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Unter den Todegursachen zeigen sich die Infektionskrankbeiten im Allgemeinen etwas seltener. Namentlich hat die Diphtherie allgemein nachg lassen, obgleich sie in Berlin, Wien, Hamburg, Pest, Königs⸗
Parig noch immer zahlreiche Opfer fordert. Masern treten in Königsberg sehr heftig auf, auch in Paris steigt die Zahl der Todes. fälle wieder. Unterleibstyphen erscheinen in Posen, Bromberg, Tilsit öfter als Todegursachen, an Flecktvphug sind gus Breslau 9 Er- krankungen und 3 Todesfälle, aug Liegnitz und Beuthen je 1 Todes · fall gemeldet. In St. Petereburg, Odessa, Bukarest grassiren die verschie⸗ denen Typhugsformen noch immer in hohem Grade, doch ist ein geringer we, , zu konstatiren; in Wien ist die Zahl der Todesfälle an Typhus etwas vermehrt, in Nrakau vermindert. Darmkatarrhe der Kinder waren in Berlin, München, Warschau und St. Petersburg noch häufig Todesveranlassung, sowie der Keuchhusten in London. Die Pocken zeigten in London einen Nachlaß. Es erlagen denselben in der Berichtswoche 42 Per⸗ sonen (gegen 53 der Vorwoche), doch ist die Zahl der Pocken kranken in den Hospitälern, sowie die der Neuerkrankungen noch immer eine bedeutende. Auch in Wien, St. Petersburg und Barcelona ist die Zahl der Pockentodesfälle eine etwas geringere, in Warschau, Odessa eine etwas größere als in der vorangegangenen Woche. Aus Breslau und Neisse ist je 1 Todesfall an Pocken, aus St. Petersburg 1 an Cholera
emeldet. ) Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Das lithographische Institut von W. Greve hierselbst hat eine neue Karte der Balkan ⸗Halbinsel nach dem Frieden von San Stefano“ hergestellt, welche in großem Maßstabe (1:2250 000) gezeichnet und in sechs Farben gedruckt, ein deutliches und genaues Bild der neuen Staateneintheilung auf derselben giebt. (Verlag der Königl. Hofbuchhandlung von E. S. Mittler u. Sohn, Berlin, Kochstraße 69. Preis 1 6)
Gewerbe und Handel.
Der Jahresbericht des Deutschen Phönix zu Frank⸗ furt a. M. für 1877 theilt folgende Daten mit: Die Prämienein⸗ nahme hat sich gegen das Vorjahr um 90 857 . erhöht. Die der Gesellschaft für eigene Rechnung zur Last fallenden Schäden haben 128 918 ½ mehr betragen als im Jahre 1876. Die Prämienreserve ist um 27 062 A6 und dle Divizgendenergänzungs⸗Reserve um 12 415 t vermehrt worden. Der als Dividende an die Aktionäre zu verthei⸗ lende Betrag beträgt, wie im Vorjahre, 726 O00. MM. Demzufolge entfallen auf jede Aktie Litt. A. 132 M und auf jede Aktie Litt. B. 66 MM.
— In der Generalversammlung der Berliner Cichorien⸗ Fabrik, Aktien⸗Gesellschaft, vormals. H. L. Voigt, wurden Beschäftsbericht und Bilanz pro 1877 sowie die auf 110 festgesetzte Dividende genehmigt. . ö
— In der Generalversammlung der Agripping, See-, Fluß⸗ und Landtransport⸗Versicherungs⸗Kefellschaft in Cöln wurde die Dividende für das Geschäftsjahr 1877 auf 40 (66 per Aktie gleich 135 „ der Baareinlage (gegen 10 oά in 1876) fest— gestellt. Die Garantiemittel der Gesellschaft bestehen aus: Grund⸗ kapital 3 000 000 SÆς. , Reservefonds 210 6000 6, Spezialreferve 36 900 46, Prämien, und Schädenvortrag 200 000 S, zusammen 3 6000 Cs. — Im Anschluß an die Generlversammlung der vor⸗
stehenden Gesellschaft wurde der Rechnungsabschluß des Rückver⸗—
sicherungs⸗Vereins pro 1877 vorgelegt und die vorgeschlagene Dividende von 386 M per Aktie gleich 12 0,0 des Baareinschusses gut⸗ geheißen. Die Garantiemittel der Gesellschaft setzen sich setzt wie folgt zusammen: Grundkapital 1 500 000 AS, Reservefondt (1509 16 per Aktie) 130 900 6, Prämien- und Schädenvortrag 67 500 4MÆ, zusammen 1717500 .
Elberfeld, 30. März. (W. T. B.) In der gestern statt⸗ gehabten Generalversammlung der vaterländischen Hagel⸗ Versicherungs ⸗Aktiengefellschaft wurde beschlossen, eine Dividende von 40 S pr. Aktie zu vertheilen. . .
Wien, 30. März. (W. T. B.) Der in heutiger General⸗ versammlung der Kreditanstalt genehmigte Rechenschaftsbericht konstatirt, daß der Antheil der Kreditanstalt am Syndikat der un— garischen Goldrente in Folge der Theilnahme an den Resultaten der öffentlichen Subskription bis auf 4,806,000 Fl. herabgemindert wurde. In Folge dieser theilweisen Begebung und durch die aus dem kommissionsweisen Verkaufe für die ungarische Regierung erzielte Provision, welche in den Jahresgewinn nicht einbezogen wurde, stelft sich der Kostenpreis des Besitzrestes unter den Cours vom 31. De— zember. Die bestehende Spezialreserve von 1986 444 Fl. soll aus⸗ schließlich für die oberschlesische Kohlengesellschaft und die Lothringer Werke bestimmt werden, und außerdem sollen 985 842 Fl. aus dem Jahreserträgnisse in diese Spezialreserve gegeben werden sonach be⸗ tragen die Gesammtreserven inklusive allgemeiner Reserve 2354 675 Fl. Die Generalversammlung genehmigte die Rechnungs⸗ abschlüsse und erhob die erwähnten Anträge bekreffs der Reserve, sowie die Anträge betreffs der Verwendung des Reingewinns, zum Beschlusse. Der Coupon wird mit 13 Fl. am J. Aprik eingelöst
Die Elisabethbahn schreibt ihre Generalversammlung zum 2. Mai aus. .
London, 30. März. (W. T. B) Bei der gestri en Woll«— auktign waren die Käufer zurückhaltend. Preise unregelmäßig.
Chräistianig, 29. März. (W. T. B.) Die von dem Stor⸗ thing beschlossene Stgatsgnkeihe von II Mill. Kronen ist heute mit dem Bankhause Hambro C Son in London abgeschlossen wor⸗ den. Der Emissions cours beträgt 95, der Zinsfuß 45 6.
Tiflis, 28. März. (J. T. A.) Aus Ba ku läuft die Nach— richt ein, daß die Preise für Photogen sinken; es fehlen Käufer für diese Waare. Nachrichten aus Zarizyn melden, daß daselbst gegen 500 000 Pud vorjährigen Photogens lagern.
