1877 / 266 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 10 Nov 1877 18:00:01 GMT) scan diff

Die im 8. 4 Absatz 8 der allgemeinen Verfügung vom 19. Februar 1876 gegebenen Vorschriften über diejenigen Tage, an welchen jüdische Gefangene nicht zur Ar⸗ beit angehalten werden sollen, sind durch eine Ver⸗ fügung des Ministers des Innern und des Justiz-Ministers vom 21. v. M. aufgehoben und durch nachstehende Bestim⸗ mung ersetzt worden: Gefangene jüdischer Religion sollen am Sabbath und an folgenden Feiertagen: Purim (1 Tag), Passah (an den beiden ersten und den beiden letzten Tagen), Wochenfest (2 Tage), Neujahrsfest (2 Tage), Versöhnungsfest 9 Tag Laubhüttenfest (an den beiden ersten und den beiden etzten Tagen) nicht wider ihren Willen zur Arbeit angehalten werden. 2 die in diesem Falle von der Arbeit be⸗ freit sind, können dagegen an den Sonntagen und an den christlichen Feiertagen mit geräuschlosen Arbeiten beschäftigt werden.

S. M. S. „Ariadne“ ist am 9. November c. Abends in Plymouth eingetroffen und beabsichtigte am 10. die Reise fortzusetzen. An Bord Alles wohl.

Bayern. München, 7. November. Die Nachricht, daß die patriotische Fraktion der Abgeordneten⸗ kammer beschlossen habe, den Gesetzentwurf bezüglich des Verwaltungsgerichtshofs ohne eine vorherige Reform der Verwaltung abzulehnen, war, wie der Bayr. Courir“ meldet, nur verfrüht. Denn ein solcher Beschluß werde nach seiner Kenntniß der Stimmung der Fraktionsmehrheit ohne Zweifel gefaßt werden. Daß auch der Referent Abg. Hauck den Verwaltungsgerichtshof ohne Reform nicht wolle, gehe klar aus seinem Antrage hervor, den Art. 37 des Entwurfs also zu fassen: „Das gegenwärtige Gesetz tritt an einem im Vollzugsgesetze zu bestimmenden Tage, jedoch nur gleich⸗ zeitig mit der vollständigen Reorganisation der Verwaltungs— behörden, welche die Billigung des Landtags innerhalb seiner verfassungsmäßigen Zuständigkeit gefunden hat, in Wirksam⸗ keit. Die Auffassung des Referenten von der zu bewerk— stelligenden Reorganisation der Verwaltung ist, wie man der „Leipz. Ztg.“ schreibt, sehr weitgehend. Er beantragt, daß der Staatsrath aufgehoben, die Kreisregierungen (jetzt 8) auf 3 (München, Regensburg, Würzburg resp. Ansbach), die Be⸗ zirksämter um 25 bis 36 vermindert werden und demgemäß auch 40 bis 45 Landgerichte aufhören sollen. Zur Frage der Ju stiz organisat ion erfährt der Volksfreund“, daß das bayerische Justiz⸗-Ministerium fünf Ober-Landesgerichte (an Stelle der bisherigen Appellgerichte) errichten wolle, und zwar in München für Ober- und Niederbayern, in Nürnberg für Oberpfalz und Mittelfranken, in Bamberg für Unter⸗ und Oberfranken und in Augsburg und Speyer für Schwaben und die Pfalz. Landesgerichte sollen in jedem Kreise drei oder vier bestellt werden, so daß viele Bezirksgerichte würden eingezogen werden. Die Zahl der künftigen Amtsgerichte soll so ziemlich der Zahl der jetzigen Landesgerichte entsprechen; von letzteren würden nur die kleineren eingezogen werden. Eine hierauf bezügliche Vorlage an die Kammer sei indeß vor dem Frühjahr nicht zu erwarten. Die diesjährige ordentliche Generalsynode der Pfalz ist, wie die „Pf. Itg.“ bexichtet, dem Antrage des Königlichen Konsistoriums entsprechend, uf den 18. November einberufen worden.

10. November. (W. T. B.) Der Herzog Karl Theodor in Bayern wird als Stellvertreter des Königs den für die verstorbene Königin Mutter in Dresden stattfindenden Trauerfeierlichkeiten beiwohnen.

Sachsen. Dresden, 9. November. Der König⸗ liche Hof hat wegen des Ablebens Ihrer Majestät der Königin— Mutter Amalie die Trauer auf 12 Wochen, vom 9g. Novem⸗ ber d. Is. bis 31. Januar k. Is., angelegt. Gleichzeitig ist die Landestrauer angeordnet worden, und zwar nach der Allerhöchsten Bestimmung mit der Maßgabe, die vor⸗ geschriebene Einstellung der Musik und der öffentlichen Lust— barkeiten nur bis zu dem Tage der am (Montag) 12. No— vember stattfindenden Beisetzung der hohen Verewigten anzudauern hat Die Zweite Kammer beschäftigte sich in ihrer Sitzung vom 5. d. M., wie nachträglich gemeldet, mit der Hauptvorberathung eines die Ver—⸗ fassung der Gerichtsämter betreffenden Gesetz— entwurfs. Gegenwärtig hat die Verantwortlichkeit für die gesammte Geschäftsführung der Vorstand jedes Gerichts— amts zu tragen. Da dies nun bei einzelnen grö— ßeren Gerichtsamtern faktisch undurchführbar ist, so sollen nach diesem Gesetzentwurf noch vor der Einführung der Reichs⸗Justizgesetze die Gerichtsämter mit mehreren Richtern besetzt werden können, von denen ein Jeder die ihm obliegenden Geschäfte als Einzelrichter unter eigener Verant⸗ wortlichkeit erledigt. Hiergegen wurden von der Kammer hauptsachlich finanzielle Bedenken geltend gemacht, die jedoch der Justiz⸗Minister entkräftete. Mit einer von den beiden Referenten gemeinschaftlich beantragten Modifikation wurde der Entwurf schließlich angenommen.

Baden. Karlsruhe, 19. November. (W. T. B.) Die Kammern sind zum 15. d. M. einberufen worden.

