1878 / 115 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 17 May 1878 18:00:01 GMT) scan diff

Berlin, 17. Mai 1878. Die Panzerkorvette „Bayern“.

Die Panzerkorvette Bayern“ gehört, ebenso wie ihr erschiff, die im vorigen Jahre von Stapel gelassene Korvette Sachen, einer ganz neuen Kategorie von Kriegs- schiffen an. Beide stellen, im Verein mit den noch im Bau befindlichen Fahrzeugen dieser Art, ein neues Glied im mari⸗ timen Wehrorganismus Deutschlands dar. Ihre Her⸗ stellung kennzeichnet zugleich den Aufschwung, welchen der vaterländische Schiffsbau in neuerer Zeit genom⸗ men und ist ein länzendes Zeugniß von der tei und genlunge nn ln des heimischen Gewerb⸗ eißes.

Die Aufgabe der nöuen Panzerkorvetten besteht vor⸗ nehmlich darin, als Schlachtschiffe in den heimischen Ge⸗ wässern, d. h. zur offen siven Küstenvertheidigung zu dienen, und beispielsweise als Ausfallsschiffe bei Blokaden Verwen⸗ dung zu finden.

Diese Bestimmung bedingte, daß die genannte Korvetten egebenen Falles in alle größeren Ostseehäfen einzulaufen im

tande sein müßten, um je nach Lage der kriegerischen Verhält⸗ nisse von dem einen oder dem andern auslaufend, den Kampf mit dem Feinde aufzunehmen. Da aber die Tiefe der an der pommerischen und preußischen Küste gelegenen Häfen nur eine beschränkte ist, so ergab sich als Konsequenz, daß der Tiefgang der genannten Fahrzeuge nur ein verhältnißmäßig eringer sei und bei dem vollständig gefechtsmäßig ausgerüsteten iffe 6 Meter nicht überschreiten durfte. Dabei mußte ihre Dffensiv⸗ und Defensivstärke den neuen Panzerschiffen der anderen Nationen gegenüber ausreichend bemessen, und ihnen eine möglichst große Manövrirfähigkeit gegeben werden. Allen diesen Anforderungen ist in den für diese Schiffe in ders Admiralität entworfenen Plänen Rechnung getragen, und er⸗ klären sich daraus die bei dieser Schiffsklasse vorkommenden neuen Anordnungen und bedeutenden Abweichungen von früheren Panzerschiffen. Die Verwendung der Panzerkorvetten als Schlachtschiffe bedingt in erster Linie einen den schwereren feindlichen Geschützen gegenüber starken Panzerschutz. Wenn es bei sehr großen Panzerschiffen bisher möglich war, diesen Schutz über die ganze Länge des Schiffes in der Form eines mehr oder weniger breiten Panzergürtels auszudehnen, so lag dies zum Theil daran, daß man sich früher mit einer ge— ringeren Stärke des Panzers begnügen konnte. Gegenüber den immer größer werdenden Kalibern der feindlichen Ge⸗ schütze konnte diese Stärke aber bei unseren Schiffen nicht als genügend erachtet, noch viel weniger auf Panzerschutz ganz verzichtet werden. Es mußte daher zu einer ganz neuen Anordnung des Panzers geschritten werden, wenn eine enügende Stärke, an den wirklich des Schutzes bedürftigen heilen des Schiffes erreicht werden sollte, weil der be⸗ schränkte Tiefgang, die nothwendige Geschwindigkeit, Manövrir— und Seefähigkeit des Schiffes eine verhältnißmäßig enge Grenze steckte, bis zu der mit der Länge, Breite und dem Deplacement gegangen werden durfte. Nach eingehenden Er⸗ wägungen wure es als unnöthig erkannt, die Schiffe in der ganzen Länge durch einen Panzergürtel in der Wasserlinie zu schützen, und es für vollständig ausreichend erachtet, wenn dieser Panzerschutz für die im mittleren Theile der Schiffe gelegenen Kessel⸗ Maschinen⸗ und Munitionsräume in Form einer geschlossenen Kasematte vorhanden war; auf den Schutz der davor und dahinter gelegenen Theile des Schiffes durch Seitenpanzer wurde verzichtet. Es war da— durch möglich, die Stärke des Panzers nur wenig geringer als die wirkliche Durchschnittspanzerstärke des größten eng— lischen Panzerschiffes, des „Inflexible“, zu nehmen. Da indeß bei dieser Anordnung des Panzers die Gefahr nahe lag, daß der vordere und hintere ungepanzerte Theil der Schiffe von k Geschossen leicht zerstört und die Schiffe da⸗ urch zum Sinken gebracht würden oder umfielen, so wurde die Länge der. gepanzerten Kasematte so bemessen, daß die Schiffe, auch wenn die vorderen und hin— teren . in der Wasserlinie ganz zerstört wären, völlig stabil bleiben und nicht umfallen können. Um die nicht ge⸗ panzerten Seitenwände der Schiffe der Tiefe nach zu schirmen und überhauyt den unteren Theil derselben vor dem Zer⸗ stören durch Geschosse zu sichern, ist vor und hinter der ge⸗ panzerten Kasematte, ca. 2 i unter Wasser, ein stark gepan⸗ 2 gewölbtes Deck ohne jede Oeffnung angeordnet, fo daß r untere Theil der Korvette vorn und hinten von den oberen vollständig abgeschlossen ist, und eine etwaige Zer⸗ störung der Seiten nur bis zu diesem Deck möglich sein würde. Da ein Durchschießen der ungepanzerten Theile in oder unter der Wasserlinie leicht ein Anfüllen des Schiffstheiles bis zum Panzerdeck mit Wasser nach sich ziehen könnte, so wurden, um dies zu verhindern, die Räume über dem ge⸗ panzerten Deck vorn in 30, i n in 36 Zellen eingetheilt, so daß ein einschlagendes feindliches Geschoß nur einige Zellen durchbrechen und das Wasser nur in beschränktem Maße eindringen lassen kaun. Zur weiteren Sicherung des Schiffes sind ferner alle an der Schiffsseite gelegenen Zellen mit Kork gefüllt, so daß ein . Geschoß in ihnen nur ein einfaches Loch machen kann, das sich bei dem Anquellen des Korkes durch Zutritt des Wassers wieder schließt und den Leck entweder selbst verstopft oder doch seine Dichtung leicht ermöglicht.

