die Nation, obwohl den Druck der leider bestehenden gewerblichen Stockungen noch immer schwer empfindend, getragen von dem Be⸗ wußtsein, in der Arbeit zur Förderung ihrer Wohlfahrt durch die politischen Stürme, welche noch gegenwärtig andere Theile Europas erschüttern, nicht behindert zu sein, und zugleich stark in dem Ver⸗ trauen, daß es Mir und Meiner Regierung gelingen wird, jene Stürme auch im weiteren Verlaufe von ihr fern zu halten. Möge die Hoffnung, die sich hieraus für die gedeihliche Fortentwickelung der vaterländischen Verhältnisse ergiebt, durch Gottes Beistand Bestätigung und Erfüllung erlangen. Berlin, den 5. Januar 1878. Wilhelm.
— Ihre Majestät die Kaiserin⸗Königin hat aus Veranlassung der Allerhöchstihr zum Jahreswechsel dar— gebrachten Glückwunsche folgende Handschreiben erlassen:
I) An den Magistrat von Berlin.
Dem Magistrat Unserer Haupt⸗ und Residenzstadt sage Ich aufrichtigen Dank für die Mir wiederum zum Jahreswechsel darge⸗ brachten Segenswünsche. Wir müssen es dem kommenden Jahre überlassen, die Hoffnungen zu verwirklichen, welche die Abwendung unserer noch andauernden Nothstände und die Befestigung fried⸗ licher Zustände betreffen. Unsere Hauptstadt kann stets auf Meine wahre Theilnahme für ihre innere und äußere gedeihliche Entwicke⸗ lung rechnen.
i 2 1878. Berlin, den 2. Januar 1878 wa n 2) An den Magistrat zu Potsdam.
Der Magistrat und die Stadtverordnetenversammlung von Potsdam hat Mich wiederum durch ihre Glückwünsche zum Jahres wechsel aufrichtig erfreut. Ich erwidere dieselben mit der erneuerten Versicherung Meiner Theilnahme an Allem, was die Uns so nahe stehende Residenzstadt und ihre treuen Bewohner betrifft.
Berlin, den 2. Januar 1878.
Au gu sta.
3) An das Centralcomits der deutschen Vereine zur Pflege im Felde verwundeter und erkrankter Krieger.
Das Centralcomits der deutschen Vereine zur Pflege im Felde verwundeter und erkrankter Krieger hat leider im verflossenen Jahre reiche Gelegenheit gehabt, seiner Organisation entsprechend, die deutsche Wohlthätigkeit zu Gunsten der Verwundeten auf dem Kriegs schauplatze in Anspruch zu nehmen. Nach beiden Seiten sind reiche Spenden zur Linderung der großen Noth abgesandt worden, und wenn dieselben auch nur gleichsam wie ein Tropfen im Meer erscheinen konnten, so mußte sich das Centralcomits an das Maß der verfüg⸗ baren Mittel halten und in der erfüllten Pflicht seine Befriedigung suchen. Möge uns das neue Jahr fernere Proben unseres Mitgefühls für die kriegführenden Mächte ersparen, damit wir unsere Aufmerk⸗ samkeit unseren heimischen Aufgaben widmen können. In diesem Sinne erwidere Ich die Wünsche, welche das Centralcomité Mir auch in diesem Jahre zum Ighreswechsel dargebracht hat, und ver⸗ sichere dasselbe Meines . und Meiner Anerkennung seiner an⸗ gestrengten Thätigkeit.
Berlin, den 2. Januar 1878.
Auqug u sta.
— Dem Bundesrath ist der Etat der Reichs schuld auf das Etatsjahr 1878 — 9 vorgelegt worden.
— Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für Eisenbahnen, Post und Telegraphen und für Rechnungswesen, sowie der Au sschuß für Rechnungswesen hielten heute Sitzungen.
— Das Staats-Ministerium trat heute zu einer Sitzung zusammen.
— Im weileren Verlauf der gestrigen (41) Sitzung des Hauses der Abgeordneten trat das Haus in die erste Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend Maßregeln gegen die Verbreitung der Reblaus. Der Abg. Dr. Petri bemerkte, daß der Gesetzentwurf am Rhein, an der Nahe und Mosel mit großer Befriedigung aufgenommen wor⸗ den sei, es hätten aber Berathungen von Sachverständigen stattgefunden, welche verschiedene Zusätze und Verbesserungen vorschlagen. Da die Zeit nicht ausgereicht habe, um Anträge einzubringen, so beantrage er, den Gesetzentwurf an die Agrar⸗ kommission zu verweisen und dieselbe ad hoc um 7 Mitglieder zu verstärken. .
Das Haus trat diesem Antrage bei.
Der Gesetzentwurf, betreffend den standesherrlichen Rechtszustand des Fürstlichen Hauses Sahyn⸗ Wittgenstein⸗Berleburg wurde derselben Kommission überwiesen, die den ähnlichen Gesetzentwurf, betreffend das Haus Bentheim⸗Tecklenburg, prüft; über beide Entwürfe soll gemeinsam Bericht erstattet werden.
Es folgte die erste Berathung des Gesetzes, betreffend die Unterbringung von verwahrlosten Kindern in Erziehungs⸗ oder Besserungsanstalten.
Die Abgg. Dr. Techow, von Rauchhaupt, Schlüter, Wachler (Schweidnitz und Zelle machten verschiedene Ausstel⸗ lungen an der Vorlage, wie dieselbe vom Herrenhause an⸗ genommen sei. Namentlich die Kompetenz der Landespolizei⸗ und Selbstverwaltungsbehörden wurde bemängelt und der Kostenpunkt als nicht gerecht geregelt bezeichnet.
