1878 / 51 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 28 Feb 1878 18:00:01 GMT) scan diff

Regierung dem versammelten Landtage einen solchen zu⸗ lassen, der zwar allgemein die Organisation der öffentlichen Gesundheitspflege sich ur Aufgabe stellt, aber insofern mit dem ersteren kor⸗ respondirt, als er für das zu erlassende Reichsgese

zugleich die ausführenden Organe Der Entwu

umfaßt 29 n Er setzt Orts⸗Gesundheitsbehörden und Kreis⸗-Gesundheitsbehörden ein und regelt die Funktionen der Regierung, Abtheilung des Innern, als Landes Gesund⸗ heitsbehörde. n den ersteren beiden findet neben den diri⸗ irenden Polizeibeamten, Aerzten, Thierärzten, Chemikern und auch das Laienelement seinen Wirkungskreis, indem Gemeinde⸗ und Kreisvertretungen eine größere Zahl von Mitgliedern in die betreffenden Gesundheitskommissionen zu wählen haben sollen.

Elsaß Lothringen. Straßburg, 27. Februar. (W. T. B.) Anläßlich der für morgen auf die Tagesordnung des Reichstages gesetzten Interpellation des Abg. Winterer, betreffend die Verweigerung der Erlaubniß zum Erscheinen des Blattes „Der Elsässer“, weist die „Straß⸗ burger Zeitung“ darauf hin, daß die betreffende Genehmigung deshalb nicht ertheilt worden sei, weil durch die Verbffent⸗ lichung des Programms des projektirten Blattes in mehre⸗ ren französischen Journalen zweifellos dargethan wor⸗ den sei, daß es sich hierbei um Uebertragung der französischen katholisch⸗sʒozialistischen Bewegungen auf das Reichsland ge⸗ handelt habe.

Niederlande. Haag, 27. Februar. (W. T. B.) Die Regierung hat den Kammern einen Gesetzentwurf, betreffend die Aufnahme einer Anleihe von 44 Mill. Gulden zu 4 Proz., rückzahlbar in 56 Jahren al pari, vorgelegt. Die⸗ selbe soll zur Deckung des Defizits und zur Ausführung öffentlicher Bauten verwandt werden. Behufs der Zah⸗ lung der Zinsen und der Amortisation soll die Erbschafts⸗ steuer um 23 Mill. erhöht werden.

Großbritannien und Irland. London, 27. Fe⸗ bruar, (C. C.) In der gestrigen Unterhaussitzung er— widerte der Unter⸗Staatssekretär für Indien, Lord G. Hamilton, auf eine Anfrage des Hrn. Onslow, daß die Meldung der „Times“ von der bedingungs⸗ losen Uebergabe der Dschowakis durch einen Bericht des Vize⸗Königs von Indien bestätigt worden sei. Das gemeinte Telegramm der „Times“ aus Calcutta vom 24. d. M. lautet: „Gestern Abend empfing die Regierung die erfreuliche Nachricht, daß die Dschowakis endlich die ihnen auferlegten Friedensbedingungen bedingungslos angenommen hätten. Ihre Deputation sollte heute in Peschawur ankom⸗ men, wo der Gouverneur des Punjab seit ellichen Tagen weilt, um vermöge seines persönlichen Einflusses die Friedens⸗ unterhandlungen zu einem befriedigenden Abschlusse zu bringen. Berichte von der Grenze melden, daß gewisse Stämme, die den Dschowakis freundlich ge⸗

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sinnt sind, er , . das Verhalten des Emirs 11

n , f obwohl er fich jetzt weigert, ihnen in ihrem Kampfe mit

der indischen 3 Beistand zu leisten. Der Erfolg unserer Negierung in dieser Angelegenheit wird ohne Zweifel nicht allein den gesammten Grenzstämmen zur höchst heilsamen Lehre, dienen, sondern auch wahrscheinlich als ein mächtiger Hebel wirken und den Emir veranlassen, seine Haltung feindseliger und eifersüchtiger Entfrem⸗ dung zu verandern und unsere Freundschaft und Bundes⸗ genossenschaft zu suchen. Das einzige Argument, das diese grientalischen Fürsten verstehen, ist das der militärischen Macht, und es ist demnach angezeigt, ihnen gelegentlich zu zeigen, daß, wenn es nothwendig ö wir vollkommen vor⸗ bereitet sind, die Alternative des Krieges zu acceptiren. Berichte aus Madras und My ore lauten keineswegs be⸗ friedigend. Die Lebensmittelpreise fallen wider Erwarten nicht, sondern behaupten eine steigende Tendenz. Die Berichte aus dem Nordwesten und DOule sind ih fals ungünstig. Die ärmeren Klassen leiden den drückendsten Nothttand.“ Earl Bathurst, von 1827 bis 1860 Sekretär des Ge⸗ n Raths, ist im Alter von 87 Jahren gestorben. Die

eerswürde geht auf seinen Neffen, Mer. Allen Bathurst sseit 2! Jahren konservatives Unterhausmitglied für Cirencester) in Gloucestershire über. Da der Parlamentsvertreter für Canter⸗ bury, Mr. Butler⸗Fohnstone das Unterhaus verläßt (er hat auf seinen Sitz verzichtet), so stehen demnach wieder zwei Neuwahlen bevor.

Spanien. Madrid. 27. Februar. (Cöln. Ztg.) In den Cortes erklärte der Finanz⸗Minister Orovio, daß das Gleichgewicht im nächsten Budget wieder hergestellt sein werde. Die Regierung sei ihren Verpflichtungen seither ohne Aufschub nachgekommen.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 28. Februar. (W. T. B) Der „Regierungsbote“ ner fer ic einen Kaiserli en U ka s, d. d. 22. Februar, durch welchen der Finanz⸗ Minister ermächtigt wird, von Zeit zu Zeit Reichs⸗Schatz⸗ obligationen auszugeben. Dieselben sollen auf eine nicht kürzere als dreimonatliche und nicht längere als einjährige Frist ausgegeben und die Zinsen nur für die entsprechende Fa ist ge⸗ zahlt werden. Der Nominalwerth der Obligationen soll nicht weniger als 1000 Rubel betragen. Die Obligationen können jährlich bis zu einer Summe ausgegeben werden, welche vom Kaiser zu bestätigen ist.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 23. Fe⸗ bruar. (H. C.) Bekanntlich wurden bei der Reorganisation der ,, Volksvertretung im Jahre 1865 die besonderen Ange egenheiten des Adels sogenannten Adel sversamm⸗ lungen zugewiesen, die alle drei Jahre abgehalten werden. Die vierte derartige Versammlung ist' diefer Tage hier zu⸗ , Es handelt sich, dabei lediglich uͤm

