1877 / 272 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 17 Nov 1877 18:00:01 GMT) scan diff

Referenten Dr. Merkle mit 11 gegen 9 Stimmen beschlossen, diese Petition als nicht geeignet für die Behandlung im Plenum zu erachten. Wie man der „Leipz. Itg.“ schreibt, be⸗ merkte in der Verhandlung über seinen Antrag der Referent Dr. Merkle, man habe bisher schon genug für die Schullehrer gethan; sie sollten die Fasttage besser halten, und weniger trinken. Ein Schulgesetz sei Bedürfniß. Er sei ent⸗ schieden gegen eine gun! der Gehalte, da die Lehrer, namentlich auf dem Lande, gar nicht so übel daran seien. Dieser Auffassung entgegen und für die Petition traten der Korreferent Frickhinger und andere Mitglieder der Linken ein, während alle der Rechten angehörigen Mitglieder des Ausschusses sich Dr. Merkle anschlossen. Hr. Frickhinger hatte beantragt: 1) das Schulgeld ganz aufzuheben, 2) den ge⸗ ringsten Gehalt eines Schullehrers im ganzen Königreiche: a. bei Gemeinden von mehr als 10 000 Seelen auf 1400 , b. in Gemeinden von 2500 10000 Seelen auf 1200 6, c. in Gemeinden von einer 6 Einwohnerzahl auf 10090 6 jährlich festzustellen. Der Kul tus⸗Minister von Lutz erklärte, gegen diesen Antrag des Hrn. Frickhinger nichts einzuwenden zu haben, wenn die Kammer ihn annehme.

Sachsen. Dresden, 16. November. Die Erste Kammer genehmigte in ihrer gestrigen Sitzung fast ohne Debatte den Gesetzentwurf, betreffend die Studirenden auf der Universi ät Leipzig, mit einer vom Präsidenten Dr. Sickel be⸗ antragten redaktionellen Aenderung, die Gesetzentwürfe, be⸗ treffend das Verfahren in Forst-⸗ und Feldrügesachen, und eine Abänderung des Gesetzes über Ablösungen und Gemein⸗ heitstheilungen vom 17. März 1832, unverändert, sowie den Gesetzentwurf, betreffend das Vorzugsrecht der Ehefrau im Konkurse zum Vermögen des Ehemannes, mit einer von der 1. Deputation beantragten, von der Staatsregierung gebillig⸗ ten Modifikation. Die nächste Sitzung ist unbestimmt.

In der heutigen Sitzung der Zweiten Kammer gelangte zur allgemeinen Vorberathung ein Antrag des Abg. v. Bosse, nach welchem die Staatsregierung aufgefordert wer⸗ den soll, den von den Staatsregierungen von Preußen, der thüringischen Staaten 24. zum Schutze und zur Hebung der Fische rei getroffenen Bestimmungen beizutreten, und in eine deshalb dem Landtage zu machende Vorlage auch Bestimmun⸗ gen über Bildung von Fischereigenossenschaften mit aufzu⸗ nehmen. In der Debatte wurde für den Antrag die hohe Bedeutung des Fischreichthums der Flüsse für den National⸗ wohlstand geltend gemacht, wogegen von anderer Seite auf die noch größere wirthschaftliche Bedeutung der In⸗ dustrie aufmerksam gemacht wurde, welche durch die zur Hebung und zum Schutze der Fischerei zu treffenden Maß— regeln nicht geschädigt werden dürfe. Der Vertreter der Staatsregierung erklärte, daß die Staatsregierung die Angelegenheit der Fischereigenossenschaften ins Auge gefaßt habe und auch ohne den Antrag dem Landtage, wenn auch noch nicht dem gegenwärtigen, eine Vorlage gemacht haben würde, daß die k der in dem Antrage erwähnten Konvention nicht beigetreten sei, weil sie gegen die in der⸗ . festgesetzte Schonzeit der Gewässer Bedenken habe, daß ie aber den Bestimmungen der Konvention sich anschließen werde, welche auf dem Verordnungswege erlassen werden könnten. Der Antrag wurde auf Antrag des Abg. Dr. Schaff⸗ rath derjenigen Deputation überwiesen, an welche die in den

nächsten Tagen zu erwartende Denkschrift der i e n über e

die von derselben bezüglich der Verunreinigung der fließenden Gewässer angestellten Erörterungen gelangen wird. Die nächste Sitzung ist auf Montag angesetzt.

Sachsen⸗Coburg⸗Gotha. Gotha, 15. November. Der Landtag des Herzogthums Gotha ist gestern ver⸗ tagt worden. Auf die Berathung des Gesetzentwurfes, be— treffend den Abzug gewisser Schuldzinsen von der Einkom⸗ men steuer, ist der Landtag nicht eingegangen, weil die Be— stimmungen desselben für zu eng gefaßt erachtet wurden. Da⸗

egen genehmigte derselbe, daß die im . zum Ge⸗ chäftsbetriebe zugelassenen Feuerversicherungsgesell⸗ schaften 5 Prozent ihrer Einnahmen aus dem Herzogthum für gemeinnützige Zwecke im Interesse der Feuersicherheit an den Staat zahlen sollen, welcher die betreffende Summe, die auf etwa 15 000 S jährlich veranschlagt wird, für Lösch— anstalten u. s. w. verwenden wird.

Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 15. November. Die österreichische Qu oten⸗Deputation ö. in ie. heuti⸗ gen Sitzung, welcher Finanz-Minister Frhr. v. Pretis bei⸗ wohnte, die Berathung über den Inhalt des von dem Schriftführer Baron Walterskirchen verfaßten Berichts beendigt. Wie die „Presse“ vernimmt, wurden an letzterem wesentliche Aende⸗ rungen vorgenommen. Der Bericht umfaßt in seiner gegen⸗ wärtigen Form die beiderseitigen Nuntien, welche die Anträge der beiden Quoten⸗Deputationen enthalten und konstatirt, daß der Nuntienwechsel zu keiner Einigung führte, obgleich auch durch Delegirte beider Deputationen eine friedliche Verein⸗ barung versucht worden ist. Da eine solche nicht gelang, so

abe die österreichische Quoten⸗Deputation . ursprünglichen

eschlüsse in, erhalten und es ergab sich als weitere Lonsequenz die Nothwendigkeit der Berichterstattung an den Reichsrath. In der nächsten Sitzung würden, wie das ge⸗ nannte Blatt mittheilt, die mit dem Berichte zu verknüpfen⸗ den Schlußanträge festgestellt werden. Der Tag für die Ab⸗ haltung der nächsten . sei vorläufig noch unbestimmt.