Der Staats⸗Minister Dr. Friedenthal bemerkte hierauf er konstatire mit Befriedigung, daß das Bedürfniß nach diesem Gesetze allgemein anerkannt sei und daß prinzipielle Einwände gegen dasselbe eigentlich nicht vorgebracht seien. Ein großer , der von den Vorrednern vorgebrachten De⸗ iderate lasse sich durch leichte redaktionelle Aenderungen er⸗ in anderer Theil, wie die Regelung des Kosten⸗ punktes und die Mitwirkung der ö — natürlich mit den nöthigen Kautelen für die Wahrung der . Interessen — könne in der Kommission seine Er⸗ sedigung finden. Er warne jedoch davor, die von dem letzten Redner gewünschte Ausdehnung des Gesetzes auch auf die
äälle, wo nicht nur eine begangene strafbare Handlung, ondern andere Verhältnisse die Unterbringung rathsam machten, . jetzt ins Auge zu fassen. Dieselbe biete viele Schwierigkeiten, und man solle sich vorläufig mit dem Erreich⸗ baren begnügen. Er hoffe auf, das Zustandekommen des nothwendigen Gesetzentwürfes in dieser Session.
Die Vorlage wurde nach dem Antrage des Abg. Dr. Techow einer Kommission von 14 Mitgliedern Üüberwiesen.
Schluß 21 Uhr.
edigen.
— In der heutigen (42) Sitzung des Hauses der Abgeordneten, w am Ministertische mehrere Re⸗ gierungs⸗Kommissarien beiwohnten, theilte der Präfident mit, daß von dem Finanz-Minister und dem Handels⸗Minister ein Gesetzentwurf, betreffend die Uebernahme der Zinsgarantie Seitens des Staates für das Anlagekapital einer 3 von Pasewalk bis zur preußisch⸗mecklenburgischen Landesgrenze . sei. . .
In dritter Berathung passirten ohne Debatte die Gesetz⸗ entwürfe, betreffend den Nechtszustand des von dem Großher⸗ zogthum Mecklenburg⸗Schwerin von den Feldmarken Retzow und Quaßlin an Preußen abgetretenen Gebietstheiles, sowie die Abtretung eines preußischen, in der Feldmark Stepenitz (Regierungsbezirk Potsdam) belegenen Gebietstheiles an das Großherzogthum Mecklenburg⸗Schwerin; betreffend die Ver⸗ einigung der Fleckens gemeinden Vormstegen und Klostersande mit der Stadtgemeinde Elmshorn, und betreffend die Auf⸗ 1. der in den ehemals Herzoglich nassauischen und Groß⸗ herzoglich hessischen Gebietstheilen der Provinz Hessen⸗Nassau bestehenden gesetzlichen Beschränkungen der Uebergabe des Grundbesitzes Seitens der Eltern an ihre Kinder. .
Es folgten Petitionen. Das Verzeichniß derjenigen Petitionen, welche die Kommission für die Erörterung im Plenum nicht geeignet hält, gab zu keiner Debatte Ver— anlassung. Die Petition des Pfandleihers Adolf Ender zu Königsberg wurde der Staatsregierung zur Berücksichtigung mit der Aufforderung überwiesen, eine Revision der Vorschrif⸗ ten in Betreff der Pfandleiher und der Rückkaufshändler im Wege der Gesetzgebung herbeizuführen. Ueber die Petition des Magistrats von Charlottenburg um Vertretung durch eigene Abgeordnete auf dem Provinzial⸗Landtag ging das Haus — in Erwägung,
1) daß die Ansicht des Magistrats von Charlottenburg, nach welcher die in der Zwischenzeit zwischen den regelmäßigen Wahlen zum Provinzial⸗Landtage neugebildeten Kreise, ohne den Ablauf der Wahlperiode abwarten zu müssen, zur sofortigen Beschickung des Provinzial⸗Landtages berechtigt sein sollen. — aus den Be—⸗ stimmungen der Provinzialordnung vom 29. Juni 1875 nicht be⸗ gründet werden kann; 2) daß die Stadt Charlottenburg bei der Wahl der jetzigen Provinzial⸗Landtagsabgeordneten des Kreises Teltow seiner Zeit mitgewirkt hat, und daher durch diese Ab⸗ geordneten auch mit vertreten wird, 3) daß in Folge dieses Ver⸗ hältnisses, um eine anderweitige Vertretung für Charlottenburg herzustellen, so vorgegangen werden müßte, daß gleichzeitig mit der Anordnung der Wahlen für den neugebildeten Stadtkreis Charlottenburg die Mandate der jetzigen Provinzial⸗ Landtagsabgeordneten des Kreises Teltow überhaupt kassirt und neue Wahlen auch für den Landkreis angeordnet würden, — ein derartiges Vorgehen aber mit dem 5. 19 der Provinzialordnung vom 29. Juni 1875 in Widerspruch sein würde,
zur Tagesordnung über.
Bürger der Gemeinde Vörde, Kreises Hagen in West⸗ falen, beschweren sich über verschiedene bei ihrer letzten Stadt⸗ verordnetenergänzungswahl vorgekommene Unregelmäßigkeiten und petitioniren, da der n n von ihnen fruchtlos er⸗ schöpft sei, um nachträgliche Kassirung der Wahl. Auf Befür⸗ worten des Referenten Abg. Schlieper und des Abg. Götting und gegen den Widerspruch des Regierungs⸗Kommissars wurde die Petition der Staatsregierung oa Abhülfe über⸗
ynagogengemeinde in Greiffenberg um Gleich ellung der jüdischen Bürgerssöhne in Greiffenberg mit den cristlichen in dem Genusse verschie⸗ dener Stiftungen wurde der Staatsregierung zur Berück— sichtigung überwiesen. (Schluß des Blattes).
