1878 / 245 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 17 Oct 1878 18:00:01 GMT) scan diff

Zwecke zur Verfügung gestellt wurden, wenn und so lange der Staat eine 6. . gewährt. Jiach einer ar. stündigen Pause krat man in die Berathung der Petitionen

n Gewährung von Unterstützungen für Erbauung von Sekundärbahnen ein. Es handelt sich zunächst um die Linie Alt Damm, Gollnow, Naugard, Plathe, Greifenberg, Treptow Colberg, sodann um die Linie Greifswald⸗Grimmen, endlich um die Linie Stargard⸗Pyritz und weiter durch die Provinz Brandenburg nach Cüstrin. Zu allen drei Strecken hatte die Wegekommission ie Bewilligung einer Unterstützung im Betrage von 509 090 S6 für je 7500 m der in der Provinz belegenen Strecke in der Weise beantragt, daß der Betrag zur Hälste in Stamm⸗ zur Hälfte in Stamm⸗ Prioritätsaktien übernommen werden soll, wenn der Staat mindestens in gleicher Höhe sich bei dem Unternehmen be⸗ theiligt. Dieser Antrag wurde für die erste Linie nach einem ausführlichen Vortrage des Berichterstatters ohne Debatte mit einer an Einstimmigkeit grenzenden Mehrheit ange⸗ nommen. In Bezug auf die 2. Linie erhob sich dagegen lebhafter Widerspruch; indem man dem Unternehmen eine Bedeutung für die Provinz oder für den allgemeineren Verkehr abstritt und darauf aufmerksam machte, daß sowohl Greifswald wie Grimmen bereits eine genügende Eisenbahn⸗ verbindung besitze, andererseits aber viele Gegenden in Pommern vorhanden seien, die weit ab von jeder Eisenbahn liegen und für die zuvörderst gesorgt werden müsse. Aus 3 Gründen wurde durch den Abgeordneten von der Goltz⸗ Kreitzig beantragt, über den Antrag der Kommission zur moti⸗ virten Tagesordnung überzugehen. Die Versammlung trat dem mit 33 Stimmen gegen 31 Stimmen bei. Bei der 3. Linie stimmte der Landtag wieder dem Antrage der Kommission ohne Diskussion beinahe einstimmig zu. Es folgte die zweite Lesung des Etats, welche ohne Debatte zur unveränderter An⸗ nahme des in der ersten Lesung festgestellten Etats führte. ern knüpfte sich die Berathung über die Anheimgabe des Propinzial⸗Ausschusses und der Etatskommission, den Etat nebst zugehörigen Spezialetats auch für das Rechnungsjahr vom 1. April 1889/1 gelten zu lassen. Der Antrag fiel indeß gegen eine erhebliche Minderheit. .

Der Landtag erklärte sich sodann damit einverstanden, daß die bisher vom altpommerschen Kommunal-Landtage er⸗ wählten beiden Mitglteder des Marienstifts-Kuratoriums in Stettin künftig vom Provinzial⸗Ausschusse gewählt werden.

Ferner wurde dem Provinzial⸗Ausschusse die Vollmacht ertheilt, in der Zeit, wo der Landtag nicht versammelt ist, in den Verkauf unbrauchbarer Chausseehäuser auf den Provinzial⸗ y, durch die Kreise unter bestimmten Bedingungen zu willigen.

Die von dem Provinzial-Ausschusse entworfenen Regle⸗ ments für die Verwaltung des Taubstummenbildungswesens und für die Verwaltung der Provinzial-Blindenanstallen zu Neu⸗Torney wurden mit wenigen unwesentlichen redaktionellen Aenderungen angenommen.

Schließlich kam eine nachträglich eingegangene Petition zur Verhandlung, worin gebeten wird, für die Gebäudesteuer⸗ Veranlagung im Kreise Dramburg als Normalstadt statt Dramburg die Stadt Falkenburg dem Finanz⸗Minister vor⸗ ig agen Obgleich die Petition nicht , Befürwortung lieb, beschloß man in Rücksicht auf den bereits neulich ge⸗ faßten Beschluß über die Petition zur Tagesordnung überzu⸗ gehen.

Hiermit waren sämmtliche Vorlagen des Landtags er⸗ ledigt, es schloß daher der Ober⸗Präsident Freiherr von Münch⸗ haf mul einigen kurzen Worten den Landtag.

Die Versammlung trennte sich, nachdem Sie ein drei— maliges Hoch auf Se. Majestät den Kaiser und Köni ausgebracht und dem Vorl nen sowie dem Hod ln ab ausschusse und Landesdirektor ihren Dank ausgesprochen hatte.

Waldeck. Arolsen, 15. Oktober. Das heute aus⸗ gegebene „Regierungs⸗Blatt⸗“ er ffn ein Ausschreiben des Landesdirektors von Sommerfeld an die Landtagsabgeord⸗ neten der Fürstenthümer Waldeck und Pyrmont, wodurch die⸗ . Grund Allerhoͤchster Ermächtigung Sr. Majestät

es Königs von Preußen vom 4. d. M. auf den 29. Oktober zur diesjährigen verfassungsmäßigen Landtagssitzung ein⸗ berufen werden.

Hamburg, 16. Oktober. (Wes. Ztg.) Der Senat hat der Bürgerschaft das Staatsbudget für 1879 vorgelegt und zugleich darum ersucht, daß die Bürgerschaft sich der Prolong ation der Einkommensteuer und der übrigen jlhrlich . prolongirenden Abgaben zustimmend erkläre. Das Budget chließt, da die Einnahmen auf 27 682 575 ½ο, die Ausgaben auf 30 157 201 S 60 8 veranschlagt sind, mit einem aus den vorhandenen Ueberschüssen früherer Jahre zu deckenden Defizit von 2 464 626 S 56 3.

Desterreich⸗ Ungarn. Wien, 16. Oktober. (W. T. B.) Die Reichs⸗Minister von Hofmann und Graf Bylandt⸗ t. die österreichischen Minister von Auersperg und von Pretis und der Sektionschef Artus haben sich heute ,,, Pest begeben. .

