1878 / 223 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 21 Sep 1878 18:00:01 GMT) scan diff

e Kaiser zur Seite ritten

Kaiserliche und Königliche Hoheit der . und der General von Bose. Ihre Majestät die Ka erin⸗Königin * in einem offenen sechsspännigen Wagen. Die König⸗ i Prinzen, die fremden ö Personen und eine ãu glänzende Suite folgten zu Pferde. Nachdem das erste Treffen besichtigt, wurde das zweite reffen e ne Flügel aus a 66. 23 , * e 1

reffens formirte sich während dieser zum Parademarsch. Se. hier . und König begaben Sich alsdann zu den an der Tribüne aufgestellten Kriegervereinen, um die⸗ selben zu begrüßen und stiegen vor dem Beginn des Parade⸗ marsches vom Pferde in die bereitstehende = Equi⸗ page. Der Voerbeimarsch erfolgte zunächst von der Infanterie in Compagnie⸗Fronten, von der Kavallerie in Escadrons⸗= von der Artillerie in Batteriefronten. Beim zweiten Vorbeimarsch erschien die Infanterie in Regiments⸗Kolonnen, die Kavallerie und Artillerie im Trabe. Bei dem Vorbeimarsch führten die Durchlauchtigsten n. Ihre Regimenter bei Sr. Majestät vorüber. Um 12 Uhr erreichte die Parade ihr Ende.

Das von allen Seiten zum Paradeplatz zusam⸗ mengeströmte Publikum brachte der Erlauchten Person des Monarchen stürmische Huldigungen dar; mit dem Jubel, Se. Majestät nach n. überstandener Gefahr wiederum von Angesicht zu Angesicht schauen zu können, ver⸗ gan 2 Dank, daß Gottes Gnade sichtbar den Kaiser ge abe.

Die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften verließen um 12/4 Uhr Wabern und kehrten mittelst Ertrazuges nach Wil⸗ , . zurück, woselbst um 4 Uhr ein Paradediner statt⸗

and, zu welchem außer den Hofstaaten und Ge olgen die in der Parade gestandenen Generale und Stabs⸗Offiziere Ein⸗ ladungen erhalten hatten.

Wie „W. T. B.“ meldet, brachten Se. Majestät bei dem Diner folgenden Trinkspruch aus:

Ich freue Mich, dem ganzen Armee Corps Meine Zufriedenheit aussprechen zu können, wie Ich es schon gegen den Kommandirenden desselben gethan, ergreife aber auch diese Gelegenheit, um den König⸗ lichen Hoheiten, den Prinzen und Fürsten Meinen Dank dafür zu wiederholen, daß sie ihren Regimentern die Ehre erwiesen, sie vor— beizuführen. Ich trinke auf das Wohl des Corps!“

Der Ausschuß des Bundesraths für Justizwesen trat heute zu einer Sitzung zusammen.

Das „Journal de St. Peters bourg“ vom 14. d. M. berichtigt seine frühere Mittheilung, wonach in der Nähe der Orts 9 Ssuwalki und Augustowo auf einem Kar—⸗ toffelfelde angeblich der Koloradokäfer sich gezeigt habe, da⸗ hin, daß das dort ,,, Insekt nach sachverständigem Gut⸗

achten völlig unschädlicher Natur und von Unkundigen irrthümlich für den Koloradokäfer gehalten worden sei.

Für die Zeit vom 1. April 1878 bis zum Schlusse des Monats August 1878 sind im Reiche an Einnahmen leinschließlich der kreditirten Beträge) aus Zöllen und ge⸗ meinschaftlichen Verbrauchssteuern (verglichen mit der Einnahme in demselben Zeitraum des Vorjahres) zur An— , , gelangt: Zölle: 41 260 3738 M (— 2646 163 M),

übenzuckersteuer 9 569 791 S6 (— 5935 607 M), Salz⸗ steuer 12 614 766 S6 (4 282 012606), Tabakssteuer 254 038 ll3 268 S6), Branntweinsteuer 9 500 667 ½ (41 357 442 5 Uebergangsabgaben von Branntwein 38 785 6 (4 2064 6 ö Brausleuer 6 583 076 MS ( 62 897 S696), Uebergangsabgaben von Bier 342 330 6 (4 6798 s6). Sümme 61 134 247 7111619 66). Die zur Reichskasse gelangte

st-Einnahme abzüglich der Bonifikationen und Ver⸗ waltungskosten beträgt bis Ende des Monats August 1878: Zölle 39 750 489 S (4 1308909 , Rübenzuckersteuer 47 068 318 , (— 188425 S), Salzsteuer 12 657 572 S C A455 370 MS), Tabakssteuer 208 706 M (— 89 970 ), Branntweinsteuer und Uebergangsabgabe von Branntwein 16149 212 ½½ Ch 67 083 6), Brausteuer und Uebergangs⸗ abgabe von Bier 5 879 537 M6. (— 47 720 0), umme 122 333 834 M ( 1505197 h.

O In den deutschen Münzstätten sind bis z: m 14. September 18758 geprägt worden, an Goldmünzen: 1235 459 109 660 Doppelkronen, 371 946 8090 MM Kronen, 27 969 845 M halbe Kronen; hiervon auf Privatrechnung: 313 925 220 16; an Silbermünzen: 71 652 415 S6 5⸗Markstücke, 98 509 686 66 2⸗Markstücke, 149 136114 S 1⸗Markt stücke, IL 486 388 S h0⸗Pfennigstücke, 35 717718 69 20 3 20 Pfennigstücke, Die Gesammtausprägung an Goldmünzen . 1633 376 745 ½ , an Silbermünzen: 426 502 321

Auf Grund des 8. 28 des Regulativs über Ausbil⸗ an Prüfung und Anstellung für die unteren Stellen des sorstdienstes, vom 8. Januar 1873, werden bei den König— ichen Regierungen zu Gumbinnen, Frankfurt, Eten, e, n sund, Oppeln, Maghehurg, Schleswig und bei der Königlichen Hofkammer zu Berlin Notirungen ,, 5⸗

J

berechtigter Jäg er der Klasse C. J. dergestalt ausgeschlofen, daß bei den genannten. Behörden nur die Meldungen solcher im laufenden Kalenderjahre den Forstversorgungs⸗ ,, , Jäger angenommen werden dürfen, welche n dem Bezirk dersenigen der vorgenannten Behörben, bei welcher sie sich melben, zur Zeit des Empfgnges bes Forst= versorgungsscheins im Königlichen Forstdienste bereits länger als 2 . beschäftigt sind. Die Zahl der Anwärter ist gegenwärtig sehr gering in den Regierungsbezirken Marien⸗ werder, Posen, Arnsberg, Cassel, Wieshaden, Aachen.