Verkehrs⸗Anstalten.
Während die Zahl der auf den deutschen Reichs-Tele⸗ graphenlinien beförderten Telegramme im Jahre 1876 gegen 10 649 994 betrug, hat nach den soeben zum Abschluß gelangten statistischen Aufzeichnungen im Jahre 1877 die Zahl jener Tele⸗ gramme sich auf 11 391 846 belaufen. Dieses Ergebniß darf als ein recht günstiges bezeichnet werden, zumal wenn man den immer noch 36 Gang der Geschäfte und den Orientkrieg in Er— wägung zieht.
Criest, 39. März. (W. T. B.) Der Lloyddampfer Espero“ ist heute Nachmittag mit der ostindischen Ueberlandpost aus Alexandrien hier eingetroffen.
Berlin, 1. April 1878.
Die Ausgrabungen zu Olympia. XXII. (S. Nr. 59 d. Bl.)
Olympig, 14. März. Vor der Ostfront des Zeu s⸗ tempels ist die Niederlegung der byzantinifchen Sslmauer und die damit verbundene tiefere Ar e nn des Terrains rings um dieselbe rüstig fortgeschritten. Als Früchte der letz⸗ teren haben wir wiederum eine Fülle von Bronzegegenständen gus den ältesten Epochen griechischen Lebens zu verzeichnen: Votivfiguren von Thieren, Gewichte mit dem Namen des Zeus, Waffen, Gefäße und Geräthe, von denen einige jene pri⸗ mitivsten Ornamente, wie Zickzacklinien, konzentri che durch Tangenten verbundene Kreise und dergleichen aufweisen. Den⸗ selben primitiven Stil der Ornamentik zeigt auch eine hier gefundene zweihenkelige Silberschale. Außerdem sind hier noch zwei bedeutendere Stücke ausgegraben worden. Das erste ist ein echtes Beispiel alterthümlicher Kunst; eine s annenhohe weibliche Bronzefigur, die in säulenartiger Starrheit mit ge⸗ schlossenen Füßen dasteht, die Linke am Busen, mit der
Rechten. die Falten ihres Gewandes vorne 1 nehmend. Auf dem Haupte trägt sie einen Wul der die Figur als stützendes Glied eines Geräths charafterisirt (gef. den 24 Februar). Der andere Fund (16. Februar), das . 30 em hohe Mittelstück einer weiblichen Statue aus ge⸗ branntem und bemaltem Thon, welches schon wegen der Sel⸗ tenheit so großer Werke aus Terrakotta besonders schä zens⸗ werth ist, gehört einer späteren, aber noch alterthümlichen Epoche an. Leider läßt sich jetzt nur noch soviel erkennen, daß die Statue ein schreitendes Weib darstellte, deren steif und alterthümlich gefältetes Gewand mit feinen gemusterten Säumen über dem vorschreitenden linken Bein und dessen rothem Gewande auseinanderschlägt.
Die byzantinische Ostmauer hat außer massenhaften Baugltedern, von denen mehrere durch erhaltene Reste der Be⸗ malung werthvolle Beiträge zur Kenntniß der architektonischen Polychromie liefern, wie gewöhnlich wieder mehrere Statuen⸗ basen mit Inschriften ergeben. Besonders stattlich ist ein Postament von schwarzem Marmor, welches einst die Statue des Pankratiasten Ti. Glaudius Rufus trug. Ein zwei Seiten der Basis füllendes Psephisma der Fleer rühmt ihn wie, er bis in die Nacht hinein, bis die Sterne am Himmel standen, den Kampf fort⸗ gesetzt habe; im Hinblick hierauf wird ihm von den Eleern das Bürgerrecht und eine Statue in Olympia bewilligt. Die dritte Seite enthält einen Beschluß der Smyrnäer, wonach diese ihrem Mitbürger die gleiche Ehre erweisen. Knapper efaßt sind drei Siegerinschriften aus früherer, griechischer . die des Eleers Hillanikos (Pauf. VI., 7, 8), des Nhodiers Eukles (Paus. VI., 6, 29) und des berühmten Euthymos (Paus. VI., 6, 4) aus der unteritalischen Stadt Lokroi, von dem die Sage ging, er sei ein Sohn des heimi⸗ schen Flußgottes Kaikinos gewesen und auf eine übermensch⸗ liche Art aus dem Leben geschieden. Auch erzählte man sich, daß er einen Gefährten des Odysseus, der als blutdürstiger Dämon in Temesa umging, bezwungen und eine Jungfrau aus dessen Gewalt befreit habe. Diefe Basen bereichern nicht nur unser epigraphisches und kunstgeschichtliches Wissen (Naukydes Vater heißt hier Patrokles, nicht Mothon und die Statue des Euthymos war vom Samier Pythagoras, nicht dem Rheginer) sondern auch unser topographisches. Es kann nämlich schwerlich ein zufälliges Zusammentreffen sein, wenn Pausanias ¶ VI. 6). die Statuen des Kallias Eukles und Euthymos dicht hintereinander nennt und wir nun die Basen der beiden letzten Statuen dicht neben der früher entdeckten Kalliasbasis im NG. des Zeus tempels verbaut finden. Wir haben hier also einen festen topographischen Anhaltspunkt, der um so willkommener ist,
als uns gerade in der letzten Zeit die Ausgrabungen darüber
belehrt haben, wie die große Masse der Statuen rings um den ö, ,. angeordnet gewesen sein wird.
en ganzen Süden des Tempels in einer Entfernung von ca. 20 m entlang zieht eine niedrige Mauer, über deren Bestimmung die Tieferlegung des Terrains im SW. volle Klarheit gebracht hat, Hier steht nämlich nördlich von der— selben eine ganze Reihe von Statuenbasen; einige liegen um— gestürzt südlich von der Mauer, unter Anderem auch ein rother Marmorblock mit der Siegerinschrift eines Timolas und eine am 15. Februar aufgefundene Basis, auf der noch ein wundervoll gearbeiteter kebensgroßer Bronzefuß haftet; von hier mögen auch die zahlreichen Basen der byzan⸗ tinischen Westmauer stammen. Außerdem haben auch ein weich modellirter bronzener Kinderarm und massenhafte kleinere Fragmente von Erz uns von den zahlreichen Statuen Kunde gegeben, die einst hier standen. Dieselbe Mauer läßt sich auch noch vor der Westfront des Zeustempels verfolgen und tritt auch im M0. des Tempels, eben dort, wo die Bafen des Kallias, Eukles und Euthymos gefunden wurden, deutlich zu Tage. So umgab denn vermuthlich einst den ganzen Tem⸗ pel eine statuenbekrönte Terrasse; denn den Abfall des Ter— rains rings um diese Mauer haben wir besonders im sw. des Tempels konstatiren können, wo eine Straße südlich von der⸗ selben entlang geführt haben muß; sämmtliche Abflußröhren und Wasserleitungen, welche von . herabkommend die West⸗ front entlang ziehen, setzen nämlich hier ab, um jenseits der Mauer in einem tieferen Niveau weiter zu gehen. Eine die⸗ ser Leitungen ergoß ihr Wasser hier in einen mächtigen Bronze⸗ kessel von mehr als 141m im Durchmesser und ca. 70 em Höhe, der vor der Mauer eingelassen war. Uebrigens fanden sich in diesem Kessel außer einem etwa um die Hälfte kleineren Bronzegefäß mehrere Thonschälchen und einige Knochen vor.
