1878 / 115 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 17 May 1878 18:00:01 GMT) scan diff

„eber Umfang und Gestaltung der Tabakfabrikation und des ndels mit * und Tabakfabrikaten im Reich soll eine Unter⸗ uchung stattfinden, welche durch eine vom Bundesrath unter Zu. ziehung von Sachver stãndigen zu berufende Kommission geführt wird. bg. von Schmid bezeichnete seine Anträge zu diesem und den folgenden Paragraphen als hervorgegangen aus dem Bestreben, die Erfordernisse einer wirksamen Enquete mög⸗ lichst in Einklang zu bringen mit den Forderungen der Inter— essenten. In dieser Beziehung seien die etwas harten Be⸗ immungen der Regierungsvorlage gemildert worden. In ug auf §. 1 habe er kein Bedenken, sich auch dem Antrage Stauffenberg anzuschließen. . Der Präsident des Reichskanzler⸗Amts, Staats⸗-Minister e, erklärte sich gleichfalls mit diesem Antrage einver⸗ anden, weil die Zuziehung von Sachverständigen nach Voll⸗ endung der statistischen Erhebungen ebenfalls von den Re⸗ ierungen beabsichtigt gewesen sei. Er acceptire also den n Stauffenberg, allerdings mit dem Vorbehalte, daß dadurch die beabsichtigten statistischen Erhebungen nicht ausge⸗ schlossen würden. . Der Abg. Windthorst bemerkte, er erblicke ungeachtet aller . Versicherungen der Regierungsvertreter als den

weck dieser Vorlage nach den Worten des Reichskanzlers dieses Zweckes

ediglich das Tabakmonopol. pin Erreichun 9 ; eranlassung zu

wolle er nichts beitragen, zumal gar keine einer Mehrbelastung des Volkes vorliege. .

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Finanz⸗-Minister Hobrecht, erkannte die Berechtigung des Grundsatzes an, daß man keine Mehrbelastung des Volkes gestatten dürfe, ohe daß der Nachweis der absoluten Nothwendigkeit ter der anderweiten Entlastung erbracht sei und wenn hier eine Steuerbewilligung. verlangt werde, so könnte der Mangel eines solchen Nachweises mit Recht gerügt werden. Die jetzige Vorlage sei aber mit den gemachten allgemeinen Angaben genügend motivirt. In den Motiven zu der in dieser Session gemachten Steuervor⸗ lage, von welcher er bedauere, daß sie nicht einmal zu einer kommissarischen Berathung geführt habe, seien die Zwecke und Ziele der beahsichtigten Steuerreform in großen

ügen dargelegt. Wenn der Staat in die Lage gebracht würde, eine namhafte Quote der Grund⸗ und Gebäudesteuer den Ge⸗ meindeverbänden zu überweisen, wenn er eine energische Re— rm der Klassen⸗ und Einkommensteuer herbeiführen könne, nn würde man den Kommunen eine fühlbare und wirk⸗ same Erleichterung gewähren können. Wolle man aber diesen weck, dann müsse man auch die Mittel bewilligen zur Samm⸗ ung des nöthigen Materials, um daraus die geeigneten Wege zur Erreichung des gewollten Zweckes erkennen zu können.

Der Abg. Dr. Harnier empfahl das Amendement Stauffenberg, mit dessen Annahme die übrigen Paragraphen der Vorlagz außer den S8. 1 und 10 enthehrt werden an en und durch dessen Wortlaut die Vor⸗ lage erst ein richtiges und volles Enquetegesetz werde. Der Abg. Richter (Hagen) suchte zunächst darzulegen, daß trotz der formellen Uebereinstimmung ein großer achlicher Unterschied zwischen den Intentionen der

ionalliberalen und denen der Regierung über die Tahaksteuer vorhanden sei. Er kritisirte sodann das vom Finanz⸗Minister Hobrecht dargelegte Finanzprogramm theils als zu unbestimmt gehalten, theils als nicht der Ge⸗ rechtigkeit entsprechend. Er . die Garantien dafür, daß ie r e auch unpartejisch gehandhabt werde, zumak die Polttische Situation gar nicht furt eine solche geeignet sei. Deshalb werde er gegen die Vorlage stimmen. .

Der Präsident des Reichskanzler⸗Amts bemerkte hiergegen, der Vorredner scheine es in Betreff der Tabaksteuer lediglich bei dem alten belassen zu wollen und verhalte sich demgemäß der Vorlage gegenüber rein negativ. Ein Gleiches könne er aber nicht von der Mehrheit des Hauses voraussetzen. Er wolle hier noch der Ansicht entgegentreten, als ob die Regierung eine Mehrbelastung des deutschen Volkes beabsichtigte; ihr , sei eine gesunde Steuerreform. Bei dem Schlusse des

lattes hatte der Abg. von Helldorff das Wort.

In dem von dem Verletzten gestellten Straf⸗ antrag gegen den Thäter braucht, nach einem Erkenntniß des Ober⸗Tribunals vom 16. April d. J., nicht das Ver⸗ gehen, wegen welches eine Bestrafung beantragt wird, hervor⸗ ehoben zu sein, sondern es genügt, daß der Antrag den ö des Verletzten, den Thäter wegen seines Verhaltens Cern ihn überhaupt bestraft zu sehen, unzweideutig zu er— ennen giebt.

Der General der Infanterie und Chef der Kaiser⸗ lichen Admiralität von Stosch ist von der Dienstreise nach Wilhelmshaven und Kiel hierher zurückgekehrt.

Der Bundesraths⸗Bevollmächtigte, Großherzoglich ba⸗ dische Ministerial⸗Rath Lepique ist in Berlin angekommen.