= Der strafrechtliche Grundsatz, daß Unkenntniß des Ges e vor Strafe nicht schützt, bezieht sich, nach einem Er— kenntniß dez Sber-Trlbunals, Sengt für Straffachen, vom 3. Septemher 1878, auf bie strafgesetzlichen Bestimmungen welche der Thäter aus Unkenntniß verletzt hat, nicht aber au civilrechtliche Bestimmungen, deren Unkenntniß die Strafthat zur Folge gehabt hat. Begeht daher Jemand aus Unkenntniß einer civilrechtlichn Bestimmung 3. B. fh der Beschlag⸗ nahme , . Gegenstände als Pertinenzslücke des Gutes anzusehen sind) eine strafbare Hand ung, so schließt dies den strafrechtlichen Dolutz aus,

des Evangeli Ober ⸗Kirchenraths des . 2. bewilligten Ur⸗ rückgekehrt.

Der Prãsident

ere ist nach Ablauf bs aus Westpreußen zu Sessen. Darmstadt, 19. September. Wie die „Darmst. Ztg.“ meldet, hat der Großherzog sich heute Vor⸗ mittag von hier nach loß Wilhelmshöhe bei Cassel bege⸗ ben, um den Manövern des XI. Armee⸗Corps beizuwohnen.

Die Rückkehr werde voraussichtlich am 24. d. M. stattfinden.

8 Wien, 20. September. (W. T. B.) Einem = ramme des en, nn Jovanovic vom 19. d. M. zufolge ist die Pazifikation der Herze⸗ gowina in der Hauptsache als durchgeführt zu be⸗ trachten. Feldmarschall Lieutenant Jovanovic brach am 11. d. M. mit dem größten Theile seiner Division von Mostar auf und unternahm einen Zug nach den wichtigsten Ortschaften der östlichen Herzegowina, um auch dort die ö durchzuführen. Ueber Domanovie, Stolac, Dabar, t

atnica und Bela Rudina gelangten die Truppen nach an⸗

rengenden Märschen durch sehr schwieriges Terrain mit vielen Defilsen am 16. d., nach Bi ek und besetzten diesen als Knotenpunkt der Wege wichtigen, mit befestigten Wacht⸗ häusern umgebenen Ort ** Widerstand. Jovanovie setzte mit dem größeren Theile der Division den Marsch en Trebinje fort, während eine Kolonne nach Gacko-Metokia dirigirt wurde, woher schon früher eine Unterwürfigkeitserklärung eingetroffen war. Die Truppen erreichten am 18. d. Tre⸗ binje und traten in unmittelbare Verbindung mit der bereits daselbst, befindlichen Brigade Nagy. Ge— meinschaftlich mit dieser beabsichtigt Jovanovic gegen Korjenice Klobek vorzurücken um den Widerstand der dortigen Insurgenten zu brechen, was ihm durch die bisher jederzeit, besonders während des oben erwähnten Marsches bewährte loyale und korrekte Haltung der ontenegriner wesentlich erleichtert werden wird. Bei dieser mit Umsicht be⸗ werkstelligten, durch die Ausdauer, Tüchtigkeit und Disziplin unserer Truppen k Unternehmung wurde nirgends ein bemerkenswerther Widerstand getroffen. Ueberall wurden die Behörden und die politische Verwaltung organisirt und ist hiermit die . der Herzegowina im Wesent⸗ lichen als beendet anzusehen. Die 1 der Kaiserlichen Truppen wird auf längere Zeit darin bestehen, die Bevölke— rung vor den herumstreifenden Banden zu schützen, die Au— torität der eingesetzten Behörden zu unterstützen und die Repatrii⸗ rung der Flüchtlinge zurchzusetzen. F⸗M.-L. Stubenrauch be⸗ endete ohne Anstand di Entwaffnung des Kaimakamates Priedro.

Ueber die Ermordung des italienischen Kon⸗ suls Perrod meldet die „Polit. Korresp.“ aus Serajewo von heute: Durch die vorgenommenen Erhebungen wurde konstatirt, daß am * August zwei Personen, auf welche das Signalement Perrods und seines Begleiters, des angeb—⸗ lichen Holzhändlers Lechner, paßt, bei Maglai über die Bosna ',. und über Zepce nach Vranduc zu fuhren. Bei der Mühle Omer Begs wurden dieselben von 5 Türken überfallen und während die eine der beiden Personen er⸗ schossen wurde, rettete sich die andere dadurch, daß sie die Bosna durchschwamm. Der Gerettete fand Nachts eine Unter⸗ kunft in Koyane Cseld und machte sich von da am nächsten Tage nach Zepce auf den Weg. Auf diesem Wege wurde derselbe abermals von 5 Türken, wahrscheinlich denselben, die Tags . die beiden Reisenden angegriffen hatten, über⸗ fallen, gebunden und durch Abschlagen des Kopfes getödtet. Die Leichen der Ermordeten, die in die Bosna geworfen wurden, haben, trotz der ,, . Nachforschungen, des hohen . wegen, bisher nicht aufgefunden werden können, eben so wenig konnte etwas von den Effekten der Ermordeten ermittelt werden. Drei der Mörder sind der That überwiesen, während zwei der Mitschuld verdächtige Türken sich in Gewahrsam befinden und noch andere der ilfe ln verdächtige Türken in den Reihen der Aufständischen stehen. erner ist ein türkischer Kutscher gus Breczka verhaftet, welcher dringend verdächtig ist, den Mördern den Geldbesitz der Ermordeten verrathen zu haben. Weitere Erhebungen sind noch im Zuge. Weiter meldet die Polit. Korresp.“ aus Athen von heute (203): Die von Achmed reg rar Pascha mit den Kretensern eingeleiteten PazifikationsLverhandlungen sind ins Stocken gerathen; die Kretenser haben die Wählbarkeit der Verwaltungsbeamten und der Richter verlangt, und sind, falls die von Moukhtar Pascha hierüber in Konstantinopel einge⸗ holten ö im verneinenden Sinne ausfallen sollten, 6 en, sämmtliche Vorschläge Moukhtar Paschas zurück— zuweisen.

