en bei dessen besonderer Bodenbeschaffenheit sehr er⸗ eff Die alte Haubergs⸗ Ordnung vom Jahre 1834 habe zwar segensreich gewirkt, aber formelle und materielle Mängel aufgewiesen, die zu manchen Uebelständen geführt hätten. Eine vollständige Umarbeitung der alten Ordnung sei nothwendig geworden, insbesondere auch, weil diese den Genossenschaften nicht die Rechte einer juristischen Person beilege; der vorliegende Entwurf habe ie Billigung des Provinzial⸗Landtags von Westfalen gefun⸗ den und der größte Theil der Bevölkerung stehe ebenfalls auf dem Boden des Entwurfs, der die alten ehrwürdigen In⸗ stitute und Genossenschaften erhalte. Der Redner beantragte die Berathung des Gesetzes im Plenum. Der Abg. Frhr. von Heereman beantragte dagegen die Ueberweisung an eine Kom⸗ mission, da die Vorlage manche Bedenken erwecke. Die Absicht der Regierung, eine gewisse innere Leitung der Genossen⸗ schaften sich anzueignen, gehe zu weit und würde der Ent⸗ wickelung der Genossenschaften hindernd im Wege stehen.
Der Regierungs⸗Kommissar, Geheime Re ierungs⸗Rath Rothe, bemerkte, daß der westfälische Provinzia Landtag dem Entwurf einstimmig zugestimmt habe, auch der vorzugsweise aus Sachkennern bestehende Kreistag des Kreises Siegen, und die Interessenten selbst hätten die Vorlage mit Freuden be⸗ grüßt. Einige Bedenken seien geltend gemacht worden, aber nicht die hier vorgebrachten.
Die Vorlage wird im Plenum weiter berathen werden,
Es folgte die erste Berathung des Gesetzentwurfs, be⸗ treffend die hessische Brandversicher ungsanstalt.
Der Abg. Br. Bähr (Casseh schlug vor, die weitere Be⸗ rathung im Hrn vorzunehmen; das 4 sei für die be⸗ treffenden Landestheile von höchstem Interesse und verlange eine möglichst schleunige Erledigung. Das Haus trat diesem Antrage bei.
. 10 Uhr. Nächste Sitzung Dienstag, Abends 7 Uhr.
— In den deutschen Münzstätten sind bis zum 5. Januar 1878 geprägt worden, an Goldmünzen: 1165 4235 520 S6 Doppelkronen, 364 062 159 66 Kronen, 24 760 200 S halbe Kronen; hiervon auf Privateechnung: 234 149 820 M; an Silbermünzen: 71 653 095 ⸗Markstücke, g7 810 89 Ss 2 Markstücke, 144 438 270 M 1Markstücke, 7I 304 458 6 — * 50 Pfen nigstücke, 356 717 922 6 80 3 20 ie ge; an Nickelmünzen: 33 502 530 S6 70 8 10 Pfennigstücke; 11 657 S3 MS 76 3 5Pfennigstücke; an Kupfer⸗ münzen: 6 213 207 M 41 3 2Pfennigstücke, 3 382 727 3 83 83 14Pfennigstücke. Gesammtausprägung an Gold⸗ münzen: 1 549 267 980 4M; an Silbermünzen: 0 924 61746 80 3; an Nickelmünzen; 35 160 344 M 45 8; an Kupfer⸗ münzen: 9 595 930 MS 27 3.
Der Stadt Eb erswalde ist unterm 10. Dezember 1877 das Allerhöchste Privilegium ertheilt worden, über das ur Bestreitung der Kosten von außergewöhnlichen Gemeinde⸗ kenn fsen von dem Reichs⸗Invalidenfonds unter dem 4. No⸗ vember 1873 aufgenommene Darlehen auf jeden Inhaber lautende, mit 45 Prozent verzinsliche Anleihescheine der Stadt Eberswalde im Betrage von 252 500 M6 auszugeben. Tarife sind Allerhöchst genehmigt worden: unterm 53. De⸗ mber 187 Brückengelb: für die Benutzung der Brücke über ie Lenne bei Hal den (Regierungsbezirk Arnsberg); 10. De⸗ zember 1877: Damm⸗ und Brückengeld fa. die Benutzung des Prosna-Dammes und der darauf belegenen Brücken zu Boguslaw (Kreis Pleschen); 12. Dezember 1877: Brücken⸗ eld an der Lippebrücke bei Rauschenburg Greis Cuhinghausen .
Das Enteignungsrecht (und gleichzeitig künftig das Recht der Chausseegel derhebung) ist verliehen worden: unterm 28. November 1877 dem Kreise ö für die zu erbauende Kreischaussee von Luckenwalde nach
Dahme.
. . Stadt Frankfurt a. O., den Kreisen Lebus, Beeskow⸗Storkow, Lübben, Luckgu und der Stadt
Luckau ist unterm 3. Dezember 1877 das Recht der Cha u ssee⸗
gelderhebung auf dem innerhalb der Provinz Branden⸗
burg belegenen a der von der Frankfurt a. O-⸗Leipziger
Chaussee⸗Haugesellschaft erbauten Straße von Frankfurt a. D.
über Müllrose, Beeskow, Lübben, Luckau, Echt
nach Eilenburg verliehen worden.
