, beschloß das Kol⸗ legium, den Antrag abzulehnen, da eine bestimmte Summe ir die Höhe der Geschäftsantheile im Gesetze nicht vorgesehen ei, daher schon sehr geringe Geschäftsantheile genügten. Schließlich diskutirte das Kollegium den Antrag Capaun⸗-Car⸗ lowa, den Minister zu ersuchen, seinen Einfluß dahin geltend zu machen, daß durch das zu erlassende Unterrichtsgesetz denjeni⸗ gen ländlichen Gemeinden, welche eine Fortbildungs⸗ schule einrichten, das Recht verliehen werde, durch Ortsstatut den Besuch dieser Schule für alle aus der Elementarschule ent⸗ lassene Knaben bis mindestens zum vollendeten 16. Lebens⸗ jahre für obligatorisch zu erklären. Nach längerer Verhand⸗ lung, in welcher die verschiedenen Richtungen der Anhänger und Gegner des obligatorischen und freiwilligen Fortbildungs⸗ unterrichts sich geltend machten, nahm das Kollegium den Antrag an, daß keine Veranlassung vorliege, über die, diesen Gegenstand betreffenden Beschlüsse des Kollegiums in seiner 19. Sitzungs⸗ periode hinauszugehen. Diese Beschlüsse gingen im Wesentlichen dahin: Fachunterricht eignet sich nicht für obligatorische Schulen. Die Errichtung von obligatorischen Fortbildungsschulen ist wünschenswerth für denjenigen Theil der männlichen Jugend vom 14 bis 16. Jahre, welcher keinen anderweitigen Unter— richt genießt, wenn 1) diese Schulen keine Fachbildung er⸗ streben, sondern eine Ergänzung und Fortsetzung des Elementar⸗ unterrichts auf sittlicher und religibser Grundlage; Y ihre Kosten, mit Ausnahme der von den Gemeinden zu tragenden Heizung und Beleuchtung der Lokalien vom Staate getragen werden und auch kein Schulgeld erhoben wird; 3) der Unter— richt auf wenige Stunden, im Winter auf Abendstunden, be— schränkt wird.

In der II. Plenarsitzung vom 23. Oktober wurde der Antrag des Rittergutsbesitzers Sombart, betreffend die Kom⸗ munalbesteuerung, welchen der sächsische landwirthschaft⸗ liche Centralverein angenommen hatte, diskutirt. Nach einer längeren und bewegten Debatte wurde schließlich unter Ab— lehnung aller anderen Anträge folgende Resolution ange—⸗ nommen, welche Herr von Lenthe mit Zugrundelegung der Anträge des Ausschusses vorgelegt hat. Die Resolution lautet:

A) ein Gesetz über die Kommunalbesteuerung hat im Prinzipe der Besteuerung nach Maßgabe der Leistungsfähigkeit und des Interesses Rechnung zu tragen;

eine ausschließliche Anknüpfung an die Staatsbesteue⸗ rung (System der i n erscheint daher nicht überall statthaft, insbesondere nicht ohne vorgängige Reform der be⸗ stehenden Staatssteuer⸗Gesetzgebung;

3) verwerflich erscheint ein System von Zuschlägen wie es bisher häufig ohne Rücksichtnahme auf die Prinzipien der Leistungsfähigkeit und des Interesses, besonders in Beziehung auf die Zuschläge zur Grundsteuer gehandhabt ist;

4 es ist neben den entsprechenden allgemeinen Kommunal- steuern ein durchgebildetes System von Beiträgen und Ge—⸗ bühren in Aussicht zu nehmen;

5) die Gesetzgebung hat den bestehenden Unterschieden zwischen den Arten der Gemeinden (städtischen und ländlichen, größeren und kleineren) genügend Rechnung zu tragen“ Angenommen wurde ferner eine Resolution des Herrn Sombart, worin der Minister für landwirthschaftliche Angelegen⸗ heiten gebeten wird, das Meitzensche Werk über die Boden⸗ verhältnisse Preußens zeitgemäß umarbeiten und auf das Gebiet der ganzen Monarchie ausdehnen zu lassen.

Eine Resolution desselben Antragstellers, betreffend die Einführung einer Central⸗Abga be von 1Pfennig pro 109 Kilo, oder pro Stück jeder aus- und eingehenden zollfreien Waare behufs einer besseren Handelsstatistik wurde abgelehnt.

In der III. Plenarsitzung des Landes⸗-Dekonomie— kollegiums vom 24. Oktober wurden zunächst einige geschäft⸗ liche Angelegenheiten und die Ausschußwahlen erledigt.

Demnächst wurde der Antrag des Herrn Rittergutsbesitzers von Rath, betreffend Ersatzpflicht der Eisen bahnen bei Vieh⸗ transporten verhandelt und der Antrag des Ausschusses, den Minister zu ersuchen, jedenfalls bei Revision des Eisenbahnregl⸗⸗ ments auf eine wesentliche Erhöhung der Maximalentschädigungs⸗ sätze für nicht deklarirtes Vieh hinzuwirken, angenommen.

noch erwünschter durch Uebersendung eines Sachverständigen darüber schleunigst Erhebungen angestellt werden, ob und inwieweit Natronsalpeterlager in dem Freistaat Bo⸗ livia für deutsche Rechnung zu erwerben sein möchten.

Bezüglich des von Sauckenschen Antrages, betreffend Ab⸗ änderung des revidirten Regulati vs für das Landes⸗Oekono⸗ miekollegium wurde die Abstimmung vertagt.

Sodann wurde der dringliche Antrag des Herrn von Saucken⸗Tarputschen, daß im Interesse der Landwirthschaft das Pferdeausfuhrverbot baldmöglichst aufgehoben werde, Seitens des Kollegiums angenommen.

