Se. Majestät den Kaiser und König, in welches die Versammlung begeistert einstimmte.
Bayern. München, 22. November. (Allg. Ztg.) Se. Majestät der König hat eine Reihe neuer . über Beförderung der Unteroffiziere im Friedens⸗ verhältniß, unter Aufhebung aller entgegenstehenden Be⸗ stimmungen, genehmigt und das Kriegs ⸗Ministerium zum Erlaß der Vollzugsvorschriften, sowie etwa er—⸗ forderlich werdender Ergänzungen und Abänderungen nicht prinzipieller Natur ermächtigt. Se. Majestät der König hat ferner den drei Bataillonen des neuerrichteten Infan⸗ serie⸗Regiments Nr. 16 die Fahnen verliehen, zu deren feierlichen Weihe sich der kommandirende General des J. Armee⸗ Corps, General Freiherr von der Tann, begleitet von den Commandeuren der 1. Infanterie⸗Division, General⸗Lieutenant von Diehl, und der 2. Infanterie⸗Brigade, General⸗Major von Heckel, am kommenden Montag früh von hier nach Passau und dann nach Burghausen, den Garnisonen des Re⸗ giments, begeben wird.
Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 23. November. (W. T. B.) Die „Polit. Korr.“ läßt sich aus Konstantinopel vom 22. d. M. melden, in Folge von aus Ned sched (Arabien) eingegangenen un gun ligen Nachrichten habe die Pforte be⸗ schlossen, das 7 Armee⸗Corps in Jemen zu verstärken und mehrere Batgillone dorthin zu entsenden. — Aus Athen meldet dasselbe Blatt: Zwischen dem Minister⸗-Präsidenten Komunduros und dem Oberst Grivas schweben Unterhand⸗ lungen wegen der Uebernahme des Kriegs-Ministe⸗ riums Seitens des Letzteren. .
— 265. November. (W. T. B.). Nach hier vorliegenden Berichten aus Pest wird es für möglich gehalten, daß die Re⸗ gierung in Folge des gestrigen Beschlusses des Budgetaus— schusses der österreichischen Delegation bezüglich der Nach⸗ tragskredite für die Okkupation, die Delegationen vertagt und zur Beschlußfassung über den Berliner Ver⸗ trag den Reichsrath einberuft. Sollte dieser Modus nicht angewendet werden und das Plenum der Delegation den Be⸗ schluß des Budgetausschusses verwerfen, so würden die Abge⸗ ordneten Herbst und Genossen ihre Mandate niederlegen.
Pest, 23. November. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der ungarischen Delegation erklärte Graf Andrassy in Beantwortung der Interpellation über das Durchzugsrecht der russischen Truppen durch die Do brudscha, daß die Dobrudscha im Sinne des Berliner Vertrages rumäni⸗ sches Gebiet sei. Die von Rumänien übernommenen Ver⸗ pflichtungen erstreckten sich daher auch auf die Dobrudscha und andererseits bezögen sich die Bestimmungen über die Räumung Rumäniens ebenfalls auf die Dobrudscha. Die Regierung könne die Umgehung irgend eines Punktes des Berliner Vertrages nicht zugeben und habe auch Grund zu glauben, daß auf keiner anderen Seite eine solche Absicht bestehe. Der österreichische Gesandte in Bukarest habe heute gemeldet, es sei gegründete Hoffnung vorhanden, daß eine Vereinbarung zwischen Ru— mänien uud Rußland zu Stande komme. och habe er
k andererseits eine ert nicht ganz übereinstim⸗
mende Mittheilung erhalten, so daß er gegenwärtig eine be⸗ stimmte Erklärung nicht abgeben könne. — Im Unterhause wandte sich bei der fortgesetzten Adreßdebatte der Minister⸗ präsident Tisza in längerer Rede gegen die Ausführungen der Redner der Opposition und vertheidigte unter großem Beifall der Rechten die bi, äußere Politik der Monarchie.
— 265. November. (W. T. B.) Der Budgetausschuß der österreichischen Delegation hat gestern die Vorlage, betreffend die Nachtragskredite für die Okkupation, berathen. Nach längerer Debatte, an welcher sich auch Graf Andrassy betheiligte, wurde der Antrag des Abg. Herbst: Die Delegation möge mit Rücksicht auf den unvollständigen Nach⸗ weis der verausgabten Summen und in Erwägung, daß die verfassungsmäßige Zustimmung des Reichsrathes zu dem Ber⸗ liner Vertrage, auf Grund . die Verausgabung geschehen, noch nicht ertheilt worden sei, über die Vorlage zur Tages⸗ ordnung übergehen, mit 14 gegen 6 Stimmen angenommen.
Schweiz. Bern, 23. November. (Bund.) Auf Grund der bezüglichen Vorlage der Gott hardbahndirektion hat der Bundesrath Programm und Voranschlag für das 7. Baujahr des großen Tunnels (1. Oktober 1878 bis 30. Sep⸗ tember 1879) festgestellt. Das erstere sieht auf den 30. Sep⸗ tember 1879 als Länge des Richtstollens 14 116,7 m, als Länge des vollendeten Tunnels 9895,09 m, der letztere einen Aufwand von Fr. 12 304 367 vor.
Niederlande. Haag, 21. November. (Lpz. Ztg.) Der König ist von Arolsen gestern Abend in seinem Sommer⸗ palaste Het Loo wieder eingetroffen.
Großbritannien und Irland. London, 23. No⸗ vember. (W. T. B.) Nach einem hier eingegangenen Telegramm des Vizekönigs von Indien, vom 22. d. M., ist die Brigade Roberts gestern in dem Koorumthale vorgerückt, ohne daselbst auf Widerstand zu stoßen. Die Brigade besetzte zwei kleinere Forts, welche be⸗ reits vor dem Eintreffen der englischen Truppen geräumt worden waren. Die Haltung der Bevölkerung ist eine freundliche. — Ein Telegramm aus Lahore, von heute, veröffentlicht den Bericht des Kommandirenden der britischen Truppen Browne, über die Ei nnahme von Alimusjid. Darna wurden 3 Kangnen genommen und viele Gefangene ge⸗ macht, auch eine ah Lastthiere erbeutet; zwei englische Offiziere wurden getödtet, einer verwundet; außerdem sind 30 bis 40 Mann theils todt, theils verwundet. Die Abtheilung Browne's rückt heute in der Richtung nach Khane vor.
— 25. November. (W. T. B.) Nach Meldung der Morgenblätter hat die Regierung Truüppenverstärkungen nach dem Kap abgesendet.