Bayern. München, 10. Januar. In der heutigen Sitzung der Abgeordnetenkam mer wurde den Nachwei⸗ sungen der Ausgaben auf Rechnung des Etats des Kultus⸗ Ministeriums für 1876 ohne Debatte Decharge ertheilt. Hier⸗ auf folgte die Berathung des Antrags Jörg auf Er⸗ neuerung der Abtheilungen der Kammer. Gegenüber der Motivirung des Antrags durch den Abg. Jörg rechtfer⸗ tigte der Abg. Stenglein, als Vorstand der siebenten A thei⸗ lung, deren Verfahren bezüglich der Prüfung der Abgeord⸗ netenwahl in Schwein furt, indem er eingehend dar⸗ legte, daß keine Verschleppung stattgesunden habe. Nach län⸗ zerer Debatte beantragte der Abg. Frankenburger, die Ab⸗
immung über den Antrag Jörg auszusetzen, bis die . entschieden sei, ob nach Neubildung der Abtheilungen au eine neue Verloosung der Wahlakten an die n ngen behufs der Wahlprüfungen stattfinden müsse, Schließlich zog Jörg seinen Antrag zurück, weil er aus der Debatte die Hoffnung schöpfe, daß die Prüfung der Schweinfurter Wahlen bald erledigt .
ieben, Herzberg
werde. Hierauf zog auch Frankenburger seinen Antrag zurück
Baden. Karlsruhe, 9. Januar. (Cöln. Ztg.) In der heutigen Sitzung der Zweiten Kammer wurde bei Berathung des Budgets des Justiz⸗-Ministeriums nachträglich zu dem ganzen ordentlichen Etat von dem Abg. Kiefer und Genossen nachstehen de Protokollerklärung beantragt: „Es er⸗ scheint uns selbstverständlich, daß die auf Grund der bestehen⸗ den Gerichtsorganisation für 1878 — 1879 gemachten Verwilli⸗ gungen auf den Bestand dieser Organisation sich beschränken und daß das Budget für die mit dem Eintritt der Reichs⸗ Justizgesetzgebung sich ergebende veränderte Organisation einer weiteren, der Einführung derselben ö Verein⸗ barung mit den Ständen bedarf.“ . Abg. Kiefer den Antrag kurz begründet und der Präsident des Justiz-Mini⸗
eriums, Dr. Grimm, erklärt hatte, er freue sich, das voll⸗ kändige Einverständniß der Regierung mit diesem Antrag aussprechen zu können, wurde derselbe von dem Hause ohne wellere Verhandlung angenommen. Das Justizbudget ist heute unter Ablehnung 2 Anträge nach den Anträgen der Budgetkommission angenommen worden.
Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 11. Januar.
Der Landtag des Groößherzogthums wird, wie die „Weim.
tg.“ hört, auf den 28. d. Mis. zur Wiederaufnahme seiner hätigkeit einberufen werden.
Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 10. Januar. Das Ab⸗ 6a rdnetenhaus hat seine seit dem 19. v. M. unter⸗ rochenen Verhandlungen heute wieder aufgenommen. Auf der Tagesordnung der Sitzung befanden sich neben einigen minder wesentlichen Gegenständen die handelspolitischen Ausgleichsvorlagen, doch wird die Berathung derselben erst in der nächsten Sitzung beginnen.
— 11. Januar. (W. T. B.) Die „Wiener Abend⸗ post“ schreibt: Der unerwartete Tod des Königs Victor Emanuel hat weit über die italie⸗ nischen Grenzen hinaus Gefühle aufrichtiger Trauer und Theilnahme wachgerufen. Die persönlichen Eigenschaften des Königs, die Ehrenhaftigkeit und soldatische Geradheit seiner Gesinnung finden in der öffentlichen Beurtheilung ebenso ungetheilte Anerkennung, wie seine öffe'tliche Thätigkeit als erster konstitutioneller König des national geeinigten Italien. Es verdient bemerkt zu werden, daß auch die österreichisch⸗ungarische Presse bei den Nachrufen, die sie dem Verstorbenen widmet, kaum eine Erinnerung an Ver⸗ gangenes hinzufügt, das durch die freundschaftlichen . en, die uns jetzt mit dem Königreich Italien verbinden, ängst geschlichtet worden ist. Der Wunsch, den Streit von ehedem als gänzlich abgethan zu betrachten und unser Ver⸗ hältniß zum Nachbarstaate auch fernerhin auf der Basis gegenseitigen Wohlwollens und freundnachbarlicher Gesinnung zu entwickeln, hat vielmehr bei dieser Gelegenheit ebenso all⸗ gemeinen, als unzweideutigen Ausdruck erhalten.
Pest, 10. Januar. Der Zollausschuß des Abge⸗ ordnetenhaußes hat gestern die noch ausständig gewesenen Tarifsätze unverändert angenommen und hiermit den Zoll⸗ tarif im Sinne der Regierungsanträge erledigt. — Das Ab⸗ geordnetenhaus hat heute seine Thätigkeit wieder aufge⸗ nommen.
— 11. Januar. Auf Antrag des Abg. Helfy wurde in der gestrigen Sitzung des Abgeordnetenhauses der Präfident einstimmig angewiesen, dem Präsidenten des italieni⸗ schen Parlaments in geeigneter Form das Beileid des unga⸗ rischen Abgeordnetenhauses über das Ableben des Königs Victor Emanuel bekanntzugeben.
Agram, 11. Januar. * T. B.) In der heutigen Sitzung des Landkags gelangte ein , . Re⸗ srript zur Verlesung, worin ein Eingehen auf die vom; Land⸗ tag angeregte Frage einer Vereinigung Dalmatiens mit Kroatien und Slavonien wegen vieler erst zu lösender Vorfragen zur Zeit abgelehnt wird. Bezüglich der Stadt und des Territoriums von Fiume werde es die Auf— gabe der Regnikolar⸗Deputation sein, ein Uebereinkommen zu erzielen. In dem Reskripte wird ferner die entschiedene Ah⸗ sicht ausgesprochen, die Vereinigung der Militärgrenze mit Kroatien und Slavonien durchzuführen, indeß sei ein vor⸗ bereitender Uebergang nothwendig und die Bestimmung des Zeitpunktes könne getrost dem Ermessen des Königs anheim— gestellt werden.
Großbritannien und Irland. London, 10. Januar. (E. E) Der Kronprinz Rudolf von Oesterreich hat auf Freitag von der Königin eine Einladung zum Diner erhalten und wird dann zwei Tage als Gast Ihrer Majestät in Ss3zborne bleiben. — Mr. Butt, der Führer der Home⸗ ruler, ist durch Ueberarbeitung so erschöpft, daß ihm von seinen Aerzten die Theilnahme an den Parlamentssitzungen unächst verboten ist. Er hat auch die Idee, ein Manifest an an Parteigenossen zu erlassen, aufgegeben. Den bisher noch im Gefängniß befindlichen fenischen Gefangenen ist Verzeihung gewährt und ihre Freilassun .