In der IV. Sitzung vom 25. Oktober wurden in Be⸗ treff des Gesetzes über den Unterstützungswohnsitz folgende Anträge angenommen:

„I) In den 55. 10 und 22 des Gesetzes ist an Stelle des vierundzwanzigsten Lebensjahres, von welchem ab die Frist für die Erwerbung und den Verlust des Unterstützungswohn⸗ sitzes läuft, das einundzwanzigste Lebensjahr zu setzen.

3 Eine Bestimmung zu treffen dahin gehend, daß der Verlust des Unterstützungswohnsitzes auch eintrete durch Ent⸗ lassung aus dem Unterthanenverband und thatsächliche Aus⸗ wanderung aus dem Deutschen Reich.“

Ferner: „Im 5. 30 sub b. ist die Verpflichtung des Land⸗ armenverbandes zur Erstattung der Kosten der Unterstützung nicht allein davon abhängig zu machen, daß der Unterstützte keinen Unterstützungswohnsitz hat, sondern diese Verpflichtung muß auch dann eintreten, wenn ein Unterstützungswohnsitz sich nicht ermitteln läßt“, und „durch einen Zusatz zum Gesetze ist den Landesbehörden die Möglichkeit zu sichern, arbeitsfähige oder in ihrer Arbeitsfähigkeit nur theilweise beschränkte Per⸗ sonen, falls ihnen oder ihren nicht arbeitsfähigen Angehörigen öffentliche Unterstützung gewährt werden muß, ohne vorgängigen Richterspruch, vorbehaltlich des Verwaltungsstreit⸗Verfahrens, zu angemessener Arbeit innerhalb oder außerhalb eines Arbeits⸗ hauses anzuhalten.“

Ferner wurde angenommen ein Antrag des Ausschusses:

„Den Minister zu bitten, den Gesetzentwurf, betreffend die ländlichen Arbeiterverhältnisse, sobald als möglich einzubringen.“ Desgleichen wurde angenommen der Antrag Sombart: „Re⸗ form und Organisation des Civil-Vermessungswesens in Preußen auf die Tagesordnung der nächstjährigen Versamm⸗ lung des Landes⸗-Oekonomiekollegiums zur Berathung und Beschlußfassung zu setzen,ů und der Antrag von Saucken⸗ Tarputschen: „Das Kollegium wolle den Minister für die Land⸗ wirthschaft ersuchen, die Sitzungen des Landes-Oekonomie— kollegiums womöglich nicht mit den Sitzungen der gesetzgebenden Körper kollidiren zu lassen.“

Verweigert Jemand die Annahme eines ihm durch einen gerichtlichen Beamten zugestellten gerichtlichen Schrei⸗ bens, weil auf dessen Adresse der ihm gebührende Amtscharakter oder Titel nicht beigelegt ist, so ist der Beamte, nach einem Er— kenntniß des Ober⸗Tribunals, vom 25. September 1877, be⸗ fut in Ausführung des ihm von der vorgesetzten Gerichts behörde ertheilten Auftrages die Vorladung an die Stubenthür der Wohnung des Adressaten zu befestigen, und der gewalt⸗ same Widerstand des Adressaten gegen die Ausführung dieser Handlung ist auf Grund des 5. 113 St. G. B. zu bestrafen. „Der Umstand, daß Angeklagter die Verweigerung der An⸗ nahme der d,, auf die Behauptung gründete, daß ihm auf der Adresse des Schreibens der ihm angeblich gebührende

behaupten, daß die Vorkldung nicht für ihn bestimmt sei, war in keiner Weise angethan in der Verpflichtung und Berechti⸗ gung des Beamten zur Erledigung des ihm ertheilten Auf— trages irgend etwas zu ändern.“

Der Holzdie bstahl wird nach dem preußischen Holz diebstahlsgesetz v. J. 1852, unabhängig von dem Ersatze des Werthes des Entwendeten und des etwaigen sonstigen Scha— dens, mit einer Geldbuße bestraft, welche dem vierfachen Werthe des Entwendeten gleichkommt. In Beziehung auf diese Bestimmung hat das Ober-Tribunal, Senat für Strafsachen, in einem Erkenntnisse vom 26. September 1877 ausgesprochen, daß bei Abmessung der Strafsumme der Werth des ganzen Holzes, welches zum Zwecke der Entwendung und rechtswidrigen Zueignung gefällt worden, in Betracht zu ziehen ist, selbst wenn der Dieb nur einen Theil mitnimmt und den Rest zurückläßt.

Bayern. München, 24 Oktober. Der Legations—⸗ Rath Dr. von Ziegler, Sekretär des Königs, ist unter Fort— dauer dieser Funktion zum Ministerial-Rath ernannt worden.

Sachsen. Dresden, 25. Oktober. Die Zweite Kammer hat heute auf den Antrag des Abg. Schaffrath den Abg. Haber⸗ orn zum Präsidenten, den Abg. Streit zum ersten und den Abg. Dr. Pfeiffer zum zweiten Vize⸗Präsidenten durch Akkla— mation wieder gewählt. Die Erste Kammer nimmt heute Nachmittag die Wahl ihres Vize⸗Präsidenten vor.

