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des eigenthümlichen Fonds derselben eine Reihe von Zuwendungen zu wohlthätigen wecken beschlossen haben. Sodann erklärte sich der Landtag mit den Bedingungen einverstanden, unter denen das Landarmen⸗ und Korrigendenwesen der Oberlausitz vom 1. Ja⸗ nuar 1878 an mit dem des Herzogthums Schlesien und der Grafschaft Glatz zu einem gemeinschaftlichen für die ganze Pro⸗ vinz vereinigt werden soll, ertheilte dem Landeshauptmann und Landesältesten und dem Landesbestallten Vollmacht zum Abschluß des betreffenden Abkommens auf Grund des vom Vor⸗ sitzenden vorgelegten Entwurfes, und traf im Uebrigen die zur Aus⸗ führung dieser Verschmelzung erforderlichen Bestimmungen. Der Antrag des landwirthschaftlichen Central-Vorstandes der Oberlausitz auf Begründung eines Armen Arbeitshauses wurde abgelehnt, dagegen die Errichtung eines Siechenhauses für die Oberlausitz ins Auge gefaßt, und soll dem nächsten Landtage eine detaillirte Vorlage unterbreitet werden. Sodann wurde der Vorsitzende, der stellvertretende Vorsitzende, fünf Mit⸗ glieder und drei stellvertretende Mitglieder des Kuratoriums der kommunalständischen Bank theils wieder, theils neu auf sechs Jahre gewählt. Hierauf erstattete das Direktorium der Sparkasse den Geschäftsbericht. Derselbe ergiebt, daß die Einlagen im Jahre 1876 50 765 S6 mehr betrugen, als die Rückzah— lungen, daß aber in den ersten 9 Monaten des laufenden Jahres die Einlagen durch die Rückzahlungen um 362 837 überschritten wurden, ein Umstand, welcher seinen Grund vorzugsweise in den Zeitverhältnissen hat. Die Ge—
Revenüen
sammt⸗Fonds der Sparkasse erreichten am Schlusse des Jahres 1876 die Höhe von Darunter befindet sich der Reservefonds mit 531 754 Mt, welcher im Jahre 1876 um 54 296 M6 gestiegen ist. Außer der nachträglichen Genehmigung einiger Ausleihungen gab der Bericht zu Beschlüssen keine Veranlassung. Mit der Sei⸗ tens des Direktoriums erfolgten Ernennung eines Kurators, eines stellvertretenden Kurators und eines Rendanten für Neben⸗Sparkassen erklärte sich der Landtag einverstanden. rr 2 2
Bayern. München, 21. November. In der heutigen Sitzung der Kammer der Abgeordneten wurde zunächst den Nachweisungen über die Ausgaben des Finanz⸗Ministeriums sowie über die Rechnungsergebnisse der Forstverwaltung für 1875 Anerkennung ertheilt. Hierauf folgte die Berathung des Etats der Forstverwaltung. Der Ausschußantrag: ein Postulat für die Forstlehranstalt in Aschaffenburg in das Budget einzustellen, rief eine lange Debatte hervor. Der Finanzausschuß will die von der Regierung beschlossene Verlegung der Aschaffenburger Forstschule an die Uniyversität München dadurch unmöglich machen, daß er die ge⸗ ringeren Kosten der Vereinigung mit der Universität zu streichen, die viel größeren des Fortbestandes der separirten Anstalt der Regierung aufzuzwingen vorschlägt. Der Staats⸗Minister von Berr bestritt der Kammer das Recht hierzu. Das Geldbewilligungsrecht der Kammer, in einer solchen Ausdehnung aufgefaßt, würde das Organisationsrecht der Krone illusorisch machen. Der Regierungsbeschluß, die Anstalt aufzuheben, werde jedenfalls realisirt werden. Ver— weigere die Kammer die Mittel zur Verlegung des forstlichen Unterrichts an die Universität München, so müßte ein solcher Unterricht in Bayern überhaupt aufhören, und die jungen Leute den Unterricht da suchen, wo sie ihn bekommen können. Gegen den Ausschußantrag sprach auch noch der Abg. Völk, dafür Graf Fugger und Kurtz.
— 22. November. (W. T. B.) Durch Königliche Bot⸗ schaft ist die Session bis zum 31. Dezember verlängert worden. — Die Debatte über die Aufhebung der Forstschule in Aschaffenburg dauerte in der heutigen Sitzung der Abgeordnetenkammer fort. Der Abg. Herz empfahl neben der Regierungsvorlage, welche eine Verlegung des forst⸗ lichen Unterrichts an die Universität München verlangt, die Reorganisation und die Belassung der Forstschule in Aschaffen⸗ burg. Der Regierungskommissar bezeichnete die Forstschule in Aschaffenburg als nicht mehr reorganisationsfähig. Der Finanz⸗Minister erklärte, der Beschluß der Regierung wegen Aufhebung der Forstschule sei unabänderlich, und stellte wieder⸗ holt das Geldbewilligungsrecht der Kammer in dieser Frage mit Rücksicht auf das Organisationsrecht der Krone als ein beschränktes hin. Die Sitzung wurde demnächst auf morgen vertagt.