nanzielle Angelegenheiten, namentlich um die Verwal⸗ tung und die Verwendung des recht bedeutenden, dem Adel als solchem gehörenden Vermögens, welches nach und nach durch Schenkungen entstanden ist und fast ausschließlich zu lebens län 3 oder zeitweiligen Unter⸗ ützungen verwendet wird. Dieses Vermögen betrug Ende 1876 in runder Summe 2124 600 Kr. Rus dem Bericht der Direktion des „Ritterhauses“ ersieht man, daß während

drei freiherrliche Geschlechter (Sture, Ihre und Sprengtpor⸗ ten) und . adelige Geschlechter ausgestorben sind. Außerdem sind zehn andere adelige Geschlechter als erloschen aus den offiziellen Listen der schwedischen 2 Familien 2 worden, weil in ihren Stammtafeln kein noch am eben befindliches männliches Mitglied verzeichnet ist, welches im Laufe der letzten 0 Jahre geboren wäre. Die Gesammt⸗ angabe der jetzt am Leben befindlichen Adelsgeschlechter Schwedens ist 395, nämlich 67 gräfliche, 161 freiherrliche und 667 einfache adelige Geschlechter. Die be⸗ sonderen Angelegenheiten der schwedischen Kirche werden, laut Verordnung vom 16. November 1863, von der Synode 8er fn geregelt. Die Synode besteht aus Delegirten der chwedischen Geistlichkeit, unter dem Vorsitz des Erzbischofs, und tritt jedes fünfte Jahr zusammen. Sie hat sich über alle kirchlichen Angelegenheiten auszusprechen, die ihr vom Könige, sei es in Folge eines Reichstagsbeschlusses, oder ohne einen solchen, zur Begutachtung Üüberwiesen werden, sowie über die Fragen, die vo: den Mitgliedern der Synode in Anregung gebracht werden. Die Synode wird in diesem Jahre, und zwar noch während der . zusammen treten. Die 6 Millionen Kronen, welchs der Reichstag zur Fort⸗ setzung der schwedischen Staatsbahnanlagen bewilligt hat, sollen zur Weiterführung der Stammbahn von Storvik bis Ange (1940 000 Kr.) und zum Bau der Querbahn von Torpshammer bis zur Reichsgrenze (3 786 000 Kr.) verwendet wer zen.

Christiania, 23. erh, Dem hiesigen „Morgenblad“ zufolge, will die norwegische Regierung vom Skorthing die Genehmigung zur Aufnahme einer Staatsanleihe von 31 Millionen Kronen zu Eisenbahnanlagen verlangen. Für das Finanzjahr 1878,79 ist für den Bau von Eisen⸗ bahnen und zur Untersuchung neuer Linien ein Betrag von 134 Millionen Kronen ausgeworfen worden, wovon ca. 1800000 Kronen durch kommunalen und privaten Aktien⸗ beitrag gedeckt werden, während der Rest aus Mitteln zu be—⸗ streiten ist, die durch eine Staatsanleihe beschafft werden müssen. Am 27. d. Mts. wird die Eisenbahn über das Jaederengebirge, von Ecker sund bis Stavanger, feierlich eröffnet und am 1. März dem öffentlichen Verkehr übergeben werden. Der Bau der Bahn begann im Herbst 1874.

Dänemark. Kopenhagen, 25. Februar. (H. C) Gestern Nachmittag fand auf dem Blegdamsfelde eine von der sozialistischen Centralverwaltung berufene Volksversamm⸗ lung statt, um das Resultat des Auftrages der Deputation u berathen, welche von einer vor Kurzem abgehaltenen fhhio r n Arbeiterversammlung zu dem Zwecke gewählt worden war, dem Conseilpräsidenten und dem Kopenhagener Ober ⸗Präsidenten die Vorschläge und Forderungen der sozialistischen Arbeiter aus Anlaß der Arbeitslosigkeit zu übermitteln. In dem Antwortschreiben des Conseilspräsidenken, das verlesen wurde, wird ift daß die Regierung, wenn das nöthige

eld bewilligt werde, 366 die projektirten größeren Arbeiten in Angriff nehmen werde, daß aber kein Grund vor⸗ . enden Produktionsverhältnisse einzugreifen , , rere gleit verand en Bed;

frere Redner dieses Antwortschreiben kritisirt hatten, wurde istimmig eine von dem Dirigenten der Versammlung, Tischler Andersen, beantragte Resolution angenommen, welche die Deputation beguftragt, dem Conseilspräsidenten nochmals die früheren Vorschläge. und Forderungen schriftlich vorzu— tragen, jedoch nicht, wie in dem Antwortschreiben des Con— seilspräsidenten betont werde, als von „einzelnen Arbeitern“ ausgehend, sondern als Erklärung der sämmtlichen Arbeiter des ganzen Landes Die von (ca. 5000 Personen besuchte

Versammlung verlief ohne irgend welche Störung der Ruhe und Ordnung. .

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Amerika. Washington, 27. Februar. (W. T. B.) Aus gut unterrichteter Quelle verlautet, daß der Präsidenk Hayes, wenn er die Silberbill nicht mit seinem Veto be— lege, seine Approbation mit einer Botschaft an den Kon— greß begleiten werde, in welcher demselben eine er gänzende Gesetzgebung anempfohlen werden soll.

(R. B.) Ein Mitglied des Wahlprüfungsaus— schusses von Louisiana, Mr. Anderson, ist wegen Be⸗ trügereien in Verbindung mit der jüngsten Präsidentenwahl zu ö. Jahren Gefängniß bei harter Ärbeit verurtheilt worden.

Der russisch⸗türkische Krieg.

