1878 / 259 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 02 Nov 1878 18:00:01 GMT) scan diff

In den deutschen Münzstätten sind bis zum 26. Oktober 1878 geprägt worden, an Goldmünzen: 1241 201 060 16. Doppelkronen, 383 274630 S Kronen, 27 969 845 6 halbe Kronen; hiervon auf Privatrechnung: 332 296 010 16; an Silbermünzen; 71 652 415 M 5⸗Markstücke, 98 509 686 SS 2⸗Markstücke, 149 459 254 S 1Markstücke, i 436 355 0 ö - Pfennigflücke, 35 7ir 7iß a 26 3 20⸗Pfennigstücke. Die Gesammtausprägung an Goldmünzen betrug: 1 652 445 535 S, an Silbermünzen: 426 825 4851 6 20 8.

Bezüglich der Frage, ob, wenn der Vorsitz im re isa u chusse nicht vom Landy 4 oder seinem Stellver⸗ treter, sondern von einem vom 5 e gewählten Mitgliede geführt wird, der Vorsitzende, wenn er zugleich das juͤngste Mitglied ist, bei der Anwesenheit einer geraden Zahl von Mit⸗ gliedern sich der Abstimmung zu enthalten habe, ist, nach einem Spezialerlaß des Ministers des Innern, vom lö. September d. J., das Hauptmoment darauf zu legen, daß nach z 136 Alinea 2 der Kreisordnung mit dem Porsitze volles Stimmrecht verbunden ist, und daß dieses Privilegium des Vorsitzes auf jeden übergeht, welchen das Gesetz dazu beruft. Hierdurch findet die Bestimmung im §. 138 Alinea 2 eine selbstverständliche Beschränkung.

Se. Durchlaucht der Prinz Friedrich von Hohen⸗ zollern, Oberst⸗-Lieutenant und Commandeur des 2. Garde⸗ Dragoner⸗Regiments, ist von Urlaub hierher zurückgekehrt.

S. M. Dampfkanonenboot „Cyclop“, 4 Geschütze, Komdt. Kapt. Lt. von Schuckmann J., hat sich am 9. Sep⸗ tember von Shanghai nach Chefoo begeben.

Baden. Karlsruhe, 31. Oktober. (K. 3.) Eine landesherrliche Verordnung vom 26. d. regelt in weiterer Ausführung der Verordnung vom 17. Juli 1677 über die Or⸗ ganisation der Landeskulturbehörden die Aufgabe der Kultur⸗ in spektio nen. Diesen Namen führen die technischen Be— zirksstellen für die Leitung und Ueberwachung der Angelegen— heiten der Landeskultur. Dieselben stehen unmittelbar unter der Großherzoglichen Ober⸗Direktion des Wasser- und Straßen⸗ baues. Die Zweite Kammer hat gestern in zwei Sitzungen die allgemeine Berathung der Einführungs⸗ gesetze zu den Reichs⸗Justizgesetzen einschließlich des Gesetzes über die freiwillige Gerichtsbarkeit begonnen. Die Debatte bewegte sich vorzugsweise darum, wie die Reichs— Justizgesetze in der geeignetsten Weise in unsere bisherige Gesetzgebung einzufügen seien, in Folge dessen um die Prinzipalfrage des Verhältnisses des Reichs⸗ rechtes zum Landrecht und inwieweit die Landesgesetze aus⸗ drücklich aufzuheben sind. Die Regierung geht aus Gründen der Rechtseinheit und Rechtssicherheit sowie der historischen Rechtsentwicklung in Deutschland von der Ansicht aus, daß nur ein Theil des bisherigen Civilrechts im Wege der Gesetz⸗ gebung zu ändern sei, während die Auffindung eines andern nicht minder beträchtlichen Theiles von Aenderungen der Wissenschaft und der Rechtsprechung überlassen werden müsse. Die Mehrheit der Justizkommission der Kammer, deren Vor⸗ schläge der Abg. Kiefer in ausführlicher Weise begründete, will das Verhältniß des Reichsrechtes zum Landrecht unter allen Umständen gesetzlich geregelt wissen. Für die Ansicht der Regierung hat sich auch die überwiegende Mehrheit des Ober⸗Hofgerichts ausgesprochen, und diese Ansicht wurde von dem Justiz⸗Ministerial-⸗Präsidenten Dr. Grimm in ausführ- ilcher Rede ausgeführt.

Desterreich⸗ Ungarn. Pest, 1. November. (W. T. B.) Im Unterhause erklärte bei der fortgesetzten Debatte über die Wahlen für die Delegation der Minister— Präsident Tisza, vom Gesetz werde ein Zeitpunkt nicht bestimmt, zu welchem der Berliner Vertrag vorzulegen sei, den 9 stehe überall das Recht zu, einen solchen Zeitpunkt selbst festzüusetzen, das Verlangen, daß die legislativen Körperschaften über die Annahme oder Nichtannahme eines internationalen politischen Vertrages zu entscheiden haben sollten, sei ein nicht gerechtfertigtes. Das Mandat zur Okkupation sei eine auswärtige, nicht eine innere Angelegenheit und eine harmonische Leitung der Auswärtigen Angelegenheiten sei um so nothwendiger, weil der Dualismus sich sonst als undurchführbar erweisen und weil demselben dann der Centralismus folgen würde. Graf Andrassy ver— möge den Delegationen die besten Auflärungen zu geben, er bitte deshalb, den Zusammentritt der Delegationen nicht zu verzögern.

Großbritannien und Irland. London, 1. November. (W. T. B). Die amtliche „London Gazette“ verbffent⸗ licht den Schristwechsel zwischen dem Sekretär des Uus— wärtigen, Lord Salisbury, und dem englischen Botschaster in Paris Lord Lyons, wegen Ernennung einer en glisch⸗ französischen Kommission für die Daira⸗Anleihe. Aus demselben ergiebt sich, daß Lord Salisbury dem bezüg⸗ ien en gr zustimmte, dabei aber ausdrücklich hervorhob, daß die englische Regierung durchaus keine Verpflichkung über— nehme, unter irgend welchen Umständen Zinsen oder einen Beitrag zum Tilgungsfonds zu bezahlen. Die Ernennung der Kommisston bezwecke lediglich, den Bondsinhabern eine Sicher⸗ eit dafür zu gewähren, daß ein Kommissär nicht ohne vor⸗ gige Zustimmung der englischen Regierung abgesetzt werden nne.

2 November. (W. T. B) Nach einer Meldung des (, . Bureaus“ aus Konstantinopel hätte die Pforte den englischen Bot chafter Layard davon verständigt, daß sie die Zehnten abschaffen, einen Gouverneur ernennen und andere Reformen in einer Provinz einführen werde. Die vollständige Durchführung der Reformen folle stattfinden,

sobald die Finanzen es gestatteten.