Lahore, 23. November. (W. T. B.) Die englischen
Streitkräfte unter dem General-Major Biddulph find
mit der unter Major Sandemann stehenden Abtheilung bis
in die Nähe von Pishin vorgerückt. — 24. November. (W. T. B.)
afghanischen Heeres abgeschnitten und ihnen Waffen und Ausrüstungsgegenstände abgenommen. h ff
Frankreich. Pgris, 22. November. Das „Journal
; emb Major Cavagnare meldet: die Afridis⸗Truppen hätten 5650 Mann des
durste man hoffen, daß er dem Acker hau Gelegenheit geben würde, sich das tig Geld zu ö, . sei es, um Grund und Boben von den kurzer Frist fälligen und nur allzu oft wucherischen Schulden, die auf ihm lasteten, zu befreien, oder um die von der Wissenschaft oder einer kundigen Praxis als nützlich anerkannten Verbesserungen zu bewerkstelligen. Allein diese Anstalt konnte nach ihren Statuten nur den Grundbesitzern und den ö welche zugleich Grund⸗ besitzer sind, zur Verfügung stehen, so zwar, daß der ge⸗ wöhnliche Landwirth, Pächter oder Meier, der kein anderes Pfand zu bieten hat, als seine persönliche Ehrenhaftigkeit und sein Arbeitsgeräth, bei dem Credit foncier weder die Mittel zur Verbesserung seiner Wirthschaft noch eine dit in schwierigen Zeiten finden konnte. Es blieb also 2 ein Credit agricole zu gründen. In der großen landwirthschaftlichen Enquete von 1868 wurde die dringende Nothwendigkeit, diese Lücke auszufüllen, von allen Sachverständigen betont, und beinahe in jedem Berichte fand man Vorschläge, Wunsche und Anträge in diesem Sinne. Nun bestand allerdings neben dem Credit foncier und unter seinem Schutze eine Art von Bank, welche den Namen Credit agricole führte. Diese Anstalt war aber hald von ihrem eigentlichen Zwecke abgewichen, um sich auf gewagte Spe⸗ kulationen einzulassen, die ihren Ruin herbeiführten. Sie hatte vom Landwirthschaftlichen nur den Namen, und man kann sagen, daß me bis auf den heutigen Tag der Versuch eines solchen Institutes nicht gemacht wor⸗ den ist. Gleichwohl ist es von Wichtigkeit für die In⸗ teresen des Landes, die Darlehne für den Ackerbau zu erleichtern und den Landwirthen, mögen sie nun Grund⸗ besitzer oder nur Pächter sein, die nöthigen Hülfsquellen zu einer rationellen Verbesserung ihrer Wirthschaft an die Hand zu geben. Von dieser Nothwendigkeit durchdrungen, hat der Minister für Ackerbau eine Kommission eingesetzt, welche die Frage des landwirthschaftlichen Kredits nochmals zu prüfen und die geeigneten Mittel aufzusuchen hat, wie der Vortheil der Baarvorschüsse auf den Ackerbau auszudehnen wäre. Diese Kommission besteht aus den Senatoren Léonce de La⸗
vergne, Labiche und Garnier, den Abgeordneten Joigneaux,
Drumel und Antonin Proust, den Gouverneuren der Bank von Frankreich und des Crédit foncier, dem Staatsrath Du⸗ frayer und dem Abtheilungsdirektor im Ministerium für Acker⸗
bau Porlier.
Versailles, 23. November. (W. T. B.) Die De⸗ putirtenkam mer hat in ihrer ,. Sitzung das Budget des Kultus⸗Ministeriums und des landwirthschaftlichen Ministe⸗
riums angenommen.
Spanien. Madrid, 24 November. (W. T. B.) Der Prozeß wegen des Attentats auf den König kommt morgen vor dem hiesigen Appellhofe zur Verhandlung. — Nach Meldungen hiesiger Blätter haben in Saragossa einige Verhaftungen stattgefunden.
Italien. Rom, 23. November. (W. T. B.) Heute wurde hier anläßlich der Errettung des Königs Hum⸗ bert ein Tedeum abgehalten. Ebenso fand in Florenz ein solches statt. — Der „Avvenire“ warnt vor den Nach⸗ richten, die in den . über die Vernehmung des Meuchelmörders umlaufen. — Die Nachricht eines Journals, wonach in Pisa ö. en Internationalisten und Studenten eine blutige Schlägerei stattgefunden haben sollte, ist nach aus Pisa eingegangener Meldung unbegründet.
— 24. November. (W. T. B.) Heute Nachmittag um 3 Uhr verkündeten 100 Kanonenschüsse und das Läuten der Glocken vom Kapitol und vom Monte Citorio die Ankunft des Königs und der Königin. Ihre Majestäten, der Prinz von Neapel und der Herzog von Aosta trafen, von dem Minister Präsidenten Cairoli, mehreren Ministern und den Präsidien des Senats und der Kammer begleitet, auf dem fest⸗ lich geschmückten Bahnhofe ein und wurden zunächst im Bahnhofs⸗ saale von den hier zurückgebliebenen Ministern, den Mitgliedern des Parlaments und dem Sindaco mit der Gemeindejunta begrüßt. Vor dem Bahnhofe hatten sich sämmtliche Civil⸗ und Militärbehörden aufgestellt. Die Vereine, Arbeitergewerke und Gesellschaften, etwa 60 an der sahls hatten mit Fahnen und Musikeorps auf dem Terminiplatze Aufstellung gefunden und die zu der Einzugsfeier besonders eingeladenen Personen auf den für dieselben erbauten Tribünen Platz genommen. Auf dem ganzen Wege vom Bahnhofe bis zum Quirinal bil⸗ deten die Truppen Spalier.
Als der König und die Königin aus dem Bahnhofe heraus⸗ traten, wurden dieselben von der Bevölkerung mit endlosem Jubel begrüßt; die aufgestellten Musikcorps intonirten die Königshymne. Der Königliche Wagen, in welchem sich der König, die Königin, der Prinz von Neapel, der Herzog von Aosta und der Minister⸗Präsident Cairoli befanden, bewegte sich über den Terminiplatz, durch die National- und Quirinal⸗ straße, überall von einer Kopf an Kopf gedrängten Menge umgeben, welche unter Blumenwerfen und Tücherschwenken unablässige und enthusiastische Hochs auf den König und die Königin erschallen ließ. Die Vereine und Ge⸗ sellschaften folgten in geordnetem Zuge dem Königlichen Wagen bis zum Quirinal, wo die übrigen Vertretungen von Körperschaften dem Königspaare hre Huldigungen darbrachten. Nach der Ankunft im Königlichen Palaste erschienen der König und die Königin wiederholt auf dem Balkon, um der die enthusiastischen Kundgebungen unausgesetzt wiederholenden . zu danken. Hierauf fand ein feierlicher . der Mitglieder der Behörden und der Deputationen statt. Die Stadt ist überall reich gi e und beflaggt, in den Straßen herrscht reges Leben. Am Abend wird eine glänzende Be⸗ leuchtung stattsinden, und auf den öffentlichen Plaͤtzen spielt die .
