1877 / 258 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 01 Nov 1877 18:00:01 GMT) scan diff

Dr. Zwicke, Stabs. und Bat. Arjt vom Jäger Bat. Nr. . zum medij. chirurg. Friedrich Wilhelms. Institut, Br. Peltz er. Stabs. und . né-Arzt vom 2. Bataillon Infanterie e Nr. 113 zum 2. Bataillon Inf. Regts. Nr. 56. dieser unter PVe⸗ lassung in dem Kommdo. zur Dienstleist. bei der Milit⸗Medizin. Abtheilung des Kriegs ⸗Ministeriums, Dr. v. Kranz, Stabs- und Bate. Arjt vom 2. Bat. Inf. Regts. Nr. 56, zum 2. Bat. Infant. Regts. Nr. 113 versetzt. Dr. Pensky, Stabsarzt der Landw. vom 2. Bat. Landw. Regtz. Nr. 3. Dr. Seidel, Stabsarzt der Landw. vom 2. Bat. Landw. Regts. Nr. 11, Dr. Beier, Stabtarzt der Landw. vom 1. Bat. Landw. Regts. Nr. 10, Dr. v. Bönning⸗ hausen, Stabsarzt der Landw. vom 2. Bat. Landw. Regts. Nr. 55, Dr. Hertel, Stabsarzt der Landw. vom 2. Bat. Landw. Regts. Nr. S3. Dr. Haeni1ch, Stabsarzt, der Seemehr vom 1. Bat. Landwehr⸗Regiments Nr. 2, der Abschied bewilligt.

Königlich Bayerische Armee.

Ernennungen, Beförderungen, Versetzungen Im aktiven Heere. 19. Oktober. Prinz Ludwig Ferdinand von Bayern, Königl. Hoheit, vom 22. d. M. ab jum Sec, Lt, à la saite des 2. Kür. Regts. ernannt. Fir. v. Freiberg ⸗Eisenberg, Oberst und Commdr. des 2. Chev. Regts, unter Stellung à la suite dieses Regts, mit der Führung der 4. Kav. Brig. beauftragt. v. Rüdt, Majer u. Führer des 6. Chev. Regts; in gleicher Eigen⸗ schaft zum 1. Chev. Regt. Frhr. v. Horn, Major vom 2. Ulan. Regt. zum 2. Chev. Regt. unter Beauftr. mit der Führung dieses Regts,, v. Kraft, Major und Etcadr. Chef im 1. Kür. Regt. zum 2. Ulanen-Regiment. v. Fischer, Major und Escadron⸗Chef im 3. Chev. Regiment, zum 6. Chev. Regiment, beide als etatem. Stabtoffize,, Cu cum us, Hauptm. A la suite des . ö. Regts., verwendet auf der Zeughauptm. Stelle bei der

uß⸗A Art. Brig. als Battr. Chef zum 1. Feld⸗Art. Regt, Plötz, euglt. vom Art. Depot München, zur Fuß⸗Art. 33 versetzt. Scheffer, Major und etatsm. Stabsoffiz. vom 6. Chev. Regt. die Führung dieses Regts. übertragen. Pauer, Hauptm. des Ingen. Corps, von der Stelle eines Comp. Chefs im 1. Pion. Bat. enthoben. v Bezold, Hauptm. des Ingen. Corps, zum Comp. Chef im 1 Pion. Bat. ernannt. Haag, Hauptm. à la suite des Generalstabes, bisher verwendet bei den Milit. Bildungsanstalten, behufs Führung einer Comp. zum Inf. Leib⸗Regt. kommandirt. Thoma, Prem. Lieutenant, unter Stellung à la suite des Ingen. Corps, bei den Milit. Bildungsanstalten in Verwendung gekom⸗ men. Frhr. v. Falkenhausen, Pr. Lieuten. und Regts. Adjut. vom 2. Ulan. Regt, im 3. Chev. Regt. Beulwiß, Pr. Lt. und 3 ö im 1. Kür. Regt.,, beide als Escadr. Chefs zu Rittm. efördert.

Durch Verfügung des Kriegs⸗Ministeriums. 14. Oktober. v. Hartlieb gen. Wal (lsporn, Pr. Lt. des 2 Fuß-Art. Regts, bisher kommdrt. zum 5. Chev. Regt., mit der Wirksamkeit vom 1 November JI. Is. dem Generalstabe zugetheilt. 24. Oktober Knott, Premier-Lieutenant des 1. Jäger⸗Bataillons, v. Ma—⸗ droux, Premier⸗Lieutenant des 2. Ulanen Regi rents, Belle⸗ ville, Pr. Lt. des 2. Fuß⸗Art. Regts., v. Zwehl, Stau⸗ dinger, Müller, Sec. Lts. des 2. Inf. Regts., Frhr. v. Bech⸗ tolsheim, Sec. des 4 Inf. Regts, Ulrich, Sec. Lt. des 3. Jäger⸗Bats., Krämer, Sec. Lt. des 6. Jäger⸗Bats, v. Steins⸗ dorf, Sec. Lt. des 1. Ulan. Regts, Frhr. Kreß v. Kreßenstein, Sec. Lt. des 2 Chev. Regts, Ratz in ger, Sec. Lt. des 2. Fuß⸗Art. Regts,, von ihrem Kommando zur Kriegsakademie enthoben und zu ihren Truppentheilen zurückbeordert. Heiden, Pr. Lt. vom Inf. Leib Regt... Küster,. Sec. Lt. des 8. Inf. Regts., bisher Aufsichtsoffiz. in der Kriegsschule, Casties, Sec Lt. des 11. Inf. Regts., Sirl, See. Lt. des 12. Inf. Regts, Götz i, Sec. Lt. des 2. Kür Regts, Hutter, See Lt. des 1. Cher. Regts., v. Höß lin, Sec. Lt. des 4. Chev. Regts., 9 v. Neubeck, Frhr. v. Müller, Straßner, Sec. Lts. des J. Fuß⸗Art. Regts. Aurnheimer, Sec. Lt. des 2. Fuß⸗Art. Regts., Klarmann, Sec. Lt. der Eisen⸗ bahn⸗Comp., zur Kriegsakademie kommandirt.

Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. 11. Ok⸗ to ber. Frhr. v. Ponickau, Pr. Lt. des 2. Chev. Regts. unter Verleihung des Charakters als Rittm., mit Pension und der Er⸗ laubniß zum Tragen der Uniform auf Nachsuchen verabschiedet. 14. Oktober. Frhr. v. Treuberg, Gen. Major und Commdr. der 7. Inf. Brig., der nachgesuchte Abschied mit Pens., unter Ver⸗ leihung des Charakters als Gen. Lt., bewilligt. 19. Oktober. Oertel, Oberst und Commdr. des 1. Chev. Regts., der nachgesuchte Abschied mit Pension und der Erlaubniß zum Tragen der Uniform bewilligt. 24 Oktober. Boehe, Major und Bats. Commdr. vom 19. Inf. Regt. Ruchti, Hauptm. und Comp. Chef vom 11. Inf. Regt., auf Nachsuchen mit Pens. und der Erlaubniß zum Tragen der Uniform verabschiedet, letzterem zugl. der Anspruch auf Anstellung im Milit. Verwaltungsdienst verliehen.

Im Beurlaubten stande. 19. Oktober. Bock, Pr. Lt. des 8. Inf. Regts.6, Ries, Hellmulh, Sec. Lts. des 3. Inf. Regts.ͥ, Ludloff, Metzner, Sec. Ltö. des 4. Infanter ie= Regts.,, Schlelein, Nöth, Goss, Cullmann, Sec. Lts. des 5. Inf. Regts,, Ihl, Krämer, Sec. Lts. des 6. Inf. Regts., Kehr, Sec. Lt, des 8. Inf. Regts, Ottmann, Sec. Lt. des 2 Inf, Regts., Bayer, Sec. Lt. des 12. Inf. Regts.,, Welsch, Sec, Lt. des 13. Inf. Regts, Egerer, Sec. Lt. des 15. Inf. erte, sämmtlich vom Beurlaubtenstand, auf Nachsuchen verab⸗

iedet.

Aichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 1. November. Se. Majestät der Kaiser und König sind heute Nacht gegen 1 Uhr im besten Wohlsein von den Bhlauer Jagden hierher zurückgekehrt und nahmen heute die Vorträge des Kriegs⸗-Ministers und des Chefs des Militär⸗-Kabinets entgegen.

Ihre Majestät die Kaiserin⸗Königin empfing . den Besuch Allerhöchstihres Enkels, des Prinzen ilhelm.

Der Bundesrath, sowie der Ausschuß desselben für Handel und Verkehr hielten heute k ö gel

Im ferneren Verlaufe der gestrigen Sitzung des Hauses der Abgeordneten erwiderte der Handels⸗Minister Pr. Achenbach in der Debatte über die Uebersichten der Ein⸗ nahmen und Ausgaben von 1876 dem Abg. Richter, daß er überzeugt sei, Tags zuvor keine Niederlage im Hause erlitten u haben, vielmehr hoffe, die Wegeordnung no in ieser Session zum Abschluß zu bringen. Der Abg. Schröder LLippstadt) trat den Ausführungen bes Abg. Richter (Hagen) bei und kündigte an, daß er an anderer Stelle an das Handels⸗Ministerium manche Frage stellen werde. Nach einer kurzen Bemerkung des Ministerial⸗Direktors Weishaupt und des Abg. Richter (hagen) wurde die Uebersicht an die Rech— nungskommission überwiesen. Schließlich wurde der Nachweis über die Verwendung des im Etat der Eisenbahn verwaltung ro 1876 unter Titel 25 der einmaligen Ausgaben vorge— ehenen Dispositionsfonds von 9g00 000 6 und des in dem Etat pro J. Vierteljahr 1877 ausgesetzten gleichen Fonds von 225,000 e an die Budgetkommission überwiesen. Schluß der Sitzung 23 / Uhr. Nächste Sitzung Freitag 11 Uhr.

Nach einem Erlaß der Königlich spanischen Regierung vom 28. September d. 2 sind zur Eingangsabfertigung von Geweben aller Art nur die Zollämter zu Barce⸗ lona, Valencia, Alicante, Carthagena, Almeria, Cadix, Sevilla,

uelva, Badajoz, Vigo, Coruna, Gijon, Santander, Bilbao, t. Sebastian, Irun, Canfranc, Junquera und Palma de Majorka berechtigt.

Die Verhandlungen, welche im hiesigen General⸗ Telegraphen⸗Amte mit dem Bevollmächtigten der großbritan⸗ nischen Telegraphen verwaltung, Mr. Fischer aus London, über Tarif- und Abrechnungsfragen stattfinden, haben zu einem befriedigenden Ergebniß geführt. Heute ist ein Abgesandter der österreichischen Telegraphenverwaltung, der Kaiserlich Königliche Sektions⸗Rath Herr Militzer, hier eingetroffen.

Se. Majestät der König haben unterm 25. v. M., unter Modifizirung der Ordre vom 21. November 1872 ge⸗ nehmigt, daß die Ober⸗Militär⸗Examinationskom⸗ mission nunmehr wieder der General⸗-Inspektion des Militär⸗Erziehungs⸗ und Bildungswesens unterstellt wird.

Die aus den Matrosen⸗Artillerieabtheilungen hervor⸗ gehenden Reserve⸗Offizieraspiranten erhalten, nach einer Aller⸗ öchsten Bestimmung vom 28. August d. J., bei ihrer Be⸗ örderung zum Offizier die Benennung: „Unter⸗Lieutenant zur See der Reserve der Matrosen⸗Artillerie“ u. s. w. und haben die Unisorm der korrespondirenden Chargen der Reserve⸗ resp. Seewehr⸗Offiziere des Seeoffizier⸗ Corps anzulegen.

Nach der Vorschrift der 88. 33 und 34 des Disziplinar⸗ gesetzes vom 21. Juli 1852 kann die Einstellung eines Disziplingrverfahrens von dem dem Aung hulblnen vorgesetzten Minister nur nach . Voruntersuchung, vor der Mittheilung der Anklageschrift an den Angeklagten und der Vorladung desselben zur mündlichen Verhandlung verfügt werden. In einem Spezialfall, in welchem bereits die mündliche Schlußverhandlung stattgefunden hatte und nur der Erlaß der Entscheidung der Regierung noch ausgesetzt worden war, hat der Minister des Innern daher den Antrag des Regierungs⸗Präsidenten auf Einstellung des Verfahrens mittels Reskripts vom 21. Juni d. J. für unstatthaft erklärt.