— Die in der heutigen Börsen-Beilage abgedruckte tabellgrische NUebersicht der Wochenausweise der deutschen Zettel banken vom 31. Dezember v. 5. schließt mit folgenden summarischen Daten ab: Der Kassenbestand belief sich auf 613 628 000 S4, d. i. der Vorwoche gegen⸗ über weniger 19 526 009 S6, während der Wechselbestand mit 688 761 000 M eine Zunahme von 39 524 900 SM und die Lombardforderungen mit 99 555 009 S eine solche um 13 006 000 ν ς aufweisen; es betrug ferner der Notenumlauf 918 131 000 S oder 55 154 000 6 mehr als in der Vor⸗ woche, während die sonstigen täglich fälligen Verbindlichkeiten mit 179 382 000 6 um 16329 000 S und die an eine Kün⸗ digungsfrist gebundenen Verbindlichkeiten mit 60 621 000 M um 2378 000 6 verringert erscheinen.
— Eide Namens einer Kö werden nach Art. 232 d. H. G. B. durch den Vorstand geleistet. In Beziehung auf diese Bestimmung hat das Reichs⸗Ober⸗ Handelsgericht, J. Senat, durch Erkenntniß vom 30. No⸗ vember 1877 ausgesprochen, daß der erwähnte Artikel, die Eidesleistung Namens der Aktiengesellschaft durch sämmtliche Vorstandsmitglieder nicht vorschreibt, vielmehn für die Frage, ob ein der Gesellschaft auferlegter Eid von allen oder von einzelnen und von welchen Mitgliedern des Vorstandes zu schwören, die Bestimmungen des Landesprozeßrechts in Gel⸗ tung gelassen hat. Es gilt hiernach für Preußen die Regel, daß die Eidesleistung aller Vorstandsmitglieder nicht erforder⸗ lich ist, vielmehr kann der Richter nach Anhörung der etwaigen Vorschläge der Parteien eines oder mehrere der Vorstands⸗ mitglieder zur Eidesleistung bestimmen.
— Als Aerzte haben sich niedergelassen: die Herren Stabsarzt a. D. Dr. Petruschky und Arzt Pr. Michaelis in Waldenburg, Dr. Ulrich in Stössen, Dr. Ricken in Otzenraty, Dr, Diederichs in Cronenberg, Or, von Münster in Emme— rich, Dr. Peitzsch und Dr. Hartrop in Barmen, Dr. Hertz und Arzt von Voigt in Gerresheim, Irrenanstalt Grafenberg.
— S. M. gedeckte Korvette „Leipzig“, 12 Geschütze, Kommandant Korvetten⸗Kapitän Paschen, ist, telegraphischer Nachricht zufolge, am 8. Januar er. in Montevideo einge⸗ troffen und beabsichtigte am 13. die Reise fortzusetzen. An Bord Alles wohl.
S. M. Kanonenboot „Albatroß“, 4 Geschütze, Kom⸗ mandant Korvetten⸗Kapitän Möensing 1, welches am 23. De⸗ zember v. J. Smyrna verlassen hatte, ist am 27. desselben Monats früh in en Said eingetroffen und beabsichtigte am 1. Januar d. J. die Reise über Suez nach China fortzu⸗ setzen. An Bord Alles wohl.
Breslau, 8. Januar. Der Provinzial⸗Landtag ist heute von dem Ober⸗Präsidenten von Puttkamer mit folgender Rede eröffnet worden:
Meine hochverehrten Herren Mitglieder des Provinzial⸗Landtages!
Se. Majestät der Kaiser und König haben mittelst Allerhöchsten
Grlasses vom 15. Dezember v. J. die Finberufüng des Provinzial Landtages der Provinz Schlesien auf heute zu befehlen geruht. Demgemäß habe ich die Ehre, Sie hier zu begrüßen und auf 9. des §. 26 der Provinzialordnung Ihre diesjährige Session zu eröffnen.
wiesen. Die Petition . der
Ihre Thätigkeit wird in den bevorstehenden Berathungen wesent-⸗
lich der gedeihlichen ee, , und dem Ausbaue derjenigen Einrichtungen und Anstalten gewidmet sein, welche der durch die neueste Gesetzgebung erweiterten Wirkungesphäre der Provinzial verbände, beziehentlich ihren Vertretern und Organen über⸗ wiesen sind. ;
Die Organisation der provinziellen Selbstverwaltung hat in dem verflossenen Jahre einen bedeutsamen Schritt vorwärts gethan durch die gegen den Jahresschluß in sämmtlichen drei Regierungsbezirken erfolgte Naturalübergabe der vormaligen Staatschausseen an die dazu berufenen Organe der Provinzialverwaltung.
Die Staatsregierung begleitet die von Seiten der Provinz auf Grund der durch das Dotationsgesetz ertheilten Ermächtigung ein⸗ geleiteten Maßnahmen Behufs Uebertragung der Verwaltung und Unterhaltung der Chausseen an engere Kommunalverbände mit ihrem lebhaften Interesse; sie schließt sich der Hoffnung an, daß die bezüg⸗ lichen Verhandlungen zu einem allseitig befriedigenden, umfassenden Abschlusse gelangen, und daß die günstigen 23 der von einer Anzahl von Kreisen bereitwillig schon jetzt übernommenen Verwal⸗ tung bald auch die den bezüglichen Vereinbarungen bisher noch nicht beigetretenen Kreise zur Nachfolge anregen werden.
In Gemäßheit des 5§. 128 der Provinzialordnung hat die Ueber⸗ tragung der Verwaltun! des kommunalständischen Landarmenver⸗ bandes der Oberlausitz auf den Provinzialverband stattzufinden.
Da die hierüber gepflogenen Verhandlungen wegen Nichtzusam⸗ mentritts des Provinzlal⸗Landtages im verflossenen Jahre nicht recht⸗ zeitig formell zu Ende geführt werden konnten, so mußte zur Ab⸗ wickelung dieser Angelegenheit ein anderer, durch die bestehende Ge⸗ setzgebung an die Hand gegebener Weg eingeschlagen werden. Der Entwurf einer hierauf abzielenden, an die unter den betheiligten Or⸗ ganen vorläufig getroffenen Abkommen sich anlehnenden Allerhöchsten ,,. wird Ihnen zur Ertheilung Ihrer Zustimmung vorgelegt werden.