Sachsen⸗Meiningen⸗Hildburghausen. Meiningen, 10. Mai. (Leipz. Ztg.) Heute erfolgte die Vertagung des Landtags, nachdem derselbe mit großen Anstrengungen jämmtliche Vorlagen erledigt hatte. Der Landtag verschob die Spezialberathung über die landesherrliche Proposition, eine normalspurige, auf 1 450 000 veranschlagte Nebenbahn von Sonneberg nach Lauscha auf Kosten der Landes⸗ kasse herstellen zu lassen und sodann den Betrieb zunächst auf zwölf Jahre zu verpachten, bis zur Berathung des neuen Etats pro 187881 und bis zu der zu erwartenden, den Anschluß an . betreffenden bayerischen Eisenbahn⸗ vorlage. Annahme fand der , , mit Sach⸗ 6 eimar über Zusammenlegung in den Fluren Krannich⸗ eld und Stedten, dagegen wurde abgelehnt die Proposition über eine Herabsetzung der Gebühren der Zeugen und Sach— verständigen unter Hinblick auf die nahe K Reichs⸗ Chet gebung in dieser Materie. Die in vertraulichen itzungen bexathenen Verträge mit Preußen, Sachsen— Coburg und S wa gur gin sffsaht bezüglich der Errichtung eines gemeinsamen Landgerichts hierselbst erlangten dem Vernehmen . im Wesentlichen die stän⸗ dische Genehmigung. Die Zustimmung erhielten ferner die Regierungs⸗Propositionen wegen Errichtung des Land— gerichtsgebäudes, in welches . das Amtsgericht kommen wird und das neuerdings kräftig in Angriff genommen wor⸗ den ist, und wegen Konzentrirung der Gefängnißanstalten. Im Sinne der Regierung wurden erledigt mehrere Proposi⸗ tinnen über Domänenverkäufe und über den Erwerb des Ritterguts Weißenburg bei Rudolstadt für 408 000 M60

Neuß j. L. Gera, 15. Mai. Die „Geraische Ztg.“ meldet: Am 19. und am 135. d. Mts. sind der Geheime Staatsrath Dr. Vollert von Gera als Vertreter der Staats—

regierung des ,, Neuß j. L. und der Geheimrath Dr. Stichling und Geheime gust urch Dr. Brüger von Weimar als Vertreter der Staatsregierung des Grozherzog⸗ thums an,, in Jena zu Konferenzen wegen Errichtung eines das Fürstenthum Reuß j. L. und den Neustädter Kreis des Großherzogthums Sachsen⸗Weimar⸗ Eisenach umfassenden Landgerichts in Gera zusammenge⸗ treten. Wie wir vernehmen, haben sich die Kommissare über einen Staatsvertrag geeinigt und der Staatsregierung des Fürsten⸗ thums Reuß ä. L den Beitritt bis zum Schlusse dieses Jahres vorbehalten. Im Anschlusse an diese Konferenzen hat keen, ebenfalls in Jena die Kommission von Regierungs⸗ evollmächtigten ihre i gn begonnen, welche die zur Aus⸗ führung der Reichs Justizgesetze erforderlichen, für die thü⸗ ringischen Staaten homöglich gemeinschaftlich zu erlassenden Gesetze und Verordnungen feststellen soll. An dieser Kom⸗ mission nehmen Theü: für Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach der Ge heime Justiz⸗Rath Lr. Brüger aus Weimar, für Sachsen⸗ Altenburg der Gehäme Staatsrath Lorentz aus Altenburg, für Sachsen⸗Coburg Gotha der Geheime Regierungs⸗Rath Hornbostel aus Gotha, für Sachsen⸗Meiningen⸗Hildburghausen der Regierungs⸗Rath Blomeier aus Meiningen, ferner der Ober⸗Appellations⸗Rath Dr. . aus Jena. Der gestrigen Sitzung, in welcher Ptinzipienfragen entschieden werden sollten, haben auch der Staats⸗Minister von Bertrab aus Rudolstadt und der Geheime Staatsrath Dr. Vollert aus Gera bei⸗ gewohnt.“

(Leipz. Ztg.) Von Seiten des Do nenausschusses, welchem vom Jandtage die Weiterführung der Angelegenheit übertragen wurde, ist beschlossen worden, das Gutachten der ar nn, der Universität Leipzig an Professor Dr. Endemann nach Bonn zu senden, um dessen Rückäußerung darüber einzuholen. Das frühere Gutachten von Endemann ließ den Anspruch des Landes auf das Do⸗ manialvermögen unentschieden, während derselbe in einem Be⸗ 6 indeß von der Betretung des Rechtsweges dem

andtage abrieth. Das Leipziger Gutachten dagegen stellt die Frage in ganz entschiedener Weise klar und bestreitet dem Lande, mit Ausnahme der Steuererhebung, jegliches Recht auf das Domanialvermögen des Fürstlichen Hauses.

Oesterreichw ungarn. Wien, 16. Mai. (W. T. B.) Meldung der „Polit. Korresp.“ aus Konstantinopel von heute: Der russische Votschafter, Fürst Labanoff, begab 6 nachdem er dem Minister des Auswärtigen den üblichen Besuch gemacht hatte, unverzüglich nach San Stefano und hatte dort mit dem General Tottleben eine längere Konferenz. Der seitherige Vertreter Rußlands, Nelidoff, tritt morgen eine Urlaubsreise an. Die Russen haben etwa eine Meile über San Stefano hinaus, in der Richtung von Konstantinopel, ein . aufgeschlagen.

17., Mai,. (B. T. B) Die Morgenblätter fassen das gestrige St. Petersburger Telegramm im All⸗ emeinen günstig auf. Das „Fremdenblatt“ meint, die

onzessionen, zu welchen man in St. Petersburg hezüglich Batums und der Karte von Bulgarien geneigt scheine, böten einer friedlichen Verstän digung jedenfalls eine bedeutende Handhabe. Die i e . die n nen Aus⸗ stellii wan Englands a. Friedensvertrage von San Stefano erschienen durch solche Nonzessionen beseltigt; die eigentliche Entscheidung sei erst nach der Rückkehr des Grafen Schuwaloff nach London zu erwarten. Die „Neue Fr. Presfe“ kon⸗ statirt eine friedliche Strömung mit dem Vorbehalte, wie lange dieselbe dauern werde.

Pest, 16. Mai. (W. T. B.) Das Unterhaus hat die Vorlage, betreffend die Bedeckung des 60⸗Millionen⸗ Kredites genehmigt, die Annahme erfolgte mit allen Stimmen gegen diejenigen der äußersten Linken. Uermenyi

atte den von ihm eingebrachten Beschlußantrag zurückgezogen.

Im Laufe der Debatte erklärte Minister⸗Präsident Tisza nochmals, die österreichisch⸗ungarische Regierung betrachte die Angelegenheit der christlichen Bevölkerung des Balkans als eine europäische, und sei nach wie vor gesonnen, dieselbe im Einvernehmen mit den europäischen Mächten zu regeln.

