Bayern. München, 12. Dezember. Veranlaßt durch den bekannten Antrag des Abg. 32 als Referenten über den Gesetzentwurf, betreffend die chtung eines Verwal⸗ tungsgerichtshofes: die Zustimmung zu dem Entwurf von einer Reorganisation der Verwaltung, insbesondere durch Ver⸗ minderung der Verwaltungsbehörden abhängig zu machen, hat der Landrath von Niederbayern mit Einstimmigkeit be⸗ schlossen: „Es sei die Aufhebung der Kreisregierung von Niederbayern, sowie die Reduktion der Bezirksämter als dem *. des Kreises widersprechend zu erachten und an die
önigliche Staatsregierung die ehrerbietigste gehorsamste Bitte zu stellen, die bestehende Srganisation der Kreis stellen und Distrikts⸗Polizeibehörden für Niederbayern auch ferner beibehalten zu wollen. — Dem „Bayer. Kurier zufolge hat sich das erzbischöfliche Ordinariat nicht in der Lage gesehen, die von dem ernannten Pfarrer für hl. Geist, Herrn Martin, nachgesuchte Investititur zu bewilligen.
Sachsen. Dresden, 13. Dezember. Die Erste Kam mer bewilligte heute in Uebereinstimmung mit dem Beschluß der Zweiten Kammer den Restbedarf zur Verlegung der Dresdener Militäretablissements von 1745 564 4 und trat sodann dem Beschluß der Zweiten Kammer bei zu dem von der Königlichen Staatsregierung mit Vorbehalt der ständischen Genehmigung über das Grund stück Nr. 25 der Voßstraße in Berlin abgeschlossenen Kaufvertrage die Genehmigung zu versagen und hiernach das gestellte Postulat von 780, 000 S zur Zeit abzulehnen, wennschon Seitens des Referenten (v. Trützschler) betont wurde, daß die Deputation von der Nothwendigkeit des Projekts an sich über- zeugt sei, und sich die Kammer früher oder später der n,, eines derartigen Postulats nicht werde entziehen önnen.
Die Zweite Kamm er lehnte den Antrag des Abg. Pr. Stephani, den Antrag des Abg. Dr. Krause und Genossen auf Aufhebung der die Theilbarkeit des Grundeigen⸗ thum s beschränkenden gesetzlichen Bestimmungen der Staats⸗ regierung zur Berücksichtigung zu überweisen, mit 38 gegen 37 Stimmen ab, und nahm sodann die Anträge der Referen⸗ ten zu diesem Antrage, „die Königliche Staatsregierung aber zu ersfuchen, ein Verzeichniß der bei den Bezirksausschüssen seit deren Errichtung vorgekommenen Gesuche um Dispensation zu Grundstückseintheilungen (6. 5 des Gesetzes vom 39. No⸗ vember 1843), sowie über die darauf in erster, resp. in den höheren Instanzen ergangenen Entscheidungen aufstellen zu laffen und dasselbe den Ständen mitzutheilen,“ mit dem Streit⸗ 6 Zusatzantrage „dabei auch die Gesuche und die Ent⸗ scheidungen, je nachdem sie Ortschaften bis mit 1990 Einwoh⸗ ner oder über 1006— 3000 Einwohner, oder Ortschaften über 30090 Einwohner betreffen, in dem Verzeichnisse zu unter⸗ scheiden“, an.
Mecklenburg. Schwerin, 12. Dezember. (Wes. Ztg.) Dem Ankaufe eines Gutes zur todten Hand für eines der ö. ritterschaftlichen Ausnutzung bestimmten s. g. Lan⸗ desklöster hat die Regierung nur unter der Bedingung zu⸗ gestimmt, daß Landbesitz von annähernd gleichem Werthe dafür wieder veräußert werde. — Für eins Sekundärbahn , alchin ist die beantragte Landeshülfe bewilligt worden.
Waldeck. Arolsen, 11. Dezember. In der heutigen Landtags sitzung erklärte der Landesdirektor von Sommer⸗ feld: „Er habe die Königlich preußische 2 von dem ad Art. 7 des Accessionsvertrags am 4 d. M. gefaßten Beschluß in Kenntniß gesetzt. Es sei ihm darauf am 9. d. M. die Antwort zugegangen, daß die Königliche Regierung die Beamtenfrage nochmals eingehend erwogen habe, es aber für unthunlich erachte, den Vertrag in der von den Ständen ge⸗ wünschten Weise zu modifiziren. Sie könne nicht anerkennen, daß durch den neuen Vertrag wohlerworbene Rechte waldecki⸗ scher Beamten geschmälert würden, denn sie theile nicht die Ansicht, daß der alte Vertrag den betreffenden Beamten die Eigenschaft preußischer Beamten gebe. Sie könne auch nicht einräumen, daß die aus dem Schlußprotokoll herzuleitenden Rechte verletzt seien, denn die Voraussetzung ihrer Geltendmachung, daß nämlich die waldeckische Lan esverwaltung wieder herge⸗ stellt würde, trete nicht ein und jene Rechte erlöschen daher am 31. Dezember mit dem Vertrage, auf dem sie beruhen.
Gleichzeitig aber sei er ermächtigt worden, wiederholt zu versichern, daß Seitens der preußischen Regierung lediglich be⸗ absichtigt werde, durch die Fassung des neuen Vertrags die bisherige rechtliche Auffassung der Stellung der Beamten zu unzweiselhaftem Ausdruck zu bringen. Thatsächlich Jolle an den bestehenden Zuständen nichts geändert werden. Preußen habe ja auch schon durch eine namhafte Aufbesserung der Lage der waldeckischen Beamten sie im Wesentlichen den preußischen Beamten gleich gestellt. Nicht minder sage die preußische Re⸗ gierung nochmals ausdrücklich zu, etwaige Wünsche waldeckischer Beamten auf Uebernahme in den preußischen Staatsdienst 6. Möglichkeit und nach billigen Grundsätzen zu berück⸗ ichtigen.“
Dierauf kam ad Art. 12 des Vertrags die nachfolgende Höchste Ordre des Fürsten auf den ständischen Beschluß vom 4. d. M. zur Verlesung:
Ich bin mit Annahme der Bedingungen des Vertrags, welche ich nur mit Rücksicht auf die Fee,, des Landes angenommen habe, an der Grenze des Möglichen angelangt. Weitere i nisse kann ich nicht machen und die von den Ständen gewünschte Beschränkung des Vorbehalts den Vertrag event. zu kündigen, nicht zugestehen. Sollte ich in die Lage kommen, von dieser Be⸗ fugniß Gebrauch machen zu müssen, so werde ich als Landesherr erwägen, wie und zu welcher Zeit dieses unter thunlichster Berück- sichtigung der Interessen des Landes geschehen könne.
