1877 / 286 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 04 Dec 1877 18:00:01 GMT) scan diff

ihre Bedingungen zu präzisiren und nichts zu verlangen, was der Marschall Mae Mahon nicht annehmen könne. Dufaure hab die Konzessionen spezifizirt, welche die Kammer ihrerseits verständiger Weise fordern könnte. Der Marschall habe die⸗ selben vollkommen angenommen. Dufaure habe darauf ver⸗ sprochen, Alles aufzubieten, um einen glücklichen Ausgang herbeizuführen. Die von den Kaufleuten und In⸗ dustriellen abgesendete Deputation wurde von dem Flügeladjutanten des Marschalls, Oberst Vaulgrenant, empfangen. Der Marschall Mac Mahon hat, wie die „Agence Havas“ meldet, die Delegirten nicht empfangen können, weil er zu derselben Zeit einem Ministerconseil präsidirte. Er ließ den Delegirten jedoch durch den genannten Flügel⸗Adjutanten mittheilen, sie möchten sich, da ihre Beschwerden die Lage des . und der Industrie beträfen, direkt an den Handels⸗

inister wenden, welcher kompetenter sei, als irgend Jemand, die bezüglichen Spezialfragen mit ihnen zu erörtern.

Der General Grant hat am 30. v. M. seinen Ab⸗ schiedsbesuch im Elysee gemacht und am 1. Dezember fein mit Gemahlin und Sohn Paris verlassen. Er wandte si unächst nach Marseille und Nizza und wird von dem letzteren

te aus an Bord des amerikanischen Kriegsschiffes „Van⸗ dalia“ die Mittelmeerküsten bereisen.

Versailles, 3. Dezember. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Senats verlas der Kriegs⸗Minister, Rochebouet, ein Dekret, durch welches der von seinem Vorgänger eingebrachte Gesetzentwurf über den General⸗ st ab zurückgezogen wird. Zugleich legte Rochebouet einen neuen bezüglichen Gesetzentwurf vor. : .

In der Deputirtenkammer wurde die Prüfung der 2 des Bonapartisten Jolibois vertagt. Jolibois ersuchte in Folge dessen die Kammer um seine Entlassung als Deputirter. Die Kammer lehnte indessen das Entlassungs⸗ gesuch mit 71 gegen 222 Stimmen ab.

Italien. Ro m, 3. Dezember. (W. T. B.) Die Depu tirten⸗ kammer berieth heut; den Etat des Unterrichts⸗-Mi⸗ nisteriums. Der Papst empfing gestern die verwittwete Großherzogin Marie Antoinette von Toscana in Audienz. Der General Lamarmora kefindet sich auf dem Wege der Genesung.

Türkei. (W. T. B.) Nach einer Meldung der „Polit. Korr.“ vom 3. aus Belgrad ist der serbische Agent in Konstanti⸗ nopel, Christics, angewiesen worden, wegen der fortdauern⸗ den Grenzverletzung durch türkische Truppen Ge— nugthuung zu verlangen. Derselben Korrespondenz zufolge ist Mie. Ra cricht daß Serbien die Zahlung des Tributes 6 t habe, unrichtig, die Pforte habe ihrerseits bisher * . Ablieferung desselben gedrängt. Wegen . Brie türkischer Truppen, an? der Bring ist bie Mikiz— 96 Jade von Schabatz⸗Valjewo dorthin beordert worden.

Süator Balimarkowitz wurde zum General und Kom⸗ eEndirenden des Morawa⸗CTorps ernannt.

Amerika. Washington, 3. Dezember. (W. T. B.) Der Präsident Hayes hat die herkömmliche alljährlich Botschaft an den Kongreß gerichtet und in derselben zu⸗ nächst hervorgehoben, daß die Gewaltthätigkeiten, deren Schau⸗ platz einzelne Städte und Distrikte gewesen, auf ehört hätten, daß die Industrie im Wiederaufschwunge begriffen sei, und daß sich der Kredit im Süden gehoben habe. Er werde die ihm anvertrauten Gewalten auch ferner handhaben, um die

eejte der der emanzipirten Race angehörigen Personen in jeder Weise zu schützen. Die Durchführung der Wiederaufnahme der Baarzahlungen sei mit allen zu Gebote stehenden Mitteln an⸗ zustreben; es empfehle sich die Einführung der Doppelwährung und die Bezahlung der Bonds in Gold, da, wenn dies nicht ge⸗ schehe, der Staatskredit ganz unermeßlich leiden würde. Die 56. Beobachtung der öffentlichen Verbindlichkeiten werde die Regierung in den Stand setzen, durch eine Fundirungs⸗ operation die Staatsschuld um jährlich 20 Millionen zu ver⸗ ringern. Der Präsident ist der Ansicht, daß bei jeder die Silberwährung betreffenden gesetzgeberischen Maßregel darauf Bedacht zu hehmen sei, daß die Zahlung des Kapitals und der Zinsen der Staatsschuld nicht in einem Münzfuß von ge⸗ , Werthe, als demjenigen der jetzigen Goldwährung, erfolge.

Bezüglich der auswärtigen Verhätnisse wird in der Bot⸗ schaft bemerkt, die Beziehungen der Union zu den fremden Mächten seien friedliche, Rußland und der Türkei gegenüber, die ihrerseits die bestehenden Verträge und die Rechte der Amerikaner stets respektirt hätten, werde in dem zwischen diesen Staaten ausgebrochenen Kriege eine unparteiische Neu⸗— tralität beobachtet. In dem 1868 mit den Staaten des Vorddeutschen Bundes abgeschlossenen Vertrage seien alle Fragen in Bezug auf das Paßwesen, die Naturalisirung und die Befreiung vom Militärdienste in befriedigender Weise ge⸗ regelt worden, es sei indeß wünschenswerth, daß dieser Vertrag auf ganz Deutschland ausgedehnt werde.

Die Anerkennung der Regierung des Präsidenten Porfirio Diaz in Mexiko sei in Folge der Vorfaͤlle, die sich am Rio Grande zugetragen, 3 worden, indeß habe die mexikanische Regierung die Versicherung abgegeben, daß sie bemüht und auch im Stande sei, weiteren räuberischen Einfällen energisch zu steuern. Auf der Insel Cuba dauere der Kampf noch immer fort, durch welchen der Handel und die Rechte der Amerikaner beeinträchtigt würden.

Zum Schluß empfiehlt der Präsident, anstatt kleiner und lästiger Steuern eine Steuer von 10 Cents auf Thee und eine von 2 Cents auf Kaffee zu legen, auch spezifische Zölle anstatt der bisherigen Ad-Valorem-Zölle einzuführen. Die Fundirung der Schuld habe rapide Fortschritte gemacht und die Zinsenlast um 3775 000 Dollars verringert.