Für die Sicherheit des übrigen unter Wasser liegenden

iles der Schiffe ist ebenfalls durch eine Eintheilung der⸗ selben in eine sehr große Anzahl von Zellen gesorgt. Da eine jede Zelle dicht abgesperrt wird, so kann bei dem Leckwerden durch einen Rammstoß oder die Explosion eines Torpedos nur immer ein kleiner Theil der Fahrzeuge mit Wasser gefüllt und die . derselben daher nicht gefährdet wer⸗ den. Ein durch alle Räume geführtes System kräftiger Pump⸗ vorrichtungen gestattet überdies, eingedrungenes Wasser rasch zu entfernen. Armirt werden die Panzerkorvetten mit einem 390 em und 4 Stück 26⸗em⸗Geschützen. Alle sind à bar- bette hinter Panzerwänden aufgestellt, um ihnen die Bestreichung eines möglichst großen Theiles des Horizontes, sowie den Batterie LCommandeuren und Bedienungsmannschaf⸗ ten ungehinderten Ueberblick zu gestatten. Das 30⸗em⸗Ge⸗ 6 steht in einem eirunden, oben offenen Thurm im Vor⸗

3. die vier 26-em⸗Geschütze in einem größeren Thurm etwas hinter der Mitte der Schiffe derart angeordnet, daß zwei 26⸗-em⸗Geschütze neben dem 30m⸗Kanon nach vorn, zwei andere na inten neben der Verwendung sämmtlicher Geschütze als Breit i nf. feuern können. ö

Eine zweite Offensivwaffe der Korvetten besteht in einem Weit vorspringenden lanzenförmig gestalteten Speer, de sen Spitze so tief liegt, daß damit jedes feindliche Panzerschiff

unterhalb des Panzers getroffen werden kann. Als dritte

Offensivwaffe werden Vorkehrungen zum Lanciren von Tor—⸗ pedos angebracht. ; . .

Die Fortbewegung der Schiffe vermitteln zwei von ein⸗ ander getrennte Maschinen von 2800 Pferdekrast, von denen jede eine Schraube treibt. Genährt werden dieselben durch den Dampf aus acht Kesseln, welche in vier Gruppen u je 2 Kesseln vertheilt sind. Jede Gruppe hat ihren Schornstein. so daß, wenn einer davon im ö. getroffen wird, der Kraftverlust selbst momentan nur ein geringer ist. Bei allen Einrichtungen, die auf die Führung, Bewegung, Lüftung und . der Schiffe Bezug haben, ist den 1 der

eit Rechnung getragen, und sind die neuesten Fortschritte der echnik berücksichtigt worden. Besetzt wird die neue Panzerkorvette, Bayern“ nach dem Besetzungsetat mit 317 Mann.

Verein für Geschichte der Mark Brandenburg. In der Aprilsitzung machte Hr. von Redern⸗Wans dorf darauf aufmerksam, daß aus der von Götze im XIV. Bande der ‚Märki⸗ schen Forschungen. veröffentlichten Zusammenstellung der Märker, welche in den Jahren 1502 bis 1560 zu Wittenberg studirt haben, sich insofern ein falsches Bild des Antheils ergebe, mit welchem der märkische Adel sich der Kirchenreformation zugewandt, als der Her⸗ ausgeber nur die in der Matrikel ausdrücklich als Adlige Bezeichneten dem Adel zugezählt habe. Es ergeben auf diese Weife sich nur 48 Edelleute, während offenbar, mitunter sogar nachweislich, ohne das Adeltprädikat Aufgeführte und von dem Herausgeber zu den Bürgerlichen Gezählte märkischen Adelsfamilien angehören; so mehrere Putlitz, Bard eleben, Otterstedt, Brösigke, Grabow, je ein Treskow, Briest, Flanß, Gröben, Lon, Barsdorf, Schapelom, Ihlow, Bredow, Platen, Karstedt, Königsmark. Möllendorf, Borch, Zieten, wahrscheinlich auch die Wies, Krusemark, Bismark, Loffow, Goltz u. s. w. Hr. Schulvorsteher Budezies setzte seine in der Februarsitzung begonnene Geschichte der Fischerei in der Mark fort., Er behandelte vornehmlich die Bemühungen des Domkapitels zu Brandenburg, sich in den Besitz der kleinen Fischerei auf der Havel oberhalb Brandenburg zu setzen, und die seit 12604 zu verfolgenden Streitigkeiten um die Fischereigerechtigkeit auf dem Riewendtserꝛ.

In der Maisitzung las Hr. Gymnasiallehrer Dr. Ern st Fischer den Anfang einer größeren Arbeit über die brandenburgisch⸗ preußischen Staats⸗Historiographen. Georg Sabinus und Leutinger gehören, obwohl sie gelegentlich als Historiographen bezeichnet wer— den, nicht hierher, da jener nur in dichterischen Gebilden, dieser ohne Amt sich mit der Landesgeschichte beschäftigt haben. Der erne von Staatswegen bestellte Historiograph ist Joachim Hübner, ernannt im Jahre 1650. Er begann mit umfassenden Studlen und war eben deshalb außer Stande, den Großen Kurfürsten zu befriedigen, der möglichst bald auch Fertiges zu sehen wünschte. Theils deshalb, theils wegen seiner Irreligicsität ward er in Ungnade beseitigt. Er starb 1666. 1659 erhielt das Historiographenamt Joachim Hirtenberg (Pastorius, Fasterins von Hirtenberg), ein gewandter Lateiner, doch mehr Stylist als Historiker. Er empfahl sich zu diesem Amte als Verfasser des verdienstlichen Florus Bolonicus wegen des engen und gerade damals vorzüglich in Betracht kommenden Zusammenhangs der polnifchen Geschichte mit der brandenburgischen. Ahne irgend etwas Märkisches geschrieben zu haben, verließ er den Dienst und starb, nachdem er latholisch geworden, 1681. Sein Nachfolger war ein gelehrter Niederländer, Martin Schockius, bestallt 1664, 1666 Rath und Professor in Frankfurt a. d. Oder. Trotz der Nahrungssorgen, mit denen er bei geringer Besoldung, und trotz der Schwierigkeiten, mit welchen er in Folge seiner Nichtkenntniß der deutschen Sprache zu kämpfen hatte, ging er mit einem Fleiße, der seine wissenschastliche Begabung weit überragte, an die Lösung der Aufgabe. Dem großen Interesse entsprechend, welches der Kurfürst an dem Fortgange der Arbeit nahm, ig er bereits 1665 zu drucken an; er ist jedoch über die ersten Probebogen, welche die fabelhaften Ueberlieferungen der ältesten Geschichte kritiklosz wiederholen, niemals hinaus ge⸗ kommen; die Censur des kurfürstlichen Rathes von Somnitz, unter die er gestellt ward und die, meistens mit gutem Grunde, fich nicht nur auf sachliche Bedenken, sondern auch auf die sprachlichen Män⸗ gel erstreckte, mag ihm die Arbeit verleidet haben, der schon im Jahre 1668 der Tod ein Ende machte. Von Martin Schockius ist im Qrucke nichts veröffentlicht worden; seine Sammlungen zur vaterländischen Geschichte aber besitzen wir, und diese haben immer noch einigen Werth sowohl der benutzten Dokumente halber, die jetzt nicht mehr vollständig erhalten sind, als auch wegen der die

Zeitge schichte betreffenden Mittheilungen, welche der Große Kurfürst

ihm mündlich machte.

