1878 / 72 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 25 Mar 1878 18:00:01 GMT) scan diff

Sinne des Herrn Vorrednert gute und heilsame Resultate herbeizuführen, weil die nothwendige Folge jeder 14 eines Spezial · Porte⸗ feuille mit dem; Leg e ne die ist, daß die Ressortangelegenhei⸗ ten des Vize⸗Präsidenten das Uebergewicht über alle anderen Ressorts erlangen, und daß die Funktionen des Vorsitzenden als des Trägers der Ausgleichung unvermeidlicher Ressortfriktionen bestimmter zur Ver- wirklichung gelangen, wenn er allen Sxezialressorts gleichmäßig frei gegenübersteht. Wenn also der geehrter Herr Vorredner wünscht, daß Reibungen nicht in die Erscheinung treten, wenn der geehrte Herr Vor⸗ redner wünscht, daß in klarer programmartiger Weise vorgegangen wird, ferner in jedem Augenblick Jemanden zu haben, mit dem er sich aus⸗ einandersetzen kann, der nicht durch Ressortgeschäfte gehindert ist, son⸗ dern ex profeszo die Pflicht hat, gegenüber dem Lande das Ministe- rium zu repräsentiren und als Träger der Gesammtverantwortung zu fungiren, so meine ich, sollte er in der vorliegenden Einrichtung einen er m idee Fortschritt der Organisation, und nicht eine Abnor⸗ mität finden und ich glaube, daß deshalb der Abg Miquel und seine Freunde prinzipiell recht gehandelt haben, diesem Theile der Vorlage unter allen Umständen aus konstitutionellen Gründen ihre Zustim⸗ mung zu geben. Der geehrte Herr Vorredner ist endlich auch einge⸗ hend auf die Frage des Eisenbahn ˖ Ministeriums gekommen; ich bitte das hohe Haus, mich davon zu entbinden, auf diesen Theil näher einzugehen. Mein Kollege und Nachbar Achenbach wird noch im Laufe der Dis kussion Gelegenheit haben, die Einzelheiten, sei es in dieser oder in der anderen Lesung, zu erörtern.

Ich würde nunmehr dazu gelangen, auf das überzugehen, was eigentlich meines Amtes ist, meines Amtes als landwirthschaftlicher Minister und als solchen hat der geehrte Herr Vorredner, dem ich dankbar dafür bin, mich beibebalten wollen. Ich würde dazu kommen, als landwirthschaftlicher Minister über die zu begründende Ehe mit Domänen und Forsten mich eingehender zu äußern. Ich möchte aber auch in dieser Hinsicht für Details in diesem Augen- blick Ihre Geduld nicht in Anspruch nehmen und nur einige allge—⸗ meine Gedanken von mir geben, nachdem ich einmal das Wort er— griffen habe.

Meine Herren, darüber scheint im anzen Hause kein Meinungs—⸗ streit obzuwalten, daß es richtig sei, das landwirthschaftliche Mi⸗ nisterium zu vervollständigen und seinem Umfange nach zu ent⸗— wickeln. Es zeigte sich das auch bei früheren Gelegenheiten. Mei⸗ nungsverschiedenheiten bestanden nur immer darüber, ob diese Ent⸗ wickelung liegen sollte in der Richtung nach einem allgemeinen Ge⸗ werbs⸗Ministerium dergestalt, daß man Handel und Landwirthschaft mit einander verbände, oder aber in der Verbindung mit Domänen und Forsten. Ich gestehe, ich habe als Abgeordneter srüher die Mei⸗ nung vertreten, daß es richtig sei, die Kombination mit Handel und Gewerbe herzustellen; ich bin auch heute noch der Meinung, daß dies an sich theorctisch zulässig sei und daß unter gewissen Voraussetzungen ein solches Ministerium sehr wohl im Interesse des Landes arbeiten könnte, wie das auch in anderen Ländern geschieht. Dennoch hat mich die Erfahrung in meiner ministeriellen Thätigkeit dahin belehrt, daß unter den konkreten obwaltenden Verhältnissen das Vorzüglichere und das Richtig re darin besteht, das landwirthschaftliche Ministe⸗ rium mit den Domänen und Forsten zu vereinigen. Der Haupt— grund besteht nach meiner Erfahrung darin, daß ein Mi—⸗ nisterium, welches blos aus Landwirthschaft, Handel und Ge— werbe bestände, theoretisch⸗ dogmatisch genommen, zwar sehr gut konstruirt, würde ihm aber der Beisatz an positiver Verwaltung, an wirklichem unmittelbarem Eingreifen in die Dinge, der Beisatz an beamtetem Personal fehlen, welches ich für unentbehrlich erachte. Es würde dem Körper dieses Ministeriums diejenige Schwere fehlen, welche nach meinem Dafürhalten absolut unerläßlich ist, um eine richtige Komposition für die Verwaltung an höchster Stelle zu Tage zu bringen. Der Minister für landwirthschaftliche Angelegenheiten und Handel würde anregend wirken können. Neben der Thätigkeit, die ich gesucht habe in Verbindung mit den landwirthschaftlichen Vereinen, würde die Verbindung mit der Handelskammer und an— deren Korporationen treten. Nach dieser anregenden Seite würde es möglich sein, Gedeihliches zu fördern. Aber diejenige unmittelbare Gewalt, die ein Minister erlangt, wenn er ein ansehnliches Personal in allen Theilen des Landes dirigirt, wenn er aus diesem Personal heraus die geeigne en Mitarbeiter sich sucht, diejenige Hülfe, auf die der Gesetzgeber bei der Ausführung der Gesetze rechnen muß, um Gesetze und organische Anordnungen mit Energie und in ihrem wahren Sinne zu realisiren, diese Gewalt würde fehlen. Solche Ministerien würden leicht zu einem Wol kenkukkukt⸗ heim, zu einer Einrichtung, die über den Dingen schwebt, statt mitten in denselben, und statt fest und mit gutem Erfolg das Leben selbst zu gestalten. . .