Bom bay, 1. November. (W. T. B.) Die Bombay Gazette“ ist autorisirt, mitzutheilen, daß Salar Dfchu ng der indischen Regierung sür den Krieg gegen Afghanistan Truppen, Geld und , Hülfsquellen von Hyder⸗Abad zur Ver— fügung gestellt habe. Die Erkrankungs fälle in Pescha⸗ wur dauern noch fort. Wie der „Pioneer“ hört, hätte der Vizekönig gegen die Absendung eines weiteren Schreibens an den Emir Protest erhoben.

Frankreich. Paris, 31. Oktober. Ueber das Re⸗ sultat der Delegirte nwahlen erfährt der „National“ Folgendes; 1) In den Departements, deren Vertretung im Senat eine republikanische war, wie Jura, Haute

Loire, Haute⸗Marne, Isere und Meurthe⸗et⸗Moselle, bleibt diese Vertretung eine republikanische; nur wird sie am 5. Ja⸗ nuar 1879 eine noch viel größere Majorität erzielt haben, als am 20. Januar 1875. 2) Die Ariege, das Gard, die Bouches⸗du⸗Rhone und Saone⸗et⸗Loire, welche Nachfolger für fünf durch den Tod entrissene Mitglieder zu erwählen haben, werden fünf Republikaner ernennen. 3) Puy⸗de⸗Dome wird an Stelle des verstorhenen Bonapartisten Mege einen Republikaner wählen. 4) Die republikanische Partei ist sicher, in nachfolgenden Departements zusammen 24 Sitze zu gewinnen, nämlich: im . 3, in Indre⸗et⸗-Loire 2, in den Landes 2, in Loir⸗et⸗ her l, in der Loire 2, im Loiret 1, in Lot⸗et⸗Garonne 2, in der Manche 3, in der Marne 1, in der Meuse 2 und im Nord 5. Die Linke des Senats wird sich also um 30 Stim⸗ men verstärken, d. h. von 128 auf 158 steigen, was ihr eine Majorität von 15 Stimmen über die Rechte sichert. Dabei darf die republikanische Partei sich noch Hoffnung machen, in der Mayenne, Niwvre, Oise, im Lot und in Ille⸗et⸗-Villaine 7— 8 Sitze zu gewinnen. Der „Rappel“ berechnet die künf⸗ tige republikanische Majorität im Senat auf 158, das „XIX. Siscle“ auf 172 und die „France“ sogar auf 175. Der „National“ dürfte aber aus den ,,, Quellen ge⸗ schöpft haben und daher am meisten Glauben verdienen.

Griechenland. Athen, 2. November. (W. T. B.) Die Ministerkrisis ist nunmehr beendet; das neue Ministerium ist folgendermaßen zusammengesetzt: Trikupis Präsidium, Auswärtiges und Finanzen, Maurocordaios Unterricht, Kairaiskakis Krieg, Kanaris Marine, Zaimis Inneres und Justiz.

Dänemark. Kopenhagen, 29. Oktober. (C. Ztg.) Heute hat der Finanz⸗Minister den Bericht des Gouverneurs Garde vom 8. d. M. über die Empörung auf St. Croix er⸗— halten. Das „Fädreland“ theilt folgende Hauptpunkte daraus mit. Es ist dem Gouverneur gelungen, mit den Soldaten und Freiwilligen die Empörung zu unterdrücken, ohne sich der von französischen und englischen Kriegsschiffen und dem General⸗ Kapitän von Portorico angebotenen Hülfe zu bedienen. Die Anzahl der eingeäscherten Pflanzungen beträgt 74, die der ge⸗ retteten 24. Der dritte Theil von Frederikstad ist abge— brannt; dem Bauwerthe nach ist indessen die halbe Stadt vernichtet; dabei sind bedeutende Vorräthe von Waaren in Lagerhäusern und Läden zu Grunde gerichtet. Die Größe des in der Stadt angerichteten Schadens läßt sich noch nicht bestimmen. Dagegen ist anzunehmen, daß in den Pflanzungen Produkte zu einem Werthe von 150 9909 Dollars vernichtet worden sind. Der Schade, der den Pflanzungen durch das Feuer zugefügt worden, wird, was die Zuckerwerke betrifft, durchschnittlich zu 4000 Doll. für jede Pflanzung geschätzt. Dazu konimt dann noch der Verlust an Gebäuden und Möbeln Werkzeugen u. s. w. Die Neger⸗ dörfer sind überall unzersehrt geblieben. Anzündung der Zuckerfelder ist an vielen Stellen versucht worden, hat aber nirgends erheblichen Scheden verursucht. Die Neger sind bei ihrer verheerenden Thätigkeit planmäßig zu Werke gegangen. Als Zündstoffe haben sie Rum und Petroleum angewandt. In der Regel haben sie die weißen Bewohner von ihren Ab— sichten in Kenntnij fetzt, damit sie sich entfernen konnten, ehe das Feuer ats geg; wurde.

Amerika. 2 1. November. (W. T. B.) Die Stgatsschuld ver Vereinigten Staaten hat im Monat Oktober d. J. um 1 708 0900 Dollars abgenommen. Im Staatsschatze befanden sich ult. Oktober 227 666 000 Doll. in Gold und 1711000 Dollars in Papiergeld.

Nr. 44 des Central Blatts für das Deutsche Reich“, herausgegeben im Reichskanzler⸗Amt, hat folgenden In— halt: Allgemeine Verwaltungssachen: Ernennung einetz Sachver— ständigen in Sachen der Reblauskrankheit; Ausweisung von Uus— ländern aus dem Reichsgebiet. Münz- und Bankwefen: Ueber⸗ sicht über die Ausprägung von Reichsmünzen; Goldanfäufe der Reichsbank. Militärwesen: Berichtigung. Postwesen: Packet⸗ verkehr mit Oesterreich⸗Ungarn, Belgien, Frankreich und Groß— britannien; Aufbewahrungszeit für Postlagersendungen; Postver⸗ bindung mit Konstantinopel. Eisenbahnwesen: Eröffnung der Bahnstrecke Itzehoe ⸗Heide; desgl. der Bahnstrecke Neersen. Neuwerk Viersen. Marine und Schiffahrt: Ertheilung eines Flaggen— attest's; Beginn einer Seesteuermannsprüfung. Koasulätwefen: Ernennung; Exequatur-⸗Ertheilung.

Nr. 20 des „Archivs für Post und Telegraphie“,. Bei⸗ heft zum Amtsblatt der Deutschen Reichs-Post⸗ und Telegraphen⸗ verwaltung, hat folgenden Inhalt: Aktenstuͤcke und Auflätze: Die Vermehrung der unterirdischen Telegraphenlinien in Deutschland. Ein gelehrter Postmeister. Das württembergische Postwesen im Jahre 187677. Das älteste deutsche Post-Reisehandbuch. (Erster Artikel.) Die Frauenfrage für Gegenwart und Zukunft. Kleine Mittheilungen; Sichtbarmachung der Erdströme. Verbefferung des Fadentelephons. Eisenbahn nach Central⸗Asien. Zeit⸗ schriften⸗Ueberschau.

