1878 / 22 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 25 Jan 1878 18:00:01 GMT) scan diff

: Der spezielle Gegenstand der heute zur Berathung stehen— Den Petition, die Frage über Zulässigkeit und n , g. der Simultanschulen überhaupt und insbesondere einem Wider⸗

igten m wurde von dem Abg. Dr. Miquel aufgenommen, der im Gegensatze zu der An⸗ schauung, welche in der liberalen Partei . che, die Si⸗ multanschulen nur als Nothbehelf und unter den bestimmtesten Harantien für die Konfessionen wollte gelten laffen, ihre Einführung gegen den Willen der Bevölkerung für nt t erklärte und die Entscheidung über die Nothwendigkeit nicht allein der diskretionären Entscheidung des Kultus- Ministers anheimstellet wissen wollte.

Der Abg. Dr. Franz vertrat die Petition; die Simultan⸗ schulen seien zu verwerfen, weil es den kirchlichen Organen an den Mitteln fehle, den Religionslehrer genügend zu kon⸗ trolliren. Die Gemeinde Neuhof habe das neue Schulhaus nur in der Voraussetzung gebaut, daß dort eine konfessionelle Schule e, . werde; die Gemeinde habe sich direkt gegen eine Simultanschule , Wenn die Regierung ge⸗ meint habe, die Gemeinde könne einen zweiten Lehrer nicht besolden, so hätte man das doch erst abwarten müssen; es würden viele Schulen in Schlesien aus den Sammlungen des Bonifacius Vereins und ähnlicher Vereine erhalten. .

Der Regierungskommissar, Geheime , Rath Wätzoldt, erklärte, was die Petition aus Neuhof betreffe, 6 sei es nicht richtig, daß die Regierung auf einen falschen

ericht des Kreis-Schulinspektors die beiden konfessio⸗ nellen Schulen in eine paritätische umgewandelt habe. Schon der frühere Kreis⸗-Schulinspektor hätte diesen Gedanken gehabt, und die Regierung habe auf den Bericht des jetzigen reis⸗-Schulinspektors die beiden Schulvorstände gehört, von denen sich der evangelische für, der katholische gegen die Um⸗ wandlung ausgesprochen habe. Die Regierung hätte davon erst, nachdem die Vereinigung verfügt worden sei, Kenntniß erhalten; nach dem Bericht des Schulinspektors habe ein Mit⸗ id des katholischen Schulvorstandes hinterher seine , heit mit der Verfügung der Regierung ausgespro hen, was nicht anders gedeutet werden könnte, als daß diejenigen, die früher gegen denselben gestimmt hätten, nun⸗ mehr damit einverstanden wären. Uebrigens rechtfertige sich die Vereinigung aus sachlichen Gründen, da in Neuhof 20 evangelische und 100 katholische Kinder die Schule besuchten und somit ine Ueberlastung des katholischen Lehrers einge— treten sei. Zur Bildung einer Halbtagsschule könne sich bie Negierung nicht entschließen, weil hierdurch die Ausbildung der Einzelnen geschädigt worden wäre; darauf, daß die katho⸗ lischen Interessenten einen zweiten Lehrer selbst erhalten wollten, könne die Regierung nicht eingehen, weil die Schul⸗ unterhaltungspflicht Sache der bürgerlichen Interessenten, nicht der katholischen sei. Es läge also im pädagogischen Interesse, die Schulen zu vereinigen. ni en berichte die Regierung, daß die Opposition der katholischen Inter⸗ essenten, nachdem ein Theil, in Schulstrafen genommen worden, aufgehört habe und der Schulbesuch regelmäßig ge⸗ worden sei. Die evangelischen Kinder nach der Schule in Heilsberg zu schicken, ginge nicht an, da zunächst der Magistrat dieses Ortes seine Einstimmung hierzu hätte geben müssen, außerdem aber Heilsberg 28 km von Neuhof entfernt sei.

Nach einigen persönlichen Bemerkungen und einem Schluß⸗ worte des Referenten Abg. Richter (Sangerhausen) wurden die Anträge des Abg. Windthorst abgelehnt und der

Kommissionsantrag angenommen. Schluß 45 Uhr. In der heutigen (62. Sitzung des Hauses der

Abgeordneten, welcher am Ministertische mehrere Re⸗ gierungs⸗Kommissarien beiwohnten, beschäftigte sich das Haus zunächst mit Petitionen. Aus den Diözesen Paderborn und Münster wenden sich Petenten an das Haus der Abgeordneten mit dem Antrage, dahin zu wirken, daß die Staatsregierung veranlaßt werde, den Kommissarius für die bischöfliche Vermögensverwaltung anzuweisen, h von dem Verlangen auf Einreichung des In⸗ ventars (Etats) Abstand zu nehmen, . ihm die Verhängung von Exekutivstrafen zu untersagen und endlich i erwirken, daß die bereits beigetriebenen Strafen zurückgezahlt werden. Die Kommission beantragte, ad 1L zur Tagesordnung überzugehen, ad 2 die Petition der Königlichen Staatsregierun zur Berücksichtigung und Abhülfe dahin zu überweisen, da die bereits beigetriebenen Exekütivstrafen zurückerstattet werden. Hierzu lagen zwei Anträge vor; von den Abgg. Loewen⸗ stein und Dr. Hänel und von dem Abg. Freiherrn von Zedlitz und Neukirch. Der erstere Antrag lautet: . Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen: den Antrag der Kommisston a., ad punctum II., durch fol⸗ genden Antrag zu ersetzen: „ad punctum II. in Erwägung, daß es jwar angemessen erscheint, den Kommissarien für die bischöfliche Vermögensverwaltung zum Schutze der von ihnen in Aus⸗ übung ihrer Amtögewalt getroffenen, durch ihre gesetz— lichen Befugnisse gerechtfertigten Anordnungen eine ange— messene Exekutivgewalt zu verleihen, daß aber nach Lage der Ge⸗ setzgebung das herr der Ordnungsstrafen und anderer Geld⸗ androhungen ihnen nicht zusteht, und um deswillen die Erhebung von Geldstrafen, soweit dieselbe stattgefunden hat, nicht gerecht⸗ fertigt erscheint, beschließt das Haus der Abgeordneten; die Peti⸗ tionen der Königlichen Staatsregierung zur Berücksichtigung und Abhülfe zu überweisen.“ Der letztere Antrag hat folgenden Wortlaut: Das Haus der Abgeordnefen wolle beschließen: ad punctum II. die Petitionen der Königlichen Staatsregierung mit der Aufforderung zu überweisen, die gesetzliche Regelung der Exekutivbefugniss der Kom⸗ missarien für die i Vermögens verwaltung 1 izuführen. Der Abg. von Brauchitsch beantragte, über die Petitionen überhaupt zur Tagesordnung überzugehen, indem er ausführte, daß nothwendigerweise jedem Staatsbeamten, der den Auftrag ur . eines Gesetzes erhalte, damit auch die er— porderliche Exekutivgewalt übertragen sei, ohne daß dies im Gesetze ausdrücklich vorgeschrieben zu sein brauche. In dem Begriffe der Vollziehung eines Gesetzes liege zugleich das Recht, die zur Durchführung desselben nothwendigen Mittel anzuwenden. Dieses Exe⸗ kutionsrecht stehe auch dem bischöflichen Kommissar zu, welcher zweifellos sein Amt als Staatsamt, nicht als Kirchen⸗ amt ausühe, wenngleich das Objekt seiner Verwaltung bischöf— liche Rechte und Befugnisse bildeten. Der Abg. Freund . sich für den Antrag der Abgg. Loewenstein und Dr. nel aus. ö Bei Schluß des Blattes hatte der Ministerial⸗Direktor Dr. Förster das Wort.