Reuß j. S. Dem „Dresdner Journal“ wird aus Gera unter dem 5. d. M. geschrieben: Der Staatshaushaltsent⸗ wurf des Fürstenthums Reuß j. L. für die Jahre 1878 bis 1889 schließt mit einem Defizit von 225,900 6 ab. Die zur Deckung desselben vorgesehene Steuererhöhung beschränkt fich auf eine Ausschreibung von 14 statt 12 Terminen der Klassen— und Einkommensteuer; außerdem soll ein Theil der französi— schen Kriegsentschädigung in Höhe von etwa 110,000 6 zu diesem Zwecke verwendet werden. Die Veranlassung für das Defizit ist in der Uebernahme der Stolgebühren auf den Staat, in den hohen Eisenbahnzinsgarantien und wohl au in der Steigerung der Matrikularumlagen zu suchen. Die Regierung rechnet indessen, daß namentlich die beiden letzteren Ursachen nach und nach aufhören werden, die Finanzverhältnisse des Fürstenthums nachtheilig zu beein⸗ flussen. Sollte namentlich eine Abnahme der Matrikular⸗ beiträge nicht eintreten, so stellt sie die Einführung einer Ge⸗ werhesteuer in Ausficht und will jedenfalls die Erhöhung der Klassen⸗ und Einkommenstener nur als eine vorübergehende Maßregel 24 haben. Von größter 3. für das Land ware das Zustandekommen eines friedlichen Ausgleichs in der Domänen frage, wozu Se. Durchlaucht der Jürst sich wiederholt bereit erklärt hat, wahrend ein Theil des Landtags durch einen Prozeß mehr erlangen zu können; eine

nnahme, die sich als trügerisch erweisen dürfte.

Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 10. November. (W. T. B.) Wie das „Telegraphen⸗Korrespondenz⸗Bureau“ erfährt, steht die Reise des Kriegs⸗Ministers Grafen Bylandt-⸗Rheydt und des Generalstabschefs von Schön feld nach Pest mit der politischen Situation in keinerlei Beziehung, dieselbe hat die Theilnahme an einer militär⸗technischen Konferenz, welche sich vorzugsweise mit den in Bezug auf die Uchatiuskanonen gemachten Erfahrungen beschäftigen wird, zum Zweck.

Pest, 7. November. Gestern Abend hat hier ein Mi— nisterrath stattgefunden, welcher sich mit den Vorlagen, be⸗ treffend den Zolltarif, beschäftigte.

8. November. Einer dem „Pest. Lld.“ zugehenden Meldung zufolge erscheint in das gemeinsame Kriegs⸗ budget für 1878 die Verbesserung der Mannschaftskost und die Post für Berittenmachung der Hauptleute aufgenommen. Ferner wird ein Kredit für die allmähliche Umwandlung der bestehenden Festungsgeschütze in Stahlbronze⸗Geschütze großen Kalibers beansprucht werden. Letztere Vorlage soll in einem eigenen Memoire, nach Analogie des seinerzeit die Feldgeschütz⸗ vorlage behandelnden, motivirt werden. Ueber den neuen Zolltarif bringen hiesige Blätter noch folgende Einzelheiten: Die größten und allgemeinsten Zollerhöhungen sind in der ersten Klasse bei Kolonialwaaren und Südfrüchten, die bekanntlich in großer Menge eingeführt werden. Der Kaffeezoll wird mit 8 Fl. für 100 Kilo erhöht, ebenso der Zoll für Pfeffer; das Petro⸗ leum wird mit Einrechnung der Verzehrungssteuer mit 8 Fl. für 100 Kilo verzollt werden. Für grobe und sogenannte billige Waaren wurden die Zollsätze größtentheils herabgesetzt. Für Eisenbahnwaggons wurde statt des bisherigen Werth⸗ zolles ein Zoll von 500 bis 150 Fl. für zweiaxige Wagen festgesetzt. Der Ausfuhrzoll wurde nur bei Hadern, und zwar so wie bisher mit 4 Fl. für 100 Kilo aufrechterhalten.

Großbritannien und Irland. Lon don, 8. November. Die „London Gazette“ macht bekannt, daß die Admiralitäts— behörde (Marine⸗Ministerium) gegenwärtig aus folgenden Personen besteht: Right Hon. W. H. Smith, Admiral G. G. Wellesley, Contre⸗Admiral O. W. Hood, Lord Gilford und Sir Lopes Massey Lopes. Ferner meldet das amtliche Blatt die Ernennung des Mr. W. Start zum Gesandten im Haag. Bisher hatte der Admiral Sir Edward Harris diesen Posten inne. Die zweitausend Franken Geldstrafe, zu welcher Gambetta vor einiger Zeit verurtheilt worden, sind, wie die „E. C.“ meldet, von den Liberalen Birminghams gesammelt worden und werden ihm sofort zugesandt werden. Die Stimmung Englands ist mit wenigen Ausnahmen auf Seiten der Republikaner. Bei ihrem Widerstande gegen die An⸗ erkennung Sir John Bennetts als Alderman der City haben bekanntlich die städtischen Vertreter Londons formell Recht behalten, da sie sich auf ein altes Gesetz berufen konnten. Wie das Blatt „Mayfair“ vernimmt, wird aber in der nächsten Parlamentssession Goschen einen Antrag einbringen, der dahin gehe: 1) das von dem „Court of Alderman“ beanspruchte Vetorecht abzuschaffen; 2) geheime Abstimmung bei den Wahlen für die City einzu⸗ führen, und 3) das Amt eines Alderman nicht mehr als ein 6 n, sondern nur als ein siebenjähriges bestehen zu lassen.

190. November. (W. T. B.) Bei dem Lord⸗Majors⸗ . 1 39 , . e n . ekretär des Krieges ichgrdy, einen Tyhast auf die Arpiee. Derselbe sagte, angesi *, fc so ann,, erhebenden Schwierigkeiten und bei den Interessen, die England fast überall wahrzunehmen habe, glaube er das, was das Land von ihm verlange, am besten zu erfüllen, indem er danach strebe, die Armee zum höchsten Grade der Vollkommenheit zu bringen und mit den besten Waffen auszurüsten.