Arolsen, den 8. Dezember 15877.
Georg Vietor.
Der mit Preußen abgeschlossene Accessionsvertrag nebst Schlußprotokoll wurde darauf vom Landtage in nament⸗ licher erster Abstimmung mit folgender Resolution zu Ark. 7:
Der Landtag legt hierdurch Verwahrung dagegen ein, daß die von Preußen in Waldeck⸗Pyrmont angestellten Staatsdiener, nach⸗ dem dieselben auf Grund des Access⸗ Vertrags vom 18. Juli 1867, wie aus dessen Inhalte klar hervorgeht, und wie es auch in der ausgesprochenen Absicht der damaligen Vertreter der kontrahirenden Theile gelegen hat, in den preußischen Staatsdienst eingetreten und aufgenommen sind, nunmehr unter Aufhebung dieser ihrer wohlerworbenen Rechte wieder aus demselben entfernt werden sollen, und daß denselben sogar das nach Nr. 9a. des Schlußprotokolls zum erstgedachten Vertrage .. zustehende Recht, bei Ab⸗ lauf desselben im preußischen Staatszienste verbleiben zu dürfen, durch die mit rückwirkender Kraft e,. Nr? 8 prine. des neuen Vertrags wieder entzogen werden soll, und zwar mit der unrichti⸗ gen und unstichhaltigen Motivirung, daß letzterer nur eine Er⸗
neuerung des ersteren enthalte mit 12 gegen 2 Stimmen angenommen.
Sodann wurde eine mit Preußen unterm 24. Novem⸗ ber d. J. abgeschlossene Mil it ãr⸗Kon vention nebst Schluß⸗ protokoll ohne Debatte einstimmig genehmigt.
Schaumburg ⸗Lippe. Bückeburg, 11. Dezember. 3 28 u. Anz⸗ BI.) Heute hat der Landtag die Vor⸗ age der Regierung wegen künftiger Organisation der Be⸗ hörden und damit die Errichtung eines eigenen Landgerichtes mit dem Sitze in Bückeburg angenommen.
Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 13. Dezember. (W. T. B.) 31 Abgeordnetenhause stellte heute der Abg. Süß den ntrag, in das Gesetz über das Provisorium auch eine Be⸗ stimmung wegen der Erhebung der Zölle in Gold vom 1. Januar i878 ab aufzunehmen. Sodann wurde die De⸗ batte über die Nothstandsanleihe⸗Rechnung sortgesetzt. Der Abg. Kronawetter beantragte den Bericht an den Aus⸗ ß zur meritorischen Prüfung zurückzuverweisen und die egierung aufzufordern, einen detaillirten Bericht über die eingegangenen Beträge vorzulegen. Der Finanz⸗Minister de Pretis verwahrte sich dagegen, daß bei der Aktion der Vorschußkassen jemals auf Parteien oder auf politische Verhältnisse Nücksicht genommen werden sei. Die Rechnungslegung über die Geschäftsführung Dieser Kassen habe die Oeffentlichkeit nicht zu scheuen. Die Regie⸗ rung sei bestrebt gewesen, die Unternehmungen zu halten, an deren Bestand sich die Interessen von Tausenden von Ar⸗ beitern geknüpft hätten. Der Antrag des Abg. Krona⸗ wetter wurde in namentlicher Abstimmung mit 130 gegen 83 Stimmen abgelehnt. Dagegen wurden die Anträge des Ausschusses angenommen. Schließlich wurde der Centralrechnungsabschluß pro 18755 genehmigt und der Regierung das bezügliche Absolutorium ertheilt. — Im welteren Fortgang der Sitzung wurde die Regierungs⸗ vorlage wegen Forterhebung der Steuern und wegen Bestreitung der Staatsausgaben bis Ende März k. J. in zweiter und dritter Lesung angenommen. Ebenso wurde das Gesetz über das Ausgleichsprovisorium nach den An⸗ trägen des Ausschusses in zweiter und dritter Lesung ge⸗ nehmigt. Die Anträge des Ausschusses weichen insofern von der Regierungsvorlage ab, als von dem Ausschuß bezüglich sämmtlicher zu verlangernber Gesetze eine dreimonatliche Ver⸗ längerung vorgeschlagen ist. Die nächste Sitzung findet am 17. d. M. statt. ⸗
— (W. T. B) Die ungarische Delegation hat das Nuntium der österreichischen Delegation, betreffend die Indemnitätsvorlage, angenommen. Die Beschlüsse beider Dil ega ionen sind demnach gleichartige, und machte in Folge dessen der Präsident der ungarischen Delegation alshald die Mittheilung, daß die Beschlüsse noch heute vom Kaiser sanktionirt werden würden, so daß ihre Promulgirung in der morgenden Sitzung erfolgen könne.