— 17. Januar. (W. T. B.) Die Königin wird am 15. d. M. einen Kabinetsrath in Osborne halten. — Das amtliche Blatt meldet die erfolgte Ernennung des eng⸗ lischen Minister⸗Residenten Corbett in Bern zum Ge⸗ sandten in Athen. .
— 12. Januar. (W. T. B) Earl of Roden hat sich nach Rom begeben, um die Königin Victoria bei der Begräbnißfeier des Königs Vietor Emanuel zu vertreten.
Frankreich. Paris, 11. Januar. (B. T. B.) Nach einer Mittheilung des „Moniteur“ geht der Admiral Fou⸗ richon nach Madrid, um Frankreich bei der Vermählung des Königs Alfons zu vertreten. — Den Leichenfeier⸗ lichkeiten bei der Beerdigung des Königs Victor Emanuel wird der Marschall Canrobert als Vertreter Frankreichs beiwohnen.
Versailles, 11. Januar. (W. T. B.) Die Depu⸗ tirtenkamm er beendete heute die Konstituirung ihres Bu⸗ reaus durch die Wahl zweier Schriftführer und durch die Wiederwahl der seitherigen Quästoren. Der Deputirte Bl in de Bourdon von der Rechten verlangte eine baldige und rasche Berathung des Budgets und legte gegen das ystem der Ungültigkeitserklärung von Wahlen Verwahrung ein. Derselbe wurde deshalb zur Ordnung gerufen. Der Depu—⸗ tirte Wilson erklärte, daß die Berichte über das Budget in Kürze fertig gestellt sein würden.
Italien. Rom, 11. Januar. (W. T. B.) Der König Humbert hat eine 5monatliche Landestrauer für den verstorbenen König Victor Emanuel angeordnet. — Der König hat einen Tagesbefehl an die Armee erlassen, in welchem er die militärischen und bürgerlichen Tugenden Victor Emanuels hervorhebt. — Viele Senatoren und Deputirte sind in Rom eingetroffen. — Es wird versichert, König Hum⸗ bert wäre gen it dem Verlangen nachzukommen, den König Victor Emanuek in Rom zu beerdigen, habe sich jedoch vor⸗ behalten, zuvor die Ansicht der übrigen Königlichen Prinzen rr, e. einzuholen. Mane i ni beantragte, einen Gesetzentwurf,
etreffend dle Errichtung eines Pantheons als Begräbnißstätte
der Mitglieder des Königshauses, einzubringen. — Prinz Napolcon ist hier eingetroffen. — Die Truppen werden morgen im ganzen Königreiche dem neuen Könige den Eid leisten. — Morgen wird die Leiche des Königs öffentlich ausgestellt werden.
Spanien. Madrid, 11. Januar. (W. T. B) In dem . e verlas der Minister⸗Präsident Canovas del Castillo eine Botschaft, in welcher die bevorstehende Ver⸗ mählung des Königs Alfons mitgetheilt wird.
Griechenland. Athen, 11. Januar. (W. T. B.) Der frühere Ministerpräsident Bulgaris ist in Folge eines
Serwer
Schlaganfalls gestorben. — das Gerücht von der Demission des Kriegs⸗-Ministers ist unbegründet; es herrscht im Ministerium vollkommenes Einvernehmen. Man glaubt, daß die Regierung die 1. Klasse der Reserve, in einer Stärke von 16,9000 Mann, unter den Fahnen halten wird.
= (W. TB.) Anderweitigen Meldungen entgegen geht der, Pol. Korresp. von hier die Mittheilung zu, es seien in Folge der bekannt gewordenen Nachrichten über das Bevorstehen russisch⸗türkischer Waffenstillstandsverhandlungen erhebliche Differenz en i m Ministerrathe eingetreten. Ein Theil des Kabinets neige sich gerade wegen der eingetretenen Wendung einer energischen Politik zu, während wieder andere Mitglieder des Kabinets auch fernerhin die Haltung Griechenlands von der englischen Politik abhängig gemacht zu sehen wünschten. Die Differenzen im Kabinet seien so bedeutend, daß man dieselben nur durch die perfönliche Intervention des Königs beigelegt zu sehen hoffe. Inzwischen sei der kriegerische Geist der Bevölkerung durch die neuesten Ereignisse derart angefacht, daß zahlreiche Frei⸗ schaaren nach Kreta und Mazedonien aufgebrochen seien.
Türkei. Konstantinopel, 11. Januar. (W. T. B.) Im Ministerrathe haben folgende weitere Verände⸗ rungen stattgefunden: Der seitherige erste Sekretär des Sultans, Said Pascha, ist zum Minister des Innern, der his⸗ herige Präsident des Kriegsraths, Namyk Pascha, zum Mi⸗ nister der Civilliste, der bisherige Minister der indirekten Steuern, Kiany Pascha, zum Finanz⸗Minister, Achmed Vefik Pascha an Stelle Kemal Paschas, welcher zum Senator er⸗ nannt wurde, zum Unterrichts-Minister ernannt worden. Der seitherige Finanz-Minister Jussuf Pascha, erhielt den a eines Gouverneurs von Trapezunt, Sadyk Pascha, seither Minister des Innern, wurde zum Direktor des Deparlements für indirekte Steuern ernannt.
Amerika. Washington, 11. Januar. (W. T. B.) Der Senat hat die Berathung der Blandschen Silber⸗ bill wieder aufgenommen.
Der russisch⸗türkische Krieg.
Konstantinopel, 11. Januar. (W. T. B.), Auf die an Rußland gerichtete Mittheilung der Pforte, in welcher Verhandlungen wegen eines Waffenstillstandes beantragt werden und zugleich ,, Ali als Unterhändler bezeichnet wird, ist von Rußland eine den Empfang, bestätigende Erwiderung eingegangen, in welcher gleichzeitig dem Ver⸗ langen Ausdruck gegeben wird, daß mit dem Abschluß des Waffenstillstandes die Basen für die riedensbedingungen festgestellt sein sollen. Die Antwort der Pforte hierauf liegt dem Ministerrath noch vor. .