Frankreich. Paris, 8. November. officiel“ zeigt an, daß der Präsident der Republik und seine Gemahlin am 15. November und an den folgenden Donnerstagen im Präsidentschaftshotel zu Versailles und am 19. November und den folgenden Sonnabenden im Elysse zu Paris Empfang halten werden. Der, Moniteur universel“ erklärt die Meldung von dem bevorstehenden Rücktritt des Seine⸗-Präfekten Ferdinand Duval für unbegründet.

9. November. (W. T. B.) Die Deputirten der republikanischen Majorität traten gestern Abend im Hotel des Reservoirs in Versailles zu der von Gambetta beantragten Plenarsitzung zusammen, um ein Comité directeur von 18 Mitgliedern aus allen Gruppen der Linken zu wählen. Es wurden gewählt:; Bethmont, Louis Blanc, Brisson, Choiseul, Clemenceau, Jules Ferry, Floquet, Gambetta, Germain, Goblet, Albert Grẽvy, Lepere, Lockroy, Madier de Montjau, Marcère, Antonin Proust, Leon Ra— nault und Tirard. Dieses Comité erhielt unumschränkte Voll— macht, Namens der vereinigten Linken zu handeln; seine Be⸗ rathungen sollen geheim gehalten werden.

10. November. (W. T. B.) Die Verhandlungen über die Neubildung des Kabinets sind gestern Mit— tag wieder aufgenommen worden. Man meint in unterrich— teten Kreisen, daß das Kabinet lediglich aus Mitgliedern der Rechten bestehen werde, doch dürften auch mehrere Mitglieder des gegenwärtigen Kabinets ihre Portefeuilles behalten. Der Gedanke eines Kompromisses scheint im Elysée aufgegeben worden zu sein. Man hält dort an der Ueberzeugung fest, daß die Ma— jorität des Senats den Marschall Mac Mahon unterstützen werde, und giebt sich sogar der Hoffnung hin, daß der Senat in eine Auflösung der Deputirtenkammer willigen werde. Mehrere Blätter melden, es habe sich gestern eine Depu⸗ tation des Senates zu dem Präsidenten Herzog Audiffret-⸗Pasquier begeben, um denselben zu ersuchen, den Senat sofort zusammenzuberufen, falls die Deputirten— kammer heute oder am Montag das angekündigte Miß⸗ trauensvotum abgeben sollte.

Ver sailles, 9. November. (W. T. B.) Die Depu— tirten kammer setzte heute die Wahlprüfungen fort und erklärte 129 Wahlen für gültig. Unter den für gültig er— klärten Wahlen befinden sich auch mehrere von konservativen De— putirten, insbesondere diejenige von Janvier de la Motte. Der Präsident Gravy verkündete, daß die Kammer, da sie die Wahl von mehr als der Hälfte der gewählten Deputirten fur ültig erklärt habe, morgen die definitive Konstituirung ihrer

ureaus werde vornehmen können. Es soll hierauf mit der Prüfung der Wahlen fortgefahren werden. Die Minister wohnten der heutigen Sitzung bei und waren bereit, auf etwaige Anfragen zu antworten. Die Sitzung verlief indeß ohne jeden Zwischenfall. z.

Italien. Rom, 6. November. Die „Gazzetta ufficiale⸗“ meldet, daß die Mitglieder des Senats und der Deputir— tenkammer auf den 22. November zur Wiederaufnahme

Das K

der parlamentarischen Verhandlungen einberufen worden sind. Dieser neue Aufschub soll auf Verlangen des Ministers der öffentlichen Arbeiten erfolgt sein, welcher bis dahin be⸗ treffs der Eisenbahnkonventionen schlüssig geworden u sein hofft. Gestern hat sich den Behörden von Bi⸗ 1 die ganze Bande des NRäuberhauptmanns Gau⸗ denzio Plaja gestellt, welche die Provinz Palermo vier Jahre lang unsicher gemacht hat. Die Nachricht davon hat in den Provinzen Palermo und Girgenti große Freude ver⸗ ursacht, weil Plaja und seine Bande allgemein gefürchtet waren.

Türkei. Konstantinopel, 9. November. (W. T. B.) Ham di Pascha ist an Stelle Djevdet Paschas zum Minister des Innern ernannt worden; Kemal Pascha übernimmt an Stelle Munif Effendis, welcher Handels-Minister geworden ist, das Unterrichts Ministerium. Ohannes Tschamitsch behält das Portefeuille der öffentlichen Arbeiten. Sa id Pascha, der erste Sekretär des Sultans, ist zum Minister der Civil⸗ liste ernannt worden.

(W. T. B.) Aus Konstantinopel, der Pariser „Agence Havas? vom 9. zugegangenen Nachrichten zufolge, sind daselbst Affichen gegen das Ministerium ver— breitet worden. Die Minister werden darin für die letzten Unglücksfälle, die vorgenommenen Verhaftungen und die Un⸗ zufriedenheit der Bevölkerung verantwortlich gemacht. Zu⸗ gleich werden die Einwohner aufgefordert, den Vorschlag, die Garnison Konstantinopels durch eine Bürgergarde zu ersetzen, zurückzuweisen.

Rumänien. (W. T. B.) Nach einer offiziellen Depesche des rumänischen Finanz-Ministers aus Bukarest vom 10. d. M. an die rumänischen Agenten im Auslande, ist die Rl ns des am 1. Januar k. J. verfallenden Coupons der Anleihe Oppenheim gesichert; ebenso werden alle Zahlun⸗ gen für auswärtige Anleihen bis zum April k. J. geleistet werden. Die Rückstände der Eisenbahngarantie werden gleich⸗ falls geregelt werden. Die Einnahmen dieses Jahres decken vollständig diese Garantie und werden wahrscheinlich noch einen Ueberschuß von 2 bis 3 Millionen zu Gunsten des Bud⸗ gets des folgenden Jahres ergeben.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 7. No— vember. (St. Pet. Herold.) Anläßlich der Uebertragung des Kommandos des 12. Armee⸗ Corps während des Krieges an den General- Gouverneur des südwestlichen Gebiets, General⸗-Adjutanten Fürsten Dondukoff⸗-Korssakoff, hat der Kaiser die Verwaltung dieses Gebiets dem D Adjutanten Tschertkoff mit allen Rechten und Pflichten eines General⸗Gouverneurs übertragen und demselben gestattet, sich interimistischer General-Gouverneur von Kiew, Podolien und Wolhynien zu nennen.