(W. T. B.) Die „Wiener Abendpost“ veröffentlicht die Antwort des Grafen Andrafsy vom 14. d. auf die türkische Depesche vom 8. d. In derselben werden mit Entrüstung die unerwarteten, der Wahrheit zuwider— laufenden Anklagen betreffs der angeblichen Grausamkeiten der Okkupationstruppen zurtickgewiesen. Sodann heißt es: „Die Anklagen werden Niemand in Europa irre führen, wo der Ruf der Kaiserlichen Armee zu fest begründet ist, als daß er durch verleumderische Insinuationen berührt werden könnte. Auffallend sind die e gi des türkischen Rundschreibens. Die Konnivenz, welche Hafiz Pascha den Unruhen in Bosnien und der Herzogowing gegenüber an den Tag gelegt hat, ist f Niemand ein , ,, Der Generalkonsul in Serajewo

atte dieselbe seit langer Zeit erwiesen und nur aus dem Gefühl der Schonung für die Pforte wurden die bezüglichen Stellen bei der Veröffentlichung der Berichte des Hi en konsuls unterdrückt, um nicht den hohen Funktionär der Pforte vor der Oeffentlichkeit zu kompromittiren. Auffällig ist auch der Umstand, daß es die Pforte mit ihrer Wurde ver— einbar erachtet, schwere Anklagen auf sichtlich irriger Grundlage zu erheben, ohne sich vorher an die Kaiferliche Regierung zu wenden, welche ihr jede Möglichkeit zur Er— langung der Ueberzeugung von der Unwahrheit der ihr zu⸗ gekommenen Berichte geboten hätte. In Bansaluka beschränk⸗ ten sich die österreichschen Truppen auf die Zurückweisung

. des Straßenkampfs und nicht als Repressalie. Die tadt wurde weder geplündert noch in Brand gesteckt; kein Fall von Plünderung ist vorgekommen, im Gegentheil thaten die Truppen der von den Eingeborenen verübten Plün⸗ derung Einhalt. Die Pforte möge die jetzige Okkupation mit jener Omer Paschas in den Jahren 1851 und 1852 ver⸗ ce Wir kämpften gegen dieselben Elemente, welche die türkischen 4 noch jüngst als unbändig und wild darstellten, und vollbrachten in zwei Monaten, wozu Omer Pascha zwei Jahre brauchte. Während dessen Armee von Re⸗ quisitionen lebte und Omer lange Proskriptions⸗ und Exeku⸗ tionslisten, die wir zur Disposition der Pforte halten, und auf denen viele Personen aller Religionen, auch mehrere Paschas und viele Begs figuriren, anfertigen ließ, 9 en wir den Unterhalt unserer Truppen mit baarem Gelde bezahlt und unsere Militärgerichte ließen nur einzelne . hin⸗ richten, bei welchen die sorgfältigste Untersuchung die Theil⸗ nahme an den an unseren Soldaten und türkischen oder fremden Beamten begangenen entsetzlichen Mordthaten zur Evidenz ergeben hatte. Die Pforte möge das humane Ver⸗ halten unserer Truppen mit der Niedermetzelung und Verstüm— melung unserer Verwundeten vergleichen. Betreffs der An⸗ klage der 382 türkischer Soldaten, die nicht gekämpft aben, können wir über den Mangel an Gedächtniß, den die

forte verräth, nicht genug erstaunen. Tausende solcher Männer, die die Theilnahme an der Insurrektion abgelehnt hatten, wur— den mit militärischen Ehren in die gene zurückgeschickt. Mi Befriedigung konstatiren wir, daß im Allgemeinen die anständigen Klassen an der Bewegung nicht Theil nahmen, ausgenommen einige Orte und einzelne Individuen, die, um Konfiskationen und Massakres zu entgehen, bis zur Ankunft unserer Soldaten das Joch der , . erdulden mußten. Der Geist, in welchem wir die Okkupation unternahmen, geht aus unserer Proklamation hervor. Hätten wir, anstatt der Achtung aller Konfessionen, die Fahne der Befreiung der Christen entfaltet, hätte uns die Arbeit geringere Opfer ge⸗ kostet. Dies wäre das Signal zur Ausrottung der Mufel— männer gewesen, die, sowie die Christen zu ann, unsere Pflicht war. Die Kaiserliche Armee hielt es für eine Ehren⸗ sache, trotz hinterlistiger Ueberfälle ihre Mission im Geiste des europäischen Mandates und unserer Proklamation auszuführen. Die gegen sie erhobenen gehässigen Verleumdungen berühren sie nicht; aber sie werden das öffentliche Gewissen in Oester— reich⸗ Ungarn fortwährend empören.

General Reinländer meldet telegraphisch aus Za⸗ valje von gestern seine Rückkehr von der Expedition nach der Kraina, sowie die nahezu vollendete Fatih r nn dieses Gebietes. Nach den Gefechten vom 6. und 7. Oktober, welche den Insurgenten einen Verlust von 500 Todten und Ver⸗ wundeten verursachten, war der Widerstand auch in der nörd— lichen Kraina gebrochen, die Bewohner kehrten in ihre Häuser zurück und lieferten überall willig die Waffen ab. Auf dem Gefechtsfelde selbst waren über 1066 Todte aufgefunden worden. Nur in der Feste Klados leistet eine geringe Anzahl Insur—

enten noch Widerstand, dieselben sind jedoch eingeschlossen.

uf dem Weitermarsche wurden die Truppen überall freundlich empfangen, es wurde denselben jede Unter⸗ ö. gewährt, kleinere . verkehrten selbst auf entfernteren Stationen unbelästigt. er Train blieb in dem wegelosen Terrain, oft weit von der Hauptkolonne entfernt, ohne die geringste Belästigung von Seiten der Einwohner. An Waffen sind in dem Gebiete nördlich von Unna 2200 Gewehre, 2000 Pistolen und große Quantitäten von Mu⸗ nition weggenommen worden. Die Waffen sind, da sie wegen Mangel an Transportmitteln nicht über die Grenze geschafft werden konnten, mit Ausnahme der Winchestergewehre ver— nichtet worden. Sicherlich werden noch Waffen verborgen ge— 6. auch dürften noch weitere Konflikte mit den in der

raing stets vorhandenen Räuberbanden vorkommen, diesem

Uebelstande wird aber nur mit der Zeit abgeholfen werden

können. Munition dürfte bei den Einwohnern nur noch sehr wenig vorhanden sein.