Es wird Ihnen jerner ein Verzeichniß der bei der gesetzlich vor⸗ geschriebenen, periodischen Revision der Gebäudesteuerveranlagung als sogenannte Normalstädte in der Provinz in Aussicht genommenen Städte zugehen, um sich über dasselbe sowie darüber gutachtlich zu erklären, ob Sie etwa besondere provinzielle bei der Revision der Gebäudesteuerveranlagung zu beachtende Einschätzungsmerkmale anzu⸗ geben in der Lage wären.
Ich bin beauftragt, dem Provinzial⸗Landtage den Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Erweiterung der Verwendungszwecke der den Provinzial⸗ und Kommunalverbänden äberwiesenen Dotationsfonds, zur Begutachtung vorzulegen. Dieser aus dem Wunsche thunlichster Erweiterung der provinziellen Selbstverwaltung auf dem Gebiete des Verkehrs⸗Kommunikationswesens hervorgegangene Gesetzentwurf wird Ihrer eingehenden Prüfung empfohlen.
Die in der evangelischen Kirche Schlesiens von Alters her be⸗ stehende Einrichtung der Gastgemeinden hat schon seit längerer Zeit Mißstände zu Tage treten lassen, deren endliche Beseitigung um so dringender erscheint, als das durch die Einführung der neuen Kirchen⸗ verfassung geschaffene Verhältniß wesentlich die völlige Gleichheit der Rechte und Pflichten auch in Betreff der gemeinsamen Tragung kirchlicher Lasten zur Voraussetzung hat. Ein zur Lösung dieser Frage bestimmter Gesetzentwurf wird Ihnen zur Berathung vor⸗ gelegt werden.
Der Provinzial⸗Landtag wird endlich ersucht, die Ersatzwahlen für mehrere ausgeschiedene Mitglieder der Bezirkskommission für die ö Einkommensteuer im Regierungsbezirk Breslau vorzu⸗ nehmen.
Gestatten Sie mir, meine hochgeehrte Herren, noch den Wunsch und die Zuversicht auszusprechen, daß auch Ihre dies maligen Be⸗ rathungen zum wahren und dauernden Wohle unserer schönen Pro⸗ vinz gereichen werden. Für mich nehme ich die diensame Förderung Ihrer Arbeiten als mein werthvollstes Vorrecht in Anspruch und bitte Sie, mir dje Erfüllung dieses Theiles meiner amtlichen Aufgabe durch Gewährung Ihres Vertraueng zu erleichtern. ;
Im Allerhöchsten Auftrage erkläre ich den Provinzial Landtag für eröffnet.
Bayern. München, 7. Januar. Der „Allg. Ztg.“ wird geschrieben: Die Verhältnisse zwischen den beiden Parteien unserer Abgeordnetenkammer, zwischen der liberalen und der ultramontanen Kammerfraktion, waren bisher ganz leid⸗ licher, man darf sagen friedlicher Natur, soweit dies möglich erscheint; der schon erwähnte Antrag des Hrn. Abg. Jörg bezüglich Erneuerung der Abtheilungen, beziehungsweise der Grund für den Antrag, dürfte leider nur zu geeignet sein, diese friedlichen Verhältnisse zu stören, und das wäre im Interesse der Förderung der Arbeiten, welche der Kammer noch obliegen, im höchsten Grade zu beklagen. Es haben sich die Verhältnisse innerhalb der Fraltion des Hrn. Jörg derart gestaltet, daß es nicht geringer Anstrengung bedürfen wird, um einen Bruch zu verhüten.
Sachsen. Dresden, 3. Janugr. (Allg. Itg.) Beide Kammern haben heut ihre Thätigkeit wieder aufgenommen. Die 3. eite Kammer beschäftigte sich zunächst mit der Schlußberathung des Gesetzentwurfs über die Behandlung der beim Inkrafttreten der Civil⸗ und Strasprozeßordnung an⸗ hängigen streitigen Rechtssachen. Eine längere Debatte veranlaßte nur 5. 8, nach welchem die Werthsumme für Streit⸗ sachen, in denen eine Berufung gegen die Entscheidung der zweiten Instanz zulässig ist, von 600 auf 1690 M6 erhöht und verschiedene Rechtsmittel beseitigt werden sollten, um durch Beschränkung des Berufungsrechts das Ober⸗Landesgericht, bezw. das Reichsgericht, zu schonen. Mit Aus⸗ nahme des Abg. Eysoldt war die Deputation damit nicht einverstanden und beantragte die Streichung des genannten Paragraphen, doch ward dieselbe schließlich mit 47 gegen 24 Stimmen abgelehnt, worauf die Annahme der ganzen Regierungsvorlage erfolgte. Sodann überwies die Kammer einen Antrag des Abg. Kökert auf Abkürzung des Verfahrens bei Grundstückszusammenlegungen der Gesetzgebungsdeputation zur Vorberathung. Bei Begründung desselben führte der Antragsteller einen Fall an, in welchem das Verfahren nach 22 Jahren noch nicht zum Abschluß ge⸗ diehen ist und schon 30 060 6 Kosten und den Verbrauch von 25 Ctr. Aktenpapier verursacht hat. Den dritten Punkt der Tagesordnung bildete eine Petition der evangelisch— reformirten Konsistorien zu Leipzig und Dresden um Abänderung des Parochiallasten gesetzes. Für die⸗ selbe trat namentlich der Abg. Dr. Stephani auf, da der Grundsatz, nach welchem Andersgläubige gezwungen würden zu den Parochiallasten beizutragen völlig unhaltbar, beziehungsweise ganz unvereinbar mit dem neueren Grund⸗ satze sei, die Kirche möglichst auf eigene Füße zu stellen; in Sachsen bedürfe zudem die Kirche eine Unterstützung von Andersgläubigen nicht. Die Kammer trat mit 40 gegen 20 Stimmen dem Kompromißvorschlage der Deputation bei: die Regierung zu ersuchen, daß sie die Bestimmungen über die Verpflichtung der Kirchen⸗ und Schulgemeinden zur Auf⸗ bringung des für ihre Kirchen und Schulen erforderlichen Aufwands dahin abändere, daß den Gemeinden die Füglichkeit gegeben werde, die andersgläubigen Grundbesitzer von Bei⸗ trägen zu den Parochiallasten frei zu lassen, und daß sie dem nächsten Landtag einen entsprechenden Gesetzentwurf vorlege. Der Kultus⸗Minister Dr. von Gerber hatte sich, haupt⸗
sächlich wegen der Konsequenzen, gegen diesen Vorschlag aus⸗ gesprochen.