Endlich wird die Gründung einer National-Universität und eines Museums in , in Vorschlag gebracht.

6 den vom Schatz se kretär Sherman erstatteten Berichte beträgt die Abnahme der Zolleinkünfte im

ahre 1877 dem Vorjahre gegenüber 17 15491 Dollars, die

ettoabnahme aller Einnahmeposten 184581 4532 Dollars. Pro 1878 sind die Einnahmen zu 265 Millionen, die Ausgaben g 232 Millionen veranschlagt; da ferner 35 Millionen für en Tilgungsfonds erforderlich sind, fo ergiebt sich ein De⸗ fiz it von ca. 1 Million. Der Schatzsekretär empfiehlt, der Kongreß möge anordnen, daß das Kapital und die Zinsen aller seit dem 12. Februar 1873 emittirten Bonds in Gold bezahlt werden, falls das Silber zu einem unbeschränkten ge⸗ setzlichen Zahlungsmittel erklärt werden sollte. Endlich befür⸗ wortet der Schatzsekretär die strenge Aufrechterhaltung aller Bestimmungen der Resumption-Acts. Pro i879 werden die Einnahmen auf 269 Millionen, die Ausgaben auf 280 Millionen veranschlagt. J

Afrika. Egypten. Kairo, 3. Dezember. (W. T. B) Wie dem „Reuterschen Bureau“ von gemeldet wird, hat der Khedive b en, sein Kontingent um 60 000 9)

Mann zu

Der russisch⸗türkische Krieg. Europäischer Kriegsschauplatz.

St. Petersburg, 3. Dezember. (W. T. B.) Offi⸗ zielles Telegramm aus Bogot vom 2. Dezember:; Die Türken haben ihre sehr starken bei Wrat⸗ schesch und Lutaekowo ohne Kampf geräumt und sch 4 zwei Wegen, nämlich auf der Straße von Orkhanie un auf der Straße von Lutikowo, gegen 1 zurückge⸗ zogen. Die von den Türken geräumten Positionen wurden am 29. November von der Abtheilung des Generals Ellis be⸗ *. der die Türken am 30. November bis Arab Konak jen⸗ eits des Engpasses verfolgte. Am 30. November besetzte die Abtheilung des Generals Arnoldi Tscherkeßky Kriwina am Zilbrafluß und Kutilowitza auf der Straße von Lom⸗ palanka nach Berkowatz; dieselbe trat zugleich in fort⸗ dauernde Fühlung mit der in Lompalanka stehenden rumäni—⸗ schen Abtheilung und mit unserem Detachement in Wraza.

Bu karest, 3. Dezember. (W. T. B.) Die hiesigen

ournale veröffentlichen einen Tagesbefehl des Fürsten arl an die rumänische Armee, worin die Tapferkeit

und Unerschrockenheit der rumänischen Truppen anerkannt

und bekannt gegeben wird: Beim Besuche der von den rumä⸗ nischen Truppen besetzten Positionen und des seinen Namen führenden Forts habe der Kriegsherr der mächtigen Armee, mit welcher die rumänischen Truppen allirt seien, die rumä⸗ nische Tapferkeitsmedaille angenommen und auf seiner Brust befestigt. Diese der rumänischen Armee erwiesene Ehre sei für dieselbe der Sporn geworden zu neuen Opfern und zu neuen Erfolgen. Der Chef der diplomatischen Kanzlei des me, de,, Nelidoff, ist heute früh in das Haut quartier zurückgekehrt, General Ig natieff hat seine Abreise dahin auf morgen festgesetzt.

Konstantinopel, 3. Dezember. (W. T. B.) Ein Telegramm Mehemed Ali Paschas aus Kamirli vom heutigen Tage meldet, es finde ein ununterbrochener hefti⸗ 5 Geschützkampf statt. Mehemed Ali Pascha und Scha⸗ ir Pascha bemühten sich, die feindlichen Positionen in der Richtung auf Etropol und Orkhanie wieder zu nehmen. Mehemed Ali wurde heute das Pferd unterm Leibe erschossen.

Pera, 2. Dezember. (Telegramm der W. „Presse“ .) Der Großscherif von Mekka hat durch seinen Bruder Aun Pascho den Vorschlag an die Pforte gelangen lassen, die

ruppen aus Arabien herauszuziehen und die Bewachung der Provinz der Nationalgarde zu überlassen. Der Groß⸗ scherif hat sich bereit erklärt, zur Entrollung der Fahne des Propheten hierher zu kommen. Der türkische Kriegsdampfer „Sultanieh“ hat sich mit zwei Transportdampfern nach Tunis begeben, um die . Hülfstruppen, bestehend . 3600 Mann und 6 Geschützen, nach Konstantinopel zu ringen.

Ueber die Unsicherheit in Rumelien wird der 4 s] aus Kuleli⸗Burgos in Rumelien, 20. November ge⸗

en: F ; .

e . Unsicherheit wird auf dem flachen Lande durch das Treiben der schaarenweise herumziehenden und plünderanden Baschibozuks und Tscherkessen eine immer größere. Hier und in Baba Eski der fünften Eisenbahnstation von Adrianopel nach Konstantinopel scheinen sich diese Horden häuslich niederlassen zu wollen. Sie okku⸗ piren die Wohnungen der verjagten Bulgaren, machen es sich daselbst möglichst bequem und rauben den friedlichen Bewohnern Pferde, Kühe, Schafe, Lebensmittel oder andere Gegenstände. Diese Horden verbreiten natürlich allgemeinen Schrecken und ist der Verkehr hier, sowie in Baba⸗Eski bis nach Kirk⸗Kilissa gegenwärtig vollständig unterbrochen. Da die zur Ausrottung dieses Räuberwesens hierher abgesendete Compagnie Mustehafis sich als ungenügend erwiesen hat, so soll der Militärkommandant in Adrianopel, Djemil Pascha, ein Bataillon hierher beordert haben, dessen Ankunft man stündlich ent— gegensieht. Im Laufe der letzten vierzehn Tage wurden mehr als dreißig Tscherkessen und Baschibozuks, welche auf ihren Raubzügen gefangen wurden, kriegsrechtlich zum Tode verurtheilt und hingerichtet. Vor einem Pascha, welcher kurzlich dienstlich nach Stambul berufen wurde, ließ der Großvezier unter Anderem die Aeußerung fallen, daß nächst den Russen die Ausschreitungen der Irregulären den Gegenstand der größten Besorgniß der Regierung bilden. Aus Afien kamen in der vergangenen Woche im Ganzen nur etwa 2400 Mann Verstärkun gen hier durch; hingegen werden die Aus⸗ hebung von Rekruten, sowie die Einreihung schon ausgedienter Leute mit großem Eifer betrieben. In Adrianopel befinden sich heute un⸗ gefähr 12000 Mann, welche vom frühesten Morgen bis in die späte Nacht einexercirt werden, um schon in den nächsten Tagen nach Sofia abzumarschiren. Mehemed Ali verfügt momentan über nicht mehr als 14 bis 16900 Mann, weshalb er vorläufig ebenso wenig wie Chefket Pascha eine offensive Bewegung zu Gunsten Osman Paschas unternehmen kann.“