Statistische Nachrichten.

Das Central⸗Wahlbureau der nationalliberalen Partei hat eine statistische Zusammenstellung des Ergebnifses der letzte n Reichstagswahlen anfertigen lassen. Daraus resul⸗ tiren, wie die ‚N. L. C.“ mittheilt, für das Königresch Preußen folgende Ziffern, denen wir zur Vergleichung die entsprechenden Zahlen der Wahl pon 1857 in Klammern beifügen. Im Gazen wurden abgegeben 3 596 167 Stimmen (1877: 3 149 534 Stimmen) Davon waren gültig 3494 842 (z 138 683), ungültig 11 325 (16 851). Auf, die verschiedenen Parteien vertheilen sich die Stimmen wie folgt: Nationalliberale 715 835 (77715), Konfervative 553 130 (390 968), Reichspartei 480073 E286 409), Liberale (mit Ausnahme der Vationalliberalen und der Fortschrittspartei) 17605 (ii5 446), ,, 282 330 (363 312), Centrum 775 4537 (751 686,

olen 200 554 (al9 159), Sozialdemokraten 184 434 (206 3565 Volkspartei 12632 (10 329), Partikularisten 113 702 (96 3355), Protestpartei (Dänen) 18 465 (1 802), Unbestimmt 2345 (3293), Yrsplistert 7867 (4955).

Nach dem so eben erschienenen Jahresbericht der Vorsteher der Kaufmannschaft von Stettin Über den Stet⸗ tiner Handel und die ar ng Industrie und Schiffahrt im Jahre 1877 belief sich die Einfuhr zur See in Stettin 1877 auf 12336 6052 Ctr. im Werthe von 152 687 086 M, gegen 14132 265 Ctr. 169 056 71 76 in 1876, Der Rückgang pro 1877 beträgt mithin in der Menge 12,7 S

und im Werthe 87 0/96. Der Ausfall ist im Wesentlichen durch die Ab⸗ nahme der russischen Zufuhren von Getreide, namentlich von Roggen

und Hafer, hervorgerufen. Während im Jahre 1876 5 6456 942 Ctr. Getreide seemärts eingingen, wurden Stettin im Jahre 1857 nur 4133 602 Ctr., also 1511 440 Gtr. weniger, auf dem See⸗ wege zugeführt. Trotz der erheblichen Verminderung der Ein. fuhr hat sich der Schiffsverkehr in unferem Hafen, wenig⸗ stens der Tragfähigkeit der eingekommenen Schiffe nach, we⸗ sentlich gehoben; den 1876 eingelaufenen 2859 Seeschiffen von zusammen 1495 852 cbm Tragfähigkeit stehen 1577 2861 Seeschiffe mit 1 690 334 ebm Tragfähigkeit gegenüber, was in der Zahl der Schiffe eine Verminderung um 28, in der Gesammt⸗ Tragfähigkeit eine Zunahme um 194 682 ebm ergiebt. Bei den Seedampfern ist sogar die Zahl von 1195 auf 1255, die Trag⸗ fähigkeit von 1915 756 auf 1 22053 cbm gestiegen. Diese Zu⸗ ughme des Schiffsverkehrs bei gleichzeitiger Abnahme der Waareneinfuhr ist in der Hauptsache dadurch entstanden, daß im Herbste viele, besonders größere Dampfer im Ballast oder leer ein« kamen, um Kartoffeln zum Export einzunehmen. Die Zahl der in Ballast oder leer eingelaufenen Dampfer, welche 1875 6 und 1876 50 betrug, ist in Folge dessen auf 106 gestiegen. Die Ausfuhr zur See hat sich, von 4798 219 Ctr. im Werthe von 1116017 599 0 auf 6347 458 Ctr. im Werthe von 115 298 900 M, also in der Menge um 32, 30/9, im Werthe um 3, oo gehoben. Auch hier hat der Getreideverkehr den Ausschlag gegeben, die Getreideautzfuhr allein hat 1759 197 Ctr. gegen 422 126 Ctr. im Vorjahre, also 1 337 061 Ctr. mehr betragen. Der Kartoffelexport hat sich mehr als ver⸗ rl. er belief sich auf 865 067 Ctr. gegen 405 151 Ctr. im Vor⸗ jahre

Bei Beginn des Jahres war in Stettin ein Platzvorrath von nahezu 39000 t (a 2069 Pfd.) Getreide vorhanden; die Zuführen beliefen sich auf 316 000 t 48000 009 υ (gegen 361 6060 t 58 00 000 M in 1876). Der Ausfall betrifft, wie bemerkt, vorzugs—⸗ weise die Zufuhr russischen Getreides, und zwar Roggen und Hafer. Die Gesammtzufuhr betrug:

Gerste. Hafer. Erbsen.

eizen. Roggen. 18574 27200 231 276 13 788 37 596 4244 t 1375 41683 106271 22 877 15 587 2046 t 1876 17754 234 652 18 613 56 989 2196 t 1877 36477 196903 34 663 12 964 5564 t

Die Seeausfuhr von Getreide stellte sich 1874 auf 48620 t, 1875 auf 58 321 t, 1876 19127 t, 1877 82632 t.

Der Export von Mühlenfabrikaten betrug 1874 184 609 Ctr., 1875 234 227 Ctr., 1876 147 376 Ctr., 1877 342 220 Ctr.

An Oelsagm en verarbeiteten die Stettiner Mühlen im Jahre 1577 bis Ende März, wo kein Bestand blieb, 2306 t. Vom 25. Juni bis 31. Dezember trafen dann noch 15 000 t Rübsamen ein, wovon 1IL500 t verarbeitet und der Rest exportirt wurde.

Der Gesammtumsatz in Sämereien erreichte 120 - 130 000 Ctr. und blieb etwas hinter dem Vorjahre zurück. An Leinsamen wurden 33 015 t seewärts importirt, gegen 51 623 t in 18756.

An Spiritus wurden feewärts nach dem Auslande mit Rück⸗ vergütung der Steuer 15 372 Ctr. und nach inländischen Häfen ohne Steuerrückvergütung 61 419 Ctr. zusammen 76790 Ctr. gegen O99 Ctr. in 1876 exportirt. Die ungewöhnlich starke Kartoffel ausfuhr hatte auf den Preis der Kartoffeln bei der reichen Ernte derselben keinen Einfluß.

An Rübn, Baum und anderen Oelen und Fettwaaren wurden 648 258 Ctr. zugeführt, bzw. (Rüböl) in Ste kin produzirt, gegen 624 784 Ctr. in 1876. Von Petroleum wurden 204 214 Barrels eingeführt, 7661 B. weniger als in 1876, 24 333 B. weniger als in 1875.

Der Herings import erreichte 376 221 Tonnen, den höchsten Betrag, den Stettin nächst dem Jahre 1874 (mit 4277 138 Tonnen) je aufzuweisen hatte. Besonders stark war die Einfuhr schottischer Heringe: 212271 Tonnen gegen 158 564 Tonnen in 1876.