Die Polit. Korresp.“ meldet aus Konstantinopel von heute; Der ungünstige Eindruck, welchen die türkische CTikulardepesche bei allen Großmächten gemacht hat, scheint Savfet Pascha zu häufigeren Besprechungen mit dem Grafen Zichy behufs Erörterung der zwischen Oesterreich⸗Ungarn und der Pforte schwebenden rage zu drängen. Bei denselben wurde die Eventualität der Besetzung No vibazars durch öͤsterreichische Truppen von Savfet Paschä spontan berührt. In den der Pforte nahestehenden Kreisen schließt man daraus f die Geneigtheit der Pforte, mit Oesterreich wegen der Besetzung Novibazars zu einem militärischen Abkommen zu gelangen. Sayfet Pascha gab dem Grafen Zichy Aufklärun⸗ gen über den Zweck der Konzentrirung von Truppen in dem Vilayet von Kossovo. Aus Bukarest von heute: Höhere rumänische Offiziere haben sich nach der Do brud scha bege⸗ ben, um 6 für den Einmarsch der rumänischen Truppen zu treffen. Die russischen Truppen in Rumänien bereiten sich zum Abmarsch vor. Der Präsident der Ver⸗ einigten Staaten von Nordamerika hat den Fürsten Karl ch

t.

2.2

der Erklärung der Unabhängigkeit Rumäniens beglückwüns

Schweiz. Bern, 16. Oktober. (N. ir Ztg.) Durch Beschluß vom 26. v. Mts. hat der Große Rath von Tessin den Staatsrath ermächtigt, theils den Restbetrag der von dem dortigen Kanton unterm 16. Mai 1850 dem Gotthard— unternehmen zugesicherten 3 Millionen Franken nach den Be— stimmungen des internationalen Vertrags vom 12. März 1878 zu bezahlen, theils sich bei einem Konsortium zu betheiligen, welches sich den Bau der Monte Cenere⸗Linie zur KRuf⸗ abe macht, in der Meinung, daß der Kanton Tessin über die ihm durch das ,, vom 22. August d. J., betreffend die Subventionirung von Alpenbahnen, zur Verfügung ge— stellten 2 Millionen Franken hinaus der Monte Cenerelinie eine weitere Subvention von 1 Million Franken bewilligt, so aber, daß diese Subvention a fond perdu gegeben, das Maximum dessen sein solle, was der Kanton für die genannte Linie thun könne. Der Staatsrath von Tessin hat den Bündesrath nun ersucht, die einleitenden Schritte für Mit⸗ theilung der am Bau der Cenerelinie interessirten Korpora— tionen in Italien zu treffen, und der Bundesrath in Folge dessen an die italienische Regierung das Ansuchen gerschtet, die ern en, Erhebungen darüber zu veranstalten, in welchem Maße sich die bei der Cenerelinie nächst betheiligte Landes⸗ gegend für das Zustandekommen derselben anstrengen wolle. Basel, 16. Oktober. (Bund.) Der Große Rath hat r, den Antrag der Regierung auf 9 einer achsubvention von 400 000 Fr. an die Gotthardbahn

des Angriffs barbarischer Horden gegen das Hospital. . Serajewo wurden nur einige Häuser verbrannt als natürliche

einstimmig gutgeheißen.

Niederlande. Haag, 13. Oktober. (Leipz. Ztg.) D Erste Kammer der Generalstaaten 6 . 1 d. M. zur Wiederaufnahme ihrer Sitzungen einberufen, und zwar zunächst behufs Beschlußfassung über den von der Zweiten Kammer bereits genehmigten Gesetzentwurf, betreffend die Zustimmung zu der Vermählung des Königs mit ber Prinzessin Emma von Waldeck⸗Pyrmont.

Großbritannien und Irland. London, 17. Oktober. (W. T. B.) Dem „Standard“ wird aus Sim la vom 16. d. M. gemeldet: Es finden fortwährend Truppen⸗ bewegungen nach der Grenze zu statt; mehrere Regimenter haben die ihnen angewiesenen Stellungen bereits eingenommen. Der englische Bote mit der Antwort des Emirs wird für den 20. . M. in Kohat erwartet. Sollte die Antwort ungünstig lauten, so wäre der Krieg unvermeidlich. Wie dem „Reuterschen Bureau“ aus Konstantinopel, von gestern, gemeldet wird, ist der englische Militär⸗-Attachẽ dort wieder eingetroffen. Derselbe habe festgestellt, daß die russischen Truppen in die Umgebung von Tschorlu zu⸗ rückgekehrt seien. Weiter wird demselben Bureau aug Konstantinopel berichtet: Moukhtar Pascha habe die Anzeige dorthin gelangen lassen, daß die Konvention mit den Kretensern unterzeichnet worden sei.

Spanien. Vittoria, 14. Oktober. (Ag. Hav.) Der König hat heute in den Ebenen von Dutezana und Arriagi 30 Bataillone Revue passiren lassen. Die Truppen hielten sich ausgezeichnet.

Italien. Rom, 16. Oktober. (W. T. B.) Wie verlautet, wird das italienische Kabinet die türkische Cir—⸗ kußardepesche, in. Betreff der angeblich von den öster= reichischen Truppen in Bosnien begangenen Grausamkeiten, weder beantworten, noch eine darauf bezügliche Mittheilung an das Wiener Kabinet gelangen lassen.

Pavia, 16. Oktober. (W. T. B.) Der Minister— Präsident Cairoli hielt heute bei einem ihm zu e,, von seinen Wählern veranstalteten Bankett eine Re de, in welcher er die Akte seiner Verwaltung und die Anschauungen, von welchen dieselben geleitet wurden, resumirte. Die finanzielle nn berührend, erklärte Cairoli, daß das Kabinet auf

einen Entschließungen hinsichtlich der Reduktion und späteren gänzlichen Aufhebung der Mahlsteuer beharre. Die Lage des Staatsschatzes gestatte diese Maßregel, welche vom Lande mit Recht seit langer Zeit gefordert werde. Das Budget pro 1879 weise einen Ueberschuß der Einnahmen über die Ausgaben von 60 Millionen auf, die entfallende Steuer brauche daher nicht ersetzt zu wer— den, es müßten denn unvorhergesehene Ereignisse eintreten, in welchem Falle das Land sich nicht weigern werde, ein neues Opfer zu ertragen. Die Einführung eines allgemeinen Tarifs im Verkehr zwischen Italien und Frankreich, zu welcher die Lage der Dinge nöthigte, habe die freundschastlichen Beziehun— gen der beiden Länder zu einander durchaus nicht getrübt, noch die Hoffnung auf ein baldiges Zustandekommen einer Vereinbarung beeinträchtigt. Die Verhandlungen mit Oester⸗ reich . guten Erfolg. Auch mit der Schweiz seien dieselben wieder aufgenommen worden. Die Regierung des Königs bleibe der Methode der Konventionaltarife treu.

insichtlich der kirchlichen Frage lasse sich das Kabinet von der skrupulösesten Achtung vor dem in Kraft bestehenden öffentlichen Rechte leiten, ohne schwach oder aggressiv fein zu wollen. Die Regierung werde den Kammern Gesetzentwürfe über die Wahl- und Verwaltungsreform vorlegen.