Der Rheinische Strafsenat des Ober-Tribunals hat durch Erkenntniß vom 20. September 1877 den Satz aus⸗ gesprochen, daß Ausländer, die zur Zeit der strafbaren Handlung Deutsche waren, wegen Handlungen, die sowohl in Deutschland als auch am rte? der That strafbar sind, von den deutschen Strafgerichten zu verfolgen sind. Der betreffende Assisenhof hatte ein freisprechendes Urtheil erlassen, weil der Angeklagte zur Zeit des , bereits Ausländer war, und nach §. 4 Nr. 3 des Reichs⸗Strafgesetzbuches „ein Deutscher“, nicht aber ein Ausländer, welcher früher Deutscher war, wegen der im Auslande begangenen Verbrechen mit Strafe bedroht ist. Das Ober-Tribunal führte hingegen in seinem Erkennt⸗ niß u. A. aus: „Wenn im 4 Nr. 3 jene Worte „ein Dentscher“, da sie im Gesetze nicht wiederholt werden, r entweder auf die Zeit der That oder auf die Zeit der Vör⸗ folgung bezogen werden können, so ist bei der Nothwendigkeit ihrer Beziehung auf die Zeit der That ihre Beziehung auf die Zeit der Verfolgung als ausgeschlossen zu betrachten. Es würde den Grundsätzen des Rechts widerstreiten, wenn ein Deutscher, nachdem er durch seine That die Strafgesetze des Deutschen Reichs verletzt hat, im Stande wäre, die Anwend⸗ barkeit dieser Gesetze durch eine lediglich von seinem Willen abhängige, ja sogar strafbare Handlung auszuschließen. Dies würde aber nach der dem 8. 4 Nr. 3 des Strafgesetzbuchs in dem angegriffenen Urtheile gegebenen Auslegung der Fall sein, da das preußische Gesetz über den Erwerb und Ver— lust der Landes⸗ und Staatsangehörigkeit vom 31. Dezember 1842 (5§. 26), sowie das entsprechende Bundesgesetz vom 1. Juni 1870 (88. 20 und 22) diesen Verlust in gewissen Fällen mit Strafe verbindet, beziehungsweise als Strafe be⸗ handelt, in andern Fällen ihn als Folge eines zehn⸗ be— ziehungsweise fünfjährigen Aufenthalts im Auslande eintreten läßt, im Uebrigen aber, um ihn herbeizuführen, einen Antrag auf Entlassung aus der Sr t en , wn genügen läßt,

welchem nach 5. 19 des preußischen Gesetzes, ,

8. 17 des Bundesgesetzes stattgegeben werden muß, wenn nicht eine der im Gesetze bezeichneten Ausnahmen vorliegt.“

Die von einer Prozeßpartei einem Rechtsanwalt . Vollmacht bedarf, nach einem Erkenntniß des ber-Tribunals vom 19. September 1877, nur eines Stempels, gleichviel, ob die Partei aus einer oder mehreren Personen besteht.

Als Aerzte haben sich e n, gelassen die Herren Dr. Held in Danzig und Dr. Alsberg in Cassel.

Bayern. München, 30. Oktober. Der König wird heute Nacht hier eintreffen, etwa 8 bis 10 Tage in der Re⸗ sidenzstadt verweilen und sich dann nach Hohenschwangau be⸗ geben. Die Kammer der Abgeordneten hat auch die auf der heutigen Tagesordnung gestandenen Finanzaus⸗ schußberichte angenommen. Die von dem Abg. Keller von Landau eingereichte Mandatsniederlegung wurde von der Kammer bewilligt. Die nächste Sitzung ist auf Dienstag, den 6. November, angesetzt.

Der „Leip. Ztg.“ wird geschrieben: „Gestern (29. Okt.) hat auf dem Schießplatze bei Oberwiesenfeld dahier das erste praktische Belehrungsschießen mit dem nun auch in der baye⸗ rischen Armee zur Einführung kommenden Mausergewehre zur vollen Zufriedenheit der zahlreichen dabei anwesenden Ge⸗ nerale an ihrer Spitze Freiherr von der Tann Trup⸗ pencommandeure, Stabsoffiziere, Hauptleute und Rittmeister der hiesigen Garnison stattgefunden. Von den Mängeln und Fehlern, welche wiederholt in der Presse als diesem Gewehr anhastend erwähnt wurden, war nichts zu bemerken. Die bei dem Schießen verwendete Munition ist im hiesigen Labora⸗ torium angefertigt.“

1. November. (W. T. B.) Der Abg. Herz hat bei der Kammer den Antrag eingebracht, dieselbe wolle an den König die Bitte richten, bis zur nächsten Finanzperiode sämmt— liche diplomatischen Stellen für die bayerische Ver— tretung außerhalb des Reichs aufzuheben.

Baden. Karlsruhe, 31. Oktober. (W. T. 3 den nunmehr vollständig vorliegenden Berichten Über die Ergänzungswahlen zur Ab geordnetenkam mer sind 27 Kandidaten der nationalliberalen Partei, 5 Kandidaten der

Nach

ultramontanen Partei und ein demokratischer Kandidat ge⸗

wählt worden. Die Ultramontanen haben einen Sitz in der Kammer verloren.

Anhalt. Dessau, 30. Oktober. (Leipz. Ztg.) Der Land⸗ tag wird in diesem Jahre zum ersten Male nicht bereits im Herbst zusammentreten, sondern es wird, da der Etat ftir die erste Hälfte des kommenden Jahres bereits festgestellt ist, die Ein⸗ berufung desselben erst für die Mitte des Februar zu erwarten sein. Unter den Seitens der Regierung dem Landtage zu⸗ gehenden Vorlagen werden die wichtigsten die die Gerichts⸗ organisatiön und das Einführungsgesetz der Reichs⸗Justizgesetze betreffenden sein. .

(Anh. St.- Anz.) Der der Provinz Sachsen seit 25 Jahren (26. Oktober 1852) als Provinzial-Steuerdirektor und dem Herzogthum seit bald 24 Jahren (. dnn 1854) als Anhaltischer Zolldirektor angehörende Wirkliche Geheime Ober⸗Finanz Rath v. Jordan in Magdeburg feiert am 4. November d. J. sein fünfzigjähriges Amtsjubiläum.