Schweiz. Bern, 8. Dezember. (Allg. 3) Die Anträge der Kommisfion des Nationalraths, betreffend die Wiederherstel⸗ lung des finanziellen Gleichgewichts, haben auch heute beim Beginn der Verhandlungen über die im Militärwesen zu erzielenden ern fe über die bundesräthlichen Vorschläge einen entschiedenen Sleg im Nationalraͤth davongetragen. Aus der Berichterstattung der Kommission sei noch hervorgehoben, 24 dieselbe ihr Bedauern über die vielen Schwierigkeiten aussprach, welche der Bundesrath bei Erzielung von Ersparnissen bei den Militärausgaben gefunden, und daß er dieselben im Ver⸗ gleich zu den benachbarten Staaten als so äußerst mäßig dar⸗ stelle. Zwar habe die Kommission mit der sehr großen Mehr⸗ .. des Publikums bis jetzt stets geglaubt, daß das Miliz⸗
y stem für seine militärische Inferiorität eine Kompensation in seiner weit größeren Billigkeit im Vergleich zu den Kosten der stehenden Heere finde; aber die vom Bundesrath entworfene Uebersicht habe sie gerade zu der Ueber⸗ zeugung gebracht, daß, wenn man die großen per⸗ manenten Festungswerke, die zur Stellung einer Offensiv⸗Armee auf den Kriegsfuß erforderlichen Vorräthe, die zahlreiche Platz, Belagerungs- und Küsten⸗ Artillerle, die Pensionen 2c. in Abzug bringe, das schweizer Heer beinahe eben soviel koste, als dasjenige von Desterreich⸗ ngarn, nämlich Fr. 5, 50 per Kopf der Bevölkerung, während man in diesem Staate Fr. 6,72 per Kopf rechne. Die Schweiz habe also keine Veranlassung, sich wegen besonderer Billigkeit ihres Militärwesens zu beglückwünschen. — Der Stände⸗ rath ist heute mit seiner Berathung des neu en Zolltarifs bis zu den Zollansätzen auf Lebensmittel vorgerückt. Auch hier wurden die Kommissionsanträge durchweg angenommen.
— 13. Dezember. Die Bundesversammlung wählte heute zum Bundes⸗-Präsidenten für 1878 den Bundesrath Schenk, zum Vize-Präsidenten den Bundesrath Hammer. .
Genf. (N. Zürch. Ztg.) Vor einiger Zeit hatte sich ein bei Moillesulaz stationirter e,, . Gensd'arm, welcher einen französischen Bürger verfolgte, der Verletzung des schweizerischen Territoriums schuldig gemacht. Der Bundesrath hatte . eine Beschwerde des Staatsrathes von Genf hin für diesen Vorgang bei der französischen Regie⸗ rung Genugthung verlangt und ist nun von derselben in Kenntniß gesetzt worden, daß der Schuldige bestraft worden ist.
Großbritannien und Irland. London, 13. Dezem⸗ ber. (W. T. B.) Die Nachricht, daß der Pap st ein eigenhandiges Schreiben an die Königin Victoria gerichtet und derselben darin für die Herstellung der katho⸗ lischen Hierarchie in Schottland und für die derselben en Aktionsfreiheit gedankt habe, wird in einem Schrei⸗
en, das der Sekretär des Premiers Lord Beakonsfield an das protestantische Institut in Manchester gerichtet hat, für vollständig unbegründet erklärt.
Afrika. Aus Zanzibar wird der han Mall Gazette unterm 14. v. Mts. geschrieben: „Der S* avenhan del zu Lande hat, Dank dem Sultan und der energischen Mitwirkung des englischen General⸗Konsuls Dr. Kirk, vorläufig ein Ende erreicht. Die Karavanen haben den Handel eingestellt, und zum Beweise dess 8 werden, daß die
Sklaven zur See von Kilwa
ö. führen. Dies⸗
geleistet, indem er
e. Eines derselben
. elt des Nachts durch die Plan oldaten des Sultans sie und die er ergriffen. Das Dhow wurde später erkannt und zerstört. In dem
2 wurden 100 Sklaven bei der Landung in Pemba sammt ren Händlern ergriffen, und es wurde in beiden Fällen nach⸗ gewiesen, daß die Sklaven unweit Kilwa rverschifft worden, weil die Landpassage gefährlich geworden ist. Der Sultan organisirt jetzt ein Corps regulärer Soldaten, deren Einexer⸗ irung unter der Leitung des See⸗Lieutenants Matthew von . Majestät Schiff „London“ bemerkenswerthe Fortschritte macht.“
Frankreich. Paris, 13. Dezember. (B. T. B.) Die Verhandlungen wegen Bildung eines Ministeriums aus Mitgliedern der Rechten sind gescheitert. Der Senats⸗ Präsident, Herzog von Audiffret⸗Pasquier, hatte neuer⸗ dings gestern Abend mit dem NMarschall⸗Präsidenten eine Unterredung. In ag derselben schrieb der Marschall an Du faure, welcher sich darauf in das Elysée begab.
eute hatten die Vorsitzenden der Bureaus der Linken des Senats eine Unterredung mit dem Herzog von Audiffret⸗ Pasquier und richteten an ihn die Frage, welche Maßregeln er im Falle einer Vertagung der Kammer zu treffen gedächte. Weiter theilten sie mit, daß sie eine Interpellation vor⸗ bereiteten, um Erklärungen über die Lösung der Krisis her⸗ vorzurufen. Der Herzog von Audiffret⸗Pasquier antwortete, es fei nicht die Rede davon, die Kammer zu vertagen. Die Besprechungen mit Dufaure seien wieder aufgenommen wor⸗ den. In Folge dieser Erklärung wurde die von der Linken beabsichtigte Interpellation vertagt.
— 13. Dezember, Abends. (W. T. B.) Das neue Kabinet ist konstituirt und wie folgt zusammengesetzt: Du fa ure Präsident und Minister der Justiz, Marcere Minister des Innern, Waddington Minister des Auswärtigen, Bardoux Unterrichts Minister, Borel KriegsMinister, . Marine⸗ Minister, Say Finanz- Minister, Teisserenc de Bort Handels⸗ Minister, Freycinet Minister für öffentliche Arbeiten.
— 14. Dezember. (W. T. B) Das „Journal offi⸗ ciel“ publizirt das neue Ministerium in der bereits gestern gemeldeten K Die neuen Minister waren gestern im Elysee unter Vorsitz des Marschall⸗ Präsidenten zu einer Sitzung zusammengetreten, in welcher die in beiden Kammern zu verlesende Erklärung festgestellt wurde.