Auf die auswärtige Politik der Regierung über— gehend, hob der Minister⸗Präsident hervor, die Zeit habe viele Irrthümer richtig gestellt; die italienischen Bevollmächtigten, welche in Berlin treue Dolmetscher der ihnen von der Regie⸗ rung des Königs zugegangenen Weisungen gewesen seien, sähen heute, wie auch die öffentliche Meinung Italiens das Urtheil ratifizirt, welches von dem gesammten liberalen Europa über ihre Haltung auf dem Kongresse gefällt worden sei. Indem die italienischen Bevollmächtigten der von den Ver— hältnissen vorgezeichneten Richtschnur gefolgt seien und sich genau auf die versöhnliche Rolle beschraͤnkt hätten, welche von dem einstimmigen Willen des Landes der Regierung zugewiesen worden sei, hätten sie sich bemüht, nach Möglichkeit speziell in Bezug auf Rumänien und Griechenland den Grunbsätzen Geltung zu verschaffen, welche die Grundlagen des nationalen Bestandes Italiens seien. Sie hätten ,. alle Religions⸗ und Handelsfreiheiten in den diesen Gegenständen gewidmeten Berathungen unterstützt. Was die Okkupation Bosniens und der Herzegowina durch Oesterreich anbelange, so hätten die italienischen Bevollmächtigten, den ihnen zugegangenen Weisungen gemäß, dem einstimmigen Votum 96 Kollegen nicht opponirt und sich auf r nn von Forderungen beschränlt, welche eine bessere Feststellung des Charakters der Okkupation bezweckten. So sei Italien aus dem Kongresse hervorgegangen, ohne sich den Gefahren einer Isolirung oder den Chancen abenteuerlicher Unternehmungen ausgesetzt zu haben. Italien befinde sich heute allen Mächten gegenüber in herzlicher Freundschaft und wolle dies auch fernerhin; es werde an einer sesten, würdigen und jeder gewagten Velleität frem⸗ den Politik festhalten.

Der Minister⸗Präsident schloß seine Rede mit einem Trink⸗ spruche auf das Paterland und den König, welcher als Erbe der Tugenden seines Vaters Italien seinen glorreichen Ge— schicken entgegenführe.

Türkei. Kon stantinopel, 16. Oktober. (W. T. B.) Der Erzbischof von Salonichi ist zum griechischen Pa— triarchen fran worden. Der russische Botschafter, Fuͤrst Lo banoff, ist wieder hierher zurückgekehrt.

Mostar, 16. Oktober. (B. T. B.) FM. Jovan ovie hielt heute seinen seierlichen Einzug in das mit Triumph bögen und den österreichischen Nationalfahnen geschmückte Mo st ar. Ein zahlreiches, aus Christen und Türken be— stehendes Banderium war dem Kommandanten entgegengeritten und 6 in die Stadt, wo die . der türkische Geistliche, die , und die Schuljugend den Kom⸗ mandanten erwarteten. Der Empfang war enthusiastisch. Heute wird die Stadt festlich beleuchtet.

(W. T. B.)

Numänien. Bu karest, 16, Oktober. Die Kammern sind heute durch eine Botschaft des n geschlossen worden. In der Botschaft heißt es:

eute ist die Situation Rumäniens gegenüber den Groß— mächten geregelt, Rumänien tritt in die Reihe der unab⸗ hängigen Staaten ein. Ich habe die Ueberzeugung, daß Europa den Opfern Rechnung tragen werde, welche wir im 36 des Friedens e aben. Die Nation wird

hnen für Ihren erleuchteten Patriotismus und Ihre poli—⸗

tische Klugheit dankbar sein, die Sie bewiesen haben, um

Rumänien neue Verwickelungen zu ersparen. Schließlich spricht der Fürst den Kammern noch seinen Dank aus für den von Ihnen gefaßten Beschluß, welchen die Regierung der Verfassung gemäß ausführen werde.

Afrika. Egypten. Kairo, 16. Oltober. (W. T. B.) Die egyptische Regierung hat zu dem englisch⸗französi⸗ chen Abkomm en, betreffend die Ernennung der egyptischen sinister der Finanzen und der öffentlichen Arbeiten ihre Zu⸗ stimmung ertheilt. Die egyptische Regierung hat außerdem olgendem Vorschlage Frankreichs zugestimmt: Wenn 3 Khedive einen der beiden fremden Minister ohne Zu⸗ stimmung der interessirten 6 absetzt, so wird der Stand der Dinge, welcher vor dem soeben geschlossenen Ab⸗ kommen bestand, wiederhergestellt. Wilson und Blignisres werden sich am 24. d. M. nach Alexandrien einschiffen.

Aus dem Wolffschen Telegraphen-Bureau.

Madrid, Donnerstag, 17. Oktober. Eine Antwort der marokkanischen Regierung auf die von hier ergangene Rekla⸗ mation wegen der in Tetuan erfolgten Ermordung spanischer Staatsangehörigen ist noch nicht eingetroffen. Die Nachricht aber, daß die spanische . beschlossen habe, drei Fre⸗ gatten nach Tanger zu ent enden, ist unbegründet.

St. Petersburg, Donnerstag, 17. Oktoher, Vor⸗ mittags. Der „Regierungsbote“ veröffentlicht die Ernennun des Staatsrathes gan zum diplomatis en Agenten un Generalkonsul für Bulgarien und die des ürsten Zereteleff um Generalkonsul für Ostrumelien. Der Großfürst Nikolai hel vlc je wiisch ist heute Vormittag hier eingetroffen.