Aus Konstantinopel schreibt man demselben

Blatte unterm 23. v. M.:

Wie bekannt, kommandirt der Sohn des Khedive Prinz Hassan von Egypten, das einen Theil der türkischen Doönau⸗ Armee bildende egyptische Auxiliar⸗Corps. Vor wenigen Tagen be⸗ schied Prinz Hassan telegraphisch den Geschäftsträger seines Vaters in Konstantinopel zu sich nach Varna, um ihm ein selbst aus⸗ gearbeitetes Memorandum zu übergeben, welches die zahl⸗ reichen gegen die Ehre der Prt chen . erichteten Anklagen zu widerlegen bestimmt ist. Am Schlusse dieser Widerlegung resumirt Prinz Hassan die Verbindlichkeiten, welche die Türkei gegen Egypten eingegangen und nur allzusehr vergessen zu haben scheint. Egypten, sagt das Memorandum, war der einzige unter allen der Türkei tributären Staaten, welcher uicht zögerte, un⸗ aufgefordert Geld, Waffen, wohldisziplinirte Truppen, Pferde, Ge⸗ chütze, Schiffe, den Sohn seines Herrschers, ja mit einem Worte

lles zur Verfügung zu stellen, was es nur immer konnte. Mit welchem Danke, fragt das Memorandum, belohnt man das keine Opfer scheuende Egypten, welches Alles freiwillig that? Im Ver⸗ kehre mit seinen persönlichen Freunden und in seinen Be⸗ richten an seinen Vater beschwert sich Prinz , über das Benehmen der Pforte und der Türken gegen die Egypter noch viel bitterer Diese Haltung der Türken, sagte Prinz Hassan kürzlich zu einem seiner Bekannten, wird ihre Früchte tragen, und es wird nicht über raschen dürfen, später zu vernehmen, daß Egypten das schwache Band, welches es noch an die osmanische Dynastie knüpft, . habe. Es kann leicht geschehen, sagte Prinz Hassan, daß die geist= liche Autorität des Sultans in Arabien und Egypten nicht länger mehr anerkannt werde. Ohnehin sprechen die Araber schon seit längeer

eit von der Wiederherstellung der Khalifenwürde in der Familie des

cherifs von Mektg, deren Glieder Abkömmlinge des Propheten 36 und ein besseres Recht als die osmanischen Fürsten haben. Wie man sieht, führt Prinz Hassan eine Sprache, die in Bezug auf die künftige Gestaltung des Verhältnisses zwischen Egypten und der Türkei keine sonderlich tröstenden Aussichten eröffnet.“

Grenze

3. ler ,. X. 3 3 e. . „Times gemeldet: Anfang wird die Hauptarmee zur abrücken. Im Hauptquartier zu Parats wird roklamation erlassen werden. Das 1. Schumadia⸗ Corps wird bei dina, das 2. bei Tschupria, wo das 6 Drina⸗Corps bereits versammelt, tionirt werden. s Morawa ⸗Corps ist bei Ale rn, Die W. „Pressen erhielt folgende Telegramme: Cettinje, 1. Dezember. Am 29. November kam noch ein dritter türkischer Dampfer vor das Fort Wolowitza am Ausgange des Hafens von Antivari und bombardirte dasselbe. Nach etwa hun, Schüssen entfernte sich der Dampfer, ohne ein einzigesmal zu treffen. Die montenegrinischen Geschütze ant⸗ worteten fortwährend. Die Citadelle von Antivari wird von den Montenegrinern fortwährend bombardirt, seit einigen Ta⸗ gen mit den von den Türken eroberten großen Kanonen. Gestern wurden 2560 gefangene Nizams hierher gebracht. 2. Dezember. Eines der tür kischen Kriegsschiffe, welche vor dem Hafen von Antivari erschienen waren, haf nach einer . en Meldung vorgestern durch das montene— grinische Geschützfeuer Schaden gelitten.

Nr. 69 des Amtsblatts der Deutschen Reichs⸗Post⸗ und Telegraphenverwaltung“ hat folgenden Inhalt: Ver⸗ fügung vom 28. November 1877. Ausgabe elner Dienstanweisung für die Fernsprechämter.

Landtags ⸗Angelegenheiten.

Im 8. Casseler Wahlbezirk (Homberg⸗Ziegenhain) ist der Geheime Regierungs⸗Rath Dr. Wehrenpfennig mit 169 gegen 23 Stimmen, welche der Landrath Weyrauch⸗Cassel erhielt, zum Mitgliede des Hauses der Abgeordneten wiedergewählt worden.

Vereinswesen.

Die Berliner Vereine der Kaiser Wilhelm-⸗Stiftung für deutsche Invaliden und der Victoria⸗National⸗In“ validen⸗Stiftung hielten am Montag Abend im Bürgerfagle des Rathhauses ihre diesjährigen Generalversammlungen ab. Wäh— rend die letztere Stiftung bekanntlich die Pflege der Invaliden aus dem Jahre 1866 zur Aufgabe hat, widmet die erstere denen der Jahre 1879/71 ihre ausschließliche Fürsorge. Das Vermögen der Berliner Kaiser Wilhelm⸗Stiftung hat sich seit 1373 in den einzelnen Jahren von S6 742 M auf 41 012.6, auf 11576 und in diesem Jahre end⸗ lich auf 1721 „S verringert, und während die Zahl der zu unter⸗ stützenden Personen kaum um 3 abgenommen hat, betragen die Bei⸗ träge Privater kaum noch 1.65. Im verflossenen Jahre erhielten 586 Invaliden, 189 Wittwen und 15 Anzehörige, zusammen 790 Personen, einmalige Unterstützungen im Betrage von 169004 , 214 Invaliden, 137 Wittwen und 74 Angehörige, zusammen 420 Per⸗ sonen laufende Unterstützungen im Werthe von 47 40 ½; es wurden also , an 1210 Personen 63 707 4 vertheilt. Die Gesammtausgaben betrugen 68 075 S, die Gesammteinnahmen o 796 1M, der Bestand galso 1721 d Unter den Einnahmen figurirt ein Betrgg der Stadtgemeinde in Höhe von 12 000 . Die Victoria National. Invaliden - Stiftung hat dagegen auf erfreuliche Erfolge zurückzublicken. Im Ganzen warden 248 Per⸗ sonen mit zusamm n 24 355 M unterstüzt, und zwar 85 Invaliden, 29 Wittwen und 9 Angehörige einmal und 35 Invaliden, 50 Witt⸗ wen und 38 Angehörige fortlaufend. Die Gesammtausgabe belief sich auf 26 368 S, die Gesammteinnahme auf 31 498 6, so ö. ein Bestand von 5130 M gegen 268 S im Vorjahre verblieb. Außerdem besitzt die Stiftung 96900 M an Effekten. Auch diese Stiftung wird von der St idtgemeinde, und zwar mit 6000 , unter⸗ stützt, von der Hauptstiftung erhielt sie einen Zuschuß von 18 000 4.