Diese Anschauung, meine Herren, ist ein hauptsächliches Motiv, welches mich dazu bestimmt, als das Vorzüglichere des Entwicklungs⸗ ganges die Verbindung mit den Domänen und Forsten anzustreben.

Das zweite Hauptmoment hat der Abg. Miguel geltend ge⸗ macht; es besteht darin, daß, wenn das landwirthschaftliche Mini— sterium schon jetzt dazu ausersehen ist, das Hoheitsrecht des Staates, welches in der Beaufsichtigung der Bodenbewirtschschaf⸗ tung besteht, und die Pflicht des Staates, welche gewisse Kulturauf⸗ gaben bedingt, zu verwalten, daß es auch dann des Zusammenhanges mit den Domänen und Forsten als nothwendige Unterlage hierfür bedarf. Nun läßt sich hiergegen doch nur das eine Einzige geltend machen, daß man fürchtet, es könnte der wohlberechtigte Standpunkt der Gesammtheit, welcher dahin zielt, daß wesentliche Theile des Staatsvermögens im Gesammtinteresse verwaltet werden, hierbei zu Schaden kommen. . ö .

Ich, meine Herren, erkläre an dieser Stelle, daß ich einen Mi— nister, der die Domänen und Forsten zu einem Versuchsfelde für agrarische Experimente machen wollte, daß ich den Minister, der vielleicht für Nepotismus und Protektionswesen sich eine bequeme Handhabe darin fuchte, daß er die allgemeine prinzipielle Grundlage der Staatsfinanzwirthschaft unter der Firma der Landeskultur ver⸗ ließe, für einen pflichtungetreuen Beamten halten, und annehmen würde, er sei nicht würdig, an seiner Stelle zu stehen. Nach meinem Dafürhalten sind, mag das landwirthschaftliche oder das Finanz Ministerium diese Verwaltung haben, solche Dinge gänzlich ausgeschlossen. Wer in dieser Hinsicht einen Wandel von einer Ver⸗ bindung mit der landwirthschaftlichen Verwaltung erwartet, würde sich in hohem Grade täuschen. Im 6 meine Herren, werden dieselben Gesichtspunkte gelten müssen bei der Verwaltung hier und da, wie das auch die Motive darlegen: auf der einen Seite der Gesichtspunkt der Staatsfinanzen im Interesse der Steuerzahler, auf der anderen das Interesse der Landetz⸗ kultur. Daß aber vielleicht ein Ministerium, welches speziell die Aufgabe hat, und das sich vorzugsweise damit beschäftigt, die Landes—⸗ kultur zu pflegen, manche Maßregeln mehr individualisirend zu be⸗ handeln vermag, im Einzelnen vielmehr Zeit findet, zwischen den beiden Gesichtspunkten ausgleichend zu wirken, als ein großes Mini— sterium, wie das Finanz⸗Ministerium, welches der charakteristische Träger anderer Hauptaufgaben des Staates ist, das möchte sich vielleicht behaupten lassen. Und lediglich nach dieser Seite der Sache nehme ich an, daß diese Verbindung auch als eine für die sachlicke Behandlung günstige wird bezeichnet werden können. Ich werde wahr . scheinlich später noch andere Einwendungen gegen diesen Theil der Vorlage zu hören bekommen, und ich will mir vorbehalten, an der betreffenden Stelle darauf zurückzukommen. In der Hauptsache meine ich, worunter die gegenwärtige Vorlage leidet, das ist wesentlich die Ungunst der momentanen Konstellation. Ich bitte Sie, lassen Sie sich durch diese Ungunst nicht dazu, verleiten, eine an sich dem Lande dienende und, wie ich glaube, auch im Lande als heilsam anerkannte Magregel zu verschieben, lassen Sie ich nicht, wie der Herr Minister⸗Präsident gesagt hat, von des Ge—

nkens Blässe ankränkeln, treten Sie mit derjenigen Gründlich keit in die Sache ein, die durch die Wichtigkeit geboten ist. Wir Par- lamentarler und Minister befinden uns gegenwärtig in einem außer- ordentlichen Uebergangsstadium; wir arbeiten vielleicht über das Maß unserer Kräfte, wir müsfen das aber, und Sie werden das in dieser . so wenig scheuen wie wir, so wenig, wie Sie das in anderen

Zeiten gescheut haben, nehmen Sie die Vorlage an und Sie werden dem Lande einen guten Dienst geleistet haben. Die weitere Debatte wurde hierauf bis Mittwoch 11 Uhr

vertagt. Schluß 441 Uhr.

Nach der vom Reichs⸗Eisenbahnamt veröffent⸗ lichten, in der Ersten Beilage enthaltenen Uebersicht der Betrieb s⸗Ergebnisse deutscher Eisen bahnen exkl. Bayerns im Monat Februar d. J. stellt sich auf den 85 Bahnen, welche in dem Zeitraume vom 1. Januar 1877 bis Ende Februar d. J. im Betriebe waren und zum Vergleich gezogen werden können:

Die Einnahme aus allen Verkehrszweigen im Monat Fe— bruar d. J. bei 62 Bahnen 72,9 Proz. der Gesammtzahl höher und bei 23 Bahnen 27,1 Proz. geringer, als in demselben Monat des Vorjahres, und die Einnahme pro Kilometer im Monat Februar d. J. bei 1 Bahn 1,2 Proz. der Gesammt⸗ zahl unverändert, bei 54 Bahnen 63,35 Proz. höher und bei 30 Bahnen 35,3 Proz. (darunter 11 Bahnen mit vermehr⸗ ter Betriebslänge) geringer, als in demselben Monat des Vorjahres; die Einnahme aus allen Verkehrszweigen bis Ende Februar d. J. bei 53 Bahnen 62,4 Proz. der Ge⸗ sammtzahl 2. und bei 32 Bahnen 37,6 Proz. geringer, als in demselben Zeitraum des Vorjahres, und die Einnahme pro Kilometer bis Ende ö,. d. J. bei 45 Bahnen 54 Proz. der Gesammtzahl höher und bei 39 Bahnen 46 Proz. (darunter 13 Bahnen mit , . Betriebs⸗ länge) geringer, als in demselben Zeitkaum des Vorjahres. Bei den unter Staatsverwaltung stehenden Privat⸗Eisenbahnen einschließlich der Annaberg⸗Weiperter und Chemnitz⸗Würsch⸗ nitzer Eisenbahn beträgt Ende Februar d. J. das ge⸗ sammte konzessionirte Anlagekapital 1 251 959 800 ( 0 (416 265 900 S. Stammaktien, 44 595 000 MSσ , Prioritäts⸗ Stammaktien und 791 078 900 MS Prioritäts⸗Obligationen) und die Länge derjenigen Strecken, für welche dieses Kapital bestimmt ist, 4545,32 km, so daß auf je 1 km 275 259 M entfallen. Bei den unter Privatverwaltung stehenden Privat⸗ Eisenbahnen ausschließlich der Uelzen⸗Langwedeler Eisen⸗ bahn beträgt Ende Februar d. J. das gesammte kon⸗ zessionirte Anlagekapital 2 989 193 507 6 (1 066 612 8658 M Stammaktien, 331 611 000 S Prioritäts-Stammaktien und 1590 969 649 ½ Prioritäts⸗Obligationen) und die Länge der— jenigen Strecken, für welche dieses Kapital bestimmt ist, 11 911,64 km, so daß auf je 1 km 250 948 M kommen.

Se. Durchlaucht Heinrich XIII. Prinz Reuß, Oberst, Flügel⸗Adjutant Sr. Majestät des Kaisers und Königs und Commandeur des Königs⸗Husaren⸗Regiments (1. Rhei⸗ nischen) Nr. 7, ist nach Bonn zurückgekehrt.

Der General⸗Lieutenant Graf von Brandenburg J., General⸗Adjutant Sr. Majestät des Kaisers und Königs und Commandeur der 11. Division, hat sich nach Breslau zurück⸗ begeben, ebenso der General-Lieutenant von Rauch, Com⸗ mandeur der 9. Division, nach Glogau und der General⸗ Lieutenant von Voigts⸗Rhetz, à la suitte des Königs⸗ Grenadier⸗Regiments (2. Westpreußische) Nr. 7 und Com⸗ mandeur der 20. Division, nach Hannover.

Aus dem Wolffschen Telegraphen-Bureau.

Rom, Montag, 25. März, Vormittags. Der König hat das Dekret, betreffend die Ernennung der Mitglieder des neuen Kabinets, welches in der bereits gemeldeten Weise definitiv gebildet ist, unterzeichnet. Das Kabinet hat bereits den Eid auf die Verfassung geleistet und übernimmt sofort die Geschäfte.

Gewerbe und Handel.

Wien, 23. März. (W. T. B.) Der Verwaltungsrath der Karl⸗Ludwigsbahn hat beschlossen, die Superdividende vro 1877 auf 8 Fl. 40 Kr. festzusetzen und den Julicoupon, einschließlich der halbjährigen Zinsen, mit 14 Fl. E5 Kr. einzulösen.

London, 23 März. (W. T. B.) Bei der gestrigen Woll⸗ auktion waren Kapwollen, besonders seoured, sehr fest.

London, 23. März. (EG. C.) In den Baum wollspinne⸗ reien von Nord⸗ und Nordost⸗Lancashire wurde gestern die Ankündigung der von den Fabrikbesitzern beschlossenen Lohn herabsetzung von 1009 angeschlagen. Seitens der Arbeiter wird Widerstand gegen diese Maßregel erwartet, und schon heute findet in Blackburn eine Massenversammlung derselben zur Berathung der erforderlichen Schritte statt. Unter den Kohlengruben⸗ arbeitern von Leicestershire herrscht wegen Mangels an aus⸗ reichender Beschäftigung große Noth.

Havre, 23. März. (W. T. B) Wollaukti en. 2306 Ballen ge tft, 621 Ballen verkauft. Das Geschäft war schwach.

reise flau.

NewYork, 23. März. (W. T. B.) Nach aus Havanna hier vorliegenden Nachrichten haben sich die Aussichten für die Zuckerernte in Folge anhaltender und starker Regengüsse um 30 bis 359ͤ½ vermindert.

Verkehrs⸗Anstalten.

Triest, 23. März. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Saturno“ ist mit der ostindisch⸗chinesischen Ueberlandpost aus Alexandrien heute Abend 6 Uhr hier eingetroffen.

New⸗JYJork, 23. März. Das Postdampfschiff Donau“ vom Norddeutschen Lloyd in Bremen, welches am 10. März von Bremen und am 12. März von Southampton abge⸗ gangen war, ist gestern wohlbehalten hier angekommen. Auch der Dampfer „Den mart! der Nationa!⸗Dampfschiffs⸗ Compagnie (G. Messingsche Linie) ist hier eingetroffen.

Berlin, 25. März 1878.

In Anwesenheit Ihrer Majestät der Kgiserin⸗Königin, Ihrer Kaiserlichen und Königlichen Hoheit der Kronprinzefsin, Ihrer Königlichen Hoheiten der Großherzogin Luise von Baden, der Groß⸗ herzogin von Sachsen⸗Weimar, der Prinzessin Albrecht und der Prin⸗ zessin Marie, Tochter Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Friedrich Carl, hielt der Vaterländische Frauen verein am Sonntag Abend in den Festräumen des landwirthschaftlichen Ministeriums seine 12. Generalversamm lung ab. In dem großen Festsaale hatten sich bereits vorher die Vertreter der Landesvereine von Bayern, Sachsen, Württemberg, Baden und Hessen, die Delegirten der Zweig⸗ vereine und die Mitglieder der hiesigen Frauenvereine ver⸗ sammelt und in einer kurzen Vorsitzung die ausscheiden⸗ den Vorstandsmitglieder Frau Staats⸗Minister Generalin v. Kameke, Frau Geheime Kommerzien⸗Räthin v. Hansemann und den Geheimen Ober⸗Regierungs⸗Rath von Wussow wiedergewählt, während gleichzeitig mitgetheilt wurde, daß auch der Schriftführer, Geheime Ober⸗Regierunge⸗Rath von Böttcher, und der Schatzmeister, Banquier W. von Krause durch Ihre Majestät die Kaiserin Selbst wiederum auf zwei Jahre mit ihren Ehrenämtern betraut wurden. Gegen 8 Uhr betraten die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften

den Festsaal und nahmen die für Sie reservirten Plätze an der Westseite

ein. Nachdem nun der Domchor unter Leitung seines Dirigenten, von 6 das Graduale von Nicolai intonirt hatte, eröffnete der Staats⸗Minister Dr. Friedenthal Namens der Kaiserin und des

Vorstandes die Generalversammlung und dankte zunächst den Aller⸗ höchsten und Höchsten Herrschaften für die Gnade, die Sie dem Verein durch Ihr Erscheinen bewiesen.