Schweiz. Bern, 15. Mai. (N. Zürch. Ztg.) Der Bundesrath hat heute den Entwurf eines Bundesbeschlusses, betreffend die Abänderung des Bundesgesetzes von 1849 über die Organisation und den Geschäftsgang des Bundes raths, zu Ende berathen. Die Abänderung besteht im Wesentlichen darin, daß das Eisenbahnwesen in seinem ganzen Umfange mit dem Post⸗ und Telegraphendepartement vereinigt, und daß andererseits die spezifisch volkswirthschaft⸗ lichen Angelegenheiten (Landwirthschast, Maß und Gewicht, Versicherungswesen, literarisches und künstlerisches Eigenthum, Auswanderung, Forstschutz, Jagd und Fischerei 2c vom De—⸗ partement des Innern abgetrennt und mit der Handelsabthei⸗ lung zu einem neuen eigenen Departement des Handels und der Landwirthschaft verschmolzen werden.

Niederlande. Haag, 12. Mai. Dem Kolonien— Ministerium sind telegraphißche Meldungen aus Atchin, vom 6. d. Mts., zugegangen, welche die Befestigung der nieder⸗ ländischen e im nördlichen Theile Su— matras als dauernd gesichert darstellen.

Großbritannien und Irland. London, 14. Mai. Die „Times“ schreibt zu dem Attentat auf Se. Majestät den 6 Kaiser: Wir geben nur das allgemeine Gefühl aller Klaßen Großbritanniens wieder, wenn wir dem Kaiser und dem deutschen Volke unsere herzlichen Glückwünsche darbringen. Aus vielen Gründen geht das Ereigniß die englische Nation nahe an. Die Beziehungen zwischen den Herrscherfamilien Englands und Deutschlands sind bereits sehr nahe und werden demnächst durch eine neue Verbindung noch enger werden. Aber nicht von Königlichen Verbindungen allein hängt die Sympathie Englands und Deutschlands ab. Wir , . die Achtung und wir schätzen die Zuneigung des deutschen

olkes zu dem Monarchen, der die deutsche Einheit zu Stande ge⸗ bracht hat. Er ist das lebende Sinnbild eines großen natlo⸗ nalen Strebens, dem er zu genügen verstanden hat, und wir erkennen in ihm einen Patrioten, einen Krieger und einen Staatsmann, der die Dankbarkeit seiner Landsleute in edler Art erworben hat.., Sein Alter, seine Erfahrung geben seinem Urtheil im Rathe Europas Gewicht und machen ihn zum Vermittler geeignet; es liegt jeder Grund vor, zu glau⸗ ben, daß sein Einfluß zu Gunsten einer friedlichen Lösung

eübt werde. In den Sonderzwisten zwischen England und ußland ist er vor Allen geeignet, zu mäßigen, denn seine

Nücksicht für den Szaren ist wohlekannt, und gegen Groß— britannien hat er immer ein fen a tliche⸗ Ge . an den Tag gelegt. «= Aus all diesen (unden ist das Leben des Kaisers eines, dessen Europa in diese Augenblicke schwer ent⸗

rathen könnte.

15. Mai. (W. T. B.) Ich Mittheilung des „Reuterschen Bureaus“ ist , verbreitete Meldung von der erfolgten Ein iffung dreier Regimenter in Portsmouth gänz unbegründet. Im Unterhause erklärte heute in Beantwortung mehrerer an die Regierung gerichteten beglichen An fragen der Staatssekretär des Innern, 5 Zur Unter⸗ drückung der in Lancaster entstandenen nruhen seien alle erforderlichen Maßregeln getroffen, eine inwendung des Militärs sei bisher . nothwendig gewese! Im Augen⸗ blick herrsche zwar überall Ruhe, indeß sei je Regierung nicht ohne Sorge, daß neue Ruhestörungen stattfiden Eönnten. In Blackburn sind, den neuesten Nachricen zufolge, heute zwischen den Arbeitgebern und den rbeitern Unterhandl ungen eingeleitet worden, und hoff man, daß schon morgen eine Vereinbarung zum Abschluß gelagen wird. Die Bedingungen derselben dürften dahin gehen, daß di Arbeiter des ö. Distrikts während dreier Monate mit einr Lohn⸗ reduktion von 10 Proz. zu arbeiten hätten und die Arbeit⸗ geber sich verpflichten, nach Ablauf dieser Zeit eine Ertzhung der Löhne eintreten zu lassen, falls alsdann die Lage desHan— dels eine wesentliche Verbesserung aufweisen sollte.

Aus Suez vom 16. Mai wird dem „W. T. B.“ ge⸗ meldet: Heute sind die Transportschiffe „Goa“ mind „Athole“ mit für Malta bestimmten Truppen hier eing— troffen; dieselben nehmen Mundvorräthe und Wasser ein, eh sie die Weiterfahrt durch den Kanal antreten.

17. Mai. (W. T. B.) Der „Standard“ erfährt, die Pforte wolle keine weitere Verstärkung der britischen Flotte im Marmarameer dulden, wohl aber gestatten, daß ein Wechsel der im Golf von Ismid befindlichen Schiffe stattfinde. Nach einer Meldung des „Reuterschen Bu⸗ regus“ aus Konstantinopel haben die Russen am Mittwoch ihre Linien bis Kawasköi vorgerückt. Der „Times“ wird aus St. Petersburg gemeldet, es sei Grund zu dem Glauben, daß die von England vor⸗ ges k Lösung als eine solche befunden werde, welche die Möglichkeit einer freundlichen Uebereinkunft keineswegs ausschließe. Zur Zeit wehe der Wind entschieden zu Gunsten des Friedens. Die englische Flotte wird demnächst ihren Ankerplatz im Golfe von Ismid wegen des dortigen 3 des Sommers ungünstigen Klimas verlassen und in der Bai von Tuzla vor Anker gehen.

Frankreich. Versailles, 16. Mai. (W. T. B.) Die Kammer hat den Gesetzentwurf, betreffend die Prämien und anderen Portheile, welche den Unteroffizieren im a. einer anderweiten Kapitulation zu gewähren sind, ge— nehmigt.