Das Pelopion, nach dem im vorigen Winter im . des Zeustempels, wo es nach dem Bericht des Pausanias ge⸗ legen hahen muß, vergebens gesucht wurde, hat auch ein zu dem gleichen Zweck angelegter Graben, der das Terrain zwischen Zeustempel und Heraion in diagonaler Richtung von SM. nach X0. durchschneidet, nicht gefunden. An Architekturresten kam in denselben überhaupt nur eine ziemlich nachlässig gefügte Quadermauer zu Tage, die gegen 8W. zieht, also schon dieser Richtung halber nicht zum Pelopion gehören kann. Auffallend war in dem Graben her besonders das Auftreten einer fast 151 m dicken sehr schwarzen Erdschicht, wie sie in solcher Stärke und Ausdehnung sonst nirgends in der Altis anzutreffen ist. Erst eine chemische Analyse kann lehren, ob dieselbe vielleicht auf die Nähe des großen aus der Asche der Opferthiere hergerichteten Zeus⸗ altars hinweist. Ist dies der Fall, so wäre damit eines der wichtigsten Probleme der Altistopographie seiner Lösun näher gerückt. Auch in dieser schwarzen Schicht fanden fh wiederum massenhafte Votivthiere aus Bronze und Terrakotta und eine Menge Fragmente von Erzgeräthen. Wie diese, so gehört auch das hier gefundene, etwas über 1 em hohe Bronzefigürchen eines speerschleudernden Kriegers der aller⸗ ältesten Epoche griechischer Kunst an. Ebenso' drei bemalte thönerne Wehsge ffn welche den sog. korinthischen Vasen im Stile verwandt sind und von denen das eine die eingeritzte Inschrift trägt: „Semonides hat mich geweiht“.
Eine Besprechung der Resultate, welche die Untersuchung der byzantinischen Kirche im W. des Zeustempels ergeben hat — es sind in dem Fußboden derselben allein 11 Inschriftbasen und 2 Listen von olympischen Opfer⸗ beamten zum Vorschein gekommen — und eine childerung des Fortgangs der Arbeiten am Prytaneion verspare ich auf einen künftigen Bericht. Der gewaltige Umfang dieses Ge⸗ bäudes wird viel Zeit und Arbeit in Anspruch nehmen, da aber die begonnene Untersuchung des Innern eine frühere Einschwemmung dieses Bezirkes zu erweisen scheint, welche dessen Inhalt wenigstens zum Theil vor den Augen und
Händen räuberischer Ansiedler bewahrt haben wird, so dürfen wir hier eine lohnende Ausbeute erhoffen.
Heute nur noch die Meldung, daß vor der Exedra des Herodes Atticus am 12. März ein lorbeerbekränzter Mar⸗ morkopf des Antoninus Pius gefunden wurde, der wahrscheinlich zu einer Bildsäule dieses Kaisers in der Exedra gehört. Dr. Treu.
Verviers, 31. März. 8,45 Uhr Vormittags. Die englische Post vom 29. und 30. d. M. früh und Abends splanmäßig in Verviers um 8,21 Uhr Abends und S8, 49 Uhr Vormittags) ist aus geblieben. Grund: Sturm und Schnee⸗ gestöber im Kanal.
Nach dem Statistischen Rückblick auf die Königlichen Theater im Jahre 1877! wurden auf den Königlichen Bühnen zu Berlin im verflossenen Jahre 548 Vorstell ungen gegeben, und zwar: 28 Schauspiele, M4 Opern, 23 Ballet⸗ und incl. 1 Maine? 3 gemischte Vorstellungen. Die französische Schauspieler⸗Gesellschaft unter Di⸗ rektion des Hrn. Emil Neumann gab im Konzertsaale des König⸗ lichen Schauspielhauses 66 Vorstellungen, außerdem 1 im Neuen Palais zu Potsdam und 2 zu wohlthätigen Zwecken in Berlin. Zum ersten Male wurden aufgeführt 11 Stücke (Manfred, Guter Name, Euphrosyne, Ein Pessimist, Betrogene Betrüger, Die Staatskunst der Frauen, Seck, Lady Macbeth, Die Töchter des Majors Die Namensvetter, Reflexe), 3 Opern (Genoveva, Der König hat's gesagt, Der Landfriede) und 1 Ballet (Lameg).
Neu einstudirt wurden 4 Stücke und 6 Opern. Als Gäste erschienen im Schauspiel 5, in der Dper 10. Bie meisten Auf⸗ führungen erfuhren im Schauspiel: Hamlet (17 Mal), Die Er⸗ zählungen der Königin von Navarra (12 Mal), Lady Tartuffe (11 Mah), Tartuffe und Der Damenkrieg (je 10 Mah, Euphrosyne (9 Mal), Die Eifersüchtigen, Die Staatskunst der Frauen und Unerreichbar (ie 7 Mal); in der Qper: Lohengrin (13 Mal), Der Troubadour, Tannhäuser und Oberon (je 10 mal), Margarethe (9 mal), der Landfriede (6 mal), Fidelio, die Hugenotten, Don Juan, Tell und Genoveva (7 mal; im Ballet: Flick und Flock (8 mal). Vor⸗ stellungen klassischer Werke fanden im Ganzen 170 statt, nämlich 112. Stücke und 5383 Opern (Lessing, Goethe 12, Schiller 19. Kleist 7, Shakespeare 52. Moltere 10, Byron 4; Gluck 4, Mozart 12, Beethoven jo, Weber 15. Mehul 3, Cheru⸗ bini 2, Spontini 5). Ein Cyclus von Vorstellungen zu ermäßigten Preisen umfaßte 61 Aufführængen.
Das Lustspiel: Die zärtlichen Verwandten“ von Benedix wurde am 1. Juni zum 100. und „Fernand Corte,“ von Spontini am 16. November zum 150. Male dargestellt. Am 17. Dezember, dem Tage der 100 jährigen Darstellung des Shakespeare'schen „Hamlet“ ließ die Königliche General⸗Intendantur einen von C. L. Barth jusammengestellten statistischen Bericht über die seit dem 17. Dezem⸗ ber 1777 stattgehabten Aufführungen und verschiedenen Rollen⸗Be⸗ setzungen des Werkes unter das im Theater anwesende Publikum vertheilen.