16. November. (W. T. B) Im Abgeord⸗ netenhause wurde ein Schreiben des Landesgerichts Triest, betreffend die strafgerichtliche Verfolgung des Abg. Nabergoi wegen Vergehens gegen die Sicher⸗ heit und Ehre einem aus 9 Mitgliedern bestehenden Ausschusse überwiesen. Der Präsident machte sodann Mit⸗ theilung von einem ihm zugegangenen Schriftstücke, betreffend die indirekte Mandatsniederlegung von 32 czechischen Abgeordneten. Der Ab Ferre en, erkärte es für wünschenswerth, daß die kihn i hen Abgeordneten im Hause erschienen, um die Hand zum gemeinsamen Wirken zu bieten; er habe seiner Zeit in Böhmen wahrgenommen, daß es sich anfangs nur um geringere Meinungsverschieden⸗ heiten gehandelt habe, die ig erst später zu der jetzigen Kluft erweitert hätten. Auf das Verlangen des Abg. Prazak wird die Zuschrift der 32 Abgeordneten verlesen, worin dieselben hehe den Dualismus, die direkten Wahlen und gegen die

echtsbeständigkeit des Hauses protestiren und zugleich ersuchen, ihr Mandat als erloschen zu betrachten, falls das Haus über ihre Zuschrift zur Tagesordnung übergehen sollte. Der An⸗ trag Prazaks, die Zuschrift einem Ausschusse zu überweisen,

wurde abgelehnt. Hierauf wurde die Generaldebatte über die Bankvorlage fortgesetzt. ĩ

Pest, 14. November. Essed Bey, der türkische Bot⸗ schafter, ist mit seinem Sekretär Miran Efendi gestern Morgens nach Wien zurückgekehrt, ohne seine Akkreditive dem Kaiser überreichen zu können. Essad Bey ist am Sonn⸗ abend hier eingetroffen und hat am Sonntag den Minister des Aeußern Grafen Andrassy und den Minister⸗Präsidenten Tisza besucht. Daß Essad Bey seine Akkreditive nicht über⸗ reichen konnte, ist einem hiesigen Blatte zufolge darauf zurückzuführen, daß der Hof in der Ofner w t n, eingerichtet ist, den bei solchen feierlichen Anlässen üblichen Pomp zu entfalten. Essad Bey wird daher seine Akkreditive in Wien überreichen.

Belgien. Brüssel, 14. November. Um die Zahl der Repräsentanten mit der nach Ausweis der Zähllisten vom 31. Dezember 1875 während der letzten 19 Jahre um 508,000 Personen gestiegenen Bevölkerungszahl in Einklang zu bringen, soll der Senat um fünf, die Abgeordnetenkammer um zehn Mitglieder verstärkt und zu diesem Zwecke eine Neu⸗ eintheilung der Wahlkreise vorgenommen werden. Was die die Heeresbedürfnisse betreffenden Vorlagen der Kammern geht so ist, wie man der „Magdb. Zig.“ schreibt, außer der Vermehrung der Artillerie, auch eine Ver⸗ mehrung des Mannschaftsstandes um ein Kavallerieregiment und zwei Infanterieregimenter in Aussicht genommen. Ferner soll die Dienstzeit von acht auf zwölf Jahre erhöht und aus den letzten vier Jahrgängen die Landwehr gebildet werden. Die Anlage der zum Befestigungssystem Antwerpens gehörigen neuen Forts auf der linken Seite der beiden Netheflüßchen wird keine besonderen Geldopfer beanspruchen, da die Kosten aus dem Verkaufe des alten Festungsgrundes von Charleroi gedeckt werden.

Frankreich. Paris, 16. November. (W. T. B.) Nach einer Meldung des „Moniteur“ haben die Minister zur Beseitigung der Schwierigkeiten um ihre Entlassung ge⸗ beten. Der Marschall-Präsident habe das Entlassungs⸗ gesuch angenommen, die Minister aber gebeten, bis zur Bil⸗ dung eines neuen Ministeriums auf ihren Posten zu bleiben. Die Minister seien der Ansicht, daß der Marschall-Präsident die Elemente für ein neues Kabinet in den konstitutionellen Gruppen der beiden Kammern werde finden können. In der gestern stattgehabten Versammlung der sog. konstitutionellen Mitglieder des Senats ist, dem Vernehmen nach, beschlossen worden, Delegirte an den Herzog von Broglie zu senden und demselben sowohl ihre Einwendungen gegen eine Politik des Widerstandes mit⸗ zutheilen, wie auch auf die durch die letzten Wahlen herbei⸗ geführte Nothwendigkeit der Bildung eines Ministeriums aus gemäßigten Republikanern hinzuweisen. Die Kon⸗ stitutionellen 6 eine abermalige Auflösung der Kammer für unmöglich, falls solche nicht durch neue Thatsachen gerechtfertigt erscheinen sollte. Die beabsichtigte Besprechung der Delegirten mit dem Herzog von Broglie hat indeß bis jetzt nicht statt⸗ gehabt. Wie in parlamentarischen Kreisen verlautet, wird morgen zwischen den Delegirten der verschiedenen Gruppen der 6 des Senats eine Konferenz über die gegenwärtige Lage stattfinden. Alle Entschließungen hinsicht⸗ lich der Bildung des neuen Kabinets würden von dem Resultate dieser Kon renz abhängen. Die Delegirten der Rechten des Senats rden außerdem morgen 3 Mitglieder wählen, welche beaust; gt werden sollen, mit der Regierung zu konferiren. ;

(Fr. C.) Privatdepeschen zufolge sind am letzten Sonn⸗ tag in den Kolonien Martinique und Guadeloupe die Republikaner Lacascade und Godissart, beide Mit⸗— glieder der Linken der vorigen Kammer, wiedergewählt worden.

Versailles, 16. November. (W. T. B.) An der ern im Senate stattgehabten Wahl von vier lebens—⸗

änglichen Senatoren nahmen im Ganzen 281 Senato—⸗ toren Theil. Von den 281 abgegebenen Stimmen erhielt Chabaud⸗Latour 152, Graf Grefulhe 149, Lucien Brun 148, Grandperret 141. (Die nächsthöchste Stimmenzahl nach diesen vier Gewählten erhielt Lefranc von der Linken mit 137 Stim⸗ men.) Der Senat hat jedoch die Wahl Grandperrets für un gültig erklärk, weil ein Stimmzettel aus Versehen doppelt gezählt worden war, und die anderweite Wahl auf 6 über 8 Tage festgesetzt. Der lebenslängliche Senator anfrey (von der Linken) ist gestorben.