Von der dalmatinisch⸗bosnischen Grenze wird der „Pol. Korr.“ unterm 12. September geschrieben:

„Nach ziemlich w Daten bestehen die Streitkräfte der Insurrektion in Livno aus 3 Bataillonen Redifs, einem Bataillon Nizamz, 409 Katanas (Reitern) und etwa 2000 Aufständischen. Die eigentliche Festung, welche längst aufgehört hat, diesen Namen zu verdienen, und die nur den christlichen Insurgenten feiner Zeit Respekt einflößen konnte, ist restaurirt worden. Die halb verfallchen äußeren Walle wurden ausgebessert, die Gräben vertieft und einige Schanzen auf der r. angelegt. Neben 8 Stück ur⸗ alter, glatter Geschütze, die fich in der Barutana“ (dem Pulver⸗ thurmej vorfanden, verfügen die Insurgenten nur über drei Kanonen neuerer Konstruktion. Dagegen sind die Munitionsvorräthe sehr beträchtlich. Die Armirung der Infurgenten ist keine besonders a indem höchstens 800 Mann mit Snider · Gewehren ausgerüstet ind, die Anfangs Juli aus Serajemo nach Livno gebracht wurden, während das Gros mit alten Gewehren, ja felbst Windbuchsen be⸗ Hafner ist. Will man auch von dem Umstande absehen, daß der in

ivno porhandene Propiant höchstens für 3 bis 4 Wochen reicht, fo dürfte doch die Dauer des eventuellen Widerstandes schon deshalb eine sehr kurze werden, weil die Stadt bei noch so guter und zäher Verthei⸗ digung der österreichischen Artillerie unmöglich kange Stand halten kann. Ueber die Wirkung der österreichischen Kanonen i , in mohameda ai⸗ schen Kreisen le n . Erzählungen, und die Panigue vor den öster⸗ reichischen 1 en ist eine allgemeine. Die meisten mohameda⸗ nischen Familien sind in die Wälder und Gebirge in Sicherheit ge⸗ bracht worden. Nur die Familien der Armen sind zurückgeblieben, weil sie auf der Flucht verhungern müßten. Das 5 dieser ebenen müssen alle Christen . Stadt theilen. Wem es nicht elungen ist, vor 15 bis 20 Tagen sich aus Livnd zu reiten, der muß n Hangen und Bangen den Ereignissen entgegensehen, welche dieser Stadt . Die Christen erwarten mit unsäglicher Sehnfucht das Frscheinen der Oesterreicher, die wahrhaftig als Retter in Der höchsten Noth kommen werden“

Aus Brod wird der „Bud. Korr.“ geschrieben:

Es herrscht ein überaus reges Leben auf det Strecke Dalja⸗ Vinkowze⸗Brod einerseits, sowie auf der zu bauenden Eisenbahn⸗ linie Brod-⸗-Sen iz a. So lange der Truppenaufmarsch dauerte, konnten die Bau⸗Unternehmer fast garnichts an Srt und Stelle

bringen. In den letzten acht Tagen aber wurden ungeheure Massen von Baumaterialien an ihre Bestimmungzorte befördert. Auf der Eisenbabnlinie Dalja⸗ Brod wird an vier Punkten gleichzeitig ge

von Schama;, wo große Schotterlager vorhanden find, werden 6er in kurzer Zeit . nach Werpolje und weiter hinauf ahren. Die Erdarbeiten haben, nachdem aus Mako und Szegedin je 10900 und außerdem italienische Arbeiter angekom⸗ men sind. bedeutende Fortschritte gemacht. Da keinerlei größere Schwierigkeiten zu überwinden sind, ist es außer Zweifel, daß die Strecke bis 20. November fertig sein wird. Ebenso rasch wird es mit der schmalspurigen Schleppybabn Brod⸗Seniza gehen. Auch dort sind Arbeiter in genügender Zahl bereits thätig, und seitdem die 7 bei Dobof und Maglaj ganz sicher ist, wird die Arbeit in verschi denen Partien durchgeführt. Die Bauunternehmer haben das anze Material des Qberbgues aus Oesterreich⸗Ungarn beschafft, dies at sich das Kriegs. Ministerium ausbedungen und nicht ein Nagel wird aus dem Auslande für diese Bahn hereingebracht. 42 000 Centner leichte Schienen mit kleinerem Profi wur— den theils in. Desterreich, theils in Üngarn besteüt und werden in kurzer Zeit geliefert werden. Nur die kleinen Maschinen mit 12 Ferdi ft waren in keiner einzigen Fabrik Desterreich: Ungarn zu beschaffen, und die Unternehmer waren ge⸗ zwungen, die nöthigen 12 Maschinen in München zu bestellen, wo sie kereits fertig sind und nur montirt werden müssen. Am 24. Oktober sind alle bestellten Maschinen in Brod, und Anfangs November werden unserer Armee Proviant und Munstion bereits mittelst Eisenbahnzügen nachgeschoben werden können.

Nach der Ansicht von Fachmännern wäre es übrigens vortheil⸗ hafter gewesen, die Bahn nicht von Brod, sondern von Schamaz aut nach Wranduk zu führen, da man dann weniger Schwierigkeiten zu überwinden gehabt hätte.“

Die vierte Nummer der „Bosansko⸗Herzegowatschke Nowine“ vom 12. d. publizirt zwel Anordnungen des Armee⸗Kom⸗ mandanten, nach denen die Thätigkeit von Vereinen und Gesell⸗ schaften strengstens untersagt und den Besitzern von Gast⸗ und Kaffeehäusern aufgetragen wird, ihre Lokale um 10 Ühr Abends zu schließen. Der hierauf folgende Leitartikel: Ein Blick in die Zu⸗ kunft“, verspricht die gründliche Herstellung von Ruhe, Ordnung und gesitteten Zuständen und stellt in Aussicht: Regulirung der fchiff⸗ baren und floßbaren Bäche und Flüsse des Landes, Bau ener Cisenbahn nach Serajewo, Herstellung der Bahnlinie von Novi nach Banjaluka, Cinführung von Schulen, je nach den Bedürfnissen der. Bevölkerung. Der Artikel führt aus, daß die Kaiserlich Königlichen Beamten damit eine schwierige Mission übernehmen; die Bevölkerung möge sie entsprechend unter⸗ stützen. Das Feuilleton enthält ein Gedicht: „Die letzte Stunde eines bei Serajewo Gefallenen“ und einen „Gruß der Kroaten“. Folgt nach mehreren kurzen politischen Zeitungsausschnitten der Dank der Vorstände der griechisch- orthodoxen Kirche für die Spende von 400 Fl. des FZ3M. Baron Philippovich und dann Inferate der Armee . Lieferanten, von Schuhwaaren⸗ und Kleiderfabrikanten. Nicht ohne Interesse ist das folgende in deutscher Sprache verfaßte Inserat eines Türken: „Hausverkauf. Ibrahim Tabakovies wüän cht sein Haus in Serajewo, Csepesebir Mahala, mit großem Hof und Garten zu verkaufen. Kaufluftige mögen sich an den Besitzer

