1877 / 293 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 12 Dec 1877 18:00:01 GMT) scan diff

w

1 k * ö

1 Ober⸗Berghauptmann Krug von Nidda merkte, die Ueberproduktion liege nicht auf dem Gebiete des staatlichen, sondern auf dem des privaten Bergbaues. Die Mehrproduktion des Jahres 1876 gegen 1875 betrage bei den fiskalischen Kohlenbergwerken G, 1, bei den privaten 3,91 Prozent. Die Mehrproduktion des Fiskus be⸗ ruhe hauptsächlich auf den schlesischen Kohlenwerken, die in Folge der Sperre des Schwarzen Meeres einen bedeu⸗ tenden Export nach Rußland erlangt hätten. Die Vereini⸗

ung der niederrheinisch⸗westfälischen Bergwerke, um eine Ein⸗ r enlr⸗ der Produktion herbeizuführen, sei sehr zu loben; aber der Staat könne ihrem Beispiele nicht folgen, ohne seine Arbeiter in ihren materiellen Interessen zu schädigen, ja zu ruiniren und sich die Konkurrenz der Saarkohle mit den west⸗ fälischen Kohlen zu erschweren.

Der Handelsminister Dr. Achenbach erklärte, er werde einen Staatsbergbau nicht gestatten, der auf die Privatberg⸗ werke einen devastirenden Einfluß übe, aber er sei sich auch bewußt, daß mit dem Staatsbergbau ein großes finanzielles Interesse, für welches er die Verantwortung zu tragen habe, verbunden sei. Die Ueberproduktion an Steinkohlen falle nur auf das von dem Abg. Dr. Hammacher vertretene Gebiet, und der Staatsbergbau empfinde diese starke westfälische Konkurrenz sehr. Shne eigentliches Bedürfniß könne auch der Staat nicht durch Einschränkung der Produktion eine große Zahl von Bergleuten brodlos machen. Der Minister bemerkte noch dem Abg. Schmidt (Sagan), daß nach dem Geiste der neuen Gesetzgebung, welcher jeden administra⸗ tiven Eingriff in das Privateigenthum verbiete, der Betriebs⸗ zwang der Bergwerke nicht wieder eingeführt werden könne, dagegen habe man bei einer demnächstigen Regelung der Berg⸗ werksverhältnisse zur Verhinderung der gerügten Mißstände die Einführung einer Feldsteuer für still stehende Bergwerke in Aussicht genommen.

Der Rest des Etats des Handels⸗-Ministeriums wurde ohne Debatte bewilligt. Schluß 11 Uhr Nachts.

In der heutigen (34) Sitzung des Hauses der Abgeordneten, welcher am Man ien fh der Handels⸗ Minister Dr. Achenbach, der Minister für die landwirthschaft⸗ lichen Angelegenheiten Br. Friedenthal und mehrere Regierungs⸗ Kommissarien beiwohnten, theilte der Präsident zunächst mit, daß ein Gesetzentwurf, betreffend die Regelung des standes⸗ herrlichen Rechtszustandes des Fürstlichen Hauses Sayn-Witt⸗ genstein⸗Berleburg, eingegangen sei.

Demnächst trat das Haus in die Berathung des Antrages der Abgg. Dr. Ham macher u. Gen. wegen Vorlegung eines Gesetzentwurfs, betreffend das Vorrecht der „bergrechtlichen Gewerkschaft“ wegen der rückständigen Beiträge (Zubußen) an den Antheilen (Kuxen) vor den Hypotheken⸗, Pfand⸗ oder sonstigen Gläubigern. Der Antrag lautet:

Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen: an die Könia⸗ liche Staatsregierung die Aufforderung zu richten, noch im Laufe der gegenwärtigen Session dem Landtage einen Gesetzentwurf vor⸗ zulegen, durch welchen es außer Zweifel gestellt wird, daß der bergrechtlichen Gewerkschaft; wegen der rückständigen Beiträge (Zubußen) an den Antheilen (Kuxen) der zahlungssaͤumigen Ge⸗ werke ein Vorrecht vor den Hypotheken⸗, Pfand⸗ oder fen stien Gläubigern zusteht. .

Der Antragsteller führte aus, daß die von dem König⸗

lichen Ober Tribunal in dessen Entscheidungen vom

30 November 1874 und 7. September 1877 auf⸗ gestellten Rechtsgrundsätze, nach welchen die Gewerkschaft den Erlös beim Verkauf von Bergwerksantheilen zum Zwecke ihrer Befriedigung für ausgeschriebene und nicht bezahlte Zu⸗ bußen erst n dem Pfandgläubiger der betreffenden Berg⸗ werksantheile beanspruchen kann, der wirthschaftlichen Natur der bergrechtlichen Gewerkschaft widerspreche und die Lebens⸗ fähigkeit dieses Rechtsinstitutes gefährde. Unter Beibehaltung der gewerkschaftlichen Gesellschaftsform sei es unmöglich, die auf der Hand liegenden schlimmen Konseguenzen abzuwenden.

Der Handels⸗-Minister Dr. Achenbach setzte darauf die Schwierigkeiten derartiger Vorschriften auseinander, Es würde sich nicht empfehlen, den Gewerkschaften ein solches Vorrecht u geben, weil damit der Kredit von Privatpersonen ge⸗ Had n. würde. Jedenfalls aber werde die Staatsregierung die Angelegenheit in Erwägung nehmen; sie habe auch schon Erörterungen der Provinzialbehörden veranlaßt, um Klarheit in diesem Punkte zu erlangen.

2 diesem Antrage nahmen dann noch die Abgg. Dr. Petri und Schlüter das Wort, von denen sich der erstere gegen, der letztere für den Antrag Hammacher erklärte. Der Antrag wurde darauf der Justizkommission zur weiteren Berathung übꝛrwiesen.

Ohne erhebliche Debatte genehmigte das Haus dann die Extraordinarien des Justiz⸗Ministeriums, des Ministeriums des Innern, der Landwirthschaft⸗ lichen und der Gestüt⸗Verwaltung, sowie des Kriegs⸗ Mini steri ums.

Bei Schluß des Blattes trat das Haus in die Berathung des Etats der Eisenbahnverwaltung ein.

Als Aerzte haben sich niedergelassen die Herren Pr. Schultz in Dirschau, Dr. von P =. in Schwetz, Arzt Gotthardt in Brandenburg a. H., Arzt Fischer in Jarmen, Dr. Strasser in Stettin, Dr. Bischofswerder in Neuwarp.