Die Deputirtenkammer setzte heute die Wahl⸗ prüfungen fort und erklärte eine große Anzahl von Wahlen für gültig. Unter den für gültig erklärten Wahlen sind auch mehrere von konservativen Deputirten. Zu Mitgliedern der Enquetekommission sind gewählt worden: Goblet, Mercier, Lecherbonnier, Savary, Allain-Targé, Bernard Lavergne, Albert Grävy, Lisbonne, Laisant, Floquet, Léon Renault, Jozon, Leliévre, Crozet-Fourneyron, Freminet, Menard⸗Dorian, Brisson, Casimir Perrier, Varambon, Lur de Saluces, General Chanal, Villain, Louis Blanc, Ferry, Spuller, Girard, Faye, Demassy, Millaud, Turquet, Christophle, Albert Joly, Georges rin Sämmtliche Ge⸗ wählte gehören den verschiedenen Gruppen der Linken an.

Türkei. Konstantinopel, 16. November. (W. T. B.) Der Sultan überreichte heute der Bürgergarde ihre Fahnen und hob in der dabei gehaltenen ö hervor, daß die Ehre der Nation erfordere, das Vaterland, seine Rechte und seine Würde zu vertheidigen, indem dieselbe dem allge⸗ meinen Militärdienste sich unterziehe. Er sei glücklich, zur Vermehrung der Streitkräfte des Reichs durch das Insleben⸗ rufen der Bürgergarde beigetragen zu haben und wünsche, daß Gott ihre Fahnen sein lasse ein Zeichen der Unabhängig⸗ keit und der Wahrung der Rechte der Türkei. Dem tür⸗ kischen Journgl „Vakit“, welches feindselige Artikel gegen England veröffentlicht und die Mohamedaner in Indien zur Erhebung aufgefordert hatte, ist eine amtliche Zuschrift zu⸗ en en, worin gesagt wird, daß die Regierung dergleichen Artike . nicht dulden werde, da England der Freund der Türkei sei. In der heutigen Versammlung von Delegirten der Konstantinopeler Wähler zur Wahl von 10 Deputirten wurden 6 Deputirte gewählt, 4 Moha⸗ medaner und 2 Christen.

Rumänien. Bu karest, 16. November. (W. T. B.)

Durch Dekret des Fürsten sind die Kammern zum 27. d. ein berufen. .

Amerika. Brasilien. (W. T. B.). Wie aus Rio de Janeiro über Lissabon 6 wird, hat der Kaiser Dom Pedro II. nach seiner Rückkehr die zweite Sitzungsperiode

der 16 Legislatur in den gesetzgebenden Körperschaften rn rn am 14. Oktober mit folgender Thronrede ge⸗ ; osfsslen:

Erlauchte und würdige Herren Vertreter der Nation! Indem ich mich seit meiner Rückkehr in die Heimath zum ersten Male wieder an diese Versammlung wende, erfülle ich nur die an— genehme Pflicht, allen Städten, die ich besucht, allen Pro⸗ vinzen, die ich durchreist, deren Bevölkerungen und endlich dieser Hauptstadt, meinen tiefgefühlten Dank für die Beweise von Achtung und Anhänglichkeit und für die herzlichen Freudenbezeugungen auszusprechen, mit denen ich empfangen worden bin. Die bffentliche Ruhe und Ordnung ist nicht gestört worden; Dank dem Charakter unserer Nation und ö ile h n an die Iystitutionen, die uns regieren. Mit Ihrer Hülfe und unterstützt von der Privatwohl⸗ thätigkeit, ist es der Regierung gelungen, die furchtbare Geißel der Dürre in unseren Nordprovinzen zu bekämpfen und wird sie nichts versäumen, um soweit dies möglich Mittel gegen die Wieder⸗ kehr einer solchen Heimsuchung zu finden. Die Mittel, welche Sie zur Aufrechterhaltung des Gleichgewichts zwischen den Einnahmen und Ausgaben des Staates gewährt, entsprechen ganz Ihren patrio⸗ tischen Gesinnungen. Die Beziehungen des Kaiserreichs zu allen auswärtigen Mächten fahren fort, durchaus zufriedenstellende zu sein, und es ist keinerlei Grund zu der Befürchtung vorhanden, daß die⸗ selben gestört werden könnten. In der Hauptstadt der Republik Chile sind am 26. Mai 1876 die Ratifikationen des Postvertrages zwischen Brasilien und jener Republik ausgewechselt worden. Unterm 1. d. M. wurden die diplomatischen Aktenstücke bekannt gemacht, welche den Beitritt Brasiliens zu der am 22. Juli 1875 ia St. Petersburg ab⸗ geschlossenen internationalen Telegraphenkonvention motiviren. Erlauchte und würdige Herren Vertreter der Nation! Sie kehren jetzt in Ihre Provinzen zurück und ich bin überzeugt, daß Sie auch diesmal Ihrer Aufgabe entsprechen werden, bei allen unseren Mit- bürgern das Bewußtsein immer mehr zu befestigen, daß die Wohl fahrt und Größe Brasiliens von der treuen Befolgung der Konstitution und der Gesetze des Reiches abhängt. Die Sitzung ist geschlossen.“

Der russisch⸗türkische Krieg. Europäischer Kriegsschauplatz.

Bukarest, 16. November. (W. T. B.) Einer hier ein⸗ gegangenen Nachricht zufolge ist General Skobeleff bei einem gestern vor Plewna stattgehabten Gefechte ver⸗ wundet worden; die Verwundung ist indeß eine leichte und hat der General sein Kommando beibehalten.

Konstantinopel, 16. November. (W. T. B.) Die Verbindung mit Plewna ist nach wie vor vollständig unterbrochen.

Der W. „Presse“ sind folgende Telegramme zuge⸗ gangen:

Sistowa, 13. November. Ueber die Angriffe General Skobeleffs gegen den „Grünen Berg“ bei Krschine liegen folgende Details vor; An dem Angriffe am Nach⸗ mittag des 9. d. waren betheiligt das Wladimir-Regiment, das 9g. Schüßen-Bataillon und das 3. Sappeur⸗Bakaillon. Melnizkij leitete die Ausführung der Schützengräben unter dem feindlichen Feuer. Die türkischen Tranchsen wur— den überfallen und im ersten Ansturm genommen. n der folgenden Nacht um 2 Uhr brachen zwei tür⸗ ische Kolonnen auf, von denen eine, 3009 Mann stark, Skobeleff in der Front, die andere in der rechten Flanke an⸗ griff. Die türkischen Redouten nördlich Krschine unterstützten den Angriff durch heftiges Artilleriefeuer. Melnizkij hatte aber uuf Schützengräben aufwerfen lassen und die Russen gaben erst Feuer, als die Türken auf hundert Schritte heran⸗ gekommen waren. Ein zweitesmal versuchten die Türken am 10. die Stellungen wieder zu nehmen, aber das russische Ge⸗ wehr⸗ und Geschützfeuer zwang sie, mit großen Verlusten zum Rückzuge. Russen und Türken kämpften mit gleicher Zähig⸗ keit und Tapferkeit. Der Czar übersendete vierzig Georgs⸗ kreuze für die Truppen Skobeleffs.