Die von Herren gefahrene englische Post (Coach) hat ihre Tourfahrten für die Saison im Mai und Juni mit dem gestrigen Tage eröffnet. Im Mai werden von Berlin nach Potsdam an folgenden, Tagen Tourfahrten stattfinden: 18., 21., 23, 35, 27., 29., 31. Mai. Abfahrt von Berlin (Hotel de Rome, Charlotten⸗ fraß präcise 19 Uhr Vormittags. Abfahrt von Potsdam (Hotel zum Einsiedler) 4 Uhr Nachmittags. An den dazwischenliegenden Wochentagen macht die Herren⸗Post kürzere Ausflüge nach dem Grunewald (über ö nach Schildhorn) oder Berlins Umgegend. Anmeldungen zur heilnahme an den Fabrten (der Wagen hält 9 Fahrgäste) werden im Bureau des „Sporn“, Neu⸗ städtische Kirchstraße 6a.,, J., in den Vormittagsstunden von 16 bis 12 Uhr und Nachmittags von 4 bis 6 Uhr entgegengenommen. Alles Nähere ist dort zu erfahren.

Ein Sensationsbild so krasser, widerwärtiger Art, wie das gegen⸗ wärtig in der Ausstel lung des Vereins Berliner Künstker befindliche Gemälde von Skarbina, betitelt, Ein Erwachen durfte hier überhaupt als „Kunstwerk' noch nicht öffentlich zu sehen gewesen sein. Indessen ist gleich voraus zu bemerken, daß die Wahl des Stoffs nicht, wie bei den Sensationsbildern Gabriel Max', die früher seine Stelle einnahmen, eine allein dem Geschmack des Malers zur Last fallende, sondern daß dasselbe vielmehr im Auftrage gemalt worden ist. Was thut denn aber Skarbina auch so viel Schlimmeres als Max in seiner ‚Kindesmörderin?? Er geht nur noch einige Schritt weiter als jener und macht noch gründlichere Studien im Keller der Ana⸗ tomie, indem er nicht blos einen Kadaver, sondern deren ein Dutzend und mehr malt und zwar, was das Abscheulichste an dem Bilde ist, im Sinne unserer modernen Naturalisten vorzüglich malt. Die reihenweise auf den Seeirtischen niedergelegten, mit einem Zettel am Fuße katalogisirten Kadaver in dem halbrunden Kellerraume der Morgue, der nur durch einige kleine Fenster ein unheimliches Dämmer⸗ licht erhält, sind von ebenso erstaunlichem Realismus, als das Ganze grauenhaft in der Gesammtwirkung und Stimmung. Das Ungeheuer⸗ lichste aber vollzieht sich im Vordergrunde des Bildes. Hier erhebt sich, unmittelbar hinter dem verdeckten Leichnam eines jungen blühenden Weibes, dem ein Kind zur Seite liegt, mit vor Grausen emporgesträubtem fuchsigem Haar, noch den Strick um den Hals, ein vom Scheintode erwachender Selbstmörder, der entsetzten Blickes in seine furchtbare Umgebung starrt. Leider fehltraber dieser Figur so sehr aller Ernst, daß es fast scheinen möchte, als hätte der Künstler gar nicht ein fo ernstes Memento - mori beabsichtigt, wie das gruselige Gpus doch eigentlich darstellen soll: gerade diese Figur erinnert gar zu sehr an jene Mordthatenbilder der Jahrmarktsschaubuden. Wird dadurch aber der Spott des Beschauerß herausgefordert, so ist das scheußliche Stillleben um den Scheintodten herum nur eeignet, Ekel zu erregen, der durch einzelne raffinirt hinzu er— onnene raumfüllende Details, wie das obere Ende eines Sarges mit dem auf Hobelspähnen gebetteten Kopfe eines weiblichen Leichnams, die Secirinstrumente und die Blutlachen und Flecken auf den Tischen und dem Fußboden nur noch erhöht wird. Und doch wäre es eine Ungerechtigkeit gegen den Maler, wollte man

nicht anerkennen. daß das Bild zwar breit und dekorativ, aber tüchtig gemalt ist, und von vielem Fleiß zeugt, der um so höher . schlagen ist, je widerwärtiger die Objekte waren, auf die sich derselbe richten mußte. Viele Kunstfreunde, welche die eleganten, dem Salon 2ntngmmenen Genrebilder des Künstlers auf den letzten großen Kunstausstellungen gesehen haben, werden ihn in diesem selisamen Werke gar nicht wieder erkennen, gerade deshalb aber auch seinem viel. seitigen Talent die gebührende Anerkennung nicht versagen und nur bedauern, daß seinem unerschrockenen Eifer kein erfreulicherer Auftrag zu Theil geworden ist. In den malerischen Vorzügen det Skarbina'schen Bildes liegt auch allenfalls eine Entschuldigung für den Platz desselben in einer ‚Kunst ⸗Ausstellung: nur sollte dann wenigstens auch hier nicht jene Warnung für schwachnervige Per⸗ jonen fehlen, die man in der Schreckenskammer“ des Panoptikumz liest, denn für dieses oder ein ähnliches auswärtiges Institut foll das Gemälde bestimmt sein.

Von den übrigen Neuigkeiten verdienen zunächst einige Bilder des wohlbekannten russischen Marinemalers J. Aivasovsky Hervor⸗ hebung. Dieselben sind bei aller dramatischen Bewegtheit der dar⸗ gestellten großartigen Natur doch mit bewunderungswäürdiger Eleganz und Glätte gemalt, und trotz der Idealisirung durchaus überzeugend und gewissenhaft. Grandios und in den Lichteffekten an Hildebrand erinnernd ist das ‚Nordmeer bei Sturm“, von friedlicherem Cha—⸗ rakter eine Marine aus der Krimm und der Meerbusen von Theodosia.„ Um hier die übrigen Landschaftsmalereien gleich anzuschließen, ist zu erwähnen, daß Cb. Wilbrandt 6 große dekorative Bilder ausgestenlt hat: Ideallandschaften aus dem alten Egypten, Italien, Griechen⸗ land, welche breit und effektvoll gemalt und von charaktervolle Stimmung sind. An Stelle der eigenartigen, fein koloristisch er⸗ wogenen Arbeiten von René Tener sind in ihrer Art nicht minder tüchtige Arbeiten von Bellermann, Eschke und Hermes getreten. Die große, mit sichtlichem Fleiße gemalte Ansicht der Freundschafts— insel von Pot dam, von C. von Bockum. Dolfft, dürfte um ihres Gegenstandes Willen sich Freunde erwerben.