Bayern. München, 10. Dezember. In der heutigen Sitzung des Staatsraths wurde das neuernannte Mitglied desselben, Staats⸗Minister von Riedel, in üblicher Form eingeführt und beeidigt.

Sachsen. Dresden, 11. Dezember. Die Erste Kammer nahm heute den Entwurf zu einem Gesetze über das Verfahren in Verwaltungsstrafsachen mit einigen von der Deputation beantragten Abänderungen zu den §§. 1 und 7, im Uebrigen aber unverändert einstimmig an.

Leipzig, 11. Dezember, (W. T. 24 In einer vom

ädtischen Verein auf heute einberufenen, sehr zahlreich be⸗ suchten Gürgerversam ml ung wurde beschlossen, wider die in der Ersten sächsischen Kammer gegen die Regierung und den Richterstand in Preußen ausgesprochenen Beleidi⸗ gungen energischen Protest zu erheben.

Baden. Karlsruhe, 109. Dezember. Der Groß⸗ herzog hat sich heute Abend nach Straßburg begeben, um in fi ig n cha als ,, der fünften Arniee⸗Inspektion die Garnisonen von Elsaß⸗Lothringen zu besuchen und die Offiziercorps der dort stationirten Truppen kennen zu lernen. Der Großherzog wird, der „Karlsr. ö . zufolge, voraussichtlich erst am 19. oder 20. Dezember hierher zurückkehren.

Württemberg. Stuttgart. 11. Dezember. (. T. B.) In der heutigen Sitzung der zweiten Kammer wurde der vom Abg. Oberstaatsanwalt Lenz . Antrag auf Erlaß eines Gesetzes, durch welches die w er⸗ mächtigt werden sollen, die polizeilichen Strafverfügungen gegen die Fälscher von Lebensmitteln öffentlich bekannt zu machen, mit allen gegen 2 Stimmen angenommen.

Sach sen⸗Altenburg. Altenburg, 10. Dezember. (Dresdn. Journ.) In . 2 vom 3. d. M. ertheilte der Lan dtag dem Gesetzentwurfe Enn Zustimmung, welcher bestimmt, daß über Nichtigkeitsbeschwerden gegen Er⸗ kenntnifse des gemeinschaftlichen Ober⸗Appella⸗ tionsgerichts zu 2 nicht mehr, wie bisher, durch drei Appellationsgerichte, sondern durch das Ober⸗Appellationsgericht selbst entschieden werden soll, und daß das Rechtsmittel der Revision wider solchergestalt in der Nichtigkeitsinstanz gefällte Erkenntnisse gänzlich in Wegfall zu kommen hat. eiter wurden in derselben Sitzung die von der Herzoglichen Staats⸗ regierung geforderten 34 009 M für bauliche Herstellun⸗ en, welche sich infolge der Einführung der neuen

eichsjust izgesetze nothwendig machen, einstimmig bewilligt. Die gane gab dabei auch die Erklärung ab, daß sie mit dem von der Regierung aufgestellten Plan über die Organi⸗ sation der neuen GerichtsCbehörden Errichtung eines Landgerichts für das ganze Herzogthum und eines rößeren Amtsgerichts in Altenburg, Umwandlung der fünf

rovinzialgerichtsämter in Schmölln, Ronneburg, Eisenberg, Roda und Kahla, in fünf kleinere Amtsgerichte mit je 16000 bis 17 000 Seelen einverstanden sei.

Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 11. Dezember (B. T. B. Die heutige „Amtszeéitung“ veröffentlicht einen Befehl des Kaisers vom 8. d., wonach derselbe, um der Kriegsmarine einen Beweis seiner besonderen Wohlgewogenheit zu geben, den Kronprinzen Erzherzog Rudolf zum Linienschiffs⸗ Kapitän extra statum im See⸗Offiziercorps ernannt hat. Die „Amtszeitung“ veröffentlicht ferner die Ernennung des bisherigen Landespräsidenten von Krain, Ritters von Wid⸗ man, zum Statthalter von Ober⸗Oesterreich. .

(W. T. B.) Der Klub der Linken beschloß ein⸗

an die Erklärung, daß Seitens des Klubs der Beibe⸗ altung der gegenwärtigen Kriegsstärke des Heeres von S860 009 Mann über das Jahr 1878 hinaus nicht zuge⸗ stimmt werde. Auch wurde dieser Beschluß einstimmig für einen bindenden Klubbeschluß erklärt. Bei der Berathung des Fortschrittsklubs über das Wehrgesetz sprachen sich sämmtliche Redner gegen die Vorlage und für die Noth⸗ wendigkeit einer Reduzirung des Heeresaufwandes aus. Bei Besprechung der äußeren Politik äußerten sich alle Redner des Fortschrittsklubs in einem die Friedenspolitik des Grafen Andrassy billigenden Sinne und sämmtliche dem Fort⸗ schrittsklub angehörende Mitglieder der Delegation erklärten, baß sie zu einem Tadelsvotum gegen den Grafen Andrassy, welcher , vor einer Abenteuerpolitik bewahrt habe, in keinem Falle mitwirken könnten. .

(W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Sub⸗ comité s der ungarischen Delegation für auswär⸗ tige Angelegenheiten seßte Graf Andraffy seine am Sonntag begonnenen Aufklärungen über die politische Lage und die von der Regierung befolgte Politik fort. Andrassy ging auf eine Erörterung der meisten vom Grafen Apponyi aufgestellten ee nn ein und nahm hierbei Ge⸗ legenheit, fast alle Phasen der seit 3 Jahren ven der Regie⸗ rung befolgten Politik, theilweise unter Verlesung geheimer Aktenstücke, zu beleuchten. Die Mitglieder des Subcomites beschlossen, vorerst nicht nur über die Aeußerungen des Ministers, sondern auch über ihre eigenen Reden Still⸗ schweigen zu beobachten. Am Schlusse der vierstündigen Berathung wurde einstimmig ein Antrag Szecheny's an⸗ genommen, dahin gehend, der Ausschuß möge in Anbetracht des Umstandes, daß weder eine Debatte, noch ein Beschluß in Aussicht genommen war, vor dem Plenum konstatiren, daß der Ausschuß unter den gegenwärtigen Umständen eine öffent⸗ liche Diskussion über die auswärtige Lage nicht als zeitgemäß erachtet. Pechy sprach dem Minister Namens des Ausschusses seinen Dank für die offenen und eingehenden Aufklärungen aus. Im Laufe der Sitzung ergriffen der Erzbischof Haynald, Csengery und Szecheny wiederholt das Wort. Letzterer erklärte unter Anderem, er wolle von der beabsichtigten Interpellation über die Ausübung des Vetorechtes bei der näͤchsten Papst⸗ hh in Folge einiger vertraulichen Bemerkungen des Ministers abstehen.