Se. Majestät der König haben mittelst Aller— chster Ordre vom 7. d. Mts. bestimmt, daß auf den Antrag des Gemeinde⸗Kirchenraths in der betreffenden

Gemeinde die Aufhebung der kirchlichen Feier aller oder ein⸗ zelner ö . . oder kleinen Feiertage, nämlich: Epiphanias am 6. Januar, Mariä Reinigung ani Maxiä Verkündigung am 25. März, Mariä Heim⸗ suchung am 2.

am 29. September, Reformationsfest am 31. Oktober, Grün—⸗ donnerstag, Laurentiustag am 10. August, der Kirchweihtage und der dritten 6 e der hohen Feste durch den Evan⸗ gelischen Ober⸗Kir genehmigt werden kann.

Vor Kurzem ist die im Bureau des Deutschen Reichs— tags bearbeitete „Uebersicht der Geschäftsthätigkeit des Deutschen Reichstags“ in seiner J. Session der 3. Legislaturperiode, vom 22. Februar 1877 bis 3. Mai 1877, erschienen. Wie die früheren Veröffentlichungen dieser Art, giebt die verdienstvolle Arbeit ein vollständiges Bild von der Thätigkeit des Reichstages während der bezeichneten Periode und dient gleichzeitig als Register für die steno⸗ raphischen Berichte. Die Anordnung des Stoffes in achgemäßen Rubriken ermöglicht eine leichte und sichere Orientirung. In der ersten Rubrik werden die Gegenstände in alphabetischer Ordnung aufgeführt, während die zweite die Vorlagen, die Kommissions- und Abtheilungsberichte, Anträge und sonstige Gegenstände der Verhandlung mit Angabe der betr. Nummern der Drucksachen und Anlagen zu den steno⸗ graphischen Berichten enthält. In der driften Rubrik findet man die Zahl der betr. Sitzung und die Namen der Redner, so⸗ wie die genaue Angabe, auf welchen Seiten des stenographischen Berichtes die betr. Verhandlung gedruckt erscheint. Eine vierte Rubrik theilt die Art der Erledigung des bezeichneten Gegenstandes mit.

Bayern. München, 23. Januar. Die Abgeord⸗ netenkam mer hat die weiteren Einnahmepostulate der Eisenbahnen rasch erledigt. Bei den Ausgabepostulaten veranlaßte eine Reihe von Petitionen des nichtstabilen Per⸗ sonals um Verbesserung ihrer Verhältnisse längere Debatten. Diese Petitionen wurden theils durch Uebergang zur Tages⸗ ordnung, theils durch Ueberweisung an die Regierung zur Würdigung erledigt und darauf die Ausgabepostulate nach den Ausschußanträgen genehmigt.

Desterreich⸗ Ungarn. Wien, 24. Januar. (W. T. B.) Die Ob männer der verfassungstreuen Klubs machten den letzteren heute Abend Mittheilung von dem Resultat der heutigen Konferenz bei dem Minister⸗Präsidenten. Hiernach erklärte der Minister⸗Präsident, daß die Regierung sich veranlaßt gesehen habe, ihre Demission zu geben, nach⸗ dem sie wahrgenommen habe, daß keine Ausstcht vorhanden sei, daß das Abgeordnetenhaus auf die hohen Zollpositionen für Kaffee und Petroleum eingehen werde. Auf Befragen habe der Minister⸗Präsident hinzugefügt, daß die Frage der Zollrestitution und, der 80⸗Millionen Schuld im Koinpen— sationswege sich vielleicht regeln lassen werde und dem— nächst um einen baldigen Beschluß der Klubs gebeten, damit die Regierung volle Aufklärung über die . der Klubs in dieser Frage erhalte. Der Klub der Linken eschloß nach längerer Debatte hinsichtlich des Petroleumzolles dem Antrage des Ausschusses zuzustimmen, hinsichtlich des Zolles auf Kaffee. aber einem höheren Zoll ii 20 7 die Zustimmung zu versagen. Der Fottschrittsklut beschloß, an seinen früheren Beschlüssen festzuhalten. Der Klub des linken Centrum be— schloß, auf eine Erhöhung des Kaffeezolls auf 24 Fl. und auf eine mäßige Erhöhung des Petroleumzolles unter der Bedin“ gung einzugehen, daß diese Frage namentlich mit der S0⸗Millionen⸗Schuld und der Steuerrestitution erledigt werde.