Spanien. Madrid, 16. Mai. (W. T. B.) Die Deputirten kammer hat einen Antrag auf Veranstaltung einer parlamentarischen Enquete über die Wirkungen der industriellen Krisis in Spanien mit 77 gegen 31 Stimmen Wwflehnt.

Italien. Rom, 16. Mai. (W. T. B.) Bei dem vom Kriegs-Minister im Einvernehmen mit dem Finanz⸗Minister in der Kammer eingebrachten Gesetzent wurf, durch welchen die Regierung zur Beschaffung von 10 Millionen durch Ver⸗ äußerung von Staatsgütern ermächtigt wird, handelt es sich lediglich um die Deckung verschiedener Ausgaben, welche zur Erhaltung des Pferdestandes der Armee, zur Erhaltung sortifikatorischer Werke und des Festungsmaterials, sowie zur Instandhaltung von Militärgebäuden erforderlich find.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 17. Mai. 9 T. B) Die „Agence Russe“ läßt sich in einem ängeren Artikel über die politische Lage aus und hebt dabei hervor, England habe, nachdem es lange Zeit hindurch das System der Nichtintervention befolgt und für die internatlonalen Angelegenheiten kein Interesse an den Tag gelegt habe, das ann, gefühlt, zu beweisen, daß es noch das alte England sei, dessen mit größter Schnelligkeit auf dem a . Kontinent, in allen Meeren und in den entlegensten Kolonien angehäufte Aktionsmittel seine Macht bestätigten. Rußland seiner— seits, das kaum aus einem heroischen und kostspieligen Kriege hervorgegangen, habe durch große Vorbereitungen dargethan, daß es bereit sei, die patriotischen Akte des ruhmreichen Hel— denmuthes einer dicht um ihren Souverän geschaarten Nation von S5 Millionen zu erneuern. Die Spalten der Journale seien seit den letzten Monaten angefüllt mit den Details, welche diese doppelte Demonstration konstatirten, und man müßte an der menschlichen Weisheit verzweifeln, wenn die Regierungen, welche über solche gigantische Aktionsmittel verfügten, vor deren An— wendung sich nicht fragen sollten, ob die schrecklichen Uebel, die sie sich gegenseitig zufügen könnten, aufgewogen würden durch die besonderen Vortheile, die daraus hervorgehen könnten, und ob diese furchtbare Macht, wenn sie nicht mehr angewen— det werde, um sich gegenseitig zu schaden, sondern um sich im Orient, in Europa und Asien gegenseitig beizustehen, nicht viel größere Vortheile für diese Mächte, für Europa und für die Humanität zur Folge haben könne. Wenn nun aber diejenigen, denen mehr daran liege, das, was sie thun, zu verantworten, als sich von Leidenschaften und Gereizt— i beeinflussen zu lassen, sich die Frage stellen, was ihre Pflichten und Verantwortlichkeiten erheischen, so sei der daraus u ziehende Schluß ein leichter. Bei einer ruhigen und ver— fn en Beurtheilung sehe man leicht, daß England und

Rußland sich f Jahre gegenseitig schweres Unheil juhu ßen hei

können, ohne daß sie auf den Punkt gelangen, wo der eine T den andern dahin gebracht habe, sich auf Gnade und Ungnade zu ergeben; vergeblich suche man aber nach den . welche hieraus für den einen oder anderen folgen sollen, während es in die Augen springe, welche besonderen und all⸗ emeinen Portheile für die Sache des Friedens und der Er⸗ . sich ergeben, wenn diese beiden großen europäischen aktoren ihre immensen Aktionsmittel nicht mehr dazu an⸗ wenden, sich gegenseitig zu schwächen, sondern sich auf den drei Kontinenten gegenseitig zu unterstützen, sowohl in ihrem eige— nen Interesse, wie in demjenigen der Civilisation und der Humani⸗ tät. Im Ganzen spricht sich in den Journalen Friedens⸗ hoffnäang aus. Auch solche Journale, die bisher agitatorisch kriegerisch waren, äußern sich mäßiger. Amtlich wird die Formation von 8 Referve⸗Bataillonen für Turkestan

angeordnet. Die Nachricht, daß die Russen sich von Livana bei Bat um zurückgezogen hätten, ist unbegründet. Ebenso ist es unrichtig, daß es bei der Besetzung Livanas durch die russischen Truppen zu einem Zusammenstoße mit der Bevölkerung gekommen wäre.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 13. Mai. (Wes. Ztg.) Der Staatsausschuß des Reichstages verhandelte heute über die Vorlage, betreffend die Unter⸗ stüßung privater Eisenbahnen. Der Ausschuß beschloß, den Ankauf der Obligationen der Bergslags⸗-Eisenbahn zu be—⸗ fürworten, dagegen die Ablehnung aller übrigen Unter⸗ stützungsanträge zu empfehlen. Gestern starb hier der frühere Kammergerichts⸗Präsident und konsultative Minister Graf C. G. Mörner im Alter von 70 Jahren. Bis zum Jahre 1875 war er Mitglied der Ersten Kammer, in welcher er streng konservative Grundsätze vertrat.

Dänemark. Kopenhagen, 10. Mai. (Wes. Ztg.) Eine offizielle Bekanntmachung für die Armee bestätigt, daß die dänischen Lagerübungen in diesem Jahre auf See— land, und zwar im Thiergarten 56 Oresund, in der Nähe ö abgehalten werden sollen. An denselben wer⸗ den zehn Infanterie⸗Bataillone, ein Dragoner⸗Regiment, zwei Batterien, eine Pionier⸗Compagnie und ein Kommando von der Telegraphen⸗Compagnie theilnehmen. Die Uebungen beginnen in den ersten Tagen des Juni und enden im August; sie werden in zwei unmittelbar auf einander fol⸗ genden Zeiträumen von je vier- bis fünfwöchiger Dauer mit etwa der Hälfte der Stärke in jeder Zeitperiode abgehalten werden.

Amerika. Washington, 16. Mai. (W. T. B.) In einer Versammlung der republikanischen Mitglieder der Repräsentantenkammer wurde beschlossen, den An—⸗ trag Potter mit allen Mitteln zu bekämpfen, weil er thatsächlich auf den Umsturz der Regierung und auf die Störung des ordentlichen Ganges der Geschäfte im ganzen Lande abziele.