Neichstags⸗Angelegenheiten. . Nach der dem „Kommunalblatt der Stadt Berlin beilieg n den, vom statistischen Bureau der Stadt Berlin bearbeiteten U ber⸗ ficht der Resultgte der Berliner Reichstagswahlen aben sich bei der Wahl am 30. Juli d. J. im ersten Wahlkreise ie nl 77, 75oño; zur Wahl am 4. September erschienen nur 58,45 0,9, mithin weniger 1930/9. Im zweiten Wahlkreise bethei— ligten fich bei der ordentlichen Wahl 78 56 0 . bei der Neuwahl 65 240ͤ0, mithin weniger 11327. Im dritten Wahlkreis erschienen zur ordentlichen Wahl S2, 6 0 der Wähler. Dabei ist noch ein Wahlbezirk, Nr. 175 (96. Stadtbezirk, Schmidstraße, Schäferstraße, Reanderstraße, Annenstraße) mit 823 Wahlberechtigten, wovon 668 Per⸗ sonen, mithin Sl, 170 gestimmt haben, wegen vorgekommener Form⸗ fehler bei Feststellung des Wahlergebnisses nicht zur Berechnung ge⸗ zogen. Im vierten Wahlkreise erschienen zur ordentlichen Wahl öl, bl og, zur engeren Wahl am 15. August S4, 64 60, also gegen die ordentliche Wahl mehr 3,1301. Im fünften Wahl kreise stimmten bei der ordentlichen Wahl 7791 00. Endlich erschienen im sechsten Wahlkreise zur ordentlichen Wahl 79.2360 der Wähler. Die höchste ahl der zur Abstimmung erschienenen Wähler, 161 304, von der genen , der Wäblerschaft mit 199 835 in Abzug gebracht, bleiben 38 331 Personen für die sämmtlichen sechs Wahlkreise Berlins, die von ihrem verfassungsmäßigen Recht keinen Gebrauch gemacht haben.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.,

Dem Mr. Hormuzd Rassam, Gefährten Sir Henry Layards bei dessen früheren Entdeckungen in den Thälern des Euphrat und Tigris, ist es gelungen, von der Pforte einen ausgedehnten

irman zur Erforschung von, ganz Me sopotamien,

ssyrien und Babylonien zu erwirken. Auch hat Mr. Rassam einen besonderen Firman erhalten zur Erforschung des nordöstlichen Syriens und von Carchemish am Euphrat, der Hauptstadt des alten Hittilen⸗Königreichs. .

Von der Expedition der internationalen Afrika— Erforschungsgesellschaft liegen die ersten zwei Berichte vor, die durch das ungarische Zweigcomits im „Pester Lloyd.? zur Ver⸗ öffentlichung kamen. Der eine dieser Berichte W verfaßt von dem Leiter der Expedition, Hrn. Cambier ist datirt aus Zanzibar, 5. April 1878, der zweite aus Kwa Mehorapa, 20. Juli 1878: Cambier und Marno verließen Zanzibar am 16 Januar 1878. In ihrem 99 e befanden sich 13 Soldaten, 32 Lastträger, 2 Diener und 1 26. also 2 Europäer und 48 Neger. In Saadaei wurden sie von dem englischen Missionär Mackao empfangen. Hier weilten sie fünf Tage, um ihre Ausrüstung zu vervollständigen und zogen dann nach Ndumi. Von hier kamen sie nach Kifuro oder Kwa Ngombe, dann durchzogen sie mit Besiegung unsäglicher Schwierig⸗ keiten das Gebiet Usigua und Ukaguru, wo sie im Februar an— langten. Sie hatten auf ihrem Wege viele Dschungeln (unter Wasser gesetzte Flächen) und reißende Ströme zu passiren. Von Kwa Farahani brachen sie am 11. 6 auf und nahmen ihre Route nach Westen. Die Gegend ist wild und zerklüftet, sie sahen viele Raubthiere, besonders der Hippopotamos kam häufig vor. In Kitandamere schloß sich ihnen der vorgusgereiste Forscher Broyon an und gab ihnen das Geleite bis Uniamazi,, Zu Kwa Kiora erfuhren sie, daß das Expedition smitglied Kapitän Crespel in Zanzibar gestorben sei, und beschlossen, dorthin zurückzukehren.

m. 5. März kamen sie in Zanzibar an. Am 27. Juni d. J. brach die Expedition zum zweiten Male auf. Die Karawane theilte sich; ein Theil verblieb in Bagamoyo, der andere zog unter Führung Cambiers und des Dr. Dutrieuxr über Kingani nach Nordost. Auf ihrem Wege hat sich nichts Bemerkenswerthes ergeben, außer daß am 1 . ihrem Lager Feuer ausbrach, das aber bald gelöscht wurde. Die beiden Karawanen vereinigten sich im Vamethale und setzten ihren Weg bis Kingwe fort, wo sie drei Tage Rast hielten. Dann setzten sie über den Sukiudostrom und kamen nach Kwa Meho⸗ rapa, von wo der zweite Bericht datirt ist. Das Ouzoromagebiet zu beiden Seiten des Kinganistromes, ist eine Tiefebene mit dürftiger Vegetation; letztere ist vielleicht eine Folge der häufigen Prairiebrände. Zwischen dem Stromgebiete des Kingani und Vame bilden kleinere Hügel die Wasserscheide. Am rechten Ufer des Vame wohnen die Wasigog, ein Stamm von Anthropophagen. Dieses Gebiet zu durchstreifen, . der kleinen Karawane gefährlich. Am linken Ufer des Vame ist das Land fruchtbarer und auch Wasser häufiger anzutreffen, doch herrscht fortwährendes Fieber. Der Tabak gedeiht hier in anderhalb Meter hohen Stauden; seine Blätter sind viel schöner als die in Europa. Der Gesundheitszustand der Karawane war ein sehr günstiger; Cam⸗ bier hoffte in zehn bis zwölf Tagen Kwa Kiora zu erreichen und von hier in das Land der Ugoy vorzudringen.“

Gewerbe und Sandel.

Wie das Ge sundheitsamt zu ,, so hat nunmehr auch dasjenige zu Cadiz den aus Gibraltar ankommenden Schiffen eine dreitägige n, ,, , auferlegt. Der „Gibraltar Chroniele“ findet diese Maßnghme um so auffälliger, als einerseits die von der marokkanischen Küste eintreffenden Schiffe in Gibraltar einer det t gigen. in Cadiz aber nur einer fünf- tägigen Qugrantäne unterliegen, und andererseits die aus den von Fpidemien heimgesuchten Gegenden eingegangenen Berichte über den Gesundheitszustand durchaus nicht ungunstig lauten.“)

Auch neuerdings wird aus Casablanca geschrieben, daß die Erkrankungs⸗ und Voda sich andauernd vermindern und sich guf die ärmere Klasse der Bevölkerung, namentlich auf die aus dem In⸗ nern des Landes zuziehenden Nothleidenden beschränken.

) s. Reichs ⸗Anz. v. 12. d. M. *) s. Reichs. Anz. v. J. d. M.

Englische Wohlthätigkeitegesellschaften sind deshalb bemüht, dem Nothstande, da diefer einen wesentlichen Grund der Krankheit bildet, durch Vertheilung von Brot und Speise⸗Rationen abzuhel fen.