Von Kolonialwagren betrug die Zufuhr (im Vergleich zu 1876): Kaffee 1096 646 Ctr. (124418 Ctr.), Rosinen 11 187 Ctr. (18 338 rn, Korinthen 4447 Ctr. (4094 Ctr.), Mandeln 3938 Ctr, (3830 Etr.), Pfeffer 5495 Ctr. (8722 Ctr.), Piment 2552 Ctr. diverse Heringe 2371 Ctr. (2455 Ctr.), Apfelsinen

yCtr.

An raffinirtem Zucker wurden 132700 Ctr., an Roh⸗ zucker 20 409 Ctr. exportirt, an Syrup 248 311 Ctr., gegen 23 222 Ctr. in 1876 importirt.

Von Alkalien, wurde Soda im Quantum von 256 993 Ctr. gegen 254538 Ctr. in 1876 und Pottasche im Gewicht von 24 896 Ctr., gegen 2d 505 Ctr. in 1876 eingeführt, an Harz 154 233 Ctr., gegen 136 753 Ctr. in 1876, an Farbehölzern 70 666 Ctr., gegen 27095 Ctr. in 1876.

Der Absatz von Holz war seewärts umfangreicher als seit Jahren.

An Wein wurden seewärts 86 251 Ctr., gegen N 711 Ctr. in 1876 ein und 21 709 Ctr., gegen 26788 Ctr. in 1876 ausgeführt. Der Import hat sich also für is77 um 11 460 Ctr, wovon 58145 ö. in französischen Weinen, und die Ausfuhr um 5079 Ctr. ver⸗

einert.

Die Metalleinfuhr betrug: Roheisen 1 124 828 Ctr. (1876 L100 290 Ctr), Stabeisen 127 965 Ctr. (1876 89 628 Ctr.), Eisen⸗ bleche 52 001 Ctr. (18765 22 167 Cir.), Eisenbahnschienen 63 G94 Ctr. (1876 21084 Ctr.), fagonnirtes Eifen, Anker und Schiffsketten 5602 Ctr. (1876 5836 Ctr.), Weißblech 2393 Ctr. (1876 1898 Ctr-), grobe und ganz grobe Eisen⸗ und Stahlwaaren 44 979 Ctr. (1875 2 d969 Ctr.), schmiedeeiserne Röhren 15 757 Ctr. (1876 17 637 Ctr,), feine Eisenwaaren 80M Ctr. (is7s 229 Ctr.); Blei 4016 Ctr. 1816 1979 Ctr.); Kupfer 21 212 Ctr. (1876 15 6795 Ctr.); Zinn 6478 Ctr. (1876 göhh Ctr); Rohzink 207 466 Ctr. (1876 22I 814 Ctr.); Zinkblech und Zinkwaaren 29 666 Ctr. (1876 23 236 Ctr.).

Die Einfuhr von Steinkohlen und Koks belieft sich auf 1786120 Ctr.,, gegen 2112889 Ctr. in 1876.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Nach, dem Monatsbericht der Königlich Preußi⸗ schen Akademie der Wissenschaften zu Berlin für Juli und August d. J., lasen in diesen Monaten folgende Herren: Zeller, Ueber die Lehre des Aristoteles von der Ewigkeit der Weit. Helmholtz, Telephon und Klangfarbe. Websky, Ueber die Licht- reflexe schmaler Kristallflächen. Hofmann, Ueber Farbabkömmlinge der Pyrogallussäureäther. Kuhr, Ueber Brihaddevatä (Fortsetzungz. Zeller, Ueber die griechischen Vorgänger Darwins. Studer, Zweite Abtheilung der Anthozoa polyactinia. welche während der Reise S. M. S. Korvette „Gazelle“ um die Erde gesammelt wur den. Harms, Die Formen der Ethik. IJ. Ueber die Pfychologie von Joh. Nic. Tetens. Droysen, Ueber die Schrift Anti-⸗St. Pierre und deren Verfasser. Ewald, Ueber Beobachtungen an eini⸗ k Gattung Hippurites. Mommsen, Ueber die Schlacht an der Allia.

—=— Der „Nordd. Allg. Ztg.“ wird unter dem 23. Oktober aus Malta geschrieben: Nach mehrtägigem Aufenthalt verläßt heute Nachmittag die Expedition der Deutschen Afrikanischen Gesellschaft. unter G. Rohlfs Führung Europa, um morgen in Afrika ihre Wirksamkeit zu beginnen. Die Abreise von hier wird um 3 Uhr stattfinden; Rohlfs und seine Begleiter Dr. Stecker und Hr. r. CEsillagh, werden morgen um 1 Uhr Nach⸗ mittags in Tripolis landen, wenn anders der Dampfer seine programmmäßige Zeit innehält. Frau Rohlfs begleitet ihren Mann bis Tripolis und wird dort während der ersten Periode der Cypedition verweilen. Die Mitglieder der Expedition hatten sich bei ihrer Durchreise durch Frankreich überall der größten Sym⸗ pathie zu erfreuen. Die Pariser geographische Gesellschaft beraumte eine Augschußsitzung unter dem Präsidium Vivien St. Martins an,

der die hervorragendsten Vertreter der französischen Geographen bei⸗ wohnten. In derselben entwickelte Rohlfs feine Pläne, weiche all

emein gebilligt wurden. Der Aufenthalt in Paris dauerte nur so lane e ulm n e war, um die Ausrüstung (Zelte, Feldlager⸗ egenstände, Kleidung, Instrumente) zu beschaffen. Leider onnten hier in alta eiserne Wasse kisten, wie Rohlfs sie auf feiner Expedition in die (lybische Wüste benutzte, nicht beschafft werden. Man verlangte für Fertigung einer einzigen den enormen Preis von 190 M Rohlfs hat deshalb Zinkkisten von 66 1 Kapazitat machen lassen, welche allerdings nicht o gut und dauerhaft wie eiserne Kisten, aber besser wie jene Schläuche fein mit denen die Eiageborenen die Wüste durchziehen. In Tri⸗ polis wird ein längerer Aufenhalt gemacht werden. Zum Theil ist dersebe bedingt durch den Ankauf der Kameele, sowie durch das An⸗ werben der eingeborenen Diener, zum Theil, dadurch, daß die Ge⸗ schenke, welche Se. Majestät der Kaiser für den Sultan von Wadai mitschickt, erst später eintreffen. Auch ist ein Theil der Gepãckstücke welche die Kaiserliche Admiralität die Güte hatte durch den Wolf von Wilhelmshaven nach Malta befördern zu lassen, noch nicht ein getroffen. Auf alle Fälle hofft Rohlfs aber Anfangs Dezember von Tripolis aufbrechen zu können.“