Bukarest, 15. November. Vorgestern versuchten Tscher⸗ kessen bei dem Piquet Ko mas ka (anderthalb Meilen östlich Giurgewo) die Donau zu übersetzen, um Vieh zu rauben. Sie wurden verjagt und ihnen fünf Stück Kleinvieh, welche sie mit sich führen wollten, abgenommen.

Pera, 14. November. In Pfortenkreisen glaubt man, daß Osman Pascha, wenn er den Durchbruch versuchen werde, dies nur in der Richtung gegen Sofia thun könne. Zum Durchbruche in der Richtung gegen Widdin fehle es an Train uns praktika eln Wegen. Auch sei Widdin für ein Armee⸗-Corps nicht genügend mit Munition und Lebensmitteln versehen. Der ehemalige Kaimakam von Plewna, Hassan Schükir, welcher sich vor der Affgire bei Dubnik im Auftrage Osman Paschas nach Sofia begeben hatte, sollte schon vor vier

Wochen alle e , zu einem gesicherten Rückzuge

Osman Paschas nach Orkhanie treffen.

Aus Bu karest telegraphirt der Spezial⸗Korrespondent des „Standard“ unterm 14. d.: „Es wird hier von Poradim gemeldet, daß General Skobeleff in der Nacht vom 13. zum 14. d. eine weitere türkische Position zur Linken von Radi⸗ schewo erobert habe. Die letzten Deserteure von Plewna hagen, daß Ghazi Osman von Konstantinopel den Befehl zur

äumung Plewnas erhalten habe und daß er sich für einen Versuch dazu vorbereite. Man behauptet hier, daß General Zimmermann über 60 000 Mann in ausgezeichneter Verfassung verfüge und bereit sei entweder gegen Schumla oder gegen Rustschuk zu operiren. Bei einer jüngsten Rekognoszirung von Tschernawoda aus nahmen die ö. einige Türken ge⸗ fangen und erbeuteten ein Convoi von Lebensmitteln.“

Aus Sofia vom 14. wird den „Daily News“ von einem Korrespondenten telegraphirt: Ich bin von Schipka, wo ungeachtet des herrlichen Wetters nichts gethan wird, nach So fäa gegangen. Der zurückgerufene chef Pascha ist hier. Tausende von flüchtigen Moslems aus den Plätzen, in deren Nähe Russen stehen, sind hier und das größte Elend herrscht unter ihnen. Sofia ist ee, voll. Große Massen bewegen sich nach Osten. Das Wetter h im Wechsel und mn m ,

Ueber Wien erhält dasselbe Blatt am 14. Abends die Meldung, an der am 21. Oktober begonnenen Eisenba hn Sist owa Tirnowag seien am 14. November Morgens einige Tausend Arbeiter thätig n Gestern ward das tür⸗ lische Reservenlager auf dem südlich von Plewna liegenden big einige Stunden lang beschossen. Längs der ganzen

inschließungslinie haben die Russen Telegraphen errichtet. Ein Courier Osman Paschas ist bei Orkhanie gefangen ge⸗ nommen worden. Man glaubt, Osman werde in der Rich⸗ tung von Lowtcha zu entweichen suchen. .

Wien, 16. November. (W. T. B) Die „Polit. Korr.“ meldet aus Cettinje von heute -Die Montenegriner haben gestern Antivari anhaltend beschossen, ein anderes montenegrinisches Corps zieht gegen die Hauptstadt Skutari.

Auf dem Marsche nach Antivari wurden die Montenegriner von mohamedanischen und katholischen Albanesen angegriffen und nahmen viele derselben gefangen. ö

Cettinje, 15. November. eig. der W. „Presse“ .) Die montenegrinischen Truppen nahmen alle Forts

um Antivgari. Heute soll auch die Stadt genommen wor⸗ den sein. Soeben wurden 30 Gefangene hierher gebracht, es sind Irreguläre aus den umliegenden Dörfern.

Der „Times“ wird aus Cettinje vom 13. Novem⸗ ber telegraphisch gemeldet:

Außer dem Fort Sutormans, das gestern durch Beschießung ur U bergabe gezwungen, haben sich noch 4 Thürme gegen Skutari

in mit 6 Besatzungen ergeben. Zwei Geschütze nnd viele Waf⸗ fen wurden genommen.

Die albanischen Stämme der Hotti, Clementi, Skreli und Castrati, haben beschlossen, je 1990 Mann nach Podgoritza zu senden. Der Statthalter von Skutari seinerseits hat versprochen, den Fami⸗ lien jener, die zum Kampfe ausziehen, Mais und Mehl zu senden. Die Franziskanermönche unter den Hotti sind nach Podgoritza beru⸗ fen worden, in der Hoffnung, sie zu bewegen, die , , ,. durch ihren Einfluß zu unterstützen. Eine beträchtliche Geldbelohnung ist ihnen für den Fall der Einwilligung zugesichert worden.

Die gegenwärtige Stärke der Türken in Albanien besteht nur aus 18 Batagillonen Regulärer und Mustehafizs mit einigen Ir— regulären. Wenn der Fürst eine schnelle Bewegung auf Skutari oder Antivari machen sollte, so würde keine Macht da sein, ihm Widerstand zu leisten. Skutari würde nur durch Cattino beschützt sein, die Brücke, welche die einzige Verbindung mit Antivari bildet.

Die hahen Berge des Landes sind jetzt mit Schnee bedeckt.“

Asiatischer Kriegsschauplatz.

Tiflis, 13. November. (Telegr. der W. „Presse“ .) Großfürst Michael hat einen Befehl erlassen, wonach es kranken und verwundeten russischen Soldaten gestattet ist, bei Privaten ihre Pflege zu nehmen. Dem Füͤrsten Met⸗ scherskis, wurde die militärische Leitung des Sanitätswesens übertragen. In den Bezirken zwischen Kars und Erzerum wird die russische Verwaltung eingeführt.