— Zu dem Gesetzentwurf über den Verwaltungs⸗ Gerichtshof ist nunmehr auch das Korreferat des Abg. Dr. Völk ausgegeben worden. Dasselbe ist in der Form von tabellarisch zusammengestellten Anträgen zu den Vorschlägen des Referenten Abg. Hauck verfaßt. Diese Vorschläge finden vielfach die unbedingte Zustimmung des Korreferenten; zu einem nicht unerheblichen Theile geben sie ihm jedoch Anlaß zu eigenen neuen Anträgen. Der Schlußvorschlag des Refe⸗ renten, wonach die Einführung des Gesetzes „von der voll— ständigen Organisation der Verwaltungsbehörden“ abhängen solle, wird in eingehender Erörterung „schon seiner ,,,. wegen“ zurückgewiesen; aber auch hiervon abge—⸗
ehen, sei daran festzuhalten, daß die Einführung der Ver⸗ waltungsrechtsprechung mit dem obersten Gerichtshof eben der erste nothwendige Schritt zur Klärung und Bildung des Verwaltungsrechts und damit die Voraussetzung, ja Be⸗ dingung weiterer gedeihlicher Entwicklung auf dem Gebiete der Verwaltungsorganisation ist. Dr. Völk schließt sein Korreferat mit den Worten: „Hätte man im Jahr 1869 den Verwaltungsgerichtshof auch mit seiner beschränkteren Zu⸗
ständigkeit angenommen, dessen Rechtsprechung würde vielfach
Klarheit in die Verworrenheit unseres Verwaltungsrechts ge⸗ bracht, ir Fortbildung desselben beigetragen, die Schäden und Mängel aufgedeckt und uns bis heut einen Zustand geschaffen haben, auf welchem wir als Grundlage fortbauen könnten. War damals das anerkannt Bessere der Feind des Guten, so würde das heut in höherem Maße der Fall sein. Inwieweit die Vorschläge des Berichterstatters auf Verminderung der Kreisregierungen, der Bezirksämter, der Amts-, Land- und Bezirksgerichte Anspruch auf Berücksichtigung haben, ist hier nicht zu untersuchen — hängt dies doch mit der e, . Reichs Gerichtsorganisation auf das innigste zusammen. So viel aber ist sicher; daran den Verwaltungsgerichtshof heute hängen zu wollen, 6 deutlich, denselben gar nicht wollen. Kommen wird er doch, weil er kommen muß, da, wie nachgerade allgemein anerkannt wird, ja die Berwaltungsrechts⸗ flege ein nothwendiger Bestandtheil unseres Rechtslebens im
eiheitlich geordneten Staat ist. Verschieben wir aber seine Einführung, so verlieren wir eben wieder kostbare Jahre der vorbereitenden Entwickelung und der Klärung und Feststellung unseres Verwaltungsrechts. Davor möchte ich unser Land
bewahren.“
13 444 468 (S6
Sachsen. Dres den, 22. November. Die heutige Sitzuug der Zweiten Kammer dauerte nur eine Viertelstunde. Ein Antrag des Abg. Freytag auf Einführung des allgemeinen
leichen Wahlrechts für die Landtagswahlen wurde nach * Motivirung durch den Antragsteller zur Schlußberathung gestellt.
Mecklenburg. Sternberg, 15. November. Die Schwerinsche Landtagsproposition, betreffend die Gerichtsorganisation, lautet:
Se. Königliche Hoheit der Großherzog bringen Ihren getreuen Ständen nicht nur die Fortsetzung der Berathungen Über die durch die Reichsjustizgesetzgebung erforderlich werdenden Gebäude und die Deckung der dadurch entstehenden Kosten in Vorschlag, sondern ver⸗ fsellen auch die Frage über die Bestreitung der nach Durchführung der neuen Organssation für die laufende Justizverwaltung aufzuwen⸗ denden Kosten nebst mehreren zwecks 2 der Reichs justiz⸗ gesetze erforderlichen und schon jetzt im Entwurf festge stellten Ver⸗ ordnungen zur Verhandlung und hegen die vertrauensvolle Erwar⸗ tung, daß Ihre getreue Ritter⸗ und Landschaft bei der Berathung der speziellen Vorlagen, welche ihnen wegen der gedachten wichtigen Gegenstände zugehen werden, ihre bewährte patriotische Gesinnung bethätigen werden.“ —
Von den 191 Provositionen, welche der engere Ausschuß von Ritter⸗ dad Landschaft dem gestern er— öffneten Landtage ve Calegt hat, erwähnen wir folgende: Zwei Ritter aus dem Ner fi Stavenhagen, der Landrath Graf von Voß und der Erb⸗Lahämarschall Graf von Hahn, sowie die Bürgermeister von Malchin und Stavenhagen beantragen die Bewilligung einer Landeshülfe von 150 000 M für die Meile à fonds perdu zur Erbauung einer ungefähr 32745 Mei⸗ len langen Sekun där-Eisenbahn zwischen den Städten Waren und Malchin, unter Voraussetzung der bisher noch nicht ertheilten Genehmigung der Großherzoglichen Regierung. Was die auf dem letzten Landtage abgelehnte Uebernahme der Kosten der Errichtung und Erhaltung eines Leuchtfeuers auf der Buckspitzt bei Bastorf an der Ostseeküste betrifft, so erklärt die Regierung „sich durch die Umstände zur Wiederaufnahme der Verhandlungen genöthigt“ und beantragt die aversionelle Bewilligung von 120 900 (, für die Erbauung und Einrichtung des Leuchtfeuers, unter Vorbehalt späterer weiterer Vorschläge wegen der Erhaltungs- und Betriebskosten — Der dem engeren Ausschusse von der Ritterschaft auf dem jüngsten Malchiner Landtage ertheilte Auftrag, an beide Großherzoge das Gesuch zu richten, ihren vun ten, namentlich durch ent⸗ sprechende Anweisung ihrer Vertreter im Bundesrath, dahin verwenden zu wollen, daß das Reichsgesetz, betreffend die Beurkundung des Personenstandes und die Eheschließung, baldthunlichst in der Weise abgeändert werde, daß an die Stelle der obligatorischen Civilehe die fakultative Civilehe trete, ist bis jetzt ohne Erwiderung Seitens der beiden Landes⸗ fürsten geblieben. .
— 22. November. (W. T. B) Die mecklenburgi⸗ sche Ritterschaft hat beschlossen, die Großherzoge zu erfuchen, beim Bundesrath für eine baldige Abänderung des Reichseivilstandsgesetzes zu wirken, und zwar im Sinne der Einführung der fakultativen Civilehe statt der ob⸗ ligatorischen.
Hamburg, 21. November. Der Senat hat bei der Bürgerschaft die Erbauung eines 5. Elbfeuerschiffes beantragt. Der Preis des Schiffes, welcher sich schwer mit Bestimmtheit im Voraus ermitteln läßt, ist auf (pro maximo) 100,000 S veranschlagt.