In der zweiten Hälfte des Monats November brachte die Königliche General⸗Inkendantur die Königs-Dramen von Shake⸗
are in ctrenologtf ber Reibenfolge. ur Darsteilun und er-
öffnete ein besonderes Abonnement für 6 Abende. Die außerordent⸗ lich große Anzahl der eingegangenen Gesuche um Abonnementsbillets zu diesen Vorstellungen beranlaßte die Königliche Verwaltung zur Veranstaltung eines zweiten Cyklus der Königs⸗Dramen, welcher im Monat Dezember stattfand.
Das Königliche Theater zu Cassel veranstaltete im Jahre 1877 an 288 Abenden Vorstellungen, und zwar von 127 Schau- und Lust⸗ spielen, 113 Opern, 24 Possen; an 24 Abenden fanden gemischte Vorstellungen statt. Zum ersten Male kamen 11 Stücke, 3 Opern (Abu Hassan, von Weber; Der Bergkönig, von Hallström; Idome⸗ neus, von Mozart), 1 Operette (Rübezahl, von Conradih, Posse und 2 Schwänke zur Aufführung. Neu einstudirt wurden 24 Schau⸗ und Lustspiele, 6 Opern, 3 Possen und 1 Zaubermärchen. Am häu⸗ sigsten (6 Mal) kamen zur Aufführung von Schau- und Lust spielen: Die zärtlichen Verwandten und Inspektor Bräsig, von Opern: Rübezahl, Undine und Die Entführung aus dem Serail. Von klassischen Werken wurden 53 Schauspiele und 45 Opern auf⸗ geführt. Das Königliche Theater begann im Oktober einen die Ent— wickelung der deutschen Oxer darstellenden Spernchklus, von welchem bis Ende des Jahres 6 Vorstellungen (Pphigenie in Tauris, Der Apotheker und der Doktor, Idomeneus, Die Zauberflöte, Das unterbrochene Opferfest. Die Schweizerfamslie) gegeben wurden.
Auf der Königlichen Bühne zu Wies baden wurden 48 Vorftellun? gen gegeben: 127 Schauspiele, 105 Opern, 16 gemischte Vorstellungen. Zum ersten Male kamen 20 Schau- und Lustspiele, 2 Opern ((Der Trompetek von Säkkingen, von Scholz, und Die Ruinen von Athen, von Beethoven] und 2 Ballets zur Aufführung. Neu einstudirt wurden 23 Stücke, 8 Opern und 3 Ballets. Die meisten Aufführungen erzielte unter den Schau⸗ und Lustspielen: O diese Männer! von Rofen (7 Mal), von den Opern: Don Juan und Der Waffenschmied (je 5 Mal). Von klassischen Werken wurden 29 Schauspiele und 26 Opern aufgeführt. Ein Cyklus von 8 Vorstellungen klassischer Werke wurde zu ermäßigten Eintrittspreifen veranstaltet. Am 26. Juni feierte die Bühne die vor Jahren erfolgte Eröffnung des
Schauspiel hauses.
Die französische Schauspieler⸗ Gesellschaft unter Direktion des Herrn Emil Neumann führte am Sonnabend zum ersten Male: „Les femmes terribles“ von Ph. Dumanbir auf,. Dumanoir, der seit dem Jahre 1865 todt ist, war ein überaus fruchtbarer Bühnenschriftsteller. Es existiren von ihm nahe an 200 Stücke, unter denen die Bekanntesten auch auf deutschen Bühnen aufgeführten: les premisres armes de Richelieu“, „ie Vicomté de L6torières“, „Jeanne qui pleure et Jeanne qui rit“, welches Stück er zusammen mit Kéraniou verfaßt hat, „lo gentil- homme pauyre und „les femmes terribles- sind. Letz⸗ tere, zuerst im Jahre 1858 erschienen, sind charakteristisch für die ganze Art und Weise der literarischen Produktion Dumanoirs. Sein alleiniger Zweck ist, zu unterhalten. Alles in seinen Arbeiten ist frisch und gefällig, aber ohne tiefere künstlerische Ziele. Der Aufbau seiner Stücke gleicht einem leichten, äußerlich geschmackvoll verzierten, dem flüchtigen Augenblicke gewidmeten Gefüge, das nichts von dem kunstgerecht konstruirten Bau z. B. der befferen Seribe'schen Stücke an sich trägt. Für die Darstellung von Stücken diefes leichten Genres besitzt die gegenwärtige Gesellschaft geeignete Kräfte, welche das unterhaltende Lustspiel durch abgerundetes, sicher in einander greifendes Zusammenspiel zu beifallswürdiger Geltung brachten. Die Frauenrollen der Delphine Chatelard und der Madame de Ris fan⸗ den in den Damen Helène Emma und Tessandier recht wirksame Vertre= ter, während sich unter den Darstellern der männlichen Rollen befonders die Herren Demanne (Gustave Chatelard) und Lon Nos ( Vommerol) gutzeichneten. Dem Vumanoirschen Stücke vorauf ging die zweite Aufführung eines einaktigen Lustspieles: „Les projets 46 ma tanter von Henri Nicol Le, welches wegen seines munteren Humors, der durch das gewandte Spiel der Damen Duchesne und Helene Emma und des Hrn. Duchesne treffend zum Ausdruck kam, eine freundliche Aufnahme fand.
— Im Natienal-Theater hat das effektvolle Birch⸗ pfeiffersche Schauspiel: „Eine Tochter des Südens“ mit Hrn. Carl Mittell als Grgf Armand vielen Beifall gefunden. Heute und morgen finden Wiederholungen im Abonnement statt.
Redacteur: J. V.: Riedel.
Verlag der Expedition (Kessel). Druck: W. El sner.
Fünf Beilagen (einschließlich Börsen· Beilage). (275)
Berlin:
Srste Beilage
zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Stants⸗Anzeiger.
M Yes.
Berlin, Montag, den J. April
; 1825.
9½ο iges vormals Na ssauisches Staatsanlehen von 4000 000 Fl. d. d. 29. No vember 1858.
Bei der am 15. er. stattgehabten 15. Verloosung der Partial⸗ Obligationen des unter Vermittelung des Bankhauses der Herren M, A. von Rothschild u Söhne zu Frankfurt a. M. negociirten . vormals Nassauischen Staate anlehens von 4 69 005 Fi. d. 4. 29. November 1858 sind nachverzeichnete Nummern gezogen worden:
A. Zur Rückzahlung auf den 36. Juni 1878.
Litt. E. à 100 Fl. — 171 ½0 45 8: Nr 47 179 180 328 384 542 552 553 780 1014 1998 — 11 Stück über 1100 Fl. oder 1885 S 73 83. Litt. G. à 200 Fl. — 342 4M 86 3: Nr. 235 358 402 455 1205 1306 1315 1423 1572 1726 1765 2 1j Stück über 220M Fl. oder 3771 46 46 3. itt. H. à 300 Fl. — 14 M 29 89: Nr. 18 413 472 793 914 - 5 Stück über 1500 Fl. oder 2571 4 45 3. Litt. J. à 500 Fl. — S857 S 14 : Nr. 191 528 576 875 971 10967 10899 1596 1651 1677 1730 1828 2031 2159 26537 2909 36075 3206 3690 3769 3835 4014 4128 — 23 Stück über 11 566 I. oder 19714 M 22 3. Litt. K. à 1000 Fl. — 1714 66 29 3: Rr. 496 332 582 sio So7 924 — 6 Stück uber 6009 Fl. oder i 285 60 74 8. Summa 56 Stück über 22 369 Fl. oder 38 225 M 660 .