Der Speziallorrespondent der „Daily News“ im russi⸗ schen Hauptquartier sendet folgende Depeschen: „Ver an⸗ Kaleh, 13., Abends. General Heimann meldet, daß in der Nacht zum 9. November zwei Batoillone des Regiments Elisabethpol den von drei großen Redouten an der östlichen Front von Erzerum vertheidigten Mount Azizie überrumpelten, 20 Offiziere und 500 Mann zu Gefangenen machten und 26 Geschütze vernagelten. Sie zogen sich alsdann zurück, weil das Azizie beherrschende Fort Medschidje die Position unhalt— bar machte. Der russische Verlust betrug ungefähr 400 Mann.

Vergan-Kaleh, 14. November. Das Hauptquartier wurde gestern nach dem Dorfe Veran⸗Kaleh, auf dem Akbaba— hügel, sieben Meilen südlich von Kars, verlegt. Ich habe ein Telegramm erhalten, welches das meinige vom 6. ds. in Be— treff der Schlacht am Dewe⸗Bojun bestätigt. Der russische Verlust betrug 8900 Mann. Die Türken ließen 2000 Todte auf dem Schlachtfelde. Erzerum hat sich geweigert zu kapitu⸗ liren. General Heimann okkupirt 4 Meilen von Ramgyorb eine beherrschende Position. Die Truppen in dem Orte sind unzureichend für dessen Vertheidigung. In Kars ist die Situation unverändert. Neue Batterien sind errichtet wor⸗ den. Die Kanonade wird vielleicht heute wieder beginnen.

Der Spezial-Korrespondent des „Standard“ in Alexandropol telegraphirt vom 14. ds. Eine Kolonne von Ardahan ist über Olti vorgerückt und hat in den Soghanli⸗Bergen Stellung genommen. Falls Erzerum nicht beim nächsten Angriff fällt, wird General Heiman mit seinem Corps Winterquartiere im Soghanli Dagh beziehen.

Landtags⸗Angelegenheiten.

Der dem Hause der Abgeordneten vorgelegte Gesetzentwurf, betreffend die Aufnahme einer Anleihe zur Deckung der Ausgaben für Baugusführungen und Beschaffungen für die Staatseisenbahnen, lautet:

§. 1. Es ist eine Anleihe aufzunehmen, welche die Mittel für die nachstehenden Bauausführungen und Beschaffungen gewahrt:

1 auf der Niederschlesisch⸗Märkischen Eisenbahn, a. für die Anlage eines Rangirbahnhofs bei Rummelsburg noebst Geleiseanschluß an die Berliner Verbindungsbahn, fernere Rate mit 1 500 00 M. b. für die Anlage eines Bahnhofes am westlichen Endpunkt der Berliner Stadteisenbahn nebst den westlichen Anschlüssen an die Berliner Verbindungshahn, fernere Rate mit 860 000 , c. für den Umbau des Bahnhofs Liegnitz, fernere Rate mit 750 909 ½ς, d. für die Herstellung von Lokomotid— ständen auf den Bahnhöfen Frankfurt a. O. und Görlitz mit 105 00) ½ ;

2) auf der Ostbahn für die Anlage eines Rangirbahnhofes bei Cüstrin, fernere Rate mit 109 000 ;

3) auf der Saarbrücker Eisenbahn: a. für die Erweiterung des Bahnhofes Neunkirchen, fernere Rate mit 200 000 46, b. für die Er⸗ weiterung des Bahnhofs Burbach, fernere Rate mit 100 900 MS;

auf der Hannoverschen Eisenbahn; a. für die Erweiterung des Bahnhofs Osnabrück, Rest mit 102 550 M, b. für die Erweite⸗ rung des Bahnhofs Northeim, fernere Rate mit 406 000 S, e. für die Erweiterung des Bahnhofs Lüneburg, Rest mit 250 000 ,

5) auf der . Eisenbahn: a. für die Erbauung von Beamtenwohngebäuden auf den Bahnhöfen Eichenberg, Teutschen thal und Eisleben mit 195 000 6, b. für die Herstellung des zweiten Geleises auf der Strecke Niederhone⸗Bebra, erste Rate mit 475 (00 A4, e. für die Beschaffung von Betriebsmitteln mit 1000000 M0;

6) auf der Nassauischen Eisenbahn: a. für eine Werkstätten⸗ anlage auf Bahnhof Limburg, fernere Rate mit 250 090 46, b. für die Anlage eines Rangir⸗ und Uebergabebahnhofes in Limburg, erste Rate mit 150 000 . S. für die Erweiterung der Bahnhöfe Diez und Löhnberg mit 790900 S6, d. für die Herstellung des zweiten , ,. auf der Strecke von Braubach bis Oberlahnstein mit

2

7) auf der Main⸗Weser-Bahn, für die Anlage eines Central⸗ bahnhofs in Frankfurt a. M. fernere Rate mit O00 46.

8) für die Herstellung von Centralweichen! und Signalapparaten, erste Rate mit 400 009 „, im Ganzen mit 7391 550 4.

S. 2. Die Ausführung der Bauten und Beschaffungen erfolgt durch den Minister für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten.

S5. 3. Der erforderliche Geldbetrag von 7391 556 1 ist durch Veräußerung eines entsprechenden Betrages von Schuldverschrei⸗ bungen gate e, Wann, durch welche Stelle und in welchen Beträgen, zu welchem ine fuß zu welchen Bedingungen der Kün⸗ digung und zu welchen Coursen die Schuldverschreibungen verausgabt werden sollen, bestimmt der Finanz⸗Minister. Im Uebrigen kommen wegen Verwaltung und Tilgung der Anleihe, wegen Annahme der⸗ selben als pupillen ; und depositalmäßige Sicherheit und wegen Ver⸗ jahrung der Zinsen, die Vorschriften des Gesetzes vom 19. Dezember 1869 (GesetzSamml. S. 11975) zur Anwendung.

S. 4. Jede Verfügung der Staatsregierung über die unter Ver— wendung obiger Geldmittel hergestellten Bahnanlagen durch Ver—⸗ äußerung bedarf zu ihrer Rechksgültigkeit der Zustimmung beider Häuser des Landtages.

Gegeben ꝛe.