Baden. Karlsruhe, 24. Oktober. (Cöln. Ztg.) Der von dem Großherzoglichen Handels⸗-Ministerium nach den ge⸗ machten Erhebungen bearbeitete und den Handelskammern und Gewerbevereinen zugegangene Bericht über den Betrieb der Wanderlager und Waarenauktionen kommt bei der Frage, ob ein gesetzliches Einschreiten gegen die vorhan⸗ denen Mißstände (nach zweierlei Richtungen, einmal durch ge⸗ werbepolizeiliche Beschränkungen, sodann durch zweckmäßige Regelung der Besteuerung) als. Bedürfniß zu betrach— ten sei, zu dem Ergebniß, daß ein Verbot dieses Ge⸗ werbebetriebes oder die Einführung des- Erfordernisses der polizeilichen Genehmigung für denselben nicht für gerechtfertigt zu . sei. Was die Besteuerung betrifft, so ist dieser Weg schon 1860 beschritten und 1876 die Steuer verdreifacht worden und eine weitere Verschärfung tritt mit dem Erwerbssteuergesetz am 1. Januar 1878 ein, indem dann für einen Geschäftsbetrieb von sieben Tagen und weniger die Hälfte, für einen längeren Geschäftsbetrieb stets der volle Be⸗ trag der Jahressteuer entrichtet werden muß. In einer Reihe von Fällen ist die Gemeindesteuer erhoben worden; eine Ent⸗ scheidung des Verwaltungsgerichtshofes über die Heran— ziehung der Wanderlager zur Gemeindesteuer bezw. über die Bedeutung des 8 8 des Freizügigkeitsgesetzes ist bis jetzt noch nicht erfolgt. Mit dem 1. November findet eine Aenderung der badischen Rheinpegel sowohl hinsichtlich des Maßes wie auch des Systems statt. Bisher bezeichnete der Nullpunkt den

Angenommen wurde ferner der Spangenbergsche Antrag in folgender Fassung:

Es mögen durch Vermittelung des Reichskanzler⸗Amts

beziehungsweise des deutschen Konsulats in Bolivia oder

badische Fuß und Zoll eingetheilt, so daß also bei steigendem

ur Zeit der Errichtung der Pegel bekannten höchsten Wasser— tand und war die Skala vom Nullpunkt an abwärts in

Amtscharakter , nicht beigelegt sei, ohne zugleich zu

bei fallendem Wasser erhöhten. Nach der Durchführung der Rheinkorrektion und der Ausbildung der Flußsohle veranlaßte die Einführung des Metermaßes an den badischen 44 auch eine Aenderung des Systems derselben dahin, daß der Null⸗ punkt der Skala in das verglichene Sohlengefälle verlegt und die Skala von hier aufsteigend in Meter und Centimeter ein⸗ getheilt wurde.

Schloß Baden, 24. Oktober. Der Großherzog und der Erbgroßherzog sind gestern Vormittag von Kalten⸗ brunn hierher zurückgekehrt. Der Erbgroßherzog begiebt sich heute nach Heidelberg zur Fortsetzung seiner Studien.

Sachsen⸗Coburg⸗Gotha. Coburg, 24. Oktober. Die Herzogin ist gestern von dem Jagdschlosse Hinterriß in Tyrol wieder hierher zurückgekehrt, während der Herzog sich in den nächsten Tagen auf seine Besitzungen an der Donau in Oester⸗ reich begeben wird.

Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 25. Oktober. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der freien Vereinigung der Abgeordneten, welche für den Abschluß eines deutsch⸗ österreichischen Handelsvertrages thätig sind, machte der Obmann zunächst die Mittheilung, daß die galizischen Abgeordneten an der Sitzung Theil zu nehmen wünschten. Nachdem die Versammlung sich hiermit einverstanden er⸗ klärt hatte, wurde zur Tagesordnung übergegangen. Zur Berathung stand die Frage, was anläßlich des Ab⸗ bruchs der Verhandlungen mit Deutschland zu geschehen habe. Abg. Brestl empfahl Vorsicht, damit es nicht den Anschein ge— winne, als ob man die Interessen einer fremden Macht fördern wolle. Man müsse auf die baldige Einbringung einer Tarifvorlage hinwirken. Abg. Schaup beantragte, daß ein Comits mit der Vorbereitung der Aktion beauftragt werde. Abg. Granitsch beantragte die Einbringung einer Interpellation darüber, was die Regierung nunmehr zu thun gedenke. Abg. Fürth äußerte, seiner Ansicht nach seien die wirthschaftlichen Motive für die deutsche Regierung lediglich ein Vorwand für politische Gründe, und es dürfe deshalb kein Druck auf die Regierung ausgeübt werden. Abg. Auspitz beantragte, in die Interpellation die Frage aufzunehmen, was die Regierung zur Fernhaltung von Erschütterungen bei dem an,, Ablauf des Vertrags zu thun gedenke. Abg. Tomaszek bezeichnete es als Haupt⸗ aufgabe, daß ein Uebergang geschafft werde, der am Wenigsten nach irgend welcher Richtung hin präjudizire. Bei der Ab⸗ stimmung wurde beschlossen, morgen eine Interpellation an die Regierung einzubringen. (W. T. B.) Ueber die handelspolitischen Ver⸗ . mit Deutschland erfährt das . latt“, daß der Gedanke, auf Grund des ablaufenden Ver⸗ trages ein einjähriges Provisorium zu etabliren, als ausge— schlossen zu betrachten sein dürfte. Uebrigens seien alle Differenzen ausschließlich wirthschaftlicher Natur. Für das nunmehr nothwendige Uebergangsstadium werde, wenn dasselbe auf Grund des handelspolitischen status quo errichtet werde, eine halbjährige Dauer keinesfalls über⸗ schritten werden, und dürfte sodann ein autonomer Tarif in Wirksamkeit treten. Die betreffende Vorlage werde sowohl die von Fanatikern des Freihandels ausgestreuten Verdäch⸗ tigungen widerlegen, als auch den entschiedenen Schutzzöllnern Enttäuschungen bereiten. ? (W. T. B.) Der Ausgleichsausschuß berieth heute das Ein führungsgesetz zum Bankstatut. Art. 1, in welchem das Recht Ungarns zur Errichtung einer selbstän⸗ digen Bank ausgesprochen wird, wurde nach längerer Debatte mit 29 gegen 6 Stimmen angenommen. Eine eingehende Debatte rief . der Antrag des Subcomités, die Ausgleichsvorlagen erst nach Fertigstellung sämmtlicher Berichte dem Hause vorzu—⸗ legen, sowie der Antrag des Abg. Schaup hervor, daß der Zeitpunkt, zu welchem das Bankgesetz in Wirksamkeit trete, durch ein Spezialgesetz bestimmt werden solle. Der Präsident des Abgeordnetenhauses, Rechbauer, und der Finanz⸗-Minister sprachen sich gegen den Antrag des Subcomités und für eine möglichst rasche Erledigung aus. Der Antrag des Subcomités wurde mit 23 gegen 15 Stimmen abgelehnt, der Schaupsche Antrag fast einstimmig angenommen.