wenden.“

Niederlande. aag, 17. September. (Leipz. Ztg.) Das Befinden des Kriegs-Ministers de Roo van Ander⸗ werelt hat sich, dem Vernehmen nach, in den letzten Tagen wieder verschlimmert. Ein dem Kolonien⸗Ministerium zu⸗ ö Telegramm des General⸗Gouverneurs von Nieder⸗ ländisch⸗-Indien, vom 15. d. M. enthält nachstehende Meldungen Rh den weiteren Gang der Kriegsoperationen in Größ—

in:

Mehrere Kampongs, von wo aus Lampermel (in der südlichen Postenlinie des niederländischen O kkupationsheeres) beschossen worden war, wurden am 1. d. gezüchtigt; dem Feinde, welcher heftigen Wider⸗ stand leistete, wurden schwere Verluste beigebracht. Einige befestigte Stellungen und eine verschanzte Miffigit (Tempel) wurden mit einem Verluste von 3 Todten und 26 Verwundeten auf unferer Seite, ge⸗ nommen. Habib Abdul Rachmann hat schriftlich darum k, ihn und 405 seiner Gefährten nach Arabien, wohin sie auszuwandern gedächten, zu bringen. Es ist ihm ein Termin gestellt worden, um sich persönlich anzumelden.“

Das Telegramm berichtet ferner, daß der Gesundheitszustand der ggirenden Truppen, sowie der Stand der Dinge überhaupt in Atchin befriedigend bleiben. Das Ansuchen Habib Abdul Rachmans, ihm die Auswanderung nach Arabien zu ermöglichen, ist ein Vorgang von großer Wichtigkeit. Es war dieser Häuptling bisher der Leiter der Kriegspartei in Groß-Atchin, und es beweist der Schritt, den er nun gethan, daß die Widerstandskräfte der Kriegspartei erschöpft sind und diese endlich das Spiel als verloren betrachtet.

20. September. (W. T. B.) Nach dem den Kam⸗ mern vorgelegten Budget pro 1879 hat sich die Fi⸗ nanzlage gegenüber dem Stande derselben im April d. J. günstiger gestaltet. Die Ausgaben betragen 116 Milliö⸗ nen, A/ J Millionen weniger als im laufenden Rechnungs⸗ jahre, und werden durch die disponiblen Mittel, mit Einschkuß des 4 Millionen betragenden Restes der Anleihe, gedeckt wer— den. Nach dem erh 1879 ist eine Vermehrung der Ein⸗ nahmen um 4 Millionen nothwendig, und beabfichtigt der Finanz⸗Minister zu dem Ende die Einführung einer Kapital⸗ steuer, sowie eine Besteuerung des in der ktodten Hanb be—⸗ findlichen Eigenthums in Vorschlag zu bringen.

Großbritannien und Irland. London, 20. Sep⸗ tember. (W. T. B.) . einer bei dem Kriegsamte ein⸗ gegangenen Depesche ist der Gesundheitszustand der Truppen auf Cypern ein unbefriedigender. Von 2622 Mann erkrankten seit der Ankunft auf Eypern 400, von

denen 21 starben. (Allg. Corr.) Ueber den Verlauf des Kaffern⸗ Nachrichten, datirt aus

krieges liegen . neuere Tas seht, vom 27. August, vor:

Die allmähliche Entwaffnung der Eingeborenen geht von statten. Umgulkala, der Häuptling von Pondoland, hat, wie man glaubt, auf Anstiften von Catywayo, eine feindselige Haltung eingenommen, aber er wird von den jetzt in Kokstadt stehenden Streskkräften des Obersten Wood im Schach gehalten. Die Nachrichten aus Trangsvaagl sind beunruhigender Natur. Unter der Zulu⸗Polizei ist eine Meuterei ausgebrochen, und die Kaffern ergreifen j etzt die Offensive. Das Fort Weber ist angegriffen und Leydenburg von feindlichen Kaffern cernirt worden. Der Feind ist bis jetzt er⸗= folgreich zurückgeschlagen worden, aber in Folge der Unzu⸗ friedenheit mit der Regierungspolitik weigern 65 viele Frei⸗ willige zu dienen und kehren heim. Die Situation kann folglich kritisch werden. Man erwartet, der Häuptling Mapoch werde sich empören, und es kann kein Vertrauen in die Swaziez gesetzt werden. Diese ganze Feindseligkeit wird dem Einflusse Caty⸗ wayos zugeschrieben, en den bald eine Demonstration vorgenom men werden dürfte. Einige nördliche Grenzstämme haben sich auf den Inseln zusainmengeschaart. Ein Detachement unter dem Kom⸗ mando des Obersten Bailey ist mit zwei Kanonen und einer Raketen Batterie gegen dieselben ausgeschickt worden. Die loyalen Gaikas siedeln sich senseits des Flusses auf dem Territorium, welches suͤngst die Galekas inne hatten, an.

Unterm 29. August wird aus der Kapstadt (via Madeira) gemeldet:

Amtlicher Anzeige zufolge ist Major Lanyon an Stelle von Sir Theophilus Shepstone zum Gouverneur von Transvaal, und Mr.

an Stelle von Mr. Joussen zum Attorney General er⸗ Oberst Bailey ist heute nach dem Kriegsschauplatze an der Nordgrenze abgegangen. Mr. Deves, der frühere General- prokurator, ist zum Syndikus von Kimberley ernannt worden.