(W. T. B.) Wie die „Presse“ erfährt, hat der Minist er⸗Präsident, Fürst von Ruersperg, in einer bei ihm heute stattgehabten Abgeordneten⸗-Konferenz mitgetheilt, daß der Kaiser sich die Entscheidung auf die von dem Kabinete eingereichte De mission vorbehalten habe, bis das Resultat der heutigen Konferenz vorliege. Die Kon— ferenz vertrat nahezu einstimmig die Anschauung, daß das Abgeordnetenhaus über den Kaffeezoll von 20 Fl. und den Petroleumzoll von 3 Fl. unmöglich hinausgehen könne. Auf eine bezügliche Anfrage erklärte der Minister⸗Präsident, die Regierung könne nicht darauf eingehen, ihre Demission bis nach der erfolgten Entscheidung der betreffenden Fragen durch das Abgeordnetenhaus hinauszuschieben, weil der Kaiser in⸗ zwischen möglicherweise bereits ein anderes Ministerium be⸗ . . könnte. Die Konferenz faßte keinen formellen

eschluß.

(W. T. B.) Ueber die Erkrankung des Mi⸗ nisters des Innern, Lasser von Zollheim, meldet ein heute Abend ausgegebenes Bulletin, daß die Krankheit derjenigen ähnlich sei, von welcher der Minister im vorigen Jahre be⸗ fallen wurde, die Erkrankung sei aber eine hochgradigere, und seien heftige Kongestionen nach dem Kopfe, verbunden mit bedeutender Schwäche, eingetreten. Der Kaiser sendete einen Flügeladjutanten nach der Wohnung des Ministers, um sich nach dessen Befinden erkundigen und der Familie desselben seine Theilnahme ausdrücken zu lassen.

Großbritannien und Irland. London, 22. Januar. (C. C. Im Oberhause fragte gestern der Marquis of Ripon an, ob die . in Rücksicht auf die zu Lincoln und Nottingham stattgehabten Ueberschwemmungen ein Gesetz, be⸗ treffs des Uferschutzes, einzubringen beabsichtige. Auch der Marquis of Huntly, Earl of Longford und Earl of Sand⸗ wich halten eine solche Regierungsmaßregel für nothwendig. In Antwort darauf gab der Herzog von Richmond und Gordon das Vorhandensein großer Uebelstände, denen mög⸗ lichst bald abgeholfen werden müsse, vollständig zu, bedauerte jedoch, daß wegen Anhäufung von anderen öffentlichen Ange⸗ legenheiten er . diese Session keine einschlägige Bill ver⸗ . könne. Im Unterhause wurde eine Neuwahl ür die Stadt Perth ausgeschrieben. Nach der Debatte über die orientalische Frage folgten dann hauptsächlich irische Angelegenheiten sowie die Ankündigung einer Bill durch Sir C. Adderley, wonach Seeleute unter das Gesetz, betreffend Arbeitnehmer und Arbeitgeber, gestellt werden sollen. Wie

der „Times? aus Calcutta berichtet wird, ist Major San⸗

deman auf dem Wege von Quettah nach England. Es wird angenommen, er überbringe wichtige Vorschläge des Khans von Khelat, bezüglich der britischen Besetzung Quettahs. Er erklärt, die Beludschen seien in keiner Weise mißvergnügt über die englische Besetzung. Ueber die Ent⸗ lassung des Privatsekretärs Sir Salar Jung's st eine amtliche Aufklärung nicht erfolgt, „doch wird, wie man der „Times“ schreibt, allgemein als Grun

uli, Johannisfest am 24. Juni, Michael isfest

dafür angenommen,

daß Sir Salar Jung, im Vertrauen auf die Herablassung, mit welcher erh t; Persönlichkeiten in England ihm be gegneten, der indischen Regierung gegenüber eine so trotzige Haltung angenommen hat, so daß es nothwendig war, ihm eine Lehre zu ertheilen. Der Kronprinz Rudolf von Desterreich besichtigte am Sonnabend die Sehenswürdig⸗ keiten Edin burghs und brachte den Sonntag in Hamilton Palace zu.

23. Januar. (E. C.) Der Prinz von Wales enthüllte gestern in feierlicher Weife das Den kmal des Prinzen⸗ Gemahls in Cam bridge. In der gestrigen Sitzung des Unterhauses beantragte Lord G. Hamilton die Wahl eines Ausschusses, der über die Zweckmäßigkeit von auf Anleihe ge⸗ machten öffentlichen Arbeiten in Indien berichten soll. Mr. Faweett beantragte ein Amendement dahin gehend: der Ausschuß möge unterfuchen, ob nicht durch größere Sparsam⸗ keit in anderen Ressorts ein Fonds gegen Hungersnoth sich herstellen lasse, ohne die Salzsteuer zu erhöhen, wie man be— absichtige. . Bright erklärte sich gegen den Antrag und gegen das Amendement. Besser sei es, den Ausschuß anzu⸗ weisen, die Ursachen der Hungersnoth aufzusuchen. Alle Todes fälle während des jetzigen Krieges und während aller Kriege seit einem Jahrzehnt hätten nicht so viel Verluste zur

Folge gehabt wie die Hungersnöthe im Gebiete der britischen

Krone in Indien. Lord G. Hamilton veränderte seinen An⸗ trag etwas, Professor Fawcett zog seinen Zusatzantrag zurück und schließlich wurde der erstere angenommen.

25. Januar. (W. T. B.) Die „Times“ meldet den Rücktritt Berby's und Carnarvon'.

Frankreich. Paris, 23. Januar. (Fr. C.) Das Journal officiel“ veröffentlicht die ersten, von dem ZJustiz⸗Minister Dufaure in republikanischem Sinne bewerk— stelligten Personalveränderungen in den Ober⸗ Staatsanwaltschaften und einigen höheren Richter⸗ stellen. 5 General⸗Prokuratoren werden abberufen oder in Pensionsstand versetzt, 6 erhalten einen anderen Amtskreis; der von dem Herzog v. Broglie seiner liberalen Gesinnungen wegen von der General-Prokuratur in Besanzon abberufene und zum Appellationsgerichts-Rathe in Caen, welche Stelle er aber nicht annahm, ernannte Hr. Périvier, wird in sein altes Amt wieder eingesetzt und einige ebenfalls von dem Ministerium vom 16. Mai gemaßregelte General⸗Advokaten erhalten Be⸗ förderung, wie auch 3 von Broglie abgesetzte Staats⸗ anwälte zu Appell⸗⸗Räthen ernannt werben. In der Deputirtenkammer hat Hr. Antonin Proust in seinem und des Hrn. Gambetté. Namen einen An— trag auf Erhöhung der Offizier spenfio nen ein ebracht. Dieselbe soll dadurch ermöglicht werden, daß man, r die bereits beschlossene Erhöhung der Solde Platz gegriffen, von den letzteren nicht mehr 2, sondern 5 Proz. für die Pension . würde. Der Antrag wurde als dringlich zu⸗ gelassen.