Prag, 24. Oktober. Wie die „Bohemig“ meldet, sollen

der Kaiser und die Kaiserin und der Kronprinz Ru⸗ dolf zum Besuche der Kaiserin Maria Anna eintreffen. Der Besuch soll von Pardubitz aus stattfinden, wo die Majestäten nächsten Sonntag dem Rennen beiwohnen werden. Im Staats⸗ bahnhofe werden bereits die entsprechenden Vorbereitungen zum Empfange getroffen. Lemberg, 24. Oktober. In einer gestern Nachts hier stattgefundenen Wählerversammlung wurde dem Reichsraths⸗ abgeordneten Dr. Julian Czerkawski eine Mißtrauenskund⸗ gebung votirt, weil er, . der gesammte polnische Reichsrathsklub, unterlassen haben, im Abgeordnetenhause den polnischen Standpunkt gegenüber der Orientkrisis darzustellen. Dr. Czerkawski hat in Folge dessen sein Reichs⸗ rathsmandat niedergelegt. Es ist dies bereits die vierte Mandatsniederlegung im Laufe weniger Tage.

Pest, 24. Oktober. Der „Hon“ spricht heute die n g aus, jede Ausgleichsfrage könne verschoben werden, aber die Quo te müsse, und sei es durch die Krone, entschieden werden, wenn die Delegationen die Indemnität für das gemeinsame Budget votiren sollen. „Naplo“ betont die Unvermeidlichkeit des provisorischen Status quo in der Quoten⸗ und Restitutions⸗ frage; auf Grund desselben können die Delegationen Beiträge beider Staaten votiren. Wenn die Regierung dies hindere und die Delegationen in diesem Jahre nicht einberufe, dann wäre es Pflicht des Reichstags, das Budget für das erste Quartal des künftigen Jahres zu verweigern.

Der „Ellenör“ sagt, die Regierung könne den auto⸗ nomen Zolltarif nicht vorlegen. Wenn der Minister Trefort, welcher Donnerstag zurückkehrt, dem Ministerrathe ein etwaiges Scheitern der Schlußverhandlungen mit . land berichten sollte, bleibe wohl kein anderer Ausweg, a

den Zollvertrag mit Deutschland zu verlängern und die Ver⸗ handlungen zu günstiger Zeit wieder , , da sich Deutschland angesichts der bevorstehenden Erneuerung seines Vertrages mit Frankreich „uns gegenüber nicht binden will.“ Der Reichstag könnte dann das Zoll- und Handelsbündniß unter Vorbehalt verhandeln.

26. Oktober. (W. T. B.) Graf Apponyi wird morgen im Abgeordnetenhause die Regierung wegen des Scheiterns der Handels vertrags-Verhandlungen mit

Wasser die Zahlenwerthe der Ablesungen sich verminderten,

Deutschland interpelliren.

Schweiz. Bern, 24. Oktober. Die Kommission des Starte *elh; in Sachen der Herstellung des finan⸗ ziellen Gleichgewichts hat sich bis zum 20. November vertagt, nachdem sie ihre vorläufigen Vorschläge dem Bundes⸗ rathe zur Begutachtung unterbreitet hat. Dieselben nehmen, der „N. Zürch. Ztg.“ zufolge, an Mehreinnahmen und Er⸗ sparnissen 7 900 590 Fr. in Aussicht: die Hauptposten davon = 2 eine Tabakssteuer mit 1090000 Fr., eine Brannt⸗ weinsteuer mit 2,500,000 Fr. und Ersparnisse bei dem Heer⸗ wesen mit 1,500,000 Fr.

Großbritannien und Irland. London, 24. Oktober. Die „Morning⸗Post“ schreibt: „Wir hören, daß Sir Andrew Buchanan, der britische Botschafter in Wien, im Begriff ist, mit seiner wohlverdienten Pension in den Ruhe— stand zu treten, und daß er durch Sir Henry Elliot er⸗ setzt werden wird.“ Der „Standard“ meldet: „Um die Be⸗ wegungen der Sklavenhändler in verdächtigen Häfen des Rothen Meeres wirksamer zu hemmen, soll ein kleines Corps gebildet werden, um Polizeifunktionen. lediglich zur Unterdrückung des Handels von Sklaven, auszuüben. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß die Organisation dieses Corps in die Hände eines englischen Beamten gelegt werden wird.“

25. Oktober. (Cöln. Ztg.) Der französische Bot⸗ schafter, Marquis d'Harcourt, hat sich von hier nach Paris begeben. Der Botschafts-Sekretär Gavard vertritt denselben.

Frankreich. Paris, 24. Oktober. Der „Frangais“ erklärt heute, daß man den Meldungen der Blätter von Unter—⸗ handlungen, welche der Marschall mit gewissen Staats⸗ männern angeknüpft hätte, um sie zum Eintritt in das Ministerium zu bewegen, nicht den geringsten Glauben bei⸗ messen dürfe. Unter den ausscheidenden Mitgliedern der Generalräthe zählt man, der „Cöln. Ztg.“ zufolge, 67 Se⸗ natoren, von denen 35 der Rechten angehören und 32 der Linken; ferner 113 Deputirte, 42 von der Rechten und 71 von der Linken. Von beiden Seiten wurden diese Generalräthe fast alle mit großer Mehrheit gewählt.