Frankreich. Paris, 20. Seytember. (W. T. B.) Das hier verbreitete Gerücht von der Demission des Finanz⸗ Ministers Léon Say wird von der „Agence Havas“ für vollkommen unbegündet erklärt.

alien. Rom, 20. September. (WB. T. B.) An⸗

läßlich des heutigen achten Jahrestages des Einrückens

der italienischen Truppen in Rom wurden von dem

Syndikus und der Munizipal⸗Junta der Stadt an der Gruft

des Königs Victor Emanuel und an dem Grabe der bei der

orta Pia Gefallenen Lorbeerkränze niedergelegt und Ergeben⸗ r e, n an den König abgesendet.

26. September, Nachts. (W. T. B.) Im Laufe des heutigen Tages wurde die Gruft des Königs Vietor Emanuel auch von einer großen Anzahl von Bürgern besucht. Viele Vereine und meter nen begaben sich nach der Porta Pia und legten daselbst Kränze nieder. Es herrscht überall voll⸗ ständige Ordnung. Die Stadt ist mit Flaggen geschmückt und illuminirt. Der General⸗Sekretär im Mi⸗ nisterium des Innern, Ronchetti, xichtete ein Rundschreiben an die Präfekten, in welchem derselbe ihre Aufmerksamkeit auf die Verhältnisse der öffentlichen Sicherheit lenkt. In dem Rundschrei⸗ ben wird erklärt, die Regierung lasse weder einen Mißbrauch der Amtsgewalt noch Ungesetzlichkeiten zu, sie fordere aber unbedingte Achtung vor dem Gesetze, welches die nothwendige Anwendung von loyalen Mitteln zur Unter⸗ drückung des Räuberunwesens implizire. Die Präfekten wür⸗ den somit aufgefordert, ihre ganze Thätigkeit und Energie zur strengen Anwendung des Gesetzes gegen die Uebelthäter zu entfalten. Der Minister der Auswärtigen Angelegenheiten, Graf Corti, wird in der nächsten Woche hier erwartet.

21. September. (W. T. B.) Das Journal „Avve⸗ nire“ meldet, daß Axerio und Elleng wegen der Ver⸗ handlungen über einen neuen Handelsvertrag mit Oesterreich nach Wien abgereist sind. Dieselben werden bis um 1. Oktober die Präliminarverhandlungen führen und so⸗ 6. nach Rom zurückkehren, uni Ende Oktober wegen der Berathung der Details wieder nach Wien zu gehen Der lateinische Erzbischof in Konstantinopel ist beauf⸗ tragt worden, die Pforte um Maßregeln zu ersuchen, durch welche den Massacres der Katholiken in den westlichen Provinzen vorgebeugt werde.

Türkei. Konstantinopel, 29. September. (W. T. B.) Die wegen der Einziehung der Kaim es eingesetzte Kom⸗ mission ist mit der Berathung eines Projektes beschäftigt, wonach die Kaimes in 3prozentige Titres mit 1prozentiger Amor⸗ tisirung durch Verloosung konvertirt werden sollen. Diese Titres würden durch gewisse Einnahmen garantirt werden. Die strikte Ausführung, der Beschlüsse dieser Kommission soll durch ein Comité einheimischer und ausländischer Kapitalisten überwacht werden.

Rumänien. Bukarest, 20. September. (W. T. B.) Der „Monitorul“ widerspricht der Meldung aus⸗ wärtiger Blätter, daß in Bessarabien große Unord—⸗ nung herrsche, und bemerkt, die Beamten der Polizei, der Gerichte und die Militärbehörden würden auf ihren dortigen Posten bleiben, bis die russischen Behörden einträfen, um deren Funktionen fortzusetzen.

Serbien. Belgrad, 20. September. W. T. B.) In Folge der von den fler chi chen Truppen in der Posavina wieder aufgenommenen konzentrischen Aktion finden bereits zahlreiche Uebertritte einzelner kleiner Insurgenten⸗ Abtheilungen über die serbische Grenze statt. Die Insurgenten werden sogleich an der Grenze entwaffnet und im Lande internirt. Die serbische Regierung hat beschlossen, r senfalt den Militärkordon längs der Grenze zu ver⸗ tärken.

Amerika. New⸗York, 18. September. (per Kabel.) Die Legislatur von Oregon hat Mr. J. H. Slater, einen ,,, zum Senator für diesen Staat in den Kongreß gewählt.

New⸗Orleans, 18. September. In Vicksburg fanden gestern 22 Todesfälle statt. In dem Gesundheits⸗ zustande in Memphis ist keine Besserung eingetreten.

Aus dem Wolffschen Telegraphen-Bureau.

In der gestrigen Depesche aus Wabern, vom 20. Sep⸗ tember, ist in der 8. Zeile von oben statt nicht zu lesen „noch“.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Marburg, 18. September. (Darmst. Ztg.) In der heutigen Gesam mtvereins

Sitzung der Generalversammlung des der deutschen Geschichts- und Alterthumsvereine kam u. a. auch der merkwürdige Fund vom Greinberg bei Milten“ berg zur Sprache. Dort wurde nämlich vor Kurzem ein Stein denkmal, von obeliskartiger Gestalt und etwa 17 Fuß Höhe, mit der Inschrift; INI ER. ET9yrFoNGS. CO. A. H. F. aufgefunden. Hr. Kreisrichter Conrady, welcher den Stein aufgefunden, hat darüber schon im Korrespondenzblatt des Gesammtvereins berichtet und hob heute noch einmal die hauptsächlichsten ,. und die anderen zur Sprache , thatsächlichen Gesichtspunkte hervor. Es sind verschie dene mungen über den Stein aufgeftellt worden, deren eine den Grenzstein für einen solchen zwischen zwei deutschen Völker⸗ stämmen (den Teutonen und einem nicht ausgeschriebenen Volke), der andere eine Grenze zrischen den Teutonen und einer römischen Cipi⸗ tät oder Kolonie annimmt. Der Redner erklärte, daß laut Mitthei⸗ lung des Hrn. Dr. Becker in Frankfurt eine Arbeit von Prof. Dr. Mommsen in Berlin über den Stein in Aussicht stehe.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Nach den „Forstl. Blättern! sind im April d. J. folgende Loh maßfsen in einem Termin zu Trier ausgeboten worden:

A. In den Königlichen Forsten 7520 Ctr. für 48 2755 M 50 g,

durchschn. 6 S6 41 8 pr. Ctr.

