1878 / 40 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 15 Feb 1878 18:00:01 GMT) scan diff

Prinzessin Marie, der Prinz Ernst und der Prinz Friedrich von Sachsen Meiningen, Ihre Hoheiten der Herzog, die Her⸗ gin, der Erbprinz und Se. Durchlaucht der Prinz Friedrich von e in Se. en der Erbprinz und Ihre Königliche het die Erbprin essin von Hohenzollern auf dem Anhalter Ba 2 Sonnabend, den 16. Februar, Abends 9 Uhr, Se. Durch⸗ laucht der Prinz Moritz von Sachsen⸗Altenburg auf dem Potsdamer Bahnhof.

Sonntag, den 17. Feb uar, früh 12 Uhr 18 Minuten, Se. Hoheit der Herzog von Sachsen⸗Coburg und Gotha auf dem Anhalter Bahnhof. .

Sonntag, den 17. Februar, früh 6 Uhr 26 Minuten, Se. Durchlaucht der Prinz Philipp von Sachsen⸗Coburg und Gotha auf dem Dresdner Bahnhof. .

Sonntag, den 17. Februar, früh 746 Uhr, Se. Königliche . 9. Großherzog von Hessen auf dem Anhalter

ahnhof.

Sonntag, den 17. Februar, Abends 9 Uhr, Ihre Hoheiten der geren; und die Herzogin von Sachsen⸗Altenburg auf dem Anhalter Bahnhof. ͤ

Sonntag, den 173. Februar, Abends 19 Uhr 19 Minuten, Ihre Majestäten der König und die Königin der Belgier auf dem Potsdamer Bahnhof.

Im weiteren Verlaufe der gestrigen (4 Sitzung des Deutschen Reichstages stellte bei der Berathung des Antrages der Abgg. Bürgers, Dr. Hirsch und Ge⸗— nossen, betreffend die Gefangenenarbeit, zu dem⸗ selben der Abg. Fritzsche folgendes Amendement:

„Die mit Rücksicht auf die Benachtheiligung des freien Gewerbe⸗ betriebes durch die gewerbliche Gefangenenarbeit erhobenen Beschwer⸗ den zur Grundlage für die im Strafvollzugsgesetz zu lösende Frage über die Art und Weise der Beschäftigung der Gefangenen dem Reichskanzler zur Berücksichtigung zu überweisen. Dieser Antrag ist durchaus nicht, soztaldemokratischen Ursprungs, sondern einfach eine Wiederholung eines von der Leipziger . gestellten Antrages, die in ihrem Bericht ausgeführt at, daß man. I) die Gefangenen m glichst in ihrem ehemaligen Beruf beschäftigen müsse; 2) daß die Strafanstalten durch die Zei⸗ tungen das Publikum über die bei ihnen vertretenen gewerblichen Arbeitskräfte zu unterrichten hätten; 3) daß die Löhne für die Straf⸗ anstaltsarbeiten so beschaffen sein müßten, daß dem freien Arbeiter keine Konkurrenz gemacht werde, und 4) daß die Strafanstalten den Truppen nur dann Arbeitskräfte zur Verfügung stellen dürften, wenn der Militärfiskus die entsprechende Verguͤtung leiste.“

Der Abg. Dr. Zimmermann (Berlin) trat diesem Amende⸗ ment entgegen. Man sei bisher immer bestrebt gewesen, diese Uebelstände zu beseitigen, ohne daß es bis jetzt gelungen sei, ein Radikalmittel zu finden. Die, Beschäftigung, der Gefan⸗ genen mit industriellen Arbeiten sei unersetzlich; sie solle nicht allein den Gefangenen an eine regelmäßige Thätigkeit gewöh⸗ nen, sondern ihm durch die Ausbildung in einer bestimmten Arbeitsbranche zugleich die Möglichkeit eines späteren ehrlichen Erwerbs gewähren. Die Abgg. Dr. Gensel und Dr. Majunke er⸗ klärten die Frage noch nicht für reif genug, um ohne die bezügliche Statistik über den Antrag Fritzsche zu entscheiden. Bis die— elbe vorhanden sei, müsse man sich mit dem Antrage Bürgers egnügen. Außerdem sprachen zu Gunsten des letzteren die Abgg. Dr. Franz und Dr. Hirsch.

Der Antrag Bürgers wurde angenommen und der Antrag Fritzsche abgelehnt.

uf den Antrag des Abg. Blos beschloß der Reichstag, den Reichskanzler aufzufordern, die Aufhebung des gegen den

Abg. Most heim Berliner Caunrernertcht schwebenden Straf⸗ ., zu veranlassen. Sodann überwies der Reichstag die

Rechnung der Kasse der Ober⸗Rechnungskammer der Rechnungs— kommission.

Es folgte die Berathung über die Allgemeinen Rech— nungen für das Jahr is7s.

Der Abg. Richter (Hagen) bemerkte, daß die Rechnungen, welche dem Hause schon einmal vorgelegen hätten, eine Lücke enthielten; es fehle nämlich das Konto über die Verpflegungs⸗ gelder der Okkupationsarmee in Frankreich.

Der Präsident des Reichskanzler⸗Amts, Staats-Minister Hofmann, entgegnete, daß ein Gesetzentwurf über die Ersparnisse aus dem Verpflegungsfonds der Okkupationsarmee dem Bundes⸗ rath vorliege und auch bald dem Reichstage vorliegen werde; das werde eine passende Gelegenheit sein, über die Natur dieses Fonds und die Gründe, weshalb bis jetzt keine Rech— nung uber denselben gelegt worden sei, Auskunft zu geben; er hatte gewünscht, daß der Vorredner bis zu diesem Zeit⸗ punkt seine Kritik verschoben hätte. Jetzt sei auch der Zeit⸗ punkt zur Rechnungslegung gekommen, und er denke, die Rech— nungen würden der Ober⸗Rechnungskammer schon zuge— gangen sein.

Auf den Antrag des Abg. Rickert verwies das Haus darauf die Vorlage an die Rechnungskommission.