Süd⸗Amerika. Venezuela. Caräacas, 14. April. Der Präsident der Vereinigten Staaten von Venezuela hat laut Dekret vom 9. d. M. den Hr. Sebast ian Casañas zum Minister der Auswärtigen Angelegenheiten ernannt. Hr. Casanßas war seither Sekretär des Staates Carabobo, Redacteur des Blattes „El Venezolano“ und Depu⸗ tirter im Kongreß.

Peru. Lima, 19. April. Der zu Ambato tagende Kongreß der Republik Ecuador hat den bisherigen provisorischen Staatschef General Ignacio de Veinte⸗ 3 zum konstitutionellen Präsidenten der Republik erwählt.

Aus dem Wolffschen Telegraphen⸗Bureau.

St. Petersburg, Freitag, 17. Mai. Anläßlich der glücklichen Errettung des Kaisers Wilhelm hat der Munizipal⸗ rath von St. Petersburg durch Vermittelung des russischen Bolschafters in Berlin dem Kaiser eine Glückwunschadresse übersandt. Ebenso haben der General⸗-⸗Gouverneur von Moskau, Fürst Dolgorukow, die dortige Adelsversammlun und der Munizipalrath von Moskau dem Kaiser ihre Glück⸗ wünsche durch Vermittelung des genannten Botschafters aus⸗ gedrückt. In der evangelischen Kirche in Kiew fand an⸗ läßlich der Errettung des Kaisers ein zahlreich besuchter Dank⸗ gottesdienst statt.

Nr. 28 des Amtsblatts der Deutschen Reichs-⸗Post und Telegrapbenverwaltung hat folgenden Inhalt: Ver⸗ fügungen: vom 10. Mai 1878. Herausgabe eines topographisch⸗ statistischen Handbuchs Das Reichs-Postgebiet' und Bezug desselben durch die Postanstalten.

Nr. R des Marine⸗Verordnungs⸗Blattes“ hat fol⸗ genden Inhalt: Rangklasse und Besatzungs⸗Etat S. M. Panzer⸗ korvette Sachsen“. Reisekompetenzen der zur Probedienstleistung bei Civilbehörden kommandirten Mannschaften. Anstellung der Militäranwärter bei den Privat-⸗Eisenbahngesellschaften. Erhal⸗ tung eines guten Verschlusses aller wasserdichten Thüren ꝛ2c. auf eisernen Schiffen. Abänderung des 5§. 353 des Reglements über die Schiffsverpflegung. Feuern des vorgeschriebenen Saluts beim An— laufen von St. Thomaß. Gegenwerth für 1 Livre Sterling bei der Wechselziehung auf die Admiralität in dieser Münzsorte. Be⸗ richtigung zweier Paragraphen der Instruktion für den Kommandan⸗ ten eines von S. M. Schiffen oder Fahrzeugen. Berichtigung des Besatzungs-Etats S. M. Schiffe und Fahrzeuge. Martinksche Dauermeitwurst und Lachs an Stelle von Salzschweinefleisch. Bekanntmachung der Lebensversicherungs-Anstalt für die Armee und Marine. Ermächtigung zur Ausftellung ärztlicher Zeugniffe sür militärpflichtige Deutsche in Japan. Patriotische Gaben. Per— sonalverän derungen. Benachrichtigungen.

Das April⸗Heft des Centralblatts für die gesa mmte Unterrichtsverwaltung in Preußen“ hat folgenden Inhalt: Beginn der Amtsthätigkeit des Probinzial-⸗Schulkollegiums zu Danzig. X Zusammensetzung der wissenschaftlichen Prüfungs- Kommifsionen für das Jahr 1878539. Baubeamte für Prüfung der , Beamte für die kalkulatorische Feststellung der Anschläge ꝛc. Be⸗ stätigung der Rektorwahl zu Greifswald. Zahl der Lehrer an den Unixzersitäten im Winter 1577575. Zahl der Studirenden desgl. Unzulässigkeit einer Kombinirung der Servirpflicht mit dem Uni⸗ versitäts Studium für die Vorbereikung zur pharmazeutischen Prü- fung. Preis bewerbung der Meyerbeerfchen Stiftung für Tonkünstler. = „Zulassung der Kandidaten mit Realschulbildung zur Lehramtgz⸗ prüfung auch für Deutsch 1c. Nachtragk verzeichniß hoͤhe rer Unterrichts⸗ anstalten. Fortfall der bisherigen Berechtigung einer höheren Unterrichtsanstalt. Schrift von Br. Katz: Die Ürsachen der Er⸗

lindung. Zeit für den Konfirmanden Uaferricht der Schuler höherer Lehranstalten. Ferienordnung in der Provinz Westfalen. 2 Behörde, welche bei Pensionsanträgen die Erklärung über die Dien stunfãhigkeit abzugeben hat. Umgestaltung der Civil⸗ abtheilung der Königlichen Gentral-⸗Turnanftalt zur Königlichen Turnlehrer Bildungzanstalt. Neuer Kursus in der Turnlehrer⸗ alone fig. Erlangung der Unterrichtsbefähigung für die O erklassen der Mittelschulen ꝛc. durch Zeugniß einer wissenschaftlich en Prüfungskommiffion. Verednbarung mit amurg wegen. gegenfeitiger Anerkennung der Prüfungs . zeugnisse für Lehrerlnnen und Schulvorsteherinnen. Hlin⸗ weisung der Lehramtzbewerberinnen auf die deutsche Lehrerinnen⸗ Penstonanstalt. Verrechnung der Rückzahlungen ehemaliger Se⸗ ina zisten, Festsetzung von Lehrerbesoldungen in Rücksicht auf le Entscheidung des Kreisausschuffes bezüglich des Ertrages der

chulländerelen. Anlegung ꝛc. von Hausgärten Seitens der Lehrer zuf dem Lande, Preisschriften.! Mittheilung de Lehr und Lek— lisßneplans an den Schulvorstand; Ausschluß einer Einwirkung des etzteren auf die innern Schulangelegenheiten. Eigenschaft als

Hausvater in Beziehung auf Schulbeitrãge. Reglement für die Königl. Taubstummenaastalt zu Berlin. Personalchronik.

Statistische Nachrichten.