St. Petersburg, 27. Februar. (W. T. B.) Die . Russe“ sagt, die jüngst von Londoner Blättern ublizirten Mittheilungen über die russischen Friedens⸗ edingungen wären vielfach ganz unrichtig. So habe Ruß⸗ land unter Anderem z. B. niemals die Ausweifung der muselmännischen Einwohner aus Bulgarien verlangt, sondern nur die Abberufung der türkischen Beamten und Truppen. Auch die Angaben . lich der Dardanellenfrage seien un⸗ richtig. Diese Frage bleibe der europäischen Entscheidung vor⸗ behalten. Der Reichskanzler Fürst Gortschakoff be⸗ findet sich heute besser.

London, 27. Februar. (W. T. B) Musurus Pascha hatte eine längere Konferenz mit Lord Derby. Heute hat ein mir nen gt stattgefunden.

(W. T. B. Die „Pall Mall . schreibt: Wir sind autorisirt zu erklären, daß man besch ossen hat, Lord Napier ef Magdalg als Sberbefehlshaber eines Expe— ditions-Corps im Falle eines Krieges, mit Garnet Wol— seley als Generalstabs⸗Chef, zu verwenden.

28. Februar. (W. T. B.) Die Ernennungen von Lord Napier von Magdala zum Ober⸗Befehlshaber des Expeditionscorps, und des Generals Wolseley zum Generalsstabs⸗ Chef desselben werden offiziell bestätigt. Die Gardebrigade ist auf, Kriegsfuß gesetzt worden, die Arsenale entfalten eine verdoppelle Thätigkeit; es wird Ma— terial für temporäre Eisenbahnen beschafft. Das Kriegsamt at bis auf Weiteres den Uebertritt in die Reserve inhibirt. er „Standard“ erklärt das Gerücht, daß Lord Derby in Folge der Ernennungen Lord Napiers und Wolseley's seine unh lassung gegeben hätte, auf das Entschiedenste für unbegründet. Der „Standard glaubt, daß diese Maßregel nöthig geworden sei, weil England die ruffischen Bedingungen nicht sanktioniren könne und, falls Rußland keine Konzessionen mache, möglichen⸗

der letzten drei Jahre ein gräfliches eschlecht (von Düben),

falls zum Schwerte werde greifen müssen. Ein Telegramm

e RKres = = falten der durch die Arber gn erer d mie, em

*

der Times“ aus Athen vom 27. d. meldet, Trikoupis wird sich morgen in einer Spezialmission an die Höfe der Großmächte begeben und zwar an nach London. Aus Pera vom 26. d. wird demselben Blatte telegraphirt: Die , . schreiten nur langsam fort, die Grenze für Bulgarien ist noch nicht fixirt; die Erörterung der Frage, 2 die Kriegskosten, hat noch nicht begonnen, die Ueber—= kb er Flotte ist nicht verlangt worden. Die Russen sind is Zeitinburnon vorgerückt.

28. Fehruar. (W. T. B) Von Seiten der Frie—⸗ denspartei ist beschlossen worden, am 17. März ein neues Meeting im Hydepark zu veranstalten.

Malta, 27. Februar. Das englische Geschwader unter Lord John Hay, bestehend aus den Schiffen „Minotaur“, „Black, prince“, Defence“, „Shannon“, „Forhound“ uns „Wye“, ist von Gibraltar hier eingetroffen. Die „Coquette“ ist nach der Besikabai abgegangen. Der „Helicon“ und der „Bittern“ werden demnächst dorthin gehen.

Wien, 27. Februar. (W. T. B.) Nach Meldungen der Polit. Korresp.“ aus Bukarest hätten die Türken die Sulingmündung geräumt und die Russen dieselbe besetzt Aus Athen wird derselben Korrespondenz von offizieller Seite berichtet, daß die in den insur girten' tür— kischen Grenzprovinzen täglich zunehmenden Greuelthaten türkischer irregulärer Truppen die Bemühungen der griechischen Regierung, eine mäßi— gende Haltung zu bewahren, erschweren und daß selbst die militärische Disciplin darunter zu leiden beginne. Von dem an der Grenze von Epirus echelonirten Jägerbataillon desertirten 200 Mann unter Führung des Lieutenants Bairektari und überschritten die . Der Kommandant der Truppen, Sapunzakis, wurde deshalb abberufen und der Commandeur des betreffenden Bataillons, Oberst-Lieutenant Douglis, zur Disposition gestellt. Lieutenant Bairektari wurde in den Armeelisten gestrichen; der Präfekt von Akarnanien wurde abgesetzt. Die auf der Grenzlinie echelonirten Grenzbataillone warden in Domnitza und Agrimion internirt und der Rest der an der Grenze stationirten Truppen nach Carauavara und Vonitza zurückbeordert.

Asiatischer Kriegsschauplatz.

St. Petersburg, 27. Februar. (W. T. B.) Ein offizielles Telegramm aus dem Kaukasus vom 26. d. meldet:

22. d., Vormittags um 11 Uhr, erfolgte die endgültige Räumung Erzerums durch die Türken und die Besetzung desselben durch die russischen Truppen. Die Bevölkerung ö sich vollkommen ruhig. In der Stadt blieben nur türkische Kommandos bei den Lagervorräthen bis diese den Friedensbedingungen gemäß den Russen übergeben werden.

Aus dem Wolffschen Telegraphen-Bureau.

St. Petersburg, Donnerstag, 28. Februar. In hiesigen bestunterrichteten Kreisen werden die von dem n . Bureau“ verbreiteten über die Friedens⸗ bedingungen a

Statistische Nachrichten.