Hierauf erstattete der Geheime Archic⸗Rath Dr. Hassel den

Generalbericht. Derselbe hatte zu konstatiren, daß die humanitären Bestrebungen des Vereins in erfreulicher Weis im deutschen Vater⸗ lande Verbreitung gefunden haben. Die Zahl der Zweigvereine hat sich von 396 auf 407 erhöht, 383 fallen davon auf Preußen, wo 6 im Laufe des Jahres 15 neue Vereine neugebildet und 7 aufgelöst haben. Die Zahl der Mitglieder beläuft sich zur Zeil auf 34 734 gegen 33 645 im Vorjahr. Am meisten (4623) hat Schlesten aufzuweisen, dann folgen Brandenburg mit 4362, die Rheinprovinz mit 4152, Ostpreußen mit 3823, Sachsen mit 3646 Mitgliedern u. s. w. Die Zweigverrine hatten zusammen eine Ausgabe von 400 000 M, gegen 476000 9 im Vorjahre, die in Preußen hatten eine solche von 324 000 6 Der Ueberschuß betrug S860 M, so daß sich der Vermögensbestand von rund 4866009 ½ auf 495 0600 M er⸗= höht hat. Die Vereine, die sich in immer höherem Maßeder Unter- stützung weltlicher und geistlicher Behörden erfreuen, haben fortgesetzt der Kranken und Armenpflege, der Altersversorgung, der Kindererzie⸗ hung und der Unterstützung der arbeitenden Klassen ihre Aufmerksamkeit zugewandt. In 12 eigenen Anstalten und außerdem in 41 Kranken häusern werden zur Zeit die Krankenpflegerinnen des Vereins ausge⸗ bildet. In 53 Kinderbewahranstalten sind 3095 Kinder gepflegt, in 30. Waisenhäusern und 18 Rettungs- und Erziehungsanstalten 339 Kinder erzogen worden. Neu sind im verflossenen Jahre 4 An⸗ stalten gegründet, darunter die Kaiserin-Augusta⸗Hellanstalt für skrophulßse Kinder in Elmen. Der Centralverein selbst batte eine Einnahme von 18591 46 und eine Ausgabe von 36385 „M, das Vermögen beträgt 253 606 M oder einschließ lich des nunmehr mit dem Gesammtvermögen verschmolzenen Vogat⸗Ueberschwemmungsfonds 267 8965 , so daß also die deutschen Frauenvereine über ein Kapital von 763 514 M verfügen. Die be⸗ reits 1876 angestrebte Vereinigung der Zweigverein: zu Provinzial⸗ verbänden hat erfreulichen Fortgang genommen. Es bestehen zur Zeit in Hannover, in Sachsen, im Regierungsbezirk Cassel und in Branden⸗ burg derartige Verbände. Im Laufe dieses Frühjahrs wird wiederum ein Verbandstag sämmtlicher Frauenvereine, und zwar vom 24.—27. April in Dresden stattfinden. De mnächst berichtete der Geheime Legations⸗Rath Pr. Hepke über die Hülfsthätigkeit der deutschen Vereine des rothen Kreuzes während des fr irt chor Krieges. Derselbe konnte mit Genugthuung konstatiren, daß Deutschland in Bezug auf Ausübung der Wohlthätigkeit hier die erste Stelle eingenommen habe. Gegen 100 000 n baar und Gegenstände aller Art mindestens im Werthe von 200 000 „M seien durch die deutschen Vereine nach den Kriegsschauplas gelangt.

Zum Schluß sang der Domchor Gounods „Jérusalem“. Ihre Majestät die Kaiserin und die übrigen Höchsten Herrschaften unterhielten Sich sodann noch längere Zeit mit den Anwesenden.

Die Eskimo⸗Familie aus Jacobshafen auf der Westküste von n,, n. wird nur noch wenige Tage im zoologischen Garten verweilen.

London, 25. März. (W. T. B.) Gestern Nachmittag wurde das Uebungsschiff der englischen Flotte „Eurydice“, von Barbadoes kommend, an der südlichen Küste der Insel Wight durch einen plötzlichen Windstoß umgestürzt; mehr als 300 Per⸗ sonen sind dabei in den Wellen umgekommen.

Seitens der General-Intendantur der Königlichen Schau⸗ spiele wird zu der Notiz in Betreff des Bühnenjubiläums der Frau Minona Frieb-⸗Blumauer mitgetheilt, daß bei 25jäh⸗ rigen Jubiläen an der Königlichen Bühne niemals Benefize statt⸗ finden. Es ist daher zu konstatiren, daß es sich einfach um eine Vor⸗ stellung des „Störenfried“ handelt.