Ohne Debatte wurde der Gesetzentwurf, betreffend die Einlösung und Präklusion der von dem vor— maligen Norddeutschen Bunde ausgegebenen , in erster und zweiter Berathung erledigt.

Den letzten Gegenstand der Tagesordnung bildete ein Gesetzentwurf, betreffend das dem Reiche gehörige, in der Voßstraße in Berlin gelegene Grundstück.

Durch das Gesetz vom 23. Mai 1877 war der Reichs⸗ kanzler ermächtigt worden, das Deckersche Grundstück und das in der Voßstraße 4 und 5 belegene Grundstück anzukaufen. Da der Reichstag das Deckersche Grundstück für das Parla⸗ mentsgebäude in Aussicht nahm, so wurde nachträglich in das Gesetz der Satz eingefügt, daß die Bestimmung Über den Zweck, dem die Grundstücke dauernd dienen sollen, bis zur Entschei⸗ dung üher die Baustelle des Parlamentsgebäudes vorbehalten bleiben solle. Durch diesen Wortlaut wird aber nicht allein das Deckersche, sondern auch das Grundstück in der Voßst raße iter gt. Die jetzige Vorlage hat nun den Zweck, diefe, wle ie Motive hervorheben, ursprünglich gar nicht beabsichtigte Ausdehnung der Beschränkung wieder aufzuheben. Der Abg. Reichensperger (Crefeld) bestritt, daß es nicht die Absicht des Hauses gewesen sei, die Beschränkung auch auf das Grundstück der Voßstraße auszudehnen.

Der Präsident des Reichskanzler⸗Amts, Staats-Minister Hofmann hielt die Behauptung der Motive aufrecht. Die da⸗ malige Aeußerung des Vorredners, auf die derselbe heute Bezug genommen, sei ihm wohl bekannt gewesen, die Reichsregierung habe aber kein größeres Gewicht auf dieselbe legen zu müssen eglaubt, weil diese Ansicht nicht im Sinne der Majorität des

uses, sondern als spezielle Ansicht des Vorredners geäußert worden sei. Wenn der letztere glaube, durch Verwerfung der Vorlage eine Beschleunigung der Lösung der Parlaments- gebäudefrage zu erzielen, so irre er sich. Die Schwierigkeiten, die

dieser Lösung entgegenstehen, seien derartig, daß sie durch den Druck, welchen die Beschränkung der Disposition über das Srunbstůck in der Voßstraße ausübe, sicher nicht gehoben werden könnten.

Die Vorlage wurde hierauf angenommen. Schluß 3 Uhr. Nächste Sitzung Sonnabend 11 Uhr.

Beschwerden in Post⸗ und Telegraphen⸗ sachen erleiden vielfach dadurch eine erhebliche Verzögerung in ihrer Erledigung, daß dieselben bei dem General⸗Post⸗ meister angebracht werden. Letzteres ist ebenso unrichtig, als wenn man einen Prozeß von vornherein bei der dritten Instanz anhängig machen wollte. Beschwerden gegen Post⸗ und Telegraphenanstalten gehören vor die Kaiserliche Ober⸗ Postdlrektion des betreffenden Bezirks, für Berlin vor die Kaiserliche Ober⸗Postdirektion daselbst (O, Königstraße 60). Genügt der von einer Ober⸗Postdirektion ertheilte Bescheid nicht, so hat man sich in Postsachen an das Kaiserliche General⸗Postamt, in Telegraphensachen an das Kaiser— liche Genergl⸗Telegraphenamt zu wenden. Erst nach⸗ dem diese 1 entschieden haben, kommt, wenn es sich um die Einlegung eines weiteren Rekurses handelt, in dritter Instanz der General-Postmeister, als Chef des gesammten Post⸗- und Telegraphenwesens des Reiches, in Betracht. Ueber dieses Verhältniß als letzte Berufungsinstanz hinaus hat der General⸗Postmeister mit derartigen gewöhn⸗ lichen Angelegenheiten des lausenden Dienstes direkt durchaus keine Befassung.

Der Bundesraths⸗Bevollmächtigte, Präsident des Groß⸗ herzoglich hessischen Gesammt⸗Ministeriums und Minister des Großherzoglichen Hauses und des Aeußern, sowie des Innern, Freiherr von Starck, ist hier angekommen.

Der General⸗Lieutenant von Conrady, Commandeur der 1. Division, hat sich zum Antritt seiner neuen Stellung nach Königsberg i. / Pr. begeben.

Bayern. München, 13. Februar. Die Abgeord⸗ netenkammer hat heute den Gesetzentwurf, betreffend die Erhöhung der Taxen, nach sechsstündiger Verhandlung gemäß den Ausschußanträgen angenommen. Damit ist in— direkt auch bereits die Einführung des Malz aufschlages in der Pfalz beschlossen, wenn schon die formelle Abstim⸗ mung hierüber erst morgen bei der Berathung des inn ge fee zu erfolgen hat. Bezüglich der gegen die Sim uktanf hulen in Großkarlbach gerichteten Petition hat der III. Ausschuß der, Kammer der Reichsräthe mit 4 gegen 1 Stimme Reichsrath Professor von Pözl) beschlossen: daß dem dies⸗ fälligen Beschlusse der Kammer der Abgeordneten beigestimmt werden solle. In Betreff des Budget⸗Postulats für die Königliche Bank in Nürnberg bemerkt der Ausschuß— referent der Kammer der Reichsräthe, Herr von Neuffer, in seinem Referat: „daß die Verhältnisse der Bank und deren Filialen in dem Bericht des Finanzausschusses der Kammer der Abgeordneten so eingehend und treffend geschildert worden seien, daß man füglich darauf Bezug nehmen könne. Wenn darin Cast wird, daß die Wirksamkeit der Bank für unsere Landwirthschast, für unsere Industrie, für unseren Handel seit einer . von Jahren eine äußerst wohlthätige und ersprießliche gewesen sei, so könne, abgesehen davon, daß dieselbe bis zum Jahre 1834 das einzige Bankinstitut des Landes war, um so weniger daran gezweifelt werden, als viel⸗ eitig der Wunsch laut Hurde: die Anstalt meg durch Zu⸗ ühring größerer Mittel in den Stand göétetzt werden, ihre Wirksamkeit weiter auszudehnen. Der Vorfall in Bamberg sei daher in vielfacher Beziehung ein recht leidiger; derselbe werde aber der Staatsregie⸗ rung sicherlich Anlaß geben, solche Maßnahmen zu ergreifen, durch welche künstig derlei Vorkommnissen vorgebeugt werden könne und den von der Kammer der Abgeordneten gestellten Anträgen Rechnung getragen werde.“ Im Ausschusse wurde den Beschlüssen der Abgeordnetenkammer einstimmig zugestimmt, nachdem der Finanz-Minister von Riedel erklärt hatte, daß zwar an dem Wirkungskreis der Bank nichts ge⸗ ändert, aber künftiger Schaden durch verbesserte Visitationen und verbesserte Organisation der Filialen verhütet werden solle. Einleitung zu diesen Verbesserungen sei bereits getroffen, und es stehe deren baldige Beendigung in Aussicht.