Statistische Nachrichten.

K 3.) Während vor einiger Zeit und namentlich in der Periode der Berliner Wohnungsnoth die Zahl der Steigerungen der Wohnungsmiethen die k. der letzteren weit über⸗ wog, ist jetzt das Umgekehrte der Fall. So fanden nach den Mel dungen der Eigenthümer an die städtische Steuerbuchhalterei am Oktober⸗Trmin 1876 1198 Miethserhöhungen und 19 894 Mieths herabsetzungen, im April ⸗Termin d. J. 1196 Mieths⸗ erhöhungen und 22 322 erabsetzungen und am Quartal⸗ Termin im Oktober nur 823 Erhöhungen und 24872 23 setzuagen statt. An leerstehenden Wohnungen waren vorhanden im Oktober v. J. 14 746, im April d. J. 17190 und im Oktober d. J 19 209. Da gegenwärtig sehr stark gebaut wird, der 3 nach Berlin aber ein mäßiger ist, so dürfte sich im nächsten

ahr die Zahl der leerstehenden Wohnungen noch vermehren, ob— wohl Tausende von Wohnungen ohne Zweifel neu in Benutzung ge⸗ nommen werden. Bemerkenswerth ist, daß am 1. April d. J. 56 117 Inhaber eigener Wohnungen dieselben wechselten, am 1. Oktober d. J. aber eine noch größere Zahl, nämlich 64 322. Es wird aus dieser hohen Zahl der Umzüge geschlossen werden können, daß viele Per⸗ sonen ihre bisherigen Wohnungen aufgegeben haben, um billigere Wohnungen zu miethen.

Nach dem statistischen Jahresbericht der Central⸗ Kommission für die Rhein-Schiffahrt hatten die Beschrän⸗ kungen des Absatzgebietes und der Produktion, insbesondere das Darniederliegen der Eisenindustrie, im Jahre 1876 in einzelnen Artikeln einen Ausfall im Wasserverkehr zur Folge. Dagegen waren die Transporte ausländischen Getreides erheblich größer, als im Vorjahre, und die tiefgesunkenen Preise der Steinkohlen bewirkten einen vermehrten Absatz derselben. Im Allgemeinen hat des halb, trotz aller Ungunst der Zeiten, der Gesammtverkehr zu Wasser eine nicht unbedeutende, durch einen guten Wasserstand be⸗ günstigte Zunahme erfahren. Das Gesammtgewicht der für 1876 nachgewiesenen Zuführen betrug 57 391 868 Gtr., das der Abfuhren S5 S656 114 Ctr,, zusammen also 143 257 982 Ctr. und vertheilt sich auf die nachstehend bezeichneten Rheinstrecken folgendermaßen:

ö zu Berg zu Thal I auf die niederländischen kon⸗ ventionellen Gewässer . . 17 845 846 Ctr 2) auf die Strecke zwischen der niederländischen Grenze und Göln in. 3) zwischen Cöln ,, , H zwischen Mainz erkl. und . Ludwigshafen H 5) zwischen Mannheim erkl. und ö

23 550 944 , 2366 866 ,

37 300 3665 , 4404942 ,

erkl. und

14 093 53, 2816485,

833 941. 1228096. zusammen 8 590 215 Ctr. 34 567 765 Ctr.

143 257 382 Ctr.

An dem Verkehr auf dem Oberrhein bei Mannheim ⸗Ludwigs⸗ 6 ist, die preußische Flagge sowohl zu Berg wie zu Thal am tärksten betheiligt gewesen. Die Anzahl der Fahrten, welche auf die einzelnen Flaggen entfallen, war nämlich zu Berg bez. zu Thal folgende: Badlssche Flagge 160 bez. S5, bayerische 156 bez. 45, bel⸗ gische 2 bez. l, hessische 208 bez. 24, niederländische 435 bez. 315, preußische 1571 bez. 398, württembergische 4 zu Berg. Auf dem Niederrhein bei Emmerich nahmen Theil: die badische Flagge mit 14, be; 189 Fahrten, die bayerische mit 107 bez. 111, die belgische mit 109 bez. 29], die deutsche mit 24 bez. 173, die hessische mit 137

39 023 168 Ctr.