Die französische Schauspieler⸗Gesellschaft unter Direktion des Hrn. Emil Neumann brachte am Sonnabend das fünfaktige Lustspiel „Une chaine“ von Seribe zur Aufführung. Das Stück gehört zu denjenigen Arbeiten des fruchtbarsten aller französischen Bühnenschriftsteller, welche derselbe ohne Mitwirkung eines Anderen verfaßt hat. Scribe hat zuerst den der neueren fran⸗ zösischen dramatischen Literatur eigenthümlichen Weg eingeschlagen, auch in der Herstellung von Theaterstücken das wirthschaitliche Prin ip der Theilung der Arbeit einzuführen, ja er ging hierin so weit, daß er die literarische Produktion förmlich fabrikmäßig betrieb. So entstanden Theaterstücke und Operntexte, an denen nicht nur zwei, sondern mehrere Verfasser mitgewirkt haben. „Une chaine“, welches die Bühne zum ersten Male im Jahre 1841 beschritt, zeichnet sich, wie die meisten Stücke, welche unter Seribe's Firma erschienen, durch die wirksame, bühnengemäße Technik im Bau und der Anord⸗ nung der Scenen und der spannenden Fortführung der Handlung aus. An vornehmer Haltung aber steht es hinter den meisten anderen Stücken de sselben Verfassers zurück; Scribe bringt hier schon jene bedenklichen Elemente auf die Bühne, welche später die ganze französische Literatur ergriffen. Die Darstellung durch die gegenwärtige Gesellschaft be⸗ kundete wiederum jenes leicht fließende, abgerundete Zusammenspiel, welches eine löbliche Eigenschaft französischer Schauspieler zu sein pflegt. Recht ansprechend wurden die beiden weiblichen Rollen durch die Damen Helène Emma und Tessandier gegeben; besonders die Erstere entwarf ein e , Bild von der naiven anmuthigen Mädchengestalt der Aline. Unter den Darstellern der Männerrollen zeichneten sich durch ihr charakteristisches, wirksam es Spiel die Herren Nosl und Demanne als „Clsrambeau“ und „Hector Ballandert“ voctheilhaft aus.

Die Kaiserlichen Majestäten, Se. Kaiserliche und Königliche en der Kronprinz, sowie mehrere der am Königlichen Hofe wei⸗ enden Hohen Fürstlichen Gäste beehrten die Vorstellung bis zum Schlusse mit Ihrem Besuche. .

= Se, Königliche Hoheit der Prinz Carl beehrte gestern, Sonntag, die Gastspielvorstellung des Hrn. Friedrich Haase im Wallner⸗ Thegter mit Höchstseinem Besuch. Morgen, Dienstag, findet im Wallner⸗Theater auf vielseitiges Verlangen eine nochmalige Auf⸗ führung des Königslieutenants“ statt. Am Mittwoch gehen dann „Sie ist wahnsinnig“ und Eine Partie Piquet“ in Scene, in denen der Lord Harleigh, und der Marquis Roche⸗ ferrier bekanntlich zu den glänzendsten Leistungen des Hrn. Friedrich Haase gehören. . .

Die am Sonnabend im Friedrich- Wilhelm städti⸗

chen Theater stattgehabte erste Aufführung des Festspiels Im aldesfrieden“ von C. Schultes, welchem sich die noch immer das Repertoire behauptende Operette Prinz Methusalem“ anschloß, war von vielen zur Zeit hier weilenden, fremden fürst lichen Per⸗ 9 nen besucht. In der Hofloge befanden Sich Se. Königliche Hoheit er Großherzog von Mecklenburg. Schwerin mit dem Herzoge Johann Albrecht, während die Erbgroßherzöge von Mecklenburg Schwerin und von Oldenburg nebst anderen der Armee angehörigen auswär⸗ tigen Prinjen in den Fremden und Orchesterlogen Platz genommen hatten. Der gestrigen Aufführung der Operette „Die Fledermaus“ wohnte Se. Königliche Hoheit der Großherzog. von Sachsen bei. Am Mittwoch geht im Friedrich -Wilhelmstäd tischen Theater die dreiaktige komische Sper Die Glocke von Corne⸗ ville“, Musik von Planquette, zum ersten Male in Scene.

Im Concerthauf e findet morgen, Dienstag, ein Virtuosen⸗ und am Mittwoch ein Beethoven⸗Abend statt. .

Redacteur: J. V.: Riedel.

Verlag der Crpedition (Kessel). Druck: W. Elsner.

Vier Beilagen leinschließlich Börsen⸗Beilage). (2469

Berlin:

Srste Beilage

zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

Aichtamtliches.

Preußen. Greifswald, 22. März. Die Universität feierte heute den Geburtstag Sr. Majestät des Kaisers und 234 in herkömmlicher Weise. Die Festrede hielt der Prof. der Rechte Dr. Behrend über die Umgestaltung der Pommerschen Landesverfassung nach Eintritt der schwedischen Herrschaft. Nach einem Hinblick auf die Lage Pommerns während des 30jährigen Krieges wurde dargethan, daß diese Umgestaltung ein stärkeres Hervortreten der Staatsgewalt ge⸗ genüber dem ständischen Prinzip zur Folge gehabt habe. Der Redner erinnerte sodann daran, daß im Jahre 1678 der große Kurfürst als Sieger in Greifswald geweilt und auch die Universität besucht habe. Der damalige Gewinn sei frei⸗ lich noch kein dauernder für die Hohenzollern gewesen, aber die Nachkommen hätten die vor 200 Jahren gepflanzten Keime sorgsam gehütet und ruhmvoll entfaltet. Der Redner endete mit Segenswünschen für den Erlauchten Firfser und sein

aus. Die Feier, von einem zahlreichen Publikum aus allen tänden besucht, wurde durch Gesang eingeleitet und be⸗

schlossen.