Schweiz. Bern, 5. Dezember. Der Nationalrath begann in seiner heutigen 5 allgemeine Berathung über die Vorlage, betreffend die Wiederherstellung des finanziellen Gleichgewichts. Bereits im Juli 1876 war diese 66 durch ein Postulat provocirt worden. Jetzt liegt nun eine Reihe von Anträgen vor, welche darauf ab⸗ zielen, einerseits in den Ausgaben Ersparnisse und anderer⸗ ö vermehrte Einnahmen zu schaffen. Bei den k erzielen⸗

en Ersparnissen hat es die ö ommission r e. auf das Militärwesen abgesehen. In dieser

eziehung fand sich der Bundesrath schon heute veranlaßt, Stellung zu nehmen und rundweg zu erklären, daß er mit diesen Tendenzen prinzipiell nicht einverstanden sei und dies⸗ falls alle Verantwortlichkeit ablehnen müsse.

6. Dezember. Auf der heutigen Tagesordnung des Ständeraths stand der neue Zolltarif, dessen allgemeines Prinzip nach wie vor dasselbe ist. „Unsere Zölle“, an die Kommission in ihrem Berichte, ollen bleiben was sie bisher waren, nämlich Finanzzölle, eine indirekte Steuer, welche der Bund zur Bestreituug des größten Theils seiner Ausgaben auf den in das Bundesgebiet eintretenden Gegenständen erhebt. Wirthschaftliche Zwecke sollen nicht damit verfolgt werden, d. h. die Zölle sollen nicht dazu dienen, einzelnen ö einen besonderen Schutz gegen die auswärtige Konkurrenz zu gewähren oder eine künstliche Veränderung der Preise zu be⸗ wirken. Vielmehr hat das Freihandelsprinzip nach wie vor die Grundlage der eidgenössischen Zollgesetzgebung zu bilden.“

Niederlande. Am sterdam, 8. Dezember. (Leipz. Ztg.) Der Minister des Innern, Kappeyne, hat vor einigen Tagen an die Zweite Kammer der Generalstaaten einen Gesetzentwurf gelangen lassen, nach welchem die 3 h ihrer Mitglieder von 89 auf S6 gebracht werden soll. Die Verfa un bestimmt, daß auf je 45 000 Einwohner ein Abgeordneter komme. Die Bevölkerung beläuft sich nach dem

Ergebnifse der letzten Vollazählun 0 6 * Vors 34 bold Geng

in der Mot

wee

(W. T. B.) Die amtliche „London Gazette“ veröffentlicht eine am 26. November zwischen England und Dester⸗ reich getroffene Vereinbarung, durch welche der zwischen den beiderseitigen Regierungen abgeschlossene Handels⸗ vertrag vom 5. Dezember 1876 auf unbestimmte Zeit verlängert wird. Eine Kündigung ist jederzeit zulässig, so jedoch, daß der Handelsvertrag noch ein Jahr, von dem Kün⸗ digungstage an gerechnet, in Kraft bleibt.

Frankreich. Versailles, 11. Dezember. (W. T. B.) Die heutigen Sitzungen des Senats und der Deputirten⸗ kam iner verliefen ohne Zwischenfall.

Spanien. Madrid, 11. Dezember. (W. T B.) Die amtliche „Gaceta“ veröffentlicht ein Königliches Dekret, durch welches die Cortes zum 10. k. Mts. einberufen werden.

Türkei. Konstantinopel, 12. Dezember. (W. T. B.) Mehm ed Ali wird Freitag hier erwartet. Das Gerücht, daß die hiesige Garnison durch die Bürgergarde ersetzt werden solle, wird von informirter Seite für unbegründet erklärt.

(W. T. B.) Der „Polit. Kor.“ wird aus Cattaro vom heutigen Tage gemeldet: Vorgestern wurde ein Attentat gegen den Fürsten von Montene⸗ gro ausgeführt, das jedoch mißlang. Der Fürst bewohnte . der Operationen gegen das Fort Antivari ein 8a Selim Begs in der Stadt Antivari. Während nun der Fürst seine Wohnung zufällig verlassen hatte, wurde dieses Haus durch eine Mine in die Luft gesprengt. Von 7 im Haus befind⸗ lichen fürstlichen Leibgardisten wurde einer getödtet, die übrigen kontusionirt. Nach einer weiteren Meldung derselben Kor⸗ 2 aus Belgrad ist die Meuterei, welche im mili⸗ tärischen Lager bei Kragujewatz ausgebrochen war, unter⸗ drückt worden. Vierzig Milizsoldaten, die sich unter den Meuterern befanden und in die Wälder geflüchtet waren, wurden gefangen. Im Distrikte Kragujewatz ist das Stand⸗ recht publizirt worden. Nach den in Belgrad vorliegenden Nachrichten von der Grenze ist zwischen dem Corps Horva⸗ tovics und den russischen Abtheilungen eine direkte Verbin⸗ dung hergestellt worden.

Rumänien. Bu karest, 11. Dezember. (W. T. B.) Der Sen at beschloß, aus Anlaß der Einnahme Plew⸗ nas dem Fürsten Karl seine Glückwünsche auszuspre⸗ chen. In der Kamm er stellte Vernesco, nachdem er der Leistungen der rumänischen Armee rühmend gedacht, den An⸗ trag, dem . und dem Kaiser Alexander die Glückwünsche der Landesvertretung darzubringen. Der Antrag wurde einstimmig zum Beschluß erhoben. Der Finanz-Minister hat die Budgetkommission ersucht, ihre Ar⸗ beiten nach Möglichkeit zu beschleunigen.

Amerika. Washington, 8. Dezember. (Reuters Bureau.) Mr. Zamacona, der diplomatische Vertreter Mexikos in Washington, hat den Staatssekretär, Mr. Evarts, der friedlichen Absichten seiner Regierung in der jüngsten Bewegung mexikanischer Truppen nach dem Rio Grande ver⸗ sichert. Mr. Pinchback, der Neger, welcher der Gegen⸗ kandidat des republikanischen Senators für Louisiana war, ist von seiner Kandidatur zurückgetreten.

