1877 / 291 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 10 Dec 1877 18:00:01 GMT) scan diff

hervorgerufen, noch vor: 49 Tödtungen (2 Reisende, 25 Be⸗ amte, 7 Arbeiter und 14 fremde Personen), 106 Verletzungen (1 Reisender, 53 Beamte, 37 Arbeiter und 15 fremde Per⸗ sonen) und 12 Tödtungen bei beabsichtigtem Selbstmorde.

Tat man sämmtliche Verunglückungen von Personen excl. der Selbstmörder zusammen, so entfallen auf:

A. Staatsbahnen und unter Staatsverwaltung stehende . (bei 14206 km Betriebslänge, 19 673 km

eleislänge und 403 593 293 geförderten Achskilometern) 113

älle, darunter die größte Anzahl auf die Bergisch⸗Märkische

ahn (24), Oberschlesische Bahn (17) und die Ostbahn (12; verhältnißmäßig, d. h. unter Berücksichtigung der geförderten Achskilometer und der im Betriebe gewesenen Geleislängen, sind die meisten Verunglückungen auf der Oldenburgischen, der Bergisch⸗Märkischen und der Oberschle⸗ sischen Eisenbahn vorgekommen.

B. Größere Privatbahnen mit je über 150 km Länge (bei zusammen 10422 km Betriebslänge und 13 739 km Geleislänge und 258 030 727 geförderten Achs⸗ kilometern) 50 Fälle, darunter die größte Anzahl auf die Rheinische Bahn (16), Magdeburg⸗Halberstädter Bahn 5) und die Thüringische Eisenbahn (5; verhält nißmäßig sind jedoch auf der Rheinischen, der Posen⸗Kreuzburger und der Werrabahn die meisten Verunglückungen vorgekommen.

C. Kleinere Privatbahnen mit je unter 150 Rm Länge (bei zusammen 10838 km Betriebslänge, 1148 kRm Geleislänge und 7558 053 geförderten Achskilometern) 5 an und zwar auf der Tilsit⸗Insterburger, Dortmund⸗ Enscheder, Nordhausen⸗Erfurter, Marienburg⸗Mlawkaer und Lübeck⸗Büchener Eisenbahn je 1 Fall. ;

Von den überhaupt beförderten 15 547 651 Reisenden wurden 2 getödtet und Einer verletzt. Verunglückungen von Reisenden fanden statt: auf der Bergisch⸗Maäͤrkischen Eisen⸗ bahn 2 und auf der Oberschlesischen Eisenbahn 1 Fall. Da⸗ gegen wurden von den im Betriebsdienste thätig gewesenen de, e. von je 4936 Einer getödtet und von je 1975 Einer verletzt.

Ein Vergleich mit demselben Monat im Vorjahre ergiebt unter Berücksichtigung der in beiden Zeitabschnitten geför⸗ derten Achskilometer und der im Betriebe gewesenen Geleis⸗ längen daß im Durchschnitt im Oktober d. J. bei 17 Ver⸗ waltungen mehr und bei 19 Verwaltungen weniger und in Summa eirca 12 Prozent weniger Verunglückungen vorge⸗ kommen sind, als in demselben Monate des 9

Die Bundesraths⸗Bevollmächtigten; Königlich württem⸗ bergischer Ober⸗Tribunals⸗Rath von Kohlhaas und Wirk⸗ licher Geheimer Kriegs Rath von Mand sowie der Fur sui schwarzburg⸗rudolstädtische Staats-Minister von Bert ra sind von Berlin wieder abgereist.

Die drei chinesischen Marine-Offiziere, welche sich in der Begleitung des neuerdings am hiesigen Hofe akkreditirten chinesischen Gesandten Liu⸗Ta⸗jen befanden, haben 6 kurzem Aufenthalt hierselbst, in ihre Heimath zurück—⸗

eg eben.

Bayern. München, 6. Dezember.

Gestern Nach⸗

mittag begann die zur Vorberathung einzelner Artikel des Ge⸗ setzes, betreffend den ,,,,

nieder⸗

Hetze Su bam mijsi xn bre c n dägen. An. den ung

ö ⸗Minister von Riedel und der Regierungs⸗Rath Kahr eil.

8. Dezember. Bezüglich der zum zweitenmal bean⸗ standeten Wahlen des Landtags-Wahlbezirks Schweinfurt vernimmt die „Allg. Ztg.“, daß in der VII. Abtheilung der Kammer der Antrag des Referenten Abg, Sing: die Wahl als gultig zu erklären, mit Mehrheit zur Annahme gelangen wird; „ob das aber dann auch in der Kammer selbst der Fall sein wird, ist hei den obwaltenden Parteiverhältnissen um so zweifelhafter, als die drei Abgeordneten, welche zum zweitenmal smit oder ohne gesetzliche Gründe) kassirt werden sollen, an der bezüglichen Abstimmung nicht theilnehmen dürfen und schon hierdurch die liberale Kammerfraktion drei Stimmen verliert.“ Der Finanzausschuß hat seine sehr eingehenden Be— rathungen über den Etat der Königlichen Bank zu Nürn— berg beendet und gestern Abend den an die Kammer zu er— stattenden Bericht festgestellt; derselbe wird bis Mitte der Woche in der Kammer zur Berathung gelangen.

Schwarzburg⸗Sondershausen. Sondershausen, 8. Dezember. (W. T. B.) Der Landtag hat den Staats⸗ vertrag mit Preußen wegen Anschlusses des Fürstenthums Schwarzburg-Sondershausen an das Land⸗ gericht Erfurt und an das Ober⸗-Landesgericht Naumburg einstimmig genehmigt und die Nothwendigkeit einer Aenderung der Verfassung verneint. Der Landtag, der alle Vorlagen der Regierung genehmigt hat, ist darauf vom Staats⸗

Minister von Berlepsch im Namen des Fürsten geschlossen worden.

Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 8. Dezember. (W. T. B.) Der el saß⸗lothringische ö schuß ist heute eröffnet worden. Der Ober⸗Präsident von Möller theilte in der Eröffnungsrede zunächst die einzelnen Berathungsgegenstände mit und fügte dann hinzu; Die neue Formel, unter welcher Ihnen diese Vorlagen * Beschlußfassung überreicht werden, bezeichnet eine neue hase in der politischen Gestaltung dieses Landes. Ihre Beschlüsse über Gesetzvorlagen haben fortan eine andere Be⸗ deutung als in den früheren Sessionen. Das Gesetz, be— treffend die Landesgesetzgebung von Elsaß-⸗ Lothringen, vom 2. Mai d. J., erhebt den Landesausschuß von der Stufe einer begutachtenden Versammlung zu einem wirk— lichen Faktor der Gesetzgebung, eine Frucht der ersten positiven Mitwirkung elsaß⸗lothringischer Abgeord⸗ neten im Reichstage und ein huldvolles Zeichen landes⸗ e, , Wohlgefallens an der fortschreitenden politischen Entwickelung Elsaß⸗-Lothringens, welches Se. Majestät der Kaiser die besondere Gnade hatte, Selbst dem Lande zu über⸗ i e. Er im Frühjahr Seinen Einzug in Straß⸗ ielt. Die hauptsächlichsten Berathungsgegenstände sind eine Vorlage, betreffend den Beitrag zu den alt der gik 6. und der Gesetzentwurf über die Verlegung des Etats⸗ Der Alterspräsident gedachte in seiner Antwort in . warmen Worten des Besuchs, den Se. Majestät der Kaiser dem me, fee. abgestattet haben. Die dem Landesaus⸗ schusse zu Theil gewordene huldvolle Aufnahme gewähre die 8 nung, daß die von demselben vorgetragenen Wünsche üllung finden würden. Das inzwischen erlassene Gesetz

über die Erweiterung der Befugnisse des Landesausschusses sei für das Land ein Fortschritt von größtem Werthe. Der Landesausschuß werde seinen bisherigen Grundsätzen der 2 der Mäßigung und der Freimüthigkeit, welche zur Herbeiführung eines so schätzenswerthen Fortschrittes beige⸗ tragen hätten, nicht untreu werden, und damit sei die 3 nung begründet, daß Elsaß⸗Lothringen in nicht zu ferner Zeit aus der untergeordneten politischen Stellung, in der es ich befinde, r, eine den Bedürfnissen der Bevölkerung entsprechende Verfassung erlange und gleichberechtigt in die Reihe der Staaten eintrete, welche das Deutsche Reich bilden.

Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 7. Dezember. Der Kron⸗ prinz ist gestern von Gödöllö hier angekommen. In dem den Delgatio nen vorgelegten Nachweise für das Ich! 1876 wird in Betreff der als Bedeckung präliminirten Zollgefälls⸗ überschüsse die Thatsache angeführt, daß der faktische Erfolg weit hinter dem Präliminare zurückgeblieben ist. Der Vor⸗ anschlag betrug nämlich 12 000 0900 Fl., das faktische Ergebniß dagegen blos 6 459 070 Fl. 658 Kr., wonach sich eine Minder⸗ einnahme von 5 540 929 3. 34 Kr. herausstellt.

9. Dezember. (W. T. B.) Der Budgetausschuß der österreichischen Delegation nahm heute in längerer Debatte die Vorlage des gemeinsamen Ministeriums, betreffend die Bewilligung der zur Bestreitung der gemeinsamen Aus⸗ lagen des 1. Quartals 1878 nöthigen Summen an. Im Laufe der Debatte erklärte Graf Andrassy, er bedauere, daß es nicht möglich gewesen sei, die Auslagen für die bos⸗ nischen Flüchtlinge einzustellen, die im Gegentheil sich noch wesentlich gehoben hätten und 6 4 Millionen Gulden betrügen. Die Regierung werde hierüber der Delegation eine meritorische Vorlage mit genauer Rechnungslegung und dem Voranschlag bis zum nächsten Frühjahr übermitteln. Gegen—⸗ über einer bezüglichen Bemerkung eines Redners konstatirte der Minister, daß die Regierung durch ihre Bemühungen, den Flüchtlingen die Rückkehr in die Heimath zu ermöglichen, ihr Möglichstes gethan habe, das Budget von der Last dieser Aus⸗ lagen zu befreien. Er könne es indessen nie befürworten, die nach Oesterreich gedrängten Flüchtlinge gewaltsam in das Elend und Verderben zurückzutreiben. Die ungarische Delegation nahm in ihrer heutigen Plenarsitzung in län⸗ gerer Debatte den Beschlußantrag der Subkommissionen über die Indemnitätsvorlage der gemeinsamen Regierung an.

Schweiz. Bern, 8. Dezember. (N. Zürch. Ztg.) Der Ständerath hat bei der Berathung des Zolltarifs einen Antrag auf Herabsetzung der Ansätze fi rohes und halbge⸗ arbeitetes Eisen und einen anderen auf Erhöhung der Ansaͤtze für Eisenwgaren abgelehnt. Die Kategorie „Steine und Stein⸗ waaren“ ist an die Kommission zurückverwiesen worden. Der große Rath des Kantons Tessin hat beschlossen, Lugano zur unverzüglichen Zahlung der Okkupationskosten zu verpflichten.

Frankreich. Paris, 9. Dezember. (W. T. B.) In einer heute stattgehabten Versammlung der Linken wurde

aufs Neue beschlossen Agisch für die Aufrechterhaltung der zitechtẽ er Deputirtenk 3 et fur en . der