Oesterreich⸗Ungarn. Pest, 21. November. Im Ab⸗ geordnetenhause reichte heute der Abg. Jvan Tombor im eigenen Namen so wie im Namen der übrigen kroatischen Ab— geordneten einen Beschlußantrag ein, daß auf Grund des Gesetzartikels 390 vom Jahre 1868 das kroatisch⸗slavonische Grenzland noch während der Dauer des gegenwärtigen Reichslages in Kroatien-Slavonien einverleibt werde. Hierauf wurde der Gesetzentwurf über die Grenzbahnen in Verhandlung gezogen und unter Ablehnung der von den Abgg. Tombor und Peretti gestellten Amendements unveränder angenommen.
Niederlande. Der „Leipz. Ztg.“ wird unter dem 19. d. M geschrieben: Wie aus dem Haag von gutunter— richteter Seite mitgetheilt wird, kann die Wiederherstel⸗ lung der früheren guten Beziehungen zwischen den Nieder⸗ landen und dem venezuelanischen Staatenbunde nun endlich in nicht mehr weit entfernter Zeit erwartet werden. Die Nachricht, daß die Wiedereröffnung der Häfen von Vela de Coro und Maracgibo bereits vollzogen sei, ist zwar un— richtig, zum wenigsten hat die Regierung im Haag davon auf offiziellem Wege noch keine Mittheilung erhalten; der Wiedererbffnung dieser Häfen kann indeß nach von verschie⸗ denen Seiten eingegangenen Meldungen vermuthlich in Kurzem entgegengesehen werden. Auf Grund eines von dem Minister der auswärtigen r eg e nn, in Caracas, der venezuelanischen Hauptstadt, dem neuen Präsidenten der Republik, gemachten Vorschlages zur Wiederanknüpfung der diplomgtischen Beziehungen mit den Niederlanden kann die Ankunft eines venezuelanischen Gesandten im Haag in Kurzem erwartet werden. Dieser Gesandte würde zugleich beauftragt sein, mit den Niederlanden einen Vertrag ab⸗ zuschließen zu dem Zwecke, zu einem besseren modus vivendi zwischen Venezuela und der dessen 3 nahe gelegenen niederländisch-⸗westindischen Insel Euracao zu gelangen. Im Hinblicke auf die Reziprozität, welche die Abordnung eines niederländischen Gesandten nach Caracas würde . machen können, ist dieser Posten bereits in dem den Genexal⸗ staaten jetzt vorliegenden Budget für das nächste Dienstjahr in Vormerkung genommen. Inzwischen ist die venezuelanische Regierung ihren Verpflichtungen bezüglich der niederländischen Gläubiger nachgekommen. Der Vorschlag, die Pulver⸗ und Waffenausfuhr aus Curagao ganz zu verbieten, ein Vorschlag, der in Curazgo selbst in Anregung gebracht worden, um da⸗ durch einen Hauptanlaß zu den bisherigen Beschwerden der Behörden Venezuelas über Unterstützung revolutionärer Um⸗ triebe von dieser Insel her zu beseitigen, wird von der nieder⸗ ländischen Regierung in ernstliche Erwägung gezogen werden.
Frankreich. Versailles, 22. November. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer setzte heute die Wahlprüfungen fort und erklärte u. A. auch die Wahlen mehrerer konser⸗ vativen Deputirten für gültig.
Italien. Ro m, 22. November. (W. T. B.) Der Kammer
ist heute von der Regierung eine Reihe von Gesetzent⸗
würfen vorgelegt worden. Unter denselben befinden sich die Vorlage, betreffend den Handelsvertrag mit Frankreich, sowie Gesetzentwürfe über den Rückkauf der römischen Südbahnen, über den Eisenbahnbetrieb, über den Bau neuer 2 über die Verlängerung des gesetzlichen Umlaufs der Banknoten auf 6 Monate, über die Errichtung einer Marine⸗ und Militär⸗ Akademie in Livorno, über einige Bestimmungen des Preß— gesetzes, über die Erhöhung der Bezüge der Professoren an den technischen Anstalten und der Gerichtsbeamten, über die Wahlreform und über das Sicherheitsgesetz. Im Fortgange der Sitzung wurde das vorläufige Budget des Justtz—⸗ Ministeriums auf das Jahr 1878 von der Kammer genehmigt. — Wegen Unwohlseins des Papstes wurden die auf heute angesetzten Audienzen verschoben. Nach einem Telegramm der Wiener „Neuen Freien Presse“ hat der Kardinal⸗Staats—⸗ sekretär Simeoni den Kardinälen mitgetheilt, er wünsche mit Rücksicht auf den Gesundheitszustand des Papstes über mehrere, die allgemeinen Interessen des päpstlichen . berührende Angelegenheiten sich mit ihnen zu be— rathen.
— 23. November. (W. T. B.) In der gestern stattgehabten Versammlung der Majoritat der Deputirten— kammer waren die Minister Depretis, Nicotera, Brin und 130 Deputirte anwesend. Ein Antrag Castellano's, dahin gehend, eine Kommission zu wählen, welche ihrerseits ein aus 15 Mitgliedern bestehendes leitendes Comit« ernennen soll, wurde angenommen. Der Minister⸗Präsident Depretis hob die Erhöhung des Budgets für Zwecke der öffentlichen Sicherheit hervor und erklärte, daß das Ministerium auch die Steuerreform in die Hand nehmen würde.
Anterika. Washington, 20. November. (Reuters Bureau.) Im Repräsentantenhause erklärte der Schatz⸗ sekretär in Erwiderung einer Interpellation des Hauses, daß er Bonds der 4prozentigen Anleihe der Vereinigten Staaten im Betrage von 75 000909 Dollars in befriedigender Weise plazirt habe, daß aber die Furcht vor der Remonetisirung des Silbers weitere Verkäufe gehemmt und eine zeitweilige Verschiebung der ferneren Unterbringung der Anleihe ver⸗ ursacht habe. — Der amtliche Bericht des ee e, der Union giebt die Reineinkünfte des letztverflossenen Fiskaljahres auf 269 000 000 Dollars und die Reinausgaben auf 238 000 000 Dollars an.