— (W. T. B.) Die russische Erwiderung auf das Ansfuchen der Pforte um Waffenstillstand er⸗ folgte mittelst eines Telegramms des Großfürsten Nikolaus an den türkischen Ober⸗Kommandanten. In der Erwiderung wird, wie bereits gemeldet, hervorgehoben, daß in diesem Augenblick von einem Waffenstillstande nur die Rede sein könne, wenn auch die Friedensbasen festgestellt seien. Der Großfurst zeigte ferner an, daß die Unterhandlungen direkt mit ihm zu führen seien.
E II. Januar. (W. T. B) Der Kaiserliche Hat, durch welchen die Ernennung Hamdi Paschas zum Großvezier n, , . wird, weist auf die Bedenklichkeit der augen⸗ blicklichen Lage, sowie auf die dringende Not wendigkeit hin, rasch Maßregeln zum Schutze derjenigen Punkte zu treffen, welche die ersten Gegenstände eines feindlichen An⸗ griffs seien. Hierdurch sei eine Aenderung im Ministerium nothwendig geworden; obwohl der Sultan mit Edhem ö vollständig zufrieden gewesen sei, so erforderten doch die Ge⸗ sundheitsverhältnisse i . daß ihm Ruhe gegönnt werde. Es heißt in dem Kaiserlichen Erlaß dann weiter: Unsere Streitkräfte waren den feindlichen gleich, aber die Unerfahren⸗ heit einiger Führer veranlaßte. Niederlagen. Wir befehlen, daß eine Untersuchung über die von ihnen getroffenen Maß⸗ regeln veranstaltet werde und wünschen, daß Ihr aus den Lehren der Vergangenheit Nutzen ziehet, daß Ihr den Rath⸗ schlägen der Freunde des Reichs Gehör gebet und bemüht seid, nach Garantien für die Integrität und Unabhängigkeit des Reichs zu suchen. — Wie es heißt, wird K Is⸗ mail Hakki Pascha die Waffenstillstandsverhandlungen auf dem asiatischen Kriegsschauplatze führen.
12. Januar. (W. T. B.) In der Korrespondenz mit dem Großfürsten Nicolaus über Waffenstillstandsverhandlungen st Seitens der Pforte auf das Verlangen, über Friedens⸗ präliminarien übereinzukommen, das Ersuchen ausgesprochen, Rußland möge die Bedingungen für Friedensprä⸗ liminarien übermitteln. . .
Wien, 12. Januar. (W. T. B.) Nach einer Mittheilung der „Presse“ ist die hiesige türkische Botschaft von der Pforte angewiesen worden, Vorsorge zu treffen, um eventuell auf den Waffe nstillstamd bezügliche Mittheilungen sofort an die Kommandanten der cernirten Festungen gelangen zu lassen.
— 17. Januar. (W. T. B.). Die Nachricht, daß ein Waffenstiktstand bereits abgeschlosen sei, ist unrichtig.
London, 11. Januar. (W. T. B.) Wie das „Reu⸗ tersche Bureau“ erfährt, hat der Minister des Auswärtigen, Pascha, dem hiesigen türkischen Botschafter, Mu furus Pascha, angezeigt, die Pforte vermöge mit Ser⸗ bien, Rumänien und Montenegro über einen Waffen⸗ stillstand nicht zu unterhandeln, der abzuschließende allge⸗ meine Waffenstillstand i sich aber auch auf diese erstrecken.
17. Januar. (W. T. B) Die Morgenblätter publi- iren ein Schreiben Roebucks über die orientalische . in welchem im Wesentlichen hervorgehoben wird, daß
ngland am Besten thäte, wenn es beiden Kriegführenden seinen Beistand versagte. ᷣ
Konstant inopel, 2. Januar. Man schreibt der „Pol. Korr“: „Das offizlöse Journal „Turquie“ veröffentlicht die bereits telegraphisch erwähnte Antwort des Wiener Ka⸗ binets auf die bekannte türkische Cirkulardepesche vom 12. Dezember, in welcher das Ansuchen um Mediation gestellt wurde. Im Wesentlichen sagt die österreichische Ant⸗ wort, daß Oesterreich⸗Ungarn . das Aufhören des Blut⸗ vergleßens und das Ende des Krieges herbeiwünsche. Immerhin biete das türkische Rundschreiben keine Grundlage für Verhand⸗ lungen, welche geeignet seien, die Wiederherstellung des Friedens herbeizuführen. Die Pflichten der Neutralität gestatteten Oester⸗ reich nicht, die Initiative zu einer Vermittelung zwischen den beiden krlegführenden Mächten zu ergreifen, die dasselbe in die Nothwendigkeit versetzen würde, Friedensbedingungen zu formuliren. Vagegen behalte sich das Kaiserliche Kabinet,
wenn Verhandlungen zwischen den Kriegführenden einmal eingeleitet sein wurden, die Theilnahme an denselben vor und reservire sich gleichfalls den ihm als Garantie⸗ und Nachbarmacht zukommenden legitimen Einfluß bei der end⸗ gültigen Regelung der orientalischen Angelegenheiten.“
Europäischer Kriegs schauplatz.