— 24. November, Abends. (W. T. B.) Die Deputir⸗ ö ist auf den 26. d. M. zu einer Sitzung ein⸗
erufen.
Neapel, 23. November. (W. T. B.) Der König und die Königin haben heute dem Tedeum in der Kathedrale beigewohnt.
Griechenland. Athen, 23. November. (W. T. B.) Die Kammer hat heute anläßlich einer unrichtigen Mit⸗ theilung des „Journal des Debats“, nach welcher der frühere
inisterpräsident Trico upis eine feindselige Sprache gegen
rankreich geführt haben sollte, ihrer Entrüstung hierüber
usdruck gegeben und ihren Präsidenten beauftragt, die be⸗ zügliche Mittheilung zu dementiren.
Türkei. Konstantinopel, 23. November. (W. T. B.)
der Pforte bezüglich der Repatriirung der Emigrirten angenommen. .
Numänien. Bukarest, 24. November. ö. T. B.) Die vom Journal „Orient“ gebrachte Mittheilung, daß Rußland mehrere wichtige Oertlichkeiten der Dobrudscha, welche die europäische Kommission für die Regulirung der Grenzen zwischen der Dobrudscha und Bulgarien Rumaͤnien ugesprochen hatte, für Bulgarien behalten wolle und daß die nn deshalb bei den Signatarmächten des Berliner Ver⸗ trages vorstellig geworden sei, wird von dem amtlichen Blatte für vollständig unbegründet erklärt.
Amerika. NewYork, 23. November. (W. T. B.) Der Marguis 1 Lorne ist mit seiner Gemahlin, der rinzessin Luise, heute in . eingetroffen. — er Schatzsekretär Sherman hat gelegentlich einer Un⸗ terredung sich dahin ausgesprochen, daß nach dem 1. Januar 1879 das Papiergeld mit dem gemünzten Gelde al pari erhalten werden solle, und zwar vermittelst der Amortisirung und dadurch, daß das Papiergeld bei der Entrichtung von ie. und für Staatsschulddonds in Zahlung genommen werde.
Aus dem Wolffschen Telegraphen-Bureau.
Wiesbaden, Montag, 25. November. Se. Majestät der Kgiser und König unternahmen gestern eine Spazierfahrt nach Sonnenberg und wohnten Abends der Vorstellung im Hoftheater bis zum Schlusse bei.
Nr. 67 des Amtsblatts der Deutschen Reich s⸗ Post / und Telegraphenverwaltung“ hat folgenden Inhalt: Verfügungen: Vom 14. November 1878: Verwechselung der Orts⸗ namemen Bartenstein in Ostpreußen und Bartenstein in Württem⸗ berg, Oberamt Gerabronn. — Vom 19. November 1878: Abschriften aus den Ueberweisungskarten auf Postagenturen. — Vom 15. No⸗ vember 1878: Abänderung der Anlage 12 Abschnitts V. Abtheilung 5 der Allgemeinen Dienstanweisung für Post und Telegraphie.
Statistische Nachrichten.
Bei der Magdeburger Allgemeinen Versicherungs—⸗ Aktien⸗Gesellschaft — Abtheilung für Un fallversicherung — kamen im Monat Oktober 1878 zur Anzeige: 12 Unfälle, welche den Tod der Betroffenen zur Folge gehabt haben, 7 Unfälle, in Folge deren die Beschädigten noch in Lebensgefahr schweben, 40 Unfälle, welche für die Verletzten voraussichtlich lebenslängliche, theils totale, theils partielle Invalidität zur Folge haben werden, 476 Unfälle mit voraussichtlich nur vorübergehender Erwerbsunfähigkeit; Summa 535 Unfälle.
— Der in Aachen bestehende Verein zur Beförderung der Arbeitsamkeit veröffentlicht die Resultate seiner Wirksam⸗ keit im Jahre 1877. Seine Aktiva betrugen am Schlusse dieses Jahres 50 841 399 S, seine Passiva 47 746 445 4M, so daß sein Vermögen 3 094 g54 M beträgt, wovon 2515 534 M zum Kapital⸗ fonds und 579 420 6 zum Reservefonds gehören. Die Einnahmen des Jahres 1877 beliefen sich an Zinsen z. auf 2 434 761 M, die Ausgaben auf 2 385059 M, so daß sich also ein Ueberschuß von 49722 M ergiebt, welcher mit Zuziehung der früheren Reserve von 529 698 S die vorerwähnte jetzige Reserve von 579 420 M bildet. Die Wirksamkeit des Vereins durch seine verschiedenen Institute lassen die nachfolgenden Angaben näher erkennen:
Der Betrag der bei den Prämienkassen im Jahre 1877 ein⸗ gelegten Ersparnisse war 3 535 006 A gegen 3 893 015 S im Vor⸗ jahre, während die vorgekommenen Rückzahlungen 4360 146 ½ gegen 4555 139 S in 1876 betragen haben. Die Zahl der Sparer bei den Prämienkassen war am Schlusse des Jahres 1877 49 459 mit einem Guthaben von 18 849 667 S. Es hatten 3315 Sparer ein Guthaben bis zu 666, 2777 ein solches über 6 M bis 15 , 2647 ein solches über 15 S bis 30 ½, 3268 ein solches über 30 M bis 60 M, 7632 ein solches über 60 „ bis 150 S, 7578 ein solches über 150 M bis 300 6, 5074 ein solches über 300 A bis 450 M und 17268 ein solches über 450 M Nach Stand und Gewerbe vertheilen sich die Sparer folgendermaßen: Arbeiter in Wollenfabriken 3829, Nadelfabriken 729, Maschinenfabriken 483, Eisenfabriken 1363, sonftigen Fabriken 2014, Bergwerksarbeiter 2197, Eisen bahnarbeiter 653, Näherinnen 4288, Hand⸗ werker ohne Gesellen 4301, nicht selbständige Handwerksarbeiter 5424, Tagelöhner 6587, sonstige Arbeiter 2519, Dienstboten ein⸗ schließlich der Ackersknechte 14 663. — Bei den Sparkassen des Vereins sind im Jahre 1877: 12782 455 .ς neue Einlagen (1876: 13 012 793 M) gemacht worden, während der Betrag der vorgekom⸗ menen Rückzahlungen sich auf 13 449 982 M (1876: 14 108 111 460) belief. Die Zahl der Einleger bei den Sparkassen betrug am Schlusse des Jahres 1877: 23 684 mit einem Gesammtguthaben von 28 512 083 S Von den Einlegern hatten 5519 ein Guthaben bis zu 60 S, 2650 ein solches über 69 bis 150 6, 2408 ein solches über 150 bis 300 M, 3024 ein solches über 300 bis 600 S und 10083 ein solches von mehr als 600 A — Bei der Arbeiter⸗ Pensions⸗-Kasse sind von ihrer Errichtung (Juli 1852) an bis zum Schlusse des Monats Juni d. J. 107 Ein zahler aufgenommen worden, von denen Ende Juni d. J. 389 noch lebten. Der Betrag der Einzahlungen in dieser Zeit belief sich auf 68 716 S, der erworbenen Pensionen auf 14817 , der