Achtung vor der Verfassung und dem Volkswillen einzutreten. Der „Monite ur, hofft, daß der Abbruch der Unter⸗ handlungen wegen Bildung eines Kabinets aus der Majorität kein definitiver sein werde und hebt hervor, daß der Mar— schall Mac Mahon aufrichtig entschlossen sei, das parla⸗ mentarische Regime wieder zur Anwendung zu bringen. Das Blatt meint, die gegenwärtige Lage sei nur das Resultat eines Mißverständnisses, zu dessen Aufklärung gegenseitige Offenheit genügen müßte. Der „Moniteur“ verkennt nicht die Nothwendigkeit, daß das Ministerium ein homogenes und die Mitglieder 463 solidarisch sein müßten, meint aber, man müsse dieses Prinzip mit Maß anwenden. Der „Moniteur“ glaubt schließlich, daß eine Einigung über die Namen der zu⸗ lünftigen Inhaber der drei streitigen Portefeuilles noch möglich sei. Wie der „Temps“ meldet, hätte Batbie bei der An— nahme der Misstion, ein neues Kabinet zu bilden, zu dem Marschall Mac Mahon geäußert, daß er zwar das Scheitern der Kombination Dufaure's bedauere, aber doch die ihm über⸗ tragene Mission nicht von der n weisen könne. Batbie habe ferner in der gestrigen Versammlung der Gruppe der Konstitutionellen erklärt, daß das neue Kabinet zwar nicht speziell zum Zweck der Auflösung der Deputirtenkammer gebildet werde, daß es aber bereit sein würde, die⸗ selbe zu fordern, wenn sie unvermeidlich werden würde. Nach einem Berichte des Soir“ über die von den Kon⸗ stitutionellen des Senats abgehaltene Versammlung machte Batbie von den letzten Zwischenfällen Mittheilung, und hob die Loyalität und den guten Willen hervor, von denen der Marschall Beweise gegeben habe. Batbie nahm zugleich zur Erfüllung der ihm ertheilten Mission die ir ren, seiner Kollegen in Anspruch. Die Senatoren Bocher und Lambert de Sainte-Croix wiesen auf die Gefahren einer abermaligen Auflösung der Deputirtenkammer und auf die Nothwendigkeit hin, zu parlamentarischen Gewohnheiten und Regeln zurück⸗ zukehren. Ein Mitglied der Versanimlung schlug vor, noch— mals an die 3 Dufaure's zu appelliren und denselben zu ersuchen, daß er den Marschall behufs Wiederaufnahme der Verhandlungen aufs Neue um eine Besprechung bitte. Diese Ansicht schien seitens der Versammlung und selbst seitens Batbie's, der dem Patriotismus und der Uneigennützigkeit Dufaure's hohe Anerkennung zu Theil werden ließ, einer günstigen Aufnahme zu begegnen.

Verxsail les, 8. Dezember. (B. T. B.) Die Depu⸗ tirtenkammer setzte die Wahlprüfungen fort.

Italien. Rom, 9. Dezember. (W. T. B.) Der „Corriere d Italia“ versichert, die beiden im Bosporus mit Beschlag belegten italienischen Schiffe wären bereits wieder freigegeben worden, wenn nicht der englische Botschafter in Konstantinopel, Layard, durch seine Ein— mischung in diese Frage eine . hervorgerufen hätte. England die Verträge in seiner Weise auslegend habe sich immer zu dem Grundsatze bekannt, daß man das Recht habe, Schiffe, welche die Blokade brechen, zu verfolgen, auch wenn sie die Blokadelinie passirt haben. ayard habe also diesen Anlaß ergriffen, um das von England geübte Prinzip zur Geltung zu bringen. Seine Intervention sei durchaus nicht ein Akt der Feindseligkeit gegen Italien. Der „Corriere d' Italia“ versichert schließlich, der neu ernannte

türkische Gesandte, Turkhan Bey, welcher gestern in Rom ein⸗ getroffen ist, werde sich beeilen, den Zwischenfall beizulegen.

Der Präsident des montenegrinischen Senates, welcher mit der 6 von Montenegro in Neapel verweilte, ist hier eingetroffen. Der Papst leidet von Neuem an einer leichten Anschwellung der Füße.

Rumänien. Bukarest, 8. Dezember. (W. T. B.) Der Senat hat die beantragte Adresse mit allen gegen 3 Stimmen, welche sich der i mn, enthielten, angenom⸗ men. Carp und Boresco machten einige Vorbehalte, sie fügien 13 daß sie im gegenwärtigen Augenblicke die ministerielle

rage nicht stellen wollten. Boresco entwickelte das Pro⸗

ramm der auswärtigen Politik der konservativen Partei, er ö. hervor, daß diese Politik basirt sein müsse auf den Pariser

ertrag, damit Europa, wenn es bei dem Friedensschluß die Unabhängigkeit und die Neutralität Rumäniens anerkenne, aus demselben eine unparteiische Schildwache der Stabilität und Sicherheit für alle Nachbarmächte mache. Minister Cogal⸗ niceano unterstuͤtzte den Adreßentwurf und erklärte, daß kein geschriebener Vertrag mit Rußland bestehe, daß aber die rumänische Regierung auf die Hochherzigkeit des Kaisers von Rußland rechne und später auf die Weisheit Europas rechnen werde. Die Deputirtenkam mer hat den Gesetzentwurf, betreffend die Emission von acht Millionen Schatzbonds zur Deckung außerordentlicher Armee⸗Erfordernisse, angenommen.

Amerika. New⸗York, 9. Dezemher. (W. T. B.) Nach hier eingegangenen Nachrichten aus San⸗Antonio hat in Mexiko zwischen den nordamerikanischen Truppen und den Indianern ein Zusammenstoß stattgefunden, bei welchem 2 . getödtet, 3 verwundet wurden. Das Lager der Indianer wurde zerstört.

Der russisch⸗türkische Krieg.

Pest, 109. Dezember. (W. T. B.) Nach einem Bericht der „Pester Korresp.“ über die vom Grafen Andrassy in der gestigen geheimen Sitzung des ungarischen Dele— K für auswärtige Angelegen⸗

eiten abgegebenen Erklärungen konstatirte Graf An⸗ drassy die Verwirrung, welche der Glaube angerichtet habe, daß seine Politik in offiziösen Blättern an⸗ . sei. Offiziss sei für ihn nur die „Wiener