St. Petersburg, 11. Januar. (W. T. B.). Offizielles Telegramm aus Lowtscha vom 10. d. Zur Berichtigung früherer Telegramme wird gemeldet, daß der Kamp bei der Brücke über den Isker auf der Straße na Sofia nicht am 2. d, sondern am 3. d. stattgefunden hat und daß Sofia von unseren Truppen nicht am 3. d., sondern am 4. d. besetzt worden ist. Suleiman Pascha traf am Tage des Kampfes von Taschkisen in Sofia ein und begab ich am 1j. d. nach Philippopel. Zwei Stunden nach er Abreise Suleiman Paschas wurde das Dorf Gen⸗ nichen durch Astrachanische Dragoner besetzt. In Sofia hatten die Türken gegen 1609 Schwerverwundete und Sterbende zurückgelassen. General Gurko, welcher ohne Train von den Bergen heruntergestiegen war, sah sich hier⸗ durch in eine sehr schwiexige Lage versetzt, — Die von dem General Dellinghausen in die Ebene des Stwerezflusses ab⸗ n n, Kolonnen, welche diese Ebene von Baschibozuks säu⸗ ern sollten, hatten am 7. d, den ganzen Tag hindurch Ge⸗ plänkel mit dem Feinde, vertrieben die Baschibozuks aus meh— reren Dörfern, zündeten dieselben an und nahmen die daselbst vorgefundenen, Vorräthe mit. Der Verlust der Unserigen betrug 1 Offizier und 24 Soldaten verwundet und 7 Soldaten todt. — Das Detachement des Obersten Krassowsky zerstörte die Telegraphenverbindung zwischen Starorjeka und Osman— bazar. Eine fliegende Kolonne dieses Detachements wurde ab⸗ gesandt, um die Verbindung zwischen Starorjeka und Kotel zu unterbrechen. — Das Detachement des Here Schulgin be⸗ setzte den Twarditzapaß. Dasselbe mußte sich den Weg durch tiefen Schnee bahnen und die von den Türken zerstörte Brücke wieder herstellen. Von dem QOberst Schulgin abgesandte Frei⸗ willige fanden den Berg Baba von den Türken verlassen. Auf dem Berge Schwertinak trafen sie dagegen auf ein be⸗ festigtes türkisches Lager. Nachdem sie dieses in Alarm gesetzt hatten, kehrten sie zu ihrem Detachement zurück.
— (W. T. B.) Ein offizielles Telegramm aus Lowtscha, den 10. d, meldet folgende Details über die Besetzung des Trajanpgsses. Eine in der Nacht vom 4. auf den s. ausgeführte Rekognoszirung erwies die Unmöglichkeit eines Frontalangriffs auf den „Adlernest“ genannten Felsen. Dicht am Passe befand sich die Hauptredoute, östlich davon 3 weitere, durch Laufgräben verbundene Redouten. Wie sich später ergab, waren die Befestigungen von 3 Tabors Nizams, 2 weittragenden Gebirgsgeschützen und 199 Tscherkessen besetzt. Behufs Einnahme der Position rückte Oberst Grekoff in der Nacht zum d, mit 2 Bataillonen Infanterie, 1 Bataillon Schützen und 5 Sotnien des 59. Don⸗ schen Kosaken⸗Regiments über einen kaum passirbaren Gebirgs⸗ steg vor, stieg am 7. d., Nachts 3 Uhr, gegen Kornar vom Gebirge herunter, vertrieb die Türken aus . Stellungen und warf ein von Karlowo zur Verstärkung herankommendes Bataillon Ia zurück, dessen Fahne erobert wurde. Der Bataillons⸗Chef und 40 Soldaten wurden gefangen genommen, alle . bis auf einige wenige, denen es gelang, zu entfliehen, fielen. Außerdem erbeutete Qberst Grekoff 80 Transport⸗ wagen, Previantvorräthe Patronen, warme Kleidungs⸗ stücke und eine Anzahl Zelte. Gegen 11 Uhr Morgens rückte General Karzoff, von der Bewegung Grekoffs unter— richtet, mit den übrigen Truppen vor. Major Duchnowsky erstürmte mit dem 2. Bataillon des. 9. Infantexie⸗ Regiments die Redoute „Adlernest“, wo ein Gebirgsgeschütz und ein großer Vorrath von Patronen und anderer Mu⸗ nition gefunden wurde. Um 1 Uhr Nachmittags hatten sich die Hauptkräfte des Generals Karzoff bei Teke mit der Kolonne Grekoffs vereinigt und begannen die Verfolgung des in Unordnung südwärts fliehenden Feindes. In Teke und Kornar wurden große Proviantvorräthe und eine Anzahl Vieh erbeutet. Die Türken ließen in den Befestigungen am Paß und auf, der Straße nach Teke über 300 Leichen, unge⸗ rechnet die bei Kornar im Kampfe mit der Kolonne Grekoffs gefallene Mannschaft. Der Verlust der Russen betrug 1 Offizier. 25 Mann todt, 1 Offizier, ⁊6 Mann verwundet, 3 Mann vermißt. Mit welchen Schwierigkeiten der Balkanübergang durch den Trajans⸗ pa verbunden war, geht u. A. auch daraus hervor, daß ein 9pfündiges Geschütz auseinandergenommen und auf Schlitten gelegt wurde, die durch Compagnien des 9. Infanterie⸗Regi⸗ ments und 1 Sotnie Kosaken den Berg hinaufgeschleppt wur⸗ den, wobei eine Compagnie Sappeure voranging und einen Weg bahnte. Der Uebergang auf der 12 Werst langen Strecke dauerte 48 Stunden.
Konstantinopel, 11. Januar. (W. T. B.) Von der flüchtenden Bevölkerung Adrignopels wurden 3000 nach Demoticg, 5000 nach Tcherton dirigirt, das Civilgouver— nement von Adrianopel ist nach Rodosto verlegt.
Kon stantin opel, 11. ah rr (W. T. B.) Nach
. vorliegenden Nachrichten sollen die Russen in Jeni⸗ agra und Tatarbazardschik eingetroffen sein. — Die Eifenbahnlinie von Jamboli wird hier als bedroht angesehen. Die Bevölkerung von Adrianopel hat begonnen, die Stadt zu räumen.
— (W. T. B.) Aus Sistowa vom 10 meldet die W. „Presse“ Der ganze obere Lauf der Tundscha ist in den Händen der Russen. In Tulowsko stehen 86 000 Mann, welche die Operationen gegen die Linie Tschirpan⸗ Eskisagra sortsetzen, um das Maritzathal zwischen Philippopel und 4, zu erreichen.
elgrad, 11. Januar. (W. T. B) Nach der Ein⸗ nahme der Posit onen von Bartovac bis Brzobrod und nach der Erstürmung des Forts Goritza wurde die Festung Nisch gestern den ganzen Tag 6 bombardirt. Hierauf wurden die Uebergabeverhandlungen angeknüpft, die zur Kapitulation führten. Fürst Milan ist mit seinem Stabe heute in die Festung eingezogen.