ezahlten Pensionen auf 65 653 S — In den vom Vereine unter⸗ . Verwahranstalten betrug die Zahl der Kinder Ende 1877: 1877 gegen 1874 im Vorjahre; die Beiträge des Vereins zu den Kosten ge: Anstalten beliefen sich in 1877 auf 30734 S — Mit Rücksicht auf die günstige finanzielle Lage des Vereins ist übri⸗ gens beschlossen worden: 1) dem Vorstande des Krankenhaus⸗Vereins für Aachen und Burtscheid alljährlich die Zinsen eines Kapitals von 120 007 ÆS½ mit der Bestimmung zu überweisen, daß davon ein Drittel dazu dienen soll, die Kosten der unentgeltlichen Be⸗ handlung der dem Arbeiterstande angehörigen Kranken aus dem Regierungsbezirke Aachen, ohne Unterschied des Alters, Geschlechtes und der Konfession, in der Polyklinik der Anstalt zu decken, mit den übrigen jwei Dritteln aber eine Anzahl Freibetten für die arbeitende Bevölkerung des gedachten Bezirks in dem Luisen⸗-Hospitale zu gründen und 2) zur Errichtung einer Augen⸗ klinik in der Stadt Aachen, welche vorjzugsweise die Bestimmung
bezirks Aachen Kur und Heilung, und soweit dies erforderlich ist, auch Aufnahme und Verpflegung zu gewähren, die Summe von 90 000 M zu bewilligen.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Die uns vorliegenden neuesten zwei Nummern der trefflichen Musterblättersammlung , Gewerbehalle, Organ für den Fort⸗ schritt in allen Zweigen der Kunstindustrie“ , J. Engel⸗ horn), sind besonders reich an geschmackvollen, vorzüglich xylo⸗ raphirten resp. Farbendruck- Tafeln. Namentlich hat die Pariser
eltausstellung mehrere ausgezeichnete Muster geliefert. Da ist zunächst in der 10. Lieferung eine prachtvolle Vase in parischem Porzellan, päte sur pate gemalt von Solon, ausgeführt in der Fabrik von Minton u. Co., Fabrikanten in Stoke upon⸗Trent.
officiel“ schreibt: Als der Erodit foncier gegründet wurde,
Wie verlautet, hat die internationale Kommission den Antrag
Dann folgen dekorative Details vom Ausstellungspalaste auf dem
haben soll, Augenleidenden aus dem Arbeikerstande des Regierungs⸗
ocadero in Paris, entworfen von dessen Architekten Hardy, und 6 sehr originelle, humoristisch 3 und geist voll charakterisirte erf von Meerdãmonen; feryer Pariser Cbenholz · Möbel mit Elfenbein Einlagen und ein sehr hbůubscher Schrein für ein Miniaturbild, im in ge sten Renaissaneestyl, ausgeführt in der Fabrik von A. Bembs n Mainz. Ein schwer übertreffliches Meisterwerk feinsten Geschmacks und Formgefühls und eine wahre Augenweide ift die ungemein graziöse Jardinière in Silber, entworfen von Otto Girard, Architekten in Wien, ausgeführt vom Fabrikanten Czokally daselbst — unstreitig eines der schönsten unter den vielen schönen Blättern, welche die Gewerbehalle bisher gebracht hat. Dem Herausgeber, Architekten Adolf Schill in Stuttgart, muß man für die Mit heilung zweier styl⸗ und phantasievoller Holz⸗ ornamente aut Perugia dankbar sein. Sehr interessant ist auch daz in wohlgelungenem Farbendruck reproduzirte persische Teppichmuster auf der letzten Tafel, welches in der Fabrik von Schütz und Juel in Wurzen (Sachsen) praktisch verwerthet worden ist. ⸗ Das 11. Heft zeigt zuerst einen Majolica⸗Wandbrunnen in schwungvollem Renaissance ˖ Styl, entworfen und modellirk von C. Lacher, Bildhauer in Graz, ausgeführt vom Töpfermeister Franz Wudia daselbst, ferner sehr geschmackvolle Parquetböden von Tasson und Washer in Brüssel (von der . Weltausstellung), einen Ehrendegen französischer, aber mehr prunkvoller und technisch vollendeter als schöner Arbeit. Das prachtvolle Eckstück eines Buch⸗ beschlags in der Königlichen Hof⸗ und Staatsbibliothek zu München, aus dem Jahre 1506, welches Hr. Professor Dr. Stockbauer in Nürnberg mittheilt, ist wohl geeignet, uns hohe Achtung vor der damaligen Goldschmiedekunst einzuflößen. Der Redacteur selbst theilt vier reizende in Holz geschnitzte Ornamente (Anfang des 16. Jahr⸗ hunderts) aus dem Dom in Mainz mit. Auch die gepreßte Leder⸗ tapete aus dem 16. Jahrhundert, welche Hr. Maler G. Gaupp in München in Farbendruck publizirt, ist ein vortreffliches, nachahmens⸗ werthes Musterblatt. . . — Die zweite der, wie bereits kurz mitgetheilt, im Verlage der Königlichen Hof⸗Buchhandlung von Ernst Siegfried Mittler und Sohn hierselbst jüngst erschienenen Regiments ⸗Geschichten, „die Ge⸗ schichte des 3. Hannoverischen, Infanterie⸗Regiments Nr. 79*, welche im Auftrage des Regiments von dem Oberst⸗Lieute⸗ nant H. Schmidt v. Knohelsdorf, verfaßt ist, hatte sich mit einem verhältnißmäßig kurzem Zeitraum zu beschäftigen, denn das Regiment datirt sein Bestehen erst von 5. November 1866. Trotz dieser kurzen Spanne Zeit von 12 Jahren hat auch dieseg junge Regiment eine an Siegen und Ehren reiche Geschichte. Das vorliegende Buch, dessen Inhalt diese Geschichte bildet, schildert dieselbe in drei Ab— schnitten, von denen der zweite Abschnitt, welcher über den Antheil, den das Regiment an dem Kriege