bendpost“. Man habe ö Aeußerungen imputirt, die er nicht gethan habe. So habe er den Beitritt Englands zum Berliner Memorandum immer nur als „wahrscheinlich“ be⸗ zeichnet, habe nie die he , des Friedens in Aussicht ge⸗ stellt, habe nie den „ausschließlichen Einfluß Oesterreichs auf die orientalische Frage behauptet. Auf die Macht Oesterreichs und dessen gute Beziehungen zu den anderen Mächten habe er sein Hauptaugenmerk gexichtet. Die Monarchie, so fuhr der Minister fort, verfügt frei über ihr Schicksal, kein Staat Europas kann mit größerer Sicherheit darauf rechnen, daß seine gerechten und billigen Interessen zur Geltung gelangen werden, als Desterreich Ungarn. Bei Besprechung der an Oesterreichs Grenze gelegenen kleineren Staaten konstatirte Graf Adrassy, daß Oesterreich⸗ Ungarn ein Herz für die Wohlfahrt und die friedliche Entwickelung der christlichen Völker des Orients habe. Unser Interesse ist es nicht, bemerkte der Minister, daß die Türkei in dem Zustande unverändert erhalten werde, in welchem sie vor Beginn der Bewegung sich befand. Kein Staats— mann Europas, auch kein türkischer Staatsmann, glaubt an diese Möglichkeit. Das vorzulegende Rothbuch werde die Zu⸗ stände beleuchten, wodurch die Bewegung herbeigeführt sei. Der Sultan selbst habe die Jol n r it einer radikalen Verbesserung anerkannt, und unsere Nichteinmischung wurde von türkischer Seite mit Dank aufgenommen. Wir können nicht hindern, daß in Europa geschossen werde, aber es giebt keine Macht, die ohne uns eine Regelung der orientalischen Angelegenheiten unternehmen könnte. Hier brach der Minister wegen der bereits vorgerückten Stunde seine Erklä⸗ . ab. Die Fortsetzung der Diskussion findet Dienstag

London, 9. Dezember. (W. T. B.) Dem „Reuterschen Bureau“ wird aus Konstantinopel vom gestrigen Tage telegraphirt, daß der diplomatische Agent Serbiens in Kon— stantinopel, Christies, bis jetzt noch keine Bestätigung der Nachricht von dem Ueberschreiten der serbisch— türkischen Grenze durch serbische Truppen erhalten habe,. Auch den im Seraskieriate vorliegenden Berichten aus Nisch, welche bis zum 7. d. reichen, sufols⸗ erh; an der ser⸗ bischen Grenze vollständige Ruhe. Die in der Nähe der Grenze konzentrirt gewesenen serbischen Truppen seien wieder zurückgezogen und zum Theil beurlaubt worden. Ebenso wird dem genannten Bureau das Gerücht, Serbien habe der Pforte ein Ultimatum zustellen lassen, als un⸗ . bezeichnet und hinzugefügt, daß der Pforte neuer⸗ dings keine serbische Note zugegangen sei.

Paris. 10. Dezember. (W. T. B.) Die „Agence HVavas“ verbreitet hier die Nachricht, die Einwohner von Seutari und mehrere Häuptlinge der Bevölkerung von Albanien hätten in Konstantinopel telegraphisch um Hülfe gebeten und erklärt, falls ihnen dieselbe nicht gewährt werden ollte, würden sie den Schutz Italiens anrufen.

Rom, 8. Dezember. (W. T. B.) Der „Agenzia Stefani zufolge entbehrt die von dem „Standard“ gebrachte Nachricht, daß ein hoher italienischer Offizier mit einer Mission an den Fürsten Nikita in Spizza eingetroffen sei, der Begründung.

Europäischer Kriegsschauplatz. St. Petersburg, 8. Dezember. (W. T. B.) Offi⸗ zielles Telegramm aus Bogot vom 8. d. M.: Die Positionen, welche von unseren Truppen in dem Kampfe am 3. d., genommen wurden, umfassen auf unserer rechten lanke den linken Flügel der Türken bei Arabkonak und edrohen, da sie sehr nahe der Chaussee nach Sofia liegen, den Rückzugsweg der Türken. Aus diesem Grunde machten die Türken am 3. d. so energische Versuche, uns hier zu ver⸗ treiben. Am 5. d. unternahmen sie einen neuen Angriff auf unsere rechte Flanke, wurden aber durch 3 Bataillone des finländischen ünd 1 Bataillon des Pawloff'schen Regiments zurückgewiesen. Unser Verlust betrug 27 Todte und Verwun⸗ dete. Wir fahren fort, Arabkonak zu beschießen. Die Türken vermehren ihrerseits die dort befindlichen Streitkräfte. St. Petersburg, 9. Dezember. (W. T. B.) Offi⸗ zielles Telegramm aus Bo got vom 8. d.: Gleichzeitig mit dem Angriffe auf Elena demonstrirten die Türken gegen die ganze Front der Russen. Am 4. d. rückten 6 Tabors mit Artillerie auf der Straße von Osmanbazar gegen die russische Position von Kesrowa vor, zogen sich jedoch, obwohl sie keinem

größeren Widerstande begegneten, sogleich zurück. Am 5. . M.

Straße von Osmanbazar.

Detachement einer gleichfalls rekognoszirenden türkischen Ab⸗

schreibt am 2. Dezember der Korrespondent der „Daily News“: quartier nach diesem ieh einem schmutzigen Dorfe, drei Viertel

nahe der Front nicht länger nothwendig, noch auch wünschenswerth

kleinere Detachements aller Waffengattungen konzen⸗

ch von Opaka und Kara⸗Hassankiöi gegen Helm m f. 1d Kovatschiza vor, beschränkten sich jedoch nur auf eine Kanonade gegen die russischen Vorpostenstellungen auf zer Straße von Polomartscha nach Jenitschessi (Jenikiöi). Nachdem die Kanonade von Nachmittag 2— 4 Uhr ewährt, zogen sich die türkischen Truppen zurück und 3. russischen Vorposten besetzten die früher inne gehabten Stellungen. Am 6. rückten wieder 5 türkische Tabors mit Artillerie und Kavallerie gegen Polomartscha und Kovatschiza vor, unterhielten vom , bis zur Dämmerung ein Ge⸗ plänkel mit den russischen Vorposten und zogen sich auf Ach⸗ nach (Ahmedkoi) zurück. An demselben Tage vom Morgen bis Nachmittags 3 Uhr unterhielt der Feind ein lebhaftes Ge⸗ plänkel mit dem russischen Detachement bei Kesrowa auf der Am 5. d. begegnete außerdem ein russisches von Pyrgos aus zur Rekognoszirung abgesandtes

theilung. Nach einem kurzen Geplänkel kehrte das russische Detachement nach Pyrgos, das türkische nach Basarboyg zurück. Auf russischer Seite wurden ein Offizier und 4 Soldaten verwundet.