Nach einer Mittheilung der „Heidelb. Ztg.“ wurde am 22. Oktober bei einer in der Thibaut⸗Straße in Heidelberg vor⸗ genommenen Ausgrabung ein römischer Brunnen entdeckt und nach weiteren Grabungen in demselhen ein römischer Meilen⸗ stein nebst kleineren Steinen aufgefunden. Es ist diese Ausgrabung ein Theil der römischen Ausgrabungen, die seit Jahresfrist unter der sachkundigen Leitung des Hrn. Bau⸗Inspektors Schäfer auf dem Terrain zwischen der Thibaut-⸗Straße und der jetzt fertig gestell ten Irrenklinik unternommen wurden. Vor ihrem nahen Abschluß sollte noch ein Fund von hoher Wichtigkeit gemacht werden: eben besagter Meilenstein, der achte, welcher die Reihe der früher gefundenen ver⸗ vollständigt. Derselbe ist nach der alsbald vorgenommenen Ent— zifferung dem Kaiser Maximinus bei seinem Regierungsantritt im Jahre 235 und seinem Sohne Maximus (hier irrthüm⸗ iich Maxinus genannt) als Thronfolger gewidmet von der Civitas Severiana Nemetum (Civitas Septimiʒa (Severiana] Nemetum

Nemetensis] hieß die römische Niederlassung dieser Gegend.) Die Zeichen L 1III. des Steines heißen leugae quatuor (Geil. a Lopodund). Wie der Entzifferer der Inschrift mittheilt, war die aufgefundene Säule nach den Umständen des Fundes von den Römern bei ihrem Abzug in die Tiefe eines Brunnens gesteckt worden, offenbar mit der Absicht, dieselbe, wenn das Kriegsglück ihnen erlauben sollte zurückzu⸗ kehren, wieder herauszuwinden. Aehnliches geschah mit den sieben anderen Meilensteinen, welche man behutsam, die Jnschriften gegen den Boden zu, in einem der vielen vorgefundenen Kellerräume dicht neben dem Brunnen gebettet und mit Erde zugedeckt fand. Der ursprüngliche Standort aller acht Säulen war offenbar ein sich an den Brunnen anlehnender viereckiger Estrich, ehemals wahrscheinlich zum Schutze der Trinkenden leicht überdacht. Die Träger des Daches waren wohl die acht Säulen, je eine an den vier Ecken und , eine dazwischen an den zugehörigen Seiten. Ueberhauyt. war der 50 tiefe Brunnen die Mitte der ganzen Anlage, die sich längs der Speyerer Römerstraße vom Neckar bis an die heutige Mannheimer Chaussee binzog. Wir haben hier eine kleinere Lagerstadt vor uns, wie sie sich in der Regel in der Nähe eines römischen Standlagers bildete, Ein solches lag aber unterhalb Neuenheim und war durch eine Brücke mit den anf dem linken Ufer gelegenen „Canabas legionis- (Baracken der Marketender, Krämer und Händler Leanabensess) verbunden, Eine größere Arbeit über alle bei Heidelberg aufgefundenen römischen Bauten 44 einem ö . ganzen Anlage vom Bau⸗ In spektor äfer ist bereits im Druck.

ö . ö uns vor einiger Zeit angekündigte Werk: Wall— fahrt uach Olympia im ersten Frühling der Ausgrabungen (April und Mai 1876) nebst einem Bericht über die Resultate der beiden folgenden Ausgrabungs⸗Campagnen,“ Reisebriefe von Ludwig Pietsch, ist nunmehr im Verlage von rich Luckhardt hierselbst zum Preise von 4 erschienen. Dasselbe dürfte zur Zeit um so mehr interessiren, als die Ergebnisse der Ausgrabungen bekanntlich seit Kurzem hier zu einer Ausstellung vereinigt sind.

Unter dem Titel; „Kom munistische Idealstaaten“ ist vor einiger Zeit im Verlage von C. Schünemann in Bremen eine kleine Schrift erschienen, in welcher der Verfasser, Dr. A. Gehrke, die Lehren der vier bekanntesten Verfasser von Ideal staaten schildert. Zuerst den Gerechtigkeitsstaat des Plato, in dem uns die aristokratische Gesinnung des Alterthums mit ihrer ganzen Schroffheit entgegentritt. Zum Zweiten die Utopia“, wo die natürlich lebenden Menschen des Thomas Morus wohnen, ferner den Sonnen staat‘ des Campanella, der im Wissen das Heil der Völker sieht, und schließlich Cabets „Ikarien“, das ein Bild entrollt von der Herrlichkeit eines Kommunismus, wie ihn die Genußsucht des neunzehnten Jahr hunderts träumt. In Kürze charakterisirt Dr. Gehrke diese Phantasie⸗ gebilde treffend mit den Worten „die Verfasser dieser Staate romane verwarfen die Bedingungen der historischen Gesellschaft und schilder⸗ ten ein kommunistisches Leben, in welchem allein der Staat die Sorge um die Existenz seiner Bürger übernimmt, wogegen er von Allen die Früchte der Arbeit empfängt. So retteten sich diese politischen Dichter mit einem kühnen Sprunge aus dem unter dem Monde in ein, von ihnen erdachtes Wunderland, blieben aber trotzdem die Kinder ihrer Zeit, deren Realität sich überall in ihren seltsamen Projekten wiederspiegelt. Es war ein ver⸗ dienstliches Unternehmen, diese halb vergessenen Produkte der Welt literatur gerade in gegenwärtigen Zeitläuften, wieder in die Er⸗ innerung der gebildeten Welt zurückzurufen. Die Aufgabe, diese poli⸗ tischen Gedankendichtungen in ihrer ursprünglichen Frische in eine Schilderung zu fassen, welcher nur enge Grenzen gesteckt, war nicht leicht. Der Verfasser hat sich dieser Aufgabe gewachsen gezeigt. Seine Darstellung ist licht und klar, seine Sprache vornehm und ausdrucksvoll, Vorzüge, welche den historischen und literarischen Werth der kleinen Schrift in das rechte Licht stellen.

Ein alphabetisches General⸗Register über die noch geltenden, bis einschließlich 1377 ergangenen preußischen Stem⸗ pelsteuergesetze, Verordnungen, Reskrivte und gericht⸗ lichen Erkenntnisse, bearbeitet von J. C. Axer, Beamter der Rheinischen Eisenbahn-Gesellschaft und Bürgermeister a. D., ist so⸗ eben in Leipzig im Verlage von C. Reißner u. Ganz erschienen.

Wie der Verfasser betont, ist der Zweck dieses General⸗Registers der, alle Personen, welche sich mit Verwendung von Stempeln zu befassen haben seien sie Privat. oder in amtlicher Thätigkeit der schwierigen und zeitraubenden Arbeit des Nachschlagens der Gesetz⸗ Samm lungen und Ministerigl⸗ Blätter zu überheben. Zwar existiren über dieses Thema schon eine Reihe von Handbüchern, doch sind dieselben alle umfangreich und für den weniger Cingeweihten nicht leicht ver⸗ ständlich und handlich. Es wird dieses Werkchen, welches durch⸗ aus nicht als eine selbständige, belehrende Arbeit auftreten will, daher auch gewiß seinen Zweck erfüllen und in interessirten Kreisen gern zur Hand genommen werden.