In Fez soll die Krankheit wieder stärker aufgetreten, auch in Rabat sollen einige Fälle vorgekommen sein. .

Nach dem Geschäftsbericht der Bergwerksgesellschast Lauchhammer“, vereinigte vormals Gräfl. Einsiedelsche Werle, beträgt der Ueberschuß im . 187778 47765 M6 Nach Vorschlag der Direktion soll dieser Betrag und der gesammte bisher anzgesammelte Reservefonds in Höhe von 161 312 S zu Abschrei⸗ bungen verwendet werden. Die Ahschreibungen (im Vorjahre 167 571 ) stellen sich für das letzte Geschäftsjahr auf 180 304 ½.

erner solen zu Abschreibungen verwendet werden 47 765 606 Ueber- chuß des Betriebsjahres 1877/78 und 161 312 606 Reservefonds, in Summa demnach 389 331 6 Die Generalunkosten belaufen sich auf 323 704 M und zeigen gegen das Porjahr eine Verminderung um 36700 M, dagegen haben sich die Ausgaben auf Zinsen⸗ konto im Betrage von 134 678 46 um 5530 M, die Verluste an Außenständen mit 10672 4 um 2466 M vermehrt. Die Hypo⸗ thekenschulden betragen 867 900 6 Den Kreditoren im Betrage von 16683 676 M (ä1i6 516 M weniger als im Vorjahre) stehen an Debitoren, Kassa und Wechsel 1143 813 , an Fabrikaten und Roh⸗ materialien 2 250 202 46 gegenüber. Der Ertrag der Gießereien ist gegen das Vorjahr zurückgegangen, dagegen hat das Eisenwerk bei Riesa günstigere Ergebnisse erreicht. Die Bronzegießerei war eben⸗ falls im ganzen Jahre lebhaft beschäftigt. Aus den Forsten wurden 6617 Fesimeter Nutzholz, so wie 12 678 Raummeter Brennhölzer gewonnen. Die Torfstiche lieferten 7 362 500 Torfziegel und wurden E87 500 Stück verkauft, der Rest zum Selbstgebrauch verwendet. Die Nebeneinnahmen aus Ackerpacht, Hafer⸗ und Grasverkäufen be⸗ trugen 16828 6 Auf dem gesammten Besitzstande der Gesellschaft waren am 30. Juni 1878 1904 Mann beschäftigt. Das Vermögen der Pensions⸗ und y betrug am Jahresschlusse 243 780 ½ Versandt und Umsatz in Lauchhammer, 2 Burg hammer und Riesa betrugen insgesammt 3 685 695 M6. Produ zirt wurden an Gußwaaren in Lauchhammer 2588 672 kg, in Gröditz 5 701 754 kg, in Burghammer 310172 kg.

Antwerpen, 16. Oktober. (W. T. B) Wollaguktion. Angeboten 2454 B. Buenos⸗Ayres Wollen, verkauft 1421 B. Preise unverändert. .

Paris, 16. Oktober. (W. T. B.) Die Bank von Frank⸗ reich hat den Diskont auf 30/0, den Lombardzinsfuß auf 40 erhöht.

Verkehrs ⸗Anstalten.

Southampton, 16. Oktober. Das Post-⸗-Dampfschiff Mosel “, Kapitän H. A. F. Neynaber vom Norddeutschen Lloyd in Bremen, welches am 5. d. Mts. von New⸗Rork abgegangen war, ist heute 6 Uhr Morgens wohlbehalten hier angekgmmen und hat, nach Landung der für Southampton bestimmten Passagiere, Post und Ladung, 8 Uhr Morgens die Reise nach Bremen fort⸗ gesetzt. Die „Mosel“ überbringt 169 Passagiere und volle Ladung.

Berlin, 17. Oktober 1878.

Akademische Kunstgusstellung 1878. VI. Der Ulmer Festzug“ von Prof. Louis Braun in München mit seinen geschmack⸗ voll arrangirten Gruppen im Costüm des 145, 16, 18. und 19. Jahr⸗ hunderts (Oelskizzen zu einem Fries für das Rathhaus in Ulm) bildet den besten Uebergang zu der Grisaille Malerei, den Aquarellen, Zeichnungen z. Die erstere hat ein vorzügliches Werk von Adolf Menzel aufzuweisen, welches zur photographischen Vervielfältigung für die im Verlage von Edwin Schlömh in Leipzig erscheinende, an dieser Stelle schon früher mehrfach erwähnte Gustav Freytag · Galerie bestimmt ist. Dasselbe zeigt „Friedrich den Großen am Sarge des großen Kurfürsten‘: Im Januar 1750 wurden die Särge der Vor—⸗ fahren des preußischen , , aus den Grüften des alten Doms in den neuen übergesiedelt. König sfeiedrsh Il. war zugegen. Nach langem schweigendem Anschauen ergriff er die Hand des großen Vorkämpfers und brach, Thränen im Auge, zu seinem Gefolge in die Worte aus: Messieurs, der hat viel gethan. Das Blatt ist mehr als eine bloße Illustration, es ist ein prächtiges Charakterbild, durchaus würdig des unübertreff lichen Schilderers der Zeiten und Thaten des großen . Aus den geistvoll blitzenden Augen des Monarchen scheint bei jenen einfachen und doch so viel sagenden Worten nicht nur bewundernde Ehrfurcht, sondern auch das stolze Bewußtsein zu sprechen, derjenige zu sein, den der große Todte meinte, als er den Ausspruch that: „Eroriare aliquis nostris ex ossibus ultor!“ Für dieselbe Galerie bestimmt sind die ebenfalls Grau in Grau ausgeführten Gemälde von Paul Thumann: „Die Sage vom Thränenkrug. (Bilder aus der deutschen Vergangenheit.) und von Hermann Kaulbhach; Anna Fabricius im Kreise der Landsknechts kinder“ (Marcus König), von denen namentlich das erstere wegen seiner märchenhaften Anmuth sehr bald populär geworden ist. ie die vorigen Grau in Grau gehalten sind auch zwei reizende Serien von Blättern von Theoror Pixis, dem fruchtbaren Münchener Illustrator, enthaltend Illustrationen zu G. Kinkels Epos: „Otto der Schütz und zu den musfkalisch ⸗dramatischen Werken Richard Wagneis. .