25. Oktober. (W. T. B.) Der „Moniteur“ be— merkt, einem Artikel des „Konstitutionnel“ gegenüber, wie er u wissen glaube, daß der Marschall niemals daran gedacht , zu einem Plebiscite seine Zuflucht zu nehmen, um da⸗ durch eine Lösung der Lage herbeizuführen. Wie das Blatt ferner wissen will, wären Unterhandlungen zwischen den Republikanern und den Monarchisten eingeleitet, behufs der Wahl John Lemoinne's zum Senator. Der „Moniteur“ bemerkt hierzu, eine solche Wahl würde als gegen den Mar— schall Mac Mahon persönlich gerichtet aufgefaßt werden müssen. Die „République fran gaise“ erklärt alle Gerüchte von Transaktionen und von einem Ministerwechsel für durchaus unglaubwürdig, da der Marschall Mac Mahon sich von seinen Ministern nicht trennen könne und deren Schicksal theilen müsse. In einem andern Artikel desselben Blattes heißt es, daß die einzige friedliche Lösung der Krisks jetzt nur noch in dem Rücktritt des Marschalls zu finden sei. Gambetta hat in Chategu-Chinon eine längere Rede gehalten, in welcher er die Mäß gung einer republika⸗ nischen Regierung hervorhob und betonte, die Befestigung der Republik würde Jedermann in den Stand setzen, dem Vaterlande gute Dienste zu leisten. Eine solche An⸗ näherung der Parteien würde möglich sein können, sobald sich die Leidenschaften gelegt haben würden, Gambetta erklärte, er sei kein Feind derjenigen, welche Frank⸗ reich regierten, er sei überhaupt Niemandes Feind, und be⸗ merkte schließlich, die neue Majorität werde, ohne die Grenzen der Legalität zu überschreiten, das Ansehen Frankreichs zur Gel⸗ tung zu bringen wissen. Mehrere republikanische Organe ver—

öffentlichen eine Art Sommation an Gréyy, in welcher der⸗

selbe erfucht wird, die auf ihn gefallene Wahl für Paris und nicht, wie beabsichtigt, für seinen heimathlichen Wahlbezirk anzunehmen, da er nur unter dieser Voraussetzung von der repu⸗ blikanischen Partei als Nachfolger Thiers' acceptirt worden sei. Im Departement Gers war der Gegenkandidat Paul Cassagnacs, Lacroix, mit den Mitgliedern des für seine Wahl thätigen Wahlchmités unter der Anschuldigung, zum Hasse und zur Verachtung gegen die Regierung aufgereizt zu haben, vor das Schwurgericht verwiesen, welches gestern die Angeklagten freigesprochen hat. Der vormalige Unionspräsibent Grant stattete gestern Nachmittag dem Marschall-Präsidenten einen Besuch ab, den dieser kurz darauf erwiderte.

Marseille, 25. Oktober. (W. T. B.) Die Herzo⸗ gin von Edinburgh ist gestern mit dem Panzerschiff „Sultan“ von hier nach Malta abgereist.

Griechenland. Aus dem griechischen Lager zu Theben, 21. d. M, wird der „Daily News“ gemeldet: „Das Wetter ist nicht sehr angenehm, aber die Leute sind in ausge— zeichneter Gesundheit und guter Laune. Sie widmen sich ihrem neuen Berufe mit großer Bereitwilligkeit. Ein Theil der Truppen ist in Hütten, ein Theil unter Zelten und einige sind in Theben selbst quartiert. Die Stadt ist von, militärischem Lärm erfüllt und gedrängt voll von Bauern, die den König und die Königin zu sehen hoffen. Die Majestäten wohnen in einem verhältnißmäßig kleinen Hause, obwohl es eines der besten im Orte ist.“

Türkei. Aus Belgrad, 23. Oktober, wird der A. „A. Z.“ gemeldet: „Nach 6, Nachrichten aus Negotin und Saitschar stehen bis jetzt auf dieser Linie in verschiedenen Lagern 13 Batterien und 5 Brigaden Infanterie, zusammen 12,5900 Mann. Diese Zahl wächst täglich durch Einberufung der Reserve.“

Rußland und Polen. St. Petersburg, 23. Oktober. Der „Regierungs⸗Anzeiger“ veröffentlicht folgenden Tages⸗ befehl 8 Kaiserlichen Hoheit des General-Admirals, vom 8. 20. Oktober: . w

Auf meinen Bericht an Se. Majestät den Kaiser über die be—⸗ vorstehende Feier des fünfzigsten Jahrestages der Schlacht bei Na⸗ vari 3 0 rr ich . ein Telegramm folgenden Inhalts von Sr. Majestät zu erhalten: . .

3 Herne nehmen Wir an Eurer Feier Theil. Ich bitte, Denen, die persönlich an der Schlacht von Navarino Theil genom⸗ men, Meinen Glückwunsch zum ruhmvollen fünfzigsten Jahrestage zu übermitteln. Ich freue Mich, daß der Heldenmuth, durch den sich unsere Flotte stets ausgezeichnet hat, in ihr auch noch jetzt lebt, wie unsere braven Seeleute Es im gegenwärtigen Krieg an der Donau und im Schwarzen Meer zu beweisen nicht aufhören. . .