Das neueste (197 Heft der Zeitschrift des Königlich Pre ußischen statistischen Bu reaus enthält einen Aufsatz über die Betriebs ergebnisse der europäischen Eifen' bahnen in den ag e 1865 und 1875, von dem Professor Pr. G. Stürmer in Bkomberg. Nach demselben waren Ende if in Europg 148 244 km Eisenbahnen im Betriebe (gegen li62 im in 1845, 34 923 km in 1855, 75 130 Km in 1865, 141 948 Em in 1815); in den Vereinigten. Staaten 124 6495 kim, in Sstindien 11161 km. Es enifielen Ende 1876 auf jöh Du. km Flächeninhalt an km Eisenbahnen in: Belgien 12,13, Großbritannien und Irland 8,85, Schweiz 5,7, Niederlande d-b6, Deutschland 39, Frankreich 4,25, Dänemark 3,57, Desterreich= Ungarn 289, Italien 68, Spanien 1,29, Portugat l, 19, Ru⸗ mänien 02, Schweden 95, Türkei 042, Rußland G37, Norwegen 0,21, Griechenland O2; in ganz Europa 1,50, in den Ver— einigten Staaten 1,3, in Ostindien G47. Auf 10005 Einwohner entfielen an km Eisenbahnen in: Schweden 9 67, Schweiz 8, 96, Groß⸗ britannien und Irland 8,14, Dänemark 7,6, Deutschland 6, 82, Belgien 6,14, Frankreich 6,23, Niederlande 4,96, Oesterreich⸗Ungarn 464, Norwegen 3,70, Spanten 3.61, Italien 2, 8nf, Rußland 2b, Portugal 245, Rumaͤnien 2,43, Türkei 1,81, Griechenland 0, O8, in Europa 9, in den Vereinigten Staaten 2847, in Ostindien G5.

Das Anlagekapital der europäischen Bahnen betrug 1865: 23 508 0ö53 525 M (pro km 313 897 Mh, 1875: 43 178 555 673 spro km zos 445 υι); in Deutschland 1855: 1367 948 859 . (pro 1m, 174 795 M, 1865. 3 S594 is 741 S (pro kn 68 259 ch, 1815; 7097 275142 d (pro km 256 4·ꝝ0 M; in den Vereinigten Staaten 1867: 4691 524 M. (pro Kim 57 740 S), 1875: 18 632 834 520 S (pro km 156 812 „); in Ostindien 18665: 1196 832 196 46 (pro km 221 186 AS), 1875: 2161 308 679 M (pro km 206 744 S).

An Transportmitteln waren Ende 18755 in Europa vorhanden: 39 621 Lokomotiven, 84 684 Personen⸗, 936 082 Lastwagen. Auf je 19 Rm kamen 3 Lokomotiven (1865: 2,37), 6.3 Personenwagen (64. 70,5 Lastwagen (665,3). Die Lokomotiven durchliefen 958 373 920 Nutzkil. (1865: 506 152 94 Nutzkil.), durch schnittlich jede Lokomotive 24737 Nutzkil. (1865: 25 30 Vutzkil.. Die tägliche Zugfrequenz war 20,9 (1865: 19. In den Vereinigten Staaten kamen auf je 10 Rm nur 1,4 Loko—⸗ motiven, 1, Personen⸗ und 33,7 Lastwagen; die Lokomotiven durch- liefen dort 5is 05 618 Rutzkil. (durchschnittlich 35 261), die Zug⸗ frequenz war 1477 täglich. In Ostindien kamen auf je 10 m. 1,3 Lokomotiven, 3,9 Personen. und 23,6 Lastwagen; die Lokomotiven

legten daher 128 882 052 Nutzkil. (durchschnittlich 21 570) zurück; die

Zugfrequenz war 8,2 3569

Die Freguenz der Eisenbahnen war im Jahre 1875 in Europa 1922 685392. Personen und 500 745 137 *. Güter. (gegen 493 928 915 Personen und 240 413 743 t in 1865, davon 'in Deutschland 202 372 390 Personen und 123 0565 5753 t (gegen 254 916 Personen und 48 683537351 t in 1865); in den Vereinigten Staaten 16, 995 553 Personen und 167 895 122 t, in Sstiadien 26 779 457 Personen und 43388 660 t.

Die Bruttoeinnahmen der europäischen Eisenbahnen waren im

Jahre 1875 3 980 510 12 ½ (pro Kilometer 365 168 M), davon

342 0 vom Personen⸗ und 6l, 8 0 vom Güterverkehr. Die Betrieb ausgaben waren 54,8 (in Deutschland 55, g og) der Einnahmen. Die Nettoeinnahmen bellefen sich auf 1 800 25 663 M (pro Kilo—= meter 13 627 S669), 4,3 9 der Anlagekosten. Pro Zugksllometer waren die Einnahmen 3,90 , die Ausgaben 2, 10 MSM. In den Ver⸗ einigten Staaten betrug die Bruttoeinnahme 17 525 pro Kilo⸗ meter, davon 27,6 o aus dem Personen⸗ und 72,4 ½ gus dem Güter⸗/ verkehr, die Betriebsausgaben bildeten 63, L 0 der Einnahmen; die

Nettoeinnahme war 6465 S pro Kilometer, 4,1 o der Ünkagekosten Die Einnahme stellte sich pro Zugkilometer auf 3,5 .

die. Ausgabe auf 1,98 6 In Ostindien brachten die Bahnen pro Kilometer 14914 M Bruttoeinnahme, davon 33, 2 aus dem Personen.· und 63, 5,9 aus dem Güterverkehr. Die Be— triebsausgaben bildeten 50 So der Einnahmen. Die Nettoeinnahme pro Kilometer betrug 6318 S6, 3, 47/9 der Anlagekosten. Pro Zug⸗ kilometer waren 5, 13 M Einnahme und 2,50 160 Ausgabe.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Wie schon telegraphisch gemeldet, ist am 26. Februar in Rom der bekannte Astronom Pater Ange lo Secchi nach längerem Leiden im Alter von 60 Jahren gestorben. Er war zu Reggio geboren, wandte sich, dem Orden Jesu angehörend, dem Studium der Astronomie zu und war zuletzt Direktor des Collegio Romano in Rom. Seine meteorologischen und magnetischen Untersuchungen wurden in der Ge— lehrtenwelt sehr geschätzt, seine bedeutendsten Arbeiten aber sind die spektralanalytischen Untersuchungen der Sonne und starkleuchtender

ixsterne. Neben Palmicri wandte auch Secchi den Eruptionen des ; ö und den damit verbundenen Erscheinungen seine Aufmerksam⸗ eit zu.