von 1870/71 genommen, be⸗ richtet, sachgemäß den bei weitem größten Theil des Buches ein⸗ nimmt. Der erste Abschnitt hat die ersten Friedensjahre, die For⸗ mation und die Erlebnisse in den Garnisonen zum Gegenstande. Der zweite (Haupt) Abschnitt beschäftigt sich mit. dem letzten großen Kriege in folgender chronologischer Entwickelung. Nach der Schilderung der obilmachung und des Ausmarsches, wird soweit das Regiment betheiligt , eine Darstellung der Schlachten bei Vionville⸗Mars la Tour und bei St. Privat⸗Grave⸗ lotte gegeben. Daran reiht sich der Bericht über die Cernirung und die Kapitulation von Metz. Nach der Kapitulation von Metz finden wir das Regiment auf dem Marsche nach der Loire und betheiligt bei folgenden Schlachten und Gefechten gegen die französische Loire Armee bis zu Anfang des Monat Dezember, nämlich den Gefechten bei Ladon und Maiztères am 24. November, bei Lorey 26. Novem⸗ ber, und bei Maizisres am 30 November, und der Schlacht bei Beaune la Rolande 28. November. Vie Ereignisse vom 3. bis 9. Dezember, während welcher Zeit das Regiment in der 39. In⸗ fanterie⸗Brigade bei der 1. Kavallerie⸗Diviston operirte, den Vor⸗ marsch von Orleans bis Vendome und die Ereignisse vom 9. bis 16. Dezember, die Schlacht bei Beaugeney am 10. Dezember, die Ver⸗ folgungsgefechte bei Chateau Serqueu und bei Mer, 11. und 12. Dezember, die He e r. bei Vendome und bei St. Amand am 15, und das zweite Ge⸗ echt bei Vendome am 16. Dezember, sowie die Verfolgung des Feindes is Epuisay am 17., 18. und 19. Dezember schildern die nächsten beiden Kapitel. Das 11. Kapitel dieses Abschnittes beschäftigt sich mit den Ereignissen vom 20. Dezember 1870 bis zum 5. Januar 1871 mit den Gefechten bei Montoire am 27J. Dezember, bei Villiers und Vendösme am 31. Dezember. Dann finden wir weiter im fol⸗ genden Kapitel das Regiment auf dem Vormarsch von Vendome bis Le Mans Theil nehmend an den Ereignissen vom 6. bis 14. Ja⸗ nuar, den Gefechten bei Les Reches 6. Januar, bei Chahaignes Brives und dem Ueberfall von St. Vincent am 9. Januar, und an der Schlacht bei Le Mans am 11. und 12. Januar. Den Inhalt der noch folgenden 6 Kapitel dieses Abschnittes bildet die Thätigkeit des Regiments bei der Verfolgung des Feindes bis Laval; und weiter die ö der Rückkehr nach Le Mantz, der Kantonnements während des Waffenstillstandes; des Rückmarsches bis hinter die Seine; der Veränderung der Diglokationen und Märsche bis zur Rückkehr in die Heimath und schließlich der Bericht über die Rückkehr und die Einzüge in die vaterländischen Garnisonen des Regiments, Pannover und Hildesheim. — Der dritte kurze Abschuitt des zuches berichtet über die Friedengjahre nach dem Feldzuge, über die Jahre von 1871 big 1877. — Fünf Karten und Pläne, nämlich eine Marschkarte des Regiments in Frankreich, eine Uebersichtskarte der Umgegend von Metz, sowie die Pläne zur Schlacht dei Beaune la Rolande, der Umgegend von Vendöme, sowie zum Gefecht bei Montoire erläutern die bedeutendsften Operationen des Regimentes während des Krieges. — Als Titelschmuck ist dem Buche beigegeben ein in Lichtdruck vortrefflich ausgeführtes Bildniß des verstorbenen Kenerals der Infanterie von Voigts Rhetz, des einftigen Chefs des Regiments und kommandirenden Generals des X. Armee ⸗Eorps, der auch im Kriege an der Spitze dieses Corps stand. Der Preis des Buches beträgt 6 M
Gewerbe und Handel.
Nach dem Rechnungsabschluß der Berliner Bock— bra ue rei für das mit dem 30. September abgelaufene Geschäfts⸗ jahr stellt sich der Bruttogewinn auf 341202 „e, der Reingewinn auf 1086 A6. Der Ertrag des Bieres belief sich auf 331 120 6, die Malz abrit᷑ in Aussig a. E. erbrachte 9578 6. Dagegen war die Unterbilanz des Vorjahres mit 3859 . zu decken. Es absorbirten die Steuern, 565 O38 M, die Feuerung 24551 6, die Löhne 57 709 M0, die Foaurage 17 623 , die Reparaturen und Unkosten 41 180 606, Diskont. und Zinsenkonto 59 452 Se,, die fee lune n geit, 37566 M, eine Abschreibung auf zwei⸗ el hafte Außenstände 5270 60 Außerdem wurden ing⸗ gesammt zu Abschreibungen 34 187 , verwendet. — Aus der Bilan; ntnehmen wir, daß das Grundstäckekonto mit 1 O31 954 „ zu Buch steht, das Gebäudekonto mit 1669 712 , das städtische Ausschank⸗ konto mit Jö C60 „, das Depositenkonto mit 73 452 S6, daz Effelten pont mit 65 985 M Der Bestand an Bier beträgt 177 858 A, 3 Hopfen 15 452 6, an Mals 76 215 4 2c, das Kassakonto . a auf 11 963 ½ς½, das Wechselkonto auf 176 M Unter . Passiven figurirt außer dem Aktienkapital von 2455 005 M, n Pyhpothekenschuld von 9öh 60G , ein Kautionskonto von
457 „, das Kontokorrentkonto mit 15 269 6 — Der Ueberschuß von 10886 1 wird auf neue Rechnung vorgetragen. Nach dem Seschäftsbericht der Aktien brauerei Schult hel hat im verflosfenen Geschäftsjahre der um 1425 606 0 8 52 000 ½ mehr als im Vorjahre betragen. bgeschrieben sind ß . . ö 6 . 30 000 0 ĩ ich dadurch au 8 Dividende werden 162 000 , (9o /g) vertheilt. . Dem. Geschäftsbericht der Coburger Bierbrauerei-⸗ / tie nge el lschaft für das mit dem 35. September er. abge⸗ . Hetriebsjahr entnehmen wir Folgendes: Die Produktion er⸗ * hte, die Höhe von 2 56g hi und ergab einen Gewinn von 317 , welcher es zuläßt, die Dividende auf 16 oo festzusetzen.