Kon stantino pel, 8. Dezember (W. T. B) Türkischer⸗ seits wird verbreitet, daß eine Rekognoszirungs-Abtheilung der Division von Solanik die russischen Vorposten bei Dvavst zurückgedrängt habe. Gleichzeitig habe eine russische Kolonne die türkische Kavallerie bei Solanik e en sei aber zum Rückzuge gezwungen worden. Ein Angriff eines nnn ich! Detachemenks in der Stärke von 2 Bataillonen In⸗ fanterie und einer Abtheilung Kavallerie auf die Höhen von Karascheste in der Nähe von Kadikibi sei ebenfalls von den türkischen Truppen zurückgeschlagen worden. Nach der Be— setzung von Keschlova Seitens der Türken hätten diese die russischen Truppen, welche 8 Bataillone Infanterie, 2 Regi⸗ menter Kavallerie und 2 Batterien stark, die Abhänge von Tchevrich besetzt hielten, angegriffen. Die Kanonade habe den ganzen Tag angedauert. Auf beiden Seiten seien die bis⸗ herigen Positionen behauptet worden. Die Verluste seien un⸗ bedeutend gewesen. Eine Abtheilung Circassier habe sich eines 6 Viehtransports bemächtigt. Nach einer Meldung aus Rustschuk vom 6. d. haben sich türkische Truppen russischer Flöße, welche zum Bau einer neuen Brücke über die obere Donau bestimmt waren, bemächtigt. Von dem Kriegsschauplatze an der Do nau liegen keine weiteren Meldungen über Gefechte vor. Suleiman Pascha ist nach Rasgrad zurückgekehrt, nachdem er Rustschuk inspizirt hatte. Nach einem Telegramme Mehemed Ali Paschas verhindert die schlechte Witterung weitere Operationen. Mehemed Ali Pascha hat Baker das Kommando einer Division übertragen.

Bukarest, 7. Dezember. (Telegr. d. W. „Presse“.) Die von den Russen bisher am rechten Do nau-⸗Ufer be— setzten Punkte werden von den Rumänen besetzt. Die russischen Truppen rücken nach Plewna. In Nikopolis und Sistowa bleiben nur die von den Russen eingesetzten Behörden urück. Die Rumänen errichten bei Lom⸗-Palanka eine . Der Eisenbahn verkehr auf der Odessaer Strecke ist wieder eingestellt. Odessa zugeführt werden.

AUus Uschendol, an der Straße nach Lowtscha,

Nur Brennmaterial darf nach

„General Skobeleff verlegte vor vier Tagen sein Haupt⸗

englische Meilen hinter Brestowez Die von ihm eroberten neuen Stellungen sind jetzt so stark, daß die Gegenwart des Generals so

ist, befonders da uns Peabodykugeln drei⸗ oder viermal täglich in Brestowez unter Dach janten. Leute wurden beim Hingusgehen aus ihrer eigenen Thür getroffen, und sehr schwer war es, Bedeckung für die Pferde zu finden. Uschendol ist außerhalb des Bereiches der türkischen Kugeln. Erstaunt bin ich, in den Zeitungen Berichte ju fehen, Mehemed Ali habe in Sofia große Streitkräfte bereit zum Entsatze Os man Paschas. Als ich mit dem General Gurko in Prave; waͤr, betrug die äußere Schätzung von Mehemeds Macht 25 609 Mann. Es ist ganz offen bar, daß Mehemed Ali weder hoffte noch hofft, Osman zu entsetzen, oder er würde wirksamere Mittel er⸗ griffen haben, den Prawzapaß zu halten. In Orkhanie waren 7 oder 86500 Mann, die mit Leichtigkeit zur Vertheidigung dieses Paffes hätten verwendet werden können, statt der 1509 oder 2000, denen die Aufgabe anvertraut wurde. Der Paß ist viel leichter zu vertheidigen, als der von Schipka, und ich wage zu behaupten, daß wei Regimenter ihn gegen 50 000 Mann, falls Mehemed so viele hat, halten können.“

Konstantinopel, 8. Dezember. (W. T. B.) Ein Telegramm des Kommandanten von No vibazar vom 6. d. meldet, daß einige serbische Bataillone am Ja vor ein⸗ getroffen seien und daselbst Befestigungen errichten. Der Gouverneur von Kassowa meldet unter dem 5. de ebenfalls, daß serbische Truppenabtheilungen am Javor er⸗ schienen seien. ir , . hätten vier serbische Beamte die Grenze passirt und sich nach Senidje begeben, um Aufklärung über die Gegenwart türkischer Truppen an der Grenze zu verlangen. Dieselben hätten alsdann den Abzug der türkischen Truppen bis zum Mittag des nächsten Tages gefordert. An demselben Tage hätte zwischen den Serben und den türkischen Einwohnern eine Schlägerei stattgefunden.

London, 8. Dezember. (W. T. B.) Dem „Reuterschen Bureau“ wird aus Novibazar vom 7. d. gemeldet, daß am 6. d. eine Anzahl serbischer Soldaten die Grenze überschritten haben.

Asiatischer Kriegsschauplatz.

Konstantinopel, 9. Dezember. (W. T. B.) Ein Telegramm Derwisch Paschas aus Batum vom 7. c. mel⸗ det, daß die Russen Tchuruk- Su angegriffen ir aber zu⸗ zuckgewiesen worden seien Maoukhtar Pascha berichtet aus Erzerum vom 7. c, daß die Russen Verstärkungen er⸗

alten hätten. Der andauernde Schneefall verhindere weitere perationen und erschwere die Verbindung zwischen Erzerum und Trebizonde.