Im Verlage des Berliner Lithographischen Instituts, (Julius Moser, Berlin W., Potsdamerstraße 116), ist eine Verkehr skarte der Provinz Schlesien erschienen. Dieselbe, im Maßstabe von 1: 600 900 nach. amtlichen Quellen ven dem Poßtsekretär Hrn. Leh⸗ mann bearbeitet, weist in deutlichem sauberen Druck sümmtliche Postorte Schlesiens, die Kunststraßen, Eisenbah nen mit den Entfer⸗ nungen, die Telegraphenanstalten u. s. w. nach. Die Postorte sind noch besonders in einem Verzeichniß zusammengestellt, in welchem auf das Quadrat der Karte hingewiesen wird, in dem der Ort zu finden ist Außerdem enthält das Verzeichniß die Einwohnerzahl der Orte und bei den größeren Notizen über Gasthöfe, Sehenswürdig⸗ keiten, Droschkentarlfe u. dergl.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Die Nachrichten über die Verheerungen der Reblaus in k— 5 lauten immer schlimmer. Nach statistischen Mitthei— ungen des „Economiste Frangais“ waren im Hérauli⸗Departement vor dem Erscheinen der Phyllorera 170 009 ha mit Reben bepflanzt, der jährliche Durchschnittsertrag belief sich auf 12 000060 hi, alfo ungefähr 79 nl auf 1 ha. Bis jetzt hat man seit dem Auftreten des gefährlichen Insekts 57 456 ha aufgegeben, und es werden Über—⸗ haupt nur noch 4 000 000 hl im Werthe von etwa 48000006 Fr. erzeugt. Im vergangenen Jahre betrug der Verlust in runder Summe (im Vergleich zu früheren Zeiten) 80 000 0090 Fr.

Gewerbe und Handel.

Die Aktiengesellschaft für Wagenbau (Jos. Neuß) hat im Jahre 1877 einen Bruttogewinn von 84 141 ½ erzielt; von demselben wurden 50135 6 durch die Handlungsunkosten und 20 352 S durch Zinsen absorbirt. Der Rest von circa 13 600 Mt. diente zu Abschreibungen. Eine Dividende gelangt demnach nicht zur Vertheilung. Auf dem Grundstücke, welches in der Bilanz mit 1L 2000090 M bewerthet ist, lasten Hypotheken im Betrage von 450 000 1M; schwebende Schulden sind nur für 290 9765 MS vorhanden, denselben stehen Forderungen in Höhe von 135 792 M gegenüber.

Die Neuen Berliner Messingwerke (Wilh. Borchert) haben im vergangenen Jahre einen Reingewinn von 139 813 S0 er— zielt. Es entspricht dies einer Verzinsung von ungefähr 53 ( des Aktienkapitals von 25569090 „, doch ist über die Vertheilung des Gewinns noch nicht Beschluß gefaßt.

Die Nerddeutsche See und Fluß -Versicherungs⸗ K wird für 1877 eine Dividende von 130 zahlen.

Die Dividende der Pkömmerania, See- und Flu ß⸗ versicherungs⸗Gesellschaft, ist nach der „Ostsee⸗ Ztg.“ auf 159 festgesetzt worden.

Die Dividende der Preußischen See⸗Assecuranz⸗ Compagnie ist vom Aufsichtsrath auf 16/½ vom Einschußkapital für 1877 festgestellt worden.

Nach dem Geschäftsbericht der Po mmerschen Eisen⸗

ießerei⸗- und Maschinenbau⸗Aktiengesellschaft für 1877 ken der Bruttogewinn 128 645 M. Auf Betriebskonto wurden 94 952 M, auf Steuernkonto 1580 , auf Reisekosten konto 5334 4, auf Interessen konto 5235 MS verausgabt. 1 ½ wurde von den Ge⸗ bäuden mit 15819 6 abgeschrieben, 5 Jo mit 2553 M von den Ma⸗ schinenbauwerkzeugen, 5 / mit 4331 1 von den Eisen⸗ und Metall⸗ Zießereiwerkzeugen, 13 9 mit 685 e von Pferden und Wagen. An Tantieme für den Aufsichtsrath sind 615 Ss verausgabt. In der Bilanz finden sich das Grundstück⸗ und Gebäudekonto mit 433 640 , das Cassakonto mit 7851 6, das Cambiokonto mit 14 478 S, aus—⸗ stehende Forderungen mit 121 255 6, das Materialien und Fabri⸗ kationskonto mit 127 358 6, das Eisen und Metallgießereiwerkzeug‘ Utensilien⸗ und Modellkonto mit 51 797 ½, das Pferde⸗ und Wagen⸗ konto mit 33886 M; auf der Passivseite außer dem Aktienkapital von 675 009) ½ das Hypothekenkonto von 137 767 ƽ . Der Reserve⸗ fonds beträgt 13 397 M, die Kreditoren 2094 ½, der Garantie⸗ fonds 6500 M Die Bilanz schließt auf beiden Seiten mit 847 930 ½ ab.

Die J Portland⸗Cement⸗Verblend⸗ ziegel⸗ und Thonwaaren-Fabrik schließt das Jahr 1877 mit einem Verlust⸗Saldo von 303 214 MS bei einem Aktienkapital von 1275 000 . Auf dem Unternehmen lasten Hypotheken im Gesammt⸗ betrage von 668 712 , außerdem hat die Gesellschaft für 243 000 Accepte im Umlauf.