dem
Der dem Reservefonds statutenmäßig zufließende Betrag von 11013 . wurde mit 2513 „ für Umwandlung und Verbesserung der beiden Maljdarren und mit 999 M zur Vervollständigung des im Jahre 1876 erbauten Eishauses verwendet; der verbleibende Restbetrag von 7500 C6 aber wird zur außerordentlichen Heimzah⸗ lung von Prioritäts⸗Obligationen bei der näͤchsten ordentlichen Aus⸗ loosung statutengemãß . Die Fabrikeinrichtung ist in der Bilanz mit 670 460 MS au geführt; die Vorräthe sind bewerthet mit 118 920 MS; die Außenstaͤnde, von welchen 200 S abgeschrie⸗ ben worden sind, bezifferten sich am 30. September e. auf 7 571 ½; diverse Debitoren waren vorhanden 169 913 A; das Kassakonto be⸗ trug 27 549 M und das Kautionskonto 9500 S6 Das Kapitalkonto beträgt 747 000 M, das Reservelonto 51 429 S6, welchem noch eine Spelalreserve von 157 0227 * zur Seite steht. Die Einnahmen erreichten die Höhe von 586 7659 M, die Ausgaben beliefen sich auf 498441 4, so daß also ein Ueberschuß von 88 317 4 verblieb.
Glasgow, 23. November. (W. T. B.) Die Vorräthe von Roaheisen in den Stores belaufen sich auf 199 500 Tons gegen 166 269 Tons im vorigen Jahre. Zahl derim Betrieb befindlichen Hoch⸗ öfen 858 gegen 89 im vorigen Jahre.
Verkehrs⸗Anstalten.
Trie st, 25. November. (W. T. B) Der Lloyddampfer Aurora“ ist mit der ostindischen Ueberlandpost gestern, Nachts 11 Uhr, aus Alexandrien hier eingetroffen.
New⸗ Jork, 22. November. Das Postdampfschiff Donau“, Kapt. R. Bussius, vom Norddeutschen Lloyd in Bremen, welches am 10. November von Bremen und am 123. November von Southampton abgegangen war, ist heute, 4 Uhr Nachmittags, wohl⸗ behalten hier angekommen.
Rew⸗Orlegns, 22. November. Das Postdampfschiff „ Han—⸗ nover“, Kapt. R. Hoffmann, vom Norddeutschen Lloyd in Bremen, welches am 23. Oktober von Bremen und am 25. Oktober 1 Havre abgegangen war, ist gestern wohlbehalten hier an—Q— gekommen.
Berlin, 25. November 1878.
Morgen Dienstag, den 26, findet eine Königliche Parforcejagd statt. Rendezvous: Mittags 1 Uhr zu Jagdschloß Grunewald.
In dem Verein für die Geschichte Berlins zeigte am Sonnabend Hr. Stadtrath Friedel eine interesfante Zusammen⸗ stellung vor, aus der sich ein Ueberblick über die Entwickelung unserer Heizapparate gewinnen läßt. Aus den betreffenden Erläͤute⸗ rungen des Hrn, Friedel, denen sich die des Hrn. Alfieri an—⸗ schlossen, heben wir Folgendes hervor: Das Klima Deutschlands be⸗ wirkte frühzeitig den Uebergang des Kamins in einen festen Ofen. Zur Herstellung der letzteren brannte man Kacheln, die die Form von quadratisch zusammengedrückten Schmelztiegeln hatten, deren Oeff= nungen nach den Stuben gingen. Es sind solcher Kacheln noch viele vorhanden, die die allmähliche Vervollkommnung der—⸗ selben deutlich verfolgen lassen — bis zur figurreichen, bunt emaillirten Kachel des 15. Jahrhunderts. Vom 16. Jahr⸗ hundert ab werden die Oefen anders konstruirt, es tritt eine zweck⸗ mäßige Verbindung des eisernen und des Kachelofens ein. Auf meist schön gestalteten Füßen ist, zunächst aus eisernen Platten ein Kasten konstruirt, über welchem sich dann, reich verziert und dem jedesmaligen Standpunkte des Kunstgewerbes entsprechend, ein Oberbau von Kacheln erhebt, der ein Ganzes herstellte, vor welchem sich unsere Ofen⸗ maschinen verstecken müssen. Auf die Herstellung der eisernen Platten ward der größte Fleiß verwendet; man findet in ihnen, z. B. in den noch vorhandenen Thurneysen'schen, von denen Hr. Alfieri mehrere entdeckt hat, und deren auch noch im Lagerhause vorhanden sind, vor⸗ treffliche Zeichnungen und Darstellungen aus der biblischen Ge—⸗ schichte c. Später scheinen dieselben besonders in Lüneburg und Braunschweig ange fertigt worden zu sein, obwohl der Große Kurfürst auch hier!wieder Platten machen ließ. Das jüngfte Datum einer alten Platte ist 1706; das Haus Poststraße 12 war besonders ergiebig an derartigen Alterthümern.
An 2. Stelle jeigte Hr. F. Meyer sodann ein seltenes Me⸗ daillon vor, das, in der Königlichen Eisengießerei angefertigt, die Zeiten der französischen Invgsion darstellt. Zuletzt gab Hr. Budezies den Schluß seines Vortrages über die Templer und Johanniter in der Mark.