Sämmtliche nachträglichen gesetzlichen Bestimmungen und neuesten ministeriellen und gerichtlichen Entscheidungen, mit Bezug auf das am 7. März 1822 erschienene Stempelsteuergesetz, sind in bündiger Weise, alphabetisch geordnet, in dem 46 Seiten starken Heftchen zu⸗ ammengefaßt, welches somit geeignet ist, für alle Fälle Rath und ufklärung zu geben. .

Unter dem Namen „Kaiser-Kalender“ führt sich der elegante, künstlerisch ausgestattete Kalender wieder ein, der früher den nahestehenden Freunden des alten Buchdruckerhauses Decker von diesem . wurde. Die Nachfolger Deckers (R. v. Deckers Verlag, Marquardt & Schenck in ö haben den Kalender neu erstehen lassen, wozu sie sich der früheren künstlerischen Kräfte, Professor z. Burger und Eylograph A. Worms bedienten, dem Kalender aber insosern eine Neugestaltung gaben, als sie von dem Porträtmaler Th. Ziegler ein Medaillon Porträt Sr. Majestat des Kassers zeichnen ließen, das den diesjährigen Kalender schmückt. Auf diese Weise soll der Tafellalender mit der Zeit eine ganze Galerie hervorragender Persznlichkeiten bringen. Der Kalender ist nunmehr in allen Buch— handlungen für 30 8 käuflich.

Leben

Haag, 23. Oktober. (Leipz. Ztg) In der gestern in Del ft abgehaltenen Jah resversammlung der niederländischen geographischen Gesellschaft, machte deren Präsident sehr interessante Mittheilungen über die in vielfacher Hinsicht äußerst lohnenden Ergebnisse der bisherigen Erforschungszüge der von dieser Gesellschaft nach Mittel-Sumatra entsandten wissenschaft⸗ lichen Expedition. Den kühnen Reisenden ist es gelungen, einen großen Theil dieser ausgedehnten, vordem noch von keinem Europäer besuchten Gebiete zu erforschen. Ernste Schwierigkeiten aber, welche der Expedition Aufhetzungen eines der Fürsten in den Binnenlanden bereiteten, ließen ein weiteres Vordringen der Reisen⸗ den in das Innere des Landes nicht räthlich erscheinen und veranlaßten den Beschluß, die Forscher zurückkehren zu lassen, wodurch diese Ex- pedition ihr Ende erreichte. Wie von anderer Seite, durch Mitthei⸗ lungen aus Batavia, verlautet, hatte der Generalgouverneur von Niederländisch⸗Indien, als er Kenntniß von der Gefahr erhielt, welche der Expedition durch feindselige Gesinnung mehrerer Häuptlinge drohte, sich für sofortige Rückberufung der Reisenden ausgesprochen; er wollte nicht die Verantwortlichkeit für die politischen Verwicke⸗ lungen übernehmen, in welche das Generalgouvernement durch ein oder das andere mißliche Geschick der Expedition nun mit jenen wil⸗ den Stämmen in Mittel⸗Sumatra hätte gerathen können.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Auf Grund des Gesetzes, Maßregeln gegen die Reblauskrank⸗ heit betreffend, vom 6. März 1875 (Reichs⸗Gesetzblatt Seite 175) ist ferner der Wanderlehrer Lehnert in Worms zum Sachver⸗ ständigen für das Großherzogthum Hessen ernannt worden.

Gewerbe und Handel.

Die bereits mitgetheilten, wesentlich beruhigenden Nachrichten“) über den Gesundheiszustand in den Häfen von Marokko werden durch neuerdings in Tanger eingegangene Berichte der Dele⸗ girten und des Arztes des dortigen Gesundheitsraths bestätigt. In den dortigen Gesundheitsverhältnissen, die an und für sich gute sind, ist danach hinsichtlich der einzelnen während des Sommers aufgetre⸗ i renn, Krankheiten eine stets zunehmende Besserung er ichtl ich.

Auch darig stimmen die offiziellen Berichte mit den sonstigen Nachrichten überein, daß die überwiegende Mehrzahl aller Todesfälle mit epidemischen Erscheinungen die Pockenkrankheit unter den Kindern und bez, gewöhnliches Fieber betrifft. Selbst von einer Seite, welche an der im Uebrigen, wie bekannt, längst aufgegebenen Ansicht fest⸗ hält, daß dort überhaupt wirkliche Cholera herrsche, werden beispiels⸗ weise für Casablanca unter den Todesfällen einer sechstägigen Zeit⸗ periode im ersten Drittel de Oktober nur vier Fälle als Crolera bezeichnet, alle übrigen aber ebenfalls den Pocken und dem Fieber zugeschrieben.

Die Zahl der Todesfälle in Casablanca in den Tagen vom 2. bis 10. Oktober wird in den Berichten der Delegirten des Gesundheitsraths auf nur 37 angegeben, also erheblich günstiger als anderweitige Nachrichten besagten **).

Als ein besonders günstiger Umstand wird aus Tanger gemeldet, daß neuerdings das langersehnte Regenwetter eingetreten ist, von welchem nicht nur eine Befestigung der gebesserten Gesundheits⸗ verhältnisse, sondern namentlich auch ein Sinken der Getreidepreise und damit der Wegfall eines Hauptgrundes epidemischer Krankheiten erwartet wird. Um so mehr giebt man sich dort zu Lande der Hoff—⸗ nung hin, daß die in einigen suͤdeuropäischen Häfen gegen Marokko an— geordneten Qugrantänen, welche, wie besonders diejenige in Gibraltar, schwer auf dem Verkehre lasten, nunmehr, wenn nicht gänzlich aufgehoben, so doch wenigstens angemessen beschränkt werden. War doch selbst, als zuletzt vor etwa 10 Jahren die Cholera und zwar unbe⸗ zweifelt in Marokko herrschte, in Gibraltar nicht, wie jetzt, eine Quarantäne von 30tägiger Dauer angeordnet, auch die Einfuhr von Lebensmitteln, wie namentlich Fleisch, Gemüse, Früchte, unter ge⸗ wissen Vorsichtsmaßregeln gestattet, während dieselbe jetzt gänzlich verboten ist.