Tiflis, 6. Dezember. (Telegr. der W. „Presse“) Die Verbindung zwischen Erzerum und Trapezunt ist unterbrochen. In Erzerum ehen nur 12 000 Mann regu⸗ läre Truppen, der Rest der Besatzung besteht aus Zeibeks und wenigen Kurden. General Bumerling leitet die Aus⸗ be s j erung der Befestigungen von Kars. In Kars wurde eine Tetegraphen station für internationalen Gebrauch einge⸗ richtet. Die Leitung des Feldtelegraphen geht bis Ardost. Mit der Tracirung der von Wladikawkas hierher projek= tirten Ei senbahn wurde bereits begonnen. Sie wird bei Armawir abzweigen und über Libinskaje, Hanskoje und Kadis⸗

Den „Daily News“ wird aus Erzerum, 21. No⸗ vember, von einem Korrespondenten telegraphirt:

Ich bin amtlich benachrichtigt worden, daß es nicht erlaubt sei, Meldungen, die für die Türken ungünstig seien, zu telegraphiren. Am Dienstag ward die Stadt zum zweiten Male zur Uebergabe aufgefordert. Große kriegerische Thätigkeit herrscht. Einige nach Erjerum marschirende Bataillone haben Befehl erhalten, in der Nachbarschaft von Top Dagh zu bleiben. Das Archiv und die städtischen Gelder sind zum zweiten Male nach Baiburt gesandt worden. Das Bombardement wird sofort erwartet, doch meint Moukhtar Pascha, die Forts würden das feindliche Geschütz außer⸗ halb des Bereiches von Erzerum halten können.“ .

Das „Bureau Reuter“ in London bringt folgende vom 6. datirte Depesche: Achmed Mou khtar Pascha meldet in einer an das Kriegs⸗Ministerium gerichteten Depesche aus Erzerum vom 5. d. M.:

„Der Schnee liegt drei Fuß hoch und das Thermometer zeigt 8 Grad Kälte. Die Russen haben ein Beobachtungscorps in Deve⸗ boyun zurücgelassen und zerstreuten sich in den Dörfern des Passin⸗ Thales. Sie zerstören die Häuser der Einwohner, um Feuerungs⸗ material zu erlangen, das ihnen gänzlich mangelt.“

Der „Russ, Inval.“ enthält folgende Bemerkungen über die Kampfweise der Türken: „In der gegenwärtigen Campagne kommen den Türken bei der taktischen Verkheidigung zwei Faktoren zu Hülfe: ihre schnellschießen⸗ den Gewehre und die Vorbereitung des Schlachtfeldes in fortifika⸗ torischer Hinsicht. Die Türken empfangen schon in einer Entfernung von mehr als 2000 Schritt mit einem Feuer, das bis auf 600 Schritt verlustbringend wirkt. Dann nimmt die Sicherheit des Feuers ab und die Kugeln fliegen über die Köpfe hinweg. Mit are. sind die Türken in erstaunlicher Weise versorgt. In den ogements haben sie außer den ihnen zugetheilten Patronen noch große Kasten mit solchen stehen; so fand man in Lowtscha mehrere mit solchen Kasten angefüllte Keller. Während des Angriffs auf das Esthländische Regiment am 28. August kamen die Türken sehr nahe an die Linie unsrrer Logements heran und eröffneten das Feuer. Als sie zurückgeschlagen waren, wurden in der Nähe ein⸗ zelner Leichen gegen 120 leere Hülsen gezählt. An diesem Tage folgten den andringenden Türken Patronenkasten. Einer derselben erplodirte, von einer unserer Granaten getroffen. Man kann an⸗ nehmen, daß in vielen türkischen Truppentheilen in der Schlacht bei Plewna 400-500 Patronen per Mann gegen die Abtheilung des Generals Skobeleff verbraucht worden sind. Wie lange die Türken unter solchen Umständen mit ihren Patronen reichen werden, ist un bekannt. In jedem Fall können sie bei diesem System ohne kolossale Zufuhr von Patronen aus England und Amerika nicht aus kommen. Was den zweiten Faktor, die Vorbereitung des Schlacht⸗ feldes in fortifikatorischer Hinsicht betrifft, so ist zu bemerken, daß die Türken, sobald sie eine Position besetzen, sie sofort mit Logements für die Schützen verstärken. Sodann vertiefen sie die Logements und führen ein starkes Profil und offene wie geschloffene Befestigungen auf. Erlaubt es die Zeit, so werden dann Traverfen (gegen eine Beschießung vom Rücken her) und anstatt einer Trancheen⸗ Linie, falls das Terrain es er⸗ laubt, mehrere Linien errichtet. Die türkischen befestigten Lager bei Lowtscha und um Plewna zeigen, daß die Erdarbeiten dafelbst nicht einen Augenblick eingestellt wurden. Als in Lowtscha die Befestigungen der Position beendet waren, errichteten die Türken mehrere schöne Keller und machten sich schließlich daran, verschanzte Räumlichkeiten für die Truppen herzustellen. Uaser mit Erfolg be⸗ gleiteter Angriff ließ sie diese Arbeit nicht beenden. In den tür⸗ kischen Trancheen verdient die Vorsorge für die Bequemlichkeiten der Soldaten Aufmerksamkeit. In dem innern Absturz der Trancheen sind Vertiefungen eingebracht, in die für die Kämpfenden Wasser, zuweilen auch Honig und Zwieback gestellt wird. Auch ein Theil der Patronen wird in diesen kleinen Gruben aufbewahrt. Die von uns im Schipka, bei Lowtscha und Plewna genommenen Trancheen sind nicht nur in ihren Dimensionen solid, sondern auch in ihrer äußern Gestalt vortrefflich. Die Lage der Befestigungen läßt nichts zu wünschen übrig. Es unterliegt keinem Zweifel, daß an der Befestigung der Positionen vor Lowtscha und Plemwng sehr erfahrene und begabte Ingenieure gearbeitet haben. Selbst der Erfolg läßt die Türken nicht die Hände in den Schooß legen. Am 13. September, am Tage, nachdem General Skobeleff die genommenen Redouten nach einer Vertheidigung von A Stunden verlassen hatte, zeigten sich die Türken sofort rüͤhrig, indem sie die Beschädigungen ausbesserten und unsere Logements zer⸗ störten. Außerdem war von unserer weit vorgeschobenen Vorposten⸗ kette deutlich zu bemerken, wie die Türken neue Linien von Trancheen absteckten und wie sich Arbeiter an die Arbeit machten. General Skobeleff, der mit seinem Stab diesen Arbeiten gefolgt war, befahl, ärgerlich über die Hartnäckigkeit der Türken, von der Artillerie⸗ n. ein Geschütz zur Vorpostenlinie zu führen und einige Kartätschen Granaten auf die Arbeiter abzufeuern. Der Feind ant⸗ wortete uns mit einigen Granaten, doch liefen die Arbeiter trotz der Änstrengungen der sie leitenden Personen davon. Unsere Mittel zur fortifikatorifchen Vorbereitung des Schlachtfeldes, die wir bisher ge— gen den gut gedeckten Feind in Anwendung brachten, erweisen sich als unjureichend. Zur Beschleunigung der Arbeiten mußte man oft die Werkzeuge eines ganzen Regiments in einer Compagnie sammeln oder sogar 96 Compagnien eines Regiments die Schanzwerkzeuge eines an⸗ deren geben.“