1. 0 in

796 od Für Erhaltung und Verbesserung des

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

(Hhamb. Corr) Der Hamburgische Senat hat bei der Bürgerschaft die Ausweisung eines Platzes an die Deutsche Seewagrte beantragt. Die Zimmer, welche dieser Reichsanstalt in dem Seemannshause vermiethet sind, haben sich bei der schnell wachsenden Ausdehnung des Geschäftsbetriebes der drei ersten Ab⸗ theilungen der Anstalt, für die vierte, die Chronometerprüfungs⸗ anstalt, ist ein besonderes Gebäude im Garten der Seewarte errichtet als ungenügend erwiesen, und es hat sich aus diesen und an⸗ deren Gründen die Nothwendigkeit der Errichtung eines beson« deren Gebäudes für dieselbe herausgestellt Die Direktion der Seewarte ist nun von der Kaiserlichen Admiralität beauftragt worden, sich darüber zu vergewissern, ob man Hamburgischer Seits geneigt sein würde, eventuell zur Errichtung eines Ge⸗ bäudes für die Deutsche Seewarte den Bauplatz 6 herzugeben. Der Senat hat geglaubt, diesen Wänschen der Reichs⸗ behörden thunlichst entgegenkommen zu sollen. Wie das neue In⸗ stitut, welches schon jetzt einer allgemeinen, in wissenschaftlichen Kreisen auch über die deutschen Grenzen hinausreichenden Anerkennung sich erfreut, nicht blos im Interesse der in Betracht kommenden Zweige der Wissenschaft, sondern auch im xraktischen Dienste der deutschen Schiffahrt im Allgemeinen jede Förderung verdient, so ist auch von besonderem Hamburgischea Standpunkt aus nicht zu verkennen, daß ein Institut, wie das in Rede stehende, auch wenn es nur wissenschaft⸗ liche Zwecke verfolgte, unserer Stadt zur Zierde gereichen werde, daß aber jedenfalls der Nutzen, welchen dasselbe der deutschen See⸗ schiffahrt gewährt, doch immer in erster Linie derjenigen Stadt zu Gate kommt, welche den bedeutendsten Antheil an jener Schiffahrt hat und welche am unmittelbarsten von den Einrichtungen des Instituts Gebrauch machen kann. Der Senat schlägt für das Ge⸗ bäude denjenigen Theil des Walles vor, welcher sich zwischen der Elbhöhe und dem Millernthor befindet, der den gedachten Anforde⸗ rungen entspricht. Die hohe Lage ist ebenso willkommen, wie die Nähe des Hafens und die Entfernung von bewohnten Häuserreihen. Daß dieses Terrain nicht zu Privatbauplätzen eingeräumt werden wird, ist mit Bestimmtheit vorausz sehen und die etwaige künftige Durchführung einer unbebauten Straße über diese Höhe von der Stadt nach St. Pauli läßt sich bei Aus weisung des Platzes vollstän— dig wahren. Zur Erhaltung der schön gelegenen Promenade in der Naͤhe des Hafens ist darauf zu achten, daß sowohl die halbrunde Plattform mit der Aussicht auf die Elbe (Elbhöhe) völlig intakt, als auch, daß zwei bequeme Zugänge zu derselben zu beiden Seiten des Gebäudes als Promenaden freibleiben, sowie daß das Aeußere des Gebäudes einen gefälligen, die Gegend zierenden Eindruck mache. Wo ein Theil der vorhandenen Grasplätze außerhalb des Instituts zur Benutzung übergeben werden muß (was wegen der an— zulegenden magnetischen Observatorien nöthig ist) wird der⸗ selbe als Garten einzurichten und von den umgebenden Promenaden nur durch Hecken oder Gitter zu scheiden sein. Vor Beginn des Baues müssen die Pläne dem Senat vorgelegt werden, dessen Ein⸗ verständniß mit der Situation und dem 9 des Gebäudes er⸗ forderlich ist. Was den Besitztitel anlangt, so scheint es nothwendig, dem hamburgischen Staate zwar das Eigenthum vorzubehalten, was am zweckmäßigsten durch Ueberldssung gegen einen bloß nominellen Miethspreis geschehen wird, doch muß selbstverständlich auf ein Kündigungsrecht verzichtet werden, so lange der Platz und das Ge— bäude zu Zwecken der Seewarte benutzt wird. Diesen Ausführungen gemäß stellt der Senat seine Anträge. . .

London, 1. Dezember. Die Royal Society hält, laut Fest⸗ setzung König Karl's L., regelmäßig am Andreastage ihre Jahres zusammenkunft. Der Vorsitzende, Br. Hooker, besprach gestern, wie üblich, in einem längeren Vortrage die wissenschaftlichen Erxgebnisse des verflosenen Jahres und die im Fortgang begriffenen Arbeiten über den Venusdurchgang, die Polarfahrt u. s. w. und vertheilte zum Schluß die von der Gesellschaft hervorragenden Männern ver- liehenen Ehrenmedaillen. Die Copley-Medaille ist dieses Mal einem Amerikaner, dem Professor James Droight Dane, vom Yale College in Newhaven, in Anerkeanung seiner lan jährigen naturwissen⸗ . Arbeiten, zugefallen. Dem Chemiker des Königlichen Ar⸗ senals, F. A. Abel ist in Anerkennung seiner Forschungen über Schießpulver und andere Explosivstoffe eine Königliche Medaille“ zuertheilt worden. Die gleiche Ehre ist dem Professor Oswald Heer in Zärich zu Theil geworden. Schließlich sind den Professoren Bunsen und Kirchhof in Anerkennung ihrer ausgiebigen For⸗ schungen, namentlich auf dem Gehiete der Spektralanalyse, Da vy—⸗ Medaillen zuerkannt worden. Sie sind, wie man der Cöln, Ztg.“ . die ersten, welche diese Auszeichnung erhalten, da die Davy

edaille noch niemals verliehen worden ist. Wie die Times“ melden, hat der König von Italien dem Commodore L. Ver⸗ nay Cam eron durch den italienischen Botschafter in London eine oldene Medaille, zur Erinnerung an seine Reise quer durch frika, überreichen lassen. Dr. Schliemann hat, wie die Lon⸗ doner „Academy“ erfährt, seine in Hissarlik gesammelten trojani⸗ chen Funde nach London gebracht, wo sie im Süd⸗Kensington⸗ useum zur Schau gestellt werden sollen. .

Die in der „Deutschen Rundschau, veröffentlichte elo⸗ ponnesische Wanderung“ von Wilhelm Lang, welche in den weiten Leserkreisen jener Zeitschrift vielen Anklang gefunden hat, ist nunmehr in einem Separatabdruck Verlag der Gebrüder Patel in Berlin) erschienen. Der Verf. ist ein vortreff licher Beobachter, und man merkt es dem Styl und den Schilderungen an, wie sehr er durchdrungen ist von der einstigen Bedeutung dieses durch frühere türkische Mißwirthschaft so tief gesunkenen Landes. Mit epischem Schwunge schildert er die kümmerlichen Reste aus der glanzvollen Zeit der Hellenen, läßt im kühnen Fluge der Phan tasie die herrliche Vergangenheit vor dem geistigen Auge wiederauf⸗ leben und zeigt die jetzt mehr und mehr auftreibenden erfreulichen Keime einer zeuen Bläthe. Der übel beleumundete griechische Volks- charakter, der gewöhnlich als listig. verschlagen, gewinnsüchtig und unzuverlässig dargestellt wird, ist glücklicherweise nur einem kleinen Theile des Volkes eigen; das niedere Volk und besonders die Land⸗ bevölkerung ist bieder und treu. Das ist eine Erkenntniß, die j der Leser aus der Lektüre des Langschen Buches gewinnt, und wo—⸗ mit ein altes Vorurtheil gründlich beseitigt wird. Wer das Buch liest, das den Stempel obsektiver Beobachkung und wahrheitsgetreuer Schilderung an der Stirn trägt, der wird mit dem Verf. die

offnung hegen, daß das durch ein unseliges Geschick so erniedrigte olk sich allmählich immer mehr zu einer erfreulichen nationalen Blüthe wieder aufschwingen wird. ö

Die ebenfalls aus der, Deutschen Rundschau“ bekannte Erzählung Maynhilde, von Björnsterne Bjsrnson, autorisirte Ueber⸗ , von Edm. Lobedanz, ist ghz auch in einer besonderen Aus . ö

ch wegen ihrer psychologischen Tiefe nicht zum flüchtigen Lesen eignet, so ist die Form, in welcher dieselbe jetzt dem Publikum ge⸗ boten wird, jedenfalls die zweckmäßigere.