(Cöln. Ztg.) Die 27 577 000 Fres., welche der Marine⸗-Minister auf die sogenannte Liquidation der Rechnung . vertheilen sich folgendermaßen: Schiffs⸗ bau⸗, Artillerie, Wasserarbeiten 13 977 000; Gründung eines Zufluchtshafens, Damm der Rhede von Toulon 1 5õ50 000; Vertheidigung der Seeküste durch Torpedos 6 000 000; Festungsbauten in den Kolonien 500 900; Regelung der vom

rieg der Marine gemachten Darlehen an Artilleriegeräth und Waffenankäufe 5 000 600. Versailles, 24 Januar. (W. T. B.) Im Senate führte auch die heute vorgenommene Wahl eines lebens länglichen Senators zu keinem ge u ltᷣn Die absolute Wajorität betrug 136 Stimmen; es erhielt indeß der Herzog Decazes nur 128, Victor Lefrane nur 129 Stimmen, die übrigen Stimmen zersplitterten sich. Die sonach nothwendige anderweite Wahl wurde auf 14 Tage vertagt. Die Depu⸗ tirtenkammer hat der Ertheilung einer Am nestie wegen

aller vom 16. Mai bis 13. Dezember v. J begangenen Preß⸗

vergehen ihre Zustimmung ertheilt.

Italien. Nom, 25. Januar. (W. T. B.) Das Unwohl— sein des Papstes ist nur ein leichtes, dem keine Bedeutung beigemessen wird. Der russische General Glieka ist hier eingetroffen, um dem König ein Beileidsschreiben des Kaisers Alexander zu überbringen.

Türkei. Konstantinopel, 24. Januar. (W. T. B.) Die Kammer hat die Regierung aufgefordert, Maßregel gegen die Entwerthung der Kaim es zu ergreifen.

Süd⸗2merika. Argentinische Republik. (A. A. C.) Aus Buenos Ayres wird unterm 19. d. M. gemeldet: „Zwischen der Argentinischen Republik und Chile ist eine Konvention bezüglich der Patagonischen Grenzfrage geschlossen worden. Beide Regierungen willigen ein, die end⸗

ültige Lösung dieser Frage, im Einklange mit den Vor— agsen des Vertrages von 1856, einem Schiedsgericht zu unterbreiten.“

Der russisch⸗türkische Krieg.

St. Petersburg, 25. Januar. (W. T. B.) Die „Agence Russe“ kommt auf die bereits gestern von ihr für unbegründet erklärte Konstantinopler Nachricht von dem angeblichen Marsche der Russen auf Gallipoli zurück und bezeichnet dieselbe als ein turkophiles Manöver, welches darauf berechnet gewesen sei, England und Rußland zu entzweien. Die „Agence“ hebt ferner hervor, daß die jüngst von der Pforte getroffenen Maßregeln augenscheinlich den Zweck verfolgt hätten, Schrecken und e an i fl! unter der Bevölkerung hervorzurufen und so die Krise auf das Aeußerste zu treiben. Demgegenüber bemerkt die „Agence“, daß die Er⸗ eignisse sich schneller entwickelten, als alle Kombinationen und daß dadurch eine gemeinsame Intervention des gesammten Europas vielleicht erforderlich werden könnte.

General Ignatieff ist gestern nach dem russischen Hauptquartier abgegangen.

London, 24. Januar. (W. T. B) In der heu⸗ tigen Sitzung des ünterhauses zeigte der Schatzkanzler Northeote an, daß er nächsten Montag einen Sup⸗ plementarkredit für maritime und militä⸗ rische Zwecke beantragen werde. Hanbury fragte, ob die Regierung die Friedensbedingungen kenne? Schatz— kanzler Northeote verneinte die Frage. Lord Harting⸗ ton wünschte Aufklärung darüber, wie dle heutige Ankündi⸗

ung eines Supplementarkredites für maritime und militärische . durch Northecote mit dem Versprechen des Letzteren in inklang zu bringen sei, daß er keinerlei Vorschläge machen

werde, bis er die Friedensbedingungen kenne und knüpfte daran die weitere Frage, ob der Schatzkanzler nicht irgend welche Mittheilungen machen könne, durch welche die Besorgnisse beschwichtigt würden, die seine heutige Ankündigung unzweifel⸗ haft hervorrufen werde. Northeote erwiderte, seine heutige An⸗ kündigung sei nicht unvereinbar mit dem von ihm abgegebenen Versprechen. Als er das letztere gemacht, habe er die Hoff nung gehegt, daß er in ein bis zwei Tagen die Friedens⸗ bedingungen kennen werde. Seitdem sei eine ganze Wche verlaufen und der Regierung seien nicht nur die Friedens⸗ bedingungen nicht bekannt, sondern es werde auch von bedeu⸗ tenden russischen Streitkräften der Vormarsch gegen die tür— kische Hauptstadt fortgesetzt. Die Regierung glaube daher, ihre Vorschläge nicht länger verzögern zu dürfen und werde am Montag weitere Erklärungen abgeben. Sie hoffe, daß der Voranschlag für den von ihr gewünschten Supplementar— kredit morgen fertig gestellt sein werde. (Die Rede Harting— tons wurde von der Opposition, die Erklärung Northcotes von den Anhängern der Regierung mit Beifall aufgenommen. In den Vorsälen des ele ln herrschte große Er⸗ regung) Montague richtete die Anfrage an die Re— gierung, ob die in der Depesche Lord Loftus vom 9. d. Mts. enthaltene Erklärung des Fürsten Gortschakoff, er glaube, daß der Friede nur unter zwei Bedingungen erzielt werden könne, nämlich unter der, daß die russische Armee vor⸗ dringe und daß die Türken sich überzeugten, daß sie den Bei— stand Englands nicht zu erwarten hätten, vom Lord Derby beantwortet worden sei. Unter⸗Staatssekretüär Bo ur ke ver⸗ neinte diese Anfrage. Harting ton wünschte zu wissen, ob die Regierung die Schriftstücke, betreffend die Beziehungen Englands zu den neutralen Mächten, vorlegen werde. Schatz⸗ kanzler Northeote erklärte, er wolle dies in Erwägung ziehen; vielleicht würden einige derselben vorgelegt werden. .