Sachsen⸗ Altenburg. Altenburg, 30. Oktober. Die Landschaft des Herzogthums ist zur Fortsetzung ihrer Berathungen auf den 12. November wieder ein⸗ berufen worden. Außer dem Etat für die künftige Finanz periode die jetzt laufende schließt mit Ende d. 5. wird die Landschaft insbesondere eine umfängliche Gesetzesvorlage über die Reorganisation des Landes-Immobiliar-Brand⸗ versicherungswesens nach den von der Landschaft früher selbst hierüber aufgestellten Grundsätzen zu berathen haben.

Oesterreich⸗Angarn. Wien, 31. Oktober. (W. T. B. Aus Pest wird der „Polit. Korresp.“ gemeldet, daß man si in dortigen maßgebenden politischen Kreisen zuversichtlich der Hoffnung hingebe, es würde den konferirenden Staatsmännern gelingen, sich über eine endgiltige Lösung der Ausgleichs⸗ frage zu verständigen. U

Pest, 31. Oktober. (W. T. B.) gestrigen großen Ministerrath ist, wie der „Pes“ oyd“ meldet, eine Einigung in der Zolltarif? erzielt worden. Von den ungarischen Ministern * tschiedenheit der Stand⸗ punkt vertreten wer Vertragsverhältniß mit Deutschland allen ionen vorzuziehen sei und es sei denselben gelu eichischen Minister zu über⸗ zeugen, daß in diesen d noch ein Versuch gemacht werden müsse. Anderer ten sich die ungarischen Minister nicht der Ueberzeugung C eeschließen können, daß es von ent⸗ scheidender ö sei, der deutschen Regierung zu be⸗ weisen, daß sich die Monarchie nicht einfach den Forderungen Deutschlands fügen könne, sondern daß für den allerschlimmsten Fall vorgesorgt werden müsse. Um beiden Anforderungen

erecht zu werden, sei beschlossen worden, mit Deutschland so⸗ ort Verhandlungen wegen eines Vertrags auf der Basis der meistbegünstigten Nation einzuleiten, der für die Monarchie den Export der Rohprodukte, für Deutschland die Fortdauer des Appreturverfahrens unter den bereits acceptirten Kontrole⸗ ma ßregeln sichere. Gleichzeitig solle, ohne das Resultat dieser Verhandlungen abzuwarten, der Tarif, der den Verhand⸗ lungen mit Deutschland zu Grunde gelegen, als autonomer Tarif den Parlamenten vorgelegt werden. Das Blatt fügt hinzu, Graf Andrassy solle insbesondere über die Intentionen Deutschlands vollständig beruhigende Aufklärungen gegeben haben, durch welche die Annahme, als ob ein feindseliges Motiv Deutschlands gegen Oesterreich⸗Ungarn ob— walte, vollständig ausgeschlossen werde. An einen Zollkrieg sei nicht zu denken und würden beide Reiche ihre ökonomischen Beziehungen jedenfalls neben einander, keines⸗ falls gegen einander einrichten.

Schweiz. Bern, 30. Oktober. Der Bundesrath hat das nächstjährige Budget festgestellt. Die Einnahmen betragen 40,456,900 Fr., die Ausgaben 43,062,000 Fr., dar⸗ unter für Militär 15,589,890 Fr. Das Defizit beläuft sich auf 2,606,009 Fr. Gestern ist die erste Einzahlung für die diesjährigen Gotthardbahnarbeiten von Seiten Italiens im Betrage von 1 Mill. Fr. hier angelangt. Der „Bund“ gelangt in einer Betrachtung über die letzte eidgenössische Abstimmung zu der nachstehenden Schlußfolgerung: „Am 21. Oktober ist unverkennbar ein Rückgang der großen liberalen Strömung in der schweizeri— schen Bevölkerung, welche bei der Votirung der zweiten Bundes— reform ihren Höhepunkt erreicht hatte, zu Tage getreten. Man darf sich hinsichtlich dieser Ers . keiner Illusion hin⸗ geben; dieselbe ist vorhanden, aher sie ist glücklicher Weise weit w niger das Ergebniß politischer Fehler der freisinnigen und bundesfreundlichen Partei, als vielmehr das . Resultat ungünstiger sozialer und wirthschaftlicher Verhält⸗ nisse, an welchen keine a. im Lande in besonderer Weise die Schuld trägt. In solch traurigen öokonomischen Berhält⸗ nissen wird auch ein politisch geschultes Volk momentan un— zugänglich für jeden Fortschritt auf idealem und staatlichem Gebiete... . Steht einmal die Bundesverwaltung wieder auf gesunder finanzieller Basis, so wird sich auch neuerdings Raum finden für ein gedeihliches Arbeiten auf dem Gebiete der Gesetzgebung.“

Großbritannien und Irland. Lon don, 30. Oktober Die „Morning Post“ meldet: Sir Andrew Clarke ist von dem Vizekönig von Indien als verantwortlicher Minister für die Vorkehrungen gegen die Hungersnoth angestellt worden. Derselbe ist im Begriffe, einträgliche Eisenbahn- und Bewässerungswerke in Angriff zu nehmen, und bekämpft das Uebel mit Mitteln, die nicht nur lindernd wirken, sondern einer Wiederkehr desselben vorbeugen werden.