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

„Berlin unter'm alten Fritz anno 17847, von K. Rie be, (Berlin 1875, Alfred Weile's Verlag). Der Verf, schil⸗ dert nach den besten Quellen Berlin und seine Verhältnisse im Jahre 784 und weist nach, daß die Stadt schon damals eine industrielle und kommerzielle Bedeutung gehabt habe. Das treffliche statistische Material, welches dem Verfasser zu Gebote gestanden hat, ist auch nach anderen Richtungen verwerthet. ; .

Von dem illustrirten Werke ‚„Kgiser Wilhelm der Siegreiche“, verfaßt von Ferd. Schmidt, illustrirt von L. Burger, H. Lüders u. A. (Leipzig, . von Otto Spamer), liegen das 17. und 18. Heft vor, in welchen die Darstellung bis zur Begründung des Norddeutschen Bundes fortgeführt wird.

Land⸗ und Forstwirthschaft. .

Im Regierungsbezirk Marienwerder kann die dies⸗ jährige Ernte im Allgemeinen als eine gute Durchschnittsernte be⸗ zeichnet werden. Weizen Gerste und Hafer haben mittlere, Roggen und Erbsen, soweit letztere nicht durch Mehlthau gelitten, gute, und die Kartoffeln, namentlich auf sandigem Boden, meist sehr reichliche Erträge geliefert. Abweichend von diesen günstigen Resultaten hat die Heu⸗ und Klee⸗Ernte weder im ersten noch im zweiten Schnitt befriedigt; ebenso ungünstig war der Strohertrag. Bei der naß⸗ kalten Witterung zu Ende des Monats August sind die Lupinen strichweise nicht reif geworden; das sehr hohe und dichte Kraut konnte aber, mit Stroh aufgeschichtet, als gutes Schaffutter ver⸗

werthet werden. Gewerbe und Sandel. Einer Bekanntmachung der General: Direktion der See⸗ handkungs⸗- Sozietät zufolge (. Ins.) sind auf die am 6. und J. d. M. zur Subfkription aufgelegten 50 Millionen Mark Preuß. konsolidirter 4M1igerStaatsanleihe Zeichnungen im Betrage von rund 288 Millionen Mark eingegangen. Behufs Ausführun der er⸗ forderlichen Reduktion wird jeder Zeichnungsstelle ein dem Ver altniß von 50: 288 entsprechender Theil ihres Zeichnungsbetrages überwiesen und foll es jeder Zeichnungsstelle Überlassen bleiben, die Zutheil ung unter Anzeige an ihre Zeichner zu bewirken. ; Brüsfel, 8. Dezember. (W. T. B.) Die Nationalbank

9. Dezember. (W. T. B) Der ministerielle Erlaß vom 17. August d. J., welcher die Einfuhr und Durchfuhr von Rindern und Schafen aus Deutschland verbietet, wird vom 12. d. Mts. außer Kraft gesetzt.

Paris, 10 Dejember. (W. T. B.) Nach einem vom Journal officiel veröffentlichten Dekrete des Handels⸗Ministers ist die Ein⸗ und Durchfuhr von aus Deutschland kommenden lebendigen Schafen und Ziegen wieder freigegeben.

St. Peter burg,. 8. Dejember. (W. T. B) Der rus⸗ sische gegen seitige Boden- Kreditverein theilt mit, daß er am 19. und 11. Dejember in Rußland bei den üblichen Subfskrip⸗ tionsstellen 10 Millionen Rubel seiner Pfandbriefe XIII. Serie mit Metallcoupon vom 1. Januar 1878 3 109 Rubel 50 Kop. pr. Stück exel. Zinsvergütung auflegt. Letztere beträgt bis 5. Dezember 3 Ru⸗ bel 31 Kop. pr. Stück, wo Abnahme erfolgen kann, jedoch späte⸗ stens bis 31. Dezember erfolgen muß, zuzüglich 2 / Kopeken für jeden Tag.

Verkehrs⸗Anstalten. Southampton, 8. Dezember. (W. T. B) Der Dampfer „Baltimore“ vom norddeutschen Lloyd ist hier angekommen. New⸗Nork, 8. Dezember. (W. T. B) Der Ham burger Postdampfer „Cimbria“ ist gestern Abend 8 Uhr hier ein⸗ getroffen.

Berlin, 10. Dezember 1877.

Im Verlage von Mittler und Sohn hierselbst ist erschienen: „Graf von Wrangel“, Königlich preußischer General⸗Feld⸗ marschall, von F. von Meerbeim b, Oberst im Nebenetat des Großen Generalstabes. Die kleine Schrift, ein Separatabdruck aus dem J. Beiheft zum „Milit. Wochenbl.“, 1877, entwirft, aus zuverläs⸗ sigen Quellen shöpfend, ein treues und anziehendes Bild von dem langen und thatenreichen Leben und Wirken des hochverdienten Generals.

Die ‚Rigaische Ztg.“ schreibt über den ungewöhnlich milden Her bst: Gestern, am 206 November (2. Dezember), bereitete er uns die Freude, lar gen Mückentanz beobachten zu können; dazu Stief⸗ mütterchen und Reseda im Freien das verdient in unsere Annalen eingetragen zu werden. Dagegen wird aus Tiflis geschrieben: Hier ist eine Kälte eingetreten, wie wir eine solche selten in dieser Jahreszeit gehabt haben. Auf der grusinischen Heerstraße herrschen kalte Winde mit Schnee. Die türkischen Gefangenen, welche auf . hierher transportirt werden, haben viel durch die Kälte zu leiden.