— Gr. C.) Durch ein Dekret des Präsidenten vom 6. 8. M. ist wieder 45 Communeverurtheilten ihre Strafe erlassen, umgewandelt oder herabgesetzt worden. — Amtlicher Meldung zufolge ist das Erträgniß der indirekten Steuern für den Monat Noverber um 8 Millionen Francs hinter den Voranschlägen zurückgeblieben, und macht man sich für den Dezember auf einen Ausfall von 14 Millionen Franes gefaßt.
Versailles, 13. Dezember. (W. T. B.) Die Sitzung des Senats verlief ohne jeden Zwischenfall. Die Deputirten⸗ kammer beschäftigte sich mit Wahlprüfungen.
Italien. Dem Pariser Journal „Univers“ wird aus Rom vom 13. Dezember Mittags gemeldet, der Papst, der sich besser befinde, habe an diesem Tage eine große Anzahl von Kardinälen empfangen. Das abzuhaltende Konsistorium sei auf den 28. d. verlegt.
Türkei. Konstantinopel, 1. Dezember. Heute wurde das neue deutsche Botschaftsgebäude durch den Kaiser⸗ lichen Botschafter Prinzen Reuß eingeweiht. Eine große Anzahl der hier lebenden Deutschen hatte sich zu dieser Feier eingefunden. Der Baumeister, die Mitglieder der Botschaft und des Konsulats, die Offiziere der im Bosporus statio⸗ nirenden deutschen Kriegsschiffe erwarteten den Botschafter unter der Einfahrt des Hauses, über dem zum ersten⸗ mal die deutsche Flagge aufgezogen war. Mannschaften der Marine, sowie sämmtliche beim Bau beschäf⸗ tigt gewesene Arbeiter waren von der Eingangspforte bis zur Hauptthür aufgestellt. 86 übergab der Baumeister dem
errn Botschafter den Schlüssel, welcher letztere die Thür im Namen Sr. Majestät eröffnete. Im Hausflur hielt der Pre⸗ diger der Kaiserlichen Botschaft eine Ansprache, weihte das deutsche Haus ein und erflehte Gottes Segen für den dem Dienste des Vaterlandes geweihten Bau, ein Symbol deutscher Einheit in fernen Landen. Ein dreimaliges Hoch, von dem Botschafter ausgebracht, in welches die zahlreiche Versammlung begeistert einstimmte, beschloß die 56
— 13. Dezember. (W. T. B.) Das Parlament ist heute im Palast von Dolmabagtsche im Beisein aller Groß⸗ würdenträger und in Gegenwart des diplomatischen j vom Sultan persönlich eröffnet worden. er erste Sekretär des Sultans verlas die Thronrede. — Die Thronrede erinnert zunächst an die Kriegserklärung Rußlands und an die Insurrektion eines Theiles der türkischen Unterthanen, welche k sei ungeachtet der Allen zugestandenen Gleichheit und der Wahrung ihrer Natio⸗ nalität und ihrer Sprache und fährt sodann fort: Die ohne berechtigten Grund erlassene Kriegserklärung der Fürstenthü⸗ mer Moldau und Wal hat die Schwierigkeiten des Krie⸗ ges noch vergrößert, doch hat sich das Land kraftvoll verthei⸗ digt. Alle Osmanen haben Beweise von en Pairiotismus
egeben und der Heldenmuth unserer Soldaten hat allgemeine
ewunderung erregt. Ich appellire von Neuem an die Vaterlandsliebe und die Mitwirkung meiner Völker zur Vertheidigung unserer Rechte. Die Bildung der Bürger⸗ arde wird bald vollzogen sein. Unsere nicht ⸗ mu⸗ , Unterthanen haben den Wunsch kundgegeben, an der Vertheidigung des Landes Theil zu nehmen. Nachdem die Konstitution allen unseren Unterthanen gleiche Rechte ge⸗ . und gleiche Pflichten auferlegt hat, war es natürlich,
aß die hich en, , ner zum Militärdienste , wurden, welcher die größte der Pflichten und die Basis der Gleichheit ist. Die Regierung hat demnach beschlossen, die nicht⸗muhamedanische 2 . in die Armee einzureihen. Das alleinige Heil des Reiches besteht in der Durchführung der Verfassing. Wir wollen, daß unsere Unterthanen aller Klassen volle Gleichheit genießen und unserem Lande die Fortschritte der modernen Civilisation zu Theil werden. Der Sultan legt Gewicht auf die Reform der . m, die Erfüllung aller Verbindlichkeiten, die chte Ver⸗ theilung und Erhebung der Steuern, die en des Gerichts wefens, die Reform des Systems der Eykafs, die
Bildung von Kantonen als Grundlage des Administrations⸗
systems, endlich die ,,, der Gensd'armerie. Un⸗ glücklicher Weise habe der die Ausführung dieser Wünsche vertagt. Eine zahlreiche harmlose Bevölkerung von Weibern und Kindern sel barbarischen Grausamkeiten aus
gesetzt worden. Der Sultan . finn aus, daß
nichis in Zukunft den regelrechten Gang der Justiz hemmen werde. Das im vorigen Jahre votirte [.
reits zur Durchführung gelangt. Neue von
Staats
i be⸗ .
ausgearbeitete Gesetzentwürfe würden den Kammern zur Be⸗ ung unterbreitet werden, darunter namentlich solche, be⸗ 2 5 reh n — — 6 — die isse der inister, obersten Gerichtshofes und des ien geh ofen Die Kammer werde außerdem ewisse andere Fragen, wie jene in Betreff des Vilajetsgesetzes, 6e eßgesetzes, des Steuergesetzes und des Gesetzes 32 den Belagerungszustand, welche bereits während der letzten Session zur Berathung gelangten, einer Lösung zuzuführen haben. Die Thronrede lenkt die besondere Aufmerksamkeit des Parla⸗ mentes auf das Gesetz über das Budget für das nächste Jahr. Die trotz des 4 bereits zur w gelangten in⸗ neren Reformen seien ein eis für die Aufrichtigkeit der Intentionen des Sultans. Durch die freie Diskussion werde das Parlament dahin gelangen, die Wahrheit in Betreff der ihm zur Prüfung unterbreiteten Fragen zu ergründen. Die Thronrede schließt mit der Versicherung, daß die Beziehungen zu den befreundeten Mächten die herzlichsten seien. — Scha kir Pascha hat, angeblich aus Gesundheits⸗
rückichten, sein Kommando niedergelegt. — Die türkischen
Journ ale reden, nachdem nunmehr der Fall von Plewna bekannt geworden, dem Widerstande bis aufs Aeu ßerste das Wort, die Haltung der Bevölkerung ist eine ruhige. — Das Wetter ist sehr schön.