Bayern. München, 22. März. Im Interesse eines ungestörten Fortgangs des Militärhaushalts hat, wie die „Allg. 3 mittheilt, das Kriegs Ministerium vorbehaltlich gesetzlicher Festsetzung des Militär⸗Etats für 1878/79 die Militärkassen ermächtigt, bis zum Erscheinen des e, ng, und bezw. Verwaltungs⸗Etats für das ge— nannte Jahr, behufs Bestreitung der laufenden Ausgaben, auf Rechnung des ordentlichen Etats für 1878/79 Zahlungen innerhalb der bisherigen Sätze des Etats von 187778 zu leisten. In gleicher Weise dürfen auch die Zulagen an die Unteroffiziere 2c. bei den Besatzungstruppen in Flfaß Lothringen fer en, , werden.

ugsburg, 22. März. (Allg. Ztg. Die zur Vor⸗

feier des heutigen Geburtstags des Deutschen

Kaisers durch die liberale Partei hier gestern veranstaltete Festversammlung war von reichlich 1000 Männern aus allen Standen und Berufsklassen besucht. Der vom Comits dazu e erste Bürgermeister hiesiger Stadt, Herr Ludwig Fischer, hielt die Festrede und brachte ein mit Be⸗ eisterung aufgenommenes Hoch auf den Kaiser und den önig von Bayern aus. Sachsen⸗Weimar⸗Sisenach. Weimar, 22. März. Der Landtag wurde heute, nachdem er noch eine Erhöhung der Dotation der Universität Jena votirt hatte, bis auf Weiteres vertagt.

Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 23. März. (W. T. B. wischen den beiden Delegationen ist bezügli ämmtlicher differirenden Beschlüsse eine Eini⸗

gung erzielt worden, indem die ungarische Delegation sich den meisten Beschlüssen der österreichischen, insbesondere dem Beschlußantrage in Betreff des Kredites von 60 Millionen an⸗ schloß. In der ungarischen Delegation erwiderte Graf Andrassy auf eine Interpellation Csernatonyi's, er habe vorgestern Abend durch einen Courier des St. Petersburger Kabi⸗ nets die offizielle Mittheilung des Frieden svertra⸗ ges erhalten. Von Seiten der Türkei sei die Mittheilung des

Vertrages noch nicht erfolgt. Der Vertrag werde auch in Wien in authentischer Form veröffentlicht werden. Für den Zusammentritt des Kongresses sei einer der letzten Tage des März in Aussicht genommen gewesen. Inzwischen seien aber einzelne Präliminarfragen aufgetaucht, in Betreff welcher zwi⸗ schen Rußland und England ein Ideenaustausch stattfinde. Der Zusammentritt des Kongresses könne daher nicht sicher bestimmt werden.

(W. T. B.) Das Abgeordnetenhaus hat heute die Budgetdebatte beendet und den gesammten Voran⸗ schlag für den Staatshaushalt, sowie das Finanzgesetz in zweiter und dritter Lesung angenommen.

. (W. T. B.) Die österreichische Delegation nahm einstimmig einen Antrag an, dahin gehend, die Petition des Beamtenvereins und der Versicherungsgesellschaften wegen Desinfektjon der Schlachtfelder dem gemeinsamen Mi—⸗ nisterium mit der Aufforderung zu übergeben, auf internatio⸗ nalem Wege die unverweilte Beseitigung der durch unbeerdigte Leichen in Bulgarien und Rumelien dem allgemeinen Gesund⸗ heitszustande Europas drohenden Gefahren anzustreben und zu diesem Behufe auf sofortige Bildung einer internationalen Sanitätskommission hinzuwirken.

(W. T. B) Die, Wiener Abendpost“ schreibt bezüglich der augenblicklichen Lage: Das englische Kabinet verlangt die Erklärung Rußlands, daß die Mittheilung des Friedenginstrumentes an die Mächte mit der formellen Vorlage desselben im Kongresse gleichbedeutend sei, während das russische Kabinet seinen internationalen Pflichten mit jener Mittheilung genügt zu haben glaubt und sich zu einer ausdrücklichen Vorlage an den 3 um 1. weniger ver⸗ stehen will, als es bereits durch die Bekanntgabe der Friedens— bedingungen jeder einzelnen Macht die Möglichkeit geboten

at, die einzelnen Bestimmungen des Vertrages zum Gegen⸗

ande einer europäischen Berathung zu machen. Eine Ver⸗ tändigung ist bis jetzt nicht erfolgt und so lange das nicht der Fall ist, muß auch das Schicksal des Kongresses als ein noch unentschiedenes betrachtet werden.

24. März. (W. T. B.). Die „Montagsreyu e“ schreibt: Die Kontroverse zwischen England und Ruß⸗ land habe sich zu einer ernsteren Differenz zugespitzt als nach dem wesentlich formalen Charakter des Streitpunktes zu er⸗ warten gewesen wäre. Wenn der Kongreß scheitere, so sei es nicht abzusehen, welche Vortheile England aus einer solchen Situation zu ziehen vermöchte, da alsdann eine individuelle Dis kussion der Friedensartikel durch jede einzelne Macht ein⸗ trete, was England doch vermeiden wolle und was Rußland erwünscht wäre.

(W. T. B.) Die „Polit. Korresp.“ veröffentlicht folgende Meldungee: Aus Athen: Der Minister der Aus⸗ wärtigen Angelegenheiten, Del yannys, sprach kompetenten Persönlichkeiten gegenüber die Besorgniß aus, daß Griechen⸗

Berlin, Montag, den 25. März

land, wenn der Kongreß die hellenische Frage nicht defi⸗ nitiv lösen syllte, durch die Aufregung der Bevölkerung zum Kriege getrieben werden werden dürfte. Die Regierung habe für den Kongreß werthvolle statistische Daten über die Ver⸗ hältnisse der griechischen Bevölkerung in Macedonien auf⸗ stellen lassen. Die Feindseligkeiten zwischen den Insur⸗ genten von Pelion und den Türken bei Aghia haben wieder begonnen. Die Türken haben mehrere Dörfer in Brand 26 und die Einwohner derselben niedergemacht. Aus Bukarest: Die gestern in Petersburg umlaufenden Gerüchte über den Ausbruch von Unruhen in Bu⸗ karest sind unbegründet. Der Minister⸗Präsident Bra⸗ tiano wird sich voraussichtlich zum Kongresse begeben. Die Typhusepidemie in Bu karest tritt sehr stark auf.

Schweiz. Bern, 22. März. (N. Zürch. Ztg.) Der Bundesrath hat den Direktor der Nationalbahn, Farner, zum Sekretär des Eisenbahndepartements erwählt. Argentinien tritt am 1. April dem Weltpostverein bei. Die Kommission des Nationalraths zur Vor⸗ berathung des Zolltarifs tritt am 8. April zusammen.