Unter den Aquarellisten überwiegen die Landschafts. und Architekturmaler. Unter den letzteren aber nimmt wieder Prof. Carl Graeb als unübertroffener Meister mit 2 Rahmen delikatester Bild⸗ chen von dem feinsten Sinn für das Malerische dea ersten Rang in, während sein Sohn Paul sichtlich bestrebt ist, seinem Vorbilde zu folgen. Louis Spangenbergs Landschaften aus dem bayerischen Oberlande und aus dem südlichen Frankreich gehören nicht nur an räumlicher Größe, sondern auch in Bezug auf künstlerischen Werth zu den besten Aquarellen der Ausstellung. Paul Meyerheim fehlt auch in dieser Abtheilung nicht, in der er mit zwei trefflichen italienischen Veduten vertreten ist. Außerdem finden wir Landschaftsaquarellen von A. Lutteroth, Dreßler (Berlin), Albert Hertel, Pio Joris (Rom), R. von Lichtenfels (Wien), G. Pflugradt (Architekturen aus Tangermünde) und. Prof. Wilh. Streckfuß. Auch das Porträt in Gouache und Wasserfarben hat achtbare Leistun⸗

en aufjuweisen, während das Genre von Adolf Menzel, P. Meyer⸗ eim, Arthur Fitger, Eduard Hübner, Oscar Pletsch, dem liebens⸗ würdigen Schilderer der Kinderwelt u. A. kultivirt wurde.

Unter den Zeichnungen ist ein großer Karton von Max Kru⸗ semark, betitelt: Vom Venusfest zurück“, beachtengkwerth. Derselbe zeugt von ebenso tüchtigem Kompositionstalent als Formengefühl für die Antike, die in dem Sinne der Wernerschen Schule hier nur wenig realisiri erscheint. Adolf Menzel glänzt im zeichnenden Bildnißfache durch ein geist⸗ und lebensvoll erfaßtes Bleistiftporträt des Geheimen Medtzinal⸗Raths Prof. Dr. du Bois⸗Reymond, welches zur Reproduk⸗ tion bestimmt ist. Sehr interessant sind auch die Kreidezeichnungen von Paul Thumann, welche die Mitglieder der marokkanischen Gesandt⸗ schett, .

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selbstbewußt „‚Rathschläge zu einer Konkurrenz über das Thema Christus“ nennen, hätten wegen der an Blasphemie streifenden Un verfrorenheit und Unfähigkeit, die sie dokumentiren, gewiß keinen Platz in der Ausstellung gefunden, wenn man nicht hätte öffentlich zeigen wollen, wohin der gepriesene Realismus nach Gebhardtschem Muster führt, und welcher Art von Kunstwerken wir uns noch in . Richtung, der schön häßlich und häßlich schön ist, zu versehen haben werden. Eine vernichtendere Kritik konnte nicht geübt werden, als durch die unmittelbar daneben hängenden 6 ,, von Prof. Pfannschmidt, welche die Leiden des Propheten Daniel! zum Gegenstande haben und mit ihrer klassischredlen Linienführung und ihrem pietätvoll gewissenhaften Festhalten an der Tradition schwei⸗ gend eine doch so laute überzeugende Sprache reden. Nichts scheint mehr dazu angethan, das so oft verächtlich gebrauchte Epitheton aka⸗ demisch‘ wieder zu Ehren zu bringen, als . Nebeneinanderstellung echter Kunst einerseits und ihrer genial sein sollenden Auswüchse andererseits.

e . von Max Klinger, die sich eigenthümlich

Von den Federzeichnungen verdienen ferner der sinnreich erfun-= dene Fries von Professor Heinrich Mücke in Düsseldorf, welcher den heinstrom von seinen Quellen an geozraphisch abwärts gehend bis zu seiner Mündung verherrlicht, sowie das ‚Abschiedsdiner zu Ehren . Kongresses von 1878, vom Hofmaler Arnold. Her⸗ vorhebung.

An edem enthãlt . Abtheilung, unter verschiedenen anderen dekorativen oder heraldischen Zeichnungen und Entwürfen von dem erfindungs reichen Ludwig Burger sowie Emil Döpler d. J., die präch⸗ tige, von Adolf Menzel in Gouache sinn⸗ und geistvoll aus geführte und nach dem Attentat vom 11. Mai überreichte Beglückwünschungs adresse der Königlichen Akademie der Künste an Se. Majestät den Kaiser und König. .

Die Sektion der Kupferstiche hat eine wohlgelungene Arbeit, in freler Linienmanier von Carl Becker, ein Porfrät Sr. Kaiser⸗ lichen und Königlichen Hoheit des Kronprinzen aufzuweisen, ferner Ravirungen von Chr. Wilberg, dem Baron von Gleichen⸗Ruß⸗ wurm, von Ernst Forberg (recht gut getroffene Künstlerporträts), von Bernhard Mannfeld C Tableaux treff licher Radirungen aus dem im Verlage von Alexander Duncker hierselbst erscheinenden Pracht- werke: ‚Durch's deutsche Land“) u. v. a.

In der Abtheilung der Bildwerke nimmt Schaper's Modell zu der Bronzestatue, welches die Stadt Cöln dem Fürsten Bismarck errichten will, ein Werk von ebenso lebensvoll chara . Auf⸗ 6 wie historisch⸗monumentaler Behandlung eine hervorragende Stelle ein.

Für das Arndt⸗ Denkmal auf Rügen bestimmt ist eine treffend charalterisirte Büste E. M. Arndts von Paul Kummer, während der im Modell eingesandte kolossale Kopf Freiligraths von Prof. Donn⸗ 8 ö . bereits auf dem Grabe des Dichters Aufstellung gefunden hat.

Abgesehen von diesen monumentalen Werken nimmt das Portrait den breitesten Raum ein. Selbst Reinhold Begas ist nur durch die Porträtbüste einer Dame vertreten, die allerdings sich den früheren Arbeiten auf diesem Gebiete, welches er, was Delikatesse der Technik und Durchgeistigung des Steins betrifft, so souverän be⸗ bern wie kaum ein zweiter lebender Bildhauer, durchaus würdig anreiht.

Auch an frei komponirten Arbeiten hat die Ausstellung diesmal nur wenige aufzuweisen. Der mit einem Löwen ringende „Germane im römischen Circus“, eine Überlebensgroße Gruppe in 6. von Max Klein (Berlin), leidet sehr an dem Uebelstande, daß sie nirgends einen Standpunkt für die Anschauung bietet. Die Idee kommt in rein naturalistischer Weise zum Ausdruck: wir haben den äußeren Abklatsch, wie man ihn etwa gewönne, wenn es möglich wäre, einen Gipsabguß über dieser wildbewegten Gruppe zu formen. Da ist alles anatcmiich genau an dem Menschenkörper wie an dem Thierleibe, aber es ist nichts von der Seele des Künstlers in das Kunstwerk übergegangen. Das Werk ist darum insofern sehr inter⸗ . als es beweist, wohin der Naturalismus in seinen Extremen

ührt.