Dänemark. Kopenhagen 6. November. Wie seiner Zeit mitgetheilt worden, hat der Conseils-Präsident im Namen sämmtlicher Minister bei dem Landes-Ober⸗, sowie dem Stagts- und Hofgerichte Anklage gegen neun Mitglie— der des Vorstandes der Vereinigten Linken“ wegen der von denselben unterzeichneten und im, Morgenbladet“ veröffent⸗ lichten Erklärung „An unsere Gesinnungsgenossen“ erhoben, weil hierin Beleidigungen der Minister enthalten sein sollen. „Morgenbladet“ zufolge haben die neun Angeklagten nun⸗ mehr eine Gegenklage gegen das Ministerium wegen be⸗ leidigender Aeußerungen in der Vorstellung 5 an den . betreffend den Erlaß des provisorischen Finanzgesetzes, erhoben.

Amerika. Argentinische Republik. Buenos ires, 8. Oktober. Der Präsident der Argentinischen Republik hat in den letzten Tagen eine Neugestaltung seines Ministe—⸗ riums vorgenommen. Das Kabinet ist Et wie folgt zu⸗ sammengesetzt: Aeußeres: Dr. Rufino de Elizalde, Kultus: Dr. José Maria Gutierrez, Krieg und Marine: Dr. A. Alsina, Inneres: Dr. Bernardo de Irigoyen, Finanzen: Dr. Victorino de la Plaza.

Asien. Japan. Yedo, 26. September. Der letzte Rest der aufstandischen Satzumaner ist so gut wie vernichtet, Saigo und die anderen Hauptanführer getödtet und somit die Rebellion endlich beendet. Der . Saigo's mit den wenigen Anhängern, die ihm übrig blieben, von Nobeoka nach Kagoshima war die letzte That, mit welcher er die sieben Monate lang zur unwillkürlichen Bewunderung von Freund und Feind durchgeführte Rolle beschließen wollte. Offenbar scheint er nur nach Kagoshima gekommen zu sein, um dort auf heimathlichem Boden in letztem Verzweiflungskampfe zu fallen. Nachdem er mit seiner Handvoll Leute die Kaiserlichen aus der Stadt vertrieben, einige Hundert Anhänger, welche dort gefangen gehalten wurden, an sich gezogen und sich mit Lebensmitteln und Munition versorgt hatte, verschanzte er sich auf dem in der Nähe der Stadt gelegenen Schloßberge. Er ließ die Kaiserlichen ruhig gewähren, die von allen Seiten Truppen heranzogen und den Schloßberg umlagerten. Mit großer Uebermacht begannen diese am 24. er,, Morgens früh, den Sturm; die Rebellen wehrten sich, wie es scheint, so lange sie konnten, unterlagen indessen nach einem einstündigen hartnäckigen Kampfe voll⸗ ständig. Die Kaiserlichen hatten angeblich geringe Verluste, viele Rebellen dagegen fanden den Tod, darunter Saigo selbst, der von einem Kaiserlichen Soldaten erstochen wurde, die anderen Hauptanführer, Kirino, Beppo und Murata, ent⸗ leibten sich. .

Somit dürfte mit KiLuschu die Ruhe vorläufig wieder hergestellt sein, freilich mit Opfern an Geld und Menschen⸗ leben, wie man sie zu Anfang kaum für möglich gehalten hätte.

Der russisch⸗türkische Krieg.

London, 9. November. (W. T. B.) Bei dem Lord⸗ Mayors⸗Banket in Guildhall dankte Lord Beaconsfield in einer längeren Rede für den auf das Kabinet ausgebrachten Toast und berührte in derselben r f die Hungersnoth in Indien, die ein glänzendes Beispiel der nationalen Sympathien hervorgerufen habe. Auf den russisch⸗türkischen Krieg übergehend, gab Beaconsfield zunächst einen Ueberblick über die in dem letzten . eingetretenen Ereignisse und hob hervor, daß die 6 sofort beim Ausbruche des Krieges ausführlich die von ihr zu befolgende Politik angekündigt habe und von derselben nie abgewichen sei. Beifall.) Diese Politik war eine bedingungsweise Neu⸗ tralität. Wir haben aber gleichzeitig erklärt, daß die Neu⸗ tralität aufhören müsse, sobald die britischen Interessen ange⸗