Großbritannien und Irland. London, 23. März. (W. T. B.) Gladstone hat bei dem Empfang einer Deputation aus Greenwich eine Rede . in welcher er bedauerte, daß das Parlament den Kredit von 6 Millionen Pfund bewilligt habe. Weiter erklärte Gladstone, er verabscheue den Krieg, indeß sei zu konstatiren, daß dieser Krieg größere Resultate zur Folge gehaht habe, als irgend ein Krieg der letzten Zeit. Er verstehe nicht, weshalb die englische Flotte in den türki⸗ schen Gewässern sich ö er begreife auch nicht das Verlangen der englischen Regierung, daß Rußland, nach⸗ dem es den Friedensvertrag allen Mächten mitgetheilt habe, ihn noch auf dem Kongreß vorlegen solle. Dagegen billige er die Politik der Regierung in Betreff der Dardanellen und in Betreff Griechenlands. Wie verlautet, sollen 5 der Cunard⸗ und der White⸗Star⸗Company gehörige Dampfer provisorisch von der Regierung gemiethet worden sein.

24. März. (W. T. B.) Wie der „Observer“ meldet, war der Regierung bis gestern Abend noch keine weitere Mittheilung der russischen Regierung bezüglich der Forderungen Englands in der Konferenzfrage zu⸗ gegangen. Dasselbe Blatt meldet, daß der Khedive auf die von der englischen Regierung gemachten Vorstellungen, welche von der französischen unterstützt wurden, eingewilligt habe, eine Untersuchung über die Finanzlage Egyptens anzustellen. Dieselbe soll sich nicht allein auf die Hülfsquellen des Landes, sondern auch auf den Charakter der Verpflichtungen Egyptens und auf die Gründe des Unter⸗ schiedes zwischen den veranschlagten und den wirk⸗ lichen Einnahmen erstrecken. Lesseps wird Präsi⸗ dent der Untersuchungskommission. Rivers Wil son Vize⸗Präsident derselben. Die übrigen Mitglieder sollen Beamte der Verwaltung der Staatsschulden sein.

24. März. Dem „Reuterschen Bureau“ wird aus Konstantinopel vom 22. d. M. über Syra gemeldet: Die von Réouf Pascha in St. Petersburg nachgesuchten Konzessionen seien dort nicht absolut abgelehnt, und sei hierbei eine russisch-türkische Allianz in Er⸗ wägung gezogen worden. In Konstartinopel werde eine solche Allianz ebenfalls erwogen. Eine starke türkische Partei wider⸗ strebe derselben und sei geneigt, im . eines englisch⸗ russischen Krieges gemeinschaftliche Sache mit England zu machen. Man glaube vielfach, daß Rußland im Falle eines solchen Krieges von der Türkei die Allianz oder die Entwaff⸗ nung verlangen werde. Räouf Pascha und Osman Pascha seien der Allianz mit Rußland geneigt.

25. März. (W. T. B.) Lord Derby hat sich bereit erklärt, eine Deputation zu empfangen, die wegen der Sache Armeniens ihm ihre Wünsche vortragen will. Nach einer anscheinend inspirirten Mittheilung der „Tim es“ be⸗ stände Lord Derby sortgesetzt darauf, daß der ganze Frie⸗ densvertrag dem Kongresse vorgelegt werde, hätte indeß, um zu verhüten, daß auf den rein i Punkt ein zu großes Gewicht gelegt werde, bei Rußland angefragt, ob die Uebermittelung des , an die Mächte als mit der Unterbreitung desselben an den Kongreß

leichbedeutend anzusehen sei. Rußland habe diese Frage ab⸗ olut verneint, das sei aber die einzige Bedingung, unter welcher die englische Regierung ihre Vertreter nach Berlin zu ö geneigt sein würde. In einem Telegramm aus St.

etersburg von gestern wird der „Times“ gemeldet, Rußland werde wahrscheinlich vorläufig keine formelle Vor— stellung gegen die Anwesenheit der englischen Flotte im Maxmarameere erheben, es werde aber auch die Ein— schiffung der russischen Truppen unterbleiben.

Frankreich. Paris, 22. März. (Cöln. Ztg.) Der Prä⸗ sident der Republik empfing heute die anamitische Gesandtschaft, die aus zwölf Personen besteht. Der Ausschuß der Deputirtenkammer zur Fir fn ng des gen en fad etzes hat Jules Fern , zum

räsidenten, Malezieur (Schutzzöllner und Tirard (Frei⸗ nn zu Vize⸗Präsidenten und drei Schutzzöllner und einen reihändler zu Sekretären gewählt. Der Gerant des Diattes „La Commune Affranchie“ wurde von den Ge⸗ schworenen und vom Gerichtshofe zu einem Jahre Gefängniß und 3000 Fr. Geldbuße verurtheilt. 23. März. (C. Ztg.) Gestern Abend wurde in den 96 geschmuͤckten Sälen der hiesigen deutschen Botschaft er Geburtstag Sr. Majestät des Kaisers Wilhelm . ein rng. gefeiert, dem das ganze Botschastspersonal, der bayerische Geschäftsträger, die hiesigen Repräsentanten der natignalen Presse, der Vorstand des Deutschen Hülfsvereins, als Vertreter der deutschen Kolonie von Paris, und eine große Anzahl hier gen, weilender ausgezeichneten Deutschen anwohnten. Beim Dessert brachte der deutsche Botschafter Fürst Hohenlohe den Toast auf Se. Majestät den Kaiser aus.

25. März. (W. T. B.) Das von Belgrad aus ver⸗

breitete Gerücht, der Herzog von Chartres wolle sich um

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den bulgarischen Thron bewerben, wird von der „Agence Havas“ formell für unbegründet erklärt.

Versailles, 23. März. (W. T. B.) Der Senat genehmigte heute das Budget des Unterrichts⸗Ministe⸗ riums. Sodann wurde das Budget für das Mi nisterium des Ackerbaues angenommen, wobei der von der Deputir⸗ . gestrichene Kredit für Gestüte wieder hergestellt wurde.