Afrika. Von der Westküste wird per Dampfer „Biafra“ gemeldet, daß daselbsut ein neuer Ein geborenen— Krieg ausbrechen dürfte, da drei Binnenstämme Betreffs des Anrechts auf den nach der Küste führenden Landweg mit— einander in Streit liegen. Die drei ö. Stämme sind die Joadans, die Ijebas und die Egbas. Die zwei letzteren beanstanden den Anspruch der . auf ein Recht des Durchzugs durch ihr Gebiet. Zur Zeit des Abgangs der „Biafra“ wurden Unterhandlungen gepflogen, aber man er— wartete, daß es zu einem Kampfe kommen würde.
Der russisch⸗türkische Krieg.
Wien, 22. November. (W. T. B.) Die „Wiener Abend post“ reproduzirt den Artikel der Norddeutschen Allgemeinen Zeitung“ über die angeblich von der Pforte bei dem deutschen Botschafter, Prinz Reuß, nachgesuchte Friedensvermittlung und bemerkt dazu in der Einlei⸗
tung, daß nach ihrer Ansicht der Artikel die Zumuthung einer
Intervention Deutschlands zu Gunsten der Türkei zurückweise.
Wien, 23. November. (W. T. B.) Gegenüber den Meldungen mehrerer Blätter von einer angeblichen diplo⸗ matischen Kundgebung Oesterreich-Ungarns zur Definirung seiner Interessen im Orient kann das „Fremdenblatt“ versichern, daß für Oesterreich-Ungarn in juüngster Zeit keine Veranlassung vorgelegen habe, seine In⸗ teressen- Sphäre zu präzisiren, weil dieselbe bereits bekannt sei und kein Anzeichen kan vorliege, daß man frühere Eröff— nungen Oesterreich⸗Ungarns ignoriren wolle,
Europäischer Kriegsschauplatz.
St. Petersburg, 22. November. (W. T. B.) Offi⸗ zielles Telegramm aus Bogot vom 21. November. Un— ö. Verlust in dem Kampfe am 19. d. M. betrug 180 Mann,
arunter 50 Mann an Todten. Viele der Getödteten waren von den Türken verstümmelt, worüber ein schrift⸗ licher Akt aufgenommen wurde. Die Türken haben den Angriff mit 16 bis 20 Tabors unternommen, verloren bei Pyrgos allein 400 Mann, und ließen viele Leichen auf dem Kampfplatze urück. Nach der Aussage von Ueberläufern stehen in Rust— n 30 0900, in Rasgrad 20 000 Mann, der Rest unter Su⸗ leiman Pascha selbst steht bei Eskidjuma, ein Theil auch bei Osmanbazar. Die sämmtlichen Verwundungen unserer Mann—⸗ schaften rühren von Peabodykugeln her, während früher die Verwundungen durch Kugeln des Snidergewehres er— folgt waren. Am 19. gaben unsere sämmtlichen Batterien vor Rustschuk, aus Anlaß der Einnahme von Kars, eine Salve auf Rustschuk ab, die Türken antworteten darauf bis 12 Uhr Mittags, wir hatten dabei 5 Kontusionirte. In Rustschuk wurden die Batterien bei den Kasernen demontirt und eine türkische Abtheilung, die auf Pyrgos vorging, wurde durch wohlgezielte Schüsse zerstreut. — Am 20. beschossen die Türken unsere Posten auf Nomaganisel und in der Nähe von Sole—⸗ nika erfolglos. — Am 19. nahmen die Rumänen nach hartem Kampf, Rahowa. Russische Kavallerie und ein rumänisches Bataillon verfolgen die retirirenden Türken. Der Verlust der Rumänen ist groß, sie haben 4 Offiziere und 77 Mann an Todten und 4 Offiziere und 139 Mann an Verwundeten. Rahowa ist durch eine starke Abtheilung besetzt. — Am 20. d. 2 bei Kalafat ein türkischer Monitor in den Grund gebohrt.
St. Petersburg, 23. November. (W. T. B) Offi⸗ zielles Telegramm aus Bogot vom 22. d. Gestern Abend 8 Uhr griffen die Türken bei Regenwetter und ein⸗ getretener Dunkelheit unsere Batterie Nr. 3 auf dem Ni⸗ colaiberg e an und wurden von dem Irkutskischen Regi⸗ ment zurückgeschlagen. Später eröffneten die Türken ein leb⸗ haftes Gewehr⸗ und Artilleriefeuer. Das Gewehrfener währte bis 97 Uhr, die Kanonade bis 11 Uhr Abends. Unser Verlust betrug 14 Todte und 49 verwundete Soldaten.
Wien, 22. November. (B. T. B.) Der Polit. Korresp.“ wird aus Bukarest von heute gemeldet: Die Eroberung von Rahowa ist den Rumänen nach einem mehrtägigen, äußerst blutigen Kampfe gestern Morgen in Folge eines kom⸗ binirten Angriffs gelungen. Während Oberst Slaniceanu Rahowa stürmte, überschritten die Rumänen die Donau bei
SJeschäfts⸗
Beket. Ein Theil der rumänischen Truppen hat Rahowa be⸗ setzt, ein anderer Theil verfolgt die gegen Widdin flüchtenden Turken. Mit Rahowa ist sofort eine Donauke belverbindung hergestellt worden. Die rumänischen Batterien setzten gleich
itig den Ort Ciri⸗Palanka in Brand und bohrten einen tür⸗ in Monitor in den Grund. Die Verbindung der Türken zwischen Widdin und der unteren Do nau ist sonach fast gänzlich abgeschnitten.
Sist owa, 20. November. (W. Presse“) Der Czar be⸗ suchte gestern die nördlichen und östlichen Positionen von Plewng. Er belobte die Haltung der russischen und rumä⸗ nischen Truppen und machte ihnen persönlich die Mittheilung von der Erstürmung von Kars. Als er von den türkischen Gefangenen sprach, betonte er, daß es eine Ehrensache des russischen Soldaten sei, nicht in feindliche Hände zu gerathen
Konstantin opel, 22. November. (W. T. B.) Baker Pascha und Ne djib Pascha sind dem Generalstabe Mehemed Ali Paschas beigegeben worden. Schefket Pascha ist in Philippopel erkrankt und hat gebeten, hierher zurückkehren zu dürfen.