griffen oder bedroht würden. Diese Politik ist als selbstsüchtig getadelt worden. Sie ist ebenso selbstsüchtig wie patriotisch. Es ist aber die Politik der Regierung zu glauben, daß es ihre Pflicht ist, die britischen Interessen im Auslande zu be⸗ schützen, und die Regierung glaubt, daß diese Politik von der Stimme des Landes gebilligt werde. Unter den Gründen, welche die Regierung bestimmten, diese Politik zu adoptiren, war der hauptsächlichste der, daß die Regierung glaubte, diese Politik wäre nicht weniger vortheilhaft für England als für die Türkei. Seit einigen Jahren war es ein Dogma der Diplomatie, die Türkei sei eine Mythe, deren Regierung ein Phantom, das Volk erschöpft; die Türkei würde von den Staatsmännern nur als Mittel gebraucht, um das eingebildete europäische Gleichgewicht zu erhalten und den europäischen Frieden zu sichern. Wenn dies der Fall wäre, so wäre eine Wiederholung dessen, was sich im Krim⸗ kriege ereignet habe, der größte Fehler gewesen und das Beste wäre gewesen, daß die Welt sich von dem Zustand der Türkei überzeugte. Die Türkei hat aber seit Jahresfrist gezeigt, daß sie Kraft und Hülfsquellen besitzt und deren Anerkennung beanspruchen könne. Die Unab⸗ hängigkeit der Türkei war vor Jahresfrist ein Gegen⸗ stand des Spottes; aber welches das Kriegsglück sein möge, das veränderlich sei wie der Mond, die Unabhängig⸗ keit der Türkei werde nicht mehr bezweifelt, eine halbe Mil⸗ lion türkischer Soldaten hätten sie bewiesen. Was die Aus⸗ sichten auf einen Frieden unter den obwaltenden Verhältnissen angehe, so verzweifle er nicht. „Ich bin ermuthigt“, erklärte Beaconsfield, „nicht daran zu verzweifeln, wenn ich mich des Verhaltens der Häupter der beiden kriegführenden Völker er— innere. Ich kann nicht vergessen, daß der Kaiser von Ruß— land mit einer Großmuth, die dessen wahrhaft erhabenen Charakter kennzeichnet, am Vorabend des Krieges erklärte, sein ein⸗ ziger Zweck sei, die christlichen Unterthanen der Pforte zu sichern (Beifall), und daß er sein Kaiserliches Wort und seine Ehre verpfände, daß er keine Gebietserweiterung anstrebe. Ich kann eben so wenig vergessen, daß der Sultan sich auf das Formellste bereit erklärt hat, alle Veränderungen zu bewilligen, welche den Christen die Sicherheit und Wohlfahrt gewährten, die der Kaiser Alexander allein wünsche. Angesichts solcher feierlichen und ernsten Erklärungen der beiden jetzt im Kriege befindlichen Souveräne glaube ich ein Recht zu haben, zu sagen, daß der Frieden nicht unmöglich oder ein noch sernes Ergebniß sei. Es können Schwierigkeiten be— stehen, die den Kaiser Alexander und den Sultan ver— hindern mögen, den gewünschten Frieden herbeizuführen, ob⸗ schon sie in allen Fragen übereinstimmen. Man sagt, das militärische Ansehen Rußlands erheische die Fortsetzung des Krieges. Meines Erachtens hängt das militärische Ansehen nicht von einem einzelnen Siege ab, denn ein einzelner Sieg kann von einem Zufall oder vom Glück abhängen und kann selbst bei fähigen Befehlshabern auf transitorischen Umständen beruhen. Die wahre Basis des militärischen Ansehens ist meines Erachtens die, wenn ein großes Land und eine mäch— tige Regierung über militärische Dienste einer braven, ent— schlossenen und disziplinirten Nation verfügt. Welche Zufällig⸗ keiten auch in diesem Kriege vorkommen mögen, so kann doch Niemand von dem russischen Soldaten sagen, daß er sich nicht ausdauernd, disziplinirt und muthvoll erwiesen habe. Die Russen sind selbst bei den Niederlagen tapfer. Unter allen Um— ständen kann ich nicht verstehen, daß das militärische An⸗ sehen Rußlands gelitten haben soll. Sie werden mir sagen: Wenn Sie wirklich keine sichere Hoffnung haben, wie können Sie dann die Bürger Londons ermuthigen, indem Sie eine proble— matische Hoffnung auf die Herstellung des Friedens geben. Ich antworte auf jene Frage, wie Walpole einmal einem Manne antwortete, der ihm seine Drangsale . und sagte, er habe keine Hoffnung. Walpole antwortete ihm, versuchen Sie es mit ein wenig Geduld. Hinsichtlich des Krieges habe die Regierung Hoffnung und Geduld und er hoffe, daß die Zeit nicht mehr fern sein dürfte, wo England mit den übrigen europäischen Mächten zur Lösung der Schwierigkeiten bei⸗ tragen könne, um nicht nur den Frieden, sondern auch die Unabhängigkeit Europas zu sichern. (Beifall) Nachdem Beaconsfield noch mehrere andere Fragen berührt hatte, schloß er mit den Worten: „Das englische Volk kann stolz sein auf seine persönlichen Privilegien und politischen Rechte, auch stolz, einem Reiche anzugehören, das durch die Energie der Vor⸗ fahren geschaffen ist und das die Regierung entschlossen ist, aufrecht zu erhalten.“

Europäischer Kriegsschauplatz.

Konstantin opel, 9. November. (W. T B.) Nach hier vorliegenden Meldungen dauert das Bombardement von Rust schuk fort. Suleiman Pascha ist in Rasgrad eingetroffen. Russische Abtheilungen marschiren auf Silistr ia.

(W. T. B.) Aus Bukarest sind der „Pol. Korr.“ vom 9. Nachrichten zugegangen, in denen wiederholt die Ueberzeugung ausgesprochen wird, daß Angesichts des Pro⸗ viant mangels, an welchem Osman Pascha leide, und der eingetretenen vollständigen Cernirung eine Katastrophe bei Plewna unausbleiblich sei. Bei Sistowa sei von den Russen der Bau der neuen Donaubrücke begonnen, ein gestern von den Türken abermals gemachter Versuch, auf dem rumänischen Ufer in der Nähe von Oltenitza Fuß zu fassen, sei blutig vereitelt worden.

Sist owa, 7. November. (Presse. ) General Todleben 9j sich nach Telisch begeben, um wegen Anlage von Be—

estigungen längs der Straße nach Sofia Anordnungen

zu treffen. General Skobeleff hat ein selbständiges Reiter⸗ kommando nördlich Plewna an der Donau erhalten. Der Zuzug xussischer Truppen dauert noch immer fort.

Vom bulgarischen Kriegsschauplatze wird der „Pol. Korr.“ aus Simnitza, 4 November, berichtet:

Die Situation auf dem westbulgarischen Kriegsschauplatze ist jetzt in ein Stadium getreten, in welchem die Operationen in zwei zwar mit einander verbundene, aber doch ganz verschiedene Theile esondert werden müssen. Außer der nunmehr vollständigen Cernirung gieren, ist das Vorgehen einer ansehnlichen russischen Truppen macht auf Orkhanie und Sofia zu einer ganz neuen, höchst wichtigen Dberation geworden, aus welcher in gewissen Fällen eine neue Ex⸗ pedition jenseits des Balkan werden kann, nur würde diesmal die Hauptkette des Balkan von Westen umgangen werden und die In⸗ vasion Rumeliens und Thraciens auf zwei Seiten stattfinden. Nach einer Umgehung des Balkan über Orkhanie wäre nämlich durch eine von den Russen ausgeführte Schwenkung nach Osten die Stel⸗ lung Reuf Paschas am Fuße des Schipkapasses stark gefährdet, ja sogar vollständig paralysirt und das Debouchiren anderer russischer Streitkräfte auf den Schipka⸗ und Hankiöipässen ohne Kampf gesichert. Man ersieht daraus, welche Wichtigkeit dem . einer russischen Armee auf Orkhanie und Sofiia beizumessen ist. Derselbe kann bei dem wahrscheinlichen Ausgange der Operationen

bei Plewna für den weiteren Gang des Feldzuges entscheidend werden.