Diese huldvollen Auslassungen Sr. Majestät des Kaisers eile ich der Flotte bekannt zu geben.“ =

Schweden und Norwegen. Das amtliche Blatt meldet: „Nachdem unter der Bedingung der Zustimmung der Bevölke⸗

rung ein Uebereinkommen bezüglich der Rückgabe von Barthelemy abgeschlossen worden, und der König von Schweden unterm 17. August dem Gouverneur⸗Amte auf der Insel befohlen hatte, eine Abstimmung in dieser Richtung zu veranstalten, ist, zufolge eingegangenen Telegrammes, die Abstimmung da⸗ hin ausgefallen, daß die Bevölkerung, mit allen abgegebenen Stimmen gegen eine, sich für die Wiedervereinigung der Insel mit Frankreich ausgesprochen hat. Die Ueberliefe⸗

rung der Insel wird, nachdem die ö Kammern dem

Uebereinkommen zugestimmt haben, wa

b . rscheinlich am Schlusse dieses Jahres geschehen.“

Asien. Meldungen des „St. Petersburger Herold“ aus

Taschkent von der chinesischen Grenze lauten:

im Urumzischen Kreise 50, 00 Mann stark.

. s Diese Truppen sollea gegen die Kaschgaren kämpfen.

Den russischen Kaufleuten ist es von

den Chinesen verboten worden, Manas zu verlassen und nach Urumzi

zu gehen. Der Chef des südlichen Bezirks des Rayons von Kuldsha meldete unlängst dem Kriegs⸗Gouverneur des Ssemiretschenski'schen

Gebiets, daß vor 5 Jahren aus der Stadt Schunan etwa 2000

Dunganen nach Turfan ausgewandert seien. Darauf waten sie nach Urumzi gegangen, wo sie sich aber nicht lange aufbielten. Als sie nämlich hörten, daß die Chinesen bald Urumzi einnehmen wür⸗ den, siedelten sie im September des verflessenen Jahres nach Tak⸗ sun über. Da aber der Häuptling der Dunganen Ma⸗Janschai sich Jakub Beg nicht unterwerfen wollte, so schickte er 75 Mann nach Kuldsha ab, um die russischen Behörden um die Erlaubniß zu bitten, nach Kuldsha übersiedeln zu dürfen. Die von Ma⸗Janschai abgeschickten Dunganen kannten den Weg nach Kuldsha nicht und verirrten sich in den Bergen, wo um diese Zeit gerade die furcht⸗ barsten Schneestürme wütheten und die eisigste Kälte herrschte. Da⸗ bei war ihnen der Proviant ausgegangen. Zudem wurden sie von Kirgisen überfallen, welche ihnen 15 Pferde abnahmen und einen Dunganen fortführten. Auf derselben Stelle, wo der Ueber⸗ fall stattfand, erlagen dem Hungertode 13 Dunganen; die Uebri⸗ gen beschlossen, daher nach Taksun zurückzukehren. Einer, mit Na⸗ men Massa, mußte allein zurückbleiben, da er kein Pferd hatte, um seinen Gefährten folgen zu können. Es blieb ihm also nichts übrig, als seinen Weg allein nach Kuldsha zu suchen. Am 8. Tage seiner Reise, welche er unter den größten Entbehrungen zurücklegte, stieß er auf 5 Dunganen, welche von Kuldsha aus den Abgesandten Ma⸗ Janschais entgegengeschickt waren. Diese fanden Massa allerdings noch am Leben, aber mit abgefrorenen Gliedmaßen, und brachten ihn nach Kuldsha. Briefe aus Schicho melden, daß Turfan von den Dunganen wieder erobert sei, welche dieses Gebiet 30,000 Mann stark überfallen hätten. Dieses Gerücht bedarf jedoch noch der Bestäti⸗ gung. Dsjan⸗Dsjun⸗Dsin marschirt mit seinen Truppen aus Sandsha nach Urumzi. In Manas ermorden die Chinesen die Dunganen. So wurden 34 Danganen⸗Kaufleute in der Nähe von Schicho niederge⸗ macht und ihnen alle Waaren, darunter viele Silberbarren und Pferde, abgenommen. Die Chinesen sprechen bei jeder Gelegenheit von ihrem Zuge nach Kuldssa und haben die mohamedanische Be⸗ völkerung zu der Ueberzeugung gebracht, daß sie Kuldsha erobern würden. Die Mohamedaner bitten daher ihre Verwandten und Be⸗ kannten, bei der Ankunft der Chinesen in Dsincho mit ihren übrigen Glaubensgenossen aus Kuldsha nach Wernyj überzusiedeln. Am 14. August rückte aus Kuldsha eine Compagnie des turk estanschen Linien⸗Bataillons mit einem Zuge Gebirgsartillerie und einer halben Ssotnje Kosaken nach Scharkode aus, um das Eindringen von Räuber⸗ banden im Gebiet von Kuldsha zu verhindern.

Afrika. Egypten. Alexandria, 23. Oktober. (Reuters Bureau.) Den neuesten Nachrichten aus Abessynien vom 14. September zufolge, war ein endgültiger Frieden zwischen dem König Johann von Abessynien und der egyp— tischen Regierung bis dahin noch nicht unterzeichnet worden. König Johann, welcher den König Menelek von Schoa völlig besiegt hat, soll auf dem Besitz von Massovah bestehen. Gordon Pascha meldet auf telegraghischem Wege, daß ein egyptisches Kriegsschiff nach Massowah gesendet wer— den soll, um ihm dort zu begegnen. Das britische Thurmschiff „Rupert“ hat im hiesigen Hafen Anker geworfen.

Ueber Konstantinopel, 25. Oktober, wird dem „W. T. B.“ gemeldet: Die Filiale der otto manischen Bank in Alexandria hat am Montag die mit Ermächti— gung des Sultans durch den Khedive unterzeichneten Akten⸗ stücke nach London gesandt, in welchen durch den Khedive die Versicherung gegeben wird, auf die türkische Anleihe von 5 Millionen Pfund jährlich 280,000 Pfd. zu zahlen.