Trübners Kampf zwischen Lapithen und Centauren zeugt von eifrigem Modellstudium und tüchtigem Streben, während L. Paul, welcher eine Episode aus Viktor von Scheffels „Ekkehard“ zum Vorwurf wählte und in der Manier der Düssel⸗ dorfer Schule ausführte (Ekkehard trägt die Herzogin Hadwig in das Kloster von St. Gallen), nur wenig in die Dichtung eingedrun— gen ist, sondern in der Weise eines kostümkundigen Illustrators auf der Oberfläche bleibt. K. Hübner stellte einen delikat gemalten hüb— schen Studienkopf und ein gleich liebevoll in den Details ausgeführ⸗ zes Genrebild: „In Gedanken“ aus. Fast miniaturhaft zart behandelt ist ein anderes niedliches Werkchen von Lossow, dar— stellend zwei junge Damen in der antikisirenden Tracht aus dem An fange dieses Jahrhunderts, in eifrigem, schalkhaftem Gespräch auf einer Bank im Grünen sitzend. Dle Wirkung, die der Rarr“ von Stade der, in das lebhafteste Roth gekleidet und behaglich in den Sessel eines Studirzimmers gelehnt, ein vor ihm stehendes Skelett mit sarkastischem Lächeln betrachtet auf den Beschauer nicht ver⸗ fehlt, verdankt derselbe mehr dem Gegenstande als der darauf ver⸗ wandten Kunst. Auch ein kleines Genrestück von Defchhger, ein Mädchen cinen Vogel fütternd, ist nicht zu vergessen, wenn es auch dem Ruhme des Malers keinen neuen Lorbeer hinzuzufügen vermag. Den Realismus à outrange vertritt M. Liebermann mit feiner »Zimmermanns⸗Werkstatt in Zandvort?. Malte der offenbar bei dem genialen aber schrullenhaften Courbet gebildete, keineswegt talentlose Künstler, seinem Vorbilde getreu, früher nur grau oder braun (man entsinnt sich seiner Gänserupferinnen auf einer früheren und der Feldarbeiter auf der letzten großen Ausstellung), so malt er jetzt übermäßig bunt, und dies mal in einer Weise, die zwar flüchtig, aber nicht genial zu nennen ist. Man kann von den französischen Kolo— risten wahrlich etwas Besseres lernen, als Unarten und Ueber— treibungenl

Was die Porträtmalerei angeht, so ist dem Bildniß zweier Kin⸗ der, von P. Spangenberg, lebenzfrische Auffassung und tüchtige Aus⸗ führung nicht abzusprechen.

„Die Bildnerei ist durch das Marmor⸗Relief eines dorngekrönten Christuskopfeö von edlen Contouren und hoheitsvollen Zügen, von Walger, durch eine lebenswahre Bronzebüste Sr. Majestät des Kaisers, von Keil, und zwei charaktervolle in Thon modellirte Köpfe von Bergmeyer vertreten.

Die „Cöln. Ztg.“ schreibt über die Leistungen der Mitglie⸗ der des Friedrich⸗Wilhelmstädtischen Theaters, deren Gesammtgastspiel in Cöln von dem besten Erfolge begleitet ist: ‚Ueber die Aufführung können wir nur wiederholen, was wir nach jedem Gastspiele der Berliner Künstlergesellschaft sagen mußten: sie war sehr vollkommen, ein vortreffliches Ensemble und eine Sicher⸗ heit und Gewandtheit im Einzelnen, die jeden beabsichtigten Effekt zu voller Geltung brachte. Die Wirkung des Ganzen wird auch . 6 durch die glänzende Ausstattung und das schöne Material erhöht.“

Literarische Neuigkeiten und periodische Schriften.

Die Vernachlässigung der Dekorations-⸗Malerei in Deutschland und der daraus für Kunst und Leben erwachsende Nach⸗ theil. In kurzen Worten beleuchtet von G. Walther. Verlag der Buch⸗ und Kunsthandlung von H. Reinhardt in Dresden.

Naßreddin Chodjg. Ein osmanischer Eulenspiegel, von Murad Effendi. Zweite Auflage. Oldenburg. Schulze'sche Hof⸗ buchhandlung. kl. 8. .

Beiheft zum Militär⸗Wochenblatt, herausgegeben von v. Witzleben, General⸗Lieutenant z. D., Nr. 3 und . Inhalt: Schleswig 1848. Aus den hinterlassenen Papieren des verstorbenen General-⸗Feldmarschall von Steinmetz. Heraus— gegeben und mit einer Lebensskizze versehen von v. Conrady, Ge—⸗ neral-⸗Lieutenant und Commandeur der 1. Division.

Anzeiger für Kunde der deut schen Vorzeit. Neue Folge. 25. Jahrgang. Organ des germanischen Museums. Redaktion: Dr. A. rer Hen und Dr. G. K. Frommann. Nürnberg. Verlag der litterar. artist. Anstalt des german. Museums. 1878. 4. Nr. 4 (Aprih. = Dieselbe enthält, außer der Chronik des germanischen Museums zu Nürnberg, folgende längere Aufsätze: Urkundliche Beiträge zur Künstlergeschichte Schlesiens. (LV.) Von Dr. Ew. Wernicke. Ein , am Schlusse des 17. Jahrh. Von A. Essenwein. (Mit lbbildg) Inventar über die Verlassenschaft des Grafen Heinrich VIII. zu Fürstenberg (. 1596). Von Gmelin.