11. Dezember. (W. T. B.) Der Vertagung der gestrigen Debatte des Senats über den Antrag Matthews, betreffend die der Regierung in Bezug auf die Einlösung der Bonds in Silber zu gewährende Option, ist eine be— einflussende Bedeutung für die Blaine'sche Silbervorlage nicht beizumessen. Die Hauptdebatte über die Blaine'sche Silbervorlage beginnt erst heute und soll nach den Ferien fortgesetzt werden.

Großpᷣbritannien und Irland. London, 11. .

Der russisch⸗türkische Krieg.

St. Petersburg, 11. Dezember. (W. T. B.) Die „Agence . bemerkt anderweitigen Gerüchten gegenüber, durch den Fall von Plewna werde, selbst wenn der Be⸗ ginn von Verhandlungen zwischen der Pforte und Rußland eintreten sollte, die Fortsetzung der Feindseligkeiten nicht aufgehalten werden.

Lon don, 12. Dezember. (W. T. . Bei einem gestern in Edinburgh stattgehabten, von den Konservativen ef stz. teten Banket erklärte Kriegs-Minister Hardy, die englische Regierung warte sehnlichst auf eine passende Gelegenheit, um das Ende des Krieges herbeizuführen. Von den heutigen Morgenblättern plädirt der „Standard“ für den Fall, daß die 6 den Balkan überschreiten und Adria⸗ nopel besetzen sollten, für ein Aufgeben der bedingten Neutra⸗ lität Englands. Die „Times“ dagegen warnt vor jeder De⸗ monstration englischer Seits, da eine solche die Türkei dazu verleiten könnte, auf einen schließlichen Beistand Englands zu rechnen. England werde niemals interveniren, um die euro⸗ päischen Provinzen der Türkei zu retten.

[W. T. B.) Der „Polit. Korresp.“ wird aus Bukarest signalisirt, daß die dort kursirenden Gerüchte über unmittelbar bevorstehende Schritte der Pforte Behufs Einleitung von Waffenstillstands⸗- oder Friedens⸗ verhandlungen keineswegs auf bloßer Konjunktur be⸗ ruhen sollen.

Europäischer Kriegsschauplatz.

St. Petersburg, 11. Dezember, (W. T. B.) Wie ein Lauffeuer . estern in später Abendstunde die Stadt die Freudenbots f von dem Fall von Plewna. Viele Häuser illuminirten, in allen Theatern zeigte sich un⸗ beschreiblicher Jubel und Enthusiasmus, der Vorhang . fallen und von den Künstlern und dem Publikum wurde die Nationalhymne angestimmt. Bis in die späte Nacht durch⸗ zogen Volkshaufen unter Hurrahrufen die Straßen der Stadt. Heute haben alle Gebäude geflaggt, alle Schulen sind geschlossen.

Nach dem heute anläßlich der Einnahme von Plewna in

der Kirche des Winterpalastes stattgehabten Dankgottes⸗

dienste fand große Cour bei der Kaiser in statt. Zu der⸗ selben waren auch alle hier anwesenden, im bein Kriege ver⸗ wundeten Offiziere befohlen, deren Zustand die Theilnahme an der Cour gestattete. Die Zahl der bei Plewng ge⸗ fangen genommenen Türken wird auf ca. 40,000 Mann angegeben; außerdem sind gegen 29, 000 Kranke und Verwun⸗ dete in die Hände der Russen gefallen.

Bukarest, 11. Dezember. (W. T. B.) Heute Mittag fand in den hiesigen Kirchen ein feierliches Tedeum statt, welchem der Reichskanzler Fürst Gortschakoff und die rumäni⸗ schen Behörden beiwohnten. Ueber den gestrigen Kampf bei Plewna werden noch folgende Ein⸗

elheiten gemeldet: DZman Pascha griff nach Ueber—⸗ cr lng des Wid das Fort Dolnii Netropol an und drang in dasselbe ein. e uf eilten die russischen und rumänischen Truppen von Susurlu und Bukowa aus zur Hülfe herbei, es entspann sich in dem Fort ein mörderischer Kampf, in wel⸗ chem Osman Pascha verwundet wurde. Da es demselben nicht gelang, durchzubrechen, so wollte er sich nach Plewna zurückziehen. Inzwischen hatten aber bereits die in Grivitza und auf dem grünen Berge stehenden Russen die Stadt be⸗ setzt, so daß Osman Pascha von allen Seiten umzingelt war und sich zur Uebergabe genöthigt sah. Der Verkehr über die Brücke bei Nicopolis ist augenblicklich unterbrochen, auch ist die Telegraphenverbindung zwischen Nicopolis und Verbitza gestört, dürfte jedoch noch heute Abend wieder her— gestellt werden. Die Eisenbahnlinie Frateschti-Sim⸗ nitza wird am Sonntag eröffnet werden.

Von „authentischer Seite“ wird der „Polit. Korresp.“ aus Bukarest berichtet, alle Nachrichten, daß der Durch⸗ bruchsversuch Osman Paschas erst in Folge der allge⸗ meinen Sturmangriffe der Russen und Rumaͤnen erfolgt sei, seien vollständig aus der Luft gegriffen. Von sol⸗ chen Angriffen sei in Bukarest absolut nichts bekannt. Osman Pascha habe den Durchbruchsversuch vielmehr nur wegen des änzlichen Mangels an Lebensmitteln unternommen. Erst ein Vorrücken habe den mehrstündigen Kampf her⸗ beigeführt, der mit der Kapitulation Osman Paschas endete. Osman Pascha habe ausdrücklich erklärt, sich dem Kaiser von Rußland auf. Gnade und Ungnade zu ergeben. Die ersten in Plewna einrückenden Truppen be⸗ standen aus der 2. rumänischen Division, die auch den ersten Anprall der Türken aushalten mußte.

Bukarest, 12. Dezember. (W. T. B.) Der Großfürst Nikolaus, sowie der Fürst Karl von Rumänien haben die letzte Nacht in Plewna zugebracht. Wie sich herausstellt, hatte die Bevölkerung von Plewna schon seit geraumer Zeit durch Hunger und Kälte erheblich gelitten und auf Uebergabe edrungen. Der letzte Ausfall wurde von Osman Pascha be⸗ erf eh. als derselbe davon Kenntniß erhielt, daß es Su⸗ leiman Pascha nicht gelungen, die russischen Stellungen am Balkan und am Lom zu durchbrechen. Das Geld, dessen sich die gefangenen Türken bedienen, um ihre Bedürfnisse einzukaufen, sind indische Einrupienstücke vom Jahre 1876 mit dem Bildniß der Königin Victoria.