Mecklenburg. Sternberg, 8. Januar. (W. T. B.) Ein schwerinsches Reskript stimmt den Beschlüssen de Plenums vom 6. d. M. in Betreff des Gerichts verfassungs⸗ 86 etzes mit einigen unwesentlichen Modifikationen zu. Die
andtagsversammlung erklart sich mit diesen Modi⸗ fikationen einverstanden.
Braunschweig. Braunschweig, 8. Januar. (Magd. tg). Der Landtag tritt heute wieder zusammen. Die ustizvorlgge wird wahrscheinlich erst am Donnerstag oder reitag zur Berathung kommen. Vier Mitglieder der Justiz⸗ ommission sprechen sich für Wolfenbüttel als Sitz des Ober— J aus, drei haben sich für Braunschweig ent⸗ ieden.
. Oesterreich⸗ ungarn. Wien, 7. Januar. Die unga⸗ rische Regierung hat mit der kroatischen Landesregierung Ver— handlungen eingeleitet, welche die provisorische Verlänge⸗ rung des bestehenden Ausgleichsgesetzes zwischen Ungarn und Kroatien zum Zwecke haben. Nach dem Ge— setze vom Jahre 1868 ist nämlich der zwischen Ungarn und Kroatien festgestellte Quotenschlüssel (465: 55) nur so lange in Wirksamkeit, als das zwischen der diesseitigen Reichshälfte und Ungarn festgesetzte Quotenverhältniß besteht. Es hört demnach mit dem Ablauf des österreichisch- ungarischen Quotenproviso⸗ riums auch die gesetzliche Grundlage für die Vertheilung der kroatischen Staatseinnahmen auf, und es kann das kroatische Budget in Folge dessen nicht früher festgesetzt werden, als bis eine gesetzliche Voꝓrsorge in dieser Beziehung getroffen ist.
Großbritannien und Irland. London, 9. Januar.
W. T. B.). Lord Beakonsfield und Lord Northeote aben die üblichen Cirkulare erlassen, in denen sie die Parlamentsmitglieder, welche Anhänger der Regierung sind, auffordern, zur Eröffnung des Parlaments sich einzu⸗ finden. In seinem an die Mitglieder des Unterhauses ge⸗ richteten Cirkulare erklärt Lord Northcote, es würde ihre Auf⸗ merksamkeit unverzüglich auf Dinge von großer Wichtigkeit gelenkt werden.
— Aus der Kapstadt wird dem „Reuterschen Bureau“ unterm 18. Dezember v. * berichtet: Die nach East London gesandten Truppen und Marinesoldaten sind daselbst gelandet. Oberst Glyn vom 24. Regiment ist zum Ober⸗ befehlshaber der englischen Streitkräfte in Transkei ernannt worden. Seit den letzten Berichten hat kein ernstlicher Kampf stattgefunden, aber die Angelegenheiten befinden sich noch immer in einer sehr ungeregelten Verfassung. Die Galekas haben eine zweitägige Waffenruhe nachgesucht und scheinen ben? schließen zu wollen. Die anderen Stämme verhalten sich ruhig. Die britischen Offiziere haben die Vertheidigung der Grenze übernommen, und die Kap⸗Regierung . weitere Freiwillige zu den Waffen, da sie die Erhebung des Gaika⸗Stammes befürchtet.
Frankreich. Paris, 8. Januar. Gerücht, der General Ducrot Schritte der Linken in seinem mailitärischen Kom⸗ mando durch eine andere Persönlichkeit ersetzt wer⸗ den, gewinnt an Glaubwürdigkeit. Ducrot hat, wie die „Agence Havas“ meldet, selbst eine Untersuchung über seine Führung beantragt. — General Cousin de Montauban, Graf von Palikao und der Deputirte Raspail, das älteste Mitglied der Linken, sind gestorben.
Versailles, 8. Januar. (W. T. B.) Der Senat und die Deputirtenkammer haben ihre Sitzungen heute wieder aufgenommen. In beiden Häusern wurde die Wahl des Präsidialbureaus auf Donnerstag festgesetzt. — * der Deputirtenkammer eröffnete der Alters⸗Präsident
esseaux die Sitzung. Als derselbe in seiner Rede des in⸗ zwischen verstorbenen Abgeordneten der Linken Ducamp ge⸗ dachte und dabei hervorhob, daß derselbe im Jahre 1852 nach Algier transportirt und so das Opfer einer verabscheuungs⸗ würdigen Regierung geworden sei, wurde er von Cassagnac mit den Worten unterbrochen: „Es ist die Republik, die so . handelt!“ Cassagnac wurde darauf zur Ordnung ge⸗ rufen.
Italien. Rom, S8. Januar, Mittags. (W. T. B.) Der König hat die letzte Nacht weniger ruhig zugebracht al die vorhergegangenen Nächte. Das Fieber hat ein wenig zu⸗ genommen.