B. Zur Rückzahlung auf den 31. Dezember 1878.
Litt. F. 100 Fl. — I71 M 43 I: Nr. 337 554 571 596 1249 1262 1575 1665 1699 1771 1801 — 11 Stück über 1100 Fl. oder 18865 Ce 73 3. Litt. G. à 200 Fl. — 345 MS 6 3: Nr. 206 262 301 316 1007 1343 1513 1645 1701 1718 1788 * 11 Stück über 2200 Fl. oder 3771 S 46 3. Titt. H. 32 bo 8g. — 514 a 20 33 Nr. 135 135 4835 645 704 — 5 Stück über 1500 Fl. oder 2571 4 45 ⸗ Läitt. J. 500 Fl. — S657 M 14 3: Nr. 311 486 55353 671 65 1740 1834 2032 2045 2149 2599 7709 NI6 NiI9g 2724 2832 2833 2998 3037 3680 3773 3824 3907 4032 — 24 Stück über 13505 Fl. oder 20 571 S 36 5. Litt. K. à 1000 Fl. — 1714 S 29 3: Nr. 2 313 690 740 953 986 — 6 Stück über 66006 Fl. oder . 285 M 74 8. Summa 57 Stück über 22 800 Fl. oder 39 O85
3.
Die Inhaber dieser Partial⸗Obligationen werden hiervon mit dem Bemerken benachrichtigt, daß sie die Kapitalbeträge, deren Ver⸗ zinsung nur bis zum betreffenden Rückzahlungstermine erfolgt, so⸗ wohl bei dem Bankhause der Herren M. A. von Rothschild u. Söhne zu Frankfurt g. M., als auch bei der Königlichen Re ierungs⸗Haupt⸗ tasse in Wiesbaden, sowie bei jeder anderen Königlichen Regierungs⸗ Hauptkasse, bei der Königlichen Staats schulden⸗Tilgungskasse in Berlin, hei der Königlichen Kreiskasse in Frankfurt 4. M. und bei den Königlichen Bezirks⸗Hauptkassen in Hannover, Lünehurg und Osnabrück gegen Rückgabe der Partigl-Obligationen mit den dazu gehörigen, nach dem 36. Juni 1878 fälligen 5 Zintzcoupons Ser. IfI. Nr. 4—8 und Talons resp. nach dem 31. Dezember 1878 fälligen 4 Zins coupons Ser. III. Nr. 5— 5 und Talons erheben können.
Der Betrag der etwa fehlenden, unentgeltlich mit abzuliefernden Zinscoupons wird von dem zu zahlenden Kapitale zurückbehalten.
Soll die Einlösung von dergleichen Obligationen weder bei dem vorgenannten Bankhause, noch bei der Königlichen Regierungs⸗Haupt⸗ kasse hier oder der Königlichen Kreiskasse in Frankfurt a. M., sondern bei einer der anderen Kassen bewirkt werden, so sind die betreffenden Obligationen nebst Coupons und Talons 14 Tage vor dem Verfall⸗ termine bei dieser Kasse einuzreichen, von welcher dieselben vor der Ausahlung an den Unterzeichneten zur Prüfung einzusenden sind.
Aus früheren Verloo sungen stehen noch zurück:
Rückzahlbar am 31. Dezember 1866: Litt. F. Nr. 559. Rück- zahlbar am 30. Juni 1877: Litt. F. Nr. 37 324 705 15986. Läitt. G6. Nr. 268 1401 1617. Litt. H. Nr. 168 176 406. Litt. J. Nr. 6 43 366 920 2869 2908 3886. Litt. R. Nr. 385. Rückzahl⸗ bar am 31. Dezember 1877: Litt. F. Nr. 308 1062 1367 1429 1522 1709 1794. itt. 6. Nr. 385 1094 1326 1433. JTitt. f. Nr. 688 855 910. Litt. J. Nr. 588 1419 1663 2319 2327 3355 2913 3135 3670 und 4139.
Wiesbaden, den 22. März 1878.
Der Regierungs⸗Präsident. von Wurmb.
Die Nr. 13 des ‚Central⸗Blatts für das Deutsche Reich“, herausgegeben im Reichskanzler⸗Amt, hat folgenden Inhalt: Allgemeine Verwaltungssachen; Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiet. — Zoll- und Steuerwesen; Befugniß eines Unter⸗ steueramts. — Finanzwesen: Nachweisung der Einnahmen an Zöllen und gemeinschaftlichen Verbrauchssteuern, sowie anderer Einnahmen für die Zeit vom 1. April 1877 bis um Schlusse des Monats . 1878. — Münzwesen: Uebersicht über die Ausprägung von
eichsmünzen. — Marine und Schiffahrt: Ertheilung von Flaggen⸗ attesten. — Eisenbahnwesen: Eröffnung der Bahnstrecke Backnang⸗ Murrhardt. — Konsulatswesen: Ernennung; — Entlasffung; — Todesfall; — Ermächtigung zur Vornahme von Civilstands⸗-Akten.
Statistische Nachrichten.