Sachsen. Dresden, 14. Februar. Die Zweite Kammer bewilligte heute die Mittel zur Ausführung der Linie Eibgu⸗Oberoderwitz und der Sekun därbahnen Wilkau⸗Kirchberg und Pirna⸗Berggießhübel. Eine längere Debatte entspann sich über die Frage, ob die Linie Wilkau⸗Kirchberg schmalspurig, wie die Regierung vorschlägt und das Deputationsmitglied Hartwig befürwortete, oder normalspurig, wie die Majorität der Deputation beantragte, ausgeführt werden sollte. Die Kammer entschied sich gegen 14 Stimmen für den Antrag der Majorität.

Desterreich⸗Ungarn. Wien, 14. Februar. (W. T. B.) Im Abgeordnetenhause erklärte heute bei der Zoll debatte der Handels⸗Minister, es sei Pflicht der Regie⸗ rung und der Volksvertretung, einen definitiven Zustand zu schaffen. Die gegen die Vorlage erhobenen Widersprüche ständen im Widerspruch zu einander, die Vorlage halte die goldene Mittelstraße ein und berücksichtige die reellen Ver⸗ hältnisse. Der Minister konstatirte, daß bei zahlreichen er eee nn ein Rückschlag eingetreten und daß es daher nothwendig sei, Reformen zu schaffen. Diefelben könnten nicht blos in Jollherabsetzungen bestehen, es müsse vielmehr eine allgemeine Korrektur vorgenom⸗ men werden. Auch müßten die Stimmen Ungarns gehört werden, endlich sei Rücksicht auf das Ausland zu nehmen. Irrthümlich sei es, von einem Tauschhandel mit Ungarn be— züglich Erhöhung der Finanzzölle für eine Erhöhung der Industriezölle zu reden. Desterreich brauche die Flnanzzölle eben so gut, wie Ungarn. Der Tarif trage keineswegs einen so arg protektionistischen Charakter, wie man es ihm vorwerfe. Die Regierung habe an ihrem anfänglichen Programme, nämlich an der Aufhebung des englischen Nachtragsvertrages festgehalten, sie wünsche ferner die thunlichste Festhaltung an dem , und das Offenhalten der Möglich⸗ keit, günstige Verträge abschließen zu können. Der Vertrag mit. Deutschland sei gescheitert, weil Deutschland augen⸗ blicklich keine dringende Ürsache gehabt habe, den Vertrag fertig zu stellen, wahrend Oesterreich wegen des 2 an eine bestimmte Frist gebunden gewesen sei. Die Regierung

1. den Vertrag gewollt, wolle ihn noch und hoffe auch auf ein Zustandekommen. Die Regierung habe die Schutzzoll⸗ Partei nicht um den Preis des Tarifes für den Ausgleich ge⸗ winnen wollen, sondern fen. die Absicht gehabt, die In⸗ dustrie zu kräftigen und zu fördern. Die Gegner des Tarifes möchten sich wohl überlegen, welche Konseguenzen die Ableh⸗ nung desselben nach sich ziehen würde. Schließlich empfahl der Minister, auf die Spezialdebatte einzugehen.

Schweiz. Bern, 13. Februar. (N. Zürch. Ztg.) Der Sta ern verlangte heute von dem Bundesrath Bericht und Antrag über die Festsetzung der Entschädigung an die Kantone, welche Maßregeln gegen die Reblaus ergriffen haben, und verwarf üach langer Debatte mit 17 gegen 14 Stimmen das Zürcher Initiativbegehren, betreffend Einstellung des Bezugs der Hälfte der Militärsteuer und 2 von Geldkontingenten von den Kantonen bis zum Erlaß eines neuen Militärsteuergesetzes, nach dem Antrage der Kommissionsmehrheit; die Minderheit wollte 60 Prozent der Geldskala erheben.

Sroßbritannien und Irland. London, 14. Fe⸗ bruar. (W. T. B.) Der Prinz von Wales und der Herzog von Connaught reisen heute Abend nach Berlin ab, um daselbst den Vermählungsfeierlichkeiten am Königlichen Hofe beizuwohnen. Der Parlaments⸗Unter⸗ Staatssekretär im Departement der Kolonien, James Lowther, ist nunmehr zum General-Sekretär für Irland er— nannt worden.

14. Februar, Nachts. (W. T. B.) Im Oberhause lenkte heute Lord Cairns die Aufmerksamkeit auf den „Franconia“⸗Fall und brachte eine Bill ein, wonach die Kompetenz der englischen Gerichte auf das offene Meer und bis zu solcher Entfernung ausgedehnt werden soll, wie sie zur Vertheidigung der Sicherheit des Landes nothwendig erscheint. Alle von Ausländern auf ausländischen Schiffen inner⸗ 6 der territorialen Kompetenz begangenen Vergehen sollen nach ritischen Gesetzen bestraft werden, wenn dies der Minister des Innern für Recht hält. Die territoriale Kompetenz soll sich bis zu dem völkerrechtlich festgestellten Punkte erstrecken. Die Bill passirte die erste Lesung, worauf sich das Haus vertagte.