Afrika. Aus Madeira wird unter dem 28. Oktober telegraphisch gemeldet; „Authentische Nachrichten, die hier vom Cap eingegangen sind, melden, daß die Streitkräfte unter dem Commandeur Griffith Kreli's Kraal angegriffen und niedergebrannt haben, ohne irgend einen Verlust auf britischer Seite. Vierzig Kanoniere von St. Helena haben den Befehl erhalten, sich nach der Capstadt zu begeben. Die Mörder des k Mr. Bell sind durch Amgzmasie⸗Kaffern ge⸗ angen genommen worden. Seitens der Weißen wird keine Besorgniß empfunden.“

Frankreich. Paris, 309. Oktober. Der „Soleil“ er⸗ klärt in einer Note, er hege für n n nen von Orleans die lebhafteste Sympathie, hüte sich aber gerade deswegen wohl, ihre Personen unmittelbar oder mittelbar in die Tages— fragen hineinzuziehen; sie seien schlichte Bürger und Soldaten, welche den Parteikämpfenein für allemal fern bleiben wollten. Der „Natio nal“ veröffentlicht eine Zuschrift

Ind . ag ist. Derselbe führt, wie die

des rn. Jules Favre, welche denselben Gedanken en wickelt, r. Lemoinne gestern im „Journal des Debats“ ausführte. 31. Oktober. (W. T. B.) In diplomatischen Kreisen wid erzählt, der Marschall Mac Mahon habe am Mon⸗ tas Abend auf der Soirée bei dem amerikanischen Gesandten Botschaster einer Großmacht gegenüber sich dahin aus⸗ gsprochen, daß nur der Wille der Majorität des Senates worüber indeß noch nichts Sicheres vorliege ihn ver⸗ lassen könnte, den Versuch zu machen, durch die Bildung enes Kabinets aus den Reihen der konservativen Re⸗ blikaner eine Verständigung mit der Majorität der De— tirtenkammer herbeizuführen. Der „Moniteur“ glaubt, nwß sich in den Regierungskreisen immer mehr mehr eine versöhnliche Richtung geltend Grevy ist am Montag hier eingetroffen. „Agence Havas“ erfährt, eine sehr gemäßigte und der Verf öhnung günstige Sprache. Die der Linken angehörigen Senatoren werden am Sonn— abend zu einer Versammlung zusammentreten. Die Grup⸗ pen der Linken der aufgelbsten Deputirtenkammer werden am Montag über ihre künftige Haltung berathen. Der „Temps“ will wissen, daß der Begnadigung Cassagnacs eine Amnestie für sämmtliche wegen Preßvergehen ver— urtheilte Personen folgen werde. Der neu ernannte tür⸗ kische Botschafter, Aarifi Pascha, ist heute Abend hier eingetroffen. Der ehemalige Finanz⸗Minister Magne ist schwer erkrankt.

Italien. (C. Ztg.) Die „Italie“ meldet: Aus Anlaß der Er⸗ ledigung des erzbischöflichen Stuhles von Neapel hat der Vatikan eine eigene Kongregation ernannt, um eine Entscheidung über die Frage zu treffen, ob für die neapolitanischen Provinzen noch das Recht des Königlichen Patronats bestehe. Diese Kongregation hat entschieden: „Durch Dekret vom 17. Februar 1871 hat die italienische Regierung ausgesprochen, daß nach Inhalt des Art. 18 der Verfassung des Königreichs die Einheit des öffentlichen Staats⸗ rechts in seinen wesentlichen Theilen erklärt werden soll, auf daß die politische Einheit des italienischen Königreichs auf festen Grundlagen eingerichtet werde. Durch dieses Dekret sind das mit dem Cen. Bourbon vom päpstlichen Stuhl am 16. Februar 1818 geschlossene Konkordat, dann ferner die Kon⸗ vention vom 16. April 1838 und alle anderen später abgeschlos⸗ senen Verträge zwischen der Exregierung der beiden Sicilien und der römischen Kurie hinfällig geworden.“

Türkei. Konstantinopel, 1. November. (W. T. B.) Eine offizielle Verfügung gestattet die Ausfuhr von Ge⸗— treide aus türkischen Häfen nach Konstantinopel.

(W. T. B.) Aus Belgrad vom 31. d. wird der „Polit. Korresp“ telegraphirt: In Folge einer Ver⸗ letzung der Grenze am Timok durch Tscherkessen ist gestern die Gradister Brigade nach Saitschar abmarschirt. Mehrere her⸗ vorragende Chefs der bosnischen Insurgenten sind hier ein⸗ getroffen, um von der serbischen e ng Unterstützung des Aufstandes in Bosnien zu verlangen.

Der W. „Presse“ wird über Ragusa, 30. Oktober, gemeldet: Bisher hat der General-Gouverneur von Salonichi den ihm vor drei Wochen zugegangenen Befehl der Pforte bezüglich der Ausweisung der russischen Mönche aus den Klöstern auf dem Berge Athos noch immer nicht voll⸗ ständig ausgeführt. Wie nun diesbezüglich aus Konstantinopel gemeldet wird, soll der Vali von der Pforte selbst die An⸗ . erhalten haben, die Ausführung ihrer Verfügung zu istiren.

Rumänien. Bukarest, 31. Oktober. (W. T. B.) Die Leiche des gefallenen Prinzen Sergei von Leuch— tenberg ist heute auf. dem Nordbahnhofe eingetroffen. Der Sarg befand sich in einem schwarz ausgeschlagenen Waggon. Der Metropolitan sprach ein Gebet, Herzog Nikolaus von Leuchtenberg, der Prinz Eugen von Leuchtenberg, der Fürst Gortschakoff, die rumänischen Minister, die Spitzen der Cwil⸗, Militär- und Lokalbehörden, sowie eine große Volksmenge, waren anwesend. Ein Bataillon der Linien-Grenadiere und die rumänische Nationalgarde bildeten Spalier.

Rußland und Polen. St Petersburg, 29. Oktober. Der „Regierungs⸗Anzeiger“ veröffentlicht folgendes Kaiser⸗ liche ö

Unserm General⸗Adjutanten, General⸗Feldzeugmeister, Ober⸗ Kommandirenden der Kaukgsischen Armee, Sr. Kaiser⸗ lichen Hoheit dem Großfürsten Michail Nikolajewitsch.

Nach einer Reihe glänzender Waffenthaten haben sich die muthi⸗ gen Truppen der ul Armee durch neuen unverwelklichen Ruhm ausgezeichnet, indem sie unter Ihrer persönlichen Leitung am 3. Oktober in der blutigen Schlacht auf den Aladscha Höhen die feindliche Armee Moukhtar Paschas aufs Haupt geschlagen und einen großen Theil derselben die Waffen zu strecken gezwungen haben. Dieser glänzende Sieg, der von Ihrer einsichtsvollen Anordnung zeugt, schmückt die Seiten der Kriegsgeschichte für ewige Zeiten und giebt Ihnen ein Recht auf Unsere herzliche Erkenntlichkeit.