— (W. T. BJ. Auch die „Polit. Korresp. meldet aus Belgrad vom 11 Die Serben haben nach fünftägigen heftigen Kämpfen vorgestern und gestern, unter sehr beträchtlichen Ver⸗ lusten, Goritzn, Vinik und alle die um die Festung Nisch be⸗ herrschenden Höhen erstürmt. In Folge defen hat Nisch heute ee, ,, ö apitulirt, die Serben fand Mittags in die Festung eingerückt.
— 12. Januar. (W. T. B Die Zahl der in Nisch . türkischen Truppen wird auf 8000 Mann ge ;
Bukarest, 10. Januar. (W. Presse.) Seit gestern ist
starkes Thauwetter eingetreten; man knüpft daran die Hoffnung, die Do naubrücken baldigst . zu können; die Passage mit Booten ist lebensgefährlich.
— Aus St. Petersburg vom 6. d. M. wird der W. Presfe, geschrieben:
Nach den neuesten amtlichen Ausweisen betragen die bisherigen russischen Gesammtverluste 81 80 Mann, darunter acht todte und elf verwundete Generale. von welch Letzteren sechs zur aktiven Dienstleistung bereit sind. Die Zahl der kranken und leicht verwundeten Soldaten beträgt 000 Mann. Die Zahl der in Ge⸗ fangenschaft gerathenen Türken beträgt 120 009 Mann, darunter 8000 Kranke. Nach den offiziellen Ausweisen sollen durch die russiscken Truppen auf den verschiedenen Gefechtsfeldern in Europa und Asien 96 900 todte Türken begraben worden sein. Die Zahl der Türken, welche den Tod durch Ertrinken fanden, soll an 2600 Mann betragen. Nach diesen Ziffern müßte die türkische Armee bereits einen Verlust von 218 09000 Mann erlitten haben, die Verwundeten und Kranken ungerechnet, welche sich bei der Armee noch befinden.“
— (W. T. B) Aus Cettin je meldet die W. „Presse“ Das montenegrinische Corps von Antivari unter Bosidar Petrovics marschirt gegen Skutari.
Asiatischer Kriegsschauplatz.
(W. T. B). Aus Tiflis wird der W. „Presse“ ge⸗ meldet, die Städte Tortum, Isbira, Kurugli seien von russi⸗ schen . besetzt worden.
— Von der russischen Armee in Armenien wird der Pol. Korr.“ aus Tiflis, 28. Dezember, geschrieben:
Die russischen Truppen, welche durch die Niederwerfung des Aufstandes im Taghestan frei wurden, werden dem General ⸗ Lieute⸗ nant Oklobschio zur Verfügung gestellt, welcher dieser Verstärkungen dringend bedarf, um einen entscheidenden Schlag geen Batum führen zu können. Dieser tüchtige General erhielt noch am 8. d. M. den Befehl, Batum um jeden Preis zu nehmen. Es gelang ihm in der That, sich des Forts Kwirike, welches den Schlüssel zur genannten llt bildet, wenn auch mit bedeutenden Opfern, zu bemächtigen.
llein die eigene numexische Schwäche gestattete ihm keineswegs, weiter vorzudringen. Fürst Loris Melikoff dürfte ihm nun⸗ mehr 12 Bataillone, 8 Sotnien Kubaner Kosaken, 6 ELgcadronen leichter Kavallerie, sowie 18 Geschütze als Verstärkung zuführen, so daß in etwa zwei bis drei Wochen eine ernste Aktion gegen Batum eröffnet werden dürfte. Der Angriff soll gleichzeitig zu Land und zu Wasser erfolgen; eine beträchtliche Anzahl von Torpedobooten ist zu diesem Zwecke bereits aus dem Hafen von Sebastopol unter Be⸗ gleitung von vier Kriegs dampfern ausgelaufen. — Groß fürst Michael soll, früheren Dispositionen entgegen, schon gegen den 15... Januar sich auf den Kriegsschauplatz begeben. Er würde diesfalls seine Route über Osurgeti nehmen und zu⸗ erst die Position von Hadzi-Bani besichtigen, sodann zur Saganuluger⸗Kolonne und schließlich zur Erzerumer Armee sich be⸗ geben. um deren Kommando zu übernehmen. Da es den Russen am 10. November nicht gelungen ist, mit Moukhtar zugleich in Erzerum einzudringen, wurde Lo is⸗Melikoff beauftragt, diese Festung so eng als möglich zu cerniren. Die Arbeiten nach dieser Richtung sind schon ziemlich weit vorgeschritten. — Die Hauptaufmerksamkeit wird der Nordseite von Erzerum zugewendet. Die Jäger des 15. Regi⸗ ments Derbent sowie 3 Bataillone des Regiments Krim wurden zur Besetzung der Ortschaften nördlich von Erzerum beordert, um da⸗ durch die Verbindung der Festung mit dem Thale Tschuruk-⸗Su, respectivr mit Batum vollständig zu unterbrechen. Nach- dem auf diese Weise Exrzerum im Norden eben so gut hermetisch eingeschlossen sein wird, wie es bereits im Süden und Osten der Fall ist, so bliebe nur noch die Cernirung der Westseite übrig. In einem hier abgehaltenen Krieg rathe wurde nun General⸗Adiutant Melikoff angewiesen, den sewohl in historischer als auch in strategi⸗ scher Beziehung wichtigen Ort Hidzi zu besetzen, welcher die St aße von n und Trapezunt nach Erzerum beherrscht und das Euphrat ⸗ al durchschneidet. Gelingt dieser Zug, was fast zweifellos erscheint, dann sind alle Lebensarterien Erzerums unterbunden und das Schicksal dieser Stadt und estung besiegelt. Die tapfere kaukasische Armee hat jedenfalls den größten heil ihrer Arbeit bereits verrichtet. Hier beschäftigt man sich mit dem Gedanken der Bildung eines Comits zum Zwecke der Organisation der Civilverwaltung des eroberten Theiles von Armenien. Aus Hoch⸗Armenien sollen zwei Gouverne⸗ ments gebildet werden: das Karser und Erzerumer, welche zusammen ein General⸗Gouvernement formiren und von einem Kaiserlichen Pri zen verwaltet werden würden. Die russischen Zemstwos, sowie ,, sollen in dem besetzten Gebiete unmittelbar ein⸗ geführt werden.“
Etatistische Nachrichten.