Kunst und Gewerbe. Wochenschrift zur Förderung deutscher Kunstindustric. Herausgegeben vom bayerischen Gewerbemuseum zu Nürnberg. Redigirt von Dr. Otto von Schorn. Nürnberg, Verlag der Fr. Kornschen Buchhandlung, 12. Jahrg. 1878. 4. Nr. 20 u. 21.— Dieselben haben folgenden Inhalt: Zur Geschichte der Glasmalerei im Mittelalter. Vortrag, gehalten im bayerischen Gewerbemuseum. Von Prof. Dr, Kuhn. Fortsetz. und Schluß). Handelsverträge. Kunstgewerbliche Weihnachtsausstellung in Stuttgart. Preis⸗— ausschreiben des württemberg. Kunst-⸗Gewerbe Verein. Auß der permanenten Ausstellung des bayer. Gewerbemuseumz. Lackarbeiten und Schmuck aus dem Drient. Privatsammlungen in Wien. Zur Spitzenindustrie in Wien. Für die Werkstatt. Aus dem Buchhandel. Kleine Nachrichten. Den beiden Nummern sind folgende Kunstblätter be , Venetignischer Leuchter (16. . Gej. von F. O. Schule, Altchinesische Unterschale einer Theekanne. Gez. v. J. Matthias.

Redacteur: J. V.: Riedel.

Verlag der Expedition (Kessel). Druck: W. El s ner.

Drei Beilagen leinschließlich Börsen⸗Beilage).

Berlin:

zum Deutschen Reich⸗ Anz 115.

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Erste Beilage eiger und Königlich Preußischen Staats⸗AUnzeiger.

Berlin, Freitag, den I. Nai

1828.

des rut schen Reichs Anzeigers und Königlich Vrenßischen taatz- Anzeiger: Berlin, 8. T. Wilhelm⸗Straße Nr. 32.

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K R In serate für den Deutschen Reichs⸗ u. Kgl. Preuß. Staats Anzeiger, dag Central Handels register und das Postblatt nimmt an: die Cönigliche Expedition

ẽL,è Steckbriefe und Untersuehnngs-Sachen.

2. 9 9 Aufgebote, Vorladungen a. derg .

3. Verkaufe, Verpachtungen, Submissionen eto.

4. Verloos ung, Amortisation, Zinszahlung n. 8. W. von öffentlichen Papieren.

Deffentlicher Rnzeiger-

Mohrenstraße Nr. 45, die Annoncen Juvalidendank! / Rudolf Moffe, Haasenstein 6 & Vogler, G. 2. Danube & Co., G.

7. Literari ; Büttner & Winter, sowie alle übrigen 5 .

5. Industrielle Etablissements, Fabriken and Grosshandel.

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Annoncen⸗ zm Berlin, ditionen des

otte, Annoncen⸗Bureaus.

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ö ö In der Börsen- 9. Familien- Nachrichten. boilage. *

teciriefe und Untersuchnngs⸗Sachen.

Urtheil. Im Namen Seiner Majestät des Königs von Bayern erkennt der Schwurgerichtshof von Oberbayern in Sachen gegen Franz Rohleder, Redacteur in München, wegen Vergehen wider die öffentliche Ordnung, der Beleidigung und in Bezug auf die Religion zu Recht, was folgt:

„Franz Julius Rohleder, 34 Jahre alt, ohne Religion, verh., Redacteur in München, wird wegen eines Vergehens wider die öffentliche Ordnung in sachlichem Zusammenflusse mit einem Vergehen der Beleidigung des Reichskanzlers Fürsten von Bis—⸗ marck, sowie mit einem weiteren Vergehen in Be⸗ zug auf die Religion, sämmtlich verübt durch die Presse, in eine Gesammtgefängnißstrafe von sechs Monaten, sowie in die dem K. Aerar zur Last fal⸗ lenden Kosten des Verfahrens und Strafvollzugs verurtheilt. .

Der verfügende Theil dieses Urtheiles ist mit

leicher Schrift, wie der Abdruck des beleidigen den ier el in der Nummer 197 des Zeitgeistes“ gegen Fürsten von Bismarck geschrieben ist und in dem olitischen Theil des Zeitgeistes bekannt zu machen. uch wird dem Reichstanzler Fürsten von Bismarck die weitere Befugniß zugesprochen, diese Verurthei⸗ lung im „Deutschen Reichs⸗Anzeiger binnen vier Wochen von Zustellung des rechtskräftigen Urtheils an auf Kosten des Franz Rohleder zu veröffent⸗ lichen. .

Die allenfalls noch vorhandenen, im Besitze des Verfassers, Druckers, Herausgebers, Verlegers und Buchhändlers befindlichen, die öffentlich ausgelegten und angebotenen Exemplare des „Zeitgeistes“ Nr. 206, 197 und 241 vom Jahre 1877, sind unbrauch⸗

bar zu machen.“ . Gründe.

2c. Also geurtheilt und verkündet in öffentlicher Sitzung des Schwurgerichtshofes von Oberbayern am sechtzehnten Februar achtzehnhundert acht und siebzig, Nachts 96 Uhr, wobei zugegen waren: 6 herr von Pechmann, K. Appellationsgerichts⸗Rath, Präsident des Schwurgerichtshofes, Freiherr von Bonnet, Söltl, Briel und von Peßl, K. Bezirks⸗ erichts⸗Räthe, der K. Staatsanwalt Schwarz und He n g e her Naager als Protokollführer. Frh. v. Pechmann. v. Bonnet. Söoͤltl. Briel. von Peßl.

Steckbrief serledigung. Der unterm 10. No⸗ vember v. J. hinter den unbekannten Betrüger angebl. Seidler al. Bergen oder Berger, von Normann, Sonnemann erlassene Steckbrief ist durch Ergreifung des Kaufmanns Julius Rudolph Friedrich Witte aus Bahn erledigt. Wriezen, den 13. Mai 1878. Der Staatsanwalt.

Steckbrief. Gegen die verehelichte Häusler ö. Strugeile, geb. Irmler, aus Kühnau, ist vom unterzeichneten Gericht die Untersuchungs⸗ haft wegen wiederholten Diebstahls nn. worden Da ihr gegenwärtiger Aufenthalt unbe⸗ kannt ist, werden alle Sicherheité behörden erfucht, auf die ze. Strugeile zu vigiliren, sie im Betre⸗ tungefalle festzunehmen und gan unsere Gefängniß⸗ inspektion abliefern zu lassen. Signalement. Vor und Zuname: Johanna. Strugeile, geb. Irmler. Geburts- und Aufenthaltsort: Kühnau, Kreis Grünberg. Religion: evangelisch. Alter: 42 Jahr. Größe: 154 Centimeter. Statur: unter⸗ setzt. Haare: blond. Mundart: gewöhnlich. Augen: grau. Augenbrauen: blond. Nase und Mund: gewöhnlich, Kinn und Gesicht voll. Gesichtsfarbe: gesund. Zähne: fehlerhaft. Sprache: deutsch. Besondere Kennzeichen: fehlen. Grünberg, den 8. Mai 1878. Königliches Kreisgericht. J. Abth.