Gewerbe und Handel. Gestern Vormittag fand auf dem von dem Baurerein Ber⸗

liner Neustadt erworbenen Terrain bei Friedrichsberg die Legun

des Grundsteins für die neue städtische Viehhof⸗ un

Schlachthaus⸗Anlage Berlins statt.

Vom Berliner Pfandbrief⸗Institut sind bis Ende November 1877 35413 8090 M 44 projentige und 8 192 409 M 5 prozentige, zusammen 43 606 200 M Pfandbriefe ausgegeben worden, wovon noch 34 832 107 6 2 und 7600 6 5 prozentige, zusammen 42 432 900 60 . efe verzinslich sind. Es sind zugesichert, aber noch nicht abgehoben 3 588 600 Æ; in der Feststellung begriffen 3 Darlehnsgesuche auf Grundstücke zum Feuer⸗ versicherungswerthe von 322 325 M; im Laufe des Monats November 1877 angemeldet 7 Grundstücke mit einem Feuerversicherungswerthe von 804 375 4

In der Generalversammlung der Schlesischen Aktien“ Gesellschaft für Leinen in du strie (vorm. Kramsta in Breslau) wurde die gige Dividende genehmigt und Decharge ertheilt. Der Antrag auf Reduktion des Aktienkapitals um 100 Thlr. durch Rückkauf eigener Aktien wurde einstimmig angenommen.

Die Aktiengesellschaft Eisenindustrie zu Menden und Schwerte zahlt für das mit dem 30. Juni er. abgelaufene Jahr eine Dividende von 47 (gegen 3060 im Vorjahr),. Der erzielte Ge⸗ winn, 395 520 S, übersteigt den des Vorjahres um 117457 4 Von diesem Gewinn werden 107 442 M zu Abschreibungen verwendet, 4107 M auf Delkrederekonto gestellt, 6353 M als Zinsen des Re⸗ servefonds per 127 0963 abgezogen, weitere 24 068 M zum Reserve⸗ sonds abgeführt, 24 968 M als Tantieme gezahlt, 189 009 M zur Vertheilung der Dividende verwendet und 165550 M als Gewinn⸗ reserve vorgetragen.

Der Finlösungscours für die Silbereoupons der österreichischen Eisenbahnpapiere ist abermals, und zwar auf 1793, herabgesetzt worden

London, J. Dezember. Die Engl. Corr“ meldet: In Wool wich sind jetzt etwa 2000 Arbeiter außer Thätigkeit. Die Telegraphen fabrik von Henley in Nordwoolwich gab zu Zeiten etwa 2000 Leuten Beschäftigung, wird aber nun ganz eingehen, und das 14 Acres bedeckende Grundstück soll verkauft werden. Ein Theil der brodlos gewordenen Arbeiter ist in Gefahr, völlig zu verarmen, und hat daher hei der Behörde um Unterstützung zur Uebersiedelung nach Canada gebeten.

Die Bevölkerung von Rio de Janeiro, welche früher sehr verschieden, und zwar bald auf höchstens 260 000 Seelen, bald auf mehr als 400 009 aagegeben wurde, beläuft fich nach dem inzwischen veröffentlichten CLensus von 1872 auf 228743 für die eigentliche Stadt und auf 46229 für das zur Stadt gehörige Gebiet.

Verkehrs⸗Anstalten.

Das Kursbuch der Deutschen Reichs-⸗Post⸗Verwal— tung Dezember⸗-Januar 1878 mit Eisenbahn⸗Ueber⸗ sichtskarte in Schwarz und Blaudruck ist soeben in R. v. Deckers Kommissions⸗Verlag, Marquardt C Schenck (Preis 2 ) erschienen. Dasselbe enthält die vom 15. Oktober d. J. in Kraft tretenden Winterfahrpläne der deutschen und ausländischen Eisenbahnen, die Reiseverbindungen der größeren Städte, den Gebührentarif für Tele⸗ gramme. Briefportotarif u. s. w. Fahrpläne neu eröffneter Eisen⸗ bahnen sind enthalten in Nr. 1 Berliner Ringbahn, 11 Neubranden⸗ burg⸗Demmin, 16a. Konitz⸗Schlochau und Wangerin⸗Tempelburg, 16 Berthelmingen Metz, 33 Gr. Pöchlarn⸗Gaming, Gr n nf Traisen⸗Schrambach. 433 Verona⸗Legnago.

Wie die „Magd. Ztg.“ mittheilt, waren auf der Konferenz, welche der Regierungs⸗Präsident zu Merseburg. von Diest, auf den 30. v. Mts. in Betreff eines mittelst der Unstrut herzustellenden Kanals von Leipzig nach der Saale einberufen hatte, die Städte Leipzig, Halle, Bitterfeld und Bernburg durch Gewerbe⸗ und Geschäftstreibende vertreten. Man einigte sich dahin, von der Er⸗ bauung eines großen Kanals nach Leipzig abzusehen und nur einen kleinen für den Lokalverkehr zwischen Halle und Leipzig zu bauen.

Plymouth, 3. Dezember. (W. T. B) Der Hamburger Postdampfer „Herder! ist hier eingetroffen. ö ;

New⸗JYork, 2. Dejember. Das Fer rem p fschiff Her⸗ mann“ vom Norddeutschen Lloyd in Bremen, welches am 17. November von Bremen und am 20. November von Southampton abgegangen war, ist heute wohlbehalten hier angekommen.

Baltimore, 1. Dezember. Das Postdampfschiff, Braun⸗ schweig“ vom Norxddeutschen Lloyd in Bremen, welches am 14. November von Bremen und am 17. November von Southamp⸗ ton abgegangen war, ist gestern wohlbehalten hier angekommen.

Berlin, 4. Dezember 1877.