Australien. Einer durch ein französisches Kanonenboot aus San Francisco nach New⸗York überbrachten Nachricht zufolge, ist die Königin der Gesellschaftsinseln, Pomare, am 17. v. M. gestorben, und ihr Sohn Arxane zum König ausgerufen worden.

Der russisch⸗türkische Krieg.

Wien, 26. Oktober. (W. T. B.) Die „Wiener Aben dpos st“ c bt Unsere Petersburger Briefe melden den Entschluß Rußlands, den Krieg bis zur Erreichung des vorgesetzten Zieles fortzusetzen und die uns zugegangenen Be— richte aus Konstantinopel schildern lebhaft die dort eifrig be⸗ triebenen Kriegsrüslungen, indem sie zugleich betonen, daß die Türkei gedenke, den Vertheidigungskrieg bis zum Aeußersten fortzusetzen.

Europäischer Kriegsschauplatz.

St. Petersburg, 25. Oktober. (W. T. B.). Wie der „Agence Russe“ aus Gornji Studen berichtet wird, ist bei einer der letzten von der Armee des Großfürsten Thronfolgers ausgeführten Rekognoszirungen der Neffe des Kaisers, Prinz Sergei von Leuchtenberg, durch eine Kugel in die Stirn

getödtet worden. St. Petersburg, 25. Oktober, Abends 19 Uhr. (W. T. B. Offizielles Telegramm aus Tutschenitza von heute: General Gurko hat mit dem ihm anvertrauten Detachement, welchem auch ein Theil der Garde beigegeben war, gestern nach einem verzweifelten zehnstündigen Kampfe die starke türkische Position zwischen Gornji Dubniak und Telisch . und auf der Chausse von Sof ig Stellung enommen. verstärkt daselbst die Position durch neue Be⸗ . Achmed Efzi Pascha, sowie der Chef seines Sta⸗ bes, eine große Anzahl türkischer Offiziere, gegen 3009 Sol⸗ daten und ein ganzes Kavallerie⸗Regiment wurden gefangen genommen, 4 Geschütze, viele Gewehre und eine große Menge von Munition fielen in unsere Hände. Unsere erluste sind noch nicht bekannt, aber beträchtlich. Bei der Armee⸗Abthei⸗ lung des Großfürst-⸗Thronfolgers ist während einer gestern ausgeführten Rekognoszirung Prinz Sergei Maximilianowitsch von Leuchtenberg gefallen. Buka re st, 25. Oktober. (W. T. B.) ist das 7. russische Linien-Grenadier⸗Re eine Artillerie-Abtheilung hier durchpassirt.

eute Vormittag iment und General

von Drentelen ließ die Truppen auf dem Theaterplatze an sich vorüberpassiren. ;

Bu karest, 25. Oktober. (W. T. B.) Offiziell. Am 24. d. nahm General Gurko mit einem Theil der Kaiser⸗ lichen Garde nach heftigem zehnstündigen Kampf die starke türkische Position zwischen Gornji Dubniak und Telisch auf dem Wege nach Sofia, wobei Achmed Efzi Pascha, dessen Stabschef, viele Offiziere, 3000 Soldaten und ein ganzes Kavallerie⸗ Regiment gefangen genommen wurden; 4 Geschütze, viele Ge⸗ wehre und Munition wurden erbeutet. Unsere Verluste sind unbekannt, aber empfindlich Zwei Mal steckten die Türken die Parlamentärflagge auf und schossen auf unsere Truppen. Gurko befestigt seine Posi⸗

; : 6 , ti Bei einer Re szirung d tachi Arme Wie Nachrichten aus Manas melden, ist die chinesische Armee tio nen Bei ein er Rekognoszirung der de achirten Armee

des Großfürsten⸗Tronfolgers wurde Prinz Sergei von Leuchten⸗

Konstantinopel, 25. Oktober. (W. T. B.) Su⸗ leiman Pascha meldet unter dem 25. d.: 12 russische Ba⸗ taillone, 2 Batterien und ein Kavallerie⸗Regiment griffen heute die Befestigungswerke von Rustschuk auf der Seite nach Leilek zu an. S Bataillone, welche von Rustschuk aus detachirt waren, schlugen die Russen zurück und zwangen sie, sich in die Verschanzungen von Pyrgos zurückzuziehen. Ihr Verlust betrug 150 Todte und die doppelte Anzahl Verwun⸗ dete. Die feindlichen Geschosse zerstörten einige Häuser in Rust⸗ schuk, mehrere Einwohner wurden getödtet oder verwundet. 12 Bataillone Russen mit 3 Batterien griffen unseren rechten Flügel bei Jowan Chiflik und 12 Bataillone, 3 Bat⸗ terien und zahlreiche Kavallerie zugleich unseren linken Flügel an. 6 Bataillone, eine Batterie und ein Kavallerie⸗Regiment der Russen marschirten gegen das Dorf Tchova. 10 zur Ver— stärkung eingetroffene türkische Compagnien stellten die ur⸗ sprüngliche Lage auf dieser Seite wi der her. Der allgemeine Kampf endete am Abend mit dem Rückzug des Feindes auf der ganzen Linie und einem Verluste desselben von 800 Todten und vielen Gefangenen. Wir verloren 14 Offiziere todt oder verwundet, 120 Mann todt, 60 verwundet. Seitens der Russen waren bei dem Gefechte 4 Divisionen engagirt gewesen. Ein Angriff der Artillerie und russischer Tirailleure auf Salenik wurde ohne Verlust zurückgeschlagen. Chefket Pascha tele— graphirt aus Orkhanie, 24. d.: Ein Angriff der Russen auf Telisch wurde abgewiesen. Die russische Kavallerie, welche augenblicklich bei Dubniak, eine Stunde von Telisch entfernt,

berg durch eine Kugel in den Kopf getödtet.

steht, hat die telegraphische Verbindung zerstört.