Im Oberhause waren der Staatssekretär des Auswär⸗ tigen, Lord Derby, und der Staatssekretär der Kolonien, Earl Carnarvon, nicht anwesend. Von letzterem zirkulirte im Oberhause das indeß bisher nicht bestätigte Gerücht, daß er um seine Entlassung gebeten habe. Lord Beacons—⸗ field begründete gegenüber dem Herzog von Argyll das Ver⸗ halten der Regierung analog den von dem Schatzkanzler Northecote im Unterhause abgegebenen Erklärungen und schloß mit den Worten: „Die Politik, welche die Minister vorschlagen zu müssen glaubten, könne nicht davon abhängig gemacht werden, daß irgend eine befreundete Macht es für ut halte, bestimmte Informationen zurückzuhalten.“ Die Erklärungen Lord Beaconsfields wurden mit Beifall aufgenommen. .

25. Januar. (W. T. B.) Die „Times“ und die „Daily News“ melden beide den Rücktritt von Derby und Carnarvon. Die „Times“ hört, das Demissionsgesuch Carnarvons sei angenommen worden, dagegen dürften die größten Anstrengungen gemacht werden, um den Rücktritt Derby's zu, verhindern. Nach der „Times“ dürfte die Extrakredit⸗Forderung der Regierung 5 Mill. Pfd. Sterl. betragen. Die „Daily News“ will wissen, für den Fall, daß die Russen nach Gallipoli vorrückten, sei der Admiral der gegenwärtig in Saros befindlichen Mittelmeer⸗ flotte angewiesen, eine aus Maxinesoldaten und Matrosen be⸗ stehende Streitmacht zur Vertheidigung Gallipolis in der Nähe von Bulair zu landen und 6 der geräumigsten Schiffe bereit zu halten, um das Gros der Garnison von Malta un⸗ verzüglich nach Gallipoli überzuführen.

(W. T. B.) Es heißt, Carnarvon werde wahr⸗ scheinlich heute Abend im Oberhause über die Gründe seines Rücktritts nähere Aufklärungen geben. Dem „Morning Advertiser“ zufolge haben die Führer der Opposition gestern Abend eine Versammlung gehalten und beschlossen, der Forderung des Extrakredites in dem Falle keinen Widerspruch entgegenzusetzen, wenn es sich nicht um einen Kriegskredit, sondern nur um einen Kredit für Vorbereitun⸗ gen handele, welche die augenblickliche Lage erheische und wenn derselbe von einem Kabinet begehrt werde, das unter sich einig sei. ̃ .

Wien, 24. Januar. (W. T. B.) Nach Mittheilungen aus Kon stantinopel, welche der Polit. Korresp.“ zugehen, wären die Schwierigkeiten bei den Wa ff enstil lstands⸗ verhandl ungen, welche insbesondere die künftige Gestaltung Bulgariens und die Kriegsentschädigung hetreffen sollten, noch nicht gehoben und hätten die türkischen Delegirten, trotz ihrer Vollmachten, gestern aufs Neue um Instruktionen gebeten. Die türkische Armee, die sich zur Verteidigung der Hauptsta dt konzentrirte, dürfte sich in Kurzem auf 110 0900 Mann belaufen. Aus Athen wird dem Blatte gemeldet, die Bildung eines Ministeriums Komunduros habe im ganzen Lande zu neuen kriegerischen Kundgebungen Anlaß gegeben. Dem Einflusse derselben würde sich das, zahlreiche Aktionselemente enthaltende Kabinet um so schwerer entziehen können, als der König immer mehr sich als den Anhänger einer aktiven Politik kundgebe.

Rom, 25. Januar. (W. T. B.) Die Absen dung einiger Kriegsschiffe nach einzelnen türkischen Häfen erfolgt, um dort zum Schutze der Interessen itakieni⸗ scher Unterthanen Station zu nehmen. .

Athen, 24. Januar. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Kammer entwickelte Minister⸗Präsident Komandurgs das Programm des neuen Kabinets. Der— selbe hob dabei hervor, daß die Verhältnisse zwar kritische seien, daß das Ministerium indeß sich für eine Politik der Aktion und der aktiven Vertheidigung der Rechte Griechenlands zu Lande und zu Wasser und' für die Be— freiung der in türtischer Knechtschaft befindlichen Brüder ent⸗ schieden habe.

Europäischer Kriegsschauplatz.

St. Petersburg, 25. Januar. (W. T. B.) Offi⸗ zielles Telegramm aus Kasanlik, den 25. d. Nach⸗ mittags 2 Uhr: In den Gefechten mit den Baschibozuks und kleineren türkischen Kavalleriedetachements vor der Besetzung von Adrianopel betrug der Verlust des Generals Strukoff 2 Offiziere und gegen 15 Soldaten verwundet und 4 Soldaten todt. Ungeachtet des ununterbrochenen zehntägigen Marsches über mit Schnee bedeckte Wege, bei starkem Winde und einer Kälte von 10 Grad, und bei beständigen Gefechten hatte die Kavallerie des Generals Strukoff weder Kranke noch Zurück—⸗ ebliebene. Adrianopel war von Achmed Ejub Pascha mit einen 2000 Mann Infanterie eilig geräumt worden, nachdem derselbe das Pulverdepot, das Arsenal und den alten Sultan serail hatte in die Luft sprengen laffen. Vor dem Einrücken des Generals Strukoff in Adrianopel war das Arsenal und der größte Theil des Depots geplündert worden. Die zurück⸗ ziehenden Baschibozuks und Tscherkessen begannen die benach⸗

baren Dörfer zu plündern und die Bewohner derselben nieder⸗ r Die Rettung der Stadt vor einer gänzlichen