— 8. Januar, Abends. (W. T. B.) Nach dem heute Abend 6 Uhr ausgegebenen Bulletin über das Befinden des Königs war das Fieber zu dieser Stunde heftiger, als am Vormittag, die Schmerzen in der Seite dagegen hatten fast ganz aufgehört. Der Puls ist unregelmäßig.
Türkei. Konstantinopel, 8. Januar. (W. T. B.) Die Kammer nahm in ihrer gestrigen Sitzung einstimmig einen Antrag des Deputirten von Smyrna an, betreffend die Noth⸗ wendigkeit der Herstellung eines Einvernehmens zwischen der Regierung und der Deputirtenkammer über die Vertheidi⸗ gungsmaßregeln zum Schutze des Landes. — Die Kammer berieth in erster Lesung den Gesetzentwurf, betreffend die Bil⸗ dung eines Rechnungshofes, der von dem Ministerium unabhängig sein und mit der Revision des Budgets der ver⸗ schiedenen Departements Leauftragt werden, sowie auch eine Kontrole über sämmtliche Rechnungen ausüben soll. — In der heutigen geheimen Sitzung der Deputirtenkammer werden die Minister die verschiedenen an die Regierung ge⸗ richteten Interpellation en beantworten.
— (W. T. B.) Der heutigen Sitzung der Deputirten⸗ kammer wohnten alle Minister mit Ausnahme des Kriegs⸗ Ministers und des Marine⸗Ministers bei. Der Minister des Auswärtigen machte eine ausführliche Mittheilung über die politische Lage, Mahmud Damat Pascha trat den gegen
(W. T. B.) Das werde in Folge der
die Militäradministration gerichteten Angriffen entgegen
und vertheidigte die von derselben getroffenen Maßregeln.
Amerika. Washington, 8. Januar. (W. T. B.) Das Kabinet hat beschlossen, daß sobald irgend angängig, vom Schatzsekretär Sherman zu neuen . auf die vierprozentige Staatsankeihe aufgefordert werden soll.
Brasilien. Rio de Janeiro, 7. Januar. (W. T. B.) Das neu gebildete liberale Ministerium ist, wie folgt, zusammengesetzt: Silveira Sinimbre Minister der öffentlichen Arbeiten und Präsident, Marquis do Herval Kriegs⸗Minister, Leonioio Minister des Innern, Lafayette Minister des Aus—⸗ 5 Villabella Marine⸗Minister, Andrade Pinto Finanz⸗
inister.
Afrika. Egypten. Alexandria, 5. Januar. (Reuters Bureau). Kapitän Malcolm tritt morgen mit zwei egyptischen , d, n eine Expedition nach dem Rothen Meere in Verbindung mit der zwischen England und Egypten be⸗ stehenden Skavenhandels⸗Konvention an.
Kairo, 8. Januar. (W. T. B.) Der vormalige Prä—⸗ 3 der nordamerikanischen Union, Grant, ist hier ein⸗ getroffen.
Der russisch⸗türkische Krieg.
St. Petersburg, 9. Januar. (W. T. B.) Die Agence russe“ bezeichnet es als wahrscheinlich, daß die Pforte nunmehr von allen Kabineten ohne Ausnahme den Rath erhalten habe, direkt mit Rußland zu verhandeln und auf eine materielle Unterstützung Seitens irgend einer Macht sich keinen Hoffnungen hinzugeben.
Konstantinspel, 9. Januar. (W. T. B.) Die Pforte hat sich für Nachsuchung eines Waffen⸗ siillstandes entschieden. Der Kriegs-Minister schickt sich an, nach dem Hauptquartier abzugehen.
London, 8. ö (W. T. B.) Lord Beacons⸗ field hat dem Vorsitzenden des in Trafalgar Square stattge⸗ habten antirussischen Meetings durch einen Brief seines Sekretärs einfach den Empfang der von der Deputation jenes Meetings überreichten Denkschrift anzeigen lassen. = 9. Januar. W. T. B.) Die „Morning post“ er⸗ fährt, daß die englische Regierung, um die russischen Be⸗ dingungen zu erfahren, der Pforte empfohlen habe, den Vorschlag Rußlands, wegen einer Waffenruhe direkt mit dem Hauptquartier zu unterhandeln, anzu⸗ nehmen. — Dem „Daily Telegraph“ wird aus Pera von gestern gemeldet, die englische Note, worin der Pforte die Annahme des Vorschlages Rußlands, wegen einer Waffen⸗ ruhe direkt mit dem Hauptquartier zu unterhandeln, an⸗ empfohlen werde, sei bereits in Konstantinopel eingetroffen.
Wien, 8. Januar. (W. T. B.) Wie der „Polit. Korresp.“ aus Buka re st mitgetheilt wird, erregt es dort . daß der frühere rumänische Agent in Konstantinopel, General Joan Ghika, am 3. d. in einer geheimen Mission nach Bulgaxien abgereist ist. In politischen Kreisen ist man der Ansicht, daß sich die Mission des Generals auf die Even tuglität von Waffenstillstandsverhandlungen beziehe, bei denen Rumänien eine direkte Vertretung beanspruche; Ghika solle als künftiger Repräsentant Rumaͤniens bei den Ver handlungen zugegen sein.
Europäischer Kriegsschauplatz.