Die Norddeutsche Bank in Hamburg hat nach dem Jahresbericht im Jahre 1877 einen Reingewinn von 4052 812 0 gegen 3 799 683 M im Jahre 1876 erzielt. Die Ursache dieses Ueberschusses hat die Bank der Betheiligung an verschiedenen grö— ßeren und Vorschußgeschäften zu danken. Was das Effektengeschäft anbe⸗ trifft, so betheiligte sich die Bank konsortialiter an der Preußischen kon⸗ solidirten Anleihe von 1877, der Deutschen Reichsanleihe, der 3oscigen Sächsischen Rente, der 4 9 gen garantirten Halle⸗Sorau. Gubener e e fn und an den 480 igen Altong-⸗Kieler Eisen⸗ bahn⸗Prioritäten 1II. Emission, welche sämmtlich im Jahre 1877 ab⸗ gewickelt wurden. Ferner an der 41 6igen Ghristiania Stadt⸗An⸗ leihe, den 5 igen Gothaer Grundkredit⸗Pfandhriefen 1II. B., der 5 doigen neuen Hamburg ⸗Amerikanischen Packetfahrt-Prioritäts-An—⸗ leihe J. und 1I. Emisston, der 4 0digen Rechte Sderufer⸗Bahn Prioritäten und den 49 9½igen Ostpreußischen Südbahn Prioritäten, die noch in Abwicklung begriffen sind. Von Verlusten ist die Bank nicht verschont geblieben. Sie hatt: auf vorhandene kleinere Forde⸗ rungen Ausfälle im Betrage von etwa 55 000 M. und war außer⸗ dem gezwungen, auf einen größeren, egen Sicherheiten gegebenen Tersgnß einen namhaften Betrag k weil der betreffende Vorschußnehmer zur Zeit zahlungsunfähig ist. Auch auf die Forderung der Bank an die Deutsch⸗Brasilianische Bank, auf welche im Jahre 1877 keine Eingänge erfolgt sind, hat die Verwaltung wiederum 100½ fortgeschrieben, so daß dieselben jetzt nur noch mit 20 9 zu Buch stehen. Der Umsatz in den regelmäßigen Geschäfts· branchen der Bank ist in stetem Sfeigen begriffen, derselbe belief sich im Debet auf 4382 322394 6, im Kredit auf 4 378270 08. M, jzusammen also auf 8769 592 978 MS gegen 8 308014 212 M im Jahre 1873. Der Reservefonds und das Delkrederekonto blieben un⸗ verändert mit zusammen 6909 990 M dotirt, das Erträgniß des Re⸗ servefonds betrug 1877: 174287 ½ς. Die Dividende beträgt für 1877: 8 oso (gegen 8o/so für 1876).

Dem Geschäftsbericht der Pester Ungarischen Kem⸗ merzialbank sind folgende Mittheilungenentnommen: Die Geschäfts⸗ verhältnisse im Allgemeinen haben in dem abgelaufenen Jahre sich nicht zum Besseren gewendet. Die Abschreibung dubiofer Ausstände betrug im Laufe des Jahres 84 319 Fl., dagegen sind von früheren Du⸗ biosen eingegangen 19914 Fl.; es verbleiben die in

dem dieser ihn von hinten zu argen sucht.

der Bilanz pro 1877 in Abschreibung gebrachten 64396 Fl. Der Reservefonds, welcher sich Anfang 1857 mit 9607 Fl. bezifferte, stellte sich mit Zuschlag seines vorjährigen Erträgnisses auf 10 476 Fl. und wird durch 540 des Reinerträgnisses von 1877 mit 15 302 81. in das Jahr 1878 übergehen. Das Erträgniß des abgelaufenen Jahres y,. 221 530 gi nach Abzug von 599 Zinsen für 5000 Aktien mit 125 0900 Fl. leit NUeberschuß 96 530 Fl; hiervon sind abzurechnen Hoso für den Reservefonds 4826 FI., 2os9 für den Pensiong⸗ fonds 1939 Fl, Tos Tantime der Direktlon 6757 Fl., Pauschale dem Aufsichtsrath 3000 Fl, die übliche Subvention der Pester Handelg⸗ Akademie 40 Fl., so ß 79 616 Fl. verbleiben; hierzu der Gewinn⸗ vortrag aus 1866 1128 Fl., ergeben sich zur Vertheilung 80715 Fl. Die Direktion beantragt hiervon 16. Fl. pr. Aktie als Super⸗ dividende zu vertheilen, daher mit Inbegriff der 5'/o oder 12,50 Fl. an Zinsen für das II. Semester, 28,58 Fl. für den am 1. März J. J. fälligen Coupon zu bejahlen; wonach sich einschließlich der für das J. Semester bereits ne. 57/9 oder die Verzinsung einer mit 500 Fl. eingezahlten Aktie auf 41 Fl. stellt. Die schließlich ver⸗ bleibenden 715 Fl. wären als Gewinn auf das Jahr 1878 vorzu— tragen. Helsingfors, 21. Februar. Die Firma Otto Sprange in Wiborg hat Konkurs angemeldet.

Verkehrs⸗Anstalten.

Southampton, 27. Februar. (W. T. gz des Norddeutschen Lloyd „Donau“ ist

Der Dampfer ier eingetroffen.

Berlin, 28. Februar 1878.

Die Ausgrabungen zu Olympia. XX. (Vergl. Nr. 278 d. BI. v. J. 1877.)

Olympia, 11. Februar. Das seit dem letzten Berichte verflossene Vierteljahr ist an plastischen Funden nicht so reich gewesen, wie die ersten anderthalb Monate der laufenden Ar⸗ beitsperiode, um so reicher aber an epigraphischen und archi⸗ tektonischen Entdeckungen, welche unsere Kenntniß der Altisto⸗ pographie mächtig gefördert haben.

Die Grabungen vor der Westfront des Zeustempels haben wiederum einen Ken taurenkopf (19. Nov. 1877) und zahlreiche kleinere Fragmente der westlichen Giebelgruppe zu Tage gefördert. Dieser Kopf, der südlichste aller bisherigen Hier clan? (er lag fast 40 m südwestlich von der S. W. Ecke des Tempels), ist besonders bezeichnend für den drama⸗ tischen Realismus, mit dem hier Wildheit und Kampfesungestüm jener Pferdemenschen geschildert werden: der Kentaur zerfleischt mit seinen Zähnen den Arm eines Lapithen, mit Der straubige Bart um den verzerrten Mund des Kentauren, das rückwärts flatternde Haar, ursprünglich auch ein Paar lange spitze Pferdeohren, deren Einsatzlöcher sich noch erhalten haben, soll⸗ ten den Ausdruck grasser Wildheit noch steigern. Von dem Lapithen ist nur der linke Arm übrig.

Eine Erweiterung des Erdabstichs nach W. bis auf ca. 50 m von der Tempelfront und ein Vorstoß nach S. W., der in Folge der glänzenden Funde unternommen wurde, welche unser voriger Bericht aufgezählt hat, ergab für die Giebel⸗

ruppe nur wenige geringe Splitter. Nach dieser Seite hin

urn eine römische Ziegelmauer, die ca. 32 m west⸗ lich vor der Westfront entlang zieht, die Grenze unserer Hoffnung auf weitere Ergänzungen der Giebel⸗ gruppe zu bilden. Freilich haben wir uns innerhalb des neuaufdeckten Terrains kaum erst dem antiken Boden genähert; es hat sich derselbe aber bereits durch sehr zahlreiche Münzen und Bronzefragmente von Statuen und Geräthen, neuerdings auch durch eine Olympioniken⸗Inschrift auf rothem Marmor und einen schön gearbeiteten bronzenen Kinderarm (9. Februar) anzukündigen begonnen.