In dem Wunsche, die Gefühle Unseres besonderen Wohlwollens über Ihren ruhmvollen Dienst auszudrücken, der durch eine neue muthige Heldenthat bezeichnet ist, ernennen Wir Sie Allergnädigst zum Ritter der ersten Klaßse Unseres Kaiserlichen Ordens des hei⸗ ligen Groß Märtyrers und Siegers Georg, deffen hierbei falgende gl unn Wir Ihnen anzulegen und vorschriftsmäßig zu tragen be⸗ fehlen.

Wir bleiken Eurer Kgiserlichen Hoheit für immer wohlgewogen.

Gornji⸗Studen, den 3. Oktober 1877. * Alexander.

J. November. (W. T. B.) Der „Regierungs⸗ Anzeiger“ veröffentlicht einen Bericht über die erste Sitzung des Senates, welcher mit dem politischen Prozeß gegen die der reaktionären Propaganda Angeklagten betraut ist. Die Zahl, der Angeklagten beträgt 193. Die Verhandlung begann in geheimer Sitzung und wurde bis zum Mittwoch, den 31. Oktober, vertagt.

Dänemark. . n, 29. Oktober. Nachdem heute das Bureau des Folkethings wieder gewählt worden,

terat das Thing in die zweite Lesung des Gesetzentwurfes, be⸗

treffend die zeitweilige Erweiterung der Marine⸗ Unteroffiziersschule, ein. Der Wortführer des Militär⸗ ausschusses empfahl die Annahme des Gesetzes mit den von der Majorität des w, beantragten Abänderungen. Diesem Antrage wurde entsprochen, . der Marine⸗Minister sich gegen die Annahme der Abänderungen aussprach. Die Budgetan 6 wird nicht vor Mittwoch zur Ver⸗ handlung gelangen. Die Stellung der Linken zu dieser An⸗ gelegenheit wird nicht unwesentlich durch die Beschlüsse bedingt werden, welche die morgen stattfindende Generalversamm⸗ lung des Grundgesetz⸗-Schutzvereins fassen wird.

. 31. Oktober. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung

des Folket hings wurde seitens der Regierung die Erklärung

abgegeben, die Annahme des von der Majorität des Finanz⸗ ausschusses eingebrachten Antrages, betreffend ein provi⸗ sorisches Finanzgesetz, könne nur bewirken, daß soforz ein neues Provisorium erlassen werde.

Afrika. Egypten. Alexandria, 22. Oktober. 5 News.) Hier ist die Nachricht eingegangen, daß der König 2 von Abessynien und König Menelek in Gondar Frieden geschlossen haben. König Johann ist sehr unzufrieden über den indirekten Beistand, welchen die Egypter dem König Menelek gewährt haben und hat mehrere Häupt— liage erschossen, die er im Verdacht hatte, Bestechungen ange⸗ nommen zu haben. Zwischen dem König Johann und dem Oberst Gordon ist der Frieden noch nicht abgeschlossen wor⸗ den. Der Erstere verlangt die Auslieferung des Verräthers Walda Mikail. Man sagt, daß Oberst Gordon geneigt sei, einen Hafen am Rothen Meere, wahrscheinlich den von Zoola, an den König Johann abzutreten. Suleiman Pascha, der Commandeur en chef der Sudan-Armee, hat sich von Cairo nach Massowah begeben, um den Oberst Gordon abzulösen, der nach Egypten zurückkehrt, und, wie das Gerücht geht, seine Stellung als Gouverneur von Sudan niederzulegen wünscht.

Der russisch⸗türkische Krieg.

(W. T. B.) Aus Konstantinopel vom 30. d. geht der „Polit. Korresp.“ auf indirektem Wege die Nachricht zu, in der Regierung nahe stehenden Kreisen habe die bis⸗ herige zuypersichtliche Stimmung den ernstesten Be sorgnissen Platz gemacht; namentlich ließen die Mel⸗ dungen aus Plewna die Möglichkeit einer Katastrophe näher gerückt erscheinen.

Europäischer Kriegsschauplatz.

Bukarest, 31. Oktober. (W. T. B.) Einer aus Corabia hier eingegangenen Meldung zufolge hat Oberst Slaniceanu heute eine Rekognoszirung in der Richtung auf Vgdin bei Rahova unternommen, weil von dort die Ankunft des Feindes signalisirt worden war und zugleich um die Fouragirungszone für das zwischen dem Vid und dem ker . rumänische Corps zu erweitern. Oberst

laniceanu traf bei Vadin auf aus Nizams bestehende türkische Truppen, welche sich zu einem ernstlichen Widerstande in der Redoute von Vadin und in den angrenzenden Befestigungen vorbereiteten. Nach einem kurzen Bombardement, bei welchem die türkische Kaserne in Brand gerieth und ein türkisches Munitionsdepot in die Luft flog, wurde die Redoute genommen und von zwei rumänischen Compagnien besetzt. Der Feind entkam auf schwie⸗ rigen Wegen längs des rechten Donauufers nach Rahova. Derselbe hatte beträchtliche Verluste erlitten. Auf rumänischer Seite waren 2 Mann todt und 1 Offizier und 4 Soldaten verwundet. Viele Gefangene fielen in die Hände der rumä— schen Truppen.

Konstantinopel, 31. Oktober. (W. T. B.) Wie ver⸗ lautet, soll die hiesige Garnison nach dem Kriegsschau— platze entsendet und 6 durch die Bürgergarde ersetzt werden. Neuerdings ist hier kein offizielles Kriegstelegramm veröffentlicht worden.

Konstantinopel, 31. Oktober. (W. T. B) Chefket Pascha hat in der Umgegend von Orkhanie Befestigungen angelegt. Suleiman Pascha meldet unter dem 29. d.: Das in der Dobrudscha operirende russische Corps befindet sich auf dem Marsche egen Kuzgum.

Konstantinopel, 1. November. (W. T. B.) Die Operationen in der Umgegend von Rasgrad werden durch den andauernden Regen verhindert. Eine russische Ab— theilung ist über Jovan Chiftlik hinaus vorgedrungen.