B. In den Kommunal⸗Forsten 5857. . 33 14 74,

durchschn. 5 M 79 vr. Ctt.

Summa 13 3577 Ctr. für 83 190 s T X.

Das Angebot von Rinde erreichte das des vorjsährigen Trierer Lohemarktes im Wesentlichen, obschon die Bitburger Gemeinden sich an demselben nicht wieder betheiligt hatten. Der Durchschnittsertrag Pro Centner fiel aber gegen dat vorige Jahr wefentlich geringer aus,

nämlich bei den Staatg⸗Forsten um 1B 11“ Æ, bei den Kommunal- Forsten um 1,ů97 M Der Durchschni is von 19 in den Kö⸗ . Oberförstereien Trier und 29. sank auf bejw. 8 und 75 M herab, der in der Oberförsterei Balesfeld (die Um⸗ gegen von Prüm mit umfassend) von 74 M auf nur 5.27 M, in

r Kommungl-Oberförsterei Trier gab die Lohe J. Klasse statt 7,34 ι nur hol M im Durchschnitt.

Auch die Versteigerung der Lohe in den Kommunalforsten des

Bitburger Bezirks, die diesmal in einem besonderen Termin ab⸗

ehalten wurde, ergab 2 niedrige, öfter kaum mit den Berei⸗ ungskosten balanzlrende Preise, wie 1 M, 165, M, 2,5 S, bis 3 40 und der , die höchsten Gebote 5 Æ (excl. Bereitungs kosten) pro r. nicht.

Die Ergebnisse der Versteigerungen aus dem Wiesbadener Bezirke, die jum Theil für die Königlichen Forsten bereits im März in Rüdesheim abgehalten wurden, lauten ebenfalls sehr ungünstig. Es konnte daher nur ein Durchschnittspreis von 3,5 6 gegen daz Doppelte des Vorjahres erzielt werden.

Im Kreise Ko chem die Gebote für die Lohe in den Gemeindewaldungen vielfach gar nicht angenommen werden, da fie die billige Taxe nicht erreichten.

Gewerbe und Sandel.

Dem Jahresbericht der Oberhessischen Eisenbahnen

über die Betriebsverwaltung in 1877 entnehmen wir folgende No— tizen: Während im Personenverkehre die requenz eine Steigerung gegen das Vorjahr außzuweisen hat, ist das Erträgniß zurückgeblieben; im Güterverkehr ist ein gleich ungünstiges Resultat zu verzeichnen. Zur Beförderung gelangten 553 787 Personen gegen 561 912 in 1576 sowie 157 667,5 t Güter, darunter 1019,z,y t Eilgut, 20 200,8 t Stückgut und 136 447,, t Gut der Wagenladungs⸗ bezw. er⸗ mäßigten Klassen, gegen 185 3122 t im Vorjahre. Die Gesammt⸗ einnahme beläuft sich auf 1034221 S6 gegen 1605403 . in 187655. An dieser Summe partizipirt der Personen⸗ verkehr mit 454 245 u egen 455 696 S, der Ge⸗ päckverkehr mit 8823 S, der Viehverkehr mit 37615 6 gegen 39 523 νς, und der Güterverkehr mit 457 620 60 bezw. einschließlich der Nebenerträgnisse mit 465 110 M (gegen 514 712 M in 19876). Die Ausgaben betragen 931 4537 S gegen 1020760 S in 1876. Dieselben entfallen auf die allgemeine Verwaltung mit 83 635 M, auf die Bahnverwaltung mit 350 718 M. und auf die Transport- verwaltung mit 497 085 S½. Der hiernach verbliebene Ueberschuß beträgt 162 784 S6 gegen 33 283 6 in 1876 und repräsentirt eine Verzinsung der zur Einlösung der Aktien der ehemaligen Oberhessi⸗ schen Cisenbahngesellschaft Seitens des hessischen Staates aufgewen—⸗ . Summe von 38 948 640 S, von O,.3 oo gegen (090 / im Vor⸗ ahre. Die Liquidation der Havelberger Unions Brauerei, welche nunmehr zu Ende geführt ist, hat für die Aktionäre eine Quote von 12 bis 13 96 ergeben. Dieselbe wird unmittelbar nach Abhaltung der bevorstehenden außerordentlichen Generalversammlung, in welcher die mit Beendigung der Liquidation zusammenhängenden Formalitäten zu erledigen sind, zur Ausschüttung gelangen.

London, 20. September. W, T. B) Die gestrige Weoll⸗ auktion war fest. Sydney⸗Wolle ziemlich vernachlaͤssigt und theil⸗ weise zurückgezogen.

Verkehrs⸗ Anstalten.

Vom 1. November d. Is. ab wird der gesammte Persęnen⸗ und Gepäckverkehr von und nach der Station Hohnstorf in Folge der Eröffnung der Eisenbahnbrücke über die Elbe bei Lauenburg aufgehoben werden.

In Altona fand am 19. September eine außerordentliche Generalversammlung der Aktionäre der Altona⸗Kieler Eisen⸗ bahngesellschaft statt, behufs Berathung und Beschlußfassung über den Antrag des , und der Direktion auf Ge⸗ nehmigung zur Zeichnung von 809 Stück Stammaktien der profek⸗ tirten Sekundärbahn Neustadt⸗Oldenburg, sowie auf Ertheilung der Ermächtigung dazu, daß der Bau und Betrieb der neuen Bahn der Altona⸗Kieler Eisenbahngesellschaft übertragen werde. Der Antrag wurde angenommen. . .

Die Königliche Direktion der Ostbahn theilt uns in Betreff der Verxkehrsverhältnisse guf den Eisenbahnen in Ruß— land Folgendes mit: Die Beförderung von Gütern auf der Libau⸗Romnyer Eisenbahn via Wilei ka ist wieder aufge⸗ nommen, auf der Kursk⸗Kiewer Eisenbahn dagegen eingesteilt worden.

New, Jork, 20. September. Das Postdampfschiff Main“, Kapt. J. Barre, vom Norddeutschen Lloyd in Bremen, welches am 8. September von Bremen und am 10. September 5 Uhr Nach⸗ mittags von Southampton abgegangen war, ist gestern 6 Uhr Abends, nach einer ebenso ausgezeichnet schnellen Fahrt wie auf der letzten Reise, wohlbehalten hier angekommen.

Berlin, 21. September 1878.