Poradim, 11. Dezember. (W. T. B) Der Einzug der russischen und rumänischen Truppen in Plewna erfolgte gestern zwischen 2 und 3 Uhr Nachmittags.

Konstantinopel, 11. Dezember. (W. T. B.) Me⸗ hemed Ali Pascha ist durch Schakir Pascha ersetzt worden, welcher das Kommando von Sofia bereits übernommen hat. Mehemed Ali Pascha soll das Kommando in der Herzegowina übernehmen. Der Kriegs⸗Minister hat Nachrichten über die

letzten Kämpfe von Plewna erhalten, dieselben sind aber

noch nicht veröffentlicht worden.

Konstantinopel, 12. Dezember. (W. T. B.) Ein Telegramm Suleimans meldet, daß in Folge von Demon⸗ strationen der Rustschuker Division in der Richtung von Pyr⸗ gos die Russen einige Stellungen aufgegeben hätten.

Die russischen Verluste vom 22. bis zum 29. November beziffern sich auf beiden Kriegstheatern auf 3153 Mann an Todten und Verwundeten. An der Donau fielen während dieses Zeitraums 2 Offiziere und 82 Soldaten, wurden verwundet 71 Offiziere und 223 Soldaten und tra⸗ ten außerdem aus der Front 517 Offiziere und Soldaten; in Asien fielen 12 Offiziere und 468 Soldaten und wurden verwundet 59 Offiziere und 1719 Soldaten. Mit den früher gemeldeten zusammen hetragen die russischen Verluste bis zum 29. November 74,858 Mann. .

4 Aus Simnitza, 5. Dezember, berichtet die „Pol. . x

Die russisch⸗rumänischen Kräfte, welche gegen die ser⸗ bische Grenze operiren, sind: die erste rumänische Division (S 00 Mann mit 24 Kanonen), russischerseits 3 Grenadier⸗Bataillone, 4 Schützen Bataillone. 8 Kavallerie⸗Regimenter und 5 Batterien, außerdem hat die Brigade Arnoldi 2Wrumänische , ,,, menter und eine rumänische Batterie. Man kann also alle diese Ab⸗ theilungen zusammen auf 18 090 Mann beziffern, ein Corps, welches immerhin bei einer eventuellen Mitwirkung Serbiens in An schlag gebracht werden muß. Türkischerseits stehen auf diesem Theile des Kriegsschauplatzes . der Besatzung von Widdin (mit den aus Rahowo, Lom Palanka ꝛc. retirirten Abtheilungen, 10 009 Mann) sehr wenig reguläre Truppen. Nur in Belgradschik und Bergowitza sind höchstens je 300) Mann, der Rest ist in Alt- Serbien, Ciprowek und Nisch vertbeilt. Diese Echelonnirung ist aber im Falle einer Kooperation der russisch⸗ rumänischen Abtheilungen mit den serbischen eine sehr mißliche. Die Truppentrgnt⸗ porte nuf der Bahn sind beinahe gänzlich sistitt. Auf dem Land⸗ wege aber durch Rumänisch⸗Beßarabien rücken starke Reserve⸗ Abtheilungen vor und vollziehen ihren Aufmarsch über Galatz. Per Bahn passtren desto mehr Munitions- und Material züge. Be⸗ sonders follen in den letzten Tagen viel Brückenmaterial und Theile des Eisenrumpfes des Wiener Ausstellungsgebäudes passirt sein.“

Asiatischer Kriegsschauplatz.

Konstantinopel, 11. Dezember. (W. T. B.) Vom asiatischen Kriegsschauplatze wird gemeldet, daß auf der fahrbar gemachten Straße von Kars nach Deweboyun neue russische Verstärkungen, namentlich Artillerie, im Anzuge sind. General Loris⸗Melikoff selbst soll nach Deweboyun abgegangen sein. .

Konstantino pel, 12. Dezember. (W. T. B) Derwisch Pascha meldet telegraphisch aus Ba tum, daß ein neuerlicher Angriff der Russen auf die Befestigungen Tschures kus zurückgewiesen se. .

Der „Daily News“ wird aus Kars unterm 6. d. Abends telegraphirt: P .

Ein Angriff guf Erze rum ist bevorstehend, aber nichts ist bis jetzß über die Weise bekannt geworden, in welcher die Opera- tionen zum Schluß gebracht werden sollen. Ob ein Bombardement oder eine regelrechte Belagerung, oder ein Sturmangriff adoptirt

ö

werden wird, dürfte hauptsächlich von den Umständen abhängen. Schneemassen haben das Saganlügebirge blokirt und in Folge dessen ist der Transport schwerer 824 schwierig. Starke Arbeiter abtheilungen sind jetzt damit beschäftigt, die Landstraßen frei zu machen Der gewöhnliche Verpflegungsdienst ist indeß noch nicht unterbrochen worden.“

Nr. 71 des Amtsblatts der Deutschen Reichs-Post⸗ uad Telegrapbenverwaltung“ hat folgenden Inhalt: Ver⸗ fügungen: Vom 4. Dezember 1877: Anwendung abgekürzter Maaß⸗ und Gewichtsbezeichnungen. Vom 5. Dezember 1877. Päckereiverkehr ,,, fur p

Nr. 23 des Archivs für Postund Telegraphie, Beiheft zum Amtablatt der Deutschen Reichs⸗Post⸗ und Telegraphenverwal⸗ tung‘, hat folgenden Inhalt; J. Aktenstücke und Aufsätze: Deutsch⸗ lands Antheil an der Entwickelung der Telegraphie. Die Tele⸗ phonie in Deutschland. Störungen im Postbetriebe während des Winters 187677. (Zweiter Artikel.) II. Kleine Mittheilungen: Die deutsche Post auf den Bergen. Die Post in den Vierlanden. Ueber das Telephon. Reform des französischen Post⸗ und Tele⸗ graphentarifs. Die südamerikanischen Telegraphenlinien. Ein pommersches Postamt im Jahre 1693. III. Literatur des Ver⸗ kehrswesens: Neue Anschaffungen für die Bibliothek des Kaiserlichen General⸗Telegraphenamts. IV. Zeitschriften⸗Ueberschau.