Steckbrief. Der Arbeiter Ernst Knauert aus Badersleben, angeblich zu Lauban in Schlesien am 26. Februar 1849 geboren, ist durch unfer rechts⸗ kräftiges Erkenntniß vom 19. März 1878 wegen Vausfriedenbruchs und vorsätz licher feen in zwei Fällen zu einer Gefängnißstrafe von sleben Monaten verurtheilt. Der Aufenthalt desselben ist unbekannt, weshalb ersücht wird, im Betretungs⸗ falle die anerkannte Strafe an dem Knauert zu vollstrecken und uns von dem Geschehenen zu be— nachrichtigen. Halberstadt, den. 6. Mai 8756. Königliches Kreisgericht. I. Abtheilung.

Stechbriefs Erledigung. Der am 14. Juni 1876 erlassene, am 2. Mai und 2. November 1877 er— neuerte Steckbrief gegen die Eisenbahnarbeiter Erust Pohl aus Krampf und Johann gödier auß

lesien wird zurückgezogen. Rotenburg a. Fulda, den 2. Mai 1858. Der Staatsanwalt.

Zu dem Steckbrief in Nr. 63 d. Bl. (Erste Bellage) wird zur Vermeidung von Verwechslungen noch bemerkt; daß die Angeschuldigte Pauline Hoff⸗ mann, 39 Jahr alt, von mittlerer Statur und in Breslau heimathlich ist, hellblondes, im vorigen Jahre kurz abgeschnittenes Haar, helle Augen, kleines rundes Gesicht, kleine Nase und kleinen Mund hat, Schwe duitz, den 13. Mai 187.

Königliches Kreisgericht. Erste Abtheilung.

Der Lotterie ⸗Collecteur Ludwig Hagemann amburg ist durch unser Urtheil vom 1. Februar 1858 wegen Beförderung des Verkauft

vermögensfalle 10 Tagen Gefängniß verurtheilt.

von Loosen einer in Preußen nicht zugelassenen Lotterie rechtskräftig zu 50 M *lfitraf! im Un⸗

Alle Strafvollstreckungsbehörden werden ersucht, die Strafe gegen Hagemann zu vollstrecken und uns hiervon Nachricht zu gehen. Osterwieck, den 9g. Mai 1878. Königliche Kreisgerichts⸗Deputation.

Steckbrief wider den wegen Diebstahls und Unterschlagung gerichtlich verfolgten Schmiede⸗ gesellen Johann Bender, angeblich von Limburg an der Lahn, jedoch dort unbekannt, mit Ersuchen um Festnahme und Nachricht anher. Cassel, den 1. Mai 1878. Königliche Staatsanwaltschaft. Wilhelmi. Signalement. Alter: ca. 28 30 Jahre, Statur: mittelgroß, gesetzt, Haare: schwarz, Nase: groß und heben, Gesicht: länglich, Farbe: blaß, Beine: hohl, ohne Bart.

Gegen den Lehrer Joseph Schmid von Eis— lingen, zuletzt in Düsseldorf wohnhaft, ist die ge⸗ richtliche Haft wegen Uebertretung des 5§. 363 des Strafgesetzbuchs beschloßsen worden. Seine Fest⸗ nahme hat nicht ausgeführt werden können. Es wird deshalb ersucht, den zc. Schmid im Betretungs⸗ falle zu verhaften und mit allen bei ihm sich vor⸗ findenden Gegenständen und Geldern an König⸗ liche Amtsgericht J., Abtheilung 5, dahier abzu⸗ liefern. Cassel, 13. Mai 1878. Der Königliche Polizeianwalt. C. Großeurth.

Subhastationen, Vorladungen, Auf⸗ gebote u. dergl.

cs! Oeffentliche Vorladung.

Der Kaufmann Baumgarten hier, resp. dessen Cessionar, Kaufmann Julius Hinzelmann hier, Blumenstraße 8, hat gegen den Bäckermeister Robert Michel, früher hier. Oranienstraße 186 wohnhaft, eine Wechselklage auf Zahlung von 450 0 nebst 660 Zinsen seit 4. Februar 1878 angebracht und mit dieser Klage ein Arrestgesuch verbunden.

Die Klage ist eingeleitet, der Arrest angelgt, und da der jetzige Aufenthalt des Verklagten Michel un⸗ bekannt ist, so wird dieser hierdurch öffentlich auf⸗ gefordert, in dem zur Klagebeantwortung und wei⸗ teren mündlichen Verhandlung der Sache auf

den 17. Juli 1878, Vormittags 10 Uhr, vor der unterzeichneten Gerichtsdeputation im Stadt⸗ gerichts gebäude, Jüdenstraße Nr. 59, Zimmer Rr. 67, anstehenden Termine pünktlich zu erscheinen, die Klage zu beantworten, etwaige Zeugen mik zur Stelle zu bringen und Urkunden im Sriginal ein⸗ zureichen, indem auf spätere Einreden, welche auf Thatsachen beruhen, keine Rücksicht genommen wer⸗ den kann.

Erscheint der Beklagte zur bestimmten Stunde nicht, so werden die in der Klage angeführten That⸗ sachen und Urkunden auf Antrag des Klägers in contumaciam für zugestanden und anerkannt erachtet, und was den Rechten nach daraus folgt, wird im Erkenntniß gegen den Beklagten ausgesprochen werden.

Berlin, den 18. März 1878.

Königliches Stadtgericht. J. Abtheilung für Civilsachen. Prozeß⸗Deputation 2.

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Die Ehefrau des Tischlers Brunow, früher hierselbst, Wilhelmine, geb. Hoffmann, hat an⸗ gezeigt, daß ihr Ehemann sich während eines zwischen den Parteien in den Jahren 1868 und 1869 stattgehabten Ehescheidungsprozesses, der mit Zurück⸗ weisung der Anträge beider Parteien geendigt, von hier entfernt und seit dieser Zeit um die Ehefrau, welche theils in Hamburg, theils in Wismar ge⸗ wohnt hat, und sich jetzt wieder hier aufhält, sich niemals gekümmert habe. Ueber den Aufenthalt des Mannes in der Zwischenzeit ist etwas Weiteres nicht zu ermitteln gewesen, als daß derselbe vor etwa 3 bis 4 Jahren einen Tag wieder in Schwerin an⸗ wesend war. Die Ehefrau hat nun die Einleitung des Desertionsprozesses und die gänzliche Scheidung ihrer Ehe beantragt, und ist demgemäß ein Termin

auf den 3. September d. J.

angesetzt, zu welchem der Ehemann, der Tischler Carl Brunow, früher hierselbst, hierdurch pe⸗ remptorisch öffentlich geladen wird, an diesem Tage, Mittags 12 Uhr, nach Abends zuvor beim Diree⸗ torio geschehener Meldung, auf hiesiger Großherzog⸗ licher Justiz⸗Kanzlei in Person zu erscheinen, um seiner , wegen Rede und Antwort zu geben, widrigenfalls er als der böslichen Verlassung seiner Ehefrau ö gänzlich geschieden und wird, was Rechtens.