Daß es sich diesmal nicht um eine Crpedition handle, wie es der

erste Balkanübergang des Generals Gäarko war, beweist die Zahl und

die Qualität der Truppen, welche zu dieser Operation verwendet

werden. Der Offensiystoß auf Orkhanie wird mit 40,00 Mann Elitetruppen ausgeführt, welchen weitere 19090 Mann auf dem Fuße folgen. Bis jetzt sind die Bewegungen dieser Expeditions armee

von mehreren operirenden Kolonnen konzentrisch vor sich gegangen. Es galt nämlich, die verschiedenen befestigten Etappen, welche Cheffet

2 zar Sicherung seiner Kommunikation mit Plewna auf der

rkhanie⸗Plewna⸗Straße errichtet hatte, angriffsweine von Norden

her aufzurollen. Um aber eine

Radomirze über Cirikowo und Aglen, andererseits von Lowtscha aus über Ugurceni und Toros auf Petreven vorrücken. Durch diese Be⸗ wegungen waren die türkischen Etappenstellungen in der Flanke von Osten bedroht und konnten die türkischen Abtheilungen, welche die

Positionen besetzten, nicht auf einen bedrohten Punkt konvergiren, ohne sich der Gefahr auszusetzen, en bloe von überlegenen Streit⸗

kräften umzingelt und angegriffen zu werden. Diese russische Flankenbewe zung. welche während der Gefechte von Dubnik und theilweise auf Telisch nur Charakter trug,

J 2 einen demonstrativen markirte sich aber nach dem durch General

Stellungen immer mehr und mehr und wurde endlich nach dem Rück⸗ zuge Chefket Paschas von Radomirze zur Hauptoperation. Während

Gornji ⸗Dubnik und Telisch Theil genommen batten, auf die erstere Stellung zurückgingen, sich dort befestigten und so den Cernirungs— rung nach Südwesten fest schlossen, ging der andere Theil auf der Straße von Orkhanie vor, zersprengte einige schwache Abtheilungen türkischer Kavallerie und f rückenden Abtheilungen. Gleichzeitig marschirte die Kolonne, welche von Lowtscha aus operirte, auf Petreven. Die dortigen türkischen Verschanzungen wurden am 31. von beiden Seiten, das heißt von Deben (östlich) und von Lukowic und sogar gegen Süden umgangen, so daß die Garnison nach tapferer Gegenwehr sich nur dadurch retten konnte, daß sie die angehäuften Munitions⸗ und Proviantworräthe im Stiche ließ, und sich westlich auf die bewaldeten Höhen bei Belince zurück⸗

einen namhaften Widerstand wird entgegensetzen können. Es scheint, daß er die noch auf der Straße nach Plewna aufgestellten schwachen Abtheilungen in aller Eile an sich gezogen hat und sich darauf be⸗ schränken will, die Stellungen von Jablanica und Osikowo nur darum zu vertheidigen, um Zeit gewinnen zu können, sich in Orkhanie zu verstärken. Um Plewna ist begreiflicher Weise durch die erfolgte enge Cernirung die ganze Lage eine andere geworden. Der Frontangriff durch Sturm ist wenigstens vor der Hand aufgegeben und die ganze Auf⸗ merksamkeit der Belagerer ist auf die Sicherung des südwestlichen Theiles ihres Cernirungsringes gerichtet. Zu diesem Zwecke sind seit dem 24. Oktober tausende von Schaufeln in Bewegung, um bei Brestovec, Kirtozabene und besonders bei Asage⸗Dubnik Redouten zu errichten, die es Osman Pascha fortan äußerst schwer machen dürften, sich in dieser Richtung Luft zu machen wird nordwestlich von Plewna vorgegangen, so daß bald der Moment eintreten muß, in welchem die türkische Armee nicht umhin können wird, offensiv gegen den sie einschließenden eisernen Ring vorzugehen. Ueber die Lage der Armee Osman Paschas eir⸗ kuliren verschiedenartige Versionen. Allgemein ist es aufge⸗

und Telisch nichts gethan hat, um den hart bedrängten Abtheilungen Chefket Paschas zu Hülfe zu kommen. Nach den bisherigen Leistun · gen Osman Paschas zu urtheilen, kann man seine Unthätigkeit wäh⸗

Mangel an Scharfblick von seiner Seite zuschreiben; man muß also den Grund dieser Unbeweglichkeit des türkischen Generals in der Schwäche seiner Armee suchen, die ihm nicht gestattete, genügende Kräfte zur Degagirung der in Dubnik und Telisch angegriffenen Ab— theilungen zu verwenden Man führt sogar eine Aeußerung des Ge⸗ . Totleben in dieser Hinsicht an, welche sehr stichhaltig er scheint. Gurko während des Gefechtes bei Dubnik nicht angegriffen hat, so hat er es zu thun nicht vermocht und somit ist der Fall Plewnas nur mehr eine Sache der Rationen.“

Asiatischer Kriegsschauplatz.

St. Petersburg, 10. November. fizielles Telegramm aus Tikma vom 8. d. M.: General