— Den „Daily News“ meldet man aus Dolny Du bnik, 16. November:
„Seit der Einnahme des Grünen Hügels durch General Skobeleff ist die Lage hierselbst unverändert geblieben und keine wichtige Be⸗ wegung von Seiten der Russen vorgenommen worden. Inzwischen ist es Skobeleff gelungen, seine Linien bis auf etwa 10) Fuß an die Stellungen der Türken hinanzurücken, und beide Theile stehen so
dicht bei einander, daß kaum eine Nacht ohne heftiges Feuern ver⸗
geht. Zu gleicher Zeit mit Skobeleff rückten auch die Gardetruppen nach einer unmittelbar unterhalb der Redoute von Krischina gelegenen Stellung vor. Dort stehen jetzt ihre Vorposten und ihre Linie er— streckt sich über verschiedene Anhöhen hinüber bis an die über den Widfluß führende Brücke. Das Dorf Krischina selber bildet neutralen Boden. Zwei Tage später rückten die Garde und die Rumänen bis auf einen Büchsen— schuß Entfernung an die Widbrücke hinan. Die Einschlußlinie ist jetzt so eng gezogen, wie sie es ohne eine eigentliche Belagerung der Türken nur sein kann. Ueberläufer aus Plewna berichten, daß die Soldaten dort täglich je J Pfund Brot und ein kleines Stück Fleisch zweimal wöchentlich empfangen. Zu gleicher Zeit, als zu Vraca 14 Millionen türkischer Rationen hinweggenommen wur— den, machten die Russen die Familien mehrerer Baschibozuks und Matrosen zu Gefangenen. Diese kamen gestern von Ulanen und Gardetruppen bewacht, hier durch auf dem Wege nach Plewna, wohin sie geschickt werden sollen, um solchergestalt wegen der Ver⸗ treibung bulgarischer Familien von dort Repressalien zu üben. Es wird gegenwärtig angenommen, daß Osman Pascha noch einen Mo⸗ nat werde aushalten können. — Die xrussischen Truppen erfreuen sich eines ausgezeichneten Gesundheitszustandes und das Wetter ist
vorzüglich. . 1 .
(W. T. B. Aus Cettinje vom 22. wird der „Polit. Korresp.“ berichtet: Plamena griff in der Nacht vom 18. zum 19 d. M. mit 500 Mann gegen 3000 Türken an, die sich bei Anamaliti verschanzt hatten. Derselbe erstürmte 2 türkische Schanzen, wurde jedoch schließlich mit einem Verlust von 160 Todten und Verwundeten zurückgeschlagen.
— Den „Times“ wird aus Cettinje, 19. November,
gemeldet: Es rerlautet, daß die Citadelle von Spizza erstürmt worden sei. Sie ist ein unbedeutendes Werk. Doch macht ihre Einnahme die montenegrinische Besitznahme der ganzen Küste von der österrei⸗ chischen Grenze bis zur Boyana vollständig, und da das rechte Ufer dieses Flusses sich gleichfalls in Händen der Montenegriner befindet, so muß die Verbindung zwischen Scutari und der See über Alessio aufrecht erhalten werden. Die Agitation unter den Albanesen in diesen Bezirken nimmt weite een Umfang an und Viele bieten ihre Dienste dem Fürsten an.“
Nach der W. „Presse“ beträgt der Flächenraum des von den Montenegrinern zwischen dem Meere und dem Scutari⸗See okkupirten Gebiets sechs Quadratmeilen.
Asiatischer Kriegsschauplatz.
Tiflis, 20. November. (W. Presse.) General Loris⸗ Melikoff wurde für seine Verdienste in der Schlacht am Aladschadag, 15. v. M., zum General der Kavallerie ernannt und ihm der Georgs-Orden zweiter Klasse verliehen. Die Generale Gubskij und Schelkownikoff erhielten denselben Orden dritter Klasse, Tschawtschawadse und Roop Ehrensäbel für Tapferkeit. Außerdem vertheilte Großfürst Michael 100 Georgskreuze vierter Klasse an die Offiziere und 306 an die Mannschaft. — Von den gefangenen türkischen Offi— zieren melden sich viele zum Eintritt in das russische Heer. Es werden mit besonderer Auswahl nur solche auf— enommen, welche in Kaukasien, Lasistan, Kurdistan und rmenien geboren sind. (Es sind dies die Gebiete, welche ganz oder theilweise von den russischen Truppen dermalen be— setzt sind) — Die Mahomedaner unter den russischen Truppen, welche sich ausgezeichnet haben, erhalten statt des Georgs— Sehen den Stanislaus-Orden mit dem Bande des Georgs— rdens.
— Das „Journal des Doöbats“ findet, daß sich die militärische Lage sehr zu Ungunsten der Türken ver⸗ ändert habe und durch den Fall von Kars zunächst Erzerum schwer gefährdet sei.
Seit dem 16. Oktober, dem Tage der Schlacht am Aladscha—⸗ dagh — sagt das Blatt — scheint die Türken ein Unstern zu ver⸗ folgen; sie haben seither bald in Asien, bald in Europa die empfind⸗ lichsten Schlappen erlitten, und wenn man dazu noch die Wegnahme von Kars rechnet, so muß man anerkennen, daß die Situation sich sehr bedeutend zum Vortheile der Russen und zum Nachtheile der
ürken verändert hat. Nur Plewna leistet einen überraschend ausdauernden Widerstand und da läßt sich nicht sagen, wie die Chancen sich wenden werden. Suleiman Pascha unternimmt seit einigen Tagen Rekognoszirungen gegen Osmanbazar; er scheint Änen Angriff auf Tirnowa vorzubereiten und wird pielleicht seine
perationen mit denen Mehemed Ali's in Einklang setzen. Wenn Plewna fällt, so geht die Hauptrolle auf Suleiman Pascha über, der dann, wie es heißt, unter Zurücklassung entfprechender Befatzungen im Festungsvierecke seine Armee über den Balkan zurückführen würde, um dessen Uebergänge, welche man eben befestigt, zu vertheidigen und im Nothfalle einem Vormarsche der Russen auf Adrianopel entgegen ˖ zutreten. Man darf sich also auf entscheidende Ereignisse vor . gefaßt machen, aber wahrscheinlich nicht vor zwei oder drei
ochen.“
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Aus dem Wolffschen Telegraphen-Bureau.