Frankreich. Paris, 13. Februar. Das „Journal officiel“ veröffentlicht ein Dekret des Präsidenten der Repu⸗ blik, demzufolge die Enquete über das Kommuni⸗ kationswesen auch auf Algerien ausgedehnt werden soll und ein siebenter Regionalausschuß eingesetzt wird, der die Frage, wie das algerische Eisenbahnnetz im Interesse der Ko⸗ lonisirung am zweckmäßigsten erweitert werden könne, ein⸗ gehend zu prüfen hat. Es handelt sich darum, die bereits angelegten oder konzessionirten 1400 1500 km Schienenwege zu verdoppeln und namentlich eine ununterbrochene Eisenbahn⸗ verbindung zwischen den Grenzen von Tunis und Marokko einerseits und mittelst Zweigbahnen zwischen den Hafenstädten und den großen Centren andererseits herzust llen.

15. Februar. (W. T. B.) Der General Aym ard ist zum General-Gouverneur von Paris an Stelle des Generals Ladmirault ernannt worden. Letzterer tritt zu⸗ rück, da er das Lebensalter, bis zu welchem ein solches Amt bekleidet werden darf, erreicht hat.

Italien. Rom, 14. . (W. T. 9. Die „Gazzetta ufsiziale“ veröffentlicht ein Dekret, durch welches die Einberufung des Parlaments auf den 7. März ver⸗ schoben wird. Die Feierlichkeiten bei der Be— stattung der Leiche Piu s' JX. sind gestern Abend in sehr erhebender Weise vor sich gegangen. Nur die eingeladenen Personen hatten Einlaß in die Kirche erhalten; vor derselben hatte sich eine große Menschenmenge angesammelt, die öffent⸗ liche Ordnung wurde indeß in keiner Weise gestört. Die Kongregation der Kardinäle hat die Geschäfts— ordnung für das Konklave berathen. Wie verlautet, werden fast alle 64 Kardinäle an dem Konklave Theil nehmen. Die Speisen für die im Konklave versammelten Kardinäle sollen im Vatikan selbst zubereitet werden. Die Nachricht, daß Garibaldi sich am nächsten Sonnabend nach Rorm be— geben werde, wird von der „Agenzia Stefani“ als unrichtig bezeichnet.

San Remo, 14. Februar. (W. T. B.) Der König von Württemberg ist heute nach Stuttgart zurückgereist, die Königin hat sich nach Nizza begeben.

Türkei. Konstantinopel, 14. Februar. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Kammer verlas der erste Se— kretär des Sultans ein Dekret, in welchem die Auflö⸗ sung der Kammer ausgesprochen wird. Die Kaiserliche Bot⸗ schaft, durch welche das Parlament aufgelöst wird, motivirt diese Maßregel durch die gegenwärtige Lage der Dinge. Der Sultan spricht dem Parlament seinen Dank für die erwiesenen Dienste aus und erklärt, er hoffe, daß die neue Kammer bald einberufen werden könne. Aus Thessalien werden wei⸗ tere Zusammenstöße mit den Aufständischen gemeldet.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 12. Fe⸗ bruar. Die „Post. och Inr. Tidn.“ bringt in ihrer heutigen Nummer folgende Mittheilung: „In Veraniassung einer in verschiedenen . Zeitungen vorkommenden und von schwedischen Zeitungen wiedergegebenen Notiz sind wir autorisirt worden, mitzutheilen, daß eine Verlobung zwischen Sr. Königlichen Hoheit dem Kronprinzen und einer aus⸗ ländischen Prinzessin weder eingegangen, noch bisher beabsich⸗ tigt gewesen ist.“

Dänemark. Kopenhagen, 12. Februar. (H. C.) Heute nahm die zweite Lesung des Budgets pro 1878/75 im Folkething ihren Anfang. Es wurde zunächst der Etat des Ministeriums des Innern in Berathung gezogen.

14. Februar. (W. T. B.) Bei der heutigen Be⸗ rathung des Budgets für das Ministerium des Auswärtigen im Folkething erklärte der Minister des Au swärti⸗ gen auf eine ihm von dem Ausschuß⸗Berichterstatter gegebene Veranlassung, die Hoffnung auf Erhaltung des allgemeinen Friedens fe noch nicht aufgegeben, die Regierung sei be⸗ müht, Dänemark außerhalb der Begebenheiten zu halten, es liege im Augenblicke entschieden nichts vor, was die Friedens⸗ hoffnungen der Regierung abschwächen könnte. Zugleich deutete der Minister darauf 1 daß der (bereits telegraphisch signa⸗ lisirte) gestrige Artikel der „Berlingske Tidende“ von der Re⸗ gierung inspirirt fi und desavouirte auf das Bestimmteste das Gerücht, betreffend die Sperrung der Ostsee und ähn⸗ liche Nachrichten, „woran übrigens kein vernünftiger Mensch geglaubt hätte.“ .

Der russisch⸗türkische Krieg.

Ueber das Passiren der Dardanellen durch die englische Flotte liegen heute folgende Telegramme des W. T. B.“ vor:

9

und wird heute Abend bei Konstantinopel eintreffen.

Konstantinopel (via Odessa), Donnerstag, 14 Februar. Die . hat die Dardanellen ohne Widerstand passirt und wird heute Abend vor Prinkipos erwartet. Zwei Panzerschiffe sind bei Gallipoli zurückgelassen worden, 4 wer⸗ den bei den Prinzeninseln stationirt werden. Der „Flamingo“ wird sich nach dem Bosporus begeben, um die Verbindung mit dem englischen Botschafter Layard aufrecht zu erhalten. Das englische Konsulat hat die freie Einfuhr von 3000 Tonnen Kohlen nachgesucht.