Heimann meldet folgende Details über die Schlacht vom

4. November bei Deveboyun. Der Kampf dauerte von 2 Uhr Morgens bis 67 Uhr Abends und wurde durch die Umgehung des feindlichen linken Flügels und die Durch— brechung des Centrums entschieden. Den Hauptantheil an dem Erfolge hatten die Regimenter Elisabethpol, Eriwan und Tiflis. Der Feind flüchtete in die Richtung auf Erzerum und dessen Umgebung; Regen und dann Schnee verhinderten eine rasche Verfolgung. Unsere Truppen nächtigten auf den dem Feinde entrissenen Positionen. Als Trophäen dieses Tages wurden 40 Geschütze erbeutet; 8 Offiziere und über 300 Soldaten sind gefangen genommen, ungeheure Vorräthe von Patronen und Geschossen wurden erbeutet. Der russische Verlust übersteigt nicht 390 Stabs- und Oberoffiziere und S800 Soldaten, welche kampfunfähig geworden. Konstantinopel, 98. November. (W. T. B.) Nach den vom kleinasiatischen Kriegsschauplatze hier vorliegen⸗ den Nachrichten, sind die Armeen Moukhtar Paschas nach der Niederlage bei Deveboyun in großer Unordnung in Erzerum eingetroffen. Das Gerücht, Moukhtar Pascha sei verwundet, bestätigt sich nicht. Die Erzerum beherrschenden Positionen sind von russischen Truppen besetzt. Die Ein⸗ wohner von Erzerum verlangen die Kapitulation. General Kem ball hat Erzerum verlassen. Die erwarteten Ver— stärkungen sind nicht eingetroffen. Die Verbindungen zwischen Erzerum und Trapezunt sind bedeutend erschwert. ̃ Konstantin opel, 9. November. (W. T. B.) Regie⸗ rungsseitig wird verbreitet, Mou khtar Pascha melde aus Erzerum vom 9. d., die Russen hätten am 9. S., Mor⸗ gens um 4 Uhr, die Befestigungen von Azizie angegriffen. Nach einem Kampfe, welcher bis 2 Uhr Nachmittags gedauert hätte, seien die beiden russischen Angriffskolonnen zurück⸗ gewiesen worden, obgleich es der einen derselben bereits ge⸗ lungen gewesen sei, ein Blockhaus zu besetzen. Moukhtar 5 gebe weiter an, wieder bis Deveboyun vorgedrungen u sein. . Konstantinopel, 9. November. (W. T. B.) Aus einem hier eingegangenen Telegramm TDerwisch Paschas ght hervor, . die Russen seit einigen Tagen sehr kräftige ngriffe gegen Batum richten. ̃ London, 10. November. (W. T. B.) Der „Daily Telegraph“ bringt nachträglich noch eine ausführliche Depesche aus Erzerum vom 6. über die am 4. bei Devebojun stattgehabte, der Flucht Moukhtar Paschas nach Erzerum vorausgegangene Schlacht, worin die Niederlage der Türken der vorzü n Strategie er Russen zugeschrieben wird. Die Russen hätten in der

denselben enorme Verluste beigebracht.

. ing gegenseitige Unterstüßung der daran verhindert? Di i gemachten Gefangenen s .

Ctappen-⸗Garnisonen von Gornji⸗Dubn it. Telisch, Radomirze und daß die . r 9 . . 2

Petreven zu verhindern, ließ die russische Kriegsleitung einerseits *. ö ge

starke Kolonnen von Bogot aus in den Richtungen von Telisch und Polz J J l. He nächtlicherweile aus dem Karstschai genommen und das Bau—

holz verlassener Häuser wird als Brennholz verwendet.

Bajazid erhält eine Garnison und wird wieder in Verthei⸗

Gornji⸗

Central⸗Afrikas ausgesandt. Diese ige ! 1 1. W Herren Crespel, Kapitän des belgischen Generalstabes, Cambier, nämlich ein großer Theil der Truppen, welche an den Kämpfen von

un alle traf bei Lukowie die von Aglen vor⸗ lich soll sich die auf die Begründung

(nördlich) angegriffen türkische

des „Bayerischen ö e : wieder geöffnet, nachdem dieselbe während dreier Monate, in welcher

Er soll gesagt haben: Wenn Osman Pascha den General

(W. T. B. Of⸗

Nacht vorher 45 Bataillone, dem türkischen Centrum gerade gegenüber, in einen Hinterhalt gelegt; nachdem hierauf die Türken durch das Vorrücken der russischen Kavallerie aus ihren Verschanzungen herausgelockt worden seien, hätten sich jene Bataillone mit Ungestüm auf die Türken geworfen und Die Türken seien in der größten Unordnung nach Erzerum geflohen.

Aus Tiflis, 6. November, meldet die W. „Presse“: Gestern versuchten zwei türkische Bataillone Kars zu ver— lassen, wurden jedoch von dem russischen Cernirungscorps

Hol; und Wassermangel herrschen. Das Wasser wird

gungszustand gesetzt.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Die internationale afrikanifche Association,

2 ic im September vorigen Jahres unter dem Vorsitz Sr. Maijestät des Königs der Belgier in Brüssel konstituirte, hat nun⸗ Gurko von Norden her erfolgten Angriffe und der Einnahme dieser

mehr die erste Expedition zur Erforschung und Erschließung Erpedition besteht aus den

gleichlalls belgischer Generalstabs⸗Offizier, und dem Raturforfcher

D. Maes. Die Abreise ist am 18. Oktober von Southampton aus durch die Union⸗Mail⸗Steamship⸗Company erfolgt, welche sich er—

boten hatte, die erste Erpedition kostenfrei bis Port Natal zu bringen späteren Transporte von Menschen und Gütern gegen erhebliche Preisermäßigung zu leisten. Bekannt⸗ internationale Thätigkeit der Assoc ation . und Erhaltung von festen Stationen beschränken. So nahe wie möglich an das unerforschte Innere hinan⸗ gedrängt, wird jede dieser Stationen von einem -der mehreren Europäern ständig bewohnt, einerseits zu wissenschaftlichen Unter⸗

suchungen und zur Sammlung von Nachrichten aus noch unbekannten

Gegenden, andererseits zur Aufnahme und Beförderung der weiter

. uf die bewall h . dringenden Forschungsreisenden dienen. Zur Errichtung der Station zog. Nach dem Verluste dieser Stellung ist es nicht mehr wahr⸗ scheinlich, daß Chefket Pascha vorläufig dem Vorrücken der Russen

dieser ersten Expedition ist das Gebiet des Tanganylka⸗Sees oder ein noch weiter westlich gelegener Punkt in Aussicht genommen, von

dem aus als erster Forschungsreisender der AFsociation Ernst Marno von Wien, der in den Jahren 1870 und 1871 schon in den oberen