Die vor , . Tagen gemeldete Störung der elektrischen Regulirung der Normaluhr vor dem Potsdamer Thor ist nunmehr wieder beseitigt. Von Sonntag Morgen bis heute (Dienstag7 Morgen ist die Uhr bereits wieder in enauerem Gang, aber noch 6 Sekunden vor gewesen. Von eute (Dienstag) Morgen ab ist die Regulirung vollständig wiederhergestellt und die Zeitangabe des hinteren (Sekunden⸗) Zifferblattes wieder auf die Sekunde richtig.

Der Wissenschaftliche Verein veranstaltet im nächsten Jahre im Saale der Sing⸗Akademie nachstehende Porträge: ö 5. Januar. Univ. Prof. Dr. Aegidi: Das heilige römische

eich im Mittelalter. 2 12. Januar. Hauptm. i. N. Gen.-St. Jaehns: Graf Wilhelm von Schaumbnrg⸗Lippe. 3) 19. Januar. Univ.-Prof. Dr. Hugo Kronecker: Die Macht des Willens. 4) 26. Januar. Geh. Med.⸗Rath Prof. Dr. Bardeleben: Ueber die neueren Methoden der Wundbehandlung. 5) 2. Februar. Geh. Ober⸗Reg.⸗Rath Dr. Schoene: Der Zeichenunterricht in der Volksschule. 6) 9. Februar. Univ.- Prof Dr. Gosche aus Halle: Die Märchen der 1091 Nacht. 7) 16. Februar. Prediger Br. Sell aus Darmstadt; Der heilige Franziskus. 3 23. Fe⸗ bruar. Univ. Prof. Dr. Kirchhof aus Halle: Das deutsche Land als Mitbildner des deutschen Volks. 9) 2. März. Univ.Prof. Dr. Gierke aus Breslau: Ueber Jugend und Altern des Rechts. 10) 9. März. Univ⸗Prof. Dr. Möbius aus Kiel: Eine natur⸗ wissenschaftliche Reise nach der Insel Mauritius. 11) 16. März. Hauptm. i. Gr. Gen.⸗St. Meckel: Ueber den gegenwärtigen m rurtishen Krieg in Europa. 12) 23. März. Univ.-Prof. Dr. Gerland aus Straßburg: Ueber geographische und eth⸗ nologische Märchen.

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Im Friedrich-Wilhelmstädtischen Theater ging am Sonnabend vor ausverkauftem Hause eine neue Posse: Unser

6 Berlin“ von E. Ig cob son in Seene. Der Verfasser eeichnet seine jüngste Arbeit als „lokale Zeitbilder“. Dieser Aus⸗ druck ist bei dem Stäcke im engsten Sinne des Wortes zu nehmen; von irgend welcher Handlung und Charakterzeichnung ist nicht die

Rede. Leider sind diese Bilder nicht einmal, wie es doch die Posse

verlangt, wirksam humoristische Karrikaturen von Typen aus dem Volks eben, sondern nur mit aanz kunstlosen, groben Strichen hinge⸗ worfene Figuren, etwa in der Manier der Ruppiner Bil derbogen, also für den gebildeten Geschmack wenig erfreulich. Die Idee, die dem Stücke zu Grunde liegt, die Unvernunft und Verkehrtheit der sozialdemo⸗ kratischen Bestrebungen zu geißeln, würde sich für eine Darstellung auf der Schaubühne durch eine dazu berufene Hand vorzüglich eignen, nur müßten derselben weit bedeutendere, gewichtigere dramatische Mittel zu Gebote ste hen. Die Wortwitze, mit denen der Dialog stark ge⸗ würzt ist, sind häufig triviale; nicht übel dagegen sind einige Couplets, welche dem Verfasser die Auszeichnung zweimal igen Hervorrufes erwarben.

Lobetwerth ist die geschmackvolle und reiche Inscenirung und Aus⸗

owie die gelungene n , Die Haupt⸗ ön

tattung des Stückes, ; . en Händen der Damen Frls. ig und Kren

rollen befinden sich in

und der Herren Swoboda und Schulz; die übrigen Figuren des Stückes sind nur Staffage. Die Musik von C. Pleininger, welche freilich keinen Aaspruch auf Originalität machen kann, ist stellenweise recht gefällig Wie nachträglich gemeldet wird, ist das Stück nach der ersten Aufführung zu seinem Vortheile erheblich um— gearbeitet und gekürzt worden, so daß es in dieser seiner neuen Ge⸗ stalt schon bei der ersten Wiederholung am Sonntage eine recht günstige Aufnahme gefunden hat.

Im Concerthause veranstaltet morgen, Mittwoch, Hr. Hof- Musikdirektor Bilse einen Mozart⸗Abend zur Gedächtnißfeier des großen Meisters.

Da der Concertsaal des Königlichen Schauspislhauses erst Mitte dieses Monats dem französischen Theater zur Disposition gestellt werden soll und bis dahin dem Physiker Hrn. Böttcher zur Benutzung überlassen bleibt, so ist derselbe in der Lage gewesen, vielseitigen Wünschen nachzukommen, und die schönsten feiner dies⸗ jährigen Cyklen, „Bergespracht· und ‚Mond⸗Crkurfion / in diefer Woche noch einmal zu wiederholen.

Morgen, Mittwoch, findet im Circus Renz eine eigens von Hrn. Direktor E. Renz arrangirte Gala. Vorstellung, mit gewähltem Programm zum Besten der im russisch türkischen Kriege verwundeten

Russen statt.

F. Soennecken in Bonn, der Erfinder der Rundschriftfeder, hat nunmehr, auf ähnlichen Prinzipien fußend, eine Kurrent? schriftfeder hergestellt. Diese Feder bezweckt vornehmlich, das An⸗ drücken, welches bei den gewöhnlichen Federn nothwendigerweise statt⸗ finden muß und einen Hauptgzrund zur raschen Ermüdung, resp. zur Verminderung der Schnelligkeit des Schreibens bildet, unnöthig zu machen und den Schreiber zur größtmöglichsten Ausdauer und raschesten Niederschrift seiner Gedanken zu befähigen. In dem mitt⸗ leren Theile besitzt diese Feder ein Tintenbecken zur Fassung von einer größeren Tinte nmenge und zur Verhütung des Abtropfens; die Sxitze ist nur wenig elastisch, kurz abgeschnitten und so abgerundet, daß keine scharfe Ecke bleibt, und die Spitzen auch auf rauhem . nicht kratzen. Soennecken fertigt diese Federn in 6 Spitzen⸗ reiten, von denen die breiteste etwa 1 mm Spitzenbreite besitzt, die schmalste aber ungefähr der Breite einer mittelfeinen gewöhnlichen Feder entspricht. (S. Inserat.)