Frisch in Berlin. Nürn⸗ und Kunsthandlung. Groß⸗
Kurz nachdem diese zweite Lieferung der stattlichen, hochinter⸗ essanten Publikation zur Vrsendung gelangt war, ist der Herausgeber leider unerwartet und plötzlich verstorben. Indessen hat er sich in diesem Werke ein bleibendeg Denkmal gesetzt Als langjähriger Direktor der reichhaltigen und berühmten Waffenfammlung Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Carl, als einer der vorzügkichsten Kenner auf dem Gebiete der Waffenkunde, war kein Anderer geeigneter für das so. verheißungsvoll begonnene Unternehmen. Der kurze kunstgeschichtliche, in seiner Klarheit leicht orientire de und belehrende Kommentar, mit dem er dasselbe begleitete, macht die Publikation zu einer ungemein instruktiven und intereffanten Lektüre, die in der unmittelbarsten Weise durch die meisterhaft ausgeführten, roße, die schönsten Nummern der Sammlung in frappanter Wahr⸗
eit vorführenden, Lichtdruckblätter ergänzt wird.
Die erste Tafel der zweiten Lieferung, die 22., führt zunächst ein Prachtexemplar eines ganzen litten Feldharnischs, Mann und Roß, in gotbischem Styl EG. Hälfte des 16. Jahrhunderts) vor. Der Panzer ist in der charakteristischen Weise diefes Styl lannellirt und an den Rändern gezackt. Die Schuhe und der Helm (hinten) sind mit mächtigen Spitzen versehen, der elegante leichte Pferdepanzer besteht zum Theil aus Kettengeflecht. Originelle Zeug— nisse der erfindungs⸗ und kombinationsreichen, unermüdlich weiter. strebenden Waffen schmiedekunst des 16. Jahrhunderts sind die drei komplizirten, mit Feuerrohren versehenen Schwerter auf dem folgen⸗ den Blatt. Man wird zugestehen müssen, daß das schwierige Problem unter mißlichen Umständen in der geschicktesten Weise gelöst ist. Tafel 24 zeigt eine Armbrust nebst Winde (Maschine zum Spannen) aus dem 16. Jahrhundert, sowie einen Köcher mit Bolzen aus dem 15. Jahrhundert, Tafel 256 5 elegante, reichverzierte Dolche aug dem 16. Jahrhundert. Das nächste Blatt reproduzirt einen prächtigen fogenannten Maxi= miliangharnisch in lichtem Eisen aus dem Anfange des 16. Jahr hunderts, der freilich schon mehr turniermäßig prunkendes als tru iges an sich hat; Tafel 275: 4 Prachtexemplare aus der reichbal igen Sektion der Feuergewehre, lange . und Faustrohre mit Rad⸗ schlössern auß dem 16. resp. 17. Jahrhundert, sämmtlich auf daz reichste verziert. Das eine Feuerrohr kann vermittelst der sinnreichen Vorrichtung eines ablegbaren Kolbens als Schultergewehr oder als Pistol gebraucht werden. Sehr interessant sind die weiteren Blätter, welche z jener originellen Dolche für die linke Hand mit zum Theil reich ornamentirten Handschutzen und auffällig langen Parirstangen (16. und 17. Jahrhundert), fowie 2 Hellebarden und eine Schwein⸗ feder (16. Jahrhundert), mit Feuerrohren verbunden, vorführen.
Eine technisch sehr verdienstvolle Arbeit ist die Rondache (runder Schild) aus dem 16. Jahrhundert, eine in der Zeichnung etwaß erf. aber außerordentlich feine Eisentreibung. Sie zeigt in der Mitte einen Fürsten oder vornehmen Kriegs mann auf sich bäumendem Rosse, vermuthlich einen hohen Standesherrn, der von der Stadt zur Linken nach seiner Burg, die zur Rechten auf hohem Felsen thront, hinauf⸗ zureiten im Begriff scheint, während Hellebardiere das herandrängende
Volk zurückhalten. Die folgenden beiden Tafeln zeigen zierliche spa⸗
nische Rappiere und 2 prachtvoll mit in Eisen geschnittenen Reliefg verzierte Degenknäufe mit s förmig verschlungenenn Handschutz. Die nächste Tafel führt die Seiten- Detaisgs deg prachtvollen eisernen Bolzenkastens, dessen Deckel im ersten Hefte mitgetheilt wurde, vor. Dieselben sind mit Reliefs und tauschirten Ornamenten auf dat Reichste ausgestattet.
Der dann folgende herzförmige eiserne Schild (Mitte des 16. Jahrh.) ist ein Kunstwerk allerersten Ranges. Hier sehen wir, von einem schwungvollen Rahmenwerk, das auf schwarzem Grunde effektvoll in Gold tauschirt ist und dessen Lücken mit Armaturen, Fruchtstücken und Gefangenengestalten ausgefüllt sind, während oben ein Medusenhauyt und unten ein martialisch dreinschauender Teufels kopf den Feind angrinsen — die Darstellung einer Feldschlacht und im LWintergrunde das bewegte Bild des Sturmes auf eine befestigte Stadt. Die getriebene Arbeit ist von bewundernswerther Feinheit.
Die weiteren Abbildungen zeigen 2 Partisanen und eine mit phantastischen Reliefs geschmückte italienische Prunkhellebarde aus dem Ende des 17. Jahrh., 5 Dolche mit gerieften Klingen sowie einen Schild mit schönem Medusenhaupt litalienische Renaissance). Die eleganten Körbe einiger der oben erwähnten spanischen Rappiere werden dann in vergrößertem Maßstabe vorgeführt.