London, Donnerstag, 14. Februar, Mittags. Eine Spezialausgabe der „Times“ enthält ein Telegramm aus St. Petersburg von heute, worin es heißt, der russischen Regie—⸗ rung solle bereits die Nachricht von der Ankunft der englischen Flotte in Konstantinopel zugegangen sein.

London, Donnerstag, 14. Februar, Nachmittags. Eine Speziglausgabe des „Daily Telegraph“ bringt ein Telegramm aus Pera von gestern, wonach die englische Flotte gestern Nachmittag 3 Uhr die Dardanellen passirt hätte. Die Pforte habe sich mit einem einfachen Protest begnügt.

London, Donnerstag, 14. Februar, Abends. Der Ad⸗

miralität ist eine Depesche des englischen Konsuls in Chanak— Kalessi zugegangen, welche bestätigt, daß gestern 6 Schiffe der englischen Flotte die Dardanellen passirt haben. Der türkische Pascha in Chanak-Kalessi erhob gegen die Durchfahrt der Schiffe formellen Protest, that aber keinerlei aktive Schritte, um dieselbe zu verhindern. Der englische Admiral hatte Be⸗ fehl, mit oder ohne Erlaubniß der türkischen Regierung in die Meerenge einzulaufen und die zum Schutze der hinter ihm , , gefechts bereiten Schiffe erforderlichen Vorkehrungen u treffen. z London, Donnerstag, 14. Februar, Abends. Der Ad⸗ miralität ist von dem Admiral Hornby die telegraphische Mit⸗ theilung zugegangen, daß das englische Geschwader in die Dardanellen ohne Widerstand der türkischen Forts eingefahren ist. Indeß hat die Admiralität über das Eintreffen des Ge⸗ schwaders vor Konstantinopel noch keine Nachricht erhalten.

London, 14. Februar. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Oberhauses erklärte Lord Derby in Beantwortung einer Anfrage Lord Strathedens, nur Rußland habe Wien als Konferenzort beanstandet, er halte diese Schwierigkeit aber weder für eine lang andauernde, noch auch für eine den Zu⸗ sammentritt der Konferenz verhindernde. Lord Granville richtete wegen des Einlaufens englischer Schiffe in die Dardanellen eine Anfrage an die Regierung. Lord Derby erwiderte, die eingelaufenen Schiffe seien vor Konstantinopel oder richtiger dieselben ankerten bei den Prinzeninseln, 2 englische Meilen unterhalb Konstan— tinopels. Dem Admiral sei volle Willensfreiheit gelassen, die Schiffe da ankern zu lassen, wo es ihm am sichersten scheine. Wegen der von der Pforte erhobenen Einwendungen habe die Regierung sich sofort mit der Psorte in Kommunikation ge⸗ r und den Botschafter Layard angewiesen, derselben die ab⸗ olute Nothwendigkeit des Einlaufens der Flotte auseinander zu setzen. Die Pforte habe hierauf formellen Protest erhoben, aber keine Schritte zur Verhinderung des Einlaufens der Flotte gethan. Das englische Kabinet, obschon bereit, den Ein⸗ wand der Pforte zu respektiren, habe dennoch geglaubt, daß die Pforte in dieser Angelegenheit nicht vollständig frei handele. Ueber die Aktion Oesterreichs vermöge er noch nichts mit

Bestimmtheit zu sagen. Was Rußland anbetreffe, so sei das

Cirkulagrtelegramm des Fürsten Gortscha koff bekannt; er habe indeß gestern ein weiteres Telegramm erhalten, welches besage; Das britische Kabinet habe angezeigt, daß es im Be⸗ riff stehe, einen Theil der Flotte nach Konstantinopel zu . zum Schutze der Person und des Eigenthums britischer Unterthanen, deren Sicherheit nach den dem englischen Ka⸗ binet zugegangenen Nachrichten gefährdet sei. Rußland beabsichtige einen Theil seiner Truppen zeitweilig nach Kon⸗ stantinopel genau zu demselben Zwecke zu entsenden, mit dem einzigen Unterschiede, daß der Schutz Rußlands, wenn nöthig, auf alle Christen ausgedehnt werde. Die eng—⸗ lische und die russische Regierung würden somit eine Pflicht der Humanität erfüllen, die beiden gemeinfam eigen sei und es könne dieser Akt daher, da er seiner Natur nach ein fried⸗ licher sei, nicht den Charakter gegenseitiger Feindseligkeit an—⸗ nehmen. Lord Derby fügte seiner Mittheilung hinzu, die Depesche Gortschakoffs sei versöhnlich und nicht ohne eine gewisse Unterlage, allein er müsse doch sagen, das britische Kabinet könne nicht zugeben, daß der Fall einer militärischen Besetzung der Stadt Konstantinopel selbst mit demjenigen der Entsendung von Kriegsschiffen nach einem Hafen unterhalb der Stadt gleichbedeutend sei. Diese Ansicht habe er auch in seiner Antwortsdepesche ausgedrückt. Auf eine weitere Anfrage Dunsay's erklärte Lord Derby, nicht die gesammte englische Flotte, sondern nur ein Theil derselben habe die Dardanellen passirt. (W. T. B.) Im Unterhause erklärte auf die An⸗ fie Lord Hartingtons der Schatzkanzler Northeote, ie Pforte habe die Erlaubniß zur Durchfahrt der eng lischen Flotte durch die Dardanellen verweigert, die englische Regierung habe darauf Befehl gegeben, daß die Flotte in die Dardanellen einlaufen solle. Der Gouverneur der Dar— danellen habe dagegen protestirt, er glaube indeß nicht, daß türkischerseits materieller Widerstand geleistet worden se und vermuthe, daß sich die Flotte jetzt in der Nähe von Konstantinopel befinde. Gegen die Ansicht Rußlands, daß durch das Einlaufen der englischen Flotte Rußland zu einer Besetzung Konstantinopels berechtigt werde, habe das englische Kabinet protestirt und namentlich hervorgehoben, daß, da die Bewegung der englischen Flotte zum Schutze englischer Unterthanen unternommen werde, eine Besetzung Konstan⸗ tinopels durch die Russen nicht gerechtfertigt erscheine. Auf eine weitere Frage Howe's wiederholte Northeote, türkischerseits ij seines Wissens, kein materieller Widerstand oder ein Wider⸗ tand geleistet worden, der irgendwie als ein thatsächlicher an⸗

abe nur protestirt. Bei der zweiten Lesung der ill, betreffend die Kreditforderung von 6 Millionen Pfd. Sterl., wies Northeote den der Reglerung von Jenkins ge⸗ machten Vorwurf des Mangels an Aufrichtigkeit zuruͤck, während Gladstone seine Einwendungen gegen eine Allianz