Schwerin, den 8. Mai 1878. .

Großherzogl. Meckl. Schwer. Justiz⸗Kanzlei. H. v. Sche ve.

angenommen, seine Ehe onst weiter erkannt werden

are Bekanntmachung.

Der von der Reichsbankhauptstelte zu Breslau dem Kgufmann Marcus Sachs ausgestellte Pfand chein Nr. 220 vom 14. Juni 1876 3 etragen im ombardbuche Blatt 7 unter Nr. 22G), Inhalts dessen Marcus Sachs hier, Carlsstraße Rr. 40, der Reichsbank für ein von derselben erhaltenes mit 4* Y jährlicher Zinsen verzinsliches Darlehn, welches bei Ausstellung des Pfandscheins 600 S, nach

und Abzahlungen aber am 22. März 1878 schließ⸗ lich 5500 MS betragen hat, Zwanzigtausend Thaler Posener Credit⸗Pfandbriefe als Unterpfand Über⸗ geben hat, ist angeblich verloren gegangen.

Alle. Diejenigen, welche an den vorgedachten Pfandschein als Eigenthümer, Fessionarien, Pfand⸗ oder sonstige Briefsinhaber Ansprüche zu machen . werden hiermit aufgefordert, sich spätestens in dem

am 24. September 1878, Vornittags 116, Uhr,

vor dem Gerichts⸗Assessor Triest im Terminszimmer Nr. 47, II. Stock, des hiesigen Stadtgerichts⸗ ebäudes anstehenden Termine zu melden, wödrigen, alls sie mit ihren Ansprüchen werden präkludirt werden und der Pfandschein für kraftlos erklärt werden wird.

Breslau, den 7. Mai 1878.

Königliches Stadtgericht. Erste Abtheilung.

4313 Bekanntmachung. Am 14. Dezember 1877 ist auf unserem Packhofe

ein Ballen, sign: 1 Nr. 2 mit Wollwaaren

öffentlich meistbietend verkauft worden, weil derselbe über die gesetzlich zulässige Zeit von 5 Jahren in der Niederlage gelagert hatte. Nach Abzug der Kosten, Zollgefälle und des Lagergeldes von dem er⸗ zielten Erlöse sind 79 S 69 3 verblieben.

Der uns unbekannte rechtmäßige Inhaber des über gu. Ballen am 10. Juli is72 ausgestellten Unikat⸗Niederlagescheins B. 106 / 581 wird hierdurch aufgefordert, den gedachten Ueberschuß nach Abzug der Kosten für diese Bekanntmachung bei ung gegen Rückgabe des in Rede stehenden Nie derlagescheines in Empfang zu nehmen.

Berlin, den 11. Mai 1878. Königliches Haupt Steuer ⸗Amt f. ausl. Ggstde.

Verkäufe, Vervachtun gen, Suhmissi onen zc.

gos) Bekanntmachung.

Das in der hiesigen Gemarkung 4 Em von Wies baden entfernt belegene, dem Nassauischen Central⸗ Studienfonds gehörige

Vorwerk Hof Clarenthal,

bestehend: in Hofgebäuden, nebst Hofraum und Hausgarten . in Gärten in Ackerland. in Wiesen.

O, Sas ha, 1,69 ,

. 21431

zusammen in *, go ha,

soll für die Zeit vom 22. Februar 1879 bis Johanni 1897 verpachtet werden.

Den KWeitationstermin haben wir auf

Montag, den 17. Juni d. J., Vormittags 18 Uhr,

in unserem Sessionszimmer vor unserem Decernen⸗ ten für den Central⸗Studienfonds, Regierungs⸗Rath Schaffner, anberaumt, und laden Pachtlustige zu demselben mit dem Bemerken ein, daß:

1) neue Bieter nach 12 Uhr Mittags nicht mehr zugelassen werden,

2) das dem Angebot zu Grunde zu legende Pacht⸗ geld · Minimum auf 6740 festgesetzt worden,

3) zur Uebernahme der Pachtung ein disponibles Vermögen von 40 000 6 erforderlich ist.

Ueber den Besitz des letzteren, sowie über ihre Qualifikation als Landwirthe haben sich die Pacht⸗ liebhaber vor dem Termin, spätestens aber in dem⸗ 2 unserem Commissarius gegenüber auszu⸗ weisen.

Die Verpachtungsbedingungen und die Regeln der Lieitation können mit Ausnahme der Sonntage zu jeder Zeit während der Bureaustunden auf unserer Registratur eingesehen werden.

Abschriften der speciellen Bedingungen werden wir gegen Erstattung der Copialien resp. der Druck⸗ kosten auf Verlangen mittheilen.

Wiesbaden, den 29. April 1878.

Königliche e,,

Abtheilung für Kirchen- und Schulsachen.

In dem für die Oberförsterei Carzig im Gast⸗ hofe zu Späning am 21. Mai er. stattfindenden Volzverkausstermine soll u. A. aus dem Belauf Breitebruch, Jagen 54 an der Landsberg⸗Dölitzer Ghausse. nachstehendes Holz verkauft werden: 16 Stück Eichen- Langnutzholz. 25 Rm. Eichen⸗ Nutzscheit J, 300 Rm. Eichen⸗Scheit inel. Anbruch, 42 Rm. Eichen⸗Ast, 46 Rm. Eichen ⸗Reisig L, 121 Rm. Eichen Stock, 1166 Rm. Buchen⸗Scheit incl. Anbruch, 226 Rm. Buchen⸗Ast, 324 Rm. Buchen⸗ Reisig J., 688 Rm. Buchen⸗Stock, 12 Rm. Birken⸗ Schelt, 4 Rm. Birken. Aft, 17 Rm. Birk - Stock, 50 Rm. Erlen⸗Scheit, 16 Rm. Erlen⸗Ast, 32 Rm. Erlen ˖ Stock, 116 Rm. Kiefern⸗Scheit, 14 Rm. Kiefern ⸗Ast ., 30 Rm. Kiefern⸗Reisig J., 85 Rm. Kiefern⸗Stock. Die näheren Bedingungen werden im Termine bekannt gemacht; es wird bemerkt, daß bei Käufen bis zu 156 sokort ganz, bei Käufen über 150 M zum vierten Theile Zahlung , . werden muß. erf N. /M., den 13. Mat 1878.

wiederholten auf dem Pfandscheine vermerkten Zu⸗

Der Oberförster Schulemann.