Amerika. Phil adel p hia, 11. Dezember. (Wes. Ztg.) Die Blandsche Silber bill lautet in der 8 36 . den Berathungen des Senatscomites hervorgegangen ist, wört⸗ lich übersetzt, folgendermaßen:
„Eine Bill, zur freien Prägung des Standardsilberdollars autorisirend und dessen Charakter als gesetzliches Zahlungs⸗ mittel (legal tender character) wiederherstellend. Verfügt vom Senat und Repräsentantenhause der Vereinigten Staaten, im Kongresse versammelt, daß in den Münzen der Vereinigten Staaten geprägt werden sollen Silberdollars im Gewichte von 4127 Gran Troy von Standardsilber, wie vor⸗ geschrieben im Gesetze vom 18. Januar 1837, auf welchen Dollars die durch besagtes Gesetz verfügten Devisen und Umschriften sein sollen, welche Münzen ebenso wie sämmtliche früher von den Vereinigten Staaten geprägten Silberdollars von . Schwere und Feinheit ihrem Nennwerthe nach gesetzliches Zahlungsmittel (legal tender) sein sollen für alle Schulden und Abgaben (lues) öffentlicher und privater Natur, außer falls anderweitig durch Kontrakt bestimmt, und der . ist ermächtigt und ange⸗ wiesen, aus irgend welchen im Schatz befindlichen und anderweitig nicht appropriirten Geldern von Zeit zu Zeit Silberbarren zum Marktpreise anzukaufen, und zwar nicht weniger als 2 Millionen Dollars pro Monat, noch mehr als 4 Millionen Dollars pro Monat, und dasselbe zu solchen Dollars prägen zu lassen, und irgend welcher Gewinn oder Münzgebühr, aus solcher Prägung resultirend, soll in Rechnung gestellt und abgeführt werden an das Schatz⸗ amt, wie unter dem bestehenden, auf Prägung von Scheide⸗ münzen bezüglichen Gesetze verfügt ist; mit dem Vorbehalte, daß der zu irgend einer Zeit in solchen Silberbarren exklusive der aus denselben geprägten Silbermünzen investirte Betra Geldes sünf. Millionen Dollars nicht übersteigen soll. Alle mit diesem Gesetze in Widerspruch stehenden Gesetze und Gesetzestheile sind hiermit widerrufen.“
Die Befürworter dieser Bill beabsichtigen, dieselbe noch in dieser Woche durchzubringen.
Der russisch⸗türkische Krieg.
Wien, 13. Dezember. (W. T. B.) Die Wiener Aus⸗ gabe der „Pester Korrespondenz“ berichtet über die Sitzung des un garischen Delegationsausschusses für ee, ten vo 1I. d. M. wie folgt. Graf Andrassy beschästigte sich mit dem bisher noch nicht erörter⸗ ten Theile der Rede des Grafen Szechens und zugleich mit einzelnen Punkten der Rede des Grafen Albert Apponyi und bemerkte: Szechen habe es beklagt, daß durch die be⸗ kannte Reformnote, welche eine Intervention zwischen der 3516 und deren Unterthanen sei, die Reformen von der
eripherie nach dem Centrum, statt umgekehrt, getragen
würden. Wenn hierin ein Fehler geschehen sei, so sei es der
ö von Jahrhunderten, welche diesen Zustand geschaffen en.
el ee wee , vom 11.
Wenn Graf Apponyi von Fehlern der . preche, so müsse man ihm doch gestatten, die Fehler zu kon⸗
tiren, um sich zu rechtfertigen, wenn er eine andere Pelitik als bisher befolge. Graf Andrassy betonte ferner seine
Genugthuung, am Tage nach dem . von Plewna sagen
u können, daß die Niederlage der Türken nichts an seiner olitik ändere, welche nicht auf Zufälle gebaut gewesen sei. Auch die Reformnote sei eine Aktion gewesen, von der Nie⸗ mand behaupten könne, daß sie ohne Erfolg gewesen. Die verlangten Reformen seien von allen e chen und auch von der Pforte und den Insurgenten angenommen worden, welche letztere auch ihren Dank dafür ausgesprochen hätten. Die Reformen seien nur an den Garantien gescheitert, welche die Insurgenten für deren Durchführung verlangten. Das Mißtrauen der Christen gegen die Pforte habe die Formu⸗ lirung dieser Garantien, r welche auch eine Einigkeit Europas nicht ausnahmslos herzustellen gewesen sei, scheitern lassen. Eine absolute Nichteinmischung wäre nur dann als ein Arkanum zu betrachten, wenn daraus folgte, daß auch Andere sich nicht einmischen würden. Wäre ich ebenfalls der Ansicht gewefen, fährt der Minister fort, wie Graf Szechen,
ß wir nur dann ein Recht hätten, beim Friedensschluß mit⸗ ijureden, wenn wir am Kriege Theil genommen hätten, so wären wir heute mitten im Kriege. Ich aber war der Ansicht, daß wir auch ohne Theilnahme am Kriege in der Lage und stark genug fein würden. Auf jenem Wege wäre der Krieg nur durch den Krieg abzuwenden gewesen. Es giebt, fügte Graf . nur zwel Wege jur Wahrung der Interessen taates nach außen: entweder den einen, die Aufrechterhaltung der guten Be⸗ Cönngen zu den anderen Mächten, oder einen zweiten ohne
ahrung dieser Beziehungen. seinem Gewissen habe er sich eli ' . den ersten Weg zu ergreifen, er frage, ob man ihm t gegeben hätte, wenn er den zweiten er⸗ fen hätte. Allerdings könne er die Wahrung der Interessen r alle k das könne aber auch kein anderer Staat in diesem Maße von sich jagen. Wir haben das Bewußtsein, unfere Interessen rechtzeitig accentuirt und mit den besten Beziehungen zu allen M j Ceahtt zu haben, um ein gleichberechtigtes Wort auch mit icherheit aussprechen zu können.