6 werden könne, der Gouverneur der Dardanellen

Konstantinopel, Mittwoch, 13. Februar, Mittags. (Direkt Meldung des hiesigen „Havasschen Bureaus“. Die englische Flotte hat heute Morgen die Dardanellen passirt

mit Oeslerreich oder einer anderen Macht wiederholte, wenn diese Allianz die Beschränkung der Freiheit der europaäischen Unterthanen der Pforte bezwecken sollte. Gladstone zeigte zu⸗ gleich an, daß er morgen die Regierung darüber interpelliren

werde, wie Oesterreich seine Fan ger Rußland gegen⸗ über definirt habe. Im Laufe der Debatte suchte die Opposition namentlich in , zu bringen, ob die Regierung eine Besetzung Konstantinopels durch die Russen als einen Kriegs⸗ fall ansehe; sie vermochte jedoch darüber keinen Aufschluß zu erlangen. Die Kreditbill wurde in zweiter Lesung ohne Ab⸗ stimmung angenommen.

(W. T. B.) Das für heute beabsichtigt gewesene Meeting der konservativen Depu tirten im Carlton— llub wurde abbestellt in Folge einer von der Regierung eingegangenen Mittheilung, daß es bei der gegenwärtigen ernsten Lage der Dinge nicht rathsam sei, die Agitation gegen Lord Derby fortzusetzen.

15. Februar. (W. T. B.) Die Note, welche Lord Derby in Betreff der beabsichtigten Besetzung Kon⸗ stan tin opels durch russische Truppen an das Petersburger Kabinet gerichtet hat, ist, wie die „Daily News“ erfahren, in gemäßigtem Tone gehalten. Lord Derby soll darin feine Befriedigung darüber ausgedrückt haben, daß Rußland keine feindseligen Pläne verfolge und daß die Besetzung Konstan— tinopels durch russische Truppen den Schutz der Ehristen aller Nationen zum Zweck habe. Der Unterschied jedoch zwischen dem Vordringen der Russen und der Bewegung der englischen Flotte bestehe darin, daß Rußland bis vor Kurzem eine feind⸗ liche Macht gewesen sei, während die Flotte einer befreundeten Macht angehbre. Es fei zu befürchten, daß das Vorrücken der . eine große Aufregung in Konstantinopel hervorrufen würde.

(W. T. B.) Dem „Reuterschen Bureau“ wird aus Konstantinopel gemeldet, Layard habe Lord Derby berichtet, daß Kaiser Alexander dem Sultan telegraphisch mitgetheilt habe, daß er, falls die englische Flotte vor Kon— stantinopel erscheine, die Unigebung Konstantinopels in freund⸗ schaftlicher Absicht und zwar zu demselben Zwecke, wie Eng— land, nämlich zum Schutze der Christen besetzen werde. Es soll unrichtig sein, daß der türkische Ministerrath die Ab⸗ reise des Sultans nach Brussa für den Fall des Ein— marsches der Russen in Aussicht genommen hätte. Der Sultan würde in diesem Falle in Konstantinopel bleiben.

(W. . T. B) Dem „Standard“ zufolge ist das konservative Meeting im Carlton⸗-Klub definitiv aufge⸗ geben. Die Regierung hat in Sheffield eine große Anzahl stählerner Kanonenröhre und eine sehr erhebliche Quan— tität von Gewehrläu fen bestellt. Die Behörden in Malta sind angewiesen, über einen etwa disponiblen Raum zur Er⸗ richtung von Baracken zu berichten, da es wünschenswerth sei, in Malta eine Reserve von Matrosen zur schleunigeren Verstärkung der Orientflotte zu stationiren.

Wien, 14. Februar. (W. T. B.) Der „Polit. Korr.“ wird aus Konstantinopel von heute telegraphirt, gestern habe dort das Gerücht circulirt, der Sultan treffe Vorbe⸗ reitungen, die Residenz zu . Ein Theil der an nen Flotte ist vor den Prinzen-Inseln vor Anker gegangen, zwei Panzerschiffe sind bei Gallipoli geblieben. Aus Bukarest wird demselben Blatte gemeldet, daß zwei russische Lager in Rumänien gebildet werden sollen, das eine bei Plojesti mit einstweilen 36 000 Mann, das andere bei Roman in der Moldau mit i0 000 Mann. Anläßlich der von türkischen Banden bei Karditza in Thessalien und bei Rethymo in Kreta verübten Grausamkeiten, wegen deren die griechische Regierung, wie gemeldet, bei den Mächten Beschwerde erhob, ist nach einem Telegramm der „Pol. Korr.“ aus Athen vom 13. d. Seitens der Regierung der Beschluß gefaßt worden, die Armee auf 50 0065, die Marine auf 10 000 Mann zu bringen.

Bukaxest, 14. Februar. (W. T. B.) Der Großfürst⸗ Thronfolger von Rußland ist heute hier eingetroffen. Derselbe wurde vom Fürsten und von den Ministern em— pfangen, stattete der Fürstin einen Besuch ab und reiste so⸗ dann nach Galatz weiter.

Brindisi, 14. Februar. (W. T. B.) Der englische Dampfer „Escort“, welcher mit einer Ladung Torpedos von Fiume hier eingetroffen war, ist alsbald weiter gefahren, wie es heißt, nach Malta.

Europäischer Kriegsschauplatz.