Statistische Nachrichten.

Das Kaiserliche statistische Amt veröffentlicht im 10. Hefte der Monatshefte zur Statistik des Deutschen Reichs für das Jahr 1877 u. a. mehrere Uebersichten über Produktion und Be⸗ steuerung, Einfuhr und Ausfuhr von Tabak im deut⸗ schen Zollgebiete für die Zeit vom 1. Juli 1836 bis 309. Juni 1877. Danach belief sich die Gesammtfläche aller mit Tabak bepflanzten Ländereien auf 21 735 ha gegen 24293 ha im vor— hergehenden Erntejahr, hat sich also um 2555 ha oder 10590 ver⸗ mindert. Der Grund hierfür ist in den mittelmäßigen Ernteerträgen des Vorjahrs und den fast immer gedrückten Preisen der drei vorher⸗ gehenden Jahre zu suchen welche manchen Landbesitzer veranlaßt haben mögen, zu einer lohnenderen Kultur überzugehen. Der Ertrag der Ernte von 1876 wird in getrockneten Blättern auf 634 033 Ctr. oder im Durchschnitt auf 29,2 Ctr. für 1 ha angegeben, während er im Vor- jahre noch 759 313 Etr. oder 31,3 Ctr. pro Hektar betragen hatte. Der Materialertrag hat hiernach um 16,5 o gegen das Vorjahr sich vermindert, mithin eine wesentlich höhere Abnahme, als der Umfang des Tabaksbaues, erfahren. Der mittlere Preis eines Centners ge⸗ trockneter Blätter stellte sich auf 20,5 S gegen 21,5 M in 1875576. Der Bruttogeldertrag der Tabaksernte von 1876 wird hiernach auf 13 066 0090 ½½ berechnet, während derselbe 1875 16395000 , 1874 21 698 009 , 1873 23 571 009 M und 1872 sogar 30010 090 betragen hatte. Man muß hieraus den Schluß ziehen, daß der Tabaksbau des Jahres 1876 eine ganz ungenügende Rente abge⸗ worfen hat,

Tabaksbau in steuerpflichtigem Umfange ist in 3444Ortschaften des deutschen Zollgebiets (1875; 3902 von 94762 Tabakspflanzern (1875; 10637) auf einer Gesammtfläche von 21 503,5) ha (1875: 24 933,95 ha)] betrieben worden Von den Pflanzern versteuerten 33 225 eine Fläche bis zu 10 a, 37 366 eine solche von über 10 bis 25 2, 22 150 eine solche von über 25 a bis 1 ha, und nur 2021 eine solche von mehr als 1 ba. Tabaksban in steuerfreiem Umfange wurde bon 79 829 Pflanzern (1875: 85 589) auf einer Gesammtfläche von 231,45 ha (18753 259.50 ha) b'etrieben Der Betrag der für das Erntejahr 1876177 festgestellten Tabakssteuer war 1496 534 ( S7I5s7 ß: 1 670 659 M), wovon jedoch an Erlassen wegen Hagel, Frost, Mißwachs ꝛe. 22 409 M½ε (1875776: 75248 6) abgehen, so daß der wirkliche Ertrag der Steuer sich auf 1474 125 M gegen 1 595 411 4 im Vorjahre ergiebt.

Was die geographische Verbrei ung des Tabaksbaues im deutschen Zollgebiet betrifft, so liegen von der im Jahre 1875 mit Tabak an⸗ gebauten Gesammtfläche im Königreich Preußen 5213,1 ha (24,0 o) und hiervon in den Provinzen Preußen 54433 ha (2,5 o/o), Branden⸗ burg 1918.0 ha (8.8 oo), Pommern 1015, ha (4,7 oo, Schlesien 24,8 ha (1,8s oo), Sachsen 358,5 ha ( l,7 oo), Hannover 358, ß ha (1,7 oo), Rheinland 473,8 ha (2,19), in den übrigen Provinzen zu⸗ fammen 269,9 ba (1,2 o); ferner in Bayern 47 14,5 ha (21,7 c), da⸗ von 4043,5 ha (18,6 *) in der Pfalz; sodann in Baden 68760 ha (31,6 o), Hessen 819 9 ha (i, 0 io), Elsa S- Lothringen 35157 a (16,2) und in den ubrigen Staaten zusammen 565,5 ha (25 ). Vertheilt man den oben mit 634033 Ctr. angegebenen Ernteertrag des Jahres 1876

auf die bedeutenderen Tabaksgegenden, so kommen namentlich in Be⸗

tracht: die Pfalz mit 29 447 Ctr, Elsaß⸗Lothringen mit 114 824 Ctr., der badische Oberrhein mit 91 567 Ctr., die Uckermark mit 77 825 Ctr., die Gegend von Nürnberg mit 15370 Etr.