Nach Mittheilung des statistischen Bureaus der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesäm tern in der Woche vom 5. Mai bis inel. 11. Mai cr. zur Anmeldung gekommen: 195 Eheschließungen, 834 Lebendgeborene, 34 Todtgeborene, 557 Sterbefälle.

Das Kaiserliche statistische Amt veröffentlicht in dem jetzt , Märzhefte der Monatshefte zur Statistik des Deut⸗ schen Reichs für 1878 u. A. folgende Uebersich ten über die deutsche Auswanderung nach überseeischen Ländern im Jahre 1877:

J. Die über deutsche Häfen (Bremen, Hamburg und Stettin) gegangenen Auswanderer aus dem Deutschen Reiche bezw. Zollgebiet, nach den drei Ausgangshäfen, sowie nach den Herkunfts⸗ und Bestimmungsländern, und zwar für beide nach Geschlechtern getrennt. In der Anmerkung ist ein fummarischer Altersnachweis 264 den, fur weitere Untersuchungen nicht sehr geeigneten Altersklaffen gegeben.

II. Die zu 1 erwähnten Auswanderer summarisch nach Be—⸗ ,, . so daß die Richtung, welche der Auswanderer⸗ strom aus den einzelnen Häfen genommen hat, ersichtlich wird.

III. Die drei Einschiffungshäfen mit ihrer Auswanderungs— bewegung ugch Zahl und Art der aus ihnen abgegangenen Aug— wandererschiffe Dampf⸗ und Segelschiffe) und Zahl der durch diefe beförderten deutschen Auswanderer in den einzelnen Monaten.

Die von den einzelnen Einschiffungsbäfen abgegangenen e r dererschif⸗ nach Flaggen und Art (Dampf⸗ und Segel⸗ iffe

. Die Gesammtauswanderung (Deutsche und Nicht⸗ deutsche) aus Bremen und Hamburg.

VI. Die deutsche Auswanderung über Antwerpen, nach Her⸗

lunfts. und Bestimmungsländern der Auswanderer; auch Rachweise über Monate, Alter, Flaggen in derselben Weife, wie bei dn deutschen Auswanderern Über deutsche Häfen. ö Leider ist es noch nicht möglich gewesen, auch aus anderen fremden Häfen solche Nachweise zu erlangen nur aus Havre lagen in einigen Jahren ganz summarische Angaben vor. Die hieraus ent⸗ standene Unvollständigkeit der Nachrichten von der deutschen Aug⸗ wanderung über außerdeutsche Häfen hat Veranlassung gegeben, die Daten der Uebersicht VI nicht mit denjenigen der Uebersichten F bis IV zu verschmelzen, sondern die Nachrichten von der deutschen Aus wanderung über deutsche Häfen, deren regelmäßiger und vollständiger Lunch gesichert ist, für sich allein in den Uebersichten darzustellen, Im Uehrigen ist zu bemerken, . in dem vorliegenden Material weder für die Beurtheilung der gesammten, noch dersenigen der über seeischen deutschen Auswanderung genügende Anhaltpunkte geboten ind, daß aber immerhin ein sehr bedeutender Theil der überseeischen luswanderung durch diese Nachweise getroffen wird. Wir werden die Hauptzahlen aus den letzteren demnäͤchst mittheilen.

Von den 15 deutschen Schiffsvermessungs-⸗Re—⸗ visinsbehörden sind im Jahre 1877 1108 Schiffs-⸗Meß— briefe ausgestellt worden, und zwar für S456 deutsche (inkl. 77 Dampfern) und 262 fremde Schiffe (inkl. 9 Dampfern). Die meisten Meßbriefe stellten aus die Behörden zu Schleswig (219), Hamburg (164), Stettin (119) und Oldenburg (101).

Die 66 deutschen Schiffs verme sungs behörden stellten im Jahre 1877 1577 Meßbriefe aus, davon 1502 für deutsche, 275 für fremde Schiffe (inkl. 25 bezw. 251 Dampfer). Die meisten Vermessungen kamen vor in Leer (202), Danzig (112), Ottensen (94) und Königsberg i. Pr.

Von der Gesammtzahl der ausgefertigten Meßbriefe kamen auf Preußen 2171, Mecklenburg⸗Schwerln 46, Oldenburg 110, Lübeck 6l, Bremen 59, Hamburg 238. Im Jahre 1876 hatte die Zahl der Meßbriefe 2582, 1875: 2955, 1874: 3335, 1873: 2719 betragen.

In den Hafen von New⸗Jork liefen im Jahre 18757 372 deutsche Schiffe von 536297 ein (gegen 3233 Schiffe von 478 113t in 1876), darunter 113 Dampfer von 356 486 t (gegen 110 Dampfer von 30527 t in 1876). Die Besatzung der Schiffe betrug 15 547 Mann, gegen 14714 Mann in 1876. Der Heimath nach waren die meisten Schiffe aus Bremen (178), demnächst aus Hamburg (65), Geestemünde (22), Rostock (16), Pillau und Rügenwalde (je 11), Danzig (10) u. s. w. Von den Schiffen kamen 319 von 509 654 t aus Europa (darunter 69 von 52757 t in Ballast), 17 aus Asien, 2B aus Afrika, 41 aus Amerika, 2 aus See. Die Abfahrtshäfen waren für 232 Schiffe von 157 178 t deutsch: (darunter Bremen 144 von 257 575 t, Hamburg 9 von 194 608 t), für 38 britische, 2 österreichische, 4 italienische, französische, 3 spanische, 3 portuzisische, 13 belgische, 8 nieder⸗ ländische, 1 schwedisches, 2 dänische.

Die Zahl der aus dem Hafen von New⸗Jork ausgelaufenen deut⸗ schen Schiffe betrug im Jahre 1877 392 von 547 943 t mit 15 482 Mann Besatzung (inkl. 112 Dampfer von 353 144 t), gegen 320 Schiffe, 479 8011 t und 14551 Mann in 1876 (inkl. 110 Dampfer von 335627 t). Von den Schiffen waren 357 von 534 847 t nach Europa bestimmt, davon 271 von 485 344 t nach Deutschland (159 von 294 255 t nach Bremen, 88 von 181 454 t nach Hamburg).