Auch die Umwälzung der gewaltigen, vom Tempel herab⸗ gestürzten Bauglieder, mit denen das Terrain vor der West⸗ front förmlich übersät ist, und die Durchsuchung des Erd⸗ reichs unter demselben hat zahlreiche Fragmente von Giebel⸗ statuen und viele Bronzefunde geliefert. Unter den letzteren verdient eine vorzüglich erhaltene, etwa aus dem sechsten vor— christlichen Jahrhundert stammende Bronzeurkunde als ein Stück ersten Ranges hervorgehoben zu werden. Sie ist in elischem Dialekt abgefaßt und bezieht sich auf eine Eintheilung des Bürger⸗ rechts durch die bisher noch gänzlich unbekannten Chaladrier. Es ist diese am 6. Dezeniber 1877 gefundene Inschrift das älteste aller bisher auf olympischem Boden ausgegrabenen epigraphischen Denkmale geschichtlich wie sprachlich von gleich hohem Interesse.

Zu den schwierigsten Aufgaben, welche uns für diesen Winter gestellt waren, gehört der Abbruch und die genaue Durchsuchung des gewaltigen Mauervierecks am ö tempel, durch das sich die Bewohner des olympischen Thales in frühbyzantinischer Zeit gegen die Einfälle räuberischer Horden zu schützen gesucht haben.

In Anlehnung an die Südwest⸗ und Nordostecke des hoch⸗ ragenden Tempelfundamentes sind jene Mauern in einer Breite von ca. 3 m sehr solide aus antiken Quadern, Säulen⸗ trommeln, Architraven, Triglyphen, kolossalen marmornen Löwen⸗ köpfen von der Traufrinne des Zeustempels und namentlich sehr zahlreichen Statuenbasen zusammengefügt worden und haben sich daher als eine fast unerschöpfliche Fundgrube nicht nur für die architektonische Rekonstruktion der Altisgebäude, son⸗ dern auch für Sieger⸗ und Ehreninschriften aller Art erwiesen. Unter den ersteren nenne ich hier nur zwei, welche bereits Pausanias gelesen haben muß (VI., 10,9 u. 9,2), die des Oresthasiers Tel lon und des Mänaliers Tenokles, welche beide als Knaben im Faustkampf siegten. Das Standbild des Letzteren, von dem sich leider nur noch die Fußspuren erhalten haben, war von (dem jüngern) Polyklet, wie die Inschrift meldet und auch Pausanias berichtet. Andere Künstler, wie Sophokles (2 Inschristen) und Pyrilampos haben wir erst, aus olympischen Inschriften kennen gelernt. Unter den übrigen Ehreninschriften verdient besonders diejenige einer Erwähnung, mit welcher die Eleer die Statue , des bekannten Historikers Polybios, des Lykortas Sohn, aus Megalopolis, weihten. Auch zwei Nachkonimen desselben wurden noch in später Zeit der gleichen Ehre gewürdigt.

Beim Abbruch des Gewirres von elenden Hütten in der Umgebung des östlichen Theils dieser byzantinischen Mauer sollten wir in vollständigerer Weise als bisher über die Zeit und die Lebensweise der Leute belehrt werden, die sich hier ihre kümmerlichen Wohnstätten aus den antiken Bau⸗ und Statuentrümmern, welche der Bau der großen Mauer übrig⸗ gelassen, aus Ziegelscherben und dazwischen gestopfter Erde zusammengeflickt haben. Am Abend des 22. Dezember v. . nämlich stießen wir dicht an der byzantinischen Sstmauer auf

einen 3 der verschiedenartigsten durch Eisenrost zu einem förmlichen lumpen zusammengewachsenen Gegenstände, die von . Besitzer offenbar eilig und hastig, vielleicht vor nahender Gefahr in einer Ecke seines Hauses vergraben wor⸗ den waren. Das Hauptstück war ein mächtiges Thonfaß, in dem zwei kleine bis an den Rand mit Kupfermünzen gefüllte Thonkannen verborgen waren. Auch auf dem Boden des n. und einem anderen Thongefäß neben dernselben waren

upfermünzen . . im Ganzen mehrere Tausende im Gewicht von 6 Kilogrammen. Die noch kernnlichen Stücke gehören nach der Bestimmung Dir. Friedlaenders der Zeit Tonstantins des Großen, Leo l. (157 474) und des Justinian (627 -= 565) an. Frühestens also im 6. Jahrhundert n. Chr. ver⸗ grub der Bewohner dieses Hauses sein Geld zusammen mit seinem Koch⸗ und Hausgeräth: einem Kessel, einer Flasche und drei Kannen aus Bronze, einem eisernen Kohlenhaken und einem großen löffelartigen Instrument aus Eise . Fer⸗ ner fand sich hier sein ganzes eisernes Ackergeräth: 5 Hacken, 2 Schaufeln, eine Brechstange, mehrere Messer, etwa ein Dutzend Sicheln, eine Kette mit Halseisen u. dergl. m. Von Ackerbau und Weinkultur werden also schon damals die Be⸗ wohner des olympischen Thales gelebt haben, wie auch jetzt unsere Nachbaren, die Bauern von Druva und Miraka. Auch sonst nämlich haben wir nicht nur eisernes Ackergeräth, wie Pflugschaaren, Sicheln und dergl. gefunden, sondern nament⸗ lich äußerst zahlreiche Keltern, aus antiken Inschriststeinen, Marmor⸗ und Muschelkalkplatten gefügt und in Säulen trommeln ausgehöhlt. Auf ein armes Bauerngeschlecht weisen auch ihre ärmlichen Gräber, welche sie, anscheinend dicht unter dem Boden der Gemächer, die sie bewohnten, aus antiken Stein⸗ und Thonplatten herstellten. Sie enthalten kaum jemals etwas mehr als die Ueberreste der steis mit dem Kopfe nach Westen bestatteten Leichen, die in den engen Grüften oft zu vieren neben⸗ und übereinander gepfercht sind. Nur in einem einzigen Falle fanden sich ein Paar silberplattirt? Nadeln und Spangen neben dem Skelette liegen.