Spanien. Madrid, 23. März. (W. T. 99 In der heutigen Sitzung der Deputirtenkammer erklärte der 1 bei der Berathung des Berichts der

tagtsschulden⸗Kommission, daß das Kabinet fest ent⸗ schlossen sei, den im Jahre 1876 mit den Staatsgläubigern abgeschlossenen Vertrag vollständig 6, und keine Veränderung desselben vorzunehmen. Die Regierung tr keine Opfer scheuen, um ihre Verpflichtungen zu er⸗ üllen.

talien. Rom, 23. März. (W. T. B.) Se. Majestät der König hat gestern Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser seine Glückwünsche zum Geburtstage tele⸗ graphisch ausgedrückt. Die zur Feier des Tages in der deutschen Botschaft veranstaltete Festlichkeit, an welcher gegen 500 Personen theilnahmen, hatte einen sehr glänzenden Verlauf. Der Betschafter von Keudell brachte den Toast auf Se. Majestät den Kaiser Wilhelm aus und gedachte dabei der Friedensmission, welche Allerhöchstderselbe nach den ruhm⸗ reichen Tagen von 1870 zu seiner Aufgabe gemacht habe. Nach einem dreimaligen enthusiastischen Hoch auf den Kaiser Wilhelm wurde von den Anwesenden die Nationalhymne und die Wacht am Rhein gesungen. Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Friedrich Carl von Preußen wohnte dem Feste bei. Die Konstituirung des Ministeriums ist nunmehr definitiv in folgender Weise erfolgt: Cairoli Präsidi um ohne Portefeuille, Zanardelli Inneres, Desanctis Unterricht, Seismit⸗Doda Finanzen, Bruzzo Krieg, Brocchatti Marine, Conforti Justiz, Bacearini öffentliche Arbeiten. Cai⸗ roli übernimmt interimistisch das Ministerium der auswär⸗ tigen Angelegenheiten und Seismit⸗Doda interimistisch das Schatz⸗Ministerium. Der italienische Gesandte in Kon⸗ stantin opel, Graf Corti, wird am Montag hier erwartet.

Griechenland. Athen, 23. März. (W. T. B.) Eine Deputation, geführt von den Bur gern r von Athen und dem Piräus, hat dem hiesigen Vertreter Englands Wyndham den Dank der griechischen Bevölkerung an England dafür ausgesprochen, daß dieses die Zulassung Griechenlands zum Kongresse vorgeschlagen habe.

24. März. (W. T. B.) Admiral Hornby, durch den englischen Legationssekretär Wyndham von den gegen christliche Familien bei Olympos begangenen Gräu eln benachrichtigt, sandte das Panzerschiff „Ruby“, um den Bedrängten zu Hülfe zu kommen und weitere Grausam⸗ keiten zu verhindern.

Türkei. Konstantinopel, 23. März. (W. T. B.) Wie die hiesige „Agence Havas“ meldet, hätten die Russen alle Vorbereitungen zur Einschiffung der Truppen in San Stefano eingestellt. In Adrianopel sei der Typhus ausgebrochen. Hobart Pascha hat den Be⸗ fehl erhalten, sich nach Prevesa zu begeben und in den dor⸗ tigen Gewässern zu kreuzen.

(W. T. B.) Die bei Skutari stehenden türkischen Truppen sind in die Umgegend von Bujukdere marschirt, wo ein Lager für 15,000 Türken gebildet wird; ein zweites türkisches Lager wird bei Kavak am Schwarzen Meere er⸗ richtet. Gerüchtweise verlautet, Munif Effendi würde zum Botschafter in St. Petersburg ernannt werden. Osman Pascha wird morgen mit Reouf Pascha hier eintreffen.

24. März. (W. T. B.) General a alf Reouf Pascha und Tefik . sind heute Abend 5 Uhr hier angekommen und beim Arsenal ans Land gestiegen. Dem Vernehmen nach trifft Großfürst Nikolaus morgen zum Besuch des Sultans hier ein und wird feierlich empfangen werden.

Rumänien. Galatz, 24. März. (W. T. B.) Die Do nauschiffahrt ist eröffnet; heute sind bereits drei 5 hier eingetroffen, morgen werden vier erwartet. Die Wasserhöhe im Sulina⸗Arme beträgt 15 Schuh.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 24. März. (W. T. 6 Zur Feier des ö Sr. e. des Deutschen Kaisers fand in dem Winterpalais ein Diner statt, zu welchem auch das Personal der deutschen Botschaft geladen war. Die Agence Russe“ sagt, die Nachricht, daß Rußland die englische Regierung auf⸗ . habe, die englische Flotte aus dem Marmara⸗ meere zurückzuziehen, erscheine ihr nicht . Ebenso sei es nicht begreiflich, warum der englische Botschafter in Konstantinopel, Layard, gegen die Einschiffung der russischen Truppen protestirt habe, da dadurch die Aus⸗ führung des Friedensvertrages nur verhindert und die Okku⸗ pation des türkischen Gebietes nur verlängert würde. Die Einschiffung der russischen Garde sei in der That contremandirt worden. (W. T. B.)

Amerika. Washington, 23. März. Die Münzkommission des Repräsentantenhauses hat sich in dem an das Letztere erstatteten Berichte für den Gesetzentwurf ausgesprochen, wonach die Ausprägung von Silber unter den nämlichen Bedingungen, wie diejenige von Gold erfolgen soll, und worin die Regierung ermächtigt wird, Certifikate auf die im Depot befindlichen Silberbarren auszugeben. Die Regierung läßt fortgesetzt Silber⸗ dollars ausprägen, die ausschließlich für den Handel mit dem Auslande bestimmt sind. . New⸗York, 24 März. (W. T. B.) Nach hier vor⸗ liegenden Nachrichten hat sich in San Domin 86 unter dem Vorsitz des Generals Guillermo eine n,, gierung gebildet, und soll möglichst bald ein neuer Präsident ewählt werden. Der durch die Revolution angerichtete chaden ist ein sehr beträchtlicher.