Nach den Aufstellungen des statistischen Bureaus vereinigter Thüringischer Staaten in Jena beläuft sich der Gesammtwerth des Viehstandes in Thüringen, nämlich im Großherzogthum Sachsen⸗Weimar, den Herzogthümern Sachsen⸗Meiningen, Sachsen⸗ Altenburg, Sachsen⸗Coburg⸗Gotha, den Fürstenthümern ö Rudolstadt, Schwarzburg . Sondershausen, Reuß J. L. und Reuß q. C. im Ganzen auf rund 120 216 900 M, so daß im Durchschnitt auf 1 4Em 9.30 . und auf je 1 Einwohner 113 1 entfallen. Die vor⸗ genannten Staaten partizipiren an diesem Werthsbetrage folgender⸗ maßen; Sachsen⸗Weimar mit 36 849 9900 A (auf 1 qkm 10135 , auf 1 Einwohner 129 A6), 5 mit 18 938 000 0. l,, ... inwohner 101 ), Sachsen⸗ Altenburg mit 118 618 009 46 (Lauf 1 41m 14111 66, guf 1, Einwohner 131 S6), Sachsen⸗Coburg⸗Gotha mit 18 887 000 4 7 141m 9597 9, auf 1 Einwohner 108 A), Schwarz burg⸗Rudolstadt mit 7 218 000 ½ (auf 1 14km 7662 s, auf 1 Einwohner 96 M), Schwarzburg⸗Sondershausen mit 8 071 606 M. (sauf 1 km 9360 M, auf 1 Einwohner 130 6), Reuß j. L. mit 8421 00 AÆ (auf 1 4EAm 10154 , auf 1 Einwohner 95 Sc), Reuß ä. L. mit 3 184 000 M (auf 1 4km 10057 M, auf 1 Ein? woher 71 S). Zieht man die einzelnen , . in Betracht, ö entfallen vom Gesammtwerthe auf: Pferde 26 998 Ob0 M (22 46 ο6),
indvieh 68 971 000 M (57,57 C), Schafe 9 924 000 S 8, 25 o), Schweine 10994 000 M (9, 15 (), Ziegen und Ziegenböcke 2456 000 S (204 oυάG), Bienenstöcke 873 0 , (O73 do). Von dem gesammten Viehwerthe kommt in sammtlichen acht Ländern der . Prozentsatz auf das Rindvieh, allerdings mit bedeutenden Schwankungen in den einzelnen Ländern, von 43375 9 in. Schwarzburg- Sondert⸗ hausen bis 69,38 , in Reuß ä. L. Der demnächst höchste Satz entfällt auf die Pferde, er steigt von 14179ͤ in Sachsen · Meiningen auf 298 9 0 in Sachsen ⸗ Altenburg. Bei den Schafen steigt der 6 von 251 in Reuß ä. L. bis 1684 in Schwarzburg .
ondershausen, bei den Schweinen von 6,58 in Reuß ä. L. bis zu 10,08 in chwarzburg⸗Sonderg hausen, während mit dem grit n, in den einzelnen Ländern ziemlich gleichen, Prozentsatze die Ziegen und die Bienenstöcke am gesammten Viehwerfhe partizlpiren.
— In den Hafen von Harburg liefen im Jahre 1877 nach
dem ; Hand. Arch. 615 Seeschisfe (337 beladen, 175 unbeladen) von
123 342 ebm Raumgehalt, mit 2339 Mann Besatzung ein, und 662
Seeschiffe (312 bel den, 290 unbeladen) mit 121 458 cbm Raum⸗
gehalt und 2277 Mann Besatzung aus. Der Nationalität nach
waren die eingehenden Schiffe sund die ausgehenden) bremische 4 (4.
dänische 9 (9), französische 7 (I), britische 85 (95), nieder lãndische 17
(18), mecklenburgische 1 (), norwegische 9 (O), oldenburgische 32 (631) oͤsterreichische 1 (1), preußische, und zwar aus den alten Provinzen 8 (Y, aus der Provinz Hannover 280 ( 56) und aus der Provinz Schleswig -Holstein 81 C6). Unter den ein- und auslaufenden Schiffen befanden sich je 3 Seedampfer.
An Flußschiffen kamen 7706 (8223 beladen, 2483 unbeladen) von 569 451 em Raumgehalt an und gingen 7685 (3278 beladen, 1407 unbeladen) von 557 415 ebm Raumgehalt ab. Von den Fluß⸗ schiffen kamen aus Preußen (bezw. gingen dorthin ab) und zwar den alten Provinzen 2935 (377), Pr. Hannover 5100 (4996), Pr. Schles⸗ wig · Volstein 502 (502), Kr. Lauenburg 18 (18), Hamburg 1693 (1693, Mecklenburg 55 (54), Oesterreich 21 (31), Sachsen 75 (25. Die Harburg⸗Hamburger Damfschiffahrt beförderte in je 3206 Fahrten von Harburg (bezw. von Hamburg) 166 291 glä4 Ol) Personen, 1818 (1786) Kolli, 717 (675) Pferde und Ochfen, 2505 C48) Schweine und Kälber, 1539 (893) Schafe und Ziegen.
Der gesammte Schiffsverkehr umfaßte im Jahre 1875: o67 736, 1876: 614 562, 1877: 692 773 Cbm. Der Seeschiffsverkehr mit 123 342 ebm * gegen 1875 (123 324 ebm) ziemlich unverändert geblieben, dagegen hat sich der Flußverkehr von 444 417 auf 565 431 ebm gehoben.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Das Museum für Völkerkunde in Leipzig hat soeben seinen fünften Jahresbericht veröffentlicht. Dasserbe hat während der verhältnißmäßig kurzen Zeit seines Bestehens, Dank der Theilnahme und Unterstützung die ihm von nah und fern zu Theil geworden, eine Achtung gebietende Bedeutung er⸗ langt. Der Jahresbericht gedenkt der Förderung, die' das Museum durch Se. Majestät den Deutschen Kaise t, durch Ihre Maiestäten den Kaiser von Oesterreich und den König von Sachsen, sowie durch zahlreiche andere Fürstliche Personen ö hat und theilt mit, daß Se. Kaiserliche Hoheit der Kron— prinz, Ihre Hoheiten die Herzöge von Anhalt und von Sachsen Coburg ⸗ Gotha, sowie Se. Königliche Hoheit der Prinz Georg von Sachsen Mitglieder des Instituts geworden sind.