Der Etat für das Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal⸗Angelegenheiten für das Jahr 187879 weist eine Einnahme nach von 1 405 358 . C 44594 1M, welche Summe sich aus folgenden Titeln zusammen⸗ setzt: evangelischer Kultus 47539 0 (4 631 416); katholifcher Kultus 6955 M (4 225 4M; öffentlicher Unterricht 1263718 4. ( 465629 ); Kultus und Unterricht gemeinsam 45 144 0 ( 2938 6); Medizinalwesen 88 034 6 (- 5230 M; Centralver- waltung 19 165 ( 469 6). Die dauernden Ausgaben betragen 45 896040 M (darunter künftig wegfallend SI12 857 40) C6 426127 Ce) und bestehen aus folgenden Kapiteln: Ministerium 778 375 1M (4 43960 Æ6); Gerichtshof für kirchliche Angelegenheiten 366 909 M (wie im Vorjahr); evangelischer Ober⸗ Kirchenrath 143 262 6 (wie im Vorjahr); evangeische Konsistorien 282 958 M (* 7500 ƽ6); evangelische Geistliche und Kirchen 1235 124 660 (4 4515 M; Bisthümer und die zu denselben gehö— renden Institute 1243 139 6 (- 541 4M); katholische Konsistorien 35145 „„; katholische Geistliche und Kirchen 1325715 4 Sent n); Provinzial⸗Schulkollegium 455 225 M (4 36 358 M); drüfungs Kommissionen 71 6906 M (4 170 A); Universi⸗ täten 5425 753 66 (4 86429 1), und zwar Zuschuß für die Universität in Königsberg: 668 621 M C 10 340 J), Berlin: 1334 696 S (4 72 669 4Æ6), Greifswald: 135 684 ( 3490 A6), Breslau: 620 300 M ( S107 M6, Halle 336 817 1 (— 11460 6, Kiel: 478 778 (4 5308 Mαν, Göttingen: 268, 620 M ( 450 4), Marburg: 439 376 M ( 783 6), Bonn 712 594 M ( 3016 ), für die theologische und philosophische Akademie in Münster: l02 439 S (4 3450 6), für das Lyceum Hosianum in Brauns—⸗ berg: 16287 M Es sind weiter ausgesetzt für Gymnasien und Realschulen: 4553 835 M (4 4857 S609); Elementar ⸗Unter⸗ richtswesen: 18 895 534 M (4 234497 16); Kunst und Wissenschaft: 2564 986 (4 56 820M) In diesem Kapitel sind ausgeworfen für die Kunst Museen in Berlin: 667050 6 ( 20 850 M6), für die Königliche Bibliothek zu Berlin 212 429 M (4 140 40), für die Vationalgalerie zu Berlin 63 650 np (4 2340 , für das geodätische Institut zu Berlin 108 060 M (wie im Vorjahre), für das astro⸗ physikalische Observatorium auf dem Telegraphenberge bei Potsdam 59 200 , für die Akademie der Künste in Berlin und die damit verbundenen Institut! 386 878 S (4 75569 4), für das Musik⸗ institut der Hof⸗ und Domkirche zu Berlin 23 988 , die Kunst⸗ Akademie zu Königsberg 327365 ½,, die Kunst⸗ Akademie zu Düsseldorf 50 900 S6, die Kunst⸗Akademie zu Cassel 31516 4, die Zeichen⸗Akademie zu Hanau 15420 S, die Provinzial⸗ Kunst⸗ und Kunst⸗ Gewerbe⸗ ꝛc.⸗Schulen zu Breslau, Königsberg, Danzig, Magdeburg und Erfurt 49 377 , Akademie der Wissenschaften zu Berlin 1597124 S. öDas Kapitel Kultus und Unterricht gemeinsam beträgt 6 470 065 M (— 47 893 46); bei Kapitel Medizinalwesen sind ausgeworfen 1540 306 (0 ( 3621 6). Das Kapitel: allgemeine Fonds weist nach 134 017 4 An einmaligen Ausgaben setzt der Etat aus 4 645 242 (. C 1182127 46). Hiervon werden erfordert: zur Fortsetzung des Dombaues in Cöln 159 000 S, zum Bau von Universitätsgebaͤuden und zu anderen Universitätszwecken 2170 364 , zum Bau von Ge— bäuden für höhere Lehr⸗Anstalten und zu anderen extraordinären Aus⸗ gaben für diese Institute 298712 S, zum Bau von Seminargebäuden und zu anderen Seminarzwecken 1000 666 „, für Kunst und wissen⸗ schaftliche Zwecke und zur Errichtung von Denkmälern 1025500 A. Von dieser letztern Summe sollen zur Verwendung kommen zur Re⸗ gulirung der Umgebungen der Nationalgalerie in Berlin, letzte Rate 320000 , zur Fortsetzung der Abformungsarbeiten in Italien 30000 4A, zum Ankauf eines Antheils des handschriftlichen Nach⸗ lasses von Felix Mendelssohn für die Königliche Bibliothek in Berlin, 21 000 Æ, zum Bau des w, , , Observatoriums auf dem Telegraphenberge bei Potsdam, letzte Rate 147 00 M, zum Neubau der Zeichenakademie in Hanau, 1. Rate, 100 000 SH , zum Neubau der Kunstakademie in Düsseldorf, 4. Rate 300 0560 S—i, zur Vollendung der Restaurationsarbeiten des Kaiserhauses in Goslar 33 000 C6. Die Summe sämmtlicher Ausgaben beträgt 50 541 282 Mn (4 1608 254 h.

Statistische Nachrichten.

Nach einer Uebersicht über den Handel Lübecks im Jahre 1876, welche die Lübeckische Handelskammer veröffentlicht hat, um⸗ faßte der Seeschiffsverkehr 2537 angekommene Schiffe mit 19,350 Mann Besatzung, von welchen 163 in Ballast kamen; abgegangen sind 2520 Schiffe, darunter 1189 in Ballast. Von Rußland kamen 638 Seeschiffe, gegen 450 im Jahre 1875, aus Schweden 443, gegen 325 im Jahre 1875, aus Dänemark 596, gegen 473 im Jahre 1875. Im Flußverkehr kamen an von der oberen Trave 566, von der unteren Trave 1060 und auf der Wakenitz 219 beladene Fahrzeuge. Der Werth der gesammten Waareneinfuhr wird auf 195, 105, 558 geschätzt, wovon N,s0 Co auf die Einfuhr zur See entfallen. Von der Einfuhr zur See wiederum entfallen 34000, )00 M6 eirca auf die Einfuhr aus Rußland, welche sich seit lange kontinuirlich vermehrt hat. Die Gesammtausfuhr seewärts hatte im Jahre 1876 einen Werth von 9808516 S und landwärts einen Werth von 167,811,798 6 Im Einzelnen wurden nach Rußland aus— geführt Waaren im Werthe von 51,528,039 „S6, nach Schweden für ca. 30, 00.000 M, wogegen die Einfuhr von daher nur einen Werth von 8,412,805 S0 hatte.