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Goslar, 9. Mai. (Cöln. Ztg.) Kürzlich war Hr. Professor Wis—⸗ licenus hier, um weitere Vorbereitungen für die Aus schmückung des Saales der Kaiserpfalz durch Wandgemälde zu treffen. Der Künstler wird voraussichtlich schon im August mit seiner Arbeit beginnen, da bis dahin die Isolirschicht, mit welcher die an der Wetterseite befindliche Wandfläche gegenwärtig zum Schutze gegen von außen eindringende Feuchtigkeit überzogen wird, hergestellt sein dürfte. Da das Malen nur während der warmen Jahreszeit statt⸗ finden kann, so wird die ganze Arbeit sich auf etwa 8 Jahre er⸗ strecken. Während dieser Zeit ist dem Publikum der Eintritt in den Kaisersaal nicht gestattet, da auf ausdrücklichen Wunsch des Pro⸗ fessors Wislicenus eine derartige Bestimmung in den Kontrakt auf⸗ genommen ist. R

Von der Volkes⸗ und Familien ⸗Ausgahe der gesammelten Schriften von Friedrich Gerstä cker (Jeng, Hermann Goste⸗ noble) ist der II Serie Band 9 u. 10 (In Mexiko), 11 (Im Busch; Kriegsbilder) und 12 (Einheimisches und Fremdes) erschienen. Die

Verlagshandlung hat für das Werk auch elegante Einbanddecken in

Leinwand mit Golddruckrücken anfertigen lassen, die zum Preise von 530 3 pro Stück durch alle Buchhandlungen oder direkt von L. Staackmann, Buchhandlung in Leipzig, zu beziehen sind.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Hildesheim, 16. Mai. Gestern fand an der hiesigen Land wirthschaftsschule die erste Entlassungsprüfung n. Erlan⸗ gung des . statt. Den Vorsitz führte der Provinzial⸗Schulrath Spieker aus Hannover. Saͤnimtliche sechs Examinanden wurden einstim mig fuͤr reif erklärt, vorbehaltlich der für die erste Entlassungsprüfung vorgeschriebenen Bestätigung durch die Reichsschul kommission. ĩ

Ueber den Stand der Saaten in Oesterreich Ende April 8 J entnehmen wir dem kürzlich veröffentlichten Bericht des Kaiserlich⸗Königlichen Ackerbau⸗Ministeriums h e Mittheilungen: Entsprechend dem Witterungsgange hatten sich im Allgemeinen die Wintersaaten kräftig bestockt, gewährten einen höchst erfreulichen Anblick und berechtigten zu den besten Erntehost nungen. Der Raps stand meistentheils bereits in der Blüthe. Im Allgemeinen hatte sich der Raps kräftig entwickelt und dürfte die ,, . des vielverbreiteten Glanzkäfers ohne allzu großen Nachtheil überstehen. Der Anbau der Sommersaaten kannte mit Ausnahme der Ge⸗ birgsgegenden der Nordwest und der höheren Lagen der Alpen und der er n beinahe überall vollendet werden. Die Saaten lie⸗

fen fast durchgehends sehr schön auf, hatten sich zum großen

Theile schon kräftig bestockt und boten demnach ganz besonders gün⸗ stige Ernteaussichten. Ausnahmen wurden nur aus Ostgal zien ge= meldet. wo die Kälte und Trockenheit an vielen Orten die Ent⸗ wicklung beeinträchtigte. Der Kartoffelanbau war Ende April in den Nordwestländern im vollen Zuge, zum Theile der Beendigung nahe, in den Nordostländern im Beginne, in den Alpenländern mit Ausnahme der höheren Regionen, in den Karstländern, sowie in Ungarn und dessen Nebenländern größtentheils bereits beendet. 2 die Nordwest⸗, Nordostländer und Ungarn gilt das Gleiche vom Anbau der Zuckerrüben und Futter⸗Runkelrüben. Ueber Klee⸗ felder und Wiesen lauteten die Berichte beinahe ausnahmslos günstig, so daß eine reichliche und zum großen Theile zeitliche Futter⸗ ernte bevorsteht. Lu erne wurde bereits an vielen Orten nicht nur der südlichen, sondern auch der mittleren und selbst der nördlichen Zone der Monarchie gemäht; auch , ,. an verschiedenen Orten selbst der nördlichen 55 schon vor Mitte Mai gemäht werden. Hopfen machte kräftige Trieke und wurde in Galtzie und Ober-Oesterreich eben geschnitten, ia den eigentlichen Hopfen⸗ gegenden Böhmens aber schon an die Stange geführt. In Böhmen zeigte sich eine nicht ganz unbeträchtliche Anzahl von Stöcken vom Engerling so sehr benagt, daß sie beseitigt und ersetzt werden mußten. Ueber den Wein lauteten die Nachrichten beinahe durchgehends fehr günstig, namentlich die aus Ungarn. Derselbe trieb kräftig. Die bezüglich des Rebentodes in vielen Lagen Südtirols gehegten Besorg⸗ nisse haben sich größtentheils behoben und hat derselbe nur sehr alte Stöcke und sehr üppige Triebe betroffen. Vom Obst wird im All⸗ gemeinen gemeldet; Das Frühobst hatte Ende April in der südlichen Zone schon abgeblüht und stand in der relativ nördlichen Zone eben in der schönsten Blüthe. Spätobst blühte reichlich in der südlichen Zone und zeigte viele Blüthenknospen in der nördlichen. Die Birnen machen in vielen Lagen eine Ausnahme, insofern sie in verschiedenen Gegenden nur wenige Blüthenknospen entwickeln; dagegen wird in mehreren Gegenden Ungarns ungewöhnlicher Obstsegen erwartet. In verschiedenen Gegenden kommen Raupen in großer Menge vor, so bei Gitschin, in Salzburg und Görz; in einigen Gegenden des süd— lichen Mährens tritt der Blüthenstecher zahlreich auf.

Gewerbe und Handel.

Der Wollmarkt hierselbst wird in den Tagen vom 19. bis 23. Juni, und zwar auf dem zwischen der Acker⸗ und Brunnen straße belegenen Neuen Berliner Viebhofe abgehalten werden. Vor den bezeichneten Markttagen darf der Wm! ff nicht beginnen. Die Verkaufsstellen und Lagerungsplätze werden durch die Verwaltung des Neuen Viehhofes angewiesen.