St. Petersburg, 8. Januar. (W T. B.) Ein offizielles Telegramm aus Bogot, den 5. d. bringt folgende weitere Details über den Kampf bei Taschkisen am 31. Dezember: Am Abend des 30. Dezember konzentrirten sich die drei Echelons der Kolonne von Orkhanie, nämlich die De— tachements der Generale Rauch, Kurloff und Philosophoff. Am 31. bei Tagesanbruch rückte General Rauch mit dem Preobraschenski'schen Regimente gegen die rechts von Taschkisen gelegenen türkischen Befestigungen vor. General Kurloff um⸗ ging mit der 2. Brigade der 3. Garde⸗Infanterie⸗Division die linke Flanke der Türken und marschirte auf Dolnatschewo zu, während seine gesammte Kavallerie auf seiner rechten Flanke die Türken ebenfalls umging und gegen Dolny Komarzwy vor⸗ rückte. General Philosophoff blieb mit der 1. Brigade der 3. Garde⸗Infanterie⸗Division und dem 2. und 3. Garde⸗Schützen⸗ Bataillon als Reserve auf der nach Sofig führenden Chaussee. Die Colonne des Genergl-Lieutenants Weljaminoff nahm bei Gornji⸗Bugaroff Aufstellung, unweit Sofias, wo sich gegen 20 Tabors befanden, Um 9 Uhr früh begann der Kampf. General Rauch detachirte eine aus 3 Bataillonen bestehende Ab⸗ theilung unter dem Oberst Wasmund nach Gornji⸗Werch, um auf diese Weise seine linke Flanke zu sichern und gleichzeitig mit den Truppen des Grafen Schuwaloff in Verbindung zu treten. Graf Schuwaloff sandte seinerseits die Leibgarde, die Regimenter Moskau und Pawlowsk. und ein Bataillon des Jsmailowschen Regiments nach rechts vorwärts, um mit dem Sberst Wasmund in Verbindung zu treten. — Gleichzeitig mit dem Beginn des Kampfes bei der Kolonne des Generals Rauch eröffneten die Truppen des Generals Schuwaloff und des k von Oldenburg, welche vor der Front der tür⸗ kischen Positionen bei Arabkonak und Schandornik blieben, ein Geschützfeuer.
von einer Bewegung gegen Taschkisen zurückgehalten wurden. Unterdessen dirigirte General Rauch, welcher in der Front nur ein Geschützfeuer unterhielt, das Preobraschenskische Regiment und die Schützen über die Berge, um Taschkisen vom Rücken aus anzugreifen; ein Angriff von der ö. aus wäre zweck⸗ los gewesen, da die Position stark befestigt und jedes Haus zur Vertheidigung geeignet war. Der Artillerie⸗ und Schuͤtzen⸗ kampf dauerte von 9 Uhr Morgens bis 2 Uhr Nachmittags, um welche Zeit im Rücken der türkischen Position das Hurrah⸗ rufen der Preobraschenzen und Schützen ertönte, welche im Rücken der Türken in Taschkisen eindrangen, während die Türken bereits auf dem Rückzuge begriffen waren. Zu derselben et beendigte die Kolonne des Generals Kurloff ihre Umgehungsbewegung, stellte sich an der Chaussee jenseits Taschkisen auf den das Terrain beherrschenden Anhöhen auf und schnitt den Türken auf diese Weise die direkte Ver⸗ bindung mit Arabkonak ab. Die Türken benutzten in Folge dessen auf ihrer Flucht nicht die Chaussee, sondern zer⸗ streuten sich in die Berge, ihre Pferde und Munitions⸗ kasten, sowie die Verwundeten zurücklassend. Das Gros der Artillerie war augenscheinlich schon 5. fortgeschafft worden, denn nach einem wohlgezielten Schusse der ersten Batterie der 1. Artillerie Brigade, der auf türkischer Seite eine heftige Explosion verursachte, stellte der Feind das Artillerie⸗ feuer ganz ein. Die Kolonne des Generals Kurloff verfolgte die Türken, konnte jedoch wegen des dichten Nebels nicht weit marschiren. Die übrigen Truppen bivouakirten auf den genommenen Positionen. Nach der Niederlage der Türken bei Taschkisen begannen die Türken augenscheinlich Arabkonak und Schandornik zu räumen und zogen in der Nacht ab, indem sie eine Arrieregarde zurückließen. Als am 31. Dezeinber Abends 8 Freiwillige der Regimenter Semenoff und Moskau zu den Befestigungen heranschlichen, um zu sehen, ob dieselben besetzt wären, wurden sie mit heftigem Gewehrfeuer empfangen und mußten zurückgehen. Der Rück⸗ zug der Türken aus Arabkonak und Schandornik wurde erst am 1. d. Morgens bemerkt. Die Vorhut, aus 34 Tabors
Diese Demonstration wurde so energisch ausgeführt, daß die türkischen Reserven den ganzen Tag.
bestehend, floh, auf allen Seiten von den Russen bedrängt in Unordnung und wurde fast n gefangen.
— (W. T. B) Offizielles Telegramm aus Bogot vom 6. d.: Am 2. d besetzten Detachements der unter den Generälen Dande ville und Brock stehenden Truppen Slatitza, aus welchem Orte sich die Türken in östlicher Vichtung zurückzogen. Ein Theil der Truppen des Generals Dandeville verfolgte die Türken und besetzte Laschen. Am 3. d. wurde Petritscheff besetzt. Die Türken zogen von dort längs der Ebene von Topolnitza und gegen Tatar⸗ Basardschik. Unsere Truppen, welche die Tuͤrken verfolgten, rückten bis Poibren, das noch vom Feinde besetzt war. Da es unmöglich war, eine Umgehungsbewegung auszuführen, so war nur eine direkte Verfolgung möglich. Nach Meldungen unserer Eclaireure stehen vor Sama kowo und Ichti man noch bedeutende Detachements türkischer Kavallerie, während jenseits Ichtimans, vor der Trajanspforte und Kaputschek . bemerkt wurde, die damit beschäftigt war, ihre
tellungen zu befestigen. Bei dem Detachement des Groß fürsten⸗Thronfolgers fanden kleinere Scharmützel statt bei Salenik, Konstanza, Sadina, Omurkibi, Gagowa, Chaidarkiöbi, auf der Straße nach Osman bazar und in der Umgegend von Enidsche. In allen diesen Geplänkeln hatten wir nur 3 Soldaten todt, 11 verwundet. Bei Omurkiöi wurden 170 Pferde und verschiedenes Vieh erbeutet.