Was die Einfuhr von Tabak und Tabatsfabrikaten in das deutsche Zollgebiet betrifft, so stellt sich dieselbe für die Zeit vom 1. Juli 1876 bis Ende Juni 1877 folgendermaßen: unbearbeitete Tabaksblätter 887 270 Ctr. (gegen 1875 735 4 51 863 Ctr.), Tabaks⸗ stengel 106276 Ctr. (gegen 1875 76 4 15 955 Ctr.), Rauchtabak in Rollen ꝛc. 3070 Ctr. (gegen 187576 4 606 Ctr ), Karotten oder Stangen zu Schnupftabak 7671 Ctr. (gegen 1875/76 4 1178 Etr.), Kautabak 647 Ctr. (gegen 1375/76 16 Ctr.), Cigarren 13 562 Ctr. gi 1875/76 2243 Ctr.), Schnupftabak 461 Ctr. (gegen 1875576 44 Ctr.), andere Tabaksfabrikate, Tabaksmehl und Abfälle 553 Ctr. (gegen 1875/76 34 Ctr.) Der von der Einfuhr erhobene gl tre belief sich auf 13 149 597 M und hat denjenigen des Vorjahr um 725 125 über⸗ stiegen Die Aus fuhr von Tabak ꝛc. aus dem freien Verkehr des deutschen Zollgebiets während des oben gedachten Zeit⸗ raums betrug: 132199 En! unbearbeitete Tabaksblätter (gegen 1875/76 65776 Ctr.), 352 Ctr. Tabaksstengel (— 320 Ctr), 41 314 Ctr. Rauchtabak in Rollen ꝛc. (4 5434 Gtr.), 1777 Etr. Karotten 2c. zu Schnupftabak (— 311 Ctr.), 267 Ctr. Kautabak 109 Ctr.), 24732 Gtr. Cigarren (— 265 Ctr.), 4785 Ctr. Schnupftabak (— S867 Ctr.), 1355 Ctr. andere Tabaksfabrikate ꝛe. ( 2984 Ctr.). Der Werth der ,, Einfuhr an Tabak und Tabaksfabrikaten wird für 1876,77 auf 81 620 000 M (1875/76: 79 340 009 AM), derjenige der Ausfuhr auf 20 154 900 S6 (18755765: 30 817 090 M geschätzt. Der Verbrauch von Tabak, welcher in den Jahren 1865 bis 1870 durchschnittlich naheju 3 Pfund für den Kopf der Bevölkerung betrug, ist in den letzten Jahren 1871372 bis 1876/77 auf 31 Pfund pro Kopf ge⸗ stiegen. Der aus dem Verbrauch des Tabaks aufgekommene Ab⸗ gabenbetrag an inneren Steuern und Eingangszoll, abzüglich der gezahlten Ausfuhrvergütungen stellt sich für 187677 auf 14281 9564 und im Durchschnitt für die sechs Jahre 1871572 bis 187677 auf 14 441 473 oder 35 3 für den Kopf der Bevölkerung. Dagegen erbrachte die Besteuerun] des Tabaks im Jahre 1875: in Frankreich 261,1 Millionen Mark (6,96 4 pro Kopß, in England 143,4 Mil lionen Mark (4,69 S pro . in Desterreich Ungarn 173,9 Mil⸗ lionen Mark (4,85 9 pro Kopfj und in den Vereinigten Staaten von Amerika 174,3 Millionen Mark (4,50 M pro Kopf.

Kunst, Wissenschaft und Literatur. ;

Von der Volksausgabe von Fritz Reuters sämm lichen Werken, vollständig in 28 Lieferungen 3 3 8 (Verlag der , Hofbuchhandlung in Wismar) erschienen ferner die bis 5. Lieferung, denen ein wohlgetroffenes und vortreff lich aus ; eführtes Portrait des Dichters mit dessen Faesimile beigefügt ist. Ci 2. Lieferung enthält, außer dem Schluß des 1. Theils der Täuschen un Rimels“ und dem Inhaltverzeichniß des ersten Bandes der auf 7 Bände berechneten 2 zunächst eine Einleitung der

ausgeber über Fritz Reuters Sprache und Schrist nebst sprach⸗ ichen Tabellen. en Schluß der Lieferung bildet der Anfang von A. Wilbrandts Schilderung des Lebens und der Werke Fritz Reuters,

die in der 4 Lieferung (der Schlußlieferung des 1. Bandes) schließnt In der 5. Lieferung (2. Band) beginnt die = Folge der de r. und . aan .

Damit die Käufer der Vollsausgabe den 1. und 2. Band 3 Weibnachten bereits gebunden erhalten oder einbinden 1 * wird die Verlagh ndlung die 6, J. und 8. Lieserung Anfangs De⸗ zember erscheinen lassen und versenden.

Elegante und geschmackvolle Einbanddecken sind zu dem Preise von 35 8 in jeder Buchhandlung zu haben. Ebenso sind die zwei ersten Bände complet in (leganten Einbänden zum Preise von 3 65 3 pro Band vom Dezember an durch alle Buchhandlungen zu a. .

Das im Krönerschen Verlage zu Stuttgart erscheinende Prach twerk: MUnser Vaterland, in Wort und Bild geschildert bon einem Verein der bedeutendsten Schriftsteller und Künsler Deutschlands und Oesterreichs“, ist bereits bis zur 7. Lieferung ge⸗ diehen. Im Tert führt Ludwig von Hörmann den Leser durch das Ober⸗Innthal weiter über Imst, Landeck und Ladis nach Fin ster= münz, wo diese Wanderung schließt, während nunmehr Zingerle die Hiri durch das Etschland, zunächst den Vinstgau. übernimmt.

ie Texfill strationen dieses Heftes, aus der rühmlich bekannten rylographiscken Anstalt von Cloß in Stuttgart, zeigen: Die Kronburg, von R. Püttner; Mais ernte bei Landeck, von J. Wopfner; Wild- heuerinnen, von M. Schmid; Ruine Landeck, Pfunds, Oblfadis, Chursburg. Mals, Kloster Marienburg, In de Fürstenburg, Glurng. Klösterche in Mals, sämmtlich von R. Pütt er. An roö⸗ eren Bildern im Folio⸗Fermat des Werkes liegen der 7. Liefe ung ei: „Botaniker in de Almhütte“, von F. Defregger, und Dag Brautexamen “, von M Schmid.

Gewerbe und Handel.

Die „Allg. Chem. Ztg.“ bringt in ihrer letzten Nummer einen Aufsatz von De. F. Versmann in London über Indiens In du strien' zum Abdruck. Dem Verfasser giebt die gegenwärtig in Indien wüthende Hungersnoth Veranlassung, diejenigen Industrien zu kennzeichnen, welche vielleicht dereinst dem Lande Lebens fähigkeit und materielle Selbständigkeit verschaffen können. Die Thätig⸗ keit der alten ostindischen Gesellschaft, die Hinaussendung von Säme— reien und Maschinen verschiedener Art, die Aussetzung von Preisen für die besten Landeserzeugnisie, die Veranlassung der Auswanderung von Chinesen nach den Theeanpflanzungen von Assam und Kumaon, das Alles waren und blieben kindliche Bestrebungen“, bis in den letzten zehn Jahren regierurgsseitig ernstliche Untersuchun en über die industriellen Befähigungen des Landes angestellt wurden. Während des ameri- kanischen Krieges wurde Indien als mögliche Bezugsquelle für Baumwolle erkannt. Vor 20 Jahren besaß ganz Indien drei Baumwollen⸗Spinnereien, heute zählt Bombay allein deren 31, welche sämmtlich in den Händen Eingeborener sich befinden; andere Distrikte sind ebenso thätig, so daß die Ausfuhr billiger Manchester Waagen dorthin unmöglich wird. Die fabrizirten Waaren sind bisher nur von