Ueber die Verwaltung der Königlichen Frankfurt- Bebraer Bahn in dem Etats jahre 1877/78 heißt es in dem Be— richt der Königlichen Eisenbahn-Direktion zu Frankfurt a. M. Fol⸗ gendes: Es befanden sich während dieses Jahres 502,0 Rm Bahn im Betriebe; die Betriebslänge im mittleren Jahresdurchschnitte be⸗ trägt dagegen für den Personenverkehr 494 32 Em und für den Güter verkehr 497,33 km, während dieselbe im Vorjahre nur 37759 bezw. 378,13 betrug. In Folge dieser Verhältnisse weisen die Ergebnisse des Betriebs eine günstigere Gestaltung gegenüber dem Vorjahre auf. Im Ganzen wurden im abgelaufenen Jahre befördert: 4 566 455 Personen, einschließlich Militär und Abonne— mentsbillets (in 1876: 3 857 040 Personen), 8117,) t Gepäck inel. 3469,2 t Gepäck⸗Uebergewicht (in 1876: 6798,21 t inkl. 2056,6 t Gepäck⸗Uebergewicht) und 17960 303 t Frachtgüter, erkl. Betriebs—⸗ dienst⸗ und andere frachtfreie Güter (in 1876: 1172193,5 t). Die Gesammteinnahmen belaufen sich auf 14 638 382 S, gegen 10120 564 M im Vorjahre, und entfallen hiervon auf den Personen⸗ verkehr inkl. Nebenerträgnisse 4 140 551 A (in 1876: 3 493 310 M), auf den Güterverkehr inkl. Viehbeförderung und Nebenerträge 9 858 9069 ½ (in 1876: 6 199 498 M) und auf verschiedene Einnahme 639761 M (in 1876: 517 755 46). Nach dem Abschluß der Betriebs⸗ rechnung betragen die Einnahmen ins gesammt 14619 572, die Ausgaben 19375 682 S6..Ä Der Ueberschuß, der zur Generalstaatskasse abgeliefert wurde: 5 243 890 S6 Letzterer beträgt 3,68 υ' ron dem bis Ende 187778 verausgabten Anlagekapital von 141 308 815 ½.( gegen 232 069 des Jahres 1876. Gegenüber dem Vorjahr stellen sich die Einnahmen um 4518 817 ½ höher, die Ausgaben erkl. der à conto Reserve ꝛc. Fonds verausgabten Beträge von insgesammt 1 148041 um 2992499 AM höher und der Ueberschuß gleichfalls um 2035 236 ½ höher.

Frankfurt a. M, 1. November. (Oelbericht von Wirth K Co.) Der verflossene Monat war für das Petroleumgeschäft stili und ereignißlos. Trotz aller Bemühungen, die Preise zu halten, int doch ein weiterer Rückgang zu verzeichnen. Raffinirtes kostet nach den letzten Nachrichten 9 C. pr. Gallone, Rohöl 326 0. pr. Faß. Der bis iht niedrigste Stand für Rohöl war am 2. September I8t C. Nach den nun vorliegenden genauen Tabellen wurden im Monat August d. J. in den pennsylvanischen Oelfeldern 1341928 Faß oder täglich durchschnittlich 43 288 Faß Oel gewonnen. Ver Vorrath betrug Ende August 4613455 Faß und die Zahl der pro⸗ duzirenden Quellen 9884 Nen gebohrt wurden 197 Quellen, worunter 11 trockene. Gegen den Monat Juli ist also die Produktion um 58 063 Faß gestiegen. Unter solchen Umständen wäre es nicht zu verwundern, wenn die Preise noch mehr sinken würden. Man hofet von Europa Besserung in Gestalt großer Aufträge; doch sind unsere Lager noch sehr be⸗ deutend In Deutschland allein betrug der Vorrath Ende September 10 000 Faß mehr als im vorigen Jahr. Wie die. Mailänder Handelszeitung „Il Sole“ meldet, ist das in Italien gefundene Petroleum kürzlich auf seine Entzünd⸗ barkeit geprüft worden und es hat sich herausgestellt, daß es dem amerikanischen nicht nachsteht. In Mailand sind vom städtischen In⸗ genieur Fr. Quadri eingehende Versuche gemacht worden, das Oel zur Gasbereitung zu verwenden. Wir entnehmen dem erstatteten Be= richt, daß das Oel zur Erzeugung von 24 ebm Gas, womit 100 Flammen 5 Stunden lang gespeist werden können, 15.18 Lire kostete, einschließlich Zinsen und Arbeitslohn 19,27 Lire. Gegen Kohlengas im Preise von O, 35 Lire ergiebt sich eine Ersparniß von 30 969. Man ging dabei von der Grundlage aus, daß 120 ]1 Kohlen⸗ gas für eine Flamme von mittlerer Größe eine Stunde lang aut⸗ reichen. Versuche, die im italienischen Polytechnikum in Gegenwart des Prof. Besana gemacht wurden, haben ergeben, daß Ga aus italienischem Erdöl sich zu Kohlengas verhält, wie 27 zu 1 man int 421 des letzteren und nur 151 des ersteren für dieselbe

amme.

) S. „Reichs⸗Anzeiger vom 30. v. M.

**) S. „Reichs⸗Anzeiger vom 30. v. M.

Verkehrs⸗Anstalten.

New⸗JYPork, 1. November. (W. T. B.) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd, Main ist hier eingetroffen.

Berlin, 2. November 1878.

Verein für deutsches Kunstgewerbe zu Berlin. Zwanglose Sitzung vom 23. Oktober 1878. Hr. N. Rosen⸗ seld legt Proben von Mosaikfußböden aus gebranntem Thon deutscher und englischer Fabrikation vor und erläutert dieselben. Er behandelt in ausführlicher Weise die früheren und jetzigen Anfertigungsarten der Thonmosgiken uns die Géschichte dieser e feln In Deutschland sind die Mettlacher und Sinziger Fabriken die einzigen, welche Fußbodenbeläge dieser Art liefern. Ihr Verfahren ist ein und dasselbe, und zwar nicht das bei der gewöhn⸗˖ lichen Thonfabrikation übliche. Die Herstellung geschieht vollständig auf trockenem Wege. Die verschiedenfarbigen Theile der Platten kommen als trockenes Pulver in die Form und werden durch starken hydraulischen Druck in ein Ganzes verwandelt, welches getrocknet und gebrannt wird. Die Platten englischen Fabrikats zeigen Flach⸗ und Relief⸗ muster, in Bezug auf Zeichnung und Farbe theils von einfacher, theils von reicher und lünstlerischer Wirkung. Außer den eigentlichen Mosaik⸗ platten, welche aus einer Menge von nebeneinandergesetzten Steinchen aus gebranntem Thon bestehen, werden in den englischen Fabriken noch andere von sehr verschiedener Technik angefertigt. Die ausgelegte Sammlung zeigt dieselben, darunter viele von vorzüglicher Arbeit in Zeichnung und Färbung. Es ind „encaustische“, deren vertieftes Muster vor dem Trocknen und Brennen mit einer Farbenmasse aus⸗ gegossen wird; ferner „glasirte“, bei denen die Naturfarbe des Thons durch eine farblose Glasur gedeckt ist, emaillirte“, bei denen ein farbiger Ueberzug den Thon bedeckt, gemalte mit künstlerisch aus; geführten Gemälden und eigentliche Majoliken mit bemaltem Relief.