ten auch die Stellung
Wien, 13. Dezember. (W. T. B.) Die „Pol. Korr.“ meldet aus Bukarest von heute: . die Türkei keinen auf eine eventuelle Einleitung von Unterhandlungen abzielenden Schritt gethan, auch erwartet man in russischen Kreisen jetzt einen solchen nicht, ebensowenig gewärtigt man russischerseits die Initiative zu einer solchen Mediation Seitens irgend einer anderen Macht, hauptsächlich weil die einzige dazu etwa geneigte Macht dieselbe nicht isolirt wird ergreifen wollen. — Der „Pol. Korr.“ wird ferner das in Belgrad verbreitete und jedenfalls der Bestätigung bedür⸗ fende Gerücht gemeldet, daß die Vereinigung der ser⸗ bischen und rumänischen Truppen in fünf Tagen bei Widdin stattfinden solle.
— (W. T. B.) Nach Mittheilungen der Cölnischen Zeitung“ aus Pest agitirt General Klapka dafür, die ungarische Regierung zur Vermittelung für die Türkei zu drängen. Bezügliche Interpellationen stehen bevor, 2 9 Volksversammlungen in dieser Angelegenheit
nden.
Europäis cer Kriegsschauplatz.
St. Petersburg, 13. Dezember. (W. T. B.) Ein Privattelegramm der „Neuen Zeit“ bringt nachfolgende De⸗ tails über die Einnahme von Plewng: Seit einem Monat litten die Türken bereits Mangel an Proviant, nur die Nizams erhielten geringe Fleischportionen. Die Nach⸗ richten über die Einnahme von Kars und von Orkhanie hatten deprimirend gewirkt. Osman Pascha setzte den Durchbruch auf den 19 fest und ließ während der Nacht zwei neue Brücken über den Wid schlagen. Alle Vorkehrungen waren mit Um⸗ sicht getroffen, bei Tagesanbruch überschritten 4 000 Mann den Wid und griffen die dritte Grenadier⸗Division mit Un⸗ gestüm an. Das Regiment Sibirien und hierauf die Regi⸗ menter Astrachan und Samogitien bestanden einen vierstündigen heftigen Kampf, dann ging das Grenadier⸗Corps selbst zum Angriff über. Die Türken wollten nun sich nach Plewna zurückwenden, General Skobeleff hatte aber bereits die ihm zunächst gelegenen Redouten besetzt. Osman Pascha machte einen letzten Versuch durchzubrechen, wurde aber verwundet und ergab sich mit der ganzen Armee. Der Großfürst Nikolaus empfing Osman Pascha mit Ausdrücken der Anerkennung der von ihm bewiesenen Tapferkeit. Die Suite des re Kommandirenden gab demselben laut ihre Bewunderung zu erkennen. Der Kaiser Alexander begab sich am 11. Morgens 10 Uhr, nach Plewna, wo ein Dankgebet in der Kirche stattfand. Der Kaiser empfing dann Osman Pascha, dem die militärischen Ehren erwiesen wurden, stellte ihm seinen Degen zuruck und gestattete ihm, denselben in Ruß⸗ land tragen zu dürfen. Die Kaiserliche, wie die Großfürstliche Suite begrüßte hierauf ebenfalls den türkischen General. — Ein offizielles Telegramm aus Bukarest von heute meldet: Die Einnahme von Plewna hat uns an Todten 2Stabs— offiziere, S andere Offiziere und 182 Soldaten gelostet, ver⸗ wundet sind 5 Stabsoffiziere, 40 andere Offiziere und 1207 Mann. Der Verlust der Türken an Todten und Verwundeten beträgt 40900 Mann. Gefangen genommen sind 10 Paschas, 128 Stabsoffiziere, 2000 andere Offiziere, 30,9000 Mann und 1200 Reiter, von Geschützen sind 77 er⸗ beutet. Die gefangenen Paschas sind nach Bogot gebracht ern. wo Osman Pascha militärische Ehren erwiesen wurden. J .
St. Petersburg, 14. Dezember. (W. T. * Nach einem tenen Telegramm aus Bogot beträgt der Verl u st im russischen Grengdiercorps bei der Einnahme von Plewna im Ganzen 57 Offiziere und 1792 Mann und zwar 2 Stabsoffiziere, 8 Oberoffiziere, 582 Mann todt, 5 Stabs⸗ offiziere, 0 Offiziere, 1207 Mann verwundet, 2 Qberoffiziere und 3 Soldaten kontusionirt. — Auf Befehl des Großfürsten Vikolaus war vor dem It Osman Paschas eine Offizierswache aufgestellt, welche demselben militärische Honneurs mit Trommelschlag erwies.
St. Petersburg, 14. Dezember. (B. T. B.) Hffi⸗ zielles Telegramm aus Bogot vom 12. d. Gestern Vachmittag um 4 Uhr begannen die Türken mit starken Streitkräften beim Dorfe Krasnaja über den Lom zu gehen;
egen Abend hatten bereits über 30 Tabors den Fluß über⸗ chritten. Heute früh griffen die Türken mit den gesammten Streitkräften das Corps des Großfürsten Wladimir an, den Hauptschlag gegen Metschka richtend. Nach einem äußerst . Kampfe schlug das Corps des Großfürsten
ladimir die Türken durch einen Frontangriff glänzend zurück und ergriff sodann die Offensive. Inzwischen hatte sich auf Befehl des Großfürsten⸗Thronfolgers, welcher dem Kampf mit beiwohnte, eine Brigade der 35. Division gegen die linke Flanke der Türken geworfen. Die Affaire verlief wahrhaft glänzend.