lünderung ist allein der Energie und Entschiedenheit des Generals Strukoff zu verdanken, welchem es nur mit sehr großer Mühe gelang, die aufgeregten Volksmassen zu beruhigen und welcher den in der Umgegend herumstreifenden Baschi⸗ bozuks Schrecken einflößte. General Strukoff führte persönlich Patrouillen in der Stadt herum. Die , r . sind dem General überaus dankbar. In Adrianopel sind von den rus⸗ sischn Truppen 26 Geschütze großen Kalibers erbeutet wor— den. Bei dem Arsenale waren von den Türken 20 Offiziere und 73 Soldaten zurückgelassen worden. Behufs Aoministra— tion der Stadt setzte General Strukoff eine provisorische Kom⸗ mission aus Repräsentanten der verschiedenen Nationen, haupt⸗ sächlich aus Geistlichen, unter dem Vorsitze des Erzbischofs von Adrianopel, eines ehemaligen Zöglings der Akademie in Kiew, ein. Am 22. d. traf General Skobeleff II. in Adrianopel ein. Derselbe bestätigte alle Maßregeln des Generals Strukoff, ent⸗ sandte diesen sofort mit einem Kavallerie⸗Detachement gegen Kir⸗ kilissa, Lüle und Burgas vor und dirigirte die Garde⸗Kavallerie gegen Demotika. Die Führung der gesammten Kavallerie wurde dem General Dokturow anvertraut. Am 22. d., Nach⸗ mittags 2 Uhr, sollte in Adrianopel das Wladimirsche Regi⸗ ment eintreffen. An demselben Tage zogen daselbst das Schuja'sche Regiment und ein Schützen-Bataillon mit 4 Ge— schützen ein. Die Truppen wurden in den Kasernen der Außenforts einquartiert. General Skobeleff nahm im Gou⸗ verneurskonak Wohnung. Die telegraphische Verbindung zwi⸗ schen Adrianopel und Hermanli ist wieder hergestellt. Ge⸗ neral Gurko meldet, daß die Zahl der von ihm erbeuteten Geschütze 110, nicht 97 betrage.

Konstantinopel, 24. Januar. (W. T. B. Die Truppen Mehemed Ali Paschas, die bei Kirkilissa standen, haben sich nach Kuleli Burgas zurücrgezogen, die Straße von Kuleli Burgas hierher ist noch offen und frei. Von den in Adrianopel befindlich gewesenen Geschützen wurden etwa 60, nachdem man sie unbrauchbar gemacht hatte, in Adrianopel zurückgelassen, der übrige größere Theil der Geschütze ist in Tschataldja eingetroffen.

Statistische Nachrichten.

Nach Mittheilung des statistischen Bureaus der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 13. bis incl. 19. Januar d. J. zur Anmeldung gekommen: 134 Ehe⸗ schließungen, 13 Lebendgeborene, 33 Todtgeborene, 505 Sterbefälle.

Summgrische Uebersicht der Zahl der Studiren? den auf der Königlichen Universität zu Kiel im Winter= Semester 1877.78. Beim Abschluß der summarischen Uebersicht im Sommer⸗Semester 1877 betrug die Zahl der Studirenden 241, im Laufe des Sommersemesters kamen noch hinzu 1 und sind demnach am Schlusse des Sommersemesters immatrikulirt gewesen 242. Davon gingen ab 73. Es sind demnach geblieben 169. Dazu sind in diesem Semester gekommen 53 neu immatrikulirte und 20 von auswärts zurückgekehrte, zusammen 73. Die Gesammtzahl der immatrikulirten und gegenwärtig hier anwesenden Studirenden beträgt demnach 242. Die theologische Fakultät zählt Preußen 46, Nicht⸗ Preußen 5, zusammen 51. Die juristische Fakultät zählt Preußen 15, Vichtpreußen 3e zusammen 20. Die medizinische Fakultät zählt Preußen 65, Nichtpreußen 17, zufammen 83. Die philosophische Fakultät zählt a. Preußen mit dem Zeugniß der Reife 65, b. Preußen mit dem Zeugniß der Nichtreife nach 8. 35 des Prüfungs⸗Reglements vom 4. Juni 1834 —, e. Preußen ohne Zeügniß der Reife nach §. 36 dess. Reglements 5, Preußen überhaupt 71, d. Nichtpreußen 18, zusammen 89; ergiebt, obige 242. Außer diesen immatrikulirten Studirenden besuchen die hiesige Universität als zum Hören der Vor⸗ lesungen durch Bewilligung des Rektors berechtigt 35. Es nehmen mithin an den Vorlefungen übe haupt Theil 277.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

»System der Landwirthschaft?, von Pr. Albrecht Thaer, o. 6. Professor der Landwirthschaft an der Universität Gießen. (Berlin, Wiegandt, Hempel u. Parey. 1877. Preis 8 S.)

Wie der Verfasser, ein Enkel des berühmten Reformators der deutschen Landwirthschaft, in der Vorrede erklärt, verdankt daz vor— liegende Buch seinen Ursprung einer mühe⸗ und oft sorgenvollen Praxis, stillen Studien und den Vorlesungen, welche er Anfangs un⸗ ter der Leitung seines Vaters auf der Akademie zu Möglin, später auf den Unixersitäten zu Berlin und Gießen gehalten hat.“ Der Kreis seiner Zuhörer setzte sich aus sehr verschiedenen Berufen und Lebensstellungen zusammen, auch hat ja die Landwirthschaft eine so

vielseitige Verbindung mit dem Leben und der Wissenschaft, mit Natur und Staat, Welt- und Völkergeschichte, mit Sprache, Gefetz,