Die diesjährige große akademische Kunst⸗Ausstel lung übertrifft die vorige zwar quantitativ, steht aber qualitativ hinter der letzteren zurück. Der Katalog weist 1116 Nummern gegen 1957 im Vorjahre (1979 in 1876) guf, und zwar S836 Gemälde, 128 Aquarelle und nne 19 Kupferstiche, Lithographien, Holz schnitte und eichnungen für dieselben, 91 Bildwerke und 42 architektonische Entwürfe. Indessen vermißt man nament⸗ lich in der ersteren Kategorie eine Reihe vielgengnnter Namen, wie Anton von Werner, Knaug, Gussow, Knille, v. Angeli, Böcklin, Feuerbach, Riefstahl, Gabriel Max u. A., während in der Skulpturenabtheilung so bedeutende Künstler wie Wagmüller und Siemering fehlen. r ee, ist das Ausland ver— hältnißmäßig stärker vertreten. Was aber besgnders und nicht gerade angenehm an der diesjährigen Ausstellung auffällt, ist die Vernach= sässigung der eigentlichen Historienmalerei, während Genre, Land schaft, Thierstück, Porträt und Stillleben weitaus den größten Raum einnehmen. .

Gegenüber der in den 5 Jahren erstaunlich in die Breite gegangenen Popularität der Kunst und der entsprechend gewachsenen 3 tkennerschaft“ macht sich eben einerseits eine gewisse Unverfrorenheit eltend, die eigentlich mit der Kunst nicht viel mehr gemein bat sondern dem bei aller Krittelsucht seichten Geschmack der großen Menge durch eine platte effektvolle Mache zu imponiren sucht und darin ihr Genügen findet; auf der andern Seite aber zeigt sich und gerade bei den ernsteren a nn n, Naturen unserer jüngeren Künstler eine beklagen gwerthe Ver ie ie sie von größeren historischen rbeiten zurückschreckt. Diese bedauerliche Beobachtung findet wohl in den übertriebenen Anforderungen ihre Erklärung, welche ganz abgesehen von dem wi erer frhen Vorstudium heutigen Tages an ein Kunstwerk dieser Art gestellt werden, nicht nur was Aufwand an Kostümen und Requisiten, von denen man unbedingteste , m. Treue verlangt, sondern auch an Modellen betrifft, von denen sich leider die moderne Kunst in einer, jeden ideaglistischen Aufschwung hemmenden Weise, sklavisch abhängig macht. Cs ift denn auch nicht zu verwundern, wenn unter der angeführten großen Zahl von 836 Gemälden nur 5 oder 6 eigent⸗ liche Historienbilder angetroffen werden, und dagegen wie man statistisch berechnet hat, die Landschaft die Zahl 339. das Genre 270, das Por⸗= trätfach 112 und selbst das Stillleben 41ñ Nummern erreicht, während auch das Thierstüch mit 18, das historische Genre mit 15, das Architektur- bild mit 14, die Mythologie mit 10 und die religiöse Malerei mit 7 Werken sämmtlich stärker vertreten sind.

Der Herkunft nach sind von den etwa 500 Ausstellern 195 aus Berlin, 164 aus Düsseldorf, 54 aus München, 26 aus Weimar, 17 aus Dresden, 17 aus Karlsruhe, 14 aus Königsberg, 7 aus Rom,

o aus London, 6 aus Wien. Die übrigen vertheilen auf die ——ᷣ g . Amsterdam, Frankfurt a. M. 3.6. * urg u. s. w.

Wir beginnen unsere flüchtige Wanderung, auf der wir nur au die nach Gegenstand und Ausführung allerbeachtenswerthesten Hild einen kurzen Blick werfen können, mit demjenigen Jwelge, der, . dem Erhabensten zuwendend, zwar in unserem realsstischen Jeitalier nur eine sehr geringe Pflege findet, in dem aber die Makerei die Wurjeln ihrer Kraft hat, waß sie zu ihrem eigenen

il niemals vergessen sollte, mit der religiösen Kunst.

nd hier begegnen wir denn auch erfreulicher Weise sofort einem Werke, das nicht nur unter seinesgleichen, sondern auch unter allen übrigen Gemälden profanen Inhakts hoch hervorragt, dem schon um Ostern im Königlichen Schlosse ausgestellt gewefenen großen Bilde von Professor Teschner in Dresden? Der Leichnam Cristi im Schooße der Maria; Das Werk, welches Eigenthum Sr. Maijestät des Kaisers ist, zeigt jene erhabene Größe und Schlicht. heit der Auffassung und jene andachtsvolle Sorgfalt der Be⸗ handlung, welche den Beschauer felbst erheben, nicht durch wohlfeilen Naturalismus den Sinnen schmeichelnd, zu ihm herabsteigen will. Das Werk gereicht seinem leider zu früh verstorbenen Schöpfer zur hohen Ehre.

Neben ihm verdient nur noch der ebenfalls für den Kultus emalte Christus inzitator- (nach Er. Matthäi 11, 23: Kommet er zu mir Alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch er⸗

quicken) von Prof. J. Heydeck in Königsberg Erwähnung. Das umfangreiche Altarblatt ist für die Sackheimer Kirche bestimmt. Leider haftet der Erscheinung des Heilands gar zu viel Weltliches, dem Modell gehöriges an.

Auf dem Gebiete der Bildnißmalerei nimmt, wie in früheren Jahren, so auch auf der dies ährigen Ausstellung Gustav Richter eine der ersten Stellen ein. Das von ihm ausgestellte Brustbild Sr. Majestät des Kaisers und Königs ist außerordentlich einnehmend und lebenswahr. Der Maler stellte den Kaiser im zwangslos ge—= öff neten Interimsrock dar, welcher die weiße Weste und als einzigen Schmuck den Orden pour 10 mérite sehen läßt und hat mit so wenigen äußeren Mitteln es vortrefflich verstanden, den Hohen Herrn in all Seiner herzgewinnenden Leutseligkeit dem Beschauer, wie zu ihm sprechend, 2 näher zu bringen, ohne doch der Hoheit und Majestät der ganzen Erscheinung den geringsten AÄbbruch zu thun. Das Bildniß befindet sich im Besitze Sr. Durchlaucht des Fürsten Pleß. Außer kdiesem ist von den zahlreichen anderen Porträts Sr. Maßjestät nur noch das von Otto Donner in Frankfurt 4. M. nach dem Leben gemalt, und zwar im Herbst 1877 in Baden-Baden. Der in. Conrad Freyberg hiecselbst malte den Kaiser auf dem