Konstantinopel, 25. Oktober. (W. T. B.) Wie von der Armee in Bulgarien gemeldet wird, ist Suleiman Pascha wieder in Schumla eingetroffen und wird sich, um

die Inspizirung der Truppen fortzusetzen, demnächst nach

Varna begeben. Im Schipkapasse wird das Bombar⸗ dement des Forts Nikolas durch neun türkische Mörser⸗-Bat⸗ terien fortgesetzt. Eine türkische Truppenabtheilung über— schritt gestern den Lom und ging gegen Ayazar vor.

Konstantinopel, 25. Oktober. (W. T. B.) Der Kom⸗ mandant von Rustschuk meldet telegraphisch: In der Nacht vom Montag auf Dienstag setzten gegen 1099 Türken mittelst Barken in der Nähe von Rustschuk über die Donau, griffen die feindlichen Posten auf rumänischem Gebiet an und tödteten etwa 50 derselben. .

Wien, 25. Oktober. (W. T. B.) Die „Polit. Korr.“ meldet aus Bukarest von heute: Am 23. d. M., Nachts, begann aus allen russischen und rumänischen Batterien ein furchtbares Bombardement auf die Stellungen der Türken bei Plewna, das bis zum 24, Mittags, dauerte, und all⸗ gemein für die Einleitung eines allgemeinen Sturmangriffs auf Plewna gehalten wurde. Im Laufe des Nachmittags des 24. wurde das Feuer gegen Plewna eingestellt; bis heute früh sind weitere Nachrichten über den Beginn einer Angriffsaktion nicht eingelangt. An der Donau haben in den letzten Tagen mehrere Scharmützel stattgefunden, die aber ohne Belang waren. Aus der Dobrudscha wird gemeldet, General Zimmermann solle neuerdings Verstärkungen erhal⸗ ten, um energischer vorrücken zu können. .

Aus Sist o wa, 23. Oktober meldet, die W. „Presse“: Die russischen Redouten und Belagerungsarbeiten vor Plewna dürften erst Ende dieses Monats beendet sein. Die Zahl der russischen und rumänischen Redou ten beträgt A, die der Batterien ist ebenso groß. Fürst Emeritins kij hat über den rumänischen Ueberfallsversuch seine Mßbilligung ausge sprochen. Die Rumänen stehen auf dem rechten Flügel, dann folgen die Corps Krüdener, Sotoff und die Garde am linken Flügel. General Gurko steht zwischen Wid und Pker, westlich Plewna. Im Ganzen über 100 Bataillone, 70 Esca⸗ dronen, 350 Geschütze. ö. ĩ ;

Die Ersetzung General Zotoffs als Generalstabs-Chef des Fürsten Karl vor Plewna durch Fürst Imeretinsky, wird vom Korrespondenten der „Ti mes“ in Gornji Studen als eine erfolgverheißende Maßregel bezeichnet. Er schreibt:

„Imeretinsky i nicht nur ein kühner und glänzender Befehls⸗ haber, sondern auch ein höchst wohlunterrichteter Stabsoffizier und ein gründlicher Mann des Details. Ich hörte ihn am 5. Septem⸗ ber genaue Befehle für den Marsch seinem Stabe diktiren, Wort für Wort mit einer Klarheit und Genauigkeit, die nicht übertroffen wer⸗ den konnte. Er thut feine Arbeit selbst, was hier eine Ausnahme ist. Ich sollte denken, daß er die Geschäfte gut leiten wird. Er besitzt das Vertrauen der Armee. ö .

Vom bulgarischen Kriegsschauplatze wird der „Pol. Korr.“ aus Simnitza, 21. Sktober, geschrieben;

„Der Kampf, welcher am 19. d. M. stattgefunden (mißlungener Angriff der Rumänen auf die Grawitza⸗Redoute) ändert wenig an dem allgemeinen Gange der Operationen. Es ist so ziemlich Alles beim Akten geblieben. Im Allgemeinen hat sich seit der Ankunft des Generals Tetleben eine viel systematischere Führung der Opera⸗ tionen um Plewna fühlbar gemacht. Der genannte General war nach eingehender Prüfung Und Inspektion der Stellungen und Kräfte der vom? Fürsten Karl gleich anfänglich ausgesprochenen Ansicht bei⸗ getreten, daß die türkische Stellung durch Cernisung und Beschießung erst geschwächt werden müsse, um partielle Frontalangriffe, wenn eilelle nothwendig sind, zu erleichtern. Dies ist auch geschehen, aber zu spät. Gleich in den ersten Tagen nach der Ankunft des berühmten russischen Geniegenerals machte sich die einheitliche Führung durch den den rufsischen Abtheilungen vom Centrum der Aufstellung bis zum linken Flügel ertheilten Befehl bemerklich, fünf Kilometer vorzugehen, dort sich zu verschanzen und sogleich mit der größtmög⸗ lichften Schnelligkeit zur Eröffnung von Parallelen zu schreiten, so daß der Ring, welcher durch das Vordrie gen der Rumänen und das Zurückbleiben der JReussen ungleichmäßig geworden war, vor einigen Tagen schon zu einer fyftematischen einheitlich geführten Belagerungsoperation wurde. Außer⸗ bem wurde die Cernirung der türkischen Stellung in rationeller Weise in Angriff genommen. Die so oft gemeldete und so lange erwartete Speration gegen die Straße von Plewng nach Orhanie wurde be- schloffen und fogar vom S8. bis 17. Oktober durchgeführt. Der energische nel Gurko wurde an Stelle des Generals Kriloff zum Kommandanten des hinter Plewng operirenden fliegenden Corps

(14 Kavallerie⸗Regimenter, 8 reitende Batterien, 3 Schützen⸗