Submission.

Behufs Verding der Arbeiten und Lieferungen zur Erbauung eines Fußgänger⸗ Tunnels bei Station Friedrichshagen, und zwar:

I) Erd⸗ und Maurerarbeiten ausschließlich

Absteifung der Baugrube und Materialien⸗

lieferung, jedoch e nn, Lieferung des

Kalkes und der Steinmetzarbeiten inkl.

Material,

Lieferung der Ziegelsteine, 3) Lieferung der Kalkbruchsteine,

4 Zimmerarbeiten inkl. Materialienlieferung,

5) Lieferung und Aufstellung der Eisenkonstruktion, veranschlagt auf zusammen 15,0090 , ist

auf den 27. Mai er., Vormittags 117 Uhr,

vor dem Unterzeichneten, Koppenstraße 85 / 8g, Termin anberaumt, bis zu welchem versiegelt und frankirt eingehende Offerten mit der Aufschrift:

„Submission über Erd⸗ 2c. Arbeiten zum Fuß gänger Tunnel in Friedrichshagen betreffend entgegen genommen werden.

Offerten · Formulare nebst Preisverzeichnisse sowie Bedingungen und Zeichnungen liegen im hie sigen technischen Bureau zur Einsicht aus, auch können dieselben von hieraus gegen Erftattung der Kopialien bezogen werden. ;

Berlin, den 13. Mai 1878.

Der Eisenbahn⸗Baumeister. Horwier. (a Cto. 1745.)

lieg g

[4227] Bekanntmachung.

„Die Lieferung des Torfbedarfs der hiesigen König⸗ lichen Neuen Strafanstalt (Zellengefängniß) für das Winterhalbjahr 1878,79, ca. 406 Kubikmeter, soll im Wege der Submission vergeben werden.

Lieferungs⸗Bewerber wollen unter Einsendung der Proben ihre Offerten versiegelt und portofrei mit der Aufschrift: Torfliefernngs⸗Offerte“ bis zum 3. Juni er,, Vormittags 10 Uhr, zu welcher Zeit dieselben eröffnet werden sollen, einreichen.

Die Lieferunge bedingungen liegen während der Dienststunden in der hiesigen Kanzlei zur Einsicht und Unterschrift aus.

Offerten, welche nach Eröffnung des Termins ein⸗ gehen oder nicht von Proben begleitet sind, bleiben unberücksichtigt, desgleichen die Offerten derjenigen Bewerber, welche die Bedingungen nicht vor dem Termin unterschrieben haben.

Berlin, den 10. Mai 1878.

Königliche Nene Strafanstalt (Zellengefüngnisy. Die Direktion.

Verloosung, Amortisatton, Sinszahlung u. s. w. von öffentlichen Bapieren.

Beisder heute nach Maßgabe der §§. 39, 41 und 47 des Gesetzes vom 2. März 18560 wegen Errich⸗ tung der Rentenbanken im Beisein der Abgeord⸗ neten der Provinzialvertretung und eines Notars stattgehahten sechsten öffentlichen Verloosung von ,,,, Rentenbriefen sind die im nachfolgenden Verzeichnisse aufgeführten Num⸗ mern gezogen worden und werden den Besitzern mit der Aufforderung gekündigt, den Kapitalbetrag gegen Quittung und Rückgabe der ausgeloosten Ren ten⸗ briefe im cours fähigen mit den dazu ge⸗ hörigen Zinseoupons Serie J. Nr. 10 / 16 nebst Talons vom 19. September 1878 ab in den Vormittagsstunden von 9 bis 12 Uhr in unserem Kassenlokale, Große Ritterstraße Nr 5, in Empfang zu nehmen. Vom 1. Oktober 1878 an hört jede fernere Verzinsung dieser Rentenbriefe auf. Inhabern von ausgeloosten und gekündigten Renten⸗ briefen ist gestattet, die zu realisiren zen Renten⸗ briefe unter Beifügung einer vorschriftsmäßigen Quittung durch die Post an unsere Kasse einzu⸗ senden, worauf auf Verlangen die Uebersendung der Valuta auf gleichem Wege auf Gefahr und Kosten des Empfängers erfolgen wird. In dem Verzeich— nisse b. sind die Nummern der bereits früher aus geloosten Rentenbriefe, welche noch nicht zur Zah— lung präsentirt sind, abgedruckt. Die Inhaber der betreffenden Rentenbriefe werden zur Vermeidung ferneren Zinsverlustes an die Erhebung ihrer Ka— pitalien erinnert. Uebrigens werden die Nummern aller gekündigten noch rückständigen Rentenbriefe durch die Seitens der Erpedition des Deutschen Reichs- und Königlich Preußischen Staats ⸗An—⸗ zeigers herausgegebene Allgemeine Verloosungs⸗ Tabelle sowohl im Mai, als auch im November jeden Jahres veröffentlicht und ist das betreffende Stück dieser Tabelle von der gedachten Expedition zum Preise von 25 Reichspfennigen zu beziehen. 1) Rentenbriefe der Provinz Schleswig⸗Hol⸗ stein. Verloosung am 11. Mai 1878. Aus. zahlung vom 19. September 1818 ab bei der König⸗ lichen een nn er zu Stettin. Litt. A. zu 3000 M Nr. 79 824 874 1001 10985 1696 3808 3821 3906 4513 5246 5641 5691 5734 5742 57 85 5846 6110 6129. Litt. B. zu 1500 M Nr. 256. Litt. C. zu 300 SW Nr. 72 316 411 616 683 799 869 1208 1230. Litt. D. zu 75 M Nr. 189 190 369 395 S847 973 1158 1201 1224 1312 1426 1486 1517 1567 1654 1723 1747 1753 1762 1782 1810 1869. Litt. E. zu 30 M Nr. 1 24814 18 24 25 34 37 41 42 43 47 585 60 61 63 66 81 85 89 96 97 98 10690 1066 19 113 121 128 133 134 149 152 164 165 169 170 182 186 189 201 212 221 229 239 245 247 251 252 253 264 267 271 273 A4 26 278 280 292 294 296 306 309 310 315 317 322 332 339 344 351 355 358 365 366 374 398 422 423 425 429 431 444