— 9. Januar. (W. T. B.) Offizielles Telegramm aus Bogot vom 7. Januar. Die Türken, die von Slatitz a aus den Rückzug antraten, nahmen ihren Marsch in der Richtung von Kosnitza; dieselben wurden von uns verfolgt und büßten dabei 60 Mann an Todten, 49 an Gefangenen ein. Am Abend des 4. und in der Nacht vom 5. auf den 6. d. wurde von uns eine Rekognoszirung nach dem Abhang des Trajanspasses und gegen Tepe ausgeführt, wobei sich ergab, daß der erstere stark befestigt und von Nizams und Artillerie stark besetzt war. Wir hatten dabei 2 Offiziere verwundet, 10 Soldaten todt und 18 verwundet. Die Rekognoszirung fand bei einer Kälte von 22 Grad statt, so, daß dabei 2 Offiziere, 12 Kosaken und 48 Schützen erfroren. Eine kleinere auf einem Gebirgsstege nach rechts ausgesandte Abtheilung, hatte in dem hohen Schnee mit den schwersten Mühseligkeiten zu kämpfen, kehrte jedoch glücklich zurück. Am 6. Januar besetzte Oberst Krassowsky nach vorausgegan⸗ genem Kampfe den Ort Achmedeli, der von 6 Tabors ver— theidigt wurde; die Türken gingen gegen Den itscha und Mo⸗ gila zurück. Am nämlichen Tage besetzte das Petr sawods rỹsche Regiment Kisla auf der Straße von Twerditz ohne Kampf, während das Ginsche Regiment aus Slataritza in die Ebene von Stewneksu vorrückte und ein Geplänkel mit 600 bewaffneten Einwohnern unterhielt. Wir hatten an diesem Tage ins— gesammt gegen 160 Todte und Verwundete. — Bei der Armee⸗Abtheilung des Großfürsten⸗-Thronfolgers fanden am 6. Janugr nur kleine Scharmützel bei Manfur, Tirbelitrer und Paschakiöi statt; Mansur und Paschakiöi waren von türkischer Infanterie besetzt. Auf russischer Seite fanden dabei keine Verluste statt. — Nach einer Meldung des Generals Gurko haben die Türken in Sofia über 1509 Verwundete zurückgelassen, für deren Pflege indeß bereits Fürsorge getroffen ist.
Konstantinepel, 8. Januar. (W. T. B.) Nach hier eingegangenen Meldungen setzt Chakir Pascha seine Spera⸗ tionen mit Erfolg fort. Bei Petrida wies er einen Angri bedeutender russischer Streitkräfte zurück. Ein weiterer . der Russen, den linken Flügel der Türken zu umgehen, wurde durch, Mustapha Redif Pascha vereitelt. Chakir Pascha traf glücklich in den befestigten Positionen von Pogetran und Otluken ein. Die Garnison von Kalkowa, drei Stunden von Samakow entfernt, hatte ein Gefecht mit einer Abtheilung Russen und zwang dieselben, sich hinter die Brücke von Oghonna bei Tschamourly zurückzuziehen. — Aus Schipka wird vom 6. d, gemeldet, daß ein Versuch der Russen in der Nacht zum 6. d., den Trajanswall zu überschreiten, mißlang. — Nach weiteren Meldungen hat der Kommandant der Division von Novibazar, Hafiz Pascha, nach einer zweitägigen blutigen Schlacht gestern Abend die Serben geschlagen und Kurschumlja wiedererobert. Die Verluste der Serben sind beträchtlich Der Kommandant der Bürgergarde von Novibazar, Ejub Pascha, 3 die Serben bis zur Grenze, steckte zehn Positionen derselben in Brand und zer⸗ störte ihre Verschanzungen. — Die Bürgergarde von Kolatschin hat die unter dem bekannten Insurgentenführer Radnan stehenden Aufständischen auseinander gesprengt. — Tür⸗ kischerseits wird gemeldet, die Russen hätten am Freitag Solenik angegriffen, seien aber zurückgewiesen worden. Im Schipkapaß dauert der Artilleriekampf fort.
Wien, 9. Januar. (W. T. B.) Telegramm des N. W. „Tageblatt“ aus Belgrad: Die Eisenbahnverbindung zwischen Mitrowitza und Salonichi ist unterbrochen. An der Drina finden fortwährend Scharmützel mit den Türken statt, welche den Uebergang versuchten, bisher jedoch keinen Erfolg hatten.
Bukarest, 7. Januar. (W. „Presse“) Zwei Kilo⸗ meter oberhalb Galatz wird an der Herstellung eines Weges über die festgefrorene Eisdecke der Donau gearbeitet. Das⸗ selbe soll bei Sisto wa geschehen. Mittlerweile sind in Ru⸗ mänien an Ergänzungstruppen eingetroffen: 2000 Mann für die Garde, 3000 für die Grenadiere, 6000 für das 4 und 39. Armee⸗Corps, 4000 für das 12 und 13. Corps, drei Es⸗ cadronen für die 8. Kavallerie⸗Division, 1600 irreguläre . welche die Gelegenheit zum Abrücken nach Bulgarien abwarten.
— Ueber die Wege südlich des Balkan spricht sich
ein Bericht der Pol. Korr.“ aus Hademkibi folgendermaßen aus: „Die von Tatar Basardschik nach Sofig ne Straße ist wegen des ungewöhnlich schlechten Wetters stellenweise ganz unprgk- tikabel; Geschütze und Wagen bleiben im Kothe stecken. Nicht besser steht es um die meisten anderen Straßen. Gegenwärtig wird mit . eit bei