Ueber das Meßgeschäft in deutschen und El sasser ge⸗ druckten Baum wollen waar en schreibt die „Leipziger Ztg.“ unter dem 15. Mai Folgendes; Mit voller Befriedigung können der k und Grossist dieser Artikel auf den Verlauf der beendeten

stermesse blicken. Abgesehen von ganz billigen Callicots, deren Preise sich noch einen kleinen Rückgang gefallen lassen mußten, er— zielten gute Mittelqualitäten in Callicots, Brillantss, Croifés und Cretonnes und namentlich ganz gute, feine Sachen in Madapolames, Joiles de Mulhouse, Jaconnets und Organdyß reguläre, gewinnbringende Preise und wurden zu ganz bedeu⸗ tenden Quantitäten gekauft. Es kamen bei diesem günstigen Resultate verschiedene Faktoren zur Geltung. Einestheils das vor⸗ sichtige Bestellen der Konsumenten im Anfang des Jahres und der spät fallende Beginn der Ostermesse, die von herrlichstem Wetter be⸗ günstigt wurde. Dann sind für diese Saison vom Elsaß hervorzu⸗ heben die . Dollfuß, Mieg CL Co. und Köchlin frores in Mül⸗ hausen und auch speziell von den deutschen Firmen Köchlin, Baum artner C Co., Lörrach, in feinen Qualitäten und Schlieper Baum,

lberfeld, in mittleren Qualitäten Neuheiten geschaffen worden, welche als besonders schön und äußerst geschmackvoll bezeichnet werden müssen; und die bei nun eingetretener gesunder Kauflust kaum 4 . anzuschaffen sind. Vorzugsweise wurden einfarbige Toiles de Mulhouse in braun, grün, hell und dunkelblau verlangt, die in Zusammenstellung mit täuschend imitirten Wollenstoffdessins in knikerboker, neige, travere, beige ze. die reizendst'n Kostuͤme für den Sommer geben. Selbst geschmackvolle Dessins mit Bordüren wurden noch gern in diesem Genre gekauft, namentlich in dunklen Farben.

Gotha, Mai. Unsere Stadt feiert am 21. Mai einen bedeut⸗ samen Gedenktag, die einhandertsährige Wiederkehr des Tages, an welchem dereinst Ernst Wilhelm Arnoldi geboren wurde. Von den Gründungen Arnoldi's sind es vor Allem zwei, die Feuerversicherungsbank und die Lebensversicherungs⸗ bank zu Gotha, welche größere Bedeutung erlangt und den Namen Arnoldi's weit über das Weichbild seiner Vaterstadt hinaus berühmt gemacht haben. .

Die Feuerversicherungsbank für Deutschland in Gotha, welche am 1. Januar 1821 mit einer Versicherungssumme von 85 Millionen Mark in Wirksamkeit trat, hatte auswei⸗lich ihres letzten n, ,, , am Schlusse des vorigen Jahres einen Versicherungsbestand von 2684 Millionen Mark erreicht. An Prämien und Zinsen ꝛ. nahm sie im Jahre 1877 mehr als 84 Millionen Mark ein, vergütete im ebengenannten Jahre für Brandschäden 9269 210 M und behielt 6 175 963 S½ς Ueberschuß, welchen sie mit 80 0ο der Prämien ihren Versicherten als Dividende zurückgewährt. Im Ganzen hat sie in den zurückgelegten 57 Jahren ihrer Thätigkeit von ihren Theilhabern 193 483 430 166 an Prämien eingehoben, davon 55 468853 6 für Brandschäden vergütet und 120026717 ½ oder durch⸗ schnittlich etwa 600/09 der Prämien als Ueberschuß ihren Theilhabern zurückgewährt. ; . .

Zu einer sehr großen Bedeutung ist aber auch die zweite der beiden hervorragendsten Schöpfungen Arnoldi's, die Lebensver⸗ sicherungsbank für Deutschland in Gotha, gediehen. Diese Anstalt, welche am 9. Juli v. J. das 50 jährige Jubiläum ihrer Begründung feierte, hat noch jetzt unter den eiwa 50 nach ihr entstandenen deutschen Lebensversicherungsanstalten die weitaus größte Versicherungssumme und den größten jährlichen Zuwachs. Aus dem demnächst zur Veröffentlichung gelangenden Rechenschaftsbericht für das Jahr 1877 ergiebt sich, daß auch die Ergebnisse dieses letzten Jahres wieder sehr günstige gewesen sind. Es wurden in diesem Jahre allein 4110 neue Ver , er über zusammen 30 700006 abgeschlossen und nach 14 der Sterbefälle und des sonstigen Ab⸗ ganges erhielt dadurch der Versicherungsbestand einen reinen Zuwachs von 20 460 109 M, so daß am Schlusse des Jahres 1877 bei der Bank 50 647 Personen mit 328 011 800 MS versichert waren. Für 1011 Sterbefälle waren im vorigen Jahre 5 883 900 M zu vergüten, eine Summe, welche so groß sie auch erscheinen mag doch noch um etwa 9990 000 6 hinter der rechnungsmäßigen Erwartung zurück- geblieben ist. Die Einnahme an Prämien und Zinsen betrug 14914615 6 und der Ueberschuß, der nach Bestreitung der Sterbe⸗ fallzahlungen und nach Dotirung der . Prämien reserve verblieb, 4272 667 M.] Der Bankfonds, der hauptsaächlich in ersten Hypotheken auf größere Landgüter von mindestens doppeltem Bodenwerthe sicher verzinslich angelegt ist, erhob sich zu Ende 1877 auf 78 846 895 S, worunter 16775717 4 reine Ueberschüsse ent- halten sind, welche in den nächsten 5 Jahren (in diesem Jahre mit 41 0 der im, Jahre 1875 eingezahlten Prämien) an die Versicherten als Dividende zurückgewährt werden. Im Ganzen hat die Gothaer Lebensversicherungsbank in den verflossenen 49 Jahren ihrer Wirksamkeit bereits los Millionen Mark Versicherungs⸗ summ en ausbezahlt.

Havre, 16. Mai. (W. T. B.) Wollauktion. Weniger belebt, Preise unverändert. 2328 B. angeboten, 30) B. verkauft.

Verkehrs⸗Anstalten.

Triest, 16. Mai. (W. T. B.) Der Lloydpostdampfer „Argo“ ist aus Konstantinopel hier eingetroffen.