fast geringer Qualität, weil nur kurzfaserige Baumwolle produzirt

wird; doch erwartet man mit sorgfältigerem Anbau und verbesserten Maschinen Material für bessere Waare zukünftig gewinnen zu können. Noch vor 30 Jahren war die Gewinnng der Chinarinde in Indien kaum mehr als ein Traum einiger Ge⸗ lehrten; jetzt gedeihen in den Gärten ven Sikkim und Neilgherries Millionen von Cinchonapflanzen. Im Jahre 1859 war der Thee⸗ Anbau ein bescheidener Versuch, 10 Jahre später belief sich die Gesammt-⸗Ausfuhr auf nur 16 Millionen Pfund im Werthe von 155, 900 Pfd. Sterl, heute ist Usam ein gefährlicher Rival Chinas, und doch ist der ganze indische Theehandel noch in der Kindheit. Ein anderer wichtiger Artikel ist Jute, der sich neben Reis zum wichtigsten Produktionsartikel Bengalens emporgeschwungen hat. Die jetzige Ausfuhr übersteigt jährlich 350 00 Tons im Werthe von mehr als 4 Mill. Pfd. Sterl.

Abgesehen von der neuerlich von den Verwaltungen Bengalen und Ober-⸗Indiens in Betracht gezogenen Seidenproduktion, über deren Aussichten die Berichte günstig lauten, sind noch drei andere große Industrien ins Auge zu fassen, welche der Schaffung harren, diese begreifen Tabakbgu, Kohlen⸗ und Eisengewin⸗ nung. Eine Entwicklung des Tabakbaus ist in den letzten Jahren schon bemerkbar; die Ausfuhr, die in 1872 74,009 Pfd. Sterl be⸗ trug, ist inzwischen auf das Vierfache gestiegen. Ueber Kohlen⸗ und Eisenquellen liegen weitläufige neuere Berichte vor, welche sich über- wiegend günstig aussprechen, aber die Ausbeutung dieser Schätze hat kaum begonnen. Der wunde Punkt jedoch in dem ganzen Wesen der Industrie Indiens ist die Opiumproduktion.

Der Aufsichtsrath der Deutschen Unionbank in liqu. hat, den Anträgen der Liquidatoren entsprechend, beschlossen, eine weitere Quote von 24 4 pr. Aktie, 40, zu vertheilen.

Die Aktiengesellschaft Eisen⸗Industrie zu Menden und Schwerte wird für das Geschäftsjahr 1876/77 eine Dividende von 40o gegen 30 im Vorjahre vertheilen. In den beiden Cta—- blißsements der Gesellschaft zu Menden und Schwerte wurden an Roheisen 36 409 557 Kk verarbeitet, und daraus an halbfertigem Fabrikat oder Luppen 31 328 643 kg hergestellt. Verwalzt wurden 34 631 175 9g zu 29 407 396 kg fertigem Fabrikat, als Walzdraht, 5 und Bandeisen. Der Versandt betrug 29 185 447 kg. Die

esammt⸗Verkaufssumme beträgt 133 824 M weniger als im Vor- jahre. Neben einem Wechsel⸗ und Kassabestand von zusammen 190 994 M betrug das Guthaben der Gesellschaft bei den Banquiers am 30. Juni er. 199 168 .

In der Generalversammlung der Aktionäre der Hagener Gußstahlwerke wurde ein Bericht erstattet, demzufolge die vor⸗ jährige Unterbilan; von 113153 6 durch die diesjährigen Abschrei⸗ bungen von 39 9065 6 und einen Betriebsverlust von 2463 6 sich auf 155 517 erhöht hat. Die Absatzverhältnisse haben sich im letzten Jahre gebessert. Die Versammlung ertheilte der Verwal⸗ tung Decharge.

Am sterdam, 11. Dezember. (W. T. B) In der heute ab⸗ gehaltenen Zuckerauktion wurden 151 Faß Surinam ⸗Zucker za 35 3 2 Gulden und 305 Tonnen Surinam-⸗Zucker zu Nr à 29 Gulden verkauft. .

Ueber Englands Handel im November liegen fol= gende Mittheilungen vor: Den Handelsausweisen zufolge ergiebt jich im Ausfuhrwerth gegen November vorigen Jahres eine Zu= nahme von 13 7, nämlich 15 753 364 Pfd. Sterl. gegen 16510 627 Pfd. Sterl. Gegen November 1875 ist indeß eine Kerminderunz von 87 og ersichtlich. In den ersten 1 Monaten dieses Jahres be= zifferte sich der Erportwerth auf 182 789516 Pfd. Ster gegen 185 335 345 Pfd. Sterl. in 1876 und 206 144 827 Pfd. Sterl. in 1875. Die bebeutendste Zunahme in der Ausfuhr weisen Kupfer, Baumwollfabrifate (6 of, Kurzwaaren und Metallwagren auf, Mit einer Abnahme figuriren Kohlen, Eisen und Stahl (nahezu 6 ch, Teder, Leinenstoffe (nahezu 7c). Maschinen.· und Mühl⸗ werke, Se denfabrikate und feine Wollen! und Kammgarn⸗ stoffe. Die Einfuhr verminderte sich gegen November v. J. um II ö, nämlich von 32414 372 Pfd. Sterl, auf 31 849 648 Pld. Sterk. In den ersten elf Monaten dieses Jahres betrug der Ge sammtwerth des Imports 361 95953 R. Sterl. gegen 314 288 49 . Sterl in 1876 und 341 821 641 Pfd. Sterl. in 1875. Der eize nimport umfaßte 6213 291 Centner im Werthe von 3833 433 Pd. Sterl. gegen 3539245 Centner im Werthe von 1570928 . Sterl. im November 1876. Die Einfuhr von Roh⸗ baumwolle figurirt mit einer Verminderung von über 9Y½ im Werthe. Die Edelmetallbewegung im November umfaßte eine Einfuhr von 2117 358 Pfd. Sterl, in Gold und Silber, gegen 1571 174 Pfd. Sterl im November 1876, und eine Ausfuhr von 2513 338 Pfd. Sterl. gegen 6357 315 Pfd. Sterl. im entsprechenden Monat des vorhergehenden Jahres.

Verkehrs⸗Anstalten.

Aus Bombay wird sder Allg. Ztg. unter dem 12. No= vember geschrieben: Die, kn n e n tg tens eden deren Bau fehr eifrig betrieben wird, ist nun bis Schwan eröffnet worden.

Binnen einem Monat soll sie bis Sukkar vollendet sein.