Nach dem soeben erschienenen Jahrbuch für bremische Statistik, herausgegeben vom Bureau für bremische Statistik (Kommissionsverlag von G. A. von Halem in Bremen, 1877), betrug die Bevölterunz von Bremerhaven im Jahre 1826 nur ca. 20 Ein⸗ wohner, sie stieg bis zum Jahre 1831 auf 414, 1836 auf 1460 und erreichte im y. 1876 12,8565. Die Einwohnerzahl von Bremen hat sich in dem Zeitraum 1826 —1876 von 56,929 auf 146, 690 ver— höht. In Bremerhaven haben in Folge der starken d,, . der Bevölkerung die einstöckigen r . bis auf 30/6 der Gesammtzahl abgenommen, im bremischen Gebiete sind kaum andere als einstöckige Gebäude vorhanden, in Bremen bilden sie noch 29, * 6, die zwei⸗ fee gen 50s oo, die dreistöckigen 9.856 / die vier⸗ und mehrstöckigen COsso/9 der Gesammtzahl. In Bremen kamen im Jahre 1864 auf 1 bewohntes Privatgebäude 1,0 Haus— haltungen und 6 Bewohner, 1875 dagegen 1,90 Haushaltungen und, 6.83 Bewohner; in Bremerhaven . sich in a , Pericde die Haushaltungen in je einem Gebäude von 234 auf Z, os und die Bewohnerzahl von 11,3 auf 14,4 vermehrt. In eigenen , wohnten von 100 Haushaltungen in Bremen 1857: 39, , 875: 33,B 6; in Bremerhaven 21,0 bezw. 18,13, im Gebiet 37,60 bezw. 41,963, im Staat 31,32 bezw. 33,6.

Der Steuerwerth des Grundeigenthums smit Ausnahme der dem Staat, den politischen, den Kirchen- und Schulgemeinden, sowie die milden Stiftungen gehörigen Gebäuden) betrug im Staate Bremen Ende 1827 82,938,729 S, Ende 1876 521,826,660 Æ In der Stadt Bremen betrug der Werth 1327: 1876 64,840, 430 M: 408,676, 870 M, in Bremerhaven 1842: 1876 1,981,398 : 32, 388, 430 MC

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Die Königliche General-⸗Inspektion des Militär. Erziehungs⸗ und Bildungs⸗Wesens hat einen Leitfaden für den Unterricht im militärischen Geschäftsstil und in der Geschäfts— kenntniß“ vom Hauptmann Bartels ausarbeiten lassen, um den mannichfachen Verschiedenheiten, mit welchen das militärische Schreib⸗ wesen bisher gehandhabt wurde, abzuhelfen. Dieser im Verlage der Königlichen Hof⸗Buchhandlung von C. S. Mittler C Sohn in Berlin, Kochstraße 69, erschienene Leitfaden wird dem Unterrichte auf allen Militũr⸗Blldungsan flaften nunmehr zu Grunde gelegt werden und sowohl in der Armee überhaupt wie insbesondere für die Militär⸗ Examina zu beachten sein. :

Von dem Sammelwerk: Die Gesetze und Instruktio- nen über die evangelische Kirchenverfassung in den acht älteren Provinzen der Monarchie (Berlin, R. v. Deckers

Verlag. Marquardt u. Schench ist die II. Abtheilung erschienen.

(Nach den amtlichen Quellen. Mit 3 Sachregistern. 103 Bogen kl. 8. Kartonnirt Preis 113 M) Die erste Abtheilung eathält die

Gesetze und Instruktionen für die acht älteren Provinzen vollständig— unter Hinzufügung von Parallelstellen, die zweite Abtheilung die

Kirchengemeinde⸗ und Synodalordnungen für Schleswig⸗Holstein und den Amtsbezirk Wiesbaden sowie Ergänzungen, en e, Gesetze, Ministerial⸗Erlasse und durch Verfügungen des Evangelischen Ober⸗ Kirchenraths zu den Kirchenverfassungsgesetzen für die älteren Pro⸗ vinzen gegeben worden sind, in übersichtlicher Anordnung. Den einzelnen Theilen sind ausfuhrliche Sachregister beigegeben worden, durch welche sich diese Ausgabe besonders empfiehlt.

Eine wissenschaftliche Monographie über Herder ist schon lange gewünscht worden. Jetzt erscheint eine solche, gleichzeitig mit dem großen Unternehmen einer kritischen Gesammtausgabe der Her— derschen Werke, Soll die Ausgabe Bernhard Suphans außer dem Terte auch durch Einleitungen und Anmerkungen wissenschaftlich orientiren, so wird dadurch jener Wunsch noch nicht vollständig erfüllt, und so wird die Biographie Herder nach seinem Leben' und seinen Werken dargestellt von R; Haym-, von der vor Kurzem die erste Häffte des ersten Bandes erschienen ist (Berlin, 1577 Gaertner) allseitig will⸗ kommen gebeißen werden. zumal der Verfasser, Professor der Philo— sophie in Halle a. S., sich durch seine Monographie Über die roman= tische Schale als einer der ersten Kenner unferer ne ieren Literatur⸗ 1 bewährt hat Obgleich Haym den Plan zu seiner Herder⸗

iographie gefaßt hatte, ehe ihm von dem Suphanschen Unt rnehmen Kunde wurde, so bekennt er doch, daß ihm eben durch dieses letztere eine Förderung zu Theil geworden sei, die er nicht hoch genug veranschlagen könne. Der bis jetzt vorliegende Theil enthält in zwei Büchern die Schilderung von Herders Leben in Preußen und in Riga. Auf die Fortsetzungen das Werk ist auf zwei Bände berechnet werden wir seiner Zeit kurz hinweisen und dann nach Abschluß des Ganzen das wichtige Werk in seiner Gesammtheit besprechen.

Musikalische Studienkspfe“ von La Mara. Dritte mit den Verzeichnissen der Werk jedes Komponisten vermehrte Auf— lage. L Lieferung (Leipzig, Verlag von Schmidt und Günther.) Diese Sammlung ist vermöge ihrer gefälligen, mit Sachkenntniß ver⸗ bundenen Darstellungsweise in wenigen Jahren zu einem Familien- buche geworden. Die genauen Verzeichnisse der Werke jedes Kom— ponisten sind eine höchst schätzenswerthe Beigabe der neuen Auflage. Diese enthält die Biographien von Weber, Schubert, Mendelssohn, Schumann, Chopin, Liszt, Rich. Wagner, Cherubini, Spontini, Rossini, Boieldieu, Berlioz. Moscheles, David, Rob. Franz, Rubin⸗ stein, Brahms, Tausig. Das Ganze erscheint in 39 Lieferungen Gede zu 30 9).