Sitte, Kunst und Religion, daß es gewiß nicht als ein Mißgriff zu betrachten ist, wenn diese Beziehungen mit zur Darstellung gelangten. Die Einleitung fkizzirt die Entstehung des Landbaues, seine Be—⸗ ziehungen zu dem Ursprung der Sprache, das Jäger⸗ und Romaden⸗ leben als Vorstufen desselben, seinen religiösen und ethischen Cha— rakter und weist darauf hen, daß Geschichte und Gesetzgebung mit dem Ackerbau parallel gehen. In dem J. Buche wird dann die Stellung des Landbaues im Staate gewürdigt, die Aufgaben einer gesunden Agrar⸗ politik dargelegt und eine Geschichte derselben gegeben. Darauf folgt im II. Buche der eigentlich technische Theil, nämlich: 1) Agronomie und Bodenkunde (Geologie, Physik, Chemie und Ackerbau in ihren Einwirkungen auf den Boden); 3 Ägrikultur (Mechanik und Theorie der Beackerung, Theorie und Praxis der Düngung, Lehre von der Statik, der Erschöpfung und dem Ersatz der Krafte des Bodens; Boden⸗ meliorationen: Regulirung der Bodenmischungen und Brandkulturen; Ent- und Bewässerung nebst einem Abfchnitt über Wiesenbau und Heuwerbung); 3) Pflanzenbau: Vegetationsbedingungen, nämlich Klima, Fruchtfolge, Kritik der verschiedenen Wirthschaftsarten als Norfolker Vier⸗Courssystem, Koppelwirthschaft, Drelfelder⸗Wirth⸗ schaft; dann folgen die Kulturpflanzen, welche in den Abschnitten: Halmgewächse, Hülsenfrüchte, Kleefrüchte, Wurzelgewächse, Oel rüchte und Handel sgewächse eingehend behandelt werden; 4) die Thierzucht, allgemeiner Theil: die Züchtung, die Ernährung, die , spezieller Theil: das Rind, seine Au zucht, Fütterung und Nutzung (Ge—⸗ winnung der Milch, Butter⸗ und Käse fabrikation, Mastung und Arbeit); das Schaf (Wolle, Racen, Aufzucht, Fütterung); das Schwein und seine Mast; das Pferd (Ahstammung, Geschichte, Pflege, Zucht und Racen. Das 1II. Buch beschäftigt sich mit der Oekondmik oder Betriebslehre. Zunächst wird die Frage beantwortet: was unter landwirthschaftlichem Kapital zu verstehen sei; dann folgen Abschnitte, betreffend die Ermittelung der Renten, die An age mobilen Kapitals in die Substanz, Meliorationen, die Grundrente, das landwirthschaft⸗ liche Kredit- und das Versicherungswesen. Weiter werden die Arbeits⸗ kräfte der Landwirthschaft, die zandarbeit, die Stellung der Tage⸗ löhner, die Naturkräfte (Wind, Wasser, Dampfkraft) als Motoren, sowie die landwirthschaftlichen Maschinen besprochen. Die letzten Kapitel beschäftigen sich mit dem Landgut Verschieden⸗ heit von Latifundium und Großkultur, Pächter, Gesetzgebung, Art des Besitzes als Lehen, Allodium, Fideikommiß, das englische Entail, Werthschätzung des Landguts 2c.) und der Organifation (Einfluß des hohen und niedrigen Zinsfußes auf den Betrieb der Landwirthschaft, . Gewerbe, als Zuckerfabrikation, Brennerei, Stärkefabritation und Besteuerung derselben, der Gutzbesitzer und seine Stellung, der Pächter und der Pachtkontrakt, der Administrator und das Begmtenthum, die Buchführung und der e h g Das Werk ist mit seiner eneyklopädischen Kürze und wissenschaft⸗ lichen Behandlung des Gegenstandes überhaupt mehr für den Be

lebrung suchenden Leser als für den praktischen Landwirth berechnet, für jenen aber eine um so willkommenere Gabe, als die Landwirth⸗ schaft, deren Bedentuag eine Zeit lang von den blendenden ESrrungen⸗ schaften der Industrie sehr verdunkelt wurde, sich allmählich wieder jene Achtung erwirbt, die ihr als dem aͤltesten, ehrwürdigsten menschlichen Gewerbe gebührt, und das Buch ist bei seiner be⸗ lehrenden, klaren und präjzisen Darstellung wohl geeignet, in den weitesten Kreisen der Gebildeten mit dem Interesse an dem Gegen stande auch diese Achtung zu befestigen.

Gewerbe und Sandel. In der gestrigen Generalpersammlung. wurde den Aktionären der Berliner Hagel⸗Assekuranz-Geseklschaft von 1832 Bericht über die Geschäfte des vorigen Jahres erstattet. Dieselben haben einen Ueberschuß von 87 50) einschließlich der Zinseinnah⸗ men ergeben. Von diesem Ueberschuß waren 17 509 0 dem Reservefonds zuzuführen, der nunmehr 331 0)0 . enthält, und die verbleibenden 0900 MJ gelangen als Dioidende mit 70 S per Arti- zur Ver⸗ theilung. Die Gesellschaft hatte im Jahre 1877 bei einer Ver⸗ sicherungssumme von 40 405 0795 S Feine Prämieneinnahme von 2 148 „, woraus 237 939 M Schäden zu vergüten waren. Im Durchschnitt nahm die Gesellschaft 167 * der Versicherungsfumme an Prämien ein und vergütete 6,59 öso der Versicherungssumme an Schäden.

Nach, dem Rechnungsabschluß der Ham burg⸗Bremer Feu er⸗Versicherungs⸗Gesellschaft für 1877 waren bei der Anstalt im verflossenen Jahre 501 915 700 s gegen 450 121 754 4 im Vorjahre versichert. An Prämien wurden vereinnahmt 2618 09 416 dazu traten aus dem Vorjahre an Schädenreseroen 377 661 S6, an Prämienreserven 16000 000 S, so daß die Gesammteinnahme aus dem Versicherungsgeschäft 3975 749 MS betrug. Zu Brandschäden⸗ zahlungen waren 577 892 S6, zu Brandschädenreserven 3373351 it, zu Prämienreserven 16000000 e, an Rückversicherungsprämien 1189 509 1M, an Provision und Courtage 108 768 „, an Verwal⸗ tungs⸗, Agentur⸗ und Reisekosten 282916 M6, überhaupt 3 896 317 0 erforderlich. Der Geschäftsüberschuß stellte fich demnach auf 9 423 6 Dazu kommen an Zinsen und Toursgewinn 165 577 , so daß sich ein Ueberschuß ergiebt von 249 000 M; davon werden 0 „M an Tantisme gezahlt und 240 000 ς als Dividende ver⸗ theilt; dieselbe beträgt demnach wie pro 1875 20 960 vom Baar⸗ einschuß. Die Kapitalreserve ist mit 456 090 6, die Pränmienreserve mit 1000009 466 dotirt. Erforderlich waren für laufende Versiche⸗ rungen über 204214021 66, an Prämienreserve 599 156 M,

Der Aufsichtsrath der Kieler Bank hat die Dividende für das Jahr 1877 auf gro, oder 27 S pro Aktie festgesetzt.