istorischen Hintergrunde der Batterie General⸗Feldzeugmeister⸗ auf Meudon vor Paris. Von den übrigen Kaiserbild⸗ nissen nennen wir das von Carl Wagner in Düsseldorf, der auch ein recht wohl gelungenes Bildniß Sr. Kaiserlichen und König⸗ lichen Hoheit des Kronprinzen eingesandt hat. Das Reiterporträt des Kronprinzen von dem bekannten Schlachtenmaler Otto von Faber du . in München vermag jedoch nur durch seine Größe zu imponiren. rof. B. Plockhorst stellhe ein Bildniß Sr. Hoheit des Herzogs von Sachsen⸗Altenburg, der schon genannte Hofmaler Se en. ein recht wohl gelungenes, sorgfältig ausgeführtes kleines Reiterbildniß des Grafen von Lehndorff aus. Das vorzügliche Portrait des General⸗Feld marschalls Frhrn. von Manteuffel von Prof. Steffeck ist schon von der Ausstellung des Künstlervereins her bekannt, ebenso das lebens⸗ und charaktervolle Bildniß des Finanz⸗Ministers Hobrecht, von Prof. Oscar Begas. ; ;

Unter den Damenbildnissen bildet Gustav Richters Portrait der Gräfin K,. (in ganzer Figar) einen der Glanzpunkte der Aus stellung. Dasselbe gehört . Zweifel nicht nur zu dem Besten, was

Richter, sondern was die neuere Berliner und deutsche Portrait⸗ malerei überhaupt aufzuweisen hat. Prof. Gust. Graef verwendet in seinen Damenbildern zu große Sorgfalt auf die Roben, welche der Gesammtwirkung verhängnißvoll wird. Besser ist das männ⸗ liche Portrait von ihm. Prof. Alexander Struys von der Großherzoglichen Kunstschule in Weimar hat eine alte Dame ge⸗ malt, aber mit einer solchen Energie, daß bei aller Lebens⸗ wahrheit durch überwuchtige Accentuirung des Charakteristischen das Ganze eigentlich abstoßend wirkt. Schließlich feien noch erwähnt

rof. Biermann und Fritz Paulsen, beide in Berlin, mit recht acht⸗ garen Leistungen, Wilh. Ambergs genreartige Portraitgruppe und Norbert Schrödls Bildniß der bekannten russischen Pianistin Fr. Essipoff, in gewagter, aber wohl geglückter antiker Tracht und Pofe ö

Das Aquarium ist seit vorgestern im Besitze eines seltenen roßen Affen: es ist dies der Gibbon, ein zu den Langarmaffen Hylobates) gehöriger Pierhänder. Das noch junge Thier ist nur 25 em groß, hat einen filzgrauen Pelz und ein nacktes, kohlschwarzes Gesicht, das von einem weißen Haarkreise umrahmt ist. Auffällig . die langen Arme, mit denen der Gibbon das Doppelte seiner eibeslänge zu erfassen vermag; in aufrechter Stellung reichen dieselben bis herab zum Knöchel. Mit Hülfe dieser langen Arme führt der Affe Kletterkünste aus, die wahrhaft bewundernswerth sind. Das merkwür⸗ digste und überraschendste an diesem Vierhänder ist der aufrechte Gang. Der Gibbon marschirt mit ausgespreizten Armen, mit denen er wie ein Seiltänzer balanzirt, quer durch den Käfig und gewährt dabei in Haltung und Schritt einen hochkomischen Anblick. Das Ver⸗ hältniß zu dem Chimpansen, mit dem er die Behausung theilt, ist sehr freundschaftlich. Von den anderen neueren Erwerbungen des Aquarium verdient der hinsichtlich seiner Entwickelung interessante amerikanische Arolotl (Wasserspiel, Siredon Lichenoides), ein zuerst von Humboldt beobachteter Wassermolch, dessen Gattung in einem anderen Becken bereits durch Ambystoma Axolotl! vertreten ist, und eine stattliche Zahl prachtvoller Saumrochen (Raja marginata) Er⸗ wähnung.

am burg, 20. Sepiember. (W. T. B.) Heute Abend um 6s Uhr erfolgte in der auf der Insel Grasbrook gelegenen Theersiederei eine Explofion. Die Theersiederei brannte voll · ständig nieder. Zwei Personen kamen hierbei ums Leben, eine dritte

wurde lebensgefährlich verletzt.

Im Vie toria⸗Theater findet heute (Sonnabend) die erste Aufführung des neuen Ausstattungsstückes „Uarda “' statt. ;

Im Wallner⸗Theater gelangt heute ebenfalls eine Novität zur ersten Aufführung, das Volksstück mit Gesang: „Ihre

amilie“, dessen Verfasser die HHrn. Dr. Julius Stinde und Georg

ngels sind. Das Volkestück ist breits im Thalia ⸗Theater zu Hamburg mit sehr günstigem Erfolge aufgeführt worden, der ihm voraussichtlich auch hier beschieden sein wird, da die Darstellung be⸗ währten Kräften anvertraut ist. Frl. Ernestine Wegner wird an diesem Abend nach längerer Pause zum ersten Male wieder auf⸗ treten. t Das Friedrich ⸗Wil helmstädtische Wintert he ater wird 6 Sonntag, mit der 297. Aufführung der Operette Die Fledermaus“ eröffnet. .

Die russischen Nationgl sänger, 30 Personen unter Führung des Dirigenten Kospadin Malschanoff im Nationalkostüm, werden auf ihrer Durchreise von St. Petersburg nach Paris von morgen, Sonntag, ab im Krollschen Theater an einigen Abenden gastiren. Die Produktionen dieser Gesellschaft bestehen aus russischen Chorgesängen ,,,, . Dieselben werden während der

wischenakte der Oper auftreten. ö 2 Das eren, des Ostend- Theaters ist in folgender Weise entworfen. Sonntag und Montag; Romeo und Julian. Dienstag und Mittwoch: „Die Tochter Belials“. Donnerstag und ö „Ein verarmter Edelmann!“. Sonnabend, Sonntag ꝛc. th: s

ovit Marion de Lorme“,. Sittengemälde nach dem Franzö⸗= chen des Vietor Hugo von Friedrich Rüffer.