Paris, Freitag, 23. November, Mittags. Das neue inisterium ist heute Vormittag definitiv
konstituirt worden. Dasselbe besteht aus: Rochebouet, Con⸗
Faye, Unterrichts Minister. noch nicht ernannt.
Statistische Nachrichten.
sind bei den hiesigen Standesäm tern in der Woche vom 11. No⸗
schließungen, 853 Lebendgeborene, 30 Todtgeborene, 33 Sterbefälle.
— Der Besuch der Bergakademie zu Berlin während des Jahres 1876, übertraf nach der dem Landtage vorgelegten Ulekerse ht über die Verwaltung der fiskalischen Bergwerke 2c, noch das Refultat des Vorjahres, welches schon als ein günstiges hinsichtlich der Frequenz zu
im daraaffolgenden Wintersemester 111 Personen an den Vorlesun— gen Antheil, gegen 82 respektive 93 in den betreffenden Semestern des Vorjahres. Unter den 111 Studirenden des Winterhalbjahrs 1576/77 befanden sich 5 Aus und 196 Inländer, von welch letzteren 2 sich dem Staatsdienste in dem Ressort der Berg⸗, Hütten und Salinen Verwaltung zu widmen beabsichtigen.
Die Berg⸗Akademie zu Clausthal war im verflossenen Jahre weniger besucht als im Vorjahre. Im Sommer semester 1876 nahmen 43, im darauf folgenden Wintersemester
Preußen) und 19 Ausländer. Die mit dieser Akademie verbundene Bergschule zählte 25; die beiden zur Vorbereitung für jene dienenden Bergvorschulen zu Klausthal und Obernkirchen, welche zu Ostern 1876 eigen neuen Kursus begannen, 17 respektire 190 Schüler. In dem in Verbindung mit der Bergakademie stehenden Markscheider⸗ Fachkursus wurden 3 Schüler ausgebildet.
JIn dem Bestande der Bergschulanstalten im Bezirke
des Ober⸗Bergamts zu Bonn hat sich Nichts geändert und nahm die Ausbildung der Schüler ihren geordneten Fortgang. Die Hauptbergschule zu Sgarbrücken, mit welcher seit Beginn des Wintersemesters 1876/77 auch eine Markscheider⸗Fachschule ver⸗ bunden ist, wurde von 12 Schülern, die zugehörigen 3 Vorschulen zu Neunkirchen, Dudweiler und Altenkessel von zusammen 55 Shülern besucht. Die Bergschule zu Siegen begann, nachdem im Sommer 1576 ein Kursus der dortigen Vorschule zu Ende geführt war, das Wintersemester 1876 77 mit 38 Schüler. An der Beraschule zu Dillenburg wurden 12, an der zu Bardenberg 22 Schüler und an der Bergvorschule zu Wetzlar 14 Schüler unterrichtet. Die Bergschule zu Boch um, welche neben derjenigen zu Effen die tech— nischen Beamten für die Gruben des Ruhrbeckens heranzu⸗ bilden hat, konnte nach beendigtem Kursus im Juni 1876 — 108 Schüler entlassen und ein neuer Kursus mit 11 Schü— lern in der Ober⸗ und 119 in der Unterklasse begonnen werden. In den zugehörigen 10 Vorschulen wurden 220 Schuͤler unterrichtet. . bedeutende Bergschule zu Essen war von 29 Schülern hesucht. Die im Bezirke des Ober⸗-Bergamts zu Halle bestehende Berg schule zu Eisleben führte ihre Thätigkeit unverändert weiter, . selbe war von 29, die zugehörigen 3 Vorschulen zu Eisleben, Wettin und Frankfurt a. O. zusammen von 28 Schülern befucht.
Auch bei den beiden im Ober⸗Bergamtsbezirk Breslau bestehen— den Bergschulen zu Waldenburg und Tarnowitz haben Aende⸗ rungen nicht stattgefunden, nachdem bei letzterer schon im Jahre 1875 eine Oberklasse zur Ausbildung von Betriebsführern gebildet worden war. Die Schule zu Tarnowitz unterrichtet 41, diejenige zu Waldenburg 21 und die zu letzterer gehörigen 4 Vorfschulen 54 Schüler.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Am 18. d. M ist in München der treffliche Architektur— maler Friedrich Eibner gestorben.
— Das in der W. Möserschen Hofbuchhandlung hierselbst erschienene Prachtwerk „ Lafontaine's Fabeln“ übersetzt von E. Dohm, illustrirt von Gustar Dors, welches wir bei dem Erscheinen der ersten Lieferungen eingehend besprochen haben, hat mit der 45. Liefe= rung seinen Abschluß erhalten. In diesem Werke sind zum ersten Male die Fabeln des auch in Deutschland eingebürgerten Dichters vollständig enthalten. Der Uebersetzer ist mit Erfolg bemüht gewesen, das Original in der Zahl, dem Metrum und dem Rythmas mög⸗ lichst getreu und doch in ungezwungenen, fließenden deutschen Versen wiederzugeben. Den Hauptwerth bilden jedoch die Illustrationen Gustav Dors's, der sich in diesen Darstellungen als trefflicher, fein humoristischer Künstler bewährt; er hat nicht nur jede einzelne Fabel mit einem Bilde geschmückt, sondern auch noch Hö große Illustra⸗ tionen geliefert, die von hervorragenden Künstlern, wie Brend 'amour, in Holz geschnitten sind. Die Schlußlieferungen enthalten sehr schätzenswerthe Mittheilungen über Lafontaine's Leben, Werke und Bedeutung. Die Verlagshandlung hat in der Ausstattung des Buches Vorzügliches geleistet. Der Druck ist sehr sorgfältig und auf fein tem Kupferdruckpapier hergestellt. Prachteinbanddecken für das Werk, die sich für beide Bände in Kalliko mit Lederrücken auf 11,30 SH in Bockleder auf 19,50 M, in Saffian auf 29 4 stellen, können durch die Verlagshandlung bezogen werden.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Der Teltower landwirthschaftliche Verein be—⸗ schäftigte sich in seiner letzten Sitzung mit den diesjährigen Ernte⸗ erträgen in der Umgebung Berlins. Im Allgemeinen wurde über den Ausfall der Ernte sehr geklagt und allseitig hervorgehoben, daß die diesjährige weit hinter der vorjährigen zurückgeblieben sei. Nur im Süden Berlins hat Roggen und Weizen befriedigende Er= träge geliefert, im Westen, namentlich in der Lichtenberger Feldmark, sind dagegen beide Fruchtarten durch die wiederholten Hagelwetter fast vollständig vernichtet. Heu gedieh in den Niederungen gut, in den höher gelegenen Gegenden nur da, wo Berieselung oder Damm⸗ kultur der Natur zu Hülse kam. Kartoffeln haben viel von Krank heiten, Futterfrüchte von Unkraut zu leiden gehabt. Vor Allem hat die Wucherblume den Klee und der Lupine viel Schaden bereitet.