Se. Majestät der Kaiser gewährte dem Museum ein Geschenk von 1090 A ⸗
Das Interesse, welches der König von Sachsen stets dem Unternehmen gewidmet, hat Se. Majestät auch im verflossenen Jahre wiederum bethätigt, nicht nur durch einen erneuten und erhöhten jährlichen Beitrag aus der König Johann -Stiftung“, sondern auch durch Ueberweisung werthvoller ethnographischer Gegen ftände. So erhielt das Museum einerseits die reichhaltige Sammlung des Hrn. Dieduksmann in Oschokdschokarta auf Java, bestehend in einer An zahl Waffen aus verschiedenen Zeiten und von verschiedenen javanischen Stämmen, Gefäßen, Figuren zu Schattenspielen u. s. w. Noch werthyoller aber war das zweite Geschenk: die höchst interessante Sammlung des Frl. Ida von Boxberg in Dresden. Diese Kollektion gewährt ein außerordentlich anschauliches Bild der Urgeschichte Frankreichs von dem ersten Auftreten des Menschen bis in die historische Zeit hinein. ie beginnt mit der Periode des Mammuth, des Höhlenlöwen, Höhlenbären und der Renthier⸗
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jeit, nimmt durch Hinweis auf Schweizer Funde auf die Pfahl⸗ bauten Rücksicht und schließt mit der kestischen und römischen Zeit. In ihrer Gesammtheit und Vollständigkeit repräsentirt diese Sammlung einen hohen Werth. Von besonderem Inter⸗ esse sind die Ausgrabungen aus den sogenannten „Brunnen—⸗ räbern“ alten heidnischen Begräbnißstätten von eigenthümlicher Form und mit merkwürdigen Ueberresten aus keltisch-roͤmischer Zeit, die in zahlreichen charakteristischen Stücken hier zum ersten Male nach Deutschland gelangt sind. Endlich finden sich in der von Box⸗ bergschen Sammlung auch merovingische Funde, fowie Gegenstände aus späterer Zeit. ö
Weiter wurde das Museum von Sr. Kaiserlichen Hoheit dem Kronprinzen, Sr. Durchlaucht dem Fürsten von Schwarzburg⸗ Sondershgusen, sowie von dem deutschen Botschafter in Wien, Grafen Otto zu Stolberg⸗Wernigerode mit reichen Geschenken bedacht, denen sich viele Zuwendungen von Privaten anreihen. So bedachte u. A. Hr. Hu⸗Kwang⸗Joung in Shanghai das Museum durch seltene chinesische Bronzen, Porzellane und Cloisonnés von hohem Alter, Hr. Konsul Reiche in Dresden mit einer Sammlung chinesischer Musik⸗ in strumente, . kostbaren chinesischen Männer⸗ und Frauenanzügen. Höchst interessant ist ferner die reiche Sammlung japanischer Haartrachten von Hrn. Albert Lemmer in Tokio, dem das Institut auch zahlreiche, in China und Japan aufgenommene k verdankt. Ferner hat der Botaniker Hr. Otto Kunze in Leipzig seine auf einer Erdrundfahrt zusammengebrachte ethnographische Sammlun dem Museum überwiesen, und die Evangeli chrlutherische ln fon in Leipzig“ die ihr gehörige Sammlung von Gegenständen der Tamu— len (Urbewohner er nde, n e ssehhnn zur Verfügung gestellt. Eine werthvolle Kollektion tschudischer Alterthümer hat Hr. Feplou⸗ choff, Kaiserlich russischer Gouvernements Sekretär in Illinsk, Gou— vernement Perm, dem Museum unter Eigenthumgvorbehalt überlassen.
Erwähnung verdient weiter, daß der amerikanische Minister des Innern in Washington, Hr. Karl Schurz, seine Vermittelung zu fernerem, noch lebhafterem Verkehre und namentlich zum Doubietten⸗ austausch mit der Smithsonian⸗Institution zugesagt hat.
Durch Kauf wurden im verflossenen Jahre für das Musuem er worben aus Privathesitz: 5 bemalte Figuren und 5 dergleichen Ge= fäße aus Thon, in Indianergräbern am Fuße des Chiriqui, an der Grenze von Panama und. Costa Riea gefunden; ferner von der Afrikanischen Gesellschaft in Berlin 1 Schild, 1 Bogen, 1 Säge vom Sägefisch, Messer und andere Geräthschaften 2c. Sehr erheblich sind auch . durch Tausch herbeigeführten Vermehrungen der Samm⸗ lung gewesen.
Die Bibliothek, welche gegenwärtig mit 66 Vereinen in Schriftenaustausch steht, hat sich im abgelaufenen Jahre eben⸗ falls werthvoller Geschenke zu erfreuen gehabt. Die von An⸗ fang Janugr bis Anfang März vorigen Jahres veranstaltete Sepgratgusstellung hatte einen so erfreulichen Erfolg, daß der Vorstand im laufenden Jahre eine ähnliche Ausstellung zu ver⸗ anstalten beschlossen hat, wozu ein reiches interessantes Material theils schon zur Verfügung ö. theils von verschiedenen Seiten, so namentlich von der General⸗Mirektion der Königlichen Ptufeen zu Dresden, in Aussicht gestellt worden ist.
Die Jahres rechnung schließt zwar mit einem Defizit von etwa 4000 4, gleichwohl hat man das Ziel der Errichtung eines eigenen Museums⸗ ebäudes keineswegs aus den Augen verloren. Zum Besten diefes Hann hat übrigens, wie hier Erwähnung verdient, Hr. Dr. Pechu6l⸗ Lösche, welcher bekanntlich längere Zeit als Mitglied der 2 afrikanischen Gesellschaft an der Lbangoküste thätig war, elnige interessante Vorträge gehalten.
Der Aufsichtsrath unter 3 des Hrn. Geh. Hofraths Prof. Dr. Bruhng hat den bisherigen Vorstand mit Hrn. Geh. Hofrath
. Dr. Leuckart als erstem und Hrn. Dr, med. Dbst als zweitem orsitzenden wiedergewählt.
Das Institut zäblt gegenwärtig 30 lebenslängliche Mitglieder,
516 auf Zeit und 10 Ehrenmitglieder.
— Von der Deutschen Rundschau“, herausgegeben von Jul.
Rodenberg 6 4 , ist das Aprilheft 1878 er⸗ ienen. In demselben veröffentli ; : on
n fen, noch K Parabel von Goethe Die Eslis . Theodor
Storm bringt eine Novelle „Renate“, Karl v. Gebler eine quellen=
mäßige Studie über Galilei, F. H. Geffken eine 2 über
du Bois⸗Reymond eine in
ie Pforte und Europa zur Jeit Katharina 's Il. und Udo Brach iel Uebersetzung einer Erzählung des Amerikaners Bret Harte two Saints ok the Foro Hills“ (die beiden Heiligen der Vorberge),
welche erst im Aprilheft von Scribners Magazine (Nen. Jork) er⸗ scheinen wird. In der Berliner Chronik bespricht Karl Frenzel die Theater. Die litergrische Ruadschau behandelt die Briefe von Lud wig Feuerbach, K. E. Franzos, Kulturbilder u. A.
— In nicht ferner Zeit wird das treffliche mittelhoch⸗
deutsche Handwörterbuch von Matthias Lerxer beendet sein. Wenn es fertig vorliegen wird, ist es im Widerspruch mit seinem Titel ein stattliche; Werk von drei Bänden, während das mittelhochdeutsche Wörterbuch von Müller und Zarncke, dem es sich als das kleinere und zugänglichere Werk zur Seite stellen sollte, nur einen Band mehr umfaßt. Es ist daher ein sehr
glücklicher Gedanke des Verfassers wie der Verlagshand⸗
lung, diesem großen und if wenig handlichen Handwörter⸗ buche ein kurzgefaßtes Nachschlagebuch s ;
lagöhandlung von S. Hirzel in Leipzig verheißt ein solches für den Herbst d. J. unter dem Titel: Mittelhochdeutsches Taschen⸗ wörterbuch‘ von M. Lexer. Dieses wird von allem gelehrten Apparat (Belegstellen, Etymologie) absehen und den Worten nur die Bedeutung und wesentliche syntaktische Konftruktion beifügen, wo⸗ durch allen Denjenigen, die sich in altdeutscher Poesie oder Prosa
uch folgen zu lassen. Die Ver⸗
(namentlich der Urkunden und Rechtssprache) zurecht, finden wollen oder müssen, schon in den meisten Fällen gedient sein wird. Ein solches kurzes und doch umfassendes mittel hoch deutsches Wörterbuch war längst Bedürfniß, und wird namentlich den Anfängern im Studium der altdeutschen Sprache und Literatur ebenso willkommen wie unent⸗ behrlich sein. Aber auch geübteren und selbst Fachmännern dürfte dieses in Aussicht stehende Werk, das sich auf etwa 23 Bogen belaufen wird, eine gern gesuchte Hülfe gewähren. . . .