Eingegangene literarische Neuigkeiten.

Supplement zu den Gesetzes beilagen des Deutschen Reichs⸗Anzeigers. (Berlin, Carl Heymann's Verlag.)

Nr. J. Preußen. Gesetz, betreffend den Unterstützungsatz für die hilfsbedürftigen Krieger. Vom 1. August 1876. Gesetz, be⸗ treffend die Veranlagung der Grund⸗, Klassen⸗ und Einkommen⸗ steuer. Vom 12. März 1877. Gesetz, betreffend die Theilung der Provinz Preußen. Vom 19. März 1877. Gesetz, betreffend die Aufhebung des Lehnsverbandes in Ostpreußen. Vom 16 März 1877. Gesetz, betreffend die Verwaltung der Holzungen in den Pro⸗ vinzen Preußen, Brandenburg, Pommern, Posen, Schlesien und Sachsen. Vom 14. August 18765. Gesetz, betreffend die Ver⸗ theilung der öffentlichen Lasten bei Grundstückstheilungen und An— r. Vom 25. August 1876. Berlin, 1877. G. Heymanns Verlag.

Nr. 2. Preußen. Gesetz, betreffend den Austritt aus den jüdischen Synagogengemeinden. Vom 28. Juli 1876. Verordnung über die Ausübung der Aufsichtsrechte des Staates bei der Ver— mögensverwaltung in den katholischen Diözesen. Vom 29. Sep—⸗ tember 1876. Verordnung über die Ausübung der Rechte des Staats gegenüber der eoangelischen Landeskirche der acht älteren Provinzen. Vom 9p. September 1876. Ebd. 1877.

Nr. 3. Preußen. Gesetz, betreffend die Kraftloserklärung von Aktien in Schleswig⸗Holstein. Vom 10. März 1877. Gesetz, betreffend die Ablösung der Servituten, die Theilung der Gemein heiten und die Zusammenlegung der Grundstücke in Schleswig⸗ Holstein. Vom 17. August 1876. Gesetz, betreffend den Verkauf von Stempelsorten. Vom 18. Februar 1877. Ebd. 1877.

Nr. 4. Preußen. Gesetz, betreffend die Tagegelder und Reisekosten in Auseinandersetzungssachen. Vom 3. März 1877. Gesetz, betreffend die Umzugskosten der Staatsbeamten. Vom 24. Fe⸗ bruar 1377. Verordnung, betreffend die Reisekosten für die Land⸗ gensd'armerie. Vom 1. November 1876. Verordnung, betreffend die Tagegelder und Reisekosten der Kommissionen zur Veranlagung der Steuern. Vom 29. Dezember 1576. Verordnung, betreffend die Tagegelder und Reisekosten der Beamten der Staztseisenbahnen. Vom 50. Oktober 1876. Verordnung, betreffend die Tagegelder und Reisekosten der Medizinalbeamten. Vom 17. September 1876. Verordnung, betreffend die Kautionen der Finanzbeamten. Vom 24. März 1877. Ebd. 1877. .

Nr. 5. Preußen. Verordnung, betreffend die Ausübung der Befugniß zu Ehedispensationen. Vom 17. Januar 1877. Gesetz, betreffend die Geschäftssprache der Behörden. Vom 28. August 1876. Verordnung, betreffend den Gebrauch einer fremden Sprache als Geschäftssprache. Vom 28. August 1856. Ebd. 1877.

Nr. 6. Deutsches Reich. Gesetz über den Sitz des Reichs⸗ erichts. Vom 11 April 1377. Gesetz, betreffend die Unter⸗ . von See⸗Unfällen. Vom 27. Juli 1877. Ebd. 1877.

Nr. 13. Deutsches Reich. Gesetz, betreffend das Urheber⸗ recht an Werken der bildenden Künste. Vom 9. Januar 1876. Gesetz, betreffend der Schutz der Photographien gegen unbefugte Nachbildung. Vom 10. Janugr 1876. Gesetz, betreffend das Ur⸗ heberrecht an Mustera und Modellen. Vom 11. Januar 1876. Nebst den vom Reichskanzler⸗Amt zur Ausführung obiger Gesetze unterm 29. Februar 1876 erlassenen Bestimmungen. 3. Auflage. Ebd. 1877. .

Der Arbeiterfreund. 6 des Central⸗Vereins für das Wohl der arbeitenden Klassen. Herausgegeben von Prefessor Dr. Vict. Böhmert in Dresden, in Verbindung mit Professor Dr. Rud. Gneist in Berlin. Berlin, 8. Simion. 1877. 15. Jahrg. 5. Hft. Dasselbe hat folgenden Inhalt: Die socialen Folgen der Arbeiterbefreiung von T. in S. Verein für häuslichen Gewerbe⸗ fleiz. Ein Gewerbeverein für Näherinnen, von P. Chr. Hansen. Uebersicht der auf den Staatswerken im Ober⸗Bergamts Bezirk Cl usthal in den Jahren 1874 1875 und 1876 verdienten Löhne. Innere Angelegenheiten des Central-Vereins. Monatschronik über die . , . 1 . 1877. (Politisches, Wirthschaft⸗ liches, Sociales, Arbeiterfrage.

z Neues Lausitzisches Magazin. Im Auftrage der Oberlausitz. Gesellschaft der Wissenschaft, herausgegeben von Prof. Pr. Schön⸗ wälder. 53. 6 2. Hft. Görlitz, in Kommiss. d. Buchh. v. E. Stamer. 1877. .

Zeitschrift des Harz⸗Vereins für Geschichte und Alterthums⸗ kunde. erausgegeben im Namen des Vereins von dessen erstem e ftir lr. Ed. Jacobs. 10. Jahrg. 1877. Mit 6 Kunst⸗= anlagen, einer Karte und einer Stammtafel. Wernigerode, Selbst= . ö In Kommiss. bei H. C. Huch in Quedlin⸗ urg. 1877. . ö Dingelstedts sämmtliche Werke. Erste Gesammt⸗ Ausgabe in 12 Bänden. 9. Bd., 3. Abth. Theater. 1. Bd. Berlin, Verl. v. Gebr. Paetel. 1877. . ;

Ausgewählte Werke von Gustav zu Putlitz. 6. Bd. Berlin. Verl. v. Gebr. Paetel. 1877. .

Der Fungbrunnen. Märchen eines fahrenden Schülers von . der, ö Zweite, neu bearb. Aufl. Berlin. Verl. v. Gebr.

aetel. :

Tannenreis. Eine Weihnachtsgabe von Th. Justus. Bremen. Nordwestdeutscher Volksschriftenverlag. 32.