In viel höherem Sinne ein Kunstwerk ist Richard Ohmanns Scene aus der Sündfluth“, eine für Zinkbronze bestimmte Gruppe. Bei allem Realismus, den wir im Einzelnen auch hier antreffen, ist das Ganze doch von einer hohen künstlerischen Idee durchdrungen: Wir sehen einen Vater, der von allen seinen Lieben nur ein Kind, einen Sohn, aus den unersättlichen Fluthen gerettet hat, und in den Armen hält, eben aber, da er einen Felsen erklommen, zu seinem furcht⸗ barsten Schmerze gewahr wird, daß die Elemente ihm auch das Letzte geraubt haben, daß er nur eine Leiche im Arme hält. Diese tragische Situation hat der Künstler in ergreifender Weise plastisch zur Er⸗ scheinung gebracht, und zwar in einer Art der Behandlung des mus kulösen Mannes und des zarten Kindeskörpers, welche erkennen läßt, daß er auch des Technischen Herr ist. Damit aber und unterstützt von einer neuen Idee, hat der Künstler in der glücklichsten Weise dem viel variirten Thema doch noch eine fesselnde Seite abgewonnen,

Dem reichen Gedankeninhalt dieser Gruppe b repräsen⸗ tirt die Phryne“ des Mailänders Francesco Barzaghi die bloße Formvollendung. Der Künstler stellt uns die berühmte Hetäre so da, wie er sie sich vor den Richtern stehend gedacht, in dem Augen⸗ blicke, als ihr Pertheidiger, der Redner Hyperides, zu dem letzten, äußersten Mittel seine Zuflucht nimmt, um die Hartherzigen durch ihre Schönheit umzustimmen. Die bis zur Raffnirtheit vollendete Marmorarbeit, in der die neueren Italiener unübertroffene Meister sind, verdient die höchste Bewunderung, die Figur . aber wendet sich mit ihrer gezierten Absichtlichkeit zu ausschließlich an die Sinne, um jenes reine Behagen aufkommen zu lassen, an dem auch der Geist, oder doch das Gemüth einen gewissen Antheil verlangt. In letzterer 6 ist darum das im Sessel schlafende Dorn rößchen; von Sußmann-⸗Hellborn viel erfreulicher und von eigen⸗ thümlichem, poetischem Zauber, wenngleich die lebensgroße realistische Wiedergabe eines so genreartigen N Mährchenstoffes eigentlich in sich einen Widerspruch enthält. Die Marmorarbeit ist auch hier ungemein zart, wenn auch nicht von jener bisquitartigen Süßlichkeit des vorangeführten Werkes. Ob dasselbe aber durch die, einer Be— merkung im Katalog zufolge, in Aussicht genommene Ausschmückung des 266 ö. Gold und Edelsteinen“ gewinnen dürfte, muß in Frage gestellt werden.

Prof. Eduard Müller k hat drei Werke eingesandt, von denen sich namentlich eine Statue in Bronze, betitelt „Ecco il moccolo!“, viele Freunde erworben hat. Dieselbe verwendet den bekannten Hauptscherz beim römischen Karneval in geschickter Weise für die Zwecke eines Candelabers, die Figar des tanzenden Mädchens aber athmet die ganze südliche Lebhaftigkeit und Lust, wie sie sich bei diesem Volksfeste entfaltet. Die beiden Gips⸗Gruppen des Künstlers, ein neapolitanischer Fischer mit seinem Kinde und eine Eva mit ihren Sprößlingen, sind zwar von jener Formvollendung und Gediegenheit, die alle Erzeugnisse dieses Bilhauers kennzeichnen, vermögen jedoch nicht in gleichem Maße durch die Unmittelbarkeit der Empfindung zu fesseln. ( ö

Was die V, der Architektur gewidmete Abtheilung betrifft, so ist über die von Seiten des Handels.Ministeriums ausgestellten Ent würfe zu dem Geschäftsgebäude und den Gefängnissen für die Unter suchungs⸗Abtheilung des hiesigen Stadtgerichts und zu dem Geschäfts= gebäude für die Amtsgerichte und das Landgericht in Erfurt bereits in Nr. 214 berichtet worden. Von den übrigen Entwürfen zieht besonders das große Modell der . des in der Ausführung begriffenen Deutschen Gewerbemuseums in der Königgrätzerstraße die Aufmerksamkeit auf sich. Der Bau, mit dem die Architekten M. Gropius und H. Schmieden beauftragt sind, soll im Jahre 1881 vollendet sein. Mit dem lünstlerischen Schmuck sind Professor Ewald, Historienmaler Geselschap und Bildhauer Sußmann⸗Hellborn beauf- tragt. Die Baumeister J. Hennicke und H. v. d. Hude hierselbst haben den Entwurf zu dem ebenfalls bereits seit Frühjahr im Bau begriffenen großen Eisenbahnhotel hierselbst eingesandt. Das in derselben 8. der Friedrichstraße belegene, auch schon im Bau befindliche Wohn und Geschäftshaus für die Germania, Lebensver⸗- sicherungs Aktiengesellschaft zu Stettin, welches die Architekten Kayser und von Großeheim hierselbst ausführen, verspricht dem deutschen Renaissance ˖ Styl die glänzendste Vertretung in unserer Stadt. Sonst begegnen wir noch den Namen Professor Dollinger 99 56 K Lange, H. , (Erfurt), Professor E. Jacobsthal,

r. Krahn, H. Licht, J. Otzen, J. C. Raschdorff (Cöln, C. Schön- leber, . Sturmhoefel , Oscar Titz und Triesethau & Schãfer. ermann Ziller hat die ihm prämiirte Festdekoration für die Bühne des Königlichen Opernhauses eingesandt, in der sich dieselbe bei den Subskriptionsbällen präsentirt.

In diese Abtheilung gehören endlich auch mehrere beachtens⸗ werthe Cartong zu Glasfenstern, von denen die von Prof. Georg Eberlein in Nürnberg entworfenen trefflichen 8 Blätter (Scenen aus dem Leben der h. Elisabeth) bereits ausgeführt und für den hohen Chor des Erfurter Domes bestimmt sind, während die von Alexander Linnemann (Frankfurt a. M. eingesandten 4 Cartons zu Glasgemälden für die St. Katharinenkirche zu Frankfurt a. M.

noch in der Ausführung begriffen sind.