Der in Bukarest erscheinende „Romanul“ veröffentlicht nachstehende Korrespondenz vom 21. Oktober aus Biela:

„Die entscheidende Rolle fällt in diesem Augenblick der Armee des Großfürsten-Thronfolgers zu. Suleiman Pascha befindet sich voll ständig aufmarschirt jenseit des schwarzen Lom (Kara⸗Lom). Man sagt, daß seine Armee wenigstens 100, 900 Mann stark sei. Das Centrum seiner Stellung bildet das etliche Kilometer von hier en t— fernte Ablawa. Die Linie Kadikiöi⸗Ablawa ist ganz mit Zelten be⸗ deckt. Mehrmals haben di Türken versucht, ihre Stellungen bis diesseit des Lom auszudehnen, ohne daß ihnen dies gelungen wäre. Im Allgemeinen kann man sagen, daß die russischen Stellungen den für— kischen dominiren, und die russische Armee ist stark genug, um sich in der Defensive zu halten und jeden Angriff abzuweifen. Ade Vor— bereitungen sind getroffen, um der Armee Suleiman Paschas den heftigsten Widerstand zu leisten. Die Armee diesseit Rustschuks be⸗ ö. aus 6 Divisionen Infanterie und 5 Divisionen Kavallerie. Der Großfürst⸗Thronfolger befindet sich in Bebrowetz. In Gornji⸗ Studen wurde großer Kriegsrath vom Generalstab gehalten. Der Großfürst ist recht beharrlich in den Vorbereitungen . den Kampf. Das Aeußere der Truppen, welche seine Armee bilden, ist sehr gut; sie haben nicht so viel gelitten, als die andern. Der Sieg in Asien hat die Hoffnungen belebt.“

Ueber den Erfolg des Generals Gurko sagt der „Golos“:

„Zwanzig Werst (fast drei Meilen) südwestlich von Plewna hat

zwischen den Dörfern Telischat (Telisch) und Dubnik das Truppen⸗ detachement unter dem Kommando des Generals Gurko, zu dem auch Theile der Garde gehören, am 12. (24.) Oktober eine stark be⸗ festigte türkische Position angegriffen und genommen. Dieser Sieg hat die wichtige Bedeutung, daß er zum ersten Male die Anwesen⸗ heit starker russischer Abtheilungen westlich von Plewna dokumentirt hat, wo die Türken bisher, wie sich aus dem Vorhandensein einer stark befestigten feindlichen Position schließen läßt, unbeschränkte Herren waren. Es steht zu hoffen, daß sich die Blokade Plewnas nicht auf die Anwesenheit des Detachements Gurko auf der West⸗ seite von Plewna beschränken werde und daß wir später von einer vollständigen Isolirung der Armee Osman Pascha; von den übrigen Streitkräften hören werden.“

Aus Varna wird der „Indeépendance belge“ vom 14. d. M. geschrieben:

(Es kommen fortwährend starke Truppenmassen hier an, welche in aller Eile nach Schumla oder Rasgrad dirigirt werden, und es scheint, daß Suleiman Pascha in Varna nur so viele Truppen zu⸗ rücklassen will, als eben zur Vertheidigung des Platzes hinreichen. Die relativen Erfolge der Türken in Bulgarien haben eine Reak⸗ tion gegen alles Ausländische hervorgerufen und dieser Strömung ist auch die Enthebung Mehemed Alls vom Qber⸗Kommando zuzu⸗ schreiben. Er hitte es kluger Weise unterlassen, seine Offensive über Cerkowna hinaus sorl ef fhen, sein Nachfolger Suleiman wird es ebenso halten, aber ihm wird man daraus keinen Vorwurf machen, weil man seither das Thörichte des früheren Ansinnens ein⸗ gesehen hat. Mehemed Ali war nicht sonderlich populär; die Türken lieben die Renegaten nicht und mögen Fremde in ihrem Rathe schon gar nicht leiden; man kann sich daher darauf gefaßt machen, bald

alle fremden Offiziere im türkischen Dienste verabschiedet zu sehen. Da die Egypter in einigen Kämpfen nicht Stand gehalten haben, so will Suleiman Pascha nichts mehr von ihnen wissen; er schickt sie in die Festungen zurück, um dort die tärkischen Bataillone zu er⸗ setzen, welche er in die Front der Armee vornimmt. Wenn aus Egvpten übrigens Kriegsvolk nach Balgarien kommt, so gehen andererseits aus Varna ganze Schiffsladungen von Tscherkessen nach Egypten ab. Es sind schon acht oder neun Dampfer, vollgepfropft mit tscherkessischen Familien aus dem Kaukasus, denen der Khedive Ansiedlungen in Unter ⸗Egypten angeboten hat, dahin abgegangen. einer Korrespondenz der „Pol. Korr.“ aus Sim⸗ nitza, 26. September, heißt es: An der Donau⸗Mündung bei Sulina hat sich wieder einmal die Ohnmacht der türkischen Marine, trotz ihres prachtvollen Materials, eklatant herausgestellt. Der Grund des russischen Er⸗ folges in dieser Gegend liegt aber besonders in dem ungenügenden Fahrwasser, welches die türkischen Kriegsschiffe mit großem Tiefgange verhindert. die leichten russischen Kutter und Cirkular⸗Panzerschiffe (Popowkas) erfolgreich anzugreifen.“

Der „Times“ wird von ihrem Korrespondenten bei der montenegrinischen Armee unterm 29. d. M. aus Ragusa telegraphirt:

»Es sind keine Anzeichen einer Erneuerung der Feindseligkeiten in Albanien vorhanden, und es ist wahrscheinlich, daß vor der Ent⸗ scheidung des Schicksals von Plewna nichts unternommen werden wird. Die Albanesen weigern sich noch immer, gegen die Monte negriner ins Feld zu rücken, ungeachtet des Seitens der Behörden in Scutari ausgeübten großen Druckes. Einige Stämme sind im Gegen— theil ganz geneigt, sich mit den Montenegrinern zu verbinden, fobald die Campagne wieder eröffnet wird.“

Asiatischer Kriegsschauplatz.

St. Petersburg, 1. November. (W. T. B.) Offi⸗ zielles Telegramm aus Wisinköi vom 30. Oktober: Gestern ist hier aus Kopriköi vom General Heimann die Meldung eingetroffen, daß seit dem 28. c. seine Kavallerie mit der des Generals Tergukassoff vereinigt ist und die sich hinter Kopriköi zurückziehenden Truppen Moukhtar Paschas verfolgt. Die Infanterie Tergukassoffs ist im Vor— rücken begriffen, um sich ebenfalls mit der Kolonne des Ge—

nerals Heimann zu vereinigen. (W. T. B.) Dem „Daily Te⸗

London, 1. November.

legraph“ wird aus Erzerum gemeldet: Die türkische Arme hat sich gestern von Hassan Kaleh zurückgezogen. Die Arrieregarde, welche in Hassan Kaleh blieb, wurde wäh⸗ rend der Nacht durch beträchtliche russische Streitkräfte voll⸗ ständig abgeschnitten. Zwei Bataillone wurden gefangen genommen. Die Verluste der Russen sind nur unbedeutend. Die türkische Armee hält jetzt eine Defensivposition bei Deve— boyun auf den Höhen östlich von Erzerum besetzt.