Es folgen dann wieder 4 prachtvolle Radschloßmugketen (17. Jahrh.) mit der wundervollsten eingelegten Arbeit auf Kolben und Schaft und mit reichen Aetzungen auf den Metalltheilen verschwen⸗ derisch bedeckt. Den Beschluß machen drei Dolche, davon der schönste mit einem Bastardmesser versehen, ein anderer mit geschmack⸗ voller Niello⸗Arbeit in Eisen verziert
Im Vietorig⸗ Theater fand am Sonnabend das erste Gastspiel der amerikanischen Neger⸗Gesellschaft der Meffrs. Jarrett und Palmer statt. Die Gesellschaft hatte zum Gegenstande ihrer Darstellung ein Schauspiel: Onkel Tom's Hütte“ gewählt, das ein Amerikaner, Mr. George Rove, aus der bekannt. n, einst viel⸗ gelesenen Erzählung der Mrs. Harriet Beecher Stowe gearbeitet und ein ungenannter Schriftsteller ins Deutsche übertragen hat. Der auf diesem weiten Umwege in ein deutsches Schauspiel metamorpho⸗ sirte Stoff ist nun kein Drama im eigentlichen Sinne des Wortes geworden; es sind eine Reihe lose aneinander ge⸗ fügter Szenen und Bilder, die sich da auf der Bühne abspielen. Im Großen und Ganzen hat sich der amerikanische Bear⸗ beiter an den Inhalt der Originalerzählung gehalten und durch das ausdrucksvolle Spiel der Negergesellschaft bekommt man ein in fri⸗ schen Farben gehaltenes Bild von dem Negerleben auf den Plantagen in den früheren Sklavenstaaten der Verelnigten Staaten. Wenn auch manche von den verschiedenen Produktionen in Musik und Tanz, welche man zu sehen bekommt, einen zu stark exotischen und tropischen Charakter tragen, um europäischem Geschmacke wohlgefällig zu sein, so ist doch vieles recht Charakteristische und Interessante in dem Dargestellten. Vor Allem die a capella Chorgesänge sind nicht allein musterhaft ausgeführt, sondern auch in ihrer eigenartigen Me— lodik von gewinnendem Reiz. Als Solo⸗ uns Koloratursängerin von Talent und Schule zeigte sich durch den Vortrag eines Liedes eine Dame der Gesellschaft. Zu bedeutenderen schauspielerischen Leistun⸗ ben bietet das Stück keine Gelegenheit; unter den von Mitgliedern der gastirenden Gesellschaft gespielten Rollen treten nur vier mehr hervor. Die Titelrolle des Onkel Tom gab Mr. Morton in etwas gebrochenem, aber fließendem Dentsch, mit natürlicher Einfachheit und Herzlichkeit, und die beiden weiblichen Rollen der „Chloe und der ‚Topsy“ wurden von Mrs. Rouse und Miß Marie Bates in origineller drastischer Weise verkörpert. Den lebhaftesten Beifall erwarb sich die kleine Darstellerin der Eya“ Tiny Withe, welche eine nicht gewöhnliche mimische und musikalische i an den Tag legte. Die Kleine wurde wiederholt gerufen. Die Gäste wurden von den heimiichen Mitgliedern des Victoria—⸗ Thegters, wirksam unterstützt. In der Ausstattung bewährte sich das scenische Geschich und der gute Geschmack der Direktion wiederum aufs Glänzendste; einige Dekorationen waren von überraschender Wirkung und fanden bei dem zahlreichen Publikum, das die weiten Räume des Theaters vollständig gefüllt hatte, die beifälligste Aufnahme.
— Am Sonnabend ist der lange erwartete Stern der Krollschen Dpernstagione endlich aufgegangen: Madame Adelina Patti feierte ihr Debüt als Violetta in „La Traviata? im wahren Sinne des Wortes, denn der enthusiastischen Ovationen war während des ganzen Abends kein Ende. Und diese Beifallsbezeugungen wogen um so schwerer als sie von einem augerlesenen Auditorlum gefpendet wurden. Kurz, der Erfolg war ein so großartiger, wie ihn hier seit Ctelka Gerster keine Sängerin gehabt hat, aber auch ein nicht minder berechtigter, denn an phänomenalem Umfange, von den höchsten Lagen bis zu einem altartigen Brustregister hinab, an Glockenreinheit der Intonation, an souveräner Beherrschung aller technischen Schwierig= keiten dürste Adelina Patti von keiner lebenden Sängerin übertroffen werden.
Schon das Trinklied wurde stürmisch da capo verlangt, aber frei⸗ lich von der an derartige Auszeichnungen längst gewöhnten Diva nicht gewährt; noch hinreißender wirkte das Duett mit Alfredo und der wundervolle, lang ausgehaltene Triller, mit dem sie am Schluß des ersten Akts die Scene verließ. Von geradezu entzückender Schönheit war das hingehauchte Pianissimo in dem Duett mit Giorgio im zweiten Akt. Hier und in den weiterhin folgenden bewegten Auf⸗ tritten trat ferner eine bei Vertreterinnen des bel eanto nicht gewöhnliche dramatische Accentuirung des Spiels leuchtend hervor, die in der sehr realistischen Sterbescene ihren Kumulationspunkt fand. Alles Gesangliche ö. das sich Madame Patti selbst 10h mit den außerordentlichsten Schwierigkeiten an brillanten Fiori-= turen, Cadenzen und Arabesken ausgestattet hat, bewäl⸗ tigte sie mit einer bewunderungswürdigen Meisterschaft, welche die häufig mitten in den 6 hineinstürmenden begeisterten Bei⸗ fallsbezeugungen wohl entschuldbar erscheinen ließ. Neben der Ge⸗ feierten fand ihr Gatte, Signor Nicolini (Alfredo), namentlich in den Duetts mit Violetta, die auggiebigste Anerkennung. Der Letztere, ein Tenorist von schönen und . aber leider durch ein un⸗ mäßiges Tremolo verbildeten Stimmmitteln, detonirte zu Anfang recht unangenehm, wirkte aber durch den im Gegensatz zu anderen italienischen Tenoren männlich imponirenden dramatischen Charakter seines Organs wie seiner Erscheinung sehr sympathisch. Weshalb der Sänger aber gerade ein Kostüm nach holländischer Mode aus der Zeit des 17. Jahrhunderts gewählt hatte, während alle übrigen männlichen Mitspielenden, mit Ausnahme Giorgio's, der ihm zu Gefallen ein ähnliches trug, ohnehin unrichtiger Weise das eigentlich doch ganz moderne Stück im Roccoccokostüm spielten, ist unerfindlich.
Von den unt schon bekannten Mitgliedern der Krollschen Oper verdiente namentlich der treffliche Baritonist Signor Michele Medica als Giorgio Germont die ihm zu Theil gewordene Anerkennung in vollem Maße. ⸗ (
Die Vorstellung ging, von den Leistungen des Chors abgesehen, sehr (. von Statten.
m Schluß des unvergeßlichen Abends erreichte der Enthustasmus in einem Tusch für die Saͤngerin seinen Gipfel. Immer und immer wieder wurde sie und ihr Gatte hervorgerufen, schließlich aber auch Hrn. Direttor Bials und des verdien stvollen Kapellmeisters Signor Bimhboni gedacht, die an der Seite der Gefeierten erschienen, um den 2 des Publikums für den ihm bereiteten Kunstgenuß entgegen zunehmen.
Se. Königliche Hoheit der Prinz Carl wohnte der Vorstellung bis zum Schlusse bei.
Morgen, Dienstag, findet das zweite Gastspiel der Madame Adelina Patti und des Sigr. Nicolini statt, und zwar in Tucia di Lammermoor.“
Böttcher's inst ruktive Sor Sen im Konzertsaale des Königlichen Schauspielhauses bieten in dieser Woche die letztmaligen Vorführungen der CGyklen: Die romantische Schweiz und der
astronomischen Exkurston: Der Mond, seine Natur und Oberfläche.