Die Verwendung der deutschen und englischen Fliesen ist in steter Zunahme begriffen. Sie dienen als Fußboden beläge von Fluren, Korridoren, Trottoiren, Passagen ꝛc., wofür sie ihre Sauberkeit und Härte empfiehlt, und zur Bekleidung der Wände in Küchen, Speise⸗ kammern, Badezimmern, Pferdeställen u. s. w. Besondere Er⸗ wähnung fand noch das sogenannte „Wedgewood“, von welchem der Vortragende in einer späteren Sitzung Fahrikate vorzuzeigen versprach.

Hr. M. Schulz stellt mehrere in seinem Ctablisement ausge⸗ führte Prachtmöbel aus, unter Anderem einen Schrank und Büffet mit vorzüglicher Intarsia und Schnitzarbeit. Es knüpfte sich hieran eine Diskussion über die Entwickelung des Neu · Renaissancestylt in der Berliner Architektur und Kunstindustrie. Es wird demgegenüber därauf aufmerksam gemacht, wie in einer anderen Stadt (Hannover) der gothische Styl in Architektur und Kunstgewerbe neuen Boden gewonnen habe. Ueber die Entstehung dieses eigenthümlichen neu⸗ gothischen Styls, in welchem auch jene Möbel gehalten sind, die auf der letzten hannoverischen Industrie⸗Ausstellung allgemeine Auf⸗ merksamkeit erregten, gab Hr Löwinson interessante Aufschlüsse. Hr. Prüser sagte auf Wunsch der Versammlung einen besonderen Vortrag über die hannoverische Industrie⸗Ausstellung zu.

Der übrige Theil des Abends wurde durch Vorführung einer großen Zahl von Nebelbildern aus der Pariser Weltausstellung aus gefüllt, zu denen die Herren Professor Vogel und Döpler aus eigene a Anschauungen die Erläuterungen gaben.

Die unter dem Protektorat Sr. Majestät des Kaisers und Königs stehende Berliner gemeinnützige Baugesellschaft hielt gestern Abend ihre diesjährige Generalversammlung ab. Nach dem hierbei erstatteten Jahresbericht mußte die gemeinnützige Baugesell⸗ schaft in den entlegenen Stadttheilen die Miethsforderungen noch weiter herabsetzen, während die Häuser innerhalb der Start, deren Miethen bedeutend billiger sind als die sonst üblichen, nach wie vor so gesucht werden, daß nicht alle Anforderungen befriedigt werden können. Die finanzielle Lage könne als eine recht günstige bezeichnet werden; bei einem Aktienkapital von 272 400 M, einer Hypotheken schuld von 134400 S und dem Guthaben der Mieihsgenossen von S9 500 M, also einem Passivum von 496 300 M, besitzt die Gesell⸗ schaft eine Reihe rentabler Grundstücke zum Herstell ungspreise von 603 000 MSW und einen Reservefond von 382909 S , also ein Aklivum von 986 200 c. Die Differenz zwischen den wirklichen Einnahmen und denen, welche eingehen müßten, wenn das ganze Aktien⸗ kapital der Grundstücke mit 6 (9 Reinertrag verzinst würden, d. h. wenn sich in allen Häusern Miethsgenossenschaften befänden, beträgt im vergangenen Jahre 5535 S. Daran schloß sich die General⸗ versammlung der Aktien ⸗Baugesellschaft Alexa ndra⸗ Stiftung, welche von dem Umschwung der Miethsoerhältnisse verschont geblieben ist; die Wohnungen werden nach wie vor gesucht; auch ist die günstige finanzielle Lage dieselbe geblieben. Das Ver mögen der Stiftung hat sich von 319 975 S auf 388 89) 66 ver⸗ mehrt. Die Einnahmen der Gesellschaft im vorigen Jahre bezifferten sich auf 266 268 6, die Ausgaben auf 225 111 ., die Bilance schließt in Aktiven und Passiven mit 837 865 M

Der unter dem Protektorate Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Carl stehende Verein für Zucht und Schaustellung von Racehunden in Berlin. „Hektor“, ladet zu der am Mittwoch, den 6. No⸗ vember d. J., Abends 73 Uhr im Restaurant Zennig, Unter den Linden Nr. 15, stattfindenden nächsten Sitzung des Vereins ein. Auf der Tagesordnung stehen folgende Gegenstände: 1) Begrüßung der neu aufgenommenen Mitglieder; 2) Aufnahme neuer Mitglieder; 3) Vorführung von Racehunden; 4) Wahl von zwei Revisoren zur Prüfung der Bücher und Kasse; 3) Bericht über die s. 3. an das Reichs ⸗Eisenbahn⸗Amt erlassene Petition, behufs Verbesserung des Transportes der Hunde auf den Eisenbah ien; 6) Diskussion über einen von Baron v. Nolde eingesandten Vorschlag.

Mit Genehmigung des Chefs des Generalstabs der Armee wird sich am 11. d. M. ein Kommando des Eisenbahn⸗Regiments unter Führung eines Offiziers zum Legen von Oberbau zc. auf der Neubaustrecke Arnstadt⸗ Ilmenau der Thüringischen Eisen⸗ bahn nach Arnstadt begeben und daselbst auf circa drei Wochen Quartiere beziehen.

Die bisherigen Wiederholungen des Augierschen Dramas ‚Die Fourchambaults“ im Residenz⸗Theater finden denselben unge⸗ theilten und warmen Beifall wie die erste Vorstellung. Das Haus

ist allabendlich sehr gut besucht.

Die Singakademie brachte gestern in ibrem ersten dies- jãhrigen Abonnements ⸗Concerte die K- moll⸗Messe von Bach 8

zur Aufführung. Das seltene Ereigniß der Vorführung dieses gewaltigen Werks, dem auf seinem Gebitte kaum ein an deres zur Seite zu stellen ist, hatte ein sehr zablreiches Publi⸗ kum versammelt, das mit andächtiger Aufmerksamkeit lauschte und von der durchweg gelungenen, zum Theil vorzüglichen Aus- führung im Tiefsten ergriffen wurde. Der Chor der Singakademie rechtfertigte aufs neue seinen altbewährten Ruf; jede Nummer zeugte von der Sorgfalt und dem Verständniß, mit welcher das an Schwierigkeiten überreiche Werk einstudirt worden war. Die Soli ruhten in den besten Händen. Fr. Joachim er⸗ freute die Hörer durch den Adel ihres Vortrags und durch den Wohlklang ihrer Stimme, die für die große Aufgabe wie kaum eine andere geschaffen erschien. Hr. Prof. Joachim, der die Solo ⸗Geige führte, entzückte besonders im Benedictus durch ein unübertroffenes Spiel. Frl. Rüdiger als Sopranistin, Hr. Ober⸗ auser, der die Baßpartie sang, und Hr. Sturm als Tenor brachten ihre Partien zur günstigsten Wirkung. Der Chor der Sing⸗ akadmie und sein Dirigent, Hr. Blumner, dürfen mit voller Befrie⸗

digung auf das wohlvollbrachte Werk zurückschauen.