Wichtigere und interessantere Resultate ergiebt der Boden sofort, sobald man unter diese späte Häuser⸗ und Gräberschicht auf das antike Niveau der Altis hinabsteigt. Außer den reichen Schätzen an Statuen und Inschriften, die hier früher gehoben worden sind, haben wir in den tieferen Schichten überall die Reste des einstigen ungeheuren Bronzereichthums der Altis auflesen können. So ergab ein kleiner Wassergraben, der in die entsprechende Tiefe hinabgedrungen war, auf einer Strecke von wenigen Metern außer zahlreichen Fragmenten von Kesseln, Dreifüßen u. dgl., mehrere werthvolle ältere Inschriften und namentlich zwei schöne bronzene Greifen köpfe. Der größere von beiden besonders (15. Januar 1878), welcher 36 em mißt, ist ein wahres Prachtstüͤck alterthümlicher Kunst, über und über mit einer reichen Graffitozeichnung von Schuppen und schlangen⸗ artig gewundenen Linien bedeckt. Er wird ursprünglich irgend ein Geräth, einen Kessel vielleicht, als zauberabwehrendes und zierendes Symbol geschmückt haben.

Dr. Georg Treu.

Der Verein gegen Verarmung und Bettelei hielt gestern Abend im Bürgersaale des Rathhauses seine Generalversamm⸗ lung ab. Der Verein, dessen 12500 Mitglieder alle Berufsklassen vertreten, hat im letzten Jahre feine Lage verbesfert. Die Zahl der Mitglieder hat sich um 2709, die Höhe der Beiträge um 16 700 10. gesteigert. Die Gesammteinnahme betrug überhaupt, einschließlich des Bestandes (4 000 M und der Mitgkiederbeiträge und Geschen ke (110 000 , 233 280 46 Die Ausgaben für Wohlthäͤtigkeitszwecke beliefen sich auf 140 0090 S. gegen 146 00 . im Vorjahre, die Gesammtausgaben erreichten eine Höhe von 165 849 M, so daß ein Bestand von 67 436 M½ς verblieb. Das Vermögen des Vereint hat sich somit nur um ca. J00) ½ verringert, während man nach den Ergebnissen des Vorjahres auf eine Unterbilanz von ea. 20 000 C gerechnet hatte. Die Zahl der Personen, denen noch mit einem Dar⸗ lehen geholfen werden konnte, hat wiederum abgenommen: die meisten der Petenten sahen sich genöthigt, um ein Geschenk einzukommen. Auch die Zahl der gelieferken Nähmaschinen hat abgenommen, weil die Möglichkeit des Erwerbes durch Maschinennähen sich verringert hat. Im Jahre 1877 sind 191, seit Bestehen des Vereins überhaupt 2297 Nähmaschinen geliefert, und zwar zumeist an Frauen. Die Nähmaschinen⸗ schule haben 120 Schülerinnen im letzten Fahre besucht, etwa 110 von ihnen haben hier eine Quelle des Erwerbes gefunden. Im Ganzen sind 1877 beim Verein über 17 6000 Gesuche eingegangen, gegen 14000 im Vorjahre. Die Lokalvereine haben zusammen 11000 M Zuschüsse aus dem Centralverein erhalten und ca. 40 000 Mƽ Ueberschüsse wieder abgeliefert.

Im Wallner Theater übt das Wichertsche Lustspiel Der Narr des Glücks“ mit Hrn. Friedrich Haafe als Graf Fresinau eine derartige Anziehungskraft aus, daß das Theater an den Wochentagen allabendlich ausverkauft ist und am Sonntag sogar das Orchester geräumt werden mußte. Den Glanzpunkt der Vor⸗ stellung bildet jedesmal die Erzählung des Gastes im dritten Akte, deren hohe künstlerische Vollendung beim Publikum stets den größten Beifall findet.

Die erste Aufführung der neuen französischen Komödie ‚Die Seil tänzerin“ (La Cigaler) von Meilhae und Halsoy im Residenz⸗Theater, mit Fr. Josefine Gallmeyer in der Titelrolle, ist nun definitiv auf Sonntag, den 3. März, 8 ; worden. Am Sonnabend bleibt das Theater wegen der Generalprobe geschlofssen. Am Freitag, den 1. März, findet die 72. und letzte Aufführung von Dora“ in dieser Gaison statt.

Die Posse „Hoch hinaus“ in Krolls Theater erzielte estern zum Benefiz des Hrn. Carl Weiß ein nahezu ausverkauftes aus Am nächsten Sonnta; geht derselben wiederum Hugo Müllers

Lustspiel ‚Duft“ voran, und muß diese Vorstellung, welche zu er⸗ mäßigten Preisen stattfinden wird, der Länge wegen bereits um 6 Uhr beginnnen. Am 5. März (Fastnacht) findet der letzte Ball in dieser Saison statt. Am 10. März wird dann defintiv die diesjährige Weihnachts⸗Ausstellung geschlossen, und am 12. be⸗ ginnen die italienischen Opern ⸗Vorstellungen unter Leitung des Impresario Cesare Trevisan ;

Der Direktion des Wol tersdorff⸗ Theaters ist es ge⸗ lungen, Frl. Emilia Chiom i, die Primadonna von Her Majestz's Theatre in London, zu einer Verlängerung ihres Gastspiels zu ver⸗ anlassen. Somit wird die anmuthige, jugendliche Künstlerin, welche sich durch ihre ausgezeichneten Gaben und Leistungen so schnell die Gunst des hiesigen Publikums gewonnen hat, nech zweimal als Traviata. und zwar am Freitag, den 1. März, zu ihrem Benefiz, und am nächsten Sonntaa definitiv zum letzten Male auftreten.

Im National -Theater wird Hr. Carl Mittell am Sonnabend mit dem „Victor von Berndt in dem Veilchenfresser n, bekanntlich eine seiner Glanzrollen, ein Gastspiel beginnen.

Im Concert⸗Hause kommt morgen Freitag) eine Novität Tan; der Priesterinnen von Dagon“ aus Saint⸗Sasns neuester Oper ‚„Simson und Delila“ zur ersten Aufführung, so wie die

Siegfried ⸗Idylle“ von Richard Wagner zur ersten Wiederholung.