Antwerpen, 24. Januar. (W. T. B.) Wollauktion. 2402 Ballen angeboten, 1627 Ballen verkauft. Preise für sekundäre und gewöhnliche Buenos⸗Ayres⸗ Wollen eher williger.

HelJsingfors, 17. Januar. Wie finnische Zeitungen mit⸗ theilen haben Konkurs angemeldet: I) Kommunafrath R. Ullner in Helsinge bei. Helsingfors, 2) Kaufmann J. Tallroth in Abo, 3) Kaufmann G. M. Hedström in Nykarleby—

Die „New⸗Yorker Hoͤls.⸗-Ztg.“ äußert sich in ihrem vom 11. d. M. datirten Woch enber icht folgendermaßen über die allgemeine Geschäftslage: Von der Gesammt⸗Situation ist auch in dieser Woche wenig Tröstliches zu melden. Mit Ausnahme einiger Exportbranchen ist das Geschäft im Allgemeinen sehr still; so oft sich das Vertrauen befestigen will, treten Ereignisse ein, welche es aufs Neue erschüttern. Nachdem ein großer Theil der Januar⸗ zinsen und Dividenden seinen Weg in die Verkehrskanäle zurückgefunden, machte sich im Geldstande diefer Berichts⸗ woche eine Erleichterung sofort fühlbar, und es war durch— schnittlich ohne Schwierigkeiten à 7 anzukommen. Der Gold⸗ markt, welcher noch immer durch Leblofigkeit charakterisirt ist, schlug in dieser Berichtswoche weichende Tendenz ein, und das Agio schloß, nach Fluktuationen zwischen 23 bis 23, heute zum niedrigsten Course. Dle vielen Proteste gegen die Blandsche Silber⸗ bill, die hohe Leihrate für Cash Gold, die Reduktion des Bank⸗ diskontos in London und die flaue Stimmung des Wechselmarktes vereinigten sich gegen jede Haussebewegung. Für Bundesobliga⸗ tionen war in dieser Börsenwoche fehr animirte Stimmung vor⸗ herrschend, da mit der Rückkehr eines verhältnißmäßig leichteren Geldstandes für den Anlagebedarf ziemlich bedeutende Posten aug dem Markte genommen wurden. *

Verkehrs⸗Anstalten. Trie st, 24. Januar. (W. T. B) Der Lloydpostdampfer

Ceres“ ist mit der Konstantinopeler Post heute Nachmittag hier eingetroffen.

Berlin, 25. Januar 1878.

Im wissenschaftlichen Verein in der Singakademie wird morgen, Sonnabend, Nachmittags um 5 Uhr, der Geheime Medizinal⸗Rath Professor Dr. Bardeleben einen Vortrag über die neueren Methoden der Wundbehandlung halten.

Da wegen der Session des Landtags im Winter⸗Semester im preußischen Abgeordnetenhause keine amtlichen Unterrichtskurse ab⸗ gehalten werden können, so wird an Stelle derselben am Sonnabend, den 2. Februar 1878, Abends 8 Uhr, in der Königlichen Gewerbe— Akademie, Klosterstraße 36, Hörfaal J., ein theoretischer Unter⸗ richts · Kursus in der vereinfachten Stolzeschen Steno⸗ graphie für Damen und Herren eröffne werden. Der Kursus wird eingeleitet mit einem Vortrage „Ucber das Wesen der Stolze⸗ schen Stenographie im Allgemeinen“, zu welchem der Zutritt unent⸗ geltlich freisteht. Um auch Denjenigen, welche auf die Erlernung der Stenographie wzniger Zeit verwenden können, Gelegenheit zu geben, dieselbe gründlich zu erlernen, wird der Unterricht wöchentlich nur einmal und zwar: Sonnabend Abends von 38 bis 9 Uhr, stattfinden und vor Ostern a. C. beendet sein. Der Beitrag zu den Nosten beträgt 6M, wofür das Lehrbuch unentgeftlich geliefert wird. Eintrittskarten sind zu haben am Sonntag von 16 bis 11 Uhr Vor⸗ mittags im stenographischen Bureau des preußischen Äbgeordneten. hauses, Leipzigerstraße I56, ferner täglich bis Donnerstag, den 31. Januar, Abends, in der Polytechnischen Buchhandlung (A. Seydel), Leipzigerstraße 72, in der Papierhandlung des Herrn Honrath, Charlottenstraße 62, bei dem Kastellan der Königlichen Gewerbe⸗ Akademie Hrn. Kutscher, Klostsrstraße 36. Schriftliche Anmeldungen und Anfragen sind an den geprüften Lehrer der Stenographie, Hrn. Loepert, Berlin G0, Markus straße 17, zu richten.

London, 23. Januar. Die Daily News“ hat sich das Telephon für die parlamentarische Berichterstattung

dienstbar gemacht. Ein Fernsprech / Apparat ward im Unterhause mit den gewöhnlichen Telegraphendrähten, welche das Bureau des Blattes in Bouverie Street mit dem Parlamente verbinden (Entfer⸗ nung Stunde) vereint. „Die Konversation“, schreibt das Blatt, war deutlich hörbar trotz des Geräusches von den übrigen Drähten, und ein Theil der Parlamentsdebatte in der heutigen Nummer ward durch dieses neue und interessante Werkzeug gemeldet.“

Da der Besuch der Vorstellungen von Klein Däumling“ in Krolls Theater noch immer ein sehr reger ist, fo fieht sich die Direktion veranlaßt, dieselben noch bis zum nächsten Mittwoch fort⸗ zusetzen. Am Donnerstag geht dann neu einstudirt die unverwüstliche Rädersche Posse ‚Der We ö wider Willen“ in Scene.

Fr. Niemann⸗Raabe hat nunmehr ihr einmaliges und letztes Auftreten vor ihrer Abreise auf Donnerstag, den 31. d. M., im National⸗Theater fete, Um vielseitig ausgesprochenen Wünschen zu genügen, wird dle Künstlerin zum Abschied das Lorle in »Dorf und Stadt. spielen Am Sonntag kommt daselbst das Schauspiel: Die Erbin von Maurach“, eine Bearheitung des Romans Die Thurmschwalbe“, zur Aufführung. Als Nachmittags vorstellung

geht Goethe's „Egmont“ zu halben Preisen in Scene.