St. Petersburg, 16. Februar. (W. T. B.) Offi⸗ zielles Telegramm aus Adrianopel vom 13. d. M, Abends 8 Uhr. Großfürst Nikolaus erhielt heute eine Mel— dung von dem Militär⸗Gouverneur von Sofia über ein am 25. v. Mts. stattgehabtes erfolgreiches Gefecht bei Küsten dil. Der Verlauf desselben war folgender: Am 24. v. M. rückte ein türkisches Detachement, bestehend aus 3 Tabors Infanterie, einem Kavallerie⸗ Regiment und 3 Geschützen von Egripalanka her vor und besetzte Küͤstendil, nachdem es eine Eskadron Charkowscher Uälanen zurückgedrängt hatte. Diese hatten sich mit einem Verluste von einem Todten und einem Ver⸗ wundeten nach Radomir zurückzogen. Am nächsten Tage sandte der Gouverneur von Sofia, General Arnolm, 1 Ba⸗ taillon des Ismailoffschen Regiments, 2 Bataillone Leibjäger, 4 Geschütze, 1 Batterie der Leib⸗Garde⸗Artillerie⸗Brigade, die 8. reitende Batterie, 1 Division Charkowscher Ulanen unter dem General Baron Meyendorf nach Radomir. Am 28. v. M. warfen unsere Ulanen⸗Eklaireure die feindlichen Vorposten hinter den Strumafluß zurück, während das Ismailoffsche Bataillon nach einem 40 Werst langen schwierigen Marsche über die Berge den Uebergang über den Strumafluß bei Konew besetzte und die Ueberfahrt durch ihre Positionen schützte. Am 29. d. M. ließ General Meyendorf das Ismailoffsche Bataillon mit 3 Geschützen und einem Peloton Ulanen die feindlichen Stel⸗ lungen umgehen, um den Türken den Rückzug von Küstendil nach Egripalanka abzuschneiden. Die übrige Kavallerie wurde auf die Chaussee nach Dubna dirigirt, um die rechte türkische Flanke anzugreifen. Mit den übrigen Truppen beabsichtigte General Meyendorf die Türken von der Front her gleichzeitig mit der zur Umgehung entsandten Kolonne. Als indeß von dem Commandeur des ö, Bataillons, Flügeladjutanten e n. die

eldung eingetroffen war, daß die Umgehung der tuͤrkischen Position erst am Abend beendigt sein könnte und bemerkt worden war, daß die Türken Artillerie fortfuhren, also ihren Rückzug beabsichtigten, ertheilte General Meyendorf ben Be⸗ fehl, daß das erste Bataillon der Leibjäger mit der achten reitenden Batterie Küstendil von der Front her und die Division der Charkowschen Ulanen von der rechten

Flanke her angreifen sollte. Die Ulanen führten den

Angriff mit großer Heftigkeit aus und drangen gleichzeiti

mit den Türken in die Stadt ein. Zu derselben Zeit 6 auch das Bataillon des Le: b⸗-Garde⸗Jäger⸗Negiments in die Stadt ein und vertrieb mit dem Bajonett die Türken aus den Häusern. Diese ergriffen unter Zurücklassung von 1 Fahne, 1 Standarte, gegen 150 Todten und 100 Gefan⸗ genen die Flucht. Die Ulanen verfolgten den Feind gegen Egripalanka, bis sie den Befehl erhielten, in Folge der ein⸗ getretenen Dunkelheit die weitere Verfolgung einzustellen. Die Verluste der Russen waren nur gering, dieselben betrugen 1 Ulan todt, 9 Mann verwundet, darunter 5 Ulanen, 3 Leib⸗ jäger und 1 Artillerist.

Asiatischer Kriegsschauplatz.

St. Petersburg, 15. Februar. (W. T. B) Ein Telegramm des Golos“ aus Kars vom 14 d. meldet, es seien türkische Bevollmächtigte aus Erzerum bei dem russi⸗ schen Corps⸗Kommandanten eingetroffen, um über die Räu⸗ mung Erzerums, welche binnen 7 Tage erfolgen sollte, zu verhandeln. Wie verlautet, würden die Russen Erzerum am 17. d. besetzen.

Nr. 3 des Archivs für Post und Telegraphie, Beiheft zum Amtsblatt der Deutschen Reichs⸗Post⸗ und Telegraphenverwal⸗ tung“, hat folgenden Inhalt: Akfenstücke und ÄAuffätze: Die Reform der internationalen Telegraphentarife. Die italieni⸗ schen Postsparkassen. Das preußische Stromgebiet der Weichsel. Kleine Mittheilungen: Gruppentelephone. Die Einnahmen der Postverwaltung in den Vereinigten Staaten von Amerika. Die im Jahre 1877 innerhalb des Deutschen Reichs neu eröffneten Cisenbahnstrecken. = Ueber die Vermögens. und Bevölkerungsver⸗ hältnisse der australischen Kolonien. Zeitschriften⸗NUeberschau.

Neichstags⸗ Angelegenheiten.

In der Nummer 37 des Reichs- und Staats ⸗Anzeigers vom Dienstag, den 12. d. M., ist die Konstituirung der IV. Abtheilung des Reichstags durch ein Versehen unseres Berichterstatters unrichtig mitgetheilt: Stellũvertretender Vorsitzender ist der Abg. Pr. Harnier und stellvertretender Schriftführer Br. Pfeiffer, nicht umgekehrt.

VI. Der Etat für die Reichs ⸗Ju stizver waltung weist an Einnahmen (Kap. 11) außer 73 M Entschädigung fuͤr Brenn⸗ materialien von Dienstwohnungsinhabern 53 117 (4 5673 S) vom Reichs ⸗Oberhandelsgericht auf.

Die fortdauernden Ausgaben (Kap. 65 und 66) belaufen sich auf 806 182 M. (CK 7965 0). In Zugang gestellt sind wegen der vermehrten Geschäftslast 2 Räthe, 1 Bureaubeamter, 1 Kanzlei⸗ sekretär und 1“ Bote, wogegen durch den Üebergang des Grundstückg Wilhelmstraße 75 in das Eigenthum den ö 22 000 S Miethe u. s. w. erspart werden.