Gewerbe und Handel.
Nach dem Jahresbericht des Georg⸗Marien⸗Berg⸗ werk⸗ und Hüttenvereins belief sich der Betriebsgewinn des letzten Geschäftsjahres auf 763 144 gegen 419 758 M im Vorjahre. Die laufende Produktion von 47 233 350 Kilo wurde nicht nur voll⸗ ständig abgesetzt, sondern das fakturirte Quantum betrug 48 673 100 Kilo, so daß noch 1439 750 Kilo vom Lager genommen werden konnten. Der Lagerbestand am 1. Juli 1877 betrug 1942 150 Kilo egen 3 381 900 Kilo am 1. Juli 18736 Das fakturirte Quantum keen zu 82 60 aus Bessemer Roheisen und 18 9½ν aus Puddel⸗ roheisen. Werden von dem Betriebsgewinn die Obligationszinsen abgesetzt, so bleibt ein Bruttogewinn von 593 891 A6, welcher den des Jahres 1875 76 (244 833 M 96 8) um 349038 S½ übersteigt. Es werden indessen 581 891 M Abschreibungen für erforderlich er⸗ achtet, so daß der Reingewinn 12000 4 beträgt, der die Vertheilung einer Dividende ausschließt.
Verkehrs⸗Anstalten.
Das Regierungsblatt für das Königreich Württemberg veröffentlicht die genehmigte Konzessionsurkunde für die in Heilbronn gebildete Aktiengesellschaft „Schleppschiffahrt auf dem Neckar“.
New⸗JYork, 22. November. (W. T B.) Der Hamburger Postdampfer „Pom merania“ ist heute Abend 5 Uhr hier eingetroffen.
Fils Prasident und Kriegs-Minister, Bannexille, Minister des Auswärtigen, Welche, Minister des Innern, Lepelletier, Justiz⸗
Minister, Dutilleul, Finanz⸗Minister, Ozenne, Handels- Minister, Graeffe, Minister der öffentlichen . 2 Ein neuer Marine⸗Minister ist
Nach Mittheilung des statistischen Bureaus der Stadt Berlin
vember bis incl. 17. November cr. zur Anmeldung gekommen: 207 Eber
betrachten ist. Im Sommersemester 15735 nahmen insgesammt 97,
49 Studirende an den Vorlesungen Theil, worunter 21 Inländer
Berlin, 23. November 1877.
Das Festeomits für die Feier des auf den 12. Dezember fallenden hundertjährigen Todestages des Berner Gelehrten DX A. 4. Haller hat einen Aufruf erlassen, laut welchem als Hauptakt eine Gedächt ißrede und ernst⸗musikalische Vorträge in der Münsterkirche in Aussicht genommen worden sind. Ferner wird auch eine gehaltvolle Festschrift herausgegeben werden, die neben der Biographie Hallers namentlich seine Bedeutung auf dem Gebiete der Naturwissenschaften und der deutschen Literatur in das rechte Licht setzen wird. Endlich wird eine Ausstellung alles dessen, was auf Haller Bezug hat, einen besonderen Anziehungspunkt der Feier bilden. „Seine sammtlichen Werke, theilt das Comité mit, seine Manuskripte, Briefe an be⸗ rühmte Männer, die von ihm angelegten Herbarien und angefertigten A4nateomischen Präparate, die ihm von Regierungen und gelehrten *esellschaften ertheilten Diplome, die ihn darstellenden Büften und Bildnisse, in seinem Besitze gewefene Gegenstände des täglichen Gebrauchs u. s. w. werden in, einer Vollftändigkeit und Reich haltigkeit vereinigt sein, wie dies wohl kein zweitesmal der Fall sein dürfte. Außer dem schon in Bern Vorhandenen werden
die Universitäten von Göttinzen, Leyden, Pavin und Genf ihre Schätze momentan an Brn abtreten. Von Malland, Lausanne, Solothurn, Basel, Wolfenbüttel, werden Reliquien eintreffen, fo daß der Reich⸗ thum und die Vielseitigkeit diefer Ausstellung nicht verfehlen können, ein lebhaftes Bild von der geistigen Kiefenarbeit zu geben, die sich hier im Kreis eines einzigen Menfchenlebens vollendet Fat.“
Vom Kun stmarkt. In Lepke's Kunstauktions hause (Koch⸗ straße 29, Saal J.) gelangt am Dlenstag, den 27. Jtovember, von C Uhr ab, eine Sammlung von 129 fast ausnahmslos modernen Oelgemälden, die zum Theil der bisherigen Galerie Devidé an⸗ gehörten, zur öffentlichen Versteigerung. eben einer Reihe von Landschaften und Stillleben nebst einem Thierstück' von Charles Hoguet, einem Sklavenmarkt von Horace Vernet, einer historischen Scene von N. de Keyser, den Tricktrack⸗ spielern von Willem Linnig, einer Landschaft mit Archi⸗ tektur von K. F. Lessing und einer EGpisode aus der Schlacht von Sedan von Fa ber du Faur dürften unter ihnen besonders die weiblichen Köpfe von Pierre Mignard (angeblich ein Porträt der Frau von Maintenon), von De fregger und Am⸗ berg, die Genrebilder von Meyer von Bremen, H. Kauff— mann, Hosemann, Oehmichen, Boeker, und Sonder land, das Volksfest in Weimar von Berninger, die Landschaften von Ad. Lier, E. Dücker, Köhnholz, Pape, D. Quaglio und Le Poittevin, denen sich noch eine Schinkel zugeschriebene Federzeichnung gesellt, sowie endlich zwei Pferdestücke von Petten⸗ kofen auf besondere Beachtung rechnen und zu einem Be— such der am Sonntag und Montag vor der Versteigerung stattfindenden öffentlichen Ausstellung einladen. — Ein gleichzeitig von Rudolf, Lepke herausgegebener Katalog einer Sammlung von Kupferstichen, Radirungen ꝛ6, die am Montag, den 3. Dezember, und an den folgenden Tagen im Saal 1II. des Kunstauktionshauses zur Versteigerung kommt, umfaßte in 81s Nummern eine reichhaltige uswahl von Blättern der verschiedensten Schulen und Meister, unter denen wir nur C Bega, N. Berg hem, L. A. Clagessens, van Dyck, A. van Everdingen, A. Waterloo, C. W. E. Dietrich, C Dujardin, J. Longhi, A. Perfetti, Marc Anton und Piranesi, sowie endlich als besonders ausgezeichnet vertreten R. Morghen, Rembrandt, J. E. Riedinger und G. F. Schmidt hervorheben.