Alexandria, 9. Dezember. (W. T. B.) herrscht ein heftiger Sturm im Sue;jkanal. Die Post⸗ und Telegraphenverbindung zwischen Ismailia und Suez ist unter brochen; in Ismailia und Alexandria werden 25 Dampfer durch den Sturm zurückgehalten; im Kanal fand zwischen den Dampfern „Historian“' und „Chimborazo“ ein Zusammenstoß statt.

Das neue Volkestück: Hasemanns Töchter“ von Adolf L'Arronge, welches im Wiener Karltheater und auf mehreren großen auswärtigen Bühnen Erfolge errungen hat, wird schon am nächsten Sonnabend im Wallnertheater zur Aufführung gelangen. Bis dahin bleiben eini e ältere Stücke auf dem Repertoire. Heute geht der immer gern gesehene Schwank „Der Hypochonder“ neu in Scene, welcher demnächst seine hundertste Aufführung feiern wird.

Der „Allg. Itg“ wird aus Stuttgart geschrieben: Am hiesigen Hoftheater wird demnächst eine neue große fünfaktige Oper, unter dem Titel Ekkehard“, in Scene gehen, welche, der vieljährige bewährte Dirigent unserer Hofoper, Hof⸗Kapellmeister J. J. Abert, komponirt hat, und welche mit großer Spannung er⸗ wartet wird. In dem unter Mitwirkung mehrerer Dichter zu Stande gekommenen Textbuche sind zwar die Hauptzüge des Scheffel⸗ schen Romans verarbeitet, manche Einzelheiten aber und insbesondere die Schlußhandlung im Interesse der dramatischen Wirkung ab⸗ geändert worden.

Seit zwei Tagen

Im Saale des Grand Hotel de Rome veranstaltete der Pianist Hr. Emil Olbrich am Mittwoch ein Konzert unter Mit- wirkung des Königlichen Kammermusikers, Violinisten Hrn. Fritz Struß. Der Konzertgeber bewährte sich in dem gediegenen Vortrage eines Andante von Beethoven und eines Allegro von Scarlatti als ebenso durchg bildeter, wie in den Karnevalscenen von Schumann und den Bendelschen Improvisationen als feinfühliger Künstler, der aber auch, wo es gilt, über eine bravourmäßige Technik verfügt, wie sie die brillante Transeription eines Schubertschen Marsches verlangt. Hr. Struß, welcher mit dem Konzertgeber eine sehr interessante charakteristische Sonate von Bendel spielte, erwarb sich auch für den . des Adagios aus dem 11. Violin⸗Konzert von Spohr vielen Beifall.

Am Freitag voriger Woche gab Fräul. Jenny Meyer im Atnimschen Saale ein Wohlthätigkeits konzert. Die alljährlich wiederkehrenden musikalischen Aufführungen der Konzert⸗ geberin, welche als Gesanglehrerin im Sternschen Konservatorium seit Fahren in weiten Kreisen vortheilhaft bekannt ist, versammeln wegen der in ihnen gebotenen vorzüglichen Leistungen und um des wohlthätigen Zweckes willen stets ein sehr zahlreiches Publikum. Auch am Freitag war der Saal, bis auf den letzten Platz gefüllt und viele spät Erschienene mußten sich mit einem Stehplatze im Vorsaale begnügen. Das Pro- gramm war ein reichhaltiges und gewähltes. Den Eingang machten zwei Frauenchöre aus dem „Stabat mater‘ von Pergolese, welche von der Gesangsklasse der Konzertgeberin im Konservatorium gesungen wurden. Ber Vortrag bekundete eine sorgfältige Schule und gebildetes musikalisches Verständniß. An Chören wurden weiter noch zu Gehör gebracht der Chor für Altsätimmen aus dem Oraterium Christus von Friedr. Kiel und als Schlußpiece Frühlingslied für Frauen⸗ stimmen von Bargiel. Die Solovorträge wurden von jungen streb⸗ famen, musikalischen Kräften ausg führt, die zum größten Theile noch in der Ausbildung begriffen, sämmtlich vielversprechendes Talent und eifriges Studium an den Tag legten, Es wurden gesungen: R eitativ und Arie aus „Rinaldo“ von Händel, eine Cantate von Marcello, Konzert⸗Variationen über den Carneval von Venedig, Elfas Ermahnung an Srtrud aus Wagners „Lohengrin“, zwei Lieder von Schumann „Er der Herrlichste von Allen“ und Der Hidalgo'; Scene und Arie aus der „Italienerin in Algier von Rossini, Duett aus desselben Komponisten ðStabat mater“ und zwei Arien des Cherubim aus Mojarts „Figarg“. Die letzten beiden Piecen sang Frl. Franziskg Kopka, eine Schülerin der Konzertgeberin und jetzt ein beliebtes Mitglied des Friedrich Wil⸗ helmstädtischen Theaters. Außer den genannten Gesangstücken wurde ein AÜndante und Variationen für zwei Klaviere von Rob. Schu— mann, ein zierliches und ansprechen des Stück, von zwei jungen Da⸗ men, Schülerinnen der Klavierklasse im Konservatorium des Hrn.

rof. Br. Franck mit Präzision und feinem Geschmack vorgetragen.

9 Vortrag des Adagio aus dem 11. Violin⸗Konzert von Louis Spohr gab einem Schüler der Geigenklasse im Sternschen Konser⸗ vatorium Gelegenheit, sein vielversprechendes Talent an den Tag zu legen. Hr. Kapellmeister . Mannstädt hatte die Direktion des Konzerts, sowie die Klavierbegleitung der Gesänge übernommen. Die gebotenen musikalischen Gaben wurden von den Zuhörern mit wie⸗ derholten lebhaften Beifallsspenden aufgenommen.

Gestern hat der letzte Soirse⸗Cyklus des Physikers Hen. A. Böttcher im Konzertsaale des Schauspielhauses (-London“, und „Die Sonne und die großen Planeten) begonnen. Die Verträge des . Böttcher, welche am nächsten Sonntag geschlossen werden, haben sich in diesem Jahre einer besonderen Theil⸗

koje Uschlje geführt werden.

hat den Diskont von 3 auf 2430 herabgesetzt.

nahme des gebildeten Publikums erfreut.