Nach Mittheilung des statistischen Bureaus der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 1. bis inel. 5. Janugr d. J. zur Anmeldung gekommen: 140 Ehe⸗ schließungen, 627 Lebendgeborene, 26 Todtgeborene, 347 Sterbefälle.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Die Stadt Mailand hat abermals einen schweren Verlust erlitten: Der Sekretär und Professor der Akademie der schönen Künste in der Brera, Antonio Cgimi, ist plötzlich gestorben. Selbst ausübender Künstler, Maler, hatte er den für ihn neuge⸗ gründeten Lehrstuhl der Kunstgeschichte an der Akademie der schönen Künste seit 1860 inne. . war er Sekretär und Mitglied der Konsulta des vaterländischen Alterthumsmuseums in der Brera (ge⸗ gründet durch Dekret vom 13 November 1862) und Mitglied des akademischen Senats des Königlichen Konservatoriums der Musik. Der Verstorbene hat sich auch als Schriftsteller um die Kunst ver⸗ dient gemacht.
— Unter dem Titel: „Deutsches Archiv für Geschichte der Medizin und. medizinische Geographie“ beabsichtigen die Brüder Dr. Heinrich Rohlfs in Göttingen und Hofrath Dr. Gerhard Rohlfs in Weimar vom März d. J. ab im Verlage von C. L. Hirschfeld in Leipzig eine Viertel jahrsschrift heraus⸗ zugeben, welche in historisch⸗kritischer Richtung ergänzend, verbessernd, berichtigend und versöhnend in die heutige Stellung und Behandlung der Medizin eintreten und einwirken, die Vereinigung der oft zu scharf getrennten Einzeldisziplinen in der Heilkunde erstreben, „die divergenten Strahlen des Spezialismus zum Brennpunkte des be⸗ fruchkenden Universalismus wieder vereinigen“ und spezsell auch der medtzinischen Geographie, der Basis der anzustrebenden internationalen Hygiene, ihr Recht zu Theil werden lassen soll
— Die 2. Nummer des Wochenblattes Die soziale Frage“, Organ des Deutschen (antisozialdemokratischen) Arbeiterkongresses, enthält Folgendes: Arbeit und Volkswirthschaft. Zur Grunt legung ]J. K— Glasindustriellen Deutschlands als Petenten. — Soglal politische Rundschau: Die Gewerbeordnungs⸗Vorlagen; Die Mit⸗ , der Arbeiter; Die Berliner Vergolder und die Gefangenen arbelt; „Die soziale Frage.! — Die sozialdemokratische Agitation II. — ‚Unbewußte Sozialdemokraten. (Ein Wort aus den Arbeiter⸗ kreisen) — Praktische Maßnahmen. — Vereinsberichte: Zwickau i. S. — Zur Abwehr. — Bücherschau.
Gewerbe und Sandel. In München ist in der Nacht vom 9. auf den 19. d. M, einer der hervorragendsten bayerischen Industriellen, der Fabrikant Anton Riemerschmid, gestorben. Der Verstorbene, der aus eigenen Mitteln eine „Handelsschule für Mädchen. ins Leben rief, ist von den on,, der Stadt vor ungefähr einem Jahre mit der goldenen Bürger⸗Medaille ausgezeichnet worden.
Die Leipziger Ztg. meldet von der Neujahr smesse über
den Umsatz von Tuchen und Stoffen: Die diesjährige Messe unter⸗
schied sich von der vorjährigen durch bedeutend mehr Umsatz in Tuch und
Stoffen (Buckskins), waz wohl zum Theil in den sehr gedruckten und nie⸗
drigen Preisen seinen Grund hat. Allerdings waren die Preise be⸗ sonders für Stoffe sehr schlecht, und erzielten wohl nur in vereinzelten Fällen die Hersiellungspreise, durchschnittlich gingen 8— 15 , und mehr daran verloren. Das Bild, was wir vor
S und 19 Jahren für glatte Tuche auf den Messen hatten, daß
die Massenfabrikation, die allzugroße Zufuhr die Preise drückte und die Fabrikanten nur in seltenen Fällen die Kosten erzielen ließ, daf selbe Bild haben wir jetzt bei den Stoffen. Den größten Umsatz in Stoffen erzielten Spremberg und Cottbus, in Tuchen Finsterwalde und Schwiebus; feinere Tuche, Satins und Croiss von Sagan, Görlitz und Großenhain waren weniger gesucht. Die Haupteinkäufer waren in Stoffen und Tuch die Holländer, auch Süddeutschland kaufte viel.
3 Bilanz des erbländischen ritterschaftlichen Kreditvereins im Königreich Sachsen weist für 1877 fol⸗ gende Ziffern auf: Hypotheken am 31. Dezember 186: 31 845 600 4; seitdem hinzugetreten, inel. Neueintritt von 7 Rittergütern und 2. anderen Gütern 1 608 200 A, heimgezahlt, incl. Austritt von 1 Ritter⸗ gut und 10 anderen Gütern 388 075 M, in Summa 33 065 725 M auf 1 Herrschaft, 262 Ritter⸗ und 459 Bauer,, Frei⸗ und Stadt⸗ gütern, außer 142 beigesessenen, zusammen 364 Güter. Auf passiver Seite stehen 32 995 850 „ Pfandbriefe à 39 9 (Serie IJ. und II., a, 35 o/o (Serie 1II. und IV.), a 40g (Serie V. bis XI.) und 30 o kündbare 30 ; Amortisation, nach Abzug der bei der Rückzahlung vergüteten Antheile, 969 875 „é; überdies vom Jahre 1877 pro 1. Juli 1878 ausgelooste Pfandbriefe 116450 ; Reservefonds der Serien: 575 573 , allgemeiner: 280 847 4
. Verkebrs⸗Anstalten. Triest, 12. Januar. (W. T. B.] Der Lloyddampfer „Diana“ ist heute Vormittag 2 Uhr mit der ostindisch-chinesischen Ueberland⸗ post aus Alexandrien hier eingetroffen.