Im Friedrich⸗Wilhelmstädtischen Theater findet am Sonntag der Todtenfeier wegen keine Vorstellung statt.
Ihm Konzerthause gelangt morgen, Sonnabend, wiederum eine hervorragende größere Orchester⸗Novität zur ersten Aufführung, eine Sinfonie in Er uulI von Janatz Brüll, welche Hrn. Hof⸗Musik— . Bilse von dem Komponisten im Manuskript übergeben wor⸗ en ist.
Landtags⸗Angelegenheiten.
Berlin, 23. November. Im weiteren Verlaufe der gestrigen (19) Sitzung des Hauses der Abgeordneten sprach zu der Position „Gehalt des Ministers der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten“ nach dem Abg. Dr. Petri der Abg. Windt⸗ horst (Meppen). Hierauf ergriff der Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten Dr. Falk das Wort:
Wenn unter Ihnen Jemand der Auffassung sein sollte, daß die soeben gehörte Rede, im Ganzen oder auch nur in ihrem größten Theile einer Entgegnung bedürfe, so würde ich das dem verehrten Herrn überlassen. Ich finde in mir selbst nicht die Nothwendigkeit, in eine solche Entgegnung einzutreten. Ein paar vereinzelte Bemer⸗ kungen des Herrn Abgeordneten können mich allerdings bei den Be— merkungen leiten, die ich dem hohen Hause vorzutragen die Ehre haben werde. . .
Im Wesentlichen aber ist es die Erinnerung an dasjenige, was der Hr. Abg. Reichensperger heute, und was der Hr. Abg. Dauzenberg neulich sprach, was mich leiten wird. Wenn ich mir aber aus diesen gehörten Reden, einschließlich der Bemerkungen des Hrn. Abg. Windthorst und seiner wohlwollenden Seitenblicke auf die evangelische Kirche, das Wesentliche vorhalte, so drängt sich mir ganz unwillkürlich das Wort auf die Lippen: das ist alles schon da⸗ gewesen.
Meine Herren, ich bin ganz objektiv; ich begreife vollständig, daß die Herren der Centrumspartei so reden und immer wieder fo reden; von ihrem Standpunkte ist das eben nöthig. In einer Rich⸗ tung werden die Herren, so sehr Recht nach meiner Auffassung der Herr Dr. Petri damit hätte, mir hierbei freilich nicht zustimmen. Ich bin naͤmlich auch der Meinung, wenn Sie hier oder in Ihren Versammlungen draußen nicht immer und immer wieder mit Schil⸗ derungen, wie wir sie heute hörten, kämen, da könnte denn doch unter einer größeren Masse der Gedanke sich verbreiten, ‚„so schlimm ist die Sache doch nicht, und damit ein solcher nicht komme, darum eben wird und muß von Ihrem Standpunkte wiederhelt so gesprochen werden. Meine Herren, in dieser Beziehung werden Sie also nicht mit mir einverstanden sein, aber in einer anderer Beziehung gewiß. Sie huldigen — und das wird ja Jeder thun, der sich ein bestimmtes Ziel gesetzt, das er mit Energie verfolgt — dem Grundsatze: „gutta cavut lapidem*, der Tropfen höhlt den Stein!“. Das hat Hr. Reichensperger heute angeführt; Ihr ganzes Thun be⸗ weist das, und wenn ich aus den Zeitungen die Reden richtig entnommen habe, die in Versammlungen zu Breslau und Düsseldorf gehalten worden sind, so ist das jetzt sogar ein 6 geworden: Der Tropfen höhlt den Stein“; hat doch ogar der Herr Pfarrer Schulte aus Erwitte, der meines Erinnerns in Bezug auf Westfalen in Gemeinsamkeit mit den Hrn. Abg. v. Schorlemer⸗Alst und Windthorst (Meppen) — wenn ich mich so ausdrücken darf — das trifolium agitationis bildet, wenn auch in einer geschickten Redefigur doch ganz deutlich auf mein eigenes Herz, als den Stein, der gehöhlt werden soll, hingewiesen. Meine Herren. so elegant und zutreffend dieser Vergleich üt, ebenso sicher werden Sie im vorliegenden Falle auf eine Wirksamkeit des Wortes: gutta cavat apidem- rechnen dürfen. Ich wiederhole, ich verdenke es Ihnen nicht, wenn Sie von Ihrem Standpunkte aus Reden wie die ge⸗ hörten immer wieder halten. Ob Sie, meine Herren, wenn ich nun die Kehrseite zeichne und mich selbst Ihnen gegenüberstelle, mir auch sagen werden:; daß verdenken wir Ihnen auch nicht, das weiß ich nicht. Ich bin nämlich der Meinung, daß ich keine Veranlaffung habe, auf alle Dinge ron Neuem zu erwidern, und zwar scheint mir
die Begründung dieser Auffassung eine außerordentlich einfache. (Fortsetzung und Schluß in der Ersten Beilage.)