Das „Sp ruchbuch' von Luise Kugler ist in Schüne— manns Verlag in Bremen bereits in dritter vermehrter Auflage er— schienen. Dasselbe bietet auf 406 Seiten in übersichtlicher Anord— nung eine reiche Auswahl kurzer Aussprüche in Dichtung und Prosa, die allen menschlichen Stimmungen und Regungen angepaßt und nicht nur aus der deutschen Literatur, sondern auch aus den fremden Klassikern, wie Shakespeare, Byron, Swift, Calderon, Beaumarchais 2c. sowie den heiligen Schriften geschöpft sind. Die fir eine „Zueignung“ freigelassene erste Seite des Buchs weist darauf hin, daß Dasselbe be⸗ sonders zu Geschenken bestimmt ist, wozu es sich auch durch die saubere Ausstattung und den Prachteinband eignet. Der Preis be— trägt 6 .

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Seit Erlaß der Bekanntmachung vom 8. d. M. sind neue Aus⸗ krüche der Rinderpest innerhalb des Reichsgebiets nicht vorge⸗ kommen. Geisenheim ist auf Grund des 5§. 37 der Instruktion vom X Juni 1873 für seuchenfrei erklärt worden, nachdem seit dem letzten . drei Wochen verstrichen und die Desinfektionsarbeiten

eendigt sind.

Im Regierungsbezirk Aachen ist der Ertrag der Feldfrüchte im Allgemeinen nur ein mittelmäßiger. Roggen lieferte nur eine ganz gewöhnliche Mittelernte, bei dem Weizen ist der Körnerertrag noch etwas geringer; dagegen ist die Menge des er⸗ zielten Strohes recht bedeutend. Die Haferernte bleibt weit hinter einer Mittelernte zurück, auch ist der Hafer leichter als in anderen Jahren. Nur der Buchweizen hat eine recht ergiebige Ernte geliefert. Auf die Kartoffeln hat die regnerische Witterung besonders schädlich einge⸗ wirkt; ihr Ertrag entspricht nicht demjenigen des Vorjahres, auch sind dieselben auf schwererem Boden von der Fäule ergriffen, und befürchtet man, daß nach der Einkellerung die Krankheit noch weiter um sich greifen wird. Die Flachsernte war eine mittelmäßige, was an der Quantität fehlt, ersetzt die Qualität des gewonnenen Flachses. Die Gartenerzeugnisse sind im Ganzen befriedigend gediehen, der Obstertrag ist dagegen sehr gering. Die Grummeternte ist, wie die Heuernte sehr reichlich ausgefallen und an Futterkräutern für den kommenden Winter überhaupt kein Mangel zu befürchten. == Im Regierungsbezirk Arnsberg dürfen die Ernteergebnisse im Allgemeinen als günstige bezeichnet werden. Der Roggen ist durchweg gut gerathen und leidlich eingebracht worden. Der Ertrag an Stroh und Körnern übersteigt den der Vorjahre nicht unerheblich. Dasselbe gilt im Allgemeinen vom Weizen. Bei dem Sommer⸗ getreide war der Ertrag weniger reichlich, auch haben Stroh und Körner durch den vielen Regen während der Erntezeit in der Qua— lität gelitten. Die Kartoffelernte ist, in Folge des Auftretens der Kartoffelkrankheit in den Gebirgsgegenden, durchweg schlecht ausge— fallen, während das Ergebniß in der Ebene ungleich gunstiger war. Gras und Futter kräuter sind in selten reichem Maße zugewachsen. Auch die Obsternte ist reichlich ausgefallen, während die Qualität des Obstes zu wünschen läßt. Die Preise der Konsumtibillen, na— mentlich der Kartoffeln, sind hoch.

Gewerbe und Handel.

Die Generalpversammlung der Aktionäre der Berlin-An— haltischen Maschinen bau Aktien ⸗Gesellschaft nahm den Geschäftsbericht entgegen, genehmigte den Vorschlag, den erzielten Gewinn vollständig auf Abschreibungen zu verwenden, und ertheilte die Decharge. Für, die auf der Tagesordnung stehenden Aufsichts rathswahlen war die Versammlung nicht besch ußfähig.

„Nach dem Geschäftsbericht des Bergischen Gruben und Hüttenvereins zu Hoch dahl waren während der verflossenen Campagne 2 Hochöfen in Betrieb. Die Produktion betrug 33 653 999 kg gegen 31 163702 kg im Vorjahre. Aus letzterem wurden übernommen 3 847 075 Kg; Summa der Produktion und des alten Vorraths 37 501 065 Eg. Verkauft wurden 35 366 375 kg; verbraucht an Gußwaaren 124 690 kg, Summa 35491565 EAg, so daß am 1. Juli d. J. ein Bestand von 2009 500 kg verblieb. Es betrug die durchschnittliche Tagesproduktion per Hochofen 46 101 kg . 42573 in 1875— 1876 und 41 169 in 1874 1875 und das

usbringen des Eisensteins 48, 0 ½ gegen 47,8509 im Vorjahre. Die Selbstkosten gingen um 7,12 6 gegen die des Vorjah -es zurück.

London, 15. November. (E. C.) Um der Arbeitsein stellung der Maurer in London zu begegnen, haben die vereinigten Ge— , beschlossen, ihrer noch tausend vom Festlande herüber⸗ zuholen.

London, 16. November. (W. T. B.)

Wollauktion waren Capwollen stark gf t.

Havre, 16. November. (W. T. B) Wollauktion. Es waren 2239 B. angeboten, 1091 B. wurden verkauft. Die Auktion war belebt, Preise unverändert.

Verkehrs ⸗Anstalten.

Elberfeld, 17. November. (W. T. B) Die Einnahmen der Bergisch⸗Märkischen Eisenbahn betrugen im Monat Oktober a. C. 5 268 280 66 gegen 5 9r7 435 M im Oktober 1876, mithin Mehreinnahme 220.835 66 Die Cinnahmen der Ruhr— Sieg⸗Eisenbahn inkl. Finnentrop ⸗Olpe betrugen im Mongt Oktober a. c. 552 776 M gegen 570 4257 im Oktober 1876, mit- hin. Mind ereinnahme 17851 66. Die Einnahmen der Ber⸗ gisch⸗Märkischen und der ( , , n. zusammen betrugen im Monat Oktober er. 5 821 056 MS, gegen 5617 852 im Ok-

Bei der gestrigen