Aus Konstantinopel, 29. Oktober, wurde dem W. „Fremdenbl.“ berichtet:

„Von Trapezunt werden bedeutende Munitionsvorräthe nach Erzerum geschafft. Auch wurden schon bei zweitausend Leichtverwun⸗ dete aus letzterer Stadt entfernt und nach den benachbarten Städten geschickt, wo sie bei den Bewohnern untergebracht wurden. In der Stadt blieben nur bei 2800 Schwerverwundete zurück. Der hiesige persische Gesandte Mochsin Khan ertheilte dem persischen Konful in Erzerum, Ali Hussein Khan, telegraphisch die Ordre, für den Fall einer Belagerung dieser Stadt auf seinem Posten daselbst ausju⸗ harren. Wie in den hiesigen diplomatischen Kreisen verlautet, wird auch der englische Konsul in Erzerum, James Zohrab, für einen solchen Fall die Stadt nicht verlassen. Die türkischen Trup⸗ pen haben Toprak-Kaleh geräumt und sich über Hasfan-⸗-Kaleh nach Erzerum zurückgezogen.“ :

Ueber die Fortifikationen Erzerums bringt die W. „Presse“ vom 31. v. Mts. folgende Angaben:

„Das nächste Operationsobjekt der beiden Armeen ist Erzerum, die Hauptstadt des hocharmenischen Vilajets, mit einer Bevölkerung von ungefähr 69,000 Seelen. Die fortifikatorischen Vertheidigungs⸗ mittel bestehen in detachirten Forts, der eigentlichen Festung und der Citadelle. Die Forts sind auf den zur Vertheidigung sehr geeigne⸗ ten Höhen des Kap⸗Dag und Keremen⸗Dag gelegen; einige dieser . besitzen gewölbte Kasematten. Die sogenannte eigentliche

estung besteht aus einer Stadt-Enceinte, welche 119 Kilometer in der Länge mißt; sie besitzt 11 Bastionen, welche unter⸗ einander durch Kurtinen verbunden sind. Die Höhe des Walles beträgt 4,5 bis 6.3 Meter, seine Stärke 7s bis 9 Meter; der Graben mißt 23 Meter in der Breite und 3 bis 7, Meter in der Tiefe. Die Citadelle, im Centrum des Platzes gelegen und von einer alten Mauer umgeben, welche von 13 Thüurmchen flankirt wird, ist nicht im Stande, großen Widerstand zu leisten. Die Ver⸗ theidigung der Stadht erfordert 150 Geschütze und eine Garnison von 2WOh0 Mann. Am 25. Juni 1829 bemächtigte sich Feldmarschall Fuͤrst Pagskiewitsch, nachdem er im Saganlug⸗ Gebirge zwei türkische Corps unter Sali und Haki Pascha ge⸗ ö. hatte, Erzerums, ohne auf Widerstand zu stoßen allerdings in einem Augenblicke, da die Stadt nur sehr schwach befestigt war. Wie es heute um die Vertheidigungsfähigkeit von

Erzerum, speziell um den fortifikatorischen Zustand der Werke bestellt

ist, wissen wir nicht, doch dürfte es damit besser aussehen als im Jahre 18329. Moukhtar Pascha hatte sich nämlich schon einmal im Verlaufe des letzten Sommers bei Köprikiöi befunden und von dort aus die nöthigen Vorkehrungen zur Vertheidigung von Erzerum für den Fall treffen lassen, als es den Russen gelungen wäre, die Posi⸗ tionen von Sewin zu nehmen.“

Vereinswesen.

Der Berliner Zweigverein der deutschen Schiller⸗ stiftung hielt am 26. v. M. in der Aula der Königin⸗Augusta⸗ Schule hierselbst seine Fahresversammlung ab. Dem seitens des,. Geh. Regierungs-Raths Dr. Zöllner erstatteten Geschäfts- bericht zufolge haben, wie alljährlich, fo auch diesmal, Se. Majestät der Kaiser 10900 . und Ihre Majestät die Kaiserin 150, dem Zweigverein huldvollst überwiesen. Der Berliner Zweig⸗ verein zählt gegenwärtig 156 Mitglieder, die insgesammt einen jähr⸗ lichen Beitrag von 1515 S zahlen. Im Laufe des verflossenen Jahres wurden 8 Personen mit insgesammt 1950 46 30 3 unter⸗ stützt. An den Centralverein der deutschen Schillerstiftung wurden 280 M abgegeben. Die Gesammteinnahmen (mit den Zinsen des kapitalisirten Vermögens ꝛc.) betrugen im Laufe des verflossenen Geschäfts jahres 8090 M 17 3, die Gesammtausgahen 5338 ις 90 3. An zinstragenden Werthpapieren besitzt der Verein 35,373 M 53 3. an baarem Gelde 2751 , 27 3. Die Einnahmen des Central vereins betrugen 70 9007 1 die Ausgaben 50, 000 M, Der Central⸗ verein zählt 22 Zweigyereine Sowohl bei dem hiesigen Zweig— verein als auch Leim Centralverein mehren sich die Unterstützungs⸗

esuche. Der bisherige Vorstand, bestehend aus den Herren Geh.

geln rungs- ih Dr. Borrmann, Professor Dr. Lazarus, Geh. Regierungs⸗Rath Dr, . Hauptmann v. Lepell, Schriftsteller Th. Fontane, Fabrikbesitzer G. Schepplenberg und Redakteur Dr. Frenzel wurde wieder gewählt.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Trier, 26. Oktober. (Düss. 3) Vorgestern wurde hier beim Bau der Moselbahn in unmittelbarster Nähe des Station gebäudes eine zwei Fuß hohe, schöne Marmorstatuette eines Amors