Nilregio en bewährte deutsche Forscher, seinen Zug antreten wird. Der Sultan von Zanzibar, von dessen Küste aus die Expedition west⸗ wärts vordringen wird, hat seine Unterstützung zugesagt. Die zur Bestreitung der erheblichen Kosten veranstalteten Sammlungen haben, besonders durch die in Belgien erzielten Beiträge die Aussicht er⸗ öffnet, daß das begonnene Werk mit Nachdruck fortgeführt werden kann, wenn ihm die Theilnahme der gebildeten Welt in dem Maße verbleibt, wie sie sich bis jetzt bekundet hat. Dafür liegen von allen Seiten erfreuliche Thatsachen vor. England, welches bisher der inter⸗ nationalen Assoziation fern geblieben war, hat einen ersten Beitrag

7 r achen eingesandt, ebenso Ungarn und Frankreich. In derselben Weise

Gewerbe und Handel. . Seit dem 4 November ist die permanente Ausstellung Gewerbemuseums in Nürnberg

Zeit der Raum für die Ausstellung von Arbeiten für die verviel⸗

ö ö 1 lein e: fäaltigenden Künste in Anspruch genommen war, geschlossen gewesen ist. fallen, daß Osman Pascha während der Gefechte von Dubnik

London, 8. November. Das Ende des lanzwierigen Strikes

im Baugewerke ist noch gar nicht abzusehen. Die Mehrzahl der Maurergesellen ist freilich geneigt, die Arbeit wieder aufzunehmen, . Unihal aber nicht zu den alten Lohnsätzen, während die Meister nur zu rend der obengenannten Gefechte kaum einer Nachlässizkeit oder dem

diesen ihre alten Arbeiter wieder engagiren wollen. Das Sterike⸗ Comits setzt mittlerweile seine Anstrengungen fort, die vom Aus⸗ lande eingeführten Arbeitskräfte den Meistern abwendig zu machen. Mit dem Dampfer „Australian“ kam gestern ein zweites Kontingent von 40 amerikanischen Maurergesellen in London an. Verkehrs⸗Anstalten.

Triest, 109. November. (W. T. B.) Der Llovyddampfer Sa turno“ ist mit der ostindischen Ueberlandpost aus Alexandria heute Vormittag 997 Uhr hier eingetroffen.

London, 8. November. Das vor fünf Monaten von Leith nach Bombay abgegangene, mit 2000 Tons Kohlen beladene Schiff „Hampden“ ist vom 16. September auf offener See verbrannt. Die Mannschaft suchte sich in Booten zu retten; 19 Leute sind auf den Seychellen angekommen, die übrigen aber fehlen. Von den Seychellen ist ein Kutter abgefahren, um Hülfe zu leisten.

Berlin, 10. November 1877.

Im Königlichen Schauspielhause gelangte gestern wiederum ein neues Stück zur Aufführung: ‚Die Töchter des Majors“, Lustspiel in 3 Aufzügen von Franz Hedberg, aus dem Schwedischen vom Verfasser selbst übersetzt. Das Stück nimmt das Interesse des Zuhörers besonders durch den eigenartigen Lokalton ge⸗ fangen, in dem es gehalten ist. Es ist ein anmuthiges, in frischen warmen Farben entworfenes Bild schwedischen Land- und Familienlebens, das durch seine schlichte Gemüthlichkeit und Herzlichkeit woblthuend wirkt; ein Stillleben, das auf dramatische Effekte keinen Anspruch macht. Das Stück spielt im Hochsommer auf dem Landsitze eines Majors, zwei Meilen von Upsala. Major Griß hat zwei jugendliche, reizende Töchter, Blenda und Lilly, und von der Herzens⸗ und Liebesaffaire dieser beiden jungen Mädchen handelt nun die einfache Fabel des Lustspiels. Die ältere Blenda ist mit ihrem Lieutenant Arvid bald einig; zwischen der jüngeren Lilly und dem Upsala⸗Studenten Berger entwickelt sich aber eine artige, neckische Plänkelei, bis sie schließlich sich ergiebt und dem jungen Mann, dem sie zuerst ge— grollt, weil er sie eine Hexe genannt und der ihr dann das Leben gerettet, ihre Hand reicht. Um diesen schlichten Inhalt, der sich freilich ohne irgend welche tiefgehende dramatische Bewegung ab⸗ spielt, ranken sich gleichsam wie schmückende Arabesken allerlei fein⸗ sinnige Züge aus dem schwedischen Volkeleben in charakteristischer, zarter Zeichnung und Färbung. Durch die vorzügliche Darstellung auf der Königlichen Bühne gewann das Stück an Leben. Den Major, die Hauptrolle des Stuͤckes, gestaltete Hr. Oberländer in ge⸗ lungener Weise zu einer liebenswürdigen alten Soldatenfigur, die in derbkerniger Geradheit Herz und Kopf auf der rechten Stelle hat. Die beiden Töchter des Majors wurden durch die Damen Frl. Reichardt und Abich mit sjewinnender Anmuth gespielt. Auch die junge Männerwelt in dem Stücke war durch die HH. Goritz, (Lieutenant Arvid), Vollmer und Dehnicke ö. vertreten, so daß die Darstellung einen durchaus befriedigenden Eindruck machte, und von dem Srl un wiederholt mit Beifall ausgezeichnet wurde. Die zweite Novität, die gestern zur Aufführung kommen sollte, ein ein aktiges Stück: ‚Taktit!?, mußte wegen Erkrankung des Frl. Keßler vom Repertoir abgesetzt werden. Dafür wurde Mosers oft wiederholter Schwank: Hrn. Kaudells Gardinenpredigten“ gegeben, der seine erheiternde Wirkung auch gestern nicht verfehlte.

Im Wallner⸗Thea ter bewährt sich Rosens lustiger Schwank „Größenwahn“ als Zugstück ersten Ranges und wird voraussichtlich bis zu der Weihnachtsposse ununterbrochen auf dem Repertoire bleiben.

Im National Theater tritt Hr. Carl Sontag morgen zum letzten Male als Doctor Wespe“ auf. Am Montag giebt der beliebte Gast den Heinrich in Lorbeerbaum und Bettelstab‘.

Im Belle⸗ Alliance Theater geht am 22 das historische Lustspiel Was Gott zusammengefuͤgt hat, das soll der Mensch nicht scheiden! neu einstudirt in Scene. Am Donnerstag wird Hr. Otto Lehfeld noch einmal den Richard III. zur Dar⸗ stellung bringen.