Fit genf 13. Dezember. (W. T. B.) Kaiser Alexander hat dem Fürsten Karl von Rumänien in Plewna den St. Andreasorden mit Schwertern verliehen. Den getroffenen Reisedispositionen zufolge verläßt der Kaiser Poradim am nächsten Sonnabend, übernachtet in Frateschti, trifft am Montag in Bukarest ein und reist am Dienstag mit dem Reichskanzler ö en Gortschakoff nach St. Petersburg zurück. — Fürst Karl hat der Deputirtenkammer für die von derselben übermittelten Glückwünsche in seinem Namen und im Namen des Kaisers — eine Dankes⸗ antwort zugehen lassen. — Zur Bewillkommnung des am nächsten Montag hier eintreffenden Kaisers Alexander ist von der Kammer eine Deputation ernannt worden. — Der erste Transport von 19000 Gefangenen von der ehemaligen Besatzung von Plewna ist bereits hierher unter⸗ weges, für Osman Pascha ist im Hotel Boulevard Quartier bestellt. — Gestern versuͤchte eine Abtheilung Türken bei 3 die Do nau zu überschreiten, wurde aber zurück⸗ geschlagen. . .
— Der „Pol. Korr.“ zufolge ist ein großer Theil der russischen Cernirungs⸗Armee von Plewna zur Ver⸗ stärkung der Armee des Großfürsten⸗Thronfolgers bestimmt, . der andere 336 auf der Straße nach Sofia vor⸗ rücken wird. Die rumänische Armee wird das Donau⸗ Ufer bewachen und Widdin isoliren.
Aus dem Wolffschen Telegraphen⸗Bureau.
Paris, 14 Dezember, Mittags. Die erfolgte Bildung
eines e, n=, . Kabinets erregte gef Befriedigung; den Deputirten ber Linken ist bereits im Laufe des Vor⸗ mittags eine große Menge von Glückwunsch⸗Depeschen aus ihren Departements zugegangen. Das Kabinet wird von der
Kammer die sofortige Votirung des gesammten Budgets ver⸗ langen. Das Journal des Debats“ kündigt die Entlassung des Prãsidentschafte⸗ Sekretärs Vicomte d' Harcourt an. Eine roße Anzahl von Präfekten und Unter⸗Präfekten hat bereits ihr tlassungsgesuch eingereicht. Der Deputirte Lepere wird als Unterstaatssekretär im Ministerium des Innern, der Deputirte Lamy als Unterstaatssekretär im Unterrichts⸗Ministerium, der Deputirte Turquet als Unterstaatssekretär im Justiz⸗Ministerium bezeichnet. Der „Figaro“ erfährt, daß Hector Pessard zum Direktor im Ministerium des Innern ernannt und auch mit der Leitung der Preßangelegenheiten betraut werden würde. Auch bei dem Personal des französischen diplomatischen Corps im Auslande sollen zahlreiche Veränderungen in Aussicht stehen. Belgrad., 14. Dezember, Vormittags. Eine soeben er—⸗ schienene Proklamation der Regierung verkündet, daß die er g Armee Befehl erhalten hat, die Grenze zu über⸗ reiten.
Nr. 7 des Amtsblatts der Deutschen Reichs⸗Post⸗ und Telegraphenverwaltung“ hat folgenden Inhalt: Ver⸗ fügungen: Vom 19. Dezember 1877. Anmahnung zur richtigen Be⸗ rechnung des Briefportos. — Vom 8. Dezember 1877. Postanwei⸗ sungen nach Britisch⸗Ostindien, den Niederlandischen Besitzungen in Ostindien, Süd ⸗Australien und Queensland. — Vom 6. Dejember 1877. Tragen der Postillons hüte. ⸗
— Heft des XXI. Bandes der Jahr bücher fündie deutsche Armee und Marine hat folgenden Inhalt: Marschall Moritz Graf von Sachsen. Schluß) — General J. E. B. Stuart. Von Seibert. Major z. D. — Der neue Hafen von Genua. Nach dem Italienischen von Rogalla von Bieberstein, Hauptmann und Com- Vagnie · Chef im 2. Rheinischen Infanterie⸗Regiment Nr. 28. — Eine Schwerin⸗Biographie betreffend — Nachtrag zu den Betrachtungen über das EGrerzier Re lement für die Kavallerie vom 5. Juli 18757. Der russisch türkische Krieg 1877. 7. — Umschau in der Militär⸗ Literatur. — Verzeichniß der bedeutenderen Aufsätze aus anderen militärischen Zeitschriften (15. Oktober bis 15. November 1877).
Statistische Nachrichten.