Berlin, 12. Januar 1878.
Die Dürer-Ausstellung im Kupferstichkabinet des Königlichen Museums. II. (S. Nr. 5 d. BI)
Die weitaus reichhaltigste Gruppe der ganzen Sammlung ist — in richtigem Verhältniß zu Dürers Thätigkeit über⸗ haupt — die der religiösen Darstellungen, der Kompositions⸗ entwürfe und der mehr oder minder weit durchgeführten Einzelfiguren und Köpfe, deren Beziehung zu den Gemälden, Stichen und Holzschnitten, für die sie als Studien dienten, sich bei der Mehrzahl der Blätter ohne Mühe nachweisen läßt. Als das früͤheste von ihnen erscheint die Federzeichnung der „Geburt der Maria“ (Nr. 7), die etwa aus dem Jahre 1504 stammt. Sie zeigt den Entwurf oder wenigstens doch die Fixirung des ersten Gedankens zu der viel reicheren, dabei aber in den Grundzügen der Anordnung und in den Motiven zweier Figuren genau übereinstimmenden Komposition in der eg des Marienlebens, und in ganz ähnlicher Weise hat sich wohl aus der auf der Rückseite des Blattes mit wenigen Strichen hingeworfenen „Kreuzigung“ der daneben ausgestellte figurenreiche Holzschnitt ch. 53 entwickelt, dessen Hauptgruppe sich trotz einzelner Abänderungen deutlich aus einer weiteren Ausführung dieser ersten flüchtigen Skizze er⸗ giebt. Der in ebenso leichtem und flüssigem wie sicherem Vortrag meisterhaft mit der Feder gezeichnete Kopf eines bärtigen Greises“ in nach links gekehrtem Profil (Nr. 11) — ein Blatt, das auf der Rückseite überdies noch die kleine, intexressante Halbfigur eines lachenden, in der Hand die geraubte Geldbörse haltenden Mädchens aufweist — steht sodann mit dem 1509 vollendeten Hauptwerk des Meisters, dem die Himmelfahrt Mariä schildernden Mittelstück des ö Altars, das 1674 in München ein Raub der lammen wurde, wenigstens insofern in einer gewissen Ver⸗ bindung, als uns hier derselbe Modellkopf entgegentritt, der in veränderter, nach rechts gewandter Stellung auf einer in der Albertina hefindlichen Studie zu dem im Himmelfahrts⸗ bilde am weitesten nach links hin placirten Apostel wiederkehrt. Noch werthvoller als diese lebensvolle Federskizze sind die folgenden Nummern 12 156, vier auf grün grundirtem Papier mit dem Pinsel in Tusche ausgeführte und in den Lichtern mit Weiß gehöhte Zeichnungen, die dem Jahre 1508 ent⸗ stammen und eiwa den vierten Theil der gegenwärtig über⸗ haupt bekannten, direkt für jenes Gemälde gefertigten Studien ausmachen. Gleich den übrigen Stücken der ganzen Reihe, von denen die Albertina acht Blatt besitzt, . Bremen mit zwei, Graz, London und Paris mit je einem Blatt sich in den Rest theilen, bekunden sie schon durch die hohe Ge⸗ diegenheit ihrer Behandlung, daß Dürer, wie auch schriftliche Zeugnisse es bestätigen, der Vollendung gerade dieses für uns unwiederbringlich verlorenen Werkes eine unvergleichliche Hinge⸗ bung und Sorgfalt widmete. Sie lassen den Verlust des Gemäldes allerdings nur noch beklagenswerther erscheinen, gewähren da⸗ für jedoch wenigstens in Bezug auf die in ihnen erhaltenen Theile eine weitaus K Anschauung als die (in einem Lichtdruck nach der Zeichnung von Klimsch zum Ver⸗ gleich ausgestellte) Juvenelsche Kopie, die uns wieder das Einzelne in das Ensemble der Komposition einfügen lehrt. Bei einem Blick auf die letztere erkennen wir in der be⸗ deutendsten der hier vorhandenen Studien, dem mit weit zurückgebogenem Haupt hochaufgerichtet . Apostel Nr. I2), sofort die linker Hand im vordersten Plan des ildes dem Beschauer zunächst angeordnete Figur, deren in rößerem Maßstabe eingehend durchgeführten Kopf das Blatt tr. 13 darbietet. Ebenso deutlich gehört der aufwärts blickende männliche Kopf Nr. 14 zu der mittleren der drei auf derselben Seite weiter 6 in einer Reihe schräg hinter einander placirten Gestalten, während das Blatt Nr. 15 end⸗ lich das im Mittelgrunde des Bildes angebrachte Selbstporträt Dürers in ganzer Gin vorführt. Es ist minder gut erhalten als die zuerst genannten drei Studien und wird überdies von berufener Seite nur für eine Kopie nach Dürers Zeichnung angesehen. Einigermaßen befremdlich erscheinen denn auch in der That die auf der Inschrifttafel unterhalb des Monogramms stehenden Worte „Er selber“, obschon sie kaum einen wirklich durchschlagenden Grund zu einem Zweifel an der Echtheit des Blattes enthalten. Als Kopie aber würde dieses seiner ganzen Beschaffenheit nach wieder eine in jedem Betracht . außer⸗ ewöhnlich weit gehende Treue gegen das Original voraus⸗ etzen lassen, daß die trotzdem von jeder Aengstlichkeit freie Vortragsweise als ein nicht weniger auffälliges Moment zu erklären bliebe. Nicht eine Studie, sondern ein in sich fertiges Kunstwerk von bewunderungswürdiger Schönheit der Erfindung wie der Durchführung ist der bald nach dem Himmelfahrtsbilde,