VII. Der Etat für das Reichs-Eisenbahnamt ist in Einnahme (Kap. 12: 2339 S6) und Ausgabe (Kap. 67: 277 750 46) unverändert geblieben.

VIII; Ebenso der Etat für das Reich skanzler-Amt für Elsgß⸗Lothringen (Ausgabe Kap. 68: 171 760 ).

VIILa. Der Etat der Reichsschuld ist neu aufgestellt. Die Ausgaben sind auf 7201 500 MS (4 3 301 4090 Mn) festgesetzt. Devon sind 42 500 Æ . (4 37 400 6 Kap. 69) für die Verwaltung be⸗ stimmt, darunter neu 20 000 S für die Herstellung der Schuld⸗ papiere und 19009 6 zur Verfolgung der Verfertiger und Ver⸗ breiter falscher Reichskassenscheine. . Verzinsung (Kap. 69 a,) sind 3 159 009 ½ (M 1704 0900 6) ausgeworfen. Das mit 5 159 0600 4 zu verzinsende Schuldkapital der 4 prozentigen Reichsanleihe ist pro 1. April 1878 auf ca. 77 805 006 M angenommen. Außerdem sind 1 560 000 S, (4 1560 000 S½) zur Ver⸗ zinsung der Schuldverschreibungen der Schatzanweisungen ausgeworfen, welche zur Deckung der bezüglichen einmaligen Ausgaben der Marine⸗, Post. u. s. w. Verwaltung ausgegeben werden. 40 009 Jo, bezw. 2400 000 ½ zur Verzinsung der vorübergehenden Verstärkung des Betriebsfonds der Reichs⸗Hauptkasse, bezw. zur Durchführung der Münzreform aufgenommen, sind aus anderen Titeln auf diefen Etat übertragen.

II. Der Etat für den Rechnungshof des Deutschen Reichs (Ausgaben Kap. 70: 452 910 6) um 49 044 M erhöht worden, weil 1 Direktor, 1 vortragender Rath, 4 Revisoren u. f. w. neu in Ansatz gebracht sind. 35 450 S6 der Ausgaben erstattet Elsaß-Lothringen unter VI. Kap. 14 der Einnahme des Reichs haus- halts Etats. 10 009 AM sind, wie im laufenden Etat, als einmalige Ausgaben für Revision der Kriegskostenrechnungen bestimmt.

X. Der Etat über den allgemeinen Pensionsfonds weist in Kap. 13: 19776 ½½ C 10776 6) eigene Einnahmen auf. Vie Ausgaben sind: Kap. 71: Verwaltung des Reichsheeres, Preußen 15 928 809 MS ( 26 652 M6), Sachsen 840 280 Mƽ (4 25 878 S6). Württemberg 712 520 S (— 50 674 ½½), zusammen 16581 600 M ( 123 448 SM); Kay. 72: Marineverwaltung 299 880 MJ 57 408 1M); Kap. 73: Civilverwaltung 221 725 ½ (4 1137510; Kap. 74: sonstige Pensionen 750 600 M (— 162 000 44); im Ganzen 17 853 205 AM. (— 216305 49.

XI. Der Etat über den Reichs⸗Invalidenfonds ba⸗ lanzirt in Einnahme und Ausgabe mit 32 063 157 M ( 1515 954 414. Von den Einnahmen, Kap. 15, sind 24 636 474 MS. (— 407 526 06) Zinsen und 7516 683 ƽ (— 1 198428 Sς,) Kapitalzuschuß. Der Pensionsstand war Ende Juni 1877 in Folge des Krieges 1870— 71: Preußen 1) 43 517 Invalidenpensionen (10 622 951 S), 2) 2611 (6 254 253 6. Pensionen für Offiziere, Aerzte und Be⸗ amte, 3) 1223 (575 925 S) Bewilligungen für Hinterblie⸗ bene der Oberklassen und 4) 21 468 3 690407 S6), desgl. der Unterklassen. Sachsen ad 1: 2098 696870 1, ad 2: 217 520 092 AM, ad 3: 49 24150 S, ad 4: 985 145 638 S9, Württemberg ad 1: 1955 337 333 S6, ad 2: 119 373 891 4M, ad 3: 37 18 600 S, ad 4: 190 28 566 4 Bayern ad 1: I085 1 828719 6, ad 2: 10973 2337 292 M, ad 3: 137 69 472 M, ad 4: 1167 - 168 948 ½½. Preußen in Folge der Kriege vor 1870 ad 1: 9158 1735011 M, ad 7: 712 14105 987 41, ad 3: 257 94140 1, ad 4: 4390 489 390.40 Sachsen ad 1: 545 S6 082 MS, ad 2: 17 34 933 M, ad 3: 17 10 200 4, ad 4: 95 1100 40 Württemberg ad 1: 189 43 056 4, ad 2: 1 2572 4, ad 3: 5 1675 M0 Ehemalige schl swig⸗holsteinische Armee ad 1: 1304 199 868 4, ad 2: 347 257 640 6, ad 3: 59 22 543 S, ad 4: 79 11126 , zusammen 1779 491177

Statistische Nachrichten.

Nach Mittheilung des statistischen Bureaus der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 3. bis incl. 9. .. er. zur Anmeldung gekommen: 155 Ehe⸗ ilehunden. 837 Lebendgeborene, 35 Todtgeborene, 500 Sterbe⸗ älle.

Unter den Aktenstücken des 11. Hannoverischen Provinzial- Landtages befindet sich eine Nachweisung über die Verwendungen behufs Armenunterstützung im Bezirk des Landarmen⸗ verbandes der Provinz Hannover im Jahre 1875, welcher wir folgende Daten entnehmen: In der Provinz Hannover waren 3545 Armenverbände vorhanden mit 20350117 Cinwohnern, die im Ganzen 11 167 008,80 6 Staatssteuern, im Durchschnitt 5,50 M ent⸗ richteten. An Armenmitteln wurden im Jahre 1875 aufge⸗

2

8

* ] ö

.. ..

66

52