Nach Mittheilung des statistischen Bureaus der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 2. De⸗ zember bis incl. 8. Dejember er. zur Anmeldung gekommen: 209 EChe⸗ schließungen, 865 Lebendgeborene, 39 Todtgeborene, 483 Sterbefälle. . Von statistischen Bureau des Kaiserlichen Ober ⸗Präsidiums in Straßburg sind Uebersichten über den Schiffahrtsver⸗ kehr auf der Mosel und den elsaß-⸗lethringischen Kanälen für das Jahr 1876 aufgestellt und veröffentlicht worden. Danach passirten auf den gedachten Wasserstraßen im Jahre 1876 31726 Schiffe und 1562 Flöße. Den stärksten Schiffsverkehr hatten der Rhein ⸗Marnekanal mit 14,769 Schiffen, der Saarkohlenkanal mit 6774 Schiffen, der Ill 'Rheinkanal mit 4724 Schiffen, der Rhein⸗ Rhonekanal mit 3576 Schiffen und der Breuschkanal mit 1154 Schiffen; auf der Mosel (28 Schiffe), dem Colmarer Zweigkanal (35 Schiffe) und dem Hüninger Zweigkanal (266 Schiffe) war dieser Verkehr von geringerer Bedeutung. Von den passirten Schiffen waren 17 754 beladen und 13 72 leer. Nach ihrer Staatsangehörig⸗ keit vertheilen sich die Schiffe folgendermaßen: Elsaß⸗Lothringen 9420 beladene (53, 06 00) und S094 leere (57, 93 o, Baden 1236 be⸗ ladene (6,96 9) und 1135 leere (8, 12 0/9), Bayern 26 beladene (O, 15 69) und 7 leere (), 34 7/9), Preußen 2563 beladene (14,44 ,) und 1969 leere (14,09 ½00), Belgien 588 beladene (3,31 ) und 383 leere (2, 74 o, Frankreich 3921 beladene (22, 08 υ 9 und 2344 leere 16,78 0/9). Zu Berg fuhren 109447 beladene und 5411 leere, zu Thal 7307 eladene und 8561 leere Fahrjeuge. Von den passirten Schiffen hatten eine Tragfähigkeit: von weniger als 200 Ctr. 6, von 200-599 Etr. 5826, von 660 —– 999 Ctr. 1351, von 1000 1999 Ctr. 6225, von M00 - 3999 Ctr. 5137, von 4000 = 4999 Ctr. 5853, von 5000 bis 5999 Ctr. 6084 und von mehr als 6000 Ctr. 1239. Die ge⸗ sammte Gütermenge, welche auf den passirten Fahrzeugen befördert worden ist, belief sich auf 40 004 637 Ctr., von denen 27693 768 Ctr. (69, 23 zu. Berg und 12 310 869 Ctr. (G30, 77/0 zu Thal ver- schifft wurden. Die Hauptartikel des Verkehrs waren: Brennmaterial außer Holz 25 389 213 Gtr. (63,477), Düngemittel 219 609 Etr. (O, 55 / 9, Eisen und Stahl, sowie Eisen⸗ und Stahlwaaren 303 461 Ctr. (G. 7709, Erze und Mineralien 1297 180 Ctr. (3, 24/0), Feld⸗, Garten⸗ und Walderzeugnisse 340 379 Ctr. (O Sõo/o), Bau⸗ und Nutz⸗ holz 1033 930 Ctr. (2,58 79), Brennholz, Scheite 1 170 755 CEtr. (2, 830 /o), Steine, Cement, Kalk und Gyps 9121519 Ctr. (22. 80 /), sonstige Gegenstande 1 122 600 Etr. (2, Slo). Im Floßverkehr sind außerdem 1274 100 Ctr. Bau⸗ und Nutzholz zu Berg und 1944157 Ctr. desgl. zu Thal transportirt worden.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
St. Petersburg, 58. Dejember. Professor d' Ujfalvy, der im Auftrage der französischen Regierung zu wissenschaftlichen Zwecken nach Central⸗Asien gereist war, weilt seit einigen Tagen in St. Peters⸗ burg. Auf seiner zehnmonatlichen Reise durch die russischen Besitzungen in Central⸗Asien und auch Sibirien wurde er von seiner Gattin begleitet.
— „Die Fabrikgesetzgebungen der Staaten des euro⸗ päischen Kontinents“, herausgegeben von Th. Lohmann, Ge⸗ heimer Ober⸗Regierungs⸗Rath und vortragendem Rath im Ministerium für Handel ꝛc. (Berlin, 1878. Fr. Kortkampf.
Im Jahre 1876 ist bekanntlich auf Veranlassung des 8 Ministeriums die englische Fabrik- und Werkstätten
esetzzebung in deutscher , . von dem General⸗ Konsuk von Bojanowski (Berlin, R. von Decker) erschienen. Im ,, an diese Schrift hat nun der Geheime Ober⸗ 2 Rath Lohmann in dem vorliegenden Werke die * rikgesetze der übrigen europäischen Staaten, und zwar, soweit etztere nicht der deutschen Zunge angehören, in deutscher Nebersetzung herausgegeben. Vertreten sind in dieser . das Deutsche Reich mit Elsaß⸗Lothringen, Oesterreich Ungarn, die Schweiz, Frank⸗ reich, die Niederlande, Dänemark und Schweden. Es fehlen Belgien, Rußland, wo ein ausführlicher Gesetzentwurf, im Jahre 1874 einer befonderen Kommifsion zur Berathung überwiesen worden ist, Por⸗ tugal, Spanien, Italien, Griechenland und die Türkei, in welchen 8 Fabtikgefetzgebung meist noch nicht in Angriff genommen worden ist.
Indem das Werk die einzelnen Gesetze im Wortlaut bezw. in deutscher Uebersetzung mittheilt, hilft eg dem Bedürfniß, welches nach dem Erscheinen der v. Bojanowski'schen Sammlung um so lebhafter hervorgetreten war, — dem Bedürfniß, nun auch die Fabrik⸗ eic der übrigen Industrieländer vollständig und im authentischen Er kennen zu lernen und mit einander zu vergleichen, in der um⸗ faffendsten Weise ab. Der Verfasser hat aber auch ner,, in einem einleitenden Abschnitt die wichtigften Bestimmungen der deut⸗ schen, schweizerischen, englischen und französischen Fabrikgesetz⸗ gebung in gedrängter, Kürze übersichtlich 6 und zwar diejenigen Bestimmungen, durch welche 1) gewisse Per- 36 von der Beschäftigung in Fabriken überhaupt ausge⸗ chlossen werden; 2) für gewisse Personen diese Beschäftigung BVeschränkungen und Bedingungen unterworfen wird; oder 3) an die Einrichtung und den Betrieb der gewerblichen Anlagen zum Schutz aller oder gewisser Klassen von Arbeitern gegen Gefahren für Leben und Gesundheit gewisse Anforderungen gestellt werden; und 4) die zur Sicherung der Durchführung der materiellen Bestimmungen bestehen den Den n und Einrichtungen. Diesen Abschnitt, in welchem der Verfasser auch noch auf die abril gel ene der He n hte Staaten * ö verleiht dem ke noch einen besonderen prakti-
en .