— Eine Geschichte der Gegenwart zu schreiben, — eine Geschichte, in welcher der Verfasser inmitten der selbsterlebten Ereignisse steht, dieselben in ihrer organischen Verbindung darstellt und sich nicht damit begnügt, das augenblickliche Bedürfniß des Büchermarktes zu befriedigen ist ein schwieriges und gewagtes Unternehmen. In den meisten und selbst in den gelungenen Versuchen wird der Erzähler nicht im Stande sein, sich von einer gewissen Subjektivität der Ansichten gänzlich frei zu halten und häufig werden ihm die Thatsachen, aus denen der innere Zusammenhang der Erschei⸗ nungen und ihre Wechselwirkung hervorgeht, verborgen und unzu⸗
änglich sein. Um so mehr Anerkennung verdient es, daß die vor⸗ 6 Geschichte der neuesten Zeit“‘ von Dr. Konstantin Bulle, M Leipzig, im Verlage von Veit u. Comy. —, diese Uebelstände, so weit es möglich, zu Überwinden gewußt hat. Das umfangreiche Werk trägt nicht den Charakter einer Kultur⸗ geschichte im eigentlichen Sinne oder den der kritischen Forschung, sondern entspricht dem Begriff der universellen politischen Geschichte, ohne jedoch in den Fehler einer Aufzählung locker zusammengefügter . die in keiner Beziehung unter einander stehen, zu ver⸗ allen. Der Verfasser sucht an der Hand historischer Thatsachen die großen sittlichen Wahrheiten und Gesetze auf, welche das Entstehen, die Entwickelung, den Fortschritt und Verfall der Nationen regeln und die Ziele ihrer Bestrebungen bezeichnen. Ohne sich ge⸗ eignetenfalls das Cingehen in Cinzelnheiten zu versagen, unter laßt er nicht, den Blick stetig auf das Ganze zu richten und sich ebenso⸗ wohl von idealistischen Spekulationen, wie von pPedantischer Ein⸗ seitigkeit fern zu halten. In dieser Beziehung verdient die fleißi e Arbeit das ihr auch von anderer Seite gespendete Lob, „eine aus se bin . Torschung hervorgegangene Schöpfung, ein Originalwerk zu sein.“ Die Urtheile, die der Verfasser über Personen und Sachen fällt, tragen den Stempel der Ueberzeugung; sie sind freimüthig, aber maßvoll und der Ausdruck einer wohlwollenden Gesinnung.
Das vorliegende Werk umfaßt den Zeitraum von 1815 bis 1871. In Betxeff des ersteren Jahres bilden die Nachwirkungen der franzö⸗ sischen Revolution, der Sturz Napoleons J. und der Wiener Kon— greß einen wichtigen Abschnitt in der Geschichte der neuesten Zeit, was für die Anordnung des Stoffs maßgebend gewesen ist. Den Mliltel⸗ at ec Darstellung bildet die Geschichte Deutschlands, um welche ich die Geschichte der übrigen Kulturvölker gruppirt.
Dem lehrreichen, gediegenen, für jeden Gebildeten leicht faßlichen und anregenden Inhalt entspricht die Form.
Daß in dem ausgedehnten Gebiete, welches Dr. Bulle bearbeitet hat, sich hin und wieder Irrthümer vorfinden und in manchen Be⸗ ziehungen sich abweichende Ansichten geltend machen, thut dem Werthe des Buches keinen Abbruch.
Der erste der beiden Bände umfaßt die Zeit von 1815 bis 1848 . ö zerfällt in zwei Abtheilungen oder Hälften von 1818
i .
Ein sehr vollständiges Namen⸗ und Sachregister erleichtert den praktischen Gebrauch des Werkes.
; Gewerbe und Handel.
Dem. Geschästsbericht der Magdeburger Bergwerks⸗ Aktien ⸗Gefellschaft für das Jahr 1877 sind folgende Mit⸗ theilungen entnommen: Die Kohlenförderung des Jahres 1877 beließ sich auf 4 185 622 Ctr. in 2960 4 pro Tag 1433 Ctr. (gegen 4388 682 Ctr. in A8 Tagen, pro Tag 15787 ich in 211 726 Ar⸗ beitsschichten, bei einem Arbeitseffekt pro Mann und Schicht von 19,7 Ctr., egen 1673 Ctr. im Vorjahre. Der Durchschnitts lohn sämmtlicher Arbeiter war 278 M pro Schicht, gegen 3,35 Sς pro Schicht in 1876. Die Kohlengewinnungskosten der gefördeten 4185 622 Ctr. betragen l5 154 M, pro 106000 kg 43,73 S6 Die Ausgaben für Fertigstellung der Füllörter, Fortsetzung und Aus⸗ mauerung der Querschläge zc. betragen 2,58 MÆ pro i 600 kg, Gesammtkosten pro I6 006 kg demnach 46,23 MS, egen 239 S pro 10009 Eg in 1876. Das Jahr schloß 2 Kohlenbestand. Der Ueberschuß des Kohlenverkanfß⸗Kontos betragt nach Abzug sämmtlicher Kosten am 51. Dejember 279 717 Die Einnahmen an Miethen betragen 15 8195 „M, die Ausgaben S420 ½, bleibt Reinüberschuß 9439 M½ Auf Jute fen on m n, sich am 31. Dezember ein Ueberschuß von 4351 ½ Die Dampf⸗ ziegelei verkaufte 1 800 659 Stück Steine, welche einen Reingewinn von 3872 M abwarfen. Nach Uebertragung sämmtlicher 4 UÜeber⸗ schußposten auf Gewinn⸗ und Verlustkonto weist dasselbe einen Saldo von 297 405 M nach, dessen Verwendung wie folgt g chieht: Abschreibungen auf Maschinenkonto 36 000 , auf La! auten⸗ konte 5000 , auf Inventarkonto 7 göS M x., usammen 81 258 A, Dividende auf 2 109 000 6 Stammaktien und n n Stamm
Prioritätsaktien à 6za J 200 053 , Tantigmen 16156 *
— Die Leipziger ppothekenbank hat im Jahre 1877
einen Bruttogewinn von 387 M erzielt. Nach Abzug der General⸗
unkosten mit 19084 , Abschreibung auf den Wer 44 Inventars
und, der Werthpapiere in Höhe von 1644 0 und erlust auf eine arderung von, 391 6 verbleibt ein Reingewinn von ls M ie Bilanz schließt auf beiden Seiten mit 1653 z56 4.